Allgemeine Zeitung, Nr. 81, 21. März 1848.[Spaltenumbruch]
Bürger beider Kantone sind, und deßhalb in den Quartieren zu Neuen- ^ Bern, 16 März. Ueber die Sendung des Hrn. Regierungs- [irrelevantes Material]
[Spaltenumbruch]
Bürger beider Kantone ſind, und deßhalb in den Quartieren zu Neuen- △ Bern, 16 März. Ueber die Sendung des Hrn. Regierungs- [irrelevantes Material]
<TEI> <text> <body> <div type="jSupplement" n="1"> <floatingText> <body> <div type="jPoliticalNews" n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <p><pb facs="#f0013" n="1293"/><cb/> Bürger beider Kantone ſind, und deßhalb in den Quartieren zu Neuen-<lb/> burg bloß als Berner angeſehen wurden, Erwähnung finden. Die oben<lb/> angeführte Behauptung des Hrn. v. Sydow iſt demnach unrichtig und<lb/> übertrieben. Selbſt die Mitglieder des Staatsraths welche die Ein-<lb/> quartierung beſorgten, konnten mir nur wenige Beiſpiele einquartierter<lb/> Kantonsfremden anführen. Nach einem Briefe des Hrn. Dubois (An-<lb/> geſtellter bei der neuenburgiſchen Abtheilung des preußiſchen Miniſte-<lb/> riums in Berlin) an Hrn. General Pfuel, welcher im Schloſſe vorge-<lb/> funden worden iſt, hat Hr. Pfuel dem König von Preußen in einer<lb/> beſondern Denkſchrift den Vorſchlag gemacht die Eidgenoſſenſchaft in<lb/> eine Menge kleiner Souveränetäten, welche ſich nach den Bedürfniſſen<lb/> und Localitäten der Landesgegenden frei conſtituiren ſollten, aufzulöſen,<lb/> und zwar mit der Befugniß daß dieſe kleinen Kantönlein unter ſich nach<lb/> Willkür und Gutfinden engere und weitere Bündniſſe (Sonderbünde)<lb/> abſchließen könnten. Hr. Dubois findet dieſen Gedanken ganz vortreff-<lb/> lich, und glaubt daß alsdann Neuenburg, obſchon proteſtantiſch, ſich<lb/> dennoch mit den Urkantonen enger verbinden werde. Man ſteht, es<lb/> war überall auf die Auflöſung und Zertrümmerung der Schweiz abge-<lb/> ſehen. Um die wirkliche Stimmung im Kanton näher zu vernehmen,<lb/> und dem Vorort darüber Bericht abſtatten zu können, werden wir noch<lb/> eine kleine Reiſe durch den Kanton machen. Die vielen Bekannten und<lb/> Freunde welche wir beide in den vielen Kantonstheilen befitzen, und na-<lb/> mentlich meine alten Bekanntſchaften unter den Royaliſten in Le Pont<lb/> und der Umgegend, werden uns dieſe Aufgabe erleichtern. Im allge-<lb/><cb/> meinen habe ich aber ſchon hier die Bemerkung gemacht daß ſelbſt die<lb/> entſchiedenſten Royaliſten für die abgetretene Regierung keine beſondere<lb/> Sympathie haben, wenn ſie nur ihren König behalten könnten, welchem<lb/> ſie alles Gute zuſchreiben. Die meiſten aber wollen ſich gerne fügen,<lb/> ſobald ſie der König ihres Eides entbinden wollte.“ So weit der Brief.<lb/> Der Verfaſſer iſt ein ruhiger, beſonnener und ſtreng rechtlicher Mann,<lb/> fern von aller politiſchen Parteileidenſchaft.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>△ <hi rendition="#b">Bern</hi>, 16 März.</dateline><lb/> <p>Ueber die Sendung des Hrn. Regierungs-<lb/> raths Funk in Auftrag des Vororts nach dem Kanton Uri erfährt man<lb/> noch folgendes. In Fluelen iſt eine Kiſte mit Papieren der Behörden<lb/> des aufgelösten Sonderbundes gefunden worden. Im Landrath von<lb/> Uri waren die Stimmen über die Beſtimmung dieſer Papiere getheilt:<lb/> die einen wollten ſolche dem Vorort übermitteln, die andern dieſelben ver-<lb/> brennen. Da der Fund über manche Verhältniſſe und Plane der Son-<lb/> derbundspartei Aufſchluß geben kann, ſo iſt Hr. Funk hingeſchickt wor-<lb/> den um dieſelben wo möglich nach Bern zu bringen. — Der letzten<lb/> Sonntag in Genf verſammelt geweſene Generalrath hat ſämmtliche<lb/> Mitglieder des Staatsraths, die ihre Entlaſſung eingereicht, mit an<lb/> Einmuth gränzender Mehrheit wieder gewählt; nur Hr. Rilliet-Con-<lb/> ſtant wurde durch Hrn. Guillermet, Uhrenmacher, erſetzt. Hr. James<lb/> Fazy vereinigte bei der Wahl 3767 von 3864 Stimmen auf ſich. Die<lb/> Regierung ſteht alſo wieder feſt. Der Neuenburger Bankier, der ſich<lb/> geſtern hier erſchoſſen hat, heißt Perret.</p> </div> </div> </div><lb/> <div type="jAnnouncements" n="2"> <gap reason="insignificant"/> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [1293/0013]
Bürger beider Kantone ſind, und deßhalb in den Quartieren zu Neuen-
burg bloß als Berner angeſehen wurden, Erwähnung finden. Die oben
angeführte Behauptung des Hrn. v. Sydow iſt demnach unrichtig und
übertrieben. Selbſt die Mitglieder des Staatsraths welche die Ein-
quartierung beſorgten, konnten mir nur wenige Beiſpiele einquartierter
Kantonsfremden anführen. Nach einem Briefe des Hrn. Dubois (An-
geſtellter bei der neuenburgiſchen Abtheilung des preußiſchen Miniſte-
riums in Berlin) an Hrn. General Pfuel, welcher im Schloſſe vorge-
funden worden iſt, hat Hr. Pfuel dem König von Preußen in einer
beſondern Denkſchrift den Vorſchlag gemacht die Eidgenoſſenſchaft in
eine Menge kleiner Souveränetäten, welche ſich nach den Bedürfniſſen
und Localitäten der Landesgegenden frei conſtituiren ſollten, aufzulöſen,
und zwar mit der Befugniß daß dieſe kleinen Kantönlein unter ſich nach
Willkür und Gutfinden engere und weitere Bündniſſe (Sonderbünde)
abſchließen könnten. Hr. Dubois findet dieſen Gedanken ganz vortreff-
lich, und glaubt daß alsdann Neuenburg, obſchon proteſtantiſch, ſich
dennoch mit den Urkantonen enger verbinden werde. Man ſteht, es
war überall auf die Auflöſung und Zertrümmerung der Schweiz abge-
ſehen. Um die wirkliche Stimmung im Kanton näher zu vernehmen,
und dem Vorort darüber Bericht abſtatten zu können, werden wir noch
eine kleine Reiſe durch den Kanton machen. Die vielen Bekannten und
Freunde welche wir beide in den vielen Kantonstheilen befitzen, und na-
mentlich meine alten Bekanntſchaften unter den Royaliſten in Le Pont
und der Umgegend, werden uns dieſe Aufgabe erleichtern. Im allge-
meinen habe ich aber ſchon hier die Bemerkung gemacht daß ſelbſt die
entſchiedenſten Royaliſten für die abgetretene Regierung keine beſondere
Sympathie haben, wenn ſie nur ihren König behalten könnten, welchem
ſie alles Gute zuſchreiben. Die meiſten aber wollen ſich gerne fügen,
ſobald ſie der König ihres Eides entbinden wollte.“ So weit der Brief.
Der Verfaſſer iſt ein ruhiger, beſonnener und ſtreng rechtlicher Mann,
fern von aller politiſchen Parteileidenſchaft.
△ Bern, 16 März.
Ueber die Sendung des Hrn. Regierungs-
raths Funk in Auftrag des Vororts nach dem Kanton Uri erfährt man
noch folgendes. In Fluelen iſt eine Kiſte mit Papieren der Behörden
des aufgelösten Sonderbundes gefunden worden. Im Landrath von
Uri waren die Stimmen über die Beſtimmung dieſer Papiere getheilt:
die einen wollten ſolche dem Vorort übermitteln, die andern dieſelben ver-
brennen. Da der Fund über manche Verhältniſſe und Plane der Son-
derbundspartei Aufſchluß geben kann, ſo iſt Hr. Funk hingeſchickt wor-
den um dieſelben wo möglich nach Bern zu bringen. — Der letzten
Sonntag in Genf verſammelt geweſene Generalrath hat ſämmtliche
Mitglieder des Staatsraths, die ihre Entlaſſung eingereicht, mit an
Einmuth gränzender Mehrheit wieder gewählt; nur Hr. Rilliet-Con-
ſtant wurde durch Hrn. Guillermet, Uhrenmacher, erſetzt. Hr. James
Fazy vereinigte bei der Wahl 3767 von 3864 Stimmen auf ſich. Die
Regierung ſteht alſo wieder feſt. Der Neuenburger Bankier, der ſich
geſtern hier erſchoſſen hat, heißt Perret.
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Zitationshilfe: | Allgemeine Zeitung, Nr. 81, 21. März 1848, S. 1293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine81_1848/13>, abgerufen am 14.06.2024. |