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Der Arbeitgeber. Nr. 1068. Frankfurt a. M., 20. Oktober 1877.

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[Spaltenumbruch] sind übrig. Jtalien hat auch eine progressive Taxe von 50, 75,
125 und 150 Fr. ec. und ist auch sehr sparsam, d. h. es sucht mög-
lichst viel übrig zu behalten; allein trotzdem verlangt es nur 50 Fr.
jährl. in den ersten 3 Jahren und 75 Fr. in den nächsten 3 Jahren,
d. h. statt 1250 Fr. wie bei uns hat der italienische Erfinder nur
375 Fr. zu zahlen in 6 Jahren und nur 175 Fr. in 3 Jahren
statt 250 bei uns. Daß die Taxe zu hoch ist, hat man auch recht
gut gefühlt und deshalb die Stundung für arme Erfinder einge-
führt. Wir wiederholen aber: es reicht das nicht aus. Unsere
Taxe ist eine unwirthschaftliche, nicht blos den armen Erfinder
drückende, sondern die Jndustrie schädigende und muß deshalb sobald
als möglich abgeändert werden.

* Arbeitmarkt. Die Social=Corresp. bestätigt den Aufschwung
der Weberei in Berlin. Was die größten Anstrengungen nicht
bewirkten, habe die Mode fertig gebracht. Jhr ist es zu verdanken,
daß fast alle Weber vollauf beschäftigt sind und 16--18 M. die
Woche verdienen, Meister 20--24. -- Die Freih. = Corresp. be-
richtet, daß die Lage der Confectionsgeschäfte zu Berlin eine aus-
nahmsweise günstige zu nennen sei. Bei dem jetzt häufig ein-
tretenden schnellen Wechsel der Mode ist der Berliner Fabrikant
durch seine Vielseitigkeit in der Fabrikation allen auswärtigen Fa-
brikanten, die erfahrungsmäßig mehr oder weniger auf ganz be-
stimmte Arten von Fabrikation angewiesen und an solche gebunden
sind, bedeutend überlegen, weil er fast gar nicht im Hause selbst,
sondern beinahe ausnahmslos bei kleinen Webermeistern in Berlin
und dessen Umgebung arbeiten läßt, und durch die alte, weltbe-
rühmte Berliner Shawlfabrication über eine bedeutende Menge von
Jacquard=Webestühlen verfügt. Die Arbeitslöhne haben gegen-
wärtig eine Höhe erreicht, wie kaum in der flottesten Geschäftszeit.
Die Shawlfabrication hat sich seit einigen Monaten auch günstiger
gestaltet. Die Löhne wechseln je nach Jntelligenz des Webers:
auf Maschinenstühlen werden 4 M. pro Tag verdient, auf Tritt-
stühlen kaum 3 M. -- Die rheinische Eisenbahn sucht für den
Bau der Strecke Duisburg=Quakenbrücken 200 Accordarbeiter auf
2--3 Jahre und war genöthigt, deshalb öffentliche Aufforderungen
zu erlassen, so gering ist trotz der Geschäftsstockung das Angebot
auf dem Lande. -- Jm Erzgebirge liegt bereits schuhhoch Schnee,
wodurch die Lage der Arbeiter verschlimmert worden ist. Das
Spitzenklöppeln geht immer noch schwach, beim größten Fleiße bringt
es eine Klöpplerin auf höchstens 20 kr. österr. W. pr. Tag; etwas
besser geht die Sammtweberei. Die weibliche Hausindustrie be-
faßt sich mehr mit der "Gorlennäherei" ( Putzschnürartikel ) , wobei
eine Person 25 kr. im Tage verdient.

Ueber die Höhe der Arbeitlöhne und ihre Schwankungen
jetzt und in früheren Jahrgängen wird in neuester Zeit viel hin-
und hergestritten und es werden dabei meist sehr willkürliche Be-
hauptungen aufgestellt. Jn New = Haven, im Staate Connecticut,
ist nun kürzlich ein Prozeß anhängig gemacht worden, in welchem
es sich um Arbeitslohn vom 1. März 1859 bis 1. October 1876
handelt und die während der betreffenden18 1 / 2 Jahre in New=Haven
für Zimmerleute geltenden Löhne sind dabei wie folgt angegeben:

1.März1859--1.Nov.1859......$175
1.Dez.1859--1.März1860......"150
1.März1860--1.Nov.1860......"175
1.Dez.1860--1.März1861......"150
1.März1861--1.Sept.1861......"175
1.Sept.1861--1. Dez.1861......"150
1. Dez.1861--1.März1862......"125
1.März1862--1.Nov.1862......"175
1.März 1863--1.März1864......" 2 00
1.März1864--1.März 1866......"250
1.März1866--1.März1867......"300
1.März1867--1.Sept.1867......"3 25
1.Mai1868--1.Dez.1868......"350
1.Dez.1868--1.März1869......"300
1.März1869--1.Dez.1869......"350
1.Dez.1869--1.März1870......"3 00
1.März1870--1.Dez.1870......"350
1.Dez.1870--1.März 1871......"300
1.März1871--1.Dez.1871......"350
1.Dez.1871--1.Jan.1875......"300
1.Jan.1075--1.Febr.1876......$275
1.Febr.1876--1.Oktb.1876......"250

Hiernach waren also die Löhne der Zimmerleute im Winter
1861 auf 1862 am niedrigsten. Mit dem März 1863 begann
das Steigen. Jm Mai 1869 erreichte der Lohn den höchsten
Punkt, $ 3 50 ( 14 M. ) täglich im Sommer und $ 3 im Winter.
Erst mit dem Januar 1871 trat wieder ein Sinken ein. Die
Liste schließt mit dem 1. Oktober 1876. Würde sie bis zum heu-
tigen Tage fortgesetzt, so würde der Tagelohn wahrscheinlich auf
$ 2 angesetzt werden. Zu bemerken ist natürlich, daß die Tabelle
einer Lohnforderung entnommen ist. Jnteressant wäre zu wissen,
welche Liste der verklagte Meister ihr entgegensetzen wird. ( Wchslbl. )

Auch aus Anhalt meldet der dortige Staats=Anzeiger eine
Besserung der Gewerbeindustrie, selbst in der Leinenweberei. Auch
die übrigen Fabriken gehen gut und arbeiten wieder volle Zeit.

Der "Gewerkverein" hält die über die Lage der Weber in
Berlin gemachten Mittheilungen für übertrieben und fordert den
Ortsverein auf, sie zu berichtigen. Ueber die Arbeitsverhältnisse
in Halberstadt schreibt man demselben Blatte, daß dieselben
großentheils flau sind, nur Näherinnen und Handschuhmacher seien
begehrt. Letztere verdienen 2--5 M., erstere 1--2 1 / 2, Maurer und
Zimmerleute2 1 / 2 --2.70, Cigarrenmacher1 1 / 2 --3 1 / 2, Feldarbeiter
1.70--2 1 / 2 M., Wohnungen kosten 60--150 M. Aehnlich sind
die Löhne bei Potsdam, Schmiede verdienen4 1 / 2 --9 M. wöchentlich
bei freier Station.

Jn Oesterreich ist das Geschäft in Manufakten fortdauernd
befriedigend und die Arbeiter sind gut beschäftigt. Der inländische
Verbrauch hat zugenommen. Die Eisenindustrie hat etwas mehr
zu thun, ist aber noch nicht ganz wieder hergestellt. Die Gieße-
reien sind, außer mit Commerzguß, für den sich andauernd ziemlich
guter Abzug zeigt, wenig beschäftigt. Den Locomotivfabriken und
Waggonbauanstalten sind Aufträge aus Rußland zugegangen, welchen
voraussichtlich binnen Kurzem andere seitens österreichischer Bahnen
folgen werden, deren ohnehin unzulänglicher Fahrpark durch den
anhaltend lebhaften Güterverkehr einer großen Abnützung unter-
liegt. Letzterer Umstand muß auch den Schienenwalzwerken zu-
stattenkommen.

[ Wir bitten um Zusendung aller Zeitungsnummern, worin sich Angaben
über Bedarf oder Ueberfluß an Arbeitern befinden. D. Red. ]

* Patentwesen. Die Offenbacher Handelskammer er-
hebt in ihrem Jahresbericht gewichtige Bedenken gegen verschiedene Be-
stimmungen des Reichspatentgesetzes. Sie spricht sich zunächst gegen
den Lizenzzwang aus und gegen Feststellung einer Maximalentschä-
digung: dem Erfinder müsse es freistehen, seinen Entschädigungs-
Anspruch in ihm geeignet erscheinender Höhe geltend zu machen.
Eine dreimonatliche Offenlegung eines Patentgesuches ( die übrigens
nie beabsichtigt war ) hält der Bericht für zu streng, die im Pa-
tentamte allein aber für ungenügend.

Das Patentamt ist durch die eigenthümlichen Reclamen
eines Berliner Patentbureau's, welche zugleich eine factische Un-
richtigkeit und eine Beleidigung des Patentamtes enthalten, veran-
laßt worden eine Warnung deshalb zu erlassen. Das fragliche
Bureau hat nämlich sofort nach Veröffentlichung der Patentgesuche
an alle bezüglichen Gesuchssteller, bei denen es glaubte Gehör zu
finden, ein [ später sogar gedrucktes ( ! ) ] Schreiben gerichtet, worin
es dieselben aufmerksam machte, daß ihr Gesuch " nicht nach
Vorschrift
" oder "nicht genau nach Vorschrift" angefertigt sei
und es deshalb vermuthe ( ! ) , daß das "Gesuch wahrscheinlich ( ! )
als nicht genügend zurückgewiesen" werde. Die betreffenden Er-
finder wurden dadurch ängstlich gemacht und die meisten -- nicht
sehr vertraut mit den Bestimmungen des Gesetzes -- fielen in die
gestellte Falle. Uns selbst sind viele Anfragen deshalb zugekommen
und das Patentamt ist dann um Auskunft angegangen worden.
Es wurde sogar eine besondere Eingabe deshalb an dasselbe ge-
richtet, in Folge deren nun ein amtlicher Bescheid in Form eines
Antwortschreibens an einen der anfragenden Erfinder ertheilt wor-
den ist. Dasselbe lautet:

   

"Auf die gefällige Anfrage vom 14. d. Mts. erwiedern wir
Jhnen ergebenst, daß nach der Auslegung der Patentzeichnungen
und Patentbeschreibungen nur noch solche Abänderungen zulässig
sind, welche die Form dieser Schriftstücke betreffen. Erachtet das
Patentamt Abänderungen dieser Art für erforderlich, so werden Sie

[Spaltenumbruch] sind übrig. Jtalien hat auch eine progressive Taxe von 50, 75,
125 und 150 Fr. ec. und ist auch sehr sparsam, d. h. es sucht mög-
lichst viel übrig zu behalten; allein trotzdem verlangt es nur 50 Fr.
jährl. in den ersten 3 Jahren und 75 Fr. in den nächsten 3 Jahren,
d. h. statt 1250 Fr. wie bei uns hat der italienische Erfinder nur
375 Fr. zu zahlen in 6 Jahren und nur 175 Fr. in 3 Jahren
statt 250 bei uns. Daß die Taxe zu hoch ist, hat man auch recht
gut gefühlt und deshalb die Stundung für arme Erfinder einge-
führt. Wir wiederholen aber: es reicht das nicht aus. Unsere
Taxe ist eine unwirthschaftliche, nicht blos den armen Erfinder
drückende, sondern die Jndustrie schädigende und muß deshalb sobald
als möglich abgeändert werden.

* Arbeitmarkt. Die Social=Corresp. bestätigt den Aufschwung
der Weberei in Berlin. Was die größten Anstrengungen nicht
bewirkten, habe die Mode fertig gebracht. Jhr ist es zu verdanken,
daß fast alle Weber vollauf beschäftigt sind und 16--18 M. die
Woche verdienen, Meister 20--24. -- Die Freih. = Corresp. be-
richtet, daß die Lage der Confectionsgeschäfte zu Berlin eine aus-
nahmsweise günstige zu nennen sei. Bei dem jetzt häufig ein-
tretenden schnellen Wechsel der Mode ist der Berliner Fabrikant
durch seine Vielseitigkeit in der Fabrikation allen auswärtigen Fa-
brikanten, die erfahrungsmäßig mehr oder weniger auf ganz be-
stimmte Arten von Fabrikation angewiesen und an solche gebunden
sind, bedeutend überlegen, weil er fast gar nicht im Hause selbst,
sondern beinahe ausnahmslos bei kleinen Webermeistern in Berlin
und dessen Umgebung arbeiten läßt, und durch die alte, weltbe-
rühmte Berliner Shawlfabrication über eine bedeutende Menge von
Jacquard=Webestühlen verfügt. Die Arbeitslöhne haben gegen-
wärtig eine Höhe erreicht, wie kaum in der flottesten Geschäftszeit.
Die Shawlfabrication hat sich seit einigen Monaten auch günstiger
gestaltet. Die Löhne wechseln je nach Jntelligenz des Webers:
auf Maschinenstühlen werden 4 M. pro Tag verdient, auf Tritt-
stühlen kaum 3 M. -- Die rheinische Eisenbahn sucht für den
Bau der Strecke Duisburg=Quakenbrücken 200 Accordarbeiter auf
2--3 Jahre und war genöthigt, deshalb öffentliche Aufforderungen
zu erlassen, so gering ist trotz der Geschäftsstockung das Angebot
auf dem Lande. -- Jm Erzgebirge liegt bereits schuhhoch Schnee,
wodurch die Lage der Arbeiter verschlimmert worden ist. Das
Spitzenklöppeln geht immer noch schwach, beim größten Fleiße bringt
es eine Klöpplerin auf höchstens 20 kr. österr. W. pr. Tag; etwas
besser geht die Sammtweberei. Die weibliche Hausindustrie be-
faßt sich mehr mit der „Gorlennäherei“ ( Putzschnürartikel ) , wobei
eine Person 25 kr. im Tage verdient.

Ueber die Höhe der Arbeitlöhne und ihre Schwankungen
jetzt und in früheren Jahrgängen wird in neuester Zeit viel hin-
und hergestritten und es werden dabei meist sehr willkürliche Be-
hauptungen aufgestellt. Jn New = Haven, im Staate Connecticut,
ist nun kürzlich ein Prozeß anhängig gemacht worden, in welchem
es sich um Arbeitslohn vom 1. März 1859 bis 1. October 1876
handelt und die während der betreffenden18 1 / 2 Jahre in New=Haven
für Zimmerleute geltenden Löhne sind dabei wie folgt angegeben:

1.März1859--1.Nov.1859......$175
1.Dez.1859--1.März1860......150
1.März1860--1.Nov.1860......175
1.Dez.1860--1.März1861......150
1.März1861--1.Sept.1861......175
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1. Dez.1861--1.März1862......125
1.März1862--1.Nov.1862......175
1.März 1863--1.März1864......2 00
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1.März1871--1.Dez.1871......350
1.Dez.1871--1.Jan.1875......300
1.Jan.1075--1.Febr.1876......$275
1.Febr.1876--1.Oktb.1876......250

Hiernach waren also die Löhne der Zimmerleute im Winter
1861 auf 1862 am niedrigsten. Mit dem März 1863 begann
das Steigen. Jm Mai 1869 erreichte der Lohn den höchsten
Punkt, $ 3 50 ( 14 M. ) täglich im Sommer und $ 3 im Winter.
Erst mit dem Januar 1871 trat wieder ein Sinken ein. Die
Liste schließt mit dem 1. Oktober 1876. Würde sie bis zum heu-
tigen Tage fortgesetzt, so würde der Tagelohn wahrscheinlich auf
$ 2 angesetzt werden. Zu bemerken ist natürlich, daß die Tabelle
einer Lohnforderung entnommen ist. Jnteressant wäre zu wissen,
welche Liste der verklagte Meister ihr entgegensetzen wird. ( Wchslbl. )

Auch aus Anhalt meldet der dortige Staats=Anzeiger eine
Besserung der Gewerbeindustrie, selbst in der Leinenweberei. Auch
die übrigen Fabriken gehen gut und arbeiten wieder volle Zeit.

Der „Gewerkverein“ hält die über die Lage der Weber in
Berlin gemachten Mittheilungen für übertrieben und fordert den
Ortsverein auf, sie zu berichtigen. Ueber die Arbeitsverhältnisse
in Halberstadt schreibt man demselben Blatte, daß dieselben
großentheils flau sind, nur Näherinnen und Handschuhmacher seien
begehrt. Letztere verdienen 2--5 M., erstere 1--2 1 / 2, Maurer und
Zimmerleute2 1 / 2 --2.70, Cigarrenmacher1 1 / 2 --3 1 / 2, Feldarbeiter
1.70--2 1 / 2 M., Wohnungen kosten 60--150 M. Aehnlich sind
die Löhne bei Potsdam, Schmiede verdienen4 1 / 2 --9 M. wöchentlich
bei freier Station.

Jn Oesterreich ist das Geschäft in Manufakten fortdauernd
befriedigend und die Arbeiter sind gut beschäftigt. Der inländische
Verbrauch hat zugenommen. Die Eisenindustrie hat etwas mehr
zu thun, ist aber noch nicht ganz wieder hergestellt. Die Gieße-
reien sind, außer mit Commerzguß, für den sich andauernd ziemlich
guter Abzug zeigt, wenig beschäftigt. Den Locomotivfabriken und
Waggonbauanstalten sind Aufträge aus Rußland zugegangen, welchen
voraussichtlich binnen Kurzem andere seitens österreichischer Bahnen
folgen werden, deren ohnehin unzulänglicher Fahrpark durch den
anhaltend lebhaften Güterverkehr einer großen Abnützung unter-
liegt. Letzterer Umstand muß auch den Schienenwalzwerken zu-
stattenkommen.

[ Wir bitten um Zusendung aller Zeitungsnummern, worin sich Angaben
über Bedarf oder Ueberfluß an Arbeitern befinden. D. Red. ]

* Patentwesen. Die Offenbacher Handelskammer er-
hebt in ihrem Jahresbericht gewichtige Bedenken gegen verschiedene Be-
stimmungen des Reichspatentgesetzes. Sie spricht sich zunächst gegen
den Lizenzzwang aus und gegen Feststellung einer Maximalentschä-
digung: dem Erfinder müsse es freistehen, seinen Entschädigungs-
Anspruch in ihm geeignet erscheinender Höhe geltend zu machen.
Eine dreimonatliche Offenlegung eines Patentgesuches ( die übrigens
nie beabsichtigt war ) hält der Bericht für zu streng, die im Pa-
tentamte allein aber für ungenügend.

Das Patentamt ist durch die eigenthümlichen Reclamen
eines Berliner Patentbureau's, welche zugleich eine factische Un-
richtigkeit und eine Beleidigung des Patentamtes enthalten, veran-
laßt worden eine Warnung deshalb zu erlassen. Das fragliche
Bureau hat nämlich sofort nach Veröffentlichung der Patentgesuche
an alle bezüglichen Gesuchssteller, bei denen es glaubte Gehör zu
finden, ein [ später sogar gedrucktes ( ! ) ] Schreiben gerichtet, worin
es dieselben aufmerksam machte, daß ihr Gesuch „ nicht nach
Vorschrift
“ oder „nicht genau nach Vorschrift“ angefertigt sei
und es deshalb vermuthe ( ! ) , daß das „Gesuch wahrscheinlich ( ! )
als nicht genügend zurückgewiesen“ werde. Die betreffenden Er-
finder wurden dadurch ängstlich gemacht und die meisten -- nicht
sehr vertraut mit den Bestimmungen des Gesetzes -- fielen in die
gestellte Falle. Uns selbst sind viele Anfragen deshalb zugekommen
und das Patentamt ist dann um Auskunft angegangen worden.
Es wurde sogar eine besondere Eingabe deshalb an dasselbe ge-
richtet, in Folge deren nun ein amtlicher Bescheid in Form eines
Antwortschreibens an einen der anfragenden Erfinder ertheilt wor-
den ist. Dasselbe lautet:

   

„Auf die gefällige Anfrage vom 14. d. Mts. erwiedern wir
Jhnen ergebenst, daß nach der Auslegung der Patentzeichnungen
und Patentbeschreibungen nur noch solche Abänderungen zulässig
sind, welche die Form dieser Schriftstücke betreffen. Erachtet das
Patentamt Abänderungen dieser Art für erforderlich, so werden Sie

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            <p>Hiernach waren also die Löhne der Zimmerleute im Winter<lb/>
1861 auf 1862 am niedrigsten. Mit dem März 1863 begann<lb/>
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            <p>Auch aus <hi rendition="#g">Anhalt</hi> meldet der dortige Staats=Anzeiger eine<lb/>
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            <p>Der &#x201E;Gewerkverein&#x201C; hält die über die Lage der Weber in<lb/>
Berlin gemachten Mittheilungen für übertrieben und fordert den<lb/>
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            <p>Jn <hi rendition="#g">Oesterreich</hi> ist das Geschäft in Manufakten fortdauernd<lb/>
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            <p>[ Wir bitten um Zusendung aller Zeitungsnummern, worin sich Angaben<lb/>
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[0002] sind übrig. Jtalien hat auch eine progressive Taxe von 50, 75, 125 und 150 Fr. ec. und ist auch sehr sparsam, d. h. es sucht mög- lichst viel übrig zu behalten; allein trotzdem verlangt es nur 50 Fr. jährl. in den ersten 3 Jahren und 75 Fr. in den nächsten 3 Jahren, d. h. statt 1250 Fr. wie bei uns hat der italienische Erfinder nur 375 Fr. zu zahlen in 6 Jahren und nur 175 Fr. in 3 Jahren statt 250 bei uns. Daß die Taxe zu hoch ist, hat man auch recht gut gefühlt und deshalb die Stundung für arme Erfinder einge- führt. Wir wiederholen aber: es reicht das nicht aus. Unsere Taxe ist eine unwirthschaftliche, nicht blos den armen Erfinder drückende, sondern die Jndustrie schädigende und muß deshalb sobald als möglich abgeändert werden. * Arbeitmarkt. Die Social=Corresp. bestätigt den Aufschwung der Weberei in Berlin. Was die größten Anstrengungen nicht bewirkten, habe die Mode fertig gebracht. Jhr ist es zu verdanken, daß fast alle Weber vollauf beschäftigt sind und 16--18 M. die Woche verdienen, Meister 20--24. -- Die Freih. = Corresp. be- richtet, daß die Lage der Confectionsgeschäfte zu Berlin eine aus- nahmsweise günstige zu nennen sei. Bei dem jetzt häufig ein- tretenden schnellen Wechsel der Mode ist der Berliner Fabrikant durch seine Vielseitigkeit in der Fabrikation allen auswärtigen Fa- brikanten, die erfahrungsmäßig mehr oder weniger auf ganz be- stimmte Arten von Fabrikation angewiesen und an solche gebunden sind, bedeutend überlegen, weil er fast gar nicht im Hause selbst, sondern beinahe ausnahmslos bei kleinen Webermeistern in Berlin und dessen Umgebung arbeiten läßt, und durch die alte, weltbe- rühmte Berliner Shawlfabrication über eine bedeutende Menge von Jacquard=Webestühlen verfügt. Die Arbeitslöhne haben gegen- wärtig eine Höhe erreicht, wie kaum in der flottesten Geschäftszeit. Die Shawlfabrication hat sich seit einigen Monaten auch günstiger gestaltet. Die Löhne wechseln je nach Jntelligenz des Webers: auf Maschinenstühlen werden 4 M. pro Tag verdient, auf Tritt- stühlen kaum 3 M. -- Die rheinische Eisenbahn sucht für den Bau der Strecke Duisburg=Quakenbrücken 200 Accordarbeiter auf 2--3 Jahre und war genöthigt, deshalb öffentliche Aufforderungen zu erlassen, so gering ist trotz der Geschäftsstockung das Angebot auf dem Lande. -- Jm Erzgebirge liegt bereits schuhhoch Schnee, wodurch die Lage der Arbeiter verschlimmert worden ist. Das Spitzenklöppeln geht immer noch schwach, beim größten Fleiße bringt es eine Klöpplerin auf höchstens 20 kr. österr. W. pr. Tag; etwas besser geht die Sammtweberei. Die weibliche Hausindustrie be- faßt sich mehr mit der „Gorlennäherei“ ( Putzschnürartikel ) , wobei eine Person 25 kr. im Tage verdient. Ueber die Höhe der Arbeitlöhne und ihre Schwankungen jetzt und in früheren Jahrgängen wird in neuester Zeit viel hin- und hergestritten und es werden dabei meist sehr willkürliche Be- hauptungen aufgestellt. Jn New = Haven, im Staate Connecticut, ist nun kürzlich ein Prozeß anhängig gemacht worden, in welchem es sich um Arbeitslohn vom 1. März 1859 bis 1. October 1876 handelt und die während der betreffenden18 1 / 2 Jahre in New=Haven für Zimmerleute geltenden Löhne sind dabei wie folgt angegeben: 1. März 1859 -- 1. Nov. 1859 ...... $ 1 75 1. Dez. 1859 -- 1. März 1860 ...... „ 1 50 1. März 1860 -- 1. Nov. 1860 ...... „ 1 75 1. Dez. 1860 -- 1. März 1861 ...... „ 1 50 1. März 1861 -- 1. Sept. 1861 ...... „ 1 75 1. Sept. 1861 -- 1. Dez. 1861 ...... „ 1 50 1. Dez. 1861 -- 1. März 1862 ...... „ 1 25 1. März 1862 -- 1. Nov. 1862 ...... „ 1 75 1. März 1863 -- 1. März 1864 ...... „ 2 00 1. März 1864 -- 1. März 1866 ...... „ 2 50 1. März 1866 -- 1. März 1867 ...... „ 3 00 1. März 1867 -- 1. Sept. 1867 ...... „ 3 25 1. Mai 1868 -- 1. Dez. 1868 ...... „ 3 50 1. Dez. 1868 -- 1. März 1869 ...... „ 3 00 1. März 1869 -- 1. Dez. 1869 ...... „ 3 50 1. Dez. 1869 -- 1. März 1870 ...... „ 3 00 1. März 1870 -- 1. Dez. 1870 ...... „ 3 50 1. Dez. 1870 -- 1. März 1871 ...... „ 3 00 1. März 1871 -- 1. Dez. 1871 ...... „ 3 50 1. Dez. 1871 -- 1. Jan. 1875 ...... „ 3 00 1. Jan. 1075 -- 1. Febr. 1876 ...... $ 2 75 1. Febr. 1876 -- 1. Oktb. 1876 ...... „ 2 50 Hiernach waren also die Löhne der Zimmerleute im Winter 1861 auf 1862 am niedrigsten. Mit dem März 1863 begann das Steigen. Jm Mai 1869 erreichte der Lohn den höchsten Punkt, $ 3 50 ( 14 M. ) täglich im Sommer und $ 3 im Winter. Erst mit dem Januar 1871 trat wieder ein Sinken ein. Die Liste schließt mit dem 1. Oktober 1876. Würde sie bis zum heu- tigen Tage fortgesetzt, so würde der Tagelohn wahrscheinlich auf $ 2 angesetzt werden. Zu bemerken ist natürlich, daß die Tabelle einer Lohnforderung entnommen ist. Jnteressant wäre zu wissen, welche Liste der verklagte Meister ihr entgegensetzen wird. ( Wchslbl. ) Auch aus Anhalt meldet der dortige Staats=Anzeiger eine Besserung der Gewerbeindustrie, selbst in der Leinenweberei. Auch die übrigen Fabriken gehen gut und arbeiten wieder volle Zeit. Der „Gewerkverein“ hält die über die Lage der Weber in Berlin gemachten Mittheilungen für übertrieben und fordert den Ortsverein auf, sie zu berichtigen. Ueber die Arbeitsverhältnisse in Halberstadt schreibt man demselben Blatte, daß dieselben großentheils flau sind, nur Näherinnen und Handschuhmacher seien begehrt. Letztere verdienen 2--5 M., erstere 1--2 1 / 2, Maurer und Zimmerleute2 1 / 2 --2.70, Cigarrenmacher1 1 / 2 --3 1 / 2, Feldarbeiter 1.70--2 1 / 2 M., Wohnungen kosten 60--150 M. Aehnlich sind die Löhne bei Potsdam, Schmiede verdienen4 1 / 2 --9 M. wöchentlich bei freier Station. Jn Oesterreich ist das Geschäft in Manufakten fortdauernd befriedigend und die Arbeiter sind gut beschäftigt. Der inländische Verbrauch hat zugenommen. Die Eisenindustrie hat etwas mehr zu thun, ist aber noch nicht ganz wieder hergestellt. Die Gieße- reien sind, außer mit Commerzguß, für den sich andauernd ziemlich guter Abzug zeigt, wenig beschäftigt. Den Locomotivfabriken und Waggonbauanstalten sind Aufträge aus Rußland zugegangen, welchen voraussichtlich binnen Kurzem andere seitens österreichischer Bahnen folgen werden, deren ohnehin unzulänglicher Fahrpark durch den anhaltend lebhaften Güterverkehr einer großen Abnützung unter- liegt. Letzterer Umstand muß auch den Schienenwalzwerken zu- stattenkommen. [ Wir bitten um Zusendung aller Zeitungsnummern, worin sich Angaben über Bedarf oder Ueberfluß an Arbeitern befinden. D. Red. ] * Patentwesen. Die Offenbacher Handelskammer er- hebt in ihrem Jahresbericht gewichtige Bedenken gegen verschiedene Be- stimmungen des Reichspatentgesetzes. Sie spricht sich zunächst gegen den Lizenzzwang aus und gegen Feststellung einer Maximalentschä- digung: dem Erfinder müsse es freistehen, seinen Entschädigungs- Anspruch in ihm geeignet erscheinender Höhe geltend zu machen. Eine dreimonatliche Offenlegung eines Patentgesuches ( die übrigens nie beabsichtigt war ) hält der Bericht für zu streng, die im Pa- tentamte allein aber für ungenügend. Das Patentamt ist durch die eigenthümlichen Reclamen eines Berliner Patentbureau's, welche zugleich eine factische Un- richtigkeit und eine Beleidigung des Patentamtes enthalten, veran- laßt worden eine Warnung deshalb zu erlassen. Das fragliche Bureau hat nämlich sofort nach Veröffentlichung der Patentgesuche an alle bezüglichen Gesuchssteller, bei denen es glaubte Gehör zu finden, ein [ später sogar gedrucktes ( ! ) ] Schreiben gerichtet, worin es dieselben aufmerksam machte, daß ihr Gesuch „ nicht nach Vorschrift “ oder „nicht genau nach Vorschrift“ angefertigt sei und es deshalb vermuthe ( ! ) , daß das „Gesuch wahrscheinlich ( ! ) als nicht genügend zurückgewiesen“ werde. Die betreffenden Er- finder wurden dadurch ängstlich gemacht und die meisten -- nicht sehr vertraut mit den Bestimmungen des Gesetzes -- fielen in die gestellte Falle. Uns selbst sind viele Anfragen deshalb zugekommen und das Patentamt ist dann um Auskunft angegangen worden. Es wurde sogar eine besondere Eingabe deshalb an dasselbe ge- richtet, in Folge deren nun ein amtlicher Bescheid in Form eines Antwortschreibens an einen der anfragenden Erfinder ertheilt wor- den ist. Dasselbe lautet: Berlin, den 25. September 1877. „Auf die gefällige Anfrage vom 14. d. Mts. erwiedern wir Jhnen ergebenst, daß nach der Auslegung der Patentzeichnungen und Patentbeschreibungen nur noch solche Abänderungen zulässig sind, welche die Form dieser Schriftstücke betreffen. Erachtet das Patentamt Abänderungen dieser Art für erforderlich, so werden Sie

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 1068. Frankfurt a. M., 20. Oktober 1877, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber1068_1877/2>, abgerufen am 20.04.2024.