Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Kurtze Antwort auff D. Timothei Kirchners newe Buch wider die Anhalter. Zerbst, 1586.

Bild:
<< vorherige Seite
Das jüngsie gericht halten / gehöret zu beyden naturn in Christo / aber mit vnterscheidt.

Eben solche meinung hats mit allen den andern sprüchen / die von den Amptswercken / oder Amptswolthaten / als gerecht machen / von sünden reinigen / das gericht halten / etc. reden. Denn das jüngste Gericht sol sichtbarlich in den wolcken gehalten werden / dazu von dem / der vnschüldiger weis in dieser Welt ist von seinen Feinden hingerichtet worden. Darümb mus er Mensche sein / das sie sehen / wider wen sie getobt / vnd in wen sie gestochen haben. Er sol aber nicht allein vber die gantze Welt / ja wider die pforten der hellen selbst / richten / sondern auch alles verborgene ans Liecht bringen / darümb ist er warhafftiger / allmechtiger / allwissender Gott / den niemand wird betriegen können. So ist auch sonst von Augustino nicht vbel geredet: Stat ad deprecandum, sedet ad iudicandum, surgit ad puniendum. Allhie ist keine Natur müssig / sondern wircken zugleich / respectu meriti & efficaciae: vngesöndert / jedoch auch vnuermengt. Denn ein jede / was jhr gebürt vnd zustehet / volbringet / auff das die eigenschafften der Naturn / vnd ordnung vnsers heils vnzerrüttet bleiben.

Also lieget D. Kirchners effugium abermal darnider. Vnd In der Kirchen sol man sich vor newer art zu reden hüten.wird er / seinem gebrauch nach / diese richtige erklerung mit nichten als philosophisch verwerffen können / sönderlich dieweil jhm des Apostels vermanung im weg stehet / das man von dem fürbild der gesunden rede nicht abweichen sol. Vnd haben zugleich Hieronymus vnd Augustinus, ja alle rechtgleubige Lehrer zu jederzeit mit fleis vermanet / ne occasio esset deerrandi a veritate, ad certam regulam in Theologia loquendum esse. Da auch das Gegentheil sich nicht auff newe phrases begeben / so würde es bey dem recepto genere doctrinae wol blieben sein. Nu aber gehets jhnen / eben wie Lutherus geweissaget hat: Qui nouum genus dicendi fingit, fingit etiam nouum genus docendi. Das wird an jenem tage vorm Richterstuel Jesu Christi schwer zuuerantworten sein.

Das jüngsie gericht halten / gehöret zu beyden naturn in Christo / aber mit vnterscheidt.

Eben solche meinung hats mit allen den andern sprüchen / die von den Amptswercken / oder Amptswolthaten / als gerecht machen / von sünden reinigen / das gericht halten / etc. reden. Denn das jüngste Gericht sol sichtbarlich in den wolcken gehalten werden / dazu von dem / der vnschüldiger weis in dieser Welt ist von seinen Feinden hingerichtet worden. Darümb mus er Mensche sein / das sie sehen / wider wen sie getobt / vnd in wen sie gestochen haben. Er sol aber nicht allein vber die gantze Welt / ja wider die pforten der hellen selbst / richten / sondern auch alles verborgene ans Liecht bringen / darümb ist er warhafftiger / allmechtiger / allwissender Gott / den niemand wird betriegen können. So ist auch sonst von Augustino nicht vbel geredet: Stat ad deprecandum, sedet ad iudicandum, surgit ad puniendum. Allhie ist keine Natur müssig / sondern wircken zugleich / respectu meriti & efficaciae: vngesöndert / jedoch auch vnuermengt. Denn ein jede / was jhr gebürt vnd zustehet / volbringet / auff das die eigenschafften der Naturn / vnd ordnung vnsers heils vnzerrüttet bleiben.

Also lieget D. Kirchners effugium abermal darnider. Vnd In der Kirchen sol man sich vor newer art zu reden hüten.wird er / seinem gebrauch nach / diese richtige erklerung mit nichten als philosophisch verwerffen können / sönderlich dieweil jhm des Apostels vermanung im weg stehet / das man von dem fürbild der gesunden rede nicht abweichen sol. Vnd haben zugleich Hieronymus vnd Augustinus, ja alle rechtgleubige Lehrer zu jederzeit mit fleis vermanet / ne occasio esset deerrandi à veritate, ad certam regulam in Theologia loquendum esse. Da auch das Gegentheil sich nicht auff newe phrases begeben / so würde es bey dem recepto genere doctrinae wol blieben sein. Nu aber gehets jhnen / eben wie Lutherus geweissaget hat: Qui nouum genus dicendi fingit, fingit etiam nouum genus docendi. Das wird an jenem tage vorm Richterstuel Jesu Christi schwer zuuerantworten sein.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0040" n="40"/>
        <note place="left">Das jüngsie gericht halten / gehöret zu beyden naturn in
                     Christo / aber mit vnterscheidt.</note>
        <p>Eben solche meinung hats mit allen den andern sprüchen / die von den Amptswercken
                     / oder Amptswolthaten / als gerecht machen / von sünden reinigen / das gericht
                     halten / etc. reden. Denn das jüngste Gericht sol sichtbarlich in den wolcken
                     gehalten werden / dazu von dem / der vnschüldiger weis in dieser Welt ist von
                     seinen Feinden hingerichtet worden. Darümb mus er Mensche sein / das sie sehen /
                     wider wen sie getobt / vnd in wen sie gestochen haben. Er sol aber nicht allein
                     vber die gantze Welt / ja wider die pforten der hellen selbst / richten /
                     sondern auch alles verborgene ans Liecht bringen / darümb ist er warhafftiger /
                     allmechtiger / allwissender Gott / den niemand wird betriegen können. So ist
                     auch sonst von Augustino nicht vbel geredet: Stat ad deprecandum, sedet ad
                     iudicandum, surgit ad puniendum. Allhie ist keine Natur müssig / sondern wircken
                     zugleich / respectu meriti &amp; efficaciae: vngesöndert / jedoch auch
                     vnuermengt. Denn ein jede / was jhr gebürt vnd zustehet / volbringet / auff das
                     die eigenschafften der Naturn / vnd ordnung vnsers heils vnzerrüttet
                     bleiben.</p>
        <p>Also lieget D. Kirchners effugium abermal darnider. Vnd <note place="left">In der Kirchen sol man sich vor newer art zu reden hüten.</note>wird er /
                     seinem gebrauch nach / diese richtige erklerung mit nichten als philosophisch
                     verwerffen können / sönderlich dieweil jhm des Apostels vermanung im weg stehet
                     / das man von dem fürbild der gesunden rede nicht abweichen sol. Vnd haben
                     zugleich Hieronymus vnd Augustinus, ja alle rechtgleubige Lehrer zu jederzeit
                     mit fleis vermanet / ne occasio esset deerrandi à veritate, ad certam regulam in
                     Theologia loquendum esse. Da auch das Gegentheil sich nicht auff newe phrases
                     begeben / so würde es bey dem recepto genere doctrinae wol blieben sein. Nu aber
                     gehets jhnen / eben wie Lutherus geweissaget hat: Qui nouum genus dicendi
                     fingit, fingit etiam nouum genus docendi. Das wird an jenem tage vorm
                     Richterstuel Jesu Christi schwer zuuerantworten sein.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0040] Eben solche meinung hats mit allen den andern sprüchen / die von den Amptswercken / oder Amptswolthaten / als gerecht machen / von sünden reinigen / das gericht halten / etc. reden. Denn das jüngste Gericht sol sichtbarlich in den wolcken gehalten werden / dazu von dem / der vnschüldiger weis in dieser Welt ist von seinen Feinden hingerichtet worden. Darümb mus er Mensche sein / das sie sehen / wider wen sie getobt / vnd in wen sie gestochen haben. Er sol aber nicht allein vber die gantze Welt / ja wider die pforten der hellen selbst / richten / sondern auch alles verborgene ans Liecht bringen / darümb ist er warhafftiger / allmechtiger / allwissender Gott / den niemand wird betriegen können. So ist auch sonst von Augustino nicht vbel geredet: Stat ad deprecandum, sedet ad iudicandum, surgit ad puniendum. Allhie ist keine Natur müssig / sondern wircken zugleich / respectu meriti & efficaciae: vngesöndert / jedoch auch vnuermengt. Denn ein jede / was jhr gebürt vnd zustehet / volbringet / auff das die eigenschafften der Naturn / vnd ordnung vnsers heils vnzerrüttet bleiben. Also lieget D. Kirchners effugium abermal darnider. Vnd wird er / seinem gebrauch nach / diese richtige erklerung mit nichten als philosophisch verwerffen können / sönderlich dieweil jhm des Apostels vermanung im weg stehet / das man von dem fürbild der gesunden rede nicht abweichen sol. Vnd haben zugleich Hieronymus vnd Augustinus, ja alle rechtgleubige Lehrer zu jederzeit mit fleis vermanet / ne occasio esset deerrandi à veritate, ad certam regulam in Theologia loquendum esse. Da auch das Gegentheil sich nicht auff newe phrases begeben / so würde es bey dem recepto genere doctrinae wol blieben sein. Nu aber gehets jhnen / eben wie Lutherus geweissaget hat: Qui nouum genus dicendi fingit, fingit etiam nouum genus docendi. Das wird an jenem tage vorm Richterstuel Jesu Christi schwer zuuerantworten sein. In der Kirchen sol man sich vor newer art zu reden hüten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_antwort_1586
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_antwort_1586/40
Zitationshilfe: [N. N.]: Kurtze Antwort auff D. Timothei Kirchners newe Buch wider die Anhalter. Zerbst, 1586, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_antwort_1586/40>, abgerufen am 25.04.2024.