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Allgemeine Zeitung, Nr. 168, 16. Juni 1860.

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Se. Maj. der König hat sich heute zum Ge-
brauch einer Cur nach Baden-Baden begeben. Se. Maj. der König und
andere deutsche Fürsten werden der Zusammenkunft des Prinz-Regenten von
Preußen mit dem Kaiser Napoleon daselbst anwohnen. (Würt. Staatsanz.)

Heute Abends 7 Uhr ist der Prinz-Regent von
Preußen hier angekommen. (Karlsr. Ztg.)

Das Ministerium des Innern ist gegen die städti-
schen Behörden wegen ihrer Rechtsverwahrung gegen die neue Verfassung im
Disciplinarweg eingeschritten. (Schw. M.)

Dem Vernehmen nach wird Graf v. Borries
morgen sein Portefeuille niederlegen, und Graf Münchhausen ein neues
Ministerium bilden. (?) (Wes. - Ztg.)

Man erzählt, ohne daß wir dafür die Bürgschaft übernehmen können,
daß im Schooße der braunschweigischen Stände Schritte vorbereitet werden
welche, wenn sie von Erfolg begleitet seyn sollten, für einen noch ent-
fernten, aber endlich unvermeidlichen Fall, nicht ohne er-
heblichen Einfluß auf das Schicksal ihres Landes bleiben
können. (Ztg. f. Nordd.)

Heute ist die zweite ordentliche Diät der Ständeversammlung durch
königliches Schreiben geschlossen worden.

Der Fürst von Hohenzollern ist gestern mit dem
Prinz-Regenten nach Baden-Baden abgereist. Der Großherzog von Mecklen-
burg Schwerin verweilte gestern längere Zeit bei dem Prinz-Regenten, und
machte darauf auch dem König von Hannover einen Besuch. Der Prinz-Regent
machte gestern früh dem Minister v. Schleinitz einen Besuch, und verweilte
fast eine Stunde im Ministerium des Auswärtigen. Minister v. Bethmann
ist heute vom Rhein, der Gesandte am niederländischen Hof, Graf Königs-
mark, aus dem Haag, der Gesandte am großherzoglich sächsischen Hof, Frhr.
v. Heydebrand, und der Lasa von Weimar hierangekommen. Der Staatsanzeiger
veröffentlicht heute die mit dem Landtag vereinbarten Gesetze wegen ander-
weitiger Einrichtung des Amts- und Zeitungscautionswesens, und wegen
Aufhebung verschiedener Bestimmungen über den Verkehr mit Staats- und
andern Papieren, sowie über die Eröffnung von Actienzeichnungen für Eisen-
bahnunternehmungen.

Kaiserliche Verordnung vom 31 Mai 1860, betref-
fend die selbständige Stellung und Wirksamkeit der lombardisch-venetianischen
Centralcongregation in den Verwaltungsangelegenheiten ihres gesetzmäßigen
Berufs.

Ich finde nach Vernehmung Meiner Minister und nach Anhörung Mei-
nes Reichsraths die lombardisch-venetianische Centralcongregation zu er-
mächtigen:

1. In allen Streitfällen welche die Provinzialcongregationen in erster Instanz
zu entscheiden berusen sind, in zweiter Instanz zu erkennen. Wenn die bei einer
solchen Streitfrage betheiligten Parteien verschiedenen Provinzen angehören, hat die
Centralcongregation in erster Instanz abzusprechen. 2. In den übrigen Verwal-
tungsgegenständen, welche ihrer Natur nach in den Wirkungskreis der Provinzial-
congregationen gehören, aber das Maß der gesetzlichen Befugnisse dieser überschreiten,
und in allen Angelegenheiten der öffentlichen Verwaltung, auf welche die Central-
congregation zu Folge des Patents vom 24 April 1815 und Meiner Verordnung
vom 2 November 1856 bisher nur einen berathenden Einfluß zu nehmen berufen
war, Beschlüsse zu fassen. Hievon sind jene Verwaltungsgeschäfte ausgenommen
welche die Rechte des Staats berühren, oder mit welchen Gegenstände, die der
gesetzmäßigen Bestimmung der Centralcongregation fremd sind, in Verbindung stehen.
Auch bleibt die Genehmigung der Jahresvoranschläge und der Rechnungsabschlüsse
des Landesfonds der Staatsverwaltung vorbehalten. 3. Ihre gesetzmäßigen Be-
schlüsse mit der Fertigung des Präsidenten unmittelbar hinauszugeben. Die Cen-
traleongregation hat sich bei ihren Entscheidungen genau an die bestehenden Vor-
schriften zu halten. Gegen die Entscheidungen der Centralcongregation findet nach
Maßgabe Meiner Entschließung vom 27 October 1859 die Berufung an die be-
treffeuden Ministerien statt. Im übrigen haben die Bestimmungen des Patents
vom 24 April 1815 und Meiner Verordnung vom 2 November 1856, insbeson-
dere auch die §§. 25 und 26 des berufenen Patents, insofern diese die Umlegung
der Steuer, die Erlassung von Gesetzen oder von allgemeinen Normen und die
legale Interpretation derselben betreffen, in Kraft zu bleiben. Mein Minister des
Innern ist mit dem Vollzug dieser meiner Verordnung beauftragt. Schönbrunn,
den 31 Mai 1860. Franz Joseph m. p. Graf v. Rechberg m. p. Graf
v. Goluchowski m. p. Auf Allerhöchste Anordnung: Freiherr v. Ransonnet m. p.


Verordnung des Minister[i]ums des Innern vom 9 Jun. 1860, gültig
für das lombardisch-venetianische Königreich, über den erweiterten Wirkungs-
kreis der Provincialcongregationen im lombardisch-venetianischen Königreich.

Auf Grund der allerhöchsten Entschließung vom 31 Mai 1860 werden die
Provincialcongregationen im lombardisch-venetianischen Königreich ermächtigt, unter
genauer Beobachtung der bezüglichen Gesetze und Vorschriften auf Antrag der Con-
sigli
oder Convocati Comunali, sowie der Vorstände aller unter der Aufficht
der Provincialcongregationen stehenden Anstalten, welche nicht aus dem Landesfonds
Unterstützungen beziehen: a) zu Gunsten der von denselben abhängigen Beamten
und Diener Belohnungen und Aushülfen bis zum Betrag von einhundert Gulden,
dann Gehaltsvorschüsse von Besoldungen welche jährliche tausend Gulden nicht über-
steigen; ferner b) Pensionen, Provisionen, Quiescentengehalte, Abfertigungen, Er-
ziehungsbeiträge und sonstige normalmäßige Gebühren für die von denselben oder
von den untergeordneten Gemeinden und Anstalten ernannten Beamten und Diener,
deren Wittwen und Waisen zu bewilligen. Graf v. Goluchowski m. p.

[Spaltenumbruch]

Annecy, schon im Nentralitätsgebiet gelegen-
hat gestern das 12te Jägerbataillon als Garnison erhalten. Das 54ste
Linienregiment besetzt Montmelian und St. Jean de Maurienne. St. Ju-
lian, Evian, Bonneville u. s. w. erwarten heute ihre Garnisonen, die mili-
tärische Bewegung überhaupt wird am 18 d. M. vollendet seyn. -- Unser
Genfer Schützenfest nimmt trotz der schweren Zeitverhältnisse seinen lebhaften
Fortgang. Beim gestrigen Bankett war Staatsrath Dr. Fontanel der Haupt-
redner. Patriotische Zuschriften treffen von verschiedenen Schützenvereinen
der französischen Schweiz ein. Zahlreiche Gäste werden morgen erwartet.

Dem Reuter'schen Bureau geht aus Paris fol-
gende Depesche zu: In den Instructionen Martino's an Napoleon verspricht
König Franz II für Sicilien und Neapel eine sehr liberale Constitution,
nöthigenfalls für Sicilien dieselbe selbständige Stellung wie sie Luxemburg
von dem König der Niederlande zugestanden sey. Eine Depesche Cavours
an Thouvenel ersucht darum daß Frankreich auf der Nichtintervention in
Sicilien beharre, weil das von Lord John Ruffell aufgestellte Princip der
Nichtintervention amtlich von Frankreich angenommen worden sey.

Man behauptet daß die vom Viceadmiral Martin
befehligte Flotte am selben Tag den Hafen verlassen soll um sich nach der
Bai von Besika zu begeben. Das "Portofoglio" kündigt von seiner Seite an
daß mehrere englische Kriegsfahrzeuge nach Neapel abgegangen seyen. (T. H.)

Der Moniteur enthält die kaiserliche Sanction
des Senatus Confults über die Annexation Savoyens, dann das Decret über
die neue Zoll-Linie, endlich Berichte des Kriegsministers, die Verlegung des
Stabsquartiers der 22sten Militärdivision nach Grenoble, die Errichtung
neuer Gendarmeriecompagnien für Nizza, Chambery und Annecy, sowie die
Errichtung einer 26sten Gendarmerielegion betreffend.

Der Constitutionel feiert die Annexation von Nizza und Savoyen,
und hetzt gegen die Verträge von 1815. Die ganze inspirirte Presse läßt seit
Wochen keine Gelegenheit vorüber zu entwickelu wie sehr durch diese Verträge
Frankreichs Interessen verletzt und es gedemüthigt sey.

Das J. des Debats feiert ebenfalls die Einverleibung von Nizza und
Savoyen, ohne zu fragen durch welche Corruption diefe Annexation herbeige-
geführt wurde.

Der Monde behandelt wieder den elenden Zustand in welchem sich Ir-
land befindet.

Die Prinzessin Marie von Rußland und zwei
Söhne wohnten gestern der Revue an, welche glänzend ausfiel. Abends
prächtige Beleuchtung. Thouvenel Großkreuz der Ehrenlegion. (Monit.)

Die Briefe aus Konstantinopel vom 6 wieder-
holen unter Vorbehalt daß Rußland eine neue Note der Pforte überreicht habe,
worin die Klagen der Christen genau bezeichnet werden. Man meldet von
einer Petition der Einwohner von Nitsch in Bulgarien, welche 4000 Unter-
schriften trägt. Der Großwesir Kibrisli Pascha wird von 50 Beamten be-
gleitet um ihn bei seinen Untersuchungen zu unterstützen. Man sagt daß
eine ähnliche Commission nach Asien abgehen soll. Sir Bulwer soll eine feste
Sprache über die Nothwendigkeit geführt haben die Mißbräuche der Pforte
zu unterdrücken, wenn diese die Unterstützung Englands erhalten zu sehen
wünsche. Der Sultan habe den brittischen Gesandten ein aufmerksames Ohr
geschenkt. Nach dem Journal de Constantinople soll der Sultan dem Ge-
sandten sein Porträt geschenkt haben. (T. Havas.)

Die neapolitanischen Truppen haben Palermo mit
militärischen Ehren verlassen, und ihre Waffen, sowie das Kriegsmaterial
mitgeführt. Die Truppen der andern Plätze hingegen sollen die Waffen zu-
rücklassen. Die "Unione" meint: Garibaldi werde seine Truppen nicht an
den Granitmassen Messina's entkräften; er werde den Krieg auf das Festland
hinüberspielen und die Hauptstadt Neapel angreifen; keine Macht werde ihn
daran hindern können! Die Citadelle von Messina, welche die ganze Stadt
beherrscht, ist mit 900 Feuerschlünden verfehen. (O. Bl.)

Die officielle Zeitung veröffentlicht das vom 11 Juni
datirte Decret, welches die Ausführung des Bertrags vom 24 März sanctionirt.

Man hat Neuigkeiten aus Palermo vom 11 Abends.
Das Einschiffen der Truppen dauert fort. Die Stadt ist noch verbarricadirt.
(T. Havas.)

Die geflüchteten Candioten sind in
Folge der vom Sultan gewährten Amnestie zurückgekehrt. Graf Dudzeele
ist vom Sultan in besonderer Audienz empfangen worden. (O. Bl.)

Handels- und Börsennachrichten.

Württemb. 41/2proc. Oblig. b. R. 1041/2 G.
31/2proc. 953/4G.; bad. 41/2proc. Obl. 1021/2 G.; 4proc. 100 G.; 31/2proc. von 1842;
931/2 P.; 41/2proc. Pf. Max.-E.-A. b. R. 953/4 P.; Rhein-Rahe-Bahn 43 3/8 G.; bad.
50fl.-L. 88 1/8 P.; 35fl.-L. 52 3/8 G.; kurh. 40Thlr.-L. b. R. 42 5/8 P.; gr. heff. 50fl.-L.
b. R. 122 G.; 25fl.-L. 331/4 G.; naff. 25fl.-L. b. R. 331/2 P.; Ausbach-Gunzenh.
7 fl.-L. 9 5/8 P.; preuß. Friedrichsd'or fl. 9.571/2-581/2; holl. 10fl.-Stücke fl. 9.391/2-
401/2; Randducaten fl. 5.29-30; 20 Fr.-Stücke fl. 9.181/2-191/2; engl. Soo.
fl. 11.38-42.



Verantwortliche Redaction: Dr. G. Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. H. Orges

Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung.

[Spaltenumbruch]

Se. Maj. der König hat ſich heute zum Ge-
brauch einer Cur nach Baden-Baden begeben. Se. Maj. der König und
andere deutſche Fürſten werden der Zuſammenkunft des Prinz-Regenten von
Preußen mit dem Kaiſer Napoleon daſelbſt anwohnen. (Würt. Staatsanz.)

Heute Abends 7 Uhr iſt der Prinz-Regent von
Preußen hier angekommen. (Karlsr. Ztg.)

Das Miniſterium des Innern iſt gegen die ſtädti-
ſchen Behörden wegen ihrer Rechtsverwahrung gegen die neue Verfaſſung im
Disciplinarweg eingeſchritten. (Schw. M.)

Dem Vernehmen nach wird Graf v. Borries
morgen ſein Portefeuille niederlegen, und Graf Münchhauſen ein neues
Miniſterium bilden. (?) (Weſ. - Ztg.)

Man erzählt, ohne daß wir dafür die Bürgſchaft übernehmen können,
daß im Schooße der braunſchweigiſchen Stände Schritte vorbereitet werden
welche, wenn ſie von Erfolg begleitet ſeyn ſollten, für einen noch ent-
fernten, aber endlich unvermeidlichen Fall, nicht ohne er-
heblichen Einfluß auf das Schickſal ihres Landes bleiben
können. (Ztg. f. Nordd.)

Heute iſt die zweite ordentliche Diät der Ständeverſammlung durch
königliches Schreiben geſchloſſen worden.

Der Fürſt von Hohenzollern iſt geſtern mit dem
Prinz-Regenten nach Baden-Baden abgereist. Der Großherzog von Mecklen-
burg Schwerin verweilte geſtern längere Zeit bei dem Prinz-Regenten, und
machte darauf auch dem König von Hannover einen Beſuch. Der Prinz-Regent
machte geſtern früh dem Miniſter v. Schleinitz einen Beſuch, und verweilte
faſt eine Stunde im Miniſterium des Auswärtigen. Miniſter v. Bethmann
iſt heute vom Rhein, der Geſandte am niederländiſchen Hof, Graf Königs-
mark, aus dem Haag, der Geſandte am großherzoglich ſächſiſchen Hof, Frhr.
v. Heydebrand, und der Laſa von Weimar hierangekommen. Der Staatsanzeiger
veröffentlicht heute die mit dem Landtag vereinbarten Geſetze wegen ander-
weitiger Einrichtung des Amts- und Zeitungscautionsweſens, und wegen
Aufhebung verſchiedener Beſtimmungen über den Verkehr mit Staats- und
andern Papieren, ſowie über die Eröffnung von Actienzeichnungen für Eiſen-
bahnunternehmungen.

Kaiſerliche Verordnung vom 31 Mai 1860, betref-
fend die ſelbſtändige Stellung und Wirkſamkeit der lombardiſch-venetianiſchen
Centralcongregation in den Verwaltungsangelegenheiten ihres geſetzmäßigen
Berufs.

Ich finde nach Vernehmung Meiner Miniſter und nach Anhörung Mei-
nes Reichsraths die lombardiſch-venetianiſche Centralcongregation zu er-
mächtigen:

1. In allen Streitfällen welche die Provinzialcongregationen in erſter Inſtanz
zu entſcheiden beruſen ſind, in zweiter Inſtanz zu erkennen. Wenn die bei einer
ſolchen Streitfrage betheiligten Parteien verſchiedenen Provinzen angehören, hat die
Centralcongregation in erſter Inſtanz abzuſprechen. 2. In den übrigen Verwal-
tungsgegenſtänden, welche ihrer Natur nach in den Wirkungskreis der Provinzial-
congregationen gehören, aber das Maß der geſetzlichen Befugniſſe dieſer überſchreiten,
und in allen Angelegenheiten der öffentlichen Verwaltung, auf welche die Central-
congregation zu Folge des Patents vom 24 April 1815 und Meiner Verordnung
vom 2 November 1856 bisher nur einen berathenden Einfluß zu nehmen berufen
war, Beſchlüſſe zu faſſen. Hievon ſind jene Verwaltungsgeſchäfte ausgenommen
welche die Rechte des Staats berühren, oder mit welchen Gegenſtände, die der
geſetzmäßigen Beſtimmung der Centralcongregation fremd ſind, in Verbindung ſtehen.
Auch bleibt die Genehmigung der Jahresvoranſchläge und der Rechnungsabſchlüſſe
des Landesfonds der Staatsverwaltung vorbehalten. 3. Ihre geſetzmäßigen Be-
ſchlüſſe mit der Fertigung des Präſidenten unmittelbar hinauszugeben. Die Cen-
traleongregation hat ſich bei ihren Entſcheidungen genau an die beſtehenden Vor-
ſchriften zu halten. Gegen die Entſcheidungen der Centralcongregation findet nach
Maßgabe Meiner Entſchließung vom 27 October 1859 die Berufung an die be-
treffeuden Miniſterien ſtatt. Im übrigen haben die Beſtimmungen des Patents
vom 24 April 1815 und Meiner Verordnung vom 2 November 1856, insbeſon-
dere auch die §§. 25 und 26 des berufenen Patents, inſofern dieſe die Umlegung
der Steuer, die Erlaſſung von Geſetzen oder von allgemeinen Normen und die
legale Interpretation derſelben betreffen, in Kraft zu bleiben. Mein Miniſter des
Innern iſt mit dem Vollzug dieſer meiner Verordnung beauftragt. Schönbrunn,
den 31 Mai 1860. Franz Joſeph m. p. Graf v. Rechberg m. p. Graf
v. Goluchowski m. p. Auf Allerhöchſte Anordnung: Freiherr v. Ranſonnet m. p.


Verordnung des Miniſter[i]ums des Innern vom 9 Jun. 1860, gültig
für das lombardiſch-venetianiſche Königreich, über den erweiterten Wirkungs-
kreis der Provincialcongregationen im lombardiſch-venetianiſchen Königreich.

Auf Grund der allerhöchſten Entſchließung vom 31 Mai 1860 werden die
Provincialcongregationen im lombardiſch-venetianiſchen Königreich ermächtigt, unter
genauer Beobachtung der bezüglichen Geſetze und Vorſchriften auf Antrag der Con-
sigli
oder Convocati Comunali, ſowie der Vorſtände aller unter der Aufficht
der Provincialcongregationen ſtehenden Anſtalten, welche nicht aus dem Landesfonds
Unterſtützungen beziehen: a) zu Gunſten der von denſelben abhängigen Beamten
und Diener Belohnungen und Aushülfen bis zum Betrag von einhundert Gulden,
dann Gehaltsvorſchüſſe von Beſoldungen welche jährliche tauſend Gulden nicht über-
ſteigen; ferner b) Penſionen, Proviſionen, Quiescentengehalte, Abfertigungen, Er-
ziehungsbeiträge und ſonſtige normalmäßige Gebühren für die von denſelben oder
von den untergeordneten Gemeinden und Anſtalten ernannten Beamten und Diener,
deren Wittwen und Waiſen zu bewilligen. Graf v. Goluchowski m. p.

[Spaltenumbruch]

Annecy, ſchon im Nentralitätsgebiet gelegen-
hat geſtern das 12te Jägerbataillon als Garniſon erhalten. Das 54ſte
Linienregiment beſetzt Montmélian und St. Jean de Maurienne. St. Ju-
lian, Evian, Bonneville u. ſ. w. erwarten heute ihre Garniſonen, die mili-
täriſche Bewegung überhaupt wird am 18 d. M. vollendet ſeyn. — Unſer
Genfer Schützenfeſt nimmt trotz der ſchweren Zeitverhältniſſe ſeinen lebhaften
Fortgang. Beim geſtrigen Bankett war Staatsrath Dr. Fontanel der Haupt-
redner. Patriotiſche Zuſchriften treffen von verſchiedenen Schützenvereinen
der franzöſiſchen Schweiz ein. Zahlreiche Gäſte werden morgen erwartet.

Dem Reuter’ſchen Bureau geht aus Paris fol-
gende Depeſche zu: In den Inſtructionen Martino’s an Napoleon verſpricht
König Franz II für Sicilien und Neapel eine ſehr liberale Conſtitution,
nöthigenfalls für Sicilien dieſelbe ſelbſtändige Stellung wie ſie Luxemburg
von dem König der Niederlande zugeſtanden ſey. Eine Depeſche Cavours
an Thouvenel erſucht darum daß Frankreich auf der Nichtintervention in
Sicilien beharre, weil das von Lord John Ruffell aufgeſtellte Princip der
Nichtintervention amtlich von Frankreich angenommen worden ſey.

Man behauptet daß die vom Viceadmiral Martin
befehligte Flotte am ſelben Tag den Hafen verlaſſen ſoll um ſich nach der
Bai von Beſika zu begeben. Das „Portofoglio“ kündigt von ſeiner Seite an
daß mehrere engliſche Kriegsfahrzeuge nach Neapel abgegangen ſeyen. (T. H.)

Der Moniteur enthält die kaiſerliche Sanction
des Senatus Confults über die Annexation Savoyens, dann das Decret über
die neue Zoll-Linie, endlich Berichte des Kriegsminiſters, die Verlegung des
Stabsquartiers der 22ſten Militärdiviſion nach Grénoble, die Errichtung
neuer Gendarmeriecompagnien für Nizza, Chambery und Annecy, ſowie die
Errichtung einer 26ſten Gendarmerielegion betreffend.

Der Conſtitutionel feiert die Annexation von Nizza und Savoyen,
und hetzt gegen die Verträge von 1815. Die ganze inſpirirte Preſſe läßt ſeit
Wochen keine Gelegenheit vorüber zu entwickelu wie ſehr durch dieſe Verträge
Frankreichs Intereſſen verletzt und es gedemüthigt ſey.

Das J. des Débats feiert ebenfalls die Einverleibung von Nizza und
Savoyen, ohne zu fragen durch welche Corruption diefe Annexation herbeige-
geführt wurde.

Der Monde behandelt wieder den elenden Zuſtand in welchem ſich Ir-
land befindet.

Die Prinzeſſin Marie von Rußland und zwei
Söhne wohnten geſtern der Revue an, welche glänzend ausfiel. Abends
prächtige Beleuchtung. Thouvenel Großkreuz der Ehrenlegion. (Monit.)

Die Briefe aus Konſtantinopel vom 6 wieder-
holen unter Vorbehalt daß Rußland eine neue Note der Pforte überreicht habe,
worin die Klagen der Chriſten genau bezeichnet werden. Man meldet von
einer Petition der Einwohner von Nitſch in Bulgarien, welche 4000 Unter-
ſchriften trägt. Der Großweſir Kibrisli Paſcha wird von 50 Beamten be-
gleitet um ihn bei ſeinen Unterſuchungen zu unterſtützen. Man ſagt daß
eine ähnliche Commiſſion nach Aſien abgehen ſoll. Sir Bulwer ſoll eine feſte
Sprache über die Nothwendigkeit geführt haben die Mißbräuche der Pforte
zu unterdrücken, wenn dieſe die Unterſtützung Englands erhalten zu ſehen
wünſche. Der Sultan habe den brittiſchen Geſandten ein aufmerkſames Ohr
geſchenkt. Nach dem Journal de Conſtantinople ſoll der Sultan dem Ge-
ſandten ſein Porträt geſchenkt haben. (T. Havas.)

Die neapolitaniſchen Truppen haben Palermo mit
militäriſchen Ehren verlaſſen, und ihre Waffen, ſowie das Kriegsmaterial
mitgeführt. Die Truppen der andern Plätze hingegen ſollen die Waffen zu-
rücklaſſen. Die „Unione“ meint: Garibaldi werde ſeine Truppen nicht an
den Granitmaſſen Meſſina’s entkräften; er werde den Krieg auf das Feſtland
hinüberſpielen und die Hauptſtadt Neapel angreifen; keine Macht werde ihn
daran hindern können! Die Citadelle von Meſſina, welche die ganze Stadt
beherrſcht, iſt mit 900 Feuerſchlünden verfehen. (O. Bl.)

Die officielle Zeitung veröffentlicht das vom 11 Juni
datirte Decret, welches die Ausführung des Bertrags vom 24 März ſanctionirt.

Man hat Neuigkeiten aus Palermo vom 11 Abends.
Das Einſchiffen der Truppen dauert fort. Die Stadt iſt noch verbarricadirt.
(T. Havas.)

Die geflüchteten Candioten ſind in
Folge der vom Sultan gewährten Amneſtie zurückgekehrt. Graf Dudzeele
iſt vom Sultan in beſonderer Audienz empfangen worden. (O. Bl.)

Handels- und Börſennachrichten.

Württemb. 4½proc. Oblig. b. R. 104½ G.
3½proc. 95¾G.; bad. 4½proc. Obl. 102½ G.; 4proc. 100 G.; 3½proc. von 1842;
93½ P.; 4½proc. Pf. Max.-E.-A. b. R. 95¾ P.; Rhein-Rahe-Bahn 43⅜ G.; bad.
50fl.-L. 88⅛ P.; 35fl.-L. 52⅜ G.; kurh. 40Thlr.-L. b. R. 42⅝ P.; gr. heff. 50fl.-L.
b. R. 122 G.; 25fl.-L. 33¼ G.; naff. 25fl.-L. b. R. 33½ P.; Ausbach-Gunzenh.
7 fl.-L. 9⅝ P.; preuß. Friedrichsd’or fl. 9.57½-58½; holl. 10fl.-Stücke fl. 9.39½-
40½; Randducaten fl. 5.29-30; 20 Fr.-Stücke fl. 9.18½-19½; engl. Soo.
fl. 11.38-42.



Verantwortliche Redaction: Dr. G. Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. H. Orges

Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung.

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              <p>Verantwortliche Redaction: <hi rendition="#aq">Dr.</hi> G. <hi rendition="#g">Kolb</hi>. <hi rendition="#aq">Dr.</hi> A. J. <hi rendition="#g">Altenhöfer</hi>. <hi rendition="#aq">Dr.</hi> H. <hi rendition="#g">Orges</hi></p>
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[2809/0013] Stuttgart, 15 Jun. Se. Maj. der König hat ſich heute zum Ge- brauch einer Cur nach Baden-Baden begeben. Se. Maj. der König und andere deutſche Fürſten werden der Zuſammenkunft des Prinz-Regenten von Preußen mit dem Kaiſer Napoleon daſelbſt anwohnen. (Würt. Staatsanz.) Baden, 14 Jun. Heute Abends 7 Uhr iſt der Prinz-Regent von Preußen hier angekommen. (Karlsr. Ztg.) Kaſſel, 15 Jun. Das Miniſterium des Innern iſt gegen die ſtädti- ſchen Behörden wegen ihrer Rechtsverwahrung gegen die neue Verfaſſung im Disciplinarweg eingeſchritten. (Schw. M.) Hannover, 13 Jun. Dem Vernehmen nach wird Graf v. Borries morgen ſein Portefeuille niederlegen, und Graf Münchhauſen ein neues Miniſterium bilden. (?) (Weſ. - Ztg.) Man erzählt, ohne daß wir dafür die Bürgſchaft übernehmen können, daß im Schooße der braunſchweigiſchen Stände Schritte vorbereitet werden welche, wenn ſie von Erfolg begleitet ſeyn ſollten, für einen noch ent- fernten, aber endlich unvermeidlichen Fall, nicht ohne er- heblichen Einfluß auf das Schickſal ihres Landes bleiben können. (Ztg. f. Nordd.) Heute iſt die zweite ordentliche Diät der Ständeverſammlung durch königliches Schreiben geſchloſſen worden. Berlin, 14 Jun. Der Fürſt von Hohenzollern iſt geſtern mit dem Prinz-Regenten nach Baden-Baden abgereist. Der Großherzog von Mecklen- burg Schwerin verweilte geſtern längere Zeit bei dem Prinz-Regenten, und machte darauf auch dem König von Hannover einen Beſuch. Der Prinz-Regent machte geſtern früh dem Miniſter v. Schleinitz einen Beſuch, und verweilte faſt eine Stunde im Miniſterium des Auswärtigen. Miniſter v. Bethmann iſt heute vom Rhein, der Geſandte am niederländiſchen Hof, Graf Königs- mark, aus dem Haag, der Geſandte am großherzoglich ſächſiſchen Hof, Frhr. v. Heydebrand, und der Laſa von Weimar hierangekommen. Der Staatsanzeiger veröffentlicht heute die mit dem Landtag vereinbarten Geſetze wegen ander- weitiger Einrichtung des Amts- und Zeitungscautionsweſens, und wegen Aufhebung verſchiedener Beſtimmungen über den Verkehr mit Staats- und andern Papieren, ſowie über die Eröffnung von Actienzeichnungen für Eiſen- bahnunternehmungen. Wien, 13 Jun. Kaiſerliche Verordnung vom 31 Mai 1860, betref- fend die ſelbſtändige Stellung und Wirkſamkeit der lombardiſch-venetianiſchen Centralcongregation in den Verwaltungsangelegenheiten ihres geſetzmäßigen Berufs. Ich finde nach Vernehmung Meiner Miniſter und nach Anhörung Mei- nes Reichsraths die lombardiſch-venetianiſche Centralcongregation zu er- mächtigen: 1. In allen Streitfällen welche die Provinzialcongregationen in erſter Inſtanz zu entſcheiden beruſen ſind, in zweiter Inſtanz zu erkennen. Wenn die bei einer ſolchen Streitfrage betheiligten Parteien verſchiedenen Provinzen angehören, hat die Centralcongregation in erſter Inſtanz abzuſprechen. 2. In den übrigen Verwal- tungsgegenſtänden, welche ihrer Natur nach in den Wirkungskreis der Provinzial- congregationen gehören, aber das Maß der geſetzlichen Befugniſſe dieſer überſchreiten, und in allen Angelegenheiten der öffentlichen Verwaltung, auf welche die Central- congregation zu Folge des Patents vom 24 April 1815 und Meiner Verordnung vom 2 November 1856 bisher nur einen berathenden Einfluß zu nehmen berufen war, Beſchlüſſe zu faſſen. Hievon ſind jene Verwaltungsgeſchäfte ausgenommen welche die Rechte des Staats berühren, oder mit welchen Gegenſtände, die der geſetzmäßigen Beſtimmung der Centralcongregation fremd ſind, in Verbindung ſtehen. Auch bleibt die Genehmigung der Jahresvoranſchläge und der Rechnungsabſchlüſſe des Landesfonds der Staatsverwaltung vorbehalten. 3. Ihre geſetzmäßigen Be- ſchlüſſe mit der Fertigung des Präſidenten unmittelbar hinauszugeben. Die Cen- traleongregation hat ſich bei ihren Entſcheidungen genau an die beſtehenden Vor- ſchriften zu halten. Gegen die Entſcheidungen der Centralcongregation findet nach Maßgabe Meiner Entſchließung vom 27 October 1859 die Berufung an die be- treffeuden Miniſterien ſtatt. Im übrigen haben die Beſtimmungen des Patents vom 24 April 1815 und Meiner Verordnung vom 2 November 1856, insbeſon- dere auch die §§. 25 und 26 des berufenen Patents, inſofern dieſe die Umlegung der Steuer, die Erlaſſung von Geſetzen oder von allgemeinen Normen und die legale Interpretation derſelben betreffen, in Kraft zu bleiben. Mein Miniſter des Innern iſt mit dem Vollzug dieſer meiner Verordnung beauftragt. Schönbrunn, den 31 Mai 1860. Franz Joſeph m. p. Graf v. Rechberg m. p. Graf v. Goluchowski m. p. Auf Allerhöchſte Anordnung: Freiherr v. Ranſonnet m. p. Verordnung des Miniſteriums des Innern vom 9 Jun. 1860, gültig für das lombardiſch-venetianiſche Königreich, über den erweiterten Wirkungs- kreis der Provincialcongregationen im lombardiſch-venetianiſchen Königreich. Auf Grund der allerhöchſten Entſchließung vom 31 Mai 1860 werden die Provincialcongregationen im lombardiſch-venetianiſchen Königreich ermächtigt, unter genauer Beobachtung der bezüglichen Geſetze und Vorſchriften auf Antrag der Con- sigli oder Convocati Comunali, ſowie der Vorſtände aller unter der Aufficht der Provincialcongregationen ſtehenden Anſtalten, welche nicht aus dem Landesfonds Unterſtützungen beziehen: a) zu Gunſten der von denſelben abhängigen Beamten und Diener Belohnungen und Aushülfen bis zum Betrag von einhundert Gulden, dann Gehaltsvorſchüſſe von Beſoldungen welche jährliche tauſend Gulden nicht über- ſteigen; ferner b) Penſionen, Proviſionen, Quiescentengehalte, Abfertigungen, Er- ziehungsbeiträge und ſonſtige normalmäßige Gebühren für die von denſelben oder von den untergeordneten Gemeinden und Anſtalten ernannten Beamten und Diener, deren Wittwen und Waiſen zu bewilligen. Graf v. Goluchowski m. p. .. Genf, 13 Jun. Annecy, ſchon im Nentralitätsgebiet gelegen- hat geſtern das 12te Jägerbataillon als Garniſon erhalten. Das 54ſte Linienregiment beſetzt Montmélian und St. Jean de Maurienne. St. Ju- lian, Evian, Bonneville u. ſ. w. erwarten heute ihre Garniſonen, die mili- täriſche Bewegung überhaupt wird am 18 d. M. vollendet ſeyn. — Unſer Genfer Schützenfeſt nimmt trotz der ſchweren Zeitverhältniſſe ſeinen lebhaften Fortgang. Beim geſtrigen Bankett war Staatsrath Dr. Fontanel der Haupt- redner. Patriotiſche Zuſchriften treffen von verſchiedenen Schützenvereinen der franzöſiſchen Schweiz ein. Zahlreiche Gäſte werden morgen erwartet. London, 13 Jun. Dem Reuter’ſchen Bureau geht aus Paris fol- gende Depeſche zu: In den Inſtructionen Martino’s an Napoleon verſpricht König Franz II für Sicilien und Neapel eine ſehr liberale Conſtitution, nöthigenfalls für Sicilien dieſelbe ſelbſtändige Stellung wie ſie Luxemburg von dem König der Niederlande zugeſtanden ſey. Eine Depeſche Cavours an Thouvenel erſucht darum daß Frankreich auf der Nichtintervention in Sicilien beharre, weil das von Lord John Ruffell aufgeſtellte Princip der Nichtintervention amtlich von Frankreich angenommen worden ſey. Malta, 9 Jun. Man behauptet daß die vom Viceadmiral Martin befehligte Flotte am ſelben Tag den Hafen verlaſſen ſoll um ſich nach der Bai von Beſika zu begeben. Das „Portofoglio“ kündigt von ſeiner Seite an daß mehrere engliſche Kriegsfahrzeuge nach Neapel abgegangen ſeyen. (T. H.) Paris, 14 Jun. Der Moniteur enthält die kaiſerliche Sanction des Senatus Confults über die Annexation Savoyens, dann das Decret über die neue Zoll-Linie, endlich Berichte des Kriegsminiſters, die Verlegung des Stabsquartiers der 22ſten Militärdiviſion nach Grénoble, die Errichtung neuer Gendarmeriecompagnien für Nizza, Chambery und Annecy, ſowie die Errichtung einer 26ſten Gendarmerielegion betreffend. Der Conſtitutionel feiert die Annexation von Nizza und Savoyen, und hetzt gegen die Verträge von 1815. Die ganze inſpirirte Preſſe läßt ſeit Wochen keine Gelegenheit vorüber zu entwickelu wie ſehr durch dieſe Verträge Frankreichs Intereſſen verletzt und es gedemüthigt ſey. Das J. des Débats feiert ebenfalls die Einverleibung von Nizza und Savoyen, ohne zu fragen durch welche Corruption diefe Annexation herbeige- geführt wurde. Der Monde behandelt wieder den elenden Zuſtand in welchem ſich Ir- land befindet. Paris, 15 Jun. Die Prinzeſſin Marie von Rußland und zwei Söhne wohnten geſtern der Revue an, welche glänzend ausfiel. Abends prächtige Beleuchtung. Thouvenel Großkreuz der Ehrenlegion. (Monit.) Marſeille, 13 Jun. Die Briefe aus Konſtantinopel vom 6 wieder- holen unter Vorbehalt daß Rußland eine neue Note der Pforte überreicht habe, worin die Klagen der Chriſten genau bezeichnet werden. Man meldet von einer Petition der Einwohner von Nitſch in Bulgarien, welche 4000 Unter- ſchriften trägt. Der Großweſir Kibrisli Paſcha wird von 50 Beamten be- gleitet um ihn bei ſeinen Unterſuchungen zu unterſtützen. Man ſagt daß eine ähnliche Commiſſion nach Aſien abgehen ſoll. Sir Bulwer ſoll eine feſte Sprache über die Nothwendigkeit geführt haben die Mißbräuche der Pforte zu unterdrücken, wenn dieſe die Unterſtützung Englands erhalten zu ſehen wünſche. Der Sultan habe den brittiſchen Geſandten ein aufmerkſames Ohr geſchenkt. Nach dem Journal de Conſtantinople ſoll der Sultan dem Ge- ſandten ſein Porträt geſchenkt haben. (T. Havas.) Turin, 12 Jun. Die neapolitaniſchen Truppen haben Palermo mit militäriſchen Ehren verlaſſen, und ihre Waffen, ſowie das Kriegsmaterial mitgeführt. Die Truppen der andern Plätze hingegen ſollen die Waffen zu- rücklaſſen. Die „Unione“ meint: Garibaldi werde ſeine Truppen nicht an den Granitmaſſen Meſſina’s entkräften; er werde den Krieg auf das Feſtland hinüberſpielen und die Hauptſtadt Neapel angreifen; keine Macht werde ihn daran hindern können! Die Citadelle von Meſſina, welche die ganze Stadt beherrſcht, iſt mit 900 Feuerſchlünden verfehen. (O. Bl.) Turin, 13 Jun. Die officielle Zeitung veröffentlicht das vom 11 Juni datirte Decret, welches die Ausführung des Bertrags vom 24 März ſanctionirt. Genua, 13 Jun. Man hat Neuigkeiten aus Palermo vom 11 Abends. Das Einſchiffen der Truppen dauert fort. Die Stadt iſt noch verbarricadirt. (T. Havas.) Konſtantinopel, 12 Jun. Die geflüchteten Candioten ſind in Folge der vom Sultan gewährten Amneſtie zurückgekehrt. Graf Dudzeele iſt vom Sultan in beſonderer Audienz empfangen worden. (O. Bl.) Handels- und Börſennachrichten. Frankfurt a. M., 14 Jun. Württemb. 4½proc. Oblig. b. R. 104½ G. 3½proc. 95¾G.; bad. 4½proc. Obl. 102½ G.; 4proc. 100 G.; 3½proc. von 1842; 93½ P.; 4½proc. Pf. Max.-E.-A. b. R. 95¾ P.; Rhein-Rahe-Bahn 43⅜ G.; bad. 50fl.-L. 88⅛ P.; 35fl.-L. 52⅜ G.; kurh. 40Thlr.-L. b. R. 42⅝ P.; gr. heff. 50fl.-L. b. R. 122 G.; 25fl.-L. 33¼ G.; naff. 25fl.-L. b. R. 33½ P.; Ausbach-Gunzenh. 7 fl.-L. 9⅝ P.; preuß. Friedrichsd’or fl. 9.57½-58½; holl. 10fl.-Stücke fl. 9.39½- 40½; Randducaten fl. 5.29-30; 20 Fr.-Stücke fl. 9.18½-19½; engl. Soo. fl. 11.38-42. Verantwortliche Redaction: Dr. G. Kolb. Dr. A. J. Altenhöfer. Dr. H. Orges Verlag der J. G. Cotta’ſchen Buchhandlung.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 168, 16. Juni 1860, S. 2809. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine168_1860/13>, abgerufen am 21.11.2024.