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Allgemeine Zeitung, Nr. 36, 5. September 1914.

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Allgemeine Zeitung 5. September 1914.
[Spaltenumbruch]
Flammende Worte
Die Nebel zerstieben, im Osten es loht,
Schon schmücket das himmlische Morgenrot
Mit güldenen Kronen gewaltige Eichen.
Die Sonne sich spiegelt im tiefblauen See.
Nun sei auch begraben das zehrende Weh!
Den Herzenstrank frisch wir den Brüdern jetzt reichen.
Und fromm überschauert es unser Gemüt,
Die Sehnsucht zum Vaterland heißer erglüht,
Wir werben, um Sieg oder Tod zu ereilen.
O Vaterland, lasse uns kämpfen mit Mut!
Den Sinn machst du fröhlich. -- Das herrlichste Gut
Ist: frei einst auf deutscher Erde zu weilen.
1) Verlag Thormann & Goetsch, Berlin.


Deutschlands Söhne.
Eine Welt ist wider Dich entbrannt,
Deutsches edles starkes Vaterland.
Zürnend ziehen Deine Söhne her,
Eisern schreitend durch ein blut'ges Meer.
Franzmann, meiner Väter Feind, Dein Blut
Löscht Dir Deinen Rachedurst so gut.
Weißt Du noch, wie Dich mein Vater schlug?
War Dir das noch immer nicht genug?
Hinterlist'ger Russe Du, Kalmück,
In die Steppe stoß ich Dich zurück.
Groß und tückisch bist Du, aber stark
Treff ich tief Dich in Dein Lebensmark.
Bei Kosaken und Tartaren Du,
Angelsachse? Schließ die Augen zu,
Bruder! Sollen sie voll Scham Dich sehn
Mit Baschkiren gegen Deutsche stehn?
Eine Welt ist wider Dich entbrannt,
Deutsches edles starkes Vaterland.
Zürnend ziehen Deine Söhne her,
Eisern schreitend durch ein blut'ges Meer.


Lesefrüchte über den Krieg.
Es gibt Rhetoriker, die heutzutage den Krieg als letztes Rechts-
mittel aus dem Gesetzbuch der Völker verschwinden lassen möchten.
Sie haben diese Theorie im Seneca aufgegriffen. Gewisse Weise
des Morgenlandes lehrten gleichfalls in dieser Hinsicht ganz mit
denen der mährischen Brüder übereinstimmende Jdeen. Aber wenn
es auch wirklich den Freunden des allgemeinen Friedens gelingen
sollte, Europa den Appell an die Waffen zu verleiden, so müßten
sie auch die menschlichen Leidenschaften dahin bringen, daß sie sich
für immer verwandelten. Weder Seneca noch die Brahmanen
haben diesen Sieg errungen. Es ist zweifelhaft, ob er uns vor-
behalten ist. ...
(Versuch über die Ungleichheit der Menschenracen. Vom Grafen
Gobineau,
I. Band, Seite 215.)



Man sagt oft, daß die Kriege das Bewußtsein der Völker
trüben, sie zur Unwissenheit zurückführen und sie hindern, sich eine
rechte Vorstellung von ihren Bedürfnissen zu machen. Nun gab
es aber im Innern des Reiches vor der Schlacht bei Actium bis
[Spaltenumbruch] zum Tode des Commodus keine andere Schilderhebung als den
Kampf der Flavier gegen Vitellius. Der materielle Wohlstand
war sehr bedeutend; aber die Macht blieb unregelmäßig, behielt
ihre Unbeständigkeit und die geistigen Fähigkeiten nahmen immer
mehr ab.
(Versuch über die Ungleichheit der Menschenracen. Vom Grafen
Gobineau,
III. Band, Seite 377, Anm.)



Keine Beschäftigung ist so angenehm, als die eines Kriegers.
Sie ist edel in ihrer Ausführung (denn die stärkste, großmütigste
und erhabenste aller Tugenden ist die Tapferkeit) und edel in ihrer
Ursache. Wer weiß etwas Nützlicheres und allgemein Gerechteres,
als die Beschützung der Ruhe und Größe seines Vaterlandes?
Es ist etwas Reizendes und Angenehmes in der Gesellschaft so
vieler edlen jungen und tätigen Männer; in dem täglichen Anblicke
tragischer Schauspiele; in der Freiheit dieses ungekünstelten Um-
ganges und der männlichen ungezwungenen Lebensart; in der
Mannigfaltigkeit tausend verschiedener Handlungen; in der herz-
erhebenden Harmonie der kriegerischen Musik, die uns ermuntert
und Ohr und Seele erwärmt; in der Ehre, welche mit dieser Uebung
verknüpft ist. Selbst in ihrer lästigen Beschwerlichkeit, welche
Plato so gering achtet, daß er in seiner Republik Weiber und
Kinder daran Anteil nehmen läßt. Man übernimmt freilich eine
Rolle oder ein Wagestück, je nachdem man dieselbe für glänzend
und auffällig hält, man wird gern Soldat und verdient Entschuldi-
gung, daß man sogar sein Leben dafür aufopfert: Pulchrumque
mori succurrit in armis.
(Jn Waffen sterben ist ein schöner Tod.)

Gemeinschaftliche Gefahren, welche ein so großer Haufen teilt,
scheuen; das nicht wagen, was so vielerlei Arten von Seelen und
ein ganzes Volk wagt, hieße ein weichliches und außer allem Maße
kleinmütiges Herz verraten. Gesellschaft flößt selbst Kindern Zu-
versicht ein. Wenn andere uns an Wissenschaft, an Anmut, an
Stärke, an Glück übertreffen, so kann man noch äußerlichen Ursachen
davon die Schuld aufbürden; anderen aber an Festigkeit der Seele
nachstehen, daran kann niemand Schuld haben als wir selbst. Der
Tod ist verächtlicher, schmählicher und beschwerlicher im Bette als
im Gefecht. Fieber und Flüsse ebenso schmerzhaft und tötlich als
eine Flintenkugel. Wer sich gewöhnt hat, die Zufälle des ge-
meinen Lebens tapfer zu ertragen, würde nicht bedürfen, seinen
Mut zu vergrößern, um ein Kriegsmann zu werden: Vivere,
mi Lucili, militare est.
(Leben, mein Lucilius, heißt streiten.)

(Montaigne: Essahs, III. 13.)


Bücheranzeigen.
Deutsche Mystiker. Band I: Seuse. Ausgewählt und heraus-
gegeben von Dr. Wilhelm Oehl.
Band II: Mechtild von Magdeburg. In Auswahl
übersetzt von Dr. Wilh. Oehl. Josef Kösel'sche Buchhandlung, Ver-
lag Kempten und München. Preis je 1 Mk.

Erst kürzlich ist an dieser Stelle auf die auffallende Tatsache hin-
gewiesen worden, daß der katholische Verlag die Herausgabe Deut-
scher Mystiker beinahe ausschließlich protestantischen und jüdischen
Herausgebern und Verlegern überlassen hat. Dies trifft ganz be-
sonders bei den neuhochdeutschen Uebertragungen Meister Eckeharts
zu. Seuse und Tauler sind von Diederichs'schen Verlag in schönen
Ausgaben verlegt worden. Sein Eckehart ist unvollständig geblie-
ben, und für ihn könnte und sollte eigentlich am meisten geschehen.
Nun hat der Kösel'sche Verlag in Kempten Deutsche Mystiker in seine
Sammlung aufgenommen und verspricht auch den Eckehart. Leider
handelt es sich immer nur um eine Auswahl, nicht um vollständige
Uebertragungen. Gerade aber bei Eckehart könnte Kösel jeder Kon-
kurrenz zuvorkommen. Wir wollen jedoch dankbar sein, daß der Ver-
lag und der Herausgeber Dr. Wilh. Oehl wenn auch nicht zu wissen-
schaftlichen, so doch zu populären Zwecken die beiden vorliegenden
Bändchen herausgebracht haben. Die Seuse-Ausgabe beruht natür-
lich ganz auf der von uns seinerzeit ausführlich gewürdigten text-
kritischen Gesamtausgabe der Deutschen Schriften Heinrich Seuses, die
Karl Bihlmeyer im Auftrage der württembergischen Kommission für
Landesgeschichte (Stuttgart 1907) herausgegeben hat. Oehl hat aber,
was sehr verdienstlich ist, den Text selbständig und mit möglichster
Annäherung an das mittelhochdeutsche Original übersetzt. Er gibt
eine vortreffliche Einleitung zu Seuses Leben und Persönlichkeit und
wählt zusammenhängende Stücke aus dessen Lebensbeschreibung, aus
den "Büchlein der ewigen Weisheit" und aus dem "Briefbüchlein"

Allgemeine Zeitung 5. September 1914.
[Spaltenumbruch]
Flammende Worte
Die Nebel zerſtieben, im Oſten es loht,
Schon ſchmücket das himmliſche Morgenrot
Mit güldenen Kronen gewaltige Eichen.
Die Sonne ſich ſpiegelt im tiefblauen See.
Nun ſei auch begraben das zehrende Weh!
Den Herzenstrank friſch wir den Brüdern jetzt reichen.
Und fromm überſchauert es unſer Gemüt,
Die Sehnſucht zum Vaterland heißer erglüht,
Wir werben, um Sieg oder Tod zu ereilen.
O Vaterland, laſſe uns kämpfen mit Mut!
Den Sinn machſt du fröhlich. — Das herrlichſte Gut
Iſt: frei einſt auf deutſcher Erde zu weilen.
1) Verlag Thormann & Goetſch, Berlin.


Deutſchlands Söhne.
Eine Welt iſt wider Dich entbrannt,
Deutſches edles ſtarkes Vaterland.
Zürnend ziehen Deine Söhne her,
Eiſern ſchreitend durch ein blut’ges Meer.
Franzmann, meiner Väter Feind, Dein Blut
Löſcht Dir Deinen Rachedurſt ſo gut.
Weißt Du noch, wie Dich mein Vater ſchlug?
War Dir das noch immer nicht genug?
Hinterliſt’ger Ruſſe Du, Kalmück,
In die Steppe ſtoß ich Dich zurück.
Groß und tückiſch biſt Du, aber ſtark
Treff ich tief Dich in Dein Lebensmark.
Bei Koſaken und Tartaren Du,
Angelſachſe? Schließ die Augen zu,
Bruder! Sollen ſie voll Scham Dich ſehn
Mit Baſchkiren gegen Deutſche ſtehn?
Eine Welt iſt wider Dich entbrannt,
Deutſches edles ſtarkes Vaterland.
Zürnend ziehen Deine Söhne her,
Eiſern ſchreitend durch ein blut’ges Meer.


Leſefrüchte über den Krieg.
Es gibt Rhetoriker, die heutzutage den Krieg als letztes Rechts-
mittel aus dem Geſetzbuch der Völker verſchwinden laſſen möchten.
Sie haben dieſe Theorie im Seneca aufgegriffen. Gewiſſe Weiſe
des Morgenlandes lehrten gleichfalls in dieſer Hinſicht ganz mit
denen der mähriſchen Brüder übereinſtimmende Jdeen. Aber wenn
es auch wirklich den Freunden des allgemeinen Friedens gelingen
ſollte, Europa den Appell an die Waffen zu verleiden, ſo müßten
ſie auch die menſchlichen Leidenſchaften dahin bringen, daß ſie ſich
für immer verwandelten. Weder Seneca noch die Brahmanen
haben dieſen Sieg errungen. Es iſt zweifelhaft, ob er uns vor-
behalten iſt. ...
(Verſuch über die Ungleichheit der Menſchenracen. Vom Grafen
Gobineau,
I. Band, Seite 215.)



Man ſagt oft, daß die Kriege das Bewußtſein der Völker
trüben, ſie zur Unwiſſenheit zurückführen und ſie hindern, ſich eine
rechte Vorſtellung von ihren Bedürfniſſen zu machen. Nun gab
es aber im Innern des Reiches vor der Schlacht bei Actium bis
[Spaltenumbruch] zum Tode des Commodus keine andere Schilderhebung als den
Kampf der Flavier gegen Vitellius. Der materielle Wohlſtand
war ſehr bedeutend; aber die Macht blieb unregelmäßig, behielt
ihre Unbeſtändigkeit und die geiſtigen Fähigkeiten nahmen immer
mehr ab.
(Verſuch über die Ungleichheit der Menſchenracen. Vom Grafen
Gobineau,
III. Band, Seite 377, Anm.)



Keine Beſchäftigung iſt ſo angenehm, als die eines Kriegers.
Sie iſt edel in ihrer Ausführung (denn die ſtärkſte, großmütigſte
und erhabenſte aller Tugenden iſt die Tapferkeit) und edel in ihrer
Urſache. Wer weiß etwas Nützlicheres und allgemein Gerechteres,
als die Beſchützung der Ruhe und Größe ſeines Vaterlandes?
Es iſt etwas Reizendes und Angenehmes in der Geſellſchaft ſo
vieler edlen jungen und tätigen Männer; in dem täglichen Anblicke
tragiſcher Schauſpiele; in der Freiheit dieſes ungekünſtelten Um-
ganges und der männlichen ungezwungenen Lebensart; in der
Mannigfaltigkeit tauſend verſchiedener Handlungen; in der herz-
erhebenden Harmonie der kriegeriſchen Muſik, die uns ermuntert
und Ohr und Seele erwärmt; in der Ehre, welche mit dieſer Uebung
verknüpft iſt. Selbſt in ihrer läſtigen Beſchwerlichkeit, welche
Plato ſo gering achtet, daß er in ſeiner Republik Weiber und
Kinder daran Anteil nehmen läßt. Man übernimmt freilich eine
Rolle oder ein Wageſtück, je nachdem man dieſelbe für glänzend
und auffällig hält, man wird gern Soldat und verdient Entſchuldi-
gung, daß man ſogar ſein Leben dafür aufopfert: Pulchrumque
mori succurrit in armis.
(Jn Waffen ſterben iſt ein ſchöner Tod.)

Gemeinſchaftliche Gefahren, welche ein ſo großer Haufen teilt,
ſcheuen; das nicht wagen, was ſo vielerlei Arten von Seelen und
ein ganzes Volk wagt, hieße ein weichliches und außer allem Maße
kleinmütiges Herz verraten. Geſellſchaft flößt ſelbſt Kindern Zu-
verſicht ein. Wenn andere uns an Wiſſenſchaft, an Anmut, an
Stärke, an Glück übertreffen, ſo kann man noch äußerlichen Urſachen
davon die Schuld aufbürden; anderen aber an Feſtigkeit der Seele
nachſtehen, daran kann niemand Schuld haben als wir ſelbſt. Der
Tod iſt verächtlicher, ſchmählicher und beſchwerlicher im Bette als
im Gefecht. Fieber und Flüſſe ebenſo ſchmerzhaft und tötlich als
eine Flintenkugel. Wer ſich gewöhnt hat, die Zufälle des ge-
meinen Lebens tapfer zu ertragen, würde nicht bedürfen, ſeinen
Mut zu vergrößern, um ein Kriegsmann zu werden: Vivere,
mi Lucili, militare est.
(Leben, mein Lucilius, heißt ſtreiten.)

(Montaigne: Eſſahs, III. 13.)


Bücheranzeigen.
Deutſche Myſtiker. Band I: Seuſe. Ausgewählt und heraus-
gegeben von Dr. Wilhelm Oehl.
Band II: Mechtild von Magdeburg. In Auswahl
überſetzt von Dr. Wilh. Oehl. Joſef Köſel’ſche Buchhandlung, Ver-
lag Kempten und München. Preis je 1 Mk.

Erſt kürzlich iſt an dieſer Stelle auf die auffallende Tatſache hin-
gewieſen worden, daß der katholiſche Verlag die Herausgabe Deut-
ſcher Myſtiker beinahe ausſchließlich proteſtantiſchen und jüdiſchen
Herausgebern und Verlegern überlaſſen hat. Dies trifft ganz be-
ſonders bei den neuhochdeutſchen Uebertragungen Meiſter Eckeharts
zu. Seuſe und Tauler ſind von Diederichs’ſchen Verlag in ſchönen
Ausgaben verlegt worden. Sein Eckehart iſt unvollſtändig geblie-
ben, und für ihn könnte und ſollte eigentlich am meiſten geſchehen.
Nun hat der Köſel’ſche Verlag in Kempten Deutſche Myſtiker in ſeine
Sammlung aufgenommen und verſpricht auch den Eckehart. Leider
handelt es ſich immer nur um eine Auswahl, nicht um vollſtändige
Uebertragungen. Gerade aber bei Eckehart könnte Köſel jeder Kon-
kurrenz zuvorkommen. Wir wollen jedoch dankbar ſein, daß der Ver-
lag und der Herausgeber Dr. Wilh. Oehl wenn auch nicht zu wiſſen-
ſchaftlichen, ſo doch zu populären Zwecken die beiden vorliegenden
Bändchen herausgebracht haben. Die Seuſe-Ausgabe beruht natür-
lich ganz auf der von uns ſeinerzeit ausführlich gewürdigten text-
kritiſchen Geſamtausgabe der Deutſchen Schriften Heinrich Seuſes, die
Karl Bihlmeyer im Auftrage der württembergiſchen Kommiſſion für
Landesgeſchichte (Stuttgart 1907) herausgegeben hat. Oehl hat aber,
was ſehr verdienſtlich iſt, den Text ſelbſtändig und mit möglichſter
Annäherung an das mittelhochdeutſche Original überſetzt. Er gibt
eine vortreffliche Einleitung zu Seuſes Leben und Perſönlichkeit und
wählt zuſammenhängende Stücke aus deſſen Lebensbeſchreibung, aus
den „Büchlein der ewigen Weisheit“ und aus dem „Briefbüchlein“

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[546/0008] Allgemeine Zeitung 5. September 1914. Flammende Worte aus Karl Prölls Vermächtnis. ¹⁾ Die Nebel zerſtieben, im Oſten es loht, Schon ſchmücket das himmliſche Morgenrot Mit güldenen Kronen gewaltige Eichen. Die Sonne ſich ſpiegelt im tiefblauen See. Nun ſei auch begraben das zehrende Weh! Den Herzenstrank friſch wir den Brüdern jetzt reichen. Und fromm überſchauert es unſer Gemüt, Die Sehnſucht zum Vaterland heißer erglüht, Wir werben, um Sieg oder Tod zu ereilen. O Vaterland, laſſe uns kämpfen mit Mut! Den Sinn machſt du fröhlich. — Das herrlichſte Gut Iſt: frei einſt auf deutſcher Erde zu weilen. ¹⁾ Verlag Thormann & Goetſch, Berlin. Deutſchlands Söhne. Eine Welt iſt wider Dich entbrannt, Deutſches edles ſtarkes Vaterland. Zürnend ziehen Deine Söhne her, Eiſern ſchreitend durch ein blut’ges Meer. Franzmann, meiner Väter Feind, Dein Blut Löſcht Dir Deinen Rachedurſt ſo gut. Weißt Du noch, wie Dich mein Vater ſchlug? War Dir das noch immer nicht genug? Hinterliſt’ger Ruſſe Du, Kalmück, In die Steppe ſtoß ich Dich zurück. Groß und tückiſch biſt Du, aber ſtark Treff ich tief Dich in Dein Lebensmark. Bei Koſaken und Tartaren Du, Angelſachſe? Schließ die Augen zu, Bruder! Sollen ſie voll Scham Dich ſehn Mit Baſchkiren gegen Deutſche ſtehn? Eine Welt iſt wider Dich entbrannt, Deutſches edles ſtarkes Vaterland. Zürnend ziehen Deine Söhne her, Eiſern ſchreitend durch ein blut’ges Meer. Sigismund Eichenberg. Leſefrüchte über den Krieg. Es gibt Rhetoriker, die heutzutage den Krieg als letztes Rechts- mittel aus dem Geſetzbuch der Völker verſchwinden laſſen möchten. Sie haben dieſe Theorie im Seneca aufgegriffen. Gewiſſe Weiſe des Morgenlandes lehrten gleichfalls in dieſer Hinſicht ganz mit denen der mähriſchen Brüder übereinſtimmende Jdeen. Aber wenn es auch wirklich den Freunden des allgemeinen Friedens gelingen ſollte, Europa den Appell an die Waffen zu verleiden, ſo müßten ſie auch die menſchlichen Leidenſchaften dahin bringen, daß ſie ſich für immer verwandelten. Weder Seneca noch die Brahmanen haben dieſen Sieg errungen. Es iſt zweifelhaft, ob er uns vor- behalten iſt. ... (Verſuch über die Ungleichheit der Menſchenracen. Vom Grafen Gobineau, I. Band, Seite 215.) Man ſagt oft, daß die Kriege das Bewußtſein der Völker trüben, ſie zur Unwiſſenheit zurückführen und ſie hindern, ſich eine rechte Vorſtellung von ihren Bedürfniſſen zu machen. Nun gab es aber im Innern des Reiches vor der Schlacht bei Actium bis zum Tode des Commodus keine andere Schilderhebung als den Kampf der Flavier gegen Vitellius. Der materielle Wohlſtand war ſehr bedeutend; aber die Macht blieb unregelmäßig, behielt ihre Unbeſtändigkeit und die geiſtigen Fähigkeiten nahmen immer mehr ab. (Verſuch über die Ungleichheit der Menſchenracen. Vom Grafen Gobineau, III. Band, Seite 377, Anm.) Keine Beſchäftigung iſt ſo angenehm, als die eines Kriegers. Sie iſt edel in ihrer Ausführung (denn die ſtärkſte, großmütigſte und erhabenſte aller Tugenden iſt die Tapferkeit) und edel in ihrer Urſache. Wer weiß etwas Nützlicheres und allgemein Gerechteres, als die Beſchützung der Ruhe und Größe ſeines Vaterlandes? Es iſt etwas Reizendes und Angenehmes in der Geſellſchaft ſo vieler edlen jungen und tätigen Männer; in dem täglichen Anblicke tragiſcher Schauſpiele; in der Freiheit dieſes ungekünſtelten Um- ganges und der männlichen ungezwungenen Lebensart; in der Mannigfaltigkeit tauſend verſchiedener Handlungen; in der herz- erhebenden Harmonie der kriegeriſchen Muſik, die uns ermuntert und Ohr und Seele erwärmt; in der Ehre, welche mit dieſer Uebung verknüpft iſt. Selbſt in ihrer läſtigen Beſchwerlichkeit, welche Plato ſo gering achtet, daß er in ſeiner Republik Weiber und Kinder daran Anteil nehmen läßt. Man übernimmt freilich eine Rolle oder ein Wageſtück, je nachdem man dieſelbe für glänzend und auffällig hält, man wird gern Soldat und verdient Entſchuldi- gung, daß man ſogar ſein Leben dafür aufopfert: Pulchrumque mori succurrit in armis. (Jn Waffen ſterben iſt ein ſchöner Tod.) Gemeinſchaftliche Gefahren, welche ein ſo großer Haufen teilt, ſcheuen; das nicht wagen, was ſo vielerlei Arten von Seelen und ein ganzes Volk wagt, hieße ein weichliches und außer allem Maße kleinmütiges Herz verraten. Geſellſchaft flößt ſelbſt Kindern Zu- verſicht ein. Wenn andere uns an Wiſſenſchaft, an Anmut, an Stärke, an Glück übertreffen, ſo kann man noch äußerlichen Urſachen davon die Schuld aufbürden; anderen aber an Feſtigkeit der Seele nachſtehen, daran kann niemand Schuld haben als wir ſelbſt. Der Tod iſt verächtlicher, ſchmählicher und beſchwerlicher im Bette als im Gefecht. Fieber und Flüſſe ebenſo ſchmerzhaft und tötlich als eine Flintenkugel. Wer ſich gewöhnt hat, die Zufälle des ge- meinen Lebens tapfer zu ertragen, würde nicht bedürfen, ſeinen Mut zu vergrößern, um ein Kriegsmann zu werden: Vivere, mi Lucili, militare est. (Leben, mein Lucilius, heißt ſtreiten.) (Montaigne: Eſſahs, III. 13.) Bücheranzeigen. Deutſche Myſtiker. Band I: Seuſe. Ausgewählt und heraus- gegeben von Dr. Wilhelm Oehl. Band II: Mechtild von Magdeburg. In Auswahl überſetzt von Dr. Wilh. Oehl. Joſef Köſel’ſche Buchhandlung, Ver- lag Kempten und München. Preis je 1 Mk. Erſt kürzlich iſt an dieſer Stelle auf die auffallende Tatſache hin- gewieſen worden, daß der katholiſche Verlag die Herausgabe Deut- ſcher Myſtiker beinahe ausſchließlich proteſtantiſchen und jüdiſchen Herausgebern und Verlegern überlaſſen hat. Dies trifft ganz be- ſonders bei den neuhochdeutſchen Uebertragungen Meiſter Eckeharts zu. Seuſe und Tauler ſind von Diederichs’ſchen Verlag in ſchönen Ausgaben verlegt worden. Sein Eckehart iſt unvollſtändig geblie- ben, und für ihn könnte und ſollte eigentlich am meiſten geſchehen. Nun hat der Köſel’ſche Verlag in Kempten Deutſche Myſtiker in ſeine Sammlung aufgenommen und verſpricht auch den Eckehart. Leider handelt es ſich immer nur um eine Auswahl, nicht um vollſtändige Uebertragungen. Gerade aber bei Eckehart könnte Köſel jeder Kon- kurrenz zuvorkommen. Wir wollen jedoch dankbar ſein, daß der Ver- lag und der Herausgeber Dr. Wilh. Oehl wenn auch nicht zu wiſſen- ſchaftlichen, ſo doch zu populären Zwecken die beiden vorliegenden Bändchen herausgebracht haben. Die Seuſe-Ausgabe beruht natür- lich ganz auf der von uns ſeinerzeit ausführlich gewürdigten text- kritiſchen Geſamtausgabe der Deutſchen Schriften Heinrich Seuſes, die Karl Bihlmeyer im Auftrage der württembergiſchen Kommiſſion für Landesgeſchichte (Stuttgart 1907) herausgegeben hat. Oehl hat aber, was ſehr verdienſtlich iſt, den Text ſelbſtändig und mit möglichſter Annäherung an das mittelhochdeutſche Original überſetzt. Er gibt eine vortreffliche Einleitung zu Seuſes Leben und Perſönlichkeit und wählt zuſammenhängende Stücke aus deſſen Lebensbeſchreibung, aus den „Büchlein der ewigen Weisheit“ und aus dem „Briefbüchlein“

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Susanne Haaf, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 36, 5. September 1914, S. 546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine36_1914/8>, abgerufen am 22.11.2024.