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Allgemeine Zeitung, Nr. 45, 14. Februar 1871.

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[Spaltenumbruch] diese unterschiedlose Gleichstellung des Papstes mit dem König nicht angehe.
Die Verhandlungen haben dann vollends gezeigt daß es schon höchst bedenklich
ist alle Angriffe gegen Leib und Leben des Papstes mit denselben Strafen, dar-
unter zumal der Todesstrafe, zu belegen, mit denen diese Angriffe gegen den
König belegt sind, dessen Leben und Unversehrtheit doch offenbar eine un-
gleich größere Wichtigkeit für den Staat haben, daß es zumal aber schlech-
terdings nicht zulässig ist die Verletzungen der Ehre des Papstes ohne wei-
teres der Majestätsbeleidigung gleichzustellen, indem hiedurch die Freiheit
der Discussion religiöser Fragen aufgehoben werden könnte. Die Com-
mission hat schließlich den Artikel folgendermaßen gestaltet: "Der Angriff
(Attentat) gegen die Person des Papstes und die Aufforderung zu dessen
Begehung werden mit denselben Strafen bestraft welche für den Angriff
gegen die Person des Königs und die Aufforderung zu dessen Begehung
festgesetzt sind. Die Ehrenkränkungen und öffentlichen Jnjurien welche
direet gegen die Person des Papstes durch Wort, Schrift oder Thätlich-
keiten begangen werden, sind mit denselben Strafen belegt wie die be-
treffenden Vergehen gegen die Person des Königs. Die Strafverhand-
lung für diese Vergehen ist öffentlich und gehört vor die Schwurgerichte.
Die Discussion über religiöse Gegenstände ist völlig frei." Jn dieser
Form ist der Artikel endlich gestern gutgeheißen worden, nachdem eine
Mehrheit von 60 Stimmen (186 gegen 126) über alle Gegenanträge zur
Tagesordnung geschritten war. Mit der Opposition stimmten auch meh-
rere von der Rechten.

Der Carneval beginnt als öffentliches Volksfest
am 11 ds. Mts., und währt bis zur Aschermittwochsvigilie. Er scheint
eben so lehrreich wie glänzend verlaufen zu wollen: dieß in Folge der Anwe-
senheit des fürstlichen Paars von Piemont, jenes durch die neuen Stel-
lungen der Parteien. Wenn in den Jahren der fremden Occupation die
Mitglieder der gesprengten Circoli lange vor der festlichen Zeit ihre Maß-
regeln genommen hatten, erschien regelmäßig in den von der Demokratie
besuchten Localen und auf Plätzen die anonyme Weisung: "kein Römer
betheilige sich am Carneval, die Patrioten sind zu einer Promenade vors
Thor geladen." Alles gehorchte, denn in dergleichen ist die Partei hier
trefflich gegliedert und geschult. Fremde, Klerikale und das römische
Bummlerthum pflegten dann allein die Ehre des Tags zu behaupten, und
so blieb es auch später unter dem Zuavenregiment. Nun hat sich das
Blatt gewendet: die Klerikalen wollen den Corso fliehen, die Predigten des
Pater Curci besuchen, überhaupt aber den geistlichen Uebungen leben, wie
sie ihnen ihr carnevale santificato auferlegt. Jm Corso erheben sich be-
reits für die Feier so viele elegante und solide Boudoirs, wie sie bei einem
gleichen Anlasse dort wohl nie zu sehen waren. Der liberale Adel läßt
ein Ballfest dem andern folgen -- eine Huldigung des piemontesischen Fürsten-
paars, ganz geeignet sich daran zu erfreuen, denn ihr Glanz blendet auch
solche die auf dem Parquet des Hofs ihre Carriere machten. Prinz Hum-
bert und seine Gemahlin fehlten noch in keiner dieser Soireen, die fürst-
lichen Häuser Pallavicini, Doria, Teano sahen sie in ihrem Salon zuerst.
Die Bälle waren sehr besucht, obgleich die Hälfte des Patriciats nicht ver-
treten war. Der Theilnahme an Gesellschaften zu Ehren des Fürstenpaars
sich enthalten, das Nichtbesuchen der Villa Borghese oder des Pincio zur
Stunde der Ausfahrt der Prinzen oder das schleunigste Verlassen solcher
Orte wo sie sich zeigen, das ist jetzt der Protest der Klerikalen wider die
neue Herrschaft. Will man für sie kein Pfand der Zuneigung haben, so
sollten doch in diesem Falle diejenigen der Urbanität mehr huldigen welche
sonst bei jeder Gelegenheit sich als die Ephoren des Anstandes und der gu-
ten Sitte aufstellen. Bisher freilich blieben diese Manöver wirkungslos,
denn wo immer Prinz Humbert und Prinzessin Margherita sich zeigten, da
sah man in wenigen Minuten sich einen Menschenknäuel zusammenballen,
und sie auf lange Strecken hin mit Grüßen und Zurufen begleiten. --
Auch das Decret der Kammern betreffs der Uebertragung der Hauptstadt,
dann die Erörterungen über die Garantien des Papstes setzen die Leidenschaf-
ten der Parteien wieder in Fluß. Jn jedem Streite gibt es zwar in der
Wahl der Waffen, in deren Führung, im Verhalten der Streitenden gewisse
Gesetze des Anstandes, Vorschriften stillschweigender Uebereinkunft, die je-
der der nicht zum Troß gehört zu hüten weiß. Von dem allem aber ist in
dieser klerikalen wie in der liberalen Presse wenig zu sehen, der Kampf wird
da immer mehr zu einem Bauernkrieg, wo die Ungeschlachtheit nach der
ersten besten Waffe greift, und damit blind um sich schlägt. Diese Gereizt-
heit hat dann nicht selten so wenig Selbstbeherrschung, daß auch an geweih-
ter Stätte gar unerbauliche Scenen aufgeführt werden. So sollen nach
klerikalen Berichten zwei Polizeibeamte vorgestern in der Jgnazkirche der
Jesuiten beim Segen nicht mit der gehörigen Andacht gegenwärtig ge-
wesen sein, worüber sie der Director des "Osservatore Romano" beim Her-
ausgehen stark apostrophirte. Man lief zusammen, schließlich mußte ein
Piket Linientruppen herbeigeholt werden. Dieser Aufwand von Streit-
kraft der zwei Parteien ist aber um so schwerer zu begreifen, als er schließ-
[Spaltenumbruch] lich durchaus nutzlos sein wird. Denn wenn man den ersten klerikalen
Blättern wie dem "Osservatore Romano" glauben darf, so wird der Papst
von jenen Garantien nie Gebrauch machen, so daß die italienische Regie-
rung mit ihren politischen Einrichtungen und Verständigungen nach dieser
Seite hin sich selber zu der Rolle des Ocnus spartum torquens verur-
theilte. -- Auf erhaltene Weisung reichten die Pfarrer die Listen der
Militärpflichtigen der betreffenden Behörde ein, begleiteten aber dieselben
mit einem Protest im Namen Sr. Heiligkeit, da es sich bei der Recru-
tirung um päpstliche Unterthanen handle. Die befohlene Aushebung
geht langsam vorwärts, von 3000 militärpflichtigen Römern stellten sich
nicht viel über 900, von den übrigen wollen die meisten Ersatzmänner kau-
fen. Diese Generation der Quiriten will von ihrem genealogischen Zu-
sammenhang mit den Zwillingen des Mars, zumal jetzt, gar nichts mehr
wissen.



Verschiedenes.
(Zum Lazarethwesen in Baden.)

Es war im letzten Herbste da ich unfern des Bussens, des Olymps der schwäbi-
schen Hochebene, in einem Städtchen hart an der hohenzollern'schen Gränze, wo
über den herrlichen Park von Jnzighofen das preußische Banner flatterte, die
ebenso rührende als die Gesinnung der biedern Schwaben ehrende Klage hörte
daß all die Anstalten welche sie zur Aufnahme und Pflege der Verwundeten
getroffen, umsonst getroffen zu sein scheinen. Nun, der glorreiche Krieg hat
inzwischen schon dafür gesorgt daß bis zu diesen wackern Meßkirchern, daß
bis zum äußersten Ende des Bodensees der Kranken und Verwundeten genug
kamen um ihre Hülfe bis zur äußersten Anstrengung zu beanspruchen. Wir
hatten gleich von Anfang des Kriegs an, ja schon vor dessen Beginn, mit der
Verpflegung der auf die Schlachtfelder Ziehenden, der todwund aus denselben
Zurückkehrenden uns in einer Weise beschäftigt, daß ich die ungeduldig Warten-
den im fernen Schwabenland schon aufmerksam machen durfte wie wenig es
eine angenehme Erholung sei sich dieser Krankenpflege zu unterziehen, wie sehr
es der Energie des Willens, des tief innern Mitleidens bedürfe um einer so
schweren Aufgabe gewachsen zu sein. Dafür konnte ich aber auch in Aussicht
stellen daß die Aufgabe eine viel gesegnetere sei als die der Krankenpflege wie
ich sie am Ausgange der deutschen Befreiungskriege in den nämlichen Gegenden
beobachten konnte. Damals die unglücklichen Verstümmelten auf Stroh in den
Kirchen und den Kreuzgängen der Klöster gebettet, bis der Tod sie von ihren
Leiden erlöste, gepflegt von bezahlten Krankenwärtern aus der Hefe des Volkes --
denn wer mochte für 48 kr. Taglohn sein Leben der Gefahr des Spitaltyphus
aussetzen, der selbst die wohlhabende Bevölkerung so decimirte daß die öffent-
lichen Begräbnisse eingestellt wurden? Jetzt, in selbstgebauten luftigen Baracken,
auf trefflichen Matratzenbetten, welche von freiwilliger Wohlthätigkeit beschafft
wurden, gepflegt von sämmtlichen Aerzten der Stadt, von Autoritäten des
chirurgischen Faches aus Jena, Wien, aus Holland und selbst aus Rußland,
gepflegt in den ersten Tagen von geübten Krankenwärtern, von opferfreudigen
Diakonissen und barmherzigen Schwestern und, als diese den entfernteren
Schlachtfeldern zu unmittelbaren Hülfeleistungen nachzogen, durch Frauen und
Jungfrauen der ersten Familien der Stadt, welche, stark durch Barmherzigkeit,
für Wäsche und Stärkung, ja für persönliche Hülfeleistung thätig waren. Sol-
cher Lazarethe hatten wir nicht weniger als 14, zum Theil in den Spitälern
und Privathäusern unserer Stadt, zum Theil in Zelten und Baracken am Bahn-
hofe, im Schützenhaus und jenseit des Neckars. Vielen der Pfleglinge ist
es nicht mehr so gut geworden ihren Dank anders als in der ewigen Heimath
zu tragen; in dem großen Grund unseres Friedhofs sind sie gebettet, in fried-
lichen Gruppen, die sich bis auf das Messer bekämpft hatten. Wie aber die-
jenigen welche geheilt, oder wenigstens der Genesung näher geführt, unsere
Pflege verließen, für die erhaltene Pflege dankbar waren, dafür zeugte man-
ches thränenfeuchte Auge, mancher Händedruck, mancher Dankbrief aus der
fernen Heimath oder aus den Räumen deutscher Festungen. Wir glauben den
Lesern dieser Blätter aber nicht lästig zu fallen wenn wir aus dem Tagebuch
einer jener freiwilligen Krankenpflegerinnen ein Bild aus dem Jnnern eines
solchen Lazarethes in folgenden Worten geben. "Es war eine trübe regneri-
sche Nacht in den ersten Tagen des Augusts, als die ersten Verwundeten in
unser Lazareth gebracht wurden. Mit bangendem Herzen sahen wir die
Fackeln welche den Zug begleiteten näher und näher kommen. Uns freiwillige
Wärterinnen überkam ein seltsames Gefühl der Angst; plötzlich stand die ganze
Größe der Verantwortung vor uns, die wir so freudig, in dem Wunsch auch
unsere Kräfte dem Vaterlande zu weihen, auf uns genommen. Hatten wir
diese Kräfte nicht überschätzt? Durften wir hoffen das uns geschenkte Ver-
trauen zu rechtfertigen? Tausend Gedanken erwachten in dem Moment wo
uns die ersten Opfer des Kriegs sichtbar wurden. Doch zu Betrachtungen war
keine Zeit; nach einem letzten prüfenden Blick über die langen Reihen der sau-
ber gedeckten Betten, einem raschen Gang nach der noch sehr primitiven Küche,
wo hohe Töpfe dampfenden Kaffees bereit standen, traten wir in die Bretterhalle
als eben der erste Mann herein getrageu wurde. Für den müßigen Beschauer mag
der Anblick so vieler in der kräftigsten Jugend geknickten Männer kaum zu ertragen
sein; doch schwindet jede eigene Empfindung im Augenblick wo der Leidende der
Hülfe bedarf, und nun beginnt für die Pflegerin das beseligende Bewußtsein
durch Geschicklichkeit, durch Theilnahme Schmerz und Kummer zu lindern. Durch
die freundliche Hülfe der Herren der Sanitätscommission sind die ersten 25 Mann
bald auf ihre Betten gebracht; mühsam streifen sie die schmutzigen Uniformen ab,

[Spaltenumbruch] dieſe unterſchiedloſe Gleichſtellung des Papſtes mit dem König nicht angehe.
Die Verhandlungen haben dann vollends gezeigt daß es ſchon höchſt bedenklich
iſt alle Angriffe gegen Leib und Leben des Papſtes mit denſelben Strafen, dar-
unter zumal der Todesſtrafe, zu belegen, mit denen dieſe Angriffe gegen den
König belegt ſind, deſſen Leben und Unverſehrtheit doch offenbar eine un-
gleich größere Wichtigkeit für den Staat haben, daß es zumal aber ſchlech-
terdings nicht zuläſſig iſt die Verletzungen der Ehre des Papſtes ohne wei-
teres der Majeſtätsbeleidigung gleichzuſtellen, indem hiedurch die Freiheit
der Discuſſion religiöſer Fragen aufgehoben werden könnte. Die Com-
miſſion hat ſchließlich den Artikel folgendermaßen geſtaltet: „Der Angriff
(Attentat) gegen die Perſon des Papſtes und die Aufforderung zu deſſen
Begehung werden mit denſelben Strafen beſtraft welche für den Angriff
gegen die Perſon des Königs und die Aufforderung zu deſſen Begehung
feſtgeſetzt ſind. Die Ehrenkränkungen und öffentlichen Jnjurien welche
direet gegen die Perſon des Papſtes durch Wort, Schrift oder Thätlich-
keiten begangen werden, ſind mit denſelben Strafen belegt wie die be-
treffenden Vergehen gegen die Perſon des Königs. Die Strafverhand-
lung für dieſe Vergehen iſt öffentlich und gehört vor die Schwurgerichte.
Die Discuſſion über religiöſe Gegenſtände iſt völlig frei.“ Jn dieſer
Form iſt der Artikel endlich geſtern gutgeheißen worden, nachdem eine
Mehrheit von 60 Stimmen (186 gegen 126) über alle Gegenanträge zur
Tagesordnung geſchritten war. Mit der Oppoſition ſtimmten auch meh-
rere von der Rechten.

Der Carneval beginnt als öffentliches Volksfeſt
am 11 ds. Mts., und währt bis zur Aſchermittwochsvigilie. Er ſcheint
eben ſo lehrreich wie glänzend verlaufen zu wollen: dieß in Folge der Anwe-
ſenheit des fürſtlichen Paars von Piemont, jenes durch die neuen Stel-
lungen der Parteien. Wenn in den Jahren der fremden Occupation die
Mitglieder der geſprengten Circoli lange vor der feſtlichen Zeit ihre Maß-
regeln genommen hatten, erſchien regelmäßig in den von der Demokratie
beſuchten Localen und auf Plätzen die anonyme Weiſung: „kein Römer
betheilige ſich am Carneval, die Patrioten ſind zu einer Promenade vors
Thor geladen.“ Alles gehorchte, denn in dergleichen iſt die Partei hier
trefflich gegliedert und geſchult. Fremde, Klerikale und das römiſche
Bummlerthum pflegten dann allein die Ehre des Tags zu behaupten, und
ſo blieb es auch ſpäter unter dem Zuavenregiment. Nun hat ſich das
Blatt gewendet: die Klerikalen wollen den Corſo fliehen, die Predigten des
Pater Curci beſuchen, überhaupt aber den geiſtlichen Uebungen leben, wie
ſie ihnen ihr carnevale ſantificato auferlegt. Jm Corſo erheben ſich be-
reits für die Feier ſo viele elegante und ſolide Boudoirs, wie ſie bei einem
gleichen Anlaſſe dort wohl nie zu ſehen waren. Der liberale Adel läßt
ein Ballfeſt dem andern folgen — eine Huldigung des piemonteſiſchen Fürſten-
paars, ganz geeignet ſich daran zu erfreuen, denn ihr Glanz blendet auch
ſolche die auf dem Parquet des Hofs ihre Carrière machten. Prinz Hum-
bert und ſeine Gemahlin fehlten noch in keiner dieſer Soiréen, die fürſt-
lichen Häuſer Pallavicini, Doria, Teano ſahen ſie in ihrem Salon zuerſt.
Die Bälle waren ſehr beſucht, obgleich die Hälfte des Patriciats nicht ver-
treten war. Der Theilnahme an Geſellſchaften zu Ehren des Fürſtenpaars
ſich enthalten, das Nichtbeſuchen der Villa Borgheſe oder des Pincio zur
Stunde der Ausfahrt der Prinzen oder das ſchleunigſte Verlaſſen ſolcher
Orte wo ſie ſich zeigen, das iſt jetzt der Proteſt der Klerikalen wider die
neue Herrſchaft. Will man für ſie kein Pfand der Zuneigung haben, ſo
ſollten doch in dieſem Falle diejenigen der Urbanität mehr huldigen welche
ſonſt bei jeder Gelegenheit ſich als die Ephoren des Anſtandes und der gu-
ten Sitte aufſtellen. Bisher freilich blieben dieſe Manöver wirkungslos,
denn wo immer Prinz Humbert und Prinzeſſin Margherita ſich zeigten, da
ſah man in wenigen Minuten ſich einen Menſchenknäuel zuſammenballen,
und ſie auf lange Strecken hin mit Grüßen und Zurufen begleiten. —
Auch das Decret der Kammern betreffs der Uebertragung der Hauptſtadt,
dann die Erörterungen über die Garantien des Papſtes ſetzen die Leidenſchaf-
ten der Parteien wieder in Fluß. Jn jedem Streite gibt es zwar in der
Wahl der Waffen, in deren Führung, im Verhalten der Streitenden gewiſſe
Geſetze des Anſtandes, Vorſchriften ſtillſchweigender Uebereinkunft, die je-
der der nicht zum Troß gehört zu hüten weiß. Von dem allem aber iſt in
dieſer klerikalen wie in der liberalen Preſſe wenig zu ſehen, der Kampf wird
da immer mehr zu einem Bauernkrieg, wo die Ungeſchlachtheit nach der
erſten beſten Waffe greift, und damit blind um ſich ſchlägt. Dieſe Gereizt-
heit hat dann nicht ſelten ſo wenig Selbſtbeherrſchung, daß auch an geweih-
ter Stätte gar unerbauliche Scenen aufgeführt werden. So ſollen nach
klerikalen Berichten zwei Polizeibeamte vorgeſtern in der Jgnazkirche der
Jeſuiten beim Segen nicht mit der gehörigen Andacht gegenwärtig ge-
weſen ſein, worüber ſie der Director des „Oſſervatore Romano“ beim Her-
ausgehen ſtark apoſtrophirte. Man lief zuſammen, ſchließlich mußte ein
Piket Linientruppen herbeigeholt werden. Dieſer Aufwand von Streit-
kraft der zwei Parteien iſt aber um ſo ſchwerer zu begreifen, als er ſchließ-
[Spaltenumbruch] lich durchaus nutzlos ſein wird. Denn wenn man den erſten klerikalen
Blättern wie dem „Oſſervatore Romano“ glauben darf, ſo wird der Papſt
von jenen Garantien nie Gebrauch machen, ſo daß die italieniſche Regie-
rung mit ihren politiſchen Einrichtungen und Verſtändigungen nach dieſer
Seite hin ſich ſelber zu der Rolle des Ocnuſ ſpartum torquenſ verur-
theilte. — Auf erhaltene Weiſung reichten die Pfarrer die Liſten der
Militärpflichtigen der betreffenden Behörde ein, begleiteten aber dieſelben
mit einem Proteſt im Namen Sr. Heiligkeit, da es ſich bei der Recru-
tirung um päpſtliche Unterthanen handle. Die befohlene Aushebung
geht langſam vorwärts, von 3000 militärpflichtigen Römern ſtellten ſich
nicht viel über 900, von den übrigen wollen die meiſten Erſatzmänner kau-
fen. Dieſe Generation der Quiriten will von ihrem genealogiſchen Zu-
ſammenhang mit den Zwillingen des Mars, zumal jetzt, gar nichts mehr
wiſſen.



Verſchiedenes.
(Zum Lazarethweſen in Baden.)

Es war im letzten Herbſte da ich unfern des Buſſens, des Olymps der ſchwäbi-
ſchen Hochebene, in einem Städtchen hart an der hohenzollern’ſchen Gränze, wo
über den herrlichen Park von Jnzighofen das preußiſche Banner flatterte, die
ebenſo rührende als die Geſinnung der biedern Schwaben ehrende Klage hörte
daß all die Anſtalten welche ſie zur Aufnahme und Pflege der Verwundeten
getroffen, umſonſt getroffen zu ſein ſcheinen. Nun, der glorreiche Krieg hat
inzwiſchen ſchon dafür geſorgt daß bis zu dieſen wackern Meßkirchern, daß
bis zum äußerſten Ende des Bodenſees der Kranken und Verwundeten genug
kamen um ihre Hülfe bis zur äußerſten Anſtrengung zu beanſpruchen. Wir
hatten gleich von Anfang des Kriegs an, ja ſchon vor deſſen Beginn, mit der
Verpflegung der auf die Schlachtfelder Ziehenden, der todwund aus denſelben
Zurückkehrenden uns in einer Weiſe beſchäftigt, daß ich die ungeduldig Warten-
den im fernen Schwabenland ſchon aufmerkſam machen durfte wie wenig es
eine angenehme Erholung ſei ſich dieſer Krankenpflege zu unterziehen, wie ſehr
es der Energie des Willens, des tief innern Mitleidens bedürfe um einer ſo
ſchweren Aufgabe gewachſen zu ſein. Dafür konnte ich aber auch in Ausſicht
ſtellen daß die Aufgabe eine viel geſegnetere ſei als die der Krankenpflege wie
ich ſie am Ausgange der deutſchen Befreiungskriege in den nämlichen Gegenden
beobachten konnte. Damals die unglücklichen Verſtümmelten auf Stroh in den
Kirchen und den Kreuzgängen der Klöſter gebettet, bis der Tod ſie von ihren
Leiden erlöste, gepflegt von bezahlten Krankenwärtern aus der Hefe des Volkes —
denn wer mochte für 48 kr. Taglohn ſein Leben der Gefahr des Spitaltyphus
ausſetzen, der ſelbſt die wohlhabende Bevölkerung ſo decimirte daß die öffent-
lichen Begräbniſſe eingeſtellt wurden? Jetzt, in ſelbſtgebauten luftigen Baracken,
auf trefflichen Matratzenbetten, welche von freiwilliger Wohlthätigkeit beſchafft
wurden, gepflegt von ſämmtlichen Aerzten der Stadt, von Autoritäten des
chirurgiſchen Faches aus Jena, Wien, aus Holland und ſelbſt aus Rußland,
gepflegt in den erſten Tagen von geübten Krankenwärtern, von opferfreudigen
Diakoniſſen und barmherzigen Schweſtern und, als dieſe den entfernteren
Schlachtfeldern zu unmittelbaren Hülfeleiſtungen nachzogen, durch Frauen und
Jungfrauen der erſten Familien der Stadt, welche, ſtark durch Barmherzigkeit,
für Wäſche und Stärkung, ja für perſönliche Hülfeleiſtung thätig waren. Sol-
cher Lazarethe hatten wir nicht weniger als 14, zum Theil in den Spitälern
und Privathäuſern unſerer Stadt, zum Theil in Zelten und Baracken am Bahn-
hofe, im Schützenhaus und jenſeit des Neckars. Vielen der Pfleglinge iſt
es nicht mehr ſo gut geworden ihren Dank anders als in der ewigen Heimath
zu tragen; in dem großen Grund unſeres Friedhofs ſind ſie gebettet, in fried-
lichen Gruppen, die ſich bis auf das Meſſer bekämpft hatten. Wie aber die-
jenigen welche geheilt, oder wenigſtens der Geneſung näher geführt, unſere
Pflege verließen, für die erhaltene Pflege dankbar waren, dafür zeugte man-
ches thränenfeuchte Auge, mancher Händedruck, mancher Dankbrief aus der
fernen Heimath oder aus den Räumen deutſcher Feſtungen. Wir glauben den
Leſern dieſer Blätter aber nicht läſtig zu fallen wenn wir aus dem Tagebuch
einer jener freiwilligen Krankenpflegerinnen ein Bild aus dem Jnnern eines
ſolchen Lazarethes in folgenden Worten geben. „Es war eine trübe regneri-
ſche Nacht in den erſten Tagen des Auguſts, als die erſten Verwundeten in
unſer Lazareth gebracht wurden. Mit bangendem Herzen ſahen wir die
Fackeln welche den Zug begleiteten näher und näher kommen. Uns freiwillige
Wärterinnen überkam ein ſeltſames Gefühl der Angſt; plötzlich ſtand die ganze
Größe der Verantwortung vor uns, die wir ſo freudig, in dem Wunſch auch
unſere Kräfte dem Vaterlande zu weihen, auf uns genommen. Hatten wir
dieſe Kräfte nicht überſchätzt? Durften wir hoffen das uns geſchenkte Ver-
trauen zu rechtfertigen? Tauſend Gedanken erwachten in dem Moment wo
uns die erſten Opfer des Kriegs ſichtbar wurden. Doch zu Betrachtungen war
keine Zeit; nach einem letzten prüfenden Blick über die langen Reihen der ſau-
ber gedeckten Betten, einem raſchen Gang nach der noch ſehr primitiven Küche,
wo hohe Töpfe dampfenden Kaffees bereit ſtanden, traten wir in die Bretterhalle
als eben der erſte Mann herein getrageu wurde. Für den müßigen Beſchauer mag
der Anblick ſo vieler in der kräftigſten Jugend geknickten Männer kaum zu ertragen
ſein; doch ſchwindet jede eigene Empfindung im Augenblick wo der Leidende der
Hülfe bedarf, und nun beginnt für die Pflegerin das beſeligende Bewußtſein
durch Geſchicklichkeit, durch Theilnahme Schmerz und Kummer zu lindern. Durch
die freundliche Hülfe der Herren der Sanitätscommiſſion ſind die erſten 25 Mann
bald auf ihre Betten gebracht; mühſam ſtreifen ſie die ſchmutzigen Uniformen ab,

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[759/0019] dieſe unterſchiedloſe Gleichſtellung des Papſtes mit dem König nicht angehe. Die Verhandlungen haben dann vollends gezeigt daß es ſchon höchſt bedenklich iſt alle Angriffe gegen Leib und Leben des Papſtes mit denſelben Strafen, dar- unter zumal der Todesſtrafe, zu belegen, mit denen dieſe Angriffe gegen den König belegt ſind, deſſen Leben und Unverſehrtheit doch offenbar eine un- gleich größere Wichtigkeit für den Staat haben, daß es zumal aber ſchlech- terdings nicht zuläſſig iſt die Verletzungen der Ehre des Papſtes ohne wei- teres der Majeſtätsbeleidigung gleichzuſtellen, indem hiedurch die Freiheit der Discuſſion religiöſer Fragen aufgehoben werden könnte. Die Com- miſſion hat ſchließlich den Artikel folgendermaßen geſtaltet: „Der Angriff (Attentat) gegen die Perſon des Papſtes und die Aufforderung zu deſſen Begehung werden mit denſelben Strafen beſtraft welche für den Angriff gegen die Perſon des Königs und die Aufforderung zu deſſen Begehung feſtgeſetzt ſind. 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Wenn in den Jahren der fremden Occupation die Mitglieder der geſprengten Circoli lange vor der feſtlichen Zeit ihre Maß- regeln genommen hatten, erſchien regelmäßig in den von der Demokratie beſuchten Localen und auf Plätzen die anonyme Weiſung: „kein Römer betheilige ſich am Carneval, die Patrioten ſind zu einer Promenade vors Thor geladen.“ Alles gehorchte, denn in dergleichen iſt die Partei hier trefflich gegliedert und geſchult. Fremde, Klerikale und das römiſche Bummlerthum pflegten dann allein die Ehre des Tags zu behaupten, und ſo blieb es auch ſpäter unter dem Zuavenregiment. Nun hat ſich das Blatt gewendet: die Klerikalen wollen den Corſo fliehen, die Predigten des Pater Curci beſuchen, überhaupt aber den geiſtlichen Uebungen leben, wie ſie ihnen ihr carnevale ſantificato auferlegt. Jm Corſo erheben ſich be- reits für die Feier ſo viele elegante und ſolide Boudoirs, wie ſie bei einem gleichen Anlaſſe dort wohl nie zu ſehen waren. Der liberale Adel läßt ein Ballfeſt dem andern folgen — eine Huldigung des piemonteſiſchen Fürſten- paars, ganz geeignet ſich daran zu erfreuen, denn ihr Glanz blendet auch ſolche die auf dem Parquet des Hofs ihre Carrière machten. Prinz Hum- bert und ſeine Gemahlin fehlten noch in keiner dieſer Soiréen, die fürſt- lichen Häuſer Pallavicini, Doria, Teano ſahen ſie in ihrem Salon zuerſt. Die Bälle waren ſehr beſucht, obgleich die Hälfte des Patriciats nicht ver- treten war. Der Theilnahme an Geſellſchaften zu Ehren des Fürſtenpaars ſich enthalten, das Nichtbeſuchen der Villa Borgheſe oder des Pincio zur Stunde der Ausfahrt der Prinzen oder das ſchleunigſte Verlaſſen ſolcher Orte wo ſie ſich zeigen, das iſt jetzt der Proteſt der Klerikalen wider die neue Herrſchaft. Will man für ſie kein Pfand der Zuneigung haben, ſo ſollten doch in dieſem Falle diejenigen der Urbanität mehr huldigen welche ſonſt bei jeder Gelegenheit ſich als die Ephoren des Anſtandes und der gu- ten Sitte aufſtellen. Bisher freilich blieben dieſe Manöver wirkungslos, denn wo immer Prinz Humbert und Prinzeſſin Margherita ſich zeigten, da ſah man in wenigen Minuten ſich einen Menſchenknäuel zuſammenballen, und ſie auf lange Strecken hin mit Grüßen und Zurufen begleiten. — Auch das Decret der Kammern betreffs der Uebertragung der Hauptſtadt, dann die Erörterungen über die Garantien des Papſtes ſetzen die Leidenſchaf- ten der Parteien wieder in Fluß. Jn jedem Streite gibt es zwar in der Wahl der Waffen, in deren Führung, im Verhalten der Streitenden gewiſſe Geſetze des Anſtandes, Vorſchriften ſtillſchweigender Uebereinkunft, die je- der der nicht zum Troß gehört zu hüten weiß. Von dem allem aber iſt in dieſer klerikalen wie in der liberalen Preſſe wenig zu ſehen, der Kampf wird da immer mehr zu einem Bauernkrieg, wo die Ungeſchlachtheit nach der erſten beſten Waffe greift, und damit blind um ſich ſchlägt. Dieſe Gereizt- heit hat dann nicht ſelten ſo wenig Selbſtbeherrſchung, daß auch an geweih- ter Stätte gar unerbauliche Scenen aufgeführt werden. So ſollen nach klerikalen Berichten zwei Polizeibeamte vorgeſtern in der Jgnazkirche der Jeſuiten beim Segen nicht mit der gehörigen Andacht gegenwärtig ge- weſen ſein, worüber ſie der Director des „Oſſervatore Romano“ beim Her- ausgehen ſtark apoſtrophirte. Man lief zuſammen, ſchließlich mußte ein Piket Linientruppen herbeigeholt werden. Dieſer Aufwand von Streit- kraft der zwei Parteien iſt aber um ſo ſchwerer zu begreifen, als er ſchließ- lich durchaus nutzlos ſein wird. Denn wenn man den erſten klerikalen Blättern wie dem „Oſſervatore Romano“ glauben darf, ſo wird der Papſt von jenen Garantien nie Gebrauch machen, ſo daß die italieniſche Regie- rung mit ihren politiſchen Einrichtungen und Verſtändigungen nach dieſer Seite hin ſich ſelber zu der Rolle des Ocnuſ ſpartum torquenſ verur- theilte. — Auf erhaltene Weiſung reichten die Pfarrer die Liſten der Militärpflichtigen der betreffenden Behörde ein, begleiteten aber dieſelben mit einem Proteſt im Namen Sr. Heiligkeit, da es ſich bei der Recru- tirung um päpſtliche Unterthanen handle. Die befohlene Aushebung geht langſam vorwärts, von 3000 militärpflichtigen Römern ſtellten ſich nicht viel über 900, von den übrigen wollen die meiſten Erſatzmänner kau- fen. Dieſe Generation der Quiriten will von ihrem genealogiſchen Zu- ſammenhang mit den Zwillingen des Mars, zumal jetzt, gar nichts mehr wiſſen. Verſchiedenes. ⠇ Mannheim, im Febr. (Zum Lazarethweſen in Baden.) Es war im letzten Herbſte da ich unfern des Buſſens, des Olymps der ſchwäbi- ſchen Hochebene, in einem Städtchen hart an der hohenzollern’ſchen Gränze, wo über den herrlichen Park von Jnzighofen das preußiſche Banner flatterte, die ebenſo rührende als die Geſinnung der biedern Schwaben ehrende Klage hörte daß all die Anſtalten welche ſie zur Aufnahme und Pflege der Verwundeten getroffen, umſonſt getroffen zu ſein ſcheinen. Nun, der glorreiche Krieg hat inzwiſchen ſchon dafür geſorgt daß bis zu dieſen wackern Meßkirchern, daß bis zum äußerſten Ende des Bodenſees der Kranken und Verwundeten genug kamen um ihre Hülfe bis zur äußerſten Anſtrengung zu beanſpruchen. Wir hatten gleich von Anfang des Kriegs an, ja ſchon vor deſſen Beginn, mit der Verpflegung der auf die Schlachtfelder Ziehenden, der todwund aus denſelben Zurückkehrenden uns in einer Weiſe beſchäftigt, daß ich die ungeduldig Warten- den im fernen Schwabenland ſchon aufmerkſam machen durfte wie wenig es eine angenehme Erholung ſei ſich dieſer Krankenpflege zu unterziehen, wie ſehr es der Energie des Willens, des tief innern Mitleidens bedürfe um einer ſo ſchweren Aufgabe gewachſen zu ſein. Dafür konnte ich aber auch in Ausſicht ſtellen daß die Aufgabe eine viel geſegnetere ſei als die der Krankenpflege wie ich ſie am Ausgange der deutſchen Befreiungskriege in den nämlichen Gegenden beobachten konnte. Damals die unglücklichen Verſtümmelten auf Stroh in den Kirchen und den Kreuzgängen der Klöſter gebettet, bis der Tod ſie von ihren Leiden erlöste, gepflegt von bezahlten Krankenwärtern aus der Hefe des Volkes — denn wer mochte für 48 kr. Taglohn ſein Leben der Gefahr des Spitaltyphus ausſetzen, der ſelbſt die wohlhabende Bevölkerung ſo decimirte daß die öffent- lichen Begräbniſſe eingeſtellt wurden? Jetzt, in ſelbſtgebauten luftigen Baracken, auf trefflichen Matratzenbetten, welche von freiwilliger Wohlthätigkeit beſchafft wurden, gepflegt von ſämmtlichen Aerzten der Stadt, von Autoritäten des chirurgiſchen Faches aus Jena, Wien, aus Holland und ſelbſt aus Rußland, gepflegt in den erſten Tagen von geübten Krankenwärtern, von opferfreudigen Diakoniſſen und barmherzigen Schweſtern und, als dieſe den entfernteren Schlachtfeldern zu unmittelbaren Hülfeleiſtungen nachzogen, durch Frauen und Jungfrauen der erſten Familien der Stadt, welche, ſtark durch Barmherzigkeit, für Wäſche und Stärkung, ja für perſönliche Hülfeleiſtung thätig waren. Sol- cher Lazarethe hatten wir nicht weniger als 14, zum Theil in den Spitälern und Privathäuſern unſerer Stadt, zum Theil in Zelten und Baracken am Bahn- hofe, im Schützenhaus und jenſeit des Neckars. Vielen der Pfleglinge iſt es nicht mehr ſo gut geworden ihren Dank anders als in der ewigen Heimath zu tragen; in dem großen Grund unſeres Friedhofs ſind ſie gebettet, in fried- lichen Gruppen, die ſich bis auf das Meſſer bekämpft hatten. Wie aber die- jenigen welche geheilt, oder wenigſtens der Geneſung näher geführt, unſere Pflege verließen, für die erhaltene Pflege dankbar waren, dafür zeugte man- ches thränenfeuchte Auge, mancher Händedruck, mancher Dankbrief aus der fernen Heimath oder aus den Räumen deutſcher Feſtungen. Wir glauben den Leſern dieſer Blätter aber nicht läſtig zu fallen wenn wir aus dem Tagebuch einer jener freiwilligen Krankenpflegerinnen ein Bild aus dem Jnnern eines ſolchen Lazarethes in folgenden Worten geben. „Es war eine trübe regneri- ſche Nacht in den erſten Tagen des Auguſts, als die erſten Verwundeten in unſer Lazareth gebracht wurden. Mit bangendem Herzen ſahen wir die Fackeln welche den Zug begleiteten näher und näher kommen. Uns freiwillige Wärterinnen überkam ein ſeltſames Gefühl der Angſt; plötzlich ſtand die ganze Größe der Verantwortung vor uns, die wir ſo freudig, in dem Wunſch auch unſere Kräfte dem Vaterlande zu weihen, auf uns genommen. Hatten wir dieſe Kräfte nicht überſchätzt? Durften wir hoffen das uns geſchenkte Ver- trauen zu rechtfertigen? Tauſend Gedanken erwachten in dem Moment wo uns die erſten Opfer des Kriegs ſichtbar wurden. 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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 45, 14. Februar 1871, S. 759. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine45_1871/19>, abgerufen am 23.11.2024.