Allgemeine Zeitung. Nr. 79. Augsburg (Bayern), 20. März 1871.[Spaltenumbruch]
eines schweren Feldzuges, während dessen euer Muth immer auf der Höhe Paris, 16 März, Abends 10 Uhr. Das Centralcomit e der Natio- Paris, 17 März. Die Deutschenhetze dauert fort. Zwei von der St. Petersburg, 17 März. Der gestern an der Cholera erkrankte St. Petersburg, 17 März. Der "Russische Jnvalide" veröffent- New=York, 15 März. Die Washingtoner Berichterstatter meh- Verschiedenes. München. Einen erfreulichen Beweis der Anerkennung welche die sym5 München, 18 März. Das Schwurgericht für Oberbayern Augsburg. Vom 7 bis 13 März kamen im Verwaltungsbezirk der Nurnberg, 5 März. Das hiesige Germanische Museum hat folgende Jndustrie, Handel und Verkehr. München, 18 März. Schranne. Neue Zufuhr 8817 Sch.; Gesammt- Berlin, 17 März. Die Haltung der Börse war wenig verändert, die Frankfurt a. M., 18 März. Württ. 5proc. Obl. 100 P.;4 1 / 2 proc. Wechselverkehr. Das Oberhandelsgericht in Leipzig hat ein den Wechsel- [Spaltenumbruch]
eines schweren Feldzuges, während dessen euer Muth immer auf der Höhe Paris, 16 März, Abends 10 Uhr. Das Centralcomit é der Natio- Paris, 17 März. Die Deutschenhetze dauert fort. Zwei von der St. Petersburg, 17 März. Der gestern an der Cholera erkrankte St. Petersburg, 17 März. Der „Russische Jnvalide“ veröffent- New=York, 15 März. Die Washingtoner Berichterstatter meh- Verschiedenes. München. Einen erfreulichen Beweis der Anerkennung welche die sym5 München, 18 März. Das Schwurgericht für Oberbayern Augsburg. Vom 7 bis 13 März kamen im Verwaltungsbezirk der Nurnberg, 5 März. Das hiesige Germanische Museum hat folgende Jndustrie, Handel und Verkehr. München, 18 März. Schranne. Neue Zufuhr 8817 Sch.; Gesammt- Berlin, 17 März. Die Haltung der Börse war wenig verändert, die Frankfurt a. M., 18 März. Württ. 5proc. Obl. 100 P.;4 1 / 2 proc. Wechselverkehr. Das Oberhandelsgericht in Leipzig hat ein den Wechsel- <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0005" n="1341"/><cb/> eines schweren Feldzuges, während dessen euer Muth immer auf der Höhe<lb/> der euch auferlegten Opfer war, kehrt ihr jetzt zu euren mit Recht auf euch<lb/> stolzen Familien zurück. Jhr bringt den Trost mit welchen das Gefühl<lb/> der erfüllten Pflicht einflößt. Das Glück hat eure Bemühungen verrathen,<lb/> aber ihr habt die Ehre unseres Vaterlandes gerettet, und ein Tag wird<lb/> kommen -- hoffentlich nicht zu ferne -- an dem es euch vergönnt sein wird<lb/> ihm durch eure Energie und eure Ergebenheit seine ganze vergangene Größe<lb/> wieder zu geben. Seid dessen sicher, nichts und niemand wird auf lange<lb/> Zeit die providentielle Bestimmung unserer Nation aufhalten können. Also<lb/> Muth, Geduld und Patriotismus! Paris, den 14 März 1871. Der General<lb/> und Kriegsminister. Lefl <hi rendition="#aq">ô</hi>.“ -- Der älteste Sohn Victor Hugo's, Hr. Charles<lb/> Hugo, ist am Dienstag in Bordeaux in einem Fiaker vom Schlage gerührt<lb/> worden. Als der Kutscher den Schlag öffnete, fand er eine Leiche. --<lb/> Die Kanonen von Montmartre waren nach dem „Journ. des D<hi rendition="#aq">é</hi>bats “ vor-<lb/> gestern besser bewacht als je. Posten standen an jeder Ecke der Straße<lb/> welche den Gipfel des Berges durchschneiden, und ein Cordon war über<lb/> den Abhang gezogen der auf die Place St. Pierre herabbiegt. Man kann<lb/> sich weder der Mühle von La Galette noch dem Thurm von Solferino<lb/> nähern. Da man in den Umgebungen Artilleristen von der Linie sich<lb/> herumtreiben sah, so schloß man daraus daß ein Angriff vorbereitet wurde.<lb/> Der Rappel wurde in Montmartre und in Batignolles geblasen, und Ab-<lb/> theilungen des 54., 61. und 154. Bataillons entschlossen sich ihre Wachsam-<lb/> keit zu verdoppeln. Um 3 Uhr läßt ein Officier die Neugierigen welche<lb/> sich über den Kirchenplatz herangedrängt hatten wieder entfernen, was<lb/> ohne Widerstand ausgeführt wird. Wie wir hören, sind die freiwilligen<lb/> Artilleristen heute mit Munitionen versehen worden und entschlossen den<lb/> Platz zu vertheidigen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <p>Paris, 16 März, Abends 10 Uhr. Das Centralcomit <hi rendition="#aq">é</hi> der Natio-<lb/> nalgarde hielt heute Abend eine Versammlung unter freiem Himmel ab,<lb/> worin nur Nationalgarden zugelassen wurden. Man schritt zuerst zur<lb/> Neuwahl des Comit <hi rendition="#aq">é</hi>'s. Garibaldi wurde einstimmig zum Chef der Pariser<lb/> Nationalgarde und sein Sohn Menotti zum Chef des Generalstabs er-<lb/> nannt. Alle anwesenden Nationalgarden verpflichteten sich nur noch den<lb/> Befehlen des Centralcomit <hi rendition="#aq">é</hi>'s zu folgen. Die Generale Vinoy und de<lb/> Paladine, sowie alle übrigen Officiere, Unterofficiere und Corporale wur-<lb/> den abgesetzt, und zugleich beschlossen die Wähler zusammenzuberufen<lb/> um die Ernennung des neuen Generalstabs zu bestätigen. Sobald diese<lb/> Nachricht in Montmartre bekannt wurde, feuerte die obere Batterie eine<lb/> Salve ab. Die Buttes Chaumont, eine andere der Citadellen der fried-<lb/> lichen Jnsurgenten, antwortete durch einen Kanonenschuß und zwei grüne<lb/> Raketen. Montmartre zog hierauf die dreifarbige und die rothe Fahne auf,<lb/> feuerte einen Kanonenschuß ab, und ließ eine rothe Rakete in die Luft stei-<lb/> gen, worauf zwei grüne Raketen antworteten. Es war ungefähr halb 8<lb/> Uhr. Um 10 Uhr waren alle Straßen in Montmartre, La Chapelle,<lb/> Clichy und Montrouge mit Nationalgarden angefüllt. Es herrschte aber<lb/> vollständige Ruhe. Es ist noch unbekannt was die Regierung thun wird.<lb/> ( K. Z. ) </p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <p>Paris, 17 März. Die Deutschenhetze dauert fort. Zwei von der<lb/> Nationalgarde verhaftete und einige Tage festgehaltene Preußen wurden<lb/> gestern der gesetzlichen Behörde ausgeliefert. Man hatte sie anfangs er-<lb/> schießen wollen; das feste Auftreten der Behörde hat aber dieses Schicksal<lb/> von ihnen abgewandt. Der Ministerrath in Versailles beschäftigt sich<lb/> heute mit der Ernennung der Präfecten, auch von der Umgestaltung des<lb/> Pariser Gemeinderaths ist ernstlich die Rede. Dufaure überlegt eine Re-<lb/> form des Richterstandes. Am Montag sollen über 600 Werkstätten in<lb/> Paris wieder geöffnet werden. Gleich nach Aufhebung der Belagerung<lb/> von Paris sind mehrere Deputationen der Handelskammern von Mülhausen<lb/> und Straßburg nach Paris, Bordeaux und Berlin abgegangen, um die beider-<lb/> seitigen Regierungen um die Erlaubniß zu bitten die elsäßischen Producte<lb/> während einer gegebenen Frist zollfrei nach Frankreich einführen zu dürfen.<lb/> Da die elsäßischen Fabricanten während des Kriegs ihre Leute haben fort-<lb/> arbeiten lassen, so haben sie einen achtmonatlichen Waarenvorrath, der<lb/> speciell für Frankreich bestimmt war. Der Präsident der Straßburger<lb/> Handelskammer macht nun bekannt daß die Deputation aufs beste von<lb/> Favre empfangen worden sei, welcher ihr versprochen habe ihre Anträge<lb/> auf dem Congreß in Brüssel zu befürworten. -- Heute Nacht entstand in<lb/> der Umgegend des Vogesenplatzes großer Lärm. Einige dort bemerkte<lb/> Karren erweckten in den Widerspänstigen den Glauben die Behörde lasse<lb/> nach Kanonen suchen. Man schrie zu den Waffen. Es wurde General-<lb/> marsch geschlagen. Später war aber alles wieder ruhig. Es ereignete<lb/> sich nichts weiter. ( T. N. ) </p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <p>St. Petersburg, 17 März. Der gestern an der Cholera erkrankte<lb/> 23jährige Prinz Georg von Oldenburg ist heute in den Armen des Czars<lb/> verschieden. ( Wand. ) </p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <p>St. Petersburg, 17 März. Der „Russische Jnvalide“ veröffent-<lb/> licht ein Schreiben des Deutschen Kaisers an den Kaiser von Rußland vom<lb/> 3 d. Jn dem Schreiben heißt es: „Heute bei der Revue der Garde vor<lb/> den Mauern von Paris erinnere Jch Mich an unsere durch enge Brüder-<lb/> schaft vereinigten Armeen, welche unter Alexander <hi rendition="#aq">I</hi> und dem König von<lb/> Preußen in Paris einzogen, und freue Jch Mich daß der Kaiser von<lb/> Rußland die Ernennung zum Chef des 1. Garde=Grenadier=Regiments<lb/> angenommen hat.“ ( T. N. ) </p> </div> <cb/><lb/> <div type="jArticle"> <p>New=York, 15 März. Die Washingtoner Berichterstatter meh-<lb/> rerer New = Yorker Blätter erklären mit Bestimmtheit daß General<lb/> Sickles Spanien das Anerbieten gestellt habe Cuba und Portorico für<lb/> 100,000,000 Doll. an die Vereinigten Staaten zu verkaufen. -- Die<lb/> letzten Berichte aus New=Hampshire besagen daß die Demokraten dort alle<lb/> drei Congreßmitglieder durchgebracht, und auch die Oberhand in der Legis-<lb/> latur gewonnen haben. ( T. N. ) </p> </div> </div> </div><lb/> <div type="jAnnouncements"> <head> <hi rendition="#b #c">Verschiedenes.</hi> </head><lb/> <div type="jAn"> <p>München. Einen erfreulichen Beweis der Anerkennung welche die<lb/> außerordentliche Bravour und Tapferkeit der bayerischen Armee im gegenwär-<lb/> tigen Krieg von Seite des obersten Bundesfeldherrn thatsächlich gefunden, lie-<lb/> fert die große Zahl von <hi rendition="#g">Eisernen Kreuzen</hi> welche von Seite desselben an<lb/> Bayern verliehen worden ist, bis zum 24 Febr. schon sich auf 435 beläuft,<lb/> nämlich 11 solche <hi rendition="#aq">I</hi>. Classe und 424 <hi rendition="#aq">II</hi>. Classe, und seither nicht unbedeu-<lb/> tend noch vermehrt wurde. Unter den letztern sind 3 königliche Prinzen, 59<lb/> Generale und Stabsofficiere, 203 Oberofficiere, 139 Unterofficiere und gemeine<lb/> Soldaten; 20 Civilisten ( Militär= und praktische Aerzte, Militärbeamte und<lb/> Mitglieder der freiwilligen Krankenpflege. ) ( A. Abdz. ) </p> </div><lb/> <div type="jAn"> <p><abbr>sym5</abbr> München, 18 März. Das <hi rendition="#g">Schwurgericht</hi> für Oberbayern<lb/> hat den Redacteur des „Vaterlands,“ <hi rendition="#aq">Dr</hi>. <hi rendition="#g">Sigl,</hi> der Beleidigung des Königs<lb/> von Jtalien, unter mildernden Umständen, für schuldig erkannt und zu 1 Monat<lb/> Gefängniß verurtheilt. Von der Anklage auf Beleidigung des Magistrats<lb/> Jngolstadt und von zwei Privatklagen wegen Ehrenkränkung wurde <hi rendition="#aq">Dr</hi>. Sigl<lb/> freigesprochen.</p> </div><lb/> <div type="jAn"> <p>Augsburg. Vom 7 bis 13 März kamen im Verwaltungsbezirk der<lb/> Kreishauptstadt Augsburg 38 <hi rendition="#g">Blatternerkrankungen</hi> zur amtlichen Kennt-<lb/> niß. Von diesen giengen 19 in das Blatternspital zu, 19 befinden sich in<lb/> Privatpflege. Gestorben sind innerhalb des erwähnten Zeitraums an Blattern<lb/> 6 Jndividuen, darunter ein ungeimpftes Kind. Die Erkrankungen und Todes-<lb/> fälle betrafen lediglich die Civilbevölkerung. Jm Vergleich gegen die Zugänge<lb/> vom 1 bis 7 März ergibt sich eine Minderung von 14 Erkrankungen und 2<lb/> Todesfällen: die Epidemie scheint demnach ihren Höhepunkt überschritten zu<lb/> haben. ( A. Abdz. ) </p> </div><lb/> <div type="jAn"> <p>Nurnberg, 5 März. Das hiesige Germanische Museum hat folgende<lb/> interessante <hi rendition="#g">Kriegsreliquien</hi> erhalten: das abgeschossene Stück des Kreuzes<lb/> vom Straßburger Münster; den Granatsplitter der diesen Schaden ange-<lb/> richtet; ein Stück der Capitulationsflagge welche auf dem Münsterthurm aufge-<lb/> steckt war. Diese Gegenstände hatte unmittelbar nach der Uebergabe von Straß-<lb/> burg der Maler Heck aus Stuttgart als der erste Besteiger des Münsterthurms<lb/> sich herabgeholt, sie zum Besten des Jnvalidenfonds um 500 fl. an Kaufmann<lb/> Schmitt in Stuttgart verkauft, von welchem sie dem Germanischen Museum<lb/> zum Geschenk gemacht wurden. ( B. Bl. ) </p> </div> </div><lb/> <div type="jFinancialNews"> <head> <hi rendition="#b #c">Jndustrie, Handel und Verkehr.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle"> <p>München, 18 März. <hi rendition="#g">Schranne.</hi> Neue Zufuhr 8817 Sch.; Gesammt-<lb/> bestand heutiger Schranne 11,398 Sch. Hievon wurden 8383 Sch. verkauft und<lb/> 3015 Sch. eingestellt. Mittelpreise: Weizen 23 fl. 8 kr., Korn 14 fl. 50 kr.,<lb/> Gerste 13 fl. 51 kr., Haber 9 fl. 15 kr. Gegen den Mittelpreis voriger Schranne<lb/> minder: Weizen 9 kr., Korn 23 kr., Gerste 26 kr., Haber 39 kr. Gesammtumsatz<lb/> seit letzter Schranne an Frucht 10,693 Sch., an Geld 164,585 fl. ( C. H. ) </p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <p>Berlin, 17 März. Die Haltung der <hi rendition="#g">Börse</hi> war wenig verändert, die<lb/> Curse auch heute steigend, das Geschäft in Franzosen und Credit belebt; auch<lb/> Rumänen und Türken belebt und höher; Lombarden vernachlässigt und matter.<lb/> Amerikaner fest, Galizier, Nordwestbahn belebt. Banken und Eisenbahnen nicht<lb/> belebt, aber ziemlich fest, zum Theil auch höher. Jnländische und deutsche Fonds<lb/> waren fest, Bundesanleihe lebhaft, Schatzanweisungen gefragt. Jnländische Priori-<lb/> titäten mehr offerirt, Aachen=Maastrichter beliebt, fremde still und matt. Prag-<lb/> Duxer 71 1 / 4 bezahlt u. G. Oldenburger Anleihe37 3 / 8. Eutiner99 1 / 2 bez. Die<lb/> Repartition der 5proc. 1871 consol. englisch russischen Anleihe geschieht nach folgen-<lb/> dem Modus: 1 ) Zeichnungen von 50--100 Pf. St. werden voll bezahlt, 2 ) von<lb/> 150--12,000 Pf. St. zur Hälfte, 3 ) bei mehr als 12,000 Pf. St., die ersten<lb/> 12,000 Pf. St. zur Hälfte, vom Rest ein Drittel, wobei die Bruchtheile als volle<lb/> 50 Pf. St. gerechnet werden. Von russischen Fonds waren die englischen höher<lb/> und lebhaft. Auch russische Bahnen animirt. </p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <p>Frankfurt a. M., 18 März. Württ. 5proc. Obl. 100 P.;4 1 / 2 proc.<lb/> 94 bez.; 4proc.87 1 / 2 G.;3 1 / 2 proc.84 3 / 4 G.; bad. 5proc. Obl.99 7 / 8 bez.;<lb/> 4 1 / 2 proc.94 3 / 4 bez.; 4proc.88 1 / 8 G.;3 1 / 2 proc.83 1 / 2 G.; pfälz. Max=B. 113 bez.;<lb/> 4proc. hess. Ludwigs=B. 142 P.; bad. 35fl.=L. 60 bez.; kurh. 40Thlr.=L.64 5 / 8 P.;<lb/> nass. 25fl.=L.37 1 / 2 bez.; gr. hess. 50fl.=L.169 1 / 2 P.; 25fl.=L. 49 P.; Ansbach-<lb/> Gunzenh. 7fl.=L.12 1 / 8 G.; Pistolen fl. 9.44--46; doppelte fl. 9.45--47; preuß.<lb/> Friedrichsd'or fl. 9.58--59; holl. 10fl.=St. fl. 9.54--56; Ducaten fl. 5.36--38;<lb/> Ducaten al marco fl. 5 37--39; Napoleonsd'or fl. 9.26 1 / 2 --27 1 / 2; engl. Sover.<lb/> fl. 11.55--57. ( Cursbl. d. Ver. Frkf. Ztgen. ) </p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <p><hi rendition="#g">Wechselverkehr.</hi> Das Oberhandelsgericht in Leipzig hat ein den Wechsel-<lb/> verkehr tief berührendes Erkenntniß gefällt -- Wechsel auf Paris und andere fran-<lb/> zösische Plätze wurden nach Erlaß des französischen Jndultgesetzes ( Moratorium )<lb/> vom 13 Aug 1870 von den Acceptanten nicht mehr eingelöst, konnten auch nicht<lb/> mehr protestirt werden. Die Jnhaber derartiger Wechsel, soweit sie nur Jndossa-<lb/> ten waren, glaubten mit ihren Ansprüchen auf die Wechselaussteller zurückgehen<lb/> zu können. Dieser Ansicht wird die richtige Wirkung abgesprochen. Das Oberhandels-<lb/> gericht hat erkannt: Der Aussteller und Girant eines Wechsels garantirt dem Nehmer<lb/> desselben die Bezahlung zur Verfallzeit nur unter der Bedingung daß er den<lb/> Wechsel rechtzeitig präsentire, und diese Präsentation, sowie die Nichtzahlung durch<lb/> gehörigen Protest nachweise, und nach allgemeinen Rechtsregeln treffe ihn als Jn-<lb/> haber der Wechselforderung und als Regreßgläubiger der Schaden, wenn er --<lb/> mit oder ohne Schuld -- beides zu bewirken nicht vermöge. </p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [1341/0005]
eines schweren Feldzuges, während dessen euer Muth immer auf der Höhe
der euch auferlegten Opfer war, kehrt ihr jetzt zu euren mit Recht auf euch
stolzen Familien zurück. Jhr bringt den Trost mit welchen das Gefühl
der erfüllten Pflicht einflößt. Das Glück hat eure Bemühungen verrathen,
aber ihr habt die Ehre unseres Vaterlandes gerettet, und ein Tag wird
kommen -- hoffentlich nicht zu ferne -- an dem es euch vergönnt sein wird
ihm durch eure Energie und eure Ergebenheit seine ganze vergangene Größe
wieder zu geben. Seid dessen sicher, nichts und niemand wird auf lange
Zeit die providentielle Bestimmung unserer Nation aufhalten können. Also
Muth, Geduld und Patriotismus! Paris, den 14 März 1871. Der General
und Kriegsminister. Lefl ô.“ -- Der älteste Sohn Victor Hugo's, Hr. Charles
Hugo, ist am Dienstag in Bordeaux in einem Fiaker vom Schlage gerührt
worden. Als der Kutscher den Schlag öffnete, fand er eine Leiche. --
Die Kanonen von Montmartre waren nach dem „Journ. des Débats “ vor-
gestern besser bewacht als je. Posten standen an jeder Ecke der Straße
welche den Gipfel des Berges durchschneiden, und ein Cordon war über
den Abhang gezogen der auf die Place St. Pierre herabbiegt. Man kann
sich weder der Mühle von La Galette noch dem Thurm von Solferino
nähern. Da man in den Umgebungen Artilleristen von der Linie sich
herumtreiben sah, so schloß man daraus daß ein Angriff vorbereitet wurde.
Der Rappel wurde in Montmartre und in Batignolles geblasen, und Ab-
theilungen des 54., 61. und 154. Bataillons entschlossen sich ihre Wachsam-
keit zu verdoppeln. Um 3 Uhr läßt ein Officier die Neugierigen welche
sich über den Kirchenplatz herangedrängt hatten wieder entfernen, was
ohne Widerstand ausgeführt wird. Wie wir hören, sind die freiwilligen
Artilleristen heute mit Munitionen versehen worden und entschlossen den
Platz zu vertheidigen.
Paris, 16 März, Abends 10 Uhr. Das Centralcomit é der Natio-
nalgarde hielt heute Abend eine Versammlung unter freiem Himmel ab,
worin nur Nationalgarden zugelassen wurden. Man schritt zuerst zur
Neuwahl des Comit é's. Garibaldi wurde einstimmig zum Chef der Pariser
Nationalgarde und sein Sohn Menotti zum Chef des Generalstabs er-
nannt. Alle anwesenden Nationalgarden verpflichteten sich nur noch den
Befehlen des Centralcomit é's zu folgen. Die Generale Vinoy und de
Paladine, sowie alle übrigen Officiere, Unterofficiere und Corporale wur-
den abgesetzt, und zugleich beschlossen die Wähler zusammenzuberufen
um die Ernennung des neuen Generalstabs zu bestätigen. Sobald diese
Nachricht in Montmartre bekannt wurde, feuerte die obere Batterie eine
Salve ab. Die Buttes Chaumont, eine andere der Citadellen der fried-
lichen Jnsurgenten, antwortete durch einen Kanonenschuß und zwei grüne
Raketen. Montmartre zog hierauf die dreifarbige und die rothe Fahne auf,
feuerte einen Kanonenschuß ab, und ließ eine rothe Rakete in die Luft stei-
gen, worauf zwei grüne Raketen antworteten. Es war ungefähr halb 8
Uhr. Um 10 Uhr waren alle Straßen in Montmartre, La Chapelle,
Clichy und Montrouge mit Nationalgarden angefüllt. Es herrschte aber
vollständige Ruhe. Es ist noch unbekannt was die Regierung thun wird.
( K. Z. )
Paris, 17 März. Die Deutschenhetze dauert fort. Zwei von der
Nationalgarde verhaftete und einige Tage festgehaltene Preußen wurden
gestern der gesetzlichen Behörde ausgeliefert. Man hatte sie anfangs er-
schießen wollen; das feste Auftreten der Behörde hat aber dieses Schicksal
von ihnen abgewandt. Der Ministerrath in Versailles beschäftigt sich
heute mit der Ernennung der Präfecten, auch von der Umgestaltung des
Pariser Gemeinderaths ist ernstlich die Rede. Dufaure überlegt eine Re-
form des Richterstandes. Am Montag sollen über 600 Werkstätten in
Paris wieder geöffnet werden. Gleich nach Aufhebung der Belagerung
von Paris sind mehrere Deputationen der Handelskammern von Mülhausen
und Straßburg nach Paris, Bordeaux und Berlin abgegangen, um die beider-
seitigen Regierungen um die Erlaubniß zu bitten die elsäßischen Producte
während einer gegebenen Frist zollfrei nach Frankreich einführen zu dürfen.
Da die elsäßischen Fabricanten während des Kriegs ihre Leute haben fort-
arbeiten lassen, so haben sie einen achtmonatlichen Waarenvorrath, der
speciell für Frankreich bestimmt war. Der Präsident der Straßburger
Handelskammer macht nun bekannt daß die Deputation aufs beste von
Favre empfangen worden sei, welcher ihr versprochen habe ihre Anträge
auf dem Congreß in Brüssel zu befürworten. -- Heute Nacht entstand in
der Umgegend des Vogesenplatzes großer Lärm. Einige dort bemerkte
Karren erweckten in den Widerspänstigen den Glauben die Behörde lasse
nach Kanonen suchen. Man schrie zu den Waffen. Es wurde General-
marsch geschlagen. Später war aber alles wieder ruhig. Es ereignete
sich nichts weiter. ( T. N. )
St. Petersburg, 17 März. Der gestern an der Cholera erkrankte
23jährige Prinz Georg von Oldenburg ist heute in den Armen des Czars
verschieden. ( Wand. )
St. Petersburg, 17 März. Der „Russische Jnvalide“ veröffent-
licht ein Schreiben des Deutschen Kaisers an den Kaiser von Rußland vom
3 d. Jn dem Schreiben heißt es: „Heute bei der Revue der Garde vor
den Mauern von Paris erinnere Jch Mich an unsere durch enge Brüder-
schaft vereinigten Armeen, welche unter Alexander I und dem König von
Preußen in Paris einzogen, und freue Jch Mich daß der Kaiser von
Rußland die Ernennung zum Chef des 1. Garde=Grenadier=Regiments
angenommen hat.“ ( T. N. )
New=York, 15 März. Die Washingtoner Berichterstatter meh-
rerer New = Yorker Blätter erklären mit Bestimmtheit daß General
Sickles Spanien das Anerbieten gestellt habe Cuba und Portorico für
100,000,000 Doll. an die Vereinigten Staaten zu verkaufen. -- Die
letzten Berichte aus New=Hampshire besagen daß die Demokraten dort alle
drei Congreßmitglieder durchgebracht, und auch die Oberhand in der Legis-
latur gewonnen haben. ( T. N. )
Verschiedenes.
München. Einen erfreulichen Beweis der Anerkennung welche die
außerordentliche Bravour und Tapferkeit der bayerischen Armee im gegenwär-
tigen Krieg von Seite des obersten Bundesfeldherrn thatsächlich gefunden, lie-
fert die große Zahl von Eisernen Kreuzen welche von Seite desselben an
Bayern verliehen worden ist, bis zum 24 Febr. schon sich auf 435 beläuft,
nämlich 11 solche I. Classe und 424 II. Classe, und seither nicht unbedeu-
tend noch vermehrt wurde. Unter den letztern sind 3 königliche Prinzen, 59
Generale und Stabsofficiere, 203 Oberofficiere, 139 Unterofficiere und gemeine
Soldaten; 20 Civilisten ( Militär= und praktische Aerzte, Militärbeamte und
Mitglieder der freiwilligen Krankenpflege. ) ( A. Abdz. )
sym5 München, 18 März. Das Schwurgericht für Oberbayern
hat den Redacteur des „Vaterlands,“ Dr. Sigl, der Beleidigung des Königs
von Jtalien, unter mildernden Umständen, für schuldig erkannt und zu 1 Monat
Gefängniß verurtheilt. Von der Anklage auf Beleidigung des Magistrats
Jngolstadt und von zwei Privatklagen wegen Ehrenkränkung wurde Dr. Sigl
freigesprochen.
Augsburg. Vom 7 bis 13 März kamen im Verwaltungsbezirk der
Kreishauptstadt Augsburg 38 Blatternerkrankungen zur amtlichen Kennt-
niß. Von diesen giengen 19 in das Blatternspital zu, 19 befinden sich in
Privatpflege. Gestorben sind innerhalb des erwähnten Zeitraums an Blattern
6 Jndividuen, darunter ein ungeimpftes Kind. Die Erkrankungen und Todes-
fälle betrafen lediglich die Civilbevölkerung. Jm Vergleich gegen die Zugänge
vom 1 bis 7 März ergibt sich eine Minderung von 14 Erkrankungen und 2
Todesfällen: die Epidemie scheint demnach ihren Höhepunkt überschritten zu
haben. ( A. Abdz. )
Nurnberg, 5 März. Das hiesige Germanische Museum hat folgende
interessante Kriegsreliquien erhalten: das abgeschossene Stück des Kreuzes
vom Straßburger Münster; den Granatsplitter der diesen Schaden ange-
richtet; ein Stück der Capitulationsflagge welche auf dem Münsterthurm aufge-
steckt war. Diese Gegenstände hatte unmittelbar nach der Uebergabe von Straß-
burg der Maler Heck aus Stuttgart als der erste Besteiger des Münsterthurms
sich herabgeholt, sie zum Besten des Jnvalidenfonds um 500 fl. an Kaufmann
Schmitt in Stuttgart verkauft, von welchem sie dem Germanischen Museum
zum Geschenk gemacht wurden. ( B. Bl. )
Jndustrie, Handel und Verkehr.
München, 18 März. Schranne. Neue Zufuhr 8817 Sch.; Gesammt-
bestand heutiger Schranne 11,398 Sch. Hievon wurden 8383 Sch. verkauft und
3015 Sch. eingestellt. Mittelpreise: Weizen 23 fl. 8 kr., Korn 14 fl. 50 kr.,
Gerste 13 fl. 51 kr., Haber 9 fl. 15 kr. Gegen den Mittelpreis voriger Schranne
minder: Weizen 9 kr., Korn 23 kr., Gerste 26 kr., Haber 39 kr. Gesammtumsatz
seit letzter Schranne an Frucht 10,693 Sch., an Geld 164,585 fl. ( C. H. )
Berlin, 17 März. Die Haltung der Börse war wenig verändert, die
Curse auch heute steigend, das Geschäft in Franzosen und Credit belebt; auch
Rumänen und Türken belebt und höher; Lombarden vernachlässigt und matter.
Amerikaner fest, Galizier, Nordwestbahn belebt. Banken und Eisenbahnen nicht
belebt, aber ziemlich fest, zum Theil auch höher. Jnländische und deutsche Fonds
waren fest, Bundesanleihe lebhaft, Schatzanweisungen gefragt. Jnländische Priori-
titäten mehr offerirt, Aachen=Maastrichter beliebt, fremde still und matt. Prag-
Duxer 71 1 / 4 bezahlt u. G. Oldenburger Anleihe37 3 / 8. Eutiner99 1 / 2 bez. Die
Repartition der 5proc. 1871 consol. englisch russischen Anleihe geschieht nach folgen-
dem Modus: 1 ) Zeichnungen von 50--100 Pf. St. werden voll bezahlt, 2 ) von
150--12,000 Pf. St. zur Hälfte, 3 ) bei mehr als 12,000 Pf. St., die ersten
12,000 Pf. St. zur Hälfte, vom Rest ein Drittel, wobei die Bruchtheile als volle
50 Pf. St. gerechnet werden. Von russischen Fonds waren die englischen höher
und lebhaft. Auch russische Bahnen animirt.
Frankfurt a. M., 18 März. Württ. 5proc. Obl. 100 P.;4 1 / 2 proc.
94 bez.; 4proc.87 1 / 2 G.;3 1 / 2 proc.84 3 / 4 G.; bad. 5proc. Obl.99 7 / 8 bez.;
4 1 / 2 proc.94 3 / 4 bez.; 4proc.88 1 / 8 G.;3 1 / 2 proc.83 1 / 2 G.; pfälz. Max=B. 113 bez.;
4proc. hess. Ludwigs=B. 142 P.; bad. 35fl.=L. 60 bez.; kurh. 40Thlr.=L.64 5 / 8 P.;
nass. 25fl.=L.37 1 / 2 bez.; gr. hess. 50fl.=L.169 1 / 2 P.; 25fl.=L. 49 P.; Ansbach-
Gunzenh. 7fl.=L.12 1 / 8 G.; Pistolen fl. 9.44--46; doppelte fl. 9.45--47; preuß.
Friedrichsd'or fl. 9.58--59; holl. 10fl.=St. fl. 9.54--56; Ducaten fl. 5.36--38;
Ducaten al marco fl. 5 37--39; Napoleonsd'or fl. 9.26 1 / 2 --27 1 / 2; engl. Sover.
fl. 11.55--57. ( Cursbl. d. Ver. Frkf. Ztgen. )
Wechselverkehr. Das Oberhandelsgericht in Leipzig hat ein den Wechsel-
verkehr tief berührendes Erkenntniß gefällt -- Wechsel auf Paris und andere fran-
zösische Plätze wurden nach Erlaß des französischen Jndultgesetzes ( Moratorium )
vom 13 Aug 1870 von den Acceptanten nicht mehr eingelöst, konnten auch nicht
mehr protestirt werden. Die Jnhaber derartiger Wechsel, soweit sie nur Jndossa-
ten waren, glaubten mit ihren Ansprüchen auf die Wechselaussteller zurückgehen
zu können. Dieser Ansicht wird die richtige Wirkung abgesprochen. Das Oberhandels-
gericht hat erkannt: Der Aussteller und Girant eines Wechsels garantirt dem Nehmer
desselben die Bezahlung zur Verfallzeit nur unter der Bedingung daß er den
Wechsel rechtzeitig präsentire, und diese Präsentation, sowie die Nichtzahlung durch
gehörigen Protest nachweise, und nach allgemeinen Rechtsregeln treffe ihn als Jn-
haber der Wechselforderung und als Regreßgläubiger der Schaden, wenn er --
mit oder ohne Schuld -- beides zu bewirken nicht vermöge.
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI
Transkription
Peter Fankhauser:
Transformation von TUSTEP nach TEI P5.
Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.
Weitere Informationen:Die Transkription erfolgte manuell im Double-Keying-Verfahren. Die Annotation folgt den formulierten Richtlinien. Besonderheiten der Transkription:
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