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Allgemeine Zeitung, Nr. 18, 1. Mai 1915.

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Allgemeine Zeitung 1. Mat 1915.
[Spaltenumbruch] ners wurden hierbei fast gänzlich vernichtet und einige hundert
Mann gefangen.

Die sofort einsetzende Verfolgungsaktion brachte uns
in den Besitz von 26 Schützengräben und vielem Kriegsmaterial.
Auch in den übrigen Abschnitten wurden die Nachtangriffe des Fein-
des blutig abgewiesen.

Vor den Stellungen des Uzsoker Passes ging der Geg-
ner nach abgeschlagenem Angriff fluchtartig zurück. In den
gestrigen Kämpfen wurde das bisher gewonnene Gebiet trotz ver-
zweifelter Gegenangriffe der Russen nicht nur behauptet, sondern
südöstlich von Koziowa noch erweitert. An der Front westlich des
Uzsoker Passes, in Galizien und Polen, sowie auch am Dnjestr und
in der Bukowina Geschützkampf, sonst Ruhe.


27. April:

An der ganzen Front keine besonderen Ereignisse. In manchen
Abschnitten heftige Geschützkämpfe.

In den Karpathen haben die Russen ihre verlustreichen
Angriffe gegen unsere Stellungen am Uzsoker Paß und in den öst-
lich anschließenden Frontabschnitten wieder eingestellt.


28. April:

Durch Angriff setzten wir uns nordöstlich und östlich von
Suwalki in den Besitz russischer Stellungen auf einer Front-
breite von 20 Kilometer. Nördlich von Prasnysz wurden
gestern zwei Offiziere und 470 Russen gefangen genommen und
drei Maschinengewehre erbeutet.

In den Karpathen sowie in Russisch-Polen ver-
einzelt heftigere Geschützkämpfe. Unsere Artillerie brachte zwei
Munitionsdepots der Russen durch Volltreffer zur Explosion. Wie-
derholte Nachtangriffe des Feindes im Abschnitte östlich der Höhe
Ostry wurden abgewiesen.

In Südostgalizien und in der Bukowina keine be-
sonderen Ereignisse.


29. April:

Die allgemeine Lage ist unverändert.

An der Front in Russisch-Polen und in den Kar-
pathen
in mehreren Abschnitten heftige Geschützkämpfe. Unsere
Artillerie feuerte mit sehr guter Wirkung gegen eine russische Unter-
kunft der Munitionsobjekte. Im Oportale versuchte der Feind
nach mehrstündigem erfolglosen Artilleriefeuer nachts einen Vorstoß
gegen die Höhenstellungen unserer Infanterie. Er wurde jedoch
nach einem kurzen Kampfe an der ganzen Front abgewiesen.




Ueber die wachsende Teuerung in Rußland ent-
halten Petersburger Blätter folgende für uns interessante Einzel-
heiten:

Am 20. April herrschte in den meisten Fleischerläden eine sehr
große Aufregung. Das Publikum verlangte polizeiliches Einschrei-
ten. Die Polizei stellte fest, daß tatsächlich Fleisch nicht mehr vor-
handen sei und keine Verheimlichung stattfinde. Die Stadtverwal-
tung versorgte die Bevölkerung mit Fleisch aus den Gefrierhallen.
Für vorhandenes frisches-Fleisch wurden Wucherpreise gefordert.
Am nächsten Tage brachen aus diesem Grunde ganz erheb-
liche Unruhen
aus, wobei eine Reihe von Läden vollständig
verwüstet wurde. Der Polizei gelang es erst nach längerer Zeit,
die Ruhe wieder herzustellen. Der Gehilfe des Stadthauptmanns
Oberst Model, der Polizeimeister Solotareff und der Revierauf-
seher Woitzik sind durch Steinwürfe schwer am Kopfe verletzt
worden.

Die Petersburger Stadtverwaltung hat sich ge-
zwungen gesehen, um das Publikum mit Brot zu versorgen, städti-
sche Bäckereien zu eröffnen. Es wurde festgestellt, daß am 14. April
in Petersburg von dem Jahresbedarf an Tee nur 25 Prozent,
an Fischen nur noch 171/2 Prozent, an Zucker nur noch 8 Prozent
vorhanden waren. Die Zufuhr von raffiniertem Zucker ist außer-
ordentlich erschwert. Tafelbutter ist in Moskau nur noch für
eine Woche vorhanden. In Wilna ist wegen Kohlenmangels
der Betrieb des Elektrizitätswerkes eingestellt worden; nur einzelne
entlegene Straßen der Stadt, wo der Aufenthalt sonst gefährdet
wäre, werden noch beleuchtet.

England.

Die Meldungen aus England geben immer dasselbe Bild:
Lügen und Verleumdungen über die Feinde, Verkleinerungen
deren Erfolge und Hinwegsetzung über Verträge und Völkerrecht.
Die englische Schiffahrt zeigt sich durch unseren glücklichen Unter-
[Spaltenumbruch] seekrieg immer mehr gehindert, und die Nervosität in der englischen
Handelswelt und beim Publikum ist infolgedessen in ständigem
Steigen begriffen. Die amtlichen und außeramtlichen Telegramme
über die letzten Vorgänge lauten:

23. April:

Die deutsche Hochseeflotte hat in letzter Zeit mehr-
fach Kreuzfahrten in der Nordsee ausgeführt und ist dabei
bis in die englischen Gewässer vorgestoßen. Auf keiner der
Fahrten wurden englische Streitkräfte ange-
troffen.

Nachdem England gestern erneut die Einstellung des
Passagierverkehrs
mit Holland verfügt hat, gibt jetzt der
englische Generalkonsul auch die Einstellung allen Schiffsverkehrs
zwischen Holland und Belgien bekannt. Der Generaldirektor des
holländischen Post- und Telegraphenwesens gibt bekannt, daß auch
der Postverkehr mit England bis auf weiteres eingestellt ist.

Nachdem eine größere Anzahl schwedischer Dampfer
von den Engländern beschlagnahmt worden ist, haben die schwedi-
schen Staatsbahnen den Verkauf von direkten Fahr-
karten nach England eingestellt.


25. April:

Die Engländer stehen im Begriff, außer den bisher besetzten
Inseln Lemnos, Imbros und Tenedos auch Mythilene und
Chios zu besetzen. Sämtliche für Truppenlandungen
notwendigen Vorbereitungen wurden auf den letztgenannten beiden
Inseln getroffen. In Begleitung des englischen Generalkonsuls in
Smyrna besichtigte Oberst Dawley eingehend Mythilene und Chios
Dawley behandelte dabei die griechischen Behörden vollkommen
als Luft.

Genau die gleiche Taktik befolgten die Engländer schon auf
Tenedos. Der griechische Gendarmeriehauptmann, der um Auf-
klärung über die Landung der Engländer auf griechischem Terri-
torium ersuchte, wurde aus der von den Engländern besetzten Zone
weggeführt mit dem höflichen, aber bestimmten Ersuchen, sich künf-
tig um seine, aber nicht um englische Angelegenheiten zu kümmern.


26. April:

Der Kriegsberichterstatter der "B. Z." schreibt über den
völkerrechtswidrigen Mißbrauch deutscher Uni-
formen
durch englische Soldaten: Während eines Gefechtes
sahen unsere Truppen plötzlich etwa 100 Meter von sich eine Gruppe
deutscher Soldaten, die ein Maschinengewehr bei sich hatten. Sie
glaubten natürlich, es mit Kameraden zu tun zu haben, denn die
Leute trugen ganz vorschriftsmäßige deutsche Uniformen und Helme.
Da sahen sie das Gewehr gegen die eigenen Reihen gerichtet.
"Nicht schießen! Deutsche!" riefen sie den vermeintlichen
Kameraden zu. Aber diese hatten inzwischen das Maschinen-
gewehr in Stellung gebracht und begannen auf uns ein mörderisches
Feuer zu richten. Diese hinterlistige Tat wurde sofort gerächt.
Nicht einer der Engländer entging dem Feuer, das nun auf sie ge-
richtet wurde. Alle bis auf den letzten Mann wurden niedergemacht.

Auf einer anderen Stelle der Front griffen die Engländer in
dichten Gruppenkolonnen an. Man fah eine deutsche Schützenlinie
sich gegen unsere Stellungen bewegen. Die Engländer trugen auch
hier deutsche Uniformen. Man sieht also, es handelt sich
nicht um einen von einigen Uebereifrigen begangenen Verstoß gegen
das Völkerrecht und gegen den ehrlichen Kriegsbrauch, sondern um
ein mit Wissen und Willen der englischen Führer begangenes Ver-
brechen.




Ueber den deutschen Unterseekrieg wird aus eng-
lischen, holländischen und dänischen Quellen nachstehendes unterm
25. April berichtet:

Die "Times" berichten: Der Fischdampfer "Queenstown"
landete gestern in Grimsby fünf Mann von dem Fischdampfer "St.
Lawrenz",
der (wie gemeldet) von einem deutschen Unterseeboot
am Donnerstag an der Doggerbank versenkt wurde. Das Untersee-
boot beschoß das Schiff mittag 11.30 Uhr, worauf beschlossen wurde,
es aufzugeben. Zwei Mann ertranken. Die Deutschen sprengten den
Fischdampfer durch hineingelegte Minen in die Luft.

Nach einer Meldung von Lloyd ist der norwegische Dampfer
"Caprioi" aus Bergen auf der Reise von Baltimore nach Christiania
gestern abend bei Tory Island an der irischen Nordküste auf
eine Mine gestoßen und gesunken. Die Mannschaft wurde gerettet.

Der Fischdampfer "Fuchia" traf gestern in Aberdeen ein mit
der Mannschaft des Fischdampfers "Envoy" an Bord, der von einem

Allgemeine Zeitung 1. Mat 1915.
[Spaltenumbruch] ners wurden hierbei faſt gänzlich vernichtet und einige hundert
Mann gefangen.

Die ſofort einſetzende Verfolgungsaktion brachte uns
in den Beſitz von 26 Schützengräben und vielem Kriegsmaterial.
Auch in den übrigen Abſchnitten wurden die Nachtangriffe des Fein-
des blutig abgewieſen.

Vor den Stellungen des Uzſoker Paſſes ging der Geg-
ner nach abgeſchlagenem Angriff fluchtartig zurück. In den
geſtrigen Kämpfen wurde das bisher gewonnene Gebiet trotz ver-
zweifelter Gegenangriffe der Ruſſen nicht nur behauptet, ſondern
ſüdöſtlich von Koziowa noch erweitert. An der Front weſtlich des
Uzſoker Paſſes, in Galizien und Polen, ſowie auch am Dnjeſtr und
in der Bukowina Geſchützkampf, ſonſt Ruhe.


27. April:

An der ganzen Front keine beſonderen Ereigniſſe. In manchen
Abſchnitten heftige Geſchützkämpfe.

In den Karpathen haben die Ruſſen ihre verluſtreichen
Angriffe gegen unſere Stellungen am Uzſoker Paß und in den öſt-
lich anſchließenden Frontabſchnitten wieder eingeſtellt.


28. April:

Durch Angriff ſetzten wir uns nordöſtlich und öſtlich von
Suwalki in den Beſitz ruſſiſcher Stellungen auf einer Front-
breite von 20 Kilometer. Nördlich von Prasnysz wurden
geſtern zwei Offiziere und 470 Ruſſen gefangen genommen und
drei Maſchinengewehre erbeutet.

In den Karpathen ſowie in Ruſſiſch-Polen ver-
einzelt heftigere Geſchützkämpfe. Unſere Artillerie brachte zwei
Munitionsdepots der Ruſſen durch Volltreffer zur Exploſion. Wie-
derholte Nachtangriffe des Feindes im Abſchnitte öſtlich der Höhe
Oſtry wurden abgewieſen.

In Südoſtgalizien und in der Bukowina keine be-
ſonderen Ereigniſſe.


29. April:

Die allgemeine Lage iſt unverändert.

An der Front in Ruſſiſch-Polen und in den Kar-
pathen
in mehreren Abſchnitten heftige Geſchützkämpfe. Unſere
Artillerie feuerte mit ſehr guter Wirkung gegen eine ruſſiſche Unter-
kunft der Munitionsobjekte. Im Oportale verſuchte der Feind
nach mehrſtündigem erfolgloſen Artilleriefeuer nachts einen Vorſtoß
gegen die Höhenſtellungen unſerer Infanterie. Er wurde jedoch
nach einem kurzen Kampfe an der ganzen Front abgewieſen.




Ueber die wachſende Teuerung in Rußland ent-
halten Petersburger Blätter folgende für uns intereſſante Einzel-
heiten:

Am 20. April herrſchte in den meiſten Fleiſcherläden eine ſehr
große Aufregung. Das Publikum verlangte polizeiliches Einſchrei-
ten. Die Polizei ſtellte feſt, daß tatſächlich Fleiſch nicht mehr vor-
handen ſei und keine Verheimlichung ſtattfinde. Die Stadtverwal-
tung verſorgte die Bevölkerung mit Fleiſch aus den Gefrierhallen.
Für vorhandenes friſches-Fleiſch wurden Wucherpreiſe gefordert.
Am nächſten Tage brachen aus dieſem Grunde ganz erheb-
liche Unruhen
aus, wobei eine Reihe von Läden vollſtändig
verwüſtet wurde. Der Polizei gelang es erſt nach längerer Zeit,
die Ruhe wieder herzuſtellen. Der Gehilfe des Stadthauptmanns
Oberſt Model, der Polizeimeiſter Solotareff und der Revierauf-
ſeher Woitzik ſind durch Steinwürfe ſchwer am Kopfe verletzt
worden.

Die Petersburger Stadtverwaltung hat ſich ge-
zwungen geſehen, um das Publikum mit Brot zu verſorgen, ſtädti-
ſche Bäckereien zu eröffnen. Es wurde feſtgeſtellt, daß am 14. April
in Petersburg von dem Jahresbedarf an Tee nur 25 Prozent,
an Fiſchen nur noch 17½ Prozent, an Zucker nur noch 8 Prozent
vorhanden waren. Die Zufuhr von raffiniertem Zucker iſt außer-
ordentlich erſchwert. Tafelbutter iſt in Moskau nur noch für
eine Woche vorhanden. In Wilna iſt wegen Kohlenmangels
der Betrieb des Elektrizitätswerkes eingeſtellt worden; nur einzelne
entlegene Straßen der Stadt, wo der Aufenthalt ſonſt gefährdet
wäre, werden noch beleuchtet.

England.

Die Meldungen aus England geben immer dasſelbe Bild:
Lügen und Verleumdungen über die Feinde, Verkleinerungen
deren Erfolge und Hinwegſetzung über Verträge und Völkerrecht.
Die engliſche Schiffahrt zeigt ſich durch unſeren glücklichen Unter-
[Spaltenumbruch] ſeekrieg immer mehr gehindert, und die Nervoſität in der engliſchen
Handelswelt und beim Publikum iſt infolgedeſſen in ſtändigem
Steigen begriffen. Die amtlichen und außeramtlichen Telegramme
über die letzten Vorgänge lauten:

23. April:

Die deutſche Hochſeeflotte hat in letzter Zeit mehr-
fach Kreuzfahrten in der Nordſee ausgeführt und iſt dabei
bis in die engliſchen Gewäſſer vorgeſtoßen. Auf keiner der
Fahrten wurden engliſche Streitkräfte ange-
troffen.

Nachdem England geſtern erneut die Einſtellung des
Paſſagierverkehrs
mit Holland verfügt hat, gibt jetzt der
engliſche Generalkonſul auch die Einſtellung allen Schiffsverkehrs
zwiſchen Holland und Belgien bekannt. Der Generaldirektor des
holländiſchen Poſt- und Telegraphenweſens gibt bekannt, daß auch
der Poſtverkehr mit England bis auf weiteres eingeſtellt iſt.

Nachdem eine größere Anzahl ſchwediſcher Dampfer
von den Engländern beſchlagnahmt worden iſt, haben die ſchwedi-
ſchen Staatsbahnen den Verkauf von direkten Fahr-
karten nach England eingeſtellt.


25. April:

Die Engländer ſtehen im Begriff, außer den bisher beſetzten
Inſeln Lemnos, Imbros und Tenedos auch Mythilene und
Chios zu beſetzen. Sämtliche für Truppenlandungen
notwendigen Vorbereitungen wurden auf den letztgenannten beiden
Inſeln getroffen. In Begleitung des engliſchen Generalkonſuls in
Smyrna beſichtigte Oberſt Dawley eingehend Mythilene und Chios
Dawley behandelte dabei die griechiſchen Behörden vollkommen
als Luft.

Genau die gleiche Taktik befolgten die Engländer ſchon auf
Tenedos. Der griechiſche Gendarmeriehauptmann, der um Auf-
klärung über die Landung der Engländer auf griechiſchem Terri-
torium erſuchte, wurde aus der von den Engländern beſetzten Zone
weggeführt mit dem höflichen, aber beſtimmten Erſuchen, ſich künf-
tig um ſeine, aber nicht um engliſche Angelegenheiten zu kümmern.


26. April:

Der Kriegsberichterſtatter der „B. Z.“ ſchreibt über den
völkerrechtswidrigen Mißbrauch deutſcher Uni-
formen
durch engliſche Soldaten: Während eines Gefechtes
ſahen unſere Truppen plötzlich etwa 100 Meter von ſich eine Gruppe
deutſcher Soldaten, die ein Maſchinengewehr bei ſich hatten. Sie
glaubten natürlich, es mit Kameraden zu tun zu haben, denn die
Leute trugen ganz vorſchriftsmäßige deutſche Uniformen und Helme.
Da ſahen ſie das Gewehr gegen die eigenen Reihen gerichtet.
„Nicht ſchießen! Deutſche!“ riefen ſie den vermeintlichen
Kameraden zu. Aber dieſe hatten inzwiſchen das Maſchinen-
gewehr in Stellung gebracht und begannen auf uns ein mörderiſches
Feuer zu richten. Dieſe hinterliſtige Tat wurde ſofort gerächt.
Nicht einer der Engländer entging dem Feuer, das nun auf ſie ge-
richtet wurde. Alle bis auf den letzten Mann wurden niedergemacht.

Auf einer anderen Stelle der Front griffen die Engländer in
dichten Gruppenkolonnen an. Man fah eine deutſche Schützenlinie
ſich gegen unſere Stellungen bewegen. Die Engländer trugen auch
hier deutſche Uniformen. Man ſieht alſo, es handelt ſich
nicht um einen von einigen Uebereifrigen begangenen Verſtoß gegen
das Völkerrecht und gegen den ehrlichen Kriegsbrauch, ſondern um
ein mit Wiſſen und Willen der engliſchen Führer begangenes Ver-
brechen.




Ueber den deutſchen Unterſeekrieg wird aus eng-
liſchen, holländiſchen und däniſchen Quellen nachſtehendes unterm
25. April berichtet:

Die „Times“ berichten: Der Fiſchdampfer „Queenstown“
landete geſtern in Grimsby fünf Mann von dem Fiſchdampfer „St.
Lawrenz“,
der (wie gemeldet) von einem deutſchen Unterſeeboot
am Donnerstag an der Doggerbank verſenkt wurde. Das Unterſee-
boot beſchoß das Schiff mittag 11.30 Uhr, worauf beſchloſſen wurde,
es aufzugeben. Zwei Mann ertranken. Die Deutſchen ſprengten den
Fiſchdampfer durch hineingelegte Minen in die Luft.

Nach einer Meldung von Lloyd iſt der norwegiſche Dampfer
„Caprioi“ aus Bergen auf der Reiſe von Baltimore nach Chriſtiania
geſtern abend bei Tory Island an der iriſchen Nordküſte auf
eine Mine geſtoßen und geſunken. Die Mannſchaft wurde gerettet.

Der Fiſchdampfer „Fuchia“ traf geſtern in Aberdeen ein mit
der Mannſchaft des Fiſchdampfers „Envoy“ an Bord, der von einem

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[Seite 268.[268]/0006] Allgemeine Zeitung 1. Mat 1915. ners wurden hierbei faſt gänzlich vernichtet und einige hundert Mann gefangen. Die ſofort einſetzende Verfolgungsaktion brachte uns in den Beſitz von 26 Schützengräben und vielem Kriegsmaterial. Auch in den übrigen Abſchnitten wurden die Nachtangriffe des Fein- des blutig abgewieſen. Vor den Stellungen des Uzſoker Paſſes ging der Geg- ner nach abgeſchlagenem Angriff fluchtartig zurück. In den geſtrigen Kämpfen wurde das bisher gewonnene Gebiet trotz ver- zweifelter Gegenangriffe der Ruſſen nicht nur behauptet, ſondern ſüdöſtlich von Koziowa noch erweitert. An der Front weſtlich des Uzſoker Paſſes, in Galizien und Polen, ſowie auch am Dnjeſtr und in der Bukowina Geſchützkampf, ſonſt Ruhe. 27. April: An der ganzen Front keine beſonderen Ereigniſſe. In manchen Abſchnitten heftige Geſchützkämpfe. In den Karpathen haben die Ruſſen ihre verluſtreichen Angriffe gegen unſere Stellungen am Uzſoker Paß und in den öſt- lich anſchließenden Frontabſchnitten wieder eingeſtellt. 28. April: Durch Angriff ſetzten wir uns nordöſtlich und öſtlich von Suwalki in den Beſitz ruſſiſcher Stellungen auf einer Front- breite von 20 Kilometer. Nördlich von Prasnysz wurden geſtern zwei Offiziere und 470 Ruſſen gefangen genommen und drei Maſchinengewehre erbeutet. In den Karpathen ſowie in Ruſſiſch-Polen ver- einzelt heftigere Geſchützkämpfe. Unſere Artillerie brachte zwei Munitionsdepots der Ruſſen durch Volltreffer zur Exploſion. Wie- derholte Nachtangriffe des Feindes im Abſchnitte öſtlich der Höhe Oſtry wurden abgewieſen. In Südoſtgalizien und in der Bukowina keine be- ſonderen Ereigniſſe. 29. April: Die allgemeine Lage iſt unverändert. An der Front in Ruſſiſch-Polen und in den Kar- pathen in mehreren Abſchnitten heftige Geſchützkämpfe. Unſere Artillerie feuerte mit ſehr guter Wirkung gegen eine ruſſiſche Unter- kunft der Munitionsobjekte. Im Oportale verſuchte der Feind nach mehrſtündigem erfolgloſen Artilleriefeuer nachts einen Vorſtoß gegen die Höhenſtellungen unſerer Infanterie. Er wurde jedoch nach einem kurzen Kampfe an der ganzen Front abgewieſen. Ueber die wachſende Teuerung in Rußland ent- halten Petersburger Blätter folgende für uns intereſſante Einzel- heiten: Am 20. April herrſchte in den meiſten Fleiſcherläden eine ſehr große Aufregung. Das Publikum verlangte polizeiliches Einſchrei- ten. Die Polizei ſtellte feſt, daß tatſächlich Fleiſch nicht mehr vor- handen ſei und keine Verheimlichung ſtattfinde. Die Stadtverwal- tung verſorgte die Bevölkerung mit Fleiſch aus den Gefrierhallen. Für vorhandenes friſches-Fleiſch wurden Wucherpreiſe gefordert. Am nächſten Tage brachen aus dieſem Grunde ganz erheb- liche Unruhen aus, wobei eine Reihe von Läden vollſtändig verwüſtet wurde. Der Polizei gelang es erſt nach längerer Zeit, die Ruhe wieder herzuſtellen. Der Gehilfe des Stadthauptmanns Oberſt Model, der Polizeimeiſter Solotareff und der Revierauf- ſeher Woitzik ſind durch Steinwürfe ſchwer am Kopfe verletzt worden. Die Petersburger Stadtverwaltung hat ſich ge- zwungen geſehen, um das Publikum mit Brot zu verſorgen, ſtädti- ſche Bäckereien zu eröffnen. Es wurde feſtgeſtellt, daß am 14. April in Petersburg von dem Jahresbedarf an Tee nur 25 Prozent, an Fiſchen nur noch 17½ Prozent, an Zucker nur noch 8 Prozent vorhanden waren. Die Zufuhr von raffiniertem Zucker iſt außer- ordentlich erſchwert. Tafelbutter iſt in Moskau nur noch für eine Woche vorhanden. In Wilna iſt wegen Kohlenmangels der Betrieb des Elektrizitätswerkes eingeſtellt worden; nur einzelne entlegene Straßen der Stadt, wo der Aufenthalt ſonſt gefährdet wäre, werden noch beleuchtet. England. Die Meldungen aus England geben immer dasſelbe Bild: Lügen und Verleumdungen über die Feinde, Verkleinerungen deren Erfolge und Hinwegſetzung über Verträge und Völkerrecht. Die engliſche Schiffahrt zeigt ſich durch unſeren glücklichen Unter- ſeekrieg immer mehr gehindert, und die Nervoſität in der engliſchen Handelswelt und beim Publikum iſt infolgedeſſen in ſtändigem Steigen begriffen. Die amtlichen und außeramtlichen Telegramme über die letzten Vorgänge lauten: 23. April: Die deutſche Hochſeeflotte hat in letzter Zeit mehr- fach Kreuzfahrten in der Nordſee ausgeführt und iſt dabei bis in die engliſchen Gewäſſer vorgeſtoßen. Auf keiner der Fahrten wurden engliſche Streitkräfte ange- troffen. Nachdem England geſtern erneut die Einſtellung des Paſſagierverkehrs mit Holland verfügt hat, gibt jetzt der engliſche Generalkonſul auch die Einſtellung allen Schiffsverkehrs zwiſchen Holland und Belgien bekannt. Der Generaldirektor des holländiſchen Poſt- und Telegraphenweſens gibt bekannt, daß auch der Poſtverkehr mit England bis auf weiteres eingeſtellt iſt. Nachdem eine größere Anzahl ſchwediſcher Dampfer von den Engländern beſchlagnahmt worden iſt, haben die ſchwedi- ſchen Staatsbahnen den Verkauf von direkten Fahr- karten nach England eingeſtellt. 25. April: Die Engländer ſtehen im Begriff, außer den bisher beſetzten Inſeln Lemnos, Imbros und Tenedos auch Mythilene und Chios zu beſetzen. Sämtliche für Truppenlandungen notwendigen Vorbereitungen wurden auf den letztgenannten beiden Inſeln getroffen. In Begleitung des engliſchen Generalkonſuls in Smyrna beſichtigte Oberſt Dawley eingehend Mythilene und Chios Dawley behandelte dabei die griechiſchen Behörden vollkommen als Luft. Genau die gleiche Taktik befolgten die Engländer ſchon auf Tenedos. Der griechiſche Gendarmeriehauptmann, der um Auf- klärung über die Landung der Engländer auf griechiſchem Terri- torium erſuchte, wurde aus der von den Engländern beſetzten Zone weggeführt mit dem höflichen, aber beſtimmten Erſuchen, ſich künf- tig um ſeine, aber nicht um engliſche Angelegenheiten zu kümmern. 26. April: Der Kriegsberichterſtatter der „B. Z.“ ſchreibt über den völkerrechtswidrigen Mißbrauch deutſcher Uni- formen durch engliſche Soldaten: Während eines Gefechtes ſahen unſere Truppen plötzlich etwa 100 Meter von ſich eine Gruppe deutſcher Soldaten, die ein Maſchinengewehr bei ſich hatten. Sie glaubten natürlich, es mit Kameraden zu tun zu haben, denn die Leute trugen ganz vorſchriftsmäßige deutſche Uniformen und Helme. Da ſahen ſie das Gewehr gegen die eigenen Reihen gerichtet. „Nicht ſchießen! Deutſche!“ riefen ſie den vermeintlichen Kameraden zu. Aber dieſe hatten inzwiſchen das Maſchinen- gewehr in Stellung gebracht und begannen auf uns ein mörderiſches Feuer zu richten. Dieſe hinterliſtige Tat wurde ſofort gerächt. Nicht einer der Engländer entging dem Feuer, das nun auf ſie ge- richtet wurde. Alle bis auf den letzten Mann wurden niedergemacht. Auf einer anderen Stelle der Front griffen die Engländer in dichten Gruppenkolonnen an. Man fah eine deutſche Schützenlinie ſich gegen unſere Stellungen bewegen. Die Engländer trugen auch hier deutſche Uniformen. Man ſieht alſo, es handelt ſich nicht um einen von einigen Uebereifrigen begangenen Verſtoß gegen das Völkerrecht und gegen den ehrlichen Kriegsbrauch, ſondern um ein mit Wiſſen und Willen der engliſchen Führer begangenes Ver- brechen. Ueber den deutſchen Unterſeekrieg wird aus eng- liſchen, holländiſchen und däniſchen Quellen nachſtehendes unterm 25. April berichtet: Die „Times“ berichten: Der Fiſchdampfer „Queenstown“ landete geſtern in Grimsby fünf Mann von dem Fiſchdampfer „St. Lawrenz“, der (wie gemeldet) von einem deutſchen Unterſeeboot am Donnerstag an der Doggerbank verſenkt wurde. Das Unterſee- boot beſchoß das Schiff mittag 11.30 Uhr, worauf beſchloſſen wurde, es aufzugeben. Zwei Mann ertranken. Die Deutſchen ſprengten den Fiſchdampfer durch hineingelegte Minen in die Luft. Nach einer Meldung von Lloyd iſt der norwegiſche Dampfer „Caprioi“ aus Bergen auf der Reiſe von Baltimore nach Chriſtiania geſtern abend bei Tory Island an der iriſchen Nordküſte auf eine Mine geſtoßen und geſunken. Die Mannſchaft wurde gerettet. Der Fiſchdampfer „Fuchia“ traf geſtern in Aberdeen ein mit der Mannſchaft des Fiſchdampfers „Envoy“ an Bord, der von einem

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 18, 1. Mai 1915, S. Seite 268.[268]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine18_1915/6>, abgerufen am 10.06.2024.