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[N. N.]: Unsere moderne Bildung im Bunde mit der Anarchie. Stuttgart, 1852.

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überall erinnert er sie, daß sie göttlichen Ursprungs, daß sie
Gottes Kinder seien, überall sucht er in ihnen dieses Be-
wußtsein zu beleben und zu kräftigen.

Auf das Bewußtsein von unserer höheren, göttlichen
Natur sucht er unseren Glauben an Gott, unsere Ehrfurcht
vor seinem heiligen Willen, unser kindliches Vertrauen auf ihn
zu gründen. Ja er beruft sich sogar geradezu für die Wahr-
heit seiner Lehre
auf das Zeugniß unseres eigenen sitt-
lichen Bewußtseins: "So Jemand will deß' Willen thun,
der wird inne werden, ob diese Lehre von Gott sei, oder
ob ich von mir selbst rede." Er beruft sich also nicht auf
das Zeugniß unseres Denkvermögens, d. h. derjenigen Kraft,
deren wir zum klaren Erfassen und richtigen Verstehen der
einzelnen Punkte und überhaupt der Form eines Glaubens-
bekenntnisses bedürfen, er beruft sich vielmehr auf eine an-
dere Kraft in uns, welche nicht durch Unterricht und Be-
lehrung, sondern durch demüthige Unterwerfung unter Gottes
Willen und durch treues Befolgen desselben gekräftigt und
zu einem Ausspruch befähigt wird, und das ist ja eben das
sittliche Bewußtsein. Darum sagt er auch nicht: "Wahrlich,
so ihr nicht werdet wie die Schriftgelehrten und Priester,"
sondern "so ihr nicht werdet wie die Kinder." Hinge das
Heil unserer Seele von der Annahme einer bestimmten
Form des Glaubensbekenntnisses ab, wobei doch offenbar
ein richtiges Verständniß desselben nicht fehlen dürfte, so
würden uns gewiß nicht gerade die Kinder als Vorbild hin-
gestellt werden, in welchen die menschliche Unvollkommenheit
der Auffassung noch viel größer ist, als bei Erwachsenen.
Aber bei den Kindern ist durch ihr sittliches Ver-
hältniß zu den Eltern zugleich einem ähnlichen Gefühle

überall erinnert er ſie, daß ſie göttlichen Urſprungs, daß ſie
Gottes Kinder ſeien, überall ſucht er in ihnen dieſes Be-
wußtſein zu beleben und zu kräftigen.

Auf das Bewußtſein von unſerer höheren, göttlichen
Natur ſucht er unſeren Glauben an Gott, unſere Ehrfurcht
vor ſeinem heiligen Willen, unſer kindliches Vertrauen auf ihn
zu gründen. Ja er beruft ſich ſogar geradezu für die Wahr-
heit ſeiner Lehre
auf das Zeugniß unſeres eigenen ſitt-
lichen Bewußtſeins: „So Jemand will deß’ Willen thun,
der wird inne werden, ob dieſe Lehre von Gott ſei, oder
ob ich von mir ſelbſt rede.“ Er beruft ſich alſo nicht auf
das Zeugniß unſeres Denkvermögens, d. h. derjenigen Kraft,
deren wir zum klaren Erfaſſen und richtigen Verſtehen der
einzelnen Punkte und überhaupt der Form eines Glaubens-
bekenntniſſes bedürfen, er beruft ſich vielmehr auf eine an-
dere Kraft in uns, welche nicht durch Unterricht und Be-
lehrung, ſondern durch demüthige Unterwerfung unter Gottes
Willen und durch treues Befolgen deſſelben gekräftigt und
zu einem Ausſpruch befähigt wird, und das iſt ja eben das
ſittliche Bewußtſein. Darum ſagt er auch nicht: „Wahrlich,
ſo ihr nicht werdet wie die Schriftgelehrten und Prieſter,“
ſondern „ſo ihr nicht werdet wie die Kinder.“ Hinge das
Heil unſerer Seele von der Annahme einer beſtimmten
Form des Glaubensbekenntniſſes ab, wobei doch offenbar
ein richtiges Verſtändniß deſſelben nicht fehlen dürfte, ſo
würden uns gewiß nicht gerade die Kinder als Vorbild hin-
geſtellt werden, in welchen die menſchliche Unvollkommenheit
der Auffaſſung noch viel größer iſt, als bei Erwachſenen.
Aber bei den Kindern iſt durch ihr ſittliches Ver-
hältniß zu den Eltern zugleich einem ähnlichen Gefühle

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[77/0083] überall erinnert er ſie, daß ſie göttlichen Urſprungs, daß ſie Gottes Kinder ſeien, überall ſucht er in ihnen dieſes Be- wußtſein zu beleben und zu kräftigen. Auf das Bewußtſein von unſerer höheren, göttlichen Natur ſucht er unſeren Glauben an Gott, unſere Ehrfurcht vor ſeinem heiligen Willen, unſer kindliches Vertrauen auf ihn zu gründen. Ja er beruft ſich ſogar geradezu für die Wahr- heit ſeiner Lehre auf das Zeugniß unſeres eigenen ſitt- lichen Bewußtſeins: „So Jemand will deß’ Willen thun, der wird inne werden, ob dieſe Lehre von Gott ſei, oder ob ich von mir ſelbſt rede.“ Er beruft ſich alſo nicht auf das Zeugniß unſeres Denkvermögens, d. h. derjenigen Kraft, deren wir zum klaren Erfaſſen und richtigen Verſtehen der einzelnen Punkte und überhaupt der Form eines Glaubens- bekenntniſſes bedürfen, er beruft ſich vielmehr auf eine an- dere Kraft in uns, welche nicht durch Unterricht und Be- lehrung, ſondern durch demüthige Unterwerfung unter Gottes Willen und durch treues Befolgen deſſelben gekräftigt und zu einem Ausſpruch befähigt wird, und das iſt ja eben das ſittliche Bewußtſein. Darum ſagt er auch nicht: „Wahrlich, ſo ihr nicht werdet wie die Schriftgelehrten und Prieſter,“ ſondern „ſo ihr nicht werdet wie die Kinder.“ Hinge das Heil unſerer Seele von der Annahme einer beſtimmten Form des Glaubensbekenntniſſes ab, wobei doch offenbar ein richtiges Verſtändniß deſſelben nicht fehlen dürfte, ſo würden uns gewiß nicht gerade die Kinder als Vorbild hin- geſtellt werden, in welchen die menſchliche Unvollkommenheit der Auffaſſung noch viel größer iſt, als bei Erwachſenen. Aber bei den Kindern iſt durch ihr ſittliches Ver- hältniß zu den Eltern zugleich einem ähnlichen Gefühle

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Zitationshilfe: [N. N.]: Unsere moderne Bildung im Bunde mit der Anarchie. Stuttgart, 1852, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_anarchie_1852/83>, abgerufen am 21.11.2024.