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Allgemeine Zeitung, Nr. 36, 5. September 1914.

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5. September 1914. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch]

Erst nach und nach konnte man den ganzen Umfang dieses
Sieges erkennen. Es stellte sich zunächst heraus, daß er noch viel
größer gewesen, als ursprünglich angenommen worden war.

Trotzdem neue feindliche Kräfte über Neidenburg eingriffen,
ist die Niederlage des Feindes eine vollständige geworden. Drei
Armeekorps sind vernichtet, 90,000 Russen gefangen, darunter zwei
kommandierende Generale, viele Geschütze und Feldzeichen sind in
unsere Hände gefallen. Das gesamte Artilleriematerial der Russen
ist vernichtet.

Die noch im nördlichen Ostpreußen stehenden russischen Truppen
haben den Rückzug angetreten.

Damit ist nun wohl unsere schwer getroffene Ostseeprovmz
wieder entlastet:

Der Kaiser ernannte den siegreichen Feldherrn im Osten,
General v. Hindenburg, zum Generalobersten, verlieh ihm das
Eiserne Kreuz erster Klasse und sandte ihm folgendes Telegramm:

Großes Hauptquartier, 29. August. Durch den in dreitägiger
Schlacht errungenen vollen Sieg über die russische Uebermacht
erwarb sich die Armee für immer den Dank des Vaterlandes.
Mit ganz Deutschland bin ich stolz auf diese Leistung der Armee
unter Ihrer Führung. Uebermitteln Sie den braven Truppen
meine warme kaiserliche Anerkennung.

Wilhelm I. R."



Inzwischen kämpft unser österreichischer Bundesgenosse schon seit
fast einer Woche in Galizien eine große Entscheidungsschlacht,
die nach den letzten Nachrichten noch nicht abgeschlossen ist, aber für
die Oesterreicher günstig steht. Darüber wird gemeldet:

Die Schlacht nimmt bisher einen günstigen Verlauf. Das
österreichische Vorgehen ist langsam, aber unaufhaltsam. Da ein
frontaler Angriff zu viel Blut kosten würde, sind zeitraubende Um-
fassungen nötig. Oesterreichische Truppen zwischen Bug und Wieprz
griffen von drei Seiten eine russische Division an, die unter dem
Schutze der Nacht entkam.

Die österreichisch-ungarische Armee ist auf dem ganzen Wege
zwischen Weichsel--Dnjestr in der Offensive begriffen. Da die
Schlachtfront 400 Kilometer beträgt, erklärt sich auch die lange
Dauer des Kampfes. Jnzwischen ist in Odessa die Revolution aus-
gebrochen. Das Wolffsche Telegraphenbureau übernimmt erne
darauf bezügliche Meldung des "Neuen Wiener Journals" aus
Bukarest:

Nach einer Meldung an die hiesige russische Gesandtschaft bom-
bardiert der russische Panzerkreuzer "Panteleimon" die Stadt Odessa,
wo es den Revolutionären gelungen ist, die Herrschaft an sich zu
reißen. Die eine ganze Woche hindurch andauernden blungen
Straßenkämpfe endeten mit dem völligen Siege der Revolutionüre.
Die Entscheidung führten die Truppen selbst herbei, die sich nach
der Niedermetzelung der Offiziere der revolutionären Bewegung
anschlossen. Der Polizeimeister, der Gendarmeriechef und die
Polizeikommissäre wurden beim Sturm auf das Gefängnis getötet.
In allen öffentlichen Gebäuden, welche beflaggt sind, arbeiten die
Revolutionskomitees. Das Bombardement richtet sich hauptsächlich
gegen diese Gebäude und gegen die Kasernen, in denen die auf-
rührerischen Truppen sich aufhalten. Nähere Einzelheiten fehlen noch.



Am 2. d. M. meldet der Stellvertreter des Chefs des österreichi-
schen Generalstabs, General Höfer, endlich über die große und an-
dauernde Schlacht in Polen:

Die einwöchige erbitterte Schlacht im Raume zwischen Zamosc-
Tyszowcze führte gestern zum vollständigen Siege der Armee
Auffenbergs. Scharen von Gefangenen und bisher 160 Ge-
schütze wurden erbeutet. Die Russen befinden sich im Rückzug über
den Bug. Auch bei der Armee Dankls, die nun Lublin an-
greift, sind ununterbrochen Erfolge zu verzeichnen. In Ostgalizien
ist Lemberg noch in unserem Besitz. Gleichwohl ist dort die
Lage gegenüber dem starken und überlegenen russischen Vorstoß
sehr schwierig.

Die letzten Zeilen dieser Nachricht werden bei uns im Reiche
einige Ueberraschung hervorrufen, da nicht gemeldet war und man
nicht wußte, daß die Russen hart vor Lemberg standen. Hoffentlich
gelingt es bald, sie aus ganz Galizien hinauszuwerfen.



Inzwischen hat man auch angefangen, sich mit den russi-
schen Greueln
zu beschäftigen:

[Spaltenumbruch]

Bekanntlich ist zur Untersuchung der Vorfälle, bei denen sich
Belgien ein völkerrechtswidriges Verhalten gegen Deutschland hat
zu schulden kommen lassen, eine Kommission eingesetzt, an deren
Spitze der Ministerialdirektor Just steht. Die preußische Regierung
hat es für nötig befunden, aus Anlaß der Vorfälle in Ost-
preußen
ähnliche Einrichtungen zu treffen, um recht bald vor
aller Welt durch eine genaue Beweisaufnahme darlegen zu können,
in welchem Umfange die russische Armee Grausamkeiten und Ver-
wüstungen gegenüber unseren Landsleuten und ihrem Besitz in Ost-
preußen begangen hat. Der Minister des Innern hat zu diesem
Zweck für jeden der beiden hauptsächlich beteiligten Regierungs-
bezirke Gumbinnen und Allenstein eine Kommission ein-
gesetzt, an deren Spitze die betreffenden Regierungspräsidenten
stehen und in die außer einigen Beamten des Bezirks auch nicht
beamtete Persönlichkeiten berufen werden sollen, die mit den Ver-
hältnissen des Bezirks genau vertraut sind.

Mitteilungen und Anträge für die beiden Kommissionen werden
hiermit öffentlich erbeten. Bis auf weiteres sind sie an das preußi-
sche Ministerium des Innern, Berlin, Unter den Linden Nr. 72/3,
mit der Bezeichnung "In Sachen der Ostpreußischen Kriegs-Kom-
missionen" zu richten. Dabei ist auch die derzeitige Adresse des
Einsenders anzugeben, damit eine protokollarische Vernehmung
möglich ist.



Gegen die Engländer

haben wir zur See leider den Verlust einiger Schiffe zu beklagen,
haben aber dafür die englische Armee bei St. Quentin vollständig
geschlagen:

Die englische Armee, der sich drei französische Territorial-
divisionen angeschlossen hatten, ist nördlich St. Quentin vollständig
geschlagen und befindet sich in vollem Rückzug über St. Quentin.
Mehrere tausend Gefangene, 7 Feldbatterien und eine schwere
Batterie sind in unsere Hände gefallen.

Ueber das schwere Seegefecht in der Nordsee vom 28. August
wird gemeldet:

Bei teilweise unsichtigem Wetter sind mehrere moderne englische
kleine Kreuzer und zwei englische Zerstörerflotillen (etwa 40 Zer-
störer) in der deutschen Bucht der Nordsee nordwestlich von Helgo-
land aufgetreten. Es kam zu hartnäckigen Einzelgefechten zwischen
ihnen und unseren leichten Streitkräften. Die deutschen kleinen
Kreuzer drängten heftig nach Westen nach und gerieten dabei infolge
der beschränkten Sichtweite ins Gefecht mit mehreren starken
Panzerkreuzern.

S. M. S. "Ariadne" sank, von zwei Schlachtschiffkreuzern
der Lion-Klasse auf kurze Entfernung mit schwerer Artillerie be-
schossen, nach ehrenvollem Kampfe. Der weitaus größte Teil der
Besatzung, voraussichtlich 250 Köpfe, konnte gerettet werden. Auch
das Torpedoboot "V 187" ging, von einem kleinen Kreuzer
und 10 Zerstörern aufs heftigste beschossen, bis zuletzt feuernd, in
die Tiefe. Flotillenchef und Kommandant sind gefallen. Ein be-
trächtlicher Teil der Besatzung wurde gerettet.

Die kleinen Kreuzer "Köln" und "Mainz" werden vermißt.
Sie sind nach einer heutigen Reutermeldung aus London gleichfalls
im Kampf mit überlegenem Gegner gesunken. Ein Teil ihrer
Besatzungen (9 Offiziere und 81 Mann) scheint durch englische
Schiffe gerettet worden zu sein. Nach der gleichen englischen Quelle
haben die englischen Schiffe schwere Beschädigungen erlitten.

Während hier unsere Schiffe teils der Ungunst des Wetters,
teils der Uebermacht, zum Opfer gefallen sind, meldete der Telegraph
am 31. August einen englischen Völkerrechtsbruch, wie er flagranter
nicht gedacht werden kann:

Nach einer Meldung aus Las Palmas ist der als Hilfs-
kreuzer ausgerüstete Schnelldampfer "Kaiser Wilhelm der
Große
" von dem englischer Kreuzer "Highflyer" zum
Sinken gebracht
worden, als er in den neutralen Gewässern
der spanischen Kolonie Rio del Oro zu Anker lag.

Gegen diese jedem Völkerrecht widersprechende Verletzung der
Neutralitätsgesetze muß Protest erhoben werden. Großbritannien
hat durch die Nichtachtung der stets von allen Nationen theoretisch
und praktisch anerkannten Unverletzlichkeit neutraler Hoheits-
gewässer gezeigt, daß es sich nicht scheut, über die Hoheitsrechte
neutraler Staaten hinwegzugehen.

Inzwischen wird gemeldet, daß die gesamte Besatzung des ver-
senkten Hilfskreuzers gerettet ist.



5. September 1914. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch]

Erſt nach und nach konnte man den ganzen Umfang dieſes
Sieges erkennen. Es ſtellte ſich zunächſt heraus, daß er noch viel
größer geweſen, als urſprünglich angenommen worden war.

Trotzdem neue feindliche Kräfte über Neidenburg eingriffen,
iſt die Niederlage des Feindes eine vollſtändige geworden. Drei
Armeekorps ſind vernichtet, 90,000 Ruſſen gefangen, darunter zwei
kommandierende Generale, viele Geſchütze und Feldzeichen ſind in
unſere Hände gefallen. Das geſamte Artilleriematerial der Ruſſen
iſt vernichtet.

Die noch im nördlichen Oſtpreußen ſtehenden ruſſiſchen Truppen
haben den Rückzug angetreten.

Damit iſt nun wohl unſere ſchwer getroffene Oſtſeeprovmz
wieder entlaſtet:

Der Kaiſer ernannte den ſiegreichen Feldherrn im Oſten,
General v. Hindenburg, zum Generaloberſten, verlieh ihm das
Eiſerne Kreuz erſter Klaſſe und ſandte ihm folgendes Telegramm:

Großes Hauptquartier, 29. Auguſt. Durch den in dreitägiger
Schlacht errungenen vollen Sieg über die ruſſiſche Uebermacht
erwarb ſich die Armee für immer den Dank des Vaterlandes.
Mit ganz Deutſchland bin ich ſtolz auf dieſe Leiſtung der Armee
unter Ihrer Führung. Uebermitteln Sie den braven Truppen
meine warme kaiſerliche Anerkennung.

Wilhelm I. R.



Inzwiſchen kämpft unſer öſterreichiſcher Bundesgenoſſe ſchon ſeit
faſt einer Woche in Galizien eine große Entſcheidungsſchlacht,
die nach den letzten Nachrichten noch nicht abgeſchloſſen iſt, aber für
die Oeſterreicher günſtig ſteht. Darüber wird gemeldet:

Die Schlacht nimmt bisher einen günſtigen Verlauf. Das
öſterreichiſche Vorgehen iſt langſam, aber unaufhaltſam. Da ein
frontaler Angriff zu viel Blut koſten würde, ſind zeitraubende Um-
faſſungen nötig. Oeſterreichiſche Truppen zwiſchen Bug und Wieprz
griffen von drei Seiten eine ruſſiſche Diviſion an, die unter dem
Schutze der Nacht entkam.

Die öſterreichiſch-ungariſche Armee iſt auf dem ganzen Wege
zwiſchen Weichſel—Dnjeſtr in der Offenſive begriffen. Da die
Schlachtfront 400 Kilometer beträgt, erklärt ſich auch die lange
Dauer des Kampfes. Jnzwiſchen iſt in Odeſſa die Revolution aus-
gebrochen. Das Wolffſche Telegraphenbureau übernimmt erne
darauf bezügliche Meldung des „Neuen Wiener Journals“ aus
Bukareſt:

Nach einer Meldung an die hieſige ruſſiſche Geſandtſchaft bom-
bardiert der ruſſiſche Panzerkreuzer „Panteleimon“ die Stadt Odeſſa,
wo es den Revolutionären gelungen iſt, die Herrſchaft an ſich zu
reißen. Die eine ganze Woche hindurch andauernden blungen
Straßenkämpfe endeten mit dem völligen Siege der Revolutionüre.
Die Entſcheidung führten die Truppen ſelbſt herbei, die ſich nach
der Niedermetzelung der Offiziere der revolutionären Bewegung
anſchloſſen. Der Polizeimeiſter, der Gendarmeriechef und die
Polizeikommiſſäre wurden beim Sturm auf das Gefängnis getötet.
In allen öffentlichen Gebäuden, welche beflaggt ſind, arbeiten die
Revolutionskomitees. Das Bombardement richtet ſich hauptſächlich
gegen dieſe Gebäude und gegen die Kaſernen, in denen die auf-
rühreriſchen Truppen ſich aufhalten. Nähere Einzelheiten fehlen noch.



Am 2. d. M. meldet der Stellvertreter des Chefs des öſterreichi-
ſchen Generalſtabs, General Höfer, endlich über die große und an-
dauernde Schlacht in Polen:

Die einwöchige erbitterte Schlacht im Raume zwiſchen Zamosc-
Tyszowcze führte geſtern zum vollſtändigen Siege der Armee
Auffenbergs. Scharen von Gefangenen und bisher 160 Ge-
ſchütze wurden erbeutet. Die Ruſſen befinden ſich im Rückzug über
den Bug. Auch bei der Armee Dankls, die nun Lublin an-
greift, ſind ununterbrochen Erfolge zu verzeichnen. In Oſtgalizien
iſt Lemberg noch in unſerem Beſitz. Gleichwohl iſt dort die
Lage gegenüber dem ſtarken und überlegenen ruſſiſchen Vorſtoß
ſehr ſchwierig.

Die letzten Zeilen dieſer Nachricht werden bei uns im Reiche
einige Ueberraſchung hervorrufen, da nicht gemeldet war und man
nicht wußte, daß die Ruſſen hart vor Lemberg ſtanden. Hoffentlich
gelingt es bald, ſie aus ganz Galizien hinauszuwerfen.



Inzwiſchen hat man auch angefangen, ſich mit den ruſſi-
ſchen Greueln
zu beſchäftigen:

[Spaltenumbruch]

Bekanntlich iſt zur Unterſuchung der Vorfälle, bei denen ſich
Belgien ein völkerrechtswidriges Verhalten gegen Deutſchland hat
zu ſchulden kommen laſſen, eine Kommiſſion eingeſetzt, an deren
Spitze der Miniſterialdirektor Juſt ſteht. Die preußiſche Regierung
hat es für nötig befunden, aus Anlaß der Vorfälle in Oſt-
preußen
ähnliche Einrichtungen zu treffen, um recht bald vor
aller Welt durch eine genaue Beweisaufnahme darlegen zu können,
in welchem Umfange die ruſſiſche Armee Grauſamkeiten und Ver-
wüſtungen gegenüber unſeren Landsleuten und ihrem Beſitz in Oſt-
preußen begangen hat. Der Miniſter des Innern hat zu dieſem
Zweck für jeden der beiden hauptſächlich beteiligten Regierungs-
bezirke Gumbinnen und Allenſtein eine Kommiſſion ein-
geſetzt, an deren Spitze die betreffenden Regierungspräſidenten
ſtehen und in die außer einigen Beamten des Bezirks auch nicht
beamtete Perſönlichkeiten berufen werden ſollen, die mit den Ver-
hältniſſen des Bezirks genau vertraut ſind.

Mitteilungen und Anträge für die beiden Kommiſſionen werden
hiermit öffentlich erbeten. Bis auf weiteres ſind ſie an das preußi-
ſche Miniſterium des Innern, Berlin, Unter den Linden Nr. 72/3,
mit der Bezeichnung „In Sachen der Oſtpreußiſchen Kriegs-Kom-
miſſionen“ zu richten. Dabei iſt auch die derzeitige Adreſſe des
Einſenders anzugeben, damit eine protokollariſche Vernehmung
möglich iſt.



Gegen die Engländer

haben wir zur See leider den Verluſt einiger Schiffe zu beklagen,
haben aber dafür die engliſche Armee bei St. Quentin vollſtändig
geſchlagen:

Die engliſche Armee, der ſich drei franzöſiſche Territorial-
diviſionen angeſchloſſen hatten, iſt nördlich St. Quentin vollſtändig
geſchlagen und befindet ſich in vollem Rückzug über St. Quentin.
Mehrere tauſend Gefangene, 7 Feldbatterien und eine ſchwere
Batterie ſind in unſere Hände gefallen.

Ueber das ſchwere Seegefecht in der Nordſee vom 28. Auguſt
wird gemeldet:

Bei teilweiſe unſichtigem Wetter ſind mehrere moderne engliſche
kleine Kreuzer und zwei engliſche Zerſtörerflotillen (etwa 40 Zer-
ſtörer) in der deutſchen Bucht der Nordſee nordweſtlich von Helgo-
land aufgetreten. Es kam zu hartnäckigen Einzelgefechten zwiſchen
ihnen und unſeren leichten Streitkräften. Die deutſchen kleinen
Kreuzer drängten heftig nach Weſten nach und gerieten dabei infolge
der beſchränkten Sichtweite ins Gefecht mit mehreren ſtarken
Panzerkreuzern.

S. M. S. „Ariadne“ ſank, von zwei Schlachtſchiffkreuzern
der Lion-Klaſſe auf kurze Entfernung mit ſchwerer Artillerie be-
ſchoſſen, nach ehrenvollem Kampfe. Der weitaus größte Teil der
Beſatzung, vorausſichtlich 250 Köpfe, konnte gerettet werden. Auch
das Torpedoboot „V 187“ ging, von einem kleinen Kreuzer
und 10 Zerſtörern aufs heftigſte beſchoſſen, bis zuletzt feuernd, in
die Tiefe. Flotillenchef und Kommandant ſind gefallen. Ein be-
trächtlicher Teil der Beſatzung wurde gerettet.

Die kleinen Kreuzer „Köln“ und „Mainz“ werden vermißt.
Sie ſind nach einer heutigen Reutermeldung aus London gleichfalls
im Kampf mit überlegenem Gegner geſunken. Ein Teil ihrer
Beſatzungen (9 Offiziere und 81 Mann) ſcheint durch engliſche
Schiffe gerettet worden zu ſein. Nach der gleichen engliſchen Quelle
haben die engliſchen Schiffe ſchwere Beſchädigungen erlitten.

Während hier unſere Schiffe teils der Ungunſt des Wetters,
teils der Uebermacht, zum Opfer gefallen ſind, meldete der Telegraph
am 31. Auguſt einen engliſchen Völkerrechtsbruch, wie er flagranter
nicht gedacht werden kann:

Nach einer Meldung aus Las Palmas iſt der als Hilfs-
kreuzer ausgerüſtete Schnelldampfer „Kaiſer Wilhelm der
Große
“ von dem engliſcher Kreuzer „Highflyerzum
Sinken gebracht
worden, als er in den neutralen Gewäſſern
der ſpaniſchen Kolonie Rio del Oro zu Anker lag.

Gegen dieſe jedem Völkerrecht widerſprechende Verletzung der
Neutralitätsgeſetze muß Proteſt erhoben werden. Großbritannien
hat durch die Nichtachtung der ſtets von allen Nationen theoretiſch
und praktiſch anerkannten Unverletzlichkeit neutraler Hoheits-
gewäſſer gezeigt, daß es ſich nicht ſcheut, über die Hoheitsrechte
neutraler Staaten hinwegzugehen.

Inzwiſchen wird gemeldet, daß die geſamte Beſatzung des ver-
ſenkten Hilfskreuzers gerettet iſt.



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[541/0003] 5. September 1914. Allgemeine Zeitung Erſt nach und nach konnte man den ganzen Umfang dieſes Sieges erkennen. Es ſtellte ſich zunächſt heraus, daß er noch viel größer geweſen, als urſprünglich angenommen worden war. Trotzdem neue feindliche Kräfte über Neidenburg eingriffen, iſt die Niederlage des Feindes eine vollſtändige geworden. Drei Armeekorps ſind vernichtet, 90,000 Ruſſen gefangen, darunter zwei kommandierende Generale, viele Geſchütze und Feldzeichen ſind in unſere Hände gefallen. Das geſamte Artilleriematerial der Ruſſen iſt vernichtet. Die noch im nördlichen Oſtpreußen ſtehenden ruſſiſchen Truppen haben den Rückzug angetreten. Damit iſt nun wohl unſere ſchwer getroffene Oſtſeeprovmz wieder entlaſtet: Der Kaiſer ernannte den ſiegreichen Feldherrn im Oſten, General v. Hindenburg, zum Generaloberſten, verlieh ihm das Eiſerne Kreuz erſter Klaſſe und ſandte ihm folgendes Telegramm: Großes Hauptquartier, 29. Auguſt. Durch den in dreitägiger Schlacht errungenen vollen Sieg über die ruſſiſche Uebermacht erwarb ſich die Armee für immer den Dank des Vaterlandes. Mit ganz Deutſchland bin ich ſtolz auf dieſe Leiſtung der Armee unter Ihrer Führung. Uebermitteln Sie den braven Truppen meine warme kaiſerliche Anerkennung. Wilhelm I. R.“ Inzwiſchen kämpft unſer öſterreichiſcher Bundesgenoſſe ſchon ſeit faſt einer Woche in Galizien eine große Entſcheidungsſchlacht, die nach den letzten Nachrichten noch nicht abgeſchloſſen iſt, aber für die Oeſterreicher günſtig ſteht. Darüber wird gemeldet: Die Schlacht nimmt bisher einen günſtigen Verlauf. Das öſterreichiſche Vorgehen iſt langſam, aber unaufhaltſam. Da ein frontaler Angriff zu viel Blut koſten würde, ſind zeitraubende Um- faſſungen nötig. Oeſterreichiſche Truppen zwiſchen Bug und Wieprz griffen von drei Seiten eine ruſſiſche Diviſion an, die unter dem Schutze der Nacht entkam. Die öſterreichiſch-ungariſche Armee iſt auf dem ganzen Wege zwiſchen Weichſel—Dnjeſtr in der Offenſive begriffen. Da die Schlachtfront 400 Kilometer beträgt, erklärt ſich auch die lange Dauer des Kampfes. Jnzwiſchen iſt in Odeſſa die Revolution aus- gebrochen. Das Wolffſche Telegraphenbureau übernimmt erne darauf bezügliche Meldung des „Neuen Wiener Journals“ aus Bukareſt: Nach einer Meldung an die hieſige ruſſiſche Geſandtſchaft bom- bardiert der ruſſiſche Panzerkreuzer „Panteleimon“ die Stadt Odeſſa, wo es den Revolutionären gelungen iſt, die Herrſchaft an ſich zu reißen. Die eine ganze Woche hindurch andauernden blungen Straßenkämpfe endeten mit dem völligen Siege der Revolutionüre. Die Entſcheidung führten die Truppen ſelbſt herbei, die ſich nach der Niedermetzelung der Offiziere der revolutionären Bewegung anſchloſſen. Der Polizeimeiſter, der Gendarmeriechef und die Polizeikommiſſäre wurden beim Sturm auf das Gefängnis getötet. In allen öffentlichen Gebäuden, welche beflaggt ſind, arbeiten die Revolutionskomitees. Das Bombardement richtet ſich hauptſächlich gegen dieſe Gebäude und gegen die Kaſernen, in denen die auf- rühreriſchen Truppen ſich aufhalten. Nähere Einzelheiten fehlen noch. Am 2. d. M. meldet der Stellvertreter des Chefs des öſterreichi- ſchen Generalſtabs, General Höfer, endlich über die große und an- dauernde Schlacht in Polen: Die einwöchige erbitterte Schlacht im Raume zwiſchen Zamosc- Tyszowcze führte geſtern zum vollſtändigen Siege der Armee Auffenbergs. Scharen von Gefangenen und bisher 160 Ge- ſchütze wurden erbeutet. Die Ruſſen befinden ſich im Rückzug über den Bug. Auch bei der Armee Dankls, die nun Lublin an- greift, ſind ununterbrochen Erfolge zu verzeichnen. In Oſtgalizien iſt Lemberg noch in unſerem Beſitz. Gleichwohl iſt dort die Lage gegenüber dem ſtarken und überlegenen ruſſiſchen Vorſtoß ſehr ſchwierig. Die letzten Zeilen dieſer Nachricht werden bei uns im Reiche einige Ueberraſchung hervorrufen, da nicht gemeldet war und man nicht wußte, daß die Ruſſen hart vor Lemberg ſtanden. Hoffentlich gelingt es bald, ſie aus ganz Galizien hinauszuwerfen. Inzwiſchen hat man auch angefangen, ſich mit den ruſſi- ſchen Greueln zu beſchäftigen: Bekanntlich iſt zur Unterſuchung der Vorfälle, bei denen ſich Belgien ein völkerrechtswidriges Verhalten gegen Deutſchland hat zu ſchulden kommen laſſen, eine Kommiſſion eingeſetzt, an deren Spitze der Miniſterialdirektor Juſt ſteht. Die preußiſche Regierung hat es für nötig befunden, aus Anlaß der Vorfälle in Oſt- preußen ähnliche Einrichtungen zu treffen, um recht bald vor aller Welt durch eine genaue Beweisaufnahme darlegen zu können, in welchem Umfange die ruſſiſche Armee Grauſamkeiten und Ver- wüſtungen gegenüber unſeren Landsleuten und ihrem Beſitz in Oſt- preußen begangen hat. Der Miniſter des Innern hat zu dieſem Zweck für jeden der beiden hauptſächlich beteiligten Regierungs- bezirke Gumbinnen und Allenſtein eine Kommiſſion ein- geſetzt, an deren Spitze die betreffenden Regierungspräſidenten ſtehen und in die außer einigen Beamten des Bezirks auch nicht beamtete Perſönlichkeiten berufen werden ſollen, die mit den Ver- hältniſſen des Bezirks genau vertraut ſind. Mitteilungen und Anträge für die beiden Kommiſſionen werden hiermit öffentlich erbeten. Bis auf weiteres ſind ſie an das preußi- ſche Miniſterium des Innern, Berlin, Unter den Linden Nr. 72/3, mit der Bezeichnung „In Sachen der Oſtpreußiſchen Kriegs-Kom- miſſionen“ zu richten. Dabei iſt auch die derzeitige Adreſſe des Einſenders anzugeben, damit eine protokollariſche Vernehmung möglich iſt. Gegen die Engländer haben wir zur See leider den Verluſt einiger Schiffe zu beklagen, haben aber dafür die engliſche Armee bei St. Quentin vollſtändig geſchlagen: Die engliſche Armee, der ſich drei franzöſiſche Territorial- diviſionen angeſchloſſen hatten, iſt nördlich St. Quentin vollſtändig geſchlagen und befindet ſich in vollem Rückzug über St. Quentin. Mehrere tauſend Gefangene, 7 Feldbatterien und eine ſchwere Batterie ſind in unſere Hände gefallen. Ueber das ſchwere Seegefecht in der Nordſee vom 28. Auguſt wird gemeldet: Bei teilweiſe unſichtigem Wetter ſind mehrere moderne engliſche kleine Kreuzer und zwei engliſche Zerſtörerflotillen (etwa 40 Zer- ſtörer) in der deutſchen Bucht der Nordſee nordweſtlich von Helgo- land aufgetreten. Es kam zu hartnäckigen Einzelgefechten zwiſchen ihnen und unſeren leichten Streitkräften. Die deutſchen kleinen Kreuzer drängten heftig nach Weſten nach und gerieten dabei infolge der beſchränkten Sichtweite ins Gefecht mit mehreren ſtarken Panzerkreuzern. S. M. S. „Ariadne“ ſank, von zwei Schlachtſchiffkreuzern der Lion-Klaſſe auf kurze Entfernung mit ſchwerer Artillerie be- ſchoſſen, nach ehrenvollem Kampfe. Der weitaus größte Teil der Beſatzung, vorausſichtlich 250 Köpfe, konnte gerettet werden. Auch das Torpedoboot „V 187“ ging, von einem kleinen Kreuzer und 10 Zerſtörern aufs heftigſte beſchoſſen, bis zuletzt feuernd, in die Tiefe. Flotillenchef und Kommandant ſind gefallen. Ein be- trächtlicher Teil der Beſatzung wurde gerettet. Die kleinen Kreuzer „Köln“ und „Mainz“ werden vermißt. Sie ſind nach einer heutigen Reutermeldung aus London gleichfalls im Kampf mit überlegenem Gegner geſunken. Ein Teil ihrer Beſatzungen (9 Offiziere und 81 Mann) ſcheint durch engliſche Schiffe gerettet worden zu ſein. Nach der gleichen engliſchen Quelle haben die engliſchen Schiffe ſchwere Beſchädigungen erlitten. Während hier unſere Schiffe teils der Ungunſt des Wetters, teils der Uebermacht, zum Opfer gefallen ſind, meldete der Telegraph am 31. Auguſt einen engliſchen Völkerrechtsbruch, wie er flagranter nicht gedacht werden kann: Nach einer Meldung aus Las Palmas iſt der als Hilfs- kreuzer ausgerüſtete Schnelldampfer „Kaiſer Wilhelm der Große“ von dem engliſcher Kreuzer „Highflyer“ zum Sinken gebracht worden, als er in den neutralen Gewäſſern der ſpaniſchen Kolonie Rio del Oro zu Anker lag. Gegen dieſe jedem Völkerrecht widerſprechende Verletzung der Neutralitätsgeſetze muß Proteſt erhoben werden. Großbritannien hat durch die Nichtachtung der ſtets von allen Nationen theoretiſch und praktiſch anerkannten Unverletzlichkeit neutraler Hoheits- gewäſſer gezeigt, daß es ſich nicht ſcheut, über die Hoheitsrechte neutraler Staaten hinwegzugehen. Inzwiſchen wird gemeldet, daß die geſamte Beſatzung des ver- ſenkten Hilfskreuzers gerettet iſt.

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 36, 5. September 1914, S. 541. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine36_1914/3>, abgerufen am 22.11.2024.