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Allgemeine Zeitung, Nr. 77, 17. März 1848.

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Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.


Freitag Nr. 77. 17 März 1848.
AUGSBURG. Abonnement hier bei der
Zeitungs-Expedition, Preis vierteljäbrig
3 fl. 34 kr., für das ganze Jahr 14 fl. 15 kr.
des 24 fl.-Fusses od. 8 Thir. 41/2 Sgr. pr. C.;
für auswärts bei der hiesigen k. Ober-
postamts-Zeitungs-Expedition, sodann für
Deutschland bei allen Postämtern, ganz-
jährig, halbjährig und bei Beginn der
2ten Hällte jedes Semesters auch viertel-
jährig; für Frankreich in Strassburg bei
G. A. Alexandre, in Paris bei demsel-
ben Nr 23. rue Notre Dame de Nazareth
und bei der deutschen Buchhandlung von
[Spaltenumbruch] [Spaltenumbruch]
F. Klincksieck Nr. 11, rue de Lille, und
bei dem Postamt in Karlsruhe; für Eng-
land bei Williams & Norgate, 14 Hen-
riette-Street, Covent-Garden in London,
für Nordamerika bei den Postämtern Bre-
men u. Hamburg, für Jtalien bei den k. k.
Postämtern zu Bregenz, Jnnsbruck, Vero-
na, Venedig, Triest u. Mailand, für Grie-
chenland u. die Levante etc. bei dem k. k.
Postamt in Triest. Jnserate aller Art werden
aufgenommen und der Raum der dreispal-
tigen Colonelzeile berechnet: im Haupt-
blatt
mit 12 kr., in der Beilage mit 9 kr.
[Spaltenumbruch]
Uebersicht.

Deutschland. München (die Stände und das Ministerproviso-
rium. Neue Beunruhigung); Augsburg (die Bauern und ihre Grund-
herren); Tübingen (die Unruhen in Hechingen. Zweite Adresse);
Stuttgart (Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten. Ministe-
rielle Erklärungen. Erläuterung über die Oesterreicher. Die Unruhen
auf dem Lande); Karlsruhe (an das badische Volk. Welcker zum Ge-
sandten am Bundestag bestimmt zu dem auch Baffermann abgeordnet
wird. Die beabfichtigte Versammlung in Offenburg); Heidelberg (Lola
Montez soll durch Karlsruhe und Heidelberg gekommen seyn); Konstanz
(die republicanischen Wühlereien); Frankfurt (Mahnung zur Mäßigung
und Ordnung); Weimar (Volksbewegungen und Bewilligungen wie
anderwärts); Göttingen (die Aufregung. Adressen); Berlin (Unruhen.
Neuenburg); Posen (auch hier Zugeständnisse); Wien (blutige Conflicte.
Fürst Metternich abgedankt. Preßfreiheit. Niedersetzung
einer Commission für zeitgemäße Reformen
. Gerüchte von
Unruhen in Prag, Pesth, Preßburg und Gratz.)
Großbritannien. Naher Rücktritt des Ministeriums in Aus-
ficht. Lord G. Seymour +. Dr. Hampden.
Frankreich. Deputationen. Abschaffung der körperlichen Strafen
auf der Flotte. Alle Schuldthurmgefangenen entlassen. Geldkrists.
Beilage. Die Entwicklung und Consolidirung des österreichischen
Kaiserstaats. -- Die Grundsätze der Jesuiten und die paritätischen Staa-
ten. -- Fragen an die Zukunft.
Außerordentl. Beilage. Deutschland. (Bamberg und Nürn-
berg: Der Bauernkrieg gegen Gutsherren und Juden. Darmstadt:
Aufruf an die Odenwälder. Leipzig und Dresden: Aufregung. Das
ganze Ministerium geändert). -- Frankreich. Ministerielles Umlauf-
schre iben an die Regierungscommissäre. Geldklemme. -- Schweiz.
Bern (die vorläufigen Beschlüsse über die künftige Repräsentation).
Datum der Börsen: New-York 26 Febr.; Madrid 7; London 11;
Paris 13; Wien 14; Augsburg 16 März.

Deutschland.
Bayern.

Die Abgeordneten un-
serer Ständekammer sind gestern und heute fast alle hier eingetroffen, und
werden sich unverzüglich mit den nöthigen Vorarbeiten befassen; die Er-
öffnung des Landtages selbst aber wird noch mehrere Tage über den
Zeitpunkt hinausgeschoben werden welcher dafür angesetzt war, indem
die Gesetzentwürfe welche das Ministerium den Kammern vorzulegen
hat, theils noch nicht fertig geworden sind, theils, schon fertig, wieder
beseitigt worden seyn sollen um durch neue Bearbeitungen ersetzt zu
werden. Es war dieß übrigens vorauszusehen, da ein rasches und er-
sprießliches Wirken in so wichtigen Angelegenheiten nothwendig durch
Unterbrechungen verkümmert wird, wie sie das Ministerium in letzterer
Zeit erfahren hat, und da überhaupt andere Kräfte und Elemente hiezu
erforderlich find als die aus welchen bis jetzt unser ministerielles Pro-
visorium zusammengesetzt war. Die Punkte welche aber vor allem zur
Vorlage kommen müssen, sind ein neues Wahlgesetz, Ablösung der Feu-
dallaften, Ministerverantwortlichkeit und Volksvertretung beim deutschen
Bunde -- denn zu ihnen drängen unaufhaltsam und unwiderstehlich die
Ereignisse! Die rheinischen Abgeordneten, deren inniges und entschie-
denes Auftreten schon während der früheren Landtage uns von großem
Nutzen gewesen, werden nach unser aller Erwartung auch jetzt unter den
Kämpfern für Erringung der verlangten Rechte und Freiheiten voran-
stehen. Dafür bürgt uns der Ton und Jnhalt der Adresse welche sie
aus ihrem Kreise mitgebracht haben und welche sie morgen, begleitet von
einer Deputation von etwa 50 Bürgern der Rheinpfalz, persönlich dem
[Spaltenumbruch] König einhändigen werden. -- Die Aufregung und Unruhe auf dem Lande
ist auch bei uns fortwährend im Steigen; so scheinen neben den bereits
bekannten Fällen auch in dem benachbarten Fürstenfeldbruck Unruhen
ausgebrochen zu seyn, ähnlich denen welche uns seit einiger Zeit aus
allen Theilen des südwestlichen Deutschlands berichtet werden. Darauf
deutet die heute Mittags zwischen 10 und 11 Uhr plötzlich verfügte und
sogleich ausgeführte Absendung einer Compagnie des hiefigen zweiten
Regimentes mittels Eisenbahn nach genanntem Orte. Das in Neuburg
garnisonirende Bataillon der Linie hat Marschbefehl nach Speyer er-
halten.


Bei der ständischen Einweisungscommis-
sion haben sich bereits die zur Constituirung der Kammer der Abgeord-
neten nöthigen Mitglieder angemeldet. Ebenso befinden sich so viele
Reicheräthe hier als zu diesem Zweck in der ersten Kammer erforderlich
find, die feierliche Eröffnung des Landtags dürfte sonach schon in den
ersten Tagen künftiger Woche stattfinden. Gestern Abend fand eine
Bürgerversammlung statt in welcher die Abfassung einer Adresse an die
Stände des Reichs besprochen wurde, in derselben soll die feste Erwar-
tung ausgesprochen werden daß die Stände dem in sie gesetzten Vertrauen
nachkommen. Die hier anwesenden mit einer außerordentlichen Mis-
sion beauftragten Abgeordneten süddeutscher Staaten beabfichtigten schon
heute und zwar ohne Erfolg unsere Stadt zu verlaffen; dem Kronprinzen
soll es jedoch durch seine Einwirkung gelungen seyn die Unterhandlungen
noch einmal in Gang zu bringen. -- Jn dem nahe gelegenen Landgerichte
Bruck befürchtete man heute Unruhen, namentlich soll es auf die Person
des Landrichters abgesehen seyn, es find deßhalb heute Vormittag mit-
telft Eisenbahn von der hiefigen Garnison 100 Mann dorthin abgegan-
gen. -- Das Nachsuchen nach der Gräfin Landsfeld, die man in den letz-
ten Tagen in der Umgegend (Fürstenried) vermuthete, dauert noch
immer fort; gestern Abend verbreitete sich das Gerücht sie befinde sich in
ihrer ehemaligen Wohnung; sogleich wurde Nachsuchung gehalten, nicht
allein von der Polizei, sondern auch von Seiten der Studirenden, allein
die "Dame" war nirgends zu finden. Heute Nachmittag belagerte ein
Haufen Personen aus allen Ständen das Haus in welchem sie das letzte-
mal arretirt wurde. Es wurde gleichfalls nachgesucht, und zwar bei allen
Einwohnern, die mit der größten Bereitwilligkeit ihre Thüren öffneten,
aber auch hier war sie nicht zu finden, obgleich man behauptete sie habe
aus dem Fenster gesehen. Allem nach ist es nicht unwahrscheinlich daß
fie sich in der Nähe Münchens aufhält; übrigens wäre es ein wahnsinni-
ges Unternehmen von ihr, wenn sie es wagen würde sich noch einmal hier
zu zeigen. Staatsrath Berks soll zuweilen incognito hieher kommen.
Man schließt daraus daß diese Partei noch nicht alle Machinationen auf-
gegeben habe.


Vor wenigen Minuten
zog ein Menschenhaufen vor das Polizeigebäude, in der Meinung die
Gräfin Landsfeld befinde sich dort. Man warf sämmtliche Fenster ein,
und benutzte die dort vor den Brauhäusern befindlichen Wagen zu Ver-
rammlungen. Die Residenz zu welcher die Leute sodann ziehen wollten
ist bereits durch Militär abgesperrt. Der Haufen hat sich jetzt wahrschein-
lich nach der Barerstraße begeben. Man spricht von Verwundungen die
vor der Residenz, wo einige eindringen wollten, vorgefallen seyen. Gott
weiß was die nächsten Stunden bringen. Das Volk hat alles Vertrauen
verloren, da die letzten Tage gezeigt haben daß in Beziehung auf die
Gräfin zu gelind verfahren wurde. Hoffen wir daß der wohlthätige
Eindruck der Stände des Reichs die Wolken zerstreuen werde, welche
abermals die so gebieterisch nothwendige Einigkeit zu stören drohen!


Unter dem mancherlei
Hauskreuz das gegenwärtig auf uns lastet ist eines das wir im ver-
gangenen Februar glücklich und für alle Zeiten abgeschüttelt zu haben


[Spaltenumbruch]
Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchſten Privilegien.


Freitag Nr. 77. 17 März 1848.
AUGSBURG. Abonnement hier bei der
Zeitungs-Expedition, Preis vierteljäbrig
3 fl. 34 kr., für das ganze Jahr 14 fl. 15 kr.
des 24 fl.-Fusses od. 8 Thir. 4½ Sgr. pr. C.;
für auswärts bei der hiesigen k. Ober-
postamts-Zeitungs-Expedition, sodann für
Deutschland bei allen Postämtern, ganz-
jährig, halbjährig und bei Beginn der
2ten Hällte jedes Semesters auch viertel-
jährig; für Frankreich in Strassburg bei
G. A. Alexandre, in Paris bei demsel-
ben Nr 23. rue Notre Dame de Nazareth
und bei der deutschen Buchhandlung von
[Spaltenumbruch] [Spaltenumbruch]
F. Klincksieck Nr. 11, rue de Lille, und
bei dem Postamt in Karlsruhe; für Eng-
land bei Williams & Norgate, 14 Hen-
riette-Street, Covent-Garden in London,
für Nordamerika bei den Postämtern Bre-
men u. Hamburg, für Jtalien bei den k. k.
Postämtern zu Bregenz, Jnnsbruck, Vero-
na, Venedig, Triest u. Mailand, für Grie-
chenland u. die Levante etc. bei dem k. k.
Postamt in Triest. Jnserate aller Art werden
aufgenommen und der Raum der dreispal-
tigen Colonelzeile berechnet: im Haupt-
blatt
mit 12 kr., in der Beilage mit 9 kr.
[Spaltenumbruch]
Ueberſicht.

Deutſchland. München (die Stände und das Miniſterproviſo-
rium. Neue Beunruhigung); Augsburg (die Bauern und ihre Grund-
herren); Tübingen (die Unruhen in Hechingen. Zweite Adreſſe);
Stuttgart (Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten. Miniſte-
rielle Erklärungen. Erläuterung über die Oeſterreicher. Die Unruhen
auf dem Lande); Karlsruhe (an das badiſche Volk. Welcker zum Ge-
ſandten am Bundestag beſtimmt zu dem auch Baffermann abgeordnet
wird. Die beabfichtigte Verſammlung in Offenburg); Heidelberg (Lola
Montez ſoll durch Karlsruhe und Heidelberg gekommen ſeyn); Konſtanz
(die republicaniſchen Wühlereien); Frankfurt (Mahnung zur Mäßigung
und Ordnung); Weimar (Volksbewegungen und Bewilligungen wie
anderwärts); Göttingen (die Aufregung. Adreſſen); Berlin (Unruhen.
Neuenburg); Poſen (auch hier Zugeſtändniſſe); Wien (blutige Conflicte.
Fürſt Metternich abgedankt. Preßfreiheit. Niederſetzung
einer Commiſſion für zeitgemäße Reformen
. Gerüchte von
Unruhen in Prag, Peſth, Preßburg und Gratz.)
Großbritannien. Naher Rücktritt des Miniſteriums in Aus-
ficht. Lord G. Seymour †. Dr. Hampden.
Frankreich. Deputationen. Abſchaffung der körperlichen Strafen
auf der Flotte. Alle Schuldthurmgefangenen entlaſſen. Geldkriſts.
Beilage. Die Entwicklung und Conſolidirung des öſterreichiſchen
Kaiſerſtaats. — Die Grundſätze der Jeſuiten und die paritätiſchen Staa-
ten. — Fragen an die Zukunft.
Außerordentl. Beilage. Deutſchland. (Bamberg und Nürn-
berg: Der Bauernkrieg gegen Gutsherren und Juden. Darmſtadt:
Aufruf an die Odenwälder. Leipzig und Dresden: Aufregung. Das
ganze Miniſterium geändert). — Frankreich. Miniſterielles Umlauf-
ſchre iben an die Regierungscommiſſäre. Geldklemme. — Schweiz.
Bern (die vorläufigen Beſchlüſſe über die künftige Repräſentation).
Datum der Börſen: New-York 26 Febr.; Madrid 7; London 11;
Paris 13; Wien 14; Augsburg 16 März.

Deutſchland.
Bayern.

Die Abgeordneten un-
ſerer Ständekammer ſind geſtern und heute faſt alle hier eingetroffen, und
werden ſich unverzüglich mit den nöthigen Vorarbeiten befaſſen; die Er-
öffnung des Landtages ſelbſt aber wird noch mehrere Tage über den
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die Geſetzentwürfe welche das Miniſterium den Kammern vorzulegen
hat, theils noch nicht fertig geworden ſind, theils, ſchon fertig, wieder
beſeitigt worden ſeyn ſollen um durch neue Bearbeitungen erſetzt zu
werden. Es war dieß übrigens vorauszuſehen, da ein raſches und er-
ſprießliches Wirken in ſo wichtigen Angelegenheiten nothwendig durch
Unterbrechungen verkümmert wird, wie ſie das Miniſterium in letzterer
Zeit erfahren hat, und da überhaupt andere Kräfte und Elemente hiezu
erforderlich find als die aus welchen bis jetzt unſer miniſterielles Pro-
viſorium zuſammengeſetzt war. Die Punkte welche aber vor allem zur
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dallaften, Miniſterverantwortlichkeit und Volksvertretung beim deutſchen
Bunde — denn zu ihnen drängen unaufhaltſam und unwiderſtehlich die
Ereigniſſe! Die rheiniſchen Abgeordneten, deren inniges und entſchie-
denes Auftreten ſchon während der früheren Landtage uns von großem
Nutzen geweſen, werden nach unſer aller Erwartung auch jetzt unter den
Kämpfern für Erringung der verlangten Rechte und Freiheiten voran-
ſtehen. Dafür bürgt uns der Ton und Jnhalt der Adreſſe welche ſie
aus ihrem Kreiſe mitgebracht haben und welche ſie morgen, begleitet von
einer Deputation von etwa 50 Bürgern der Rheinpfalz, perſönlich dem
[Spaltenumbruch] König einhändigen werden. — Die Aufregung und Unruhe auf dem Lande
iſt auch bei uns fortwährend im Steigen; ſo ſcheinen neben den bereits
bekannten Fällen auch in dem benachbarten Fürſtenfeldbruck Unruhen
ausgebrochen zu ſeyn, ähnlich denen welche uns ſeit einiger Zeit aus
allen Theilen des ſüdweſtlichen Deutſchlands berichtet werden. Darauf
deutet die heute Mittags zwiſchen 10 und 11 Uhr plötzlich verfügte und
ſogleich ausgeführte Abſendung einer Compagnie des hiefigen zweiten
Regimentes mittels Eiſenbahn nach genanntem Orte. Das in Neuburg
garniſonirende Bataillon der Linie hat Marſchbefehl nach Speyer er-
halten.


Bei der ſtändiſchen Einweiſungscommiſ-
ſion haben ſich bereits die zur Conſtituirung der Kammer der Abgeord-
neten nöthigen Mitglieder angemeldet. Ebenſo befinden ſich ſo viele
Reicheräthe hier als zu dieſem Zweck in der erſten Kammer erforderlich
find, die feierliche Eröffnung des Landtags dürfte ſonach ſchon in den
erſten Tagen künftiger Woche ſtattfinden. Geſtern Abend fand eine
Bürgerverſammlung ſtatt in welcher die Abfaſſung einer Adreſſe an die
Stände des Reichs beſprochen wurde, in derſelben ſoll die feſte Erwar-
tung ausgeſprochen werden daß die Stände dem in ſie geſetzten Vertrauen
nachkommen. Die hier anweſenden mit einer außerordentlichen Miſ-
ſion beauftragten Abgeordneten ſüddeutſcher Staaten beabfichtigten ſchon
heute und zwar ohne Erfolg unſere Stadt zu verlaffen; dem Kronprinzen
ſoll es jedoch durch ſeine Einwirkung gelungen ſeyn die Unterhandlungen
noch einmal in Gang zu bringen. — Jn dem nahe gelegenen Landgerichte
Bruck befürchtete man heute Unruhen, namentlich ſoll es auf die Perſon
des Landrichters abgeſehen ſeyn, es find deßhalb heute Vormittag mit-
telft Eiſenbahn von der hiefigen Garniſon 100 Mann dorthin abgegan-
gen. — Das Nachſuchen nach der Gräfin Landsfeld, die man in den letz-
ten Tagen in der Umgegend (Fürſtenried) vermuthete, dauert noch
immer fort; geſtern Abend verbreitete ſich das Gerücht ſie befinde ſich in
ihrer ehemaligen Wohnung; ſogleich wurde Nachſuchung gehalten, nicht
allein von der Polizei, ſondern auch von Seiten der Studirenden, allein
die „Dame“ war nirgends zu finden. Heute Nachmittag belagerte ein
Haufen Perſonen aus allen Ständen das Haus in welchem ſie das letzte-
mal arretirt wurde. Es wurde gleichfalls nachgeſucht, und zwar bei allen
Einwohnern, die mit der größten Bereitwilligkeit ihre Thüren öffneten,
aber auch hier war ſie nicht zu finden, obgleich man behauptete ſie habe
aus dem Fenſter geſehen. Allem nach iſt es nicht unwahrſcheinlich daß
fie ſich in der Nähe Münchens aufhält; übrigens wäre es ein wahnſinni-
ges Unternehmen von ihr, wenn ſie es wagen würde ſich noch einmal hier
zu zeigen. Staatsrath Berks ſoll zuweilen incognito hieher kommen.
Man ſchließt daraus daß dieſe Partei noch nicht alle Machinationen auf-
gegeben habe.


Vor wenigen Minuten
zog ein Menſchenhaufen vor das Polizeigebäude, in der Meinung die
Gräfin Landsfeld befinde ſich dort. Man warf ſämmtliche Fenſter ein,
und benutzte die dort vor den Brauhäuſern befindlichen Wagen zu Ver-
rammlungen. Die Reſidenz zu welcher die Leute ſodann ziehen wollten
iſt bereits durch Militär abgeſperrt. Der Haufen hat ſich jetzt wahrſchein-
lich nach der Barerſtraße begeben. Man ſpricht von Verwundungen die
vor der Reſidenz, wo einige eindringen wollten, vorgefallen ſeyen. Gott
weiß was die nächſten Stunden bringen. Das Volk hat alles Vertrauen
verloren, da die letzten Tage gezeigt haben daß in Beziehung auf die
Gräfin zu gelind verfahren wurde. Hoffen wir daß der wohlthätige
Eindruck der Stände des Reichs die Wolken zerſtreuen werde, welche
abermals die ſo gebieteriſch nothwendige Einigkeit zu ſtören drohen!


Unter dem mancherlei
Hauskreuz das gegenwärtig auf uns laſtet iſt eines das wir im ver-
gangenen Februar glücklich und für alle Zeiten abgeſchüttelt zu haben

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[0001] Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchſten Privilegien. Freitag Nr. 77. 17 März 1848. AUGSBURG. Abonnement hier bei der Zeitungs-Expedition, Preis vierteljäbrig 3 fl. 34 kr., für das ganze Jahr 14 fl. 15 kr. des 24 fl.-Fusses od. 8 Thir. 4½ Sgr. pr. C.; für auswärts bei der hiesigen k. Ober- postamts-Zeitungs-Expedition, sodann für Deutschland bei allen Postämtern, ganz- jährig, halbjährig und bei Beginn der 2ten Hällte jedes Semesters auch viertel- jährig; für Frankreich in Strassburg bei G. A. Alexandre, in Paris bei demsel- ben Nr 23. rue Notre Dame de Nazareth und bei der deutschen Buchhandlung von F. Klincksieck Nr. 11, rue de Lille, und bei dem Postamt in Karlsruhe; für Eng- land bei Williams & Norgate, 14 Hen- riette-Street, Covent-Garden in London, für Nordamerika bei den Postämtern Bre- men u. Hamburg, für Jtalien bei den k. k. Postämtern zu Bregenz, Jnnsbruck, Vero- na, Venedig, Triest u. Mailand, für Grie- chenland u. die Levante etc. bei dem k. k. Postamt in Triest. Jnserate aller Art werden aufgenommen und der Raum der dreispal- tigen Colonelzeile berechnet: im Haupt- blatt mit 12 kr., in der Beilage mit 9 kr. Ueberſicht. Deutſchland. München (die Stände und das Miniſterproviſo- rium. Neue Beunruhigung); Augsburg (die Bauern und ihre Grund- herren); Tübingen (die Unruhen in Hechingen. Zweite Adreſſe); Stuttgart (Verhandlungen der Kammer der Abgeordneten. Miniſte- rielle Erklärungen. Erläuterung über die Oeſterreicher. Die Unruhen auf dem Lande); Karlsruhe (an das badiſche Volk. Welcker zum Ge- ſandten am Bundestag beſtimmt zu dem auch Baffermann abgeordnet wird. Die beabfichtigte Verſammlung in Offenburg); Heidelberg (Lola Montez ſoll durch Karlsruhe und Heidelberg gekommen ſeyn); Konſtanz (die republicaniſchen Wühlereien); Frankfurt (Mahnung zur Mäßigung und Ordnung); Weimar (Volksbewegungen und Bewilligungen wie anderwärts); Göttingen (die Aufregung. Adreſſen); Berlin (Unruhen. Neuenburg); Poſen (auch hier Zugeſtändniſſe); Wien (blutige Conflicte. Fürſt Metternich abgedankt. Preßfreiheit. Niederſetzung einer Commiſſion für zeitgemäße Reformen. Gerüchte von Unruhen in Prag, Peſth, Preßburg und Gratz.) Großbritannien. Naher Rücktritt des Miniſteriums in Aus- ficht. Lord G. Seymour †. Dr. Hampden. Frankreich. Deputationen. Abſchaffung der körperlichen Strafen auf der Flotte. Alle Schuldthurmgefangenen entlaſſen. Geldkriſts. Beilage. Die Entwicklung und Conſolidirung des öſterreichiſchen Kaiſerſtaats. — Die Grundſätze der Jeſuiten und die paritätiſchen Staa- ten. — Fragen an die Zukunft. Außerordentl. Beilage. Deutſchland. (Bamberg und Nürn- berg: Der Bauernkrieg gegen Gutsherren und Juden. Darmſtadt: Aufruf an die Odenwälder. Leipzig und Dresden: Aufregung. Das ganze Miniſterium geändert). — Frankreich. Miniſterielles Umlauf- ſchre iben an die Regierungscommiſſäre. Geldklemme. — Schweiz. Bern (die vorläufigen Beſchlüſſe über die künftige Repräſentation). Datum der Börſen: New-York 26 Febr.; Madrid 7; London 11; Paris 13; Wien 14; Augsburg 16 März. Deutſchland. Bayern. # # München, 16 März. Die Abgeordneten un- ſerer Ständekammer ſind geſtern und heute faſt alle hier eingetroffen, und werden ſich unverzüglich mit den nöthigen Vorarbeiten befaſſen; die Er- öffnung des Landtages ſelbſt aber wird noch mehrere Tage über den Zeitpunkt hinausgeſchoben werden welcher dafür angeſetzt war, indem die Geſetzentwürfe welche das Miniſterium den Kammern vorzulegen hat, theils noch nicht fertig geworden ſind, theils, ſchon fertig, wieder beſeitigt worden ſeyn ſollen um durch neue Bearbeitungen erſetzt zu werden. Es war dieß übrigens vorauszuſehen, da ein raſches und er- ſprießliches Wirken in ſo wichtigen Angelegenheiten nothwendig durch Unterbrechungen verkümmert wird, wie ſie das Miniſterium in letzterer Zeit erfahren hat, und da überhaupt andere Kräfte und Elemente hiezu erforderlich find als die aus welchen bis jetzt unſer miniſterielles Pro- viſorium zuſammengeſetzt war. Die Punkte welche aber vor allem zur Vorlage kommen müſſen, ſind ein neues Wahlgeſetz, Ablöſung der Feu- dallaften, Miniſterverantwortlichkeit und Volksvertretung beim deutſchen Bunde — denn zu ihnen drängen unaufhaltſam und unwiderſtehlich die Ereigniſſe! Die rheiniſchen Abgeordneten, deren inniges und entſchie- denes Auftreten ſchon während der früheren Landtage uns von großem Nutzen geweſen, werden nach unſer aller Erwartung auch jetzt unter den Kämpfern für Erringung der verlangten Rechte und Freiheiten voran- ſtehen. Dafür bürgt uns der Ton und Jnhalt der Adreſſe welche ſie aus ihrem Kreiſe mitgebracht haben und welche ſie morgen, begleitet von einer Deputation von etwa 50 Bürgern der Rheinpfalz, perſönlich dem König einhändigen werden. — Die Aufregung und Unruhe auf dem Lande iſt auch bei uns fortwährend im Steigen; ſo ſcheinen neben den bereits bekannten Fällen auch in dem benachbarten Fürſtenfeldbruck Unruhen ausgebrochen zu ſeyn, ähnlich denen welche uns ſeit einiger Zeit aus allen Theilen des ſüdweſtlichen Deutſchlands berichtet werden. Darauf deutet die heute Mittags zwiſchen 10 und 11 Uhr plötzlich verfügte und ſogleich ausgeführte Abſendung einer Compagnie des hiefigen zweiten Regimentes mittels Eiſenbahn nach genanntem Orte. Das in Neuburg garniſonirende Bataillon der Linie hat Marſchbefehl nach Speyer er- halten. * München 16 März. Bei der ſtändiſchen Einweiſungscommiſ- ſion haben ſich bereits die zur Conſtituirung der Kammer der Abgeord- neten nöthigen Mitglieder angemeldet. Ebenſo befinden ſich ſo viele Reicheräthe hier als zu dieſem Zweck in der erſten Kammer erforderlich find, die feierliche Eröffnung des Landtags dürfte ſonach ſchon in den erſten Tagen künftiger Woche ſtattfinden. Geſtern Abend fand eine Bürgerverſammlung ſtatt in welcher die Abfaſſung einer Adreſſe an die Stände des Reichs beſprochen wurde, in derſelben ſoll die feſte Erwar- tung ausgeſprochen werden daß die Stände dem in ſie geſetzten Vertrauen nachkommen. Die hier anweſenden mit einer außerordentlichen Miſ- ſion beauftragten Abgeordneten ſüddeutſcher Staaten beabfichtigten ſchon heute und zwar ohne Erfolg unſere Stadt zu verlaffen; dem Kronprinzen ſoll es jedoch durch ſeine Einwirkung gelungen ſeyn die Unterhandlungen noch einmal in Gang zu bringen. — Jn dem nahe gelegenen Landgerichte Bruck befürchtete man heute Unruhen, namentlich ſoll es auf die Perſon des Landrichters abgeſehen ſeyn, es find deßhalb heute Vormittag mit- telft Eiſenbahn von der hiefigen Garniſon 100 Mann dorthin abgegan- gen. — Das Nachſuchen nach der Gräfin Landsfeld, die man in den letz- ten Tagen in der Umgegend (Fürſtenried) vermuthete, dauert noch immer fort; geſtern Abend verbreitete ſich das Gerücht ſie befinde ſich in ihrer ehemaligen Wohnung; ſogleich wurde Nachſuchung gehalten, nicht allein von der Polizei, ſondern auch von Seiten der Studirenden, allein die „Dame“ war nirgends zu finden. Heute Nachmittag belagerte ein Haufen Perſonen aus allen Ständen das Haus in welchem ſie das letzte- mal arretirt wurde. Es wurde gleichfalls nachgeſucht, und zwar bei allen Einwohnern, die mit der größten Bereitwilligkeit ihre Thüren öffneten, aber auch hier war ſie nicht zu finden, obgleich man behauptete ſie habe aus dem Fenſter geſehen. Allem nach iſt es nicht unwahrſcheinlich daß fie ſich in der Nähe Münchens aufhält; übrigens wäre es ein wahnſinni- ges Unternehmen von ihr, wenn ſie es wagen würde ſich noch einmal hier zu zeigen. Staatsrath Berks ſoll zuweilen incognito hieher kommen. Man ſchließt daraus daß dieſe Partei noch nicht alle Machinationen auf- gegeben habe. * München, 16 März, Abends 8 Uhr. Vor wenigen Minuten zog ein Menſchenhaufen vor das Polizeigebäude, in der Meinung die Gräfin Landsfeld befinde ſich dort. Man warf ſämmtliche Fenſter ein, und benutzte die dort vor den Brauhäuſern befindlichen Wagen zu Ver- rammlungen. Die Reſidenz zu welcher die Leute ſodann ziehen wollten iſt bereits durch Militär abgeſperrt. Der Haufen hat ſich jetzt wahrſchein- lich nach der Barerſtraße begeben. Man ſpricht von Verwundungen die vor der Reſidenz, wo einige eindringen wollten, vorgefallen ſeyen. Gott weiß was die nächſten Stunden bringen. Das Volk hat alles Vertrauen verloren, da die letzten Tage gezeigt haben daß in Beziehung auf die Gräfin zu gelind verfahren wurde. Hoffen wir daß der wohlthätige Eindruck der Stände des Reichs die Wolken zerſtreuen werde, welche abermals die ſo gebieteriſch nothwendige Einigkeit zu ſtören drohen! Ω München, 16 März. Abends 6 Uhr. Unter dem mancherlei Hauskreuz das gegenwärtig auf uns laſtet iſt eines das wir im ver- gangenen Februar glücklich und für alle Zeiten abgeſchüttelt zu haben

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 77, 17. März 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine77_1848/1>, abgerufen am 21.11.2024.