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Der Arbeitgeber. Nr. 1051. Frankfurt a. M., 23. Juni 1877.

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-- Die an der Wiener technischen Hochschnle vor drei
Jahren von Professor Schevezik begonnenen Vorträge aus der
Mathematik für Damen wurden im laufenden Studienjahre in
2 Cursen, einem niederen und einem höheren, durch sechs
Monate fortgesetzt und am 12. Mai geschlossen. Auch in diesem
Jahre haben die Damen, wie das "Wiener Fremdenblatt" berichtet,
an der Erlernung des Gegenstandes das lebhafteste Juteresse be-
wiesen und keine Opfer an Mühe und Zeit gescheut und haben dem
Gegenstande jenen Grad von Ausdauer und von Fleiß gewidmet,
bei welchem allein nur gründliches Wissen gedeiht. Das Colleg
war von 116 Damen besucht, wovon 48 die Prüfung bestanden
und zwar meist mit "Auszeichnung".

* Gesundheitspflege. Veranlaßt durch einen Streit über die
Gefährlichkeit der Anilinfarben hielt der Director der Rigaer Mi-
neralwasserfabrik, H. Seidler, im dortigen Naturforscher=Verein
einen Vortrag, dem die "Jnd. Z." entnimmt, daß zur Herstellung
der Aniline höchst giftige Rohstoffe, wie Quecksilber, Arsenik, Nitro-
benzol u. s. w. verwendet werden. Bei nicht sorgfältiger Reini-
gung können daher Vergiftungen vorkommen. Selbst die best-
gereinigte Waare von Gehe & Comp. in Dresden enthalte im-
mer noch 0,001% Arsenik.

* Weinfälschung. Der Weinhändler K. Ehringer in Göp-
pingen erhielt mit der Bahn einige Faß angebl. Bordeauxweines,
wovon eines beim Abladen platzte. Der Jnhalt wurde von Vor-
übergehenden versucht, aber ungenießbar gefunden. Das Stutt-
garter "N. Tagbl." berichtete, es sei eine dicke zähe Brühe, wahr-
scheinlich Weinfarbe gewesen, und wurde deshalb von Ehringer ver-
klagt. Das Gericht sprach frei, weil -- wenn auch nicht mehr zu
ermitteln sei, ob es Farbe gewesen wäre -- die Zeugenaussagen doch
erhärtet hätten, daß ein ungenießbarer Stoff in dem Faß enthalten
gewesen sei, eine Verläumdung und Beleidignng also nicht vorlige.

* Die Reblaus. Nach amtlicher französischer Erhebung sind
augenblicklich 28 Departements von der Phylloxera ergriffen und
über 200,000 Hektaren Weinberge schon vollständig zerstört; die
Ausdehnung der ernstlich erkrankten Weinberge wird auf 4--500,000
Hektaren geschätzt. Der hieraus entspringende Nothstand macht sich
in den reichen Departements Herault und Gard bereits recht fühl-
bar und beginnt sogar auf die Abnahme der Bevölkerung von Ein-
fluß zu werden. Um dem Uebel zu steuern, hat man daher ver-
sucht, die bessere Qualität der französischen Traube mit der größe-
ren Lebensenergie der amerikanischen Rebe zu verbinden, indem man
französische Reben, nach dem Verfahren von Laliman mit vor-
züglichem Erfolge auf amerikanische Unterlagen propft.

* Eisenbahnwesen. Die seit 17 Jahren bestehende Zeitschr.
des Vereins der Eisenbahn=Verwaltungen, welche in freimüthiger
Weise Maßnahmen und Pläne der Reichsregierung kritisirte, hat
sich damit das Mißfallen der Niederschles.=Märk. Bahn zugezogen,
welche beantragte, die Zeitschr. in ein Anzeigeblatt zu verwandeln.

* Suezkanal. Jm ersten Quartal haben 452 Schiffe von
926,499 Tonnen den Suezkanal passirt, wovon 356 englische,
19 französische, 17 italienische, 14 holländische und 13 deutsche.
Einnahme: 9,049,288 Francs.

* Selbstmorde. Aus einer amtlichen Statistik ergibt sich, daß
die Anzahl der Selbstmorde in Frankreich um 1 / 5 gegen
das Jahr 1875 gestiegen ist. Jm Ganzen suchten den Tod 5600,
von welchen 4400 Männer und 1200 Frauen. Das größte Con-
tingent zu dieser traurigen Liste stellten die Bauern mit 1800,
dann kamen die Arbeiter mit 1000 und zuletzt die Dienstboten mit
228 Fällen.

* Thierschutz. Die Zeitschr. des hess. Thierschutzvereines bringt
einen beachtenswerthen Aufsatz von Dr. Schäfer über das Tauben-
schießen und die wahrhaft ekelhafte Grausamkeit, mit welcher dabei
zu Werk gegangen wird. -- Das Blatt beschwert sich mit Recht
über die geringe Strafe, welche u. A. über zwei Bursche im Ried
verhängt wurde ( 1 M. ) , die einen Hühnerhund an den Beinen
aufgehängt und dann mit Knüppeln todtgeschlagen hatten. -- Die
Sparkasse Zwingenberg hat dem Verein einen Jahresbeitrag
von 30 M. bewilligt. -- Pfarrer Luft in Münster hat sich
mit anerkennenswerther Bereitwilligkeit erboten, Vorträge über den
Thierschutz zu halten, wovon die ersten von sehr günstigem Erfolge
waren. -- Jn Butzbach fand eine von Schuldirector Buß ver-
anstalte Versammlung für die Frage statt, welche einen Anschluß
an die Volksbildungsvereine befürwortete.

[Spaltenumbruch]

* Schlachtvieh. Die Einfuhr von fettem Schlachtvieh aus
Norddeutschland nach Württemberg hat in Folge der Lieferung von
Fettvieh aus Oesterreich aufgehört, da letzteres das norddeutsche
an Güte und Schönheit übertrifft. -- Wohl in der Voraussicht
eines ungewöhnlich guten Erntejahres für Futterkräuter sind die
Viehpreise in letzter Zeit abermals gestiegen und z. B. in
Württemberg Preise wie noch nie erzielt worden. Hand in Hand
damit gehen natürlich die Fleischpreise.

* Türkischer Staatshaushalt. Der Budgetentwurf für das
laufende Finanzjahr beziffert die Ausgaben auf 31,754,045 L. T.,
die Einnahmen auf nur 19,725,345 L. T. und constatirt somit
ein Defizit von 12,028,700 L. T., vorausgesetzt natürlich, daß die
Verzinsung der Staatsschulden überhaupt wieder aufgenommen
würde, deren Höhe sich auf 15,516,815 L. T. beläuft.

Neue Erfindungen.

^ Neues aus Amerika. Eine neue Zahnfeile für Zahn-
ärzte von Mason in Springfield besteht aus dünnem weichem
Metall, in welches Diamantstaub durch Druck eingetrieben wurde.
-- Campbell in Chicago hat sich ein neues Verfahren paten-
tiren lassen, Fleisch während des Transportes zu conserviren.
Das Verfahren besteht darin, daß man in den Transportbehälter
zuerst eine Schicht Sägemehl bringt, dann eine Composition aus
Salz, Salmiak, Salpeter und schwefelsaurem Natron, hierauf eine
Schicht Eis und dann das verpackte Fleisch, hierauf wieder Säge-
mehl und sofort. -- Als schlechten Wärmeleiter empfiehlt
Radcliffe in Little Falls einen Filz aus der Faser des Katzen-
schwanzes ( einer Schilfart ) und Haaren. -- Ein neuer Apparat
zur Herstellung von Leuchtgas von Stewart in Philadelphia
ist derart angeordnet, daß Kohlenstaub durch einen Vertheilungs-
apparat beständig in dünnen Schichten auf übereinanderliegende
heiße Platten gestreut und dort rasch zersetzt wird: das erzeugte
Gas wird alsdann durch Reinigungsapparate geleitet, während der
von der Destillation zurückbleibende Coaks in eine Kammer mit
Wasserabschluß fällt und von dort durch einen endlosen Trans-
porteur nach den Feuerbüchsen unter dem Gaserzeuger befördert
wird. -- Als Anstrich für Dächer empfiehlt Blaisdell in
Nashua eine Composition aus Gastheer, Holztheer, Naphtha und
Eisenlösung. -- Ein selbstheizendes Bügeleisen von Mon-
ford
in Burlington besteht aus einem Oelreservoir, von welchem
ein Docht in die Heizkammer des Bügeleisens hineinreicht und be-
ständig Oel in feinen Tropfen niederfallen läßt. Nach dem An-
heizen des Eisens wird das Oel durch die entstehende Wärme in
Gas verwandelt, welches sich entzündet und weiterbrennt, indem es
durch das herabträufelnde Oel stets neue Nahrung erhält. --
Bailey in Akron hat einen neuen Apparat zum Zerkleinern
von Getreide
erfunden. Derselbe besteht aus einer hohlen
Trommel, welche mit parallelen Reihen kleiner Löcher versehen ist.
Der unteren Partie der Trommel gegenüber sind Messer ange-
bracht, über welche die Löcher beim Drehen der Trommel hinfahren.
Letztere ist nun mit dem zu zerkleinernden Getreide gefüllt und
wird in Umdrehung versetzt, wobei die Getreidekörner durch die
Löcher herausfallen ud von den entgegenstehenden Messern zerschnitten
werden. Eine besondere Vorrichtung regulirt die Größe der ein-
zelnen Schnitttheile. -- Eine neue Farbe von Fetzer in
Rolla besteht aus calcinirtem Thon, Gyps, Borax, calcinirter
Magnesia, Alaun, Chlorwasserstoff=Säure, Schwefelsäure, Schellak,
Soda, Leim, Traganth, Leinöl, Castoröl und Wasser.

* Nähmaschine. Von Wien aus wird als besondere Neu-
heit von einer selbthätigen Nähmaschine berichtet, welche wie eine
Uhr in 4 Minuten aufgezogen werde und dann eine Stunde gehe.
Diese Erfindung, welche wir vor nicht weniger als 9 Jahren schon
beschrieben haben, hat sich nicht bewährt.

* Alarmapparat für leckgewordene Schiffe. Coninck in
Havre hat nach den "Jndustrie=Bl." einen selbstthätigen Lärm-
apparat für leckgewordene Schiffe erfunden. Der Apparat besteht
aus einem Schwimmer in einer Röhre, welcher mit der Lärmglocke
einer Weckeruhr in Verbindung steht. Sobald das Wasser im
Raume steigt, hebt der emporsteigende Schwimmer unter dem
Drucke des Wassers einen Hebel aus und setzt die Alarmglocke in
Bewegung.

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-- Die an der Wiener technischen Hochschnle vor drei
Jahren von Professor Schevezik begonnenen Vorträge aus der
Mathematik für Damen wurden im laufenden Studienjahre in
2 Cursen, einem niederen und einem höheren, durch sechs
Monate fortgesetzt und am 12. Mai geschlossen. Auch in diesem
Jahre haben die Damen, wie das „Wiener Fremdenblatt“ berichtet,
an der Erlernung des Gegenstandes das lebhafteste Juteresse be-
wiesen und keine Opfer an Mühe und Zeit gescheut und haben dem
Gegenstande jenen Grad von Ausdauer und von Fleiß gewidmet,
bei welchem allein nur gründliches Wissen gedeiht. Das Colleg
war von 116 Damen besucht, wovon 48 die Prüfung bestanden
und zwar meist mit „Auszeichnung“.

* Gesundheitspflege. Veranlaßt durch einen Streit über die
Gefährlichkeit der Anilinfarben hielt der Director der Rigaer Mi-
neralwasserfabrik, H. Seidler, im dortigen Naturforscher=Verein
einen Vortrag, dem die „Jnd. Z.“ entnimmt, daß zur Herstellung
der Aniline höchst giftige Rohstoffe, wie Quecksilber, Arsenik, Nitro-
benzol u. s. w. verwendet werden. Bei nicht sorgfältiger Reini-
gung können daher Vergiftungen vorkommen. Selbst die best-
gereinigte Waare von Gehe & Comp. in Dresden enthalte im-
mer noch 0,001% Arsenik.

* Weinfälschung. Der Weinhändler K. Ehringer in Göp-
pingen erhielt mit der Bahn einige Faß angebl. Bordeauxweines,
wovon eines beim Abladen platzte. Der Jnhalt wurde von Vor-
übergehenden versucht, aber ungenießbar gefunden. Das Stutt-
garter „N. Tagbl.“ berichtete, es sei eine dicke zähe Brühe, wahr-
scheinlich Weinfarbe gewesen, und wurde deshalb von Ehringer ver-
klagt. Das Gericht sprach frei, weil -- wenn auch nicht mehr zu
ermitteln sei, ob es Farbe gewesen wäre -- die Zeugenaussagen doch
erhärtet hätten, daß ein ungenießbarer Stoff in dem Faß enthalten
gewesen sei, eine Verläumdung und Beleidignng also nicht vorlige.

* Die Reblaus. Nach amtlicher französischer Erhebung sind
augenblicklich 28 Departements von der Phylloxera ergriffen und
über 200,000 Hektaren Weinberge schon vollständig zerstört; die
Ausdehnung der ernstlich erkrankten Weinberge wird auf 4--500,000
Hektaren geschätzt. Der hieraus entspringende Nothstand macht sich
in den reichen Departements Herault und Gard bereits recht fühl-
bar und beginnt sogar auf die Abnahme der Bevölkerung von Ein-
fluß zu werden. Um dem Uebel zu steuern, hat man daher ver-
sucht, die bessere Qualität der französischen Traube mit der größe-
ren Lebensenergie der amerikanischen Rebe zu verbinden, indem man
französische Reben, nach dem Verfahren von Laliman mit vor-
züglichem Erfolge auf amerikanische Unterlagen propft.

* Eisenbahnwesen. Die seit 17 Jahren bestehende Zeitschr.
des Vereins der Eisenbahn=Verwaltungen, welche in freimüthiger
Weise Maßnahmen und Pläne der Reichsregierung kritisirte, hat
sich damit das Mißfallen der Niederschles.=Märk. Bahn zugezogen,
welche beantragte, die Zeitschr. in ein Anzeigeblatt zu verwandeln.

* Suezkanal. Jm ersten Quartal haben 452 Schiffe von
926,499 Tonnen den Suezkanal passirt, wovon 356 englische,
19 französische, 17 italienische, 14 holländische und 13 deutsche.
Einnahme: 9,049,288 Francs.

* Selbstmorde. Aus einer amtlichen Statistik ergibt sich, daß
die Anzahl der Selbstmorde in Frankreich um 1 / 5 gegen
das Jahr 1875 gestiegen ist. Jm Ganzen suchten den Tod 5600,
von welchen 4400 Männer und 1200 Frauen. Das größte Con-
tingent zu dieser traurigen Liste stellten die Bauern mit 1800,
dann kamen die Arbeiter mit 1000 und zuletzt die Dienstboten mit
228 Fällen.

* Thierschutz. Die Zeitschr. des hess. Thierschutzvereines bringt
einen beachtenswerthen Aufsatz von Dr. Schäfer über das Tauben-
schießen und die wahrhaft ekelhafte Grausamkeit, mit welcher dabei
zu Werk gegangen wird. -- Das Blatt beschwert sich mit Recht
über die geringe Strafe, welche u. A. über zwei Bursche im Ried
verhängt wurde ( 1 M. ) , die einen Hühnerhund an den Beinen
aufgehängt und dann mit Knüppeln todtgeschlagen hatten. -- Die
Sparkasse Zwingenberg hat dem Verein einen Jahresbeitrag
von 30 M. bewilligt. -- Pfarrer Luft in Münster hat sich
mit anerkennenswerther Bereitwilligkeit erboten, Vorträge über den
Thierschutz zu halten, wovon die ersten von sehr günstigem Erfolge
waren. -- Jn Butzbach fand eine von Schuldirector Buß ver-
anstalte Versammlung für die Frage statt, welche einen Anschluß
an die Volksbildungsvereine befürwortete.

[Spaltenumbruch]

* Schlachtvieh. Die Einfuhr von fettem Schlachtvieh aus
Norddeutschland nach Württemberg hat in Folge der Lieferung von
Fettvieh aus Oesterreich aufgehört, da letzteres das norddeutsche
an Güte und Schönheit übertrifft. -- Wohl in der Voraussicht
eines ungewöhnlich guten Erntejahres für Futterkräuter sind die
Viehpreise in letzter Zeit abermals gestiegen und z. B. in
Württemberg Preise wie noch nie erzielt worden. Hand in Hand
damit gehen natürlich die Fleischpreise.

* Türkischer Staatshaushalt. Der Budgetentwurf für das
laufende Finanzjahr beziffert die Ausgaben auf 31,754,045 L. T.,
die Einnahmen auf nur 19,725,345 L. T. und constatirt somit
ein Defizit von 12,028,700 L. T., vorausgesetzt natürlich, daß die
Verzinsung der Staatsschulden überhaupt wieder aufgenommen
würde, deren Höhe sich auf 15,516,815 L. T. beläuft.

Neue Erfindungen.

△ Neues aus Amerika. Eine neue Zahnfeile für Zahn-
ärzte von Mason in Springfield besteht aus dünnem weichem
Metall, in welches Diamantstaub durch Druck eingetrieben wurde.
-- Campbell in Chicago hat sich ein neues Verfahren paten-
tiren lassen, Fleisch während des Transportes zu conserviren.
Das Verfahren besteht darin, daß man in den Transportbehälter
zuerst eine Schicht Sägemehl bringt, dann eine Composition aus
Salz, Salmiak, Salpeter und schwefelsaurem Natron, hierauf eine
Schicht Eis und dann das verpackte Fleisch, hierauf wieder Säge-
mehl und sofort. -- Als schlechten Wärmeleiter empfiehlt
Radcliffe in Little Falls einen Filz aus der Faser des Katzen-
schwanzes ( einer Schilfart ) und Haaren. -- Ein neuer Apparat
zur Herstellung von Leuchtgas von Stewart in Philadelphia
ist derart angeordnet, daß Kohlenstaub durch einen Vertheilungs-
apparat beständig in dünnen Schichten auf übereinanderliegende
heiße Platten gestreut und dort rasch zersetzt wird: das erzeugte
Gas wird alsdann durch Reinigungsapparate geleitet, während der
von der Destillation zurückbleibende Coaks in eine Kammer mit
Wasserabschluß fällt und von dort durch einen endlosen Trans-
porteur nach den Feuerbüchsen unter dem Gaserzeuger befördert
wird. -- Als Anstrich für Dächer empfiehlt Blaisdell in
Nashua eine Composition aus Gastheer, Holztheer, Naphtha und
Eisenlösung. -- Ein selbstheizendes Bügeleisen von Mon-
ford
in Burlington besteht aus einem Oelreservoir, von welchem
ein Docht in die Heizkammer des Bügeleisens hineinreicht und be-
ständig Oel in feinen Tropfen niederfallen läßt. Nach dem An-
heizen des Eisens wird das Oel durch die entstehende Wärme in
Gas verwandelt, welches sich entzündet und weiterbrennt, indem es
durch das herabträufelnde Oel stets neue Nahrung erhält. --
Bailey in Akron hat einen neuen Apparat zum Zerkleinern
von Getreide
erfunden. Derselbe besteht aus einer hohlen
Trommel, welche mit parallelen Reihen kleiner Löcher versehen ist.
Der unteren Partie der Trommel gegenüber sind Messer ange-
bracht, über welche die Löcher beim Drehen der Trommel hinfahren.
Letztere ist nun mit dem zu zerkleinernden Getreide gefüllt und
wird in Umdrehung versetzt, wobei die Getreidekörner durch die
Löcher herausfallen ud von den entgegenstehenden Messern zerschnitten
werden. Eine besondere Vorrichtung regulirt die Größe der ein-
zelnen Schnitttheile. -- Eine neue Farbe von Fetzer in
Rolla besteht aus calcinirtem Thon, Gyps, Borax, calcinirter
Magnesia, Alaun, Chlorwasserstoff=Säure, Schwefelsäure, Schellak,
Soda, Leim, Traganth, Leinöl, Castoröl und Wasser.

* Nähmaschine. Von Wien aus wird als besondere Neu-
heit von einer selbthätigen Nähmaschine berichtet, welche wie eine
Uhr in 4 Minuten aufgezogen werde und dann eine Stunde gehe.
Diese Erfindung, welche wir vor nicht weniger als 9 Jahren schon
beschrieben haben, hat sich nicht bewährt.

* Alarmapparat für leckgewordene Schiffe. Coninck in
Havre hat nach den „Jndustrie=Bl.“ einen selbstthätigen Lärm-
apparat für leckgewordene Schiffe erfunden. Der Apparat besteht
aus einem Schwimmer in einer Röhre, welcher mit der Lärmglocke
einer Weckeruhr in Verbindung steht. Sobald das Wasser im
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[0003] -- Die an der Wiener technischen Hochschnle vor drei Jahren von Professor Schevezik begonnenen Vorträge aus der Mathematik für Damen wurden im laufenden Studienjahre in 2 Cursen, einem niederen und einem höheren, durch sechs Monate fortgesetzt und am 12. Mai geschlossen. Auch in diesem Jahre haben die Damen, wie das „Wiener Fremdenblatt“ berichtet, an der Erlernung des Gegenstandes das lebhafteste Juteresse be- wiesen und keine Opfer an Mühe und Zeit gescheut und haben dem Gegenstande jenen Grad von Ausdauer und von Fleiß gewidmet, bei welchem allein nur gründliches Wissen gedeiht. Das Colleg war von 116 Damen besucht, wovon 48 die Prüfung bestanden und zwar meist mit „Auszeichnung“. * Gesundheitspflege. Veranlaßt durch einen Streit über die Gefährlichkeit der Anilinfarben hielt der Director der Rigaer Mi- neralwasserfabrik, H. Seidler, im dortigen Naturforscher=Verein einen Vortrag, dem die „Jnd. Z.“ entnimmt, daß zur Herstellung der Aniline höchst giftige Rohstoffe, wie Quecksilber, Arsenik, Nitro- benzol u. s. w. verwendet werden. Bei nicht sorgfältiger Reini- gung können daher Vergiftungen vorkommen. Selbst die best- gereinigte Waare von Gehe & Comp. in Dresden enthalte im- mer noch 0,001% Arsenik. * Weinfälschung. Der Weinhändler K. Ehringer in Göp- pingen erhielt mit der Bahn einige Faß angebl. Bordeauxweines, wovon eines beim Abladen platzte. Der Jnhalt wurde von Vor- übergehenden versucht, aber ungenießbar gefunden. Das Stutt- garter „N. Tagbl.“ berichtete, es sei eine dicke zähe Brühe, wahr- scheinlich Weinfarbe gewesen, und wurde deshalb von Ehringer ver- klagt. Das Gericht sprach frei, weil -- wenn auch nicht mehr zu ermitteln sei, ob es Farbe gewesen wäre -- die Zeugenaussagen doch erhärtet hätten, daß ein ungenießbarer Stoff in dem Faß enthalten gewesen sei, eine Verläumdung und Beleidignng also nicht vorlige. * Die Reblaus. Nach amtlicher französischer Erhebung sind augenblicklich 28 Departements von der Phylloxera ergriffen und über 200,000 Hektaren Weinberge schon vollständig zerstört; die Ausdehnung der ernstlich erkrankten Weinberge wird auf 4--500,000 Hektaren geschätzt. Der hieraus entspringende Nothstand macht sich in den reichen Departements Herault und Gard bereits recht fühl- bar und beginnt sogar auf die Abnahme der Bevölkerung von Ein- fluß zu werden. Um dem Uebel zu steuern, hat man daher ver- sucht, die bessere Qualität der französischen Traube mit der größe- ren Lebensenergie der amerikanischen Rebe zu verbinden, indem man französische Reben, nach dem Verfahren von Laliman mit vor- züglichem Erfolge auf amerikanische Unterlagen propft. * Eisenbahnwesen. Die seit 17 Jahren bestehende Zeitschr. des Vereins der Eisenbahn=Verwaltungen, welche in freimüthiger Weise Maßnahmen und Pläne der Reichsregierung kritisirte, hat sich damit das Mißfallen der Niederschles.=Märk. Bahn zugezogen, welche beantragte, die Zeitschr. in ein Anzeigeblatt zu verwandeln. * Suezkanal. Jm ersten Quartal haben 452 Schiffe von 926,499 Tonnen den Suezkanal passirt, wovon 356 englische, 19 französische, 17 italienische, 14 holländische und 13 deutsche. Einnahme: 9,049,288 Francs. * Selbstmorde. Aus einer amtlichen Statistik ergibt sich, daß die Anzahl der Selbstmorde in Frankreich um 1 / 5 gegen das Jahr 1875 gestiegen ist. Jm Ganzen suchten den Tod 5600, von welchen 4400 Männer und 1200 Frauen. Das größte Con- tingent zu dieser traurigen Liste stellten die Bauern mit 1800, dann kamen die Arbeiter mit 1000 und zuletzt die Dienstboten mit 228 Fällen. * Thierschutz. Die Zeitschr. des hess. Thierschutzvereines bringt einen beachtenswerthen Aufsatz von Dr. Schäfer über das Tauben- schießen und die wahrhaft ekelhafte Grausamkeit, mit welcher dabei zu Werk gegangen wird. -- Das Blatt beschwert sich mit Recht über die geringe Strafe, welche u. A. über zwei Bursche im Ried verhängt wurde ( 1 M. ) , die einen Hühnerhund an den Beinen aufgehängt und dann mit Knüppeln todtgeschlagen hatten. -- Die Sparkasse Zwingenberg hat dem Verein einen Jahresbeitrag von 30 M. bewilligt. -- Pfarrer Luft in Münster hat sich mit anerkennenswerther Bereitwilligkeit erboten, Vorträge über den Thierschutz zu halten, wovon die ersten von sehr günstigem Erfolge waren. -- Jn Butzbach fand eine von Schuldirector Buß ver- anstalte Versammlung für die Frage statt, welche einen Anschluß an die Volksbildungsvereine befürwortete. * Schlachtvieh. Die Einfuhr von fettem Schlachtvieh aus Norddeutschland nach Württemberg hat in Folge der Lieferung von Fettvieh aus Oesterreich aufgehört, da letzteres das norddeutsche an Güte und Schönheit übertrifft. -- Wohl in der Voraussicht eines ungewöhnlich guten Erntejahres für Futterkräuter sind die Viehpreise in letzter Zeit abermals gestiegen und z. B. in Württemberg Preise wie noch nie erzielt worden. Hand in Hand damit gehen natürlich die Fleischpreise. * Türkischer Staatshaushalt. Der Budgetentwurf für das laufende Finanzjahr beziffert die Ausgaben auf 31,754,045 L. T., die Einnahmen auf nur 19,725,345 L. T. und constatirt somit ein Defizit von 12,028,700 L. T., vorausgesetzt natürlich, daß die Verzinsung der Staatsschulden überhaupt wieder aufgenommen würde, deren Höhe sich auf 15,516,815 L. T. beläuft. Neue Erfindungen. △ Neues aus Amerika. Eine neue Zahnfeile für Zahn- ärzte von Mason in Springfield besteht aus dünnem weichem Metall, in welches Diamantstaub durch Druck eingetrieben wurde. -- Campbell in Chicago hat sich ein neues Verfahren paten- tiren lassen, Fleisch während des Transportes zu conserviren. Das Verfahren besteht darin, daß man in den Transportbehälter zuerst eine Schicht Sägemehl bringt, dann eine Composition aus Salz, Salmiak, Salpeter und schwefelsaurem Natron, hierauf eine Schicht Eis und dann das verpackte Fleisch, hierauf wieder Säge- mehl und sofort. -- Als schlechten Wärmeleiter empfiehlt Radcliffe in Little Falls einen Filz aus der Faser des Katzen- schwanzes ( einer Schilfart ) und Haaren. -- Ein neuer Apparat zur Herstellung von Leuchtgas von Stewart in Philadelphia ist derart angeordnet, daß Kohlenstaub durch einen Vertheilungs- apparat beständig in dünnen Schichten auf übereinanderliegende heiße Platten gestreut und dort rasch zersetzt wird: das erzeugte Gas wird alsdann durch Reinigungsapparate geleitet, während der von der Destillation zurückbleibende Coaks in eine Kammer mit Wasserabschluß fällt und von dort durch einen endlosen Trans- porteur nach den Feuerbüchsen unter dem Gaserzeuger befördert wird. -- Als Anstrich für Dächer empfiehlt Blaisdell in Nashua eine Composition aus Gastheer, Holztheer, Naphtha und Eisenlösung. -- Ein selbstheizendes Bügeleisen von Mon- ford in Burlington besteht aus einem Oelreservoir, von welchem ein Docht in die Heizkammer des Bügeleisens hineinreicht und be- ständig Oel in feinen Tropfen niederfallen läßt. Nach dem An- heizen des Eisens wird das Oel durch die entstehende Wärme in Gas verwandelt, welches sich entzündet und weiterbrennt, indem es durch das herabträufelnde Oel stets neue Nahrung erhält. -- Bailey in Akron hat einen neuen Apparat zum Zerkleinern von Getreide erfunden. Derselbe besteht aus einer hohlen Trommel, welche mit parallelen Reihen kleiner Löcher versehen ist. Der unteren Partie der Trommel gegenüber sind Messer ange- bracht, über welche die Löcher beim Drehen der Trommel hinfahren. Letztere ist nun mit dem zu zerkleinernden Getreide gefüllt und wird in Umdrehung versetzt, wobei die Getreidekörner durch die Löcher herausfallen ud von den entgegenstehenden Messern zerschnitten werden. Eine besondere Vorrichtung regulirt die Größe der ein- zelnen Schnitttheile. -- Eine neue Farbe von Fetzer in Rolla besteht aus calcinirtem Thon, Gyps, Borax, calcinirter Magnesia, Alaun, Chlorwasserstoff=Säure, Schwefelsäure, Schellak, Soda, Leim, Traganth, Leinöl, Castoröl und Wasser. * Nähmaschine. Von Wien aus wird als besondere Neu- heit von einer selbthätigen Nähmaschine berichtet, welche wie eine Uhr in 4 Minuten aufgezogen werde und dann eine Stunde gehe. Diese Erfindung, welche wir vor nicht weniger als 9 Jahren schon beschrieben haben, hat sich nicht bewährt. * Alarmapparat für leckgewordene Schiffe. Coninck in Havre hat nach den „Jndustrie=Bl.“ einen selbstthätigen Lärm- apparat für leckgewordene Schiffe erfunden. Der Apparat besteht aus einem Schwimmer in einer Röhre, welcher mit der Lärmglocke einer Weckeruhr in Verbindung steht. Sobald das Wasser im Raume steigt, hebt der emporsteigende Schwimmer unter dem Drucke des Wassers einen Hebel aus und setzt die Alarmglocke in Bewegung.

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 1051. Frankfurt a. M., 23. Juni 1877, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber1051_1877/3>, abgerufen am 24.04.2024.