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Allgemeine Zeitung, Nr. 76, 16. März 1848.

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[Spaltenumbruch] wenn sie sich nützlich machen wollen; man hat sich gesagt daß man end-
lich der Gewalt diese große Definition geben müsse: Regierung sey Hin-
gebung. Soll ichs euch bekennen, meine Freunde? Als man mich zum
Präsidenten dieser Commission ernannt hat, bebte mein Herz vor Freude
und Stolz, so erschreckend auch die zu lösende Aufgabe ist. So sollte
ich mich also inmitten dieser Arbeiter befinden deren Loos der Gegen-
stand meiner theuersten Sorgen war. Jch sollte an ihrer Seite, mit
ihnen arbeiten können an der Verwirklichung von Jdeen welche ich bis
dahin nur Büchern anvertrauen konnte, ohne zu wissen ob sie jemals
triumphiren würden. Ja, ich gebe es zu, ich hatte einen Augenblick ei-
nen unermeßlichen Stolz. Wenn es ein Unrecht ist, so verzeiht es mir,
es ist das Glück meines Lebens. (Hoch Louis Blane!) Jetzt laßt euch
den wahren Charakter der Mission sagen die uns anvertraut ist. Mit
Sorgfalt, mit Liebe die Fragen studiren welche die moralische, die ma-
terielle Verbesserung eures Looses betreffen; die Lösungen in Gesetzent-
würfen formuliren die, nach Gutheißung der provisorischen Regierung,
den Rathschlagungen der Nationalversammlung vorgelegt werden sollen
-- das ist der Zweck der Regierungscommission für die Arbeiter. Habe
ich nöthig beizufügen wie erlaucht eine Versammlung seyn wird vor
welche die größten Jnteressen die jemals die Menschen erregt haben,
werden gebracht werden? Es wird sich handeln um die eigentliche Ab-
schaffung der Sklaverei, um die Sklaverei der Armuth, der Unwissen-
heit, des Bösen, um die Sklaverei des Arbeiters der kein Asyl hat für
seinen armen Vater; der Tochter des Volks die um zu leben mit 16
Jahren sich preisgibt; des Kindes des Volks das man mit 10 oder 12
Jahren in einer verpesteten Spinnerei begräbt. Jst dieß alles so con-
form der Natur der Dinge daß es Thorheit wäre zu glauben daß das
alles eines Tags anders werden solle? Wer wagte es zu behaupten
und solchergestalt den Fortschritt zu lästern? Wenn die Gesellschaft
schlecht gemacht ist, so machet sie neu. Schafft die Sklaverei ab. (Jauch-
zender Zuruf.) Aber noch einmal, es gibt nichts schwierigeres, nichts
was tieferes Forschen, achtsamere Klugheit erheischt. Die Uebereilung
könnte hier tödtlich seyn, und um solche Probleme anzufassen, ist die
Vereinigung aller Kräfte, aller Einsichten, aller guten Willen nicht zu
viel. Daher, meine Freunde, unser Aufruf an euch, so daß wir alle
in der Familie studiren können. Jhr seyd hier zu zahlreich, ihr fühlt
es wohl, als daß eure beständige tägliche Mitwirkung möglich wäre.
Eine Commission rückt in ihren Arbeiten nur dann rasch fort wenn sie
eine beschränkte Zahl von Mitgliedern hat. Wir können deßhalb nur
von Zeit zu Zeit der Versammlung der Delegirten über jedes wichtige
Resultat unserer Arbeiten Mittheilung machen. (Ja! Ja! Sehr gut!)
Wenn es sich um eine specielle Frage, in Bezug auf die Arbeiter von
dem oder jenem Gewerb handelt, werden wir uns mit den Delegirten
dieses Gewerbes in Verkehr setzen. (So ists recht!) Endlich damit euer
Gedanke stets gegenwärtig, stets in unserer Mitte lebendig sey, so bitte
ich euch zehn unter euch zu bezeichnen welche einen Ausschuß bilden wer-
den der uns auf thätige, dauernde Weise in unsern Forschungen unter-
stütze, und uns eure Leiden, eure Anforderungen, eure Wünsche
sagen soll. (Ein Mitglied schlägt unter Zustimmung die Wahl
durchs Loos vor.) Das Mittel ist vortrefflich und für die Gefinnungen
aller ehrenvoll. Wohlan, so wird noch in dieser Sitzung ein Serutin
stattfinden. Wir haben also unsere Arbeiten begonnen. Wir werden mit
der größten Thätigkeit fortfahren, und ich habe nicht nöthig beizusetzen
mit der größten Hingebung! Jhr begreift wohl daß - die Männer
welche sich die harte Aufgabe gesetzt haben in einem so schwierigen
Moment die Geschäfte zu führen, wo es so viele Hindernisse und so viele
unversöhnliche Feinde zu besiegen gilt, eine tiefe Ueberzeugung, einen
starken Entschluß haben mußten. Dieser Entschluß, er ist in unserm
Geist gefaßt; diese Ueberzeugung, sie ist unerschütterlich in unserer
Seele. Wir werden also unsere Arbeiten mit eurer Mitwirkung, eu-
rem Beistand, mit Hülfe eurer Einsicht anfangen. Es ist mir eine süße
Freude dieß verkünden zu können. Uebrigens haben wir eine schöne
Mission zu erfüllen. Die Zeit der Gewaltsamkeiten ist vorüber, ich hoffe
es. Jn der ersten Revolution waren unsere Väter groß, sie waren he-
roisch: sie haben erschöpft die ganze Bitterkeit des Werks das wir durch
ie Wiffenschaft und durch das Studium zu verfolgen haben. An Fe-
stigkeit, darauf dürft ihr zählen, wird es uns nicht sehlen, an
Ausdauer wird's uns ebensowenig fehlen. Wenn Gott und das Volk
helfen so werden wir, ohne eitles Erschrecken vor den Schwierig-
keiten, ohne Ermüden beim Anprall der Hindernisse, ohne Furcht vor
den Feinden der öffentlichen Sache vor euch hergehen, und indem wir
[Spaltenumbruch] gläubig find an den Fortschritt eines entschlossenen Glaubens, indem
wir der Gerechtigkeit diese Huldigung widerfahren lassen daß es un-
möglich ist daß ihr Reich nicht komme, wird es uns gelingen auf un-
erschütterlichen Grundlagen unsere große und theure Republik zu bauen."
Der Präsident, durch dringende Geschäfte abberufen, entfernte sich nun,
und der ganze Saal -- in tiefer Bewegung, viele bis zu Thränen ge-
rührt -- erhob sich achtungsvoll ihn zu begrüßen. Dann wurden die zehn
gewählt. Das Loos traf auf einen Knopfmacher, einen Waffenschmied,
einen Sporer, einen Kutschenmaler, einen Tischler, einen Schmied, ei-
nen Shawlfabricanten, einen Küfer, einen Eisengießer und einen Schie-
ferdecker. Auf den 17 März ist eine neue Sitzung anberaumt.

Belgien.

Es find von hier einige Deutsche: Marx,
Wolf, Krüger u. s. w. ausgewiesen. Bornstedt entging der Auswei-
sung dadurch daß er nach Paris abgereist war ehe noch der Befehl zur
Abreise an ihn gelangte. Auch Marx hat sich nach Paris begeben. Hr.
Jottrand beklagte sich in der demokratischen Gesellschaft, daß die Gattin
des Hrn. Marx eine brutale Behandlung von Seite der Polizei erfahren
habe. (Rhein. Bl.)


Die provisorische Regierung der franzö-
sischen Republik hat in einer förmlichen Erklärung die Unabhängigkeit
Belgiens anerkannt und seine Neutralität zu achten versprochen, wie sie
ihm in früheren Verträgen zugesichert ist. Dadurch find die Bedenken
gehoben welche belgischerseits der Herstellung officioser Beziehungen
(officielle werden folgen sobald eine definitive Regierung besteht)
ntgegengestellt werden wußten, und Hr. v. Lamartine und der Fürst
v. Ligne, der einstweilen als Repräsentant Velgiens, da sein Cha-
rakter als Botschafter durch den Sturz des Königthums, bei dem er
accreditirt war, erloschen ist, in Paris bleibt, find in regelmäßige Ver-
bindung getreten. Es ist damit ein entschiedener Schritt zur Aufhellung
der Lage geschehen, und für den Augenblick die Gefahr sehr aufregender
Verhandlungen und der unangenehmsten Verwickelungen wenn Frankreich
die belgische Neutralität nicht anerkannt hätte, beseitigt. Das Weitere
ist jetzt Aufgabe der belgischen Regierung, die sehr entschlossen scheint
ihr zu genügen. Die Festungen aller unserer Gränzen, nicht allein die
gegen Frankreich hin, sondern ebenso Ostende, Antwerpen, Lüttich
und Diest find in Vertheidigungsstand gesetzt, und ohne Geräusch und
Aufheben alle Maßregeln so getroffen daß auf den ersten Befehl die Ar-
mee die bezeichneten, mit der Lage und dem Wirkungsrayon unserer Fe-
stungen combinirten Stellungen einnimmt um jede Gebietsverletzung
zurückzuweisen. Unser so vollständiges und ausgedehntes Eisenbahnnetz
unterstützt und erleichtert in der außerordentlichsten Weise alles auf die
Bewegungen der Armee bezügliche. Es haben bis jetzt noch gar keine
Truppendislocationen stattgefunden, mit sehr geringen Ausnahmen sind
alle Corps in ihren Garnisonen geblieben, weil jedes von ihnen in weni-
gen Stunden auf den Punkt gebracht werden kann den es in den für die
verschiedenen Fälle vorgesehenen Aufstellungen einzunehmen hat. Von
den Resultaten die für die Schnelligkeit in der Ausführung aller mili-
tärischen Maßregeln durch die Combination der elektrischen Telegraphen
in den Eisenbahnen erreicht werden, macht man sich kaum eine Vorstel-
lung, und die außerordentlichsten Leistungen find möglich geworden.
Lassen Sie mich Jhnen ein interessantes Beispiel davon erzählen. Vor
einigen Tagen kam Abends 7 Uhr aus dem Kriegsministerium Weisung
die zwischen Brüssel und Lüttich stationirten Batterien mit Munition
zu versehen, sie wurde durch den elektrischen Telegraphen in wenigen
Minuten nach Antwerpen, wo sich das Hauptmunitionsdepot befindet,
gebracht, ein außerordentlicher Transport auf der Eisenbahn wurde
vorbereitet. Die Verladung begann sogleich, und am andern Morgen
vor 7 Uhr, also in weniger als 12 Stunden nachdem der Befehl gege-
ben war, hatten alle bezeichneten Batterien, von denen die nächste 11
Wegstunden von Antwerpen entfernt steht, ihren Munitionsvorrath
erhalten.

Italien.

Genueser Blätter vom 9 März veröffentlichen ein
Decret des Königs von Neapel, welches die Kammern auf den 1 Mai
einberuft. Während der Wahlen der Deputirten wird der König die
Mitglieder der Pairskammer ernennen. In Messina dauerten, laut
einem Schreiben vom 23 Febr., die Kämpfe zwischen dem Volk und den
Besatzungen fort. Am 22 Febr. griff das Volk die Außenwerke der
Citadelle und das Fort di Porta Real-Basso kräftig an. Nach mehr-
stündigem Kampf wurde das Fort genommen; die Neapolitaner zogen

[Spaltenumbruch] wenn ſie ſich nützlich machen wollen; man hat ſich geſagt daß man end-
lich der Gewalt dieſe große Definition geben müſſe: Regierung ſey Hin-
gebung. Soll ichs euch bekennen, meine Freunde? Als man mich zum
Präſidenten dieſer Commiſſion ernannt hat, bebte mein Herz vor Freude
und Stolz, ſo erſchreckend auch die zu löſende Aufgabe iſt. So ſollte
ich mich alſo inmitten dieſer Arbeiter befinden deren Loos der Gegen-
ſtand meiner theuerſten Sorgen war. Jch ſollte an ihrer Seite, mit
ihnen arbeiten können an der Verwirklichung von Jdeen welche ich bis
dahin nur Büchern anvertrauen konnte, ohne zu wiſſen ob ſie jemals
triumphiren würden. Ja, ich gebe es zu, ich hatte einen Augenblick ei-
nen unermeßlichen Stolz. Wenn es ein Unrecht iſt, ſo verzeiht es mir,
es iſt das Glück meines Lebens. (Hoch Louis Blane!) Jetzt laßt euch
den wahren Charakter der Miſſion ſagen die uns anvertraut iſt. Mit
Sorgfalt, mit Liebe die Fragen ſtudiren welche die moraliſche, die ma-
terielle Verbeſſerung eures Looſes betreffen; die Löſungen in Geſetzent-
würfen formuliren die, nach Gutheißung der proviſoriſchen Regierung,
den Rathſchlagungen der Nationalverſammlung vorgelegt werden ſollen
— das iſt der Zweck der Regierungscommiſſion für die Arbeiter. Habe
ich nöthig beizufügen wie erlaucht eine Verſammlung ſeyn wird vor
welche die größten Jntereſſen die jemals die Menſchen erregt haben,
werden gebracht werden? Es wird ſich handeln um die eigentliche Ab-
ſchaffung der Sklaverei, um die Sklaverei der Armuth, der Unwiſſen-
heit, des Böſen, um die Sklaverei des Arbeiters der kein Aſyl hat für
ſeinen armen Vater; der Tochter des Volks die um zu leben mit 16
Jahren ſich preisgibt; des Kindes des Volks das man mit 10 oder 12
Jahren in einer verpeſteten Spinnerei begräbt. Jſt dieß alles ſo con-
form der Natur der Dinge daß es Thorheit wäre zu glauben daß das
alles eines Tags anders werden ſolle? Wer wagte es zu behaupten
und ſolchergeſtalt den Fortſchritt zu läſtern? Wenn die Geſellſchaft
ſchlecht gemacht iſt, ſo machet ſie neu. Schafft die Sklaverei ab. (Jauch-
zender Zuruf.) Aber noch einmal, es gibt nichts ſchwierigeres, nichts
was tieferes Forſchen, achtſamere Klugheit erheiſcht. Die Uebereilung
könnte hier tödtlich ſeyn, und um ſolche Probleme anzufaſſen, iſt die
Vereinigung aller Kräfte, aller Einſichten, aller guten Willen nicht zu
viel. Daher, meine Freunde, unſer Aufruf an euch, ſo daß wir alle
in der Familie ſtudiren können. Jhr ſeyd hier zu zahlreich, ihr fühlt
es wohl, als daß eure beſtändige tägliche Mitwirkung möglich wäre.
Eine Commiſſion rückt in ihren Arbeiten nur dann raſch fort wenn ſie
eine beſchränkte Zahl von Mitgliedern hat. Wir können deßhalb nur
von Zeit zu Zeit der Verſammlung der Delegirten über jedes wichtige
Reſultat unſerer Arbeiten Mittheilung machen. (Ja! Ja! Sehr gut!)
Wenn es ſich um eine ſpecielle Frage, in Bezug auf die Arbeiter von
dem oder jenem Gewerb handelt, werden wir uns mit den Delegirten
dieſes Gewerbes in Verkehr ſetzen. (So iſts recht!) Endlich damit euer
Gedanke ſtets gegenwärtig, ſtets in unſerer Mitte lebendig ſey, ſo bitte
ich euch zehn unter euch zu bezeichnen welche einen Ausſchuß bilden wer-
den der uns auf thätige, dauernde Weiſe in unſern Forſchungen unter-
ſtütze, und uns eure Leiden, eure Anforderungen, eure Wünſche
ſagen ſoll. (Ein Mitglied ſchlägt unter Zuſtimmung die Wahl
durchs Loos vor.) Das Mittel iſt vortrefflich und für die Gefinnungen
aller ehrenvoll. Wohlan, ſo wird noch in dieſer Sitzung ein Serutin
ſtattfinden. Wir haben alſo unſere Arbeiten begonnen. Wir werden mit
der größten Thätigkeit fortfahren, und ich habe nicht nöthig beizuſetzen
mit der größten Hingebung! Jhr begreift wohl daß - die Männer
welche ſich die harte Aufgabe geſetzt haben in einem ſo ſchwierigen
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unverſöhnliche Feinde zu beſiegen gilt, eine tiefe Ueberzeugung, einen
ſtarken Entſchluß haben mußten. Dieſer Entſchluß, er iſt in unſerm
Geiſt gefaßt; dieſe Ueberzeugung, ſie iſt unerſchütterlich in unſerer
Seele. Wir werden alſo unſere Arbeiten mit eurer Mitwirkung, eu-
rem Beiſtand, mit Hülfe eurer Einſicht anfangen. Es iſt mir eine ſüße
Freude dieß verkünden zu können. Uebrigens haben wir eine ſchöne
Miſſion zu erfüllen. Die Zeit der Gewaltſamkeiten iſt vorüber, ich hoffe
es. Jn der erſten Revolution waren unſere Väter groß, ſie waren he-
roiſch: ſie haben erſchöpft die ganze Bitterkeit des Werks das wir durch
ie Wiffenſchaft und durch das Studium zu verfolgen haben. An Fe-
ſtigkeit, darauf dürft ihr zählen, wird es uns nicht ſehlen, an
Ausdauer wird’s uns ebenſowenig fehlen. Wenn Gott und das Volk
helfen ſo werden wir, ohne eitles Erſchrecken vor den Schwierig-
keiten, ohne Ermüden beim Anprall der Hinderniſſe, ohne Furcht vor
den Feinden der öffentlichen Sache vor euch hergehen, und indem wir
[Spaltenumbruch] gläubig find an den Fortſchritt eines entſchloſſenen Glaubens, indem
wir der Gerechtigkeit dieſe Huldigung widerfahren laſſen daß es un-
möglich iſt daß ihr Reich nicht komme, wird es uns gelingen auf un-
erſchütterlichen Grundlagen unſere große und theure Republik zu bauen.“
Der Präſident, durch dringende Geſchäfte abberufen, entfernte ſich nun,
und der ganze Saal — in tiefer Bewegung, viele bis zu Thränen ge-
rührt — erhob ſich achtungsvoll ihn zu begrüßen. Dann wurden die zehn
gewählt. Das Loos traf auf einen Knopfmacher, einen Waffenſchmied,
einen Sporer, einen Kutſchenmaler, einen Tiſchler, einen Schmied, ei-
nen Shawlfabricanten, einen Küfer, einen Eiſengießer und einen Schie-
ferdecker. Auf den 17 März iſt eine neue Sitzung anberaumt.

Belgien.

Es find von hier einige Deutſche: Marx,
Wolf, Krüger u. ſ. w. ausgewieſen. Bornſtedt entging der Auswei-
ſung dadurch daß er nach Paris abgereist war ehe noch der Befehl zur
Abreiſe an ihn gelangte. Auch Marx hat ſich nach Paris begeben. Hr.
Jottrand beklagte ſich in der demokratiſchen Geſellſchaft, daß die Gattin
des Hrn. Marx eine brutale Behandlung von Seite der Polizei erfahren
habe. (Rhein. Bl.)


Die proviſoriſche Regierung der franzö-
ſiſchen Republik hat in einer förmlichen Erklärung die Unabhängigkeit
Belgiens anerkannt und ſeine Neutralität zu achten verſprochen, wie ſie
ihm in früheren Verträgen zugeſichert iſt. Dadurch find die Bedenken
gehoben welche belgiſcherſeits der Herſtellung officioſer Beziehungen
(officielle werden folgen ſobald eine definitive Regierung beſteht)
ntgegengeſtellt werden wußten, und Hr. v. Lamartine und der Fürſt
v. Ligne, der einſtweilen als Repräſentant Velgiens, da ſein Cha-
rakter als Botſchafter durch den Sturz des Königthums, bei dem er
accreditirt war, erloſchen iſt, in Paris bleibt, find in regelmäßige Ver-
bindung getreten. Es iſt damit ein entſchiedener Schritt zur Aufhellung
der Lage geſchehen, und für den Augenblick die Gefahr ſehr aufregender
Verhandlungen und der unangenehmſten Verwickelungen wenn Frankreich
die belgiſche Neutralität nicht anerkannt hätte, beſeitigt. Das Weitere
iſt jetzt Aufgabe der belgiſchen Regierung, die ſehr entſchloſſen ſcheint
ihr zu genügen. Die Feſtungen aller unſerer Gränzen, nicht allein die
gegen Frankreich hin, ſondern ebenſo Oſtende, Antwerpen, Lüttich
und Dieſt find in Vertheidigungsſtand geſetzt, und ohne Geräuſch und
Aufheben alle Maßregeln ſo getroffen daß auf den erſten Befehl die Ar-
mee die bezeichneten, mit der Lage und dem Wirkungsrayon unſerer Fe-
ſtungen combinirten Stellungen einnimmt um jede Gebietsverletzung
zurückzuweiſen. Unſer ſo vollſtändiges und ausgedehntes Eiſenbahnnetz
unterſtützt und erleichtert in der außerordentlichſten Weiſe alles auf die
Bewegungen der Armee bezügliche. Es haben bis jetzt noch gar keine
Truppendislocationen ſtattgefunden, mit ſehr geringen Ausnahmen ſind
alle Corps in ihren Garniſonen geblieben, weil jedes von ihnen in weni-
gen Stunden auf den Punkt gebracht werden kann den es in den für die
verſchiedenen Fälle vorgeſehenen Aufſtellungen einzunehmen hat. Von
den Reſultaten die für die Schnelligkeit in der Ausführung aller mili-
täriſchen Maßregeln durch die Combination der elektriſchen Telegraphen
in den Eiſenbahnen erreicht werden, macht man ſich kaum eine Vorſtel-
lung, und die außerordentlichſten Leiſtungen find möglich geworden.
Laſſen Sie mich Jhnen ein intereſſantes Beiſpiel davon erzählen. Vor
einigen Tagen kam Abends 7 Uhr aus dem Kriegsminiſterium Weiſung
die zwiſchen Brüſſel und Lüttich ſtationirten Batterien mit Munition
zu verſehen, ſie wurde durch den elektriſchen Telegraphen in wenigen
Minuten nach Antwerpen, wo ſich das Hauptmunitionsdepot befindet,
gebracht, ein außerordentlicher Transport auf der Eiſenbahn wurde
vorbereitet. Die Verladung begann ſogleich, und am andern Morgen
vor 7 Uhr, alſo in weniger als 12 Stunden nachdem der Befehl gege-
ben war, hatten alle bezeichneten Batterien, von denen die nächſte 11
Wegſtunden von Antwerpen entfernt ſteht, ihren Munitionsvorrath
erhalten.

Italien.

Genueſer Blätter vom 9 März veröffentlichen ein
Decret des Königs von Neapel, welches die Kammern auf den 1 Mai
einberuft. Während der Wahlen der Deputirten wird der König die
Mitglieder der Pairskammer ernennen. In Meſſina dauerten, laut
einem Schreiben vom 23 Febr., die Kämpfe zwiſchen dem Volk und den
Beſatzungen fort. Am 22 Febr. griff das Volk die Außenwerke der
Citadelle und das Fort di Porta Real-Baſſo kräftig an. Nach mehr-
ſtündigem Kampf wurde das Fort genommen; die Neapolitaner zogen

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[0018] wenn ſie ſich nützlich machen wollen; man hat ſich geſagt daß man end- lich der Gewalt dieſe große Definition geben müſſe: Regierung ſey Hin- gebung. Soll ichs euch bekennen, meine Freunde? Als man mich zum Präſidenten dieſer Commiſſion ernannt hat, bebte mein Herz vor Freude und Stolz, ſo erſchreckend auch die zu löſende Aufgabe iſt. So ſollte ich mich alſo inmitten dieſer Arbeiter befinden deren Loos der Gegen- ſtand meiner theuerſten Sorgen war. Jch ſollte an ihrer Seite, mit ihnen arbeiten können an der Verwirklichung von Jdeen welche ich bis dahin nur Büchern anvertrauen konnte, ohne zu wiſſen ob ſie jemals triumphiren würden. Ja, ich gebe es zu, ich hatte einen Augenblick ei- nen unermeßlichen Stolz. Wenn es ein Unrecht iſt, ſo verzeiht es mir, es iſt das Glück meines Lebens. (Hoch Louis Blane!) Jetzt laßt euch den wahren Charakter der Miſſion ſagen die uns anvertraut iſt. Mit Sorgfalt, mit Liebe die Fragen ſtudiren welche die moraliſche, die ma- terielle Verbeſſerung eures Looſes betreffen; die Löſungen in Geſetzent- würfen formuliren die, nach Gutheißung der proviſoriſchen Regierung, den Rathſchlagungen der Nationalverſammlung vorgelegt werden ſollen — das iſt der Zweck der Regierungscommiſſion für die Arbeiter. Habe ich nöthig beizufügen wie erlaucht eine Verſammlung ſeyn wird vor welche die größten Jntereſſen die jemals die Menſchen erregt haben, werden gebracht werden? Es wird ſich handeln um die eigentliche Ab- ſchaffung der Sklaverei, um die Sklaverei der Armuth, der Unwiſſen- heit, des Böſen, um die Sklaverei des Arbeiters der kein Aſyl hat für ſeinen armen Vater; der Tochter des Volks die um zu leben mit 16 Jahren ſich preisgibt; des Kindes des Volks das man mit 10 oder 12 Jahren in einer verpeſteten Spinnerei begräbt. Jſt dieß alles ſo con- form der Natur der Dinge daß es Thorheit wäre zu glauben daß das alles eines Tags anders werden ſolle? Wer wagte es zu behaupten und ſolchergeſtalt den Fortſchritt zu läſtern? Wenn die Geſellſchaft ſchlecht gemacht iſt, ſo machet ſie neu. Schafft die Sklaverei ab. (Jauch- zender Zuruf.) Aber noch einmal, es gibt nichts ſchwierigeres, nichts was tieferes Forſchen, achtſamere Klugheit erheiſcht. Die Uebereilung könnte hier tödtlich ſeyn, und um ſolche Probleme anzufaſſen, iſt die Vereinigung aller Kräfte, aller Einſichten, aller guten Willen nicht zu viel. Daher, meine Freunde, unſer Aufruf an euch, ſo daß wir alle in der Familie ſtudiren können. Jhr ſeyd hier zu zahlreich, ihr fühlt es wohl, als daß eure beſtändige tägliche Mitwirkung möglich wäre. Eine Commiſſion rückt in ihren Arbeiten nur dann raſch fort wenn ſie eine beſchränkte Zahl von Mitgliedern hat. Wir können deßhalb nur von Zeit zu Zeit der Verſammlung der Delegirten über jedes wichtige Reſultat unſerer Arbeiten Mittheilung machen. (Ja! Ja! Sehr gut!) Wenn es ſich um eine ſpecielle Frage, in Bezug auf die Arbeiter von dem oder jenem Gewerb handelt, werden wir uns mit den Delegirten dieſes Gewerbes in Verkehr ſetzen. (So iſts recht!) Endlich damit euer Gedanke ſtets gegenwärtig, ſtets in unſerer Mitte lebendig ſey, ſo bitte ich euch zehn unter euch zu bezeichnen welche einen Ausſchuß bilden wer- den der uns auf thätige, dauernde Weiſe in unſern Forſchungen unter- ſtütze, und uns eure Leiden, eure Anforderungen, eure Wünſche ſagen ſoll. (Ein Mitglied ſchlägt unter Zuſtimmung die Wahl durchs Loos vor.) Das Mittel iſt vortrefflich und für die Gefinnungen aller ehrenvoll. Wohlan, ſo wird noch in dieſer Sitzung ein Serutin ſtattfinden. Wir haben alſo unſere Arbeiten begonnen. Wir werden mit der größten Thätigkeit fortfahren, und ich habe nicht nöthig beizuſetzen mit der größten Hingebung! Jhr begreift wohl daß - die Männer welche ſich die harte Aufgabe geſetzt haben in einem ſo ſchwierigen Moment die Geſchäfte zu führen, wo es ſo viele Hinderniſſe und ſo viele unverſöhnliche Feinde zu beſiegen gilt, eine tiefe Ueberzeugung, einen ſtarken Entſchluß haben mußten. Dieſer Entſchluß, er iſt in unſerm Geiſt gefaßt; dieſe Ueberzeugung, ſie iſt unerſchütterlich in unſerer Seele. Wir werden alſo unſere Arbeiten mit eurer Mitwirkung, eu- rem Beiſtand, mit Hülfe eurer Einſicht anfangen. Es iſt mir eine ſüße Freude dieß verkünden zu können. Uebrigens haben wir eine ſchöne Miſſion zu erfüllen. Die Zeit der Gewaltſamkeiten iſt vorüber, ich hoffe es. Jn der erſten Revolution waren unſere Väter groß, ſie waren he- roiſch: ſie haben erſchöpft die ganze Bitterkeit des Werks das wir durch ie Wiffenſchaft und durch das Studium zu verfolgen haben. An Fe- ſtigkeit, darauf dürft ihr zählen, wird es uns nicht ſehlen, an Ausdauer wird’s uns ebenſowenig fehlen. Wenn Gott und das Volk helfen ſo werden wir, ohne eitles Erſchrecken vor den Schwierig- keiten, ohne Ermüden beim Anprall der Hinderniſſe, ohne Furcht vor den Feinden der öffentlichen Sache vor euch hergehen, und indem wir gläubig find an den Fortſchritt eines entſchloſſenen Glaubens, indem wir der Gerechtigkeit dieſe Huldigung widerfahren laſſen daß es un- möglich iſt daß ihr Reich nicht komme, wird es uns gelingen auf un- erſchütterlichen Grundlagen unſere große und theure Republik zu bauen.“ Der Präſident, durch dringende Geſchäfte abberufen, entfernte ſich nun, und der ganze Saal — in tiefer Bewegung, viele bis zu Thränen ge- rührt — erhob ſich achtungsvoll ihn zu begrüßen. Dann wurden die zehn gewählt. Das Loos traf auf einen Knopfmacher, einen Waffenſchmied, einen Sporer, einen Kutſchenmaler, einen Tiſchler, einen Schmied, ei- nen Shawlfabricanten, einen Küfer, einen Eiſengießer und einen Schie- ferdecker. Auf den 17 März iſt eine neue Sitzung anberaumt. Belgien. Brüſſel, 8 März. Es find von hier einige Deutſche: Marx, Wolf, Krüger u. ſ. w. ausgewieſen. Bornſtedt entging der Auswei- ſung dadurch daß er nach Paris abgereist war ehe noch der Befehl zur Abreiſe an ihn gelangte. Auch Marx hat ſich nach Paris begeben. Hr. Jottrand beklagte ſich in der demokratiſchen Geſellſchaft, daß die Gattin des Hrn. Marx eine brutale Behandlung von Seite der Polizei erfahren habe. (Rhein. Bl.) * † Brüſſel, 10 März. Die proviſoriſche Regierung der franzö- ſiſchen Republik hat in einer förmlichen Erklärung die Unabhängigkeit Belgiens anerkannt und ſeine Neutralität zu achten verſprochen, wie ſie ihm in früheren Verträgen zugeſichert iſt. Dadurch find die Bedenken gehoben welche belgiſcherſeits der Herſtellung officioſer Beziehungen (officielle werden folgen ſobald eine definitive Regierung beſteht) ntgegengeſtellt werden wußten, und Hr. v. Lamartine und der Fürſt v. Ligne, der einſtweilen als Repräſentant Velgiens, da ſein Cha- rakter als Botſchafter durch den Sturz des Königthums, bei dem er accreditirt war, erloſchen iſt, in Paris bleibt, find in regelmäßige Ver- bindung getreten. Es iſt damit ein entſchiedener Schritt zur Aufhellung der Lage geſchehen, und für den Augenblick die Gefahr ſehr aufregender Verhandlungen und der unangenehmſten Verwickelungen wenn Frankreich die belgiſche Neutralität nicht anerkannt hätte, beſeitigt. Das Weitere iſt jetzt Aufgabe der belgiſchen Regierung, die ſehr entſchloſſen ſcheint ihr zu genügen. Die Feſtungen aller unſerer Gränzen, nicht allein die gegen Frankreich hin, ſondern ebenſo Oſtende, Antwerpen, Lüttich und Dieſt find in Vertheidigungsſtand geſetzt, und ohne Geräuſch und Aufheben alle Maßregeln ſo getroffen daß auf den erſten Befehl die Ar- mee die bezeichneten, mit der Lage und dem Wirkungsrayon unſerer Fe- ſtungen combinirten Stellungen einnimmt um jede Gebietsverletzung zurückzuweiſen. Unſer ſo vollſtändiges und ausgedehntes Eiſenbahnnetz unterſtützt und erleichtert in der außerordentlichſten Weiſe alles auf die Bewegungen der Armee bezügliche. Es haben bis jetzt noch gar keine Truppendislocationen ſtattgefunden, mit ſehr geringen Ausnahmen ſind alle Corps in ihren Garniſonen geblieben, weil jedes von ihnen in weni- gen Stunden auf den Punkt gebracht werden kann den es in den für die verſchiedenen Fälle vorgeſehenen Aufſtellungen einzunehmen hat. Von den Reſultaten die für die Schnelligkeit in der Ausführung aller mili- täriſchen Maßregeln durch die Combination der elektriſchen Telegraphen in den Eiſenbahnen erreicht werden, macht man ſich kaum eine Vorſtel- lung, und die außerordentlichſten Leiſtungen find möglich geworden. Laſſen Sie mich Jhnen ein intereſſantes Beiſpiel davon erzählen. Vor einigen Tagen kam Abends 7 Uhr aus dem Kriegsminiſterium Weiſung die zwiſchen Brüſſel und Lüttich ſtationirten Batterien mit Munition zu verſehen, ſie wurde durch den elektriſchen Telegraphen in wenigen Minuten nach Antwerpen, wo ſich das Hauptmunitionsdepot befindet, gebracht, ein außerordentlicher Transport auf der Eiſenbahn wurde vorbereitet. Die Verladung begann ſogleich, und am andern Morgen vor 7 Uhr, alſo in weniger als 12 Stunden nachdem der Befehl gege- ben war, hatten alle bezeichneten Batterien, von denen die nächſte 11 Wegſtunden von Antwerpen entfernt ſteht, ihren Munitionsvorrath erhalten. Italien. Neapel. Genueſer Blätter vom 9 März veröffentlichen ein Decret des Königs von Neapel, welches die Kammern auf den 1 Mai einberuft. Während der Wahlen der Deputirten wird der König die Mitglieder der Pairskammer ernennen. In Meſſina dauerten, laut einem Schreiben vom 23 Febr., die Kämpfe zwiſchen dem Volk und den Beſatzungen fort. Am 22 Febr. griff das Volk die Außenwerke der Citadelle und das Fort di Porta Real-Baſſo kräftig an. Nach mehr- ſtündigem Kampf wurde das Fort genommen; die Neapolitaner zogen

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 76, 16. März 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine76_1848/18>, abgerufen am 24.11.2024.