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Allgemeine Zeitung, Nr. 161, 9. Juni 1860.

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andrerseits ungerecht seyn an Eroberern und Despoten, welche ihrer Ver-
brechen wegen ein verdammendes Berdiet treffen muß, darum zu übersehen
und zu verschweigen was sie vielleicht in einigen Richtungen gutes und nütz-
liches geleistet. Auch diesen nicht gerade neuen Satz gefiel es dem Kanzler
seinen Zuhörern an vielen geschichtlichen Namen zu belenchten: z. B. an
Richard III, "der ohne Zweifel ein blutiger Tyrann war, welchem aber
England große Berbesserungen in seiner Rechtspflege zu verdanken hatte, und
der, sobald er erst auf dem Throne festsaß, alle englischen Volksclassen mild
regierte, nur den Adel nicht." Folgender Passus mag einem Theil der Zu-
hörer aufgefallen seyn: "Wenn wir die politische Falschheit der Elisabeth
schildern, ihre Mißhandlung der Königin Maria, ihre heimlichen Versuche sie
durch Meuchelmord aus dem Weg zu schaffen, ihre Aufopferung Davisons,
der ihren Befehl zur Hinrichtung vollzogen, um damit ihre falsche Abläug-
nung des Blutbefehls zu bemänteln, so müssen wir doch zugleich ihre
großen Regentengaben anerkennen, womit sie in höchst schwieriger Zeit
die Ruhe des Reichs aufrecht hielt, sowie wir nicht verschweigen dürfen
daß sie jenen Günstlingen, mit denen sie allerdings ein wenig erbauliches
Leben (a life of indulgence) führte, doch keinen Einfluß auf die Leitung
der Staatsgeschäfte einräumte." Und so habe denn auch Napoleon, bei all
seinen Sünden, seine ebenfalls großen und guten Seiten gehabt, und manche
Verdienste um Frankreichs innere Verwaltung. Was ebenfalls sehr bekannt ist.
Nach einer weitern Auslassung über die Gottlosigkeit ungerechter Kriege än-
ßert der Redner: "Man sagt daß der jetzige Kaiser der Franzosen von sei-
nem glücklichen Feldzug in Italien mit einem tiefen Gefühl der Kriegsgräuel
zurückkehrte, und daß seine weise Hingebung an die friedliche Verbesserung
der Landeszustände einen Ansporn in der Erinnerung an die traurigen Scenen
hat deren Zeuge er dort gewesen ist. Hoffen wir daß es keinem schnöden
Schmeichler gelingen werde ihn zum Aufgeben dieser Bahn zu verleiten,
und daß er mit allen tugendhaften und vernünftigen Männern jenen Stim-
mungen in der französischen Nation entgegenarbeiten werde, welche seinen
Oheim in dessen für ihn und die Welt verderblicher Richtung unterstützten --
Stimmungen welche allen Nachbarvölkern die schweren Kosten beständiger
Wachsamkeit und Waffenrüftung aufgelegt haben, und noch fortwährend
auflegen."

Nun lenkte Brougham in die gewöhnlichen Gleise einer Schulrede
ein, und schloß mit einem Auszug aus seiner bekannten Schrift über "natür-
liche Theologie," indem er -- vor den glänzenden Irrthümern David Hume's
warnend, der jedoch mehr ein disbeliever als unbeliever, d. h. wohl mehr
ein vom gewöhnlichen Kirchenglauben Abweichender, als ein wirklicher Un-
gläubiger gewesen sey -- der Jugend aus Herz legte daß ein richtiges Natur-
studium den christlichen Gottesglauben nicht untergrabe und zerstöre, sondern
befestige; wie alle ächte Philosophie, nach Baco's berühmtem Wort: "Leviores
e philosophia haustus a Deo avocant, pleniores ad eum reducunt."

Nach solcher Anstrengung wohnte der geistesfrische Greis noch einem
Festmahl bei das der akademische Senat ihm zu Ehren veranstaltet hatte, und
Abends einer Gesellschaft welche die Lady Belhaven in dem alten schottischen
Königspalast Holyrood-House (Heiligkreuz-Haus) gab. Se. Lordschaft, so er-
zählt ein Edinburger Blatt, ließ sich von zwei Bedienten in das verfallene kleine
Zimmer führen wo der italienische Sänger Rizzio an der Seite der Marie
Stuart ermordet wurde, und kniete nieder um den berühmten, wahrscheinlich
mehrmals aufgefrischten, Blutfleck näher zu betrachten. Nach seiner Rück-
kehr, und mit Beziehung auf seine obige Aeußerung über die "jungfräuliche"
Königin -- fragte ihn die Dame des Hauses: "Sie scheinen, Mylord, für
die Marie gegen Elisabeth Partei zu nehmen?" Darauf Brougham: "Partei,
Mylady, nehm' ich für keine von beiden."



Deutschland.
Bayern.

Die Erledigung der Arbeiten
unserer Gesetzgebungsausschüsse schreitet rascher voran als man selbst bei der
voraussichtlichen Uebereinstimmung der Regierungsvorlagen mit den Ueber-
zeugungen der Ausschußmitglieder erwarten durfte. Es sind die Anschanun-
gen welche sich seit Jahren unverhohlen in den Kammern und im ganzen Lande
geltend gemacht, von denen die Gesetzentwürfe getragen sind. Bereits wur-
den sie an die verschiedenen hiesigen Buchdruckereien abgegeben, um sie
so schnell als möglich herzustellen. Dr. Weis, der das Referat über den all-
gemeinen Theil des Strafgesetzbuches übernommen und dessen riesige Arbeits-
kraft das mögliche leistet, wird schon bis nächsten Montag damit fertig seyn,
und so nächste Woche dem Ausschuß Vortrag halten können. Welche freudige
Erwartungen man im ganzen Lande an die endliche Durchführung so lang
ersehnter Gesetzesnormen knüpft, spricht unter andern besonders prägnant der
Antrag eines Landrathsmitglieds der Pfalz aus, indem er auf den bevor-
stehenden glücklichen Abschluß der gesetzgeberischen Arbeiten in Bayern hin-
weist und dabei für alle Provinzen gleichen Theil an den Gesetzeswohlthaten
Bayerns hofft, und allerdings wird die innigere Vereinigung des diesseitigen
und jenseitigen Bayerns durch nichts so sehr gefördert werden als durch den
Abschluß solcher gedeihlichen Gesetzesarbeiten. -- Der "Volksbote" will wis-
sen daß König Max von Bayern in Beantwortung der Note Sardiniens ent-
schieden gegen die an- und übergreifende Politik der sardinischen Regierung,
besonders bezüglich der Vergewaltigung des Kirchenstaats protestirt habe. --
Se. Maj. König Ludwig ist heute mit dem Frühzug in die Pfalz abgereist.

Württemberg.

Heute tagte hier eine Ver-
sammlung von evangelischen Geistlichen Württembergs, zu welcher sich etwa
100 Theilnehmer eingefunden hatten. Der Zweck dieser Versammlung war
u. a. eine Besprechung über die künftige Stellung der evangelischen Kirche in
Württemberg zum Staat gegenüber der katholischen Kirche. (W. Staats-Anz.)

H. Nassau.

In der zweiten Kammer kam
heute der Antrag des Abg. Reuß wegen Reform des Postwesens zur Abstim-
mung. Der Commissionsbericht über diese Motion ward von dem Be-
richterstatter Abg. Dr. Braun vorgetragen, und darauf der darin gestellte
Ausschußantrag auf Nichterneuerung des Postvertrags mit Thurn und Taxis
und Einführung von Staatsposten ohne Discussion einstimmig angenommen.
Der Regierungscommissär Finanzdirector Dr. Bertram erklärte: daraus
daß die Regierung in der heutigen Sitzung keine Erklärung abgebe, möge man
weder für noch wider Schlüsse ziehen. Damit wird bestätigt daß im Schooße
der Regierung ein entscheidender Entschluß in dieser wichtigen Angelegenheit
noch nicht gefaßt ist. (Rhein-Lahn-Ztg.)

Hannover.

Wie die Ztg. für Nordd. ver-
nimmt, geht die Grafenwürde, durch deren Verleihung Hr. v. Borries "in
Anerkennung seiner vielen Verdienste" ausgezeichnet wurde, auf jeden ältesten
Sohn über, und man spricht bereits von der zur Aufrechthaltung derselben
ausersehenen Dotation an Grundbesitz. In der gestrigen Rede zur Grund-
steinlegung, welche heute von der N. H. Ztg. mitgetheilt wird, sagte der
König: "Vom Allmächtigen erflehe ich, und wie ich Gottlob weiß, in Ueber-
einstimmung mit meinem ganzen Volk, daß er geben möge daß das alte Herr-
scherhaus bis zum Ende aller Dinge mit seinen Landen und seinen Unter-
thanen innig verwoben bleibe."


Für den kürzlich verstorbenen außer-
ordentlichen Professor der pathologischen Anatomie, Beckmann, wel-
cher, von Würzburg berufen, schon nach 11/2 jährigem Wirken in Folge
eines Brustleidens zu Ostern d. J. verschied, ist Dr. W. Krause, ein Sohn
des Anatomen und Obermedicinalraths Krause in Hannover, vom Herbst
d. J. an ernannt worden. Dagegen wird außer Professor Köstlin ein zweiter
Prosessor extraordinarius, Dieckhoff, uns verlassen, welcher einen Ruf
als Ordinarius nach Rostock erhalten und angenommen hat. Unser zeitiger
Prorector, Prof. theol. Dorner, hat einen Ruf nach Halle abgelehnt. Die
Studierenden der Theologie brachten demselben jüngst, in Anerkennung seines
Bleibens, einen Fackelzug, und vom König wurde er zum Oberconsistorial-
rath und wirklichen Mitglied des Consistoriums in Hannover ernannt, wo
er auch zugleich der Prüfungsbehörde angehört. Eine ähnliche Stellung hat
Abt und Professor Ehrenfeuchter inne, so daß nunmehr zwei Mitglieder der
hiesigen theologischen Facultät zugleich im Kirchenregiment Sitz und Stimme
haben. Prof. Luthard in Leipzig, ein Bayer von Geburt, hat, wie wir
hören, eine Berufung in die hiesige theologische Facultät abgelehnt.

Preußen.

Die Nachrichten von
dem Schaden und den Unglücksfällen welche der nenliche Sturm angerichtet hat,
mehren sich noch täglich. Ich selbst hatte die Pfingstferien zu einem kleinen
Ausflug nach Holland benutzt, und befand mich auf einem Dampfer, dem es,
nachdem er wiederholt vergebens Anker geworfen hatte, noch gelang, wenn
gleich übel zugerichtet, eine Bucht zu erreichen, in welcher wir die Nacht zu-
bringen mußten. Der Capitän, kein junger Seefahrer mehr, behauptete einen
wüthenderen Orkan nie erlebt zu haben. Auch an den Feldern hat der Orkan
bedeutenden Schaden verursacht, indem er die Früchte niedergeworfen
hat, am meisten dürfte die Roggensaat dabei gelitten haben. In der
Politik sieht man auch in Holland dem kommenden Sturm mit Besorgniß
entgegen; man begegnet fast überall hier der Ueberzeugung daß man von
Deutschland wenig erwarten könne; die Parteien, die Gothaer, der National-
verein etc., hätten dort, meint man, so viel im kleinen zu thun, daß Deutsch-
land zu einer gemeinsamen Maßregel und Action nicht kommen würde; wohl
aber dem großen Schnitter an der Seine die Ernte bestelle und nach Wunsch
zubereite. Die verschiedenen Projecten die zu diesem Behuf an der Seine
ins Daseyn gerufen werden, beziehen unsere Nachbarn, die Holländer,
zunächft auf sich und ihr Land. Danach soll dem König der Belgier, für den
Fall daß das linke Rheinufer auf friedlichem Weg nicht annectirt werden
könnte, eine entsprechende Rolle zugedacht seyn wie dem König Victor
Emmanuel! Der Congreß zu Spaa wäre dazu nicht einmal nöthig. Die
päpstliche Armee erhält aus Belgien immer mehr Zuwachs an Freiwilligen,
meistens tüchtigen Leuten. Aus unserer Provinz beschränkt sich die Anzahl
derer die sich unter die päpstlichen Fahnen stellen bisher nur auf zwei Officiere.
Daß der strengkatholische Adel Westfalens sich fast völlig passiv in dieser An-
gelegenheit verhält, wird vielseitig bemerkt und gedeutet.

andrerſeits ungerecht ſeyn an Eroberern und Deſpoten, welche ihrer Ver-
brechen wegen ein verdammendes Berdiet treffen muß, darum zu überſehen
und zu verſchweigen was ſie vielleicht in einigen Richtungen gutes und nütz-
liches geleiſtet. Auch dieſen nicht gerade neuen Satz gefiel es dem Kanzler
ſeinen Zuhörern an vielen geſchichtlichen Namen zu belenchten: z. B. an
Richard III, „der ohne Zweifel ein blutiger Tyrann war, welchem aber
England große Berbeſſerungen in ſeiner Rechtspflege zu verdanken hatte, und
der, ſobald er erſt auf dem Throne feſtſaß, alle engliſchen Volksclaſſen mild
regierte, nur den Adel nicht.“ Folgender Paſſus mag einem Theil der Zu-
hörer aufgefallen ſeyn: „Wenn wir die politiſche Falſchheit der Eliſabeth
ſchildern, ihre Mißhandlung der Königin Maria, ihre heimlichen Verſuche ſie
durch Meuchelmord aus dem Weg zu ſchaffen, ihre Aufopferung Daviſons,
der ihren Befehl zur Hinrichtung vollzogen, um damit ihre falſche Abläug-
nung des Blutbefehls zu bemänteln, ſo müſſen wir doch zugleich ihre
großen Regentengaben anerkennen, womit ſie in höchſt ſchwieriger Zeit
die Ruhe des Reichs aufrecht hielt, ſowie wir nicht verſchweigen dürfen
daß ſie jenen Günſtlingen, mit denen ſie allerdings ein wenig erbauliches
Leben (a life of indulgence) führte, doch keinen Einfluß auf die Leitung
der Staatsgeſchäfte einräumte.“ Und ſo habe denn auch Napoleon, bei all
ſeinen Sünden, ſeine ebenfalls großen und guten Seiten gehabt, und manche
Verdienſte um Frankreichs innere Verwaltung. Was ebenfalls ſehr bekannt iſt.
Nach einer weitern Auslaſſung über die Gottloſigkeit ungerechter Kriege än-
ßert der Redner: „Man ſagt daß der jetzige Kaiſer der Franzoſen von ſei-
nem glücklichen Feldzug in Italien mit einem tiefen Gefühl der Kriegsgräuel
zurückkehrte, und daß ſeine weiſe Hingebung an die friedliche Verbeſſerung
der Landeszuſtände einen Anſporn in der Erinnerung an die traurigen Scenen
hat deren Zeuge er dort geweſen iſt. Hoffen wir daß es keinem ſchnöden
Schmeichler gelingen werde ihn zum Aufgeben dieſer Bahn zu verleiten,
und daß er mit allen tugendhaften und vernünftigen Männern jenen Stim-
mungen in der franzöſiſchen Nation entgegenarbeiten werde, welche ſeinen
Oheim in deſſen für ihn und die Welt verderblicher Richtung unterſtützten —
Stimmungen welche allen Nachbarvölkern die ſchweren Koſten beſtändiger
Wachſamkeit und Waffenrüftung aufgelegt haben, und noch fortwährend
auflegen.“

Nun lenkte Brougham in die gewöhnlichen Gleiſe einer Schulrede
ein, und ſchloß mit einem Auszug aus ſeiner bekannten Schrift über „natür-
liche Theologie,“ indem er — vor den glänzenden Irrthümern David Hume’s
warnend, der jedoch mehr ein disbeliever als unbeliever, d. h. wohl mehr
ein vom gewöhnlichen Kirchenglauben Abweichender, als ein wirklicher Un-
gläubiger geweſen ſey — der Jugend aus Herz legte daß ein richtiges Natur-
ſtudium den chriſtlichen Gottesglauben nicht untergrabe und zerſtöre, ſondern
befeſtige; wie alle ächte Philoſophie, nach Baco’s berühmtem Wort: „Leviores
e philosophia haustus a Deo avocant, pleniores ad eum reducunt.“

Nach ſolcher Anſtrengung wohnte der geiſtesfriſche Greis noch einem
Feſtmahl bei das der akademiſche Senat ihm zu Ehren veranſtaltet hatte, und
Abends einer Geſellſchaft welche die Lady Belhaven in dem alten ſchottiſchen
Königspalaſt Holyrood-Houſe (Heiligkreuz-Haus) gab. Se. Lordſchaft, ſo er-
zählt ein Edinburger Blatt, ließ ſich von zwei Bedienten in das verfallene kleine
Zimmer führen wo der italieniſche Sänger Rizzio an der Seite der Marie
Stuart ermordet wurde, und kniete nieder um den berühmten, wahrſcheinlich
mehrmals aufgefriſchten, Blutfleck näher zu betrachten. Nach ſeiner Rück-
kehr, und mit Beziehung auf ſeine obige Aeußerung über die „jungfräuliche“
Königin — fragte ihn die Dame des Hauſes: „Sie ſcheinen, Mylord, für
die Marie gegen Eliſabeth Partei zu nehmen?“ Darauf Brougham: „Partei,
Mylady, nehm’ ich für keine von beiden.“



Deutſchland.
Bayern.

Die Erledigung der Arbeiten
unſerer Geſetzgebungsausſchüſſe ſchreitet raſcher voran als man ſelbſt bei der
vorausſichtlichen Uebereinſtimmung der Regierungsvorlagen mit den Ueber-
zeugungen der Ausſchußmitglieder erwarten durfte. Es ſind die Anſchanun-
gen welche ſich ſeit Jahren unverhohlen in den Kammern und im ganzen Lande
geltend gemacht, von denen die Geſetzentwürfe getragen ſind. Bereits wur-
den ſie an die verſchiedenen hieſigen Buchdruckereien abgegeben, um ſie
ſo ſchnell als möglich herzuſtellen. Dr. Weis, der das Referat über den all-
gemeinen Theil des Strafgeſetzbuches übernommen und deſſen rieſige Arbeits-
kraft das mögliche leiſtet, wird ſchon bis nächſten Montag damit fertig ſeyn,
und ſo nächſte Woche dem Ausſchuß Vortrag halten können. Welche freudige
Erwartungen man im ganzen Lande an die endliche Durchführung ſo lang
erſehnter Geſetzesnormen knüpft, ſpricht unter andern beſonders prägnant der
Antrag eines Landrathsmitglieds der Pfalz aus, indem er auf den bevor-
ſtehenden glücklichen Abſchluß der geſetzgeberiſchen Arbeiten in Bayern hin-
weist und dabei für alle Provinzen gleichen Theil an den Geſetzeswohlthaten
Bayerns hofft, und allerdings wird die innigere Vereinigung des dieſſeitigen
und jenſeitigen Bayerns durch nichts ſo ſehr gefördert werden als durch den
Abſchluß ſolcher gedeihlichen Geſetzesarbeiten. — Der „Volksbote“ will wiſ-
ſen daß König Max von Bayern in Beantwortung der Note Sardiniens ent-
ſchieden gegen die an- und übergreifende Politik der ſardiniſchen Regierung,
beſonders bezüglich der Vergewaltigung des Kirchenſtaats proteſtirt habe. —
Se. Maj. König Ludwig iſt heute mit dem Frühzug in die Pfalz abgereist.

Württemberg.

Heute tagte hier eine Ver-
ſammlung von evangeliſchen Geiſtlichen Württembergs, zu welcher ſich etwa
100 Theilnehmer eingefunden hatten. Der Zweck dieſer Verſammlung war
u. a. eine Beſprechung über die künftige Stellung der evangeliſchen Kirche in
Württemberg zum Staat gegenüber der katholiſchen Kirche. (W. Staats-Anz.)

H. Naſſau.

In der zweiten Kammer kam
heute der Antrag des Abg. Reuß wegen Reform des Poſtweſens zur Abſtim-
mung. Der Commiſſionsbericht über dieſe Motion ward von dem Be-
richterſtatter Abg. Dr. Braun vorgetragen, und darauf der darin geſtellte
Ausſchußantrag auf Nichterneuerung des Poſtvertrags mit Thurn und Taxis
und Einführung von Staatspoſten ohne Discuſſion einſtimmig angenommen.
Der Regierungscommiſſär Finanzdirector Dr. Bertram erklärte: daraus
daß die Regierung in der heutigen Sitzung keine Erklärung abgebe, möge man
weder für noch wider Schlüſſe ziehen. Damit wird beſtätigt daß im Schooße
der Regierung ein entſcheidender Entſchluß in dieſer wichtigen Angelegenheit
noch nicht gefaßt iſt. (Rhein-Lahn-Ztg.)

Hannover.

Wie die Ztg. für Nordd. ver-
nimmt, geht die Grafenwürde, durch deren Verleihung Hr. v. Borries „in
Anerkennung ſeiner vielen Verdienſte“ ausgezeichnet wurde, auf jeden älteſten
Sohn über, und man ſpricht bereits von der zur Aufrechthaltung derſelben
auserſehenen Dotation an Grundbeſitz. In der geſtrigen Rede zur Grund-
ſteinlegung, welche heute von der N. H. Ztg. mitgetheilt wird, ſagte der
König: „Vom Allmächtigen erflehe ich, und wie ich Gottlob weiß, in Ueber-
einſtimmung mit meinem ganzen Volk, daß er geben möge daß das alte Herr-
ſcherhaus bis zum Ende aller Dinge mit ſeinen Landen und ſeinen Unter-
thanen innig verwoben bleibe.“


Für den kürzlich verſtorbenen außer-
ordentlichen Profeſſor der pathologiſchen Anatomie, Beckmann, wel-
cher, von Würzburg berufen, ſchon nach 1½ jährigem Wirken in Folge
eines Bruſtleidens zu Oſtern d. J. verſchied, iſt Dr. W. Krauſe, ein Sohn
des Anatomen und Obermedicinalraths Krauſe in Hannover, vom Herbſt
d. J. an ernannt worden. Dagegen wird außer Profeſſor Köſtlin ein zweiter
Proſessor extraordinarius, Dieckhoff, uns verlaſſen, welcher einen Ruf
als Ordinarius nach Roſtock erhalten und angenommen hat. Unſer zeitiger
Prorector, Prof. theol. Dorner, hat einen Ruf nach Halle abgelehnt. Die
Studierenden der Theologie brachten demſelben jüngſt, in Anerkennung ſeines
Bleibens, einen Fackelzug, und vom König wurde er zum Oberconſiſtorial-
rath und wirklichen Mitglied des Conſiſtoriums in Hannover ernannt, wo
er auch zugleich der Prüfungsbehörde angehört. Eine ähnliche Stellung hat
Abt und Profeſſor Ehrenfeuchter inne, ſo daß nunmehr zwei Mitglieder der
hieſigen theologiſchen Facultät zugleich im Kirchenregiment Sitz und Stimme
haben. Prof. Luthard in Leipzig, ein Bayer von Geburt, hat, wie wir
hören, eine Berufung in die hieſige theologiſche Facultät abgelehnt.

Preußen.

Die Nachrichten von
dem Schaden und den Unglücksfällen welche der nenliche Sturm angerichtet hat,
mehren ſich noch täglich. Ich ſelbſt hatte die Pfingſtferien zu einem kleinen
Ausflug nach Holland benutzt, und befand mich auf einem Dampfer, dem es,
nachdem er wiederholt vergebens Anker geworfen hatte, noch gelang, wenn
gleich übel zugerichtet, eine Bucht zu erreichen, in welcher wir die Nacht zu-
bringen mußten. Der Capitän, kein junger Seefahrer mehr, behauptete einen
wüthenderen Orkan nie erlebt zu haben. Auch an den Feldern hat der Orkan
bedeutenden Schaden verurſacht, indem er die Früchte niedergeworfen
hat, am meiſten dürfte die Roggenſaat dabei gelitten haben. In der
Politik ſieht man auch in Holland dem kommenden Sturm mit Beſorgniß
entgegen; man begegnet faſt überall hier der Ueberzeugung daß man von
Deutſchland wenig erwarten könne; die Parteien, die Gothaer, der National-
verein ꝛc., hätten dort, meint man, ſo viel im kleinen zu thun, daß Deutſch-
land zu einer gemeinſamen Maßregel und Action nicht kommen würde; wohl
aber dem großen Schnitter an der Seine die Ernte beſtelle und nach Wunſch
zubereite. Die verſchiedenen Projecten die zu dieſem Behuf an der Seine
ins Daſeyn gerufen werden, beziehen unſere Nachbarn, die Holländer,
zunächft auf ſich und ihr Land. Danach ſoll dem König der Belgier, für den
Fall daß das linke Rheinufer auf friedlichem Weg nicht annectirt werden
könnte, eine entſprechende Rolle zugedacht ſeyn wie dem König Victor
Emmanuel! Der Congreß zu Spaa wäre dazu nicht einmal nöthig. Die
päpſtliche Armee erhält aus Belgien immer mehr Zuwachs an Freiwilligen,
meiſtens tüchtigen Leuten. Aus unſerer Provinz beſchränkt ſich die Anzahl
derer die ſich unter die päpſtlichen Fahnen ſtellen bisher nur auf zwei Officiere.
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[2683/0003] andrerſeits ungerecht ſeyn an Eroberern und Deſpoten, welche ihrer Ver- brechen wegen ein verdammendes Berdiet treffen muß, darum zu überſehen und zu verſchweigen was ſie vielleicht in einigen Richtungen gutes und nütz- liches geleiſtet. Auch dieſen nicht gerade neuen Satz gefiel es dem Kanzler ſeinen Zuhörern an vielen geſchichtlichen Namen zu belenchten: z. B. an Richard III, „der ohne Zweifel ein blutiger Tyrann war, welchem aber England große Berbeſſerungen in ſeiner Rechtspflege zu verdanken hatte, und der, ſobald er erſt auf dem Throne feſtſaß, alle engliſchen Volksclaſſen mild regierte, nur den Adel nicht.“ Folgender Paſſus mag einem Theil der Zu- hörer aufgefallen ſeyn: „Wenn wir die politiſche Falſchheit der Eliſabeth ſchildern, ihre Mißhandlung der Königin Maria, ihre heimlichen Verſuche ſie durch Meuchelmord aus dem Weg zu ſchaffen, ihre Aufopferung Daviſons, der ihren Befehl zur Hinrichtung vollzogen, um damit ihre falſche Abläug- nung des Blutbefehls zu bemänteln, ſo müſſen wir doch zugleich ihre großen Regentengaben anerkennen, womit ſie in höchſt ſchwieriger Zeit die Ruhe des Reichs aufrecht hielt, ſowie wir nicht verſchweigen dürfen daß ſie jenen Günſtlingen, mit denen ſie allerdings ein wenig erbauliches Leben (a life of indulgence) führte, doch keinen Einfluß auf die Leitung der Staatsgeſchäfte einräumte.“ Und ſo habe denn auch Napoleon, bei all ſeinen Sünden, ſeine ebenfalls großen und guten Seiten gehabt, und manche Verdienſte um Frankreichs innere Verwaltung. Was ebenfalls ſehr bekannt iſt. Nach einer weitern Auslaſſung über die Gottloſigkeit ungerechter Kriege än- ßert der Redner: „Man ſagt daß der jetzige Kaiſer der Franzoſen von ſei- nem glücklichen Feldzug in Italien mit einem tiefen Gefühl der Kriegsgräuel zurückkehrte, und daß ſeine weiſe Hingebung an die friedliche Verbeſſerung der Landeszuſtände einen Anſporn in der Erinnerung an die traurigen Scenen hat deren Zeuge er dort geweſen iſt. Hoffen wir daß es keinem ſchnöden Schmeichler gelingen werde ihn zum Aufgeben dieſer Bahn zu verleiten, und daß er mit allen tugendhaften und vernünftigen Männern jenen Stim- mungen in der franzöſiſchen Nation entgegenarbeiten werde, welche ſeinen Oheim in deſſen für ihn und die Welt verderblicher Richtung unterſtützten — Stimmungen welche allen Nachbarvölkern die ſchweren Koſten beſtändiger Wachſamkeit und Waffenrüftung aufgelegt haben, und noch fortwährend auflegen.“ Nun lenkte Brougham in die gewöhnlichen Gleiſe einer Schulrede ein, und ſchloß mit einem Auszug aus ſeiner bekannten Schrift über „natür- liche Theologie,“ indem er — vor den glänzenden Irrthümern David Hume’s warnend, der jedoch mehr ein disbeliever als unbeliever, d. h. wohl mehr ein vom gewöhnlichen Kirchenglauben Abweichender, als ein wirklicher Un- gläubiger geweſen ſey — der Jugend aus Herz legte daß ein richtiges Natur- ſtudium den chriſtlichen Gottesglauben nicht untergrabe und zerſtöre, ſondern befeſtige; wie alle ächte Philoſophie, nach Baco’s berühmtem Wort: „Leviores e philosophia haustus a Deo avocant, pleniores ad eum reducunt.“ Nach ſolcher Anſtrengung wohnte der geiſtesfriſche Greis noch einem Feſtmahl bei das der akademiſche Senat ihm zu Ehren veranſtaltet hatte, und Abends einer Geſellſchaft welche die Lady Belhaven in dem alten ſchottiſchen Königspalaſt Holyrood-Houſe (Heiligkreuz-Haus) gab. Se. Lordſchaft, ſo er- zählt ein Edinburger Blatt, ließ ſich von zwei Bedienten in das verfallene kleine Zimmer führen wo der italieniſche Sänger Rizzio an der Seite der Marie Stuart ermordet wurde, und kniete nieder um den berühmten, wahrſcheinlich mehrmals aufgefriſchten, Blutfleck näher zu betrachten. Nach ſeiner Rück- kehr, und mit Beziehung auf ſeine obige Aeußerung über die „jungfräuliche“ Königin — fragte ihn die Dame des Hauſes: „Sie ſcheinen, Mylord, für die Marie gegen Eliſabeth Partei zu nehmen?“ Darauf Brougham: „Partei, Mylady, nehm’ ich für keine von beiden.“ Deutſchland. Bayern. 2A09 München, 8 Jun. Die Erledigung der Arbeiten unſerer Geſetzgebungsausſchüſſe ſchreitet raſcher voran als man ſelbſt bei der vorausſichtlichen Uebereinſtimmung der Regierungsvorlagen mit den Ueber- zeugungen der Ausſchußmitglieder erwarten durfte. Es ſind die Anſchanun- gen welche ſich ſeit Jahren unverhohlen in den Kammern und im ganzen Lande geltend gemacht, von denen die Geſetzentwürfe getragen ſind. Bereits wur- den ſie an die verſchiedenen hieſigen Buchdruckereien abgegeben, um ſie ſo ſchnell als möglich herzuſtellen. Dr. Weis, der das Referat über den all- gemeinen Theil des Strafgeſetzbuches übernommen und deſſen rieſige Arbeits- kraft das mögliche leiſtet, wird ſchon bis nächſten Montag damit fertig ſeyn, und ſo nächſte Woche dem Ausſchuß Vortrag halten können. Welche freudige Erwartungen man im ganzen Lande an die endliche Durchführung ſo lang erſehnter Geſetzesnormen knüpft, ſpricht unter andern beſonders prägnant der Antrag eines Landrathsmitglieds der Pfalz aus, indem er auf den bevor- ſtehenden glücklichen Abſchluß der geſetzgeberiſchen Arbeiten in Bayern hin- weist und dabei für alle Provinzen gleichen Theil an den Geſetzeswohlthaten Bayerns hofft, und allerdings wird die innigere Vereinigung des dieſſeitigen und jenſeitigen Bayerns durch nichts ſo ſehr gefördert werden als durch den Abſchluß ſolcher gedeihlichen Geſetzesarbeiten. — Der „Volksbote“ will wiſ- ſen daß König Max von Bayern in Beantwortung der Note Sardiniens ent- ſchieden gegen die an- und übergreifende Politik der ſardiniſchen Regierung, beſonders bezüglich der Vergewaltigung des Kirchenſtaats proteſtirt habe. — Se. Maj. König Ludwig iſt heute mit dem Frühzug in die Pfalz abgereist. Württemberg. Plochingen, 5 Jun. Heute tagte hier eine Ver- ſammlung von evangeliſchen Geiſtlichen Württembergs, zu welcher ſich etwa 100 Theilnehmer eingefunden hatten. Der Zweck dieſer Verſammlung war u. a. eine Beſprechung über die künftige Stellung der evangeliſchen Kirche in Württemberg zum Staat gegenüber der katholiſchen Kirche. (W. Staats-Anz.) H. Naſſau. Wiesbaden, 5 Jun. In der zweiten Kammer kam heute der Antrag des Abg. Reuß wegen Reform des Poſtweſens zur Abſtim- mung. Der Commiſſionsbericht über dieſe Motion ward von dem Be- richterſtatter Abg. Dr. Braun vorgetragen, und darauf der darin geſtellte Ausſchußantrag auf Nichterneuerung des Poſtvertrags mit Thurn und Taxis und Einführung von Staatspoſten ohne Discuſſion einſtimmig angenommen. Der Regierungscommiſſär Finanzdirector Dr. Bertram erklärte: daraus daß die Regierung in der heutigen Sitzung keine Erklärung abgebe, möge man weder für noch wider Schlüſſe ziehen. Damit wird beſtätigt daß im Schooße der Regierung ein entſcheidender Entſchluß in dieſer wichtigen Angelegenheit noch nicht gefaßt iſt. (Rhein-Lahn-Ztg.) Hannover. Hannover, 6 Jun. Wie die Ztg. für Nordd. ver- nimmt, geht die Grafenwürde, durch deren Verleihung Hr. v. Borries „in Anerkennung ſeiner vielen Verdienſte“ ausgezeichnet wurde, auf jeden älteſten Sohn über, und man ſpricht bereits von der zur Aufrechthaltung derſelben auserſehenen Dotation an Grundbeſitz. In der geſtrigen Rede zur Grund- ſteinlegung, welche heute von der N. H. Ztg. mitgetheilt wird, ſagte der König: „Vom Allmächtigen erflehe ich, und wie ich Gottlob weiß, in Ueber- einſtimmung mit meinem ganzen Volk, daß er geben möge daß das alte Herr- ſcherhaus bis zum Ende aller Dinge mit ſeinen Landen und ſeinen Unter- thanen innig verwoben bleibe.“ † Göttingen, 5 Jun. Für den kürzlich verſtorbenen außer- ordentlichen Profeſſor der pathologiſchen Anatomie, Beckmann, wel- cher, von Würzburg berufen, ſchon nach 1½ jährigem Wirken in Folge eines Bruſtleidens zu Oſtern d. J. verſchied, iſt Dr. W. Krauſe, ein Sohn des Anatomen und Obermedicinalraths Krauſe in Hannover, vom Herbſt d. J. an ernannt worden. Dagegen wird außer Profeſſor Köſtlin ein zweiter Proſessor extraordinarius, Dieckhoff, uns verlaſſen, welcher einen Ruf als Ordinarius nach Roſtock erhalten und angenommen hat. Unſer zeitiger Prorector, Prof. theol. Dorner, hat einen Ruf nach Halle abgelehnt. Die Studierenden der Theologie brachten demſelben jüngſt, in Anerkennung ſeines Bleibens, einen Fackelzug, und vom König wurde er zum Oberconſiſtorial- rath und wirklichen Mitglied des Conſiſtoriums in Hannover ernannt, wo er auch zugleich der Prüfungsbehörde angehört. Eine ähnliche Stellung hat Abt und Profeſſor Ehrenfeuchter inne, ſo daß nunmehr zwei Mitglieder der hieſigen theologiſchen Facultät zugleich im Kirchenregiment Sitz und Stimme haben. Prof. Luthard in Leipzig, ein Bayer von Geburt, hat, wie wir hören, eine Berufung in die hieſige theologiſche Facultät abgelehnt. Preußen. &#xfffc; Vom Riederrhein, 6 Jun. Die Nachrichten von dem Schaden und den Unglücksfällen welche der nenliche Sturm angerichtet hat, mehren ſich noch täglich. Ich ſelbſt hatte die Pfingſtferien zu einem kleinen Ausflug nach Holland benutzt, und befand mich auf einem Dampfer, dem es, nachdem er wiederholt vergebens Anker geworfen hatte, noch gelang, wenn gleich übel zugerichtet, eine Bucht zu erreichen, in welcher wir die Nacht zu- bringen mußten. Der Capitän, kein junger Seefahrer mehr, behauptete einen wüthenderen Orkan nie erlebt zu haben. Auch an den Feldern hat der Orkan bedeutenden Schaden verurſacht, indem er die Früchte niedergeworfen hat, am meiſten dürfte die Roggenſaat dabei gelitten haben. In der Politik ſieht man auch in Holland dem kommenden Sturm mit Beſorgniß entgegen; man begegnet faſt überall hier der Ueberzeugung daß man von Deutſchland wenig erwarten könne; die Parteien, die Gothaer, der National- verein ꝛc., hätten dort, meint man, ſo viel im kleinen zu thun, daß Deutſch- land zu einer gemeinſamen Maßregel und Action nicht kommen würde; wohl aber dem großen Schnitter an der Seine die Ernte beſtelle und nach Wunſch zubereite. Die verſchiedenen Projecten die zu dieſem Behuf an der Seine ins Daſeyn gerufen werden, beziehen unſere Nachbarn, die Holländer, zunächft auf ſich und ihr Land. Danach ſoll dem König der Belgier, für den Fall daß das linke Rheinufer auf friedlichem Weg nicht annectirt werden könnte, eine entſprechende Rolle zugedacht ſeyn wie dem König Victor Emmanuel! Der Congreß zu Spaa wäre dazu nicht einmal nöthig. Die päpſtliche Armee erhält aus Belgien immer mehr Zuwachs an Freiwilligen, meiſtens tüchtigen Leuten. Aus unſerer Provinz beſchränkt ſich die Anzahl derer die ſich unter die päpſtlichen Fahnen ſtellen bisher nur auf zwei Officiere. Daß der ſtrengkatholiſche Adel Weſtfalens ſich faſt völlig paſſiv in dieſer An- gelegenheit verhält, wird vielſeitig bemerkt und gedeutet.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-02-11T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 161, 9. Juni 1860, S. 2683. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine161_1860/3>, abgerufen am 08.07.2024.