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Allgemeine Zeitung, Nr. 82, 25. März 1900.

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München, Sonntag Allgemeine Zeitung 25. März 1900. Nr. 82.

rirtem Sprit hatte eine Beeinträchtigung dieses hochwill-
kommenen Erträgnisses zur Folge, der nur durch Preis-
erhöhung oder aber durch Festlegung der Inlandproduktion
vorgebeugt werden kann. Man zog den letzteren Weg vor
und der Ständerath stellte nun deren Maximum auf 25,000
Hektoliter fest.

Belgien.
Seilerstrike.

In Hamme bei Termonde striken,
wie schon gemeldet, die Seiler einer großen Fabrik. Die Aus-
ständigen waren aufänglich ruhig. Der Bürgermeister der Ort-
schaft hatte die Vermittlung in die Hand genommen, fand jedoch
bei den Fabrikbesitzern keinen Auklang. Darauf zogen die
Strikenden, etwa 2000 Personen, vor die Wohnungen der
Besitzer, zertümmerten die Feuster und verursachten
argen Schaden Die herbeieilende Gendarmerie griff nun
die tobende Menge an und verwundete Einige. Die Ankunft
eines telegraphisch herbeigerufenen Bataillous Infanterie
stellte die Ruhe her. Die Fabrik erklärt sich nun bereit, den
Tagelohn auf 2 Fr. 10 Cts. zu erhöhen. In der Kammer er-
griff gestern der bekannte Genter Sozialist Auseele Partei für
die Strikenden. Die Regierung versprach, ihr Bestes zur
Sicherung des Friedens zu thun.



Der Krieg in Südafrika.

Sun Der Vertranensmann der Herren Rhodes und Cham-
berlain, der Gouverneur des Kaplandes, Sir Alfred Milner,
ist im Begriff, sich zu Lord Roberts zu begeben. Er ist
in dem Ort Dordrecht eingetroffen, von wo er über Aliwal-
North nach der eroberten Hauptstadt des Oranje-Staates
reisen wird Sonderbarer Art müssen die Gefühle sein, mit
denen Hr. Milner die Reise macht. Vor Jahresfrist begab
er sich auf Einladung des Präsidenten Steijn nach Bloem-
fontein um mit ihm neue Verhandlungen zu sühren zu dem
Ende, den Krieg zu vermeiden Das wenigstens war das
Ziel, das Steijn verfolgte, nicht der Zweck, den Milner hatte,
der, kaum in der Kapstadt angelangt Depeschen über seine
Unterhandlungen nach London sandte, die im Unterhause als
Fälschungen gebrandmarkt worden sind. Doch dergleichen
sicht einen Mann wie Milner so wenig an, wie der Beweis
seiner Mitschuld am Jameson-Einfall Hrn. Chamberlain in
seinem Gemüth und in seiner Position erschüttert hat. Milner
ist ein überaus begabter Streber. Nach Vollendung seiner
Studien in Oxford, wo er alle Examina mit Glanz bestand,
machte er sich zunächst als geschickter Journalist bekannt und
erschien dann bei mehreren Wahlkampagnen an der Seite des
radikalen Führers John Morley. Aber als damals, 1896,
Gladstone mit seiner Home Rule-Bill vortrat und der Wind
im Lande umschlug da hielt es der junge Politiker für an-
gemessen, des klugen Chamberlain Veispiel schnellstens zu
folgen und auch nach der rechten Seite abzuschwenken Sein
Muth wurde belohut. Wir finden ihn alsbald wieder als
Kabinetschef des alten Goschen, des heutigen Lords der
Admiralität, der damals Schatzkanzler war. Milner saß nun
im Sattel und verstand zu reiten. Wenige Jahre später
übernimmt er das Amt des Unterstaatssekretärs des Finanz-
ministeriums von Aegypten und stattet den Dank für seine
Berufung ab in einem dicken Werke über das Aufblühen
Aegyptens unter englischer Herrschaft. Nachdem er 1891,
nach London zurückgekehrt, den verantwortungsreichen Posten
des Generaldirektors der Stenern übernommen und mehrere
Jahre geführt hatte, glaubte 1896 Chamberlain -- es war
nach dem mißglückten Jameson-Einfall! -- in dem jungen
Milner den rechten Mann für Südafrika gefunden zu haben.
Und er hat ihn wahrhaftig gefunden! Sir Alfred Milner
war vollauf geeignet, den alten 72 jährigen Sir Herkules
Robinson (jetzt Lord Rosmead) zu ersetzen, der damals
Gouverneur des Kaplandes war. So kam Sir Alfred nach
Südafrika. Er hat den Erwartungen Chamberlaius vollauf
entsprochen, denn größere Zweizüngigkeit und Skrupellosig-
keit hat auch sein Meister nicht an den Tag gelegt. Während
Milner gewandt und geschmeidig sich mit dem Kammerpräsi-
denten des Kaplandes, Schreiuer, und mehreren Vertretern
des Bond gut stellte, organisirte er die Südafrika-Liga, die
den Zweck hat, das Land zu anglisiren. Während er mit
Steiju und Fischer über die Erhaltung des Friedens ver-
handelte, sandte er fabrizirte Telegramme nach London,
welche Chamberlain stets neue Handhaben gegen die Buren-
republiken boten und ihm den Weg zeigten zu neuen maß-
losen Forderungen, die natürlich abgelehut werden mußten
und wodurch auf beiden Seiten die Erbitterung gesteigert
wurde. Und während Milner durch die Kaplandspresse die
Afrikander über die Absichten der Londoner Regierung zu
beruhigen und im Dunkeln zu halten suchte, veranlaßten
seine Agenten die großen Straßentumulte in Johannesburg,
jene bekannten Kundgebungen für die Rechte der Uitlanders,
bei welchen die Massenpetitionen an die Königin zustande
kamen.

Diese Thatsachen gehören zur Lebensgeschichte Sir Alfred
Milners und zur Geschichte der englischen Politik in Süd-
afrika. Vorläusig hat diese Politik den Erfolg zu verzeichnen,
daß in der Oranje-Hauptstadt ein englisches Armeekorps steht.
Gonverneur Milner ist unterwegs, sich die "neue Provinz"
der Kapkolonie unter den neuen Verhältnissen anzusehen, zu
deren Schaffung er so viel beigetragen hat. Er hat es ver-
dient, in Bloemfontein bei seinem Einzuge ein Dankestele-
gramm von Rhodes und Chamberlain vorzufinden!

Sun Die neueste Nummer des New-Yorker "Morgen-
Journal" enthält folgende Mittheilung: C. W. Vanderhoog,
der amerikanische Vertreter der Interessen der Südafrikanischen
Republiken in Washington und Baltimore, hat soeben von
der Transvaal-Regierung Information erhalten, die es klar
macht, daß die Briten seit längerer Zeit mit den Franen
der Buren kämpften. In der offiziellen Liste der Buren-
verluste bis zum 15. Januar sind die Namen von 40 Franen,
die von englischen Kugeln getödtet oder verwundet wurden,
eingetragen. Das Alter der Jüngsten wird auf 13 Jahre
angegeben und das Alter der Aeltesten auf 29 Jahre. Wie
viele Frauen seit dem 15. Januar getödtet wurden, kann nur
gemuthmaßt werden.

Tel. Amtlich werden die Ge-
rüchte von der Niederlage Gatacre's dementirt, dagegen
soll Oberst Plumer von einer Buren-Abtheilung unter dem
Befehl des Kommandanten Eloss bei Gaberones einge-
schlossen sein.

Tel. Das Reuter'sche Bureau
meldet aus Springfontein vom 23. März: Nach hier
eingetroffenen Nachrichten ist ein Kommando von 500 Buren
unter Vanderpost, das bei Fauresmith steht, entschlossen,
bis zum äußersten zu kämpfen. Kommandant Olivier, der
[Spaltenumbruch] von General Brabant bei Aliwalnorth geschlagen wurde, flieht
in der Richtung auf Sandriver mit 300 Mann und 70 Wagen.
Die meisten seiner Truppen ließen ihn schon früher im Stich.
Oliviers Lage ist bedenklich.

Tel. Das Neuter'sche Bureau
meldet aus Carnarvon vom 23. März: Von Upington
kommende Flüchtlinge theilen mit, daß die Aufständischen sich
zwischen Kenhordt und Vanwyksolei verschanzten, um
den vorrückenden britischen Truppen Widerstand zu leisten.

Tel. Die "Pol. Korr." theilt
mit: Die Antwort der österreichisch-ungarischen Regierung auf
das ihr im Wege des Berliner Kabinets zugegangene Er-
suchen der südafrikanischen Republiken um Ver-
mittlung zur Herstellung des Friedeus
ist der
Regierung der Freistaaten auf gleichem Weg ertheilt worden.
Diese Antwort hat im wesentlichen folgenden Gedankengang:
Oesterreich-Ungarn würde lebhaft wünschen, daß dem Blut-
vergießen in Südafrika ein Ende gesetzt und der Frieden her-
gestellt wird. Es wäre gern bereit, zur Erreichung dieses
Zieles beizutragen. Für eine Vermittlungsaktion wäre aber
nur dann eine Möglichkeit geboten, wenn bei beiden krieg-
führenden Parteien eine Geneigtheit zur Zulassung einer Ver-
mittlung bestände. Da aber diese Bedingung nicht gegeben
sei, sei die österreichisch-ungarische Regierung nicht in der
Lage, dem Ansuchen der südafrikanischen Republiken zu ent-
sprechen.



Bayerische Chronik.

* Hof- und Personalnachrichten.

Bei Sr. kgl. Hoh.
dem Prinz-Regenten waren heute zur Tafel geladen:
Heinrich Frhr. v. Schmidt, kgl. ord. Professor an der Tech-
nischen Hochschule; Johann Starklauf, kgl. Geistl. Rath,
Domkapitular in Eichstätt; Gabriel Max, kgl. Professor und
Historienmaler; Hans v. Bartels, kgl. Professor und Kunst-
maler; Andersen-Lundby, kgl. Professor und Kunstmaler;
Anton Stadler, kgl. Professor und Kunstmaler; Hermann
Hahn, Bildhauer. -- Prinz und Prinzessin Ludwig empfangen
morgen Sonntag Nachmittag, den päpstlichen Hausprälaten und
Domkapitular in Regensburg, kgl. Kämmerer Frhrn. v. Ow,
den Kommandeur der 4. Kavallerie-Brigade, v. Le Bret, und
den Oberamtsrichter Oberlandesgerichtsrath Schuster von
Lindan in Audienz. -- Fürst und Fürstin v. d. Leyen trafen
gestern von Schloß Waal hier ein, nahmen im Hotel Marien-
bad Wohnung und sind heute wieder abgereist. -- Hauptmann
Langheld der Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika ist hier
angekommen und im Hotel Vier Jahreszeiten abgestiegen. --
Gutsbesitzer Albrecht Frhr. v. Stotzingen in Steißlingen
(Baden) verlobte sich mit Elisabeth Gräfin v. Rechberg und
Rothenlöwen
Tochter des kgl. Majors a l. s. und Guts-
besitzers Ernst Grafen v. Rechberg und Rothenlöwen hier. --
Gestorben ist in München der kgl. Oberstleutnant a. D.
Maximilian Salzberger im 56. Lebensjahre.

* Generaldirektion der Staatsbahnen.

Die aus
der "Augsb. Postztg." von uns mit Quellenangabe über-
nommene Meldung, daß Hr. Regierungsdirektor Pernwerth
v. Bärnstein
demnächst in Pension zu gehen beabsichtige,
ist, wie uns von zuständiger Seite mitgetheilt wird, un-
richtig. Der hochverdieute Beamte war an einem nervösen
Beinübel erkrankt, ist jetzt jedoch erfreulicherweise soweit wieder
hergestellt, daß er in Bälde seine Dienstgeschäfte wieder anf-
nehmen kann.

l. Hundertjähriges Jubiläum der Artillerie-
werkstätten.

Die Artilleriewerkstätten begingen heute das
100jährige Jubiläum ihres Bestehens. Hervorgegangen sind
diese bekanntlich aus der alten Ouvriers-Kompagnie,
die am 25. März 1800 als 11. Kompagnie des Artillerie-
Regiments errichtet wurde. Der erste Chef der Ouvriers-
Kompagnie war Christoph Reichenbach, der Vater des be-
rühmten Mechanikers und Optikers Georg v. Reichenbach,
der mit 28 Jahren zum Hauptmann in der Ouvriers-Kom-
pagnie befördert, später den Militärdienst verließ und 1826
als kgl. bayer. Generaldirektor des Straßen- und Wasser-
baues, sowie des Salinenwesens starb. Die Bestimmung der
Ouvriers-Kompagnie war die Fertigung von Laffeten und
Fahrzeugen der Artillerie, später auch von Truppen- und
Trainfahrzeugen, ferner Fertigung von Lanzen, Kürassen,
Säbeln, Gewehrschäften, Gegenständen der Pulvermühle, des
Laboratoriums und der Salpeterraffinerie. Am 16. Juni
1817 wurde eine zweite Ouvriers-Kompagnie errichtet, da
nach den großen Verlusten in den Napoleonischen Kriegen
der Ersatz des bayerischen Armeematerials intensiv betrieben
wurde. Später wurde diese Kompagnie wieder aufgelöst.
Waren früher die Maschinen durch Wasserkraft, bezw. durch
Schwungräder mit Handbetrieb angetrieben worden, so brachte
das Jahr 1856 eine einschneidende Neuerung, indem die erste
Dampfmaschine zur Aufstellung gelangte. Der Krieg von
1870/71 war in umfangreichem Maße ein Prüfstein für die
Leistungsfähigkeit der Ouvriers-Werkstätten und hat das in
letzteren hergestellte Material und die Ausrüstung hinsichtlich
der Ausführung und Dauerhaftigkeit allen Anforderungen ent-
sprochen. Mit der Neuformation der Armee erfolgte vom
1. April 1872 die formelle Aenderung der Umbezeichnung der
Onvriers-Werkstätten zu "Artillerie-Werkstätten". Am
1. Januar 1874 wurde die Zeughaushanptdirektion, der die
Ouvriers-Kompagnie unterstanden batte, aufgelöst und die
Direktion der Artillerie-Werkstätten geschaffen. Am
1. Oktober 1878 endlich wurde die Ouvriers-Kompagnie auf-
gelöst. Ein Theil der Unteroffiziere und Mannschaften trat
als Zivilarbeiter in die Artilleriewerkstätten und bildet noch
heute einen Stamm bewährter Meister und tüchtiger Arbeiter.
Am heutigen festlichen Tage erhoben sich an der Zufahrt-
straße und auf dem Fabrikhofe hohe Masten, von denen die
weiß-blauen Fahnen lustig im Scheine der Frühlingssonne
wehten. Tannengewinde rankten sich von Mast zu Mast.
Sehr hübsch war die Dekoration im Hofe, auf dem Nach-
mittags 3 Uhr der Festakt stattfand. In der Mitte einer
halbrunden Estrade hob sich die Büste Sr. kgl. Hoh. des
Prinz-Regenten gegen den aus Zierpflanzen gebildeten
Hintergrund wirkungsvoll ab. Ein kleines Blumenparterre
breitete sich vor der Büste aus, während zwei ruhende bron-
zeue Löwen die Mitteltreppe der Estrade flankirten, vor der
rechts und links zwei Schnellfeuergeschütze aufgefahren waren.
Ein Tannengewölbe, das in einer Königskrone gipfelte, ragte
über der Estrade empor, die für den Regenten, die Mitglieder des
königlichen Hauses und die Ehrengäste bestimmt war. Zu beiden
Seiten des Hofes hatten die Offiziere, Ingenieure, Unter-
offiziere und Arbeiter, sowie etwa 180 alte Ouvriers, die zum
Feste herbeigeeilt waren, Aufstellung genommen, während der
Estrade gegenüber das Musikkorps des 1. Feld-Artillerie-
Regiments in Parade stand. Allmählich fanden sich die
[Spaltenumbruch] Ehrengäste, darunter der Kriegsminister, General der In-
fanterie Frhr. v. Asch, der Stadtkommandant, General der
Kavallerie Frhr. v. Steinling, der Inspekteur der Fuß-
Artillerie, Generakleutnant v. Keller, mit zahlreichen Gene-
ralen und Offizieren aller Wafsengatlungen ein. Dann er-
schienen die Prinzen Ludwig, Rupprecht, Leopold
(dieser in Artillerie-Uniform) und Arnulf. Um 3 Uhr fuhr
Se. kgl. Hoh. der Prinz-Regent in Begleitung des General-
leutnants Frhrn. v. Branca in einer a la Daumont be-
spannten Hofequipage, der ein Piqueur voraufritt, an. Stür-
mische Hochrufe hießen ihn herzlich willkommen, während das
Musikkorps Fanfaren blies. Als der Prinz-Regent, der
gleichfalls in Artillerie-Uniform erschienen war, mit den
Prinzen und den Ehrengästen, unter denen sich auch Bürger-
meister v. Borscht als Vertreter der Stadt befand, auf der
Estrade Platz genommen, hielt der Direktor der Artillerie-
Werkstätten, Hauptmann Ries, folgende Ansprache:

"100 Jahre schließen sich heute, seitdem S. M. König
Max I. durch Errichtung der damaligen Ouvriers-Kom-
pagnie des kurbayerischen Artillerie-Regiments den Grund-
stock zu den heutigen Artillerie-Werkstätten legte. Aus den
kleinen handwerksmäßigen Anfängen ist schritthaltend mit
der Entwicklung der bayerischen Armee, ein großes Institut
erwachsen, ausgerüstet mit allen Hülfsmitteln moderner
Technik. Freudigen Herzens feiern wir heute diesen Jubel-
tag, vor allem tiefbewegt durch die Antheilnahme, die unser
allergnädigster Kriegsherr unserm Fest entgegenbringt.
Dürfen wir doch daraus die Ueberzeugung schöpfen, daß
es uns beschieden ist, den uns im Organismus der
bayerischen Artillerie und der Armee zugewiesenen Platz
voll auszufüllen. Es haben ja früher Augehörige der
Artillerie-Werkstätten, die ehemaligen Ouvriers, in allen
Feldzügen des Jahrhunderts sich vor dem Feinde ehren-
volle Auszeichnungen erworben und damit bewiesen, daß
auch hier militärische Tugenden gepflegt werden. Gleich-
wohl liegt es in der Natur der Dinge, daß
uns an den kriegerischen Aufgaben der Armee kein
unmittelbarer, persönlicher Antheil gebührt. Jedoch sind wir
stets auf unsre gesonderte Pflicht bedacht, dem Heere seine
Streitmittel zuzuführen und so behülflich zu sein, das
Schwert, das den heimischen Herd vertheidigt, scharf zu
machen und zu erhalten. Und wenn einst wieder bayerische
Kanonen dem Feind entgegenrasseln, dann wird, so hoffen
wir, unsre stille, oft wenig gekannte Friedensarbeit sich be-
lohnen und ihr bescheiden Theil dazu beitragen, das Sieges-
reis an die weißblauen Fahnen zu knüpfen. In dieser
feierlichen Stunde dürfen wir das Gelöbniß erneuern, der
Erfüllung unsrer Pflicht unsre ganze Kraft zu weihen zum
Wohle des Heeres, des Vaterlandes und des königlichen
Hauses. Stets wollen wir eingedenk sein des stolzen
Wortes, mit denen einst der scheidende Artilleriekorps-
kommandant, unser erhabener Kriegsherr, seinen Tages-
befehl schloß: "Ich erwarte, daß die bayerische
Artillerie jederzeit ihre makellose Ehre wahrt
und ihrem hohen Beruf voll entspreche.
" Dies
Gelöbniß, unsern Dank und unsre Ehrfurcht wollen wir
zusammenklingen lassen in dem Ruf: "Se. kgl. Hoheit
der Prinz-Regent lebe hoch!
"

Das Hoch fand begeisterten Wiederhall in der Festver-
sammlung. Nachdem die letzten Klänge der Nationalhymne
verklungen waren, erwiderte Se. kgl. Hoheit der Prinz-
Regent
etwa folgendes:

Er erinnere sich mit Freuden der Zeit, da ihm als
Artilleriekorpskommandanten die Ouvriers-Kompagnie unter-
stellt war. Er habe deren Thätigkeit schätzen und achten
gelernt und er auerkenne die Verdienste der Institution um
die bayerische Wehrkraft. Er sei davon überzeugt, daß Alle
auch in der Folge dem guten Rufe der Anstalt Ehren
machen werden.

Hierauf überreichte der Regent dem Unterdirektor der
Werkstätten Hauptmann Fink das Ritterkreuz 2. Klasse des
Militärverdienstordens. Ferner wurden verliehen dem Ober-
meister Geiger das Militärverdienstkreuz, dem Meister-
gehülfen Ullmann, sowie den Vorarbeitern Steurer und
Edenharder die bronzene Medaille des Michaelsordens;
deuselben Orden erhielt der älteste noch lebende ehemalige
Onvrierskorporal Müller. Nach Vertheilung der Orden
schritt der Regent mit den Prinzen die Fronten der Fest-
theilnehmer ab und hatte bei dieser Gelegenheit für manchen
schlichten Arbeiter und alten Ouvrier herzliche Worte. --
Daran schloß sich die Besichtigung der Ausstellung von
älteren und neueren Erzengnissen des Instituts, unter denen
wir insbesondere Entwürfe hervorheben, die Prinz Luitpold
als Artilleriekorps-Kommandant genehmigte. Von brausen-
den Hochrufen begleitet, verließ der Regent kurz nach 4 Uhr
die Artillerie-Werkstätten. -- Der Direktor der Artilleriewerk-
stätten Hauptmann Ries erließ heute einen Direktions-
befehl,
in dem er die Augestellten der Artilleriewerkstätten
zu dem Jubeltage beglückwünscht. Jeder Arbeiter erhielt
heute als Festgeschenk je 3 M. und die Festschrift, die
in dienstlichem Auftrage von Hauptmann z. D. A. Sendtner,
Vorstand des Konstruktionsbureaus, verfaßt ist. -- Heute Abend
fand ein Fest auf dem Löwenbränkeller statt.

C. H. Neue Schnellzugsverbindung München-
Mailand.

Vom 1. Mai d. J. ab verkehren zwischen München
und Mailand über Lindau-Zürich-St. Gotthard neue direkte
Schnellzüge
mit 15 stündiger Fahrzeit. Neben dieser Ver-
bindung besteht, und zwar bis Ende Mai, eine direkte täg-
liche Verbindung zwischen München und Mailand durch den
über den Brenner verkehrenden Nord-Süd-Expreßzug, der
die Strecke München-Mailand in 12 Stunden, die Strecke
Mailand-München in 121/2 Stunden zurücklegt.

u. Die Isarthalbahn hat ihren Fahrplan für
den Sommer
bereits fertiggestellt. Es werden an Werktagen
4, an Sonntagen 5 Züge bis Kochel, je 3 tägliche Züge bis
und ab Wolfratshaufen, 3 Sonntagszüge bis und ab Beuer-
berg, 3 solche bis und ab Ebenhausen, 19 tägliche Züge
(Motorwagen) bis Grünwald und ebensoviele zurück, 29 täg-
liche Züge bis Pullach und ebensoviele zurück und je zwei
tägliche Züge nach Thalkirchen und zurück fahren; außerdem
noch Sonn- und Feiertags bei günstiger Witterung je ein
Zug nach Wolfratshausen und zurück, somit 114 tägliche
und 18 Sonntagszüge, also 132 Züge an schönen Sonn-
und Feiertagen. Ohne die Doppelbahn bis Grünwald
wäre ein solch dichter Betrieb undenkbar. An Sonn- und
Feiertagen werden neben den elektrischen Zügen zwischen
Isarthalbahnhof und Grünwald noch Dampflokomotivzüge
gefahren.

Hd. Einbruch.

In der Nacht vom Freitag auf Samstag
wurde ein Einbruch in das Kassenlokal der städtischen Handels-
schule an der Herrenstraße verübt und hiebei rund 700 M.
gestohlen. Von dem Dieb hat man zur Zeit noch keine Spur.

München, Sonntag Allgemeine Zeitung 25. März 1900. Nr. 82.

rirtem Sprit hatte eine Beeinträchtigung dieſes hochwill-
kommenen Erträgniſſes zur Folge, der nur durch Preis-
erhöhung oder aber durch Feſtlegung der Inlandproduktion
vorgebeugt werden kann. Man zog den letzteren Weg vor
und der Ständerath ſtellte nun deren Maximum auf 25,000
Hektoliter feſt.

Belgien.
Seilerſtrike.

In Hamme bei Termonde ſtriken,
wie ſchon gemeldet, die Seiler einer großen Fabrik. Die Aus-
ſtändigen waren aufänglich ruhig. Der Bürgermeiſter der Ort-
ſchaft hatte die Vermittlung in die Hand genommen, fand jedoch
bei den Fabrikbeſitzern keinen Auklang. Darauf zogen die
Strikenden, etwa 2000 Perſonen, vor die Wohnungen der
Beſitzer, zertümmerten die Feuſter und verurſachten
argen Schaden Die herbeieilende Gendarmerie griff nun
die tobende Menge an und verwundete Einige. Die Ankunft
eines telegraphiſch herbeigerufenen Bataillous Infanterie
ſtellte die Ruhe her. Die Fabrik erklärt ſich nun bereit, den
Tagelohn auf 2 Fr. 10 Cts. zu erhöhen. In der Kammer er-
griff geſtern der bekannte Genter Sozialiſt Auſeele Partei für
die Strikenden. Die Regierung verſprach, ihr Beſtes zur
Sicherung des Friedens zu thun.



Der Krieg in Südafrika.

☉ Der Vertranensmann der Herren Rhodes und Cham-
berlain, der Gouverneur des Kaplandes, Sir Alfred Milner,
iſt im Begriff, ſich zu Lord Roberts zu begeben. Er iſt
in dem Ort Dordrecht eingetroffen, von wo er über Aliwal-
North nach der eroberten Hauptſtadt des Oranje-Staates
reiſen wird Sonderbarer Art müſſen die Gefühle ſein, mit
denen Hr. Milner die Reiſe macht. Vor Jahresfriſt begab
er ſich auf Einladung des Präſidenten Steijn nach Bloem-
fontein um mit ihm neue Verhandlungen zu ſühren zu dem
Ende, den Krieg zu vermeiden Das wenigſtens war das
Ziel, das Steijn verfolgte, nicht der Zweck, den Milner hatte,
der, kaum in der Kapſtadt angelangt Depeſchen über ſeine
Unterhandlungen nach London ſandte, die im Unterhauſe als
Fälſchungen gebrandmarkt worden ſind. Doch dergleichen
ſicht einen Mann wie Milner ſo wenig an, wie der Beweis
ſeiner Mitſchuld am Jameſon-Einfall Hrn. Chamberlain in
ſeinem Gemüth und in ſeiner Poſition erſchüttert hat. Milner
iſt ein überaus begabter Streber. Nach Vollendung ſeiner
Studien in Oxford, wo er alle Examina mit Glanz beſtand,
machte er ſich zunächſt als geſchickter Journaliſt bekannt und
erſchien dann bei mehreren Wahlkampagnen an der Seite des
radikalen Führers John Morley. Aber als damals, 1896,
Gladſtone mit ſeiner Home Rule-Bill vortrat und der Wind
im Lande umſchlug da hielt es der junge Politiker für an-
gemeſſen, des klugen Chamberlain Veiſpiel ſchnellſtens zu
folgen und auch nach der rechten Seite abzuſchwenken Sein
Muth wurde belohut. Wir finden ihn alsbald wieder als
Kabinetschef des alten Goſchen, des heutigen Lords der
Admiralität, der damals Schatzkanzler war. Milner ſaß nun
im Sattel und verſtand zu reiten. Wenige Jahre ſpäter
übernimmt er das Amt des Unterſtaatsſekretärs des Finanz-
miniſteriums von Aegypten und ſtattet den Dank für ſeine
Berufung ab in einem dicken Werke über das Aufblühen
Aegyptens unter engliſcher Herrſchaft. Nachdem er 1891,
nach London zurückgekehrt, den verantwortungsreichen Poſten
des Generaldirektors der Stenern übernommen und mehrere
Jahre geführt hatte, glaubte 1896 Chamberlain — es war
nach dem mißglückten Jameſon-Einfall! — in dem jungen
Milner den rechten Mann für Südafrika gefunden zu haben.
Und er hat ihn wahrhaftig gefunden! Sir Alfred Milner
war vollauf geeignet, den alten 72 jährigen Sir Herkules
Robinſon (jetzt Lord Rosmead) zu erſetzen, der damals
Gouverneur des Kaplandes war. So kam Sir Alfred nach
Südafrika. Er hat den Erwartungen Chamberlaius vollauf
entſprochen, denn größere Zweizüngigkeit und Skrupelloſig-
keit hat auch ſein Meiſter nicht an den Tag gelegt. Während
Milner gewandt und geſchmeidig ſich mit dem Kammerpräſi-
denten des Kaplandes, Schreiuer, und mehreren Vertretern
des Bond gut ſtellte, organiſirte er die Südafrika-Liga, die
den Zweck hat, das Land zu angliſiren. Während er mit
Steiju und Fiſcher über die Erhaltung des Friedens ver-
handelte, ſandte er fabrizirte Telegramme nach London,
welche Chamberlain ſtets neue Handhaben gegen die Buren-
republiken boten und ihm den Weg zeigten zu neuen maß-
loſen Forderungen, die natürlich abgelehut werden mußten
und wodurch auf beiden Seiten die Erbitterung geſteigert
wurde. Und während Milner durch die Kaplandspreſſe die
Afrikander über die Abſichten der Londoner Regierung zu
beruhigen und im Dunkeln zu halten ſuchte, veranlaßten
ſeine Agenten die großen Straßentumulte in Johannesburg,
jene bekannten Kundgebungen für die Rechte der Uitlanders,
bei welchen die Maſſenpetitionen an die Königin zuſtande
kamen.

Dieſe Thatſachen gehören zur Lebensgeſchichte Sir Alfred
Milners und zur Geſchichte der engliſchen Politik in Süd-
afrika. Vorläuſig hat dieſe Politik den Erfolg zu verzeichnen,
daß in der Oranje-Hauptſtadt ein engliſches Armeekorps ſteht.
Gonverneur Milner iſt unterwegs, ſich die „neue Provinz“
der Kapkolonie unter den neuen Verhältniſſen anzuſehen, zu
deren Schaffung er ſo viel beigetragen hat. Er hat es ver-
dient, in Bloemfontein bei ſeinem Einzuge ein Dankestele-
gramm von Rhodes und Chamberlain vorzufinden!

☉ Die neueſte Nummer des New-Yorker „Morgen-
Journal“ enthält folgende Mittheilung: C. W. Vanderhoog,
der amerikaniſche Vertreter der Intereſſen der Südafrikaniſchen
Republiken in Waſhington und Baltimore, hat ſoeben von
der Transvaal-Regierung Information erhalten, die es klar
macht, daß die Briten ſeit längerer Zeit mit den Franen
der Buren kämpften. In der offiziellen Liſte der Buren-
verluſte bis zum 15. Januar ſind die Namen von 40 Franen,
die von engliſchen Kugeln getödtet oder verwundet wurden,
eingetragen. Das Alter der Jüngſten wird auf 13 Jahre
angegeben und das Alter der Aelteſten auf 29 Jahre. Wie
viele Frauen ſeit dem 15. Januar getödtet wurden, kann nur
gemuthmaßt werden.

Tel. Amtlich werden die Ge-
rüchte von der Niederlage Gatacre’s dementirt, dagegen
ſoll Oberſt Plumer von einer Buren-Abtheilung unter dem
Befehl des Kommandanten Eloſſ bei Gaberones einge-
ſchloſſen ſein.

Tel. Das Reuter’ſche Bureau
meldet aus Springfontein vom 23. März: Nach hier
eingetroffenen Nachrichten iſt ein Kommando von 500 Buren
unter Vanderpoſt, das bei Faureſmith ſteht, entſchloſſen,
bis zum äußerſten zu kämpfen. Kommandant Olivier, der
[Spaltenumbruch] von General Brabant bei Aliwalnorth geſchlagen wurde, flieht
in der Richtung auf Sandriver mit 300 Mann und 70 Wagen.
Die meiſten ſeiner Truppen ließen ihn ſchon früher im Stich.
Oliviers Lage iſt bedenklich.

Tel. Das Neuter’ſche Bureau
meldet aus Carnarvon vom 23. März: Von Upington
kommende Flüchtlinge theilen mit, daß die Aufſtändiſchen ſich
zwiſchen Kenhordt und Vanwykſolei verſchanzten, um
den vorrückenden britiſchen Truppen Widerſtand zu leiſten.

Tel. Die „Pol. Korr.“ theilt
mit: Die Antwort der öſterreichiſch-ungariſchen Regierung auf
das ihr im Wege des Berliner Kabinets zugegangene Er-
ſuchen der ſüdafrikaniſchen Republiken um Ver-
mittlung zur Herſtellung des Friedeus
iſt der
Regierung der Freiſtaaten auf gleichem Weg ertheilt worden.
Dieſe Antwort hat im weſentlichen folgenden Gedankengang:
Oeſterreich-Ungarn würde lebhaft wünſchen, daß dem Blut-
vergießen in Südafrika ein Ende geſetzt und der Frieden her-
geſtellt wird. Es wäre gern bereit, zur Erreichung dieſes
Zieles beizutragen. Für eine Vermittlungsaktion wäre aber
nur dann eine Möglichkeit geboten, wenn bei beiden krieg-
führenden Parteien eine Geneigtheit zur Zulaſſung einer Ver-
mittlung beſtände. Da aber dieſe Bedingung nicht gegeben
ſei, ſei die öſterreichiſch-ungariſche Regierung nicht in der
Lage, dem Anſuchen der ſüdafrikaniſchen Republiken zu ent-
ſprechen.



Bayeriſche Chronik.

* Hof- und Perſonalnachrichten.

Bei Sr. kgl. Hoh.
dem Prinz-Regenten waren heute zur Tafel geladen:
Heinrich Frhr. v. Schmidt, kgl. ord. Profeſſor an der Tech-
niſchen Hochſchule; Johann Starklauf, kgl. Geiſtl. Rath,
Domkapitular in Eichſtätt; Gabriel Max, kgl. Profeſſor und
Hiſtorienmaler; Hans v. Bartels, kgl. Profeſſor und Kunſt-
maler; Anderſen-Lundby, kgl. Profeſſor und Kunſtmaler;
Anton Stadler, kgl. Profeſſor und Kunſtmaler; Hermann
Hahn, Bildhauer. — Prinz und Prinzeſſin Ludwig empfangen
morgen Sonntag Nachmittag, den päpſtlichen Hausprälaten und
Domkapitular in Regensburg, kgl. Kämmerer Frhrn. v. Ow,
den Kommandeur der 4. Kavallerie-Brigade, v. Le Bret, und
den Oberamtsrichter Oberlandesgerichtsrath Schuſter von
Lindan in Audienz. — Fürſt und Fürſtin v. d. Leyen trafen
geſtern von Schloß Waal hier ein, nahmen im Hotel Marien-
bad Wohnung und ſind heute wieder abgereist. — Hauptmann
Langheld der Schutztruppe in Deutſch-Oſtafrika iſt hier
angekommen und im Hotel Vier Jahreszeiten abgeſtiegen. —
Gutsbeſitzer Albrecht Frhr. v. Stotzingen in Steißlingen
(Baden) verlobte ſich mit Eliſabeth Gräfin v. Rechberg und
Rothenlöwen
Tochter des kgl. Majors à l. s. und Guts-
beſitzers Ernſt Grafen v. Rechberg und Rothenlöwen hier. —
Geſtorben iſt in München der kgl. Oberſtleutnant a. D.
Maximilian Salzberger im 56. Lebensjahre.

* Generaldirektion der Staatsbahnen.

Die aus
der „Augsb. Poſtztg.“ von uns mit Quellenangabe über-
nommene Meldung, daß Hr. Regierungsdirektor Pernwerth
v. Bärnſtein
demnächſt in Penſion zu gehen beabſichtige,
iſt, wie uns von zuſtändiger Seite mitgetheilt wird, un-
richtig. Der hochverdieute Beamte war an einem nervöſen
Beinübel erkrankt, iſt jetzt jedoch erfreulicherweiſe ſoweit wieder
hergeſtellt, daß er in Bälde ſeine Dienſtgeſchäfte wieder anf-
nehmen kann.

l. Hundertjähriges Jubiläum der Artillerie-
werkſtätten.

Die Artilleriewerkſtätten begingen heute das
100jährige Jubiläum ihres Beſtehens. Hervorgegangen ſind
dieſe bekanntlich aus der alten Ouvriers-Kompagnie,
die am 25. März 1800 als 11. Kompagnie des Artillerie-
Regiments errichtet wurde. Der erſte Chef der Ouvriers-
Kompagnie war Chriſtoph Reichenbach, der Vater des be-
rühmten Mechanikers und Optikers Georg v. Reichenbach,
der mit 28 Jahren zum Hauptmann in der Ouvriers-Kom-
pagnie befördert, ſpäter den Militärdienſt verließ und 1826
als kgl. bayer. Generaldirektor des Straßen- und Waſſer-
baues, ſowie des Salinenweſens ſtarb. Die Beſtimmung der
Ouvriers-Kompagnie war die Fertigung von Laffeten und
Fahrzeugen der Artillerie, ſpäter auch von Truppen- und
Trainfahrzeugen, ferner Fertigung von Lanzen, Küraſſen,
Säbeln, Gewehrſchäften, Gegenſtänden der Pulvermühle, des
Laboratoriums und der Salpeterraffinerie. Am 16. Juni
1817 wurde eine zweite Ouvriers-Kompagnie errichtet, da
nach den großen Verluſten in den Napoleoniſchen Kriegen
der Erſatz des bayeriſchen Armeematerials intenſiv betrieben
wurde. Später wurde dieſe Kompagnie wieder aufgelöst.
Waren früher die Maſchinen durch Waſſerkraft, bezw. durch
Schwungräder mit Handbetrieb angetrieben worden, ſo brachte
das Jahr 1856 eine einſchneidende Neuerung, indem die erſte
Dampfmaſchine zur Aufſtellung gelangte. Der Krieg von
1870/71 war in umfangreichem Maße ein Prüfſtein für die
Leiſtungsfähigkeit der Ouvriers-Werkſtätten und hat das in
letzteren hergeſtellte Material und die Ausrüſtung hinſichtlich
der Ausführung und Dauerhaftigkeit allen Anforderungen ent-
ſprochen. Mit der Neuformation der Armee erfolgte vom
1. April 1872 die formelle Aenderung der Umbezeichnung der
Onvriers-Werkſtätten zu „Artillerie-Werkſtätten“. Am
1. Januar 1874 wurde die Zeughaushanptdirektion, der die
Ouvriers-Kompagnie unterſtanden batte, aufgelöst und die
Direktion der Artillerie-Werkſtätten geſchaffen. Am
1. Oktober 1878 endlich wurde die Ouvriers-Kompagnie auf-
gelöst. Ein Theil der Unteroffiziere und Mannſchaften trat
als Zivilarbeiter in die Artilleriewerkſtätten und bildet noch
heute einen Stamm bewährter Meiſter und tüchtiger Arbeiter.
Am heutigen feſtlichen Tage erhoben ſich an der Zufahrt-
ſtraße und auf dem Fabrikhofe hohe Maſten, von denen die
weiß-blauen Fahnen luſtig im Scheine der Frühlingsſonne
wehten. Tannengewinde rankten ſich von Maſt zu Maſt.
Sehr hübſch war die Dekoration im Hofe, auf dem Nach-
mittags 3 Uhr der Feſtakt ſtattfand. In der Mitte einer
halbrunden Eſtrade hob ſich die Büſte Sr. kgl. Hoh. des
Prinz-Regenten gegen den aus Zierpflanzen gebildeten
Hintergrund wirkungsvoll ab. Ein kleines Blumenparterre
breitete ſich vor der Büſte aus, während zwei ruhende bron-
zeue Löwen die Mitteltreppe der Eſtrade flankirten, vor der
rechts und links zwei Schnellfeuergeſchütze aufgefahren waren.
Ein Tannengewölbe, das in einer Königskrone gipfelte, ragte
über der Eſtrade empor, die für den Regenten, die Mitglieder des
königlichen Hauſes und die Ehrengäſte beſtimmt war. Zu beiden
Seiten des Hofes hatten die Offiziere, Ingenieure, Unter-
offiziere und Arbeiter, ſowie etwa 180 alte Ouvriers, die zum
Feſte herbeigeeilt waren, Aufſtellung genommen, während der
Eſtrade gegenüber das Muſikkorps des 1. Feld-Artillerie-
Regiments in Parade ſtand. Allmählich fanden ſich die
[Spaltenumbruch] Ehrengäſte, darunter der Kriegsminiſter, General der In-
fanterie Frhr. v. Aſch, der Stadtkommandant, General der
Kavallerie Frhr. v. Steinling, der Inſpekteur der Fuß-
Artillerie, Generakleutnant v. Keller, mit zahlreichen Gene-
ralen und Offizieren aller Wafſengatlungen ein. Dann er-
ſchienen die Prinzen Ludwig, Rupprecht, Leopold
(dieſer in Artillerie-Uniform) und Arnulf. Um 3 Uhr fuhr
Se. kgl. Hoh. der Prinz-Regent in Begleitung des General-
leutnants Frhrn. v. Branca in einer à la Daumont be-
ſpannten Hofequipage, der ein Piqueur voraufritt, an. Stür-
miſche Hochrufe hießen ihn herzlich willkommen, während das
Muſikkorps Fanfaren blies. Als der Prinz-Regent, der
gleichfalls in Artillerie-Uniform erſchienen war, mit den
Prinzen und den Ehrengäſten, unter denen ſich auch Bürger-
meiſter v. Borſcht als Vertreter der Stadt befand, auf der
Eſtrade Platz genommen, hielt der Direktor der Artillerie-
Werkſtätten, Hauptmann Ries, folgende Anſprache:

„100 Jahre ſchließen ſich heute, ſeitdem S. M. König
Max I. durch Errichtung der damaligen Ouvriers-Kom-
pagnie des kurbayeriſchen Artillerie-Regiments den Grund-
ſtock zu den heutigen Artillerie-Werkſtätten legte. Aus den
kleinen handwerksmäßigen Anfängen iſt ſchritthaltend mit
der Entwicklung der bayeriſchen Armee, ein großes Inſtitut
erwachſen, ausgerüſtet mit allen Hülfsmitteln moderner
Technik. Freudigen Herzens feiern wir heute dieſen Jubel-
tag, vor allem tiefbewegt durch die Antheilnahme, die unſer
allergnädigſter Kriegsherr unſerm Feſt entgegenbringt.
Dürfen wir doch daraus die Ueberzeugung ſchöpfen, daß
es uns beſchieden iſt, den uns im Organismus der
bayeriſchen Artillerie und der Armee zugewieſenen Platz
voll auszufüllen. Es haben ja früher Augehörige der
Artillerie-Werkſtätten, die ehemaligen Ouvriers, in allen
Feldzügen des Jahrhunderts ſich vor dem Feinde ehren-
volle Auszeichnungen erworben und damit bewieſen, daß
auch hier militäriſche Tugenden gepflegt werden. Gleich-
wohl liegt es in der Natur der Dinge, daß
uns an den kriegeriſchen Aufgaben der Armee kein
unmittelbarer, perſönlicher Antheil gebührt. Jedoch ſind wir
ſtets auf unſre geſonderte Pflicht bedacht, dem Heere ſeine
Streitmittel zuzuführen und ſo behülflich zu ſein, das
Schwert, das den heimiſchen Herd vertheidigt, ſcharf zu
machen und zu erhalten. Und wenn einſt wieder bayeriſche
Kanonen dem Feind entgegenraſſeln, dann wird, ſo hoffen
wir, unſre ſtille, oft wenig gekannte Friedensarbeit ſich be-
lohnen und ihr beſcheiden Theil dazu beitragen, das Sieges-
reis an die weißblauen Fahnen zu knüpfen. In dieſer
feierlichen Stunde dürfen wir das Gelöbniß erneuern, der
Erfüllung unſrer Pflicht unſre ganze Kraft zu weihen zum
Wohle des Heeres, des Vaterlandes und des königlichen
Hauſes. Stets wollen wir eingedenk ſein des ſtolzen
Wortes, mit denen einſt der ſcheidende Artilleriekorps-
kommandant, unſer erhabener Kriegsherr, ſeinen Tages-
befehl ſchloß: „Ich erwarte, daß die bayeriſche
Artillerie jederzeit ihre makelloſe Ehre wahrt
und ihrem hohen Beruf voll entſpreche.
“ Dies
Gelöbniß, unſern Dank und unſre Ehrfurcht wollen wir
zuſammenklingen laſſen in dem Ruf: „Se. kgl. Hoheit
der Prinz-Regent lebe hoch!

Das Hoch fand begeiſterten Wiederhall in der Feſtver-
ſammlung. Nachdem die letzten Klänge der Nationalhymne
verklungen waren, erwiderte Se. kgl. Hoheit der Prinz-
Regent
etwa folgendes:

Er erinnere ſich mit Freuden der Zeit, da ihm als
Artilleriekorpskommandanten die Ouvriers-Kompagnie unter-
ſtellt war. Er habe deren Thätigkeit ſchätzen und achten
gelernt und er auerkenne die Verdienſte der Inſtitution um
die bayeriſche Wehrkraft. Er ſei davon überzeugt, daß Alle
auch in der Folge dem guten Rufe der Anſtalt Ehren
machen werden.

Hierauf überreichte der Regent dem Unterdirektor der
Werkſtätten Hauptmann Fink das Ritterkreuz 2. Klaſſe des
Militärverdienſtordens. Ferner wurden verliehen dem Ober-
meiſter Geiger das Militärverdienſtkreuz, dem Meiſter-
gehülfen Ullmann, ſowie den Vorarbeitern Steurer und
Edenharder die bronzene Medaille des Michaelsordens;
deuſelben Orden erhielt der älteſte noch lebende ehemalige
Onvrierskorporal Müller. Nach Vertheilung der Orden
ſchritt der Regent mit den Prinzen die Fronten der Feſt-
theilnehmer ab und hatte bei dieſer Gelegenheit für manchen
ſchlichten Arbeiter und alten Ouvrier herzliche Worte. —
Daran ſchloß ſich die Beſichtigung der Ausſtellung von
älteren und neueren Erzengniſſen des Inſtituts, unter denen
wir insbeſondere Entwürfe hervorheben, die Prinz Luitpold
als Artilleriekorps-Kommandant genehmigte. Von brauſen-
den Hochrufen begleitet, verließ der Regent kurz nach 4 Uhr
die Artillerie-Werkſtätten. — Der Direktor der Artilleriewerk-
ſtätten Hauptmann Ries erließ heute einen Direktions-
befehl,
in dem er die Augeſtellten der Artilleriewerkſtätten
zu dem Jubeltage beglückwünſcht. Jeder Arbeiter erhielt
heute als Feſtgeſchenk je 3 M. und die Feſtſchrift, die
in dienſtlichem Auftrage von Hauptmann z. D. A. Sendtner,
Vorſtand des Konſtruktionsbureaus, verfaßt iſt. — Heute Abend
fand ein Feſt auf dem Löwenbränkeller ſtatt.

C. H. Neue Schnellzugsverbindung München-
Mailand.

Vom 1. Mai d. J. ab verkehren zwiſchen München
und Mailand über Lindau-Zürich-St. Gotthard neue direkte
Schnellzüge
mit 15 ſtündiger Fahrzeit. Neben dieſer Ver-
bindung beſteht, und zwar bis Ende Mai, eine direkte täg-
liche Verbindung zwiſchen München und Mailand durch den
über den Brenner verkehrenden Nord-Süd-Expreßzug, der
die Strecke München-Mailand in 12 Stunden, die Strecke
Mailand-München in 12½ Stunden zurücklegt.

u. Die Iſarthalbahn hat ihren Fahrplan für
den Sommer
bereits fertiggeſtellt. Es werden an Werktagen
4, an Sonntagen 5 Züge bis Kochel, je 3 tägliche Züge bis
und ab Wolfratshaufen, 3 Sonntagszüge bis und ab Beuer-
berg, 3 ſolche bis und ab Ebenhauſen, 19 tägliche Züge
(Motorwagen) bis Grünwald und ebenſoviele zurück, 29 täg-
liche Züge bis Pullach und ebenſoviele zurück und je zwei
tägliche Züge nach Thalkirchen und zurück fahren; außerdem
noch Sonn- und Feiertags bei günſtiger Witterung je ein
Zug nach Wolfratshauſen und zurück, ſomit 114 tägliche
und 18 Sonntagszüge, alſo 132 Züge an ſchönen Sonn-
und Feiertagen. Ohne die Doppelbahn bis Grünwald
wäre ein ſolch dichter Betrieb undenkbar. An Sonn- und
Feiertagen werden neben den elektriſchen Zügen zwiſchen
Iſarthalbahnhof und Grünwald noch Dampflokomotivzüge
gefahren.

Hd. Einbruch.

In der Nacht vom Freitag auf Samſtag
wurde ein Einbruch in das Kaſſenlokal der ſtädtiſchen Handels-
ſchule an der Herrenſtraße verübt und hiebei rund 700 M.
geſtohlen. Von dem Dieb hat man zur Zeit noch keine Spur.

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Dampfma&#x017F;chine zur Auf&#x017F;tellung gelangte. Der Krieg von<lb/>
1870/71 war in umfangreichem Maße ein Prüf&#x017F;tein für die<lb/>
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&#x017F;traße und auf dem Fabrikhofe hohe Ma&#x017F;ten, von denen die<lb/>
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Ein Tannengewölbe, das in einer Königskrone gipfelte, ragte<lb/>
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Ehrengä&#x017F;te, darunter der Kriegsmini&#x017F;ter, General der In-<lb/>
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Technik. Freudigen Herzens feiern wir heute die&#x017F;en Jubel-<lb/>
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Dürfen wir doch daraus die Ueberzeugung &#x017F;chöpfen, daß<lb/>
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Feldzügen des Jahrhunderts &#x017F;ich vor dem Feinde ehren-<lb/>
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unmittelbarer, per&#x017F;önlicher Antheil gebührt. Jedoch &#x017F;ind wir<lb/>
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Streitmittel zuzuführen und &#x017F;o behülflich zu &#x017F;ein, das<lb/>
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Hau&#x017F;es. Stets wollen wir eingedenk &#x017F;ein des &#x017F;tolzen<lb/>
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&#x017F;ammlung. Nachdem die letzten Klänge der Nationalhymne<lb/>
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Werk&#x017F;tätten Hauptmann <hi rendition="#g">Fink</hi> das Ritterkreuz 2. Kla&#x017F;&#x017F;e des<lb/>
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Onvrierskorporal <hi rendition="#g">Müller.</hi> Nach Vertheilung der Orden<lb/>
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&#x017F;chlichten Arbeiter und alten Ouvrier herzliche Worte. &#x2014;<lb/>
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[6/0006] München, Sonntag Allgemeine Zeitung 25. März 1900. Nr. 82. rirtem Sprit hatte eine Beeinträchtigung dieſes hochwill- kommenen Erträgniſſes zur Folge, der nur durch Preis- erhöhung oder aber durch Feſtlegung der Inlandproduktion vorgebeugt werden kann. Man zog den letzteren Weg vor und der Ständerath ſtellte nun deren Maximum auf 25,000 Hektoliter feſt. Belgien. Seilerſtrike. M. Brüſſel, 23. März. In Hamme bei Termonde ſtriken, wie ſchon gemeldet, die Seiler einer großen Fabrik. Die Aus- ſtändigen waren aufänglich ruhig. Der Bürgermeiſter der Ort- ſchaft hatte die Vermittlung in die Hand genommen, fand jedoch bei den Fabrikbeſitzern keinen Auklang. Darauf zogen die Strikenden, etwa 2000 Perſonen, vor die Wohnungen der Beſitzer, zertümmerten die Feuſter und verurſachten argen Schaden Die herbeieilende Gendarmerie griff nun die tobende Menge an und verwundete Einige. Die Ankunft eines telegraphiſch herbeigerufenen Bataillous Infanterie ſtellte die Ruhe her. Die Fabrik erklärt ſich nun bereit, den Tagelohn auf 2 Fr. 10 Cts. zu erhöhen. In der Kammer er- griff geſtern der bekannte Genter Sozialiſt Auſeele Partei für die Strikenden. Die Regierung verſprach, ihr Beſtes zur Sicherung des Friedens zu thun. Der Krieg in Südafrika. ☉ Der Vertranensmann der Herren Rhodes und Cham- berlain, der Gouverneur des Kaplandes, Sir Alfred Milner, iſt im Begriff, ſich zu Lord Roberts zu begeben. Er iſt in dem Ort Dordrecht eingetroffen, von wo er über Aliwal- North nach der eroberten Hauptſtadt des Oranje-Staates reiſen wird Sonderbarer Art müſſen die Gefühle ſein, mit denen Hr. Milner die Reiſe macht. Vor Jahresfriſt begab er ſich auf Einladung des Präſidenten Steijn nach Bloem- fontein um mit ihm neue Verhandlungen zu ſühren zu dem Ende, den Krieg zu vermeiden Das wenigſtens war das Ziel, das Steijn verfolgte, nicht der Zweck, den Milner hatte, der, kaum in der Kapſtadt angelangt Depeſchen über ſeine Unterhandlungen nach London ſandte, die im Unterhauſe als Fälſchungen gebrandmarkt worden ſind. Doch dergleichen ſicht einen Mann wie Milner ſo wenig an, wie der Beweis ſeiner Mitſchuld am Jameſon-Einfall Hrn. Chamberlain in ſeinem Gemüth und in ſeiner Poſition erſchüttert hat. Milner iſt ein überaus begabter Streber. Nach Vollendung ſeiner Studien in Oxford, wo er alle Examina mit Glanz beſtand, machte er ſich zunächſt als geſchickter Journaliſt bekannt und erſchien dann bei mehreren Wahlkampagnen an der Seite des radikalen Führers John Morley. Aber als damals, 1896, Gladſtone mit ſeiner Home Rule-Bill vortrat und der Wind im Lande umſchlug da hielt es der junge Politiker für an- gemeſſen, des klugen Chamberlain Veiſpiel ſchnellſtens zu folgen und auch nach der rechten Seite abzuſchwenken Sein Muth wurde belohut. Wir finden ihn alsbald wieder als Kabinetschef des alten Goſchen, des heutigen Lords der Admiralität, der damals Schatzkanzler war. Milner ſaß nun im Sattel und verſtand zu reiten. Wenige Jahre ſpäter übernimmt er das Amt des Unterſtaatsſekretärs des Finanz- miniſteriums von Aegypten und ſtattet den Dank für ſeine Berufung ab in einem dicken Werke über das Aufblühen Aegyptens unter engliſcher Herrſchaft. Nachdem er 1891, nach London zurückgekehrt, den verantwortungsreichen Poſten des Generaldirektors der Stenern übernommen und mehrere Jahre geführt hatte, glaubte 1896 Chamberlain — es war nach dem mißglückten Jameſon-Einfall! — in dem jungen Milner den rechten Mann für Südafrika gefunden zu haben. Und er hat ihn wahrhaftig gefunden! Sir Alfred Milner war vollauf geeignet, den alten 72 jährigen Sir Herkules Robinſon (jetzt Lord Rosmead) zu erſetzen, der damals Gouverneur des Kaplandes war. So kam Sir Alfred nach Südafrika. Er hat den Erwartungen Chamberlaius vollauf entſprochen, denn größere Zweizüngigkeit und Skrupelloſig- keit hat auch ſein Meiſter nicht an den Tag gelegt. Während Milner gewandt und geſchmeidig ſich mit dem Kammerpräſi- denten des Kaplandes, Schreiuer, und mehreren Vertretern des Bond gut ſtellte, organiſirte er die Südafrika-Liga, die den Zweck hat, das Land zu angliſiren. Während er mit Steiju und Fiſcher über die Erhaltung des Friedens ver- handelte, ſandte er fabrizirte Telegramme nach London, welche Chamberlain ſtets neue Handhaben gegen die Buren- republiken boten und ihm den Weg zeigten zu neuen maß- loſen Forderungen, die natürlich abgelehut werden mußten und wodurch auf beiden Seiten die Erbitterung geſteigert wurde. Und während Milner durch die Kaplandspreſſe die Afrikander über die Abſichten der Londoner Regierung zu beruhigen und im Dunkeln zu halten ſuchte, veranlaßten ſeine Agenten die großen Straßentumulte in Johannesburg, jene bekannten Kundgebungen für die Rechte der Uitlanders, bei welchen die Maſſenpetitionen an die Königin zuſtande kamen. Dieſe Thatſachen gehören zur Lebensgeſchichte Sir Alfred Milners und zur Geſchichte der engliſchen Politik in Süd- afrika. Vorläuſig hat dieſe Politik den Erfolg zu verzeichnen, daß in der Oranje-Hauptſtadt ein engliſches Armeekorps ſteht. Gonverneur Milner iſt unterwegs, ſich die „neue Provinz“ der Kapkolonie unter den neuen Verhältniſſen anzuſehen, zu deren Schaffung er ſo viel beigetragen hat. Er hat es ver- dient, in Bloemfontein bei ſeinem Einzuge ein Dankestele- gramm von Rhodes und Chamberlain vorzufinden! ☉ Die neueſte Nummer des New-Yorker „Morgen- Journal“ enthält folgende Mittheilung: C. W. Vanderhoog, der amerikaniſche Vertreter der Intereſſen der Südafrikaniſchen Republiken in Waſhington und Baltimore, hat ſoeben von der Transvaal-Regierung Information erhalten, die es klar macht, daß die Briten ſeit längerer Zeit mit den Franen der Buren kämpften. In der offiziellen Liſte der Buren- verluſte bis zum 15. Januar ſind die Namen von 40 Franen, die von engliſchen Kugeln getödtet oder verwundet wurden, eingetragen. Das Alter der Jüngſten wird auf 13 Jahre angegeben und das Alter der Aelteſten auf 29 Jahre. Wie viele Frauen ſeit dem 15. Januar getödtet wurden, kann nur gemuthmaßt werden. d. London, 24. März. Tel. Amtlich werden die Ge- rüchte von der Niederlage Gatacre’s dementirt, dagegen ſoll Oberſt Plumer von einer Buren-Abtheilung unter dem Befehl des Kommandanten Eloſſ bei Gaberones einge- ſchloſſen ſein. * London, 24. März. Tel. Das Reuter’ſche Bureau meldet aus Springfontein vom 23. März: Nach hier eingetroffenen Nachrichten iſt ein Kommando von 500 Buren unter Vanderpoſt, das bei Faureſmith ſteht, entſchloſſen, bis zum äußerſten zu kämpfen. Kommandant Olivier, der von General Brabant bei Aliwalnorth geſchlagen wurde, flieht in der Richtung auf Sandriver mit 300 Mann und 70 Wagen. Die meiſten ſeiner Truppen ließen ihn ſchon früher im Stich. Oliviers Lage iſt bedenklich. * London, 24. März. Tel. Das Neuter’ſche Bureau meldet aus Carnarvon vom 23. März: Von Upington kommende Flüchtlinge theilen mit, daß die Aufſtändiſchen ſich zwiſchen Kenhordt und Vanwykſolei verſchanzten, um den vorrückenden britiſchen Truppen Widerſtand zu leiſten. * Wien, 24. März. Tel. Die „Pol. Korr.“ theilt mit: Die Antwort der öſterreichiſch-ungariſchen Regierung auf das ihr im Wege des Berliner Kabinets zugegangene Er- ſuchen der ſüdafrikaniſchen Republiken um Ver- mittlung zur Herſtellung des Friedeus iſt der Regierung der Freiſtaaten auf gleichem Weg ertheilt worden. Dieſe Antwort hat im weſentlichen folgenden Gedankengang: Oeſterreich-Ungarn würde lebhaft wünſchen, daß dem Blut- vergießen in Südafrika ein Ende geſetzt und der Frieden her- geſtellt wird. Es wäre gern bereit, zur Erreichung dieſes Zieles beizutragen. Für eine Vermittlungsaktion wäre aber nur dann eine Möglichkeit geboten, wenn bei beiden krieg- führenden Parteien eine Geneigtheit zur Zulaſſung einer Ver- mittlung beſtände. Da aber dieſe Bedingung nicht gegeben ſei, ſei die öſterreichiſch-ungariſche Regierung nicht in der Lage, dem Anſuchen der ſüdafrikaniſchen Republiken zu ent- ſprechen. Bayeriſche Chronik. München, 24. März. * Hof- und Perſonalnachrichten.Bei Sr. kgl. Hoh. dem Prinz-Regenten waren heute zur Tafel geladen: Heinrich Frhr. v. Schmidt, kgl. ord. Profeſſor an der Tech- niſchen Hochſchule; Johann Starklauf, kgl. Geiſtl. Rath, Domkapitular in Eichſtätt; Gabriel Max, kgl. Profeſſor und Hiſtorienmaler; Hans v. Bartels, kgl. Profeſſor und Kunſt- maler; Anderſen-Lundby, kgl. Profeſſor und Kunſtmaler; Anton Stadler, kgl. Profeſſor und Kunſtmaler; Hermann Hahn, Bildhauer. — Prinz und Prinzeſſin Ludwig empfangen morgen Sonntag Nachmittag, den päpſtlichen Hausprälaten und Domkapitular in Regensburg, kgl. Kämmerer Frhrn. v. Ow, den Kommandeur der 4. Kavallerie-Brigade, v. Le Bret, und den Oberamtsrichter Oberlandesgerichtsrath Schuſter von Lindan in Audienz. — Fürſt und Fürſtin v. d. Leyen trafen geſtern von Schloß Waal hier ein, nahmen im Hotel Marien- bad Wohnung und ſind heute wieder abgereist. — Hauptmann Langheld der Schutztruppe in Deutſch-Oſtafrika iſt hier angekommen und im Hotel Vier Jahreszeiten abgeſtiegen. — Gutsbeſitzer Albrecht Frhr. v. Stotzingen in Steißlingen (Baden) verlobte ſich mit Eliſabeth Gräfin v. Rechberg und Rothenlöwen Tochter des kgl. Majors à l. s. und Guts- beſitzers Ernſt Grafen v. Rechberg und Rothenlöwen hier. — Geſtorben iſt in München der kgl. Oberſtleutnant a. D. Maximilian Salzberger im 56. Lebensjahre. * Generaldirektion der Staatsbahnen.Die aus der „Augsb. Poſtztg.“ von uns mit Quellenangabe über- nommene Meldung, daß Hr. Regierungsdirektor Pernwerth v. Bärnſtein demnächſt in Penſion zu gehen beabſichtige, iſt, wie uns von zuſtändiger Seite mitgetheilt wird, un- richtig. Der hochverdieute Beamte war an einem nervöſen Beinübel erkrankt, iſt jetzt jedoch erfreulicherweiſe ſoweit wieder hergeſtellt, daß er in Bälde ſeine Dienſtgeſchäfte wieder anf- nehmen kann. l. Hundertjähriges Jubiläum der Artillerie- werkſtätten. Die Artilleriewerkſtätten begingen heute das 100jährige Jubiläum ihres Beſtehens. Hervorgegangen ſind dieſe bekanntlich aus der alten Ouvriers-Kompagnie, die am 25. März 1800 als 11. Kompagnie des Artillerie- Regiments errichtet wurde. Der erſte Chef der Ouvriers- Kompagnie war Chriſtoph Reichenbach, der Vater des be- rühmten Mechanikers und Optikers Georg v. Reichenbach, der mit 28 Jahren zum Hauptmann in der Ouvriers-Kom- pagnie befördert, ſpäter den Militärdienſt verließ und 1826 als kgl. bayer. Generaldirektor des Straßen- und Waſſer- baues, ſowie des Salinenweſens ſtarb. Die Beſtimmung der Ouvriers-Kompagnie war die Fertigung von Laffeten und Fahrzeugen der Artillerie, ſpäter auch von Truppen- und Trainfahrzeugen, ferner Fertigung von Lanzen, Küraſſen, Säbeln, Gewehrſchäften, Gegenſtänden der Pulvermühle, des Laboratoriums und der Salpeterraffinerie. Am 16. Juni 1817 wurde eine zweite Ouvriers-Kompagnie errichtet, da nach den großen Verluſten in den Napoleoniſchen Kriegen der Erſatz des bayeriſchen Armeematerials intenſiv betrieben wurde. Später wurde dieſe Kompagnie wieder aufgelöst. Waren früher die Maſchinen durch Waſſerkraft, bezw. durch Schwungräder mit Handbetrieb angetrieben worden, ſo brachte das Jahr 1856 eine einſchneidende Neuerung, indem die erſte Dampfmaſchine zur Aufſtellung gelangte. Der Krieg von 1870/71 war in umfangreichem Maße ein Prüfſtein für die Leiſtungsfähigkeit der Ouvriers-Werkſtätten und hat das in letzteren hergeſtellte Material und die Ausrüſtung hinſichtlich der Ausführung und Dauerhaftigkeit allen Anforderungen ent- ſprochen. Mit der Neuformation der Armee erfolgte vom 1. April 1872 die formelle Aenderung der Umbezeichnung der Onvriers-Werkſtätten zu „Artillerie-Werkſtätten“. Am 1. Januar 1874 wurde die Zeughaushanptdirektion, der die Ouvriers-Kompagnie unterſtanden batte, aufgelöst und die Direktion der Artillerie-Werkſtätten geſchaffen. Am 1. Oktober 1878 endlich wurde die Ouvriers-Kompagnie auf- gelöst. Ein Theil der Unteroffiziere und Mannſchaften trat als Zivilarbeiter in die Artilleriewerkſtätten und bildet noch heute einen Stamm bewährter Meiſter und tüchtiger Arbeiter. Am heutigen feſtlichen Tage erhoben ſich an der Zufahrt- ſtraße und auf dem Fabrikhofe hohe Maſten, von denen die weiß-blauen Fahnen luſtig im Scheine der Frühlingsſonne wehten. Tannengewinde rankten ſich von Maſt zu Maſt. Sehr hübſch war die Dekoration im Hofe, auf dem Nach- mittags 3 Uhr der Feſtakt ſtattfand. In der Mitte einer halbrunden Eſtrade hob ſich die Büſte Sr. kgl. Hoh. des Prinz-Regenten gegen den aus Zierpflanzen gebildeten Hintergrund wirkungsvoll ab. Ein kleines Blumenparterre breitete ſich vor der Büſte aus, während zwei ruhende bron- zeue Löwen die Mitteltreppe der Eſtrade flankirten, vor der rechts und links zwei Schnellfeuergeſchütze aufgefahren waren. Ein Tannengewölbe, das in einer Königskrone gipfelte, ragte über der Eſtrade empor, die für den Regenten, die Mitglieder des königlichen Hauſes und die Ehrengäſte beſtimmt war. Zu beiden Seiten des Hofes hatten die Offiziere, Ingenieure, Unter- offiziere und Arbeiter, ſowie etwa 180 alte Ouvriers, die zum Feſte herbeigeeilt waren, Aufſtellung genommen, während der Eſtrade gegenüber das Muſikkorps des 1. Feld-Artillerie- Regiments in Parade ſtand. Allmählich fanden ſich die Ehrengäſte, darunter der Kriegsminiſter, General der In- fanterie Frhr. v. Aſch, der Stadtkommandant, General der Kavallerie Frhr. v. Steinling, der Inſpekteur der Fuß- Artillerie, Generakleutnant v. Keller, mit zahlreichen Gene- ralen und Offizieren aller Wafſengatlungen ein. Dann er- ſchienen die Prinzen Ludwig, Rupprecht, Leopold (dieſer in Artillerie-Uniform) und Arnulf. Um 3 Uhr fuhr Se. kgl. Hoh. der Prinz-Regent in Begleitung des General- leutnants Frhrn. v. Branca in einer à la Daumont be- ſpannten Hofequipage, der ein Piqueur voraufritt, an. Stür- miſche Hochrufe hießen ihn herzlich willkommen, während das Muſikkorps Fanfaren blies. Als der Prinz-Regent, der gleichfalls in Artillerie-Uniform erſchienen war, mit den Prinzen und den Ehrengäſten, unter denen ſich auch Bürger- meiſter v. Borſcht als Vertreter der Stadt befand, auf der Eſtrade Platz genommen, hielt der Direktor der Artillerie- Werkſtätten, Hauptmann Ries, folgende Anſprache: „100 Jahre ſchließen ſich heute, ſeitdem S. M. König Max I. durch Errichtung der damaligen Ouvriers-Kom- pagnie des kurbayeriſchen Artillerie-Regiments den Grund- ſtock zu den heutigen Artillerie-Werkſtätten legte. Aus den kleinen handwerksmäßigen Anfängen iſt ſchritthaltend mit der Entwicklung der bayeriſchen Armee, ein großes Inſtitut erwachſen, ausgerüſtet mit allen Hülfsmitteln moderner Technik. Freudigen Herzens feiern wir heute dieſen Jubel- tag, vor allem tiefbewegt durch die Antheilnahme, die unſer allergnädigſter Kriegsherr unſerm Feſt entgegenbringt. Dürfen wir doch daraus die Ueberzeugung ſchöpfen, daß es uns beſchieden iſt, den uns im Organismus der bayeriſchen Artillerie und der Armee zugewieſenen Platz voll auszufüllen. Es haben ja früher Augehörige der Artillerie-Werkſtätten, die ehemaligen Ouvriers, in allen Feldzügen des Jahrhunderts ſich vor dem Feinde ehren- volle Auszeichnungen erworben und damit bewieſen, daß auch hier militäriſche Tugenden gepflegt werden. Gleich- wohl liegt es in der Natur der Dinge, daß uns an den kriegeriſchen Aufgaben der Armee kein unmittelbarer, perſönlicher Antheil gebührt. Jedoch ſind wir ſtets auf unſre geſonderte Pflicht bedacht, dem Heere ſeine Streitmittel zuzuführen und ſo behülflich zu ſein, das Schwert, das den heimiſchen Herd vertheidigt, ſcharf zu machen und zu erhalten. Und wenn einſt wieder bayeriſche Kanonen dem Feind entgegenraſſeln, dann wird, ſo hoffen wir, unſre ſtille, oft wenig gekannte Friedensarbeit ſich be- lohnen und ihr beſcheiden Theil dazu beitragen, das Sieges- reis an die weißblauen Fahnen zu knüpfen. In dieſer feierlichen Stunde dürfen wir das Gelöbniß erneuern, der Erfüllung unſrer Pflicht unſre ganze Kraft zu weihen zum Wohle des Heeres, des Vaterlandes und des königlichen Hauſes. Stets wollen wir eingedenk ſein des ſtolzen Wortes, mit denen einſt der ſcheidende Artilleriekorps- kommandant, unſer erhabener Kriegsherr, ſeinen Tages- befehl ſchloß: „Ich erwarte, daß die bayeriſche Artillerie jederzeit ihre makelloſe Ehre wahrt und ihrem hohen Beruf voll entſpreche.“ Dies Gelöbniß, unſern Dank und unſre Ehrfurcht wollen wir zuſammenklingen laſſen in dem Ruf: „Se. kgl. Hoheit der Prinz-Regent lebe hoch!“ Das Hoch fand begeiſterten Wiederhall in der Feſtver- ſammlung. Nachdem die letzten Klänge der Nationalhymne verklungen waren, erwiderte Se. kgl. Hoheit der Prinz- Regent etwa folgendes: Er erinnere ſich mit Freuden der Zeit, da ihm als Artilleriekorpskommandanten die Ouvriers-Kompagnie unter- ſtellt war. Er habe deren Thätigkeit ſchätzen und achten gelernt und er auerkenne die Verdienſte der Inſtitution um die bayeriſche Wehrkraft. Er ſei davon überzeugt, daß Alle auch in der Folge dem guten Rufe der Anſtalt Ehren machen werden. Hierauf überreichte der Regent dem Unterdirektor der Werkſtätten Hauptmann Fink das Ritterkreuz 2. Klaſſe des Militärverdienſtordens. Ferner wurden verliehen dem Ober- meiſter Geiger das Militärverdienſtkreuz, dem Meiſter- gehülfen Ullmann, ſowie den Vorarbeitern Steurer und Edenharder die bronzene Medaille des Michaelsordens; deuſelben Orden erhielt der älteſte noch lebende ehemalige Onvrierskorporal Müller. Nach Vertheilung der Orden ſchritt der Regent mit den Prinzen die Fronten der Feſt- theilnehmer ab und hatte bei dieſer Gelegenheit für manchen ſchlichten Arbeiter und alten Ouvrier herzliche Worte. — Daran ſchloß ſich die Beſichtigung der Ausſtellung von älteren und neueren Erzengniſſen des Inſtituts, unter denen wir insbeſondere Entwürfe hervorheben, die Prinz Luitpold als Artilleriekorps-Kommandant genehmigte. Von brauſen- den Hochrufen begleitet, verließ der Regent kurz nach 4 Uhr die Artillerie-Werkſtätten. — Der Direktor der Artilleriewerk- ſtätten Hauptmann Ries erließ heute einen Direktions- befehl, in dem er die Augeſtellten der Artilleriewerkſtätten zu dem Jubeltage beglückwünſcht. Jeder Arbeiter erhielt heute als Feſtgeſchenk je 3 M. und die Feſtſchrift, die in dienſtlichem Auftrage von Hauptmann z. D. A. Sendtner, Vorſtand des Konſtruktionsbureaus, verfaßt iſt. — Heute Abend fand ein Feſt auf dem Löwenbränkeller ſtatt. C. H. Neue Schnellzugsverbindung München- Mailand. Vom 1. Mai d. J. ab verkehren zwiſchen München und Mailand über Lindau-Zürich-St. Gotthard neue direkte Schnellzüge mit 15 ſtündiger Fahrzeit. Neben dieſer Ver- bindung beſteht, und zwar bis Ende Mai, eine direkte täg- liche Verbindung zwiſchen München und Mailand durch den über den Brenner verkehrenden Nord-Süd-Expreßzug, der die Strecke München-Mailand in 12 Stunden, die Strecke Mailand-München in 12½ Stunden zurücklegt. u. Die Iſarthalbahn hat ihren Fahrplan für den Sommer bereits fertiggeſtellt. Es werden an Werktagen 4, an Sonntagen 5 Züge bis Kochel, je 3 tägliche Züge bis und ab Wolfratshaufen, 3 Sonntagszüge bis und ab Beuer- berg, 3 ſolche bis und ab Ebenhauſen, 19 tägliche Züge (Motorwagen) bis Grünwald und ebenſoviele zurück, 29 täg- liche Züge bis Pullach und ebenſoviele zurück und je zwei tägliche Züge nach Thalkirchen und zurück fahren; außerdem noch Sonn- und Feiertags bei günſtiger Witterung je ein Zug nach Wolfratshauſen und zurück, ſomit 114 tägliche und 18 Sonntagszüge, alſo 132 Züge an ſchönen Sonn- und Feiertagen. Ohne die Doppelbahn bis Grünwald wäre ein ſolch dichter Betrieb undenkbar. An Sonn- und Feiertagen werden neben den elektriſchen Zügen zwiſchen Iſarthalbahnhof und Grünwald noch Dampflokomotivzüge gefahren. Hd. Einbruch. In der Nacht vom Freitag auf Samſtag wurde ein Einbruch in das Kaſſenlokal der ſtädtiſchen Handels- ſchule an der Herrenſtraße verübt und hiebei rund 700 M. geſtohlen. Von dem Dieb hat man zur Zeit noch keine Spur.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 82, 25. März 1900, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine82_1900/6>, abgerufen am 27.11.2024.