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Allgemeine Zeitung, Nr. 43, 24. Oktober 1914.

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24. Oktober 1914. Allgemeine Zeitung Seite 621.


[Spaltenumbruch] Pilsen, gebaut wurde. Das geringere Kaliber dieses Geschützes
mußte, um ein der Wirkungsfähigkeit größerer Kaliber gleichwertiges
Geschütz zu erhalten, durch Steigerung des Geschoßgewichtes, der An-
fangsgeschwindigkeit und damit der Wurfhöhe wettgemacht werden,
um die notwendige Durchschlagskraft zum Durchschießen der stärksten
Betonwände zu gewährleisten.
Die (bei zahlreichen Versuchen erprobten) Erfolge des 30.5 Zenti-
meter-Mörsers waren der deutschen Heeresverwaltung, welche auch
schon in Friedenszeiten mit unserer Heeresverwaltung im engsten
Einvernehmen stand, bekannt, und so darf es daher nicht über-
raschen, wenn die deutsche Regierung gleich zu Beginn des Krieges
mit Frankreich auf die Mitwirkung einzelner derartiger Motor-
batterien großen Wert legte.
Der 30.5 Zentimeter-Mörser verfeuert Bomben im Gewichte
von 385 Kilogramm und wird durch einen Motorwagen von
100 Pferdestärken (Austro-Daimler) auf drei Anhängewagen trans-
portiert. Diese Anhängewagen sind entsprechend der aufzu-
nehmenden Last konstruiert und für die Beförderung des Rohres,
der Lafette und der Bettung eingerichtet.
Die sinnreiche Konstruktion des Mörsers ermöglicht eine sehr
rasche Montage des Geschützes, das in 40--50 Minuten nach seiner
Ankunft in der Stellung bereits schußbereit sein kann. Infolge
der raschen Montage ist auch eine schnelle Demontage durchführbar,
so daß das Geschütz einen Stellungswechsel mit Leichtigkeit durch-
führen und im Notfalle selbst ohne Bettung, also beispielsweise am
Straßenkörper selbst, schießen kann. Der 30.5 Zentimeter-Mörser
findet infolge seiner geringen Dimension überall leicht Deckung und
stellt daher ein für den Feind sehr schwer auffindbares und zu be-
kämpfendes Ziel dar.
Die großen Erfolge des Mörsers bei Namur, Givet, Maubeuge
waren für den Kenner des Geschützes jedenfalls nicht erstaunlich.
Während der 42 Zentimeter-Mörser nach den bisherigen Publi-
kationen und dem Vorhergesagten beim Angriff auf das leicht mit
der Bahn erreichbare Lüttich seine Ueberlegenheit zeigte, war es
den 30.5 Zentimeter-Motorbatterien vorbehalten, bei den schon
schwerer zugänglichen Festungen Givet und Maubeuge die Arbeit
allein zu verrichten. Die rasche und überwältigende Wirkung dieser
modernen 42 Zentimeter- und 30.5 Zentimeter-Mörser mit ihrer
großen Treffsicherheit haben den Bestand der bisher üblichen
Festungsbauten direkt in Frage gestellt.
Einige kurze Episoden von dem bisherigen Tätigkeitsfeld
der österreichisch-ungarischen Motorbatterien sollen, soweit sie bisher
bekannt geworden sind, die vorangegangenen mehr theoretischen
Erwägungen konkret erhärten.
Unmittelbar an die Auswaggonierung anschließend setzten sich
beispielsweise zwei österreichisch-ungarische 30.5 Zentimeter-Motor-
batterien am 20. August in Marsch, bewältigten am ersten Tage
einen Marsch von 30 Kilometer, am zweiten Tage einen solchen
von 20 Kilometer und eröffneten am dritten Tage gegen die Nord-
forts von Namur das Feuer. Nach dreitägiger Tätigkeit fällt
Namur. Hierauf erfolgt kurze Retablierung, ein weiterer Marsch
von zusammen 60 Kilometer, der in drei Tagen beendet ist, und
am 29. August beginnt die Feuertätigkeit von Maubeuge, die bis
zu dessen Fall am 8. September andauert. Hierbei wurde vor
beiden festen Plätzen eine im Verhältnis sehr geringe Schußanzahl
verfeuert, ein ebenso ehrendes Zeugnis für die Treffsicherheit der
Geschütze wie für die Führung und Bedienung derselben durch
die österreichisch-ungarische Festungsartillerie.
England.

Am 17. d. M. wurde ein englischer Kreuzer vernichtet. Das
Wolffsche Bureau zitiert die englische Meldung und sagt:

Aus London wird amtlich unterm 16. Oktober gemeldet:
Am 15. Oktober nachmittags wurde der englische Kreuzer "Hawke"
in der nördlichen Nordsee durch den Torpedoschuß eines Untersee-
bootes zum Sinken gebracht. Ein Offizier und 49 Mann sind
gerettet und in Aberdeen gelandet. Etwa 350 Mann werden ver-
mißt. -- Zu der gleichen Zeit wurde der Kreuzer "Theseus"
angegriffen, aber ohne Erfolg.

Die beiden geschützten Kreuzer "Hawke" und "Theseus" gehören
der gleichen Klasse an, die eine Wasserverdrängung von 7820 bis
7450 Tonnen haben und 19.5 bis 20.5 Seemeilen Geschwindigkeit
entwickeln und einen Mannschaftsstand von 550 Köpfe normal be-
sitzen. Der Kreuzer "Hawke" ist 1891 vom Stapel gelassen. Er
war bestückt mit 29 Geschützen, davon 2 zu 23.4 Zentimeter, 10 zu
[Spaltenumbruch] 15.3 Zentimeter, 12 zu 5.7 Zentimeter, 5 zu 4.7 Zentimeter. Der
Kreuzer "Hawke" ist also ein älterer Kreuzer. Er gehört zu dem
in unserer Marine unbekannten Typ der geschützten Kreuzer. Nach
der deutschen Klassifizierung würde er zu den großen Kreuzern
gehören. Ursprünglich war er als Panzerkreuzer gebaut. Die
Bestückung ist fast die gleiche wie bei den Schiffen der Abukirklasse.
Die hauptsächlichsten Unterschiede bestehen in der Geschwindigkeit
und in der Panzerung. Aus den angegebenen Verlusten ist jedoch
zu schließen, daß die normale Besatzung nicht vollzählig war, ver-
mutlich weil es sich um einen älteren Typ handelt.


Leider mußte eine deutsche amtliche Meldung am Tage darauf
von einem deutschen Verlust Kenntnis geben.

Am 17. Oktober nachmittags gerieten unsere Torpedoboote
S 115, S 117, S 118, S 119 unweit der holländischen Küste in
Kampf mit dem englischen Kreuzer "Undaunted" und vier
englischen Zerstörern. Nach amtlichen englischen Nachrichten wur-
den die deutschen Torpedoboote zum Sinken gebracht und von
ihrer Besatzung 31 Mann in England gelandet.

Ueber dieses Seegefecht an der holländischen Küste erhält das
Wolffsche Bureau unter dem 20. d. M. aus London und Rotterdam
nachstehendes:

Der Kreuzer "Undaunted" und vier Zerstörer, die am 18. d. M.
in Harwich angekommen sind, berichten über den Kampf in der
Nordsee folgendes:

Wir verließen Harwich am Samstag zu Patrouillendienst.
Es gelang, die deutschen Schiffe zum Kampf zu zwingen, die
tapfer gegen die Uebermacht fochten. Die großen Geschütze der
"Undaunted" eröffneten auf fünf Meilen das Feuer. Der Kreuzer,
der durch die Begleitschiffe gegen Torpedo-Angriffe geschützt war,
richtete das Feuer gegen zwei feindliche Boote, während die briti-
schen Zerstörer die anderen beschäftigten. Die deutschen Torpedo-
boote sanken nacheinander, bis zuletzt tapfer kämpfend. Das Ge-
fecht dauerte eineinhalb Stunden.

Wie der "Nieuwe Rotterdamsche Courant" meldet, behauptet
der Kapitän des norwegischen Schiffes "Drottnig Spia", der Zeuge
des Gefechtes gewesen ist, gesehen zu haben, daß ein englischer
Zerstörer durch einen Torpedo getroffen wurde. Eine Dampf-
wolke, die aufstieg, ließ den Kapitän auf eine Kesselexplosion
schließen.

Dieser Verlust, der etwa 200 braven Seeleuten das Leben
gekostet hat, wird wenigstens einigermaßen aufgehoben durch die
amtliche Meldung des Admiralstabs vom 19. d. M., daß das engli-
sche Unterseeboot "E 3" am 18. Oktober nachmittags in der deut-
schen Bucht der Nordsee vernichtet worden ist.


England läßt Portugal keine Ruhe. Auf dem Umwege
über Wien läßt sich das Wolffsche Bureau unterm 16. d. M.
telegraphieren:

Aus Lissabon wird gemeldet, daß im Laufe der nächsten
Woche der Kongreß einberufen werde, um über die Frage
der Entsendung eines Expeditionskorps nach Frankreich schlüssig zu
werden. Es heißt, daß die republikanische Partei dafür, die Be-
völkerung aber dagegen sei.

Und die Neue Freie Presse läßt sich zwei Tage später aus
Lissabon gar melden: Nach einem wichtigen Ministerrat stehe
in Portugal die allgemeine Mobilisierung bevor.

Das Reutersche Bureau ist zwar im allgemeinen keine sehr
lautere Quelle. Immerhin dürfte richtig sein, was ihm am
15. d. M. aus Newyork über England und die japanische
Neutralitätsverletzung in China
gemeldet wird und
was das Wolffsche Bureau nicht amtlich weiter gibt:

Nach einem Telegramm aus Peking erwiderte Groß-
britannien auf den Protest gegen die japanische Inbesitznahme der
Schantungbahn, es sei außerstande, die Verbündeten zu hindern.
Japan habe keine Wahl gehabt, da die Eisenbahn Deutschen gehörte,
die sie für militärische Zwecke benutzt hätten.

Das Reutersche Bureau meldet aus Tokio: Nach amtlicher
japanischer Bekanntmachung ist der Kreuzer Takatschio am
17. Oktober in der Kiautschaubucht auf eine Mine gelaufen und
gesunken. Von der 264 Mann betragenden Besatzung soll ein
Offizier und 9 Mann gerettet sein.

24. Oktober 1914. Allgemeine Zeitung Seite 621.


[Spaltenumbruch] Pilſen, gebaut wurde. Das geringere Kaliber dieſes Geſchützes
mußte, um ein der Wirkungsfähigkeit größerer Kaliber gleichwertiges
Geſchütz zu erhalten, durch Steigerung des Geſchoßgewichtes, der An-
fangsgeſchwindigkeit und damit der Wurfhöhe wettgemacht werden,
um die notwendige Durchſchlagskraft zum Durchſchießen der ſtärkſten
Betonwände zu gewährleiſten.
Die (bei zahlreichen Verſuchen erprobten) Erfolge des 30.5 Zenti-
meter-Mörſers waren der deutſchen Heeresverwaltung, welche auch
ſchon in Friedenszeiten mit unſerer Heeresverwaltung im engſten
Einvernehmen ſtand, bekannt, und ſo darf es daher nicht über-
raſchen, wenn die deutſche Regierung gleich zu Beginn des Krieges
mit Frankreich auf die Mitwirkung einzelner derartiger Motor-
batterien großen Wert legte.
Der 30.5 Zentimeter-Mörſer verfeuert Bomben im Gewichte
von 385 Kilogramm und wird durch einen Motorwagen von
100 Pferdeſtärken (Auſtro-Daimler) auf drei Anhängewagen trans-
portiert. Dieſe Anhängewagen ſind entſprechend der aufzu-
nehmenden Laſt konſtruiert und für die Beförderung des Rohres,
der Lafette und der Bettung eingerichtet.
Die ſinnreiche Konſtruktion des Mörſers ermöglicht eine ſehr
raſche Montage des Geſchützes, das in 40—50 Minuten nach ſeiner
Ankunft in der Stellung bereits ſchußbereit ſein kann. Infolge
der raſchen Montage iſt auch eine ſchnelle Demontage durchführbar,
ſo daß das Geſchütz einen Stellungswechſel mit Leichtigkeit durch-
führen und im Notfalle ſelbſt ohne Bettung, alſo beiſpielsweiſe am
Straßenkörper ſelbſt, ſchießen kann. Der 30.5 Zentimeter-Mörſer
findet infolge ſeiner geringen Dimenſion überall leicht Deckung und
ſtellt daher ein für den Feind ſehr ſchwer auffindbares und zu be-
kämpfendes Ziel dar.
Die großen Erfolge des Mörſers bei Namur, Givet, Maubeuge
waren für den Kenner des Geſchützes jedenfalls nicht erſtaunlich.
Während der 42 Zentimeter-Mörſer nach den bisherigen Publi-
kationen und dem Vorhergeſagten beim Angriff auf das leicht mit
der Bahn erreichbare Lüttich ſeine Ueberlegenheit zeigte, war es
den 30.5 Zentimeter-Motorbatterien vorbehalten, bei den ſchon
ſchwerer zugänglichen Feſtungen Givet und Maubeuge die Arbeit
allein zu verrichten. Die raſche und überwältigende Wirkung dieſer
modernen 42 Zentimeter- und 30.5 Zentimeter-Mörſer mit ihrer
großen Treffſicherheit haben den Beſtand der bisher üblichen
Feſtungsbauten direkt in Frage geſtellt.
Einige kurze Epiſoden von dem bisherigen Tätigkeitsfeld
der öſterreichiſch-ungariſchen Motorbatterien ſollen, ſoweit ſie bisher
bekannt geworden ſind, die vorangegangenen mehr theoretiſchen
Erwägungen konkret erhärten.
Unmittelbar an die Auswaggonierung anſchließend ſetzten ſich
beiſpielsweiſe zwei öſterreichiſch-ungariſche 30.5 Zentimeter-Motor-
batterien am 20. Auguſt in Marſch, bewältigten am erſten Tage
einen Marſch von 30 Kilometer, am zweiten Tage einen ſolchen
von 20 Kilometer und eröffneten am dritten Tage gegen die Nord-
forts von Namur das Feuer. Nach dreitägiger Tätigkeit fällt
Namur. Hierauf erfolgt kurze Retablierung, ein weiterer Marſch
von zuſammen 60 Kilometer, der in drei Tagen beendet iſt, und
am 29. Auguſt beginnt die Feuertätigkeit von Maubeuge, die bis
zu deſſen Fall am 8. September andauert. Hierbei wurde vor
beiden feſten Plätzen eine im Verhältnis ſehr geringe Schußanzahl
verfeuert, ein ebenſo ehrendes Zeugnis für die Treffſicherheit der
Geſchütze wie für die Führung und Bedienung derſelben durch
die öſterreichiſch-ungariſche Feſtungsartillerie.
England.

Am 17. d. M. wurde ein engliſcher Kreuzer vernichtet. Das
Wolffſche Bureau zitiert die engliſche Meldung und ſagt:

Aus London wird amtlich unterm 16. Oktober gemeldet:
Am 15. Oktober nachmittags wurde der engliſche Kreuzer „Hawke
in der nördlichen Nordſee durch den Torpedoſchuß eines Unterſee-
bootes zum Sinken gebracht. Ein Offizier und 49 Mann ſind
gerettet und in Aberdeen gelandet. Etwa 350 Mann werden ver-
mißt. — Zu der gleichen Zeit wurde der Kreuzer „Theſeus
angegriffen, aber ohne Erfolg.

Die beiden geſchützten Kreuzer „Hawke“ und „Theſeus“ gehören
der gleichen Klaſſe an, die eine Waſſerverdrängung von 7820 bis
7450 Tonnen haben und 19.5 bis 20.5 Seemeilen Geſchwindigkeit
entwickeln und einen Mannſchaftsſtand von 550 Köpfe normal be-
ſitzen. Der Kreuzer „Hawke“ iſt 1891 vom Stapel gelaſſen. Er
war beſtückt mit 29 Geſchützen, davon 2 zu 23.4 Zentimeter, 10 zu
[Spaltenumbruch] 15.3 Zentimeter, 12 zu 5.7 Zentimeter, 5 zu 4.7 Zentimeter. Der
Kreuzer „Hawke“ iſt alſo ein älterer Kreuzer. Er gehört zu dem
in unſerer Marine unbekannten Typ der geſchützten Kreuzer. Nach
der deutſchen Klaſſifizierung würde er zu den großen Kreuzern
gehören. Urſprünglich war er als Panzerkreuzer gebaut. Die
Beſtückung iſt faſt die gleiche wie bei den Schiffen der Abukirklaſſe.
Die hauptſächlichſten Unterſchiede beſtehen in der Geſchwindigkeit
und in der Panzerung. Aus den angegebenen Verluſten iſt jedoch
zu ſchließen, daß die normale Beſatzung nicht vollzählig war, ver-
mutlich weil es ſich um einen älteren Typ handelt.


Leider mußte eine deutſche amtliche Meldung am Tage darauf
von einem deutſchen Verluſt Kenntnis geben.

Am 17. Oktober nachmittags gerieten unſere Torpedoboote
S 115, S 117, S 118, S 119 unweit der holländiſchen Küſte in
Kampf mit dem engliſchen Kreuzer „Undaunted“ und vier
engliſchen Zerſtörern. Nach amtlichen engliſchen Nachrichten wur-
den die deutſchen Torpedoboote zum Sinken gebracht und von
ihrer Beſatzung 31 Mann in England gelandet.

Ueber dieſes Seegefecht an der holländiſchen Küſte erhält das
Wolffſche Bureau unter dem 20. d. M. aus London und Rotterdam
nachſtehendes:

Der Kreuzer „Undaunted“ und vier Zerſtörer, die am 18. d. M.
in Harwich angekommen ſind, berichten über den Kampf in der
Nordſee folgendes:

Wir verließen Harwich am Samstag zu Patrouillendienſt.
Es gelang, die deutſchen Schiffe zum Kampf zu zwingen, die
tapfer gegen die Uebermacht fochten. Die großen Geſchütze der
„Undaunted“ eröffneten auf fünf Meilen das Feuer. Der Kreuzer,
der durch die Begleitſchiffe gegen Torpedo-Angriffe geſchützt war,
richtete das Feuer gegen zwei feindliche Boote, während die briti-
ſchen Zerſtörer die anderen beſchäftigten. Die deutſchen Torpedo-
boote ſanken nacheinander, bis zuletzt tapfer kämpfend. Das Ge-
fecht dauerte eineinhalb Stunden.

Wie der „Nieuwe Rotterdamſche Courant“ meldet, behauptet
der Kapitän des norwegiſchen Schiffes „Drottnig Spia“, der Zeuge
des Gefechtes geweſen iſt, geſehen zu haben, daß ein engliſcher
Zerſtörer durch einen Torpedo getroffen wurde. Eine Dampf-
wolke, die aufſtieg, ließ den Kapitän auf eine Keſſelexploſion
ſchließen.

Dieſer Verluſt, der etwa 200 braven Seeleuten das Leben
gekoſtet hat, wird wenigſtens einigermaßen aufgehoben durch die
amtliche Meldung des Admiralſtabs vom 19. d. M., daß das engli-
ſche Unterſeeboot „E 3“ am 18. Oktober nachmittags in der deut-
ſchen Bucht der Nordſee vernichtet worden iſt.


England läßt Portugal keine Ruhe. Auf dem Umwege
über Wien läßt ſich das Wolffſche Bureau unterm 16. d. M.
telegraphieren:

Aus Liſſabon wird gemeldet, daß im Laufe der nächſten
Woche der Kongreß einberufen werde, um über die Frage
der Entſendung eines Expeditionskorps nach Frankreich ſchlüſſig zu
werden. Es heißt, daß die republikaniſche Partei dafür, die Be-
völkerung aber dagegen ſei.

Und die Neue Freie Preſſe läßt ſich zwei Tage ſpäter aus
Liſſabon gar melden: Nach einem wichtigen Miniſterrat ſtehe
in Portugal die allgemeine Mobiliſierung bevor.

Das Reuterſche Bureau iſt zwar im allgemeinen keine ſehr
lautere Quelle. Immerhin dürfte richtig ſein, was ihm am
15. d. M. aus Newyork über England und die japaniſche
Neutralitätsverletzung in China
gemeldet wird und
was das Wolffſche Bureau nicht amtlich weiter gibt:

Nach einem Telegramm aus Peking erwiderte Groß-
britannien auf den Proteſt gegen die japaniſche Inbeſitznahme der
Schantungbahn, es ſei außerſtande, die Verbündeten zu hindern.
Japan habe keine Wahl gehabt, da die Eiſenbahn Deutſchen gehörte,
die ſie für militäriſche Zwecke benutzt hätten.

Das Reuterſche Bureau meldet aus Tokio: Nach amtlicher
japaniſcher Bekanntmachung iſt der Kreuzer Takatſchio am
17. Oktober in der Kiautſchaubucht auf eine Mine gelaufen und
geſunken. Von der 264 Mann betragenden Beſatzung ſoll ein
Offizier und 9 Mann gerettet ſein.

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[621/0005] 24. Oktober 1914. Allgemeine Zeitung Seite 621. Pilſen, gebaut wurde. Das geringere Kaliber dieſes Geſchützes mußte, um ein der Wirkungsfähigkeit größerer Kaliber gleichwertiges Geſchütz zu erhalten, durch Steigerung des Geſchoßgewichtes, der An- fangsgeſchwindigkeit und damit der Wurfhöhe wettgemacht werden, um die notwendige Durchſchlagskraft zum Durchſchießen der ſtärkſten Betonwände zu gewährleiſten. Die (bei zahlreichen Verſuchen erprobten) Erfolge des 30.5 Zenti- meter-Mörſers waren der deutſchen Heeresverwaltung, welche auch ſchon in Friedenszeiten mit unſerer Heeresverwaltung im engſten Einvernehmen ſtand, bekannt, und ſo darf es daher nicht über- raſchen, wenn die deutſche Regierung gleich zu Beginn des Krieges mit Frankreich auf die Mitwirkung einzelner derartiger Motor- batterien großen Wert legte. Der 30.5 Zentimeter-Mörſer verfeuert Bomben im Gewichte von 385 Kilogramm und wird durch einen Motorwagen von 100 Pferdeſtärken (Auſtro-Daimler) auf drei Anhängewagen trans- portiert. Dieſe Anhängewagen ſind entſprechend der aufzu- nehmenden Laſt konſtruiert und für die Beförderung des Rohres, der Lafette und der Bettung eingerichtet. Die ſinnreiche Konſtruktion des Mörſers ermöglicht eine ſehr raſche Montage des Geſchützes, das in 40—50 Minuten nach ſeiner Ankunft in der Stellung bereits ſchußbereit ſein kann. Infolge der raſchen Montage iſt auch eine ſchnelle Demontage durchführbar, ſo daß das Geſchütz einen Stellungswechſel mit Leichtigkeit durch- führen und im Notfalle ſelbſt ohne Bettung, alſo beiſpielsweiſe am Straßenkörper ſelbſt, ſchießen kann. Der 30.5 Zentimeter-Mörſer findet infolge ſeiner geringen Dimenſion überall leicht Deckung und ſtellt daher ein für den Feind ſehr ſchwer auffindbares und zu be- kämpfendes Ziel dar. Die großen Erfolge des Mörſers bei Namur, Givet, Maubeuge waren für den Kenner des Geſchützes jedenfalls nicht erſtaunlich. Während der 42 Zentimeter-Mörſer nach den bisherigen Publi- kationen und dem Vorhergeſagten beim Angriff auf das leicht mit der Bahn erreichbare Lüttich ſeine Ueberlegenheit zeigte, war es den 30.5 Zentimeter-Motorbatterien vorbehalten, bei den ſchon ſchwerer zugänglichen Feſtungen Givet und Maubeuge die Arbeit allein zu verrichten. Die raſche und überwältigende Wirkung dieſer modernen 42 Zentimeter- und 30.5 Zentimeter-Mörſer mit ihrer großen Treffſicherheit haben den Beſtand der bisher üblichen Feſtungsbauten direkt in Frage geſtellt. Einige kurze Epiſoden von dem bisherigen Tätigkeitsfeld der öſterreichiſch-ungariſchen Motorbatterien ſollen, ſoweit ſie bisher bekannt geworden ſind, die vorangegangenen mehr theoretiſchen Erwägungen konkret erhärten. Unmittelbar an die Auswaggonierung anſchließend ſetzten ſich beiſpielsweiſe zwei öſterreichiſch-ungariſche 30.5 Zentimeter-Motor- batterien am 20. Auguſt in Marſch, bewältigten am erſten Tage einen Marſch von 30 Kilometer, am zweiten Tage einen ſolchen von 20 Kilometer und eröffneten am dritten Tage gegen die Nord- forts von Namur das Feuer. Nach dreitägiger Tätigkeit fällt Namur. Hierauf erfolgt kurze Retablierung, ein weiterer Marſch von zuſammen 60 Kilometer, der in drei Tagen beendet iſt, und am 29. Auguſt beginnt die Feuertätigkeit von Maubeuge, die bis zu deſſen Fall am 8. September andauert. Hierbei wurde vor beiden feſten Plätzen eine im Verhältnis ſehr geringe Schußanzahl verfeuert, ein ebenſo ehrendes Zeugnis für die Treffſicherheit der Geſchütze wie für die Führung und Bedienung derſelben durch die öſterreichiſch-ungariſche Feſtungsartillerie. England. Am 17. d. M. wurde ein engliſcher Kreuzer vernichtet. Das Wolffſche Bureau zitiert die engliſche Meldung und ſagt: Aus London wird amtlich unterm 16. Oktober gemeldet: Am 15. Oktober nachmittags wurde der engliſche Kreuzer „Hawke“ in der nördlichen Nordſee durch den Torpedoſchuß eines Unterſee- bootes zum Sinken gebracht. Ein Offizier und 49 Mann ſind gerettet und in Aberdeen gelandet. Etwa 350 Mann werden ver- mißt. — Zu der gleichen Zeit wurde der Kreuzer „Theſeus“ angegriffen, aber ohne Erfolg. Die beiden geſchützten Kreuzer „Hawke“ und „Theſeus“ gehören der gleichen Klaſſe an, die eine Waſſerverdrängung von 7820 bis 7450 Tonnen haben und 19.5 bis 20.5 Seemeilen Geſchwindigkeit entwickeln und einen Mannſchaftsſtand von 550 Köpfe normal be- ſitzen. Der Kreuzer „Hawke“ iſt 1891 vom Stapel gelaſſen. Er war beſtückt mit 29 Geſchützen, davon 2 zu 23.4 Zentimeter, 10 zu 15.3 Zentimeter, 12 zu 5.7 Zentimeter, 5 zu 4.7 Zentimeter. Der Kreuzer „Hawke“ iſt alſo ein älterer Kreuzer. Er gehört zu dem in unſerer Marine unbekannten Typ der geſchützten Kreuzer. Nach der deutſchen Klaſſifizierung würde er zu den großen Kreuzern gehören. Urſprünglich war er als Panzerkreuzer gebaut. Die Beſtückung iſt faſt die gleiche wie bei den Schiffen der Abukirklaſſe. Die hauptſächlichſten Unterſchiede beſtehen in der Geſchwindigkeit und in der Panzerung. Aus den angegebenen Verluſten iſt jedoch zu ſchließen, daß die normale Beſatzung nicht vollzählig war, ver- mutlich weil es ſich um einen älteren Typ handelt. Leider mußte eine deutſche amtliche Meldung am Tage darauf von einem deutſchen Verluſt Kenntnis geben. Am 17. Oktober nachmittags gerieten unſere Torpedoboote S 115, S 117, S 118, S 119 unweit der holländiſchen Küſte in Kampf mit dem engliſchen Kreuzer „Undaunted“ und vier engliſchen Zerſtörern. Nach amtlichen engliſchen Nachrichten wur- den die deutſchen Torpedoboote zum Sinken gebracht und von ihrer Beſatzung 31 Mann in England gelandet. Ueber dieſes Seegefecht an der holländiſchen Küſte erhält das Wolffſche Bureau unter dem 20. d. M. aus London und Rotterdam nachſtehendes: Der Kreuzer „Undaunted“ und vier Zerſtörer, die am 18. d. M. in Harwich angekommen ſind, berichten über den Kampf in der Nordſee folgendes: Wir verließen Harwich am Samstag zu Patrouillendienſt. Es gelang, die deutſchen Schiffe zum Kampf zu zwingen, die tapfer gegen die Uebermacht fochten. Die großen Geſchütze der „Undaunted“ eröffneten auf fünf Meilen das Feuer. Der Kreuzer, der durch die Begleitſchiffe gegen Torpedo-Angriffe geſchützt war, richtete das Feuer gegen zwei feindliche Boote, während die briti- ſchen Zerſtörer die anderen beſchäftigten. Die deutſchen Torpedo- boote ſanken nacheinander, bis zuletzt tapfer kämpfend. Das Ge- fecht dauerte eineinhalb Stunden. Wie der „Nieuwe Rotterdamſche Courant“ meldet, behauptet der Kapitän des norwegiſchen Schiffes „Drottnig Spia“, der Zeuge des Gefechtes geweſen iſt, geſehen zu haben, daß ein engliſcher Zerſtörer durch einen Torpedo getroffen wurde. Eine Dampf- wolke, die aufſtieg, ließ den Kapitän auf eine Keſſelexploſion ſchließen. Dieſer Verluſt, der etwa 200 braven Seeleuten das Leben gekoſtet hat, wird wenigſtens einigermaßen aufgehoben durch die amtliche Meldung des Admiralſtabs vom 19. d. M., daß das engli- ſche Unterſeeboot „E 3“ am 18. Oktober nachmittags in der deut- ſchen Bucht der Nordſee vernichtet worden iſt. England läßt Portugal keine Ruhe. Auf dem Umwege über Wien läßt ſich das Wolffſche Bureau unterm 16. d. M. telegraphieren: Aus Liſſabon wird gemeldet, daß im Laufe der nächſten Woche der Kongreß einberufen werde, um über die Frage der Entſendung eines Expeditionskorps nach Frankreich ſchlüſſig zu werden. Es heißt, daß die republikaniſche Partei dafür, die Be- völkerung aber dagegen ſei. Und die Neue Freie Preſſe läßt ſich zwei Tage ſpäter aus Liſſabon gar melden: Nach einem wichtigen Miniſterrat ſtehe in Portugal die allgemeine Mobiliſierung bevor. Das Reuterſche Bureau iſt zwar im allgemeinen keine ſehr lautere Quelle. Immerhin dürfte richtig ſein, was ihm am 15. d. M. aus Newyork über England und die japaniſche Neutralitätsverletzung in China gemeldet wird und was das Wolffſche Bureau nicht amtlich weiter gibt: Nach einem Telegramm aus Peking erwiderte Groß- britannien auf den Proteſt gegen die japaniſche Inbeſitznahme der Schantungbahn, es ſei außerſtande, die Verbündeten zu hindern. Japan habe keine Wahl gehabt, da die Eiſenbahn Deutſchen gehörte, die ſie für militäriſche Zwecke benutzt hätten. Das Reuterſche Bureau meldet aus Tokio: Nach amtlicher japaniſcher Bekanntmachung iſt der Kreuzer Takatſchio am 17. Oktober in der Kiautſchaubucht auf eine Mine gelaufen und geſunken. Von der 264 Mann betragenden Beſatzung ſoll ein Offizier und 9 Mann gerettet ſein.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 43, 24. Oktober 1914, S. 621. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine43_1914/5>, abgerufen am 27.11.2024.