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Allgemeine Zeitung, Nr. 17, 21. Januar 1929.

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"AZ am Abend" Nr. 17 Montag, den 21. Januar


Dreifacher Gaunerspiel
EIN BANKNOTENROMAN
[Spaltenumbruch]

(21. Fortsetzung)

"Abenteuer für hiesige Begriffe," erklärte
der Ire. "Drüben wird so was manchmal
gemacht. -- Und nun zu dir, Rupert! Was
wir mit dir anfangen, muß gleich klar ge-
stellt werden."

"Da bin ich neugierig. Du wirst mich doch
wenigstens am Leben lassen?" meinte der
Maler mit bitterem Humor.

Morris überlegte; dann sagte er: "Herr
Assessor, Sie werden dafür sorgen, daß heute
noch eine Notiz in die Zeitung kommt fol-
genden Inhalts: Der Polizei ist es endlich
gelungen, in der Fälscheraffäre einen guten
Fang zu tun. Sie hat gegen alles Erwar-
ten in dem Atelier des Kunstmalers R. St.
Platten, Formen und Handwerkszeug zur
Herstellung von Banknoten aufgefunden.
Der Verhaftete leugnet zwar hartnäckig eine
Beteiligung an den fortgesetzten Verbrechen,
die unsere Residenz in Atem halten, dürfte
aber angesichts des schwer belastenden Fun-
des überführt sein. Es besteht die beste Aus-
sicht, nunmehr auch der übrigen Mitglieder
der Bande habhaft zu werden."

Morris hatte im Tone des Diktierens ge-
sprochen, und Lund hatte sich Aufzeichnun-
gen gemacht.

"Schön!" rief der, sein Notizbuch zu-
klappend. "Das wird besorgt."

"Und nun," flüsterte Morris und blickte
den Maler in geheuchelter Trauer an, "du
Unglücksmensch, muß ich dir noch einmal
schonend eröffnen --"

"Ja, soll ich denn wirklich in Haft?"
grollte Rupert verzweifelt.

"Es ist nur für ein paar Tage," suchte der
Ire ihn zu trösten.

"Weißt du -- angenehm ist das nicht, vor
aller Welt als der ärgste Schurke dazu-
stehen."

"Doch bloß, um später desto makelloser
aus Schmach und Schande wieder empor-
zutauchen, umstrahlt vom Glanze heroischen
Opfermutes," scherzte Morris.

Lund hatte einen Vorschlag zu machen:
"Ich wüßte vielleicht einen Ausweg. Wir
begeben uns jetzt zu dritt -- Steinmann in
unserer Mitte -- zum Polizeigebäude. Dies
geschieht nur wegen einer eventuellen Be-
obachtung unseres Verhaltens unserer Geg-
ner. Auf der Polizei nimmt Steinmann
einen Fahrplan, wählt einen Zug, der ihn
irgendwohin aufs Land bringt -- nahe der
Stadt -- begibt sich unauffällig an die Bahn
und reist ab. Wir müssen natürlich einen
Aufenthalt für Sie, Steinmann, wählen, der
wenig besucht, aber doch möglichst in der
Nähe ist und so, daß wir telephonisch uns
jederzeit und schnell verständigen können.
Dort draußen bleiben Sie dann, bis wir Sie
wieder herbeirufen."

Der Maler schwieg, aber seine Miene
hellte sich mächtig auf.

Morris schüttelte den Kopf. "Der Vor-
schlag ist leider nicht zu brauchen."

"Und warum nicht?" fragte Lund leicht
gekränkt.

"Weil wir auf Laurids Rücksicht nehmen
müssen. Er, als Polizeibeamter, würde bald
von der heimlichen Freilassung Steinmanns
hören, stutzig werden und seine mutmaßlichen
Galgenbrüder warnen. Unser ganzer Plan
könnte daran scheitern. Wir dürfen Rupert
unter keinen Umständen auf freiem Fuße
lassen."

"Also, in Gottes Namen, sperrt mich ein,"
seufzte dieser schwer. "Bekomme ich wenig-
stens Wasser und Vrot?"

"Laurids ist überhaupt ein heikler Fall,"
fuhr der Ire fort. "Er darf nicht das ge-
ringste von unseren wahren Plänen ahnen.
Sie müssen, Assessor, auch die anderen Un-
terbeamten im unklaren lassen bis zum letz-
ten Augenblick, wo wir zwei der Zuverläs-
sigsten einweihen bei bedingungsloser
Schweigepflicht den Kollegen gegenüber."

Lund nickte: "Laurids -- ich habe mich
erkundigt, welchen Beruf der Mann vor
seiner Militärzeit ausübte. Er ist Graveur
gewesen."

"Graveur? Da ist er nicht übel vorgebildet
für solche Delikte, wie wir sie ihm zutrauen."

"Allerdings," bestätigte der Assessor.
Dann sagte er: "Um auf ihre Falle, Mor-
ris, zurückzukommen -- ich glaube, wir
werden dazu -- weil Steinmann für den
Museumsabend ausscheidet -- einen neuen
Mitspieler brauchen, der uns hilft, das Ge-
spräch über das verkaufte Bild und die
Kaufsumme in Umlauf zu bringen. Vielleicht
könnten wir mit dieser Rolle den Leutnant
Ussing oder den Legationsrat Estrup be-
trauen."

Morris lächelte. "Aber Assessor, Sie
scheinen im Hin und Her der Beratungen zu
vergessen, daß wir gerade unter diesen
Leuten den Haupttäter vermuten. Wer
sagt Ihnen, daß nicht -- Estrup zum Bei-
spiel der Gesuchte ist."

Lund warf sich in seinen Sessel zurück.
"Aber Morris!" entsetzte er sich.

Der wehrte ab: "Jch will nichts gesagt
haben, nein. Ich wollte nur ein Beispiel
geben, -- übrigens halte ich einen neuen
Mitspieler durchaus nicht für nötig, Ueber
Steinmann wird genügend geschwätzt wer-
den, und über den Bilderverkauf auch. Wenn
wir den Stein nur erst ins Rollen bringen
-- der Mann folgt nach."

"Daß du dich nicht schämst, solche Kalauer
zu verzapfen," protestierte der Maler halb
geärgert, halb belustigt.

"Im Ernst!" lachte Morris, "man wird
viel davon sprechen, daß du gerade zu der
Zeit gepackt wirst, da du in den Genuß
vielen echten Geldes gekommen wärest. Be-
sonders gutmütige Seelen werden dich so-
gar bedauern. -- Nein, wir brauchen keinen
weiteren Mitspieler."

Er war vor das Gemälde getreten und
hatte es geraume Zeit gemustert. "Es ge-
fällt mir -- und von Tag zu Tag mehr,"
lobte er.

"Bitte, bemühe dich nicht." spöttelte
Steinmann.

Morris drehte sich nach ihm um. "Willst
du mit dem erhebenden Gefühl ins Kittchen
wandern, es doch und wirklich verkauft zu
haben? Ich biete sechstausend Kronen, das
ist es wert unter Brüdern."

Der Maler sah ihn an und hob nur mit-
leidig die Schultern. "Du bist heute ver-
rückt," erklärte er. "Daran läßt sich nichts
ändern."

"Nein, ernstlich, Rupert. Ich kaufe das
Bild. Es soll das Prunkstück meines dem-
nächst zu gründenden Hausstandes sein."

Steinmann war auch jetzt noch im Zweifel,
Aber schließlich gelang es dem Iren doch,
ihn von der Ehrlichkeit seiner Absichten zu
überzeugen.

Da reichte der Freund ihm die Hand. "Du
hast Talent, Frank, einem im rechten
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Zeit hättest du mir den Schinken gar nicht
abkaufen können. Jetzt werde ich mein
Märtyrerdasein leichter leben."

Lund sah auf die Uhr. "Ich muß aufs
Büro, meine Herren. Sie kommen ja mit."

"Gewiß," stimmte Morris bei. "Wir
wollen gehen. Der Häftling Steinmann muß
auf die Wache. -- Halt, das Bild! Herr
Kommerzienrat Veilchenfeld aus Berlin hat
es gekauft und bereits abschicken lassen.
Also, in die Bilderkammer damit! Es ist
doch besser, wenn die Herren Einbrecher es
bei ihrem etwaigen Besuch nicht mehr vor-
finden. Sonst könnten sie im letzten Augen-
blick stutzig werden."

Die drei Männer hoben es von der Staf-
felei und schleppten es in einen kleinen
dunklen Nebenraum, der zur Aufbewahrung
von Kisten, Rahmen und aufgespannter
Leinwand verwendet wurde.

Währenddem sagte Lund: "Noch eins,
Morris. Was, meinen Sie, sollen wir mit
der Villa Malsen machen?"

"Abwarten! abwarten! Bis zu dem Tag,
wo hier die Falle schnappen möge. Und
dann, zur gleichen Zeit, die Hand auf die
Gräfin und die Geheimnisse ihres Hauses!
Sollte mich wundern, wenn dort nicht was
zu finden wäre. -- Aber das alles muß noch
eingehend besprochen und ausgeklügelt
werden."
(Fortsetzung folgt)

[irrelevantes Material]
„AZ am Abend“ Nr. 17 Montag, den 21. Januar


Dreifacher Gaunerspiel
EIN BANKNOTENROMAN
[Spaltenumbruch]

(21. Fortſetzung)

„Abenteuer für hieſige Begriffe,“ erklärte
der Ire. „Drüben wird ſo was manchmal
gemacht. — Und nun zu dir, Rupert! Was
wir mit dir anfangen, muß gleich klar ge-
ſtellt werden.“

„Da bin ich neugierig. Du wirſt mich doch
wenigſtens am Leben laſſen?“ meinte der
Maler mit bitterem Humor.

Morris überlegte; dann ſagte er: „Herr
Aſſeſſor, Sie werden dafür ſorgen, daß heute
noch eine Notiz in die Zeitung kommt fol-
genden Inhalts: Der Polizei iſt es endlich
gelungen, in der Fälſcheraffäre einen guten
Fang zu tun. Sie hat gegen alles Erwar-
ten in dem Atelier des Kunſtmalers R. St.
Platten, Formen und Handwerkszeug zur
Herſtellung von Banknoten aufgefunden.
Der Verhaftete leugnet zwar hartnäckig eine
Beteiligung an den fortgeſetzten Verbrechen,
die unſere Reſidenz in Atem halten, dürfte
aber angeſichts des ſchwer belaſtenden Fun-
des überführt ſein. Es beſteht die beſte Aus-
ſicht, nunmehr auch der übrigen Mitglieder
der Bande habhaft zu werden.“

Morris hatte im Tone des Diktierens ge-
ſprochen, und Lund hatte ſich Aufzeichnun-
gen gemacht.

„Schön!“ rief der, ſein Notizbuch zu-
klappend. „Das wird beſorgt.“

„Und nun,“ flüſterte Morris und blickte
den Maler in geheuchelter Trauer an, „du
Unglücksmenſch, muß ich dir noch einmal
ſchonend eröffnen —“

„Ja, ſoll ich denn wirklich in Haft?“
grollte Rupert verzweifelt.

„Es iſt nur für ein paar Tage,“ ſuchte der
Ire ihn zu tröſten.

„Weißt du — angenehm iſt das nicht, vor
aller Welt als der ärgſte Schurke dazu-
ſtehen.“

„Doch bloß, um ſpäter deſto makelloſer
aus Schmach und Schande wieder empor-
zutauchen, umſtrahlt vom Glanze heroiſchen
Opfermutes,“ ſcherzte Morris.

Lund hatte einen Vorſchlag zu machen:
„Ich wüßte vielleicht einen Ausweg. Wir
begeben uns jetzt zu dritt — Steinmann in
unſerer Mitte — zum Polizeigebäude. Dies
geſchieht nur wegen einer eventuellen Be-
obachtung unſeres Verhaltens unſerer Geg-
ner. Auf der Polizei nimmt Steinmann
einen Fahrplan, wählt einen Zug, der ihn
irgendwohin aufs Land bringt — nahe der
Stadt — begibt ſich unauffällig an die Bahn
und reiſt ab. Wir müſſen natürlich einen
Aufenthalt für Sie, Steinmann, wählen, der
wenig beſucht, aber doch möglichſt in der
Nähe iſt und ſo, daß wir telephoniſch uns
jederzeit und ſchnell verſtändigen können.
Dort draußen bleiben Sie dann, bis wir Sie
wieder herbeirufen.“

Der Maler ſchwieg, aber ſeine Miene
hellte ſich mächtig auf.

Morris ſchüttelte den Kopf. „Der Vor-
ſchlag iſt leider nicht zu brauchen.“

„Und warum nicht?“ fragte Lund leicht
gekränkt.

„Weil wir auf Laurids Rückſicht nehmen
müſſen. Er, als Polizeibeamter, würde bald
von der heimlichen Freilaſſung Steinmanns
hören, ſtutzig werden und ſeine mutmaßlichen
Galgenbrüder warnen. Unſer ganzer Plan
könnte daran ſcheitern. Wir dürfen Rupert
unter keinen Umſtänden auf freiem Fuße
laſſen.“

„Alſo, in Gottes Namen, ſperrt mich ein,“
ſeufzte dieſer ſchwer. „Bekomme ich wenig-
ſtens Waſſer und Vrot?“

„Laurids iſt überhaupt ein heikler Fall,“
fuhr der Ire fort. „Er darf nicht das ge-
ringſte von unſeren wahren Plänen ahnen.
Sie müſſen, Aſſeſſor, auch die anderen Un-
terbeamten im unklaren laſſen bis zum letz-
ten Augenblick, wo wir zwei der Zuverläſ-
ſigſten einweihen bei bedingungsloſer
Schweigepflicht den Kollegen gegenüber.“

Lund nickte: „Laurids — ich habe mich
erkundigt, welchen Beruf der Mann vor
ſeiner Militärzeit ausübte. Er iſt Graveur
geweſen.“

„Graveur? Da iſt er nicht übel vorgebildet
für ſolche Delikte, wie wir ſie ihm zutrauen.“

„Allerdings,“ beſtätigte der Aſſeſſor.
Dann ſagte er: „Um auf ihre Falle, Mor-
ris, zurückzukommen — ich glaube, wir
werden dazu — weil Steinmann für den
Muſeumsabend ausſcheidet — einen neuen
Mitſpieler brauchen, der uns hilft, das Ge-
ſpräch über das verkaufte Bild und die
Kaufſumme in Umlauf zu bringen. Vielleicht
könnten wir mit dieſer Rolle den Leutnant
Uſſing oder den Legationsrat Eſtrup be-
trauen.“

Morris lächelte. „Aber Aſſeſſor, Sie
ſcheinen im Hin und Her der Beratungen zu
vergeſſen, daß wir gerade unter dieſen
Leuten den Haupttäter vermuten. Wer
ſagt Ihnen, daß nicht — Eſtrup zum Bei-
ſpiel der Geſuchte iſt.“

Lund warf ſich in ſeinen Seſſel zurück.
„Aber Morris!“ entſetzte er ſich.

Der wehrte ab: „Jch will nichts geſagt
haben, nein. Ich wollte nur ein Beiſpiel
geben, — übrigens halte ich einen neuen
Mitſpieler durchaus nicht für nötig, Ueber
Steinmann wird genügend geſchwätzt wer-
den, und über den Bilderverkauf auch. Wenn
wir den Stein nur erſt ins Rollen bringen
— der Mann folgt nach.“

„Daß du dich nicht ſchämſt, ſolche Kalauer
zu verzapfen,“ proteſtierte der Maler halb
geärgert, halb beluſtigt.

„Im Ernſt!“ lachte Morris, „man wird
viel davon ſprechen, daß du gerade zu der
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vielen echten Geldes gekommen wäreſt. Be-
ſonders gutmütige Seelen werden dich ſo-
gar bedauern. — Nein, wir brauchen keinen
weiteren Mitſpieler.“

Er war vor das Gemälde getreten und
hatte es geraume Zeit gemuſtert. „Es ge-
fällt mir — und von Tag zu Tag mehr,“
lobte er.

„Bitte, bemühe dich nicht.“ ſpöttelte
Steinmann.

Morris drehte ſich nach ihm um. „Willſt
du mit dem erhebenden Gefühl ins Kittchen
wandern, es doch und wirklich verkauft zu
haben? Ich biete ſechstauſend Kronen, das
iſt es wert unter Brüdern.“

Der Maler ſah ihn an und hob nur mit-
leidig die Schultern. „Du biſt heute ver-
rückt,“ erklärte er. „Daran läßt ſich nichts
ändern.“

„Nein, ernſtlich, Rupert. Ich kaufe das
Bild. Es ſoll das Prunkſtück meines dem-
nächſt zu gründenden Hausſtandes ſein.“

Steinmann war auch jetzt noch im Zweifel,
Aber ſchließlich gelang es dem Iren doch,
ihn von der Ehrlichkeit ſeiner Abſichten zu
überzeugen.

Da reichte der Freund ihm die Hand. „Du
haſt Talent, Frank, einem im rechten
Augenblick Freude zu machen. Zu beſſerer
Zeit hätteſt du mir den Schinken gar nicht
abkaufen können. Jetzt werde ich mein
Märtyrerdaſein leichter leben.“

Lund ſah auf die Uhr. „Ich muß aufs
Büro, meine Herren. Sie kommen ja mit.“

„Gewiß,“ ſtimmte Morris bei. „Wir
wollen gehen. Der Häftling Steinmann muß
auf die Wache. — Halt, das Bild! Herr
Kommerzienrat Veilchenfeld aus Berlin hat
es gekauft und bereits abſchicken laſſen.
Alſo, in die Bilderkammer damit! Es iſt
doch beſſer, wenn die Herren Einbrecher es
bei ihrem etwaigen Beſuch nicht mehr vor-
finden. Sonſt könnten ſie im letzten Augen-
blick ſtutzig werden.“

Die drei Männer hoben es von der Staf-
felei und ſchleppten es in einen kleinen
dunklen Nebenraum, der zur Aufbewahrung
von Kiſten, Rahmen und aufgeſpannter
Leinwand verwendet wurde.

Währenddem ſagte Lund: „Noch eins,
Morris. Was, meinen Sie, ſollen wir mit
der Villa Malſen machen?“

„Abwarten! abwarten! Bis zu dem Tag,
wo hier die Falle ſchnappen möge. Und
dann, zur gleichen Zeit, die Hand auf die
Gräfin und die Geheimniſſe ihres Hauſes!
Sollte mich wundern, wenn dort nicht was
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eingehend beſprochen und ausgeklügelt
werden.“
(Fortſetzung folgt)

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[12/0012] „AZ am Abend“ Nr. 17 Montag, den 21. Januar Dreifacher Gaunerspiel EIN BANKNOTENROMAN (21. Fortſetzung) von A. M. FREY „Abenteuer für hieſige Begriffe,“ erklärte der Ire. „Drüben wird ſo was manchmal gemacht. — Und nun zu dir, Rupert! Was wir mit dir anfangen, muß gleich klar ge- ſtellt werden.“ „Da bin ich neugierig. Du wirſt mich doch wenigſtens am Leben laſſen?“ meinte der Maler mit bitterem Humor. Morris überlegte; dann ſagte er: „Herr Aſſeſſor, Sie werden dafür ſorgen, daß heute noch eine Notiz in die Zeitung kommt fol- genden Inhalts: Der Polizei iſt es endlich gelungen, in der Fälſcheraffäre einen guten Fang zu tun. Sie hat gegen alles Erwar- ten in dem Atelier des Kunſtmalers R. St. Platten, Formen und Handwerkszeug zur Herſtellung von Banknoten aufgefunden. Der Verhaftete leugnet zwar hartnäckig eine Beteiligung an den fortgeſetzten Verbrechen, die unſere Reſidenz in Atem halten, dürfte aber angeſichts des ſchwer belaſtenden Fun- des überführt ſein. Es beſteht die beſte Aus- ſicht, nunmehr auch der übrigen Mitglieder der Bande habhaft zu werden.“ Morris hatte im Tone des Diktierens ge- ſprochen, und Lund hatte ſich Aufzeichnun- gen gemacht. „Schön!“ rief der, ſein Notizbuch zu- klappend. „Das wird beſorgt.“ „Und nun,“ flüſterte Morris und blickte den Maler in geheuchelter Trauer an, „du Unglücksmenſch, muß ich dir noch einmal ſchonend eröffnen —“ „Ja, ſoll ich denn wirklich in Haft?“ grollte Rupert verzweifelt. „Es iſt nur für ein paar Tage,“ ſuchte der Ire ihn zu tröſten. „Weißt du — angenehm iſt das nicht, vor aller Welt als der ärgſte Schurke dazu- ſtehen.“ „Doch bloß, um ſpäter deſto makelloſer aus Schmach und Schande wieder empor- zutauchen, umſtrahlt vom Glanze heroiſchen Opfermutes,“ ſcherzte Morris. Lund hatte einen Vorſchlag zu machen: „Ich wüßte vielleicht einen Ausweg. Wir begeben uns jetzt zu dritt — Steinmann in unſerer Mitte — zum Polizeigebäude. Dies geſchieht nur wegen einer eventuellen Be- obachtung unſeres Verhaltens unſerer Geg- ner. Auf der Polizei nimmt Steinmann einen Fahrplan, wählt einen Zug, der ihn irgendwohin aufs Land bringt — nahe der Stadt — begibt ſich unauffällig an die Bahn und reiſt ab. Wir müſſen natürlich einen Aufenthalt für Sie, Steinmann, wählen, der wenig beſucht, aber doch möglichſt in der Nähe iſt und ſo, daß wir telephoniſch uns jederzeit und ſchnell verſtändigen können. Dort draußen bleiben Sie dann, bis wir Sie wieder herbeirufen.“ Der Maler ſchwieg, aber ſeine Miene hellte ſich mächtig auf. Morris ſchüttelte den Kopf. „Der Vor- ſchlag iſt leider nicht zu brauchen.“ „Und warum nicht?“ fragte Lund leicht gekränkt. „Weil wir auf Laurids Rückſicht nehmen müſſen. Er, als Polizeibeamter, würde bald von der heimlichen Freilaſſung Steinmanns hören, ſtutzig werden und ſeine mutmaßlichen Galgenbrüder warnen. Unſer ganzer Plan könnte daran ſcheitern. Wir dürfen Rupert unter keinen Umſtänden auf freiem Fuße laſſen.“ „Alſo, in Gottes Namen, ſperrt mich ein,“ ſeufzte dieſer ſchwer. „Bekomme ich wenig- ſtens Waſſer und Vrot?“ „Laurids iſt überhaupt ein heikler Fall,“ fuhr der Ire fort. „Er darf nicht das ge- ringſte von unſeren wahren Plänen ahnen. Sie müſſen, Aſſeſſor, auch die anderen Un- terbeamten im unklaren laſſen bis zum letz- ten Augenblick, wo wir zwei der Zuverläſ- ſigſten einweihen bei bedingungsloſer Schweigepflicht den Kollegen gegenüber.“ Lund nickte: „Laurids — ich habe mich erkundigt, welchen Beruf der Mann vor ſeiner Militärzeit ausübte. Er iſt Graveur geweſen.“ „Graveur? Da iſt er nicht übel vorgebildet für ſolche Delikte, wie wir ſie ihm zutrauen.“ „Allerdings,“ beſtätigte der Aſſeſſor. Dann ſagte er: „Um auf ihre Falle, Mor- ris, zurückzukommen — ich glaube, wir werden dazu — weil Steinmann für den Muſeumsabend ausſcheidet — einen neuen Mitſpieler brauchen, der uns hilft, das Ge- ſpräch über das verkaufte Bild und die Kaufſumme in Umlauf zu bringen. Vielleicht könnten wir mit dieſer Rolle den Leutnant Uſſing oder den Legationsrat Eſtrup be- trauen.“ Morris lächelte. „Aber Aſſeſſor, Sie ſcheinen im Hin und Her der Beratungen zu vergeſſen, daß wir gerade unter dieſen Leuten den Haupttäter vermuten. Wer ſagt Ihnen, daß nicht — Eſtrup zum Bei- ſpiel der Geſuchte iſt.“ Lund warf ſich in ſeinen Seſſel zurück. „Aber Morris!“ entſetzte er ſich. Der wehrte ab: „Jch will nichts geſagt haben, nein. Ich wollte nur ein Beiſpiel geben, — übrigens halte ich einen neuen Mitſpieler durchaus nicht für nötig, Ueber Steinmann wird genügend geſchwätzt wer- den, und über den Bilderverkauf auch. Wenn wir den Stein nur erſt ins Rollen bringen — der Mann folgt nach.“ „Daß du dich nicht ſchämſt, ſolche Kalauer zu verzapfen,“ proteſtierte der Maler halb geärgert, halb beluſtigt. „Im Ernſt!“ lachte Morris, „man wird viel davon ſprechen, daß du gerade zu der Zeit gepackt wirſt, da du in den Genuß vielen echten Geldes gekommen wäreſt. Be- ſonders gutmütige Seelen werden dich ſo- gar bedauern. — Nein, wir brauchen keinen weiteren Mitſpieler.“ Er war vor das Gemälde getreten und hatte es geraume Zeit gemuſtert. „Es ge- fällt mir — und von Tag zu Tag mehr,“ lobte er. „Bitte, bemühe dich nicht.“ ſpöttelte Steinmann. Morris drehte ſich nach ihm um. „Willſt du mit dem erhebenden Gefühl ins Kittchen wandern, es doch und wirklich verkauft zu haben? Ich biete ſechstauſend Kronen, das iſt es wert unter Brüdern.“ Der Maler ſah ihn an und hob nur mit- leidig die Schultern. „Du biſt heute ver- rückt,“ erklärte er. „Daran läßt ſich nichts ändern.“ „Nein, ernſtlich, Rupert. Ich kaufe das Bild. Es ſoll das Prunkſtück meines dem- nächſt zu gründenden Hausſtandes ſein.“ Steinmann war auch jetzt noch im Zweifel, Aber ſchließlich gelang es dem Iren doch, ihn von der Ehrlichkeit ſeiner Abſichten zu überzeugen. Da reichte der Freund ihm die Hand. „Du haſt Talent, Frank, einem im rechten Augenblick Freude zu machen. Zu beſſerer Zeit hätteſt du mir den Schinken gar nicht abkaufen können. Jetzt werde ich mein Märtyrerdaſein leichter leben.“ Lund ſah auf die Uhr. „Ich muß aufs Büro, meine Herren. Sie kommen ja mit.“ „Gewiß,“ ſtimmte Morris bei. „Wir wollen gehen. Der Häftling Steinmann muß auf die Wache. — Halt, das Bild! Herr Kommerzienrat Veilchenfeld aus Berlin hat es gekauft und bereits abſchicken laſſen. Alſo, in die Bilderkammer damit! Es iſt doch beſſer, wenn die Herren Einbrecher es bei ihrem etwaigen Beſuch nicht mehr vor- finden. Sonſt könnten ſie im letzten Augen- blick ſtutzig werden.“ Die drei Männer hoben es von der Staf- felei und ſchleppten es in einen kleinen dunklen Nebenraum, der zur Aufbewahrung von Kiſten, Rahmen und aufgeſpannter Leinwand verwendet wurde. Währenddem ſagte Lund: „Noch eins, Morris. Was, meinen Sie, ſollen wir mit der Villa Malſen machen?“ „Abwarten! abwarten! Bis zu dem Tag, wo hier die Falle ſchnappen möge. Und dann, zur gleichen Zeit, die Hand auf die Gräfin und die Geheimniſſe ihres Hauſes! Sollte mich wundern, wenn dort nicht was zu finden wäre. — Aber das alles muß noch eingehend beſprochen und ausgeklügelt werden.“ (Fortſetzung folgt) _

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-01-02T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 17, 21. Januar 1929, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine17_1929/12>, abgerufen am 04.12.2024.