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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 3. Rudolstadt, 13. Oktober 1846.

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Jntelligenzblatt zur Auswanderungs = Zeitung.


Jnsertionsgebühr 4 1 / 2 Xr. pr. Zeile oder Raum aus Petitschrift. Alle hierher gehörigen Zusendungen werden franko erbeten.



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Privat = Anzeigen.
[ 1 ]
Aufruf zu einem gemeinschaftlichen Plane.

Ein ordinirter Candidat der Theologie reformirter Confession
und gegenwärtig Student der Medicin an einer deutschen Universität,
28 Jahre alt, ledigen Standes und Besitzer eines Capitals von einigen
tausend Gulden, hegt den Wunsch, für das Frühjahr 1847 eine Ge-
sellschaft deutscher Auswanderer, zur Gründung einer selbstständigen
deutschen Niederlassung in Amerika, zusammen zu bringen. Da unter
Denen, welche im nächsten Jahre ohnehin nach Amerika auswandern
werden, gewiß eine Anzahl von Solchen, die zu diesem Unternehmen
tüchtig und bereit wären, befindlich ist, dieselben aber gegenwärtig
wohl in vielen Gegenden Deutschlands zerstreut wohnen, so glaubt
der oben Bezeichnete nichts Besseres thun zu können, als durch eine
öffentliche Anzeige in dieser Zeitung sie zur Theilnahme an seinem
Vorhaben freundlichst einzuladen. Jn Anbetracht, daß ein solches
Unternehmen von Anfang an nur durch ein thätiges Zusammenwirken
aller Theilnehmer gelingen kann, mögen sich dieselben die Mühe neh-
men, in frankirten Briefen unter der Chiffer: C. K. Erlangen,
ihre Bereitwilligkeit schriftlich zu erkennen zu geben, und zugleich da-
mit ihren Charakter, die verschiedenen Arbeiten, denen sie gewachsen
sind, und ihr Capital namhaft zu machen, damit darnach eine Liste
angefertigt werden kann. Oekonomen und gebildete Handwerker möchten
auch bei geringem Capital die vor der Hand nothwendigsten Personen
zu diesem Unternehmen sein, zu dessen Vollständigkeit jedoch ein ge-
prüfter Schüllehrer, Arzt, Pharmaceut, Chirurg, sowie ein tüchtiger
Jurist, Forstmann und Jngenieur nicht fehlen darf. Sobald als die
erforderliche Anzahl von Theilnehmern sich gemeldet haben wird,
wird das Resultat der Liste bekannt gemacht werden. Bis dahin
verspart der Verfasser dieser Anzeige, über die Zeit der Abreise und
den Ort der Zusammenkunft bestimmtere Vorschläge zu machen.

[ 2 ] Der naturforschende Verein in Texas
wird seine Ueberfahrt von Antwerpen nach Galveston zwischen dem
20. und 25. October auf einem eigens gemietheten Schiffe bewerkstelli-
gen. Auf demselben sind noch einige Plätze für Auswanderer zu bil-
ligst gestellten Preisen frei. Näheres bei Hrn. A. Altstaedten in
Antwerpen, zu erfragen bei Hrn. Krug, Gastwirth zum wilden Mann,
Kaesstraße, Nr. 552, sowie bei dem Hauptbevollmächtigten des Ver-
eins zum Schutze deutscher Einwanderer in Teras, Hrn. Referendar
S. Schultz in Bonn, Wilhelmstraße Nr. 13.

[ 3 ]
Erklärung schwäbischer Einwanderer
in Siebenbürgen.

Um bei den widersprechenden, nicht selten gehässigen Berichten,
welche verschiedene Zeitungen aus Parteisucht zu verbreiten suchen,
und dadurch nicht nur die Ehre redlicher Männer gefährden, sondern
auch unsere Rückgebliebenen beunruhigen, die zur Nachfolge Entschlosse-
nen aber irre machen -- unser Befinden in unserm neuen Vaterlande
zur Kenntniß aller Welt zu bringen, beeilen wir unterfertigte nach
Siebenbürgen eingewanderte Würtemberger uns, folgendes treue Be-
kenntniß der reinsten Wahrheit zu veröffentlichen.

Man machte uns zwar vor dem Ziele unsrer Wanderung unter-
wegs so bange, daß 4 unserer Genossen, dadurch abgeschreckt, nach
der alten Heimath zurückkehrten. Doch wie ganz anders wurde uns
zu Muthe, als wir, nach glücklicher Durchwanderung der ungarischen
Comitatsortschaften, auf königl. freiem Sachsenboden das erste Dorf
im Bistritzer District, größtentheils aus reinlichen, geräumigen, mit
Ziegeln gedeckten Steinhäusern erbaut, erreichten, die schönsten Wei-
[Spaltenumbruch] zensaaten auf wohlbearbeitetem Boden uns anlachten, und andere Feld-
abtheilungen emsig zu Hafer und Mais vorbereitet wurden. Wie hob
sich unser Herz, als wir in dem zweiten Dorfe, eine kleine halbe
Stunde von Bistritz, nebst den schönsten Fruchtfeldern ein unüberseh-
bares Weingebirge fanden, auf welchem einer der besten Weine des
Landes, an Güte dem besten Rheinweine nicht nachstehend, gedeihen
soll. Wie dankten wir Gott, als wir in Bistritz selbst eine Aufnahme
fanden, die wir uns mit der lebhaftesten Phantasie vorher nie hatten
träumen lassen. Gastfrei und liebreich kam uns Alles entgegen; nicht
als Fremden, sondern als längst ersehnten Brüdern, die aus der
Fremde wiederkehren, bot man uns hilfreich die Hand; wen wir an-
redeten, der antwortete uns in reiner hochdeutscher Schriftsprache,
obwohl die gewöhnliche Umgangssprache unter den hiesigen Sachsen
eine Art Plattdeutsch ist. Brod und Lebensmittel fanden wir die
Fülle, und kaum 1 / 3 so theuer, als in Schwaben, obgleich man be-
hauptete, daß die Preise der Früchte wegen vorjährigen Mißwachses
um die Hälfte gestiegen, und das Pfund Rindfleisch von 3 auf 5 Xr.
C. M. nur deßwegen erhöht worden, weil in den Donaufürstenthümern
die Löserdürre wüthe, weßwegen kein Schlachtvieh aus denselben ein-
gehe, und Wien, bei seinem unglaublichen Verbrauch, allen Bedarf
aus Siebenbürgen und Ungarn beziehe. Wohnungen und Grundstücke
zum Bebauen, wie wir sie nur wünschen können, sind uns unter den
billigsten Bedingungen überlassen worden, und wer mit Geld versehen
hier einwandert, kann sich hier leicht ankaufen, einbürgern, und wird
als Deutscher in staatsbürgerlicher Hinsicht den Sachsen zugezählt,
alle denselben laut Verfassung zustehenden Rechte und Freiheiten mit-
genießend. Zweckmäßige Volksschulen für Knaben und Mädchen, worin
durchaus deutsch unterrichtet wird, und schöne evangelische Kirchen
mit ausgezeichneten Pfarrern sind in jedem sächsischen Dorfe. Jn
Bistritz selbst besuchen unsere Kinder das wohleingerichtete Gymnasium.

Und so müssen wir bekennen, daß wir in Siebenbürgen kein
Sibirien, sondern in Bistritz mehr als eine zweite Heimath gefunden
haben, und unsere Erwartungen weit übertroffen sehen durch gefälliges
Zuvorkommen unserer neuen Mitbürger, durch Mittel und Verhältnisse
zu unserer Beglückung, durch geregelte Einrichtung, Sicherheit und
Rechtspflege unter dem Schutze der wahrhaft väterlichen kaiserlich
österreichischen Regierung nach weisen Nation = und Landesgesetzen:
durch Unterricht in Kirchen und Schulen; vor allem aber durch herz
liche Theilnahme am Wohl und Wehe der Unsrigen, wie es die men-
schenfreundliche Unterstützung der Wittwe und sechs Waisen des gleich
am zweiten Tage nach seiner Ankunft allhier verstorbenen N. beweist,
die in Zeit von einer Woche an milden Gaben 76 Fl. C. M. erhielt.

Diese unsere Erklärung wünschen wir durch alle Zeitungen ver-
breitet zu sehen, zur Steuer der Wahrheit und zur Vernichtung aller
böswilligen Gerüchte und boshaften Ausfälle gegen den redlichsten Mann,
Hrn. Pfarrer Dr. Roth in Niemesch, der uns, einem guten Engel
gleich, durch seinen Agenten, Hrn. Candidaten Peter Wolf in Tübin-
gen, den Weg nach Siebenbürgen und insbesondere hierher gewiesen hat.

Bistritz, den 7. Juni 1846. Eigenhändig unterschrieben von

Zimmermeister Georg Gutbrod, gebürtig von Jttenburg.

   Jacob Friedrich Weinmar,   ) geb. von Oferdingen.
   Küfer Georg Raiser,     ) geb. von Oferdingen.
   Weber Johann Georg Raiser,     ) geb. von Oferdingen.

Wagner Jacob Mößner, geb. von Hohenklingen.

Weber Michael Bader, geb. von Oberhausen.

    Wittwe Anna Maria Haugen,     ) geb. von Mähringen.
    Johann Georg Grauer,     ) geb. von Mähringen.
    Johann Georg Dinglen,     ) geb. von Mähringen.

[Ende Spaltensatz]

Diese Zeitung erscheint, wöchentlich einen halben bis einen Bogen stark, im Verlage der Hofbuchdruckerei in Rudolstadt.

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Jnsertionsgebühr 4 1 / 2 Xr. pr. Zeile oder Raum aus Petitschrift. Alle hierher gehörigen Zusendungen werden franko erbeten.



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Ein ordinirter Candidat der Theologie reformirter Confession
und gegenwärtig Student der Medicin an einer deutschen Universität,
28 Jahre alt, ledigen Standes und Besitzer eines Capitals von einigen
tausend Gulden, hegt den Wunsch, für das Frühjahr 1847 eine Ge-
sellschaft deutscher Auswanderer, zur Gründung einer selbstständigen
deutschen Niederlassung in Amerika, zusammen zu bringen. Da unter
Denen, welche im nächsten Jahre ohnehin nach Amerika auswandern
werden, gewiß eine Anzahl von Solchen, die zu diesem Unternehmen
tüchtig und bereit wären, befindlich ist, dieselben aber gegenwärtig
wohl in vielen Gegenden Deutschlands zerstreut wohnen, so glaubt
der oben Bezeichnete nichts Besseres thun zu können, als durch eine
öffentliche Anzeige in dieser Zeitung sie zur Theilnahme an seinem
Vorhaben freundlichst einzuladen. Jn Anbetracht, daß ein solches
Unternehmen von Anfang an nur durch ein thätiges Zusammenwirken
aller Theilnehmer gelingen kann, mögen sich dieselben die Mühe neh-
men, in frankirten Briefen unter der Chiffer: C. K. Erlangen,
ihre Bereitwilligkeit schriftlich zu erkennen zu geben, und zugleich da-
mit ihren Charakter, die verschiedenen Arbeiten, denen sie gewachsen
sind, und ihr Capital namhaft zu machen, damit darnach eine Liste
angefertigt werden kann. Oekonomen und gebildete Handwerker möchten
auch bei geringem Capital die vor der Hand nothwendigsten Personen
zu diesem Unternehmen sein, zu dessen Vollständigkeit jedoch ein ge-
prüfter Schüllehrer, Arzt, Pharmaceut, Chirurg, sowie ein tüchtiger
Jurist, Forstmann und Jngenieur nicht fehlen darf. Sobald als die
erforderliche Anzahl von Theilnehmern sich gemeldet haben wird,
wird das Resultat der Liste bekannt gemacht werden. Bis dahin
verspart der Verfasser dieser Anzeige, über die Zeit der Abreise und
den Ort der Zusammenkunft bestimmtere Vorschläge zu machen.

[ 2 ] Der naturforschende Verein in Texas
wird seine Ueberfahrt von Antwerpen nach Galveston zwischen dem
20. und 25. October auf einem eigens gemietheten Schiffe bewerkstelli-
gen. Auf demselben sind noch einige Plätze für Auswanderer zu bil-
ligst gestellten Preisen frei. Näheres bei Hrn. A. Altstaedten in
Antwerpen, zu erfragen bei Hrn. Krug, Gastwirth zum wilden Mann,
Kaesstraße, Nr. 552, sowie bei dem Hauptbevollmächtigten des Ver-
eins zum Schutze deutscher Einwanderer in Teras, Hrn. Referendar
S. Schultz in Bonn, Wilhelmstraße Nr. 13.

[ 3 ]
Erklärung schwäbischer Einwanderer
in Siebenbürgen.

Um bei den widersprechenden, nicht selten gehässigen Berichten,
welche verschiedene Zeitungen aus Parteisucht zu verbreiten suchen,
und dadurch nicht nur die Ehre redlicher Männer gefährden, sondern
auch unsere Rückgebliebenen beunruhigen, die zur Nachfolge Entschlosse-
nen aber irre machen -- unser Befinden in unserm neuen Vaterlande
zur Kenntniß aller Welt zu bringen, beeilen wir unterfertigte nach
Siebenbürgen eingewanderte Würtemberger uns, folgendes treue Be-
kenntniß der reinsten Wahrheit zu veröffentlichen.

Man machte uns zwar vor dem Ziele unsrer Wanderung unter-
wegs so bange, daß 4 unserer Genossen, dadurch abgeschreckt, nach
der alten Heimath zurückkehrten. Doch wie ganz anders wurde uns
zu Muthe, als wir, nach glücklicher Durchwanderung der ungarischen
Comitatsortschaften, auf königl. freiem Sachsenboden das erste Dorf
im Bistritzer District, größtentheils aus reinlichen, geräumigen, mit
Ziegeln gedeckten Steinhäusern erbaut, erreichten, die schönsten Wei-
[Spaltenumbruch] zensaaten auf wohlbearbeitetem Boden uns anlachten, und andere Feld-
abtheilungen emsig zu Hafer und Mais vorbereitet wurden. Wie hob
sich unser Herz, als wir in dem zweiten Dorfe, eine kleine halbe
Stunde von Bistritz, nebst den schönsten Fruchtfeldern ein unüberseh-
bares Weingebirge fanden, auf welchem einer der besten Weine des
Landes, an Güte dem besten Rheinweine nicht nachstehend, gedeihen
soll. Wie dankten wir Gott, als wir in Bistritz selbst eine Aufnahme
fanden, die wir uns mit der lebhaftesten Phantasie vorher nie hatten
träumen lassen. Gastfrei und liebreich kam uns Alles entgegen; nicht
als Fremden, sondern als längst ersehnten Brüdern, die aus der
Fremde wiederkehren, bot man uns hilfreich die Hand; wen wir an-
redeten, der antwortete uns in reiner hochdeutscher Schriftsprache,
obwohl die gewöhnliche Umgangssprache unter den hiesigen Sachsen
eine Art Plattdeutsch ist. Brod und Lebensmittel fanden wir die
Fülle, und kaum 1 / 3 so theuer, als in Schwaben, obgleich man be-
hauptete, daß die Preise der Früchte wegen vorjährigen Mißwachses
um die Hälfte gestiegen, und das Pfund Rindfleisch von 3 auf 5 Xr.
C. M. nur deßwegen erhöht worden, weil in den Donaufürstenthümern
die Löserdürre wüthe, weßwegen kein Schlachtvieh aus denselben ein-
gehe, und Wien, bei seinem unglaublichen Verbrauch, allen Bedarf
aus Siebenbürgen und Ungarn beziehe. Wohnungen und Grundstücke
zum Bebauen, wie wir sie nur wünschen können, sind uns unter den
billigsten Bedingungen überlassen worden, und wer mit Geld versehen
hier einwandert, kann sich hier leicht ankaufen, einbürgern, und wird
als Deutscher in staatsbürgerlicher Hinsicht den Sachsen zugezählt,
alle denselben laut Verfassung zustehenden Rechte und Freiheiten mit-
genießend. Zweckmäßige Volksschulen für Knaben und Mädchen, worin
durchaus deutsch unterrichtet wird, und schöne evangelische Kirchen
mit ausgezeichneten Pfarrern sind in jedem sächsischen Dorfe. Jn
Bistritz selbst besuchen unsere Kinder das wohleingerichtete Gymnasium.

Und so müssen wir bekennen, daß wir in Siebenbürgen kein
Sibirien, sondern in Bistritz mehr als eine zweite Heimath gefunden
haben, und unsere Erwartungen weit übertroffen sehen durch gefälliges
Zuvorkommen unserer neuen Mitbürger, durch Mittel und Verhältnisse
zu unserer Beglückung, durch geregelte Einrichtung, Sicherheit und
Rechtspflege unter dem Schutze der wahrhaft väterlichen kaiserlich
österreichischen Regierung nach weisen Nation = und Landesgesetzen:
durch Unterricht in Kirchen und Schulen; vor allem aber durch herz
liche Theilnahme am Wohl und Wehe der Unsrigen, wie es die men-
schenfreundliche Unterstützung der Wittwe und sechs Waisen des gleich
am zweiten Tage nach seiner Ankunft allhier verstorbenen N. beweist,
die in Zeit von einer Woche an milden Gaben 76 Fl. C. M. erhielt.

Diese unsere Erklärung wünschen wir durch alle Zeitungen ver-
breitet zu sehen, zur Steuer der Wahrheit und zur Vernichtung aller
böswilligen Gerüchte und boshaften Ausfälle gegen den redlichsten Mann,
Hrn. Pfarrer Dr. Roth in Niemesch, der uns, einem guten Engel
gleich, durch seinen Agenten, Hrn. Candidaten Peter Wolf in Tübin-
gen, den Weg nach Siebenbürgen und insbesondere hierher gewiesen hat.

Bistritz, den 7. Juni 1846. Eigenhändig unterschrieben von

Zimmermeister Georg Gutbrod, gebürtig von Jttenburg.

   Jacob Friedrich Weinmar,   ) geb. von Oferdingen.
   Küfer Georg Raiser,     ) geb. von Oferdingen.
   Weber Johann Georg Raiser,     ) geb. von Oferdingen.

Wagner Jacob Mößner, geb. von Hohenklingen.

Weber Michael Bader, geb. von Oberhausen.

    Wittwe Anna Maria Haugen,     ) geb. von Mähringen.
    Johann Georg Grauer,     ) geb. von Mähringen.
    Johann Georg Dinglen,     ) geb. von Mähringen.

[Ende Spaltensatz]

Diese Zeitung erscheint, wöchentlich einen halben bis einen Bogen stark, im Verlage der Hofbuchdruckerei in Rudolstadt.

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[0008] Jntelligenzblatt zur Auswanderungs = Zeitung. Jnsertionsgebühr 4 1 / 2 Xr. pr. Zeile oder Raum aus Petitschrift. Alle hierher gehörigen Zusendungen werden franko erbeten. Privat = Anzeigen. [ 1 ] Aufruf zu einem gemeinschaftlichen Plane. Ein ordinirter Candidat der Theologie reformirter Confession und gegenwärtig Student der Medicin an einer deutschen Universität, 28 Jahre alt, ledigen Standes und Besitzer eines Capitals von einigen tausend Gulden, hegt den Wunsch, für das Frühjahr 1847 eine Ge- sellschaft deutscher Auswanderer, zur Gründung einer selbstständigen deutschen Niederlassung in Amerika, zusammen zu bringen. Da unter Denen, welche im nächsten Jahre ohnehin nach Amerika auswandern werden, gewiß eine Anzahl von Solchen, die zu diesem Unternehmen tüchtig und bereit wären, befindlich ist, dieselben aber gegenwärtig wohl in vielen Gegenden Deutschlands zerstreut wohnen, so glaubt der oben Bezeichnete nichts Besseres thun zu können, als durch eine öffentliche Anzeige in dieser Zeitung sie zur Theilnahme an seinem Vorhaben freundlichst einzuladen. Jn Anbetracht, daß ein solches Unternehmen von Anfang an nur durch ein thätiges Zusammenwirken aller Theilnehmer gelingen kann, mögen sich dieselben die Mühe neh- men, in frankirten Briefen unter der Chiffer: C. K. Erlangen, ihre Bereitwilligkeit schriftlich zu erkennen zu geben, und zugleich da- mit ihren Charakter, die verschiedenen Arbeiten, denen sie gewachsen sind, und ihr Capital namhaft zu machen, damit darnach eine Liste angefertigt werden kann. Oekonomen und gebildete Handwerker möchten auch bei geringem Capital die vor der Hand nothwendigsten Personen zu diesem Unternehmen sein, zu dessen Vollständigkeit jedoch ein ge- prüfter Schüllehrer, Arzt, Pharmaceut, Chirurg, sowie ein tüchtiger Jurist, Forstmann und Jngenieur nicht fehlen darf. Sobald als die erforderliche Anzahl von Theilnehmern sich gemeldet haben wird, wird das Resultat der Liste bekannt gemacht werden. Bis dahin verspart der Verfasser dieser Anzeige, über die Zeit der Abreise und den Ort der Zusammenkunft bestimmtere Vorschläge zu machen. [ 2 ] Der naturforschende Verein in Texas wird seine Ueberfahrt von Antwerpen nach Galveston zwischen dem 20. und 25. October auf einem eigens gemietheten Schiffe bewerkstelli- gen. Auf demselben sind noch einige Plätze für Auswanderer zu bil- ligst gestellten Preisen frei. Näheres bei Hrn. A. Altstaedten in Antwerpen, zu erfragen bei Hrn. Krug, Gastwirth zum wilden Mann, Kaesstraße, Nr. 552, sowie bei dem Hauptbevollmächtigten des Ver- eins zum Schutze deutscher Einwanderer in Teras, Hrn. Referendar S. Schultz in Bonn, Wilhelmstraße Nr. 13. [ 3 ] Erklärung schwäbischer Einwanderer in Siebenbürgen. Um bei den widersprechenden, nicht selten gehässigen Berichten, welche verschiedene Zeitungen aus Parteisucht zu verbreiten suchen, und dadurch nicht nur die Ehre redlicher Männer gefährden, sondern auch unsere Rückgebliebenen beunruhigen, die zur Nachfolge Entschlosse- nen aber irre machen -- unser Befinden in unserm neuen Vaterlande zur Kenntniß aller Welt zu bringen, beeilen wir unterfertigte nach Siebenbürgen eingewanderte Würtemberger uns, folgendes treue Be- kenntniß der reinsten Wahrheit zu veröffentlichen. Man machte uns zwar vor dem Ziele unsrer Wanderung unter- wegs so bange, daß 4 unserer Genossen, dadurch abgeschreckt, nach der alten Heimath zurückkehrten. Doch wie ganz anders wurde uns zu Muthe, als wir, nach glücklicher Durchwanderung der ungarischen Comitatsortschaften, auf königl. freiem Sachsenboden das erste Dorf im Bistritzer District, größtentheils aus reinlichen, geräumigen, mit Ziegeln gedeckten Steinhäusern erbaut, erreichten, die schönsten Wei- zensaaten auf wohlbearbeitetem Boden uns anlachten, und andere Feld- abtheilungen emsig zu Hafer und Mais vorbereitet wurden. Wie hob sich unser Herz, als wir in dem zweiten Dorfe, eine kleine halbe Stunde von Bistritz, nebst den schönsten Fruchtfeldern ein unüberseh- bares Weingebirge fanden, auf welchem einer der besten Weine des Landes, an Güte dem besten Rheinweine nicht nachstehend, gedeihen soll. Wie dankten wir Gott, als wir in Bistritz selbst eine Aufnahme fanden, die wir uns mit der lebhaftesten Phantasie vorher nie hatten träumen lassen. Gastfrei und liebreich kam uns Alles entgegen; nicht als Fremden, sondern als längst ersehnten Brüdern, die aus der Fremde wiederkehren, bot man uns hilfreich die Hand; wen wir an- redeten, der antwortete uns in reiner hochdeutscher Schriftsprache, obwohl die gewöhnliche Umgangssprache unter den hiesigen Sachsen eine Art Plattdeutsch ist. Brod und Lebensmittel fanden wir die Fülle, und kaum 1 / 3 so theuer, als in Schwaben, obgleich man be- hauptete, daß die Preise der Früchte wegen vorjährigen Mißwachses um die Hälfte gestiegen, und das Pfund Rindfleisch von 3 auf 5 Xr. C. M. nur deßwegen erhöht worden, weil in den Donaufürstenthümern die Löserdürre wüthe, weßwegen kein Schlachtvieh aus denselben ein- gehe, und Wien, bei seinem unglaublichen Verbrauch, allen Bedarf aus Siebenbürgen und Ungarn beziehe. Wohnungen und Grundstücke zum Bebauen, wie wir sie nur wünschen können, sind uns unter den billigsten Bedingungen überlassen worden, und wer mit Geld versehen hier einwandert, kann sich hier leicht ankaufen, einbürgern, und wird als Deutscher in staatsbürgerlicher Hinsicht den Sachsen zugezählt, alle denselben laut Verfassung zustehenden Rechte und Freiheiten mit- genießend. Zweckmäßige Volksschulen für Knaben und Mädchen, worin durchaus deutsch unterrichtet wird, und schöne evangelische Kirchen mit ausgezeichneten Pfarrern sind in jedem sächsischen Dorfe. Jn Bistritz selbst besuchen unsere Kinder das wohleingerichtete Gymnasium. Und so müssen wir bekennen, daß wir in Siebenbürgen kein Sibirien, sondern in Bistritz mehr als eine zweite Heimath gefunden haben, und unsere Erwartungen weit übertroffen sehen durch gefälliges Zuvorkommen unserer neuen Mitbürger, durch Mittel und Verhältnisse zu unserer Beglückung, durch geregelte Einrichtung, Sicherheit und Rechtspflege unter dem Schutze der wahrhaft väterlichen kaiserlich österreichischen Regierung nach weisen Nation = und Landesgesetzen: durch Unterricht in Kirchen und Schulen; vor allem aber durch herz liche Theilnahme am Wohl und Wehe der Unsrigen, wie es die men- schenfreundliche Unterstützung der Wittwe und sechs Waisen des gleich am zweiten Tage nach seiner Ankunft allhier verstorbenen N. beweist, die in Zeit von einer Woche an milden Gaben 76 Fl. C. M. erhielt. Diese unsere Erklärung wünschen wir durch alle Zeitungen ver- breitet zu sehen, zur Steuer der Wahrheit und zur Vernichtung aller böswilligen Gerüchte und boshaften Ausfälle gegen den redlichsten Mann, Hrn. Pfarrer Dr. Roth in Niemesch, der uns, einem guten Engel gleich, durch seinen Agenten, Hrn. Candidaten Peter Wolf in Tübin- gen, den Weg nach Siebenbürgen und insbesondere hierher gewiesen hat. Bistritz, den 7. Juni 1846. Eigenhändig unterschrieben von Zimmermeister Georg Gutbrod, gebürtig von Jttenburg. Jacob Friedrich Weinmar, ) geb. von Oferdingen. Küfer Georg Raiser, ) geb. von Oferdingen. Weber Johann Georg Raiser, ) geb. von Oferdingen. Wagner Jacob Mößner, geb. von Hohenklingen. Weber Michael Bader, geb. von Oberhausen. Wittwe Anna Maria Haugen, ) geb. von Mähringen. Johann Georg Grauer, ) geb. von Mähringen. Johann Georg Dinglen, ) geb. von Mähringen. Diese Zeitung erscheint, wöchentlich einen halben bis einen Bogen stark, im Verlage der Hofbuchdruckerei in Rudolstadt.

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 3. Rudolstadt, 13. Oktober 1846, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer03_1846/8>, abgerufen am 29.03.2024.