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Allgemeine Zeitung, Nr. 14, 15. Januar 1924.

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Dienstag, den 15. Januar 1924 Allgemeine Zeitung. Nr. 14
WIRTSCHAFTS-ZEITUNG
[Spaltenumbruch]
Festere Stimmung am
Weltgetreidemarkt

Aus Berlin wird der "Frankfurter Zei-
tung" geschrieben:

Obgleich die Notierungen der großen
Märkte sich nicht wesentlich geändert haben,
ist doch eine gewisse Befestigung der
Stimmung
unverkennbar. Die Gründe da-
für scheinen verschiedener Art zu sein: neben
der Schließung der Donau- und Schwarz-
meerschiffahrt spricht das stärkere Dingrei-
fen der englischen-Müllerei mit, die
noch dadurch angeregt wird, daß die Ver-
schiffungen während des laufenden Erntejah-
res bis jetzt gegenüber dem vorigen zurück-
geblieben sind: sie zeigen auch in der letz-
ten Woche keine Steigerung und vor allem
erweisen die Statistiken immer wieder, wie
beträchtliche Mengen australischen und nord-
amerikanischen Weizens nach Ostasien abge-
lenkt werden.

Man behauptet übrigens auch, daß der
Markt etwas überverkauft sei, was von hier
aus schwer nachzuprüfen ist. Stimmungs-
mäßig mag schließlich auch der angebliche
Rat der amerikanischen Regierung einen ge-
wissen Einfluß haben, die Weizenanbau-
fläche einzuschränken.

Im einzelnen sind die guten Fortschritte
der argentinischen Ernte zu erwäh-
nen, wo man, wie erinnerlich, vorübergehend
mit stärkeren Wetterschäden rechnete: jetzt
überwiegt die Meinung, daß diese nicht sehr
groß ausfallen und ein Ausfuhrüberschuß von
etwa 20--22 Mill. Quarters verbleiben würde.

Klagen über Regenschäden kommen jetzt
auch aus Australien, auch dort aber han-
delt es sich vorläufig mehr um Bedenken, als
um wirklich tiefgreifende Schädigungen.
Etwas schwieriger scheinen die Verhältnisse
nach dieser Richtung hin in den nordameri-
kanischen Maisgebieten zu liegen. Diese
Frucht hatte, wie seinerseits erwähnt, bei der
Ernte außergewöhnlich großen Feuchtig-
keitsgehalt und verliert ihn nur sehr lang-
sam: während sonst Dezemberabladung
in neuer Ennte üblicherweise eine große
Rolle spielt. kommt bis jetzt nordamerikani-
scher Mais kaum zur Abladung: auch hier
soll allerdings die Tatsache mitsprechen, daß
den Landwirten der Preis zu gering sei.

Für die russischen Roggenausfuhren
liegen jetzt Ziffern bis Ende 1923 vor: es
sind danach seit Anfang August rund 2 Mill.
Quarters abgeladen werden mehr als gleich-
zeitig Nordamerika lieferte.

Der heimische Markt zeigte während
des größten Teiles der Berichtswoche
schwache Haltung. Teils handelt es sich
dabei um den natürlichen Rückschlag gegen
die im wesentlichen mit äußeren Gründen
wie Zufuhrstockungen des Frostes wegen zu
erklärenden Preissteigerungen, teils um Fol-
gen des größeren Angebotes der Landwirt-
schaft, die Geld braucht. Wenn in diesem
Zusammenhang besonders billige und drän-
gende Angebote aus Ostpreußen berichtet
werden, so darf dies angesichts der besonders
ungünstigen Verkehrslage dieses Ueber-
schußgebietes nicht Wunder nehmen. Am
empfindlichsten hat Weizen den Rückschlag
verspürt, in zweiter Linie Hafer, dem der
früher fast ausschlaggebende Abzug nach
Westen noch immer fehlt, weil die honen
dortigen Bestände nur langsam in den Ver-
brauch übergehen. Besser hat sich Roggen
gehalten, vielleicht zum Teil deshalb weil
der harte Winter den Brotverbrauch steigert.

Bemerkenswert war die stärkere und an-
haltende Nachfrage nach Mais aus land-
wirtschaftlichen Kreisen, die an sich nicht
ganz erklärlich ist. Denn von Zuschlägen für
Maisbranntwein ist, von den bekannten Aus-
nahmen der Kornbrennereien usw, abgesehen.
nichts bekannt, auch nichts davon, daß solche
für später in Aussicht stünden.

Loucheur über den Frankensturz

In einer Unterredung
äußerte sich Loucheur über den Sturz
des Franken. Er erklärte u. a.:

Der Niedergang des Franken ist darauf zu-
rückzuführen, daß Frankreich wegen des im
Kriege entstandenen Rohstoffmangels in den
Jahren 1919 und 1920 für 20 Milliarden Frs-
mehr Rohstoffe einführen mußte,
als es Devisen besaß. Schon in diesem Jahre
hatte also Frankreich ein Defizit von etwa
40 Milliarden Frs. Infolge des starken Reise-
verkehrs wurden Devisen eingeführt, was
das Defizit auf 15 Milliarden Frs. herab-
drückt. So hoch muß aber die Devisenschuld
Frankreichs beziffert werden.

Infolgedessen sind große Frankenbe-
stände im Auslande
bei jeder politi-
schen Krise abgestoßen worden und die fran-
zösische Währung war dauernden Schwan-
kungen ausgesetzt.

Als Mittel zur Bekämpfung des Franken-
sturzes verlangt Loucheur, daß die ausländi-
schen Wertpapiere, die in Privatbesitz sind
und etwa 4 Milliarden Frs. betragen sollen.
zwangsweise von der französischen Regie-
rung enteignet und in Franken ausbe-
zahlt werden sollen, damit ein Fonds für
Stützungsaktionen zur Verfügung
stehe.

Außendem sollen internationale An-
leihen
aufgelegt werden. Loucheur ist der
Auffassung, daß, wenn solche radikale Mittel
nicht ergriffen werden, der Frankensturz
nicht aufgehalten werden kann.

Außenhandel
Die deutsch-russischen Wirtschaftsver-
handlungen.

Wie der "Ost-Expreß" von zu-
ständiger deutscher Seite erfährt, sind die
[Spaltenumbruch] Verhandlungen der deutschen Regie-
rung mit der Union der Sozialistischen Sow-
jetrepubliken zum Ausbau des Rapallover-
trages nach ihrer Wiederaufnahme im Herbst
letzten Jahres bis in die letzten Tage wei-
ter fortgeführt
werden.

Ende der vorigen Woche sind einige Mit-
glieder der russischen Delegation, darunter
der Vorsitzende Botschaftsrat Bratmann-
Brodowski, nach Moskau abgereist, um In-
struktionen ihrer Regierung für die weiteren
Verhandlungen einzuholen. Ihre Abwesen-
heit wird voraussichtlich nur kurze Zeit dau-
ern und deutscherseits dazu benutzt werden,
um auch in Berlin die Verhandlungen weiter
vorzubereiten.

Die bisherigen Verhandlungen haben sich
mit dem Konsulatswesen, der Seeschiffahrt.
der Rechtshilfe, dem Nachlaßwesen, der
Uebernahme von Staatsangehörigen der bei-
den Teile und der Auslieferung von Verbre-
chern befaßt und haben im allgemeinen einen
günstigen Verlauf genommen.

Für die weiteren Verhandlungen sind fol-
gende Materien in Aussicht genommen: All-
gemeiner Rechtsschutz. Niederlassungs-
und Aufenthaltsrecht. Regelung des Handels-
verkehrs einschließlich des Zollwesens,
das Konzessionswesen. Eisenbahnverkehr und
Wasserstraßenverkehr, Steuerwesen, Ver-
sicherung, gewerblicher Rechtsschutz und Ur-
heberrecht, privatrechtliche Schuldvenhält-
nisse und Familienrecht. Voraussichtlich wer-
den die Verhandlungen bei der Schwierigkeit
und dem Umfang der zu bewältigenden Ma-
terie noch längere Zeit in Anspruch nehmen.

Es ist in Aussicht genommen, sie zunächst
in Berlin fortzusetzen, die Abschlußver-
handlungen aber in Moskau zu führen. Deut-
scherseits sind, wie bekannt, an den Verhand-
lungen beteiligt: Wirklicher Geheimrat von
Koerner, Legationsrat Dr. Strube, Wirkl. Le-
gationsrat Martius, Legationsrat Dr. Crull.
Gesandtschaftsrat Hahn und Generalkonsul
Schlesinger vom Auswärtigen Amt. Mini-
sterialrat Dr. Sjöberg vom Reichswirtschafts-
ministerium. Ministerialrat Dr. Dorn vom
Reichsfinanzministerium. Ministerialrat Dr.
Posse vom Preußischen Ministerium
für Handel und Gewerbe, sowie Ver-
treter der übrigen beteiligten Ressorts.
Die russische Delegation setzt sich
außer dem Botschaftsrat Brodowski, zu-
sammen aus dem Leiter der Konsularabtei-
lung der Botschaft Jakubowitsch, dem
Rechtsbeistand der Handelsvertretung Rapa-
port, dem Leiter der Konzessionsabteilung
bei der russischen Handelsvertretung Prof.
Goldstein und dem Legationssekretär
Blumfeld.

Nach einer Angabe des russischen Handels-
kommissariats erscheinen unter den in Ruß-
land konzessionsuchenden Nationen die
Deutschen mit 37 % an erster Stelle,
dann folgt England mit 121/2 % und Frank-
reich mit etwa 11 %.

Notausfuhrbewilligungen für das Saar-
gebiet.

Die Interalliierte Rheinlandkommis-
sion hat, wie die "Textil-Woche" erfährt, an-
geordnet, daß ohne Rücksicht auf die von
der Reichsregierung verfügte Aufhebung
zahlreicher Ausfuhrverbote aus dem unbe-
setzten Deutschland kommende und für das
Ausland bestimmte Waren, die im Transit
durch das besetzbe Gebiet befördert werden,
bei Nichtvorlage einer Ausfuhrbewilligung
denselben Ausfuhrabgaben unterworfen wer-
den, wie sie bei der Ausfuhr von Waren des
besetzten Gebietes zur Enhebung gelangen.
Dies bedeutet praktisch die Wiederein-
führung der Ausfuhrbewilligung

für alle Waren des unbesetzten Deutsch-
land, die nicht über Elsaß-Lothringen.
sondern durch das besetzte Gebiet in das
Saargebiet versendet werden sollen, da die
andernfalls zu entrichtenden Ausfuhrabgaben
den Verkehr unerträglich belasten würden.
Die Handelskammer Saarbrücken empfiehlt
daher den beteiligten Fimmen, sich für alle
ausfuhrfreien Waren ebenso wie für die aus-
fuhrverbotenen die üblichen Ausfuhrbewilli-
gungen des Delegierten des Reichs-
kommissars zu erwirken. Diese Notaus-
fuhrbewilligungen sollen aufs schnellste er-
teilt werden. Für Postpakete aus dem
unbesetzten Gebiet mit ausfuhrfreien Waren
sind vorläufig Notausfuhrbewilligungen nicht
erforderlich.

Verlängerung der Einlösung englischer
Reparationsbonds.

Bekanntlich hat die
Reichsregierung im Laufe des Monats No-
vember die Wiedereinlösund der eng-
lischen Bonds
für die von der eng-
lischen Regierung eingezogene 28%ige
Exportabgabe grundsätzlich eingestellt,
sich aber bereit erklärt, die Bonds aus laufen-
den Verträgen noch bis zum 31. März 1924
zur Einlösung zu bringen. Im Hinblick
darauf, daß diese Frist außerordentlich kurz
gewählt und keine Uebergangsbestimmungen
vongesehen waren, hat sich die Reichsregie-
nung nunmehr entschlossen, die Frist bis
31. Dezember 1924 zu verlängern. Gleich-
zeitig sind über dieselbe Frage seit einiger
Zeit Venhandlungen mit England eingeleitet
worden. Die Deutsche Reichsregierung wird
für diese Verhandlungen sich mit allen be-
teiligten deutschen Wirtschaftskreisen zu
ihrer Orientierung in Verbindung setzen.

Wirtschaft des Auslandes
Insolvenzen in der österreichischen Textil-
branche.

Nachdem erst kürzlich das Wiener
"Warenhaus des Zentrums" durch betrü-
gerische Manipulationen seiner Inhaber in
Konkurs geriet, sind nunmehr, wie der "Kon-
fektionär berichtet, zwei weitere Unter-
nehmungen der Textilbranche in Wien in-
solvent geworden. Es handelt sich um die
Henrenmodefirma Emanuel Gartenberg
in Wien deren Passiven 10 Milliarden
[Spaltenumbruch] Kronen erreichen, und um die Firma
Seidler & Co. Nachf., deren Verbind-
lichkeiten zunächst auf 31/2 Milliarden Kronen
beziffert werden. Der Inhaber der letzt-
genannten Firma, der italienische Kaufmann
Battistel, ist flüchtig.

Bankwesen
Bayerische Volkskasse A.-G. in München.

Unter diesem Namen wurde mit 20 Milliarden
Mark Kapital eine neue Aktiengesell-
schaft
ins Handelsregister eingetragen.
Gegenstand des Unternehmens ist der Be-
trieb aller in das Bankfach einschlägigen
Geschäfte und sonstiger damit im engeren
oder weiteren Zusammenhange stehenden
Handelsgeschäfte, insbesondere die Fort-
führung des bisherigen Geschäftsbetriebes
der Bayerischen Volkskasse Genossen-
schaftsbank eing. Gen. m. b. H., Sitz Mün-
chen, dann die Uebernahme von Häuser- und
Vermögensverwaltungen sowie die Ueber-
nahme von Treuhandfunktionen. Das Grund-
kapital ist eingeteilt in 600 000 Namensvor-
zugsaktien mit 5 Prozent Vorzugsdividende
und 35fachem Stimmrecht in den steuer-
freien Fällen sowie 19 400 000 Inhaberstamm-
aktien zu je 1000 M. Von den Gründern, die
sämtliche Aktien übernommen haben, bringt
die Bayerische Volkskasse Genossenschafts-
bank eing. Gen. m. b. H. gegen Gewährung
von 2 Millionen Mark Stammaktien ihr ge-
samtes Vermögen -- Aktiva und Passiva --
nach Maßgabe der Bilanz vom 27. November
1923 ein. Zum Vorstand wurde Direktor
Lorenz Zeiner. München, bestellt. Dem Auf-
sichtsrat gehören an: Herm. Bauer. Fabrik-
besitzer. Theod. Frhr. v. Hallberg zu Broich.
Rechtsanwalt, Oskar Poebing. Diplomingen.
Direktor Hugo Vonderlinden. München.

Bank für Landwirtschaft A.-G.

Wie der
"Deutsche Handelsdienst" von der Bank für
Landwirtschaft. Aktiengesellschaft, deren
Fusion mit der Kaliwerke Ummendorf-Eils-
leben-Aktiengesellschaft am 29. Sept. 1928
beschlossen worden ist, hört, soll von der
Durchführung der damals beschlossenen Er-
höhung
des rund 370 000 000 M. betragen-
den Kapitals des vereinigten Instituts auf
1 000 000 000 Mark infolge der Währungs-
umstellung Abstand genommen werden.
Auch das vertraglich in Aussicht genom-
mene Bezugsrecht wird in Papiermark-Aktien
nicht mehr gewährt werden. Statt dessen
ist vorgesehen die Umstellung des Kapitals
in Gold mit möglichster Beschleunigung vor-
zunehmen. Das Umrechnungsverhältnis in
Gold wird sich günstig gestalten, da dem
Unternehmen außer verschiedenen kleineren
Beteiligungen und den im lautenden Bank-
geschäft angelegten Mitteln die sämtlichen
Anteile bzw. Kurse von 14 Gesellschaften und
Gewerkschaften gehören. Der anläßlich der
Fusion beschlossene Umtausch der alten
Aktien in solche des vereinigten Instituts
wird technisch und zeitlich mit der Umwand-
lung in Goldmark-Aktien verbunden werden.

Ankaufdpreise für Reichssilbermünzen und
Gold.

Der Ankauf von Reichssilber-
münzen
durch die Reichsbank erfolgt bis
auf weiteres unverändert zum 400-
milliardenfachen Betrage des Nennwertes.
Ueber den Ankaufspreis der Reichsbank für
Gold erteilen sämtliche Reichsbankanstalten
bereitwilligst Auskunft.

Englisches Kapital für deutsche Banken.

Zu der Meldung der "Financial News", daß
eine bekannte englische Bank beabsichtige
an einer bedeutenden deutschen Bank Inter-
esse zu nehmen, und daß, falls diese Trans-
aktion zustande käme, auch andere englische
Banken sich in ähnlicher Weise an deut-
schen Banken beteiligen würden, hören wir
aus gut unterrichteten Kreisen, daß in der
Tat derartige Besprechungen zwischen
deutschen und englischen Banken seit ge-
raumer Zeit geführt werden. Irgend ein
Ergebnis sei aber noch nicht erzielt worden.

Bank von England.

Der Wochenausweis
vom 10. Jan. zeigt folgendes Bild: Gesamt-
Reserve 10. Januar 21 532 000 Pfund Sterling
(Zunahme seit 3. Jan. 1 245 000 Pfund Sterl.).
Notenumlauf 126 276 000 (Abnahme 1 245 000),
Barvorrat 128 058 000 (unverändert). Wechsel-
bestand 77 041 000 (Abn. 31 925 000). Guthaben
der Privaten 116 162 000 (Abn. 34 031 000).
Guthaben des Staates 11 773 000 (Abnahme
1 662 000). Notenreserve 19 708 000 (Zunahme
1 246 000). Regierungssicherheiten 47 312 000
(Abn. 4 950 000). Prozentverhältnis der Re-
serven zu den Passiven 16 83 gegen 12.40.
Clearinghouse-Umsatz 752 Millionen, gegen
die entsprechende Woche des Vorjahres
mehr 67 Millionen.

Verkehr
Radio Austria A.-G.

Der Betrieb für den
Radioverkehr, der mit dem Auslande gegrün-
deten Radio Austria A.-G., welche von
der Marconigesellschaft im Verein mit der
österreichischen Regierung ins Leben ge-
rufen wurde, ist in Wien eröffnet worden.
Bundeskanzler Seipel hob hierbei hervor
die drahtlose Telegraphie sei neben ihrer
Bedeutung für den Handel geeignet, ein
Mittel zur politischen Verständigung
zwischen den Völkern zu werden, welches
Ziel namentlich Oesterreich mit allen Kräften
anstrebe.

Münchener Wirtschaftsleben
Metall-A.-G. Neuhoefer in München.

Dem
Geschäftsbericht zufolge war der Geschäfts-
gang im ersten Berichtsjahr ein befrie-
digender.
Die ordentliche Generalver-
sammlung beschloß, von der Verteilung einer

[Spaltenumbruch]
Wirtschaftszahlen.
14. Januar.
Dollar (amtl. Mittelkurs):
4,2 Billionen
Dollarschätze: 4,2 Billionen.
Goldanleihe: 4,2 Billionen.
Reichsbankdiskont:
(t. wertbest. Kred.) 10 Pro-
zent.
Reichsindex für die Lebenshaltung: 1130 mil-
liardenfach
(7. Jan.).
Goldankaufspreis: 640 Dollar für 1 Kilo fein.
1 Goldmark: 1 Billion Papiermark.
Goldumrechnungssatz für die Reichssteuern,
Zölle und Reichsbahn: 1 Billion.
Silberankaufspreis: 400 milliardenfach.
Großhandelsindex: 119,7
(8. Januar).

Dividende Abstand zu nehmen. Der bisherige
Vorstand Siegfried Neuhoefer scheidet aus
dem Vorstand infolge anderweitiger Inter-
essennahme innerhalb des Konzerns aus: er
wurde in den Aufsichtsrat gewählt. In den
Interessenkreis des Konzerns wurde die
Firma S. Kohn. München, aufgenommen. Der
Inhaber genannter Firma tritt in den Vor-
stand der Metall-A.-G. Neuhoefer ein, den
er zusammen mit Herrn Adolf Frohmann
übernimmt. Der zurückgetretene Aufsichts-
rat wurde bis auf Herrn Hellmuth Neumann
wiedergewählt und neu hinzugewählt Groß-
kaufmann Simon Neuhoefer. München.

Industrie und Wirtschaft
Süddeutsche Telephon-, Apparate-, Kabel-
und Drahtwerke A.-G. in Nürnberg.

Das der
Felten & Guilleaume-Carlswerk nahestehende
Unternehmen erzielte im Geschäftsjahr
1922/23 einschließlich Vortrag einen Ge-
winn
von 15 359 342 977 (13 290 756) M., über
dessen Verwendung keine näheren Angaben
in der veröffentlichten Bilanz gemacht sind.

Lohnregelung in der Kaliindustrie.

Nach-
dem vor kurzem im Kalibergbau durch einen
einstimmig gefällten Schiedsspruch die Ver-
längerung der Arbeitszeit über und
unter Tage geregelt worden war, ist nun-
mehr auch die Lohnfrage im Zusammenhang
damit durch neue Verhandlungen zwischen
dem Arbeitgeberverband der Kaliindustrie
und den Arbeiterorganisationen durch einen
neuen Lohntarifvertrag geregelt worden. Die
Parteien einigten sich auf eine Lohn-
erhöhung
von 28,57 Prozent. Der Hauer-
schichtlohn beträgt 4.30 M., das bisher schon
bestehende Hausstand- und Kindergeld und
der Kohlendeputatausgleich wurden bei-
behalten.

Auch zwischen den Angestellten-Organi-
sationen und dem Arbeitgeberverband der
Kaliindustrie ist ein Mehrarbeitsabkommen.
und zwar auf dem Wege der Vereinbarung
abgeschlossen worden. Nach diesem Ab-
kommen paßt sich die Arbeitszeit der tech-
nischen Angestellten über und unter Tage
der verlängerten Arbeitszeit der Arbeiter an.
Die kaufmännischen Angestellten, die bisher
die schtstündige Arbeitszeit haben. leisten
Mehrarbeit bis zu 6 Stunden wöchentlich. Es
ist zu hoffen, dass diese in den letzten Tagen
getroffenen Abkommen wesentlich zur Ver-
besserung der schwierigen Lage der Kali-
industrie beitragen werden.

Rückgang der ostoberschlesischen Stein-
kohlenförderung im Dezember.

Die Ge-
samtförderung
belief sich laut "In-
dustrie-Kurier" auf 1 942 828 Tonnen (Nov.
2 309 685 To.). Das fördertägliche Ergebnis
stellt sich auf: 88 310 To. (92 387 To.). Es
verblieben innerhalb Polnisch-Oberschle-
siens: 773 288 To. (807 410 To.). Nach dem
übrigen Polen gelangten: 431 959 To. (466 677
Tonnen). nach Deutsch-Oberschlesien 131 199
Tonnen (153 886 To.), nach dem übrigen
Deutschland: 315 760 To. (357 048 To.),
nach Deutsch-Oesterreich 210 449 To. (201 700
Tonnen), nach der Tschechoslowakei 39 607
Tonnen (37 334 To.), nach Schweden 0 (1545)
Tonnen, nach Ungarn 33 648 To. (14 443 To.),
nach Danzig 13 267 To. (14 441 To.), nach
Memel 1228 To. (40 To.). nach der Schweiz
900 To. (7831 To.). nach Jugoslawien 1020 To.
(784 To.). nach Rumänien 7562 To. (27 871
Tonnen). nach Italien 384 To. (49 To.). nach
Litauen 0 (74) To. Der Kohlenbestand betrug
am letzten Tage des Berichtsmonats: 541 113
Tonnen (551 723 To.). Von den insgesamt
angeforderten 156 967 Wagen konnten 19 312
gleich 12.3 Prozent (21 749 = 12.7 Prozent)
nicht gestellt werden.

[irrelevantes Material]
Dienstag, den 15. Januar 1924 Allgemeine Zeitung. Nr. 14
WIRTSCHAFTS-ZEITUNG
[Spaltenumbruch]
Festere Stimmung am
Weltgetreidemarkt

Aus Berlin wird der „Frankfurter Zei-
tung“ geschrieben:

Obgleich die Notierungen der großen
Märkte sich nicht wesentlich geändert haben,
ist doch eine gewisse Befestigung der
Stimmung
unverkennbar. Die Gründe da-
für scheinen verschiedener Art zu sein: neben
der Schließung der Donau- und Schwarz-
meerschiffahrt spricht das stärkere Dingrei-
fen der englischen-Müllerei mit, die
noch dadurch angeregt wird, daß die Ver-
schiffungen während des laufenden Erntejah-
res bis jetzt gegenüber dem vorigen zurück-
geblieben sind: sie zeigen auch in der letz-
ten Woche keine Steigerung und vor allem
erweisen die Statistiken immer wieder, wie
beträchtliche Mengen australischen und nord-
amerikanischen Weizens nach Ostasien abge-
lenkt werden.

Man behauptet übrigens auch, daß der
Markt etwas überverkauft sei, was von hier
aus schwer nachzuprüfen ist. Stimmungs-
mäßig mag schließlich auch der angebliche
Rat der amerikanischen Regierung einen ge-
wissen Einfluß haben, die Weizenanbau-
fläche einzuschränken.

Im einzelnen sind die guten Fortschritte
der argentinischen Ernte zu erwäh-
nen, wo man, wie erinnerlich, vorübergehend
mit stärkeren Wetterschäden rechnete: jetzt
überwiegt die Meinung, daß diese nicht sehr
groß ausfallen und ein Ausfuhrüberschuß von
etwa 20—22 Mill. Quarters verbleiben würde.

Klagen über Regenschäden kommen jetzt
auch aus Australien, auch dort aber han-
delt es sich vorläufig mehr um Bedenken, als
um wirklich tiefgreifende Schädigungen.
Etwas schwieriger scheinen die Verhältnisse
nach dieser Richtung hin in den nordameri-
kanischen Maisgebieten zu liegen. Diese
Frucht hatte, wie seinerseits erwähnt, bei der
Ernte außergewöhnlich großen Feuchtig-
keitsgehalt und verliert ihn nur sehr lang-
sam: während sonst Dezemberabladung
in neuer Ennte üblicherweise eine große
Rolle spielt. kommt bis jetzt nordamerikani-
scher Mais kaum zur Abladung: auch hier
soll allerdings die Tatsache mitsprechen, daß
den Landwirten der Preis zu gering sei.

Für die russischen Roggenausfuhren
liegen jetzt Ziffern bis Ende 1923 vor: es
sind danach seit Anfang August rund 2 Mill.
Quarters abgeladen werden mehr als gleich-
zeitig Nordamerika lieferte.

Der heimische Markt zeigte während
des größten Teiles der Berichtswoche
schwache Haltung. Teils handelt es sich
dabei um den natürlichen Rückschlag gegen
die im wesentlichen mit äußeren Gründen
wie Zufuhrstockungen des Frostes wegen zu
erklärenden Preissteigerungen, teils um Fol-
gen des größeren Angebotes der Landwirt-
schaft, die Geld braucht. Wenn in diesem
Zusammenhang besonders billige und drän-
gende Angebote aus Ostpreußen berichtet
werden, so darf dies angesichts der besonders
ungünstigen Verkehrslage dieses Ueber-
schußgebietes nicht Wunder nehmen. Am
empfindlichsten hat Weizen den Rückschlag
verspürt, in zweiter Linie Hafer, dem der
früher fast ausschlaggebende Abzug nach
Westen noch immer fehlt, weil die honen
dortigen Bestände nur langsam in den Ver-
brauch übergehen. Besser hat sich Roggen
gehalten, vielleicht zum Teil deshalb weil
der harte Winter den Brotverbrauch steigert.

Bemerkenswert war die stärkere und an-
haltende Nachfrage nach Mais aus land-
wirtschaftlichen Kreisen, die an sich nicht
ganz erklärlich ist. Denn von Zuschlägen für
Maisbranntwein ist, von den bekannten Aus-
nahmen der Kornbrennereien usw, abgesehen.
nichts bekannt, auch nichts davon, daß solche
für später in Aussicht stünden.

Loucheur über den Frankensturz

In einer Unterredung
äußerte sich Loucheur über den Sturz
des Franken. Er erklärte u. a.:

Der Niedergang des Franken ist darauf zu-
rückzuführen, daß Frankreich wegen des im
Kriege entstandenen Rohstoffmangels in den
Jahren 1919 und 1920 für 20 Milliarden Frs-
mehr Rohstoffe einführen mußte,
als es Devisen besaß. Schon in diesem Jahre
hatte also Frankreich ein Defizit von etwa
40 Milliarden Frs. Infolge des starken Reise-
verkehrs wurden Devisen eingeführt, was
das Defizit auf 15 Milliarden Frs. herab-
drückt. So hoch muß aber die Devisenschuld
Frankreichs beziffert werden.

Infolgedessen sind große Frankenbe-
stände im Auslande
bei jeder politi-
schen Krise abgestoßen worden und die fran-
zösische Währung war dauernden Schwan-
kungen ausgesetzt.

Als Mittel zur Bekämpfung des Franken-
sturzes verlangt Loucheur, daß die ausländi-
schen Wertpapiere, die in Privatbesitz sind
und etwa 4 Milliarden Frs. betragen sollen.
zwangsweise von der französischen Regie-
rung enteignet und in Franken ausbe-
zahlt werden sollen, damit ein Fonds für
Stützungsaktionen zur Verfügung
stehe.

Außendem sollen internationale An-
leihen
aufgelegt werden. Loucheur ist der
Auffassung, daß, wenn solche radikale Mittel
nicht ergriffen werden, der Frankensturz
nicht aufgehalten werden kann.

Außenhandel
Die deutsch-russischen Wirtschaftsver-
handlungen.

Wie der „Ost-Expreß“ von zu-
ständiger deutscher Seite erfährt, sind die
[Spaltenumbruch] Verhandlungen der deutschen Regie-
rung mit der Union der Sozialistischen Sow-
jetrepubliken zum Ausbau des Rapallover-
trages nach ihrer Wiederaufnahme im Herbst
letzten Jahres bis in die letzten Tage wei-
ter fortgeführt
werden.

Ende der vorigen Woche sind einige Mit-
glieder der russischen Delegation, darunter
der Vorsitzende Botschaftsrat Bratmann-
Brodowski, nach Moskau abgereist, um In-
struktionen ihrer Regierung für die weiteren
Verhandlungen einzuholen. Ihre Abwesen-
heit wird voraussichtlich nur kurze Zeit dau-
ern und deutscherseits dazu benutzt werden,
um auch in Berlin die Verhandlungen weiter
vorzubereiten.

Die bisherigen Verhandlungen haben sich
mit dem Konsulatswesen, der Seeschiffahrt.
der Rechtshilfe, dem Nachlaßwesen, der
Uebernahme von Staatsangehörigen der bei-
den Teile und der Auslieferung von Verbre-
chern befaßt und haben im allgemeinen einen
günstigen Verlauf genommen.

Für die weiteren Verhandlungen sind fol-
gende Materien in Aussicht genommen: All-
gemeiner Rechtsschutz. Niederlassungs-
und Aufenthaltsrecht. Regelung des Handels-
verkehrs einschließlich des Zollwesens,
das Konzessionswesen. Eisenbahnverkehr und
Wasserstraßenverkehr, Steuerwesen, Ver-
sicherung, gewerblicher Rechtsschutz und Ur-
heberrecht, privatrechtliche Schuldvenhält-
nisse und Familienrecht. Voraussichtlich wer-
den die Verhandlungen bei der Schwierigkeit
und dem Umfang der zu bewältigenden Ma-
terie noch längere Zeit in Anspruch nehmen.

Es ist in Aussicht genommen, sie zunächst
in Berlin fortzusetzen, die Abschlußver-
handlungen aber in Moskau zu führen. Deut-
scherseits sind, wie bekannt, an den Verhand-
lungen beteiligt: Wirklicher Geheimrat von
Koerner, Legationsrat Dr. Strube, Wirkl. Le-
gationsrat Martius, Legationsrat Dr. Crull.
Gesandtschaftsrat Hahn und Generalkonsul
Schlesinger vom Auswärtigen Amt. Mini-
sterialrat Dr. Sjöberg vom Reichswirtschafts-
ministerium. Ministerialrat Dr. Dorn vom
Reichsfinanzministerium. Ministerialrat Dr.
Posse vom Preußischen Ministerium
für Handel und Gewerbe, sowie Ver-
treter der übrigen beteiligten Ressorts.
Die russische Delegation setzt sich
außer dem Botschaftsrat Brodowski, zu-
sammen aus dem Leiter der Konsularabtei-
lung der Botschaft Jakubowitsch, dem
Rechtsbeistand der Handelsvertretung Rapa-
port, dem Leiter der Konzessionsabteilung
bei der russischen Handelsvertretung Prof.
Goldstein und dem Legationssekretär
Blumfeld.

Nach einer Angabe des russischen Handels-
kommissariats erscheinen unter den in Ruß-
land konzessionsuchenden Nationen die
Deutschen mit 37 % an erster Stelle,
dann folgt England mit 12½ % und Frank-
reich mit etwa 11 %.

Notausfuhrbewilligungen für das Saar-
gebiet.

Die Interalliierte Rheinlandkommis-
sion hat, wie die „Textil-Woche“ erfährt, an-
geordnet, daß ohne Rücksicht auf die von
der Reichsregierung verfügte Aufhebung
zahlreicher Ausfuhrverbote aus dem unbe-
setzten Deutschland kommende und für das
Ausland bestimmte Waren, die im Transit
durch das besetzbe Gebiet befördert werden,
bei Nichtvorlage einer Ausfuhrbewilligung
denselben Ausfuhrabgaben unterworfen wer-
den, wie sie bei der Ausfuhr von Waren des
besetzten Gebietes zur Enhebung gelangen.
Dies bedeutet praktisch die Wiederein-
führung der Ausfuhrbewilligung

für alle Waren des unbesetzten Deutsch-
land, die nicht über Elsaß-Lothringen.
sondern durch das besetzte Gebiet in das
Saargebiet versendet werden sollen, da die
andernfalls zu entrichtenden Ausfuhrabgaben
den Verkehr unerträglich belasten würden.
Die Handelskammer Saarbrücken empfiehlt
daher den beteiligten Fimmen, sich für alle
ausfuhrfreien Waren ebenso wie für die aus-
fuhrverbotenen die üblichen Ausfuhrbewilli-
gungen des Delegierten des Reichs-
kommissars zu erwirken. Diese Notaus-
fuhrbewilligungen sollen aufs schnellste er-
teilt werden. Für Postpakete aus dem
unbesetzten Gebiet mit ausfuhrfreien Waren
sind vorläufig Notausfuhrbewilligungen nicht
erforderlich.

Verlängerung der Einlösung englischer
Reparationsbonds.

Bekanntlich hat die
Reichsregierung im Laufe des Monats No-
vember die Wiedereinlösund der eng-
lischen Bonds
für die von der eng-
lischen Regierung eingezogene 28%ige
Exportabgabe grundsätzlich eingestellt,
sich aber bereit erklärt, die Bonds aus laufen-
den Verträgen noch bis zum 31. März 1924
zur Einlösung zu bringen. Im Hinblick
darauf, daß diese Frist außerordentlich kurz
gewählt und keine Uebergangsbestimmungen
vongesehen waren, hat sich die Reichsregie-
nung nunmehr entschlossen, die Frist bis
31. Dezember 1924 zu verlängern. Gleich-
zeitig sind über dieselbe Frage seit einiger
Zeit Venhandlungen mit England eingeleitet
worden. Die Deutsche Reichsregierung wird
für diese Verhandlungen sich mit allen be-
teiligten deutschen Wirtschaftskreisen zu
ihrer Orientierung in Verbindung setzen.

Wirtschaft des Auslandes
Insolvenzen in der österreichischen Textil-
branche.

Nachdem erst kürzlich das Wiener
„Warenhaus des Zentrums“ durch betrü-
gerische Manipulationen seiner Inhaber in
Konkurs geriet, sind nunmehr, wie der „Kon-
fektionär berichtet, zwei weitere Unter-
nehmungen der Textilbranche in Wien in-
solvent geworden. Es handelt sich um die
Henrenmodefirma Emanuel Gartenberg
in Wien deren Passiven 10 Milliarden
[Spaltenumbruch] Kronen erreichen, und um die Firma
Seidler & Co. Nachf., deren Verbind-
lichkeiten zunächst auf 3½ Milliarden Kronen
beziffert werden. Der Inhaber der letzt-
genannten Firma, der italienische Kaufmann
Battistel, ist flüchtig.

Bankwesen
Bayerische Volkskasse A.-G. in München.

Unter diesem Namen wurde mit 20 Milliarden
Mark Kapital eine neue Aktiengesell-
schaft
ins Handelsregister eingetragen.
Gegenstand des Unternehmens ist der Be-
trieb aller in das Bankfach einschlägigen
Geschäfte und sonstiger damit im engeren
oder weiteren Zusammenhange stehenden
Handelsgeschäfte, insbesondere die Fort-
führung des bisherigen Geschäftsbetriebes
der Bayerischen Volkskasse Genossen-
schaftsbank eing. Gen. m. b. H., Sitz Mün-
chen, dann die Uebernahme von Häuser- und
Vermögensverwaltungen sowie die Ueber-
nahme von Treuhandfunktionen. Das Grund-
kapital ist eingeteilt in 600 000 Namensvor-
zugsaktien mit 5 Prozent Vorzugsdividende
und 35fachem Stimmrecht in den steuer-
freien Fällen sowie 19 400 000 Inhaberstamm-
aktien zu je 1000 M. Von den Gründern, die
sämtliche Aktien übernommen haben, bringt
die Bayerische Volkskasse Genossenschafts-
bank eing. Gen. m. b. H. gegen Gewährung
von 2 Millionen Mark Stammaktien ihr ge-
samtes Vermögen — Aktiva und Passiva —
nach Maßgabe der Bilanz vom 27. November
1923 ein. Zum Vorstand wurde Direktor
Lorenz Zeiner. München, bestellt. Dem Auf-
sichtsrat gehören an: Herm. Bauer. Fabrik-
besitzer. Theod. Frhr. v. Hallberg zu Broich.
Rechtsanwalt, Oskar Poebing. Diplomingen.
Direktor Hugo Vonderlinden. München.

Bank für Landwirtschaft A.-G.

Wie der
„Deutsche Handelsdienst“ von der Bank für
Landwirtschaft. Aktiengesellschaft, deren
Fusion mit der Kaliwerke Ummendorf-Eils-
leben-Aktiengesellschaft am 29. Sept. 1928
beschlossen worden ist, hört, soll von der
Durchführung der damals beschlossenen Er-
höhung
des rund 370 000 000 M. betragen-
den Kapitals des vereinigten Instituts auf
1 000 000 000 Mark infolge der Währungs-
umstellung Abstand genommen werden.
Auch das vertraglich in Aussicht genom-
mene Bezugsrecht wird in Papiermark-Aktien
nicht mehr gewährt werden. Statt dessen
ist vorgesehen die Umstellung des Kapitals
in Gold mit möglichster Beschleunigung vor-
zunehmen. Das Umrechnungsverhältnis in
Gold wird sich günstig gestalten, da dem
Unternehmen außer verschiedenen kleineren
Beteiligungen und den im lautenden Bank-
geschäft angelegten Mitteln die sämtlichen
Anteile bzw. Kurſe von 14 Gesellschaften und
Gewerkschaften gehören. Der anläßlich der
Fusion beschlossene Umtausch der alten
Aktien in solche des vereinigten Instituts
wird technisch und zeitlich mit der Umwand-
lung in Goldmark-Aktien verbunden werden.

Ankaufdpreise für Reichssilbermünzen und
Gold.

Der Ankauf von Reichssilber-
münzen
durch die Reichsbank erfolgt bis
auf weiteres unverändert zum 400-
milliardenfachen Betrage des Nennwertes.
Ueber den Ankaufspreis der Reichsbank für
Gold erteilen sämtliche Reichsbankanstalten
bereitwilligst Auskunft.

Englisches Kapital für deutsche Banken.

Zu der Meldung der „Financial News“, daß
eine bekannte englische Bank beabsichtige
an einer bedeutenden deutschen Bank Inter-
esse zu nehmen, und daß, falls diese Trans-
aktion zustande käme, auch andere englische
Banken sich in ähnlicher Weise an deut-
schen Banken beteiligen würden, hören wir
aus gut unterrichteten Kreisen, daß in der
Tat derartige Besprechungen zwischen
deutschen und englischen Banken seit ge-
raumer Zeit geführt werden. Irgend ein
Ergebnis sei aber noch nicht erzielt worden.

Bank von England.

Der Wochenausweis
vom 10. Jan. zeigt folgendes Bild: Gesamt-
Reserve 10. Januar 21 532 000 Pfund Sterling
(Zunahme seit 3. Jan. 1 245 000 Pfund Sterl.).
Notenumlauf 126 276 000 (Abnahme 1 245 000),
Barvorrat 128 058 000 (unverändert). Wechsel-
bestand 77 041 000 (Abn. 31 925 000). Guthaben
der Privaten 116 162 000 (Abn. 34 031 000).
Guthaben des Staates 11 773 000 (Abnahme
1 662 000). Notenreserve 19 708 000 (Zunahme
1 246 000). Regierungssicherheiten 47 312 000
(Abn. 4 950 000). Prozentverhältnis der Re-
serven zu den Passiven 16 83 gegen 12.40.
Clearinghouse-Umsatz 752 Millionen, gegen
die entsprechende Woche des Vorjahres
mehr 67 Millionen.

Verkehr
Radio Austria A.-G.

Der Betrieb für den
Radioverkehr, der mit dem Auslande gegrün-
deten Radio Austria A.-G., welche von
der Marconigesellschaft im Verein mit der
österreichischen Regierung ins Leben ge-
rufen wurde, ist in Wien eröffnet worden.
Bundeskanzler Seipel hob hierbei hervor
die drahtlose Telegraphie sei neben ihrer
Bedeutung für den Handel geeignet, ein
Mittel zur politischen Verständigung
zwischen den Völkern zu werden, welches
Ziel namentlich Oesterreich mit allen Kräften
anstrebe.

Münchener Wirtſchaftsleben
Metall-A.-G. Neuhoefer in München.

Dem
Geschäftsbericht zufolge war der Geschäfts-
gang im ersten Berichtsjahr ein befrie-
digender.
Die ordentliche Generalver-
sammlung beschloß, von der Verteilung einer

[Spaltenumbruch]
Wirtschaftszahlen.
14. Januar.
Dollar (amtl. Mittelkurs):
4,2 Billionen
Dollarschätze: 4,2 Billionen.
Goldanleihe: 4,2 Billionen.
Reichsbankdiskont:
(t. wertbest. Kred.) 10 Pro-
zent.
Reichsindex für die Lebenshaltung: 1130 mil-
liardenfach
(7. Jan.).
Goldankaufspreis: 640 Dollar für 1 Kilo fein.
1 Goldmark: 1 Billion Papiermark.
Goldumrechnungssatz für die Reichssteuern,
Zölle und Reichsbahn: 1 Billion.
Silberankaufspreis: 400 milliardenfach.
Großhandelsindex: 119,7
(8. Januar).

Dividende Abstand zu nehmen. Der bisherige
Vorstand Siegfried Neuhoefer scheidet aus
dem Vorstand infolge anderweitiger Inter-
essennahme innerhalb des Konzerns aus: er
wurde in den Aufsichtsrat gewählt. In den
Interessenkreis des Konzerns wurde die
Firma S. Kohn. München, aufgenommen. Der
Inhaber genannter Firma tritt in den Vor-
stand der Metall-A.-G. Neuhoefer ein, den
er zusammen mit Herrn Adolf Frohmann
übernimmt. Der zurückgetretene Aufsichts-
rat wurde bis auf Herrn Hellmuth Neumann
wiedergewählt und neu hinzugewählt Groß-
kaufmann Simon Neuhoefer. München.

Industrie und Wirtschaft
Süddeutsche Telephon-, Apparate-, Kabel-
und Drahtwerke A.-G. in Nürnberg.

Das der
Felten & Guilleaume-Carlswerk nahestehende
Unternehmen erzielte im Geschäftsjahr
1922/23 einschließlich Vortrag einen Ge-
winn
von 15 359 342 977 (13 290 756) M., über
dessen Verwendung keine näheren Angaben
in der veröffentlichten Bilanz gemacht sind.

Lohnregelung in der Kaliindustrie.

Nach-
dem vor kurzem im Kalibergbau durch einen
einstimmig gefällten Schiedsspruch die Ver-
längerung der Arbeitszeit über und
unter Tage geregelt worden war, ist nun-
mehr auch die Lohnfrage im Zusammenhang
damit durch neue Verhandlungen zwischen
dem Arbeitgeberverband der Kaliindustrie
und den Arbeiterorganisationen durch einen
neuen Lohntarifvertrag geregelt worden. Die
Parteien einigten sich auf eine Lohn-
erhöhung
von 28,57 Prozent. Der Hauer-
schichtlohn beträgt 4.30 M., das bisher schon
bestehende Hausstand- und Kindergeld und
der Kohlendeputatauſgleich wurden bei-
behalten.

Auch zwischen den Angestellten-Organi-
sationen und dem Arbeitgeberverband der
Kaliindustrie ist ein Mehrarbeitsabkommen.
und zwar auf dem Wege der Vereinbarung
abgeschlossen worden. Nach diesem Ab-
kommen paßt sich die Arbeitszeit der tech-
nischen Angestellten über und unter Tage
der verlängerten Arbeitszeit der Arbeiter an.
Die kaufmännischen Angestellten, die bisher
die schtstündige Arbeitszeit haben. leisten
Mehrarbeit bis zu 6 Stunden wöchentlich. Es
ist zu hoffen, dass diese in den letzten Tagen
getroffenen Abkommen wesentlich zur Ver-
besserung der schwierigen Lage der Kali-
industrie beitragen werden.

Rückgang der ostoberschlesischen Stein-
kohlenförderung im Dezember.

Die Ge-
samtförderung
belief sich laut „In-
dustrie-Kurier“ auf 1 942 828 Tonnen (Nov.
2 309 685 To.). Das fördertägliche Ergebnis
stellt sich auf: 88 310 To. (92 387 To.). Es
verblieben innerhalb Polnisch-Oberschle-
siens: 773 288 To. (807 410 To.). Nach dem
übrigen Polen gelangten: 431 959 To. (466 677
Tonnen). nach Deutsch-Oberschlesien 131 199
Tonnen (153 886 To.), nach dem übrigen
Deutschland: 315 760 To. (357 048 To.),
nach Deutsch-Oesterreich 210 449 To. (201 700
Tonnen), nach der Tschechoslowakei 39 607
Tonnen (37 334 To.), nach Schweden 0 (1545)
Tonnen, nach Ungarn 33 648 To. (14 443 To.),
nach Danzig 13 267 To. (14 441 To.), nach
Memel 1228 To. (40 To.). nach der Schweiz
900 To. (7831 To.). nach Jugoslawien 1020 To.
(784 To.). nach Rumänien 7562 To. (27 871
Tonnen). nach Italien 384 To. (49 To.). nach
Litauen 0 (74) To. Der Kohlenbestand betrug
am letzten Tage des Berichtsmonats: 541 113
Tonnen (551 723 To.). Von den insgesamt
angeforderten 156 967 Wagen konnten 19 312
gleich 12.3 Prozent (21 749 = 12.7 Prozent)
nicht gestellt werden.

[irrelevantes Material]
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[Seite 5[5]/0005] Dienstag, den 15. Januar 1924 Allgemeine Zeitung. Nr. 14 WIRTSCHAFTS-ZEITUNG Festere Stimmung am Weltgetreidemarkt Aus Berlin wird der „Frankfurter Zei- tung“ geschrieben: Obgleich die Notierungen der großen Märkte sich nicht wesentlich geändert haben, ist doch eine gewisse Befestigung der Stimmung unverkennbar. Die Gründe da- für scheinen verschiedener Art zu sein: neben der Schließung der Donau- und Schwarz- meerschiffahrt spricht das stärkere Dingrei- fen der englischen-Müllerei mit, die noch dadurch angeregt wird, daß die Ver- schiffungen während des laufenden Erntejah- res bis jetzt gegenüber dem vorigen zurück- geblieben sind: sie zeigen auch in der letz- ten Woche keine Steigerung und vor allem erweisen die Statistiken immer wieder, wie beträchtliche Mengen australischen und nord- amerikanischen Weizens nach Ostasien abge- lenkt werden. Man behauptet übrigens auch, daß der Markt etwas überverkauft sei, was von hier aus schwer nachzuprüfen ist. Stimmungs- mäßig mag schließlich auch der angebliche Rat der amerikanischen Regierung einen ge- wissen Einfluß haben, die Weizenanbau- fläche einzuschränken. Im einzelnen sind die guten Fortschritte der argentinischen Ernte zu erwäh- nen, wo man, wie erinnerlich, vorübergehend mit stärkeren Wetterschäden rechnete: jetzt überwiegt die Meinung, daß diese nicht sehr groß ausfallen und ein Ausfuhrüberschuß von etwa 20—22 Mill. Quarters verbleiben würde. Klagen über Regenschäden kommen jetzt auch aus Australien, auch dort aber han- delt es sich vorläufig mehr um Bedenken, als um wirklich tiefgreifende Schädigungen. Etwas schwieriger scheinen die Verhältnisse nach dieser Richtung hin in den nordameri- kanischen Maisgebieten zu liegen. Diese Frucht hatte, wie seinerseits erwähnt, bei der Ernte außergewöhnlich großen Feuchtig- keitsgehalt und verliert ihn nur sehr lang- sam: während sonst Dezemberabladung in neuer Ennte üblicherweise eine große Rolle spielt. kommt bis jetzt nordamerikani- scher Mais kaum zur Abladung: auch hier soll allerdings die Tatsache mitsprechen, daß den Landwirten der Preis zu gering sei. Für die russischen Roggenausfuhren liegen jetzt Ziffern bis Ende 1923 vor: es sind danach seit Anfang August rund 2 Mill. Quarters abgeladen werden mehr als gleich- zeitig Nordamerika lieferte. Der heimische Markt zeigte während des größten Teiles der Berichtswoche schwache Haltung. Teils handelt es sich dabei um den natürlichen Rückschlag gegen die im wesentlichen mit äußeren Gründen wie Zufuhrstockungen des Frostes wegen zu erklärenden Preissteigerungen, teils um Fol- gen des größeren Angebotes der Landwirt- schaft, die Geld braucht. Wenn in diesem Zusammenhang besonders billige und drän- gende Angebote aus Ostpreußen berichtet werden, so darf dies angesichts der besonders ungünstigen Verkehrslage dieses Ueber- schußgebietes nicht Wunder nehmen. Am empfindlichsten hat Weizen den Rückschlag verspürt, in zweiter Linie Hafer, dem der früher fast ausschlaggebende Abzug nach Westen noch immer fehlt, weil die honen dortigen Bestände nur langsam in den Ver- brauch übergehen. Besser hat sich Roggen gehalten, vielleicht zum Teil deshalb weil der harte Winter den Brotverbrauch steigert. Bemerkenswert war die stärkere und an- haltende Nachfrage nach Mais aus land- wirtschaftlichen Kreisen, die an sich nicht ganz erklärlich ist. Denn von Zuschlägen für Maisbranntwein ist, von den bekannten Aus- nahmen der Kornbrennereien usw, abgesehen. nichts bekannt, auch nichts davon, daß solche für später in Aussicht stünden. Loucheur über den Frankensturz * Paris, 14. Januar. In einer Unterredung äußerte sich Loucheur über den Sturz des Franken. Er erklärte u. a.: Der Niedergang des Franken ist darauf zu- rückzuführen, daß Frankreich wegen des im Kriege entstandenen Rohstoffmangels in den Jahren 1919 und 1920 für 20 Milliarden Frs- mehr Rohstoffe einführen mußte, als es Devisen besaß. Schon in diesem Jahre hatte also Frankreich ein Defizit von etwa 40 Milliarden Frs. Infolge des starken Reise- verkehrs wurden Devisen eingeführt, was das Defizit auf 15 Milliarden Frs. herab- drückt. So hoch muß aber die Devisenschuld Frankreichs beziffert werden. Infolgedessen sind große Frankenbe- stände im Auslande bei jeder politi- schen Krise abgestoßen worden und die fran- zösische Währung war dauernden Schwan- kungen ausgesetzt. Als Mittel zur Bekämpfung des Franken- sturzes verlangt Loucheur, daß die ausländi- schen Wertpapiere, die in Privatbesitz sind und etwa 4 Milliarden Frs. betragen sollen. zwangsweise von der französischen Regie- rung enteignet und in Franken ausbe- zahlt werden sollen, damit ein Fonds für Stützungsaktionen zur Verfügung stehe. Außendem sollen internationale An- leihen aufgelegt werden. Loucheur ist der Auffassung, daß, wenn solche radikale Mittel nicht ergriffen werden, der Frankensturz nicht aufgehalten werden kann. Außenhandel Die deutsch-russischen Wirtschaftsver- handlungen. Wie der „Ost-Expreß“ von zu- ständiger deutscher Seite erfährt, sind die Verhandlungen der deutschen Regie- rung mit der Union der Sozialistischen Sow- jetrepubliken zum Ausbau des Rapallover- trages nach ihrer Wiederaufnahme im Herbst letzten Jahres bis in die letzten Tage wei- ter fortgeführt werden. Ende der vorigen Woche sind einige Mit- glieder der russischen Delegation, darunter der Vorsitzende Botschaftsrat Bratmann- Brodowski, nach Moskau abgereist, um In- struktionen ihrer Regierung für die weiteren Verhandlungen einzuholen. Ihre Abwesen- heit wird voraussichtlich nur kurze Zeit dau- ern und deutscherseits dazu benutzt werden, um auch in Berlin die Verhandlungen weiter vorzubereiten. Die bisherigen Verhandlungen haben sich mit dem Konsulatswesen, der Seeschiffahrt. der Rechtshilfe, dem Nachlaßwesen, der Uebernahme von Staatsangehörigen der bei- den Teile und der Auslieferung von Verbre- chern befaßt und haben im allgemeinen einen günstigen Verlauf genommen. Für die weiteren Verhandlungen sind fol- gende Materien in Aussicht genommen: All- gemeiner Rechtsschutz. Niederlassungs- und Aufenthaltsrecht. Regelung des Handels- verkehrs einschließlich des Zollwesens, das Konzessionswesen. Eisenbahnverkehr und Wasserstraßenverkehr, Steuerwesen, Ver- sicherung, gewerblicher Rechtsschutz und Ur- heberrecht, privatrechtliche Schuldvenhält- nisse und Familienrecht. Voraussichtlich wer- den die Verhandlungen bei der Schwierigkeit und dem Umfang der zu bewältigenden Ma- terie noch längere Zeit in Anspruch nehmen. Es ist in Aussicht genommen, sie zunächst in Berlin fortzusetzen, die Abschlußver- handlungen aber in Moskau zu führen. Deut- scherseits sind, wie bekannt, an den Verhand- lungen beteiligt: Wirklicher Geheimrat von Koerner, Legationsrat Dr. Strube, Wirkl. Le- gationsrat Martius, Legationsrat Dr. Crull. Gesandtschaftsrat Hahn und Generalkonsul Schlesinger vom Auswärtigen Amt. Mini- sterialrat Dr. Sjöberg vom Reichswirtschafts- ministerium. Ministerialrat Dr. Dorn vom Reichsfinanzministerium. Ministerialrat Dr. Posse vom Preußischen Ministerium für Handel und Gewerbe, sowie Ver- treter der übrigen beteiligten Ressorts. Die russische Delegation setzt sich außer dem Botschaftsrat Brodowski, zu- sammen aus dem Leiter der Konsularabtei- lung der Botschaft Jakubowitsch, dem Rechtsbeistand der Handelsvertretung Rapa- port, dem Leiter der Konzessionsabteilung bei der russischen Handelsvertretung Prof. Goldstein und dem Legationssekretär Blumfeld. Nach einer Angabe des russischen Handels- kommissariats erscheinen unter den in Ruß- land konzessionsuchenden Nationen die Deutschen mit 37 % an erster Stelle, dann folgt England mit 12½ % und Frank- reich mit etwa 11 %. Notausfuhrbewilligungen für das Saar- gebiet. Die Interalliierte Rheinlandkommis- sion hat, wie die „Textil-Woche“ erfährt, an- geordnet, daß ohne Rücksicht auf die von der Reichsregierung verfügte Aufhebung zahlreicher Ausfuhrverbote aus dem unbe- setzten Deutschland kommende und für das Ausland bestimmte Waren, die im Transit durch das besetzbe Gebiet befördert werden, bei Nichtvorlage einer Ausfuhrbewilligung denselben Ausfuhrabgaben unterworfen wer- den, wie sie bei der Ausfuhr von Waren des besetzten Gebietes zur Enhebung gelangen. Dies bedeutet praktisch die Wiederein- führung der Ausfuhrbewilligung für alle Waren des unbesetzten Deutsch- land, die nicht über Elsaß-Lothringen. sondern durch das besetzte Gebiet in das Saargebiet versendet werden sollen, da die andernfalls zu entrichtenden Ausfuhrabgaben den Verkehr unerträglich belasten würden. Die Handelskammer Saarbrücken empfiehlt daher den beteiligten Fimmen, sich für alle ausfuhrfreien Waren ebenso wie für die aus- fuhrverbotenen die üblichen Ausfuhrbewilli- gungen des Delegierten des Reichs- kommissars zu erwirken. Diese Notaus- fuhrbewilligungen sollen aufs schnellste er- teilt werden. Für Postpakete aus dem unbesetzten Gebiet mit ausfuhrfreien Waren sind vorläufig Notausfuhrbewilligungen nicht erforderlich. Verlängerung der Einlösung englischer Reparationsbonds. Bekanntlich hat die Reichsregierung im Laufe des Monats No- vember die Wiedereinlösund der eng- lischen Bonds für die von der eng- lischen Regierung eingezogene 28%ige Exportabgabe grundsätzlich eingestellt, sich aber bereit erklärt, die Bonds aus laufen- den Verträgen noch bis zum 31. März 1924 zur Einlösung zu bringen. Im Hinblick darauf, daß diese Frist außerordentlich kurz gewählt und keine Uebergangsbestimmungen vongesehen waren, hat sich die Reichsregie- nung nunmehr entschlossen, die Frist bis 31. Dezember 1924 zu verlängern. Gleich- zeitig sind über dieselbe Frage seit einiger Zeit Venhandlungen mit England eingeleitet worden. Die Deutsche Reichsregierung wird für diese Verhandlungen sich mit allen be- teiligten deutschen Wirtschaftskreisen zu ihrer Orientierung in Verbindung setzen. Wirtschaft des Auslandes Insolvenzen in der österreichischen Textil- branche. Nachdem erst kürzlich das Wiener „Warenhaus des Zentrums“ durch betrü- gerische Manipulationen seiner Inhaber in Konkurs geriet, sind nunmehr, wie der „Kon- fektionär berichtet, zwei weitere Unter- nehmungen der Textilbranche in Wien in- solvent geworden. Es handelt sich um die Henrenmodefirma Emanuel Gartenberg in Wien deren Passiven 10 Milliarden Kronen erreichen, und um die Firma Seidler & Co. Nachf., deren Verbind- lichkeiten zunächst auf 3½ Milliarden Kronen beziffert werden. Der Inhaber der letzt- genannten Firma, der italienische Kaufmann Battistel, ist flüchtig. Bankwesen Bayerische Volkskasse A.-G. in München. Unter diesem Namen wurde mit 20 Milliarden Mark Kapital eine neue Aktiengesell- schaft ins Handelsregister eingetragen. Gegenstand des Unternehmens ist der Be- trieb aller in das Bankfach einschlägigen Geschäfte und sonstiger damit im engeren oder weiteren Zusammenhange stehenden Handelsgeschäfte, insbesondere die Fort- führung des bisherigen Geschäftsbetriebes der Bayerischen Volkskasse Genossen- schaftsbank eing. Gen. m. b. H., Sitz Mün- chen, dann die Uebernahme von Häuser- und Vermögensverwaltungen sowie die Ueber- nahme von Treuhandfunktionen. Das Grund- kapital ist eingeteilt in 600 000 Namensvor- zugsaktien mit 5 Prozent Vorzugsdividende und 35fachem Stimmrecht in den steuer- freien Fällen sowie 19 400 000 Inhaberstamm- aktien zu je 1000 M. Von den Gründern, die sämtliche Aktien übernommen haben, bringt die Bayerische Volkskasse Genossenschafts- bank eing. Gen. m. b. H. gegen Gewährung von 2 Millionen Mark Stammaktien ihr ge- samtes Vermögen — Aktiva und Passiva — nach Maßgabe der Bilanz vom 27. November 1923 ein. Zum Vorstand wurde Direktor Lorenz Zeiner. München, bestellt. Dem Auf- sichtsrat gehören an: Herm. Bauer. Fabrik- besitzer. Theod. Frhr. v. Hallberg zu Broich. Rechtsanwalt, Oskar Poebing. Diplomingen. Direktor Hugo Vonderlinden. München. Bank für Landwirtschaft A.-G. Wie der „Deutsche Handelsdienst“ von der Bank für Landwirtschaft. Aktiengesellschaft, deren Fusion mit der Kaliwerke Ummendorf-Eils- leben-Aktiengesellschaft am 29. Sept. 1928 beschlossen worden ist, hört, soll von der Durchführung der damals beschlossenen Er- höhung des rund 370 000 000 M. betragen- den Kapitals des vereinigten Instituts auf 1 000 000 000 Mark infolge der Währungs- umstellung Abstand genommen werden. Auch das vertraglich in Aussicht genom- mene Bezugsrecht wird in Papiermark-Aktien nicht mehr gewährt werden. Statt dessen ist vorgesehen die Umstellung des Kapitals in Gold mit möglichster Beschleunigung vor- zunehmen. Das Umrechnungsverhältnis in Gold wird sich günstig gestalten, da dem Unternehmen außer verschiedenen kleineren Beteiligungen und den im lautenden Bank- geschäft angelegten Mitteln die sämtlichen Anteile bzw. Kurſe von 14 Gesellschaften und Gewerkschaften gehören. Der anläßlich der Fusion beschlossene Umtausch der alten Aktien in solche des vereinigten Instituts wird technisch und zeitlich mit der Umwand- lung in Goldmark-Aktien verbunden werden. Ankaufdpreise für Reichssilbermünzen und Gold. Der Ankauf von Reichssilber- münzen durch die Reichsbank erfolgt bis auf weiteres unverändert zum 400- milliardenfachen Betrage des Nennwertes. Ueber den Ankaufspreis der Reichsbank für Gold erteilen sämtliche Reichsbankanstalten bereitwilligst Auskunft. Englisches Kapital für deutsche Banken. Zu der Meldung der „Financial News“, daß eine bekannte englische Bank beabsichtige an einer bedeutenden deutschen Bank Inter- esse zu nehmen, und daß, falls diese Trans- aktion zustande käme, auch andere englische Banken sich in ähnlicher Weise an deut- schen Banken beteiligen würden, hören wir aus gut unterrichteten Kreisen, daß in der Tat derartige Besprechungen zwischen deutschen und englischen Banken seit ge- raumer Zeit geführt werden. Irgend ein Ergebnis sei aber noch nicht erzielt worden. Bank von England. Der Wochenausweis vom 10. Jan. zeigt folgendes Bild: Gesamt- Reserve 10. Januar 21 532 000 Pfund Sterling (Zunahme seit 3. Jan. 1 245 000 Pfund Sterl.). Notenumlauf 126 276 000 (Abnahme 1 245 000), Barvorrat 128 058 000 (unverändert). Wechsel- bestand 77 041 000 (Abn. 31 925 000). Guthaben der Privaten 116 162 000 (Abn. 34 031 000). Guthaben des Staates 11 773 000 (Abnahme 1 662 000). Notenreserve 19 708 000 (Zunahme 1 246 000). Regierungssicherheiten 47 312 000 (Abn. 4 950 000). Prozentverhältnis der Re- serven zu den Passiven 16 83 gegen 12.40. Clearinghouse-Umsatz 752 Millionen, gegen die entsprechende Woche des Vorjahres mehr 67 Millionen. Verkehr Radio Austria A.-G. Der Betrieb für den Radioverkehr, der mit dem Auslande gegrün- deten Radio Austria A.-G., welche von der Marconigesellschaft im Verein mit der österreichischen Regierung ins Leben ge- rufen wurde, ist in Wien eröffnet worden. Bundeskanzler Seipel hob hierbei hervor die drahtlose Telegraphie sei neben ihrer Bedeutung für den Handel geeignet, ein Mittel zur politischen Verständigung zwischen den Völkern zu werden, welches Ziel namentlich Oesterreich mit allen Kräften anstrebe. Münchener Wirtſchaftsleben Metall-A.-G. Neuhoefer in München. Dem Geschäftsbericht zufolge war der Geschäfts- gang im ersten Berichtsjahr ein befrie- digender. Die ordentliche Generalver- sammlung beschloß, von der Verteilung einer Wirtschaftszahlen. 14. Januar. Dollar (amtl. Mittelkurs): 4,2 Billionen Dollarschätze: 4,2 Billionen. Goldanleihe: 4,2 Billionen. Reichsbankdiskont: (t. wertbest. Kred.) 10 Pro- zent. Reichsindex für die Lebenshaltung: 1130 mil- liardenfach (7. Jan.). Goldankaufspreis: 640 Dollar für 1 Kilo fein. 1 Goldmark: 1 Billion Papiermark. Goldumrechnungssatz für die Reichssteuern, Zölle und Reichsbahn: 1 Billion. Silberankaufspreis: 400 milliardenfach. Großhandelsindex: 119,7 (8. Januar). Dividende Abstand zu nehmen. Der bisherige Vorstand Siegfried Neuhoefer scheidet aus dem Vorstand infolge anderweitiger Inter- essennahme innerhalb des Konzerns aus: er wurde in den Aufsichtsrat gewählt. In den Interessenkreis des Konzerns wurde die Firma S. Kohn. München, aufgenommen. Der Inhaber genannter Firma tritt in den Vor- stand der Metall-A.-G. Neuhoefer ein, den er zusammen mit Herrn Adolf Frohmann übernimmt. Der zurückgetretene Aufsichts- rat wurde bis auf Herrn Hellmuth Neumann wiedergewählt und neu hinzugewählt Groß- kaufmann Simon Neuhoefer. München. Industrie und Wirtschaft Süddeutsche Telephon-, Apparate-, Kabel- und Drahtwerke A.-G. in Nürnberg. Das der Felten & Guilleaume-Carlswerk nahestehende Unternehmen erzielte im Geschäftsjahr 1922/23 einschließlich Vortrag einen Ge- winn von 15 359 342 977 (13 290 756) M., über dessen Verwendung keine näheren Angaben in der veröffentlichten Bilanz gemacht sind. Lohnregelung in der Kaliindustrie. Nach- dem vor kurzem im Kalibergbau durch einen einstimmig gefällten Schiedsspruch die Ver- längerung der Arbeitszeit über und unter Tage geregelt worden war, ist nun- mehr auch die Lohnfrage im Zusammenhang damit durch neue Verhandlungen zwischen dem Arbeitgeberverband der Kaliindustrie und den Arbeiterorganisationen durch einen neuen Lohntarifvertrag geregelt worden. Die Parteien einigten sich auf eine Lohn- erhöhung von 28,57 Prozent. Der Hauer- schichtlohn beträgt 4.30 M., das bisher schon bestehende Hausstand- und Kindergeld und der Kohlendeputatauſgleich wurden bei- behalten. Auch zwischen den Angestellten-Organi- sationen und dem Arbeitgeberverband der Kaliindustrie ist ein Mehrarbeitsabkommen. und zwar auf dem Wege der Vereinbarung abgeschlossen worden. Nach diesem Ab- kommen paßt sich die Arbeitszeit der tech- nischen Angestellten über und unter Tage der verlängerten Arbeitszeit der Arbeiter an. Die kaufmännischen Angestellten, die bisher die schtstündige Arbeitszeit haben. leisten Mehrarbeit bis zu 6 Stunden wöchentlich. Es ist zu hoffen, dass diese in den letzten Tagen getroffenen Abkommen wesentlich zur Ver- besserung der schwierigen Lage der Kali- industrie beitragen werden. Rückgang der ostoberschlesischen Stein- kohlenförderung im Dezember. Die Ge- samtförderung belief sich laut „In- dustrie-Kurier“ auf 1 942 828 Tonnen (Nov. 2 309 685 To.). Das fördertägliche Ergebnis stellt sich auf: 88 310 To. (92 387 To.). Es verblieben innerhalb Polnisch-Oberschle- siens: 773 288 To. (807 410 To.). Nach dem übrigen Polen gelangten: 431 959 To. (466 677 Tonnen). nach Deutsch-Oberschlesien 131 199 Tonnen (153 886 To.), nach dem übrigen Deutschland: 315 760 To. (357 048 To.), nach Deutsch-Oesterreich 210 449 To. (201 700 Tonnen), nach der Tschechoslowakei 39 607 Tonnen (37 334 To.), nach Schweden 0 (1545) Tonnen, nach Ungarn 33 648 To. (14 443 To.), nach Danzig 13 267 To. (14 441 To.), nach Memel 1228 To. (40 To.). nach der Schweiz 900 To. (7831 To.). nach Jugoslawien 1020 To. (784 To.). nach Rumänien 7562 To. (27 871 Tonnen). nach Italien 384 To. (49 To.). nach Litauen 0 (74) To. Der Kohlenbestand betrug am letzten Tage des Berichtsmonats: 541 113 Tonnen (551 723 To.). Von den insgesamt angeforderten 156 967 Wagen konnten 19 312 gleich 12.3 Prozent (21 749 = 12.7 Prozent) nicht gestellt werden. _

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-12-19T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 14, 15. Januar 1924, S. Seite 5[5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine14_1924/5>, abgerufen am 27.11.2024.