Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung, Nr. 23, 13. Juni 1920.

Bild:
<< vorherige Seite

13. Juni 1920 Allgemeine Zeitung


[Spaltenumbruch] Werke des Strabon. Er sagt, die Germanen seien von
den Kelten durch größere Wildheit, Körpergröße und blonderes
Haar verschieden, im übrigen aber an Gestalt und Lebens-
weise sehr ähnlich. Deshalb -- meint Strabon -- nannten
die Römer die Germanen, indem sie diese Völker als "echte
(germani) Gallier" bezeichnen wollten. Denn germanus
bedeutet im Lateinischen "die Echten". Den Römern waren
die Gallier längst als gefährliche Feinde bekannt; als nun
in den Cimbern und Teutonen aus dem Norden ihnen ähnlich
scheinende Völker erschienen, die ein Schrecken für Rom
wurden, sah man in ihnen auch Kelten. Man nannte sie
"echte" Kelten, weil sie alle Eigenschaften, durch die die
Gallier furchtbar waren, in gesteigertem Maße besaßen. So
konnte die Zeit des Marius denken, und diese Anschauung
hätte etwa der größte Gelehrte der Zeit, Poseidonios, auf-
genommen, von dem Strabon abhängig ist. Man sprach
nur einfach von den Germani, den "Echten", und dieser
Name blieb an den Völkern haften, die den Römern seit
Cäsar in ihrer völkischen und sprachlichen Eigenart bekannt
wurden, an den "Deutschen".

Aber der Name trit noch früher auf, und zwar wurden
Völker in den Ardennen "Germani" genannt. Als um
120 v. Chr. die Provincia Narbonensis begründet war,
zogen auch römische Kaufleute die alte phoenikisch-griechische
Handelsstraße, die von Marseille an den Niederrhein führte.
Hier saßen die Nervier und Belger, deren rauhe Gesittung
Cäsar bezeugt; sie verboten z. B. die Einfuhr von Wein.
Noch wilderen Charakter scheinen die Ardennenvölker, die
Eburonen, Tungern und andere, gehabt zu haben. Mit
ihnen war für den römischen Kaufmann kein Geschäst zu
machen; es waren die rechten Wilden. Das waren die
Germani, wie Rom sie an den Galliern kennengelernt hatte.
So entstand der Name Germani dort, wo Germanen links
vom Rheine saßen, oft unter Kelten, und bezeichneten sie
als besonders barbarische Kelten. Aus Germani ist dann,
wohl schon bei Poseidonios, der Landesname Germania
gebildet worden.

So ist der Grundgedanke der Schrift Birts. Zahlreiche,
recht lehrreiche Nebenfragen fasse ich hier unerörtert. Wer
sich genau mit dem Problem bekanntmachen will, muß
ohnehin Birts und Nordens oben genannte Schriften lesen.

III.

Durch Norden aber ist Birts Ausführung allerdings
aufs schwerste erschüttert worden. Eine Untersuchung der
Strabon-Stelle vernichtet die Glaubwürdigkeit seiner Angaben
und entzieht der Beweisführung Birts die Grundlage. Die
Stelle erweist sich als eine Aeußerung der persönlichen
Meinung Strabons; sie ist aber kein Zeugnis für den
Ursprung und den Sinn des Namens. Seine Ansicht ist
sür uns deshalb wertlos, weil er Grieche war und sehr
geringe Lateinkenntnisse besaß, wie er denn öfter falsche
Volkserklärungen gibt. Die Erklärung "Germani" als "die
Echten" ist eine sinnlose Spielerei, die sich nur auf den
zufälligen Gleichklang zweier Worte stützt. Derartige Er-
klärungen aber hat es im Altertum und Mittelalter sehr oft
gegeben, ja, sie treten heute noch auf. Oft sind derartige
Erklärungen aus Wortanklängen sogar scherzhaft. Der
Spanier Jsidor bringt es fertig, Germani aus Immanis
(ungeheuerlich) herzuleiten, was kaum ernst zu nehmen ist.
Wenn ferner Germanenstämme, wie die Zimbern, Teutonen,
Tiguriner und Ambronen bei Orosius als "Völker germani-
scher Gallier (Gallorum Germanorum gentes) bezeichnet
werden, so kann dies nichts anderes als "germanische
Gallier" bedeuten, d. h. diese Völker saßen in Gallien,
waren aber germanischer Herkunft. Dabei kann es sich sehr
wohl um Mischvölker handeln, die sich auf gallischer Grund-
lage durch das Eindringen germanischer Eroberer in die
linksrheinischen Gebiete bildeten. Germanische Wandervölker,
wie die Teutonen und Ambronen, mögen auch gallische
Massen in sich aufgenommen haben.

So kommen wir zu der Möglichkeit, daß der Name
Germane, der die Völkergemeinschaft bezeichnete, diesen
[Spaltenumbruch] Völkern von außen, d. h. von Nachbarn gegeben ist. Es
ist eine bekannte Tatsache, daß ein Volk seinen Nachbarn
eher als eine Einheit erscheint als sich selbst. Zusammen-
fassende Völkernamen sind deshalb oft volksfremden Ursprungs
oder entstehen erst, wenn ein Volk sich seiner Gemeinschaft
bewußt wird. Als namengebende Nachbarn können aber
nur die Kelten in Frage kommen. So ist denn immer
wieder versucht, eine Ableitung aus dem Keltischen zu ge-
winnen, ohne daß man sagen dürfte, eine Erklärung sei
zweifellos sicher. Aug. Pott versuchte den Namen zu deuten
als Zusammensetzung aus der Präposition ge + dir (Osten)
+ man (Land, Volk), also: "Ostleute". Leo, Jakob Grimm
und Ebel wiesen auf keltisch garm, gairm (Geschrei) hin und
erklärten den Namen als "starke Schreier". Dabei dachte
man natürlich an den Bericht des Tacitus, wonach die
Germanen mit lautem Geschrei in den Kampf zogen. Am
meisten Anklang hat wohl die Erklärung von Zeuß als
"Nachbarn" nach dem keltischen ger "Nachbar" gefunden.
Much hat nach der Strabon-Stelle den Namen als die
"Stammechten" und Kögel als "Bergbewohner" (Sanskrit
giri slawisch gora "Berg") erklären wollen. Der neueste,
geistreiche Deutungsversuch von R. Henning erklärt Germani
als "die an warmen Quellen Wohnenden". Sachlich wäre
solcher Name denkbar, um den Besitz warmer Quellen und
Salzquellen haben oft Kämpfe stattgefunden.

Ob diese Erklärung zutrifft, hängt von sehr verwickelten
lautgesetzlichen Fragen ab, die im Keltischen auftreten. Jm
ganzen darf man sagen: obwohl keine der keltischen Er-
klärungen bisher völlig gesichert ist, bleibt doch die Wahr-
scheinlichkeit keltischer Herkunft des Namens bestehen. Dafür
macht Norden die Tatsache geltend, daß die Stämme der
linksrheinischen Germanen, die Cacsar nennt, meist keltische
Namen führen. Sicher keltisch sind die Ebnrones, Condrusi
und Caerosi, wahrscheinlich die Segni. Der Name des
fünften Stammes, der "Paemani", weist eine Bildung wie
die keltischen Volksnamen der Cenomani, Comani auf und
erinnert am nächsten an Germani. An diesen Stämmen
hastet aber ursprünglich der Name Germanen als ihre
gemeinsame Benennung (Caesar, Bell. gall II, 4). Nach
diesen belgischen Germanen, die im 2. Jahrh. v. Chr. aus
Westfalen eingewandert waren, sind dann erst die über den
Rhein nachrückenden Germanen benannt worden, die jene
verdrängten. Offenbar haben die Kelten auch das rechts-
rheinische Land noch als Germanenland betrachtet, als es schon
von Stämmen besetzt war, die wir Germenen nennen. So
scheint das Ergebnis zu sein, daß Germani ursprünglich
der Name für eine Gruppe keltischer Stämme war, an
deren Stelle dann rechtsrheinische Völker traten, die mit
dem Gebiet auch den Namen erhielten. Da dies aber



[irrelevantes Material]

13. Juni 1920 Allgemeine Zeitung


[Spaltenumbruch] Werke des Strabon. Er ſagt, die Germanen ſeien von
den Kelten durch größere Wildheit, Körpergröße und blonderes
Haar verſchieden, im übrigen aber an Geſtalt und Lebens-
weiſe ſehr ähnlich. Deshalb — meint Strabon — nannten
die Römer die Germanen, indem ſie dieſe Völker als „echte
(germani) Gallier“ bezeichnen wollten. Denn germanus
bedeutet im Lateiniſchen „die Echten“. Den Römern waren
die Gallier längſt als gefährliche Feinde bekannt; als nun
in den Cimbern und Teutonen aus dem Norden ihnen ähnlich
ſcheinende Völker erſchienen, die ein Schrecken für Rom
wurden, ſah man in ihnen auch Kelten. Man nannte ſie
„echte“ Kelten, weil ſie alle Eigenſchaften, durch die die
Gallier furchtbar waren, in geſteigertem Maße beſaßen. So
konnte die Zeit des Marius denken, und dieſe Anſchauung
hätte etwa der größte Gelehrte der Zeit, Poſeidonios, auf-
genommen, von dem Strabon abhängig iſt. Man ſprach
nur einfach von den Germani, den „Echten“, und dieſer
Name blieb an den Völkern haften, die den Römern ſeit
Cäſar in ihrer völkiſchen und ſprachlichen Eigenart bekannt
wurden, an den „Deutſchen“.

Aber der Name trit noch früher auf, und zwar wurden
Völker in den Ardennen „Germani“ genannt. Als um
120 v. Chr. die Provincia Narbonenſis begründet war,
zogen auch römiſche Kaufleute die alte phoenikiſch-griechiſche
Handelsſtraße, die von Marſeille an den Niederrhein führte.
Hier ſaßen die Nervier und Belger, deren rauhe Geſittung
Cäſar bezeugt; ſie verboten z. B. die Einfuhr von Wein.
Noch wilderen Charakter ſcheinen die Ardennenvölker, die
Eburonen, Tungern und andere, gehabt zu haben. Mit
ihnen war für den römiſchen Kaufmann kein Geſchäſt zu
machen; es waren die rechten Wilden. Das waren die
Germani, wie Rom ſie an den Galliern kennengelernt hatte.
So entſtand der Name Germani dort, wo Germanen links
vom Rheine ſaßen, oft unter Kelten, und bezeichneten ſie
als beſonders barbariſche Kelten. Aus Germani iſt dann,
wohl ſchon bei Poſeidonios, der Landesname Germania
gebildet worden.

So iſt der Grundgedanke der Schrift Birts. Zahlreiche,
recht lehrreiche Nebenfragen faſſe ich hier unerörtert. Wer
ſich genau mit dem Problem bekanntmachen will, muß
ohnehin Birts und Nordens oben genannte Schriften leſen.

III.

Durch Norden aber iſt Birts Ausführung allerdings
aufs ſchwerſte erſchüttert worden. Eine Unterſuchung der
Strabon-Stelle vernichtet die Glaubwürdigkeit ſeiner Angaben
und entzieht der Beweisführung Birts die Grundlage. Die
Stelle erweiſt ſich als eine Aeußerung der perſönlichen
Meinung Strabons; ſie iſt aber kein Zeugnis für den
Urſprung und den Sinn des Namens. Seine Anſicht iſt
ſür uns deshalb wertlos, weil er Grieche war und ſehr
geringe Lateinkenntniſſe beſaß, wie er denn öfter falſche
Volkserklärungen gibt. Die Erklärung „Germani“ als „die
Echten“ iſt eine ſinnloſe Spielerei, die ſich nur auf den
zufälligen Gleichklang zweier Worte ſtützt. Derartige Er-
klärungen aber hat es im Altertum und Mittelalter ſehr oft
gegeben, ja, ſie treten heute noch auf. Oft ſind derartige
Erklärungen aus Wortanklängen ſogar ſcherzhaft. Der
Spanier Jſidor bringt es fertig, Germani aus Immanis
(ungeheuerlich) herzuleiten, was kaum ernſt zu nehmen iſt.
Wenn ferner Germanenſtämme, wie die Zimbern, Teutonen,
Tiguriner und Ambronen bei Oroſius als „Völker germani-
ſcher Gallier (Gallorum Germanorum gentes) bezeichnet
werden, ſo kann dies nichts anderes als „germaniſche
Gallier“ bedeuten, d. h. dieſe Völker ſaßen in Gallien,
waren aber germaniſcher Herkunft. Dabei kann es ſich ſehr
wohl um Miſchvölker handeln, die ſich auf galliſcher Grund-
lage durch das Eindringen germaniſcher Eroberer in die
linksrheiniſchen Gebiete bildeten. Germaniſche Wandervölker,
wie die Teutonen und Ambronen, mögen auch galliſche
Maſſen in ſich aufgenommen haben.

So kommen wir zu der Möglichkeit, daß der Name
Germane, der die Völkergemeinſchaft bezeichnete, dieſen
[Spaltenumbruch] Völkern von außen, d. h. von Nachbarn gegeben iſt. Es
iſt eine bekannte Tatſache, daß ein Volk ſeinen Nachbarn
eher als eine Einheit erſcheint als ſich ſelbſt. Zuſammen-
faſſende Völkernamen ſind deshalb oft volksfremden Urſprungs
oder entſtehen erſt, wenn ein Volk ſich ſeiner Gemeinſchaft
bewußt wird. Als namengebende Nachbarn können aber
nur die Kelten in Frage kommen. So iſt denn immer
wieder verſucht, eine Ableitung aus dem Keltiſchen zu ge-
winnen, ohne daß man ſagen dürfte, eine Erklärung ſei
zweifellos ſicher. Aug. Pott verſuchte den Namen zu deuten
als Zuſammenſetzung aus der Präpoſition ge + dir (Oſten)
+ man (Land, Volk), alſo: „Oſtleute“. Leo, Jakob Grimm
und Ebel wieſen auf keltiſch garm, gairm (Geſchrei) hin und
erklärten den Namen als „ſtarke Schreier“. Dabei dachte
man natürlich an den Bericht des Tacitus, wonach die
Germanen mit lautem Geſchrei in den Kampf zogen. Am
meiſten Anklang hat wohl die Erklärung von Zeuß als
„Nachbarn“ nach dem keltiſchen ger „Nachbar“ gefunden.
Much hat nach der Strabon-Stelle den Namen als die
„Stammechten“ und Kögel als „Bergbewohner“ (Sanskrit
giri ſlawiſch gora „Berg“) erklären wollen. Der neueſte,
geiſtreiche Deutungsverſuch von R. Henning erklärt Germani
als „die an warmen Quellen Wohnenden“. Sachlich wäre
ſolcher Name denkbar, um den Beſitz warmer Quellen und
Salzquellen haben oft Kämpfe ſtattgefunden.

Ob dieſe Erklärung zutrifft, hängt von ſehr verwickelten
lautgeſetzlichen Fragen ab, die im Keltiſchen auftreten. Jm
ganzen darf man ſagen: obwohl keine der keltiſchen Er-
klärungen bisher völlig geſichert iſt, bleibt doch die Wahr-
ſcheinlichkeit keltiſcher Herkunft des Namens beſtehen. Dafür
macht Norden die Tatſache geltend, daß die Stämme der
linksrheiniſchen Germanen, die Cacſar nennt, meiſt keltiſche
Namen führen. Sicher keltiſch ſind die Ebnrones, Condruſi
und Caeroſi, wahrſcheinlich die Segni. Der Name des
fünften Stammes, der „Paemani“, weiſt eine Bildung wie
die keltiſchen Volksnamen der Cenomani, Comani auf und
erinnert am nächſten an Germani. An dieſen Stämmen
haſtet aber urſprünglich der Name Germanen als ihre
gemeinſame Benennung (Caeſar, Bell. gall II, 4). Nach
dieſen belgiſchen Germanen, die im 2. Jahrh. v. Chr. aus
Weſtfalen eingewandert waren, ſind dann erſt die über den
Rhein nachrückenden Germanen benannt worden, die jene
verdrängten. Offenbar haben die Kelten auch das rechts-
rheiniſche Land noch als Germanenland betrachtet, als es ſchon
von Stämmen beſetzt war, die wir Germenen nennen. So
ſcheint das Ergebnis zu ſein, daß Germani urſprünglich
der Name für eine Gruppe keltiſcher Stämme war, an
deren Stelle dann rechtsrheiniſche Völker traten, die mit
dem Gebiet auch den Namen erhielten. Da dies aber



[irrelevantes Material]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jCulturalNews" n="1">
        <div xml:id="a01a" next="#a01b" type="jArticle" n="2">
          <p><pb facs="#f0007" n="221"/><fw place="top" type="header">13. Juni 1920 <hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi></fw><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><cb/>
Werke des <hi rendition="#g">Strabon</hi>. Er &#x017F;agt, die Germanen &#x017F;eien von<lb/>
den Kelten durch größere Wildheit, Körpergröße und blonderes<lb/>
Haar ver&#x017F;chieden, im übrigen aber an Ge&#x017F;talt und Lebens-<lb/>
wei&#x017F;e &#x017F;ehr ähnlich. Deshalb &#x2014; meint Strabon &#x2014; nannten<lb/>
die Römer die Germanen, indem &#x017F;ie die&#x017F;e Völker als &#x201E;<hi rendition="#g">echte</hi><lb/><hi rendition="#aq">(germani)</hi> <hi rendition="#g">Gallier</hi>&#x201C; bezeichnen wollten. Denn germanus<lb/>
bedeutet im Lateini&#x017F;chen &#x201E;die Echten&#x201C;. Den Römern waren<lb/>
die Gallier läng&#x017F;t als gefährliche Feinde bekannt; als nun<lb/>
in den Cimbern und Teutonen aus dem Norden ihnen ähnlich<lb/>
&#x017F;cheinende Völker er&#x017F;chienen, die ein Schrecken für Rom<lb/>
wurden, &#x017F;ah man in ihnen auch Kelten. Man nannte &#x017F;ie<lb/>
&#x201E;echte&#x201C; Kelten, weil &#x017F;ie alle Eigen&#x017F;chaften, durch die die<lb/>
Gallier furchtbar waren, in ge&#x017F;teigertem Maße be&#x017F;aßen. So<lb/>
konnte die Zeit des Marius denken, und die&#x017F;e An&#x017F;chauung<lb/>
hätte etwa der größte Gelehrte der Zeit, Po&#x017F;eidonios, auf-<lb/>
genommen, von dem Strabon abhängig i&#x017F;t. Man &#x017F;prach<lb/>
nur einfach von den Germani, den &#x201E;Echten&#x201C;, und die&#x017F;er<lb/>
Name blieb an den Völkern haften, die den Römern &#x017F;eit<lb/>&#x017F;ar in ihrer völki&#x017F;chen und &#x017F;prachlichen Eigenart bekannt<lb/>
wurden, an den &#x201E;Deut&#x017F;chen&#x201C;.</p><lb/>
          <p>Aber der Name trit noch früher auf, und zwar wurden<lb/>
Völker in den Ardennen <hi rendition="#aq">&#x201E;Germani&#x201C;</hi> genannt. Als um<lb/>
120 v. Chr. die Provincia Narbonen&#x017F;is begründet war,<lb/>
zogen auch römi&#x017F;che Kaufleute die alte phoeniki&#x017F;ch-griechi&#x017F;che<lb/>
Handels&#x017F;traße, die von Mar&#x017F;eille an den Niederrhein führte.<lb/>
Hier &#x017F;aßen die Nervier und Belger, deren rauhe Ge&#x017F;ittung<lb/>&#x017F;ar bezeugt; &#x017F;ie verboten z. B. die Einfuhr von Wein.<lb/>
Noch wilderen Charakter &#x017F;cheinen die Ardennenvölker, die<lb/>
Eburonen, Tungern und andere, gehabt zu haben. Mit<lb/>
ihnen war für den römi&#x017F;chen Kaufmann kein Ge&#x017F;chä&#x017F;t zu<lb/>
machen; es waren die rechten Wilden. Das waren die<lb/>
Germani, wie Rom &#x017F;ie an den Galliern kennengelernt hatte.<lb/>
So ent&#x017F;tand der Name <hi rendition="#aq">Germani</hi> dort, wo Germanen links<lb/>
vom Rheine &#x017F;aßen, oft unter Kelten, und bezeichneten &#x017F;ie<lb/>
als be&#x017F;onders barbari&#x017F;che Kelten. Aus Germani i&#x017F;t dann,<lb/>
wohl &#x017F;chon bei Po&#x017F;eidonios, der Landesname Germania<lb/>
gebildet worden.</p><lb/>
          <p>So i&#x017F;t der Grundgedanke der Schrift Birts. Zahlreiche,<lb/>
recht lehrreiche Nebenfragen fa&#x017F;&#x017F;e ich hier unerörtert. Wer<lb/>
&#x017F;ich genau mit dem Problem bekanntmachen will, muß<lb/>
ohnehin Birts und Nordens oben genannte Schriften le&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>III.</p><lb/>
          <p>Durch Norden aber i&#x017F;t Birts Ausführung allerdings<lb/>
aufs &#x017F;chwer&#x017F;te er&#x017F;chüttert worden. Eine Unter&#x017F;uchung der<lb/>
Strabon-Stelle vernichtet die Glaubwürdigkeit &#x017F;einer Angaben<lb/>
und entzieht der Beweisführung Birts die Grundlage. Die<lb/>
Stelle erwei&#x017F;t &#x017F;ich als eine Aeußerung der per&#x017F;önlichen<lb/><hi rendition="#g">Meinung</hi> Strabons; &#x017F;ie i&#x017F;t aber kein Zeugnis für den<lb/>
Ur&#x017F;prung und den Sinn des Namens. Seine An&#x017F;icht i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ür uns deshalb wertlos, weil er Grieche war und &#x017F;ehr<lb/>
geringe Lateinkenntni&#x017F;&#x017F;e be&#x017F;aß, wie er denn öfter fal&#x017F;che<lb/>
Volkserklärungen gibt. Die Erklärung &#x201E;<hi rendition="#aq">Germani</hi>&#x201C; als &#x201E;die<lb/>
Echten&#x201C; i&#x017F;t eine &#x017F;innlo&#x017F;e Spielerei, die &#x017F;ich nur auf den<lb/>
zufälligen Gleichklang zweier Worte &#x017F;tützt. Derartige Er-<lb/>
klärungen aber hat es im Altertum und Mittelalter &#x017F;ehr oft<lb/>
gegeben, ja, &#x017F;ie treten heute noch auf. Oft &#x017F;ind derartige<lb/>
Erklärungen aus Wortanklängen &#x017F;ogar &#x017F;cherzhaft. Der<lb/>
Spanier J&#x017F;idor bringt es fertig, Germani aus <hi rendition="#aq">Immanis</hi><lb/>
(ungeheuerlich) herzuleiten, was kaum ern&#x017F;t zu nehmen i&#x017F;t.<lb/>
Wenn ferner Germanen&#x017F;tämme, wie die Zimbern, Teutonen,<lb/>
Tiguriner und Ambronen bei Oro&#x017F;ius als &#x201E;Völker germani-<lb/>
&#x017F;cher Gallier (Gallorum Germanorum gentes) bezeichnet<lb/>
werden, &#x017F;o kann dies nichts anderes als &#x201E;germani&#x017F;che<lb/>
Gallier&#x201C; bedeuten, d. h. die&#x017F;e Völker &#x017F;aßen in Gallien,<lb/>
waren aber germani&#x017F;cher Herkunft. Dabei kann es &#x017F;ich &#x017F;ehr<lb/>
wohl um Mi&#x017F;chvölker handeln, die &#x017F;ich auf galli&#x017F;cher Grund-<lb/>
lage durch das Eindringen germani&#x017F;cher Eroberer in die<lb/>
linksrheini&#x017F;chen Gebiete bildeten. Germani&#x017F;che Wandervölker,<lb/>
wie die Teutonen und Ambronen, mögen auch galli&#x017F;che<lb/>
Ma&#x017F;&#x017F;en in &#x017F;ich aufgenommen haben.</p><lb/>
          <p>So kommen wir zu der Möglichkeit, daß der Name<lb/>
Germane, der die Völkergemein&#x017F;chaft bezeichnete, die&#x017F;en<lb/><cb/>
Völkern von außen, d. h. von Nachbarn gegeben i&#x017F;t. Es<lb/>
i&#x017F;t eine bekannte Tat&#x017F;ache, daß ein Volk &#x017F;einen Nachbarn<lb/>
eher als eine Einheit er&#x017F;cheint als &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t. Zu&#x017F;ammen-<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;ende Völkernamen &#x017F;ind deshalb oft volksfremden Ur&#x017F;prungs<lb/>
oder ent&#x017F;tehen er&#x017F;t, wenn ein Volk &#x017F;ich &#x017F;einer Gemein&#x017F;chaft<lb/>
bewußt wird. Als namengebende Nachbarn können aber<lb/>
nur die Kelten in Frage kommen. So i&#x017F;t denn immer<lb/>
wieder ver&#x017F;ucht, eine Ableitung aus dem Kelti&#x017F;chen zu ge-<lb/>
winnen, ohne daß man &#x017F;agen dürfte, <hi rendition="#g">eine</hi> Erklärung &#x017F;ei<lb/>
zweifellos &#x017F;icher. Aug. Pott ver&#x017F;uchte den Namen zu deuten<lb/>
als Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung aus der Präpo&#x017F;ition ge &#xFF0B; dir (O&#x017F;ten)<lb/>
&#xFF0B; man (Land, Volk), al&#x017F;o: &#x201E;O&#x017F;tleute&#x201C;. Leo, Jakob Grimm<lb/>
und Ebel wie&#x017F;en auf kelti&#x017F;ch <hi rendition="#aq">garm, gairm</hi> (Ge&#x017F;chrei) hin und<lb/>
erklärten den Namen als &#x201E;&#x017F;tarke Schreier&#x201C;. Dabei dachte<lb/>
man natürlich an den Bericht des Tacitus, wonach die<lb/>
Germanen mit lautem Ge&#x017F;chrei in den Kampf zogen. Am<lb/>
mei&#x017F;ten Anklang hat wohl die Erklärung von Zeuß als<lb/>
&#x201E;Nachbarn&#x201C; nach dem kelti&#x017F;chen <hi rendition="#aq">ger</hi> &#x201E;Nachbar&#x201C; gefunden.<lb/>
Much hat nach der Strabon-Stelle den Namen als die<lb/>
&#x201E;Stammechten&#x201C; und Kögel als &#x201E;Bergbewohner&#x201C; (Sanskrit<lb/><hi rendition="#aq">giri</hi> &#x017F;lawi&#x017F;ch <hi rendition="#aq">gora</hi> &#x201E;Berg&#x201C;) erklären wollen. Der neue&#x017F;te,<lb/>
gei&#x017F;treiche Deutungsver&#x017F;uch von R. Henning erklärt Germani<lb/>
als &#x201E;die an warmen Quellen Wohnenden&#x201C;. Sachlich wäre<lb/>
&#x017F;olcher Name denkbar, um den Be&#x017F;itz warmer Quellen und<lb/>
Salzquellen haben oft Kämpfe &#x017F;tattgefunden.</p><lb/>
          <p>Ob die&#x017F;e Erklärung zutrifft, hängt von &#x017F;ehr verwickelten<lb/>
lautge&#x017F;etzlichen Fragen ab, die im Kelti&#x017F;chen auftreten. Jm<lb/>
ganzen darf man &#x017F;agen: obwohl keine der kelti&#x017F;chen Er-<lb/>
klärungen bisher völlig ge&#x017F;ichert i&#x017F;t, bleibt doch die Wahr-<lb/>
&#x017F;cheinlichkeit kelti&#x017F;cher Herkunft des Namens be&#x017F;tehen. Dafür<lb/>
macht Norden die Tat&#x017F;ache geltend, daß die Stämme der<lb/>
linksrheini&#x017F;chen Germanen, die Cac&#x017F;ar nennt, mei&#x017F;t kelti&#x017F;che<lb/>
Namen führen. Sicher kelti&#x017F;ch &#x017F;ind die Ebnrones, Condru&#x017F;i<lb/>
und Caero&#x017F;i, wahr&#x017F;cheinlich die Segni. Der Name des<lb/>
fünften Stammes, der &#x201E;Paemani&#x201C;, wei&#x017F;t eine Bildung wie<lb/>
die kelti&#x017F;chen Volksnamen der Cenomani, Comani auf und<lb/>
erinnert am näch&#x017F;ten an Germani. An die&#x017F;en Stämmen<lb/>
ha&#x017F;tet aber ur&#x017F;prünglich der Name Germanen als ihre<lb/>
gemein&#x017F;ame Benennung (Cae&#x017F;ar, Bell. gall II, 4). Nach<lb/>
die&#x017F;en belgi&#x017F;chen Germanen, die im 2. Jahrh. v. Chr. aus<lb/>
We&#x017F;tfalen eingewandert waren, &#x017F;ind dann er&#x017F;t die über den<lb/>
Rhein nachrückenden Germanen benannt worden, die jene<lb/>
verdrängten. Offenbar haben die Kelten auch das rechts-<lb/>
rheini&#x017F;che Land noch als Germanenland betrachtet, als es &#x017F;chon<lb/>
von Stämmen be&#x017F;etzt war, die wir Germenen nennen. So<lb/>
&#x017F;cheint das Ergebnis zu &#x017F;ein, daß Germani ur&#x017F;prünglich<lb/>
der Name für eine Gruppe kelti&#x017F;cher Stämme war, an<lb/>
deren Stelle dann rechtsrheini&#x017F;che Völker traten, die mit<lb/>
dem Gebiet auch den Namen erhielten. Da dies aber</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="jAn" n="2">
          <gap reason="insignificant"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[221/0007] 13. Juni 1920 Allgemeine Zeitung Werke des Strabon. Er ſagt, die Germanen ſeien von den Kelten durch größere Wildheit, Körpergröße und blonderes Haar verſchieden, im übrigen aber an Geſtalt und Lebens- weiſe ſehr ähnlich. Deshalb — meint Strabon — nannten die Römer die Germanen, indem ſie dieſe Völker als „echte (germani) Gallier“ bezeichnen wollten. Denn germanus bedeutet im Lateiniſchen „die Echten“. Den Römern waren die Gallier längſt als gefährliche Feinde bekannt; als nun in den Cimbern und Teutonen aus dem Norden ihnen ähnlich ſcheinende Völker erſchienen, die ein Schrecken für Rom wurden, ſah man in ihnen auch Kelten. Man nannte ſie „echte“ Kelten, weil ſie alle Eigenſchaften, durch die die Gallier furchtbar waren, in geſteigertem Maße beſaßen. So konnte die Zeit des Marius denken, und dieſe Anſchauung hätte etwa der größte Gelehrte der Zeit, Poſeidonios, auf- genommen, von dem Strabon abhängig iſt. Man ſprach nur einfach von den Germani, den „Echten“, und dieſer Name blieb an den Völkern haften, die den Römern ſeit Cäſar in ihrer völkiſchen und ſprachlichen Eigenart bekannt wurden, an den „Deutſchen“. Aber der Name trit noch früher auf, und zwar wurden Völker in den Ardennen „Germani“ genannt. Als um 120 v. Chr. die Provincia Narbonenſis begründet war, zogen auch römiſche Kaufleute die alte phoenikiſch-griechiſche Handelsſtraße, die von Marſeille an den Niederrhein führte. Hier ſaßen die Nervier und Belger, deren rauhe Geſittung Cäſar bezeugt; ſie verboten z. B. die Einfuhr von Wein. Noch wilderen Charakter ſcheinen die Ardennenvölker, die Eburonen, Tungern und andere, gehabt zu haben. Mit ihnen war für den römiſchen Kaufmann kein Geſchäſt zu machen; es waren die rechten Wilden. Das waren die Germani, wie Rom ſie an den Galliern kennengelernt hatte. So entſtand der Name Germani dort, wo Germanen links vom Rheine ſaßen, oft unter Kelten, und bezeichneten ſie als beſonders barbariſche Kelten. Aus Germani iſt dann, wohl ſchon bei Poſeidonios, der Landesname Germania gebildet worden. So iſt der Grundgedanke der Schrift Birts. Zahlreiche, recht lehrreiche Nebenfragen faſſe ich hier unerörtert. Wer ſich genau mit dem Problem bekanntmachen will, muß ohnehin Birts und Nordens oben genannte Schriften leſen. III. Durch Norden aber iſt Birts Ausführung allerdings aufs ſchwerſte erſchüttert worden. Eine Unterſuchung der Strabon-Stelle vernichtet die Glaubwürdigkeit ſeiner Angaben und entzieht der Beweisführung Birts die Grundlage. Die Stelle erweiſt ſich als eine Aeußerung der perſönlichen Meinung Strabons; ſie iſt aber kein Zeugnis für den Urſprung und den Sinn des Namens. Seine Anſicht iſt ſür uns deshalb wertlos, weil er Grieche war und ſehr geringe Lateinkenntniſſe beſaß, wie er denn öfter falſche Volkserklärungen gibt. Die Erklärung „Germani“ als „die Echten“ iſt eine ſinnloſe Spielerei, die ſich nur auf den zufälligen Gleichklang zweier Worte ſtützt. Derartige Er- klärungen aber hat es im Altertum und Mittelalter ſehr oft gegeben, ja, ſie treten heute noch auf. Oft ſind derartige Erklärungen aus Wortanklängen ſogar ſcherzhaft. Der Spanier Jſidor bringt es fertig, Germani aus Immanis (ungeheuerlich) herzuleiten, was kaum ernſt zu nehmen iſt. Wenn ferner Germanenſtämme, wie die Zimbern, Teutonen, Tiguriner und Ambronen bei Oroſius als „Völker germani- ſcher Gallier (Gallorum Germanorum gentes) bezeichnet werden, ſo kann dies nichts anderes als „germaniſche Gallier“ bedeuten, d. h. dieſe Völker ſaßen in Gallien, waren aber germaniſcher Herkunft. Dabei kann es ſich ſehr wohl um Miſchvölker handeln, die ſich auf galliſcher Grund- lage durch das Eindringen germaniſcher Eroberer in die linksrheiniſchen Gebiete bildeten. Germaniſche Wandervölker, wie die Teutonen und Ambronen, mögen auch galliſche Maſſen in ſich aufgenommen haben. So kommen wir zu der Möglichkeit, daß der Name Germane, der die Völkergemeinſchaft bezeichnete, dieſen Völkern von außen, d. h. von Nachbarn gegeben iſt. Es iſt eine bekannte Tatſache, daß ein Volk ſeinen Nachbarn eher als eine Einheit erſcheint als ſich ſelbſt. Zuſammen- faſſende Völkernamen ſind deshalb oft volksfremden Urſprungs oder entſtehen erſt, wenn ein Volk ſich ſeiner Gemeinſchaft bewußt wird. Als namengebende Nachbarn können aber nur die Kelten in Frage kommen. So iſt denn immer wieder verſucht, eine Ableitung aus dem Keltiſchen zu ge- winnen, ohne daß man ſagen dürfte, eine Erklärung ſei zweifellos ſicher. Aug. Pott verſuchte den Namen zu deuten als Zuſammenſetzung aus der Präpoſition ge + dir (Oſten) + man (Land, Volk), alſo: „Oſtleute“. Leo, Jakob Grimm und Ebel wieſen auf keltiſch garm, gairm (Geſchrei) hin und erklärten den Namen als „ſtarke Schreier“. Dabei dachte man natürlich an den Bericht des Tacitus, wonach die Germanen mit lautem Geſchrei in den Kampf zogen. Am meiſten Anklang hat wohl die Erklärung von Zeuß als „Nachbarn“ nach dem keltiſchen ger „Nachbar“ gefunden. Much hat nach der Strabon-Stelle den Namen als die „Stammechten“ und Kögel als „Bergbewohner“ (Sanskrit giri ſlawiſch gora „Berg“) erklären wollen. Der neueſte, geiſtreiche Deutungsverſuch von R. Henning erklärt Germani als „die an warmen Quellen Wohnenden“. Sachlich wäre ſolcher Name denkbar, um den Beſitz warmer Quellen und Salzquellen haben oft Kämpfe ſtattgefunden. Ob dieſe Erklärung zutrifft, hängt von ſehr verwickelten lautgeſetzlichen Fragen ab, die im Keltiſchen auftreten. Jm ganzen darf man ſagen: obwohl keine der keltiſchen Er- klärungen bisher völlig geſichert iſt, bleibt doch die Wahr- ſcheinlichkeit keltiſcher Herkunft des Namens beſtehen. Dafür macht Norden die Tatſache geltend, daß die Stämme der linksrheiniſchen Germanen, die Cacſar nennt, meiſt keltiſche Namen führen. Sicher keltiſch ſind die Ebnrones, Condruſi und Caeroſi, wahrſcheinlich die Segni. Der Name des fünften Stammes, der „Paemani“, weiſt eine Bildung wie die keltiſchen Volksnamen der Cenomani, Comani auf und erinnert am nächſten an Germani. An dieſen Stämmen haſtet aber urſprünglich der Name Germanen als ihre gemeinſame Benennung (Caeſar, Bell. gall II, 4). Nach dieſen belgiſchen Germanen, die im 2. Jahrh. v. Chr. aus Weſtfalen eingewandert waren, ſind dann erſt die über den Rhein nachrückenden Germanen benannt worden, die jene verdrängten. Offenbar haben die Kelten auch das rechts- rheiniſche Land noch als Germanenland betrachtet, als es ſchon von Stämmen beſetzt war, die wir Germenen nennen. So ſcheint das Ergebnis zu ſein, daß Germani urſprünglich der Name für eine Gruppe keltiſcher Stämme war, an deren Stelle dann rechtsrheiniſche Völker traten, die mit dem Gebiet auch den Namen erhielten. Da dies aber _

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-04-24T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine23_1920
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine23_1920/7
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 23, 13. Juni 1920, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine23_1920/7>, abgerufen am 17.06.2024.