Allgemeine Zeitung, Nr. 165, 13. Juni 1860.[Spaltenumbruch]
AUGSBURG. Das Abonnement, Allgemeine Zeitung. inserate werden von der Expedition Mittwoch Nr. 165. 13 Junius 1860. Correspondenzen sind an die Redaction, Inserate dagegen an die Expedition der Allgemeinen Zeitung zu adresstren. Da die Bestimmungen über die Benützung der königl. bayerischen Posten gestatten auch nachträgliche Bestellungen auf Zeitungen mit vierteljähriger Abon- [Spaltenumbruch] Uebersicht. Die Einnahme Palermo's. II. Deutschland. München (die Kunstanstalt von Piloty und Löhle); Aus Oberbayern (Bad Reichenhall); Darmstadt (Toast des Minister- präsidenten von Dalwigk); Hanau (die französische Gemeinde); Hamburg (Graf Borries und die öffentliche Meinung. Legate. Diplomatischer Personen- wechsel. Lebhafter Schiffsverkehr. Die Kunstausstellung); Hannover (aus der zweiten Kammer); Berlin (der verweigerte Fackelzug. Grabdenkmal für Wentzel); Vom Jun (die Reichsräthe aus Tirol und Vorarlberg); Wien (aus dem Bericht der Staatsschuldencommission. Die Edictalvorladung des Hrn. M. v. Haber. Reichsrathssitzung. Aus dem Staatsvoranschlag); Triest (das Linienschiff "Kaiser." Ausgrabungen in Pola. Der Rettungsapparat des Piloten Nasso. Die Familie Bruck. Kaiserin Maria Anna in Abazia erwartet). Schweiz. Genf (die Einverleibung Savoyens. Das Gesetz über die Militärtaxe). Großbritannien. Parlamentsverhandlungen. (Die Beschießung Palermo's. Die diplomatischen Beziehungen zu Rom. Der Sklavenhandel.) Frankreich. Bertrauen und Mißtrauen. Die Pflicht gegen das Rheinland. Die inspirirten Broschüren. Urtheile Alexander v. Humboldts über Philarete Chasles. Die Zusammenkunft in Baden. Hr. Picard über die Berwarnungen. Hr. Gueroult außer Gunst. Italien. Turin (Gräfin Stakelberg +. Der Dampfer "Utile." Dotation der sardinischen Krone. Verfolgung des Klerus. Brief des Erz- bischofs von Turin); Genna (der amerikanische Clipper "Swallow" mit Freischärlern ausgelaufen. Zwei andere Schiffe von Cagliari erwartet. Be- richt Garibaldi's über die Gefechte bei Calatafimi, Alcamo und Partenico. Der "Generaladjutant" Türr; Mailand (Vaillant. Abmarsch der Fran- zosen. Die außerordentlichen Steuern. Manzoni. Brescia). Rußland und Polen. St. Petersburg (Circulardepesche Gortschakoffs). Die Einnahme Palermo's. Palermo, 28 Mai, Morgens. II. Ich habe Eine andere Neuigkeit ist daß die in Monreale stehenden Truppen nach Jetzt ist's merkwürdig still. Von den Kriegsschiffen fällt kein Schuß, 28 Mai, Mittags. Ich komme eben aus dem Hauptquartier von Außer den Neapolitanern scheinen heute noch ganz andere Leute an den Auch auf dem flachen Land äußert sich der Fall Palermo's, denn von [Spaltenumbruch]
AUGSBURG. Das Abonnement, Allgemeine Zeitung. inserate werden von der Expedition Mittwoch Nr. 165. 13 Junius 1860. Correſpondenzen ſind an die Redaction, Inſerate dagegen an die Expedition der Allgemeinen Zeitung zu adreſſtren. Da die Beſtimmungen über die Benützung der königl. bayeriſchen Poſten geſtatten auch nachträgliche Beſtellungen auf Zeitungen mit vierteljähriger Abon- [Spaltenumbruch] Ueberſicht. Die Einnahme Palermo’s. II. Deutſchland. München (die Kunſtanſtalt von Piloty und Löhle); Aus Oberbayern (Bad Reichenhall); Darmſtadt (Toaſt des Miniſter- präſidenten von Dalwigk); Hanau (die franzöſiſche Gemeinde); Hamburg (Graf Borries und die öffentliche Meinung. Legate. Diplomatiſcher Perſonen- wechſel. Lebhafter Schiffsverkehr. Die Kunſtausſtellung); Hannover (aus der zweiten Kammer); Berlin (der verweigerte Fackelzug. Grabdenkmal für Wentzel); Vom Jun (die Reichsräthe aus Tirol und Vorarlberg); Wien (aus dem Bericht der Staatsſchuldencommiſſion. Die Edictalvorladung des Hrn. 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Be- richt Garibaldi’s über die Gefechte bei Calatafimi, Alcamo und Partenico. Der „Generaladjutant“ Türr; Mailand (Vaillant. Abmarſch der Fran- zoſen. Die außerordentlichen Steuern. Manzoni. Breſcia). Rußland und Polen. St. Petersburg (Circulardepeſche Gortſchakoffs). Die Einnahme Palermo’s. Palermo, 28 Mai, Morgens. II. Ich habe Eine andere Neuigkeit iſt daß die in Monreale ſtehenden Truppen nach Jetzt iſt’s merkwürdig ſtill. Von den Kriegsſchiffen fällt kein Schuß, 28 Mai, Mittags. Ich komme eben aus dem Hauptquartier von Außer den Neapolitanern ſcheinen heute noch ganz andere Leute an den Auch auf dem flachen Land äußert ſich der Fall Palermo’s, denn von <TEI> <text> <pb facs="#f0001"/> <front> <cb/> <div type="jExpedition" n="1"> <p> <hi rendition="#aq">AUGSBURG. 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AUGSBURG. Das Abonnement,
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Allgemeine Zeitung.
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Mittwoch Nr. 165. 13 Junius 1860.
Correſpondenzen ſind an die Redaction, Inſerate dagegen an die Expedition der Allgemeinen Zeitung zu adreſſtren.
Man abonnirt bei allen Postämtern Deutschlands Oesterreichs und der Schweiz; für Frankreich, Sardinien. Spanien und Portugal bei G. A. Alexandre in Strasburg, Paris bei demselben,
2 Cour du Commerce St. André des Arts, und bei der deutschen Buchhandlung von F. Klincksieck, Nr. 11 rue de Lille, oder bei dem Postamt in Karlsruhe; für England bei Wilhams & Norgate,
14 Henriette-Street. Covent-Garden in London für Nordamerika bei dem königl. preussischen Postamt Cöln oder Westermann & Comp. in New-York; für Italien bei den k. k. Postämtern zu
Innsbruck, Verona, Venedig, Triest und Mailand; im Kirchenstaat und den Herzogthumern Lucca, Modena. Parma und Toscana bei Buchhändler H. F. Münster in Verona. für Neapel und
Sicilien bei Buchhändler Albert Detken in Neapel: für Griechenland, Türkei und die Levante etc. beim k. k. Postamt in Triest.
Da die Beſtimmungen über die Benützung der königl. bayeriſchen Poſten geſtatten auch nachträgliche Beſtellungen auf Zeitungen mit vierteljähriger Abon-
nementsdauer für den zweiten und dritten Monat des Vierteljahres anzunehmen, wenn die Verleger ihre Einwilligung dazu geben, ſo zeigen wir hiermit an
daß die k. Oberpoſtamts-Zeitungs-Expedition dahier Beſtellungen von auswärtigen Poſtämtern auf die Monate Mai und Junius bereitwillig erledigen werde.
Augsburg, Jun. 1860. Expedition der Allgemeinen Zeitung.
Ueberſicht.
Die Einnahme Palermo’s. II.
Deutſchland. München (die Kunſtanſtalt von Piloty und Löhle);
Aus Oberbayern (Bad Reichenhall); Darmſtadt (Toaſt des Miniſter-
präſidenten von Dalwigk); Hanau (die franzöſiſche Gemeinde); Hamburg
(Graf Borries und die öffentliche Meinung. Legate. Diplomatiſcher Perſonen-
wechſel. Lebhafter Schiffsverkehr. Die Kunſtausſtellung); Hannover (aus
der zweiten Kammer); Berlin (der verweigerte Fackelzug. Grabdenkmal für
Wentzel); Vom Jun (die Reichsräthe aus Tirol und Vorarlberg); Wien
(aus dem Bericht der Staatsſchuldencommiſſion. Die Edictalvorladung des
Hrn. M. v. Haber. Reichsrathsſitzung. Aus dem Staatsvoranſchlag); Trieſt
(das Linienſchiff „Kaiſer.“ Ausgrabungen in Pola. Der Rettungsapparat
des Piloten Naſſo. Die Familie Bruck. Kaiſerin Maria Anna in Abazia
erwartet).
Schweiz. Genf (die Einverleibung Savoyens. Das Geſetz über die
Militärtaxe).
Großbritannien. Parlamentsverhandlungen. (Die Beſchießung
Palermo’s. Die diplomatiſchen Beziehungen zu Rom. Der Sklavenhandel.)
Frankreich. Bertrauen und Mißtrauen. Die Pflicht gegen das
Rheinland. Die inſpirirten Broſchüren. Urtheile Alexander v. Humboldts
über Philarète Chasles. Die Zuſammenkunft in Baden. Hr. Picard über die
Berwarnungen. Hr. Guéroult außer Gunſt.
Italien. Turin (Gräfin Stakelberg †. Der Dampfer „Utile.“
Dotation der ſardiniſchen Krone. Verfolgung des Klerus. Brief des Erz-
biſchofs von Turin); Genna (der amerikaniſche Clipper „Swallow“ mit
Freiſchärlern ausgelaufen. Zwei andere Schiffe von Cagliari erwartet. Be-
richt Garibaldi’s über die Gefechte bei Calatafimi, Alcamo und Partenico.
Der „Generaladjutant“ Türr; Mailand (Vaillant. Abmarſch der Fran-
zoſen. Die außerordentlichen Steuern. Manzoni. Breſcia).
Rußland und Polen. St. Petersburg (Circulardepeſche
Gortſchakoffs).
Die Einnahme Palermo’s.
II.
(Coreſp. der Times.) Palermo, 28 Mai, Morgens. Ich habe
die ganze Nacht vor lauter Ermattung kein Auge aufgethan, und höre jetzt
daß das Bombardement heftiger als während des Tags unterhalten worden.
Auf der Straße gibt’s Jubelrufe; es ſind politiſche Gefangene, die eben
freigemacht worden ſind, nachdem das Gefängniß di Vicariato und die dabei
liegenden Caſernen von den Truppen geräumt worden waren. Damit iſt die
Verbindung zwiſchen den Truppen im Caſtell und der Piazza Reale vollends
abgeſchnitten.
Eine andere Neuigkeit iſt daß die in Monreale ſtehenden Truppen nach
der Stadt hereingezogen wurden, und daß dieſes jetzt von ficilianiſchen Ban-
den beſetzt iſt. Das war eben Garibaldi’s Meiſterzug daß er den Gegner
zwang ſeine Kraft zu zerſplittern, und da dieſer den Haß der Bevölkerung
fürchten mußte, konnte er es nie wagen kleine Detaſchements auszuſchicken
poſtirte 4000 — 5000 Mann nach Monreale, und eben ſo viele längs der
Straße von Parco nach Piana, um dort, wie ſie glaubten, die Verfolgung
Garibaldi’s zu betreiben. Da auch die Citadelle und der Weg nach dem
Molo ſtarke Beſatzungen erheiſchten, war für die Vertheidigung der Stadt
freilich nicht viel übrig geblieben.
Jetzt iſt’s merkwürdig ſtill. Von den Kriegsſchiffen fällt kein Schuß,
und die Citadelle befleißigt ſich gleichfalls größerer Mäßigung.
28 Mai, Mittags. Ich komme eben aus dem Hauptquartier von
der Piazza del Pretorio, wo mir das Räthſel vom Schweigen der Kriegs-
ſchiffe erklärt wurde. Admiral Mundy ſchickt ſeinen Flaggenlieutenant, Hrn.
Willmot, dreimal täglich ans Land, um ſich beim brittiſchen Conſul zu erkun-
digen wie’s ſteht. Heute früh hatte Hr. Willmot noch einen andern Auftrag.
Der neapolitaniſche Commodore war nämlich zeitig des Morgens an Bord
des „Hannibal“ gekommen, und erbat ſich des Admirals Vermittlung um
von General Garibaldi einen Waffenſtillſtand zu erwirken, und zugleich von
ihm die Erlaubniß zu erhalten daß zwei Generale von den im königl. Palaſt
eingeſchloſſenen Truppen ſich durch die Stadt zum Admiral verfügen dürfen.
Admiral Mundy erwiederte: er könne ſich zu keiner Vermittlung verſtehen
bevor Citadelle und Kriegsſchiffe nicht ihr Feuer eingeſtellt hätten. Der Com-
modore ſagte alles zu, doch könne er nur für ſeine Schiffe einſtehen, denn
der Commandirende der Citadelle ſtehe über ihm. Darauf hin verſprach
Admiral Mundy die Botſchaft des Commodore an Garibaldi zu befördern.
Der Commodore ſeinerſeits ſtellte ſofort das Feuer ſeiner Schiffe ein. Die
Citadelle dagegen wollte ſich zwar nicht ganz zum Schweigen bequemen, ſchoß
aber auch von da an in längeren Pauſen. Nun zeigte das Entgegenkommen
des Commodore ziemlich klar daß die Neapolitaner ſich nicht ſehr behaglich
fühlten; trotzdem willigte Garibaldi mit ſeiner gewohnten Großherzigkeit un-
verweilt in den gewünſchten Waffenſtillſtand und in die Paſſage der beiden
Generale durch die Stadt. Gleichzeitig befahl er den Seinigen die Feind-
ſeligkeiten einzuſtellen. Das hieß die Großmuth etwas weit treiben.
Außer den Neapolitanern ſcheinen heute noch ganz andere Leute an den
Fall Palermo’s zu glauben. Auf dem Wege nach dem Hauptquartier geſellte
ſich dieſen Morgen der franzöſiſche Conſul zu mir. Er habe Garibaldi
wichtiges mitzutheilen. Und ſo giengen wir denn zuſammen hin. Wir trafen
den General wieder bei der Fontäne. Ich ſtellte ihm meinen Begleiter vor,
morauf dieſer ihn beiſeite führte, ihm im Namen ſeiner Regierung zu dem
glücklichen Erfolg ſeines Unternehmens Glück wünſchte, ihn der Sympathien
Frankreichs verſicherte, und ſonſt gewaltige Elcquenz entfaltete, die auf den
ehrlichen Soldaten in der rothen Flanellblouſe, der, wenn auch gerade kein
Diplomat, doch etwas Menſchenkenner iſt, blutwenig Eindruck gemacht
haben mag.
Auch auf dem flachen Land äußert ſich der Fall Palermo’s, denn von
allen Seiten kommen Banden ohne Zahl herangerückt, und umſchwärmen die
Regii — wie hier die königlichen Truppen allgemein genannt werden — ſo
gewaltig, daß eine bei Piana und Corleone zurückgebliebene Abtheilung von
1500—1600 Mann in Gefahr ſchwebt aufgehoben zu werden. Nur die Pa-
lermitaner bleiben hinter allen Erwartungen zurück. Sie ſind faul, ſchwatzen
ewig, werden zehnmal im Tag von neapolitaniſcher Cavallerie erſchreckt, die
nirgend zu ſehen iſt, und denken nicht daran, wie voriges Jahr die Mailänder,
ordentliche Fürſorge für die Kranken und Verwundeten zu treffen. Daran
iſt nicht Mangel an gutem Willen, ſondern erſchrecklicher Ueberfluß an Paſ-
ſivität ſchuld. Dafür beſſern ſich die Picciotti und bekommen Paſſion fürs
Barricadenbauen und Straßengefecht, während — wie dieß überall der Fall
iſt — die Disciplin der Neapolitauer, je länger der Straßenkampf währt,
deſto ſtärker gelockert wird. Beweis dafür iſt daß mit jeder Stunde mehr
Deſerteure herüber kommen. Die in den Hoſpitälern Vorgefundenen einge-
rechnet, befinden ſich ihrer jetzt wohl an 1000 Mann bei Garibaldi. Er be-
fahl ſie gut zu behandeln, und ich bemerke nichts von Gehäſſigkeit gegen ſie;
deſto eifriger macht das Volk auf die Polizeileute Jagd. Und doch iſt auch
von dieſen bisher nur einer getödtet worden, er hatte auf die welche ihn ver-
haften wollten gefeuert.
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(2022-04-08T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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