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Allgemeine Zeitung, Nr. 15, 15. Januar 1830.

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15 Januar.
Beilage zur Allgemeinen Zeitung.
Nro. 15. 1830.
Portugal.

Unter der Rubrik: "Litterarische Nachrichten," enthält die
preußische Staatszeitung in ihrer Beilage Nro. 7 nach-
stehenden Artikel: "Vor geraumer Zeit wurde in diesen Blättern
eine Schrift angezeigt, welche die Rechte Don Miguels auf
den portuglesischen Thron entwikelt. Gleich entfernt, sowol trans-
montanen als ultraliberalen Träumereien das Wort zu reden,
und Unparteilichkeit zum Losungswort aufstellend, dürften wir
hier den Grundsaz geltend machen: Audiatur et altera pars.
Dieser andere Theil ist eine in Paris erschienene Broschüre:
Jnjuste Acclamation du Serenissime Jnfant Don Miguel, ou
Analyse et Refutation juridique de la decision des soi - di-
sant trois etats du Royaume de Portugal, par le Desem-
bargador Antonio da Silva Lopes Rocha
(1828). Was ih-
ren Gegenstand, die Streitfrage über die Succession in Por-
tugal
so interessant, ja zu einer europäischen Frage macht, ist,
daß gerade jene ertremen Ansichten in der Politik, welche überall
vorhanden, doch in Frankreich zur schärfsten Entgegensezung ge-
kommen sind, bei der Lösung dieser Frage sich in die größten Wi-
dersprüche verwikeln, und um zu siegen, der Waffen des Gegners
sich zu bedienen genöthigt werden. Denn die Liberalen vertheidi-
gen aus keinem andern Grunde Don Pedro und seine Charte, --
(ob sie für Portugal paßt oder nicht, ist eine andere, hier nicht
her gehörige Frage), -- als weil Don Pedro für den legitimen
Erben und Souverain Portugals nicht nur von seinem Vater und
dem ganzen Hause Braganza, ohne Don Miguel selbst auszuneh-
men, sondern auch von allen Kabinetten Europa's anerkannt wor-
den ist. Die Ultra-Royalisten aber, wohl fühlend, daß die Rechte
Don Miguels an sich nicht hinreichend waren, um ihm Anerken-
nung zu verschaffen, suchten sich durch den Ausspruch des Volks
zu verstärken, und beriefen die Cortes von Lissabon, um Don
Pedro, ohne ihn einmal zu hören, vom Throne auszuschließen.
Und kan das unhaltbare Dogma der Souverainetät des Volks
wohl deutlicher ausgesprochen werden, als durch diese That der
Miguelisten? Wenn wir aber die Vernunft der Sache fragen, so
darf das Volk sich nicht in die Thronfolge mischen; sonst entsteht
die verderblichste der Monarchien, die Wahlmonarchie, nur allzu-
leicht daraus. Und wenden wir uns ans portugiesische Staats-
recht, so dürften darnach die Stände nur entscheiden, im Falle
der verstorbene König keine Kinder hatte. Doch selbst dieses
Recht hatten die Stände durch den Verlauf der Geschichte bereits
verloren. Wie verlezten also hier diejenigen, welche das Mittel-
alter immer für das Höchste halten, die vom Mittelalter ihnen
überkommenen Rechte selbst? Ja, das Manifest der Cortes von
Lissabon, welche doch die Sache der Religion vertheidigen wollten,
geht seinen eigenen Worten nach, die unser Verfasser anführt, so
weit, die Religion des Eides umzustoßen, wenn er dem Wohl
und Willen des Volks zuwider sey. So erkennt Europa an die-
ser Streitfrage, wie leicht die Ertreme, eben weil sie dieses sind,
in ihr anderes Ertrem umschlagen, und die Wahrheit nur in der
Mitte liegt. Unser Verfasser drukt das Manifest der Cortes von
Lissabon ab, und sucht es Schritt vor Schritt zu widerlegen. Der
Hauptangrif gegen Don Pedro's Rechte ist immer der, daß er
durch die Annahme der Krone Brasiliens, als eines fremden Reichs,
die Ansprüche auf die Krone Portugals verloren habe. Erstens
[Spaltenumbruch] ist aber Brasilien kein fremdes Reich, sondern ein Schwesterland
Portugals und portugiesischen Ursprungs. Und ferner müssen die
Cortes von Lissabon selbst eingestehen, daß mehrere Beispiele in der
portugiesischen Geschichte vorkommen, wo Kronprinzen, welche
auswärtige Kronen annahmen, dennoch succedirten. Auch scheint
das Argument, daß beide Reiche getrennt seyn müßten, Don Pedro
nicht auszuschließen. Denn die Reiche könnten getrennt seyn und
ganz verschiedene Verwaltungen haben, die Krone aber dennoch
auf Einem Haupte vereinigt seyn, wie Schweden und Norwegen,
Hannover und England etc. Jndessen die Absicht und Meynung
des Traktats, wodurch Don Juan VI Brasilien als unabhängig
anerkannte, ist doch wohl die, daß beide Reiche auch einen beson-
dern Regenten haben sollen, und daß Don Pedro optiren müsse.
Jndem er nun für Brasilien optirte und der Krone Portugals
entsagte, so durfte er freilich weder bestimmen, wer ihm succedi-
ren sollte, noch irgend etwas Anderes über Portugal verhängen.
Sollte aber demnach nun auch klar seyn, daß das Oktroyren der
Charte -- (wenn er es nicht blos als Vormund und im Namen
des legitimen Erben Portugals that) -- ein übereilter Schritt
war, so folgt daraus noch nicht, daß Don Miguel legitimer König
sey. Das Recht allein hat über die Succession zu entscheiden.
Und hier widerlegt unser Verfasser die Stelle aus der Schrift
der Cortes, wo das Recht Don Miguels aus dem Grundsaze des
portugiesischen Staatsrechts erhärtet wird, daß wenn ein König
von Portugal zwei Kronen auf seinem Haupte vereinigt, die ge-
trennt werden sollen, der älteste Sohn die größere, der jüngere
die kleinere erhalten müsse. Don Juan VI hat nemlich, sagt unser
Verfasser, nie die Krone Brasiliens besessen, sondern er hat Brasilien
nur als portuglesische Kolonie beherrscht. Der erste portugiesische Kö-
nig, der beide Kronen vereinigte, ist Don Pedro. Sein nächster Erbe,
-- (das ist sein Sohn, denn, obgleich jünger, geht er doch, als in der-
selben Linie, seiner ältern Schwester vor), -- erhält also die größere
Krone, Brasilien. Der zweite, -- (das ist seine Tochter, Dona Ma-
ria), Portugal. Und in der That, wenn wir fragen, wer der nächste
Erbe Don Juans VI nach dem Ausfall Don Pedro's gewesen
wäre, so lautet die Antwort nicht Don Miguel, sondern Don
Pedro's Kinder. Denn die ältere Linie schließt unbedingt die jün-
gere aus, und nach portugiesischem Rechte schließen sogar die Frauen
der ältern Linie die Männer der jüngeren Linie aus. Auch trift
es sich, sagt unser Verfasser, daß Dona Maria geboren wurde,
als Brasilien noch eine portugiesische Kolonie war, so daß nicht
der leiseste Zweifel gegen ihr Jndigenat erhoben werden könnte.
Nur ein Neuling in der Politik aber kan behaupten, daß Don
Pedro durch seine Entsagung den Rechten seiner Kinder Eintrag
that. Das Prinzip der Legitimität wäre gänzlich verlezt, wenn
nicht immer der nächste Erbe nach dem Entsagenden damit un-
mittelbar und an und für sich an seine Stelle träte. Niemand
darf weder zu Gunsten noch zum Nachtheil eines Dritten entsa-
gen. Kein Beschluß von Ständen darf an diesem Heiligthume
rühren. Das Entsagen gilt dem Tode gleich. Und selbst wenn,
nach der Behauptung der Cortes von Lissabon, Don Pedro schon
bei Lebzeiten seit der Unabhängigkeit Brasiliens den portugiesischen
Thron verwirkte, so war er als todt zu betrachten beim Abster-
ben seines Vaters; und hätten nicht auch in diesem Falle seine
Erben ihrem Oheim vorgezogen werden müssen?"

15 Januar.
Beilage zur Allgemeinen Zeitung.
Nro. 15. 1830.
Portugal.

Unter der Rubrik: „Litterariſche Nachrichten,“ enthält die
preußiſche Staatszeitung in ihrer Beilage Nro. 7 nach-
ſtehenden Artikel: „Vor geraumer Zeit wurde in dieſen Blättern
eine Schrift angezeigt, welche die Rechte Don Miguels auf
den portugleſiſchen Thron entwikelt. Gleich entfernt, ſowol trans-
montanen als ultraliberalen Träumereien das Wort zu reden,
und Unparteilichkeit zum Loſungswort aufſtellend, dürften wir
hier den Grundſaz geltend machen: Audiatur et altera pars.
Dieſer andere Theil iſt eine in Paris erſchienene Broſchüre:
Jnjuste Acclamation du Sérénissime Jnfant Don Miguel, ou
Analyse et Réfutation juridique de la décision des soi – di-
sant trois états du Royaume de Portugal, par le Desem-
bargador Antonio da Silva Lopes Rocha
(1828). Was ih-
ren Gegenſtand, die Streitfrage über die Succeſſion in Por-
tugal
ſo intereſſant, ja zu einer europäiſchen Frage macht, iſt,
daß gerade jene ertremen Anſichten in der Politik, welche überall
vorhanden, doch in Frankreich zur ſchärfſten Entgegenſezung ge-
kommen ſind, bei der Löſung dieſer Frage ſich in die größten Wi-
derſprüche verwikeln, und um zu ſiegen, der Waffen des Gegners
ſich zu bedienen genöthigt werden. Denn die Liberalen vertheidi-
gen aus keinem andern Grunde Don Pedro und ſeine Charte, —
(ob ſie für Portugal paßt oder nicht, iſt eine andere, hier nicht
her gehörige Frage), — als weil Don Pedro für den legitimen
Erben und Souverain Portugals nicht nur von ſeinem Vater und
dem ganzen Hauſe Braganza, ohne Don Miguel ſelbſt auszuneh-
men, ſondern auch von allen Kabinetten Europa’s anerkannt wor-
den iſt. Die Ultra-Royaliſten aber, wohl fühlend, daß die Rechte
Don Miguels an ſich nicht hinreichend waren, um ihm Anerken-
nung zu verſchaffen, ſuchten ſich durch den Ausſpruch des Volks
zu verſtärken, und beriefen die Cortes von Liſſabon, um Don
Pedro, ohne ihn einmal zu hören, vom Throne auszuſchließen.
Und kan das unhaltbare Dogma der Souverainetät des Volks
wohl deutlicher ausgeſprochen werden, als durch dieſe That der
Migueliſten? Wenn wir aber die Vernunft der Sache fragen, ſo
darf das Volk ſich nicht in die Thronfolge miſchen; ſonſt entſteht
die verderblichſte der Monarchien, die Wahlmonarchie, nur allzu-
leicht daraus. Und wenden wir uns ans portugieſiſche Staats-
recht, ſo dürften darnach die Stände nur entſcheiden, im Falle
der verſtorbene König keine Kinder hatte. Doch ſelbſt dieſes
Recht hatten die Stände durch den Verlauf der Geſchichte bereits
verloren. Wie verlezten alſo hier diejenigen, welche das Mittel-
alter immer für das Höchſte halten, die vom Mittelalter ihnen
überkommenen Rechte ſelbſt? Ja, das Manifeſt der Cortes von
Liſſabon, welche doch die Sache der Religion vertheidigen wollten,
geht ſeinen eigenen Worten nach, die unſer Verfaſſer anführt, ſo
weit, die Religion des Eides umzuſtoßen, wenn er dem Wohl
und Willen des Volks zuwider ſey. So erkennt Europa an die-
ſer Streitfrage, wie leicht die Ertreme, eben weil ſie dieſes ſind,
in ihr anderes Ertrem umſchlagen, und die Wahrheit nur in der
Mitte liegt. Unſer Verfaſſer drukt das Manifeſt der Cortes von
Liſſabon ab, und ſucht es Schritt vor Schritt zu widerlegen. Der
Hauptangrif gegen Don Pedro’s Rechte iſt immer der, daß er
durch die Annahme der Krone Braſiliens, als eines fremden Reichs,
die Anſprüche auf die Krone Portugals verloren habe. Erſtens
[Spaltenumbruch] iſt aber Braſilien kein fremdes Reich, ſondern ein Schweſterland
Portugals und portugieſiſchen Urſprungs. Und ferner müſſen die
Cortes von Liſſabon ſelbſt eingeſtehen, daß mehrere Beiſpiele in der
portugieſiſchen Geſchichte vorkommen, wo Kronprinzen, welche
auswärtige Kronen annahmen, dennoch ſuccedirten. Auch ſcheint
das Argument, daß beide Reiche getrennt ſeyn müßten, Don Pedro
nicht auszuſchließen. Denn die Reiche könnten getrennt ſeyn und
ganz verſchiedene Verwaltungen haben, die Krone aber dennoch
auf Einem Haupte vereinigt ſeyn, wie Schweden und Norwegen,
Hannover und England ꝛc. Jndeſſen die Abſicht und Meynung
des Traktats, wodurch Don Juan VI Braſilien als unabhängig
anerkannte, iſt doch wohl die, daß beide Reiche auch einen beſon-
dern Regenten haben ſollen, und daß Don Pedro optiren müſſe.
Jndem er nun für Braſilien optirte und der Krone Portugals
entſagte, ſo durfte er freilich weder beſtimmen, wer ihm ſuccedi-
ren ſollte, noch irgend etwas Anderes über Portugal verhängen.
Sollte aber demnach nun auch klar ſeyn, daß das Oktroyren der
Charte — (wenn er es nicht blos als Vormund und im Namen
des legitimen Erben Portugals that) — ein übereilter Schritt
war, ſo folgt daraus noch nicht, daß Don Miguel legitimer König
ſey. Das Recht allein hat über die Succeſſion zu entſcheiden.
Und hier widerlegt unſer Verfaſſer die Stelle aus der Schrift
der Cortes, wo das Recht Don Miguels aus dem Grundſaze des
portugieſiſchen Staatsrechts erhärtet wird, daß wenn ein König
von Portugal zwei Kronen auf ſeinem Haupte vereinigt, die ge-
trennt werden ſollen, der älteſte Sohn die größere, der jüngere
die kleinere erhalten müſſe. Don Juan VI hat nemlich, ſagt unſer
Verfaſſer, nie die Krone Braſiliens beſeſſen, ſondern er hat Braſilien
nur als portugleſiſche Kolonie beherrſcht. Der erſte portugieſiſche Kö-
nig, der beide Kronen vereinigte, iſt Don Pedro. Sein nächſter Erbe,
— (das iſt ſein Sohn, denn, obgleich jünger, geht er doch, als in der-
ſelben Linie, ſeiner ältern Schweſter vor), — erhält alſo die größere
Krone, Braſilien. Der zweite, — (das iſt ſeine Tochter, Dona Ma-
ria), Portugal. Und in der That, wenn wir fragen, wer der nächſte
Erbe Don Juans VI nach dem Ausfall Don Pedro’s geweſen
wäre, ſo lautet die Antwort nicht Don Miguel, ſondern Don
Pedro’s Kinder. Denn die ältere Linie ſchließt unbedingt die jün-
gere aus, und nach portugieſiſchem Rechte ſchließen ſogar die Frauen
der ältern Linie die Männer der jüngeren Linie aus. Auch trift
es ſich, ſagt unſer Verfaſſer, daß Dona Maria geboren wurde,
als Braſilien noch eine portugieſiſche Kolonie war, ſo daß nicht
der leiſeſte Zweifel gegen ihr Jndigenat erhoben werden könnte.
Nur ein Neuling in der Politik aber kan behaupten, daß Don
Pedro durch ſeine Entſagung den Rechten ſeiner Kinder Eintrag
that. Das Prinzip der Legitimität wäre gänzlich verlezt, wenn
nicht immer der nächſte Erbe nach dem Entſagenden damit un-
mittelbar und an und für ſich an ſeine Stelle träte. Niemand
darf weder zu Gunſten noch zum Nachtheil eines Dritten entſa-
gen. Kein Beſchluß von Ständen darf an dieſem Heiligthume
rühren. Das Entſagen gilt dem Tode gleich. Und ſelbſt wenn,
nach der Behauptung der Cortes von Liſſabon, Don Pedro ſchon
bei Lebzeiten ſeit der Unabhängigkeit Braſiliens den portugieſiſchen
Thron verwirkte, ſo war er als todt zu betrachten beim Abſter-
ben ſeines Vaters; und hätten nicht auch in dieſem Falle ſeine
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[0005] 15 Januar. Beilage zur Allgemeinen Zeitung. Nro. 15. 1830. Portugal. Unter der Rubrik: „Litterariſche Nachrichten,“ enthält die preußiſche Staatszeitung in ihrer Beilage Nro. 7 nach- ſtehenden Artikel: „Vor geraumer Zeit wurde in dieſen Blättern eine Schrift angezeigt, welche die Rechte Don Miguels auf den portugleſiſchen Thron entwikelt. Gleich entfernt, ſowol trans- montanen als ultraliberalen Träumereien das Wort zu reden, und Unparteilichkeit zum Loſungswort aufſtellend, dürften wir hier den Grundſaz geltend machen: Audiatur et altera pars. Dieſer andere Theil iſt eine in Paris erſchienene Broſchüre: Jnjuste Acclamation du Sérénissime Jnfant Don Miguel, ou Analyse et Réfutation juridique de la décision des soi – di- sant trois états du Royaume de Portugal, par le Desem- bargador Antonio da Silva Lopes Rocha (1828). Was ih- ren Gegenſtand, die Streitfrage über die Succeſſion in Por- tugal ſo intereſſant, ja zu einer europäiſchen Frage macht, iſt, daß gerade jene ertremen Anſichten in der Politik, welche überall vorhanden, doch in Frankreich zur ſchärfſten Entgegenſezung ge- kommen ſind, bei der Löſung dieſer Frage ſich in die größten Wi- derſprüche verwikeln, und um zu ſiegen, der Waffen des Gegners ſich zu bedienen genöthigt werden. Denn die Liberalen vertheidi- gen aus keinem andern Grunde Don Pedro und ſeine Charte, — (ob ſie für Portugal paßt oder nicht, iſt eine andere, hier nicht her gehörige Frage), — als weil Don Pedro für den legitimen Erben und Souverain Portugals nicht nur von ſeinem Vater und dem ganzen Hauſe Braganza, ohne Don Miguel ſelbſt auszuneh- men, ſondern auch von allen Kabinetten Europa’s anerkannt wor- den iſt. Die Ultra-Royaliſten aber, wohl fühlend, daß die Rechte Don Miguels an ſich nicht hinreichend waren, um ihm Anerken- nung zu verſchaffen, ſuchten ſich durch den Ausſpruch des Volks zu verſtärken, und beriefen die Cortes von Liſſabon, um Don Pedro, ohne ihn einmal zu hören, vom Throne auszuſchließen. Und kan das unhaltbare Dogma der Souverainetät des Volks wohl deutlicher ausgeſprochen werden, als durch dieſe That der Migueliſten? Wenn wir aber die Vernunft der Sache fragen, ſo darf das Volk ſich nicht in die Thronfolge miſchen; ſonſt entſteht die verderblichſte der Monarchien, die Wahlmonarchie, nur allzu- leicht daraus. Und wenden wir uns ans portugieſiſche Staats- recht, ſo dürften darnach die Stände nur entſcheiden, im Falle der verſtorbene König keine Kinder hatte. Doch ſelbſt dieſes Recht hatten die Stände durch den Verlauf der Geſchichte bereits verloren. Wie verlezten alſo hier diejenigen, welche das Mittel- alter immer für das Höchſte halten, die vom Mittelalter ihnen überkommenen Rechte ſelbſt? Ja, das Manifeſt der Cortes von Liſſabon, welche doch die Sache der Religion vertheidigen wollten, geht ſeinen eigenen Worten nach, die unſer Verfaſſer anführt, ſo weit, die Religion des Eides umzuſtoßen, wenn er dem Wohl und Willen des Volks zuwider ſey. So erkennt Europa an die- ſer Streitfrage, wie leicht die Ertreme, eben weil ſie dieſes ſind, in ihr anderes Ertrem umſchlagen, und die Wahrheit nur in der Mitte liegt. Unſer Verfaſſer drukt das Manifeſt der Cortes von Liſſabon ab, und ſucht es Schritt vor Schritt zu widerlegen. Der Hauptangrif gegen Don Pedro’s Rechte iſt immer der, daß er durch die Annahme der Krone Braſiliens, als eines fremden Reichs, die Anſprüche auf die Krone Portugals verloren habe. Erſtens iſt aber Braſilien kein fremdes Reich, ſondern ein Schweſterland Portugals und portugieſiſchen Urſprungs. Und ferner müſſen die Cortes von Liſſabon ſelbſt eingeſtehen, daß mehrere Beiſpiele in der portugieſiſchen Geſchichte vorkommen, wo Kronprinzen, welche auswärtige Kronen annahmen, dennoch ſuccedirten. Auch ſcheint das Argument, daß beide Reiche getrennt ſeyn müßten, Don Pedro nicht auszuſchließen. Denn die Reiche könnten getrennt ſeyn und ganz verſchiedene Verwaltungen haben, die Krone aber dennoch auf Einem Haupte vereinigt ſeyn, wie Schweden und Norwegen, Hannover und England ꝛc. Jndeſſen die Abſicht und Meynung des Traktats, wodurch Don Juan VI Braſilien als unabhängig anerkannte, iſt doch wohl die, daß beide Reiche auch einen beſon- dern Regenten haben ſollen, und daß Don Pedro optiren müſſe. Jndem er nun für Braſilien optirte und der Krone Portugals entſagte, ſo durfte er freilich weder beſtimmen, wer ihm ſuccedi- ren ſollte, noch irgend etwas Anderes über Portugal verhängen. Sollte aber demnach nun auch klar ſeyn, daß das Oktroyren der Charte — (wenn er es nicht blos als Vormund und im Namen des legitimen Erben Portugals that) — ein übereilter Schritt war, ſo folgt daraus noch nicht, daß Don Miguel legitimer König ſey. Das Recht allein hat über die Succeſſion zu entſcheiden. Und hier widerlegt unſer Verfaſſer die Stelle aus der Schrift der Cortes, wo das Recht Don Miguels aus dem Grundſaze des portugieſiſchen Staatsrechts erhärtet wird, daß wenn ein König von Portugal zwei Kronen auf ſeinem Haupte vereinigt, die ge- trennt werden ſollen, der älteſte Sohn die größere, der jüngere die kleinere erhalten müſſe. Don Juan VI hat nemlich, ſagt unſer Verfaſſer, nie die Krone Braſiliens beſeſſen, ſondern er hat Braſilien nur als portugleſiſche Kolonie beherrſcht. Der erſte portugieſiſche Kö- nig, der beide Kronen vereinigte, iſt Don Pedro. Sein nächſter Erbe, — (das iſt ſein Sohn, denn, obgleich jünger, geht er doch, als in der- ſelben Linie, ſeiner ältern Schweſter vor), — erhält alſo die größere Krone, Braſilien. Der zweite, — (das iſt ſeine Tochter, Dona Ma- ria), Portugal. Und in der That, wenn wir fragen, wer der nächſte Erbe Don Juans VI nach dem Ausfall Don Pedro’s geweſen wäre, ſo lautet die Antwort nicht Don Miguel, ſondern Don Pedro’s Kinder. Denn die ältere Linie ſchließt unbedingt die jün- gere aus, und nach portugieſiſchem Rechte ſchließen ſogar die Frauen der ältern Linie die Männer der jüngeren Linie aus. Auch trift es ſich, ſagt unſer Verfaſſer, daß Dona Maria geboren wurde, als Braſilien noch eine portugieſiſche Kolonie war, ſo daß nicht der leiſeſte Zweifel gegen ihr Jndigenat erhoben werden könnte. Nur ein Neuling in der Politik aber kan behaupten, daß Don Pedro durch ſeine Entſagung den Rechten ſeiner Kinder Eintrag that. Das Prinzip der Legitimität wäre gänzlich verlezt, wenn nicht immer der nächſte Erbe nach dem Entſagenden damit un- mittelbar und an und für ſich an ſeine Stelle träte. Niemand darf weder zu Gunſten noch zum Nachtheil eines Dritten entſa- gen. Kein Beſchluß von Ständen darf an dieſem Heiligthume rühren. Das Entſagen gilt dem Tode gleich. Und ſelbſt wenn, nach der Behauptung der Cortes von Liſſabon, Don Pedro ſchon bei Lebzeiten ſeit der Unabhängigkeit Braſiliens den portugieſiſchen Thron verwirkte, ſo war er als todt zu betrachten beim Abſter- ben ſeines Vaters; und hätten nicht auch in dieſem Falle ſeine Erben ihrem Oheim vorgezogen werden müſſen?“

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 15, 15. Januar 1830, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine15_1830/5>, abgerufen am 04.06.2024.