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Allgemeine Zeitung, Nr. 82, 22. März 1848.

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[Spaltenumbruch] Transport durch Maulthiere besorgt wird', und die Kanonen, Hau-
bitzen, Wallslinten und congreve'sche Raketen führen. Im Frieden zählt
die Artillerie 3100, im Felde 6000 Mann. Das Geniecorps wird
außer der nöthigen Anzahl von Officieren durch 1 Sapeurbataillon
zu 620 Mann im Frieden, zu 1000 Mann im Felde gebildet. Das
Fuhrwesencorps besteht im Felde aus 600 Mann.

Aus diesem Ausweise ergibt sich für den Feldfuß eine Totalstärke
der piemontesischen Armee von 76,600 Mann, die, da das Veteranen-
corps in der Stärke von 8300 Mann, und die aus den Ausgedienten
gebildete Miliz, in der Stärke von 36 -- 40,000 Mann, sowie die
10,000 Mann starke Miliz der Insel Sardinien, welche die festen Plätze
zu besetzen und die Küsten zu bewachen haben, nicht hinzugerechnet sind,
ausschließlich zu Operationen im Felde verwendet, und aus der Re-
serve nöthigenfalls noch verstärkt werden können.

Die Armee des Königreichs beider Sicilien nimmt ihrer Stärke
nach den zweiten Rang unter den italienischen Heeren ein. Sie recrutirt
sich theils durch Conscription wie im Königreich diesseits des Pharus,
theils durch freiwilligen Eintritt wie in Sicilien, theils durch Wer-
bung in den katholischen Kantonen der Schweiz. Diese letztern Trup-
pen, ausdauernd und kriegsgeübt, bilden den Kern der neapolitani-
schen Armee, weßhalb sie auch zu den wichtigsten Posten verwendet
werden. Obgleich der neapolitanische Soldat in seinem äußern Auf-
treten bei Paraden etc. ein kriegerisches Ansehen hat, soll er doch nach
dem Ausspruche von Kennern die Kriegsstrapazen gar nicht zu ertragen im
Stande, und Verfehlungen gegen die Disciplin häufig seyn. Die Reiterei
zählt 4040 Pferde und ist durchgängig gut beritten. Der König
selbst ist ein großer Freund militärischer Schauspiele, und nimmt sich
aller Verbesserungen im Militärwesen mit regem Interesse an, na-
mentlich hat die Artillerie in Bezug auf Gleichartigkeit des Materials
unter seiner Regierung wesentliche Fortschritte gemacht. Die Armee,
zu deren Schutzpatronin vermöge k. Befehls die h. Maria ernannt
ist, zerfällt: 1) Infanterie in 2 Regimenter Gardegrenadiere, 1 Garde-
jägerregiment, 13 Linieninfanterieregimenter, 7 Jägerbataillone, und
in 4 Schweizerregimenter, deren Effectivstand sich auf 5808 Mann
beläuft. Die Infanterieregimenter zählen zwei Bataillone zu 6 Com-
pagnien. Die Gesammtstärke der Infanterie beträgt im Frieden 29 --
30,000 Mann. Auf dem Kriegsfuß soll sie nach dem Etat 61,000 Mann
stark seyn, erreicht denselben aber bei weitem nicht.

Die Cavallerie besteht aus 2 Regimentern Gardehusaren, 3 Dra-
goner- und zwei Uhlanenregimentern je zu 4 Schwadronen. Ihre
Stärke beträgt, incl. der Gendarmerie zu Pferd, und der 124 Mann
Brigade, 4040 Pferde, doch soll sie beim Kriegsstand auf 6300 ge-
bracht werden, was aber wegen des schnellen Ankaufs und der Dressur
der Pferde seine eigenen Schwierigkeiten haben möchte. Auf jeden
Fall erscheint das Verhältniß der Reiterei zur Infanterie als zu
gering.

Die neapolitanische Artillerie ist diejenige Waffe welche auch im
Frieden die meisten Fortschritte gemacht hat, sie zählt eine gute An-
zahl intelligenter Officiere in ihren Reihen. Außer der Regiments-
artillerie der Schweizer, die eine Compagnie von 160 Köpfen bil-
dend den 4 Schweizerregimentern zugetheilt ist, und der der Garde
zugetheilten reitenden Artilleriecompagnie von 156, im Felde von 260
Mann, Stärke besteht die Artilleriebrigade aus dem Regimente
des Königs von 1637, und dem der Königin von 1512 Mann. Je-
des Regiment besteht aus 4 Bataillonen, von welchen aber im Fall
eines Feldzuges bloß je zwei auf den Kriegsfuß gesetzt werden. Das
Artillerie-Handwerkerbataillon ist 400, der Train 600 Mann stark.
Das neapolitanische Artilleriesystem ist vorzugsweise dem französischen
nochgebildet. Große Zeughäuser befinden sich zu Neapel, Gaeta,
Capua, Palermo, Messina. Außer dieser Artillerie gibt es noch eine
artigleria littorale, Küstenartillerie die 3300 M. stark zur Bedienung
der Geschütze in den Thürmen und Batterien der Küste bestimmt ist, je-
doch nicht zum stehenden Heer gehört, sondern deren Mitglieder Ufer-
bewohner sind, die, nicht uniformirt, an den Feiertagen zur Bedienung
der Geschütze eingeübt worden, und hauptsächlich zur Verhinderung
von Landungsversuchen der Barbaresken bestimmt waren. Das In-
stitut geräth in neuerer Zeit sehr in Verfall. An weiteren Special-
waffen zählt die neapolitanische Militärmacht eine Handwerkerbrigade,
ein Sapeur-, Mineur- und ein Pionierbataillon Rechnen wir die
Gendarmerie und Veteranenabtheilungen nicht hinzu, so ergibt sich
eine Stärke von ungefähr 40,000 Mann, deren Zahl, obgleich nach
[Spaltenumbruch] den amtlichen Listen sie auf dem Feldfuße 80,000 Mann erreichen
sollte, doch schwerlich sich je über 60 -- 65,000 erheben wird.

Vergleichen wir die Angaben über die sardinische und neapolita-
nische Armee, so kann mit Recht behauptet werden daß die letztere
weder in numerischer Hinsicht noch in Bezug auf Ausbildung, Di-
sciplin, Kriegsgeübtheit ersterer die Spitze bieten könne.

Das päpstliche Heer, die sogenannte Schlüsselarmee, besindet sich
allen Nachrichten nach in keinem einem Feinde Achtung gebietenden
Zustande. Dieß hat sie auch in allen frühern Kämpfen bewiesen. Zwar
hat neuerdings die Volksbewaffnung durch die Einrichtung der Ci-
vica sehr bedeutende Fortschritte gemacht, auch bilden die bei der Re-
gierung im Solde stehenden 4300 Schweizer ein ganz respectables
Corps, allein diese wurden bis daher mehrentheils zur Aufrechthaltung
der Ordnung im Innern verwendet, und ob die Civica und die an-
andern Truppenabtheilungen vor dem Feinde zu gebrauchen sind, dieß
muß der Zukunft anheim gestellt bleiben. Wir geben in nachfolgen-
dem den Stand der päpstlichen Armee: Generalstab und Geniecorps
150 Mann, 2 Grenadierbataillone zu 6 Compagnien 1444, 5 Füst-
lierbataillone 3610, zwei Jägerbataillone 1456, zwei Schweizerregi-
menter 4250, 1 Dragonerregiment zu 4 Schwadronen 734, 1 Schwa-
dron Jäger zu Pferd 263, 1 Bat. Materialartillerie 1000, 1 Com-
pagnie Schweizerartillerie 150 Mann, zusammen 13,057 Mann.

Außerdem besteht noch zur Verrichtung der Polizeidienste 1 Re-
giment Carabiniers zu Fuß und zu Pferd von 2800 Mann, und ein
Corps Bergschützen zur Verrichtung des gleichen Dienstes in den Le-
gationen welche an Neapel gränzen. Als Reserve dienen die päpst-
lichen Freiwilligen, und die Civica welch letztere der Anzahl nach
zwar bedeutend, aber erst im Entstehen begriffen, keineswegs so aus-
gebildet ist daß sie vor dem Feinde gebraucht werden könnte. Ueber-
sehen darf jedoch nicht werden daß seit der Besetzung von Ferrara
der Militärorganisation und ihrer Vervollkommnung viel Aufmerk-
samkeit von Seite der päpstlichen Regierung geschenkt wird, und daß
deßhalb das Heer des Kirchenstaates, wenn auch klein, doch unter
tüchtiger Leitung mit der Zeit eine Achtung gebietende Stellung ein-
nehmen könnte.

Im Großherzogthum Toscana wurde das Militärwesen seit Jah-
ren systematisch vernachlässigt; unter allen europäischen Staaten war
sein stehendes Heer im Verhältniß das kleinste. Es bestand aus dem
Generalstab und der Leibgarde zu 200 Mann, einem Bataillon Garde-
grenadiere zu 500 Mann, 2 Regimentern Insanterie zu 3 Bataillo-
nen zu 6 Compagnien, zusammen 4350 Mann, einem Regiment Jä-
ger zu Pferd mit fast 500 Mann, 1 Bataillon Artillerie zu 8 Com-
pagnien mit einer Feldausrüstung von nur 2 Batterien zu 1000
Mann und, 4 Compagnien Küstenkanoniere auf der Insel Elba zu 500
Mann. Die Streitkräfte des Herzogthums Lucca welche jetzt noch hin-
zukommen, betragen 750 Mann. Als Reserve dienen die 3 Bataillone
freiwilliger Jäger von Pisa, Cecina und Grosetto welche, 1800
Mann stark, bei ungewöhnlichen Vorfällen zusammengerufen wer-
den, und die neuerrichtete Civica, deren Stärke nicht angegeben wer-
den kann. In neuester Zeit hat man in Toscana eingesehen daß das
Militärsystem einer durchgreifenden Reorganisation bedürfe, und deßhalb
die Einleitungen dazu getroffen.

Es bleibt uns jetzt noch übrig die Streitkräfte der Herzogthümer
Parma und Modena anzugeben. In ersterem soll die Stärke des
Truppencontingents eigentlich 3600 Mann betragen, sie übersteigt aber
in Wirklichkeit, wenn wir die Invaliden und Militärzöglinge abrech-
nen, die Zahl von 850 nicht. Die verschiedenen Bestandtheile sind:
1 Bataillon Linieninfanterie zu 480, 2 Compagnien Dragoner zu
230, 1 Compagnie Artillerie zu 70 und 1 Compagnie Hellebardiere
zu 60 Mann. Mit dem Regierungsantrite des neuen Herrschers wird
aber auch wohl in diesem Lande eine Verbesserung und Vermehrung
des Miliärs stattfinden.

In Modena dagegen finden wir im Gegensatze zu Parma einen
weit höhern Militäretat. Er theilt sich daselbst in zwei Kategorien:
in die Linientruppen und in die Landmilizen. Zu erstern gehören
das Generalcommando 3 Mann, die Dragoner zu Pferd und zu Fuß
welche den Polizeidienst versehen 300 Mann, die Palastwache 15 Mann,
die aus Edelleuten bestehende Nobelgarde 110 Mann, die Officiere des
Geniecorps 4 Mann, die Artilleriecompagnie 150 Mann, 2 Grena-
dier- und 7 Füsiliercompagnien 1040 Mann, die Pioniercompagnie
190 Mann, das Veteranencorps 70 Mann, das Jägerbataillon der Pro-

[Spaltenumbruch] Transport durch Maulthiere beſorgt wird’, und die Kanonen, Hau-
bitzen, Wallſlinten und congreve’ſche Raketen führen. Im Frieden zählt
die Artillerie 3100, im Felde 6000 Mann. Das Geniecorps wird
außer der nöthigen Anzahl von Officieren durch 1 Sapeurbataillon
zu 620 Mann im Frieden, zu 1000 Mann im Felde gebildet. Das
Fuhrweſencorps beſteht im Felde aus 600 Mann.

Aus dieſem Ausweiſe ergibt ſich für den Feldfuß eine Totalſtärke
der piemonteſiſchen Armee von 76,600 Mann, die, da das Veteranen-
corps in der Stärke von 8300 Mann, und die aus den Ausgedienten
gebildete Miliz, in der Stärke von 36 — 40,000 Mann, ſowie die
10,000 Mann ſtarke Miliz der Inſel Sardinien, welche die feſten Plätze
zu beſetzen und die Küſten zu bewachen haben, nicht hinzugerechnet ſind,
ausſchließlich zu Operationen im Felde verwendet, und aus der Re-
ſerve nöthigenfalls noch verſtärkt werden können.

Die Armee des Königreichs beider Sicilien nimmt ihrer Stärke
nach den zweiten Rang unter den italieniſchen Heeren ein. Sie recrutirt
ſich theils durch Conſcription wie im Königreich dieſſeits des Pharus,
theils durch freiwilligen Eintritt wie in Sicilien, theils durch Wer-
bung in den katholiſchen Kantonen der Schweiz. Dieſe letztern Trup-
pen, ausdauernd und kriegsgeübt, bilden den Kern der neapolitani-
ſchen Armee, weßhalb ſie auch zu den wichtigſten Poſten verwendet
werden. Obgleich der neapolitaniſche Soldat in ſeinem äußern Auf-
treten bei Paraden ꝛc. ein kriegeriſches Anſehen hat, ſoll er doch nach
dem Ausſpruche von Kennern die Kriegsſtrapazen gar nicht zu ertragen im
Stande, und Verfehlungen gegen die Disciplin häufig ſeyn. Die Reiterei
zählt 4040 Pferde und iſt durchgängig gut beritten. Der König
ſelbſt iſt ein großer Freund militäriſcher Schauſpiele, und nimmt ſich
aller Verbeſſerungen im Militärweſen mit regem Intereſſe an, na-
mentlich hat die Artillerie in Bezug auf Gleichartigkeit des Materials
unter ſeiner Regierung weſentliche Fortſchritte gemacht. Die Armee,
zu deren Schutzpatronin vermöge k. Befehls die h. Maria ernannt
iſt, zerfällt: 1) Infanterie in 2 Regimenter Gardegrenadiere, 1 Garde-
jägerregiment, 13 Linieninfanterieregimenter, 7 Jägerbataillone, und
in 4 Schweizerregimenter, deren Effectivſtand ſich auf 5808 Mann
beläuft. Die Infanterieregimenter zählen zwei Bataillone zu 6 Com-
pagnien. Die Geſammtſtärke der Infanterie beträgt im Frieden 29 —
30,000 Mann. Auf dem Kriegsfuß ſoll ſie nach dem Etat 61,000 Mann
ſtark ſeyn, erreicht denſelben aber bei weitem nicht.

Die Cavallerie beſteht aus 2 Regimentern Gardehuſaren, 3 Dra-
goner- und zwei Uhlanenregimentern je zu 4 Schwadronen. Ihre
Stärke beträgt, incl. der Gendarmerie zu Pferd, und der 124 Mann
Brigade, 4040 Pferde, doch ſoll ſie beim Kriegsſtand auf 6300 ge-
bracht werden, was aber wegen des ſchnellen Ankaufs und der Dreſſur
der Pferde ſeine eigenen Schwierigkeiten haben möchte. Auf jeden
Fall erſcheint das Verhältniß der Reiterei zur Infanterie als zu
gering.

Die neapolitaniſche Artillerie iſt diejenige Waffe welche auch im
Frieden die meiſten Fortſchritte gemacht hat, ſie zählt eine gute An-
zahl intelligenter Officiere in ihren Reihen. Außer der Regiments-
artillerie der Schweizer, die eine Compagnie von 160 Köpfen bil-
dend den 4 Schweizerregimentern zugetheilt iſt, und der der Garde
zugetheilten reitenden Artilleriecompagnie von 156, im Felde von 260
Mann, Stärke beſteht die Artilleriebrigade aus dem Regimente
des Königs von 1637, und dem der Königin von 1512 Mann. Je-
des Regiment beſteht aus 4 Bataillonen, von welchen aber im Fall
eines Feldzuges bloß je zwei auf den Kriegsfuß geſetzt werden. Das
Artillerie-Handwerkerbataillon iſt 400, der Train 600 Mann ſtark.
Das neapolitaniſche Artillerieſyſtem iſt vorzugsweiſe dem franzöſiſchen
nochgebildet. Große Zeughäuſer befinden ſich zu Neapel, Gaëta,
Capua, Palermo, Meſſina. Außer dieſer Artillerie gibt es noch eine
artigleria littorale, Küſtenartillerie die 3300 M. ſtark zur Bedienung
der Geſchütze in den Thürmen und Batterien der Küſte beſtimmt iſt, je-
doch nicht zum ſtehenden Heer gehört, ſondern deren Mitglieder Ufer-
bewohner ſind, die, nicht uniformirt, an den Feiertagen zur Bedienung
der Geſchütze eingeübt worden, und hauptſächlich zur Verhinderung
von Landungsverſuchen der Barbaresken beſtimmt waren. Das In-
ſtitut geräth in neuerer Zeit ſehr in Verfall. An weiteren Special-
waffen zählt die neapolitaniſche Militärmacht eine Handwerkerbrigade,
ein Sapeur-, Mineur- und ein Pionierbataillon Rechnen wir die
Gendarmerie und Veteranenabtheilungen nicht hinzu, ſo ergibt ſich
eine Stärke von ungefähr 40,000 Mann, deren Zahl, obgleich nach
[Spaltenumbruch] den amtlichen Liſten ſie auf dem Feldfuße 80,000 Mann erreichen
ſollte, doch ſchwerlich ſich je über 60 — 65,000 erheben wird.

Vergleichen wir die Angaben über die ſardiniſche und neapolita-
niſche Armee, ſo kann mit Recht behauptet werden daß die letztere
weder in numeriſcher Hinſicht noch in Bezug auf Ausbildung, Di-
ſciplin, Kriegsgeübtheit erſterer die Spitze bieten könne.

Das päpſtliche Heer, die ſogenannte Schlüſſelarmee, beſindet ſich
allen Nachrichten nach in keinem einem Feinde Achtung gebietenden
Zuſtande. Dieß hat ſie auch in allen frühern Kämpfen bewieſen. Zwar
hat neuerdings die Volksbewaffnung durch die Einrichtung der Ci-
vica ſehr bedeutende Fortſchritte gemacht, auch bilden die bei der Re-
gierung im Solde ſtehenden 4300 Schweizer ein ganz reſpectables
Corps, allein dieſe wurden bis daher mehrentheils zur Aufrechthaltung
der Ordnung im Innern verwendet, und ob die Civica und die an-
andern Truppenabtheilungen vor dem Feinde zu gebrauchen ſind, dieß
muß der Zukunft anheim geſtellt bleiben. Wir geben in nachfolgen-
dem den Stand der päpſtlichen Armee: Generalſtab und Geniecorps
150 Mann, 2 Grenadierbataillone zu 6 Compagnien 1444, 5 Füſt-
lierbataillone 3610, zwei Jägerbataillone 1456, zwei Schweizerregi-
menter 4250, 1 Dragonerregiment zu 4 Schwadronen 734, 1 Schwa-
dron Jäger zu Pferd 263, 1 Bat. Materialartillerie 1000, 1 Com-
pagnie Schweizerartillerie 150 Mann, zuſammen 13,057 Mann.

Außerdem beſteht noch zur Verrichtung der Polizeidienſte 1 Re-
giment Carabiniers zu Fuß und zu Pferd von 2800 Mann, und ein
Corps Bergſchützen zur Verrichtung des gleichen Dienſtes in den Le-
gationen welche an Neapel gränzen. Als Reſerve dienen die päpſt-
lichen Freiwilligen, und die Civica welch letztere der Anzahl nach
zwar bedeutend, aber erſt im Entſtehen begriffen, keineswegs ſo aus-
gebildet iſt daß ſie vor dem Feinde gebraucht werden könnte. Ueber-
ſehen darf jedoch nicht werden daß ſeit der Beſetzung von Ferrara
der Militärorganiſation und ihrer Vervollkommnung viel Aufmerk-
ſamkeit von Seite der päpſtlichen Regierung geſchenkt wird, und daß
deßhalb das Heer des Kirchenſtaates, wenn auch klein, doch unter
tüchtiger Leitung mit der Zeit eine Achtung gebietende Stellung ein-
nehmen könnte.

Im Großherzogthum Toscana wurde das Militärweſen ſeit Jah-
ren ſyſtematiſch vernachläſſigt; unter allen europäiſchen Staaten war
ſein ſtehendes Heer im Verhältniß das kleinſte. Es beſtand aus dem
Generalſtab und der Leibgarde zu 200 Mann, einem Bataillon Garde-
grenadiere zu 500 Mann, 2 Regimentern Inſanterie zu 3 Bataillo-
nen zu 6 Compagnien, zuſammen 4350 Mann, einem Regiment Jä-
ger zu Pferd mit faſt 500 Mann, 1 Bataillon Artillerie zu 8 Com-
pagnien mit einer Feldausrüſtung von nur 2 Batterien zu 1000
Mann und, 4 Compagnien Küſtenkanoniere auf der Inſel Elba zu 500
Mann. Die Streitkräfte des Herzogthums Lucca welche jetzt noch hin-
zukommen, betragen 750 Mann. Als Reſerve dienen die 3 Bataillone
freiwilliger Jäger von Piſa, Cecina und Groſetto welche, 1800
Mann ſtark, bei ungewöhnlichen Vorfällen zuſammengerufen wer-
den, und die neuerrichtete Civica, deren Stärke nicht angegeben wer-
den kann. In neueſter Zeit hat man in Toscana eingeſehen daß das
Militärſyſtem einer durchgreifenden Reorganiſation bedürfe, und deßhalb
die Einleitungen dazu getroffen.

Es bleibt uns jetzt noch übrig die Streitkräfte der Herzogthümer
Parma und Modena anzugeben. In erſterem ſoll die Stärke des
Truppencontingents eigentlich 3600 Mann betragen, ſie überſteigt aber
in Wirklichkeit, wenn wir die Invaliden und Militärzöglinge abrech-
nen, die Zahl von 850 nicht. Die verſchiedenen Beſtandtheile ſind:
1 Bataillon Linieninfanterie zu 480, 2 Compagnien Dragoner zu
230, 1 Compagnie Artillerie zu 70 und 1 Compagnie Hellebardiere
zu 60 Mann. Mit dem Regierungsantrite des neuen Herrſchers wird
aber auch wohl in dieſem Lande eine Verbeſſerung und Vermehrung
des Miliärs ſtattfinden.

In Modena dagegen finden wir im Gegenſatze zu Parma einen
weit höhern Militäretat. Er theilt ſich daſelbſt in zwei Kategorien:
in die Linientruppen und in die Landmilizen. Zu erſtern gehören
das Generalcommando 3 Mann, die Dragoner zu Pferd und zu Fuß
welche den Polizeidienſt verſehen 300 Mann, die Palaſtwache 15 Mann,
die aus Edelleuten beſtehende Nobelgarde 110 Mann, die Officiere des
Geniecorps 4 Mann, die Artilleriecompagnie 150 Mann, 2 Grena-
dier- und 7 Füſiliercompagnien 1040 Mann, die Pioniercompagnie
190 Mann, das Veteranencorps 70 Mann, das Jägerbataillon der Pro-

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[0014] Transport durch Maulthiere beſorgt wird’, und die Kanonen, Hau- bitzen, Wallſlinten und congreve’ſche Raketen führen. Im Frieden zählt die Artillerie 3100, im Felde 6000 Mann. Das Geniecorps wird außer der nöthigen Anzahl von Officieren durch 1 Sapeurbataillon zu 620 Mann im Frieden, zu 1000 Mann im Felde gebildet. Das Fuhrweſencorps beſteht im Felde aus 600 Mann. Aus dieſem Ausweiſe ergibt ſich für den Feldfuß eine Totalſtärke der piemonteſiſchen Armee von 76,600 Mann, die, da das Veteranen- corps in der Stärke von 8300 Mann, und die aus den Ausgedienten gebildete Miliz, in der Stärke von 36 — 40,000 Mann, ſowie die 10,000 Mann ſtarke Miliz der Inſel Sardinien, welche die feſten Plätze zu beſetzen und die Küſten zu bewachen haben, nicht hinzugerechnet ſind, ausſchließlich zu Operationen im Felde verwendet, und aus der Re- ſerve nöthigenfalls noch verſtärkt werden können. Die Armee des Königreichs beider Sicilien nimmt ihrer Stärke nach den zweiten Rang unter den italieniſchen Heeren ein. Sie recrutirt ſich theils durch Conſcription wie im Königreich dieſſeits des Pharus, theils durch freiwilligen Eintritt wie in Sicilien, theils durch Wer- bung in den katholiſchen Kantonen der Schweiz. Dieſe letztern Trup- pen, ausdauernd und kriegsgeübt, bilden den Kern der neapolitani- ſchen Armee, weßhalb ſie auch zu den wichtigſten Poſten verwendet werden. Obgleich der neapolitaniſche Soldat in ſeinem äußern Auf- treten bei Paraden ꝛc. ein kriegeriſches Anſehen hat, ſoll er doch nach dem Ausſpruche von Kennern die Kriegsſtrapazen gar nicht zu ertragen im Stande, und Verfehlungen gegen die Disciplin häufig ſeyn. Die Reiterei zählt 4040 Pferde und iſt durchgängig gut beritten. Der König ſelbſt iſt ein großer Freund militäriſcher Schauſpiele, und nimmt ſich aller Verbeſſerungen im Militärweſen mit regem Intereſſe an, na- mentlich hat die Artillerie in Bezug auf Gleichartigkeit des Materials unter ſeiner Regierung weſentliche Fortſchritte gemacht. Die Armee, zu deren Schutzpatronin vermöge k. Befehls die h. Maria ernannt iſt, zerfällt: 1) Infanterie in 2 Regimenter Gardegrenadiere, 1 Garde- jägerregiment, 13 Linieninfanterieregimenter, 7 Jägerbataillone, und in 4 Schweizerregimenter, deren Effectivſtand ſich auf 5808 Mann beläuft. Die Infanterieregimenter zählen zwei Bataillone zu 6 Com- pagnien. Die Geſammtſtärke der Infanterie beträgt im Frieden 29 — 30,000 Mann. Auf dem Kriegsfuß ſoll ſie nach dem Etat 61,000 Mann ſtark ſeyn, erreicht denſelben aber bei weitem nicht. Die Cavallerie beſteht aus 2 Regimentern Gardehuſaren, 3 Dra- goner- und zwei Uhlanenregimentern je zu 4 Schwadronen. Ihre Stärke beträgt, incl. der Gendarmerie zu Pferd, und der 124 Mann Brigade, 4040 Pferde, doch ſoll ſie beim Kriegsſtand auf 6300 ge- bracht werden, was aber wegen des ſchnellen Ankaufs und der Dreſſur der Pferde ſeine eigenen Schwierigkeiten haben möchte. Auf jeden Fall erſcheint das Verhältniß der Reiterei zur Infanterie als zu gering. Die neapolitaniſche Artillerie iſt diejenige Waffe welche auch im Frieden die meiſten Fortſchritte gemacht hat, ſie zählt eine gute An- zahl intelligenter Officiere in ihren Reihen. Außer der Regiments- artillerie der Schweizer, die eine Compagnie von 160 Köpfen bil- dend den 4 Schweizerregimentern zugetheilt iſt, und der der Garde zugetheilten reitenden Artilleriecompagnie von 156, im Felde von 260 Mann, Stärke beſteht die Artilleriebrigade aus dem Regimente des Königs von 1637, und dem der Königin von 1512 Mann. Je- des Regiment beſteht aus 4 Bataillonen, von welchen aber im Fall eines Feldzuges bloß je zwei auf den Kriegsfuß geſetzt werden. Das Artillerie-Handwerkerbataillon iſt 400, der Train 600 Mann ſtark. Das neapolitaniſche Artillerieſyſtem iſt vorzugsweiſe dem franzöſiſchen nochgebildet. Große Zeughäuſer befinden ſich zu Neapel, Gaëta, Capua, Palermo, Meſſina. Außer dieſer Artillerie gibt es noch eine artigleria littorale, Küſtenartillerie die 3300 M. ſtark zur Bedienung der Geſchütze in den Thürmen und Batterien der Küſte beſtimmt iſt, je- doch nicht zum ſtehenden Heer gehört, ſondern deren Mitglieder Ufer- bewohner ſind, die, nicht uniformirt, an den Feiertagen zur Bedienung der Geſchütze eingeübt worden, und hauptſächlich zur Verhinderung von Landungsverſuchen der Barbaresken beſtimmt waren. Das In- ſtitut geräth in neuerer Zeit ſehr in Verfall. An weiteren Special- waffen zählt die neapolitaniſche Militärmacht eine Handwerkerbrigade, ein Sapeur-, Mineur- und ein Pionierbataillon Rechnen wir die Gendarmerie und Veteranenabtheilungen nicht hinzu, ſo ergibt ſich eine Stärke von ungefähr 40,000 Mann, deren Zahl, obgleich nach den amtlichen Liſten ſie auf dem Feldfuße 80,000 Mann erreichen ſollte, doch ſchwerlich ſich je über 60 — 65,000 erheben wird. Vergleichen wir die Angaben über die ſardiniſche und neapolita- niſche Armee, ſo kann mit Recht behauptet werden daß die letztere weder in numeriſcher Hinſicht noch in Bezug auf Ausbildung, Di- ſciplin, Kriegsgeübtheit erſterer die Spitze bieten könne. Das päpſtliche Heer, die ſogenannte Schlüſſelarmee, beſindet ſich allen Nachrichten nach in keinem einem Feinde Achtung gebietenden Zuſtande. Dieß hat ſie auch in allen frühern Kämpfen bewieſen. Zwar hat neuerdings die Volksbewaffnung durch die Einrichtung der Ci- vica ſehr bedeutende Fortſchritte gemacht, auch bilden die bei der Re- gierung im Solde ſtehenden 4300 Schweizer ein ganz reſpectables Corps, allein dieſe wurden bis daher mehrentheils zur Aufrechthaltung der Ordnung im Innern verwendet, und ob die Civica und die an- andern Truppenabtheilungen vor dem Feinde zu gebrauchen ſind, dieß muß der Zukunft anheim geſtellt bleiben. Wir geben in nachfolgen- dem den Stand der päpſtlichen Armee: Generalſtab und Geniecorps 150 Mann, 2 Grenadierbataillone zu 6 Compagnien 1444, 5 Füſt- lierbataillone 3610, zwei Jägerbataillone 1456, zwei Schweizerregi- menter 4250, 1 Dragonerregiment zu 4 Schwadronen 734, 1 Schwa- dron Jäger zu Pferd 263, 1 Bat. Materialartillerie 1000, 1 Com- pagnie Schweizerartillerie 150 Mann, zuſammen 13,057 Mann. Außerdem beſteht noch zur Verrichtung der Polizeidienſte 1 Re- giment Carabiniers zu Fuß und zu Pferd von 2800 Mann, und ein Corps Bergſchützen zur Verrichtung des gleichen Dienſtes in den Le- gationen welche an Neapel gränzen. Als Reſerve dienen die päpſt- lichen Freiwilligen, und die Civica welch letztere der Anzahl nach zwar bedeutend, aber erſt im Entſtehen begriffen, keineswegs ſo aus- gebildet iſt daß ſie vor dem Feinde gebraucht werden könnte. Ueber- ſehen darf jedoch nicht werden daß ſeit der Beſetzung von Ferrara der Militärorganiſation und ihrer Vervollkommnung viel Aufmerk- ſamkeit von Seite der päpſtlichen Regierung geſchenkt wird, und daß deßhalb das Heer des Kirchenſtaates, wenn auch klein, doch unter tüchtiger Leitung mit der Zeit eine Achtung gebietende Stellung ein- nehmen könnte. Im Großherzogthum Toscana wurde das Militärweſen ſeit Jah- ren ſyſtematiſch vernachläſſigt; unter allen europäiſchen Staaten war ſein ſtehendes Heer im Verhältniß das kleinſte. Es beſtand aus dem Generalſtab und der Leibgarde zu 200 Mann, einem Bataillon Garde- grenadiere zu 500 Mann, 2 Regimentern Inſanterie zu 3 Bataillo- nen zu 6 Compagnien, zuſammen 4350 Mann, einem Regiment Jä- ger zu Pferd mit faſt 500 Mann, 1 Bataillon Artillerie zu 8 Com- pagnien mit einer Feldausrüſtung von nur 2 Batterien zu 1000 Mann und, 4 Compagnien Küſtenkanoniere auf der Inſel Elba zu 500 Mann. Die Streitkräfte des Herzogthums Lucca welche jetzt noch hin- zukommen, betragen 750 Mann. Als Reſerve dienen die 3 Bataillone freiwilliger Jäger von Piſa, Cecina und Groſetto welche, 1800 Mann ſtark, bei ungewöhnlichen Vorfällen zuſammengerufen wer- den, und die neuerrichtete Civica, deren Stärke nicht angegeben wer- den kann. In neueſter Zeit hat man in Toscana eingeſehen daß das Militärſyſtem einer durchgreifenden Reorganiſation bedürfe, und deßhalb die Einleitungen dazu getroffen. Es bleibt uns jetzt noch übrig die Streitkräfte der Herzogthümer Parma und Modena anzugeben. In erſterem ſoll die Stärke des Truppencontingents eigentlich 3600 Mann betragen, ſie überſteigt aber in Wirklichkeit, wenn wir die Invaliden und Militärzöglinge abrech- nen, die Zahl von 850 nicht. Die verſchiedenen Beſtandtheile ſind: 1 Bataillon Linieninfanterie zu 480, 2 Compagnien Dragoner zu 230, 1 Compagnie Artillerie zu 70 und 1 Compagnie Hellebardiere zu 60 Mann. Mit dem Regierungsantrite des neuen Herrſchers wird aber auch wohl in dieſem Lande eine Verbeſſerung und Vermehrung des Miliärs ſtattfinden. In Modena dagegen finden wir im Gegenſatze zu Parma einen weit höhern Militäretat. Er theilt ſich daſelbſt in zwei Kategorien: in die Linientruppen und in die Landmilizen. Zu erſtern gehören das Generalcommando 3 Mann, die Dragoner zu Pferd und zu Fuß welche den Polizeidienſt verſehen 300 Mann, die Palaſtwache 15 Mann, die aus Edelleuten beſtehende Nobelgarde 110 Mann, die Officiere des Geniecorps 4 Mann, die Artilleriecompagnie 150 Mann, 2 Grena- dier- und 7 Füſiliercompagnien 1040 Mann, die Pioniercompagnie 190 Mann, das Veteranencorps 70 Mann, das Jägerbataillon der Pro-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 82, 22. März 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine82_1848/14>, abgerufen am 02.10.2024.