Allgemeine Zeitung, Nr. 160, 8. Juni 1860.[Spaltenumbruch]
Der Corresp. Hayas gehen folgende "zuverlässige" Nachrichten über Die L. C. sagt: Die Times, indem sie behauptet Frankreich habe Nea- Marseille, 6 Jun. Nachrichten aus Messina vom 3 d., mittelst Nizza, 28 Mai. Gestern ist das zweite Bataillon des 90sten Linien- Rom, 2 Jun. Der neapolitanische Minister Martino ist vom König Turin, 5 Jun. Genua 5 Jun.: General Letizia, welcher von Palermo Dem Corr. merc. zufolge wird sogleich nach Votirung des Vertrags In Turiner und Marseiller Depeschen der französischen Blätter finden Konstantinopel, 5 Jun. Abuchtar Pascha, Minister der Civil- Hongkong, 23 April. Auf Verlangen des Generals Montauban Handels- und Börsennachrichten. [Tabelle] Die Politik der Vereinigten Staaten von Nordamerika New-York, 18 Mai.und die Nationalconvention in Chicago. Während in der demokratischen Partei [Spaltenumbruch]
Der Correſp. Hayas gehen folgende „zuverläſſige“ Nachrichten über Die L. C. ſagt: Die Times, indem ſie behauptet Frankreich habe Nea- Marſeille, 6 Jun. Nachrichten aus Meſſina vom 3 d., mittelſt Nizza, 28 Mai. Geſtern iſt das zweite Bataillon des 90ſten Linien- Rom, 2 Jun. Der neapolitaniſche Miniſter Martino iſt vom König Turin, 5 Jun. Genua 5 Jun.: General Letizia, welcher von Palermo Dem Corr. merc. zufolge wird ſogleich nach Votirung des Vertrags In Turiner und Marſeiller Depeſchen der franzöſiſchen Blätter finden Konſtantinopel, 5 Jun. Abuchtar Paſcha, Miniſter der Civil- Hongkong, 23 April. Auf Verlangen des Generals Montauban Handels- und Börſennachrichten. [Tabelle] Die Politik der Vereinigten Staaten von Nordamerika ♌ New-York, 18 Mai.und die Nationalconvention in Chicago. Während in der demokratiſchen Partei <TEI> <text> <body> <div type="jSupplement" n="1"> <floatingText> <body> <div type="jPoliticalNews" n="2"> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <pb facs="#f0013" n="2677"/> <cb/> <p>Der <hi rendition="#g">Correſp. Hayas</hi> gehen folgende „zuverläſſige“ Nachrichten über<lb/> die Ereigniſſe in Palermo zu. Am 27 Mai um vier Uhr Morgens griffen<lb/> die auf dem Berge Gebilroſſo lagernden Inſurgenten mit den Alpenjägern<lb/> unter Garibaldi voran die Stadt Palermo an den Thoren Porta Reale,<lb/> Porta San Antonnio und Porta di Termini an. Nachdem der Poſten wel-<lb/> cher die letztere vertheidigt, mit dem Bayonnet über den Haufen geworfen iſt,<lb/> bemächtigt ſich Garibaldi um halb ſieben Uhr des Stadthauſes, deſſen Um-<lb/> gebungen er befeſtigen läßt, und ſetzt ſich darin mit ſeinen Oſſicieren und dem<lb/> Stadtausſchuſſe feſt. Unter dem Donner der Kanonen und des Kleingewehr-<lb/> feuers pflanzt ſich der Aufſtand in alle Stadttheile fort, und kurz vor ſechs<lb/> Uhr fangen die Citadelle und die neapolitaniſchen Schiffe an die Stadt zu<lb/> bombardiren, welche um halb acht Uhr in der Gewalt Garibaldi’s iſt. Um<lb/> zehn Uhr bricht an mehreren Stellen Feuer aus, und eine neue Attake wird<lb/> gegen die Batterie an der Porta Marquada gerichtet. Die Citadelle ſchleu-<lb/> dert fortwährend Bomben auf die Stadt, deren Häuſer unter ungeheuren<lb/> Staubwolken zuſammenſtürzen. Eines der zuerſt getroffenen Gebäude iſt<lb/> der herrliche Bankpalaſt, deſſen Dach theilweis von einer Bombe fortgeriſſen<lb/> wird. Unterdeſſen läuten die Glocken der Klöſter und Kirchen fort-<lb/> während. Schon am Morgen legen ſich die Schiffe, welche im Ha-<lb/> fen waren und an deren Bord ſich eine große Anzahl von Familien geflüchtet<lb/> hatten, hinter die Linie der ausländiſchen Kriegsſchiffe. Die in Palermo anſäſſigen<lb/> Franzoſen waren an Bord des „Vauban“ und der „Mouette“ eingeſchifft, welche<lb/> zwiſchen dem engliſchen Linienſchiff „Hannibal“ und der öſterreichiſchen Fre-<lb/> gatte „Schwarzenberg“ auf der Rhede liegen. Die k. Truppen ſind nord-<lb/> wärts in der Citadelle und füdwärts im k. Palaſt und in Monreale concen-<lb/> trirt. Um 9 Uhr Abends läßt daß Bombardement nach. In der Nacht iſt<lb/> die Stadt erleuchtet. Der ganze Centralſtadttheil von Toledo, San Fran-<lb/> cisco, Santa Catarina, das Theater Carolino, der ſchöne Senatsplatz ſie-<lb/> hen in Flammen. Die Verwundeten werden ins Garciakloſter gebracht und<lb/> ins Mevetricihoſpital. Die Thüren der Gefängniſſe von Theania ſtehen<lb/> offen, und die Linientruppen welche dieſelben vertheidigten, ziehen ſich auf<lb/> drei bereitſtehende neapolitaniſche Schiffe zurück. 28 Mai. Morgen läßt<lb/> Garibaldi dem General Lanza anzeigen daß, wenn die Beſchießung fort-<lb/> dauere er ſich genöthigt ſehen werde, einen Theil der 200 gefangenen Soldaten<lb/> erſchießen zu laſſen. Mittags greifen die Inſurgenten den k. Palaſt an.<lb/> Die Citadelle feuert beſtändig auf die Stadt. Die k. Fahne weht nicht mehr<lb/> auf dem Hafendamm.</p><lb/> <p>Die L. C. ſagt: Die Times, indem ſie behauptet Frankreich habe Nea-<lb/> pels Verlangen nach Vermittelung geradezu zurückgewieſen, war kaum gut<lb/> unterrichtet. Der Kaiſer ſoll der neapolitaniſchen Regierung haben erklären laſſen<lb/> daß er erſt wiſſen wolle auf welcher Grundlage Neapel ſich die von ihm ver-<lb/> langte freundliche Dazwiſchenkunft Frankreichs denke. Der Commandeur<lb/> Caraſſa ſtellte zuerſt folgende Forderungen an die europäiſchen Mächte:<lb/> 1) Man ſollte dem König von Neapel den ganzen Beſitzſtand des Königreichs<lb/> beider Sicilien verbürgen; 2) der Thron dieſes Königreichs ſollte dem Haus<lb/> Bourbon geſichert werden; 3) die Mächte ſollten, wenn es nothwendig wäre,<lb/> mit den Waffen zu Gunſten des Königs interveniren. Frankreich ließ die<lb/> dießfällige Note Caraffa’s ganz ohne Antwort.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Marſeille,</hi> 6 Jun.</dateline> <p>Nachrichten aus Meſſina vom 3 d., mittelſt<lb/> directen Poſtſchiffs, melden daß die Stadt vollkommen verödet iſt; alle<lb/> Waaren ſind an Bord der Schiffe gebracht, ſämmtliche Conſuln abgereist,<lb/> mit Ausnahme des franzöſiſchen, der alle ſeine Effecten an Bord des „Des-<lb/> cartes“ hat bringen laſſen, und die Stadt verlaſſen wird ſobald der Kampf<lb/> losbricht. Das Aufſtandscomit<hi rendition="#aq">é</hi> von Palermo zeigt im Namen des Dicta-<lb/> tors an daß über die Aunexion abgeſtimm werden ſoll; andere infurgirte<lb/> Städte verlangen von den benachbarten Gemeinden daß man ihnen Lebens-<lb/> mittel ſchicke. Ganz Palermo iſt barrikadirt und befeſtigt; Garibaldi hat<lb/> einen ungeheuren Vorrath neuer ſehr mörderiſcher Granaten. Die Douaniers<lb/> gehen mit Waffen und Gepäck zu den Inſurgenten über. Die ſehr ſtark<lb/> bearbeitete Armee ſoll 2000 Verwundete und Kranke zählen. Tauſend Frei-<lb/> willige aus Cagliari ſind in Marſala gelandet. Bei der Affaire von Ca-<lb/> tanea wurden die Bauern trotz ihres tapfern Widerſtands von den Truppen<lb/> zurückgeſchlagen nachdem ſie 200 Mann verloren hatten. Allen Inſurgenten-<lb/> haufen iſt Befehl ertheilt worden ſich zu concentriren für den Entfcheidungs-<lb/> kampf. Alle dieſe Nachrichten ſind verbürgt. (T. 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(<hi rendition="#g">Times.</hi>)</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Turin,</hi> 5 Jun.</dateline> <p>Genua 5 Jun.: General Letizia, welcher von Palermo<lb/> nach Neapel kam, ſoll eine neue Capitulation mitgebracht haben. (T. H.)</p><lb/> <p>Dem <hi rendition="#g">Corr. merc.</hi> zufolge wird ſogleich nach Votirung des Vertrags<lb/> vom 24 März durch den Senat, die kaiſerliche Regierung die Annexion von<lb/> Mittelitalien an die ſardiniſchen Staaten officiell förmlich anerkennen. Wie<lb/> dasſelbe Blatt berichtet, hat die Kammercommiſſion welche über Erhöhung<lb/> der Civilliſte zu berichten hat, im Einklang mit dem Miniſterium und dem<lb/> Miniſter des k. Hauſes, beſchloſſen, zu beantragen daß die Krondotation auf<lb/> 10½ Millionen feſtgeſetzt werde. Der <hi rendition="#g">Nazione</hi> zufolge wäre die vom<lb/> Giornale di Roma gebrachte Nachricht daß Orſini im Gefechte zu Le Grotte<lb/> fiel, ungenau.</p><lb/> <p>In Turiner und Marſeiller Depeſchen der franzöſiſchen Blätter finden<lb/> wir noch folgendes: Schiffe mit Munition von Neapel gehen fortwährend<lb/> ab. 500 verwundete Gefangene Garibaldi’s (?) kamen in Neapel an, ſehr<lb/> vorſorglich von Garibaldi behandelt. Er hofft auf Abfall. Garibaldi mußte<lb/> auf den Waffenſtillſtand eingehen weil es ihm an Munition fehlte. Die<lb/> ſardiniſchen Unterthanen befinden ſich an Bord des „Governolo.“ General<lb/> Letizia, der mit dem Befehl den Waffenſtillſtand zu erneuern, nach Palermo<lb/> abgieng, ſoll in Neapel bemerlich gemacht haben die Soldaten verweigern ſich<lb/> zu ſchlagen (?), und die Deſertionen beginnen zahlreich zu werden. 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Zwei Gegenparteien dem Namen nach, in Wirk-<lb/> lichkeit jedoch nur eine, denn die „Unionspartei“ (Fillmore-Partei von 1856)<lb/> iſt ſo ſchwach und unbedeutend, daß ſie kaum in Betracht kommt, ausgenom-<lb/> men da wo ſie durch Hinneigung zu der einen oder der andern der Haupt-<lb/> parteien ihr ein Uebergewicht über die andere verſchafft. Obenein hat ſie nun<lb/> noch, auſtatt, wie allgemein erwartet wurde, den alten Sam Huſton von Texas<lb/> zu ihrem Bannerträger zu erwählen, deſſen romantiſche Vergangenheit ihm<lb/> auch aus andern Parteien ſtarken Zulauf verſchafft haben würde, einen an<lb/> Talenten wie an Popularität ſehr ſchwachen Candidaten in der Perſon des<lb/> Bundesſecretärs Bell von Tenneſſee aufgeſtellt. Weder für dieſen noch für<lb/> den ihm als Vicepräſidentſchaftscandidaten beigeſellten glatten, aber mark-<lb/> loſen Schönredner Edward Everett läßt ſich irgendwelche Begeiſterung er-<lb/> wecken. Nur für den Fall daß die Spaltung der demokratiſchen Partei an-<lb/> dauern ſollte, läge die entfernte Möglichkeit vor daß die Unionspartei in eini-<lb/> gen ſüdlichen Staaten ſiegte. Wenn dieß geſchähe, und dann noch ferner die<lb/> Republicaner in den freien Staaten keine abſolute Majorität der Wahl-<lb/> männerſtimmen gewännen, könnte Bell wenigſtens mit bei einer vom Re-<lb/> präſentantenhaus vorzunehmenden engern Wahl concurriren; doch das wäre<lb/> auch das alleräußerſte worau ſeine Anhänger bei einem faſt unmöglichen<lb/> Zuſammentreffen günſtiger Umſtände rechnen können. Ein Programm haben<lb/> ſie gar nicht aufgeſtellt, ſondern nur in ſehr gedunſenen Phraſen ihre Vater-<lb/> landsliebe und Loyalität betheuert, ſonſt aber alle brennenden Fragen unſerer<lb/> Parteipolitik vornehm ignorirt. Es hat Zeiten gegeben wo eine ſolche Pro-<lb/> grammloſigkeit der herrſchenden Volksſtimmung entſprach, wo es keines an-<lb/> dern Loſungsworts bedurfte als: „Sturz des jetzt herrſchenden R<hi rendition="#aq">é</hi>gime’s<lb/><hi rendition="#aq">quand même!</hi>“ So ward 1840 Harriſon erwählt. Doch ſolches Verfah-<lb/> ren hat eben nur dann Erfolg wenn es ein ganz ſpontanes, der Ausdruck<lb/></p> </div> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [2677/0013]
Der Correſp. Hayas gehen folgende „zuverläſſige“ Nachrichten über
die Ereigniſſe in Palermo zu. Am 27 Mai um vier Uhr Morgens griffen
die auf dem Berge Gebilroſſo lagernden Inſurgenten mit den Alpenjägern
unter Garibaldi voran die Stadt Palermo an den Thoren Porta Reale,
Porta San Antonnio und Porta di Termini an. Nachdem der Poſten wel-
cher die letztere vertheidigt, mit dem Bayonnet über den Haufen geworfen iſt,
bemächtigt ſich Garibaldi um halb ſieben Uhr des Stadthauſes, deſſen Um-
gebungen er befeſtigen läßt, und ſetzt ſich darin mit ſeinen Oſſicieren und dem
Stadtausſchuſſe feſt. Unter dem Donner der Kanonen und des Kleingewehr-
feuers pflanzt ſich der Aufſtand in alle Stadttheile fort, und kurz vor ſechs
Uhr fangen die Citadelle und die neapolitaniſchen Schiffe an die Stadt zu
bombardiren, welche um halb acht Uhr in der Gewalt Garibaldi’s iſt. Um
zehn Uhr bricht an mehreren Stellen Feuer aus, und eine neue Attake wird
gegen die Batterie an der Porta Marquada gerichtet. Die Citadelle ſchleu-
dert fortwährend Bomben auf die Stadt, deren Häuſer unter ungeheuren
Staubwolken zuſammenſtürzen. Eines der zuerſt getroffenen Gebäude iſt
der herrliche Bankpalaſt, deſſen Dach theilweis von einer Bombe fortgeriſſen
wird. Unterdeſſen läuten die Glocken der Klöſter und Kirchen fort-
während. Schon am Morgen legen ſich die Schiffe, welche im Ha-
fen waren und an deren Bord ſich eine große Anzahl von Familien geflüchtet
hatten, hinter die Linie der ausländiſchen Kriegsſchiffe. Die in Palermo anſäſſigen
Franzoſen waren an Bord des „Vauban“ und der „Mouette“ eingeſchifft, welche
zwiſchen dem engliſchen Linienſchiff „Hannibal“ und der öſterreichiſchen Fre-
gatte „Schwarzenberg“ auf der Rhede liegen. Die k. Truppen ſind nord-
wärts in der Citadelle und füdwärts im k. Palaſt und in Monreale concen-
trirt. Um 9 Uhr Abends läßt daß Bombardement nach. In der Nacht iſt
die Stadt erleuchtet. Der ganze Centralſtadttheil von Toledo, San Fran-
cisco, Santa Catarina, das Theater Carolino, der ſchöne Senatsplatz ſie-
hen in Flammen. Die Verwundeten werden ins Garciakloſter gebracht und
ins Mevetricihoſpital. Die Thüren der Gefängniſſe von Theania ſtehen
offen, und die Linientruppen welche dieſelben vertheidigten, ziehen ſich auf
drei bereitſtehende neapolitaniſche Schiffe zurück. 28 Mai. Morgen läßt
Garibaldi dem General Lanza anzeigen daß, wenn die Beſchießung fort-
dauere er ſich genöthigt ſehen werde, einen Theil der 200 gefangenen Soldaten
erſchießen zu laſſen. Mittags greifen die Inſurgenten den k. Palaſt an.
Die Citadelle feuert beſtändig auf die Stadt. Die k. Fahne weht nicht mehr
auf dem Hafendamm.
Die L. C. ſagt: Die Times, indem ſie behauptet Frankreich habe Nea-
pels Verlangen nach Vermittelung geradezu zurückgewieſen, war kaum gut
unterrichtet. Der Kaiſer ſoll der neapolitaniſchen Regierung haben erklären laſſen
daß er erſt wiſſen wolle auf welcher Grundlage Neapel ſich die von ihm ver-
langte freundliche Dazwiſchenkunft Frankreichs denke. Der Commandeur
Caraſſa ſtellte zuerſt folgende Forderungen an die europäiſchen Mächte:
1) Man ſollte dem König von Neapel den ganzen Beſitzſtand des Königreichs
beider Sicilien verbürgen; 2) der Thron dieſes Königreichs ſollte dem Haus
Bourbon geſichert werden; 3) die Mächte ſollten, wenn es nothwendig wäre,
mit den Waffen zu Gunſten des Königs interveniren. Frankreich ließ die
dießfällige Note Caraffa’s ganz ohne Antwort.
Marſeille, 6 Jun.Nachrichten aus Meſſina vom 3 d., mittelſt
directen Poſtſchiffs, melden daß die Stadt vollkommen verödet iſt; alle
Waaren ſind an Bord der Schiffe gebracht, ſämmtliche Conſuln abgereist,
mit Ausnahme des franzöſiſchen, der alle ſeine Effecten an Bord des „Des-
cartes“ hat bringen laſſen, und die Stadt verlaſſen wird ſobald der Kampf
losbricht. Das Aufſtandscomité von Palermo zeigt im Namen des Dicta-
tors an daß über die Aunexion abgeſtimm werden ſoll; andere infurgirte
Städte verlangen von den benachbarten Gemeinden daß man ihnen Lebens-
mittel ſchicke. Ganz Palermo iſt barrikadirt und befeſtigt; Garibaldi hat
einen ungeheuren Vorrath neuer ſehr mörderiſcher Granaten. Die Douaniers
gehen mit Waffen und Gepäck zu den Inſurgenten über. Die ſehr ſtark
bearbeitete Armee ſoll 2000 Verwundete und Kranke zählen. Tauſend Frei-
willige aus Cagliari ſind in Marſala gelandet. Bei der Affaire von Ca-
tanea wurden die Bauern trotz ihres tapfern Widerſtands von den Truppen
zurückgeſchlagen nachdem ſie 200 Mann verloren hatten. Allen Inſurgenten-
haufen iſt Befehl ertheilt worden ſich zu concentriren für den Entfcheidungs-
kampf. Alle dieſe Nachrichten ſind verbürgt. (T. H.)
Nizza, 28 Mai.Geſtern iſt das zweite Bataillon des 90ſten Linien-
Infanterieregiments welches in Nizza garniſoniren ſoll, angekommen. Zahl-
reiche Neugierige giengen ihm bis St. Laurent entgegen, wo Senator Pietri
und der franzöſiſche Conſul dasſelbe erwarteten. (Meſſager de Nice.)
Rom, 2 Jun.Der neapolitaniſche Miniſter Martino iſt vom König
berufen nach Neapel abgereist. Vorher hatte er eine lange Unterredung mit
dem Papſt. Rom iſt ruhig, ſtarke Patrouillen durchſtreifen die Stadt. Ca-
ſtellani wurde verbannt. Man ſagt der Papſt habe die Meinung ausgedrückt
Louis Napoleon und Victor Emmanuel ſeyen entſchloſſen das Programm der
Broſchüre: „Der Papſt und der Congreß“ auszuführen. (Times.)
Turin, 5 Jun.Genua 5 Jun.: General Letizia, welcher von Palermo
nach Neapel kam, ſoll eine neue Capitulation mitgebracht haben. (T. H.)
Dem Corr. merc. zufolge wird ſogleich nach Votirung des Vertrags
vom 24 März durch den Senat, die kaiſerliche Regierung die Annexion von
Mittelitalien an die ſardiniſchen Staaten officiell förmlich anerkennen. Wie
dasſelbe Blatt berichtet, hat die Kammercommiſſion welche über Erhöhung
der Civilliſte zu berichten hat, im Einklang mit dem Miniſterium und dem
Miniſter des k. Hauſes, beſchloſſen, zu beantragen daß die Krondotation auf
10½ Millionen feſtgeſetzt werde. Der Nazione zufolge wäre die vom
Giornale di Roma gebrachte Nachricht daß Orſini im Gefechte zu Le Grotte
fiel, ungenau.
In Turiner und Marſeiller Depeſchen der franzöſiſchen Blätter finden
wir noch folgendes: Schiffe mit Munition von Neapel gehen fortwährend
ab. 500 verwundete Gefangene Garibaldi’s (?) kamen in Neapel an, ſehr
vorſorglich von Garibaldi behandelt. Er hofft auf Abfall. Garibaldi mußte
auf den Waffenſtillſtand eingehen weil es ihm an Munition fehlte. Die
ſardiniſchen Unterthanen befinden ſich an Bord des „Governolo.“ General
Letizia, der mit dem Befehl den Waffenſtillſtand zu erneuern, nach Palermo
abgieng, ſoll in Neapel bemerlich gemacht haben die Soldaten verweigern ſich
zu ſchlagen (?), und die Deſertionen beginnen zahlreich zu werden. Der
Enthuſiasmus für Garibaldi beginnt die Armee zu ergreifen.
Konſtantinopel, 5 Jun.Abuchtar Paſcha, Miniſter der Civil-
liſte, iſt an Stelle Haſſib Paſcha’s zum Finanzminiſter ernannt worden und
wird durch den Miniſter ohne Portefeuille, Chefik Paſcha, erſetzt. Theodor
Balazzi iſt geſtorben. (W. T. B.)
Hongkong, 23 April.Auf Verlangen des Generals Montauban
iſt eine Abtheilung von 200 Seeſoldaten unter Oberſtlientenant Martin des
Pallières am 18 von Hongkong nach der Inſel Tſchuſan abgegangen, welche
im Verein mit 6000 Engländern den Chineſen wieder abgenommen werden
ſoll. Am 25 April ſoll der Angriff beginnen. (Conſtitutionnel.)
Handels- und Börſennachrichten.
Die Politik der Vereinigten Staaten von Nordamerika
und die Nationalconvention in Chicago.
♌ New-York, 18 Mai.Während in der demokratiſchen Partei
noch die Verhandlungen über eine Wiedervereinigung ſchweben, bei welcher
Douglas dem Süden geopfert werden würde, haben ſich die zwei Gegen-
parteien bereits in Schlachtordnung gegen ſie aufgeſtellt, und werden — ein
ſehr großer Vortheil in einem Wahlfeldzug — einen vollen Monat lang das
Terrain für ſich haben. Zwei Gegenparteien dem Namen nach, in Wirk-
lichkeit jedoch nur eine, denn die „Unionspartei“ (Fillmore-Partei von 1856)
iſt ſo ſchwach und unbedeutend, daß ſie kaum in Betracht kommt, ausgenom-
men da wo ſie durch Hinneigung zu der einen oder der andern der Haupt-
parteien ihr ein Uebergewicht über die andere verſchafft. Obenein hat ſie nun
noch, auſtatt, wie allgemein erwartet wurde, den alten Sam Huſton von Texas
zu ihrem Bannerträger zu erwählen, deſſen romantiſche Vergangenheit ihm
auch aus andern Parteien ſtarken Zulauf verſchafft haben würde, einen an
Talenten wie an Popularität ſehr ſchwachen Candidaten in der Perſon des
Bundesſecretärs Bell von Tenneſſee aufgeſtellt. Weder für dieſen noch für
den ihm als Vicepräſidentſchaftscandidaten beigeſellten glatten, aber mark-
loſen Schönredner Edward Everett läßt ſich irgendwelche Begeiſterung er-
wecken. Nur für den Fall daß die Spaltung der demokratiſchen Partei an-
dauern ſollte, läge die entfernte Möglichkeit vor daß die Unionspartei in eini-
gen ſüdlichen Staaten ſiegte. Wenn dieß geſchähe, und dann noch ferner die
Republicaner in den freien Staaten keine abſolute Majorität der Wahl-
männerſtimmen gewännen, könnte Bell wenigſtens mit bei einer vom Re-
präſentantenhaus vorzunehmenden engern Wahl concurriren; doch das wäre
auch das alleräußerſte worau ſeine Anhänger bei einem faſt unmöglichen
Zuſammentreffen günſtiger Umſtände rechnen können. Ein Programm haben
ſie gar nicht aufgeſtellt, ſondern nur in ſehr gedunſenen Phraſen ihre Vater-
landsliebe und Loyalität betheuert, ſonſt aber alle brennenden Fragen unſerer
Parteipolitik vornehm ignorirt. Es hat Zeiten gegeben wo eine ſolche Pro-
grammloſigkeit der herrſchenden Volksſtimmung entſprach, wo es keines an-
dern Loſungsworts bedurfte als: „Sturz des jetzt herrſchenden Régime’s
quand même!“ So ward 1840 Harriſon erwählt. Doch ſolches Verfah-
ren hat eben nur dann Erfolg wenn es ein ganz ſpontanes, der Ausdruck
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(2022-02-11T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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