Allgemeine Zeitung, Nr. 97, 7. April 1849.[Spaltenumbruch]
hohen Elbfluth des Jahrs 1845, den durch das schroffe Sandsteinufer zwi- Für die Verbindungsbahn zwischen den bei Leipzig befindlichen Bahn- Endlich wird für Herstellung eines elektro-magnetischen Telegraphen Der Gesammtbetrag des dießjährigen Bedarfs für diese verschiedenen Kurhessen. Kassel, 30 März. Das Finanzgesetz ward heute von den Stän- Kassel, 2 April. Heute Morgen hat die Ständeversammlung das Niederland und Wilhem II. * Amsterdam, 28 März.Der Tod Wilhelms II hat uns in t'Penseel beeldt Tweeden Willem af, Außer Wilhelm III hinterließ Wilhelm II noch Prinz Heinrich, Seeoffi- *) Nach Vollendung der Grundpfeiler könnte nunmehr Hand an die Bögen-
wölbung gelegt werden. [Spaltenumbruch]
hohen Elbfluth des Jahrs 1845, den durch das ſchroffe Sandſteinufer zwi- Für die Verbindungsbahn zwiſchen den bei Leipzig befindlichen Bahn- Endlich wird für Herſtellung eines elektro-magnetiſchen Telegraphen Der Geſammtbetrag des dießjährigen Bedarfs für dieſe verſchiedenen Kurheſſen. Kaſſel, 30 März. Das Finanzgeſetz ward heute von den Stän- Kaſſel, 2 April. Heute Morgen hat die Ständeverſammlung das Niederland und Wilhem II. ◡ Amſterdam, 28 März.Der Tod Wilhelms II hat uns in t’Penseel beeldt Tweeden Willem af, Außer Wilhelm III hinterließ Wilhelm II noch Prinz Heinrich, Seeoffi- *) Nach Vollendung der Grundpfeiler könnte nunmehr Hand an die Bögen-
wölbung gelegt werden. <TEI> <text> <body> <div type="jSupplement" n="1"> <floatingText> <body> <div type="jVarious" n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0014" n="1494"/><cb/> hohen Elbfluth des Jahrs 1845, den durch das ſchroffe Sandſteinufer zwi-<lb/> ſchen Pirna und Tetſchen bedingten Eigenthümlichkeiten der Expropria-<lb/> tion (z. B. nothwendiger Ankauf von Sandſteinbrüchen, deren fernere<lb/> Ausbeutung durch den Bahnverkehr abgeſchnitten wird) und den ebenda-<lb/> ſelbſt nothwendigen hydrotechniſchen Kunſtbauten hergenommenen Gründe;<lb/> auch wird geltend gemacht daß die über die vorangeſchlagene dreijährige<lb/> Baufriſt eingetretene Ausdehnung derſelben eine Erhöhung des Anlage-<lb/> capitals habe nach ſich ziehen müſſen. Gegen eine Einſtellung des Fort-<lb/> baues dieſer Bahn wird im beſondern rückſichtlich des Elbbrückenbaues<note place="foot" n="*)">Nach Vollendung der Grundpfeiler könnte nunmehr Hand an die Bögen-<lb/> wölbung gelegt werden.</note><lb/> das nämliche hervorgehoben was rückſichtlich der Zurüſtungen zu den Brü-<lb/> ckenbauten über die der ſächſiſch bayeriſchen Bahn bemerkt worden war;<lb/> auch wird darauf hingewieſen daß je länger man mit der Vollendung die-<lb/> ſer das Mittelglied der Eiſenbahnverbindung zwiſchen der Nordſee und<lb/> dem adriatiſchen Meere bildenden Bahn zögere, deſto feſter die Verkehrs-<lb/> frequenz auf concurrirenden öſtlichen Bahnen ſich conſolidiren werde —<lb/> jedenfalls ein ſehr beherzigenswerther Grund. Als allgemeine Gründe für<lb/> Nichteinſtellung der Bauten auf beiden Staatsbahnen wird die Nothwen-<lb/> digkeit rechtzeitiger Ausführung der mit den Regierungen der betreffenden<lb/> Nachbarſtaaten abgeſchloſſenen bezüglichen Staatsverträge und der Um-<lb/> ſtand geltend gemacht daß die Siſtirung des Baues eine ſehr ergiebige<lb/> Erwerbsquelle für eine bedeutende Anzahl von Arbeitern verſtopfen<lb/> würde.</p><lb/> <p>Für die Verbindungsbahn zwiſchen den bei Leipzig befindlichen Bahn-<lb/> höfen, zu deren Ausführung und Betrieb auf Staatskoſten die Regierung<lb/> von der außerordentlichen Ständeverſammlung des Jahres 1848 ermäch-<lb/> tigt worden war, werden 136,000 Thaler gefordert, ohne daß jedoch die<lb/> Regierung für die Dringlichkeit dieſer Bewilligung beſonders erhebliche<lb/> Gründe anführt.</p><lb/> <p>Endlich wird für Herſtellung eines elektro-magnetiſchen Telegraphen<lb/> auf der Leipzig-Dresdener Eiſenbahn — das Directorium der Geſellſchaft<lb/> hat ſich zu einem angemeſſenen Abkommen bereit erklärt — die mäßige<lb/> Summe von 7000 Thalern poſtulirt — mäßig in Verhältniß zu den un-<lb/> berechenbaren Vortheilen einer ſolchen Verbindung, namentlich wenn ſie<lb/> ſich ſüdwärts bis nach Prag wird fortſetzen können. Da die Allg. Zeitung<lb/> bereits vor einiger Zeit einen größeren Artikel über die öſterreichiſchen<lb/> Telegraphenlinien brachte, ſo kann ich mich rückſichtlich der Wichtigkeit<lb/> dieſer überlichtſchnellen Schreibkunſt auf ihn beziehen. Beiſpielsweiſe<lb/> ſühre ich nur an daß die Nachricht vom Siege bei Novara am 24 März<lb/> durch telegraphiſche Depeſche über Wien und Prag bereits am 28 März<lb/> hier bekannt war.</p><lb/> <p>Der Geſammtbetrag des dießjährigen Bedarfs für dieſe verſchiedenen<lb/> Eiſenbahnbauten berechnet ſich auf 2,527,000 Thaler — wenigſtens ein<lb/> Theil jener 4 Millionen Thaler welche als Unterſtützung für die Arbeiter<lb/> kürzlich bei den Kammern von einem erzgebirgiſchen Vaterlandsverein<lb/> petirt worden ſind.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Kurheſſen.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Kaſſel,</hi> 30 März.</dateline><lb/> <p>Das Finanzgeſetz ward heute von den Stän-<lb/> den in geheimer Abſtimmung mit 24 Stimmen gegen 16 angenom-<lb/> men. 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Da der verſtorbene König<lb/> auch an den allgemeinen Weltereigniſſen theilgenommen, mögen einige<lb/> Worte über ſein Leben in Ihrem Blau Raum finden. Im Dec. 1792<lb/> geboren, flüchtete er als dreijähriger Knabe nach England an Bord einer<lb/> Schifferpinke, welche ſeinen Großvater Wilhelm <hi rendition="#aq">V</hi> in Scheveningen auf-<lb/> nahm Die Erziehung an der Univerſität Orford und der Aufenthalt in<lb/> England übten auf ſeinen Geiſt den glücklichen Einfluß, daß er hier einſah<lb/> wie man es nicht machen müſſe, und ſich nie ariſtokratiſchen Ideen hingab.<lb/> Auch war ſeine politiſche Denkungsweiſe, als Kronprinz und als König,<lb/> durchaus unengliſch. Später lernte er in Berlin das Kriegshandwerk,<lb/> das er in Spanien unter Wellington praktiſch ausübte; er zeichnete ſich<lb/> beſonders in Ciudad Rodrigo, Salamanca und Bajadoz aus. Sein<lb/> Heldenmuth bei Quatre-Bras und Waterloo (wo er verwundet wurde),<lb/> iſt ſeiner Zeit ſo bekannt geworden daß wir hier flüchtig darüber hingehen<lb/> können. Die Schlachtgemälde des genialen Pieneman im Pavillon zu<lb/> Haarlem haben den Ruhm dieſer Tage verewigt. Im Jahr 1816 ver-<lb/> mählte ſich der damalige Prinz von Oranien mit einer Schweſter Kaiſers<lb/> Alexander. Nach dem Frieden war ihm unter Wilhelm <hi rendition="#aq">I</hi> wenig oder<lb/> kein Einfluß in Staatsſachen gegönnt, vergeblich trachtete er, dem unver-<lb/> ſtändigen Syſtem welches Belgien gegenüber beſonders von den HH.<lb/> van Maanen und Aſſer beobachtet wurde, zu widerſtreben; und ward deß-<lb/> halb der Liebling der Belgier. Beim Ausbruch der Revolution kam er<lb/> von England, und machte den Verſuch durch ſeine Anweſenheit in Brüſſel<lb/> die Parteien zu verſöhnen. Es war zu ſpät; nur ſeine unvergleichliche<lb/> Gewandtheit im Reiten über Brüſſels Barricaden rettete ſein Leben. Die<lb/> friedliche Ausgleichung gelang nicht; es galt mit dem Schwert zu ent-<lb/> ſcheiden. Als Generaliſſimus errang er die Siege bei Haſſelt, Leuven,<lb/> Bauterſem. Der zehntägige Feldzug hatte den Prinzen von Oranien den<lb/> Holländern populär gemacht, und ſeine Rückkehr ward ein Triumphzug.<lb/> An den Unterhandlungen in London nahm er auch einige Zeit Theil. Die<lb/> Abdankung ſeines Vaters rief ihn im Jahr 1840 auf den Thron. Die<lb/> Entdeckung der ſo lange im Dunkeln verborgenen Finanzzuſtände waren<lb/> ſehr ungünſtige Auſpicien für ſeinen Regierungsantritt. Trotzdem wußte<lb/> er ſich beſonders durch ſeine Leutſeligkeit als Liebling der Nation zu er-<lb/> halten. Die Verfaſſungsreform im vergangenen Jahr, deren eigentlicher<lb/> Schöpfer der König war, erhöhte ſeine Popularität nicht wenig; und daher<lb/> die ungewöhnliche Beſtürzung welche ſein Ableben hervorrief. 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hohen Elbfluth des Jahrs 1845, den durch das ſchroffe Sandſteinufer zwi-
ſchen Pirna und Tetſchen bedingten Eigenthümlichkeiten der Expropria-
tion (z. B. nothwendiger Ankauf von Sandſteinbrüchen, deren fernere
Ausbeutung durch den Bahnverkehr abgeſchnitten wird) und den ebenda-
ſelbſt nothwendigen hydrotechniſchen Kunſtbauten hergenommenen Gründe;
auch wird geltend gemacht daß die über die vorangeſchlagene dreijährige
Baufriſt eingetretene Ausdehnung derſelben eine Erhöhung des Anlage-
capitals habe nach ſich ziehen müſſen. Gegen eine Einſtellung des Fort-
baues dieſer Bahn wird im beſondern rückſichtlich des Elbbrückenbaues *)
das nämliche hervorgehoben was rückſichtlich der Zurüſtungen zu den Brü-
ckenbauten über die der ſächſiſch bayeriſchen Bahn bemerkt worden war;
auch wird darauf hingewieſen daß je länger man mit der Vollendung die-
ſer das Mittelglied der Eiſenbahnverbindung zwiſchen der Nordſee und
dem adriatiſchen Meere bildenden Bahn zögere, deſto feſter die Verkehrs-
frequenz auf concurrirenden öſtlichen Bahnen ſich conſolidiren werde —
jedenfalls ein ſehr beherzigenswerther Grund. Als allgemeine Gründe für
Nichteinſtellung der Bauten auf beiden Staatsbahnen wird die Nothwen-
digkeit rechtzeitiger Ausführung der mit den Regierungen der betreffenden
Nachbarſtaaten abgeſchloſſenen bezüglichen Staatsverträge und der Um-
ſtand geltend gemacht daß die Siſtirung des Baues eine ſehr ergiebige
Erwerbsquelle für eine bedeutende Anzahl von Arbeitern verſtopfen
würde.
Für die Verbindungsbahn zwiſchen den bei Leipzig befindlichen Bahn-
höfen, zu deren Ausführung und Betrieb auf Staatskoſten die Regierung
von der außerordentlichen Ständeverſammlung des Jahres 1848 ermäch-
tigt worden war, werden 136,000 Thaler gefordert, ohne daß jedoch die
Regierung für die Dringlichkeit dieſer Bewilligung beſonders erhebliche
Gründe anführt.
Endlich wird für Herſtellung eines elektro-magnetiſchen Telegraphen
auf der Leipzig-Dresdener Eiſenbahn — das Directorium der Geſellſchaft
hat ſich zu einem angemeſſenen Abkommen bereit erklärt — die mäßige
Summe von 7000 Thalern poſtulirt — mäßig in Verhältniß zu den un-
berechenbaren Vortheilen einer ſolchen Verbindung, namentlich wenn ſie
ſich ſüdwärts bis nach Prag wird fortſetzen können. Da die Allg. Zeitung
bereits vor einiger Zeit einen größeren Artikel über die öſterreichiſchen
Telegraphenlinien brachte, ſo kann ich mich rückſichtlich der Wichtigkeit
dieſer überlichtſchnellen Schreibkunſt auf ihn beziehen. Beiſpielsweiſe
ſühre ich nur an daß die Nachricht vom Siege bei Novara am 24 März
durch telegraphiſche Depeſche über Wien und Prag bereits am 28 März
hier bekannt war.
Der Geſammtbetrag des dießjährigen Bedarfs für dieſe verſchiedenen
Eiſenbahnbauten berechnet ſich auf 2,527,000 Thaler — wenigſtens ein
Theil jener 4 Millionen Thaler welche als Unterſtützung für die Arbeiter
kürzlich bei den Kammern von einem erzgebirgiſchen Vaterlandsverein
petirt worden ſind.
Kurheſſen.
Kaſſel, 30 März.
Das Finanzgeſetz ward heute von den Stän-
den in geheimer Abſtimmung mit 24 Stimmen gegen 16 angenom-
men. Diejenigen Deputirten die für Verwerfung waren, erklärten
nach dem Beiſpiel Bayrhoffers, ſie hätten gegen das Geſetz geſtimmt weil
die hohe Civilliſte in den Etat aufgenommen worden ſey. Dann erſtattete
Nebelthau Bericht über Eingaben des Dr. Eichelberg. Als politiſcher
Gefangener hatte dieſer während einer 10½ jährigen Haft auf verſchiede-
nen Feſtungen Leiden erlitten von denen Oetker mit Recht äußerte: man
müſſe ſich zuſammennehmen um nicht bei ihrer Schilderung vom Zorn
übermannt zu werden. Vergebens hatten wiederholte Verfügungen des
zuſtändigen Strafgerichts ſich dahin ausgeſprochen daß die Feſtungs-
ſtrafe nur in Entziehung der Freibeit ohne ſchärfende Zuſätze beſtehe.
Dem Gefangenen wurde dem allem zum Trotz nach Laune und Willkür
bald litterariſche Beſchäftigung geſtattet, bald verſagt, es wurde ihm die
Bewegung in freier Luft verwehrt, es wurde ihm Luft und Licht durch
Fenſterblenden benommen, zur Abfaſſung einer Beſchwerde wurde ihm Fe-
der und Dinte verſagt. Um dem Dulder nachträglich doch wenigſtens
einige Genugthuung zu geben, beſchloß die Verſammlung die Regierung
um eine Entſchädigung für den Dr. Eichelberg zu erſuchen und ertheilte
eventuell ihre Zuſtimmung zu der Verwendung eines Betrags von
4000 Rthlr. (Heſſ. Bl.)
Kaſſel, 2 April.
Heute Morgen hat die Ständeverſammlung das
Geſetz zur Einführung des neuen Wahlgeſetzes einſtimmig (mit 41 Stim-
men) angenommen. Es ſteht zu erwarten daß die Verkündigung des Ge-
ſetzes alsbald ſtattfinden und zur Einleitung der Wahlen neuer Landes-
vertreter ſofort geſchritten werden wird.
Niederland und Wilhem II.
◡ Amſterdam, 28 März.
Der Tod Wilhelms II hat uns in
eine Art politiſcher Windſtille gebracht. Die Generalſtaaten ſind auf
drei Wochen vertagt, und ſtatt Ihnen von den Debatten über Colonial-
und Finanzangelegenheiten, Miniſterveränderungen u. dgl. berichten zu
können, muß ich mich für heute darauf beſchränken einige Neuigkeiten
mitzutheilen. Die zweite und erſte Kammer haben Wilhelm III Trauer-
adreſſen angeboten, welche ſowie deren Beantwortung Sie aus den Blät-
tern kennen werden. Gleiches that auch das diplomatiſche Corps durch
den engliſchen Geſandten. Truppen und Nationalgarden haben bereits
geſchworen, und die Proclamation des neuen Königs ward in feierlichen
Sitzungen des hohen Raths, der Provincialhöfe und Arrondiſſements-
gerichte, ſowie auch von den Rathhäuſern herab verleſen. Glockengeläute
und die Trauerzeichen an der niederländiſchen Flagge erinnern die Haupt-
ſtadt an das Ableben Wilhelms II. Die Thronbeſteigung Wilhelms III
wird vom Grafen Randwyck in Brüſſel und Paris, von Baron Sloet in
Naſſau, vom Contreadmiral Arriens in Berlin und Petersburg, Prinz
Heinrich in London, General Omphal in Stockholm und von Baron
Forſtner in Stuttgart angezeigt werden. Einige engliſche Waffengefährten
des verſtorbenen Königs ſind bereits im Haag angekommen, um dem
Leichenbegängniſſe, das am 4 April in Delft ſtattfindet, beizuwohnen. Die
Bahre wird von Officieren, welche mit oder unter Wilhelm II gefochten
haben, getragen; der Leichnam wurde, einem letzten Willen zufolge, nicht
einbalſamirt. Die Einhuldigung Wilhelms III in Amſterdam wird
ſchwerlich vor Ablauf der Trauerzeit geſchehen. Da der verſtorbene König
auch an den allgemeinen Weltereigniſſen theilgenommen, mögen einige
Worte über ſein Leben in Ihrem Blau Raum finden. Im Dec. 1792
geboren, flüchtete er als dreijähriger Knabe nach England an Bord einer
Schifferpinke, welche ſeinen Großvater Wilhelm V in Scheveningen auf-
nahm Die Erziehung an der Univerſität Orford und der Aufenthalt in
England übten auf ſeinen Geiſt den glücklichen Einfluß, daß er hier einſah
wie man es nicht machen müſſe, und ſich nie ariſtokratiſchen Ideen hingab.
Auch war ſeine politiſche Denkungsweiſe, als Kronprinz und als König,
durchaus unengliſch. Später lernte er in Berlin das Kriegshandwerk,
das er in Spanien unter Wellington praktiſch ausübte; er zeichnete ſich
beſonders in Ciudad Rodrigo, Salamanca und Bajadoz aus. Sein
Heldenmuth bei Quatre-Bras und Waterloo (wo er verwundet wurde),
iſt ſeiner Zeit ſo bekannt geworden daß wir hier flüchtig darüber hingehen
können. Die Schlachtgemälde des genialen Pieneman im Pavillon zu
Haarlem haben den Ruhm dieſer Tage verewigt. Im Jahr 1816 ver-
mählte ſich der damalige Prinz von Oranien mit einer Schweſter Kaiſers
Alexander. Nach dem Frieden war ihm unter Wilhelm I wenig oder
kein Einfluß in Staatsſachen gegönnt, vergeblich trachtete er, dem unver-
ſtändigen Syſtem welches Belgien gegenüber beſonders von den HH.
van Maanen und Aſſer beobachtet wurde, zu widerſtreben; und ward deß-
halb der Liebling der Belgier. Beim Ausbruch der Revolution kam er
von England, und machte den Verſuch durch ſeine Anweſenheit in Brüſſel
die Parteien zu verſöhnen. Es war zu ſpät; nur ſeine unvergleichliche
Gewandtheit im Reiten über Brüſſels Barricaden rettete ſein Leben. Die
friedliche Ausgleichung gelang nicht; es galt mit dem Schwert zu ent-
ſcheiden. Als Generaliſſimus errang er die Siege bei Haſſelt, Leuven,
Bauterſem. Der zehntägige Feldzug hatte den Prinzen von Oranien den
Holländern populär gemacht, und ſeine Rückkehr ward ein Triumphzug.
An den Unterhandlungen in London nahm er auch einige Zeit Theil. Die
Abdankung ſeines Vaters rief ihn im Jahr 1840 auf den Thron. Die
Entdeckung der ſo lange im Dunkeln verborgenen Finanzzuſtände waren
ſehr ungünſtige Auſpicien für ſeinen Regierungsantritt. Trotzdem wußte
er ſich beſonders durch ſeine Leutſeligkeit als Liebling der Nation zu er-
halten. Die Verfaſſungsreform im vergangenen Jahr, deren eigentlicher
Schöpfer der König war, erhöhte ſeine Popularität nicht wenig; und daher
die ungewöhnliche Beſtürzung welche ſein Ableben hervorrief. Das Ur-
theil der Nation über Wilhelm II liegt in folgenden ungeſchminkten Wor-
ten des Dichters Tollens unter ſeinem Bildniß:
t’Penseel beeldt Tweeden Willem af,
Wat byschriſt zal het volk hem geven,
Dien God ten zetel hat verheven,
Die Koning’szepter droeg en staf!
Dat hy gemind werd in zyn leven
Dat hy beschreid wordt in het graf.
Außer Wilhelm III hinterließ Wilhelm II noch Prinz Heinrich, Seeoffi-
cier, und Prinzeſſin Luiſe, Gemahlin des Erbgroßherzogs von Weimar.
*) Nach Vollendung der Grundpfeiler könnte nunmehr Hand an die Bögen-
wölbung gelegt werden.
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2022-09-09T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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