Allgemeine Zeitung, Nr. 84, 24. März 1848.[Spaltenumbruch]
Abgeordneten niederlegen. Zur Abfassung der Antworts- (Dank-) # # München, 23 März. Se. Maj. hat sich nun bestimmt . Vom Main, 21 März. Sicheren Nachrichten aus München Württemberg. *** Stuttgart, 22 März. Seit meinem Gr. Baden. Heidelberg, 21 März. "Die Freundschafts- K. Sachsen. In Leipzig fand am 18 März (im Odeonssaale) eine Hannover. * Hannover, 19 März. Auch wir hier rücken unserm *) Wir haben das bereits von München aus gemeldet. **) Die Hauptbestimmungen sind: der Ablösungspreis des Zehnten ist der
16fache Reinertrag, für andere Grundlasten der 12fache, beide in 25 Jahreszielern zu entrichten. [Spaltenumbruch]
Abgeordneten niederlegen. Zur Abfaſſung der Antworts- (Dank-) # # München, 23 März. Se. Maj. hat ſich nun beſtimmt . Vom Main, 21 März. Sicheren Nachrichten aus München Württemberg. *** Stuttgart, 22 März. Seit meinem Gr. Baden. ⦻ Heidelberg, 21 März. „Die Freundſchafts- K. Sachſen. In Leipzig fand am 18 März (im Odeonsſaale) eine Hannover. * Hannover, 19 März. Auch wir hier rücken unſerm *) Wir haben das bereits von München aus gemeldet. **) Die Hauptbeſtimmungen ſind: der Ablöſungspreis des Zehnten iſt der
16fache Reinertrag, für andere Grundlaſten der 12fache, beide in 25 Jahreszielern zu entrichten. <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div type="jComment" n="4"> <p><pb facs="#f0002" n="1330"/><cb/> Abgeordneten niederlegen. Zur Abfaſſung der Antworts- (Dank-)<lb/> Adreſſe wurde bereits von Seite der Abgeordneten ein Ausſchuß ge-<lb/> wählt, nämlich: 1) Frhr. v. Rotenhan mit 108, 2) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Willich mit<lb/> 107, 3) Decan Vogel mit 104, 4) Decan Bauer mit 103, 5) Frhr.<lb/> v. Cloſen mit 101, 6) Stockinger mit 89, 7) <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Edel mit 86, 8) <hi rendition="#aq">Dr.</hi><lb/> Müller mit 74 unter 119 Stimmen; in einem zweiten Scrutin unter<lb/> 102 Stimmen erhielt Graf Hegnenberg 101 Stimme. Die Adreßbera-<lb/> thung wird zum erſtenmal eine öffentliche ſeyn.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline># # <hi rendition="#b">München,</hi> 23 März.</dateline> <p>Se. 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Die öffentliche Meinung<lb/> ſpricht ſich hier ziemlich beſtimmt dafür aus daß man Willich hiezu<lb/> wählen möge, indem man in ihm die Eigenſchaften vereinigt glaubt<lb/> welche für dieſe Sendung erfordert werden. Wie ich heute mit Be-<lb/> ſtimmtheit erfuhr, hat ſich der Abgeordnete Graf Hegnenberg-Dur die<lb/> Petition des hieſigen Stadtmagiſtrats an die Kammer angeeignet und<lb/> wird alsbald Ablöſung der Grundlaſten, Abtretung aller Herrſchafts-<lb/> gerichte an den Staat und Aufgeben des adeligen Vorrechtes der<lb/> Siegelmäßigkeit beantragen. Die Nachrichten aus Berlin regen hier<lb/> fieberhaft auf, und es wird nun wohl nöthig ſeyn, anſtatt eines Mo-<lb/> nitoriums, den Berlinern ſammt unſerem Glückwunſche zu ihrem mu-<lb/> thigen Benehmen auch den Ausdruck unſers tiefen Bedauerns über eine<lb/> Politik auszudrücken welche gegen die eignen Bürger das mörderiſche<lb/> Feuer der Geſchütze richtete, und ſelbſt durch die Nacht, die ſonſt jeder<lb/> Schlacht ein Ende macht, ſich nicht beſtimmen ließ dem blutigen Wü-<lb/> then Einhalt zu gebieten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>. <hi rendition="#b">Vom Main,</hi> 21 März.</dateline> <p>Sicheren Nachrichten aus München<lb/> zufolge hat Bayern beſchloſſen an dem in Dresden abzuhaltenden Mini-<lb/> ſtercongreß keinen Theil zu nehmen. <note place="foot" n="*)">Wir haben das bereits von München aus gemeldet.</note> Man ſcheint in München die<lb/> Beſorgniß zu hegen daß ein Miniſtercongreß in Dresden unter den<lb/> Auſpicien unter denen er projectirt wurde ſich ſchwerlich des Vertrauens<lb/> der deutſchen Nation zu erfreuen haben würde. Auch in Stuttgart<lb/> ſchien man geneigt ſich der Anſicht Bayerns anzuſchließen. Da jedoch<lb/> daſelbſt in der Zwiſchenzeit eine neue Aufforderung zur Theilnahme an<lb/> jenem Congreſſe von Seite Preußens eingegangen war, ſo wurde die<lb/> Sache in eine neuerliche Berathung genommen über deren Reſultat<lb/> noch nichts bekannt geworden. Bayern und einige andere deutſche Fürſten<lb/> ſchlagen Frankfurt als den Ort vor wo die Reviſion der deutſchen<lb/> Bundesverfaſſung vorgenommen werden ſoll. In einem Schreiben aus<lb/> Wien vom 17 d. heißt es, der Bundespräſidialgeſandte Graf Münch-<lb/> Bellinghauſen ſey willens abzudanken und ſich vom öffentlichen Dienſt<lb/> zurückzuziehen. Wahrſcheinlich wird Graf Colloredo definitiv für dieſe<lb/> Stelle ernannt werden.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">Württemberg.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>*** <hi rendition="#b">Stuttgart,</hi> 22 März.</dateline> <p>Seit meinem<lb/> letzten Briefe, nach welchem die Kammer ſich bereits für die Auflöſung<lb/> ſelbſt ausgeſprochen hatte, traten Zwiſchenvorfälle höherer Wichtigkeit<lb/> ein welche dieſe Maßregel noch aufſchoben. Allen frühern Vorgängen<lb/> entgegen hat der höhere grundbeſitzende Adel in der erſten Kammer<lb/> repräſentirt, die Ablöſungsfrage aufgenommen, und zu dem Zweck die<lb/> Enleitungsmaßregeln begonnen. Die Vorſchläge die von ihm ausgin-<lb/> gen, und worüber bereits Privatunterhandlungen ſtattgefunden haben,<lb/> ſind unerwarteter Weiſe ſo billig ausgefallen wie ſie ſelbſt von der ent-<lb/> ſchiedenſten liberalen Partei nicht anders ausgehen können. Das Volk,<lb/> wenn es ſein Vertrauen der frühern Oppoſition bewahrt, würde in der<lb/> nächſten Kammer keine andern Geſetzvorſchläge zu erwarten haben. <note place="foot" n="**)">Die Hauptbeſtimmungen ſind: der Ablöſungspreis des Zehnten iſt der<lb/> 16fache Reinertrag, für andere Grundlaſten der 12fache, beide in 25<lb/> Jahreszielern zu entrichten.</note><lb/> Somit iſt die Kammerſeſſion noch nicht beendet; geſtern und heute ſind<lb/> zwei Sitzungen der zweiten Kammer gehalten worden, indeß die er-<lb/> wähnte Mittheilung der erſten Kammer iſt noch nicht erfolgt. Der<lb/><cb/> Präſident hatte wegen jener die Auflöſung verzögernden Zwiſchenvor-<lb/> fälle die Geſetzesvorſchläge die Miniſter über Volksbewaffnung und<lb/> öffentliche Verſammlung der Commiſſion überwieſen, und eine Art<lb/> Verhandlung hierüber, ſowie einige Interpellationen und die Vor-<lb/> lage zweier Geſetzentwürfe von Seite des Kriegsminiſters über<lb/> Einberufung der Landwehr und den Zwangsverkauf von Pferden im<lb/> Fall eines Kriegs füllten die Sitzungen aus, wobei aber eine eigent-<lb/> liche Discuſſion ſo wenig ſtattfinden konnte wie früher. Zuletzt ſo-<lb/> gar wurde ein jeder der einen Einwurf vorbrachte, von einem nach ihm<lb/> auftretenden Deputirten an die Dringlichkeit der Umſtände erinnert<lb/> welche die eigentliche Verhandlung unmöglich machten, oder in dieſem<lb/> Sinne unterbrochen.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">Gr. 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Nächſt dieſen Ländern kennen wir nur zwei Rußland „be-<lb/> nachbarte Mächte,“ nämlich Preußen und Oeſterreich. Könnte Rußland<lb/> wirklich gewagt haben zwei deutſche Staaten, die beiden Hauptmächte<lb/> Deutſchlands, zu verdächtigen daß ſie ſich auf moskowitiſchen Beiſtand<lb/> ſtützen könnten, gegenüber den Forderungen ihrer eigenen Völker? Es<lb/> klingt wie eine Unmöglichkeit, aber es iſt wahr. Ja, Rußland hat ſich<lb/> erkühnt zwei deutſche Regierungen ſolcher Schuld anzuklagen. Ruſſen<lb/> im Lande als Damm gegen die große, die gewaltige Bewegung des deut-<lb/> ſchen Volkes! Der bloße Gedanke iſt eine Schmach der jeden Blutstro-<lb/> pfen in uns zur Empörung treibt. Ruſſen im Lande zur Wiederher-<lb/> ſtellung deſſen was man in St. Petersburg geſetzliche Ordnung nennt!<lb/> Eine ſolche Drohung verlangt eine tödtliche Erwiederung, und eine tödt-<lb/> liche Erwiederung wird es ſeyn wenn das Volk in Preußen und Oeſter-<lb/> reich ausſpricht wie es von Rußland denkt, und was es von ſeinen<lb/> Kriegsrüſtungen hält. Es iſt eine Ehrenpflicht für einen jeden von<lb/> uns zu reden. Die Preſſe wird zunächſt ihre Schuldigkeit thun. Wir<lb/> haben aber auch die feſte Zuverſicht daß jede Stadt, jede ſtändiſche Ver-<lb/> ſammlung, jede Behörde die in öffentlichen Dingen eine Stimme hat,<lb/> mit aller Kraft der ſittlichen Entrüſtung und des beleidigten National-<lb/> gefühls den ruſſiſchen Drohungen entgegentreten wird. Dem Ukas des<lb/> Czaren wird von den Deutſchen die Antwort werden die ihm gebührt.<lb/> Die Regierungen von Preußen und Oeſterreich aber werden hoffentlich<lb/> dieſe Antwort nicht abwarten um ihrerſeits jene Schmach zurückzu-<lb/> weiſen.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">K. Sachſen.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <p>In <hi rendition="#g">Leipzig</hi> fand am 18 März (im Odeonsſaale) eine<lb/> Arbeiterverſammlung ſtatt, an welcher gegen 2500 Arbeiter theilnahmen.<lb/> Ein Schriftſetzer Namens Skrobek war Hauptredner. Er beantragte die<lb/> Bildung eines Geſellenvereins und ſprach ſich dabei gegen den Commu-<lb/> nismus aus, was noch drei andere Arbeiter nach ihm thaten. Zuletzt<lb/> beantragte Skrobek eine Petition an das Miniſterium, worin um Aner-<lb/> kennung des vierten Standes und Errichtung eines Arbeiterminiſteriums<lb/> gebeten werden ſolle. Letzterer Gegenſtand wurde auf den 25 zu weite-<lb/> rer Debatte vertagt.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">Hannover.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>* <hi rendition="#b">Hannover,</hi> 19 März.</dateline> <p>Auch wir hier rücken unſerm<lb/> Ziele immer näher. In meinem geſtrigen Schreiben hatte ich berichtet wie<lb/> die Adreſſe der Bürgerſchaft an den Magiſtrat wegen der allgemeinen<lb/> und beſondern Deſiderien die an den König zu ſtellen ſeyen, nebſt der die-<lb/> ſelbe befürwortenden Petition des Magiſtrats von einer Deputation der<lb/> Bürgerſchaft und dem Magiſtrate unter Begleitung mehrerer tauſend<lb/> Bürger am 17 d. dem König überbracht wurde, wie der König, wirklich<lb/> krank und bettlägerig, die Annahme der Deputation verweigert, auf den<lb/> nachdrücklichen Wunſch der verſammelten Menge aber die Petition<lb/> dem Könige vom Cabinetsrath v. Münchhauſen eingehändigt und vor-<lb/> geleſen wurde, wie darauf der Cabinetsrath v. Münchhauſen der draußen<lb/> harrenden Menge eröffnete: „daß der König einen Theil der an ihn ge-<lb/> richteten Bitten, nämlich um Preßfreiheit, Anerkennung des Aſſociations-<lb/> rechts, Amneſtie und Rehabilitation der wegen politiſcher Vergehen Ver-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1330/0002]
Abgeordneten niederlegen. Zur Abfaſſung der Antworts- (Dank-)
Adreſſe wurde bereits von Seite der Abgeordneten ein Ausſchuß ge-
wählt, nämlich: 1) Frhr. v. Rotenhan mit 108, 2) Dr. Willich mit
107, 3) Decan Vogel mit 104, 4) Decan Bauer mit 103, 5) Frhr.
v. Cloſen mit 101, 6) Stockinger mit 89, 7) Dr. Edel mit 86, 8) Dr.
Müller mit 74 unter 119 Stimmen; in einem zweiten Scrutin unter
102 Stimmen erhielt Graf Hegnenberg 101 Stimme. Die Adreßbera-
thung wird zum erſtenmal eine öffentliche ſeyn.
# # München, 23 März.Se. Maj. hat ſich nun beſtimmt
für folgende Miniſter entſchieden: Frhr. v. Thon-Dittmer, Inneres;
Heintz, Juſtiz; Frhr. v. Lerchenfeld, Finanzen; v. Beisler, Cul-
tus; von der Mark, Krieg. Bezüglich des Miniſteriums des Aeußern
ſchweben Unterhandlungen mit dem frühern Miniſter Frhrn. v. Gieſe.
Ob ſich aber derſelbe mit Erfolg in die neuen Verhältniſſe würde finden
und den mächtigen Anforderungen der Zeit genügen können? — Eine
andere wichtige Frage muß in dieſen Tagen zur Entſcheidung kommen,
nämlich wer aus unſerer zweiten Kammer zur Abgeordnetenverſamm-
lung nach Frankfurt geſchickt werden wird? Die öffentliche Meinung
ſpricht ſich hier ziemlich beſtimmt dafür aus daß man Willich hiezu
wählen möge, indem man in ihm die Eigenſchaften vereinigt glaubt
welche für dieſe Sendung erfordert werden. Wie ich heute mit Be-
ſtimmtheit erfuhr, hat ſich der Abgeordnete Graf Hegnenberg-Dur die
Petition des hieſigen Stadtmagiſtrats an die Kammer angeeignet und
wird alsbald Ablöſung der Grundlaſten, Abtretung aller Herrſchafts-
gerichte an den Staat und Aufgeben des adeligen Vorrechtes der
Siegelmäßigkeit beantragen. Die Nachrichten aus Berlin regen hier
fieberhaft auf, und es wird nun wohl nöthig ſeyn, anſtatt eines Mo-
nitoriums, den Berlinern ſammt unſerem Glückwunſche zu ihrem mu-
thigen Benehmen auch den Ausdruck unſers tiefen Bedauerns über eine
Politik auszudrücken welche gegen die eignen Bürger das mörderiſche
Feuer der Geſchütze richtete, und ſelbſt durch die Nacht, die ſonſt jeder
Schlacht ein Ende macht, ſich nicht beſtimmen ließ dem blutigen Wü-
then Einhalt zu gebieten.
. Vom Main, 21 März.Sicheren Nachrichten aus München
zufolge hat Bayern beſchloſſen an dem in Dresden abzuhaltenden Mini-
ſtercongreß keinen Theil zu nehmen. *) Man ſcheint in München die
Beſorgniß zu hegen daß ein Miniſtercongreß in Dresden unter den
Auſpicien unter denen er projectirt wurde ſich ſchwerlich des Vertrauens
der deutſchen Nation zu erfreuen haben würde. Auch in Stuttgart
ſchien man geneigt ſich der Anſicht Bayerns anzuſchließen. Da jedoch
daſelbſt in der Zwiſchenzeit eine neue Aufforderung zur Theilnahme an
jenem Congreſſe von Seite Preußens eingegangen war, ſo wurde die
Sache in eine neuerliche Berathung genommen über deren Reſultat
noch nichts bekannt geworden. Bayern und einige andere deutſche Fürſten
ſchlagen Frankfurt als den Ort vor wo die Reviſion der deutſchen
Bundesverfaſſung vorgenommen werden ſoll. In einem Schreiben aus
Wien vom 17 d. heißt es, der Bundespräſidialgeſandte Graf Münch-
Bellinghauſen ſey willens abzudanken und ſich vom öffentlichen Dienſt
zurückzuziehen. Wahrſcheinlich wird Graf Colloredo definitiv für dieſe
Stelle ernannt werden.
Württemberg.
*** Stuttgart, 22 März.Seit meinem
letzten Briefe, nach welchem die Kammer ſich bereits für die Auflöſung
ſelbſt ausgeſprochen hatte, traten Zwiſchenvorfälle höherer Wichtigkeit
ein welche dieſe Maßregel noch aufſchoben. Allen frühern Vorgängen
entgegen hat der höhere grundbeſitzende Adel in der erſten Kammer
repräſentirt, die Ablöſungsfrage aufgenommen, und zu dem Zweck die
Enleitungsmaßregeln begonnen. Die Vorſchläge die von ihm ausgin-
gen, und worüber bereits Privatunterhandlungen ſtattgefunden haben,
ſind unerwarteter Weiſe ſo billig ausgefallen wie ſie ſelbſt von der ent-
ſchiedenſten liberalen Partei nicht anders ausgehen können. Das Volk,
wenn es ſein Vertrauen der frühern Oppoſition bewahrt, würde in der
nächſten Kammer keine andern Geſetzvorſchläge zu erwarten haben. **)
Somit iſt die Kammerſeſſion noch nicht beendet; geſtern und heute ſind
zwei Sitzungen der zweiten Kammer gehalten worden, indeß die er-
wähnte Mittheilung der erſten Kammer iſt noch nicht erfolgt. Der
Präſident hatte wegen jener die Auflöſung verzögernden Zwiſchenvor-
fälle die Geſetzesvorſchläge die Miniſter über Volksbewaffnung und
öffentliche Verſammlung der Commiſſion überwieſen, und eine Art
Verhandlung hierüber, ſowie einige Interpellationen und die Vor-
lage zweier Geſetzentwürfe von Seite des Kriegsminiſters über
Einberufung der Landwehr und den Zwangsverkauf von Pferden im
Fall eines Kriegs füllten die Sitzungen aus, wobei aber eine eigent-
liche Discuſſion ſo wenig ſtattfinden konnte wie früher. Zuletzt ſo-
gar wurde ein jeder der einen Einwurf vorbrachte, von einem nach ihm
auftretenden Deputirten an die Dringlichkeit der Umſtände erinnert
welche die eigentliche Verhandlung unmöglich machten, oder in dieſem
Sinne unterbrochen.
Gr. Baden.
⦻ Heidelberg, 21 März.„Die Freundſchafts-
bündniſſe und Verträge welche Rußland mit den benachbarten Mächten ver-
binden, legen uns die heilige Pflicht auf frühzeitige Anordnungen zu treffen
einen Theil unſerer Truppen auf den Kriegsfuß zu ſtellen um, wenn es die
Umſtände erheiſchen, der verderblichen Ausbreitung der Anarchie einen
feſten Schutz entgegenzuſtellen.“ So ſpricht der ruſſiſche Kaiſer. Wer
ſind die „benachbarten Mächte“ mit denen der Czaar Freundſchaftsbünd-
niſſe und Verträge geſchloſſen hat die ihn ermächtigen den Gedanken aus-
zuſprechen daß ſie ſeine Hülfe in Anſpruch nehmen könnten, und zwar
ſeine Hülfe nicht gegen äußere ſondern gegen innere Gefahr? Iſt es die
Türkei, iſt es Schweden, iſt es der Schah von Perſien oder der Kaiſer
von China? Nächſt dieſen Ländern kennen wir nur zwei Rußland „be-
nachbarte Mächte,“ nämlich Preußen und Oeſterreich. Könnte Rußland
wirklich gewagt haben zwei deutſche Staaten, die beiden Hauptmächte
Deutſchlands, zu verdächtigen daß ſie ſich auf moskowitiſchen Beiſtand
ſtützen könnten, gegenüber den Forderungen ihrer eigenen Völker? Es
klingt wie eine Unmöglichkeit, aber es iſt wahr. Ja, Rußland hat ſich
erkühnt zwei deutſche Regierungen ſolcher Schuld anzuklagen. Ruſſen
im Lande als Damm gegen die große, die gewaltige Bewegung des deut-
ſchen Volkes! Der bloße Gedanke iſt eine Schmach der jeden Blutstro-
pfen in uns zur Empörung treibt. Ruſſen im Lande zur Wiederher-
ſtellung deſſen was man in St. Petersburg geſetzliche Ordnung nennt!
Eine ſolche Drohung verlangt eine tödtliche Erwiederung, und eine tödt-
liche Erwiederung wird es ſeyn wenn das Volk in Preußen und Oeſter-
reich ausſpricht wie es von Rußland denkt, und was es von ſeinen
Kriegsrüſtungen hält. Es iſt eine Ehrenpflicht für einen jeden von
uns zu reden. Die Preſſe wird zunächſt ihre Schuldigkeit thun. Wir
haben aber auch die feſte Zuverſicht daß jede Stadt, jede ſtändiſche Ver-
ſammlung, jede Behörde die in öffentlichen Dingen eine Stimme hat,
mit aller Kraft der ſittlichen Entrüſtung und des beleidigten National-
gefühls den ruſſiſchen Drohungen entgegentreten wird. Dem Ukas des
Czaren wird von den Deutſchen die Antwort werden die ihm gebührt.
Die Regierungen von Preußen und Oeſterreich aber werden hoffentlich
dieſe Antwort nicht abwarten um ihrerſeits jene Schmach zurückzu-
weiſen.
K. Sachſen.
In Leipzig fand am 18 März (im Odeonsſaale) eine
Arbeiterverſammlung ſtatt, an welcher gegen 2500 Arbeiter theilnahmen.
Ein Schriftſetzer Namens Skrobek war Hauptredner. Er beantragte die
Bildung eines Geſellenvereins und ſprach ſich dabei gegen den Commu-
nismus aus, was noch drei andere Arbeiter nach ihm thaten. Zuletzt
beantragte Skrobek eine Petition an das Miniſterium, worin um Aner-
kennung des vierten Standes und Errichtung eines Arbeiterminiſteriums
gebeten werden ſolle. Letzterer Gegenſtand wurde auf den 25 zu weite-
rer Debatte vertagt.
Hannover.
* Hannover, 19 März.Auch wir hier rücken unſerm
Ziele immer näher. In meinem geſtrigen Schreiben hatte ich berichtet wie
die Adreſſe der Bürgerſchaft an den Magiſtrat wegen der allgemeinen
und beſondern Deſiderien die an den König zu ſtellen ſeyen, nebſt der die-
ſelbe befürwortenden Petition des Magiſtrats von einer Deputation der
Bürgerſchaft und dem Magiſtrate unter Begleitung mehrerer tauſend
Bürger am 17 d. dem König überbracht wurde, wie der König, wirklich
krank und bettlägerig, die Annahme der Deputation verweigert, auf den
nachdrücklichen Wunſch der verſammelten Menge aber die Petition
dem Könige vom Cabinetsrath v. Münchhauſen eingehändigt und vor-
geleſen wurde, wie darauf der Cabinetsrath v. Münchhauſen der draußen
harrenden Menge eröffnete: „daß der König einen Theil der an ihn ge-
richteten Bitten, nämlich um Preßfreiheit, Anerkennung des Aſſociations-
rechts, Amneſtie und Rehabilitation der wegen politiſcher Vergehen Ver-
*) Wir haben das bereits von München aus gemeldet.
**) Die Hauptbeſtimmungen ſind: der Ablöſungspreis des Zehnten iſt der
16fache Reinertrag, für andere Grundlaſten der 12fache, beide in 25
Jahreszielern zu entrichten.
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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