Allgemeine Zeitung, Nr. 76, 16. März 1848.[Spaltenumbruch]
wenn sie sich nützlich machen wollen; man hat sich gesagt daß man end- Belgien. Brüssel, 8 März. Es find von hier einige Deutsche: Marx, * + Brüssel, 10 März. Die provisorische Regierung der franzö- Italien. Neapel. Genueser Blätter vom 9 März veröffentlichen ein [Spaltenumbruch]
wenn ſie ſich nützlich machen wollen; man hat ſich geſagt daß man end- Belgien. Brüſſel, 8 März. Es find von hier einige Deutſche: Marx, * † Brüſſel, 10 März. Die proviſoriſche Regierung der franzö- Italien. Neapel. Genueſer Blätter vom 9 März veröffentlichen ein <TEI> <text> <body> <div type="jSupplement" n="1"> <floatingText> <body> <div type="jPoliticalNews" n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <p><pb facs="#f0018"/><cb/> wenn ſie ſich nützlich machen wollen; man hat ſich geſagt daß man end-<lb/> lich der Gewalt dieſe große Definition geben müſſe: Regierung ſey Hin-<lb/> gebung. Soll ichs euch bekennen, meine Freunde? Als man mich zum<lb/> Präſidenten dieſer Commiſſion ernannt hat, bebte mein Herz vor Freude<lb/> und Stolz, ſo erſchreckend auch die zu löſende Aufgabe iſt. So ſollte<lb/> ich mich alſo inmitten dieſer Arbeiter befinden deren Loos der Gegen-<lb/> ſtand meiner theuerſten Sorgen war. Jch ſollte an ihrer Seite, mit<lb/> ihnen arbeiten können an der Verwirklichung von Jdeen welche ich bis<lb/> dahin nur Büchern anvertrauen konnte, ohne zu wiſſen ob ſie jemals<lb/> triumphiren würden. Ja, ich gebe es zu, ich hatte einen Augenblick ei-<lb/> nen unermeßlichen Stolz. Wenn es ein Unrecht iſt, ſo verzeiht es mir,<lb/> es iſt das Glück meines Lebens. (Hoch Louis Blane!) Jetzt laßt euch<lb/> den wahren Charakter der Miſſion ſagen die uns anvertraut iſt. Mit<lb/> Sorgfalt, mit Liebe die Fragen ſtudiren welche die moraliſche, die ma-<lb/> terielle Verbeſſerung eures Looſes betreffen; die Löſungen in Geſetzent-<lb/> würfen formuliren die, nach Gutheißung der proviſoriſchen Regierung,<lb/> den Rathſchlagungen der Nationalverſammlung vorgelegt werden ſollen<lb/> — das iſt der Zweck der Regierungscommiſſion für die Arbeiter. Habe<lb/> ich nöthig beizufügen wie erlaucht eine Verſammlung ſeyn wird vor<lb/> welche die größten Jntereſſen die jemals die Menſchen erregt haben,<lb/> werden gebracht werden? Es wird ſich handeln um die eigentliche Ab-<lb/> ſchaffung der Sklaverei, um die Sklaverei der Armuth, der Unwiſſen-<lb/> heit, des Böſen, um die Sklaverei des Arbeiters der kein Aſyl hat für<lb/> ſeinen armen Vater; der Tochter des Volks die um zu leben mit 16<lb/> Jahren ſich preisgibt; des Kindes des Volks das man mit 10 oder 12<lb/> Jahren in einer verpeſteten Spinnerei begräbt. Jſt dieß alles ſo con-<lb/> form der Natur der Dinge daß es Thorheit wäre zu glauben daß das<lb/> alles eines Tags anders werden ſolle? Wer wagte es zu behaupten<lb/> und ſolchergeſtalt den Fortſchritt zu läſtern? Wenn die Geſellſchaft<lb/> ſchlecht gemacht iſt, ſo machet ſie neu. Schafft die Sklaverei ab. (Jauch-<lb/> zender Zuruf.) Aber noch einmal, es gibt nichts ſchwierigeres, nichts<lb/> was tieferes Forſchen, achtſamere Klugheit erheiſcht. Die Uebereilung<lb/> könnte hier tödtlich ſeyn, und um ſolche Probleme anzufaſſen, iſt die<lb/> Vereinigung aller Kräfte, aller Einſichten, aller guten Willen nicht zu<lb/> viel. Daher, meine Freunde, unſer Aufruf an euch, ſo daß wir alle<lb/> in der Familie ſtudiren können. Jhr ſeyd hier zu zahlreich, ihr fühlt<lb/> es wohl, als daß eure beſtändige tägliche Mitwirkung möglich wäre.<lb/> Eine Commiſſion rückt in ihren Arbeiten nur dann raſch fort wenn ſie<lb/> eine beſchränkte Zahl von Mitgliedern hat. Wir können deßhalb nur<lb/> von Zeit zu Zeit der Verſammlung der Delegirten über jedes wichtige<lb/> Reſultat unſerer Arbeiten Mittheilung machen. (Ja! Ja! Sehr gut!)<lb/> Wenn es ſich um eine ſpecielle Frage, in Bezug auf die Arbeiter von<lb/> dem oder jenem Gewerb handelt, werden wir uns mit den Delegirten<lb/> dieſes Gewerbes in Verkehr ſetzen. (So iſts recht!) Endlich damit euer<lb/> Gedanke ſtets gegenwärtig, ſtets in unſerer Mitte lebendig ſey, ſo bitte<lb/> ich euch zehn unter euch zu bezeichnen welche einen Ausſchuß bilden wer-<lb/> den der uns auf thätige, dauernde Weiſe in unſern Forſchungen unter-<lb/> ſtütze, und uns eure Leiden, eure Anforderungen, eure Wünſche<lb/> ſagen ſoll. (Ein Mitglied ſchlägt unter Zuſtimmung die Wahl<lb/> durchs Loos vor.) Das Mittel iſt vortrefflich und für die Gefinnungen<lb/> aller ehrenvoll. Wohlan, ſo wird noch in dieſer Sitzung ein Serutin<lb/> ſtattfinden. Wir haben alſo unſere Arbeiten begonnen. Wir werden mit<lb/> der größten Thätigkeit fortfahren, und ich habe nicht nöthig beizuſetzen<lb/> mit der größten Hingebung! Jhr begreift wohl daß - die Männer<lb/> welche ſich die harte Aufgabe geſetzt haben in einem ſo ſchwierigen<lb/> Moment die Geſchäfte zu führen, wo es ſo viele Hinderniſſe und ſo viele<lb/> unverſöhnliche Feinde zu beſiegen gilt, eine tiefe Ueberzeugung, einen<lb/> ſtarken Entſchluß haben mußten. Dieſer Entſchluß, er iſt in unſerm<lb/> Geiſt gefaßt; dieſe Ueberzeugung, ſie iſt unerſchütterlich in unſerer<lb/> Seele. Wir werden alſo unſere Arbeiten mit eurer Mitwirkung, eu-<lb/> rem Beiſtand, mit Hülfe eurer Einſicht anfangen. Es iſt mir eine ſüße<lb/> Freude dieß verkünden zu können. Uebrigens haben wir eine ſchöne<lb/> Miſſion zu erfüllen. Die Zeit der Gewaltſamkeiten iſt vorüber, ich hoffe<lb/> es. Jn der erſten Revolution waren unſere Väter groß, ſie waren he-<lb/> roiſch: ſie haben erſchöpft die ganze Bitterkeit des Werks das wir durch<lb/> ie Wiffenſchaft und durch das Studium zu verfolgen haben. An Fe-<lb/> ſtigkeit, darauf dürft ihr zählen, wird es uns nicht ſehlen, an<lb/> Ausdauer wird’s uns ebenſowenig fehlen. Wenn Gott und das Volk<lb/> helfen ſo werden wir, ohne eitles Erſchrecken vor den Schwierig-<lb/> keiten, ohne Ermüden beim Anprall der Hinderniſſe, ohne Furcht vor<lb/> den Feinden der öffentlichen Sache vor euch hergehen, und indem wir<lb/><cb/> gläubig find an den Fortſchritt eines entſchloſſenen Glaubens, indem<lb/> wir der Gerechtigkeit dieſe Huldigung widerfahren laſſen daß es un-<lb/> möglich iſt daß ihr Reich nicht komme, wird es uns gelingen auf un-<lb/> erſchütterlichen Grundlagen unſere große und theure Republik zu bauen.“<lb/> Der Präſident, durch dringende Geſchäfte abberufen, entfernte ſich nun,<lb/> und der ganze Saal — in tiefer Bewegung, viele bis zu Thränen ge-<lb/> rührt — erhob ſich achtungsvoll ihn zu begrüßen. Dann wurden die zehn<lb/> gewählt. Das Loos traf auf einen Knopfmacher, einen Waffenſchmied,<lb/> einen Sporer, einen Kutſchenmaler, einen Tiſchler, einen Schmied, ei-<lb/> nen Shawlfabricanten, einen Küfer, einen Eiſengießer und einen Schie-<lb/> ferdecker. Auf den 17 März iſt eine neue Sitzung anberaumt.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Belgien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Brüſſel</hi>, 8 März.</dateline><lb/> <p>Es find von hier einige Deutſche: Marx,<lb/> Wolf, Krüger u. ſ. w. ausgewieſen. Bornſtedt entging der Auswei-<lb/> ſung dadurch daß er nach Paris abgereist war ehe noch der Befehl zur<lb/> Abreiſe an ihn gelangte. Auch Marx hat ſich nach Paris begeben. Hr.<lb/> Jottrand beklagte ſich in der demokratiſchen Geſellſchaft, daß die Gattin<lb/> des Hrn. Marx eine brutale Behandlung von Seite der Polizei erfahren<lb/> habe. (<hi rendition="#g">Rhein. Bl.</hi>)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">* † Brüſſel</hi>, 10 März.</dateline><lb/> <p>Die proviſoriſche Regierung der franzö-<lb/> ſiſchen Republik hat in einer förmlichen Erklärung die Unabhängigkeit<lb/> Belgiens anerkannt und ſeine Neutralität zu achten verſprochen, wie ſie<lb/> ihm in früheren Verträgen zugeſichert iſt. Dadurch find die Bedenken<lb/> gehoben welche belgiſcherſeits der Herſtellung officioſer Beziehungen<lb/> (officielle werden folgen ſobald eine definitive Regierung beſteht)<lb/> ntgegengeſtellt werden wußten, und Hr. v. Lamartine und der Fürſt<lb/> v. Ligne, der einſtweilen als Repräſentant Velgiens, da ſein Cha-<lb/> rakter als Botſchafter durch den Sturz des Königthums, bei dem er<lb/> accreditirt war, erloſchen iſt, in Paris bleibt, find in regelmäßige Ver-<lb/> bindung getreten. Es iſt damit ein entſchiedener Schritt zur Aufhellung<lb/> der Lage geſchehen, und für den Augenblick die Gefahr ſehr aufregender<lb/> Verhandlungen und der unangenehmſten Verwickelungen wenn Frankreich<lb/> die belgiſche Neutralität nicht anerkannt hätte, beſeitigt. Das Weitere<lb/> iſt jetzt Aufgabe der belgiſchen Regierung, die ſehr entſchloſſen ſcheint<lb/> ihr zu genügen. Die Feſtungen aller unſerer Gränzen, nicht allein die<lb/> gegen Frankreich hin, ſondern ebenſo Oſtende, Antwerpen, Lüttich<lb/> und Dieſt find in Vertheidigungsſtand geſetzt, und ohne Geräuſch und<lb/> Aufheben alle Maßregeln ſo getroffen daß auf den erſten Befehl die Ar-<lb/> mee die bezeichneten, mit der Lage und dem Wirkungsrayon unſerer Fe-<lb/> ſtungen combinirten Stellungen einnimmt um jede Gebietsverletzung<lb/> zurückzuweiſen. Unſer ſo vollſtändiges und ausgedehntes Eiſenbahnnetz<lb/> unterſtützt und erleichtert in der außerordentlichſten Weiſe alles auf die<lb/> Bewegungen der Armee bezügliche. Es haben bis jetzt noch gar keine<lb/> Truppendislocationen ſtattgefunden, mit ſehr geringen Ausnahmen ſind<lb/> alle Corps in ihren Garniſonen geblieben, weil jedes von ihnen in weni-<lb/> gen Stunden auf den Punkt gebracht werden kann den es in den für die<lb/> verſchiedenen Fälle vorgeſehenen Aufſtellungen einzunehmen hat. Von<lb/> den Reſultaten die für die Schnelligkeit in der Ausführung aller mili-<lb/> täriſchen Maßregeln durch die Combination der elektriſchen Telegraphen<lb/> in den Eiſenbahnen erreicht werden, macht man ſich kaum eine Vorſtel-<lb/> lung, und die außerordentlichſten Leiſtungen find möglich geworden.<lb/> Laſſen Sie mich Jhnen ein intereſſantes Beiſpiel davon erzählen. Vor<lb/> einigen Tagen kam Abends 7 Uhr aus dem Kriegsminiſterium Weiſung<lb/> die zwiſchen Brüſſel und Lüttich ſtationirten Batterien mit Munition<lb/> zu verſehen, ſie wurde durch den elektriſchen Telegraphen in wenigen<lb/> Minuten nach Antwerpen, wo ſich das Hauptmunitionsdepot befindet,<lb/> gebracht, ein außerordentlicher Transport auf der Eiſenbahn wurde<lb/> vorbereitet. Die Verladung begann ſogleich, und am andern Morgen<lb/> vor 7 Uhr, alſo in weniger als 12 Stunden nachdem der Befehl gege-<lb/> ben war, hatten alle bezeichneten Batterien, von denen die nächſte 11<lb/> Wegſtunden von Antwerpen entfernt ſteht, ihren Munitionsvorrath<lb/> erhalten.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Italien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Neapel</hi>.</dateline><lb/> <p>Genueſer Blätter vom 9 März veröffentlichen ein<lb/> Decret des Königs von Neapel, welches die Kammern auf den 1 Mai<lb/> einberuft. Während der Wahlen der Deputirten wird der König die<lb/> Mitglieder der Pairskammer ernennen. In Meſſina dauerten, laut<lb/> einem Schreiben vom 23 Febr., die Kämpfe zwiſchen dem Volk und den<lb/> Beſatzungen fort. Am 22 Febr. griff das Volk die Außenwerke der<lb/> Citadelle und das Fort di Porta Real-Baſſo kräftig an. Nach mehr-<lb/> ſtündigem Kampf wurde das Fort genommen; die Neapolitaner zogen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [0018]
wenn ſie ſich nützlich machen wollen; man hat ſich geſagt daß man end-
lich der Gewalt dieſe große Definition geben müſſe: Regierung ſey Hin-
gebung. Soll ichs euch bekennen, meine Freunde? Als man mich zum
Präſidenten dieſer Commiſſion ernannt hat, bebte mein Herz vor Freude
und Stolz, ſo erſchreckend auch die zu löſende Aufgabe iſt. So ſollte
ich mich alſo inmitten dieſer Arbeiter befinden deren Loos der Gegen-
ſtand meiner theuerſten Sorgen war. Jch ſollte an ihrer Seite, mit
ihnen arbeiten können an der Verwirklichung von Jdeen welche ich bis
dahin nur Büchern anvertrauen konnte, ohne zu wiſſen ob ſie jemals
triumphiren würden. Ja, ich gebe es zu, ich hatte einen Augenblick ei-
nen unermeßlichen Stolz. Wenn es ein Unrecht iſt, ſo verzeiht es mir,
es iſt das Glück meines Lebens. (Hoch Louis Blane!) Jetzt laßt euch
den wahren Charakter der Miſſion ſagen die uns anvertraut iſt. Mit
Sorgfalt, mit Liebe die Fragen ſtudiren welche die moraliſche, die ma-
terielle Verbeſſerung eures Looſes betreffen; die Löſungen in Geſetzent-
würfen formuliren die, nach Gutheißung der proviſoriſchen Regierung,
den Rathſchlagungen der Nationalverſammlung vorgelegt werden ſollen
— das iſt der Zweck der Regierungscommiſſion für die Arbeiter. Habe
ich nöthig beizufügen wie erlaucht eine Verſammlung ſeyn wird vor
welche die größten Jntereſſen die jemals die Menſchen erregt haben,
werden gebracht werden? Es wird ſich handeln um die eigentliche Ab-
ſchaffung der Sklaverei, um die Sklaverei der Armuth, der Unwiſſen-
heit, des Böſen, um die Sklaverei des Arbeiters der kein Aſyl hat für
ſeinen armen Vater; der Tochter des Volks die um zu leben mit 16
Jahren ſich preisgibt; des Kindes des Volks das man mit 10 oder 12
Jahren in einer verpeſteten Spinnerei begräbt. Jſt dieß alles ſo con-
form der Natur der Dinge daß es Thorheit wäre zu glauben daß das
alles eines Tags anders werden ſolle? Wer wagte es zu behaupten
und ſolchergeſtalt den Fortſchritt zu läſtern? Wenn die Geſellſchaft
ſchlecht gemacht iſt, ſo machet ſie neu. Schafft die Sklaverei ab. (Jauch-
zender Zuruf.) Aber noch einmal, es gibt nichts ſchwierigeres, nichts
was tieferes Forſchen, achtſamere Klugheit erheiſcht. Die Uebereilung
könnte hier tödtlich ſeyn, und um ſolche Probleme anzufaſſen, iſt die
Vereinigung aller Kräfte, aller Einſichten, aller guten Willen nicht zu
viel. Daher, meine Freunde, unſer Aufruf an euch, ſo daß wir alle
in der Familie ſtudiren können. Jhr ſeyd hier zu zahlreich, ihr fühlt
es wohl, als daß eure beſtändige tägliche Mitwirkung möglich wäre.
Eine Commiſſion rückt in ihren Arbeiten nur dann raſch fort wenn ſie
eine beſchränkte Zahl von Mitgliedern hat. Wir können deßhalb nur
von Zeit zu Zeit der Verſammlung der Delegirten über jedes wichtige
Reſultat unſerer Arbeiten Mittheilung machen. (Ja! Ja! Sehr gut!)
Wenn es ſich um eine ſpecielle Frage, in Bezug auf die Arbeiter von
dem oder jenem Gewerb handelt, werden wir uns mit den Delegirten
dieſes Gewerbes in Verkehr ſetzen. (So iſts recht!) Endlich damit euer
Gedanke ſtets gegenwärtig, ſtets in unſerer Mitte lebendig ſey, ſo bitte
ich euch zehn unter euch zu bezeichnen welche einen Ausſchuß bilden wer-
den der uns auf thätige, dauernde Weiſe in unſern Forſchungen unter-
ſtütze, und uns eure Leiden, eure Anforderungen, eure Wünſche
ſagen ſoll. (Ein Mitglied ſchlägt unter Zuſtimmung die Wahl
durchs Loos vor.) Das Mittel iſt vortrefflich und für die Gefinnungen
aller ehrenvoll. Wohlan, ſo wird noch in dieſer Sitzung ein Serutin
ſtattfinden. Wir haben alſo unſere Arbeiten begonnen. Wir werden mit
der größten Thätigkeit fortfahren, und ich habe nicht nöthig beizuſetzen
mit der größten Hingebung! Jhr begreift wohl daß - die Männer
welche ſich die harte Aufgabe geſetzt haben in einem ſo ſchwierigen
Moment die Geſchäfte zu führen, wo es ſo viele Hinderniſſe und ſo viele
unverſöhnliche Feinde zu beſiegen gilt, eine tiefe Ueberzeugung, einen
ſtarken Entſchluß haben mußten. Dieſer Entſchluß, er iſt in unſerm
Geiſt gefaßt; dieſe Ueberzeugung, ſie iſt unerſchütterlich in unſerer
Seele. Wir werden alſo unſere Arbeiten mit eurer Mitwirkung, eu-
rem Beiſtand, mit Hülfe eurer Einſicht anfangen. Es iſt mir eine ſüße
Freude dieß verkünden zu können. Uebrigens haben wir eine ſchöne
Miſſion zu erfüllen. Die Zeit der Gewaltſamkeiten iſt vorüber, ich hoffe
es. Jn der erſten Revolution waren unſere Väter groß, ſie waren he-
roiſch: ſie haben erſchöpft die ganze Bitterkeit des Werks das wir durch
ie Wiffenſchaft und durch das Studium zu verfolgen haben. An Fe-
ſtigkeit, darauf dürft ihr zählen, wird es uns nicht ſehlen, an
Ausdauer wird’s uns ebenſowenig fehlen. Wenn Gott und das Volk
helfen ſo werden wir, ohne eitles Erſchrecken vor den Schwierig-
keiten, ohne Ermüden beim Anprall der Hinderniſſe, ohne Furcht vor
den Feinden der öffentlichen Sache vor euch hergehen, und indem wir
gläubig find an den Fortſchritt eines entſchloſſenen Glaubens, indem
wir der Gerechtigkeit dieſe Huldigung widerfahren laſſen daß es un-
möglich iſt daß ihr Reich nicht komme, wird es uns gelingen auf un-
erſchütterlichen Grundlagen unſere große und theure Republik zu bauen.“
Der Präſident, durch dringende Geſchäfte abberufen, entfernte ſich nun,
und der ganze Saal — in tiefer Bewegung, viele bis zu Thränen ge-
rührt — erhob ſich achtungsvoll ihn zu begrüßen. Dann wurden die zehn
gewählt. Das Loos traf auf einen Knopfmacher, einen Waffenſchmied,
einen Sporer, einen Kutſchenmaler, einen Tiſchler, einen Schmied, ei-
nen Shawlfabricanten, einen Küfer, einen Eiſengießer und einen Schie-
ferdecker. Auf den 17 März iſt eine neue Sitzung anberaumt.
Belgien.
Brüſſel, 8 März.
Es find von hier einige Deutſche: Marx,
Wolf, Krüger u. ſ. w. ausgewieſen. Bornſtedt entging der Auswei-
ſung dadurch daß er nach Paris abgereist war ehe noch der Befehl zur
Abreiſe an ihn gelangte. Auch Marx hat ſich nach Paris begeben. Hr.
Jottrand beklagte ſich in der demokratiſchen Geſellſchaft, daß die Gattin
des Hrn. Marx eine brutale Behandlung von Seite der Polizei erfahren
habe. (Rhein. Bl.)
* † Brüſſel, 10 März.
Die proviſoriſche Regierung der franzö-
ſiſchen Republik hat in einer förmlichen Erklärung die Unabhängigkeit
Belgiens anerkannt und ſeine Neutralität zu achten verſprochen, wie ſie
ihm in früheren Verträgen zugeſichert iſt. Dadurch find die Bedenken
gehoben welche belgiſcherſeits der Herſtellung officioſer Beziehungen
(officielle werden folgen ſobald eine definitive Regierung beſteht)
ntgegengeſtellt werden wußten, und Hr. v. Lamartine und der Fürſt
v. Ligne, der einſtweilen als Repräſentant Velgiens, da ſein Cha-
rakter als Botſchafter durch den Sturz des Königthums, bei dem er
accreditirt war, erloſchen iſt, in Paris bleibt, find in regelmäßige Ver-
bindung getreten. Es iſt damit ein entſchiedener Schritt zur Aufhellung
der Lage geſchehen, und für den Augenblick die Gefahr ſehr aufregender
Verhandlungen und der unangenehmſten Verwickelungen wenn Frankreich
die belgiſche Neutralität nicht anerkannt hätte, beſeitigt. Das Weitere
iſt jetzt Aufgabe der belgiſchen Regierung, die ſehr entſchloſſen ſcheint
ihr zu genügen. Die Feſtungen aller unſerer Gränzen, nicht allein die
gegen Frankreich hin, ſondern ebenſo Oſtende, Antwerpen, Lüttich
und Dieſt find in Vertheidigungsſtand geſetzt, und ohne Geräuſch und
Aufheben alle Maßregeln ſo getroffen daß auf den erſten Befehl die Ar-
mee die bezeichneten, mit der Lage und dem Wirkungsrayon unſerer Fe-
ſtungen combinirten Stellungen einnimmt um jede Gebietsverletzung
zurückzuweiſen. Unſer ſo vollſtändiges und ausgedehntes Eiſenbahnnetz
unterſtützt und erleichtert in der außerordentlichſten Weiſe alles auf die
Bewegungen der Armee bezügliche. Es haben bis jetzt noch gar keine
Truppendislocationen ſtattgefunden, mit ſehr geringen Ausnahmen ſind
alle Corps in ihren Garniſonen geblieben, weil jedes von ihnen in weni-
gen Stunden auf den Punkt gebracht werden kann den es in den für die
verſchiedenen Fälle vorgeſehenen Aufſtellungen einzunehmen hat. Von
den Reſultaten die für die Schnelligkeit in der Ausführung aller mili-
täriſchen Maßregeln durch die Combination der elektriſchen Telegraphen
in den Eiſenbahnen erreicht werden, macht man ſich kaum eine Vorſtel-
lung, und die außerordentlichſten Leiſtungen find möglich geworden.
Laſſen Sie mich Jhnen ein intereſſantes Beiſpiel davon erzählen. Vor
einigen Tagen kam Abends 7 Uhr aus dem Kriegsminiſterium Weiſung
die zwiſchen Brüſſel und Lüttich ſtationirten Batterien mit Munition
zu verſehen, ſie wurde durch den elektriſchen Telegraphen in wenigen
Minuten nach Antwerpen, wo ſich das Hauptmunitionsdepot befindet,
gebracht, ein außerordentlicher Transport auf der Eiſenbahn wurde
vorbereitet. Die Verladung begann ſogleich, und am andern Morgen
vor 7 Uhr, alſo in weniger als 12 Stunden nachdem der Befehl gege-
ben war, hatten alle bezeichneten Batterien, von denen die nächſte 11
Wegſtunden von Antwerpen entfernt ſteht, ihren Munitionsvorrath
erhalten.
Italien.
Neapel.
Genueſer Blätter vom 9 März veröffentlichen ein
Decret des Königs von Neapel, welches die Kammern auf den 1 Mai
einberuft. Während der Wahlen der Deputirten wird der König die
Mitglieder der Pairskammer ernennen. In Meſſina dauerten, laut
einem Schreiben vom 23 Febr., die Kämpfe zwiſchen dem Volk und den
Beſatzungen fort. Am 22 Febr. griff das Volk die Außenwerke der
Citadelle und das Fort di Porta Real-Baſſo kräftig an. Nach mehr-
ſtündigem Kampf wurde das Fort genommen; die Neapolitaner zogen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |