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Allgemeine Zeitung, Nr. 160, 8. Juni 1860.

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[Spaltenumbruch] wand bedacht, und jener der geologischen Reichsanstalt nicht vermindert wurde.
Das Ministerium der Justiz hatte für das Jahr 1860 ein präliminirtes
Budget von 15,508,000 fl.; das für das Jahr 1861 dem Reichsrath vor-
gelegte beträgt bloß 14,465,700 fl., demnach um 1,042,300 fl. weniger. Es
trifft dieselbe zumeist die Justizverwaltung in den Kronländern, wo eine Ver-
minderung von 1,042,300 fl. veranschlagt ist; auch bei der Centralleitung
haben Ersparnisse stattgefunden. Der Hofstaat des Kaisers beträgt in dem
Voranschlag für das Jahr 1861 um 113,400 fl. weniger als im Vorjahr, er
ist mit 5,962,909 fl. präliminirt. Für die Arbeitskanzlei Sr. Majestät ist
ein Budget von 72,900 fl., und für die Ministerconferenz 16,900 fl. ver-
anschlagt. Auch bei der obersten Controlbehörde finden wir ein Ersparniß
von 197,300 fl. Dieser Zweig besteht aus vier Abtheilungen nebst der Cen-
tralleitung, aus: der Direction für administrative Statistik, aus der Central-
staatsbuchhaltung, den Landesbuchhaltungen und dem Militärrechnungs-
departement. Die Ersparnisse betreffen alle Zweige, am meisten aber das
Militärrechnungswesen, wo 105,000 fl. weniger als im Vorjahr veranschlagt
sind. Die administrative Statistik ist mit 1000 fl. weniger bedacht. Der
gestrigen Sitzung wohnten auch die Erzherzoge Wilhelm und Leopold bei,
neben denen der Cardinalerzbischof Rauscher Platz nimmt. Die beiden Erz-
herzoge stimmen in der Versammlung mit, und gehören demnach zu den lebens-
länglichen Reichsräthen.

Schweiz.

Die Rückkehr des Marquis Turgot nach Bern,
um seinen Posten als Gesandter Frankreichs bei der Eidgenossenschaft wieder
zu übernehmen, ist endlich auf heute Abend definitiv erwartet. Die Abreise
des Hrn. Tillos nach den Donaufürstenthümern wird somit durch nichts mehr
gehindert seyn. Wie ich Ihnen schon bemerkt habe, deutet man die Rückkehr
des Marquis Turgot, dessen jovialem Charakter man in Paris bei den seit-
her auf sehr gespanntem Fuß geführten Unterhandlungen nicht die gehörige
Energie zuzutrauen schien, als ob die französische Regierung der Schweiz
gegenüber etwas mildere Saiten aufzuziehen gesonnen sey. Qui vivra verra.
-- Ihre Leser werden sich wohl noch der am 29 Nov. verflossenen Jahrs durch
ein Detaschement von 50 Mann französischer Truppen von der Garnison des
Forts "Les Rouffes" im Kanton Waadt begangenen Gränzverletzung erinnern,
welche den Bundesrath nach gehöriger Constatirung des Thatbestands zu einer
Beschwerdeführung bei der französischen Regierung veranlaßt hat. Wie wir
heute vernehmen, beschränkte sich die Antwort derselben auf die bloße schrift-
liche Anzeige: daß das betreffende Militärcommando angewiesen worden sey
die nöthigen Anordnungen zu treffen damit derartige Vorfälle sich nicht er-
neuern. Diese Rückäußerung erschien dem Bundesrath etwas allzu cava-
lierement,
und er drang deßhalb auf weiteren Aufschluß. Da nun erfolgte
am 12 Febr. die für den Stand der Dappenthalfrage höchst charakteristische
Erklärung des Grafen Walewski: "Die französische Regierung bedaure den
Vorfall; er sey gegen ihre Abficht geschehen; in weitere schriftliche Erklärun-
gen, als die bereits gegebenen, könne man nicht eingehen, ohne dann gleich-
zeitig die ganze Stellung welche Frankreich im Conflict über das Dappenthal
bisher angenommen habe zu berühren, was man aber im Interesse der noch
schwebenden Unterhandlungen zu vermeiden wünsche." Natürlich mußte der
Bundesrath sich mit diesem letzten sehr kategorisch gesprochenen Wort begnügen.
Daß aber die französische Regierung ihm auf seine billige Anfrage, deren Be-
antwortung nur die Erfüllung einer internationalen Pflicht gewesen wäre,
die gewünschte Auskunft unter einer derartigen Grundangebung verweigert,
beweist nur die Wichtigkeit welche dieselbe auf das Dappenthal legt. -- Vor
einiger Zeit gieng das Gerücht: in London werde eine in drei Sprachen ab-
gefaßte Schrift über alle einigermaßen namhaften deutschen Demokraten er-
scheinen welche möglicherweise für den Napoleonismus gewonnen werden
könnten. Hiemit im Zusammenhang schreibt man einem Schweizer Blatt
aus Paris folgendes: "Gewisse Pariser deutsche Correspondenten der Espe-
rance wurden durch dieses Gerücht beunruhigt. Um eine Einschüchterung
zu versuchen, verbreiteten sie in deutschen Blättern die Nachricht daß Hr.
Thouvenel und der Prinz Napoleon den Demokraten und Flüchtlingen nach-
forschen welche Deutschland gegen Napoleon hetzten. Um diese Nachricht naiv
und unbefangen zu machen, wurde noch dazu gelogen daß die französische Re-
gierung den Zusammenhang jener Demagogie mit der preußischen Polizei
aufspüren will. Hr. Thouvenel und der Prinz sind aber zu sehr beschäftigt
um sich mit dergleichen Ausspürungen Zeit und Appetit zu vertreiben. Die
Sache verhält sich anders. Jene HH. Correspondenten veranstalten gegen
die sie bedrohenden Enthüllungen eine Gegenenquete, und sie beabsichtigen
eine Denunciation in Masse jener Demokraten und Flüchtlinge zu veröffent-
lichen welche namentlich in der Schweiz, in Deutschland, Belgien und London
gegen Napoleon wirkten und noch wirken." Es ist möglich daß ehrlose Buben
eine solche Absicht hegen; nur begreife ich nicht was sie mit ihrer Denunciation
an Frankreich bezwecken wollen. Wenn jene Demokraten und Flüchtlinge als
Deutsche eine antinapoleonische Politik innehielten, und noch innehalten, so
brauchen sie sich dessen ja nicht zu schämen; daß sie dieselbe aber aus Furcht
[Spaltenumbruch] vor Rapoleon aufgeben könnten, das werden die HH. Correspondenten der
"Esperance" doch nicht denken.

Großbritannien.

Am 1 Jun. legte der Prinz-Gemahl in dem unfern von der Hauptstadt
gelegenen Dorfe Woking den Grundstein zum "Dramatic College," einem,
vermittelst freiwilliger Beiträge gegründeten, Institut zur Unterstützung
verarmter Bühnenmitglieder und ihrer Angehörigen. Grund und Boden
war geschenkt worden, einzelne Regisseure, Bühnenpächter, Schauspieler und
Kunstfreunde hatten namhafte Summen gezeichnet, und Dank diesen Be-
mühungen, ist schon so viel Geld beisammen um mitten in einer parkartigen
Landschaft zwanzig schmucke, mit kleinen Gärten versehene, durch einen ge-
deckten Säulengang mit einander in Verbindung stehende Häuschen aufzu-
bauen, deren jedes auf zwei Familien berechnet ist. Daneben ein gedeckter
Spielplatz mit zwei allgemeinen Schulstuben für die Kinder, und ein Lesesaal
sammt Modellgallerie für die Alten. Auch die Kosten der Einrichtung und
Verwaltung sind großentheils gedeckt. Was noch fehlte wurde theil-
weise durch einen Bazar hereingebracht, bei welchem die beliebtesten Schau-
spielerinnen Londons das Amt der Verkäuferinnen übernommen hatten. Dieß
ist das Institut zu dem Prinz Albert den Grundstein legte. In seiner
Art das erste welches allen Bühnenmitgliedern zu gut kommen wird; doch
haben sie seit lange schon zwei verschiedene Pensionsfonds und einen Kranken-
fonds, die sämmtlich durch freiwillige Beiträge und Schenkungen erhalten
werden. Prinz Albert, der eine bei dieser Gelegenheit an ihn gerichtete
Adresse mit seinem gewohnten guten Tact beantwortet hatte, kam noch rechtzeitig
nach Buckingham-Palace zurück, um mit der Königin und dem ganzen engeren
Hofstaat den König der Belgier, der mit dem Grafen von Flandern über Ostende
und Dover hieher gereist war, in der großen Vorhalle des Schlosses zu
empfangen.

Der König der Belgier empfieng gestern Besuche vom Herzog v. Nemours
und der Gräfin Neuilly (Wittwe Louis Philipps). Er seinerseits hatte den
Prinzen Ludwig und Heinrich von Hessen und dem Prinzen Eduard von
Sachsen-Weimar Besuche abgestattet, und erschien am Abend, in Begleitung
der Königin und des Prinz-Gemahls, im Concert der alten philharmonischen
Gesellschaft. Am 5 Juni fuhr Se. Majestät mit der königl. Familie nach
Windsor.

In den letzten Tagen sind zwei der ältesten Officiere der brittischen
Armee gestorben: der Feldmarschall Graf Strafford, und der General Sir
David Leighton. Beide sind 88 Jahre alt geworden, obwohl sie die großen
Kriege ihrer Zeit mit Auszeichnung mitgemacht hatten. Der erstgenannte
-- der nach Lord Sinclair das älteste Mitglied des Oberhauses war -- trat
schon im Jahr 1793 in die Armee, stand (1794 und 1795) mit seinem Regi-
ment in Flandern und Holland, ward mehreremale verwundet, diente später
(1805) in Hannover, nahm (1807) an der Expedition gegen Kopenhagen
Theil, eben so zwei Jahre später bei der unglücklichen Expedition von Walcheren.
Er machte die Feldzüge in Spanien und Portugal unter Lord Hill und Wel-
lington mit, commandirte eine Brigade bei Waterloo, und marschirte mit den
Verbündeten nach Paris. Zur Belohnung für seine Dienste hatte er im
Jahr 1831 das Großkreuz des Bathordens erhalten, war er im J. 1837 zum
Peer, und im Jahr 1847 zum Grafen von Straffort ernannt worden. Früher
war er vier Jahre für den Flecken Poole im Unterhaus gesessen. -- General
Sir David Leighton hatte ein nicht minder bewegtes Leben geführt. Er ge-
hörte der indischen Armee an, die ihn als einen ihrer tüchtigsten Generale
verehrte. Wir finden seinen Namen schon im Jahr 1799 beim Feldzug von
Maisor erwähnt, er war bei der Belagerung und beim Fall von Seringapa-
tam zugegen, focht mit Wellington (1800) gegen den Mahratten-Freibeuter
Dondia Waugh, später gegen die Rebellen in Malabar, und 1815 im Delhan.
Im Jahr 1821 focht er in Arabien, und seitdem bekleidete er viele Jahre
nacheinander den wichtigen und einflußreichen Posten eines General-Adjutan-
ten der Armee von Bombay, bis er sich im hohen Alter nach Cheltenham zu-
rückzog, wo er am 1 dieses sanft verschieden ist.

Der erledigte Bischofsfitz von Carlisle ist dem ehrenwerthen und hoch-
würdigen S. Waldegrave verliehen, einem Sprößling altadeligen Geschlechts,
der mit großer Auszeichnung in Oxford studiert hat, und den Ruf genießt ein
eben so tüchtiger Mathematiker als Gottesgelehrter und Prediger zu seyn.
Er gilt, trotz seiner Strenggläubigkeit, für sehr tolerant.

Der bisherige brittische Generalconsul in Leipzig, Hr. John Ward, ist
an der Stelle des pensionirten Obersten G. Lloyd Hodges zum Geschäfts-
träger und Generalconsul für die Hansestädte ernannt worden. An seine
Stelle kommt Hr. J. A. Crowe nach Leipzig.

Wäre auch alles gegründet was die liberale Presse der neapolita-
nischen Regierung schlimmes nachgesagt hat, so ist es doch mehr als paradox
wenn die Times in einem Leitartikel sagt: das Bombardement Palermo's
sey lediglich ein Act gemeiner Rache gewesen, der mit der Kriegsführung auf
Sicilien nichts gemein habe, und diese Barbarei allein beweise daß die jetzige

[Spaltenumbruch] wand bedacht, und jener der geologiſchen Reichsanſtalt nicht vermindert wurde.
Das Miniſterium der Juſtiz hatte für das Jahr 1860 ein präliminirtes
Budget von 15,508,000 fl.; das für das Jahr 1861 dem Reichsrath vor-
gelegte beträgt bloß 14,465,700 fl., demnach um 1,042,300 fl. weniger. Es
trifft dieſelbe zumeiſt die Juſtizverwaltung in den Kronländern, wo eine Ver-
minderung von 1,042,300 fl. veranſchlagt iſt; auch bei der Centralleitung
haben Erſparniſſe ſtattgefunden. Der Hofſtaat des Kaiſers beträgt in dem
Voranſchlag für das Jahr 1861 um 113,400 fl. weniger als im Vorjahr, er
iſt mit 5,962,909 fl. präliminirt. Für die Arbeitskanzlei Sr. Majeſtät iſt
ein Budget von 72,900 fl., und für die Miniſterconferenz 16,900 fl. ver-
anſchlagt. Auch bei der oberſten Controlbehörde finden wir ein Erſparniß
von 197,300 fl. Dieſer Zweig beſteht aus vier Abtheilungen nebſt der Cen-
tralleitung, aus: der Direction für adminiſtrative Statiſtik, aus der Central-
ſtaatsbuchhaltung, den Landesbuchhaltungen und dem Militärrechnungs-
departement. Die Erſparniſſe betreffen alle Zweige, am meiſten aber das
Militärrechnungsweſen, wo 105,000 fl. weniger als im Vorjahr veranſchlagt
ſind. Die adminiſtrative Statiſtik iſt mit 1000 fl. weniger bedacht. Der
geſtrigen Sitzung wohnten auch die Erzherzoge Wilhelm und Leopold bei,
neben denen der Cardinalerzbiſchof Rauſcher Platz nimmt. Die beiden Erz-
herzoge ſtimmen in der Verſammlung mit, und gehören demnach zu den lebens-
länglichen Reichsräthen.

Schweiz.

Die Rückkehr des Marquis Turgot nach Bern,
um ſeinen Poſten als Geſandter Frankreichs bei der Eidgenoſſenſchaft wieder
zu übernehmen, iſt endlich auf heute Abend definitiv erwartet. Die Abreiſe
des Hrn. Tillos nach den Donaufürſtenthümern wird ſomit durch nichts mehr
gehindert ſeyn. Wie ich Ihnen ſchon bemerkt habe, deutet man die Rückkehr
des Marquis Turgot, deſſen jovialem Charakter man in Paris bei den ſeit-
her auf ſehr geſpanntem Fuß geführten Unterhandlungen nicht die gehörige
Energie zuzutrauen ſchien, als ob die franzöſiſche Regierung der Schweiz
gegenüber etwas mildere Saiten aufzuziehen geſonnen ſey. Qui vivra verra.
— Ihre Leſer werden ſich wohl noch der am 29 Nov. verfloſſenen Jahrs durch
ein Detaſchement von 50 Mann franzöſiſcher Truppen von der Garniſon des
Forts „Les Rouffes“ im Kanton Waadt begangenen Gränzverletzung erinnern,
welche den Bundesrath nach gehöriger Conſtatirung des Thatbeſtands zu einer
Beſchwerdeführung bei der franzöſiſchen Regierung veranlaßt hat. Wie wir
heute vernehmen, beſchränkte ſich die Antwort derſelben auf die bloße ſchrift-
liche Anzeige: daß das betreffende Militärcommando angewieſen worden ſey
die nöthigen Anordnungen zu treffen damit derartige Vorfälle ſich nicht er-
neuern. Dieſe Rückäußerung erſchien dem Bundesrath etwas allzu cava-
lièrement,
und er drang deßhalb auf weiteren Aufſchluß. Da nun erfolgte
am 12 Febr. die für den Stand der Dappenthalfrage höchſt charakteriſtiſche
Erklärung des Grafen Walewski: „Die franzöſiſche Regierung bedaure den
Vorfall; er ſey gegen ihre Abficht geſchehen; in weitere ſchriftliche Erklärun-
gen, als die bereits gegebenen, könne man nicht eingehen, ohne dann gleich-
zeitig die ganze Stellung welche Frankreich im Conflict über das Dappenthal
bisher angenommen habe zu berühren, was man aber im Intereſſe der noch
ſchwebenden Unterhandlungen zu vermeiden wünſche.“ Natürlich mußte der
Bundesrath ſich mit dieſem letzten ſehr kategoriſch geſprochenen Wort begnügen.
Daß aber die franzöſiſche Regierung ihm auf ſeine billige Anfrage, deren Be-
antwortung nur die Erfüllung einer internationalen Pflicht geweſen wäre,
die gewünſchte Auskunft unter einer derartigen Grundangebung verweigert,
beweist nur die Wichtigkeit welche dieſelbe auf das Dappenthal legt. — Vor
einiger Zeit gieng das Gerücht: in London werde eine in drei Sprachen ab-
gefaßte Schrift über alle einigermaßen namhaften deutſchen Demokraten er-
ſcheinen welche möglicherweiſe für den Napoleonismus gewonnen werden
könnten. Hiemit im Zuſammenhang ſchreibt man einem Schweizer Blatt
aus Paris folgendes: „Gewiſſe Pariſer deutſche Correſpondenten der Eſpé-
rance wurden durch dieſes Gerücht beunruhigt. Um eine Einſchüchterung
zu verſuchen, verbreiteten ſie in deutſchen Blättern die Nachricht daß Hr.
Thouvenel und der Prinz Napoleon den Demokraten und Flüchtlingen nach-
forſchen welche Deutſchland gegen Napoleon hetzten. Um dieſe Nachricht naiv
und unbefangen zu machen, wurde noch dazu gelogen daß die franzöſiſche Re-
gierung den Zuſammenhang jener Demagogie mit der preußiſchen Polizei
aufſpüren will. Hr. Thouvenel und der Prinz ſind aber zu ſehr beſchäftigt
um ſich mit dergleichen Auſſpürungen Zeit und Appetit zu vertreiben. Die
Sache verhält ſich anders. Jene HH. Correſpondenten veranſtalten gegen
die ſie bedrohenden Enthüllungen eine Gegenenquéte, und ſie beabſichtigen
eine Denunciation in Maſſe jener Demokraten und Flüchtlinge zu veröffent-
lichen welche namentlich in der Schweiz, in Deutſchland, Belgien und London
gegen Napoleon wirkten und noch wirken.“ Es iſt möglich daß ehrloſe Buben
eine ſolche Abſicht hegen; nur begreife ich nicht was ſie mit ihrer Denunciation
an Frankreich bezwecken wollen. Wenn jene Demokraten und Flüchtlinge als
Deutſche eine antinapoleoniſche Politik innehielten, und noch innehalten, ſo
brauchen ſie ſich deſſen ja nicht zu ſchämen; daß ſie dieſelbe aber aus Furcht
[Spaltenumbruch] vor Rapoleon aufgeben könnten, das werden die HH. Correſpondenten der
„Eſpérance“ doch nicht denken.

Großbritannien.

Am 1 Jun. legte der Prinz-Gemahl in dem unfern von der Hauptſtadt
gelegenen Dorfe Woking den Grundſtein zum „Dramatic College,“ einem,
vermittelſt freiwilliger Beiträge gegründeten, Inſtitut zur Unterſtützung
verarmter Bühnenmitglieder und ihrer Angehörigen. Grund und Boden
war geſchenkt worden, einzelne Regiſſeure, Bühnenpächter, Schauſpieler und
Kunſtfreunde hatten namhafte Summen gezeichnet, und Dank dieſen Be-
mühungen, iſt ſchon ſo viel Geld beiſammen um mitten in einer parkartigen
Landſchaft zwanzig ſchmucke, mit kleinen Gärten verſehene, durch einen ge-
deckten Säulengang mit einander in Verbindung ſtehende Häuschen aufzu-
bauen, deren jedes auf zwei Familien berechnet iſt. Daneben ein gedeckter
Spielplatz mit zwei allgemeinen Schulſtuben für die Kinder, und ein Leſeſaal
ſammt Modellgallerie für die Alten. Auch die Koſten der Einrichtung und
Verwaltung ſind großentheils gedeckt. Was noch fehlte wurde theil-
weiſe durch einen Bazar hereingebracht, bei welchem die beliebteſten Schau-
ſpielerinnen Londons das Amt der Verkäuferinnen übernommen hatten. Dieß
iſt das Inſtitut zu dem Prinz Albert den Grundſtein legte. In ſeiner
Art das erſte welches allen Bühnenmitgliedern zu gut kommen wird; doch
haben ſie ſeit lange ſchon zwei verſchiedene Penſionsfonds und einen Kranken-
fonds, die ſämmtlich durch freiwillige Beiträge und Schenkungen erhalten
werden. Prinz Albert, der eine bei dieſer Gelegenheit an ihn gerichtete
Adreſſe mit ſeinem gewohnten guten Tact beantwortet hatte, kam noch rechtzeitig
nach Buckingham-Palace zurück, um mit der Königin und dem ganzen engeren
Hofſtaat den König der Belgier, der mit dem Grafen von Flandern über Oſtende
und Dover hieher gereist war, in der großen Vorhalle des Schloſſes zu
empfangen.

Der König der Belgier empfieng geſtern Beſuche vom Herzog v. Nemours
und der Gräfin Neuilly (Wittwe Louis Philipps). Er ſeinerſeits hatte den
Prinzen Ludwig und Heinrich von Heſſen und dem Prinzen Eduard von
Sachſen-Weimar Beſuche abgeſtattet, und erſchien am Abend, in Begleitung
der Königin und des Prinz-Gemahls, im Concert der alten philharmoniſchen
Geſellſchaft. Am 5 Juni fuhr Se. Majeſtät mit der königl. Familie nach
Windſor.

In den letzten Tagen ſind zwei der älteſten Officiere der brittiſchen
Armee geſtorben: der Feldmarſchall Graf Strafford, und der General Sir
David Leighton. Beide ſind 88 Jahre alt geworden, obwohl ſie die großen
Kriege ihrer Zeit mit Auszeichnung mitgemacht hatten. Der erſtgenannte
— der nach Lord Sinclair das älteſte Mitglied des Oberhauſes war — trat
ſchon im Jahr 1793 in die Armee, ſtand (1794 und 1795) mit ſeinem Regi-
ment in Flandern und Holland, ward mehreremale verwundet, diente ſpäter
(1805) in Hannover, nahm (1807) an der Expedition gegen Kopenhagen
Theil, eben ſo zwei Jahre ſpäter bei der unglücklichen Expedition von Walcheren.
Er machte die Feldzüge in Spanien und Portugal unter Lord Hill und Wel-
lington mit, commandirte eine Brigade bei Waterloo, und marſchirte mit den
Verbündeten nach Paris. Zur Belohnung für ſeine Dienſte hatte er im
Jahr 1831 das Großkreuz des Bathordens erhalten, war er im J. 1837 zum
Peer, und im Jahr 1847 zum Grafen von Straffort ernannt worden. Früher
war er vier Jahre für den Flecken Poole im Unterhaus geſeſſen. — General
Sir David Leighton hatte ein nicht minder bewegtes Leben geführt. Er ge-
hörte der indiſchen Armee an, die ihn als einen ihrer tüchtigſten Generale
verehrte. Wir finden ſeinen Namen ſchon im Jahr 1799 beim Feldzug von
Maiſor erwähnt, er war bei der Belagerung und beim Fall von Seringapa-
tam zugegen, focht mit Wellington (1800) gegen den Mahratten-Freibeuter
Dondia Waugh, ſpäter gegen die Rebellen in Malabar, und 1815 im Delhan.
Im Jahr 1821 focht er in Arabien, und ſeitdem bekleidete er viele Jahre
nacheinander den wichtigen und einflußreichen Poſten eines General-Adjutan-
ten der Armee von Bombay, bis er ſich im hohen Alter nach Cheltenham zu-
rückzog, wo er am 1 dieſes ſanft verſchieden iſt.

Der erledigte Biſchofsfitz von Carlisle iſt dem ehrenwerthen und hoch-
würdigen S. Waldegrave verliehen, einem Sprößling altadeligen Geſchlechts,
der mit großer Auszeichnung in Oxford ſtudiert hat, und den Ruf genießt ein
eben ſo tüchtiger Mathematiker als Gottesgelehrter und Prediger zu ſeyn.
Er gilt, trotz ſeiner Strenggläubigkeit, für ſehr tolerant.

Der bisherige brittiſche Generalconſul in Leipzig, Hr. John Ward, iſt
an der Stelle des penſionirten Oberſten G. Lloyd Hodges zum Geſchäfts-
träger und Generalconſul für die Hanſeſtädte ernannt worden. An ſeine
Stelle kommt Hr. J. A. Crowe nach Leipzig.

Wäre auch alles gegründet was die liberale Preſſe der neapolita-
niſchen Regierung ſchlimmes nachgeſagt hat, ſo iſt es doch mehr als paradox
wenn die Times in einem Leitartikel ſagt: das Bombardement Palermo’s
ſey lediglich ein Act gemeiner Rache geweſen, der mit der Kriegsführung auf
Sicilien nichts gemein habe, und dieſe Barbarei allein beweiſe daß die jetzige

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[2669/0005] wand bedacht, und jener der geologiſchen Reichsanſtalt nicht vermindert wurde. Das Miniſterium der Juſtiz hatte für das Jahr 1860 ein präliminirtes Budget von 15,508,000 fl.; das für das Jahr 1861 dem Reichsrath vor- gelegte beträgt bloß 14,465,700 fl., demnach um 1,042,300 fl. weniger. Es trifft dieſelbe zumeiſt die Juſtizverwaltung in den Kronländern, wo eine Ver- minderung von 1,042,300 fl. veranſchlagt iſt; auch bei der Centralleitung haben Erſparniſſe ſtattgefunden. Der Hofſtaat des Kaiſers beträgt in dem Voranſchlag für das Jahr 1861 um 113,400 fl. weniger als im Vorjahr, er iſt mit 5,962,909 fl. präliminirt. Für die Arbeitskanzlei Sr. Majeſtät iſt ein Budget von 72,900 fl., und für die Miniſterconferenz 16,900 fl. ver- anſchlagt. Auch bei der oberſten Controlbehörde finden wir ein Erſparniß von 197,300 fl. Dieſer Zweig beſteht aus vier Abtheilungen nebſt der Cen- tralleitung, aus: der Direction für adminiſtrative Statiſtik, aus der Central- ſtaatsbuchhaltung, den Landesbuchhaltungen und dem Militärrechnungs- departement. Die Erſparniſſe betreffen alle Zweige, am meiſten aber das Militärrechnungsweſen, wo 105,000 fl. weniger als im Vorjahr veranſchlagt ſind. Die adminiſtrative Statiſtik iſt mit 1000 fl. weniger bedacht. Der geſtrigen Sitzung wohnten auch die Erzherzoge Wilhelm und Leopold bei, neben denen der Cardinalerzbiſchof Rauſcher Platz nimmt. Die beiden Erz- herzoge ſtimmen in der Verſammlung mit, und gehören demnach zu den lebens- länglichen Reichsräthen. Schweiz. ⊕ Bern, 5 Jun.Die Rückkehr des Marquis Turgot nach Bern, um ſeinen Poſten als Geſandter Frankreichs bei der Eidgenoſſenſchaft wieder zu übernehmen, iſt endlich auf heute Abend definitiv erwartet. Die Abreiſe des Hrn. Tillos nach den Donaufürſtenthümern wird ſomit durch nichts mehr gehindert ſeyn. Wie ich Ihnen ſchon bemerkt habe, deutet man die Rückkehr des Marquis Turgot, deſſen jovialem Charakter man in Paris bei den ſeit- her auf ſehr geſpanntem Fuß geführten Unterhandlungen nicht die gehörige Energie zuzutrauen ſchien, als ob die franzöſiſche Regierung der Schweiz gegenüber etwas mildere Saiten aufzuziehen geſonnen ſey. Qui vivra verra. — Ihre Leſer werden ſich wohl noch der am 29 Nov. verfloſſenen Jahrs durch ein Detaſchement von 50 Mann franzöſiſcher Truppen von der Garniſon des Forts „Les Rouffes“ im Kanton Waadt begangenen Gränzverletzung erinnern, welche den Bundesrath nach gehöriger Conſtatirung des Thatbeſtands zu einer Beſchwerdeführung bei der franzöſiſchen Regierung veranlaßt hat. Wie wir heute vernehmen, beſchränkte ſich die Antwort derſelben auf die bloße ſchrift- liche Anzeige: daß das betreffende Militärcommando angewieſen worden ſey die nöthigen Anordnungen zu treffen damit derartige Vorfälle ſich nicht er- neuern. Dieſe Rückäußerung erſchien dem Bundesrath etwas allzu cava- lièrement, und er drang deßhalb auf weiteren Aufſchluß. Da nun erfolgte am 12 Febr. die für den Stand der Dappenthalfrage höchſt charakteriſtiſche Erklärung des Grafen Walewski: „Die franzöſiſche Regierung bedaure den Vorfall; er ſey gegen ihre Abficht geſchehen; in weitere ſchriftliche Erklärun- gen, als die bereits gegebenen, könne man nicht eingehen, ohne dann gleich- zeitig die ganze Stellung welche Frankreich im Conflict über das Dappenthal bisher angenommen habe zu berühren, was man aber im Intereſſe der noch ſchwebenden Unterhandlungen zu vermeiden wünſche.“ Natürlich mußte der Bundesrath ſich mit dieſem letzten ſehr kategoriſch geſprochenen Wort begnügen. Daß aber die franzöſiſche Regierung ihm auf ſeine billige Anfrage, deren Be- antwortung nur die Erfüllung einer internationalen Pflicht geweſen wäre, die gewünſchte Auskunft unter einer derartigen Grundangebung verweigert, beweist nur die Wichtigkeit welche dieſelbe auf das Dappenthal legt. — Vor einiger Zeit gieng das Gerücht: in London werde eine in drei Sprachen ab- gefaßte Schrift über alle einigermaßen namhaften deutſchen Demokraten er- ſcheinen welche möglicherweiſe für den Napoleonismus gewonnen werden könnten. Hiemit im Zuſammenhang ſchreibt man einem Schweizer Blatt aus Paris folgendes: „Gewiſſe Pariſer deutſche Correſpondenten der Eſpé- rance wurden durch dieſes Gerücht beunruhigt. Um eine Einſchüchterung zu verſuchen, verbreiteten ſie in deutſchen Blättern die Nachricht daß Hr. Thouvenel und der Prinz Napoleon den Demokraten und Flüchtlingen nach- forſchen welche Deutſchland gegen Napoleon hetzten. Um dieſe Nachricht naiv und unbefangen zu machen, wurde noch dazu gelogen daß die franzöſiſche Re- gierung den Zuſammenhang jener Demagogie mit der preußiſchen Polizei aufſpüren will. Hr. Thouvenel und der Prinz ſind aber zu ſehr beſchäftigt um ſich mit dergleichen Auſſpürungen Zeit und Appetit zu vertreiben. Die Sache verhält ſich anders. Jene HH. Correſpondenten veranſtalten gegen die ſie bedrohenden Enthüllungen eine Gegenenquéte, und ſie beabſichtigen eine Denunciation in Maſſe jener Demokraten und Flüchtlinge zu veröffent- lichen welche namentlich in der Schweiz, in Deutſchland, Belgien und London gegen Napoleon wirkten und noch wirken.“ Es iſt möglich daß ehrloſe Buben eine ſolche Abſicht hegen; nur begreife ich nicht was ſie mit ihrer Denunciation an Frankreich bezwecken wollen. Wenn jene Demokraten und Flüchtlinge als Deutſche eine antinapoleoniſche Politik innehielten, und noch innehalten, ſo brauchen ſie ſich deſſen ja nicht zu ſchämen; daß ſie dieſelbe aber aus Furcht vor Rapoleon aufgeben könnten, das werden die HH. Correſpondenten der „Eſpérance“ doch nicht denken. Großbritannien. London, 5 Jun. Am 1 Jun. legte der Prinz-Gemahl in dem unfern von der Hauptſtadt gelegenen Dorfe Woking den Grundſtein zum „Dramatic College,“ einem, vermittelſt freiwilliger Beiträge gegründeten, Inſtitut zur Unterſtützung verarmter Bühnenmitglieder und ihrer Angehörigen. Grund und Boden war geſchenkt worden, einzelne Regiſſeure, Bühnenpächter, Schauſpieler und Kunſtfreunde hatten namhafte Summen gezeichnet, und Dank dieſen Be- mühungen, iſt ſchon ſo viel Geld beiſammen um mitten in einer parkartigen Landſchaft zwanzig ſchmucke, mit kleinen Gärten verſehene, durch einen ge- deckten Säulengang mit einander in Verbindung ſtehende Häuschen aufzu- bauen, deren jedes auf zwei Familien berechnet iſt. Daneben ein gedeckter Spielplatz mit zwei allgemeinen Schulſtuben für die Kinder, und ein Leſeſaal ſammt Modellgallerie für die Alten. Auch die Koſten der Einrichtung und Verwaltung ſind großentheils gedeckt. Was noch fehlte wurde theil- weiſe durch einen Bazar hereingebracht, bei welchem die beliebteſten Schau- ſpielerinnen Londons das Amt der Verkäuferinnen übernommen hatten. Dieß iſt das Inſtitut zu dem Prinz Albert den Grundſtein legte. In ſeiner Art das erſte welches allen Bühnenmitgliedern zu gut kommen wird; doch haben ſie ſeit lange ſchon zwei verſchiedene Penſionsfonds und einen Kranken- fonds, die ſämmtlich durch freiwillige Beiträge und Schenkungen erhalten werden. Prinz Albert, der eine bei dieſer Gelegenheit an ihn gerichtete Adreſſe mit ſeinem gewohnten guten Tact beantwortet hatte, kam noch rechtzeitig nach Buckingham-Palace zurück, um mit der Königin und dem ganzen engeren Hofſtaat den König der Belgier, der mit dem Grafen von Flandern über Oſtende und Dover hieher gereist war, in der großen Vorhalle des Schloſſes zu empfangen. Der König der Belgier empfieng geſtern Beſuche vom Herzog v. Nemours und der Gräfin Neuilly (Wittwe Louis Philipps). Er ſeinerſeits hatte den Prinzen Ludwig und Heinrich von Heſſen und dem Prinzen Eduard von Sachſen-Weimar Beſuche abgeſtattet, und erſchien am Abend, in Begleitung der Königin und des Prinz-Gemahls, im Concert der alten philharmoniſchen Geſellſchaft. Am 5 Juni fuhr Se. Majeſtät mit der königl. Familie nach Windſor. In den letzten Tagen ſind zwei der älteſten Officiere der brittiſchen Armee geſtorben: der Feldmarſchall Graf Strafford, und der General Sir David Leighton. Beide ſind 88 Jahre alt geworden, obwohl ſie die großen Kriege ihrer Zeit mit Auszeichnung mitgemacht hatten. Der erſtgenannte — der nach Lord Sinclair das älteſte Mitglied des Oberhauſes war — trat ſchon im Jahr 1793 in die Armee, ſtand (1794 und 1795) mit ſeinem Regi- ment in Flandern und Holland, ward mehreremale verwundet, diente ſpäter (1805) in Hannover, nahm (1807) an der Expedition gegen Kopenhagen Theil, eben ſo zwei Jahre ſpäter bei der unglücklichen Expedition von Walcheren. Er machte die Feldzüge in Spanien und Portugal unter Lord Hill und Wel- lington mit, commandirte eine Brigade bei Waterloo, und marſchirte mit den Verbündeten nach Paris. Zur Belohnung für ſeine Dienſte hatte er im Jahr 1831 das Großkreuz des Bathordens erhalten, war er im J. 1837 zum Peer, und im Jahr 1847 zum Grafen von Straffort ernannt worden. Früher war er vier Jahre für den Flecken Poole im Unterhaus geſeſſen. — General Sir David Leighton hatte ein nicht minder bewegtes Leben geführt. Er ge- hörte der indiſchen Armee an, die ihn als einen ihrer tüchtigſten Generale verehrte. Wir finden ſeinen Namen ſchon im Jahr 1799 beim Feldzug von Maiſor erwähnt, er war bei der Belagerung und beim Fall von Seringapa- tam zugegen, focht mit Wellington (1800) gegen den Mahratten-Freibeuter Dondia Waugh, ſpäter gegen die Rebellen in Malabar, und 1815 im Delhan. Im Jahr 1821 focht er in Arabien, und ſeitdem bekleidete er viele Jahre nacheinander den wichtigen und einflußreichen Poſten eines General-Adjutan- ten der Armee von Bombay, bis er ſich im hohen Alter nach Cheltenham zu- rückzog, wo er am 1 dieſes ſanft verſchieden iſt. Der erledigte Biſchofsfitz von Carlisle iſt dem ehrenwerthen und hoch- würdigen S. Waldegrave verliehen, einem Sprößling altadeligen Geſchlechts, der mit großer Auszeichnung in Oxford ſtudiert hat, und den Ruf genießt ein eben ſo tüchtiger Mathematiker als Gottesgelehrter und Prediger zu ſeyn. Er gilt, trotz ſeiner Strenggläubigkeit, für ſehr tolerant. Der bisherige brittiſche Generalconſul in Leipzig, Hr. John Ward, iſt an der Stelle des penſionirten Oberſten G. Lloyd Hodges zum Geſchäfts- träger und Generalconſul für die Hanſeſtädte ernannt worden. An ſeine Stelle kommt Hr. J. A. Crowe nach Leipzig. Wäre auch alles gegründet was die liberale Preſſe der neapolita- niſchen Regierung ſchlimmes nachgeſagt hat, ſo iſt es doch mehr als paradox wenn die Times in einem Leitartikel ſagt: das Bombardement Palermo’s ſey lediglich ein Act gemeiner Rache geweſen, der mit der Kriegsführung auf Sicilien nichts gemein habe, und dieſe Barbarei allein beweiſe daß die jetzige

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 160, 8. Juni 1860, S. 2669. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine160_1860/5>, abgerufen am 08.07.2024.