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Allgemeine Zeitung, Nr. 166, 14. Juni 1860.

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[Spaltenumbruch] liche Colonne in die Stadt eingedrungen sey. Garibaldi sammelte alsbald,
wie gestern seine Reserven, und rückte vor. Die Sache bestätigte sich, und
der euglische Schiffslieutenant Wilmot, der ans Land gestiegen war um die
Zustimmung seines Admirals zur Conferenz zu überbringen, befand sich
zwischen den aufeinander rückenden Colonnen. In demselben Augenblick platzte
eine vom Castell geschleuderte Bombe ganz nahe bei ihm, die Neapolitaner
schlugen mit ihren Flinten an, und nur mit augenscheinlicher Gefahr erreichte
er endlich Garibaldi. Es war 5 Minuten nach 12 Uhr, und ein paar Mi-
nuten darauf kamen die beiden neapolitanischen Officiere. -- Die Admirals-
boote sollen ein Viertel nach 1 Uhr bereit seyn. Ich gestehe, an Garibaldi's
Stelle würde ich keinen Vorschlag angehört haben bis die von außen her ein-
gerückte feindliche Colonne die von ihr erschlichene Position wieder aufgegeben
hätte. Aber Garibaldi ist unverbesserlich in seiner Großmuth.

4 Uhr Nachmittags. Die Conferenz an Bord ist noch nicht vor-
über, und alle Boote sind um den "Hannibal" versammelt. Die Stadt ist
in höchster Aufregung, indem sich das Gerücht verbreitet: man habe neapoli-
tanischerseits Garibaldi eine Capitulation und freien Rückzug angeboten. In
solchen Momenten erkennt man aus welchem Stoff eine Bevölkerung gemacht
ist, und gewißlich besteht die von Palermo nicht aus dem Stoff woraus man
Helden und Martyrer macht. Anstatt sich in die dem Feind nächstgelegenen
Häuser zu werfen, rennen die Einwohner jammernd in den Straßen herum,
und entmuthigen einander.

Halb 5 Uhr. Die Conferenz ist eben vorüber. Garibaldi hat ge-
landet, und sich mit den beiden neapolitanischen Generalen in den Palst ver-
fügt. Die französische Post geht ab, und ich muß meinen Brief absenden
ohne Ihnen die Details der Conferenz mittheilen zu können. Es heißt aber:
ein Waffenstillstand sey bis morgen Mittags geschlossen, und die Neapolitaner
hätten ihn besonders verlangt um für ihre zahlreichen Verwundeten sorgen zu
können. Jedenfalls können beide Theile nicht mehr lange aushalten. Ein
episches Gedicht ließe sich schreiben über das was die 1062 Italiener und
5 Ungarn in den letzten zwanzig Tagen in Sicilien gethan; wie sie fochten,
marschirten, Strapazen ertrugen. Wäre jeder Sicilianer bereit nur den
tausendsten Theil dessen zu thun was sie thaten, so würde kein Fechten mehr
nöthig seyn. Von Sold ist keine Rede; die meisten der italienischen Kämpfer
besitzen eigene Mittel, sie verlangen nichts als Munition, leben von dem was
sie kaufen können, und scheinen fast vergessen zu haben was Schlaf ist.



Deutschland.

Die sardinische Gesandtschaft am Bundestag
hat die Nachricht erhalten daß die Verhandlungen zwischen Frankreich und
Sardinien behufs der Regulirung der Gränzen sistirt sind; selbst die Zoll-
gränzverhandlungen ruhen einstweilen. So weit die Thatsache. Es ist nur
noch hinzuzusügen daß man in anderweitigen diplomatischen Kreisen mit Be-
stimmtheit versichert: diese Siftirung sey die Folge der neuesten Ereignisse in
Süditalien, und die franzöfische Regierung halte es angesichts jener Ereignisse
für zeitgemäß mit der definitiven Feststellung der neuen Gränzen noch zuzu-
warten, bis sich ergeben haben würde ob nicht, falls etwa Piemont eine wei-
tere Vergrößerung erfahren sollte, die "Sicherheit" Frankreichs ein abermali-
ges Vorschieben auf der französisch-italienischen Gränze erfordern möchte. Es
würde daraus zugleich hervorgehen daß Frankreich eventuell, und bei entspre-
chender Compensation für sich, gegen weitere piemontesische Annexionen nichts
einzuwenden hätte. (N. K.)


So eben ist hier der Prospect eines
"Militär-Wochenblattes für das deutsche Bundesheer" ausgegeben worden,
das vom 1 Jul. an erscheinen wird, und als Hauptzweck die Erfüllung der
schönen und großen Aufgabe vor Augen hat: als Centralorgan für das deut-
sche Bundesheer in seiner ganzen Ausdehnung, also als einigendes Band
zwischen allen seinen Gliedern und Theilen zu dienen, zum Zweck der Kräf-
tigung der deutschen Wehrkraft zu Schutz und Trutz.
Es wird
in zwei Theile, ein Hauptblatt und eine Beilage, geschieden werden. In
seinem den thatsächlichen Verhältnissen gewidmeten Hauptblatt wird es in
streng geregelter übersichtlicher Form laufend veröffentlichen: 1) alle in den
deutschen Bundesstaaten erlassenen neuen militärischen Verordnungen und
Bestimmungen von allgemeinem Interesse; 2) die Verfügungen der Militär-
commission des deutschen Bundes welche ein allgemeines Interesse haben;
3) sämmtliche Veränderungen in den Personalverhältnissen der deutschen Ar-
meen; 4) vergleichende Uebersicht der bestehenden, so wie der neuen Einrich-
tungen und Vorschriften der deutschen Armeen im Gebiete der Formation,
der Ausrüstung, der Ausbildung, der Erhaltung und Verwendung der
Truppen und Waffen, der Heere wie der Festungen; 5) Uebersicht der Be-
hörden und Befehlshaber über die Hauptkörper und Glieder deutscher Ar-
meen; 6) vergleichende Uebersicht der bei den Bundesheeren üblichen Termino-
logie (Commandos und Signale) im Gebiete der Organisation, der Taktik,
und der Technik. Ueberall werden dabei die Angaben über Rang, Gewicht,
Längenausdehnung, Geld etc. auf ein gemeinschaftliches Maß zurückgeführt
[Spaltenumbruch] werden, zu welchem alle bestehenden allgemeinen Maßeinheiten: das Zoll-
gewicht etc., die Basis liefern werden. Die Beilage des Blattes wird zunächst
diejenigen Theile der deutschen Wehrkraft behandeln welche bis jetzt der Ein-
wirkung des Bundes ganz entzogen sind: die Flotten und das Marinewesen,
ferner diejenigen staatlichen Einrichtungen welche in unmittelbarer Beziehung
zur Wehrkraft stehen: die Eisenbahnen innerhalb der deutschen Gränzen, die
Benutzung derselben für Truppentransporte. Dem wird sich eine weitere
Erörterung der im Hauptblatt gegebenen thatsächlichen Verhältnisse zur
näheren Beleuchtung und Erklärung derselben anschließen. Endlich wird die
Beilage Mittheilungen über alle neuen Erfindungen und neuen Systeme,
deren Kenntniß für das Bundesheer von besonderem Werth ist, bringen. Auch
bei diesem Inhalt wird das Princip festgehalten werden: alle Angaben auf
die adoptirte Maßeinheit zurück zuführen, und den Inhalt in einem Inhalts-
verzeichniß von Zeit zu Zeit zusammenzufassen. Die Beilage soll so als
nothwendige Ergänzung des Hauptblattes dienen, das Thatsächliche derselben
erläutern, und die Entwicklung der deutschen Wehrkraft in allen ihren Theilen
vorbereiten und unterstützen. Das Ganze soll somit eine allgemeine genaue
Kenntniß der gesammten deutschen Wehrkraft erleichtern und verbreiten, es
wird die einzelnen Theile verbinden und die Einigung zwischen ihnen in gei-
stiger wie materieller Beziehung erhalten und fördern.

Ueber den Aufenthalt JJ. MM. des Königs Max und der
Königin Marie in der Pfalz enthält die Pfälzer Ztg. folgende Berichte:
JJ. MM. der König Max und die Königin Marie trafen am 9 Nachmittags
um halb 3 Uhr in Ludwigshafen ein. Der Regierungspräsident, so wie der
Vorstand des Verwaltungsraths und die Directoren der pfälzischen Bahnen
waren dem Königspaar bis Worms entgegengefahren. Ludwigshafen war
aufs festlichste geschmückt, und eine zahlreiche Menge empfieng JJ. Majestäten
mit den ungeheucheltsten Zeichen der Freude. Speyer, die alte deutsche
Kaiserstadt am Rhein, hatte sich in ein glänzendes Festgewand gehüllt um
ihr Herrscherpaar würdig zu empfangen. Abends erschien ein langer Zug
hiesiger Bewohner mit bunten Lampen, Musik und Gesang, den ein Feuer-
werk schloß. Prof. Lehmann brachte Ihren Majestäten folgendes von allen
Anwesenden begeistert wiederholtes Lebehoch aus: "Unserem erhabenen all-
geliebten König und Pfalzgrafen Maximilian II, dem hochsinnigen deutschen
Fürsten, unserer hocherlauchten allverehrten Königin Marie, dem hellleuch-
tenden Vorbild der deutschen Frauen, unserm theuren Königspaar, in seiner
treuen Pfalz allzeit herzlich, in dieser ernsten Zeit doppelt freudig
willkommen und begrüßt, erschalle aus treuen deutschen Herzen ein tausend-
stimmig dreifach donnernd Hoch!" Aus den Städten Pirmasens, St. Ing-
bert, Blieskastel, Zweibrücken, Kaiserslautern und Kirchheimbolanden waren
am 10 Deputationen hier um die kk. Majestäten zu bergrüßen. Die Deputa-
tion aus St. Ingbert bat Se. Majestät um den Bau der Zweigbahn von.
Homburg nach ihrer Stadt, und um die Erhebung derselben zu einem Kantons-
hauptort. Die von Kirchheimbolanden brachte das Project der Kaiserslautern-
Alzeyer Bahn wieder in Anregung. Auch die Gesangbuchsdeputation wurde
vom König empfangen; wie verlautet, wurde ihr bedeutet daß an allerhöchst
sanctionirten Beschlüssen nichts geändert werden könne, daß indessen über ihre
Petition das Ministerium gutachtlich vernommen werden solle. Die Depu-
tation wird sich nächstens nach München begeben um ihre Anliegen beim
Cultusministerium vorzubringen. Unmittelbar nach ihr hatte der Consistorial-
director Prinz bei Sr. Majestät eine längere Audienz.

Gr. Baden.

Der Wortlaut der zehn Thesen der Dur-
lacher Conferenz ist nach dem Südd. ev.-prot. Wochenbl. folgender:
1) Die vereinigte evangelisch-protestantische Kirche des Großherzogthums Baden
ruht in der evangelisch-protestantischen Gemeinde, welche in der Pfarrgemeinde,
der Diöcesangemeinde und der Landesgemeinde zur verfassungsmäßigen Erscheinung
kommt. Ihre Rechte und Befugnisse übt sie durch die von ihr selbst gewählte Ver-
tretung aus. 2) Der evangelische Großherzog verwaltet das landesherrliche Kirchen-
regiment nach den Bestimmungen der Kirchenverfassung. 3) Die Pfarrgemeinden
sind durch Kirchen-Gemeinderäthe vertreten, welche von allen selbständigen Gemeinde-
gliedern unmittelbar oder mittelbar auf eine bestimmte Anzahl von Jahren gewählt
werden. 4) Die Pfarrer werden unter Mitwirkung der Pfarrgemeinden vom Groß-
herzog ernannt. Die Patronatsrechte bleiben vorbehalten. 5) Die Diöcesangemein-
den sind durch Diöcesansynoden vertreten, in welchen jede Pfarrgemeinde durch
mindestens eben so viele weltliche als geistliche Mitglieder repräsentirt ist. Dieselben
versammeln sich wenigstens alle zwei Jahre zur Berathung über allgemeine kirchliche
Angelegenheiten und zur Beschlußfassung über die besondern Angelegenheiten der
Diöcese. Sie sind durch einen von ihnen gewählten ständigen Ausschuß von einer
Sitzungsperiode bis zur andern vertreten. 6) Die Dekane werden unter Mitwirkung
der Diöcesansynoden vom Großherzog auf eine bestimmte Anzahl von Jahren er-
nannt. 7) Die Landesgemeinde ist durch die Generalsynode vertreten, und wird
mindestens aus eben so vielen weltlichen als geistlichen Abgeordneten gebildet. Die-
selbe versammelt sich wenigstens alle fünf Jahre zur Beralhung und Beschlußfassung
über alle in das Gebiet der kirchlichen Gesetzgebung und Verwaltung einschlagenden
Angelegenheiten. Ihre Beschlüsse bedürfen zur Gültigkeit der Genehmigung des
Großherzogs. Sie ist durch einen von ihr gewählten ständigen Ausschuß von einer
Sitzungsperiode bis zur andern vertreten. 8) Die Mitglieder des Oberkirchenraths
werden unter Mitwirkung der Generalsynode oder des Generalsynodalausschusses
vom Großberzog ernannt. Derselbe ist der Generalsynode in Beziehung auf seine
gesammte Thätigkeit verantwortlich, und in besondern Fällen auf den Beirath des

[Spaltenumbruch] liche Colonne in die Stadt eingedrungen ſey. Garibaldi ſammelte alsbald,
wie geſtern ſeine Reſerven, und rückte vor. Die Sache beſtätigte ſich, und
der eugliſche Schiffslieutenant Wilmot, der ans Land geſtiegen war um die
Zuſtimmung ſeines Admirals zur Conferenz zu überbringen, befand ſich
zwiſchen den aufeinander rückenden Colonnen. In demſelben Augenblick platzte
eine vom Caſtell geſchleuderte Bombe ganz nahe bei ihm, die Neapolitaner
ſchlugen mit ihren Flinten an, und nur mit augenſcheinlicher Gefahr erreichte
er endlich Garibaldi. Es war 5 Minuten nach 12 Uhr, und ein paar Mi-
nuten darauf kamen die beiden neapolitaniſchen Officiere. — Die Admirals-
boote ſollen ein Viertel nach 1 Uhr bereit ſeyn. Ich geſtehe, an Garibaldi’s
Stelle würde ich keinen Vorſchlag angehört haben bis die von außen her ein-
gerückte feindliche Colonne die von ihr erſchlichene Poſition wieder aufgegeben
hätte. Aber Garibaldi iſt unverbeſſerlich in ſeiner Großmuth.

4 Uhr Nachmittags. Die Conferenz an Bord iſt noch nicht vor-
über, und alle Boote ſind um den „Hannibal“ verſammelt. Die Stadt iſt
in höchſter Aufregung, indem ſich das Gerücht verbreitet: man habe neapoli-
taniſcherſeits Garibaldi eine Capitulation und freien Rückzug angeboten. In
ſolchen Momenten erkennt man aus welchem Stoff eine Bevölkerung gemacht
iſt, und gewißlich beſteht die von Palermo nicht aus dem Stoff woraus man
Helden und Martyrer macht. Anſtatt ſich in die dem Feind nächſtgelegenen
Häuſer zu werfen, rennen die Einwohner jammernd in den Straßen herum,
und entmuthigen einander.

Halb 5 Uhr. Die Conferenz iſt eben vorüber. Garibaldi hat ge-
landet, und ſich mit den beiden neapolitaniſchen Generalen in den Palſt ver-
fügt. Die franzöſiſche Poſt geht ab, und ich muß meinen Brief abſenden
ohne Ihnen die Details der Conferenz mittheilen zu können. Es heißt aber:
ein Waffenſtillſtand ſey bis morgen Mittags geſchloſſen, und die Neapolitaner
hätten ihn beſonders verlangt um für ihre zahlreichen Verwundeten ſorgen zu
können. Jedenfalls können beide Theile nicht mehr lange aushalten. Ein
epiſches Gedicht ließe ſich ſchreiben über das was die 1062 Italiener und
5 Ungarn in den letzten zwanzig Tagen in Sicilien gethan; wie ſie fochten,
marſchirten, Strapazen ertrugen. Wäre jeder Sicilianer bereit nur den
tauſendſten Theil deſſen zu thun was ſie thaten, ſo würde kein Fechten mehr
nöthig ſeyn. Von Sold iſt keine Rede; die meiſten der italieniſchen Kämpfer
beſitzen eigene Mittel, ſie verlangen nichts als Munition, leben von dem was
ſie kaufen können, und ſcheinen faſt vergeſſen zu haben was Schlaf iſt.



Deutſchland.

Die ſardiniſche Geſandtſchaft am Bundestag
hat die Nachricht erhalten daß die Verhandlungen zwiſchen Frankreich und
Sardinien behufs der Regulirung der Gränzen ſiſtirt ſind; ſelbſt die Zoll-
gränzverhandlungen ruhen einſtweilen. So weit die Thatſache. Es iſt nur
noch hinzuzuſügen daß man in anderweitigen diplomatiſchen Kreiſen mit Be-
ſtimmtheit verſichert: dieſe Siftirung ſey die Folge der neueſten Ereigniſſe in
Süditalien, und die franzöfiſche Regierung halte es angeſichts jener Ereigniſſe
für zeitgemäß mit der definitiven Feſtſtellung der neuen Gränzen noch zuzu-
warten, bis ſich ergeben haben würde ob nicht, falls etwa Piemont eine wei-
tere Vergrößerung erfahren ſollte, die „Sicherheit“ Frankreichs ein abermali-
ges Vorſchieben auf der franzöſiſch-italieniſchen Gränze erfordern möchte. Es
würde daraus zugleich hervorgehen daß Frankreich eventuell, und bei entſpre-
chender Compenſation für ſich, gegen weitere piemonteſiſche Annexionen nichts
einzuwenden hätte. (N. K.)


So eben iſt hier der Proſpect eines
„Militär-Wochenblattes für das deutſche Bundesheer“ ausgegeben worden,
das vom 1 Jul. an erſcheinen wird, und als Hauptzweck die Erfüllung der
ſchönen und großen Aufgabe vor Augen hat: als Centralorgan für das deut-
ſche Bundesheer in ſeiner ganzen Ausdehnung, alſo als einigendes Band
zwiſchen allen ſeinen Gliedern und Theilen zu dienen, zum Zweck der Kräf-
tigung der deutſchen Wehrkraft zu Schutz und Trutz.
Es wird
in zwei Theile, ein Hauptblatt und eine Beilage, geſchieden werden. In
ſeinem den thatſächlichen Verhältniſſen gewidmeten Hauptblatt wird es in
ſtreng geregelter überſichtlicher Form laufend veröffentlichen: 1) alle in den
deutſchen Bundesſtaaten erlaſſenen neuen militäriſchen Verordnungen und
Beſtimmungen von allgemeinem Intereſſe; 2) die Verfügungen der Militär-
commiſſion des deutſchen Bundes welche ein allgemeines Intereſſe haben;
3) ſämmtliche Veränderungen in den Perſonalverhältniſſen der deutſchen Ar-
meen; 4) vergleichende Ueberſicht der beſtehenden, ſo wie der neuen Einrich-
tungen und Vorſchriften der deutſchen Armeen im Gebiete der Formation,
der Ausrüſtung, der Ausbildung, der Erhaltung und Verwendung der
Truppen und Waffen, der Heere wie der Feſtungen; 5) Ueberſicht der Be-
hörden und Befehlshaber über die Hauptkörper und Glieder deutſcher Ar-
meen; 6) vergleichende Ueberſicht der bei den Bundesheeren üblichen Termino-
logie (Commandos und Signale) im Gebiete der Organiſation, der Taktik,
und der Technik. Ueberall werden dabei die Angaben über Rang, Gewicht,
Längenausdehnung, Geld ꝛc. auf ein gemeinſchaftliches Maß zurückgeführt
[Spaltenumbruch] werden, zu welchem alle beſtehenden allgemeinen Maßeinheiten: das Zoll-
gewicht ꝛc., die Baſis liefern werden. Die Beilage des Blattes wird zunächſt
diejenigen Theile der deutſchen Wehrkraft behandeln welche bis jetzt der Ein-
wirkung des Bundes ganz entzogen ſind: die Flotten und das Marineweſen,
ferner diejenigen ſtaatlichen Einrichtungen welche in unmittelbarer Beziehung
zur Wehrkraft ſtehen: die Eiſenbahnen innerhalb der deutſchen Gränzen, die
Benutzung derſelben für Truppentransporte. Dem wird ſich eine weitere
Erörterung der im Hauptblatt gegebenen thatſächlichen Verhältniſſe zur
näheren Beleuchtung und Erklärung derſelben anſchließen. Endlich wird die
Beilage Mittheilungen über alle neuen Erfindungen und neuen Syſteme,
deren Kenntniß für das Bundesheer von beſonderem Werth iſt, bringen. Auch
bei dieſem Inhalt wird das Princip feſtgehalten werden: alle Angaben auf
die adoptirte Maßeinheit zurück zuführen, und den Inhalt in einem Inhalts-
verzeichniß von Zeit zu Zeit zuſammenzufaſſen. Die Beilage ſoll ſo als
nothwendige Ergänzung des Hauptblattes dienen, das Thatſächliche derſelben
erläutern, und die Entwicklung der deutſchen Wehrkraft in allen ihren Theilen
vorbereiten und unterſtützen. Das Ganze ſoll ſomit eine allgemeine genaue
Kenntniß der geſammten deutſchen Wehrkraft erleichtern und verbreiten, es
wird die einzelnen Theile verbinden und die Einigung zwiſchen ihnen in gei-
ſtiger wie materieller Beziehung erhalten und fördern.

Ueber den Aufenthalt JJ. MM. des Königs Max und der
Königin Marie in der Pfalz enthält die Pfälzer Ztg. folgende Berichte:
JJ. MM. der König Max und die Königin Marie trafen am 9 Nachmittags
um halb 3 Uhr in Ludwigshafen ein. Der Regierungspräſident, ſo wie der
Vorſtand des Verwaltungsraths und die Directoren der pfälziſchen Bahnen
waren dem Königspaar bis Worms entgegengefahren. Ludwigshafen war
aufs feſtlichſte geſchmückt, und eine zahlreiche Menge empfieng JJ. Majeſtäten
mit den ungeheucheltſten Zeichen der Freude. Speyer, die alte deutſche
Kaiſerſtadt am Rhein, hatte ſich in ein glänzendes Feſtgewand gehüllt um
ihr Herrſcherpaar würdig zu empfangen. Abends erſchien ein langer Zug
hieſiger Bewohner mit bunten Lampen, Muſik und Geſang, den ein Feuer-
werk ſchloß. Prof. Lehmann brachte Ihren Majeſtäten folgendes von allen
Anweſenden begeiſtert wiederholtes Lebehoch aus: „Unſerem erhabenen all-
geliebten König und Pfalzgrafen Maximilian II, dem hochſinnigen deutſchen
Fürſten, unſerer hocherlauchten allverehrten Königin Marie, dem hellleuch-
tenden Vorbild der deutſchen Frauen, unſerm theuren Königspaar, in ſeiner
treuen Pfalz allzeit herzlich, in dieſer ernſten Zeit doppelt freudig
willkommen und begrüßt, erſchalle aus treuen deutſchen Herzen ein tauſend-
ſtimmig dreifach donnernd Hoch!“ Aus den Städten Pirmaſens, St. Ing-
bert, Blieskaſtel, Zweibrücken, Kaiſerslautern und Kirchheimbolanden waren
am 10 Deputationen hier um die kk. Majeſtäten zu bergrüßen. Die Deputa-
tion aus St. Ingbert bat Se. Majeſtät um den Bau der Zweigbahn von.
Homburg nach ihrer Stadt, und um die Erhebung derſelben zu einem Kantons-
hauptort. Die von Kirchheimbolanden brachte das Project der Kaiſerslautern-
Alzeyer Bahn wieder in Anregung. Auch die Geſangbuchsdeputation wurde
vom König empfangen; wie verlautet, wurde ihr bedeutet daß an allerhöchſt
ſanctionirten Beſchlüſſen nichts geändert werden könne, daß indeſſen über ihre
Petition das Miniſterium gutachtlich vernommen werden ſolle. Die Depu-
tation wird ſich nächſtens nach München begeben um ihre Anliegen beim
Cultusminiſterium vorzubringen. Unmittelbar nach ihr hatte der Conſiſtorial-
director Prinz bei Sr. Majeſtät eine längere Audienz.

Gr. Baden.

Der Wortlaut der zehn Theſen der Dur-
lacher Conferenz iſt nach dem Südd. ev.-prot. Wochenbl. folgender:
1) Die vereinigte evangeliſch-proteſtantiſche Kirche des Großherzogthums Baden
ruht in der evangeliſch-proteſtantiſchen Gemeinde, welche in der Pfarrgemeinde,
der Diöceſangemeinde und der Landesgemeinde zur verfaſſungsmäßigen Erſcheinung
kommt. Ihre Rechte und Befugniſſe übt ſie durch die von ihr ſelbſt gewählte Ver-
tretung aus. 2) Der evangeliſche Großherzog verwaltet das landesherrliche Kirchen-
regiment nach den Beſtimmungen der Kirchenverfaſſung. 3) Die Pfarrgemeinden
ſind durch Kirchen-Gemeinderäthe vertreten, welche von allen ſelbſtändigen Gemeinde-
gliedern unmittelbar oder mittelbar auf eine beſtimmte Anzahl von Jahren gewählt
werden. 4) Die Pfarrer werden unter Mitwirkung der Pfarrgemeinden vom Groß-
herzog ernannt. Die Patronatsrechte bleiben vorbehalten. 5) Die Diöceſangemein-
den ſind durch Diöceſanſynoden vertreten, in welchen jede Pfarrgemeinde durch
mindeſtens eben ſo viele weltliche als geiſtliche Mitglieder repräſentirt iſt. Dieſelben
verſammeln ſich wenigſtens alle zwei Jahre zur Berathung über allgemeine kirchliche
Angelegenheiten und zur Beſchlußfaſſung über die beſondern Angelegenheiten der
Diöceſe. Sie ſind durch einen von ihnen gewählten ſtändigen Ausſchuß von einer
Sitzungsperiode bis zur andern vertreten. 6) Die Dekane werden unter Mitwirkung
der Diöceſanſynoden vom Großherzog auf eine beſtimmte Anzahl von Jahren er-
nannt. 7) Die Landesgemeinde iſt durch die Generalſynode vertreten, und wird
mindeſtens aus eben ſo vielen weltlichen als geiſtlichen Abgeordneten gebildet. Die-
ſelbe verſammelt ſich wenigſtens alle fünf Jahre zur Beralhung und Beſchlußfaſſung
über alle in das Gebiet der kirchlichen Geſetzgebung und Verwaltung einſchlagenden
Angelegenheiten. Ihre Beſchlüſſe bedürfen zur Gültigkeit der Genehmigung des
Großherzogs. Sie iſt durch einen von ihr gewählten ſtändigen Ausſchuß von einer
Sitzungsperiode bis zur andern vertreten. 8) Die Mitglieder des Oberkirchenraths
werden unter Mitwirkung der Generalſynode oder des Generalſynodalausſchuſſes
vom Großberzog ernannt. Derſelbe iſt der Generalſynode in Beziehung auf ſeine
geſammte Thätigkeit verantwortlich, und in beſondern Fällen auf den Beirath des

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[2762/0002] liche Colonne in die Stadt eingedrungen ſey. Garibaldi ſammelte alsbald, wie geſtern ſeine Reſerven, und rückte vor. Die Sache beſtätigte ſich, und der eugliſche Schiffslieutenant Wilmot, der ans Land geſtiegen war um die Zuſtimmung ſeines Admirals zur Conferenz zu überbringen, befand ſich zwiſchen den aufeinander rückenden Colonnen. In demſelben Augenblick platzte eine vom Caſtell geſchleuderte Bombe ganz nahe bei ihm, die Neapolitaner ſchlugen mit ihren Flinten an, und nur mit augenſcheinlicher Gefahr erreichte er endlich Garibaldi. Es war 5 Minuten nach 12 Uhr, und ein paar Mi- nuten darauf kamen die beiden neapolitaniſchen Officiere. — Die Admirals- boote ſollen ein Viertel nach 1 Uhr bereit ſeyn. Ich geſtehe, an Garibaldi’s Stelle würde ich keinen Vorſchlag angehört haben bis die von außen her ein- gerückte feindliche Colonne die von ihr erſchlichene Poſition wieder aufgegeben hätte. Aber Garibaldi iſt unverbeſſerlich in ſeiner Großmuth. 4 Uhr Nachmittags. Die Conferenz an Bord iſt noch nicht vor- über, und alle Boote ſind um den „Hannibal“ verſammelt. Die Stadt iſt in höchſter Aufregung, indem ſich das Gerücht verbreitet: man habe neapoli- taniſcherſeits Garibaldi eine Capitulation und freien Rückzug angeboten. In ſolchen Momenten erkennt man aus welchem Stoff eine Bevölkerung gemacht iſt, und gewißlich beſteht die von Palermo nicht aus dem Stoff woraus man Helden und Martyrer macht. Anſtatt ſich in die dem Feind nächſtgelegenen Häuſer zu werfen, rennen die Einwohner jammernd in den Straßen herum, und entmuthigen einander. Halb 5 Uhr. Die Conferenz iſt eben vorüber. Garibaldi hat ge- landet, und ſich mit den beiden neapolitaniſchen Generalen in den Palſt ver- fügt. Die franzöſiſche Poſt geht ab, und ich muß meinen Brief abſenden ohne Ihnen die Details der Conferenz mittheilen zu können. Es heißt aber: ein Waffenſtillſtand ſey bis morgen Mittags geſchloſſen, und die Neapolitaner hätten ihn beſonders verlangt um für ihre zahlreichen Verwundeten ſorgen zu können. Jedenfalls können beide Theile nicht mehr lange aushalten. Ein epiſches Gedicht ließe ſich ſchreiben über das was die 1062 Italiener und 5 Ungarn in den letzten zwanzig Tagen in Sicilien gethan; wie ſie fochten, marſchirten, Strapazen ertrugen. Wäre jeder Sicilianer bereit nur den tauſendſten Theil deſſen zu thun was ſie thaten, ſo würde kein Fechten mehr nöthig ſeyn. Von Sold iſt keine Rede; die meiſten der italieniſchen Kämpfer beſitzen eigene Mittel, ſie verlangen nichts als Munition, leben von dem was ſie kaufen können, und ſcheinen faſt vergeſſen zu haben was Schlaf iſt. Deutſchland. Vom Main, 10 Jan. Die ſardiniſche Geſandtſchaft am Bundestag hat die Nachricht erhalten daß die Verhandlungen zwiſchen Frankreich und Sardinien behufs der Regulirung der Gränzen ſiſtirt ſind; ſelbſt die Zoll- gränzverhandlungen ruhen einſtweilen. So weit die Thatſache. Es iſt nur noch hinzuzuſügen daß man in anderweitigen diplomatiſchen Kreiſen mit Be- ſtimmtheit verſichert: dieſe Siftirung ſey die Folge der neueſten Ereigniſſe in Süditalien, und die franzöfiſche Regierung halte es angeſichts jener Ereigniſſe für zeitgemäß mit der definitiven Feſtſtellung der neuen Gränzen noch zuzu- warten, bis ſich ergeben haben würde ob nicht, falls etwa Piemont eine wei- tere Vergrößerung erfahren ſollte, die „Sicherheit“ Frankreichs ein abermali- ges Vorſchieben auf der franzöſiſch-italieniſchen Gränze erfordern möchte. Es würde daraus zugleich hervorgehen daß Frankreich eventuell, und bei entſpre- chender Compenſation für ſich, gegen weitere piemonteſiſche Annexionen nichts einzuwenden hätte. (N. K.) Frankfurt a. M., 10 Jun. So eben iſt hier der Proſpect eines „Militär-Wochenblattes für das deutſche Bundesheer“ ausgegeben worden, das vom 1 Jul. an erſcheinen wird, und als Hauptzweck die Erfüllung der ſchönen und großen Aufgabe vor Augen hat: als Centralorgan für das deut- ſche Bundesheer in ſeiner ganzen Ausdehnung, alſo als einigendes Band zwiſchen allen ſeinen Gliedern und Theilen zu dienen, zum Zweck der Kräf- tigung der deutſchen Wehrkraft zu Schutz und Trutz. Es wird in zwei Theile, ein Hauptblatt und eine Beilage, geſchieden werden. In ſeinem den thatſächlichen Verhältniſſen gewidmeten Hauptblatt wird es in ſtreng geregelter überſichtlicher Form laufend veröffentlichen: 1) alle in den deutſchen Bundesſtaaten erlaſſenen neuen militäriſchen Verordnungen und Beſtimmungen von allgemeinem Intereſſe; 2) die Verfügungen der Militär- commiſſion des deutſchen Bundes welche ein allgemeines Intereſſe haben; 3) ſämmtliche Veränderungen in den Perſonalverhältniſſen der deutſchen Ar- meen; 4) vergleichende Ueberſicht der beſtehenden, ſo wie der neuen Einrich- tungen und Vorſchriften der deutſchen Armeen im Gebiete der Formation, der Ausrüſtung, der Ausbildung, der Erhaltung und Verwendung der Truppen und Waffen, der Heere wie der Feſtungen; 5) Ueberſicht der Be- hörden und Befehlshaber über die Hauptkörper und Glieder deutſcher Ar- meen; 6) vergleichende Ueberſicht der bei den Bundesheeren üblichen Termino- logie (Commandos und Signale) im Gebiete der Organiſation, der Taktik, und der Technik. Ueberall werden dabei die Angaben über Rang, Gewicht, Längenausdehnung, Geld ꝛc. auf ein gemeinſchaftliches Maß zurückgeführt werden, zu welchem alle beſtehenden allgemeinen Maßeinheiten: das Zoll- gewicht ꝛc., die Baſis liefern werden. Die Beilage des Blattes wird zunächſt diejenigen Theile der deutſchen Wehrkraft behandeln welche bis jetzt der Ein- wirkung des Bundes ganz entzogen ſind: die Flotten und das Marineweſen, ferner diejenigen ſtaatlichen Einrichtungen welche in unmittelbarer Beziehung zur Wehrkraft ſtehen: die Eiſenbahnen innerhalb der deutſchen Gränzen, die Benutzung derſelben für Truppentransporte. Dem wird ſich eine weitere Erörterung der im Hauptblatt gegebenen thatſächlichen Verhältniſſe zur näheren Beleuchtung und Erklärung derſelben anſchließen. Endlich wird die Beilage Mittheilungen über alle neuen Erfindungen und neuen Syſteme, deren Kenntniß für das Bundesheer von beſonderem Werth iſt, bringen. Auch bei dieſem Inhalt wird das Princip feſtgehalten werden: alle Angaben auf die adoptirte Maßeinheit zurück zuführen, und den Inhalt in einem Inhalts- verzeichniß von Zeit zu Zeit zuſammenzufaſſen. Die Beilage ſoll ſo als nothwendige Ergänzung des Hauptblattes dienen, das Thatſächliche derſelben erläutern, und die Entwicklung der deutſchen Wehrkraft in allen ihren Theilen vorbereiten und unterſtützen. Das Ganze ſoll ſomit eine allgemeine genaue Kenntniß der geſammten deutſchen Wehrkraft erleichtern und verbreiten, es wird die einzelnen Theile verbinden und die Einigung zwiſchen ihnen in gei- ſtiger wie materieller Beziehung erhalten und fördern. Bayern. Ueber den Aufenthalt JJ. MM. des Königs Max und der Königin Marie in der Pfalz enthält die Pfälzer Ztg. folgende Berichte: JJ. MM. der König Max und die Königin Marie trafen am 9 Nachmittags um halb 3 Uhr in Ludwigshafen ein. Der Regierungspräſident, ſo wie der Vorſtand des Verwaltungsraths und die Directoren der pfälziſchen Bahnen waren dem Königspaar bis Worms entgegengefahren. Ludwigshafen war aufs feſtlichſte geſchmückt, und eine zahlreiche Menge empfieng JJ. Majeſtäten mit den ungeheucheltſten Zeichen der Freude. Speyer, die alte deutſche Kaiſerſtadt am Rhein, hatte ſich in ein glänzendes Feſtgewand gehüllt um ihr Herrſcherpaar würdig zu empfangen. Abends erſchien ein langer Zug hieſiger Bewohner mit bunten Lampen, Muſik und Geſang, den ein Feuer- werk ſchloß. Prof. Lehmann brachte Ihren Majeſtäten folgendes von allen Anweſenden begeiſtert wiederholtes Lebehoch aus: „Unſerem erhabenen all- geliebten König und Pfalzgrafen Maximilian II, dem hochſinnigen deutſchen Fürſten, unſerer hocherlauchten allverehrten Königin Marie, dem hellleuch- tenden Vorbild der deutſchen Frauen, unſerm theuren Königspaar, in ſeiner treuen Pfalz allzeit herzlich, in dieſer ernſten Zeit doppelt freudig willkommen und begrüßt, erſchalle aus treuen deutſchen Herzen ein tauſend- ſtimmig dreifach donnernd Hoch!“ Aus den Städten Pirmaſens, St. Ing- bert, Blieskaſtel, Zweibrücken, Kaiſerslautern und Kirchheimbolanden waren am 10 Deputationen hier um die kk. Majeſtäten zu bergrüßen. Die Deputa- tion aus St. Ingbert bat Se. Majeſtät um den Bau der Zweigbahn von. Homburg nach ihrer Stadt, und um die Erhebung derſelben zu einem Kantons- hauptort. Die von Kirchheimbolanden brachte das Project der Kaiſerslautern- Alzeyer Bahn wieder in Anregung. Auch die Geſangbuchsdeputation wurde vom König empfangen; wie verlautet, wurde ihr bedeutet daß an allerhöchſt ſanctionirten Beſchlüſſen nichts geändert werden könne, daß indeſſen über ihre Petition das Miniſterium gutachtlich vernommen werden ſolle. Die Depu- tation wird ſich nächſtens nach München begeben um ihre Anliegen beim Cultusminiſterium vorzubringen. Unmittelbar nach ihr hatte der Conſiſtorial- director Prinz bei Sr. Majeſtät eine längere Audienz. Gr. Baden. Durlach. Der Wortlaut der zehn Theſen der Dur- lacher Conferenz iſt nach dem Südd. ev.-prot. Wochenbl. folgender: 1) Die vereinigte evangeliſch-proteſtantiſche Kirche des Großherzogthums Baden ruht in der evangeliſch-proteſtantiſchen Gemeinde, welche in der Pfarrgemeinde, der Diöceſangemeinde und der Landesgemeinde zur verfaſſungsmäßigen Erſcheinung kommt. Ihre Rechte und Befugniſſe übt ſie durch die von ihr ſelbſt gewählte Ver- tretung aus. 2) Der evangeliſche Großherzog verwaltet das landesherrliche Kirchen- regiment nach den Beſtimmungen der Kirchenverfaſſung. 3) Die Pfarrgemeinden ſind durch Kirchen-Gemeinderäthe vertreten, welche von allen ſelbſtändigen Gemeinde- gliedern unmittelbar oder mittelbar auf eine beſtimmte Anzahl von Jahren gewählt werden. 4) Die Pfarrer werden unter Mitwirkung der Pfarrgemeinden vom Groß- herzog ernannt. Die Patronatsrechte bleiben vorbehalten. 5) Die Diöceſangemein- den ſind durch Diöceſanſynoden vertreten, in welchen jede Pfarrgemeinde durch mindeſtens eben ſo viele weltliche als geiſtliche Mitglieder repräſentirt iſt. Dieſelben verſammeln ſich wenigſtens alle zwei Jahre zur Berathung über allgemeine kirchliche Angelegenheiten und zur Beſchlußfaſſung über die beſondern Angelegenheiten der Diöceſe. 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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 166, 14. Juni 1860, S. 2762. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine166_1860/2>, abgerufen am 06.06.2024.