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Allgemeine Zeitung, Nr. 14, 17. Januar 1929.

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"AZ" - Neuigkeiten aus München
Die Nase -- ein
Gesundheitswächter

Der menschliche Körper besitzt eine Art Selbst-
schutz gegen die von außen eindringenden Schäd-
lichkeiten. Eines der wichtigsten Organe dieses
Selbstschutzes ist die Nase des Menschen. Nur recht
selten pflegt sich der Mensch ihrer zu erinnern,
es sei denn, wenn er gerade seinen Schnupfen
hat.

Und doch hat gerade die Nase wichtige, für die
Gesunderhaltung des Menschenkörpers notwendige
Funktionen zu erfüllen. Die Nase stellt den ober-
sten Teil der menschlichen Atmungseinrichtung
dar, die zunächst die kalte Außenluft für den Zu-
gang zum Innern des Körpers zu erwärmen und
sie dann mit Wasserdampf zu sättigen hat. Beim
Eindringen unerwärmter Luft in die Lunge durch
Mundatmung ist eine Erkältung und eine Er-
krankung der Luftröhre und der Lunge unaus-
bleiblich.

Im Innern der Nase findet sich ein mit feinsten
Härchen versehener Bezug, der sich in ständig
vibrierender Bewegung befindet. Diese Flimmer-
bewegung ermöglicht es, aus der Luft eindrin-
gende Schädlichkeiten, wie Fremdstoffe, Krank-
heitserreger und dergleichen vom Eindringen in
den Körper fernzuhalten. Ein wichtiges Schutz-
mittel ist auch der Nasenschleim, der eine große
Reihe von Krankheitserregern für den Körper un-
schädlich macht.

Schließlich sei noch daran erinnert, daß uns die
Nase als Vermittler des Geruches sehr oft vor
der Einatmung gasiger, schädlicher Stoffe schützt.
Würde man zum Beispiel das Ausströmen von
Leuchtgas nicht durch den Geruch wahrnehmen, so
würden sicherlich noch mehr als bisher kostbare
Menschenleben zum Opfer fallen.



Beiträge
der Festzugsstraßen!

Nachdem der Hausbesitzerverein einen großen
Teil der Häuser an den geplanten Festzugsstraßen
mit Zeichnungslisten versorgt hat, sind nunmehr
auch die restlichen durch Organe des "Vereins
Faschingsfestzug München 1929" beliefert.

Die dadurch zu sammelnden freiwilligen Be-
träge werden aber die nötige Höhe für das Zu-
standekommen eines repräsentablen Faschings-
zuges nur erreichen, wenn alle Hausbesitzer bzw.
deren Stellvertreter die Zeichnungslisten werbend
bei ihren Parteien in Umlauf setzen.

Aber auch die Mieter müssen bei der Zeichnung
das ihre tun und die Vorteile erwägen, die sie
genießen, wenn der Zug an ihren Fenstern vor-
beigeführt wird. Sie ersparen sich das lange An-
stehen im Gedränge, können Bekannte oder Ge-
schäftsfreunde und
vor allem Kinder
bequem und ungefährdet das Gebotene ansehen
lassen.

Der auf den Kopf eines Zuschauers etwa ent-
fallende Betrag ist ganz unbeträchtlich und macht
nur einige Pfennige aus, einerlei ob Privatper-
son, Geschäftsinhaber oder Fenstervermieter.

Soviel Interesse für ein werbendes, gemein-
sames Unternehmen Münchens und der Mün-
chener, wie es der Faschingszug sein wird, sollte
jedermann aufbringen.

Die Einsammlung der Listen ist bereits im
Gange. Nach dem Ergebnis der Zeichnungen
wird der endgültige Zugsweg festgelegt werden.



Empfang der südafrikanischen
Studenten im Rathaus

Die Reisegesellschaft südafrikanischer Studenten
wurde durch die beiden Bürgermeister und meh-
rere Mitglieder des Stadtrates im Rathause emp-
fangen. Oberbürgermeister Scharnagl gab seiner
Freude Ausdruck, daß die Gäste auch nach Mün-
chen gekommen seien. Sie hätten im Deutschen
Theater den Münchner Karneval kennengelernt
und könnten sehen, was in München geleistet wird,
wie hier Arbeit und frohes Leben Hand in Hand
gehen. Er führte noch einiges aus der Geschichte
Münchens an, verwies auf das Ansehen des
Münchner Schulwesens, besonders des Berufs-
fortbildungsschulwesens in aller Welt und wünschte
der Reise der Gäste besten Erfolg. Professor Al-
fred E. Snape dankte im Namen der südafrikani-
schen Studenten.



Beerdigungen am 18. Januar 1929
Ostfriedhof:

(Feuerbestattung): Pöllmann Hans,
Oberlehrer a. D. 77 J., 10 Uhr; Schaefer Georg,
Fabrikdirektor 58 J., 9 Uhr; Meister Albert,
Schlosser 53 J., 91/4 Uhr; Fröhler Pauline,
Scheidersgattin 58 J., 101/2 Uhr; Holzinger Eva,
Fabrikantenstochter 43 J., 91/2 Uhr; Thor Walter,
Kunstmaler und Prof. 58 J., 11 Uhr. (Erdbestat-
tung): Haberstetter Rosa, Pelznäherin 45 J., 21/2
Uhr; Fleischmann Ludwig, Schreinermeister 63
Z., 3 Uhr; Jobst Max, ehem. Schlosser 72 J.,
4 Uhr; Haimerl Elisabeth, Schmiedskdd., 2 Mt.,
31/2 Uhr; Schwankl Magdalena, Bäckermeistersg.
54 J., 23/4 Uhr.

Westl. Friedhof:

Fischer Katharina, Schmiedsg.
51 J., 3 Uhr; Rieder Josef, techn. Obersekr. 58 J,
21/4 Uhr Schweiger Georg, Schuhmacher 82 J.,
23/4 Uhr, Ruß Heinrich, Straßenbahn-Schaffner
a. D. 70 J., 31/2 Uhr; Freymadl Hedwig, Damen-
schneiderin 66 J., 11/2 Uhr; Mederer Johann 2 Mt.
2 Uhr.

Südl. Friedhof:

Bayer Katharina, Baumeisters-
witwe 83 J., 111/2 Uhr; v. Appell Franz, Ober-
maschinenmeister 78 J., 111/4 Uhr; Kurzmeier Re-
gina, Schuhmacherswe 75 J., Uhr; Redwirt
Otto, Freih. v. Generalleutnant 68 J., 12 Uhr;
Scherr Anna. Kaufmannswe. 74 J., 11 Uhr.

[Spaltenumbruch]
Bundeskanzler Dr. Seipel in München

Er spricht über "Föderalismus in Oesterreich"

Der österreichische Bundeskanzler, Prälat Dr.
Seipel, trifft Montag, 21. Januar, im Laufe des
Nachmittags in München ein.

Als Gast des Akademisch-Politischen Klubs wird
er im Hotel "Vier Jahreszeiten" die
Fürstenzimmer bewohnen. Während seines Mün-
chener Aufenthaltes, der vermutlich bis zum
29. Januar abends dauern wird, stellt eine Mün-
chener Firma dem Kanzler einen Kraftwagen
zur Verfügung. Dr. Seipel hält am 21. Januar,
[Spaltenumbruch] 20.30 Uhr, den Mitgliedern des Klubs sowie einer
Anzahl geladener Gäste einen Vortrag über
"Föderalismus in Oesterreich".
Nachdem vor kurzem Ministerpräsident Dr. Held
über Föderalismus und Unitarismus im Aka-
demisch-Politischen Klub gesprochen hat, darf man
den Ausführungen des österreichischen Staats-
mannes mit Spannung entgegensehen.

Vor dem Vortrag gibt der Klub zu Ehren Sei-
pels ein Festessen.



Grüne Woche in Bayern

Am dritten Tag: Technik in der Landwirtschaft

Am dritten Tag der Bayerischen Landwirtschaft-
lichen Woche wurde im Ingenieurtechnischen Aus-
schuß des Klubs Bayerischer Landwirte die Schaf-
fung einer Landesgruppe Bayern der Arbeitsge-
meinschaft "Technik in der Landwirtschaft" be-
schlossen. Der Vorsitzende ist Ministerialrat Christ-
mann. Es folgten dann Referate über Land-
maschine.

Am gleichen Tage fand die Hauptversammlung
des Siloringes Bayern statt. Zu dieser Tagung
sind auch außerbayerische und ausländische Gäste
erschienen, so der Professor Gernini von Mailand,
der Vertreter des internationalen Landwirtschaft-
lichen Instituts in Rom, der Bakteriologische Dr.
Burri aus Bern, dann der bekannte Silofach-
mann Bosch aus Stuttgart und viele andere Silo-
interessenten. Der Bayer. Siloring umfaßt jetzt
[Spaltenumbruch] 339 Mitglieder. Die Zahl hat sich in den letzten
Jahren verdreifacht.

In der Versammlung wurde der Wunsch aus-
gesprochen, daß die schwer überlastete Futtermittel-
kontrollabteilung der bayerischen Landesanstalt
für Pflanzenbau weiter ausgestaltet wird. In
seinem Geschäftsbericht teilt Regierungsrat Kuch-
ler, der Leiter der Futtermittelkontrollabteilung
mit, daß es im vorigen Jahr möglich war, 70%
gutes Silofutter zu erzeugen. Aehnlich wie in
Bayern, Sachsen und Ostpreußen sind nunmehr in
anderen Teilen Deutschlands Bestrebungen im
Gange Siloringe zu gründen.

In der öffentlichen Versammlung erstattete der
Käsereifachmann Nußbaum, München, ein Referat
über die Erzeugung von Qualitätsmilchprodukten
mit Silofutter. Nachher fand eine Besichtigung der
neuen Maschinenschule des Landmaschineninstituts
der technischen Hochschule statt.



Hochstapler mit Phantasie, aber ohne Format

Vor dem Münchener Schöffengericht

Als ein mit Phantasie begabter Betrüger er-
wies sich vor dem Schöffengericht München Abtei-
lung Justizpalast der im Jahre 1898 in Teschen
in Böhmen geborene verheiratete Kaufmann
Heinrich Klinger, der sich wegen Betrugs zu ver-
antworten hatte. Klinger hatte sich im Spätsom-
mer vorigen Jahres wiederholt als österreichischer
Kampfflieger, als Landsturmleutnant und ukraini-
scher Hetman sowie als Baron Klinger ausgege-
ben und behauptet, daß er Kaiser Karl im Flug-
zeug von der Schweiz nach Ungarn und von dort
nach Madeira gebracht habe, wo er in seinen Ar-
men gestorben sei.

Mit der Behauptung, daß Kaiser Wilhelm ihn
nach Doorn berufen habe, damit er ihm über die
letzten Stunden des Kaisers Karl Mitteilung
mache, verstand er es, auf seiner Wanderschaft von
Wien nach Doorn, die er zu Fuß unternahm, eine
ganze Reihe höherer Offiziere, Direktoren, nationa-
ler Verbände, Offiziersbünde usw. um Darlehen
und Unterstützungen anzugehen. Seine Wander-
[Spaltenumbruch] schaft nach Doorn sollte den Zweck haben, Kaiser
Wilhelm einen Stock als Widmung eines öster-
reichischen Offiziers zu überreichen, auf dem von
jedem berührten Ort ein Andenkennagel ange-
bracht wurde.

Tatsächlich ist der Angeklagte auch in Doorn
gewesen, wurde aber vom Kaiser nicht empfangen.
Er schilderte jedoch in ehrfurchtsvollen Worten,
wie er Gelegenheit hatte, den Kaiser im Garten
arbeiten zu sehen. Auch will er einen vom Kaiser
abgehaltenen Gottesdienst beigewohnt haben. Auf
Befragen gab er schließlich zu, in Doorn 100
Gulden erhalten zu haben.

Um seine Heimreise, die er zum Teil mit der
Bahn zurücklegte, bestreiten zu können, setzte er
seine Betrügereien fort. In München, wo er die
Absicht hatte, auch dem Kronprinzen Rupprecht
einen Erinnerungsstock gleicher Art zu überreichen,
wurde er verhaftet. Das Gericht verurteilte ihn
zu 5 Monaten Gefängnis abzüglich 3 Monate
Untersuchungshaft.



5000 Wohnungen genehmigt

Der zweite Teil des Münchner Wohnungsbau-
programms mit 5000 Woßnungen wurde vom
Wohnungsausschuß des Stadtrates genehmigt.
Der erste Bauteil des Programms mit 4000 Woh-
nungen ist abgewickelt.



Vergrößerung des Warenhauses Tietz

Die Firma Hermann Tietz hat, wie wir in
unserer gestrigen Nummer mitteilten, vier größere
Häuser an der Prielmayer-. Luitpold- und
Schützenstraße zum Zwecke der Vergrößerung
ihres Warenhauses erworben. Hierzu hat nun
die nationalsozialistische Stadtrats-
fraktion
im Rathaus einen Antrag einge-
reicht, in dem gesagt wird, daß durch den Erwerb
der Häuser und durch die notwendig gewordenen
Kündigungen eine Anzahl kleine und mittlere Ge-
schäftsleute und Wohnungsmieter in ihren Exi-
stenzen geschädigt würden. Zugleich werden in
dem Antrag gesetzliche Grundlagen zu Schutzmaß-
nahmen gefordert.

Hierzu kann man nur sagen, daß "gesetzliche
Grundlagen" in diesem Fall einen Eingriff in die
Freizügigkeit des Wirtschaftslebens bedeuten
würden, der von keinem Verständigen ernsthaft
gewünscht werden könnte. Jede Einengung der
freien Wirtschaft, des Wettbewerbes, wäre Drosse-
lung. Konkurrenz ist immer unangenehm, aber sie
hat meist gute Wirkungen, die in erster Linie dem
Konsumenten zunutze kommen. Was aber die im
Antrag erwähnte Schädigung der Wohnungs-
und Geschäftsinhaber der erworbenen Häuser be-
trifft, so sind sie, wie wir hören, durch die Firma
Tietz befriedigend abgefunden worden. Dem Vor-
wurf, daß durch Warenhäuser andere Geschäfte
schwer beeinträchtigt wurden, kann vielleicht noch
[Spaltenumbruch] entgegengehalten werden, daß gerade durch das
Warenhaus Tietz die früher stille Bahnhofs-
gegend belebt worden ist, was auch den umliegen-
den Geschäftsleuten in nicht unbedeutendem Maße
zugute kommt.



Vollstreckung der Strafen
gegen Minderjährige

Der Strafvollzug hat besondere Anstalten für
Minderjährige, in denen besonderer Wert auf den
Erziehungsgedanken gelegt wird. Damit in geeig-
neten Fällen auch Minderjährige, über die eine
Zuchthausstrafe verhängt ist, in solche Anstalten
aufgenommen werden können, hat eine Be-
kanntmachung des Staatsministeriums der Justiz
vom 14. Januar 1929 bestimmt, daß die Staats-
anwaltschaft bei jeder Verurteilung eines Minder-
jährigen zu prüfen hat, ob Milderung der Strafe
in eine Gefängnisstrafe nach der Lage des Falles
möglich ist und mit Rücksicht auf die Persönlichkeit
des Verurteilten angebracht ist. Maßgebend muß
dabei sein, ob die Erziehungsarbeit in der An-
stalt Erfolg verspricht und nicht zu befürchten ist,
daß er auf Mitgefangene einen die Erziehungs-
arbeit gefährdenden Einfluß ausübt.

Minderjährig im Sinne dieser Anordnung ist,
wer das 18. Lebensjahr vollendet hat, aber vor-
aussichtlich bis zu dem Tage, an dem er an den
Strafort kommt, noch nicht das 21. Lebensjahr
vollendet hat.



Detektiv-Büro Mair.

Das bekannte Detektiv-
und Auskunftsbüro, Inhaber Max Mair, das sich
über 14 Jahre Kaufingerstraße 14 befand, hat
seine Geschäftsräume nach der Neuhauserstraße 8
(Ludwigsapotheke) verlegt.



[irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]
Polizeibericht
Großer
Kaufhauseinbruch

In der Nacht zum Mittwoch wurde ein Kauf-
haus in der Georgenstraße von Einbrechern
heimgesucht. Die Täter gelangten vom unver-
sperrten Hof des Nachbaranwesens in den Hof-
raum des Kaufhauses, wo sie die Gitterstäbe eines
Oberlichtfensters wegsprengten, die Fensterscheibe
einschlugen und in das Kaufhaus einstiegen.

Sie entwendeten eine große Menge Textilwaren
und zerlegten einen Kassenschrank älteren Systems,
aus dem sie aber nur alte Geldmünzen im Wert
von ungefähr 100 Mark erbeuteten.

Die gestohlenen Textilwaren konnten bereits
unmittelbar nach dem Einbruch wieder beigebracht
werden. Ein Polizeibeamter beobachtete früh
5 Uhr auf seinem Patrouillengang zwei Männer,
die einen mit Säcken schwer beladenen Handkarren
durch die Fallmereyerstraße stadtauswärts scho-
ben. Die beiden Männer ergriffen, als sie den
Polizeibeamten bemerkten, unter Zurücklassung
des beladenen Handkarrens die Flucht und konn-
ten nicht mehr eingeholt werden.

Die Täter sind zweifellos personengleich mit
dem Mechaniker Johann Zehentner und dem
Hilfsarbeiter Ludwig Furtmayer. Die beiden ge-
hören der Einbrecher- und Hehlerbande an, von
der sich seit Dezember vorigen Jahres sechs Per-
sonen bereits in Untersuchungshaft befinden.

Chronik des Alltags

Ein angeblicher Zahnarzt Wagner, der in
Krankenanstalten den Bettel ausübt und auch mit
Schuhcreme hausiert, entwendete einer Kranken-
hausoberin ein Handtäschchen mit 80 Mark. --
Eine Näherin wurde in der Küche ihrer Woh-
nung an der Walserstraße tot aufgefunden. Sie
hatte sich mit Gas vergiftet. -- Vor einigen Tagen
kam aus einer Wohnung an der Amalienstraße
ein Platinanhänger, besetzt mit einem etwa 11/2
Karat großem Brillanten in Krappenfassung im
Werte von 1000 Mark abhanden.



Neuer Bezirksverein der Deutschen
Volkspartei in München

In einer gut besuchten Zusammenkunft von
Mitgliedern und Freunden der Deutschen Volks-
partei in der Gaststätte Wittelsbacher Bierhallen
wurde am Dienstag die Gründung eines Bezirks-
vereins München-West angeregt und einstimmig
beschlossen. Zum Vorsitzenden wurde Architekt
Friedrich Langenberger gewählt.

Deutsche Volkspartei -- Nationalliberale Partei.

Ortsverein München. Halbmonatsversammlung
Freitag, 18. Januar, 20 Uhr im Gasthaus Drei
Rosen, Rindermarit 5. Dr. Becker spricht über
"Deutschlands Stellung in der Weltwirtschaft."
Einführung von Gästen willkommen.



Ins sonnige Mittelmeer

Auch im kommenden Frühjahr wird die Ham-
burg-Südamerikanische Dampschiffahrts-Gesell-
schaft wieder vier Vergnügungs- und Erholungs-
reisen nach dem Mittelmeer veranstalten, die von
dem Passagiermotorschiff "Monte Ceroantes"
ausgeführt werden sollen. Ihr Verlauf ist folgen-
dermaßen beabsichtigt:

Reise I: Hamburg -- Lissabon -- Sevilla --
Ceuta -- Algier -- Palermo -- Neapel -- Genua
23. März bis 7. April. 5976 Kilometer.

Reise II: Genua -- Neapel -- Haifa -- Port
Said -- Corfu -- Venedig. 8. April bis 28. April,
davon 9 Tage in Palästina und Aegypten zu
Landausflügen. 6445 Kilometer.

Reise III: Venedig -- Corfu -- Athen -- Kon-
stantinopel -- Malta -- Svoy (Tunesien) --
Tunis -- Palermo -- Neapel -- Genua. 5. Mai
bis 23. Mai. 6083 Kilometer.

Reise IV: Genua -- Barcelona -- Palma de
Malorca -- Algier -- Ceuta -- Sevilla -- Lissa-
bon -- Vigo -- Hamburg. 25. Mai bis 10. Juni.
5191 Kilometer.

Die Fahrpreise beginnen bei Reise I und IV
bei 240. -- RM. und bei Reise II und III bei
280. -- RM.

Gerade die Volkstümlichkeit der Fahrpreise der
Hamburg-Süd hat diesen Vergnügungsfahrten
nach dem hohen Norden und dem sonnigen Süden
großen Zuspruch aus den Kreisen des reisenden
Publikums gebracht. Bei den Mittelmeerfahrten
ist es nicht allein der große Reiz der anzulaufen-
den Hafenstädte und des Hinterlandes in land-
schaftlicher, kunstgeschichtlicher, historischer und reli-
giöser Beziehung, sondern auch der Zauber einer
Fahrt auf dem Mittelländischen Meer.

Auskunft und Prospekte kostenlos durch die
alleinige Generalagentur für Bayern: Ameri-
kanisches Reisebüro Carl Bierschenk, München,
Briennerstraße 53. Telephon 296032.




Mit Togal wurden laut zahlreichen Mitteilun-
gen aus der ärztlichen Praxis bei der Behandlung
von Grippe und Influenza sehr bemerkenswerte
Erfolge erzielt. Deutliche Abschwächung des Fie-
bers, Einschränkung des Schweißes und Vermin-
derung der schmerzhaften Beschwerden trat bald
nach Einnahme der Tabletten ein. Unangenehme
Nebenerscheinungen konnten nicht beobachtet wer-
den. Selbst bei herzschwachen und magenkranken
Leuten wurde eine schädliche Einwirkung nicht
konstatiert. Das Präparat verdient deshalb bei
Grippe und Influenza beachtet zu werden, zumal
es auch vielfach in Fällen wirkte, in denen andere
Mittel versagten.

„AZ“ - Neuigkeiten aus München
Die Nase — ein
Gesundheitswächter

Der menſchliche Körper beſitzt eine Art Selbſt-
ſchutz gegen die von außen eindringenden Schäd-
lichkeiten. Eines der wichtigſten Organe dieſes
Selbſtſchutzes iſt die Naſe des Menſchen. Nur recht
ſelten pflegt ſich der Menſch ihrer zu erinnern,
es ſei denn, wenn er gerade ſeinen Schnupfen
hat.

Und doch hat gerade die Naſe wichtige, für die
Geſunderhaltung des Menſchenkörpers notwendige
Funktionen zu erfüllen. Die Naſe ſtellt den ober-
ſten Teil der menſchlichen Atmungseinrichtung
dar, die zunächſt die kalte Außenluft für den Zu-
gang zum Innern des Körpers zu erwärmen und
ſie dann mit Waſſerdampf zu ſättigen hat. Beim
Eindringen unerwärmter Luft in die Lunge durch
Mundatmung iſt eine Erkältung und eine Er-
krankung der Luftröhre und der Lunge unaus-
bleiblich.

Im Innern der Naſe findet ſich ein mit feinſten
Härchen verſehener Bezug, der ſich in ſtändig
vibrierender Bewegung befindet. Dieſe Flimmer-
bewegung ermöglicht es, aus der Luft eindrin-
gende Schädlichkeiten, wie Fremdſtoffe, Krank-
heitserreger und dergleichen vom Eindringen in
den Körper fernzuhalten. Ein wichtiges Schutz-
mittel iſt auch der Naſenſchleim, der eine große
Reihe von Krankheitserregern für den Körper un-
ſchädlich macht.

Schließlich ſei noch daran erinnert, daß uns die
Naſe als Vermittler des Geruches ſehr oft vor
der Einatmung gaſiger, ſchädlicher Stoffe ſchützt.
Würde man zum Beiſpiel das Ausſtrömen von
Leuchtgas nicht durch den Geruch wahrnehmen, ſo
würden ſicherlich noch mehr als bisher koſtbare
Menſchenleben zum Opfer fallen.



Beiträge
der Feſtzugsſtraßen!

Nachdem der Hausbeſitzerverein einen großen
Teil der Häuſer an den geplanten Feſtzugsſtraßen
mit Zeichnungsliſten verſorgt hat, ſind nunmehr
auch die reſtlichen durch Organe des „Vereins
Faſchingsfeſtzug München 1929“ beliefert.

Die dadurch zu ſammelnden freiwilligen Be-
träge werden aber die nötige Höhe für das Zu-
ſtandekommen eines repräſentablen Faſchings-
zuges nur erreichen, wenn alle Hausbeſitzer bzw.
deren Stellvertreter die Zeichnungsliſten werbend
bei ihren Parteien in Umlauf ſetzen.

Aber auch die Mieter müſſen bei der Zeichnung
das ihre tun und die Vorteile erwägen, die ſie
genießen, wenn der Zug an ihren Fenſtern vor-
beigeführt wird. Sie erſparen ſich das lange An-
ſtehen im Gedränge, können Bekannte oder Ge-
ſchäftsfreunde und
vor allem Kinder
bequem und ungefährdet das Gebotene anſehen
laſſen.

Der auf den Kopf eines Zuſchauers etwa ent-
fallende Betrag iſt ganz unbeträchtlich und macht
nur einige Pfennige aus, einerlei ob Privatper-
ſon, Geſchäftsinhaber oder Fenſtervermieter.

Soviel Intereſſe für ein werbendes, gemein-
ſames Unternehmen Münchens und der Mün-
chener, wie es der Faſchingszug ſein wird, ſollte
jedermann aufbringen.

Die Einſammlung der Liſten iſt bereits im
Gange. Nach dem Ergebnis der Zeichnungen
wird der endgültige Zugsweg feſtgelegt werden.



Empfang der ſüdafrikaniſchen
Studenten im Rathaus

Die Reiſegeſellſchaft ſüdafrikaniſcher Studenten
wurde durch die beiden Bürgermeiſter und meh-
rere Mitglieder des Stadtrates im Rathauſe emp-
fangen. Oberbürgermeiſter Scharnagl gab ſeiner
Freude Ausdruck, daß die Gäſte auch nach Mün-
chen gekommen ſeien. Sie hätten im Deutſchen
Theater den Münchner Karneval kennengelernt
und könnten ſehen, was in München geleiſtet wird,
wie hier Arbeit und frohes Leben Hand in Hand
gehen. Er führte noch einiges aus der Geſchichte
Münchens an, verwies auf das Anſehen des
Münchner Schulweſens, beſonders des Berufs-
fortbildungsſchulweſens in aller Welt und wünſchte
der Reiſe der Gäſte beſten Erfolg. Profeſſor Al-
fred E. Snape dankte im Namen der ſüdafrikani-
ſchen Studenten.



Beerdigungen am 18. Januar 1929
Oſtfriedhof:

(Feuerbeſtattung): Pöllmann Hans,
Oberlehrer a. D. 77 J., 10 Uhr; Schaefer Georg,
Fabrikdirektor 58 J., 9 Uhr; Meiſter Albert,
Schloſſer 53 J., 9¼ Uhr; Fröhler Pauline,
Scheidersgattin 58 J., 10½ Uhr; Holzinger Eva,
Fabrikantenstochter 43 J., 9½ Uhr; Thor Walter,
Kunſtmaler und Prof. 58 J., 11 Uhr. (Erdbeſtat-
tung): Haberſtetter Roſa, Pelznäherin 45 J., 2½
Uhr; Fleiſchmann Ludwig, Schreinermeiſter 63
Z., 3 Uhr; Jobſt Max, ehem. Schloſſer 72 J.,
4 Uhr; Haimerl Eliſabeth, Schmiedskdd., 2 Mt.,
3½ Uhr; Schwankl Magdalena, Bäckermeiſtersg.
54 J., 2¾ Uhr.

Weſtl. Friedhof:

Fiſcher Katharina, Schmiedsg.
51 J., 3 Uhr; Rieder Joſef, techn. Oberſekr. 58 J,
2¼ Uhr Schweiger Georg, Schuhmacher 82 J.,
2¾ Uhr, Ruß Heinrich, Straßenbahn-Schaffner
a. D. 70 J., 3½ Uhr; Freymadl Hedwig, Damen-
ſchneiderin 66 J., 1½ Uhr; Mederer Johann 2 Mt.
2 Uhr.

Südl. Friedhof:

Bayer Katharina, Baumeiſters-
witwe 83 J., 11½ Uhr; v. Appell Franz, Ober-
maſchinenmeiſter 78 J., 11¼ Uhr; Kurzmeier Re-
gina, Schuhmacherswe 75 J., Uhr; Redwirt
Otto, Freih. v. Generalleutnant 68 J., 12 Uhr;
Scherr Anna. Kaufmannswe. 74 J., 11 Uhr.

[Spaltenumbruch]
Bundeskanzler Dr. Seipel in München

Er ſpricht über „Föderalismus in Oeſterreich“

Der öſterreichiſche Bundeskanzler, Prälat Dr.
Seipel, trifft Montag, 21. Januar, im Laufe des
Nachmittags in München ein.

Als Gaſt des Akademiſch-Politiſchen Klubs wird
er im Hotel „Vier Jahreszeiten“ die
Fürſtenzimmer bewohnen. Während ſeines Mün-
chener Aufenthaltes, der vermutlich bis zum
29. Januar abends dauern wird, ſtellt eine Mün-
chener Firma dem Kanzler einen Kraftwagen
zur Verfügung. Dr. Seipel hält am 21. Januar,
[Spaltenumbruch] 20.30 Uhr, den Mitgliedern des Klubs ſowie einer
Anzahl geladener Gäſte einen Vortrag über
„Föderalismus in Oeſterreich“.
Nachdem vor kurzem Miniſterpräſident Dr. Held
über Föderalismus und Unitarismus im Aka-
demiſch-Politiſchen Klub geſprochen hat, darf man
den Ausführungen des öſterreichiſchen Staats-
mannes mit Spannung entgegenſehen.

Vor dem Vortrag gibt der Klub zu Ehren Sei-
pels ein Feſteſſen.



Grüne Woche in Bayern

Am dritten Tag: Technik in der Landwirtſchaft

Am dritten Tag der Bayeriſchen Landwirtſchaft-
lichen Woche wurde im Ingenieurtechniſchen Aus-
ſchuß des Klubs Bayeriſcher Landwirte die Schaf-
fung einer Landesgruppe Bayern der Arbeitsge-
meinſchaft „Technik in der Landwirtſchaft“ be-
ſchloſſen. Der Vorſitzende iſt Miniſterialrat Chriſt-
mann. Es folgten dann Referate über Land-
maſchine.

Am gleichen Tage fand die Hauptverſammlung
des Siloringes Bayern ſtatt. Zu dieſer Tagung
ſind auch außerbayeriſche und ausländiſche Gäſte
erſchienen, ſo der Profeſſor Gernini von Mailand,
der Vertreter des internationalen Landwirtſchaft-
lichen Inſtituts in Rom, der Bakteriologiſche Dr.
Burri aus Bern, dann der bekannte Silofach-
mann Boſch aus Stuttgart und viele andere Silo-
intereſſenten. Der Bayer. Siloring umfaßt jetzt
[Spaltenumbruch] 339 Mitglieder. Die Zahl hat ſich in den letzten
Jahren verdreifacht.

In der Verſammlung wurde der Wunſch aus-
geſprochen, daß die ſchwer überlaſtete Futtermittel-
kontrollabteilung der bayeriſchen Landesanſtalt
für Pflanzenbau weiter ausgeſtaltet wird. In
ſeinem Geſchäftsbericht teilt Regierungsrat Kuch-
ler, der Leiter der Futtermittelkontrollabteilung
mit, daß es im vorigen Jahr möglich war, 70%
gutes Silofutter zu erzeugen. Aehnlich wie in
Bayern, Sachſen und Oſtpreußen ſind nunmehr in
anderen Teilen Deutſchlands Beſtrebungen im
Gange Siloringe zu gründen.

In der öffentlichen Verſammlung erſtattete der
Käſereifachmann Nußbaum, München, ein Referat
über die Erzeugung von Qualitätsmilchprodukten
mit Silofutter. Nachher fand eine Beſichtigung der
neuen Maſchinenſchule des Landmaſchineninſtituts
der techniſchen Hochſchule ſtatt.



Hochſtapler mit Phantaſie, aber ohne Format

Vor dem Münchener Schöffengericht

Als ein mit Phantaſie begabter Betrüger er-
wies ſich vor dem Schöffengericht München Abtei-
lung Juſtizpalaſt der im Jahre 1898 in Teſchen
in Böhmen geborene verheiratete Kaufmann
Heinrich Klinger, der ſich wegen Betrugs zu ver-
antworten hatte. Klinger hatte ſich im Spätſom-
mer vorigen Jahres wiederholt als öſterreichiſcher
Kampfflieger, als Landſturmleutnant und ukraini-
ſcher Hetman ſowie als Baron Klinger ausgege-
ben und behauptet, daß er Kaiſer Karl im Flug-
zeug von der Schweiz nach Ungarn und von dort
nach Madeira gebracht habe, wo er in ſeinen Ar-
men geſtorben ſei.

Mit der Behauptung, daß Kaiſer Wilhelm ihn
nach Doorn berufen habe, damit er ihm über die
letzten Stunden des Kaiſers Karl Mitteilung
mache, verſtand er es, auf ſeiner Wanderſchaft von
Wien nach Doorn, die er zu Fuß unternahm, eine
ganze Reihe höherer Offiziere, Direktoren, nationa-
ler Verbände, Offiziersbünde uſw. um Darlehen
und Unterſtützungen anzugehen. Seine Wander-
[Spaltenumbruch] ſchaft nach Doorn ſollte den Zweck haben, Kaiſer
Wilhelm einen Stock als Widmung eines öſter-
reichiſchen Offiziers zu überreichen, auf dem von
jedem berührten Ort ein Andenkennagel ange-
bracht wurde.

Tatſächlich iſt der Angeklagte auch in Doorn
geweſen, wurde aber vom Kaiſer nicht empfangen.
Er ſchilderte jedoch in ehrfurchtsvollen Worten,
wie er Gelegenheit hatte, den Kaiſer im Garten
arbeiten zu ſehen. Auch will er einen vom Kaiſer
abgehaltenen Gottesdienſt beigewohnt haben. Auf
Befragen gab er ſchließlich zu, in Doorn 100
Gulden erhalten zu haben.

Um ſeine Heimreiſe, die er zum Teil mit der
Bahn zurücklegte, beſtreiten zu können, ſetzte er
ſeine Betrügereien fort. In München, wo er die
Abſicht hatte, auch dem Kronprinzen Rupprecht
einen Erinnerungsſtock gleicher Art zu überreichen,
wurde er verhaftet. Das Gericht verurteilte ihn
zu 5 Monaten Gefängnis abzüglich 3 Monate
Unterſuchungshaft.



5000 Wohnungen genehmigt

Der zweite Teil des Münchner Wohnungsbau-
programms mit 5000 Woßnungen wurde vom
Wohnungsausſchuß des Stadtrates genehmigt.
Der erſte Bauteil des Programms mit 4000 Woh-
nungen iſt abgewickelt.



Vergrößerung des Warenhauſes Tietz

Die Firma Hermann Tietz hat, wie wir in
unſerer geſtrigen Nummer mitteilten, vier größere
Häuſer an der Prielmayer-. Luitpold- und
Schützenſtraße zum Zwecke der Vergrößerung
ihres Warenhauſes erworben. Hierzu hat nun
die nationalſozialiſtiſche Stadtrats-
fraktion
im Rathaus einen Antrag einge-
reicht, in dem geſagt wird, daß durch den Erwerb
der Häuſer und durch die notwendig gewordenen
Kündigungen eine Anzahl kleine und mittlere Ge-
ſchäftsleute und Wohnungsmieter in ihren Exi-
ſtenzen geſchädigt würden. Zugleich werden in
dem Antrag geſetzliche Grundlagen zu Schutzmaß-
nahmen gefordert.

Hierzu kann man nur ſagen, daß „geſetzliche
Grundlagen“ in dieſem Fall einen Eingriff in die
Freizügigkeit des Wirtſchaftslebens bedeuten
würden, der von keinem Verſtändigen ernſthaft
gewünſcht werden könnte. Jede Einengung der
freien Wirtſchaft, des Wettbewerbes, wäre Droſſe-
lung. Konkurrenz iſt immer unangenehm, aber ſie
hat meiſt gute Wirkungen, die in erſter Linie dem
Konſumenten zunutze kommen. Was aber die im
Antrag erwähnte Schädigung der Wohnungs-
und Geſchäftsinhaber der erworbenen Häuſer be-
trifft, ſo ſind ſie, wie wir hören, durch die Firma
Tietz befriedigend abgefunden worden. Dem Vor-
wurf, daß durch Warenhäuſer andere Geſchäfte
ſchwer beeinträchtigt wurden, kann vielleicht noch
[Spaltenumbruch] entgegengehalten werden, daß gerade durch das
Warenhaus Tietz die früher ſtille Bahnhofs-
gegend belebt worden iſt, was auch den umliegen-
den Geſchäftsleuten in nicht unbedeutendem Maße
zugute kommt.



Vollſtreckung der Strafen
gegen Minderjährige

Der Strafvollzug hat beſondere Anſtalten für
Minderjährige, in denen beſonderer Wert auf den
Erziehungsgedanken gelegt wird. Damit in geeig-
neten Fällen auch Minderjährige, über die eine
Zuchthausſtrafe verhängt iſt, in ſolche Anſtalten
aufgenommen werden können, hat eine Be-
kanntmachung des Staatsminiſteriums der Juſtiz
vom 14. Januar 1929 beſtimmt, daß die Staats-
anwaltſchaft bei jeder Verurteilung eines Minder-
jährigen zu prüfen hat, ob Milderung der Strafe
in eine Gefängnisſtrafe nach der Lage des Falles
möglich iſt und mit Rückſicht auf die Perſönlichkeit
des Verurteilten angebracht iſt. Maßgebend muß
dabei ſein, ob die Erziehungsarbeit in der An-
ſtalt Erfolg verſpricht und nicht zu befürchten iſt,
daß er auf Mitgefangene einen die Erziehungs-
arbeit gefährdenden Einfluß ausübt.

Minderjährig im Sinne dieſer Anordnung iſt,
wer das 18. Lebensjahr vollendet hat, aber vor-
ausſichtlich bis zu dem Tage, an dem er an den
Strafort kommt, noch nicht das 21. Lebensjahr
vollendet hat.



Detektiv-Büro Mair.

Das bekannte Detektiv-
und Auskunftsbüro, Inhaber Max Mair, das ſich
über 14 Jahre Kaufingerſtraße 14 befand, hat
ſeine Geſchäftsräume nach der Neuhauſerſtraße 8
(Ludwigsapotheke) verlegt.



[irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]
Polizeibericht
Großer
Kaufhauseinbruch

In der Nacht zum Mittwoch wurde ein Kauf-
haus in der Georgenſtraße von Einbrechern
heimgeſucht. Die Täter gelangten vom unver-
ſperrten Hof des Nachbaranweſens in den Hof-
raum des Kaufhauſes, wo ſie die Gitterſtäbe eines
Oberlichtfenſters wegſprengten, die Fenſterſcheibe
einſchlugen und in das Kaufhaus einſtiegen.

Sie entwendeten eine große Menge Textilwaren
und zerlegten einen Kaſſenſchrank älteren Syſtems,
aus dem ſie aber nur alte Geldmünzen im Wert
von ungefähr 100 Mark erbeuteten.

Die geſtohlenen Textilwaren konnten bereits
unmittelbar nach dem Einbruch wieder beigebracht
werden. Ein Polizeibeamter beobachtete früh
5 Uhr auf ſeinem Patrouillengang zwei Männer,
die einen mit Säcken ſchwer beladenen Handkarren
durch die Fallmereyerſtraße ſtadtauswärts ſcho-
ben. Die beiden Männer ergriffen, als ſie den
Polizeibeamten bemerkten, unter Zurücklaſſung
des beladenen Handkarrens die Flucht und konn-
ten nicht mehr eingeholt werden.

Die Täter ſind zweifellos perſonengleich mit
dem Mechaniker Johann Zehentner und dem
Hilfsarbeiter Ludwig Furtmayer. Die beiden ge-
hören der Einbrecher- und Hehlerbande an, von
der ſich ſeit Dezember vorigen Jahres ſechs Per-
ſonen bereits in Unterſuchungshaft befinden.

Chronik des Alltags

Ein angeblicher Zahnarzt Wagner, der in
Krankenanſtalten den Bettel ausübt und auch mit
Schuhcreme hauſiert, entwendete einer Kranken-
hausoberin ein Handtäſchchen mit 80 Mark. —
Eine Näherin wurde in der Küche ihrer Woh-
nung an der Walſerſtraße tot aufgefunden. Sie
hatte ſich mit Gas vergiftet. — Vor einigen Tagen
kam aus einer Wohnung an der Amalienſtraße
ein Platinanhänger, beſetzt mit einem etwa 1½
Karat großem Brillanten in Krappenfaſſung im
Werte von 1000 Mark abhanden.



Neuer Bezirksverein der Deutſchen
Volkspartei in München

In einer gut beſuchten Zuſammenkunft von
Mitgliedern und Freunden der Deutſchen Volks-
partei in der Gaſtſtätte Wittelsbacher Bierhallen
wurde am Dienstag die Gründung eines Bezirks-
vereins München-Weſt angeregt und einſtimmig
beſchloſſen. Zum Vorſitzenden wurde Architekt
Friedrich Langenberger gewählt.

Deutſche Volkspartei — Nationalliberale Partei.

Ortsverein München. Halbmonatsverſammlung
Freitag, 18. Januar, 20 Uhr im Gaſthaus Drei
Roſen, Rindermarit 5. Dr. Becker ſpricht über
„Deutſchlands Stellung in der Weltwirtſchaft.“
Einführung von Gäſten willkommen.



Ins ſonnige Mittelmeer

Auch im kommenden Frühjahr wird die Ham-
burg-Südamerikaniſche Dampſchiffahrts-Geſell-
ſchaft wieder vier Vergnügungs- und Erholungs-
reiſen nach dem Mittelmeer veranſtalten, die von
dem Paſſagiermotorſchiff „Monte Ceroantes“
ausgeführt werden ſollen. Ihr Verlauf iſt folgen-
dermaßen beabſichtigt:

Reiſe I: Hamburg — Liſſabon — Sevilla —
Ceuta — Algier — Palermo — Neapel — Genua
23. März bis 7. April. 5976 Kilometer.

Reiſe II: Genua — Neapel — Haifa — Port
Said — Corfu — Venedig. 8. April bis 28. April,
davon 9 Tage in Paläſtina und Aegypten zu
Landausflügen. 6445 Kilometer.

Reiſe III: Venedig — Corfu — Athen — Kon-
ſtantinopel — Malta — Svoy (Tuneſien) —
Tunis — Palermo — Neapel — Genua. 5. Mai
bis 23. Mai. 6083 Kilometer.

Reiſe IV: Genua — Barcelona — Palma de
Malorca — Algier — Ceuta — Sevilla — Liſſa-
bon — Vigo — Hamburg. 25. Mai bis 10. Juni.
5191 Kilometer.

Die Fahrpreiſe beginnen bei Reiſe I und IV
bei 240. — RM. und bei Reiſe II und III bei
280. — RM.

Gerade die Volkstümlichkeit der Fahrpreiſe der
Hamburg-Süd hat dieſen Vergnügungsfahrten
nach dem hohen Norden und dem ſonnigen Süden
großen Zuſpruch aus den Kreiſen des reiſenden
Publikums gebracht. Bei den Mittelmeerfahrten
iſt es nicht allein der große Reiz der anzulaufen-
den Hafenſtädte und des Hinterlandes in land-
ſchaftlicher, kunſtgeſchichtlicher, hiſtoriſcher und reli-
giöſer Beziehung, ſondern auch der Zauber einer
Fahrt auf dem Mittelländiſchen Meer.

Auskunft und Proſpekte koſtenlos durch die
alleinige Generalagentur für Bayern: Ameri-
kaniſches Reiſebüro Carl Bierſchenk, München,
Briennerſtraße 53. Telephon 296032.




Mit Togal wurden laut zahlreichen Mitteilun-
gen aus der ärztlichen Praxis bei der Behandlung
von Grippe und Influenza ſehr bemerkenswerte
Erfolge erzielt. Deutliche Abſchwächung des Fie-
bers, Einſchränkung des Schweißes und Vermin-
derung der ſchmerzhaften Beſchwerden trat bald
nach Einnahme der Tabletten ein. Unangenehme
Nebenerſcheinungen konnten nicht beobachtet wer-
den. Selbſt bei herzſchwachen und magenkranken
Leuten wurde eine ſchädliche Einwirkung nicht
konſtatiert. Das Präparat verdient deshalb bei
Grippe und Influenza beachtet zu werden, zumal
es auch vielfach in Fällen wirkte, in denen andere
Mittel verſagten.

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[0004] „AZ“ - Neuigkeiten aus München Die Nase — ein Gesundheitswächter Der menſchliche Körper beſitzt eine Art Selbſt- ſchutz gegen die von außen eindringenden Schäd- lichkeiten. Eines der wichtigſten Organe dieſes Selbſtſchutzes iſt die Naſe des Menſchen. Nur recht ſelten pflegt ſich der Menſch ihrer zu erinnern, es ſei denn, wenn er gerade ſeinen Schnupfen hat. Und doch hat gerade die Naſe wichtige, für die Geſunderhaltung des Menſchenkörpers notwendige Funktionen zu erfüllen. Die Naſe ſtellt den ober- ſten Teil der menſchlichen Atmungseinrichtung dar, die zunächſt die kalte Außenluft für den Zu- gang zum Innern des Körpers zu erwärmen und ſie dann mit Waſſerdampf zu ſättigen hat. Beim Eindringen unerwärmter Luft in die Lunge durch Mundatmung iſt eine Erkältung und eine Er- krankung der Luftröhre und der Lunge unaus- bleiblich. Im Innern der Naſe findet ſich ein mit feinſten Härchen verſehener Bezug, der ſich in ſtändig vibrierender Bewegung befindet. Dieſe Flimmer- bewegung ermöglicht es, aus der Luft eindrin- gende Schädlichkeiten, wie Fremdſtoffe, Krank- heitserreger und dergleichen vom Eindringen in den Körper fernzuhalten. Ein wichtiges Schutz- mittel iſt auch der Naſenſchleim, der eine große Reihe von Krankheitserregern für den Körper un- ſchädlich macht. Schließlich ſei noch daran erinnert, daß uns die Naſe als Vermittler des Geruches ſehr oft vor der Einatmung gaſiger, ſchädlicher Stoffe ſchützt. Würde man zum Beiſpiel das Ausſtrömen von Leuchtgas nicht durch den Geruch wahrnehmen, ſo würden ſicherlich noch mehr als bisher koſtbare Menſchenleben zum Opfer fallen. Beiträge der Feſtzugsſtraßen! Nachdem der Hausbeſitzerverein einen großen Teil der Häuſer an den geplanten Feſtzugsſtraßen mit Zeichnungsliſten verſorgt hat, ſind nunmehr auch die reſtlichen durch Organe des „Vereins Faſchingsfeſtzug München 1929“ beliefert. Die dadurch zu ſammelnden freiwilligen Be- träge werden aber die nötige Höhe für das Zu- ſtandekommen eines repräſentablen Faſchings- zuges nur erreichen, wenn alle Hausbeſitzer bzw. deren Stellvertreter die Zeichnungsliſten werbend bei ihren Parteien in Umlauf ſetzen. Aber auch die Mieter müſſen bei der Zeichnung das ihre tun und die Vorteile erwägen, die ſie genießen, wenn der Zug an ihren Fenſtern vor- beigeführt wird. Sie erſparen ſich das lange An- ſtehen im Gedränge, können Bekannte oder Ge- ſchäftsfreunde und vor allem Kinder bequem und ungefährdet das Gebotene anſehen laſſen. Der auf den Kopf eines Zuſchauers etwa ent- fallende Betrag iſt ganz unbeträchtlich und macht nur einige Pfennige aus, einerlei ob Privatper- ſon, Geſchäftsinhaber oder Fenſtervermieter. Soviel Intereſſe für ein werbendes, gemein- ſames Unternehmen Münchens und der Mün- chener, wie es der Faſchingszug ſein wird, ſollte jedermann aufbringen. Die Einſammlung der Liſten iſt bereits im Gange. Nach dem Ergebnis der Zeichnungen wird der endgültige Zugsweg feſtgelegt werden. Empfang der ſüdafrikaniſchen Studenten im Rathaus Die Reiſegeſellſchaft ſüdafrikaniſcher Studenten wurde durch die beiden Bürgermeiſter und meh- rere Mitglieder des Stadtrates im Rathauſe emp- fangen. Oberbürgermeiſter Scharnagl gab ſeiner Freude Ausdruck, daß die Gäſte auch nach Mün- chen gekommen ſeien. Sie hätten im Deutſchen Theater den Münchner Karneval kennengelernt und könnten ſehen, was in München geleiſtet wird, wie hier Arbeit und frohes Leben Hand in Hand gehen. Er führte noch einiges aus der Geſchichte Münchens an, verwies auf das Anſehen des Münchner Schulweſens, beſonders des Berufs- fortbildungsſchulweſens in aller Welt und wünſchte der Reiſe der Gäſte beſten Erfolg. Profeſſor Al- fred E. Snape dankte im Namen der ſüdafrikani- ſchen Studenten. Beerdigungen am 18. Januar 1929 Oſtfriedhof: (Feuerbeſtattung): Pöllmann Hans, Oberlehrer a. D. 77 J., 10 Uhr; Schaefer Georg, Fabrikdirektor 58 J., 9 Uhr; Meiſter Albert, Schloſſer 53 J., 9¼ Uhr; Fröhler Pauline, Scheidersgattin 58 J., 10½ Uhr; Holzinger Eva, Fabrikantenstochter 43 J., 9½ Uhr; Thor Walter, Kunſtmaler und Prof. 58 J., 11 Uhr. (Erdbeſtat- tung): Haberſtetter Roſa, Pelznäherin 45 J., 2½ Uhr; Fleiſchmann Ludwig, Schreinermeiſter 63 Z., 3 Uhr; Jobſt Max, ehem. Schloſſer 72 J., 4 Uhr; Haimerl Eliſabeth, Schmiedskdd., 2 Mt., 3½ Uhr; Schwankl Magdalena, Bäckermeiſtersg. 54 J., 2¾ Uhr. Weſtl. Friedhof: Fiſcher Katharina, Schmiedsg. 51 J., 3 Uhr; Rieder Joſef, techn. Oberſekr. 58 J, 2¼ Uhr Schweiger Georg, Schuhmacher 82 J., 2¾ Uhr, Ruß Heinrich, Straßenbahn-Schaffner a. D. 70 J., 3½ Uhr; Freymadl Hedwig, Damen- ſchneiderin 66 J., 1½ Uhr; Mederer Johann 2 Mt. 2 Uhr. Südl. Friedhof: Bayer Katharina, Baumeiſters- witwe 83 J., 11½ Uhr; v. Appell Franz, Ober- maſchinenmeiſter 78 J., 11¼ Uhr; Kurzmeier Re- gina, Schuhmacherswe 75 J., [FORMEL] Uhr; Redwirt Otto, Freih. v. Generalleutnant 68 J., 12 Uhr; Scherr Anna. Kaufmannswe. 74 J., 11 Uhr. Bundeskanzler Dr. Seipel in München Er ſpricht über „Föderalismus in Oeſterreich“ Der öſterreichiſche Bundeskanzler, Prälat Dr. Seipel, trifft Montag, 21. Januar, im Laufe des Nachmittags in München ein. Als Gaſt des Akademiſch-Politiſchen Klubs wird er im Hotel „Vier Jahreszeiten“ die Fürſtenzimmer bewohnen. Während ſeines Mün- chener Aufenthaltes, der vermutlich bis zum 29. Januar abends dauern wird, ſtellt eine Mün- chener Firma dem Kanzler einen Kraftwagen zur Verfügung. Dr. Seipel hält am 21. Januar, 20.30 Uhr, den Mitgliedern des Klubs ſowie einer Anzahl geladener Gäſte einen Vortrag über „Föderalismus in Oeſterreich“. Nachdem vor kurzem Miniſterpräſident Dr. Held über Föderalismus und Unitarismus im Aka- demiſch-Politiſchen Klub geſprochen hat, darf man den Ausführungen des öſterreichiſchen Staats- mannes mit Spannung entgegenſehen. Vor dem Vortrag gibt der Klub zu Ehren Sei- pels ein Feſteſſen. Grüne Woche in Bayern Am dritten Tag: Technik in der Landwirtſchaft Am dritten Tag der Bayeriſchen Landwirtſchaft- lichen Woche wurde im Ingenieurtechniſchen Aus- ſchuß des Klubs Bayeriſcher Landwirte die Schaf- fung einer Landesgruppe Bayern der Arbeitsge- meinſchaft „Technik in der Landwirtſchaft“ be- ſchloſſen. Der Vorſitzende iſt Miniſterialrat Chriſt- mann. Es folgten dann Referate über Land- maſchine. Am gleichen Tage fand die Hauptverſammlung des Siloringes Bayern ſtatt. Zu dieſer Tagung ſind auch außerbayeriſche und ausländiſche Gäſte erſchienen, ſo der Profeſſor Gernini von Mailand, der Vertreter des internationalen Landwirtſchaft- lichen Inſtituts in Rom, der Bakteriologiſche Dr. Burri aus Bern, dann der bekannte Silofach- mann Boſch aus Stuttgart und viele andere Silo- intereſſenten. Der Bayer. Siloring umfaßt jetzt 339 Mitglieder. Die Zahl hat ſich in den letzten Jahren verdreifacht. In der Verſammlung wurde der Wunſch aus- geſprochen, daß die ſchwer überlaſtete Futtermittel- kontrollabteilung der bayeriſchen Landesanſtalt für Pflanzenbau weiter ausgeſtaltet wird. In ſeinem Geſchäftsbericht teilt Regierungsrat Kuch- ler, der Leiter der Futtermittelkontrollabteilung mit, daß es im vorigen Jahr möglich war, 70% gutes Silofutter zu erzeugen. Aehnlich wie in Bayern, Sachſen und Oſtpreußen ſind nunmehr in anderen Teilen Deutſchlands Beſtrebungen im Gange Siloringe zu gründen. In der öffentlichen Verſammlung erſtattete der Käſereifachmann Nußbaum, München, ein Referat über die Erzeugung von Qualitätsmilchprodukten mit Silofutter. Nachher fand eine Beſichtigung der neuen Maſchinenſchule des Landmaſchineninſtituts der techniſchen Hochſchule ſtatt. Hochſtapler mit Phantaſie, aber ohne Format Vor dem Münchener Schöffengericht Als ein mit Phantaſie begabter Betrüger er- wies ſich vor dem Schöffengericht München Abtei- lung Juſtizpalaſt der im Jahre 1898 in Teſchen in Böhmen geborene verheiratete Kaufmann Heinrich Klinger, der ſich wegen Betrugs zu ver- antworten hatte. Klinger hatte ſich im Spätſom- mer vorigen Jahres wiederholt als öſterreichiſcher Kampfflieger, als Landſturmleutnant und ukraini- ſcher Hetman ſowie als Baron Klinger ausgege- ben und behauptet, daß er Kaiſer Karl im Flug- zeug von der Schweiz nach Ungarn und von dort nach Madeira gebracht habe, wo er in ſeinen Ar- men geſtorben ſei. Mit der Behauptung, daß Kaiſer Wilhelm ihn nach Doorn berufen habe, damit er ihm über die letzten Stunden des Kaiſers Karl Mitteilung mache, verſtand er es, auf ſeiner Wanderſchaft von Wien nach Doorn, die er zu Fuß unternahm, eine ganze Reihe höherer Offiziere, Direktoren, nationa- ler Verbände, Offiziersbünde uſw. um Darlehen und Unterſtützungen anzugehen. Seine Wander- ſchaft nach Doorn ſollte den Zweck haben, Kaiſer Wilhelm einen Stock als Widmung eines öſter- reichiſchen Offiziers zu überreichen, auf dem von jedem berührten Ort ein Andenkennagel ange- bracht wurde. Tatſächlich iſt der Angeklagte auch in Doorn geweſen, wurde aber vom Kaiſer nicht empfangen. Er ſchilderte jedoch in ehrfurchtsvollen Worten, wie er Gelegenheit hatte, den Kaiſer im Garten arbeiten zu ſehen. Auch will er einen vom Kaiſer abgehaltenen Gottesdienſt beigewohnt haben. Auf Befragen gab er ſchließlich zu, in Doorn 100 Gulden erhalten zu haben. Um ſeine Heimreiſe, die er zum Teil mit der Bahn zurücklegte, beſtreiten zu können, ſetzte er ſeine Betrügereien fort. In München, wo er die Abſicht hatte, auch dem Kronprinzen Rupprecht einen Erinnerungsſtock gleicher Art zu überreichen, wurde er verhaftet. Das Gericht verurteilte ihn zu 5 Monaten Gefängnis abzüglich 3 Monate Unterſuchungshaft. 5000 Wohnungen genehmigt Der zweite Teil des Münchner Wohnungsbau- programms mit 5000 Woßnungen wurde vom Wohnungsausſchuß des Stadtrates genehmigt. Der erſte Bauteil des Programms mit 4000 Woh- nungen iſt abgewickelt. Vergrößerung des Warenhauſes Tietz Die Firma Hermann Tietz hat, wie wir in unſerer geſtrigen Nummer mitteilten, vier größere Häuſer an der Prielmayer-. Luitpold- und Schützenſtraße zum Zwecke der Vergrößerung ihres Warenhauſes erworben. Hierzu hat nun die nationalſozialiſtiſche Stadtrats- fraktion im Rathaus einen Antrag einge- reicht, in dem geſagt wird, daß durch den Erwerb der Häuſer und durch die notwendig gewordenen Kündigungen eine Anzahl kleine und mittlere Ge- ſchäftsleute und Wohnungsmieter in ihren Exi- ſtenzen geſchädigt würden. Zugleich werden in dem Antrag geſetzliche Grundlagen zu Schutzmaß- nahmen gefordert. Hierzu kann man nur ſagen, daß „geſetzliche Grundlagen“ in dieſem Fall einen Eingriff in die Freizügigkeit des Wirtſchaftslebens bedeuten würden, der von keinem Verſtändigen ernſthaft gewünſcht werden könnte. Jede Einengung der freien Wirtſchaft, des Wettbewerbes, wäre Droſſe- lung. Konkurrenz iſt immer unangenehm, aber ſie hat meiſt gute Wirkungen, die in erſter Linie dem Konſumenten zunutze kommen. Was aber die im Antrag erwähnte Schädigung der Wohnungs- und Geſchäftsinhaber der erworbenen Häuſer be- trifft, ſo ſind ſie, wie wir hören, durch die Firma Tietz befriedigend abgefunden worden. Dem Vor- wurf, daß durch Warenhäuſer andere Geſchäfte ſchwer beeinträchtigt wurden, kann vielleicht noch entgegengehalten werden, daß gerade durch das Warenhaus Tietz die früher ſtille Bahnhofs- gegend belebt worden iſt, was auch den umliegen- den Geſchäftsleuten in nicht unbedeutendem Maße zugute kommt. Vollſtreckung der Strafen gegen Minderjährige Der Strafvollzug hat beſondere Anſtalten für Minderjährige, in denen beſonderer Wert auf den Erziehungsgedanken gelegt wird. Damit in geeig- neten Fällen auch Minderjährige, über die eine Zuchthausſtrafe verhängt iſt, in ſolche Anſtalten aufgenommen werden können, hat eine Be- kanntmachung des Staatsminiſteriums der Juſtiz vom 14. Januar 1929 beſtimmt, daß die Staats- anwaltſchaft bei jeder Verurteilung eines Minder- jährigen zu prüfen hat, ob Milderung der Strafe in eine Gefängnisſtrafe nach der Lage des Falles möglich iſt und mit Rückſicht auf die Perſönlichkeit des Verurteilten angebracht iſt. Maßgebend muß dabei ſein, ob die Erziehungsarbeit in der An- ſtalt Erfolg verſpricht und nicht zu befürchten iſt, daß er auf Mitgefangene einen die Erziehungs- arbeit gefährdenden Einfluß ausübt. Minderjährig im Sinne dieſer Anordnung iſt, wer das 18. Lebensjahr vollendet hat, aber vor- ausſichtlich bis zu dem Tage, an dem er an den Strafort kommt, noch nicht das 21. Lebensjahr vollendet hat. Detektiv-Büro Mair. Das bekannte Detektiv- und Auskunftsbüro, Inhaber Max Mair, das ſich über 14 Jahre Kaufingerſtraße 14 befand, hat ſeine Geſchäftsräume nach der Neuhauſerſtraße 8 (Ludwigsapotheke) verlegt. _ Polizeibericht Großer Kaufhauseinbruch In der Nacht zum Mittwoch wurde ein Kauf- haus in der Georgenſtraße von Einbrechern heimgeſucht. Die Täter gelangten vom unver- ſperrten Hof des Nachbaranweſens in den Hof- raum des Kaufhauſes, wo ſie die Gitterſtäbe eines Oberlichtfenſters wegſprengten, die Fenſterſcheibe einſchlugen und in das Kaufhaus einſtiegen. Sie entwendeten eine große Menge Textilwaren und zerlegten einen Kaſſenſchrank älteren Syſtems, aus dem ſie aber nur alte Geldmünzen im Wert von ungefähr 100 Mark erbeuteten. Die geſtohlenen Textilwaren konnten bereits unmittelbar nach dem Einbruch wieder beigebracht werden. Ein Polizeibeamter beobachtete früh 5 Uhr auf ſeinem Patrouillengang zwei Männer, die einen mit Säcken ſchwer beladenen Handkarren durch die Fallmereyerſtraße ſtadtauswärts ſcho- ben. Die beiden Männer ergriffen, als ſie den Polizeibeamten bemerkten, unter Zurücklaſſung des beladenen Handkarrens die Flucht und konn- ten nicht mehr eingeholt werden. Die Täter ſind zweifellos perſonengleich mit dem Mechaniker Johann Zehentner und dem Hilfsarbeiter Ludwig Furtmayer. Die beiden ge- hören der Einbrecher- und Hehlerbande an, von der ſich ſeit Dezember vorigen Jahres ſechs Per- ſonen bereits in Unterſuchungshaft befinden. Chronik des Alltags Ein angeblicher Zahnarzt Wagner, der in Krankenanſtalten den Bettel ausübt und auch mit Schuhcreme hauſiert, entwendete einer Kranken- hausoberin ein Handtäſchchen mit 80 Mark. — Eine Näherin wurde in der Küche ihrer Woh- nung an der Walſerſtraße tot aufgefunden. Sie hatte ſich mit Gas vergiftet. — Vor einigen Tagen kam aus einer Wohnung an der Amalienſtraße ein Platinanhänger, beſetzt mit einem etwa 1½ Karat großem Brillanten in Krappenfaſſung im Werte von 1000 Mark abhanden. Neuer Bezirksverein der Deutſchen Volkspartei in München In einer gut beſuchten Zuſammenkunft von Mitgliedern und Freunden der Deutſchen Volks- partei in der Gaſtſtätte Wittelsbacher Bierhallen wurde am Dienstag die Gründung eines Bezirks- vereins München-Weſt angeregt und einſtimmig beſchloſſen. Zum Vorſitzenden wurde Architekt Friedrich Langenberger gewählt. Deutſche Volkspartei — Nationalliberale Partei. Ortsverein München. Halbmonatsverſammlung Freitag, 18. Januar, 20 Uhr im Gaſthaus Drei Roſen, Rindermarit 5. Dr. Becker ſpricht über „Deutſchlands Stellung in der Weltwirtſchaft.“ Einführung von Gäſten willkommen. Ins ſonnige Mittelmeer Auch im kommenden Frühjahr wird die Ham- burg-Südamerikaniſche Dampſchiffahrts-Geſell- ſchaft wieder vier Vergnügungs- und Erholungs- reiſen nach dem Mittelmeer veranſtalten, die von dem Paſſagiermotorſchiff „Monte Ceroantes“ ausgeführt werden ſollen. Ihr Verlauf iſt folgen- dermaßen beabſichtigt: Reiſe I: Hamburg — Liſſabon — Sevilla — Ceuta — Algier — Palermo — Neapel — Genua 23. März bis 7. April. 5976 Kilometer. Reiſe II: Genua — Neapel — Haifa — Port Said — Corfu — Venedig. 8. April bis 28. April, davon 9 Tage in Paläſtina und Aegypten zu Landausflügen. 6445 Kilometer. Reiſe III: Venedig — Corfu — Athen — Kon- ſtantinopel — Malta — Svoy (Tuneſien) — Tunis — Palermo — Neapel — Genua. 5. Mai bis 23. Mai. 6083 Kilometer. Reiſe IV: Genua — Barcelona — Palma de Malorca — Algier — Ceuta — Sevilla — Liſſa- bon — Vigo — Hamburg. 25. Mai bis 10. Juni. 5191 Kilometer. Die Fahrpreiſe beginnen bei Reiſe I und IV bei 240. — RM. und bei Reiſe II und III bei 280. — RM. Gerade die Volkstümlichkeit der Fahrpreiſe der Hamburg-Süd hat dieſen Vergnügungsfahrten nach dem hohen Norden und dem ſonnigen Süden großen Zuſpruch aus den Kreiſen des reiſenden Publikums gebracht. Bei den Mittelmeerfahrten iſt es nicht allein der große Reiz der anzulaufen- den Hafenſtädte und des Hinterlandes in land- ſchaftlicher, kunſtgeſchichtlicher, hiſtoriſcher und reli- giöſer Beziehung, ſondern auch der Zauber einer Fahrt auf dem Mittelländiſchen Meer. Auskunft und Proſpekte koſtenlos durch die alleinige Generalagentur für Bayern: Ameri- kaniſches Reiſebüro Carl Bierſchenk, München, Briennerſtraße 53. Telephon 296032. Mit Togal wurden laut zahlreichen Mitteilun- gen aus der ärztlichen Praxis bei der Behandlung von Grippe und Influenza ſehr bemerkenswerte Erfolge erzielt. Deutliche Abſchwächung des Fie- bers, Einſchränkung des Schweißes und Vermin- derung der ſchmerzhaften Beſchwerden trat bald nach Einnahme der Tabletten ein. Unangenehme Nebenerſcheinungen konnten nicht beobachtet wer- den. Selbſt bei herzſchwachen und magenkranken Leuten wurde eine ſchädliche Einwirkung nicht konſtatiert. Das Präparat verdient deshalb bei Grippe und Influenza beachtet zu werden, zumal es auch vielfach in Fällen wirkte, in denen andere Mittel verſagten.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-02-11T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 14, 17. Januar 1929, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine14_1929/4>, abgerufen am 17.06.2024.