Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung, Nr. 36, 5. September 1914.

Bild:
<< vorherige Seite
Allgemeine Zeitung 29. August 1914.
[Spaltenumbruch]
Handel und Industrie
Aufruf an die deutsche Jndustrie.

Deutschland ist von Feinden umringt; die deutsche Entwicklung
der letzten Jahrzehnte ist ihnen ein Dorn im Auge. Deshalb sollen
die Früchte der deutschen Arbeit zerstört werden. Die Feindschaft
gilt der deutschen nationalen Arbeit; denn sie ist die Stütze unserer
Weltmachtstellung. Während draußen an Deutschlands Grenzen die
Operationen beginnen, gilt es jetzt, hier im Herzen des Landes,
neben vielem anderen auch dafür zu sorgen, daß die wirtschaftliche
Arbeit, soweit irgend möglich, aufrecht erhalten und zu diesem
Zwecke die hierfür versügbaren Kräfte auf rationellste Weise gesam-
melt und organisiert werden, damit vor allem Zersplitterung und
Vergeudung sowie das Lahmliegen wirtschaftlicher Kräfte und Werte
vermieden werden.

Zu diesem Zwecke haben sich der Zentralverband Deutscher In-
dustrieller und der Bund der Industriellen vereinigt; sie haben zu-
nächst die Unterzeichneten, die im Augenblick erreichbar und in Berlin
anwesend sind, zusammengerufen mit der Bitte, dieser Gemein-
schaftsarbeit ihre Kraft zu leihen.

Wir, die Unterzeichneten, sind dem Rufe ohne Zögern gefolgt
und haben uns heute zu dem
Kriegsausschuß für die deutsche Industrie
mit dem Vorbehalt zusammengetan, daß weitere Vertreter aus den
übrigen deutschen Landesstellen hinzugezogen werden.

Die Zusammenfassung der gesamten geistigen und materiellen
Mittel, welche die Industrie in sich vereinigt, unter einheitlicher
Leitung durch die bewährtesten Führer der deutschen Arbeit, in Füh-
lung mit der Reichsverwaltung und der deutschen Finanzkraft, das
ist die große Aufgabe, die wir lösen müssen. Es handelt sich um
ein planmäßiges Zusammenwirken der bereits vorhandenen indu-
striellen Organisationen für eine kraftvolle Arbeitsleistung und die
zweckmäßigste Verwendung der vorhandenen nationalen wirtschaft-
lichen Kräfte, nicht allein für unsere Landesverteidigung an den
Grenzen, sondern auch für die Versorgung des inneren Bedarfes
während der Dauer des Krieges.

Die Aufgaben, die zu lösen sind, umfassen die Lebensfragen der
Industrie. Wir müssen uns eine systematische Verteilung und Un-
terbringung der Angestellten und Arbeiter sowohl in der Landwirt-
schaft wie in der Industrie sichern. Wir können die Unterstützung
und Beschäftigung der infolge des Krieges notleidenden Zweige der
Industrie durch die außergewöhnlich in Anspruch genommenen In-
dustrien, die Ueberweisung von Teilen des Erzeugungsprozesses und
dergl. vermitteln. Wir wollen die schnellste Verbreitung der Liefe-
rungsausschreibungen des Staates und seiner einzelnen Verwal-
tungszweige (Militär-, Post-, Eisenbahnverwaltungen) organisieren.

Durch die Herausgabe fortlaufender Mitteilungen über die in-
folge des Kriegszustandes erlassenen Gesetze, Verordnungen und Be-
kanntmachungen der Behörden wollen wir die Industrie aufklären
und belehren, den Industriellen Auskunst erteilen über die sich aus
dem Kriegszustande ergebenden Verwaltungs- und Rechtsfragen.
Wir wollen die industriellen Kräfte auch sammeln für die Förderung
allgemeiner nationaler Zwecke und uns bereit halten für alle weite-
ren Aufgaben, die in dieser ernsten Zeit an die Industrie heran-
treten werden.

Der "Kriegsausschuß der deutschen Industrie" ist sofort in
Tätigkeit getreten. Der Zentralverband Deutscher Industrieller und
der Bund der Industriellen haben sich dem Kriegsausschuß mit ihren
sämtlichen Organisationen und Einrichtungen zur Verfügung gestellt.
Wir bitten alle Industriellen, von der Tätigkeit ihres "Kriegsaus-
schusses" Gebrauch zu machen, ihn aber auch in jeder Richtung nach
Möglichkeit zu unterstützen, und erhoffen insbesondere die Mit-
arbeit der Landes- und Fachverbände, die unerläßlich ist, wenn die
gesteckten Ziele erreicht und verwirklicht werden sollen. Wir glauben
deshalb, auf ihre Unterstützung bestimmt rechnen zu können.

Die Geschäftsstelle des "Kriegsausschusses" befindet sich Berlin
W. 9, Linkstraße 25/III.



Hauptberatungsstelle des Schutzverbandes für Deutschen Grund-
besitz.

Der Schutzverband für Deutschen Grundbesitz hat eine Haupt-
beratungsstelle eingerichtet, bei welcher während des Krieges die
Angehörigen der zu den Fahnen einberufenen Haus- und Grund-
besitzer unentgeltlichen, freundnachbarlichen Rat in ihren wirtschaft-
lichen Angelegenheiten erhalten, wenn sie nicht in der Lage sind,
einen Rechtsbeistand in Anspruch zu nehmen oder von einer der-
jenigen Beratungs- und Auskunftsstellen Auskunft zu erhalten,
welche in den angeschlossenen Grund- und Hausbesitzerorganisationen
bestehen und während des Krieges weiterarbeiten oder noch er-
richtet werden. Die Hauptberatungsstelle wird vor allem berufen
sein, mit Rat und Auskunst einzugreifen in den Fragen, die nicht
rein örtlichen Charakters sind oder wegen ihrer allgemeinen grund-
sätzlichen Bedeutung einheitlich behandelt werden müssen, oder bei
denen Verhandlungen mit Behörden erforderlich sind. Die Haupt-
beratungsstelle wird mit den Auskunstsstellen der angeschlossenen
ländlichen und städtischen Organisationen in ständiger Fühlung
bleiben, sie über vorkommende allgemeine, grundsätzliche Fragen
und ihre Erledigungen unterrichten und ihnen diejenigen bei ihr
eingehenden Fragen mitteilen, die zweckmäßigerweise durch eine Aus-
kunftsstelle einer angeschlossenen Organisation erledigt werden
können, sofern nicht wegen der Dringlichkeit der Sache die unmittel-
bare Auskunftserteilung durch die Hauptberatungsstelle notwendig
erscheint. Die Hauptberatungsstelle erteilt unentgeltlich Auskunft
und Rat namentlich in folgenden Angelegenheiten: Angelegenheiten
der Verwaltung des ländlichen Grundbesitzes mit Ausschluß der land-
wirtschaftlichn Fach- und Betriebsfragen; Steuerfragen; Wehr-
beitragssragen; Fragen der Pfändung und Zwangsversteigerung;
Versicherungsfragen; Instandhaltung der Häuser; Häuserverwertung
und Häuserverwaltung; Hypothekenangelegenheiten; Geldanlage;
Verwertung von Wertpapieren und sonstigen Angelegenheiten der Ver-
mögensverwaltung; Behandlung unvollendeter baulicher Arbeiten;
Fragen der städtischen und ländlichen Einquartierung; Straßen-
reinigung; Straßenunterhaltung, Anliegerbeiträge, Fluchtlinien-
Angelegenheit, Bürgersteigreparaturen usw.; Ankauf und Verkauf
ländlicher und städtischer Grundstücke; Mietstreitigkeiten. Diejenigen,
welche die Hauptberatungsstelle in Anspruch nehmen wollen, werden
gebeten, sich unmittelbar an die "Hauptberatungsstelle des Schutz-
verbandes für Deutschen Grundbesitz E. V., Berlin W. 8, Tauben-
straße 44--45 (Fernsprecher-Amt Zentrum 2345 und 9956)" münd-
lich, gegebenenfalls auch durch Fernsprecher, oder schriftlich zu
wenden.

Bayerischer Industriellen-Verband.

Das Direktorium des
Bayerischen Industriellen-Verbandes hielt am 25. August 1914 unter
dem Vorsitz des Herrn Geh. Baurats Dr. v. Rieppel in Nürnberg
eine Sitzung ab. Hierbei konnte erfreulicherweise festgestellt werden,
daß die bayerische Industrie bei der durch den Krieg geschaffenen
schwierigen Lage eine außerordentlich große Opferwilligkeit bekundet
hat, indem sowohl die einzelnen Fabriken als auch industrielle
Organisationen namhafte Beiträge zur Unterstützung der Familien
einberufener Industriearbeiter sowie auch beschäftigungslos ge-
wordener Arbeiter zur Verfügung gestellt haben. Auch halten zahl-
reiche Fabriken im Jnteresse ihrer Arbeiter wenn auch mit erheb-
lichen Opfern den Betrieb in beschränktem Maße aufrecht. Es
wurde beschlossen, an die bayerische Industrie nochmals einen drin-
genden Appell zu richten, alles zu tun, was in ihren Kräften steht,
um die Arbeiter vor Not zu schützen. Gleichzeitig wurde beschlossen,
an die Kgl. Staatsregierung das Ersuchen zu stellen, auch ihrerseits
zur Milderung der Notlage beizutragen und insbesondere von ihrem
bisherigen Standpunkt abzugehen, daß Staatsbauten bis auf wei-
teres eingestellt und Aufträge an die Industrie nicht erteilt werden
sollen. Es sei im Gegenteil dringend zu wünschen, daß der Staat
durch Erteilung von Aufträgen hilft, die Vermehrung der Arbeits-
losigkeit hintanzuhalten, also mit gutem Beispiel vorangeht, so daß
das Vertrauen in unserm Erwerbsleben wieder mehr Boden ge-

Allgemeine Zeitung 29. Auguſt 1914.
[Spaltenumbruch]
Handel und Induſtrie
Aufruf an die deutſche Jnduſtrie.

Deutſchland iſt von Feinden umringt; die deutſche Entwicklung
der letzten Jahrzehnte iſt ihnen ein Dorn im Auge. Deshalb ſollen
die Früchte der deutſchen Arbeit zerſtört werden. Die Feindſchaft
gilt der deutſchen nationalen Arbeit; denn ſie iſt die Stütze unſerer
Weltmachtſtellung. Während draußen an Deutſchlands Grenzen die
Operationen beginnen, gilt es jetzt, hier im Herzen des Landes,
neben vielem anderen auch dafür zu ſorgen, daß die wirtſchaftliche
Arbeit, ſoweit irgend möglich, aufrecht erhalten und zu dieſem
Zwecke die hierfür verſügbaren Kräfte auf rationellſte Weiſe geſam-
melt und organiſiert werden, damit vor allem Zerſplitterung und
Vergeudung ſowie das Lahmliegen wirtſchaftlicher Kräfte und Werte
vermieden werden.

Zu dieſem Zwecke haben ſich der Zentralverband Deutſcher In-
duſtrieller und der Bund der Induſtriellen vereinigt; ſie haben zu-
nächſt die Unterzeichneten, die im Augenblick erreichbar und in Berlin
anweſend ſind, zuſammengerufen mit der Bitte, dieſer Gemein-
ſchaftsarbeit ihre Kraft zu leihen.

Wir, die Unterzeichneten, ſind dem Rufe ohne Zögern gefolgt
und haben uns heute zu dem
Kriegsausſchuß für die deutſche Induſtrie
mit dem Vorbehalt zuſammengetan, daß weitere Vertreter aus den
übrigen deutſchen Landesſtellen hinzugezogen werden.

Die Zuſammenfaſſung der geſamten geiſtigen und materiellen
Mittel, welche die Induſtrie in ſich vereinigt, unter einheitlicher
Leitung durch die bewährteſten Führer der deutſchen Arbeit, in Füh-
lung mit der Reichsverwaltung und der deutſchen Finanzkraft, das
iſt die große Aufgabe, die wir löſen müſſen. Es handelt ſich um
ein planmäßiges Zuſammenwirken der bereits vorhandenen indu-
ſtriellen Organiſationen für eine kraftvolle Arbeitsleiſtung und die
zweckmäßigſte Verwendung der vorhandenen nationalen wirtſchaft-
lichen Kräfte, nicht allein für unſere Landesverteidigung an den
Grenzen, ſondern auch für die Verſorgung des inneren Bedarfes
während der Dauer des Krieges.

Die Aufgaben, die zu löſen ſind, umfaſſen die Lebensfragen der
Induſtrie. Wir müſſen uns eine ſyſtematiſche Verteilung und Un-
terbringung der Angeſtellten und Arbeiter ſowohl in der Landwirt-
ſchaft wie in der Induſtrie ſichern. Wir können die Unterſtützung
und Beſchäftigung der infolge des Krieges notleidenden Zweige der
Induſtrie durch die außergewöhnlich in Anſpruch genommenen In-
duſtrien, die Ueberweiſung von Teilen des Erzeugungsprozeſſes und
dergl. vermitteln. Wir wollen die ſchnellſte Verbreitung der Liefe-
rungsausſchreibungen des Staates und ſeiner einzelnen Verwal-
tungszweige (Militär-, Poſt-, Eiſenbahnverwaltungen) organiſieren.

Durch die Herausgabe fortlaufender Mitteilungen über die in-
folge des Kriegszuſtandes erlaſſenen Geſetze, Verordnungen und Be-
kanntmachungen der Behörden wollen wir die Induſtrie aufklären
und belehren, den Induſtriellen Auskunſt erteilen über die ſich aus
dem Kriegszuſtande ergebenden Verwaltungs- und Rechtsfragen.
Wir wollen die induſtriellen Kräfte auch ſammeln für die Förderung
allgemeiner nationaler Zwecke und uns bereit halten für alle weite-
ren Aufgaben, die in dieſer ernſten Zeit an die Induſtrie heran-
treten werden.

Der „Kriegsausſchuß der deutſchen Induſtrie“ iſt ſofort in
Tätigkeit getreten. Der Zentralverband Deutſcher Induſtrieller und
der Bund der Induſtriellen haben ſich dem Kriegsausſchuß mit ihren
ſämtlichen Organiſationen und Einrichtungen zur Verfügung geſtellt.
Wir bitten alle Induſtriellen, von der Tätigkeit ihres „Kriegsaus-
ſchuſſes“ Gebrauch zu machen, ihn aber auch in jeder Richtung nach
Möglichkeit zu unterſtützen, und erhoffen insbeſondere die Mit-
arbeit der Landes- und Fachverbände, die unerläßlich iſt, wenn die
geſteckten Ziele erreicht und verwirklicht werden ſollen. Wir glauben
deshalb, auf ihre Unterſtützung beſtimmt rechnen zu können.

Die Geſchäftsſtelle des „Kriegsausſchuſſes“ befindet ſich Berlin
W. 9, Linkſtraße 25/III.



Hauptberatungsſtelle des Schutzverbandes für Deutſchen Grund-
beſitz.

Der Schutzverband für Deutſchen Grundbeſitz hat eine Haupt-
beratungsſtelle eingerichtet, bei welcher während des Krieges die
Angehörigen der zu den Fahnen einberufenen Haus- und Grund-
beſitzer unentgeltlichen, freundnachbarlichen Rat in ihren wirtſchaft-
lichen Angelegenheiten erhalten, wenn ſie nicht in der Lage ſind,
einen Rechtsbeiſtand in Anſpruch zu nehmen oder von einer der-
jenigen Beratungs- und Auskunftsſtellen Auskunft zu erhalten,
welche in den angeſchloſſenen Grund- und Hausbeſitzerorganiſationen
beſtehen und während des Krieges weiterarbeiten oder noch er-
richtet werden. Die Hauptberatungsſtelle wird vor allem berufen
ſein, mit Rat und Auskunſt einzugreifen in den Fragen, die nicht
rein örtlichen Charakters ſind oder wegen ihrer allgemeinen grund-
ſätzlichen Bedeutung einheitlich behandelt werden müſſen, oder bei
denen Verhandlungen mit Behörden erforderlich ſind. Die Haupt-
beratungsſtelle wird mit den Auskunſtsſtellen der angeſchloſſenen
ländlichen und ſtädtiſchen Organiſationen in ſtändiger Fühlung
bleiben, ſie über vorkommende allgemeine, grundſätzliche Fragen
und ihre Erledigungen unterrichten und ihnen diejenigen bei ihr
eingehenden Fragen mitteilen, die zweckmäßigerweiſe durch eine Aus-
kunftsſtelle einer angeſchloſſenen Organiſation erledigt werden
können, ſofern nicht wegen der Dringlichkeit der Sache die unmittel-
bare Auskunftserteilung durch die Hauptberatungsſtelle notwendig
erſcheint. Die Hauptberatungsſtelle erteilt unentgeltlich Auskunft
und Rat namentlich in folgenden Angelegenheiten: Angelegenheiten
der Verwaltung des ländlichen Grundbeſitzes mit Ausſchluß der land-
wirtſchaftlichn Fach- und Betriebsfragen; Steuerfragen; Wehr-
beitragsſragen; Fragen der Pfändung und Zwangsverſteigerung;
Verſicherungsfragen; Inſtandhaltung der Häuſer; Häuſerverwertung
und Häuſerverwaltung; Hypothekenangelegenheiten; Geldanlage;
Verwertung von Wertpapieren und ſonſtigen Angelegenheiten der Ver-
mögensverwaltung; Behandlung unvollendeter baulicher Arbeiten;
Fragen der ſtädtiſchen und ländlichen Einquartierung; Straßen-
reinigung; Straßenunterhaltung, Anliegerbeiträge, Fluchtlinien-
Angelegenheit, Bürgerſteigreparaturen uſw.; Ankauf und Verkauf
ländlicher und ſtädtiſcher Grundſtücke; Mietſtreitigkeiten. Diejenigen,
welche die Hauptberatungsſtelle in Anſpruch nehmen wollen, werden
gebeten, ſich unmittelbar an die „Hauptberatungsſtelle des Schutz-
verbandes für Deutſchen Grundbeſitz E. V., Berlin W. 8, Tauben-
ſtraße 44—45 (Fernſprecher-Amt Zentrum 2345 und 9956)“ münd-
lich, gegebenenfalls auch durch Fernſprecher, oder ſchriftlich zu
wenden.

Bayeriſcher Induſtriellen-Verband.

Das Direktorium des
Bayeriſchen Induſtriellen-Verbandes hielt am 25. Auguſt 1914 unter
dem Vorſitz des Herrn Geh. Baurats Dr. v. Rieppel in Nürnberg
eine Sitzung ab. Hierbei konnte erfreulicherweiſe feſtgeſtellt werden,
daß die bayeriſche Induſtrie bei der durch den Krieg geſchaffenen
ſchwierigen Lage eine außerordentlich große Opferwilligkeit bekundet
hat, indem ſowohl die einzelnen Fabriken als auch induſtrielle
Organiſationen namhafte Beiträge zur Unterſtützung der Familien
einberufener Induſtriearbeiter ſowie auch beſchäftigungslos ge-
wordener Arbeiter zur Verfügung geſtellt haben. Auch halten zahl-
reiche Fabriken im Jntereſſe ihrer Arbeiter wenn auch mit erheb-
lichen Opfern den Betrieb in beſchränktem Maße aufrecht. Es
wurde beſchloſſen, an die bayeriſche Induſtrie nochmals einen drin-
genden Appell zu richten, alles zu tun, was in ihren Kräften ſteht,
um die Arbeiter vor Not zu ſchützen. Gleichzeitig wurde beſchloſſen,
an die Kgl. Staatsregierung das Erſuchen zu ſtellen, auch ihrerſeits
zur Milderung der Notlage beizutragen und insbeſondere von ihrem
bisherigen Standpunkt abzugehen, daß Staatsbauten bis auf wei-
teres eingeſtellt und Aufträge an die Induſtrie nicht erteilt werden
ſollen. Es ſei im Gegenteil dringend zu wünſchen, daß der Staat
durch Erteilung von Aufträgen hilft, die Vermehrung der Arbeits-
loſigkeit hintanzuhalten, alſo mit gutem Beiſpiel vorangeht, ſo daß
das Vertrauen in unſerm Erwerbsleben wieder mehr Boden ge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jVarious" n="1">
        <div type="jArticle" n="2">
          <pb facs="#f0010" n="548"/>
          <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi> 29. Augu&#x017F;t 1914.</fw><lb/>
          <cb/>
        </div>
      </div>
      <div type="jFinancialNews" n="1">
        <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Handel und Indu&#x017F;trie</hi> </hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Aufruf an die deut&#x017F;che Jndu&#x017F;trie.</hi> </hi> </head><lb/>
          <p>Deut&#x017F;chland i&#x017F;t von Feinden umringt; die deut&#x017F;che Entwicklung<lb/>
der letzten Jahrzehnte i&#x017F;t ihnen ein Dorn im Auge. Deshalb &#x017F;ollen<lb/>
die Früchte der deut&#x017F;chen Arbeit zer&#x017F;tört werden. Die Feind&#x017F;chaft<lb/>
gilt der deut&#x017F;chen nationalen Arbeit; denn &#x017F;ie i&#x017F;t die Stütze un&#x017F;erer<lb/>
Weltmacht&#x017F;tellung. Während draußen an Deut&#x017F;chlands Grenzen die<lb/>
Operationen beginnen, gilt es jetzt, hier im Herzen des Landes,<lb/>
neben vielem anderen auch dafür zu &#x017F;orgen, daß die wirt&#x017F;chaftliche<lb/>
Arbeit, &#x017F;oweit irgend möglich, aufrecht erhalten und zu die&#x017F;em<lb/>
Zwecke die hierfür ver&#x017F;ügbaren Kräfte auf rationell&#x017F;te Wei&#x017F;e ge&#x017F;am-<lb/>
melt und organi&#x017F;iert werden, damit vor allem Zer&#x017F;plitterung und<lb/>
Vergeudung &#x017F;owie das Lahmliegen wirt&#x017F;chaftlicher Kräfte und Werte<lb/>
vermieden werden.</p><lb/>
          <p>Zu die&#x017F;em Zwecke haben &#x017F;ich der Zentralverband Deut&#x017F;cher In-<lb/>
du&#x017F;trieller und der Bund der Indu&#x017F;triellen vereinigt; &#x017F;ie haben zu-<lb/>
näch&#x017F;t die Unterzeichneten, die im Augenblick erreichbar und in Berlin<lb/>
anwe&#x017F;end &#x017F;ind, zu&#x017F;ammengerufen mit der Bitte, die&#x017F;er Gemein-<lb/>
&#x017F;chaftsarbeit ihre Kraft zu leihen.</p><lb/>
          <p>Wir, die Unterzeichneten, &#x017F;ind dem Rufe ohne Zögern gefolgt<lb/>
und haben uns heute zu dem<lb/><hi rendition="#g">Kriegsaus&#x017F;chuß für die deut&#x017F;che Indu&#x017F;trie</hi><lb/>
mit dem Vorbehalt zu&#x017F;ammengetan, daß weitere Vertreter aus den<lb/>
übrigen deut&#x017F;chen Landes&#x017F;tellen hinzugezogen werden.</p><lb/>
          <p>Die Zu&#x017F;ammenfa&#x017F;&#x017F;ung der ge&#x017F;amten gei&#x017F;tigen und materiellen<lb/>
Mittel, welche die Indu&#x017F;trie in &#x017F;ich vereinigt, unter einheitlicher<lb/>
Leitung durch die bewährte&#x017F;ten Führer der deut&#x017F;chen Arbeit, in Füh-<lb/>
lung mit der Reichsverwaltung und der deut&#x017F;chen Finanzkraft, das<lb/>
i&#x017F;t die große Aufgabe, die wir lö&#x017F;en mü&#x017F;&#x017F;en. Es handelt &#x017F;ich um<lb/>
ein planmäßiges Zu&#x017F;ammenwirken der bereits vorhandenen indu-<lb/>
&#x017F;triellen Organi&#x017F;ationen für eine kraftvolle Arbeitslei&#x017F;tung und die<lb/>
zweckmäßig&#x017F;te Verwendung der vorhandenen nationalen wirt&#x017F;chaft-<lb/>
lichen Kräfte, nicht allein für un&#x017F;ere Landesverteidigung an den<lb/>
Grenzen, &#x017F;ondern auch für die Ver&#x017F;orgung des inneren Bedarfes<lb/>
während der Dauer des Krieges.</p><lb/>
          <p>Die Aufgaben, die zu lö&#x017F;en &#x017F;ind, umfa&#x017F;&#x017F;en die Lebensfragen der<lb/>
Indu&#x017F;trie. Wir mü&#x017F;&#x017F;en uns eine &#x017F;y&#x017F;temati&#x017F;che Verteilung und Un-<lb/>
terbringung der Ange&#x017F;tellten und Arbeiter &#x017F;owohl in der Landwirt-<lb/>
&#x017F;chaft wie in der Indu&#x017F;trie &#x017F;ichern. Wir können die Unter&#x017F;tützung<lb/>
und Be&#x017F;chäftigung der infolge des Krieges notleidenden Zweige der<lb/>
Indu&#x017F;trie durch die außergewöhnlich in An&#x017F;pruch genommenen In-<lb/>
du&#x017F;trien, die Ueberwei&#x017F;ung von Teilen des Erzeugungsproze&#x017F;&#x017F;es und<lb/>
dergl. vermitteln. Wir wollen die &#x017F;chnell&#x017F;te Verbreitung der Liefe-<lb/>
rungsaus&#x017F;chreibungen des Staates und &#x017F;einer einzelnen Verwal-<lb/>
tungszweige (Militär-, Po&#x017F;t-, Ei&#x017F;enbahnverwaltungen) organi&#x017F;ieren.</p><lb/>
          <p>Durch die Herausgabe fortlaufender Mitteilungen über die in-<lb/>
folge des Kriegszu&#x017F;tandes erla&#x017F;&#x017F;enen Ge&#x017F;etze, Verordnungen und Be-<lb/>
kanntmachungen der Behörden wollen wir die Indu&#x017F;trie aufklären<lb/>
und belehren, den Indu&#x017F;triellen Auskun&#x017F;t erteilen über die &#x017F;ich aus<lb/>
dem Kriegszu&#x017F;tande ergebenden Verwaltungs- und Rechtsfragen.<lb/>
Wir wollen die indu&#x017F;triellen Kräfte auch &#x017F;ammeln für die Förderung<lb/>
allgemeiner nationaler Zwecke und uns bereit halten für alle weite-<lb/>
ren Aufgaben, die in die&#x017F;er ern&#x017F;ten Zeit an die Indu&#x017F;trie heran-<lb/>
treten werden.</p><lb/>
          <p>Der &#x201E;Kriegsaus&#x017F;chuß der deut&#x017F;chen Indu&#x017F;trie&#x201C; i&#x017F;t &#x017F;ofort in<lb/>
Tätigkeit getreten. Der Zentralverband Deut&#x017F;cher Indu&#x017F;trieller und<lb/>
der Bund der Indu&#x017F;triellen haben &#x017F;ich dem Kriegsaus&#x017F;chuß mit ihren<lb/>
&#x017F;ämtlichen Organi&#x017F;ationen und Einrichtungen zur Verfügung ge&#x017F;tellt.<lb/>
Wir bitten alle Indu&#x017F;triellen, von der Tätigkeit ihres &#x201E;Kriegsaus-<lb/>
&#x017F;chu&#x017F;&#x017F;es&#x201C; Gebrauch zu machen, ihn aber auch in jeder Richtung nach<lb/>
Möglichkeit zu unter&#x017F;tützen, und erhoffen insbe&#x017F;ondere die Mit-<lb/>
arbeit der Landes- und Fachverbände, die unerläßlich i&#x017F;t, wenn die<lb/>
ge&#x017F;teckten Ziele erreicht und verwirklicht werden &#x017F;ollen. Wir glauben<lb/>
deshalb, auf ihre Unter&#x017F;tützung be&#x017F;timmt rechnen zu können.</p><lb/>
          <p>Die Ge&#x017F;chäfts&#x017F;telle des &#x201E;Kriegsaus&#x017F;chu&#x017F;&#x017F;es&#x201C; befindet &#x017F;ich Berlin<lb/><hi rendition="#aq">W.</hi> 9, Link&#x017F;traße 25/<hi rendition="#aq">III.</hi></p><lb/>
          <byline><hi rendition="#et"><hi rendition="#b">Kriegsaus&#x017F;chuß der deut&#x017F;chen Indu&#x017F;trie.</hi></hi><lb/>
A. v. <hi rendition="#g">Bla&#x017F;chke</hi> (S. Bleichröder); v. <hi rendition="#g">Böttinger,</hi> Geh. Regierungsrat,<lb/>
M. d. H.; v. <hi rendition="#g">Bor&#x017F;ig,</hi> Geh. Kommerzienrat; Dr.-Ing. <hi rendition="#g">Busley,</hi> Geh.<lb/>
Regierungsrat, Profe&#x017F;&#x017F;or; <hi rendition="#g">Ehrhardt,</hi> Kommi&#x017F;&#x017F;ions- und Baurat; <hi rendition="#g">Fried-<lb/><cb/>
richs,</hi> Kommerzienrat; Dr.-Ing. <hi rendition="#g">Goerz,</hi> Kommerzienrat; Dr. <hi rendition="#g">Gott-<lb/>
&#x017F;tein,</hi> Kommerzienrat; v. <hi rendition="#g">Gwinner</hi> (Deut&#x017F;che Bank), M. d. H.; <hi rendition="#g">Hoff-<lb/>
mann,</hi> Direktor; Dr. <hi rendition="#g">Hugenberg,</hi> Geh. Finanzrat; <hi rendition="#g">Koenig,</hi> Geh.<lb/>
Regierungsrat; <hi rendition="#g">Lohfe,</hi> Kommerzienrat; <hi rendition="#g">Michalski; Mueller,</hi> Geh.<lb/>
Oberfinanzrat (Dresdner Bank); <hi rendition="#g">Prie&#x017F;ter,</hi> Generaldirektor; <hi rendition="#g">Rötger,</hi><lb/>
Landrat a. D.; <hi rendition="#g">Schrey,</hi> Regierungs- und Geh. Baurat; <hi rendition="#g">Schultze,</hi><lb/>
Direktor; Dr.-Ing. v. <hi rendition="#g">Siemens,</hi> Geg. Regierungsrat; <hi rendition="#g">Urbig</hi> (Diskonto-<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft); <hi rendition="#g">Sommerguth,</hi> Regierungsrat a. D.; Dr. <hi rendition="#g">Weber,</hi> Bank-<lb/><hi rendition="#et">direktor (Mitteldeut&#x017F;che Kreditbank); <hi rendition="#g">Winkler,</hi> Generaldirektor.</hi></byline>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hauptberatungs&#x017F;telle des Schutzverbandes für Deut&#x017F;chen Grund-<lb/>
be&#x017F;itz.</hi> </head>
          <p>Der Schutzverband für Deut&#x017F;chen Grundbe&#x017F;itz hat eine Haupt-<lb/>
beratungs&#x017F;telle eingerichtet, bei welcher während des Krieges die<lb/>
Angehörigen der zu den Fahnen einberufenen Haus- und Grund-<lb/>
be&#x017F;itzer unentgeltlichen, freundnachbarlichen Rat in ihren wirt&#x017F;chaft-<lb/>
lichen Angelegenheiten erhalten, wenn &#x017F;ie nicht in der Lage &#x017F;ind,<lb/>
einen Rechtsbei&#x017F;tand in An&#x017F;pruch zu nehmen oder von einer der-<lb/>
jenigen Beratungs- und Auskunfts&#x017F;tellen Auskunft zu erhalten,<lb/>
welche in den ange&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Grund- und Hausbe&#x017F;itzerorgani&#x017F;ationen<lb/>
be&#x017F;tehen und während des Krieges weiterarbeiten oder noch er-<lb/>
richtet werden. Die Hauptberatungs&#x017F;telle wird vor allem berufen<lb/>
&#x017F;ein, mit Rat und Auskun&#x017F;t einzugreifen in den Fragen, die nicht<lb/>
rein örtlichen Charakters &#x017F;ind oder wegen ihrer allgemeinen grund-<lb/>
&#x017F;ätzlichen Bedeutung einheitlich behandelt werden mü&#x017F;&#x017F;en, oder bei<lb/>
denen Verhandlungen mit Behörden erforderlich &#x017F;ind. Die Haupt-<lb/>
beratungs&#x017F;telle wird mit den Auskun&#x017F;ts&#x017F;tellen der ange&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen<lb/>
ländlichen und &#x017F;tädti&#x017F;chen Organi&#x017F;ationen in &#x017F;tändiger Fühlung<lb/>
bleiben, &#x017F;ie über vorkommende allgemeine, grund&#x017F;ätzliche Fragen<lb/>
und ihre Erledigungen unterrichten und ihnen diejenigen bei ihr<lb/>
eingehenden Fragen mitteilen, die zweckmäßigerwei&#x017F;e durch eine Aus-<lb/>
kunfts&#x017F;telle einer ange&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Organi&#x017F;ation erledigt werden<lb/>
können, &#x017F;ofern nicht wegen der Dringlichkeit der Sache die unmittel-<lb/>
bare Auskunftserteilung durch die Hauptberatungs&#x017F;telle notwendig<lb/>
er&#x017F;cheint. Die Hauptberatungs&#x017F;telle erteilt unentgeltlich Auskunft<lb/>
und Rat namentlich in folgenden Angelegenheiten: Angelegenheiten<lb/>
der Verwaltung des ländlichen Grundbe&#x017F;itzes mit Aus&#x017F;chluß der land-<lb/>
wirt&#x017F;chaftlichn Fach- und Betriebsfragen; Steuerfragen; Wehr-<lb/>
beitrags&#x017F;ragen; Fragen der Pfändung und Zwangsver&#x017F;teigerung;<lb/>
Ver&#x017F;icherungsfragen; In&#x017F;tandhaltung der Häu&#x017F;er; Häu&#x017F;erverwertung<lb/>
und Häu&#x017F;erverwaltung; Hypothekenangelegenheiten; Geldanlage;<lb/>
Verwertung von Wertpapieren und &#x017F;on&#x017F;tigen Angelegenheiten der Ver-<lb/>
mögensverwaltung; Behandlung unvollendeter baulicher Arbeiten;<lb/>
Fragen der &#x017F;tädti&#x017F;chen und ländlichen Einquartierung; Straßen-<lb/>
reinigung; Straßenunterhaltung, Anliegerbeiträge, Fluchtlinien-<lb/>
Angelegenheit, Bürger&#x017F;teigreparaturen u&#x017F;w.; Ankauf und Verkauf<lb/>
ländlicher und &#x017F;tädti&#x017F;cher Grund&#x017F;tücke; Miet&#x017F;treitigkeiten. Diejenigen,<lb/>
welche die Hauptberatungs&#x017F;telle in An&#x017F;pruch nehmen wollen, werden<lb/>
gebeten, &#x017F;ich unmittelbar an die &#x201E;Hauptberatungs&#x017F;telle des Schutz-<lb/>
verbandes für Deut&#x017F;chen Grundbe&#x017F;itz E. V., Berlin <hi rendition="#aq">W.</hi> 8, Tauben-<lb/>
&#x017F;traße 44&#x2014;45 (Fern&#x017F;precher-Amt Zentrum 2345 und 9956)&#x201C; münd-<lb/>
lich, gegebenenfalls auch durch Fern&#x017F;precher, oder &#x017F;chriftlich zu<lb/>
wenden.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Bayeri&#x017F;cher Indu&#x017F;triellen-Verband.</hi> </head>
          <p>Das Direktorium des<lb/>
Bayeri&#x017F;chen Indu&#x017F;triellen-Verbandes hielt am 25. Augu&#x017F;t 1914 unter<lb/>
dem Vor&#x017F;itz des Herrn Geh. Baurats Dr. v. Rieppel in Nürnberg<lb/>
eine Sitzung ab. Hierbei konnte erfreulicherwei&#x017F;e fe&#x017F;tge&#x017F;tellt werden,<lb/>
daß die bayeri&#x017F;che Indu&#x017F;trie bei der durch den Krieg ge&#x017F;chaffenen<lb/>
&#x017F;chwierigen Lage eine außerordentlich große Opferwilligkeit bekundet<lb/>
hat, indem &#x017F;owohl die einzelnen Fabriken als auch indu&#x017F;trielle<lb/>
Organi&#x017F;ationen namhafte Beiträge zur Unter&#x017F;tützung der Familien<lb/>
einberufener Indu&#x017F;triearbeiter &#x017F;owie auch be&#x017F;chäftigungslos ge-<lb/>
wordener Arbeiter zur Verfügung ge&#x017F;tellt haben. Auch halten zahl-<lb/>
reiche Fabriken im Jntere&#x017F;&#x017F;e ihrer Arbeiter wenn auch mit erheb-<lb/>
lichen Opfern den Betrieb in be&#x017F;chränktem Maße aufrecht. Es<lb/>
wurde be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, an die bayeri&#x017F;che Indu&#x017F;trie nochmals einen drin-<lb/>
genden Appell zu richten, alles zu tun, was in ihren Kräften &#x017F;teht,<lb/>
um die Arbeiter vor Not zu &#x017F;chützen. Gleichzeitig wurde be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
an die Kgl. Staatsregierung das Er&#x017F;uchen zu &#x017F;tellen, auch ihrer&#x017F;eits<lb/>
zur Milderung der Notlage beizutragen und insbe&#x017F;ondere von ihrem<lb/>
bisherigen Standpunkt abzugehen, daß Staatsbauten bis auf wei-<lb/>
teres einge&#x017F;tellt und Aufträge an die Indu&#x017F;trie nicht erteilt werden<lb/>
&#x017F;ollen. Es &#x017F;ei im Gegenteil dringend zu wün&#x017F;chen, daß der Staat<lb/>
durch Erteilung von Aufträgen hilft, die Vermehrung der Arbeits-<lb/>
lo&#x017F;igkeit hintanzuhalten, al&#x017F;o mit gutem Bei&#x017F;piel vorangeht, &#x017F;o daß<lb/>
das Vertrauen in un&#x017F;erm Erwerbsleben wieder mehr Boden ge-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[548/0010] Allgemeine Zeitung 29. Auguſt 1914. Handel und Induſtrie Aufruf an die deutſche Jnduſtrie. Deutſchland iſt von Feinden umringt; die deutſche Entwicklung der letzten Jahrzehnte iſt ihnen ein Dorn im Auge. Deshalb ſollen die Früchte der deutſchen Arbeit zerſtört werden. Die Feindſchaft gilt der deutſchen nationalen Arbeit; denn ſie iſt die Stütze unſerer Weltmachtſtellung. Während draußen an Deutſchlands Grenzen die Operationen beginnen, gilt es jetzt, hier im Herzen des Landes, neben vielem anderen auch dafür zu ſorgen, daß die wirtſchaftliche Arbeit, ſoweit irgend möglich, aufrecht erhalten und zu dieſem Zwecke die hierfür verſügbaren Kräfte auf rationellſte Weiſe geſam- melt und organiſiert werden, damit vor allem Zerſplitterung und Vergeudung ſowie das Lahmliegen wirtſchaftlicher Kräfte und Werte vermieden werden. Zu dieſem Zwecke haben ſich der Zentralverband Deutſcher In- duſtrieller und der Bund der Induſtriellen vereinigt; ſie haben zu- nächſt die Unterzeichneten, die im Augenblick erreichbar und in Berlin anweſend ſind, zuſammengerufen mit der Bitte, dieſer Gemein- ſchaftsarbeit ihre Kraft zu leihen. Wir, die Unterzeichneten, ſind dem Rufe ohne Zögern gefolgt und haben uns heute zu dem Kriegsausſchuß für die deutſche Induſtrie mit dem Vorbehalt zuſammengetan, daß weitere Vertreter aus den übrigen deutſchen Landesſtellen hinzugezogen werden. Die Zuſammenfaſſung der geſamten geiſtigen und materiellen Mittel, welche die Induſtrie in ſich vereinigt, unter einheitlicher Leitung durch die bewährteſten Führer der deutſchen Arbeit, in Füh- lung mit der Reichsverwaltung und der deutſchen Finanzkraft, das iſt die große Aufgabe, die wir löſen müſſen. Es handelt ſich um ein planmäßiges Zuſammenwirken der bereits vorhandenen indu- ſtriellen Organiſationen für eine kraftvolle Arbeitsleiſtung und die zweckmäßigſte Verwendung der vorhandenen nationalen wirtſchaft- lichen Kräfte, nicht allein für unſere Landesverteidigung an den Grenzen, ſondern auch für die Verſorgung des inneren Bedarfes während der Dauer des Krieges. Die Aufgaben, die zu löſen ſind, umfaſſen die Lebensfragen der Induſtrie. Wir müſſen uns eine ſyſtematiſche Verteilung und Un- terbringung der Angeſtellten und Arbeiter ſowohl in der Landwirt- ſchaft wie in der Induſtrie ſichern. Wir können die Unterſtützung und Beſchäftigung der infolge des Krieges notleidenden Zweige der Induſtrie durch die außergewöhnlich in Anſpruch genommenen In- duſtrien, die Ueberweiſung von Teilen des Erzeugungsprozeſſes und dergl. vermitteln. Wir wollen die ſchnellſte Verbreitung der Liefe- rungsausſchreibungen des Staates und ſeiner einzelnen Verwal- tungszweige (Militär-, Poſt-, Eiſenbahnverwaltungen) organiſieren. Durch die Herausgabe fortlaufender Mitteilungen über die in- folge des Kriegszuſtandes erlaſſenen Geſetze, Verordnungen und Be- kanntmachungen der Behörden wollen wir die Induſtrie aufklären und belehren, den Induſtriellen Auskunſt erteilen über die ſich aus dem Kriegszuſtande ergebenden Verwaltungs- und Rechtsfragen. Wir wollen die induſtriellen Kräfte auch ſammeln für die Förderung allgemeiner nationaler Zwecke und uns bereit halten für alle weite- ren Aufgaben, die in dieſer ernſten Zeit an die Induſtrie heran- treten werden. Der „Kriegsausſchuß der deutſchen Induſtrie“ iſt ſofort in Tätigkeit getreten. Der Zentralverband Deutſcher Induſtrieller und der Bund der Induſtriellen haben ſich dem Kriegsausſchuß mit ihren ſämtlichen Organiſationen und Einrichtungen zur Verfügung geſtellt. Wir bitten alle Induſtriellen, von der Tätigkeit ihres „Kriegsaus- ſchuſſes“ Gebrauch zu machen, ihn aber auch in jeder Richtung nach Möglichkeit zu unterſtützen, und erhoffen insbeſondere die Mit- arbeit der Landes- und Fachverbände, die unerläßlich iſt, wenn die geſteckten Ziele erreicht und verwirklicht werden ſollen. Wir glauben deshalb, auf ihre Unterſtützung beſtimmt rechnen zu können. Die Geſchäftsſtelle des „Kriegsausſchuſſes“ befindet ſich Berlin W. 9, Linkſtraße 25/III. Kriegsausſchuß der deutſchen Induſtrie. A. v. Blaſchke (S. Bleichröder); v. Böttinger, Geh. Regierungsrat, M. d. H.; v. Borſig, Geh. Kommerzienrat; Dr.-Ing. Busley, Geh. Regierungsrat, Profeſſor; Ehrhardt, Kommiſſions- und Baurat; Fried- richs, Kommerzienrat; Dr.-Ing. Goerz, Kommerzienrat; Dr. Gott- ſtein, Kommerzienrat; v. Gwinner (Deutſche Bank), M. d. H.; Hoff- mann, Direktor; Dr. Hugenberg, Geh. Finanzrat; Koenig, Geh. Regierungsrat; Lohfe, Kommerzienrat; Michalski; Mueller, Geh. Oberfinanzrat (Dresdner Bank); Prieſter, Generaldirektor; Rötger, Landrat a. D.; Schrey, Regierungs- und Geh. Baurat; Schultze, Direktor; Dr.-Ing. v. Siemens, Geg. Regierungsrat; Urbig (Diskonto- Geſellſchaft); Sommerguth, Regierungsrat a. D.; Dr. Weber, Bank- direktor (Mitteldeutſche Kreditbank); Winkler, Generaldirektor. Hauptberatungsſtelle des Schutzverbandes für Deutſchen Grund- beſitz. Der Schutzverband für Deutſchen Grundbeſitz hat eine Haupt- beratungsſtelle eingerichtet, bei welcher während des Krieges die Angehörigen der zu den Fahnen einberufenen Haus- und Grund- beſitzer unentgeltlichen, freundnachbarlichen Rat in ihren wirtſchaft- lichen Angelegenheiten erhalten, wenn ſie nicht in der Lage ſind, einen Rechtsbeiſtand in Anſpruch zu nehmen oder von einer der- jenigen Beratungs- und Auskunftsſtellen Auskunft zu erhalten, welche in den angeſchloſſenen Grund- und Hausbeſitzerorganiſationen beſtehen und während des Krieges weiterarbeiten oder noch er- richtet werden. Die Hauptberatungsſtelle wird vor allem berufen ſein, mit Rat und Auskunſt einzugreifen in den Fragen, die nicht rein örtlichen Charakters ſind oder wegen ihrer allgemeinen grund- ſätzlichen Bedeutung einheitlich behandelt werden müſſen, oder bei denen Verhandlungen mit Behörden erforderlich ſind. Die Haupt- beratungsſtelle wird mit den Auskunſtsſtellen der angeſchloſſenen ländlichen und ſtädtiſchen Organiſationen in ſtändiger Fühlung bleiben, ſie über vorkommende allgemeine, grundſätzliche Fragen und ihre Erledigungen unterrichten und ihnen diejenigen bei ihr eingehenden Fragen mitteilen, die zweckmäßigerweiſe durch eine Aus- kunftsſtelle einer angeſchloſſenen Organiſation erledigt werden können, ſofern nicht wegen der Dringlichkeit der Sache die unmittel- bare Auskunftserteilung durch die Hauptberatungsſtelle notwendig erſcheint. Die Hauptberatungsſtelle erteilt unentgeltlich Auskunft und Rat namentlich in folgenden Angelegenheiten: Angelegenheiten der Verwaltung des ländlichen Grundbeſitzes mit Ausſchluß der land- wirtſchaftlichn Fach- und Betriebsfragen; Steuerfragen; Wehr- beitragsſragen; Fragen der Pfändung und Zwangsverſteigerung; Verſicherungsfragen; Inſtandhaltung der Häuſer; Häuſerverwertung und Häuſerverwaltung; Hypothekenangelegenheiten; Geldanlage; Verwertung von Wertpapieren und ſonſtigen Angelegenheiten der Ver- mögensverwaltung; Behandlung unvollendeter baulicher Arbeiten; Fragen der ſtädtiſchen und ländlichen Einquartierung; Straßen- reinigung; Straßenunterhaltung, Anliegerbeiträge, Fluchtlinien- Angelegenheit, Bürgerſteigreparaturen uſw.; Ankauf und Verkauf ländlicher und ſtädtiſcher Grundſtücke; Mietſtreitigkeiten. Diejenigen, welche die Hauptberatungsſtelle in Anſpruch nehmen wollen, werden gebeten, ſich unmittelbar an die „Hauptberatungsſtelle des Schutz- verbandes für Deutſchen Grundbeſitz E. V., Berlin W. 8, Tauben- ſtraße 44—45 (Fernſprecher-Amt Zentrum 2345 und 9956)“ münd- lich, gegebenenfalls auch durch Fernſprecher, oder ſchriftlich zu wenden. Bayeriſcher Induſtriellen-Verband. Das Direktorium des Bayeriſchen Induſtriellen-Verbandes hielt am 25. Auguſt 1914 unter dem Vorſitz des Herrn Geh. Baurats Dr. v. Rieppel in Nürnberg eine Sitzung ab. Hierbei konnte erfreulicherweiſe feſtgeſtellt werden, daß die bayeriſche Induſtrie bei der durch den Krieg geſchaffenen ſchwierigen Lage eine außerordentlich große Opferwilligkeit bekundet hat, indem ſowohl die einzelnen Fabriken als auch induſtrielle Organiſationen namhafte Beiträge zur Unterſtützung der Familien einberufener Induſtriearbeiter ſowie auch beſchäftigungslos ge- wordener Arbeiter zur Verfügung geſtellt haben. Auch halten zahl- reiche Fabriken im Jntereſſe ihrer Arbeiter wenn auch mit erheb- lichen Opfern den Betrieb in beſchränktem Maße aufrecht. Es wurde beſchloſſen, an die bayeriſche Induſtrie nochmals einen drin- genden Appell zu richten, alles zu tun, was in ihren Kräften ſteht, um die Arbeiter vor Not zu ſchützen. Gleichzeitig wurde beſchloſſen, an die Kgl. Staatsregierung das Erſuchen zu ſtellen, auch ihrerſeits zur Milderung der Notlage beizutragen und insbeſondere von ihrem bisherigen Standpunkt abzugehen, daß Staatsbauten bis auf wei- teres eingeſtellt und Aufträge an die Induſtrie nicht erteilt werden ſollen. Es ſei im Gegenteil dringend zu wünſchen, daß der Staat durch Erteilung von Aufträgen hilft, die Vermehrung der Arbeits- loſigkeit hintanzuhalten, alſo mit gutem Beiſpiel vorangeht, ſo daß das Vertrauen in unſerm Erwerbsleben wieder mehr Boden ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Susanne Haaf, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine36_1914
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine36_1914/10
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 36, 5. September 1914, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine36_1914/10>, abgerufen am 10.06.2024.