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Der Arbeitgeber. Nr. 671. Frankfurt a. M., 11. März 1870.

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[Spaltenumbruch] auf die große Zahl von Unternehmern, welche sich mit landwirth-
schaftlichen Werkzeugen und Maschinen angefangen haben zu befassen,
mit Rücksicht auf die geschwächte Kaufkraft der Landwirthe und end-
lich die gesteigerte Konkurrenz von Außen läßt sich sagen, daß die
Fabrikation von landwirthschaftlichen Maschinen und [unleserliches Material - 9 Zeichen fehlen]Apparaten zur
Zeit übersetzt ist.

* Sind Patente der schnellen Verbreitung neuer Erfindungen
hinderlich? Von Hoffmann' schen Ringöfen zum Kalk= und Ziegel-
brennen sind zur Zeit im Betrieb oder im Bau begriffen:

in Norddeutschland363 ( Vaterland des Erfinders )
" Süddeutschland6
" Oestreich59
" Scandinavien9
" Rußland7
" Schweiz2
" Jtalien30
" Frankreich22
" Belgien und Niederlande4
" England75
" Amerika10
" Ostindien8
" Australien2
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Summa597.

Nach diesen Zahlen scheint es nicht, als ob die preußischen Patente
der Ausbreitung der Oefen in Preußen, dem Haupttheile von Nord-
deutschland, irgend hinderlich gewesen sind. Da ein Einwand der
Gegner guter Patente darauf beruht, daß angeblich die Patente der
schnellen Einführung wirklich guter Neuerungen hinderlich sind, so
fühlt sich durch vorstehendes Beispiel vielleicht mancher andere Ver-
fechter des Rechtes auf Patentschutz veranlaßt, ähnliche Zusammen-
stellungen zu veröffentlichen, um durch Thatsachen obige Frage beant-
worten zu können.

* Maschine zur Cigarrenfabrikation. Die wesentlichsten Theile
der Maschine sind ein System von Walzen, die in der Mitte dünner
werden und überdies derartig nach krummen Linien profilirt sind, daß
zwischen je zwei Walzen Höhlungen von der Gestalt einer Cigarre
entstehen. Sobald zwischen solchen Walzen die Einlage gebildet ist,
wird das innere und äußere Deckblatt zwischen die Walzen eingeführt
und um die Cigarre gewunden, worauf ein sogenannter Zuspitzer die
Cigarre zur richtigen Form bringt. Auf die nun völlig gewickelte
Cigarre wird ein geeignetes Messer herabgedrückt, das stumpfe Ende
abgeschnitten und hierdurch die verlangte Länge erzeugt.

* Künstliches Licht. Ein sehr billiges und intensives künst-
liches Licht, welches zugleich eine starke chemische Wirkung besitzen
dürfte, erhält man, wenn man das gewöhnliche Leuchtgas über er-
wärmten Phosphor streichen und dann an einem der gewöhnlichen
Brenner verbrennen läßt. Um dies zu bewerkstelligen, gibt man der
Leitungsröhre kurz vor ihrem Ende ein Knie mit einer birnförmigen
( zum Abschrauben eingerichteten ) Erweiterung, in welche man ein
Stückchen Phosphor thut, worauf man sie, nachdem sie wieder be-
festigt ist, in ein Gefäß mit heißem Wasser taucht. Man kann auch
eine kleine tubulirte Glasretorte mittels Kautschukröhren einschalten,
welche den Phosphor enthält und erwärmt wird. Natürlich muß
man die Verbrennungsprodukte sorgfältig auffangen und in's Freie
leiten. Für die Damen hat das Magnesiumlicht Bedeutung
gewonnen, und bald wird jedes gut ausgestattete Nähtischchen eine
Rolle Magnesiumdraht enthalten müssen. Das Magnesiumlicht ist
nämlich rein weiß und ermöglicht daher das Sortiren von gefärbter
Wolle, Seide, ec. des Abends, was bei Lampenlicht, durch welches
bekanntlich gewisse Farben sehr verändert werden, nicht möglich ist.

* Eigenthümliches Warnungssignal. Die New=Jersey=Eisen-
bahngesellschaft hat kürzlich, eine kleine Strecke von jedem Ende ihrer
Zugbrücken entfernt, ein Alarmsignal angebracht, welches dazu dient,
die sich nähernden Züge zum Halten zu bringen, wenn die gewöhn-
lichen Signale versagen sollten, aber auf Kosten einer Beschädigung
der Lokomotive. Durch das Oeffnen einer Drehbrücke wird eine
schwere Eisenplatte in passende Höhe über die Schienen herab ge-
lassen, und wenn bei starkem Nebel andere Signale den Maschinisten
nicht von der Gefahr benachrichtigen, so geschieht dies sicher durch
die angegebene Vorrichtung, indem dieselbe die Esse und das Dach
des Führerstandes herab schlägt.

* Wasserstoffsuperoxyd als Cosmeticum. Seit einiger Zeit
trifft man bei mehreren Parfümeurs ( in Paris? ) ein Präparat,
[Spaltenumbruch] welches dazu dienen soll, dunkeln Haaren eine gewisse blonde Nüance
zu ertheilen. Es ist eine farblose, schwach aromatisirte Flüssigkeit,
welche der damit angestellten Prüfung zufolge als wirksames Agens
nichts weiter enthält, als Wasserstoffsuperoxyd, und außerdem noch
freie Salzsäure, diese offenbar deshalb, um das Wasserstoffsuperoxyd
vor schneller Selbstentmischung zu schützen. Das Entfärbungsver-
mögen des Wasserstoffsuperoxydes erkannte schon vor 50 Jahren sein
Entdecker Thenard; er empfahl es daher zur Vertreibung der
Sommersprossen.

* Die Bronzirung von Guß= und Schmiedeeisen gelingt nach
Zaliwski, wenn man die zu bronzirenden Stücke in geschmolzenen
Schwefel, welcher mit Lampenschwarz gemengt ist, eintaucht. Die
gereinigte Oberfläche widersteht der Einwirkung verdünnter Säuren,
läßt sich gut poliren und besitzt das Ansehen der durch Oxydation
erhaltenen Bronze.

* Lyalls Webstuhl, den wir in diesen Blättern schon erwähn-
ten, hat von dem American Jnstitute in New=York die goldene Ehren-
Medaille erhalten, eine Auszeichnung, welche nur auf neue und
nützliche Erfindungen ertheilt wird. Dieselbe soll die höchste Aner-
kennung bezeichnen, weßhalb sie nur für wirklich praktisch bewährte
Dinge ertheilt wird.

* Nutzbarmachung des Jnhalts der Abzugskanäle in Städten
in England. Die British Association hat einen Ausschuß ernannt,
welcher sich mit der Nutzbarmachung des Jnhalts der Abzugskanäle
befassen soll; bereits 75 Städte haben zu dem dazu nöthigen Fond
Beiträge gezeichnet.

Vermischtes.

* Klöster. Die "H. d. E. K." bringen ein Verzeichniß der
Klöster und klösterlichen Genossenschaften nebst Filialen in der erz-
bischöflichen Provinz Köln. Dasselbe weist die stattliche Zahl von
29 Mönchsklöstern mit 329 Jnsassen und nicht weniger als 151
weibliche Anstalten mit 1976 Mitgliedern nach. Davon kommen auf
Aachen allein 9 Männerklöster mit 103 Mönchen und 12 Nonnen-
klöster mit 401 Bewohnerinnen.

* Frauen=Arbeit. " Das Haus " berichtet, daß sich in Berlin
eine Zahnärztin niedergelassen hat, eine Frau Henr. Hirschfeld,
eine Holsteinerin, welche früh verwittwet ein lebhaftes Bedürfniß em-
pfand, sich einen befriedigenden Wirkungskreis zu verschaffen und dazu
die Zahnheilkunde wählte. Die energische Frau reiste eigens nach
Amerika, um dort zu studiren, bestand dann in Deutschland die Prü-
fung, und siedelte sich in Berlin an, wo sie bereits eine bedeutende
Praxis haben soll.

-- Jn Jersey=Landing ( Jllinois ) ist Frau Amalie Hobbs
kürzlich zum Friedensrichter ernannt worden, die erste Frau, welche
in diesem Staate ein Amt erhielt.

* Schwindel. Jm "Schw. Merkur" wird gegen Einsendung
von 7 Kr. Postmarken, denen aber größere Forderungen nachfolgen,
eine "unschätzbare Erfindung" mitgetheilt, die mit einigen Gulden ( ! )
und ohne besondere Arbeit ( ! ) ( Roulette? ) mehrere hundert Gulden
und je nach Betrieb noch mehr erwerben kann. Wunderbar ist bei
der ganzen Sache nur, daß der Mann die unschätzbare Erfindung für
7 Kr. hergeben will und nicht für sich behält, um damit "ohne be-
sondere Arbeit" das Geld zu verdienen, was er sich jetzt mühsam
7 Kr. weis verschaffen muß.

* Neue Zeitung. J. v. Schweitzer gibt ein neues Blatt
heraus, betitelt der "Agitator", das per Quartal durch die Post be-
zogen 2 Sgr. oder 7 Kr. kostet. Die Kreuzzeitungssozialisten scheints
wieder in der Tasche zu jucken.

* Das Neue Blatt Nr. 12 enthält unter Anderem eine hübsche
Zeichnung von C. F. Deiker "Die Hirsche", ein Porträt und Auto-
graf "Bodenstedts".

Wir bitten unsere Leser uns Alles mitzutheilen,
   was von volkswirthschaftlicher Bedeutung für sie
   ist und durch Zusendung von Jahresberichten,
   Zeitungsblättern und Flugschriften über wichtige
   Vorkommnisse uns im Laufenden zu erhalten.

[Spaltenumbruch] auf die große Zahl von Unternehmern, welche sich mit landwirth-
schaftlichen Werkzeugen und Maschinen angefangen haben zu befassen,
mit Rücksicht auf die geschwächte Kaufkraft der Landwirthe und end-
lich die gesteigerte Konkurrenz von Außen läßt sich sagen, daß die
Fabrikation von landwirthschaftlichen Maschinen und [unleserliches Material – 9 Zeichen fehlen]Apparaten zur
Zeit übersetzt ist.

* Sind Patente der schnellen Verbreitung neuer Erfindungen
hinderlich? Von Hoffmann' schen Ringöfen zum Kalk= und Ziegel-
brennen sind zur Zeit im Betrieb oder im Bau begriffen:

in Norddeutschland363 ( Vaterland des Erfinders )
„ Süddeutschland6
„ Oestreich59
„ Scandinavien9
„ Rußland7
„ Schweiz2
„ Jtalien30
„ Frankreich22
„ Belgien und Niederlande4
„ England75
„ Amerika10
„ Ostindien8
„ Australien2
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Summa597.

Nach diesen Zahlen scheint es nicht, als ob die preußischen Patente
der Ausbreitung der Oefen in Preußen, dem Haupttheile von Nord-
deutschland, irgend hinderlich gewesen sind. Da ein Einwand der
Gegner guter Patente darauf beruht, daß angeblich die Patente der
schnellen Einführung wirklich guter Neuerungen hinderlich sind, so
fühlt sich durch vorstehendes Beispiel vielleicht mancher andere Ver-
fechter des Rechtes auf Patentschutz veranlaßt, ähnliche Zusammen-
stellungen zu veröffentlichen, um durch Thatsachen obige Frage beant-
worten zu können.

* Maschine zur Cigarrenfabrikation. Die wesentlichsten Theile
der Maschine sind ein System von Walzen, die in der Mitte dünner
werden und überdies derartig nach krummen Linien profilirt sind, daß
zwischen je zwei Walzen Höhlungen von der Gestalt einer Cigarre
entstehen. Sobald zwischen solchen Walzen die Einlage gebildet ist,
wird das innere und äußere Deckblatt zwischen die Walzen eingeführt
und um die Cigarre gewunden, worauf ein sogenannter Zuspitzer die
Cigarre zur richtigen Form bringt. Auf die nun völlig gewickelte
Cigarre wird ein geeignetes Messer herabgedrückt, das stumpfe Ende
abgeschnitten und hierdurch die verlangte Länge erzeugt.

* Künstliches Licht. Ein sehr billiges und intensives künst-
liches Licht, welches zugleich eine starke chemische Wirkung besitzen
dürfte, erhält man, wenn man das gewöhnliche Leuchtgas über er-
wärmten Phosphor streichen und dann an einem der gewöhnlichen
Brenner verbrennen läßt. Um dies zu bewerkstelligen, gibt man der
Leitungsröhre kurz vor ihrem Ende ein Knie mit einer birnförmigen
( zum Abschrauben eingerichteten ) Erweiterung, in welche man ein
Stückchen Phosphor thut, worauf man sie, nachdem sie wieder be-
festigt ist, in ein Gefäß mit heißem Wasser taucht. Man kann auch
eine kleine tubulirte Glasretorte mittels Kautschukröhren einschalten,
welche den Phosphor enthält und erwärmt wird. Natürlich muß
man die Verbrennungsprodukte sorgfältig auffangen und in's Freie
leiten. Für die Damen hat das Magnesiumlicht Bedeutung
gewonnen, und bald wird jedes gut ausgestattete Nähtischchen eine
Rolle Magnesiumdraht enthalten müssen. Das Magnesiumlicht ist
nämlich rein weiß und ermöglicht daher das Sortiren von gefärbter
Wolle, Seide, ec. des Abends, was bei Lampenlicht, durch welches
bekanntlich gewisse Farben sehr verändert werden, nicht möglich ist.

* Eigenthümliches Warnungssignal. Die New=Jersey=Eisen-
bahngesellschaft hat kürzlich, eine kleine Strecke von jedem Ende ihrer
Zugbrücken entfernt, ein Alarmsignal angebracht, welches dazu dient,
die sich nähernden Züge zum Halten zu bringen, wenn die gewöhn-
lichen Signale versagen sollten, aber auf Kosten einer Beschädigung
der Lokomotive. Durch das Oeffnen einer Drehbrücke wird eine
schwere Eisenplatte in passende Höhe über die Schienen herab ge-
lassen, und wenn bei starkem Nebel andere Signale den Maschinisten
nicht von der Gefahr benachrichtigen, so geschieht dies sicher durch
die angegebene Vorrichtung, indem dieselbe die Esse und das Dach
des Führerstandes herab schlägt.

* Wasserstoffsuperoxyd als Cosmeticum. Seit einiger Zeit
trifft man bei mehreren Parfümeurs ( in Paris? ) ein Präparat,
[Spaltenumbruch] welches dazu dienen soll, dunkeln Haaren eine gewisse blonde Nüance
zu ertheilen. Es ist eine farblose, schwach aromatisirte Flüssigkeit,
welche der damit angestellten Prüfung zufolge als wirksames Agens
nichts weiter enthält, als Wasserstoffsuperoxyd, und außerdem noch
freie Salzsäure, diese offenbar deshalb, um das Wasserstoffsuperoxyd
vor schneller Selbstentmischung zu schützen. Das Entfärbungsver-
mögen des Wasserstoffsuperoxydes erkannte schon vor 50 Jahren sein
Entdecker Thenard; er empfahl es daher zur Vertreibung der
Sommersprossen.

* Die Bronzirung von Guß= und Schmiedeeisen gelingt nach
Zaliwski, wenn man die zu bronzirenden Stücke in geschmolzenen
Schwefel, welcher mit Lampenschwarz gemengt ist, eintaucht. Die
gereinigte Oberfläche widersteht der Einwirkung verdünnter Säuren,
läßt sich gut poliren und besitzt das Ansehen der durch Oxydation
erhaltenen Bronze.

* Lyalls Webstuhl, den wir in diesen Blättern schon erwähn-
ten, hat von dem American Jnstitute in New=York die goldene Ehren-
Medaille erhalten, eine Auszeichnung, welche nur auf neue und
nützliche Erfindungen ertheilt wird. Dieselbe soll die höchste Aner-
kennung bezeichnen, weßhalb sie nur für wirklich praktisch bewährte
Dinge ertheilt wird.

* Nutzbarmachung des Jnhalts der Abzugskanäle in Städten
in England. Die British Association hat einen Ausschuß ernannt,
welcher sich mit der Nutzbarmachung des Jnhalts der Abzugskanäle
befassen soll; bereits 75 Städte haben zu dem dazu nöthigen Fond
Beiträge gezeichnet.

Vermischtes.

* Klöster. Die „H. d. E. K.“ bringen ein Verzeichniß der
Klöster und klösterlichen Genossenschaften nebst Filialen in der erz-
bischöflichen Provinz Köln. Dasselbe weist die stattliche Zahl von
29 Mönchsklöstern mit 329 Jnsassen und nicht weniger als 151
weibliche Anstalten mit 1976 Mitgliedern nach. Davon kommen auf
Aachen allein 9 Männerklöster mit 103 Mönchen und 12 Nonnen-
klöster mit 401 Bewohnerinnen.

* Frauen=Arbeit. „ Das Haus “ berichtet, daß sich in Berlin
eine Zahnärztin niedergelassen hat, eine Frau Henr. Hirschfeld,
eine Holsteinerin, welche früh verwittwet ein lebhaftes Bedürfniß em-
pfand, sich einen befriedigenden Wirkungskreis zu verschaffen und dazu
die Zahnheilkunde wählte. Die energische Frau reiste eigens nach
Amerika, um dort zu studiren, bestand dann in Deutschland die Prü-
fung, und siedelte sich in Berlin an, wo sie bereits eine bedeutende
Praxis haben soll.

-- Jn Jersey=Landing ( Jllinois ) ist Frau Amalie Hobbs
kürzlich zum Friedensrichter ernannt worden, die erste Frau, welche
in diesem Staate ein Amt erhielt.

* Schwindel. Jm „Schw. Merkur“ wird gegen Einsendung
von 7 Kr. Postmarken, denen aber größere Forderungen nachfolgen,
eine „unschätzbare Erfindung“ mitgetheilt, die mit einigen Gulden ( ! )
und ohne besondere Arbeit ( ! ) ( Roulette? ) mehrere hundert Gulden
und je nach Betrieb noch mehr erwerben kann. Wunderbar ist bei
der ganzen Sache nur, daß der Mann die unschätzbare Erfindung für
7 Kr. hergeben will und nicht für sich behält, um damit „ohne be-
sondere Arbeit“ das Geld zu verdienen, was er sich jetzt mühsam
7 Kr. weis verschaffen muß.

* Neue Zeitung. J. v. Schweitzer gibt ein neues Blatt
heraus, betitelt der „Agitator“, das per Quartal durch die Post be-
zogen 2 Sgr. oder 7 Kr. kostet. Die Kreuzzeitungssozialisten scheints
wieder in der Tasche zu jucken.

* Das Neue Blatt Nr. 12 enthält unter Anderem eine hübsche
Zeichnung von C. F. Deiker „Die Hirsche“, ein Porträt und Auto-
graf „Bodenstedts“.

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   was von volkswirthschaftlicher Bedeutung für sie
   ist und durch Zusendung von Jahresberichten,
   Zeitungsblättern und Flugschriften über wichtige
   Vorkommnisse uns im Laufenden zu erhalten.

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[0006] auf die große Zahl von Unternehmern, welche sich mit landwirth- schaftlichen Werkzeugen und Maschinen angefangen haben zu befassen, mit Rücksicht auf die geschwächte Kaufkraft der Landwirthe und end- lich die gesteigerte Konkurrenz von Außen läßt sich sagen, daß die Fabrikation von landwirthschaftlichen Maschinen und _________Apparaten zur Zeit übersetzt ist. * Sind Patente der schnellen Verbreitung neuer Erfindungen hinderlich? Von Hoffmann' schen Ringöfen zum Kalk= und Ziegel- brennen sind zur Zeit im Betrieb oder im Bau begriffen: in Norddeutschland 363 ( Vaterland des Erfinders ) „ Süddeutschland 6 „ Oestreich 59 „ Scandinavien 9 „ Rußland 7 „ Schweiz 2 „ Jtalien 30 „ Frankreich 22 „ Belgien und Niederlande 4 „ England 75 „ Amerika 10 „ Ostindien 8 „ Australien 2 ---------- Summa 597. Nach diesen Zahlen scheint es nicht, als ob die preußischen Patente der Ausbreitung der Oefen in Preußen, dem Haupttheile von Nord- deutschland, irgend hinderlich gewesen sind. Da ein Einwand der Gegner guter Patente darauf beruht, daß angeblich die Patente der schnellen Einführung wirklich guter Neuerungen hinderlich sind, so fühlt sich durch vorstehendes Beispiel vielleicht mancher andere Ver- fechter des Rechtes auf Patentschutz veranlaßt, ähnliche Zusammen- stellungen zu veröffentlichen, um durch Thatsachen obige Frage beant- worten zu können. * Maschine zur Cigarrenfabrikation. Die wesentlichsten Theile der Maschine sind ein System von Walzen, die in der Mitte dünner werden und überdies derartig nach krummen Linien profilirt sind, daß zwischen je zwei Walzen Höhlungen von der Gestalt einer Cigarre entstehen. Sobald zwischen solchen Walzen die Einlage gebildet ist, wird das innere und äußere Deckblatt zwischen die Walzen eingeführt und um die Cigarre gewunden, worauf ein sogenannter Zuspitzer die Cigarre zur richtigen Form bringt. Auf die nun völlig gewickelte Cigarre wird ein geeignetes Messer herabgedrückt, das stumpfe Ende abgeschnitten und hierdurch die verlangte Länge erzeugt. * Künstliches Licht. Ein sehr billiges und intensives künst- liches Licht, welches zugleich eine starke chemische Wirkung besitzen dürfte, erhält man, wenn man das gewöhnliche Leuchtgas über er- wärmten Phosphor streichen und dann an einem der gewöhnlichen Brenner verbrennen läßt. Um dies zu bewerkstelligen, gibt man der Leitungsröhre kurz vor ihrem Ende ein Knie mit einer birnförmigen ( zum Abschrauben eingerichteten ) Erweiterung, in welche man ein Stückchen Phosphor thut, worauf man sie, nachdem sie wieder be- festigt ist, in ein Gefäß mit heißem Wasser taucht. Man kann auch eine kleine tubulirte Glasretorte mittels Kautschukröhren einschalten, welche den Phosphor enthält und erwärmt wird. Natürlich muß man die Verbrennungsprodukte sorgfältig auffangen und in's Freie leiten. Für die Damen hat das Magnesiumlicht Bedeutung gewonnen, und bald wird jedes gut ausgestattete Nähtischchen eine Rolle Magnesiumdraht enthalten müssen. Das Magnesiumlicht ist nämlich rein weiß und ermöglicht daher das Sortiren von gefärbter Wolle, Seide, ec. des Abends, was bei Lampenlicht, durch welches bekanntlich gewisse Farben sehr verändert werden, nicht möglich ist. * Eigenthümliches Warnungssignal. Die New=Jersey=Eisen- bahngesellschaft hat kürzlich, eine kleine Strecke von jedem Ende ihrer Zugbrücken entfernt, ein Alarmsignal angebracht, welches dazu dient, die sich nähernden Züge zum Halten zu bringen, wenn die gewöhn- lichen Signale versagen sollten, aber auf Kosten einer Beschädigung der Lokomotive. Durch das Oeffnen einer Drehbrücke wird eine schwere Eisenplatte in passende Höhe über die Schienen herab ge- lassen, und wenn bei starkem Nebel andere Signale den Maschinisten nicht von der Gefahr benachrichtigen, so geschieht dies sicher durch die angegebene Vorrichtung, indem dieselbe die Esse und das Dach des Führerstandes herab schlägt. * Wasserstoffsuperoxyd als Cosmeticum. Seit einiger Zeit trifft man bei mehreren Parfümeurs ( in Paris? ) ein Präparat, welches dazu dienen soll, dunkeln Haaren eine gewisse blonde Nüance zu ertheilen. Es ist eine farblose, schwach aromatisirte Flüssigkeit, welche der damit angestellten Prüfung zufolge als wirksames Agens nichts weiter enthält, als Wasserstoffsuperoxyd, und außerdem noch freie Salzsäure, diese offenbar deshalb, um das Wasserstoffsuperoxyd vor schneller Selbstentmischung zu schützen. Das Entfärbungsver- mögen des Wasserstoffsuperoxydes erkannte schon vor 50 Jahren sein Entdecker Thenard; er empfahl es daher zur Vertreibung der Sommersprossen. * Die Bronzirung von Guß= und Schmiedeeisen gelingt nach Zaliwski, wenn man die zu bronzirenden Stücke in geschmolzenen Schwefel, welcher mit Lampenschwarz gemengt ist, eintaucht. Die gereinigte Oberfläche widersteht der Einwirkung verdünnter Säuren, läßt sich gut poliren und besitzt das Ansehen der durch Oxydation erhaltenen Bronze. * Lyalls Webstuhl, den wir in diesen Blättern schon erwähn- ten, hat von dem American Jnstitute in New=York die goldene Ehren- Medaille erhalten, eine Auszeichnung, welche nur auf neue und nützliche Erfindungen ertheilt wird. Dieselbe soll die höchste Aner- kennung bezeichnen, weßhalb sie nur für wirklich praktisch bewährte Dinge ertheilt wird. * Nutzbarmachung des Jnhalts der Abzugskanäle in Städten in England. Die British Association hat einen Ausschuß ernannt, welcher sich mit der Nutzbarmachung des Jnhalts der Abzugskanäle befassen soll; bereits 75 Städte haben zu dem dazu nöthigen Fond Beiträge gezeichnet. Vermischtes. * Klöster. Die „H. d. E. K.“ bringen ein Verzeichniß der Klöster und klösterlichen Genossenschaften nebst Filialen in der erz- bischöflichen Provinz Köln. Dasselbe weist die stattliche Zahl von 29 Mönchsklöstern mit 329 Jnsassen und nicht weniger als 151 weibliche Anstalten mit 1976 Mitgliedern nach. Davon kommen auf Aachen allein 9 Männerklöster mit 103 Mönchen und 12 Nonnen- klöster mit 401 Bewohnerinnen. * Frauen=Arbeit. „ Das Haus “ berichtet, daß sich in Berlin eine Zahnärztin niedergelassen hat, eine Frau Henr. Hirschfeld, eine Holsteinerin, welche früh verwittwet ein lebhaftes Bedürfniß em- pfand, sich einen befriedigenden Wirkungskreis zu verschaffen und dazu die Zahnheilkunde wählte. Die energische Frau reiste eigens nach Amerika, um dort zu studiren, bestand dann in Deutschland die Prü- fung, und siedelte sich in Berlin an, wo sie bereits eine bedeutende Praxis haben soll. -- Jn Jersey=Landing ( Jllinois ) ist Frau Amalie Hobbs kürzlich zum Friedensrichter ernannt worden, die erste Frau, welche in diesem Staate ein Amt erhielt. * Schwindel. Jm „Schw. Merkur“ wird gegen Einsendung von 7 Kr. Postmarken, denen aber größere Forderungen nachfolgen, eine „unschätzbare Erfindung“ mitgetheilt, die mit einigen Gulden ( ! ) und ohne besondere Arbeit ( ! ) ( Roulette? ) mehrere hundert Gulden und je nach Betrieb noch mehr erwerben kann. Wunderbar ist bei der ganzen Sache nur, daß der Mann die unschätzbare Erfindung für 7 Kr. hergeben will und nicht für sich behält, um damit „ohne be- sondere Arbeit“ das Geld zu verdienen, was er sich jetzt mühsam 7 Kr. weis verschaffen muß. * Neue Zeitung. J. v. Schweitzer gibt ein neues Blatt heraus, betitelt der „Agitator“, das per Quartal durch die Post be- zogen 2 Sgr. oder 7 Kr. kostet. Die Kreuzzeitungssozialisten scheints wieder in der Tasche zu jucken. * Das Neue Blatt Nr. 12 enthält unter Anderem eine hübsche Zeichnung von C. F. Deiker „Die Hirsche“, ein Porträt und Auto- graf „Bodenstedts“. ☞ Wir bitten unsere Leser uns Alles mitzutheilen, was von volkswirthschaftlicher Bedeutung für sie ist und durch Zusendung von Jahresberichten, Zeitungsblättern und Flugschriften über wichtige Vorkommnisse uns im Laufenden zu erhalten.

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 671. Frankfurt a. M., 11. März 1870, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber0671_1870/6>, abgerufen am 21.11.2024.