[N. N.]: Unsere moderne Bildung im Bunde mit der Anarchie. Stuttgart, 1852.von Kenntnissen, von Verstandesbildung bei den Eltern vor- von Kenntniſſen, von Verſtandesbildung bei den Eltern vor- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0092" n="86"/> von Kenntniſſen, von Verſtandesbildung bei den Eltern vor-<lb/> aus? ſetzt er die richtigſte Form des Glaubensbekenntniſſes<lb/> und alſo auch das möglichſt richtige <hi rendition="#g">Verſtändniß</hi> dieſer<lb/> Form und ihres Sinnes voraus? Das wäre eine für die<lb/> große Mehrzahl ganz <hi rendition="#g">unmögliche</hi> Bedingung, denn die<lb/> meiſten Eltern können nach ihrer ganzen äußeren Lage gar<lb/> nie dahin gelangen, auf dieſem Wege und durch dieſe Mittel<lb/> einen bildenden Einfluß auf ihre Kinder auszuüben. Aber<lb/> Gottlob, es bedarf dieſer Bedingung nicht, und wie wün-<lb/> ſchenswerth es auch der Kirche erſcheinen mag, daß ſchon<lb/> von Kindheit an durch die Eltern auch für die <hi rendition="#g">Form</hi> der<lb/> religiöſen Vorſtellungen ein über das Allereinfachſte hinaus<lb/> gehender Einfluß geübt werden möge, <hi rendition="#g">nöthig,</hi> zu dem hier<lb/> in Frage ſtehenden Zwecke nöthig iſt die Erfüllung dieſes<lb/> Wunſches nicht. Aber etwas <hi rendition="#g">Anderes</hi> iſt dazu unerläßlich<lb/> nöthig, etwas, das in der ärmſten Hütte und bei dem aller-<lb/> geringſten Grade geiſtiger Bildung ganz ebenſo gut vorhan-<lb/> den ſein kann, als im Palaſte und bei der vorgeſchrittenſten<lb/> religiöſen Einſicht, und dieſes Andere heißt: das volle Be-<lb/> wußtſein unſerer eigenen ſittlichen Natur, der lebendige<lb/> Glaube an die Allgegenwart eines heiligen Gottes, eine tiefe<lb/> Ehrfurcht vor ihm, ein unerſchütterliches Vertrauen auf ihn.<lb/> Wo dieſer Glaube lebendig in den Eltern wirkt, da wird<lb/> auch die rechte Zucht von ihnen geübt werden, jene Zucht,<lb/> welche nicht im eigenen Namen geübt wird, ſondern im Na-<lb/> men deſſen, welchem ſie das Glück verdanken, Kinder zu be-<lb/> ſitzen, und welchem ſie verantwortlich ſind für die Erziehung<lb/> derſelben. Wo dieſer Glaube lebendig in den Eltern wirkt,<lb/> da wird er auch auf die Kinder ſich übertragen, ſelbſt ohne<lb/> die Beihülfe von Kenntniſſen und Unterricht, welche nur die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [86/0092]
von Kenntniſſen, von Verſtandesbildung bei den Eltern vor-
aus? ſetzt er die richtigſte Form des Glaubensbekenntniſſes
und alſo auch das möglichſt richtige Verſtändniß dieſer
Form und ihres Sinnes voraus? Das wäre eine für die
große Mehrzahl ganz unmögliche Bedingung, denn die
meiſten Eltern können nach ihrer ganzen äußeren Lage gar
nie dahin gelangen, auf dieſem Wege und durch dieſe Mittel
einen bildenden Einfluß auf ihre Kinder auszuüben. Aber
Gottlob, es bedarf dieſer Bedingung nicht, und wie wün-
ſchenswerth es auch der Kirche erſcheinen mag, daß ſchon
von Kindheit an durch die Eltern auch für die Form der
religiöſen Vorſtellungen ein über das Allereinfachſte hinaus
gehender Einfluß geübt werden möge, nöthig, zu dem hier
in Frage ſtehenden Zwecke nöthig iſt die Erfüllung dieſes
Wunſches nicht. Aber etwas Anderes iſt dazu unerläßlich
nöthig, etwas, das in der ärmſten Hütte und bei dem aller-
geringſten Grade geiſtiger Bildung ganz ebenſo gut vorhan-
den ſein kann, als im Palaſte und bei der vorgeſchrittenſten
religiöſen Einſicht, und dieſes Andere heißt: das volle Be-
wußtſein unſerer eigenen ſittlichen Natur, der lebendige
Glaube an die Allgegenwart eines heiligen Gottes, eine tiefe
Ehrfurcht vor ihm, ein unerſchütterliches Vertrauen auf ihn.
Wo dieſer Glaube lebendig in den Eltern wirkt, da wird
auch die rechte Zucht von ihnen geübt werden, jene Zucht,
welche nicht im eigenen Namen geübt wird, ſondern im Na-
men deſſen, welchem ſie das Glück verdanken, Kinder zu be-
ſitzen, und welchem ſie verantwortlich ſind für die Erziehung
derſelben. Wo dieſer Glaube lebendig in den Eltern wirkt,
da wird er auch auf die Kinder ſich übertragen, ſelbſt ohne
die Beihülfe von Kenntniſſen und Unterricht, welche nur die
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