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Allgemeine Zeitung. Nr. 47. Augsburg (Bayern), 16. Februar 1871.

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[Spaltenumbruch] bayerischen Kriegsgefangenen in aufopfernder erfolgreicher Thätigkeit Erleichte-
rung in jeglicher Weise verschaffte. Das bezügliche königl. Handschreiben lautet:
"An Frau Gräfin v. Bernstorff, Gemahlin des Gesandten des Norddeutschen
Bundes in London. Frau Gräfin v. Bernstorff! Von mehreren Seiten er-
halte Jch Berichte über die höchst erfolgreiche Wirksamkeit welche Sie zu Gun-
sten der in Kriegsgefangenschaft gerathenen bayerischen Soldaten entwickeln.
Diese edelmüthige Theilnahme an dem Loose jener Unglücklichen hat Mich tief
gerührt, und es gereicht Mir zur lebhaften Freude Jhnen für die werkthätige
Kundgabe Jhrer Sympathien Meinen und des Landes wärmsten Dank ent-
gegenzubringen. Noch späte Jahrhunderte werden mit Bewunderung nicht nur
auf die heldenmüthige Tapferkeit der deutschen Heere, sondern ebenso sehr auf
die hochherzige Opferwilligkeit der deutschen Frauen zurückblicken. Jch verbleibe
unter der Versicherung besonderen Wohlwollens -- München, 7 Febr. 1871 --
Jhr sehr geneigter ( gez. ) Ludwig. "

* München, 11 Febr. Der Privatdocent an der hiesigen Universität Dr. Eichler, in den weitesten Kreisen als Herausgeber der von Martius begrün-
deten Flora Brasiliensis bekannt, in welcher er verschiedene Monographien ge-
schrieben, hat einen ehrenvollen Ruf als Professor der Botanik an die tech-
nische Hochschule
( nicht an die Universität, wie es in der "Südd. Pr." hieß ) ,
mit der Verpflichtung zu gewissen Vorlesungen an der Universität, sowie
als Director des botanischen Gartens in Graz erhalten und angenommen;
er wird schon im nächsten Semester seine Lehrthätigkeit daselbst antreten.

München, 8 Febr. Die in Bayern internirten französischen
Kriegsgefangenen
( nunmehr nahezu 36,000 Mann mit mehr als 500 Offi-
cieren ) sind auf folgende 24 Depots vertheilt: Jngolstadt, Germersheim, Ulm,
Würzburg, Wülzburg, Passau, Augsburg, Lechfeld, Burghausen, Dillingen,
Eichstädt, Freising, Landshut, München, Neuburg, Regensburg, Straubing,
Ansbach, Bayreuth, Zweibrücken, Bamberg, Nürnberg, Amberg, Roggenburg.
Die meisten Officiere befinden sich in Würzburg, Bayreuth und Neuburg, und
jedes dieser drei Depots enthält deren über 100; die größte Anzahl der Mann-
schaft, über 9000, ist in Jngolstadt internirt, dann folgen die Depots auf dem
Lechfeld und in München, wovon ersteres über 4000, letzteres 3375 Mann
zählt. ( A. Abdztg. )

München, 14 Febr. Seit einigen Tagen befindet sich, nach der "Augsb.
Abdztg.," ein von der französischen Regierung abgesandter Professor der Univer-
sität Lyon hier, der beauftragt ist in Bayern alle Orte in welchen franzö-
sische Kriegsgefangene
internirt sind zu bereisen, sich von den Verhält-
nissen seiner Landsleute zu unterrichten, und, wo nöthig, diese mit Geld oder
Kleidungsstücken zu unterstützen. Der Delegirte, welcher vom bayerischen Kriegs-
ministerium auf das entgegenkommendste und bereitwilligste aufgenommen wurde,
hat schon einen größeren Theil der bayerischen Jnternirungsorte besucht, und
spricht sich sehr lobend und anerkennend über die den Gefangenen zutheil ge-
wordene und zutheil werdende Unterkunft, Behandlung und Verpflegung aus;
mit Geldmitteln reichlich versehen, hat er mit mehreren Geschäftsleuten Ver-
träge zur Lieferung von Beschuhung und Kleidung abgeschlossen. Lebhaft be-
dauert er daß das unbotmäßige Benehmen einzelner Gefangenen Veranlassung
gab einige standgerichtliche Urtheile fällen und vollziehen lassen zu müssen.

* Jn mehreren Blättern sind Mittheilungen über die Verluste der nord-
deutschen Armee
im gegenwärtigen Kriege gemacht worden, welche nur an-
nähernd richtig sind. Die bisher veröffentlichten 193 Listen umfassen nach der
"C. St." die 12 norddeutschen Armeecorps nach der Friedensformation und
die badische Division, und constatiren an Todten: 2 Generale, 72 Stabsoffi-
ciere, 791 Hauptleute und Lieutenants; 240 Feldwebel, Vicefeldwebel, Wacht-
meister, Vicewachtmeister, Stabstrompeter, Fähnriche, 1275 Sergeanten, Unter-
officiere, Trompeter, Hautboisten, Oberjäger, 11,567 Gefreite, Spielleute und
Gemeine, 1 Geistlichen und 16 Aerzte ec., Summa 865 Officiere und 13,099
Mann ( nicht 977 Officiere und 12,865 Mann ) . -- An Verwundeten 14 Generale,
192 Stabsofficiere, 2674 Subalternofficiere, 997 Feldwebel ec., 5681 Unter-
officiere ec., 57,832 Gefreite ec., 2 Geistliche, 1 Roßarzt, 1 Büchsenmacher,
107 Aerzte ec., 16 Krankenträger, Summa 2880 Officiere und 64,637 Mann
( nicht 3050 Officiere und 61,426 Mann ) . An Vermißten: 46 Officiere,
281 Unterofficiere, 6 Fähnriche, 12 Feldwebel, 5 Vicefeldwebel, 1 Wachtmei-
ster, 1 Reg.=Tambour, 1 Bataillons=Tambour, 17 Aerzte, 37 Lazarethgehülfen,
32 Kranken= resp. Verbandzeugsträger, 2 Roßärzte, 1 Zahlmeister, 7041 Ge-
freite ec. Summa 46 Officiere und 7437 Mann ( nicht 65 Officiere und 9768
Mann ) . Der Gesammtabgang stellt sich demnach auf 3791 Officiere und
85173 Mann ( nicht 4092 Officiere und 84,069 Mann ) . Unter den 193
Listen befinden sich mehrere welche Berichtigungen enthalten. Leute die
ursprünglich als todt aufgeführt waren sind nur verwundet; Leute die man
vermißt hatte haben sich in den Lazarethen vorgefunden, oder sind zum Regi-
ment, resp. zum Ersatzbataillon, zurückgekehrt. Diese Kategorien von Berichti-
gungen sind in obigen Berechnungen berücksichtigt.

* So eben erscheint in der beliebten Würzburger Volksausgabe eine
Sammlung der deutschen Reichsgesetze, welche sich insbesondere durch
große Vollständigkeit und billigen Preis auszeichnet. Das erste uns vorliegende
Heft umfaßt die Reichsverfassung nebst der königl. Declaration und den sehr
zweckmäßig den betreffenden Artikeln in Anmerkungen beigegebenen Sonder-
bestimmungen für Bayern, Württemberg, Baden und Hessen. -- Das zweite
Heft enthält das Wahlgesetz für den deutschen Reichstag, nebst dem Reglement
zur Ausführung desselben. -- Jn gleicher Ausgabe ist auch das neueste Gesetz
über die Jntercessionen erschienen.

[Spaltenumbruch]

* Hr. Gerhard Rohlfs theilt uns mit daß das in diesen Tagen bei
Kühtmann in Bremen verlegte und von ihm verfaßte Werk über Cyrenaica,
welches Sr. Maj. dem Kaiser von Deutschland gewidmet ist, keineswegs Be-
ziehung hat zu den von Salingr e in Cyrenaica aufgenommenen Photographien.
Rohlfs steht in keiner Beziehung zum Verleger dieser Photographien, und sein
Reisewerk wird besonders zu dem von Kühtmann festgesetzten Preise verkauft.
Rohlfs wurde veranlaßt zu dieser Veröffentlichung, weil in Riga sein Werk
zusammen mit den Photographien zu 54 Rubeln ausgeboten wurde.

Jndustrie, Handel und Verkehr.

Berlin, 13 Febr. Die Börse hatte im gestrigen Privatverkehr bei im
ganzen herrschender Festigkeit nur geringes Leben entwickelt; auch heute war das
Geschäft geringfügig, und die Curse der fremden Speculationspapiere blieben gegen
Sonnabend wenig verändert. Jtaliener, Türken, Amerikaner sind etwas besser
und ziemlich belebt, Rumänen steigend in sehr starkem Verkehr. Eisenbahnen fest,
aber wenig belebt, ebenso Banken; Bankactien zum Theil etwas höher. Die
anhaltische Landesbank gibt, wie heute telegraphisch gemeldet wurde, 9 Procent
Dividende. Jnländische Fonds waren behauptet, von deutschen die Bundesanleihe
und Schatzanweifungen etwas höher, beide mäßig belebt. Von Ruffen waren
englische etwas höher gefragt, besonders 1870er lebhaft. Prämien= Anleihen ver-
nachlässigt, Bodencredit höher und sehr belebt. Jnländische Prioritäten fest; ein
Theil der 5= und3 1 / 2 procentigen gut zu lassen, österreichische unverändert matt,
Ostbahn und Nordostbahn, sowie im allgemeinen die neueren in großen Posten
offerirt, russische sehr fest, amerikanische steigend. Jn ungarischen Loosen wurde etwas
zu[unleserliches Material] gehandelt. -- Die Subscription auf die Oldenburger Anleihe ergab heut
am ersten Tage schon eine so rege Betheiligung aus allen Kreise, daß man eine
starke Ueberzeichnung erwartet.

* Paris, 10 Febr. Die heutige "Amtszeitung" der französischen Republik
publicirt ein Decret durch welches vom 13 März an die alte Frist für Wechsel-
proteste
und Recurshandlungen wieder hergestellt wird. Jn demselben heißt es:
Die Frist in welcher alle Proteste und Recurshandlungen, laut den oben angeführten
Decreten ( Gesetz v. 13 Aug. 1870. Decreie v. 10 Sept., 11 Oct., 10 Nov., 12 Dec
1870, 12 und 27 Jan. 1871 ) gemacht werden sollen, ist auf einen Monat, vom
13 Febr. an, verlängert worden. Die Zinsen werden vom Verfalltag an gerech-
net. Die andern Verfügungen des Gesetzes vom 13 Aug. 1870 sind nicht ab-
geschafft. Dieses Decret ist auf Algier anzuwenden. Alle diesen Bestimmungen
in andern Decreten widersprechenden Anordnungen sind und bleiben nichtig.

Rumänische Eisenbahn=Obligationen. Dem "Bresl. Handelsblatt"
schreibt man aus Breslau, 10 Febr.: "Auf unsere erneute Aufforderung sind be-
reits aus Breslau und der Provinz Schlesien von mehreren hundert Jnteressenten
Anmeldungen in der Höhe von mehr als 1 Million Thalern rumänischer Eisenbahn-
Obligationen eingegangen, welche Summe sich bei dem allseitigen Einverständniß
mit dem Vorgehen des hier gebildeten Comit e 's noch bedeutend erhöhen würde.
Wir ersuchen jedoch alle Besitzer welche sich noch nicht gemeldet haben ihren Beitritt
keinesfalls zu verzögern, da von der Höhe der zu vertretenden Summe ein günstiger
Erfolg bei unserer Regierung abhängig sein dürfte. Wir schätzen das in Breslau
und Schlesien im Besitze des Privatpublicums befindliche Capital von rumänischen
Eisenbahn Obligationen auf etwa 20 Millionen Thaler, so daß es bei entsprechend
zahlreicher Vertretung leicht gelingen dürfte unserm Reichskanzler Grafen v. Bismarck
die Gewichtigkeit der bedrohten Vermögensobjecte aller durch den Krieg schon schwer
genug geprüften Jnteressenten klar zu legen." Wir sind hingegen der Ansicht daß
es die rumänischen HH. Actionäre in Deutschland sich selber zuzuschreiben haben wenn
sie zu Schaden kommen; an rechtzeitigen Warnungen vor ausländischen Specula-
tionspapieren hat es nie gefehlt. Wer in der Lotterie spielt, darf sich nicht bekla-
gen wenn ihm das große Loos nicht in den Schooß fällt.

Neueste Posten.

Agram, 11 Febr. Die Ausschreibung der Neuwahlen für den
croatischen Landtag wird nach dem Amtsantritte des Ban Bedekovic er-
folgen. ( T. N. )

Madrid, 12 Febr. Aus Habana wird telegraphirt: "Der Com-
mandant der französischen Schiffsdivision in den Antillen hat von den
Behörden die Erlaubniß verlangt den während des Waffenstillstandes aus-
laufenden deutschen Kriegsschiffen zur Ueberwachung derselben folgen zu
dürfen." ( T. N. )

Konstantinopel, 8 Febr. Die Pforte hat in Sachen der arme-
nischen Katholiken Daud Pascha beauftragt einen Versuch zur Versöhnung
zwischen den Dissenters die sich von Rom abgewandt haben und dem päpst-
lichen Stuhl, bezw. dem Vertreter des letzteren, Msgr. Hassun, zu Stande
zu bringen. Diese religiösen Zwistigkeiten haben noch in neuester Zeit
wieder zu mehrfachen Thätlichkeiten geführt. Da die Dissenters von Msgr.
Hassun absolut nichts wissen und ihn nicht einmal als Patriarchen von
Cilicien anerkennen wollen, wird auch dieser Vermittlungsversuch wahr-
scheinlich erfolglos bleiben. -- Der neue politische Agent für Rumänien,
Hr. Balatschano, ist in der Hauptstadt angekommen und hat dem Groß-
vezier seine Creditive überreicht. -- Die Vertretung des Norddeutschen
Bundes in Konstantinopel hat bei der türkischen Regierung Beschwerde dar-
über geführt daß der französischen Fregatte "Armorique" zu wiederholten-
malen gestattet wurde sich in Smyrna mit dem nöthigen Proviant und
Brennstoff zu versehen. Die Hafenbehörde wurde angewiesen die Gesetze
der Neutralität streng einzuhalten, und in Folge dessen dürfte die " Armo-
rique " nicht mehr zur Einnahme von Kohlen in Smyrna zugelassen werden.
-- Die smyrniotischen Blätter bringen Details über die Ueberschwemmung
von welcher die Stadt und Umgebung am 29 Jänner heimgesucht wurden.
Vier Stadtviertel waren besonders schwer getroffen; mehrere Personen er-
tranken. ( Oest. Bl. )

[Ende Spaltensatz]

[Spaltenumbruch] bayerischen Kriegsgefangenen in aufopfernder erfolgreicher Thätigkeit Erleichte-
rung in jeglicher Weise verschaffte. Das bezügliche königl. Handschreiben lautet:
„An Frau Gräfin v. Bernstorff, Gemahlin des Gesandten des Norddeutschen
Bundes in London. Frau Gräfin v. Bernstorff! Von mehreren Seiten er-
halte Jch Berichte über die höchst erfolgreiche Wirksamkeit welche Sie zu Gun-
sten der in Kriegsgefangenschaft gerathenen bayerischen Soldaten entwickeln.
Diese edelmüthige Theilnahme an dem Loose jener Unglücklichen hat Mich tief
gerührt, und es gereicht Mir zur lebhaften Freude Jhnen für die werkthätige
Kundgabe Jhrer Sympathien Meinen und des Landes wärmsten Dank ent-
gegenzubringen. Noch späte Jahrhunderte werden mit Bewunderung nicht nur
auf die heldenmüthige Tapferkeit der deutschen Heere, sondern ebenso sehr auf
die hochherzige Opferwilligkeit der deutschen Frauen zurückblicken. Jch verbleibe
unter der Versicherung besonderen Wohlwollens -- München, 7 Febr. 1871 --
Jhr sehr geneigter ( gez. ) Ludwig.

* München, 11 Febr. Der Privatdocent an der hiesigen Universität Dr. Eichler, in den weitesten Kreisen als Herausgeber der von Martius begrün-
deten Flora Brasiliensis bekannt, in welcher er verschiedene Monographien ge-
schrieben, hat einen ehrenvollen Ruf als Professor der Botanik an die tech-
nische Hochschule
( nicht an die Universität, wie es in der „Südd. Pr.“ hieß ) ,
mit der Verpflichtung zu gewissen Vorlesungen an der Universität, sowie
als Director des botanischen Gartens in Graz erhalten und angenommen;
er wird schon im nächsten Semester seine Lehrthätigkeit daselbst antreten.

München, 8 Febr. Die in Bayern internirten französischen
Kriegsgefangenen
( nunmehr nahezu 36,000 Mann mit mehr als 500 Offi-
cieren ) sind auf folgende 24 Depots vertheilt: Jngolstadt, Germersheim, Ulm,
Würzburg, Wülzburg, Passau, Augsburg, Lechfeld, Burghausen, Dillingen,
Eichstädt, Freising, Landshut, München, Neuburg, Regensburg, Straubing,
Ansbach, Bayreuth, Zweibrücken, Bamberg, Nürnberg, Amberg, Roggenburg.
Die meisten Officiere befinden sich in Würzburg, Bayreuth und Neuburg, und
jedes dieser drei Depots enthält deren über 100; die größte Anzahl der Mann-
schaft, über 9000, ist in Jngolstadt internirt, dann folgen die Depots auf dem
Lechfeld und in München, wovon ersteres über 4000, letzteres 3375 Mann
zählt. ( A. Abdztg. )

München, 14 Febr. Seit einigen Tagen befindet sich, nach der „Augsb.
Abdztg.,“ ein von der französischen Regierung abgesandter Professor der Univer-
sität Lyon hier, der beauftragt ist in Bayern alle Orte in welchen franzö-
sische Kriegsgefangene
internirt sind zu bereisen, sich von den Verhält-
nissen seiner Landsleute zu unterrichten, und, wo nöthig, diese mit Geld oder
Kleidungsstücken zu unterstützen. Der Delegirte, welcher vom bayerischen Kriegs-
ministerium auf das entgegenkommendste und bereitwilligste aufgenommen wurde,
hat schon einen größeren Theil der bayerischen Jnternirungsorte besucht, und
spricht sich sehr lobend und anerkennend über die den Gefangenen zutheil ge-
wordene und zutheil werdende Unterkunft, Behandlung und Verpflegung aus;
mit Geldmitteln reichlich versehen, hat er mit mehreren Geschäftsleuten Ver-
träge zur Lieferung von Beschuhung und Kleidung abgeschlossen. Lebhaft be-
dauert er daß das unbotmäßige Benehmen einzelner Gefangenen Veranlassung
gab einige standgerichtliche Urtheile fällen und vollziehen lassen zu müssen.

* Jn mehreren Blättern sind Mittheilungen über die Verluste der nord-
deutschen Armee
im gegenwärtigen Kriege gemacht worden, welche nur an-
nähernd richtig sind. Die bisher veröffentlichten 193 Listen umfassen nach der
„C. St.“ die 12 norddeutschen Armeecorps nach der Friedensformation und
die badische Division, und constatiren an Todten: 2 Generale, 72 Stabsoffi-
ciere, 791 Hauptleute und Lieutenants; 240 Feldwebel, Vicefeldwebel, Wacht-
meister, Vicewachtmeister, Stabstrompeter, Fähnriche, 1275 Sergeanten, Unter-
officiere, Trompeter, Hautboisten, Oberjäger, 11,567 Gefreite, Spielleute und
Gemeine, 1 Geistlichen und 16 Aerzte ec., Summa 865 Officiere und 13,099
Mann ( nicht 977 Officiere und 12,865 Mann ) . -- An Verwundeten 14 Generale,
192 Stabsofficiere, 2674 Subalternofficiere, 997 Feldwebel ec., 5681 Unter-
officiere ec., 57,832 Gefreite ec., 2 Geistliche, 1 Roßarzt, 1 Büchsenmacher,
107 Aerzte ec., 16 Krankenträger, Summa 2880 Officiere und 64,637 Mann
( nicht 3050 Officiere und 61,426 Mann ) . An Vermißten: 46 Officiere,
281 Unterofficiere, 6 Fähnriche, 12 Feldwebel, 5 Vicefeldwebel, 1 Wachtmei-
ster, 1 Reg.=Tambour, 1 Bataillons=Tambour, 17 Aerzte, 37 Lazarethgehülfen,
32 Kranken= resp. Verbandzeugsträger, 2 Roßärzte, 1 Zahlmeister, 7041 Ge-
freite ec. Summa 46 Officiere und 7437 Mann ( nicht 65 Officiere und 9768
Mann ) . Der Gesammtabgang stellt sich demnach auf 3791 Officiere und
85173 Mann ( nicht 4092 Officiere und 84,069 Mann ) . Unter den 193
Listen befinden sich mehrere welche Berichtigungen enthalten. Leute die
ursprünglich als todt aufgeführt waren sind nur verwundet; Leute die man
vermißt hatte haben sich in den Lazarethen vorgefunden, oder sind zum Regi-
ment, resp. zum Ersatzbataillon, zurückgekehrt. Diese Kategorien von Berichti-
gungen sind in obigen Berechnungen berücksichtigt.

* So eben erscheint in der beliebten Würzburger Volksausgabe eine
Sammlung der deutschen Reichsgesetze, welche sich insbesondere durch
große Vollständigkeit und billigen Preis auszeichnet. Das erste uns vorliegende
Heft umfaßt die Reichsverfassung nebst der königl. Declaration und den sehr
zweckmäßig den betreffenden Artikeln in Anmerkungen beigegebenen Sonder-
bestimmungen für Bayern, Württemberg, Baden und Hessen. -- Das zweite
Heft enthält das Wahlgesetz für den deutschen Reichstag, nebst dem Reglement
zur Ausführung desselben. -- Jn gleicher Ausgabe ist auch das neueste Gesetz
über die Jntercessionen erschienen.

[Spaltenumbruch]

* Hr. Gerhard Rohlfs theilt uns mit daß das in diesen Tagen bei
Kühtmann in Bremen verlegte und von ihm verfaßte Werk über Cyrenaica,
welches Sr. Maj. dem Kaiser von Deutschland gewidmet ist, keineswegs Be-
ziehung hat zu den von Salingr é in Cyrenaica aufgenommenen Photographien.
Rohlfs steht in keiner Beziehung zum Verleger dieser Photographien, und sein
Reisewerk wird besonders zu dem von Kühtmann festgesetzten Preise verkauft.
Rohlfs wurde veranlaßt zu dieser Veröffentlichung, weil in Riga sein Werk
zusammen mit den Photographien zu 54 Rubeln ausgeboten wurde.

Jndustrie, Handel und Verkehr.

Berlin, 13 Febr. Die Börse hatte im gestrigen Privatverkehr bei im
ganzen herrschender Festigkeit nur geringes Leben entwickelt; auch heute war das
Geschäft geringfügig, und die Curse der fremden Speculationspapiere blieben gegen
Sonnabend wenig verändert. Jtaliener, Türken, Amerikaner sind etwas besser
und ziemlich belebt, Rumänen steigend in sehr starkem Verkehr. Eisenbahnen fest,
aber wenig belebt, ebenso Banken; Bankactien zum Theil etwas höher. Die
anhaltische Landesbank gibt, wie heute telegraphisch gemeldet wurde, 9 Procent
Dividende. Jnländische Fonds waren behauptet, von deutschen die Bundesanleihe
und Schatzanweifungen etwas höher, beide mäßig belebt. Von Ruffen waren
englische etwas höher gefragt, besonders 1870er lebhaft. Prämien= Anleihen ver-
nachlässigt, Bodencredit höher und sehr belebt. Jnländische Prioritäten fest; ein
Theil der 5= und3 1 / 2 procentigen gut zu lassen, österreichische unverändert matt,
Ostbahn und Nordostbahn, sowie im allgemeinen die neueren in großen Posten
offerirt, russische sehr fest, amerikanische steigend. Jn ungarischen Loosen wurde etwas
zu[unleserliches Material] gehandelt. -- Die Subscription auf die Oldenburger Anleihe ergab heut
am ersten Tage schon eine so rege Betheiligung aus allen Kreise, daß man eine
starke Ueberzeichnung erwartet.

* Paris, 10 Febr. Die heutige „Amtszeitung“ der französischen Republik
publicirt ein Decret durch welches vom 13 März an die alte Frist für Wechsel-
proteste
und Recurshandlungen wieder hergestellt wird. Jn demselben heißt es:
Die Frist in welcher alle Proteste und Recurshandlungen, laut den oben angeführten
Decreten ( Gesetz v. 13 Aug. 1870. Decreie v. 10 Sept., 11 Oct., 10 Nov., 12 Dec
1870, 12 und 27 Jan. 1871 ) gemacht werden sollen, ist auf einen Monat, vom
13 Febr. an, verlängert worden. Die Zinsen werden vom Verfalltag an gerech-
net. Die andern Verfügungen des Gesetzes vom 13 Aug. 1870 sind nicht ab-
geschafft. Dieses Decret ist auf Algier anzuwenden. Alle diesen Bestimmungen
in andern Decreten widersprechenden Anordnungen sind und bleiben nichtig.

Rumänische Eisenbahn=Obligationen. Dem „Bresl. Handelsblatt“
schreibt man aus Breslau, 10 Febr.: „Auf unsere erneute Aufforderung sind be-
reits aus Breslau und der Provinz Schlesien von mehreren hundert Jnteressenten
Anmeldungen in der Höhe von mehr als 1 Million Thalern rumänischer Eisenbahn-
Obligationen eingegangen, welche Summe sich bei dem allseitigen Einverständniß
mit dem Vorgehen des hier gebildeten Comit é 's noch bedeutend erhöhen würde.
Wir ersuchen jedoch alle Besitzer welche sich noch nicht gemeldet haben ihren Beitritt
keinesfalls zu verzögern, da von der Höhe der zu vertretenden Summe ein günstiger
Erfolg bei unserer Regierung abhängig sein dürfte. Wir schätzen das in Breslau
und Schlesien im Besitze des Privatpublicums befindliche Capital von rumänischen
Eisenbahn Obligationen auf etwa 20 Millionen Thaler, so daß es bei entsprechend
zahlreicher Vertretung leicht gelingen dürfte unserm Reichskanzler Grafen v. Bismarck
die Gewichtigkeit der bedrohten Vermögensobjecte aller durch den Krieg schon schwer
genug geprüften Jnteressenten klar zu legen.“ Wir sind hingegen der Ansicht daß
es die rumänischen HH. Actionäre in Deutschland sich selber zuzuschreiben haben wenn
sie zu Schaden kommen; an rechtzeitigen Warnungen vor ausländischen Specula-
tionspapieren hat es nie gefehlt. Wer in der Lotterie spielt, darf sich nicht bekla-
gen wenn ihm das große Loos nicht in den Schooß fällt.

Neueste Posten.

Agram, 11 Febr. Die Ausschreibung der Neuwahlen für den
croatischen Landtag wird nach dem Amtsantritte des Ban Bedekovic er-
folgen. ( T. N. )

Madrid, 12 Febr. Aus Habana wird telegraphirt: „Der Com-
mandant der französischen Schiffsdivision in den Antillen hat von den
Behörden die Erlaubniß verlangt den während des Waffenstillstandes aus-
laufenden deutschen Kriegsschiffen zur Ueberwachung derselben folgen zu
dürfen.“ ( T. N. )

Konstantinopel, 8 Febr. Die Pforte hat in Sachen der arme-
nischen Katholiken Daud Pascha beauftragt einen Versuch zur Versöhnung
zwischen den Dissenters die sich von Rom abgewandt haben und dem päpst-
lichen Stuhl, bezw. dem Vertreter des letzteren, Msgr. Hassun, zu Stande
zu bringen. Diese religiösen Zwistigkeiten haben noch in neuester Zeit
wieder zu mehrfachen Thätlichkeiten geführt. Da die Dissenters von Msgr.
Hassun absolut nichts wissen und ihn nicht einmal als Patriarchen von
Cilicien anerkennen wollen, wird auch dieser Vermittlungsversuch wahr-
scheinlich erfolglos bleiben. -- Der neue politische Agent für Rumänien,
Hr. Balatschano, ist in der Hauptstadt angekommen und hat dem Groß-
vezier seine Creditive überreicht. -- Die Vertretung des Norddeutschen
Bundes in Konstantinopel hat bei der türkischen Regierung Beschwerde dar-
über geführt daß der französischen Fregatte „Armorique“ zu wiederholten-
malen gestattet wurde sich in Smyrna mit dem nöthigen Proviant und
Brennstoff zu versehen. Die Hafenbehörde wurde angewiesen die Gesetze
der Neutralität streng einzuhalten, und in Folge dessen dürfte die „ Armo-
rique “ nicht mehr zur Einnahme von Kohlen in Smyrna zugelassen werden.
-- Die smyrniotischen Blätter bringen Details über die Ueberschwemmung
von welcher die Stadt und Umgebung am 29 Jänner heimgesucht wurden.
Vier Stadtviertel waren besonders schwer getroffen; mehrere Personen er-
tranken. ( Oest. Bl. )

[Ende Spaltensatz]
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[788/0008] bayerischen Kriegsgefangenen in aufopfernder erfolgreicher Thätigkeit Erleichte- rung in jeglicher Weise verschaffte. Das bezügliche königl. Handschreiben lautet: „An Frau Gräfin v. Bernstorff, Gemahlin des Gesandten des Norddeutschen Bundes in London. Frau Gräfin v. Bernstorff! Von mehreren Seiten er- halte Jch Berichte über die höchst erfolgreiche Wirksamkeit welche Sie zu Gun- sten der in Kriegsgefangenschaft gerathenen bayerischen Soldaten entwickeln. Diese edelmüthige Theilnahme an dem Loose jener Unglücklichen hat Mich tief gerührt, und es gereicht Mir zur lebhaften Freude Jhnen für die werkthätige Kundgabe Jhrer Sympathien Meinen und des Landes wärmsten Dank ent- gegenzubringen. Noch späte Jahrhunderte werden mit Bewunderung nicht nur auf die heldenmüthige Tapferkeit der deutschen Heere, sondern ebenso sehr auf die hochherzige Opferwilligkeit der deutschen Frauen zurückblicken. Jch verbleibe unter der Versicherung besonderen Wohlwollens -- München, 7 Febr. 1871 -- Jhr sehr geneigter ( gez. ) Ludwig. “ * München, 11 Febr. Der Privatdocent an der hiesigen Universität Dr. Eichler, in den weitesten Kreisen als Herausgeber der von Martius begrün- deten Flora Brasiliensis bekannt, in welcher er verschiedene Monographien ge- schrieben, hat einen ehrenvollen Ruf als Professor der Botanik an die tech- nische Hochschule ( nicht an die Universität, wie es in der „Südd. Pr.“ hieß ) , mit der Verpflichtung zu gewissen Vorlesungen an der Universität, sowie als Director des botanischen Gartens in Graz erhalten und angenommen; er wird schon im nächsten Semester seine Lehrthätigkeit daselbst antreten. München, 8 Febr. Die in Bayern internirten französischen Kriegsgefangenen ( nunmehr nahezu 36,000 Mann mit mehr als 500 Offi- cieren ) sind auf folgende 24 Depots vertheilt: Jngolstadt, Germersheim, Ulm, Würzburg, Wülzburg, Passau, Augsburg, Lechfeld, Burghausen, Dillingen, Eichstädt, Freising, Landshut, München, Neuburg, Regensburg, Straubing, Ansbach, Bayreuth, Zweibrücken, Bamberg, Nürnberg, Amberg, Roggenburg. Die meisten Officiere befinden sich in Würzburg, Bayreuth und Neuburg, und jedes dieser drei Depots enthält deren über 100; die größte Anzahl der Mann- schaft, über 9000, ist in Jngolstadt internirt, dann folgen die Depots auf dem Lechfeld und in München, wovon ersteres über 4000, letzteres 3375 Mann zählt. ( A. Abdztg. ) München, 14 Febr. Seit einigen Tagen befindet sich, nach der „Augsb. Abdztg.,“ ein von der französischen Regierung abgesandter Professor der Univer- sität Lyon hier, der beauftragt ist in Bayern alle Orte in welchen franzö- sische Kriegsgefangene internirt sind zu bereisen, sich von den Verhält- nissen seiner Landsleute zu unterrichten, und, wo nöthig, diese mit Geld oder Kleidungsstücken zu unterstützen. Der Delegirte, welcher vom bayerischen Kriegs- ministerium auf das entgegenkommendste und bereitwilligste aufgenommen wurde, hat schon einen größeren Theil der bayerischen Jnternirungsorte besucht, und spricht sich sehr lobend und anerkennend über die den Gefangenen zutheil ge- wordene und zutheil werdende Unterkunft, Behandlung und Verpflegung aus; mit Geldmitteln reichlich versehen, hat er mit mehreren Geschäftsleuten Ver- träge zur Lieferung von Beschuhung und Kleidung abgeschlossen. Lebhaft be- dauert er daß das unbotmäßige Benehmen einzelner Gefangenen Veranlassung gab einige standgerichtliche Urtheile fällen und vollziehen lassen zu müssen. * Jn mehreren Blättern sind Mittheilungen über die Verluste der nord- deutschen Armee im gegenwärtigen Kriege gemacht worden, welche nur an- nähernd richtig sind. Die bisher veröffentlichten 193 Listen umfassen nach der „C. St.“ die 12 norddeutschen Armeecorps nach der Friedensformation und die badische Division, und constatiren an Todten: 2 Generale, 72 Stabsoffi- ciere, 791 Hauptleute und Lieutenants; 240 Feldwebel, Vicefeldwebel, Wacht- meister, Vicewachtmeister, Stabstrompeter, Fähnriche, 1275 Sergeanten, Unter- officiere, Trompeter, Hautboisten, Oberjäger, 11,567 Gefreite, Spielleute und Gemeine, 1 Geistlichen und 16 Aerzte ec., Summa 865 Officiere und 13,099 Mann ( nicht 977 Officiere und 12,865 Mann ) . -- An Verwundeten 14 Generale, 192 Stabsofficiere, 2674 Subalternofficiere, 997 Feldwebel ec., 5681 Unter- officiere ec., 57,832 Gefreite ec., 2 Geistliche, 1 Roßarzt, 1 Büchsenmacher, 107 Aerzte ec., 16 Krankenträger, Summa 2880 Officiere und 64,637 Mann ( nicht 3050 Officiere und 61,426 Mann ) . An Vermißten: 46 Officiere, 281 Unterofficiere, 6 Fähnriche, 12 Feldwebel, 5 Vicefeldwebel, 1 Wachtmei- ster, 1 Reg.=Tambour, 1 Bataillons=Tambour, 17 Aerzte, 37 Lazarethgehülfen, 32 Kranken= resp. Verbandzeugsträger, 2 Roßärzte, 1 Zahlmeister, 7041 Ge- freite ec. Summa 46 Officiere und 7437 Mann ( nicht 65 Officiere und 9768 Mann ) . Der Gesammtabgang stellt sich demnach auf 3791 Officiere und 85173 Mann ( nicht 4092 Officiere und 84,069 Mann ) . Unter den 193 Listen befinden sich mehrere welche Berichtigungen enthalten. Leute die ursprünglich als todt aufgeführt waren sind nur verwundet; Leute die man vermißt hatte haben sich in den Lazarethen vorgefunden, oder sind zum Regi- ment, resp. zum Ersatzbataillon, zurückgekehrt. Diese Kategorien von Berichti- gungen sind in obigen Berechnungen berücksichtigt. * So eben erscheint in der beliebten Würzburger Volksausgabe eine Sammlung der deutschen Reichsgesetze, welche sich insbesondere durch große Vollständigkeit und billigen Preis auszeichnet. Das erste uns vorliegende Heft umfaßt die Reichsverfassung nebst der königl. Declaration und den sehr zweckmäßig den betreffenden Artikeln in Anmerkungen beigegebenen Sonder- bestimmungen für Bayern, Württemberg, Baden und Hessen. -- Das zweite Heft enthält das Wahlgesetz für den deutschen Reichstag, nebst dem Reglement zur Ausführung desselben. -- Jn gleicher Ausgabe ist auch das neueste Gesetz über die Jntercessionen erschienen. * Hr. Gerhard Rohlfs theilt uns mit daß das in diesen Tagen bei Kühtmann in Bremen verlegte und von ihm verfaßte Werk über Cyrenaica, welches Sr. Maj. dem Kaiser von Deutschland gewidmet ist, keineswegs Be- ziehung hat zu den von Salingr é in Cyrenaica aufgenommenen Photographien. Rohlfs steht in keiner Beziehung zum Verleger dieser Photographien, und sein Reisewerk wird besonders zu dem von Kühtmann festgesetzten Preise verkauft. Rohlfs wurde veranlaßt zu dieser Veröffentlichung, weil in Riga sein Werk zusammen mit den Photographien zu 54 Rubeln ausgeboten wurde. Jndustrie, Handel und Verkehr. Berlin, 13 Febr. Die Börse hatte im gestrigen Privatverkehr bei im ganzen herrschender Festigkeit nur geringes Leben entwickelt; auch heute war das Geschäft geringfügig, und die Curse der fremden Speculationspapiere blieben gegen Sonnabend wenig verändert. Jtaliener, Türken, Amerikaner sind etwas besser und ziemlich belebt, Rumänen steigend in sehr starkem Verkehr. Eisenbahnen fest, aber wenig belebt, ebenso Banken; Bankactien zum Theil etwas höher. Die anhaltische Landesbank gibt, wie heute telegraphisch gemeldet wurde, 9 Procent Dividende. Jnländische Fonds waren behauptet, von deutschen die Bundesanleihe und Schatzanweifungen etwas höher, beide mäßig belebt. Von Ruffen waren englische etwas höher gefragt, besonders 1870er lebhaft. Prämien= Anleihen ver- nachlässigt, Bodencredit höher und sehr belebt. Jnländische Prioritäten fest; ein Theil der 5= und3 1 / 2 procentigen gut zu lassen, österreichische unverändert matt, Ostbahn und Nordostbahn, sowie im allgemeinen die neueren in großen Posten offerirt, russische sehr fest, amerikanische steigend. Jn ungarischen Loosen wurde etwas zu_ gehandelt. -- Die Subscription auf die Oldenburger Anleihe ergab heut am ersten Tage schon eine so rege Betheiligung aus allen Kreise, daß man eine starke Ueberzeichnung erwartet. * Paris, 10 Febr. Die heutige „Amtszeitung“ der französischen Republik publicirt ein Decret durch welches vom 13 März an die alte Frist für Wechsel- proteste und Recurshandlungen wieder hergestellt wird. Jn demselben heißt es: Die Frist in welcher alle Proteste und Recurshandlungen, laut den oben angeführten Decreten ( Gesetz v. 13 Aug. 1870. Decreie v. 10 Sept., 11 Oct., 10 Nov., 12 Dec 1870, 12 und 27 Jan. 1871 ) gemacht werden sollen, ist auf einen Monat, vom 13 Febr. an, verlängert worden. Die Zinsen werden vom Verfalltag an gerech- net. Die andern Verfügungen des Gesetzes vom 13 Aug. 1870 sind nicht ab- geschafft. Dieses Decret ist auf Algier anzuwenden. Alle diesen Bestimmungen in andern Decreten widersprechenden Anordnungen sind und bleiben nichtig. Rumänische Eisenbahn=Obligationen. Dem „Bresl. Handelsblatt“ schreibt man aus Breslau, 10 Febr.: „Auf unsere erneute Aufforderung sind be- reits aus Breslau und der Provinz Schlesien von mehreren hundert Jnteressenten Anmeldungen in der Höhe von mehr als 1 Million Thalern rumänischer Eisenbahn- Obligationen eingegangen, welche Summe sich bei dem allseitigen Einverständniß mit dem Vorgehen des hier gebildeten Comit é 's noch bedeutend erhöhen würde. Wir ersuchen jedoch alle Besitzer welche sich noch nicht gemeldet haben ihren Beitritt keinesfalls zu verzögern, da von der Höhe der zu vertretenden Summe ein günstiger Erfolg bei unserer Regierung abhängig sein dürfte. Wir schätzen das in Breslau und Schlesien im Besitze des Privatpublicums befindliche Capital von rumänischen Eisenbahn Obligationen auf etwa 20 Millionen Thaler, so daß es bei entsprechend zahlreicher Vertretung leicht gelingen dürfte unserm Reichskanzler Grafen v. Bismarck die Gewichtigkeit der bedrohten Vermögensobjecte aller durch den Krieg schon schwer genug geprüften Jnteressenten klar zu legen.“ Wir sind hingegen der Ansicht daß es die rumänischen HH. Actionäre in Deutschland sich selber zuzuschreiben haben wenn sie zu Schaden kommen; an rechtzeitigen Warnungen vor ausländischen Specula- tionspapieren hat es nie gefehlt. Wer in der Lotterie spielt, darf sich nicht bekla- gen wenn ihm das große Loos nicht in den Schooß fällt. Neueste Posten. Agram, 11 Febr. Die Ausschreibung der Neuwahlen für den croatischen Landtag wird nach dem Amtsantritte des Ban Bedekovic er- folgen. ( T. N. ) Madrid, 12 Febr. Aus Habana wird telegraphirt: „Der Com- mandant der französischen Schiffsdivision in den Antillen hat von den Behörden die Erlaubniß verlangt den während des Waffenstillstandes aus- laufenden deutschen Kriegsschiffen zur Ueberwachung derselben folgen zu dürfen.“ ( T. N. ) Konstantinopel, 8 Febr. Die Pforte hat in Sachen der arme- nischen Katholiken Daud Pascha beauftragt einen Versuch zur Versöhnung zwischen den Dissenters die sich von Rom abgewandt haben und dem päpst- lichen Stuhl, bezw. dem Vertreter des letzteren, Msgr. Hassun, zu Stande zu bringen. Diese religiösen Zwistigkeiten haben noch in neuester Zeit wieder zu mehrfachen Thätlichkeiten geführt. Da die Dissenters von Msgr. Hassun absolut nichts wissen und ihn nicht einmal als Patriarchen von Cilicien anerkennen wollen, wird auch dieser Vermittlungsversuch wahr- scheinlich erfolglos bleiben. -- Der neue politische Agent für Rumänien, Hr. Balatschano, ist in der Hauptstadt angekommen und hat dem Groß- vezier seine Creditive überreicht. -- Die Vertretung des Norddeutschen Bundes in Konstantinopel hat bei der türkischen Regierung Beschwerde dar- über geführt daß der französischen Fregatte „Armorique“ zu wiederholten- malen gestattet wurde sich in Smyrna mit dem nöthigen Proviant und Brennstoff zu versehen. Die Hafenbehörde wurde angewiesen die Gesetze der Neutralität streng einzuhalten, und in Folge dessen dürfte die „ Armo- rique “ nicht mehr zur Einnahme von Kohlen in Smyrna zugelassen werden. -- Die smyrniotischen Blätter bringen Details über die Ueberschwemmung von welcher die Stadt und Umgebung am 29 Jänner heimgesucht wurden. Vier Stadtviertel waren besonders schwer getroffen; mehrere Personen er- tranken. ( Oest. Bl. )

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 47. Augsburg (Bayern), 16. Februar 1871, S. 788. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_augsburg47_1871/8>, abgerufen am 28.04.2024.