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Allgemeine Zeitung, Nr. 89, 1. April 1900.

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Sonntag. Zweites Blatt Nr. 89 der Allgemeinen Zeitung. 1. April 1900.
[Spaltenumbruch]
Italien.
Die parlamentarische Lage.

Es ist seit langem nicht so
schwer gewesen, in der italienischen Politik die tele-
graphischen Mittheilungen durch briefliche zu ergänzen, wie
jetzt, denn bis diese den Weg über die Alpen gemacht haben,
sind sie oft nicht durch ein, sondern durch drei oder vier Er-
eignisse überholt. Ein "Scherz" jagt eben hier den anderen
und es herrscht ein vollständiges Chaos. Leider scheint
es sicher, daß auch der zweite Versuch des Ministerpräsidenten
Pelloux, die Arbeitsfähigkeit des Parlaments durch Ueber-
windung der Obstruktion wiederherzustellen, scheitern wird.
Der erste (Antrag Cambrai-Digny) ist als aufgegeben zu be-
trachten. Pelloux hat vielmehr am 29. März den Antrag
gestellt, in der Sitzung vom 3. April die inzwischen
von der Geschäftsordnungskommission einzubringenden An-
träge zu beschließen, und zwar ohne vorherige Diskussion.
Dabei stützt sich der Ministerpräsident auf die Thatsache, daß
das Reglement nur bei Gesetzentwürfen eine Diskussion für
obligatorisch erklärt, bei Geschäftsordnungsreformen aber nicht.
Diese Interpretation machte sich auch sofort der Kammer-
präsident Colombo zu eigen, indem er auch über den Antrag
Pelloux selbst ohne Diskussion abstimmen ließ, obwohl mehr-
fach das Wort verlangt worden war. Infolge des nun los-
brechenden Tumults mußte, wie berichtet, die Sitzung ge-
schlossen werden. Die Erregung ist allseitig so groß, daß
nicht nur die Annahme des Antrags Pelloux am 3. April
numöglich erscheint, sondern selbst die Möglichkeit irgendwelcher
weiteren Sitzungen in Frage steht. Pelloux hat gestern
Abend 237 Abgeorduete der Mehrheit in der Consulta
um sich versammelt, um ihnen für ihre Anhängerschaft und
ihr Ausharren zu danken und zu erklären, die provvedimenti
politici
könnten in Uebereinstimmung mit der Opposition ge-
regelt werden, sobald die Obstruktion für immer nieder-
geworfen sei. Diese Worte gelten vielfach als Abschieds-
rede
nicht etwa im Sinne einer durchaus unwahrscheinlichen
Ministerkrisis, sondern einer Vertagung der Kammer.
Sie kann vertagt werden bis zum Juni und auch dann
braucht sie nur das provisorische Budget bis zum Januar zu
bewilligen. Läßt sie Pelloux dann bis November ruhen, so
folgt er dem in Italien bewährten Satze: Kommt Zeit,
kommt Rath! Vorläufig freilich steckt man noch so tief im
Chaos, daß man das Ende gar nicht mehr zu erhoffen wagt.

Tel. Bei der Eröffnung der Sitzung
der Deputirtenkammer, vormittags 10 Uhr, sind die
Tribünen und der Saal überfüllt. Der Vizepräsident Pal-
berti
erklärt, der Kammerpräsident habe ihn beauftragt,
dem [Hause seine] [De]mission mitzutheilen; auch das ganze
Bureau [unleserliches Material]. Giolitti, der bisher der von der Regierung
und [der Mehrheit gep]lanten Aenderung der Geschäftsordnung
oppo[nirt hatte, hält d]arauf eine versöhnliche Rede, worin er
erklä[rt, er halte es al]s Patriot für seine Pflicht, dringend zur
Eintr[acht aufzuford]ern (Lärm rechts, Widerspruch links), da-
mit das Parlament seine Arbeiten wieder aufnehmen könne.
Die letzte traurige Periode zeige, daß es unmöglich sei, das
Land zu regieren ohne die Führerschaft des Fortschritts und
der Freiheit. (Beifall.) Der erste Schritt zur Versöhnung
bestehe darin, daß er allen Mitgliedern des zurückgetretenen
Bureaus seinen ehrerbietigen Gruß entbiete. (Lebhafter Beifall.)
Ministerpräsident Pelloux macht den Vorschlag, die Wahl
des neuen Bureaus am Montag vorzunehmen. Der Radikale
Saechi erklärt sich mit diesem Vorschlag namens seiner
Partei einverstanden und fügt hinzu, die äußerste Linke habe
mit ihrer bisherigen Haltung eine schmerzliche Pflicht erfüllt,
da sie überzeugt sei, daß eine Beruhigung der Gemüther nur
möglich sei, wenn die Freiheit Aller gesichert sei. (Beifall.)
Das Haus stimmt darauf dem Antrag des Ministerpräsidenten
zu und die Sitzung wird ohne Zwischenfall aufgehoben.



Bayerische Chronik.

* Hof- und Personalnachrichten.

Bei Sr. kgl. Hoh.
dem Prinz-Regenten waren heute zur Tafel geladen:
Karl Frhr. v. Horn, Generalleutnant und Kommandeur der
[Spaltenumbruch] 6. Division; Ernst Beulwitz, Generalmajor z. D.; Georg
Prand, Generalmajor und Kommandeur der 1. Infauterie-
Brigade; Ludwig Frhr. von und zu der Tann-Rathsam-
hausen,
Oberst und Kommandeur des 3. Inf.-Regts.; Karl
Köppel, Oberstleutnant, Chef des Generalstabs III. Armee-
korps, und Franz Martin, Major und Kommandeur des
2. Chev.-Regts. -- Prinz Ludwig Ferdinand beehrte
dieser Tage das Pianofortelager des Hrn. Gg. Oetter, hier,
"Vertreter der kgl. bayer. Hof-Pianoforte- und Flügelfabrik
von Steingräber u. Söhne Bayreuth-Nürnberg", mit seinem
Besuche. Nach Besichtigung und längerem Vorspiel mehrerer
Instrumente sprach sich der Prinz außerordentlich anerkennend
über deren große Tonfülle und edle Klangfarbe aus. --
Ludwig Graf Waldburg-Wolfegg ist hier angekommen
und im Hotel Continental abgestiegen. -- Graf und Gräfin
Lamberg trafen aus Frankfurt a. M. hier ein und nahmen
im Hotel Bayerischer Hof Wohnung. -- Graf Zdenko v. Rou-
linowsky
kam aus Bukarest hier an und stieg im Hotel
Russischer Hof ab.

Sun Prinz Ludwig hat einer Deputation der Stadt
Straubing, bestehend aus den HH. Bürgermeister v. Leistner
und Kollegiumsvorstand Rechtsanwalt Pfannenstiel, die
Zusage gegeben, zu der vom 19. bis 21. Mai in Straubing
stattfindenden Versammlung des bayerischen Kanal-
vereins
dorthin zu kommen. Prinz Ludwig wird während
seiner Anwesenheit in Straubing bei Hrn. Bürgermeister und
Landtagsabgeordneten v. Leistuer Absteigquartier nehmen.

NB. Eine Künstlerhochzeit.

Der kgl. Akademie-
professor Kunstmaler Andersen-Lundby hat sich heute mit
Frln. Lina Schmidt, Tochter des kgl. Professors und
Architekten Albert Schmidt, vermählt. Die kirchliche Trauung
fand in der Lukaskirche statt, das Hochzeitsmahl wurde im
Hotel Vier Jahreszeiten gehalten.

* Jubiläums-Ausstellung des Kunstgewerbe-
vereins.

Nächsten Mittwoch soll im großen Saal des
Kunstgewerbevereins eine Besprechung über das Projekt einer
im Jahre 1902 auf der Kohleninsel nach den genialen Plänen
des Hrn. Architekten Theodor Fischer zu veranstaltenden
Inbiläums-Ausstellung des Kunstgewerbevereins stattfinden,
wozu zahlreiche Einladungen ergehen werden.

W. Veränderungen im Instizdienst im ersten
Quartal 1900.

In den Ruhestand getreten sind:
1 Oberlandesgerichtsrath, 1 Landgerichtsdirektor, 6 Ober-
amtsrichter, 1 Amtsrichter, 3 Amtsgerichtssekretäre und 1 Land-
gerichtssekretär. 2 Amtsrichter nahmen ihre Entlassung. 25
Notare resiguirten. Gestorben sind: 1 Rath am Obersten
Landesgericht, 1 Oberlandesgerichtsrath, 1 Landgerichtsrath,
1 Amtsrichter, 1 Notar und 2 Amtsgerichtssekretäre. Zur
ersten Austellung gelangten: 48 Rechtspraktikanten und
zwar 12 als Amtsrichter, 2 als dritte Staatsanwälte, 29 als
Amtsgerichts- und 5 als Landgerichtssekretäre. 22 geprüfte
Rechtspraktikanten und Notariatsgehülfen, sowie 1 Amts-
gerichtssekretär wurden zu Notaren ernannt. Befördert
wurden zu Amtsrichtern: 2 dritte Staatsanwälte, 17 Amts-
gerichtssekretäre und 1 Landgerichtssekretär; zu zweiten Staats-
anwälten: 3 Amtsrichter; zu Oberamtsrichtern: 6 Amtsrichter;
zu Landgerichtsräthen: 3 zweite Staatsanwälte und 4 Amts-
richter. 1 Landgerichtsrath wurde zum weltlichen Konsistorial-
rath ernannt. 3 Landgerichtsräthe erhielten Titel, Rang und
Gehalt, sowie die Rechte eines Oberlandesgerichtsraths.
2 Landgerichtsräthe wurden zu Oberamtsrichtern ernannt.
Befördert wurden zum ersten Staatsanwalt 1 Landgerichts-
rath, zu Oberlandesgerichtsräthen 1 Landgerichtsrath und
1 erster Staatsanwalt, zum Rath am Obersten Landesgericht
1 Oberlandesgerichtsrath.

d. Gewinnziehung.

Bei der heute Nachmittag abge-
haltenen Ziehung der Wohlthätigkeitslotterie des
Sanitätsverbandes München
fiel der erste Treffer
mit 4000 M. auf Loos-Nr. 41,434, der zweite mit 800 M. auf
Nr. 6869, der dritte mit 300 M. auf Nr. 4431, je 150 M.
gewinnen die Nummern 1998, 3074, je 100 M. die Nummern
42,198, 41,445, 23,093, je 50 M. die Nummern 13,166,
16,462, 49,171, 33,063, je 25 M. die Nummern 49,742,
13,156, 40,717, 49,584, 16,491, 20,843, 16,061, 12,175, 9550,
7945, 36,159, 8875, 2060, 31,506, 42,362, 37,105, je 10 M.
die Nummern 24,311, 48,950, 43,513, 30,130, 46,013, 13,135,
[Spaltenumbruch] 40,542, 15,125, 23,404, 38,162, 26,019, 39,727, 26,859,
34,745, 29,258, 33,855, 19,618, 34,069, 12,621, 23,367.
(Ohne Gewähr.)

* Die landwirthschaftliche Kreisversammlung
für Oberbayern
findet nach Beschluß des Kreisausschusses
heuer am 27. August in Bruck statt.

* Invalidenhaus Benediktbenern.

Verfügt wurde,
daß das Invalidenhaus in Benediktbeuren mit Ablauf des
gegenwärtigen Rechnungsjahres, d. k. zum 1. April 1900, bis
auf weiteres zu schließen ist. Neuaufnahmen in das
Invalidenhaus werden daher bis auf weiteres nicht mehr
stattfinden.

* Kgl. Akademie der Tonkunst.

Die dramatische Ab-
theilung unsrer Hochschule für Musik wird am 3. April l. J. im
Residenztheater die einaktige Oper "Die Schweizerhütte" von
Adolf Adam aufführen. Das reizende Werk, ein Vorläufer des
"Postillon von Lonjumeau" von demselben Komponisten, entstammt
dem Jahre 1834 und wurde an unsrer Hofbühne zum erstenmal
im Jahr 1849 unter dem Titel "Die Sennerhütte" zur Dar-
stellung gebracht. Vormerkungen für diese Aufführung nimmt
die Hoftheater-Tageskasse (Eingang Maximilianstraße) vormittags
von 9--1 Uhr und nachmittags von 4--5 Uhr entgegen.

* Kunstverein München.

Neuausgestelltes vom 30. März:
August Heyn: Portrait Sr. kgl. Hoh. des Prinz-Regenten;
Eduard Grützner: "Falstaff und Dortchen"; E. Oberhauser:
Genre; Edmund Blume: Ostfriesisches Interieur; Chr. Mali:
"Im Frühling"; Max Baumgartner: 6 Naturaufnahmen bei
Kufstein und Windisch-Matrei; Oskar v. Pistor: Mädchen mit
Licht; J. Podhorsky: 3 Aquarelle; R. Thierbach: 2 Land-
schaften; Tina Riegel: 2 Blumenstücke; Constanze Strecker:
Stillleben; Marie Nyl: 8 Blumenstücke; Karl Ferdinand Berger:
Stillleben; M. Hagen: Landschaft; Hirth du Frenes:
"Muschelfreundin"; Harry Candidus: Fraueninsel im Chtemsee;
Heinr. Stelzner: "Fahrende Schüler"; Eng. Ankelen: "Die
Klippen des Todes"; W. Roegge sen.: Lesendes Mädchen;
Adalb. Wex: Landschaft; M. Raabe: "Alte Birnbäume",
5 Aquarelle; Marlin Molly: 2 Portraits; Max Correggio:
2 Jagdstücke; G. Dunzinger: 11 Bilder und Skizzen; Adolf
Bermann: "Vorfrühling" (Plastik); Helene Raff: 4 Portraits,
2 Landschaften; Arthur Kurtz: Portrait; Max Colomb: "Urtheil
des Paris" (Plastik); Karl Prüsse: Pastellkopf; A. Jahn:
2 Landschaften; Herm. Kauffmann jun.: 3 Portraits, 1 Geure-
bild; Emanuel Bürgy: 3 Oelbilder, 14 Federzeichnungen; Eduard
Huber: Jagdstillleben; A. Fink: "Winterabend an der Isar";
Richard Scholz: 1. "Genoveva", 2. "Blick auf die Silvretta von
der Versail-Spitze" (Montafun); H. Schnabel: 5 Landschaften;
E. Uhl: Landschaft, 2 Genres; J. Hautmann: Büste Sr. kgl.
Hoh. des Herzogs von Alencon; Reder-Broili; 3 Landschaften;
Georg Engel: 18 Aquarelle; Rox Plebu-Cubischin: 4 Ge-
mälde; Giovanni Sacchetto: 1. Portrait, 2. Madonna; Edm.
Louyot: "Fastnacht-Idyll"; Karl Kiefer: Plastik; L. Scheuer-
mann;
"Abend"; A. Spring: Genre; Max Heilmaier: "Paris"
(Bronze); H. Degenhard: 2 Herbstlandschaften; Karl G. Herr-
mann:
Genre; Alois Eckard: "Aepfel"; Gertraud Rau: 3 Land-
schaften; E. Reichenbach: Landschaft; Max Schmitt: Büste,
Nelief; W. Ulmer: 2 Landschaften; Rich. Strebel: "Zu früh
abgestrichen"; O. Fedder: "Frühling"; G. Redlhammer:
1. "Mädchen aus dem Gailthal", 2. "Kirtag"; Paul Türoff:
Wandbild für eine Villa in Thüringen; Burkh. Mangold: 19
Entwürfe und Studien; F. Wirnhier: "Kleiner Trotzkopf";
Schwabenmajer: 3 Landschaften; Bülow v. Dennewitz:
Landschaft; Franz Häußler; "Alt und Jung"; M. v. Dulemba:
2 Genres; M. Wachsmuth: "Schlimme Gäste"; O. v. Faber
du Faur:
6 Gemälde; Herm. Rüdisühli: "Villa Sola";
J. Schoyerer: Landschaft; O. Keitel: Thierstück; E. Birzer:
2 Landschaften; L. Kempter: 9 Landschaften und Blumenstücke;
A. Montemezzo +: Aus dessen Nachlaß, zweite Serie. -- Ver-
käufe: Andersen-Lundby:
"Dorfstraße im Winter"; Emmy
Lenbach: Eine Studie; Montemezzo +: 55 Bilder und Studien
aus dessen Nachlaß.

* Verein für Naturkunde.

Montag, den 2. April, findet
Wochenversammlung im kleinen Mathilden-Saal statt. Vor-
trag des Hrn. Privatdozenten Dr. Maas: Lebensweise und Nest-
bau der Spinnen.

* Aus dem Polizeibericht.

Die gegenwärtigen Schnee-
verhältnisse geben Anlaß, auf die bestehenden Bestimmungen hin-
zuweisen, wonach von den Dachungen, Dachgesimsen und
Rinnen, wenn eine Gefahr des Abrutschens besteht, die dort
lastenden Schneemassen unter Absperrung des betreffenden
Trottoirs abzuräumen sind.



Die Frau Herzogin-Wittwe
Hermine von Württemberg ist gestern Abend nach längerer

[Spaltenumbruch]
Feuilleton.


"In München ist es
drei Vierteljahr Winter und ein Vierteljahr kalt", so äußerte
sich einst ein bedeutender Künstler, als er, von einem lang-
jährigen Aufenthalt im sonnigen Italien zurückgekehrt, sich
nicht mehr an das hiesige Klima gewöhnen konnte. Das
war nur eine Hyperbel, wenn auch nicht geleugnet werden
kann, daß unser Frühling oft mit Verspätungen eintrisst,
denen gegenüber auch die berüchtigste Lokalbahn sich noch als
Muster von Pünktlichkeit aufspielen kann. In dem ehe-
maligen Prinz Karl-Garten zeigen sich allerdings schon einige
schüchterne Vorboten, deren Glück es ist, von einem starken
Eisengitter umfriedet zu sein, hinter dem man viel blut-
dürstigere Wesen, als ein Finanzminister es ist, sorglos ver-
wahren könnte; sonst hätte unser naturliebendes Publikum,
das meist gewohnt ist nur mit den Händen zu sehen, sie
längst mit Rumpf und Stumpf ausgerodet. Aber eine
Schwalbe macht bekanntlich noch keinen Sommer, am aller-
wenigsten wenn noch Schnee auf den Dächern liegt und die
dem Körper nöthige Bewegung -- Bummel genannt -- nur
im Innern der Stadt befriedigt werden kann. So bummelte
auch ich jüngst, und zwar an der Neuen Pinakothek vorüber,
wobei ich mich erinnerte, daß mit der "Neuen" erst jüngst
was "Neues" geschehen. Ich beschloß, das anzusehen. An
den Stufen, die zu unsrer weltberühmten Gemäldesamm-
lung hinaufführen, war nichts davon zu entdecken.
Die konkurriren noch erfolgreich mit den Aufgängen mancher
Dorfkirchen, wie man sie in Tirol findet. Und doch, ein Bild
weniger -- ein Sachverständiger versicherte mich, es wären
welche vorhanden, denen eine "ganze" Treppe vorzuziehen
wäre -- hätte es ermöglicht, diese Stufen zu erneuern. Im
Vestibül dagegen ist die Treppe tadellos, dafür aber spiegel-
glatt, so daß es nur Vorsicht wäre, an der Garderobe leih-
weise "Steigeisen" abzugeben. Oder ließe sich vielleicht noch
ein Gemälde finden, das ohne Schaden für die Sammlung
in einen Läufer umgesetzt werden könnte? Zudem ist die
Treppe so breit, daß ein Bataillon bequem in Zugsbreite
hinaufmarschiren könnte, während das Geländer zu umfassen
eine der Hände unsrer Bavavia erforderlich wäre. Da doch
wenige Menschen, namentlich nicht die Fremden, solche besitzen,
an der anderen Seite aber nur die glatte Wand sich befindet,
[Spaltenumbruch] dürfte es sich empfehlen, eine Leitschnur anzubringen, vielleicht
durch das Opfer eines dritten Bildes. Man findet schon noch
eines dieses Zweckes werth, wenn man sich gehörig umsieht.
"Der Mensch ist ja ein Barbar!" höre ich schreien. Ja, sehen
Sie, die geraden Glieder, wie sie vornehmlich die Heiligen auf
den dort befindlichen Gemälden aufweisen, die bricht man
nicht so gern, selbst wenn man die Aussicht hätte, daß Einem
an der halsbrecherischen Stelle ein künstlerisches "Martertaferl"
errichtet würde. Also das "Neue" beginnt erst in den Sälen.
Dort hat man die Geälde umgehängt und durch Errichtung
weiterer Säle im Erdgeschoß mehr Raum und Luft geschaffen,
zu denen man aber erst gelangt, wenn man sich hinter dem
verlängerten Rückgrat eines Löwen der Quadriga sanft herum-
geschlängelt hat. Ein gewisses Prinzip, eine chronologische
Ordnung, nach der man diese Umhängung bethätigte, ist mir
nicht aufgefallen. Ich weiß wohl, daß man Kunftwerke nicht
nach dem Alphabet oder den Sujets gruppiren kann, was
aber z. B. ein tosender Wildbach in höchst romantischer Wald-
schlucht zwischen zwei steifen Altarbildern bei diesen oder diese
bei ihm zu suchen haben, will meinem Laienverstande absolut
nicht einleuchten. Nur die modernste Moderne ist eng, fast
zu eng aneinandergerückt. Beinahe erschrocken bin ich über
den Muth, mit dem man Schlachtenbilder, und zwar an den
gesehensten Stellen, angebracht hat, und das in einer Galerie,
der man den Charakter der "Oeffentlichkeit" gewiß nicht ab-
sprechen kann. Wenn nun ein Ausländer -- und diese stellen
doch das größte Kontingent der Besucher -- sich in seinen
nationalen Gefühlen verletzt fühlte, wäre da nicht ein diplo-
matischer Zwischenfall ernstester Art zu befürchten? Da lobe
ich mir das Verbot im Deutschen Theater, wonach der "Bio-
graph" keine Bilder aus Transvaal mehr bringen darf. Wie
kann sich der Deutsche auch unterstehen, sich zu freuen, wenn
der Engländer Prügel bekommt! Das ist gegen alle National-
tugend. Schade, daß der Antrag auf Wiedereinführung der
Prügelstrafe im Reichstag so wenig Gegenliebe gefunden!
Wäre sie Gesetz, könnte man ruhig die Bilder des "Biographen"
vorführen lassen, man brauchte nur jedem Beifallslustigen im
Wege des abgekürzten Verfahrens fünfundzwanzig verabfolgen
zu lassen und das gekränkte England hätte dadurch noch eine
weit größere Genugthuung als durch das Verbot der Bilder.
Ja -- nur nicht das vorhandene, wenn auch schlummernde
Nationalgefühl wecken, namentlich jetzt, wo uns eine Flotte
bitter noththut! Wir haben ja die auf dem Kleinhesseloher
[Spaltenumbruch] See und der kann selbst die englische nicht an. -- Lieb' Vater-
land magst ruhig sein!

* Aus der Poesie der "Modernen" geben wir
zur Erheiterung unsrer Leser folgende anmuthigen Proben
wieder. Robert Reß "dichtet":

Unersättliche Kiefer mahlen.
Winzige Augen stechen giftgrün ins Dunkel.
Tausende von leichenfahlen Gliedern
setzen immerfort neue an.
Das Schwanzende fault.
Ab und zu, matsch geworden,
Klackt ein Stück
'runter.
Verpestet den Sternenäther.

Ein anderer "Poet" derselben Sippe, Ludwig Rein-
hard,
läßt sich also vernehmen:

Ein stiller Tag gleitet über meine Welt.
Durchs Fenster
gegenüber
seh ich den Neubau mit den nassen Wänden.
Ueber alle Scheiben ist dick ein weißes S geschmiert.
Dann denke ich an meine Kinderzeit.
Wo ich noch nicht wußte,
daß ich ein Mensch werden sollte.

Zum Schluß möge noch ein Pröbchen von Arno Holz
folgen, das sich allenfalls mittheilen läßt, was bei diesem
Herrn nicht oft der Fall ist:

Mein Schläfchen
Sonntags,
wenn es zu Mittag Nelson-Koteletts,
Karpfen in Bier, oder vielleicht gar eine Gans gegeben,

erledige ich auf einem blauen, grüngestreiften Biedermannssopha,
über dem an einer gelben Urvätertapete ein Stich von Chodo-
wieckt hängt;
und auf meinem Vertiko
zwischen zwei Straußen aus Zittergras
paradirt eine blanke, mit bunten Blumen bemalte Porzellankuh,
die, während ich schnarche, gemolken wird ...

Das es thatsächlich Leute und Zeitungen gibt, die so
etwas schön und erhaben finden, würde unglaublich erscheinen,
wenn die ebenso unglaublich erscheinende Thatsache, daß es
Leute gibt, die solch dummes Zeug niederschreiben, aus der
Welt zu schaffen wäre, sagt dazu mit Recht die "Kreuz-Ztg.",
der wir diese Proben blühenden Blödsinns entnehmen.



Sonntag. Zweites Blatt Nr. 89 der Allgemeinen Zeitung. 1. April 1900.
[Spaltenumbruch]
Italien.
Die parlamentariſche Lage.

Es iſt ſeit langem nicht ſo
ſchwer geweſen, in der italieniſchen Politik die tele-
graphiſchen Mittheilungen durch briefliche zu ergänzen, wie
jetzt, denn bis dieſe den Weg über die Alpen gemacht haben,
ſind ſie oft nicht durch ein, ſondern durch drei oder vier Er-
eigniſſe überholt. Ein „Scherz“ jagt eben hier den anderen
und es herrſcht ein vollſtändiges Chaos. Leider ſcheint
es ſicher, daß auch der zweite Verſuch des Miniſterpräſidenten
Pelloux, die Arbeitsfähigkeit des Parlaments durch Ueber-
windung der Obſtruktion wiederherzuſtellen, ſcheitern wird.
Der erſte (Antrag Cambrai-Digny) iſt als aufgegeben zu be-
trachten. Pelloux hat vielmehr am 29. März den Antrag
geſtellt, in der Sitzung vom 3. April die inzwiſchen
von der Geſchäftsordnungskommiſſion einzubringenden An-
träge zu beſchließen, und zwar ohne vorherige Diskuſſion.
Dabei ſtützt ſich der Miniſterpräſident auf die Thatſache, daß
das Reglement nur bei Geſetzentwürfen eine Diskuſſion für
obligatoriſch erklärt, bei Geſchäftsordnungsreformen aber nicht.
Dieſe Interpretation machte ſich auch ſofort der Kammer-
präſident Colombo zu eigen, indem er auch über den Antrag
Pelloux ſelbſt ohne Diskuſſion abſtimmen ließ, obwohl mehr-
fach das Wort verlangt worden war. Infolge des nun los-
brechenden Tumults mußte, wie berichtet, die Sitzung ge-
ſchloſſen werden. Die Erregung iſt allſeitig ſo groß, daß
nicht nur die Annahme des Antrags Pelloux am 3. April
numöglich erſcheint, ſondern ſelbſt die Möglichkeit irgendwelcher
weiteren Sitzungen in Frage ſteht. Pelloux hat geſtern
Abend 237 Abgeorduete der Mehrheit in der Conſulta
um ſich verſammelt, um ihnen für ihre Anhängerſchaft und
ihr Ausharren zu danken und zu erklären, die provvedimenti
politici
könnten in Uebereinſtimmung mit der Oppoſition ge-
regelt werden, ſobald die Obſtruktion für immer nieder-
geworfen ſei. Dieſe Worte gelten vielfach als Abſchieds-
rede
nicht etwa im Sinne einer durchaus unwahrſcheinlichen
Miniſterkriſis, ſondern einer Vertagung der Kammer.
Sie kann vertagt werden bis zum Juni und auch dann
braucht ſie nur das proviſoriſche Budget bis zum Januar zu
bewilligen. Läßt ſie Pelloux dann bis November ruhen, ſo
folgt er dem in Italien bewährten Satze: Kommt Zeit,
kommt Rath! Vorläufig freilich ſteckt man noch ſo tief im
Chaos, daß man das Ende gar nicht mehr zu erhoffen wagt.

Tel. Bei der Eröffnung der Sitzung
der Deputirtenkammer, vormittags 10 Uhr, ſind die
Tribünen und der Saal überfüllt. Der Vizepräſident Pal-
berti
erklärt, der Kammerpräſident habe ihn beauftragt,
dem [Hauſe ſeine] [De]miſſion mitzutheilen; auch das ganze
Bureau [unleserliches Material]. Giolitti, der bisher der von der Regierung
und [der Mehrheit gep]lanten Aenderung der Geſchäftsordnung
oppo[nirt hatte, hält d]arauf eine verſöhnliche Rede, worin er
erklä[rt, er halte eſ al]s Patriot für ſeine Pflicht, dringend zur
Eintr[acht aufzuford]ern (Lärm rechts, Widerſpruch links), da-
mit das Parlament ſeine Arbeiten wieder aufnehmen könne.
Die letzte traurige Periode zeige, daß es unmöglich ſei, das
Land zu regieren ohne die Führerſchaft des Fortſchritts und
der Freiheit. (Beifall.) Der erſte Schritt zur Verſöhnung
beſtehe darin, daß er allen Mitgliedern des zurückgetretenen
Bureaus ſeinen ehrerbietigen Gruß entbiete. (Lebhafter Beifall.)
Miniſterpräſident Pelloux macht den Vorſchlag, die Wahl
des neuen Bureaus am Montag vorzunehmen. Der Radikale
Saechi erklärt ſich mit dieſem Vorſchlag namens ſeiner
Partei einverſtanden und fügt hinzu, die äußerſte Linke habe
mit ihrer bisherigen Haltung eine ſchmerzliche Pflicht erfüllt,
da ſie überzeugt ſei, daß eine Beruhigung der Gemüther nur
möglich ſei, wenn die Freiheit Aller geſichert ſei. (Beifall.)
Das Haus ſtimmt darauf dem Antrag des Miniſterpräſidenten
zu und die Sitzung wird ohne Zwiſchenfall aufgehoben.



Bayeriſche Chronik.

* Hof- und Perſonalnachrichten.

Bei Sr. kgl. Hoh.
dem Prinz-Regenten waren heute zur Tafel geladen:
Karl Frhr. v. Horn, Generalleutnant und Kommandeur der
[Spaltenumbruch] 6. Diviſion; Ernſt Beulwitz, Generalmajor z. D.; Georg
Prand, Generalmajor und Kommandeur der 1. Infauterie-
Brigade; Ludwig Frhr. von und zu der Tann-Rathſam-
hauſen,
Oberſt und Kommandeur des 3. Inf.-Regts.; Karl
Köppel, Oberſtleutnant, Chef des Generalſtabs III. Armee-
korps, und Franz Martin, Major und Kommandeur des
2. Chev.-Regts. — Prinz Ludwig Ferdinand beehrte
dieſer Tage das Pianofortelager des Hrn. Gg. Oetter, hier,
„Vertreter der kgl. bayer. Hof-Pianoforte- und Flügelfabrik
von Steingräber u. Söhne Bayreuth-Nürnberg“, mit ſeinem
Beſuche. Nach Beſichtigung und längerem Vorſpiel mehrerer
Inſtrumente ſprach ſich der Prinz außerordentlich anerkennend
über deren große Tonfülle und edle Klangfarbe aus. —
Ludwig Graf Waldburg-Wolfegg iſt hier angekommen
und im Hotel Continental abgeſtiegen. — Graf und Gräfin
Lamberg trafen aus Frankfurt a. M. hier ein und nahmen
im Hotel Bayeriſcher Hof Wohnung. — Graf Zdenko v. Rou-
linowsky
kam aus Bukareſt hier an und ſtieg im Hotel
Ruſſiſcher Hof ab.

Prinz Ludwig hat einer Deputation der Stadt
Straubing, beſtehend aus den HH. Bürgermeiſter v. Leiſtner
und Kollegiumsvorſtand Rechtsanwalt Pfannenſtiel, die
Zuſage gegeben, zu der vom 19. bis 21. Mai in Straubing
ſtattfindenden Verſammlung des bayeriſchen Kanal-
vereins
dorthin zu kommen. Prinz Ludwig wird während
ſeiner Anweſenheit in Straubing bei Hrn. Bürgermeiſter und
Landtagsabgeordneten v. Leiſtuer Abſteigquartier nehmen.

NB. Eine Künſtlerhochzeit.

Der kgl. Akademie-
profeſſor Kunſtmaler Anderſen-Lundby hat ſich heute mit
Frln. Lina Schmidt, Tochter des kgl. Profeſſors und
Architekten Albert Schmidt, vermählt. Die kirchliche Trauung
fand in der Lukaskirche ſtatt, das Hochzeitsmahl wurde im
Hotel Vier Jahreszeiten gehalten.

* Jubiläums-Ausſtellung des Kunſtgewerbe-
vereins.

Nächſten Mittwoch ſoll im großen Saal des
Kunſtgewerbevereins eine Beſprechung über das Projekt einer
im Jahre 1902 auf der Kohleninſel nach den genialen Plänen
des Hrn. Architekten Theodor Fiſcher zu veranſtaltenden
Inbiläums-Ausſtellung des Kunſtgewerbevereins ſtattfinden,
wozu zahlreiche Einladungen ergehen werden.

W. Veränderungen im Inſtizdienſt im erſten
Quartal 1900.

In den Ruheſtand getreten ſind:
1 Oberlandesgerichtsrath, 1 Landgerichtsdirektor, 6 Ober-
amtsrichter, 1 Amtsrichter, 3 Amtsgerichtsſekretäre und 1 Land-
gerichtsſekretär. 2 Amtsrichter nahmen ihre Entlaſſung. 25
Notare reſiguirten. Geſtorben ſind: 1 Rath am Oberſten
Landesgericht, 1 Oberlandesgerichtsrath, 1 Landgerichtsrath,
1 Amtsrichter, 1 Notar und 2 Amtsgerichtsſekretäre. Zur
erſten Auſtellung gelangten: 48 Rechtspraktikanten und
zwar 12 als Amtsrichter, 2 als dritte Staatsanwälte, 29 als
Amtsgerichts- und 5 als Landgerichtsſekretäre. 22 geprüfte
Rechtspraktikanten und Notariatsgehülfen, ſowie 1 Amts-
gerichtsſekretär wurden zu Notaren ernannt. Befördert
wurden zu Amtsrichtern: 2 dritte Staatsanwälte, 17 Amts-
gerichtsſekretäre und 1 Landgerichtsſekretär; zu zweiten Staats-
anwälten: 3 Amtsrichter; zu Oberamtsrichtern: 6 Amtsrichter;
zu Landgerichtsräthen: 3 zweite Staatsanwälte und 4 Amts-
richter. 1 Landgerichtsrath wurde zum weltlichen Konſiſtorial-
rath ernannt. 3 Landgerichtsräthe erhielten Titel, Rang und
Gehalt, ſowie die Rechte eines Oberlandesgerichtsraths.
2 Landgerichtsräthe wurden zu Oberamtsrichtern ernannt.
Befördert wurden zum erſten Staatsanwalt 1 Landgerichts-
rath, zu Oberlandesgerichtsräthen 1 Landgerichtsrath und
1 erſter Staatsanwalt, zum Rath am Oberſten Landesgericht
1 Oberlandesgerichtsrath.

d. Gewinnziehung.

Bei der heute Nachmittag abge-
haltenen Ziehung der Wohlthätigkeitslotterie des
Sanitätsverbandes München
fiel der erſte Treffer
mit 4000 M. auf Loos-Nr. 41,434, der zweite mit 800 M. auf
Nr. 6869, der dritte mit 300 M. auf Nr. 4431, je 150 M.
gewinnen die Nummern 1998, 3074, je 100 M. die Nummern
42,198, 41,445, 23,093, je 50 M. die Nummern 13,166,
16,462, 49,171, 33,063, je 25 M. die Nummern 49,742,
13,156, 40,717, 49,584, 16,491, 20,843, 16,061, 12,175, 9550,
7945, 36,159, 8875, 2060, 31,506, 42,362, 37,105, je 10 M.
die Nummern 24,311, 48,950, 43,513, 30,130, 46,013, 13,135,
[Spaltenumbruch] 40,542, 15,125, 23,404, 38,162, 26,019, 39,727, 26,859,
34,745, 29,258, 33,855, 19,618, 34,069, 12,621, 23,367.
(Ohne Gewähr.)

Die landwirthſchaftliche Kreisverſammlung
für Oberbayern
findet nach Beſchluß des Kreisausſchuſſes
heuer am 27. Auguſt in Bruck ſtatt.

* Invalidenhaus Benediktbenern.

Verfügt wurde,
daß das Invalidenhaus in Benediktbeuren mit Ablauf des
gegenwärtigen Rechnungsjahres, d. k. zum 1. April 1900, bis
auf weiteres zu ſchließen iſt. Neuaufnahmen in das
Invalidenhaus werden daher bis auf weiteres nicht mehr
ſtattfinden.

* Kgl. Akademie der Tonkunſt.

Die dramatiſche Ab-
theilung unſrer Hochſchule für Muſik wird am 3. April l. J. im
Reſidenztheater die einaktige Oper „Die Schweizerhütte“ von
Adolf Adam aufführen. Das reizende Werk, ein Vorläufer des
„Poſtillon von Lonjumeau“ von demſelben Komponiſten, entſtammt
dem Jahre 1834 und wurde an unſrer Hofbühne zum erſtenmal
im Jahr 1849 unter dem Titel „Die Sennerhütte“ zur Dar-
ſtellung gebracht. Vormerkungen für dieſe Aufführung nimmt
die Hoftheater-Tageskaſſe (Eingang Maximilianſtraße) vormittags
von 9—1 Uhr und nachmittags von 4—5 Uhr entgegen.

* Kunſtverein München.

Neuausgeſtelltes vom 30. März:
Auguſt Heyn: Portrait Sr. kgl. Hoh. des Prinz-Regenten;
Eduard Grützner: „Falſtaff und Dortchen“; E. Oberhauſer:
Genre; Edmund Blume: Oſtfrieſiſches Interieur; Chr. Mali:
„Im Frühling“; Max Baumgartner: 6 Naturaufnahmen bei
Kufſtein und Windiſch-Matrei; Oskar v. Piſtor: Mädchen mit
Licht; J. Podhorsky: 3 Aquarelle; R. Thierbach: 2 Land-
ſchaften; Tina Riegel: 2 Blumenſtücke; Conſtanze Strecker:
Stillleben; Marie Nyl: 8 Blumenſtücke; Karl Ferdinand Berger:
Stillleben; M. Hagen: Landſchaft; Hirth du Frênes:
„Muſchelfreundin“; Harry Candidus: Fraueninſel im Chtemſee;
Heinr. Stelzner: „Fahrende Schüler“; Eng. Ankelen: „Die
Klippen des Todes“; W. Roegge sen.: Leſendes Mädchen;
Adalb. Wex: Landſchaft; M. Raabe: „Alte Birnbäume“,
5 Aquarelle; Marlin Molly: 2 Portraits; Max Correggio:
2 Jagdſtücke; G. Dunzinger: 11 Bilder und Skizzen; Adolf
Bermann: „Vorfrühling“ (Plaſtik); Helene Raff: 4 Portraits,
2 Landſchaften; Arthur Kurtz: Portrait; Max Colomb: „Urtheil
des Paris“ (Plaſtik); Karl Prüſſe: Paſtellkopf; A. Jahn:
2 Landſchaften; Herm. Kauffmann jun.: 3 Portraits, 1 Geure-
bild; Emanuel Bürgy: 3 Oelbilder, 14 Federzeichnungen; Eduard
Huber: Jagdſtillleben; A. Fink: „Winterabend an der Iſar“;
Richard Scholz: 1. „Genoveva“, 2. „Blick auf die Silvretta von
der Verſail-Spitze“ (Montafun); H. Schnabel: 5 Landſchaften;
E. Uhl: Landſchaft, 2 Genres; J. Hautmann: Büſte Sr. kgl.
Hoh. des Herzogs von Alençon; Reder-Broili; 3 Landſchaften;
Georg Engel: 18 Aquarelle; Rox Plebu-Cubiſchin: 4 Ge-
mälde; Giovanni Sacchetto: 1. Portrait, 2. Madonna; Edm.
Louyot: „Faſtnacht-Idyll“; Karl Kiefer: Plaſtik; L. Scheuer-
mann;
„Abend“; A. Spring: Genre; Max Heilmaier: „Paris“
(Bronze); H. Degenhard: 2 Herbſtlandſchaften; Karl G. Herr-
mann:
Genre; Alois Eckard: „Aepfel“; Gertraud Rau: 3 Land-
ſchaften; E. Reichenbach: Landſchaft; Max Schmitt: Büſte,
Nelief; W. Ulmer: 2 Landſchaften; Rich. Strebel: „Zu früh
abgeſtrichen“; O. Fedder: „Frühling“; G. Redlhammer:
1. „Mädchen aus dem Gailthal“, 2. „Kirtag“; Paul Türoff:
Wandbild für eine Villa in Thüringen; Burkh. Mangold: 19
Entwürfe und Studien; F. Wirnhier: „Kleiner Trotzkopf“;
Schwabenmajer: 3 Landſchaften; Bülow v. Dennewitz:
Landſchaft; Franz Häußler; „Alt und Jung“; M. v. Dulemba:
2 Genres; M. Wachsmuth: „Schlimme Gäſte“; O. v. Faber
du Faur:
6 Gemälde; Herm. Rüdisühli: „Villa Sola“;
J. Schoyerer: Landſchaft; O. Keitel: Thierſtück; E. Birzer:
2 Landſchaften; L. Kempter: 9 Landſchaften und Blumenſtücke;
A. Montemezzo †: Aus deſſen Nachlaß, zweite Serie. — Ver-
käufe: Anderſen-Lundby:
„Dorfſtraße im Winter“; Emmy
Lenbach: Eine Studie; Montemezzo †: 55 Bilder und Studien
aus deſſen Nachlaß.

* Verein für Naturkunde.

Montag, den 2. April, findet
Wochenverſammlung im kleinen Mathilden-Saal ſtatt. Vor-
trag des Hrn. Privatdozenten Dr. Maas: Lebensweiſe und Neſt-
bau der Spinnen.

* Aus dem Polizeibericht.

Die gegenwärtigen Schnee-
verhältniſſe geben Anlaß, auf die beſtehenden Beſtimmungen hin-
zuweiſen, wonach von den Dachungen, Dachgeſimſen und
Rinnen, wenn eine Gefahr des Abrutſchens beſteht, die dort
laſtenden Schneemaſſen unter Abſperrung des betreffenden
Trottoirs abzuräumen ſind.



Die Frau Herzogin-Wittwe
Hermine von Württemberg iſt geſtern Abend nach längerer

[Spaltenumbruch]
Feuilleton.


„In München iſt es
drei Vierteljahr Winter und ein Vierteljahr kalt“, ſo äußerte
ſich einſt ein bedeutender Künſtler, als er, von einem lang-
jährigen Aufenthalt im ſonnigen Italien zurückgekehrt, ſich
nicht mehr an das hieſige Klima gewöhnen konnte. Das
war nur eine Hyperbel, wenn auch nicht geleugnet werden
kann, daß unſer Frühling oft mit Verſpätungen eintriſſt,
denen gegenüber auch die berüchtigſte Lokalbahn ſich noch als
Muſter von Pünktlichkeit aufſpielen kann. In dem ehe-
maligen Prinz Karl-Garten zeigen ſich allerdings ſchon einige
ſchüchterne Vorboten, deren Glück es iſt, von einem ſtarken
Eiſengitter umfriedet zu ſein, hinter dem man viel blut-
dürſtigere Weſen, als ein Finanzminiſter es iſt, ſorglos ver-
wahren könnte; ſonſt hätte unſer naturliebendes Publikum,
das meiſt gewohnt iſt nur mit den Händen zu ſehen, ſie
längſt mit Rumpf und Stumpf ausgerodet. Aber eine
Schwalbe macht bekanntlich noch keinen Sommer, am aller-
wenigſten wenn noch Schnee auf den Dächern liegt und die
dem Körper nöthige Bewegung — Bummel genannt — nur
im Innern der Stadt befriedigt werden kann. So bummelte
auch ich jüngſt, und zwar an der Neuen Pinakothek vorüber,
wobei ich mich erinnerte, daß mit der „Neuen“ erſt jüngſt
was „Neues“ geſchehen. Ich beſchloß, das anzuſehen. An
den Stufen, die zu unſrer weltberühmten Gemäldeſamm-
lung hinaufführen, war nichts davon zu entdecken.
Die konkurriren noch erfolgreich mit den Aufgängen mancher
Dorfkirchen, wie man ſie in Tirol findet. Und doch, ein Bild
weniger — ein Sachverſtändiger verſicherte mich, es wären
welche vorhanden, denen eine „ganze“ Treppe vorzuziehen
wäre — hätte es ermöglicht, dieſe Stufen zu erneuern. Im
Veſtibül dagegen iſt die Treppe tadellos, dafür aber ſpiegel-
glatt, ſo daß es nur Vorſicht wäre, an der Garderobe leih-
weiſe „Steigeiſen“ abzugeben. Oder ließe ſich vielleicht noch
ein Gemälde finden, das ohne Schaden für die Sammlung
in einen Läufer umgeſetzt werden könnte? Zudem iſt die
Treppe ſo breit, daß ein Bataillon bequem in Zugsbreite
hinaufmarſchiren könnte, während das Geländer zu umfaſſen
eine der Hände unſrer Bavavia erforderlich wäre. Da doch
wenige Menſchen, namentlich nicht die Fremden, ſolche beſitzen,
an der anderen Seite aber nur die glatte Wand ſich befindet,
[Spaltenumbruch] dürfte es ſich empfehlen, eine Leitſchnur anzubringen, vielleicht
durch das Opfer eines dritten Bildes. Man findet ſchon noch
eines dieſes Zweckes werth, wenn man ſich gehörig umſieht.
„Der Menſch iſt ja ein Barbar!“ höre ich ſchreien. Ja, ſehen
Sie, die geraden Glieder, wie ſie vornehmlich die Heiligen auf
den dort befindlichen Gemälden aufweiſen, die bricht man
nicht ſo gern, ſelbſt wenn man die Ausſicht hätte, daß Einem
an der halsbrecheriſchen Stelle ein künſtleriſches „Martertaferl“
errichtet würde. Alſo das „Neue“ beginnt erſt in den Sälen.
Dort hat man die Geälde umgehängt und durch Errichtung
weiterer Säle im Erdgeſchoß mehr Raum und Luft geſchaffen,
zu denen man aber erſt gelangt, wenn man ſich hinter dem
verlängerten Rückgrat eines Löwen der Quadriga ſanft herum-
geſchlängelt hat. Ein gewiſſes Prinzip, eine chronologiſche
Ordnung, nach der man dieſe Umhängung bethätigte, iſt mir
nicht aufgefallen. Ich weiß wohl, daß man Kunftwerke nicht
nach dem Alphabet oder den Sujets gruppiren kann, was
aber z. B. ein toſender Wildbach in höchſt romantiſcher Wald-
ſchlucht zwiſchen zwei ſteifen Altarbildern bei dieſen oder dieſe
bei ihm zu ſuchen haben, will meinem Laienverſtande abſolut
nicht einleuchten. Nur die modernſte Moderne iſt eng, faſt
zu eng aneinandergerückt. Beinahe erſchrocken bin ich über
den Muth, mit dem man Schlachtenbilder, und zwar an den
geſehenſten Stellen, angebracht hat, und das in einer Galerie,
der man den Charakter der „Oeffentlichkeit“ gewiß nicht ab-
ſprechen kann. Wenn nun ein Ausländer — und dieſe ſtellen
doch das größte Kontingent der Beſucher — ſich in ſeinen
nationalen Gefühlen verletzt fühlte, wäre da nicht ein diplo-
matiſcher Zwiſchenfall ernſteſter Art zu befürchten? Da lobe
ich mir das Verbot im Deutſchen Theater, wonach der „Bio-
graph“ keine Bilder aus Transvaal mehr bringen darf. Wie
kann ſich der Deutſche auch unterſtehen, ſich zu freuen, wenn
der Engländer Prügel bekommt! Das iſt gegen alle National-
tugend. Schade, daß der Antrag auf Wiedereinführung der
Prügelſtrafe im Reichstag ſo wenig Gegenliebe gefunden!
Wäre ſie Geſetz, könnte man ruhig die Bilder des „Biographen“
vorführen laſſen, man brauchte nur jedem Beifallsluſtigen im
Wege des abgekürzten Verfahrens fünfundzwanzig verabfolgen
zu laſſen und das gekränkte England hätte dadurch noch eine
weit größere Genugthuung als durch das Verbot der Bilder.
Ja — nur nicht das vorhandene, wenn auch ſchlummernde
Nationalgefühl wecken, namentlich jetzt, wo uns eine Flotte
bitter noththut! Wir haben ja die auf dem Kleinheſſeloher
[Spaltenumbruch] See und der kann ſelbſt die engliſche nicht an. — Lieb’ Vater-
land magſt ruhig ſein!

* Aus der Poeſie der „Modernen“ geben wir
zur Erheiterung unſrer Leſer folgende anmuthigen Proben
wieder. Robert Reß „dichtet“:

Unerſättliche Kiefer mahlen.
Winzige Augen ſtechen giftgrün ins Dunkel.
Tauſende von leichenfahlen Gliedern
ſetzen immerfort neue an.
Das Schwanzende fault.
Ab und zu, matſch geworden,
Klackt ein Stück
’runter.
Verpeſtet den Sternenäther.

Ein anderer „Poet“ derſelben Sippe, Ludwig Rein-
hard,
läßt ſich alſo vernehmen:

Ein ſtiller Tag gleitet über meine Welt.
Durchs Fenſter
gegenüber
ſeh ich den Neubau mit den naſſen Wänden.
Ueber alle Scheiben iſt dick ein weißes S geſchmiert.
Dann denke ich an meine Kinderzeit.
Wo ich noch nicht wußte,
daß ich ein Menſch werden ſollte.

Zum Schluß möge noch ein Pröbchen von Arno Holz
folgen, das ſich allenfalls mittheilen läßt, was bei dieſem
Herrn nicht oft der Fall iſt:

Mein Schläfchen
Sonntags,
wenn es zu Mittag Nelſon-Koteletts,
Karpfen in Bier, oder vielleicht gar eine Gans gegeben,

erledige ich auf einem blauen, grüngeſtreiften Biedermannsſopha,
über dem an einer gelben Urvätertapete ein Stich von Chodo-
wieckt hängt;
und auf meinem Vertiko
zwiſchen zwei Straußen aus Zittergras
paradirt eine blanke, mit bunten Blumen bemalte Porzellankuh,
die, während ich ſchnarche, gemolken wird …

Das es thatſächlich Leute und Zeitungen gibt, die ſo
etwas ſchön und erhaben finden, würde unglaublich erſcheinen,
wenn die ebenſo unglaublich erſcheinende Thatſache, daß es
Leute gibt, die ſolch dummes Zeug niederſchreiben, aus der
Welt zu ſchaffen wäre, ſagt dazu mit Recht die „Kreuz-Ztg.“,
der wir dieſe Proben blühenden Blödſinns entnehmen.



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[0005] Sonntag. Zweites Blatt Nr. 89 der Allgemeinen Zeitung. 1. April 1900. Italien. Die parlamentariſche Lage. M. C. Rom, 30. März.Es iſt ſeit langem nicht ſo ſchwer geweſen, in der italieniſchen Politik die tele- graphiſchen Mittheilungen durch briefliche zu ergänzen, wie jetzt, denn bis dieſe den Weg über die Alpen gemacht haben, ſind ſie oft nicht durch ein, ſondern durch drei oder vier Er- eigniſſe überholt. Ein „Scherz“ jagt eben hier den anderen und es herrſcht ein vollſtändiges Chaos. Leider ſcheint es ſicher, daß auch der zweite Verſuch des Miniſterpräſidenten Pelloux, die Arbeitsfähigkeit des Parlaments durch Ueber- windung der Obſtruktion wiederherzuſtellen, ſcheitern wird. Der erſte (Antrag Cambrai-Digny) iſt als aufgegeben zu be- trachten. Pelloux hat vielmehr am 29. März den Antrag geſtellt, in der Sitzung vom 3. April die inzwiſchen von der Geſchäftsordnungskommiſſion einzubringenden An- träge zu beſchließen, und zwar ohne vorherige Diskuſſion. Dabei ſtützt ſich der Miniſterpräſident auf die Thatſache, daß das Reglement nur bei Geſetzentwürfen eine Diskuſſion für obligatoriſch erklärt, bei Geſchäftsordnungsreformen aber nicht. Dieſe Interpretation machte ſich auch ſofort der Kammer- präſident Colombo zu eigen, indem er auch über den Antrag Pelloux ſelbſt ohne Diskuſſion abſtimmen ließ, obwohl mehr- fach das Wort verlangt worden war. Infolge des nun los- brechenden Tumults mußte, wie berichtet, die Sitzung ge- ſchloſſen werden. Die Erregung iſt allſeitig ſo groß, daß nicht nur die Annahme des Antrags Pelloux am 3. April numöglich erſcheint, ſondern ſelbſt die Möglichkeit irgendwelcher weiteren Sitzungen in Frage ſteht. Pelloux hat geſtern Abend 237 Abgeorduete der Mehrheit in der Conſulta um ſich verſammelt, um ihnen für ihre Anhängerſchaft und ihr Ausharren zu danken und zu erklären, die provvedimenti politici könnten in Uebereinſtimmung mit der Oppoſition ge- regelt werden, ſobald die Obſtruktion für immer nieder- geworfen ſei. Dieſe Worte gelten vielfach als Abſchieds- rede nicht etwa im Sinne einer durchaus unwahrſcheinlichen Miniſterkriſis, ſondern einer Vertagung der Kammer. Sie kann vertagt werden bis zum Juni und auch dann braucht ſie nur das proviſoriſche Budget bis zum Januar zu bewilligen. Läßt ſie Pelloux dann bis November ruhen, ſo folgt er dem in Italien bewährten Satze: Kommt Zeit, kommt Rath! Vorläufig freilich ſteckt man noch ſo tief im Chaos, daß man das Ende gar nicht mehr zu erhoffen wagt. * Rom, 31. März.Tel. Bei der Eröffnung der Sitzung der Deputirtenkammer, vormittags 10 Uhr, ſind die Tribünen und der Saal überfüllt. Der Vizepräſident Pal- berti erklärt, der Kammerpräſident habe ihn beauftragt, dem Hauſe ſeine Demiſſion mitzutheilen; auch das ganze Bureau _ . Giolitti, der bisher der von der Regierung und der Mehrheit geplanten Aenderung der Geſchäftsordnung opponirt hatte, hält darauf eine verſöhnliche Rede, worin er erklärt, er halte eſ als Patriot für ſeine Pflicht, dringend zur Eintracht aufzufordern (Lärm rechts, Widerſpruch links), da- mit das Parlament ſeine Arbeiten wieder aufnehmen könne. Die letzte traurige Periode zeige, daß es unmöglich ſei, das Land zu regieren ohne die Führerſchaft des Fortſchritts und der Freiheit. (Beifall.) Der erſte Schritt zur Verſöhnung beſtehe darin, daß er allen Mitgliedern des zurückgetretenen Bureaus ſeinen ehrerbietigen Gruß entbiete. (Lebhafter Beifall.) Miniſterpräſident Pelloux macht den Vorſchlag, die Wahl des neuen Bureaus am Montag vorzunehmen. Der Radikale Saechi erklärt ſich mit dieſem Vorſchlag namens ſeiner Partei einverſtanden und fügt hinzu, die äußerſte Linke habe mit ihrer bisherigen Haltung eine ſchmerzliche Pflicht erfüllt, da ſie überzeugt ſei, daß eine Beruhigung der Gemüther nur möglich ſei, wenn die Freiheit Aller geſichert ſei. (Beifall.) Das Haus ſtimmt darauf dem Antrag des Miniſterpräſidenten zu und die Sitzung wird ohne Zwiſchenfall aufgehoben. Bayeriſche Chronik. München, 31. März. * Hof- und Perſonalnachrichten.Bei Sr. kgl. Hoh. dem Prinz-Regenten waren heute zur Tafel geladen: Karl Frhr. v. Horn, Generalleutnant und Kommandeur der 6. Diviſion; Ernſt Beulwitz, Generalmajor z. D.; Georg Prand, Generalmajor und Kommandeur der 1. Infauterie- Brigade; Ludwig Frhr. von und zu der Tann-Rathſam- hauſen, Oberſt und Kommandeur des 3. Inf.-Regts.; Karl Köppel, Oberſtleutnant, Chef des Generalſtabs III. Armee- korps, und Franz Martin, Major und Kommandeur des 2. Chev.-Regts. — Prinz Ludwig Ferdinand beehrte dieſer Tage das Pianofortelager des Hrn. Gg. Oetter, hier, „Vertreter der kgl. bayer. Hof-Pianoforte- und Flügelfabrik von Steingräber u. Söhne Bayreuth-Nürnberg“, mit ſeinem Beſuche. Nach Beſichtigung und längerem Vorſpiel mehrerer Inſtrumente ſprach ſich der Prinz außerordentlich anerkennend über deren große Tonfülle und edle Klangfarbe aus. — Ludwig Graf Waldburg-Wolfegg iſt hier angekommen und im Hotel Continental abgeſtiegen. — Graf und Gräfin Lamberg trafen aus Frankfurt a. M. hier ein und nahmen im Hotel Bayeriſcher Hof Wohnung. — Graf Zdenko v. Rou- linowsky kam aus Bukareſt hier an und ſtieg im Hotel Ruſſiſcher Hof ab. ☉ Prinz Ludwig hat einer Deputation der Stadt Straubing, beſtehend aus den HH. Bürgermeiſter v. Leiſtner und Kollegiumsvorſtand Rechtsanwalt Pfannenſtiel, die Zuſage gegeben, zu der vom 19. bis 21. Mai in Straubing ſtattfindenden Verſammlung des bayeriſchen Kanal- vereins dorthin zu kommen. Prinz Ludwig wird während ſeiner Anweſenheit in Straubing bei Hrn. Bürgermeiſter und Landtagsabgeordneten v. Leiſtuer Abſteigquartier nehmen. NB. Eine Künſtlerhochzeit.Der kgl. Akademie- profeſſor Kunſtmaler Anderſen-Lundby hat ſich heute mit Frln. Lina Schmidt, Tochter des kgl. Profeſſors und Architekten Albert Schmidt, vermählt. Die kirchliche Trauung fand in der Lukaskirche ſtatt, das Hochzeitsmahl wurde im Hotel Vier Jahreszeiten gehalten. * Jubiläums-Ausſtellung des Kunſtgewerbe- vereins.Nächſten Mittwoch ſoll im großen Saal des Kunſtgewerbevereins eine Beſprechung über das Projekt einer im Jahre 1902 auf der Kohleninſel nach den genialen Plänen des Hrn. Architekten Theodor Fiſcher zu veranſtaltenden Inbiläums-Ausſtellung des Kunſtgewerbevereins ſtattfinden, wozu zahlreiche Einladungen ergehen werden. W. Veränderungen im Inſtizdienſt im erſten Quartal 1900.In den Ruheſtand getreten ſind: 1 Oberlandesgerichtsrath, 1 Landgerichtsdirektor, 6 Ober- amtsrichter, 1 Amtsrichter, 3 Amtsgerichtsſekretäre und 1 Land- gerichtsſekretär. 2 Amtsrichter nahmen ihre Entlaſſung. 25 Notare reſiguirten. Geſtorben ſind: 1 Rath am Oberſten Landesgericht, 1 Oberlandesgerichtsrath, 1 Landgerichtsrath, 1 Amtsrichter, 1 Notar und 2 Amtsgerichtsſekretäre. Zur erſten Auſtellung gelangten: 48 Rechtspraktikanten und zwar 12 als Amtsrichter, 2 als dritte Staatsanwälte, 29 als Amtsgerichts- und 5 als Landgerichtsſekretäre. 22 geprüfte Rechtspraktikanten und Notariatsgehülfen, ſowie 1 Amts- gerichtsſekretär wurden zu Notaren ernannt. Befördert wurden zu Amtsrichtern: 2 dritte Staatsanwälte, 17 Amts- gerichtsſekretäre und 1 Landgerichtsſekretär; zu zweiten Staats- anwälten: 3 Amtsrichter; zu Oberamtsrichtern: 6 Amtsrichter; zu Landgerichtsräthen: 3 zweite Staatsanwälte und 4 Amts- richter. 1 Landgerichtsrath wurde zum weltlichen Konſiſtorial- rath ernannt. 3 Landgerichtsräthe erhielten Titel, Rang und Gehalt, ſowie die Rechte eines Oberlandesgerichtsraths. 2 Landgerichtsräthe wurden zu Oberamtsrichtern ernannt. Befördert wurden zum erſten Staatsanwalt 1 Landgerichts- rath, zu Oberlandesgerichtsräthen 1 Landgerichtsrath und 1 erſter Staatsanwalt, zum Rath am Oberſten Landesgericht 1 Oberlandesgerichtsrath. d. Gewinnziehung.Bei der heute Nachmittag abge- haltenen Ziehung der Wohlthätigkeitslotterie des Sanitätsverbandes München fiel der erſte Treffer mit 4000 M. auf Loos-Nr. 41,434, der zweite mit 800 M. auf Nr. 6869, der dritte mit 300 M. auf Nr. 4431, je 150 M. gewinnen die Nummern 1998, 3074, je 100 M. die Nummern 42,198, 41,445, 23,093, je 50 M. die Nummern 13,166, 16,462, 49,171, 33,063, je 25 M. die Nummern 49,742, 13,156, 40,717, 49,584, 16,491, 20,843, 16,061, 12,175, 9550, 7945, 36,159, 8875, 2060, 31,506, 42,362, 37,105, je 10 M. die Nummern 24,311, 48,950, 43,513, 30,130, 46,013, 13,135, 40,542, 15,125, 23,404, 38,162, 26,019, 39,727, 26,859, 34,745, 29,258, 33,855, 19,618, 34,069, 12,621, 23,367. (Ohne Gewähr.) ○ Die landwirthſchaftliche Kreisverſammlung für Oberbayern findet nach Beſchluß des Kreisausſchuſſes heuer am 27. Auguſt in Bruck ſtatt. * Invalidenhaus Benediktbenern.Verfügt wurde, daß das Invalidenhaus in Benediktbeuren mit Ablauf des gegenwärtigen Rechnungsjahres, d. k. zum 1. April 1900, bis auf weiteres zu ſchließen iſt. Neuaufnahmen in das Invalidenhaus werden daher bis auf weiteres nicht mehr ſtattfinden. * Kgl. Akademie der Tonkunſt.Die dramatiſche Ab- theilung unſrer Hochſchule für Muſik wird am 3. April l. J. im Reſidenztheater die einaktige Oper „Die Schweizerhütte“ von Adolf Adam aufführen. Das reizende Werk, ein Vorläufer des „Poſtillon von Lonjumeau“ von demſelben Komponiſten, entſtammt dem Jahre 1834 und wurde an unſrer Hofbühne zum erſtenmal im Jahr 1849 unter dem Titel „Die Sennerhütte“ zur Dar- ſtellung gebracht. Vormerkungen für dieſe Aufführung nimmt die Hoftheater-Tageskaſſe (Eingang Maximilianſtraße) vormittags von 9—1 Uhr und nachmittags von 4—5 Uhr entgegen. * Kunſtverein München.Neuausgeſtelltes vom 30. März: Auguſt Heyn: Portrait Sr. kgl. Hoh. des Prinz-Regenten; Eduard Grützner: „Falſtaff und Dortchen“; E. Oberhauſer: Genre; Edmund Blume: Oſtfrieſiſches Interieur; Chr. Mali: „Im Frühling“; Max Baumgartner: 6 Naturaufnahmen bei Kufſtein und Windiſch-Matrei; Oskar v. Piſtor: Mädchen mit Licht; J. Podhorsky: 3 Aquarelle; R. Thierbach: 2 Land- ſchaften; Tina Riegel: 2 Blumenſtücke; Conſtanze Strecker: Stillleben; Marie Nyl: 8 Blumenſtücke; Karl Ferdinand Berger: Stillleben; M. Hagen: Landſchaft; Hirth du Frênes: „Muſchelfreundin“; Harry Candidus: Fraueninſel im Chtemſee; Heinr. Stelzner: „Fahrende Schüler“; Eng. Ankelen: „Die Klippen des Todes“; W. Roegge sen.: Leſendes Mädchen; Adalb. Wex: Landſchaft; M. Raabe: „Alte Birnbäume“, 5 Aquarelle; Marlin Molly: 2 Portraits; Max Correggio: 2 Jagdſtücke; G. Dunzinger: 11 Bilder und Skizzen; Adolf Bermann: „Vorfrühling“ (Plaſtik); Helene Raff: 4 Portraits, 2 Landſchaften; Arthur Kurtz: Portrait; Max Colomb: „Urtheil des Paris“ (Plaſtik); Karl Prüſſe: Paſtellkopf; A. Jahn: 2 Landſchaften; Herm. Kauffmann jun.: 3 Portraits, 1 Geure- bild; Emanuel Bürgy: 3 Oelbilder, 14 Federzeichnungen; Eduard Huber: Jagdſtillleben; A. Fink: „Winterabend an der Iſar“; Richard Scholz: 1. „Genoveva“, 2. „Blick auf die Silvretta von der Verſail-Spitze“ (Montafun); H. Schnabel: 5 Landſchaften; E. Uhl: Landſchaft, 2 Genres; J. Hautmann: Büſte Sr. kgl. Hoh. des Herzogs von Alençon; Reder-Broili; 3 Landſchaften; Georg Engel: 18 Aquarelle; Rox Plebu-Cubiſchin: 4 Ge- mälde; Giovanni Sacchetto: 1. Portrait, 2. Madonna; Edm. Louyot: „Faſtnacht-Idyll“; Karl Kiefer: Plaſtik; L. Scheuer- mann; „Abend“; A. Spring: Genre; Max Heilmaier: „Paris“ (Bronze); H. Degenhard: 2 Herbſtlandſchaften; Karl G. Herr- mann: Genre; Alois Eckard: „Aepfel“; Gertraud Rau: 3 Land- ſchaften; E. Reichenbach: Landſchaft; Max Schmitt: Büſte, Nelief; W. Ulmer: 2 Landſchaften; Rich. Strebel: „Zu früh abgeſtrichen“; O. Fedder: „Frühling“; G. Redlhammer: 1. „Mädchen aus dem Gailthal“, 2. „Kirtag“; Paul Türoff: Wandbild für eine Villa in Thüringen; Burkh. Mangold: 19 Entwürfe und Studien; F. Wirnhier: „Kleiner Trotzkopf“; Schwabenmajer: 3 Landſchaften; Bülow v. Dennewitz: Landſchaft; Franz Häußler; „Alt und Jung“; M. v. Dulemba: 2 Genres; M. Wachsmuth: „Schlimme Gäſte“; O. v. Faber du Faur: 6 Gemälde; Herm. Rüdisühli: „Villa Sola“; J. Schoyerer: Landſchaft; O. Keitel: Thierſtück; E. Birzer: 2 Landſchaften; L. Kempter: 9 Landſchaften und Blumenſtücke; A. Montemezzo †: Aus deſſen Nachlaß, zweite Serie. — Ver- käufe: Anderſen-Lundby: „Dorfſtraße im Winter“; Emmy Lenbach: Eine Studie; Montemezzo †: 55 Bilder und Studien aus deſſen Nachlaß. * Verein für Naturkunde.Montag, den 2. April, findet Wochenverſammlung im kleinen Mathilden-Saal ſtatt. Vor- trag des Hrn. Privatdozenten Dr. Maas: Lebensweiſe und Neſt- bau der Spinnen. * Aus dem Polizeibericht.Die gegenwärtigen Schnee- verhältniſſe geben Anlaß, auf die beſtehenden Beſtimmungen hin- zuweiſen, wonach von den Dachungen, Dachgeſimſen und Rinnen, wenn eine Gefahr des Abrutſchens beſteht, die dort laſtenden Schneemaſſen unter Abſperrung des betreffenden Trottoirs abzuräumen ſind. * Regensburg, 30. März.Die Frau Herzogin-Wittwe Hermine von Württemberg iſt geſtern Abend nach längerer Feuilleton. O. M. Münchener Allerlei.„In München iſt es drei Vierteljahr Winter und ein Vierteljahr kalt“, ſo äußerte ſich einſt ein bedeutender Künſtler, als er, von einem lang- jährigen Aufenthalt im ſonnigen Italien zurückgekehrt, ſich nicht mehr an das hieſige Klima gewöhnen konnte. Das war nur eine Hyperbel, wenn auch nicht geleugnet werden kann, daß unſer Frühling oft mit Verſpätungen eintriſſt, denen gegenüber auch die berüchtigſte Lokalbahn ſich noch als Muſter von Pünktlichkeit aufſpielen kann. In dem ehe- maligen Prinz Karl-Garten zeigen ſich allerdings ſchon einige ſchüchterne Vorboten, deren Glück es iſt, von einem ſtarken Eiſengitter umfriedet zu ſein, hinter dem man viel blut- dürſtigere Weſen, als ein Finanzminiſter es iſt, ſorglos ver- wahren könnte; ſonſt hätte unſer naturliebendes Publikum, das meiſt gewohnt iſt nur mit den Händen zu ſehen, ſie längſt mit Rumpf und Stumpf ausgerodet. Aber eine Schwalbe macht bekanntlich noch keinen Sommer, am aller- wenigſten wenn noch Schnee auf den Dächern liegt und die dem Körper nöthige Bewegung — Bummel genannt — nur im Innern der Stadt befriedigt werden kann. So bummelte auch ich jüngſt, und zwar an der Neuen Pinakothek vorüber, wobei ich mich erinnerte, daß mit der „Neuen“ erſt jüngſt was „Neues“ geſchehen. Ich beſchloß, das anzuſehen. An den Stufen, die zu unſrer weltberühmten Gemäldeſamm- lung hinaufführen, war nichts davon zu entdecken. Die konkurriren noch erfolgreich mit den Aufgängen mancher Dorfkirchen, wie man ſie in Tirol findet. Und doch, ein Bild weniger — ein Sachverſtändiger verſicherte mich, es wären welche vorhanden, denen eine „ganze“ Treppe vorzuziehen wäre — hätte es ermöglicht, dieſe Stufen zu erneuern. Im Veſtibül dagegen iſt die Treppe tadellos, dafür aber ſpiegel- glatt, ſo daß es nur Vorſicht wäre, an der Garderobe leih- weiſe „Steigeiſen“ abzugeben. Oder ließe ſich vielleicht noch ein Gemälde finden, das ohne Schaden für die Sammlung in einen Läufer umgeſetzt werden könnte? Zudem iſt die Treppe ſo breit, daß ein Bataillon bequem in Zugsbreite hinaufmarſchiren könnte, während das Geländer zu umfaſſen eine der Hände unſrer Bavavia erforderlich wäre. Da doch wenige Menſchen, namentlich nicht die Fremden, ſolche beſitzen, an der anderen Seite aber nur die glatte Wand ſich befindet, dürfte es ſich empfehlen, eine Leitſchnur anzubringen, vielleicht durch das Opfer eines dritten Bildes. Man findet ſchon noch eines dieſes Zweckes werth, wenn man ſich gehörig umſieht. „Der Menſch iſt ja ein Barbar!“ höre ich ſchreien. Ja, ſehen Sie, die geraden Glieder, wie ſie vornehmlich die Heiligen auf den dort befindlichen Gemälden aufweiſen, die bricht man nicht ſo gern, ſelbſt wenn man die Ausſicht hätte, daß Einem an der halsbrecheriſchen Stelle ein künſtleriſches „Martertaferl“ errichtet würde. Alſo das „Neue“ beginnt erſt in den Sälen. Dort hat man die Geälde umgehängt und durch Errichtung weiterer Säle im Erdgeſchoß mehr Raum und Luft geſchaffen, zu denen man aber erſt gelangt, wenn man ſich hinter dem verlängerten Rückgrat eines Löwen der Quadriga ſanft herum- geſchlängelt hat. Ein gewiſſes Prinzip, eine chronologiſche Ordnung, nach der man dieſe Umhängung bethätigte, iſt mir nicht aufgefallen. Ich weiß wohl, daß man Kunftwerke nicht nach dem Alphabet oder den Sujets gruppiren kann, was aber z. B. ein toſender Wildbach in höchſt romantiſcher Wald- ſchlucht zwiſchen zwei ſteifen Altarbildern bei dieſen oder dieſe bei ihm zu ſuchen haben, will meinem Laienverſtande abſolut nicht einleuchten. Nur die modernſte Moderne iſt eng, faſt zu eng aneinandergerückt. Beinahe erſchrocken bin ich über den Muth, mit dem man Schlachtenbilder, und zwar an den geſehenſten Stellen, angebracht hat, und das in einer Galerie, der man den Charakter der „Oeffentlichkeit“ gewiß nicht ab- ſprechen kann. Wenn nun ein Ausländer — und dieſe ſtellen doch das größte Kontingent der Beſucher — ſich in ſeinen nationalen Gefühlen verletzt fühlte, wäre da nicht ein diplo- matiſcher Zwiſchenfall ernſteſter Art zu befürchten? Da lobe ich mir das Verbot im Deutſchen Theater, wonach der „Bio- graph“ keine Bilder aus Transvaal mehr bringen darf. Wie kann ſich der Deutſche auch unterſtehen, ſich zu freuen, wenn der Engländer Prügel bekommt! Das iſt gegen alle National- tugend. Schade, daß der Antrag auf Wiedereinführung der Prügelſtrafe im Reichstag ſo wenig Gegenliebe gefunden! Wäre ſie Geſetz, könnte man ruhig die Bilder des „Biographen“ vorführen laſſen, man brauchte nur jedem Beifallsluſtigen im Wege des abgekürzten Verfahrens fünfundzwanzig verabfolgen zu laſſen und das gekränkte England hätte dadurch noch eine weit größere Genugthuung als durch das Verbot der Bilder. Ja — nur nicht das vorhandene, wenn auch ſchlummernde Nationalgefühl wecken, namentlich jetzt, wo uns eine Flotte bitter noththut! Wir haben ja die auf dem Kleinheſſeloher See und der kann ſelbſt die engliſche nicht an. — Lieb’ Vater- land magſt ruhig ſein! * Aus der Poeſie der „Modernen“ geben wir zur Erheiterung unſrer Leſer folgende anmuthigen Proben wieder. Robert Reß „dichtet“: Unerſättliche Kiefer mahlen. Winzige Augen ſtechen giftgrün ins Dunkel. Tauſende von leichenfahlen Gliedern ſetzen immerfort neue an. Das Schwanzende fault. Ab und zu, matſch geworden, Klackt ein Stück ’runter. Verpeſtet den Sternenäther. Ein anderer „Poet“ derſelben Sippe, Ludwig Rein- hard, läßt ſich alſo vernehmen: Ein ſtiller Tag gleitet über meine Welt. Durchs Fenſter gegenüber ſeh ich den Neubau mit den naſſen Wänden. Ueber alle Scheiben iſt dick ein weißes S geſchmiert. Dann denke ich an meine Kinderzeit. Wo ich noch nicht wußte, daß ich ein Menſch werden ſollte. Zum Schluß möge noch ein Pröbchen von Arno Holz folgen, das ſich allenfalls mittheilen läßt, was bei dieſem Herrn nicht oft der Fall iſt: Mein Schläfchen Sonntags, wenn es zu Mittag Nelſon-Koteletts, Karpfen in Bier, oder vielleicht gar eine Gans gegeben, erledige ich auf einem blauen, grüngeſtreiften Biedermannsſopha, über dem an einer gelben Urvätertapete ein Stich von Chodo- wieckt hängt; und auf meinem Vertiko zwiſchen zwei Straußen aus Zittergras paradirt eine blanke, mit bunten Blumen bemalte Porzellankuh, die, während ich ſchnarche, gemolken wird … Das es thatſächlich Leute und Zeitungen gibt, die ſo etwas ſchön und erhaben finden, würde unglaublich erſcheinen, wenn die ebenſo unglaublich erſcheinende Thatſache, daß es Leute gibt, die ſolch dummes Zeug niederſchreiben, aus der Welt zu ſchaffen wäre, ſagt dazu mit Recht die „Kreuz-Ztg.“, der wir dieſe Proben blühenden Blödſinns entnehmen.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2020-10-02T09:49:36Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 89, 1. April 1900, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine89_1900/5>, abgerufen am 02.10.2024.