Allgemeine Zeitung, Nr. 14, 15. Januar 1924.Allgemeine Zeitung Süddeutsches Tagblatt Großdeutsche Rundschau 127. Jahrgang. Nr. 14 München, Dienstag den 15. Januar 1924.Hauptschriftleitung und verantwortlich für Deutsche und Bayerische Politik: Max Heilgemayr. -- Wirtschaftszeitung u. Auswärtige Politik: Josef Schrepfer. -- Unpolitische Stadtzeitung u. Sport: Richard Rieß. -- Kunst u. Musik: Albin v. Prybram-Gladona. -- Feuilleton. Theater: Walter Foltzick. -- Anzeigenteil: Josef Spiegel, sämtl. in München. -- Redaktion: München. Baaderstr. 1. Tel. 27940. -- Berliner Schriftleitung: SW 68., Zimmerstr. 9, Tel. Zentrum 5498 u. 3967; Leiter: Alfred Gerigk. [Abbildung]
Die Allgemeine Zeitung erscheint täglich. Bei Störung des Erscheinens infolge höherer Gewalt oder Streiks besteht kein Anspruch auf Zeitungslieferung oder Rückzahlung des Be- zugsgeldes. Bezugspreis: Mk. 2.80 für den Monat. Anzeigenpreis: für die 9-spaltige Millimeterzeile im Inseratenteil M. 0.25, im Reklameteil M. 0.80. Kleine Anzeigen M. 0.10. Verlag der Allgemeinen Zeitung G.m.b.H. München. Postscheckkonto: München 8170. Druck: Druckerei- und Verlags-A.-G. München, Baaderstraße 1 und 1a. Telefon 24287. Einzelpreis 10 Pfennig. Gegen den Frankensturz Paris, 14. Jan.Der "Daily Mail" 1. Die Auferlegung einer besonderen 2. den Verkauf der bestehenden Regie- 3. einschneidende Maßnahmen auf dem Beginnende Einsicht * Paris, 14. Jan."Petit Parisien" Ein amerikanischer Vorschlag Neuyork, 14. Jan.Nach einer "World"- Italien und die Kleine Entente. Rom, 14. Jan.Die Zusammenkunft der Italienisch-jugoslavisches Bündnis Sonderdienst der Allgem. Zeitung. Die Blätter er- Die Fiume-Frage Mailand, 14. Jan.Der Abschluß des [Spaltenumbruch] Friedenspolitik zu befolgen, be- Die kleine Entente bindet sich nicht Belgrad. 14. Januar.Nach der Schluß- Der rumänische Außenministre Duca Die Schlußsitzung der Kon- Hierbei ist jedenfalls maßgebend ge- Nach diesem Brief sollte sich die Kleine Englische Unterstützung der deutschen Sozial- * London, 14. Jan.demokratie Der Sekretär der "Trade Standeserhebung Lord Curzons London, 14. Jan.Der diplomatische Mitarbeiter Rückzug der Separatisten aus Pirmasens Pirmasens, 14. Jan.In der Die Angst vor der Wahrheit Die Londoner Zeitung "Times" hatte einen So sei der Korrespondent von einem Die Separatisten haben natürlich allen Grund, Der Schuft Dorten * Paris, 14. Januar."Echo de Paris" Die Unverschämtheit, mit der hier der Was wir wollen und müssen*) Politische Betrachtungen setzen eine ge- Fernab von jedem Optimismus scheint Stärker als vordem findet sich vielmehr So wollen wir alle, unter denen politische Wir glauben, daß Gott die Völker ge- *) Der Aussatz ist vor dem Erscheinen der
bayerischen Denkschrift geschrieben. Allgemeine Zeitung Süddeutſches Tagblatt Großdeutſche Rundſchau 127. Jahrgang. Nr. 14 München, Dienstag den 15. Januar 1924.Hauptſchriftleitung und verantwortlich für Deutſche und Bayeriſche Politik: Max Heilgemayr. — Wirtſchaftszeitung u. Auswärtige Politik: Joſef Schrepfer. — Unpolitiſche Stadtzeitung u. Sport: Richard Rieß. — Kunſt u. Muſik: Albin v. Prybram-Gladona. — Feuilleton. Theater: Walter Foltzick. — Anzeigenteil: Joſef Spiegel, ſämtl. in München. — Redaktion: München. Baaderſtr. 1. Tel. 27940. — Berliner Schriftleitung: SW 68., Zimmerſtr. 9, Tel. Zentrum 5498 u. 3967; Leiter: Alfred Gerigk. [Abbildung]
Die Allgemeine Zeitung erſcheint täglich. Bei Störung des Erſcheinens infolge höherer Gewalt oder Streiks beſteht kein Anſpruch auf Zeitungslieferung oder Rückzahlung des Be- zugsgeldes. Bezugspreis: Mk. 2.80 für den Monat. Anzeigenpreis: für die 9-ſpaltige Millimeterzeile im Inſeratenteil M. 0.25, im Reklameteil M. 0.80. Kleine Anzeigen M. 0.10. Verlag der Allgemeinen Zeitung G.m.b.H. München. Poſtſcheckkonto: München 8170. Druck: Druckerei- und Verlags-A.-G. München, Baaderſtraße 1 und 1a. Telefon 24287. Einzelpreis 10 Pfennig. Gegen den Frankenſturz Paris, 14. Jan.Der „Daily Mail“ 1. Die Auferlegung einer beſonderen 2. den Verkauf der beſtehenden Regie- 3. einſchneidende Maßnahmen auf dem Beginnende Einſicht * Paris, 14. Jan.„Petit Pariſien“ Ein amerikaniſcher Vorſchlag Neuyork, 14. Jan.Nach einer „World“- Italien und die Kleine Entente. Rom, 14. Jan.Die Zuſammenkunft der Italieniſch-jugoſlaviſches Bündnis Sonderdienſt der Allgem. Zeitung. Die Blätter er- Die Fiume-Frage Mailand, 14. Jan.Der Abſchluß des [Spaltenumbruch] Friedenspolitik zu befolgen, be- Die kleine Entente bindet ſich nicht Belgrad. 14. Januar.Nach der Schluß- Der rumäniſche Außenminiſtre Duca Die Schlußſitzung der Kon- Hierbei iſt jedenfalls maßgebend ge- Nach dieſem Brief ſollte ſich die Kleine Engliſche Unterſtützung der deutſchen Sozial- * London, 14. Jan.demokratie Der Sekretär der „Trade Standeserhebung Lord Curzons London, 14. Jan.Der diplomatiſche Mitarbeiter Rückzug der Separatiſten aus Pirmaſens Pirmaſens, 14. Jan.In der Die Angſt vor der Wahrheit Die Londoner Zeitung „Times“ hatte einen So ſei der Korreſpondent von einem Die Separatiſten haben natürlich allen Grund, Der Schuft Dorten * Paris, 14. Januar.„Echo de Paris“ Die Unverſchämtheit, mit der hier der Was wir wollen und müſſen*) Politiſche Betrachtungen ſetzen eine ge- Fernab von jedem Optimismus ſcheint Stärker als vordem findet ſich vielmehr So wollen wir alle, unter denen politiſche Wir glauben, daß Gott die Völker ge- *) Der Auſſatz iſt vor dem Erſcheinen der
bayeriſchen Denkſchrift geſchrieben. <TEI> <text> <pb facs="#f0001"/><lb/> <front> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b">Allgemeine Zeitung</hi> </titlePart><lb/> <titlePart type="sub"> <hi rendition="#b">Süddeutſches Tagblatt Großdeutſche Rundſchau</hi> </titlePart> <titlePart type="volume"> <hi rendition="#b">127. Jahrgang. Nr. 14 </hi> </titlePart> </docTitle> <docImprint> <pubPlace> <hi rendition="#b">München,</hi> </pubPlace> <docDate> <hi rendition="#b"> Dienstag den 15. Januar 1924.</hi> </docDate> </docImprint> </titlePage> <div type="jExpedition" n="1"> <head><hi rendition="#g">Hauptſchriftleitung</hi> und verantwortlich für <hi rendition="#g">Deutſche</hi> und <hi rendition="#g">Bayeriſche Politik:</hi><lb/> Max Heilgemayr. — <hi rendition="#g">Wirtſchaftszeitung u. Auswärtige Politik:</hi> Joſef Schrepfer.<lb/> — <hi rendition="#g">Unpolitiſche Stadtzeitung u. Sport:</hi> Richard Rieß. — <hi rendition="#g">Kunſt u. 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Die Auferlegung einer beſonderen<lb/> Steuer von 100 Millionen Pfund Sterling<lb/> jährlich,</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#b">2. den Verkauf der beſtehenden Regie-<lb/> rungsmonopole, die unter Staatsaufſicht<lb/> nicht reſtlos ausgenützt werden können,</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#b">3. einſchneidende Maßnahmen auf dem<lb/> Verwaltungsgebiet und in der ſozialen Ge-<lb/> ſetzgebung, um äußerſte Sparſamkeit<lb/> durchzuführen.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Beginnende Einſicht</hi> </head><lb/> <dateline> <hi rendition="#b">* <hi rendition="#g">Paris,</hi> 14. Jan.</hi> </dateline><lb/> <p> <hi rendition="#b">„Petit Pariſien“<lb/> ſchreibt: <hi rendition="#g">Die Arbeiten der Aus-<lb/> ſchüſſe müßten raſch erledigt<lb/> werden,</hi> einmal weil Deutſchland trotz<lb/> der Schaffung der Rentenmark, die ihm<lb/> eine Atempauſe laſſe, am <hi rendition="#g">Rande des<lb/> Abgrundes</hi> ſtehe, und außerdem, weil<lb/> die Lage der Hauptgläubiger Deutſchlands<lb/> raſche Schritte erfordere. Es genüge, in<lb/> dieſer Hinſicht auf das <hi rendition="#g">raſche Sinken<lb/> des franzöſiſchen Franken</hi> hin-<lb/> zuweiſen. Die Sachverſtändigen wüßten<lb/> das. Die Lage Deutſchlands ſei der Aus-<lb/> gangspunkt der Studien, die Sachverſtän-<lb/> digen würden auf dem Gebiete der Tat-<lb/> ſachen bleiben. Die Regierungen ihrerſeits<lb/> würden auch begreifen, daß, da viel Ge-<lb/> duld, Umſicht und Geſchicklichkeit nötig<lb/> waren, um die Arbeiten der Sachverſtän-<lb/> digen möglich zu machen, es notwendig ſei,<lb/><hi rendition="#g">jede Einmiſchung in</hi> ihre <hi rendition="#g">Ar-<lb/> beiten zu unterlaſſen.</hi> Der Augen-<lb/> blick ſei gekommen, um praktiſche Früchte<lb/> einzubringen. Die Sachverſtändigen wür-<lb/> den ſehr raſch erkennen, daß, um die deut-<lb/> ſchen Finanzen wieder aufzurichten, und<lb/> die Reparationszahlungen möglich zu<lb/> machen, ein <hi rendition="#g">Zuſammenarbeiten<lb/> zwiſchen den Ländern, die guten<lb/> Willens ſeien, nicht ſo undurch-<lb/> führbar ſei, wie diplomatiſche<lb/> Gefechte, die lange Monate ge-<lb/> führt wurden, es erſcheinen<lb/> ließen.</hi></hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein amerikaniſcher Vorſchlag</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Neuyork,</hi> 14. Jan.</dateline><lb/> <p>Nach einer „World“-<lb/> Meldung aus Waſhington empfiehlt der<lb/> Treuhänder für beſchlagnahmtes Eigentum<lb/> ehemaliger Feinde, <hi rendition="#g">Miller,</hi> dem Präſi-<lb/> denten Toolidge die ſofortige <hi rendition="#g">Grün-<lb/> dung</hi> einer <hi rendition="#g">Bundeskörperſchaft,</hi><lb/> die, geſtützt auf die beſchlagnahmten Ver-<lb/> mögenswerte, den deutſch-amerikaniſchen<lb/> Handel wieder zu beleben hätte. Er er-<lb/> klärt, daß 180 Millionen Dollar verfügbar<lb/> ſeien, die aus dem Verkauf des fremden<lb/> beſchlagnahmten Eigentums erzielt wur-<lb/> den. Miller glaubt, dieſe Vermögenswerte<lb/> könnten ſo vorteilhaft zur <hi rendition="#g">Wiederher-<lb/> ſtellung der Handelsbeziehun-<lb/> gen</hi> verwendet werden, daß alle aner-<lb/> kannten amerikaniſchen Forderungen an<lb/> Deutſchland aus dem Gewinn gedeckt wer-<lb/> den könnten. Dann könnten die Ver-<lb/> mögensſtücke ſelbſt gegebenenfalls <hi rendition="#g">dem<lb/> rechtmäßigen Eigentümer un-<lb/> gekürzt überwieſen</hi> werden, ſo daß<lb/> jede Konfiskation fremden Eigentums<lb/> hierbei vermieden würde. Miller fügte<lb/> hinzu, daß die völlige Regelung der Frage<lb/> des beſchlagnahmten fremden Eigentums<lb/> mehrere Jahre beanſpruchen werde.</p> </div><lb/> <div xml:id="a01a" next="#a01b" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Italien und die Kleine Entente.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 14. Jan.</dateline><lb/> <p>Die Zuſammenkunft der<lb/> Miniſter der Kleinen Entente hat nach den<lb/> Mitteilungen aus Belgrad einen günſtigen<lb/> Eindruck hervorgerufen. Es iſt nicht nur<lb/> der Vorſatz der Kleinen Entente, eine</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Italieniſch-jugoſlaviſches Bündnis</hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#g">Sonderdienſt der Allgem. Zeitung.</hi> </p> </argument><lb/> <dateline> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Belgrad,</hi> 14. Jan.</hi> </dateline><lb/> <p> <hi rendition="#b">Die Blätter er-<lb/> klären, noch wichtiger als das Adria-Ab-<lb/> kommen ſei das bevorſtehende politiſche<lb/> und militäriſche Bündnis zwiſchen Süd-<lb/> ſlawien und Italien. Dieſes Bündnis, das<lb/> in wenigen Tagen unterzeichnet werde,<lb/> ſichere die italieniſche Waffenhilfe bei<lb/> jedem Angriff auf Südſlawien. Es be-<lb/> feſtige den Frieden von Europa und ſichere<lb/> die heutige Karte Europas. Die ungari-<lb/> ſchen Revanchegedanken dürften damit von<lb/> der Tagesordnung verſchwinden.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Fiume-Frage</hi> </head><lb/> <dateline> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Mailand,</hi> 14. Jan.</hi> </dateline><lb/> <p> <hi rendition="#b">Der Abſchluß des<lb/> Vertrages zwiſchen Italien und Jugoſla-<lb/> wien fand am vergangenen Freitag ſtatt.<lb/><cb/> Die Angelegenheit geht auf die Beſprechun-<lb/> gen Muſſolinis mit Nintſchitſch auf der<lb/> Lauſanner Konferenz zurück. Italien hat<lb/> es vorgezogen, in der Fiume-Frage endlich<lb/> eine wirkliche Löſung und weiterhin einen<lb/> Vertrag zu ermöglichen, wodurch es ver-<lb/> hindert wird, daß Jugoſlawien gänzlich<lb/> unter den Einfluß Frankreichs kommt<lb/> Man glaubt zu wiſſen, daß Italien auf<lb/> Grund des in Ausſicht genommenen Ver-<lb/> trages Stadt und Hafen Fiume annek-<lb/> tieren und Jugoſlawien das angrenzende<lb/> Delta und den Hafen Barras miteinver-<lb/> leiben werde. Außerdem wird die Bil-<lb/> dung eines Konſortiums geplant, das die<lb/> Ausbeutung der beiden Häfen für die<lb/> Dauer von 40 Jahren in die Hand nehmen<lb/> ſoll.</hi> </p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div xml:id="a01b" prev="#a01a" n="2"> <p><hi rendition="#g">Friedenspolitik</hi> zu befolgen, be-<lb/> ſtätigt, ſondern auch der Wunſch geäußert<lb/> worden, mit verſchiedenen Ländern Be-<lb/> ziehungen anzuknüpfen. Man begrüßt hier<lb/> die Haltung der Kleinen Entente, welche<lb/> der italieniſchen Politik nicht entgegen-<lb/> ſteht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die kleine Entente bindet ſich nicht</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Belgrad.</hi> 14. Januar.</dateline><lb/> <p>Nach der Schluß-<lb/> tagung der Konferenz der Kleinen Entente<lb/> iſt Dr. <hi rendition="#g">Beneſch</hi> nach London gereiſt, wo<lb/> der Völkerbundsrat tagt. Er wird dort<lb/> auch mit führenden engliſchen Kreiſen in<lb/> Verbindung treten, um den <hi rendition="#g">tſchechiſch-<lb/> franzöſiſchen Vertrag.</hi> der in der<lb/> engliſchen Oeffentlichkeit große Mißſtim-<lb/> mung hervorrief, zu interpretieren.</p><lb/> <p>Der rumäniſche Außenminiſtre <hi rendition="#g">Duca</hi><lb/> reiſte nach Bukareſt zurück.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Schlußſitzung der Kon-<lb/> ferenz</hi> beſchäftigte ſich mit der <hi rendition="#g">unga-<lb/> riſchen Anleihe.</hi> Die Konferenz iſt<lb/> grundſätzlich nicht gegen eine Anleihe, doch<lb/> ſollen zunächſt noch gewiſſe ſchwebende<lb/> Fragen, wie z. B. die Depoſitenfrage, ge-<lb/> regelt werden. Entgegen der Gewohnheit<lb/> wurde eine amtliche Mitteilung nicht aus-<lb/> gegeben.</p><lb/> <p>Hierbei iſt jedenfalls maßgebend ge-<lb/> weſen, daß ſich die Konferenz der Kleinen<lb/> Entente <hi rendition="#g">weigerte, einſeitig für<lb/> Frankreich</hi> Stellung zu nehmen, ob-<lb/> wohl Millerand perſönlich einen darauf<lb/> hinzielenden Brief an die Konferenz ge-<lb/> richtet haben ſoll.</p><lb/> <p>Nach dieſem Brief ſollte ſich die Kleine<lb/> Entente dem franzöſiſchen Standpunkt an-<lb/> ſchließen. Die Konferennz war ſich aber<lb/> darin einig, daß ſich alle Staaten ihre<lb/> Handlungsfreiheit vorbehalten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Engliſche Unterſtützung der deutſchen Sozial-<lb/> demokratie</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">* London,</hi> 14. Jan.</dateline><lb/> <p>Der Sekretär der „Trade<lb/> Union“, <hi rendition="#g">Amly,</hi> und der Generalſekretär der<lb/> Arbeiterpartei, Arthur <hi rendition="#g">Henderſon,</hi> haben an<lb/> die engliſchen Arbeiter einen Aufruf gerichtet, in<lb/> dem ſie zur <hi rendition="#g">finanziellen Hilfeleiſtung<lb/> für die deutſche Sozialdemokratie</hi><lb/> auffordern. In dem Aufruf wird zum Ausdruck<lb/> gebracht, daß man ſich kaum ein Bild machen<lb/> könne von den ſchweren Folgen, die der Mark-<lb/> zuſammenbruch der letzten Monate auf die deut-<lb/> ſche Arbeiterſchaft gehabt habe.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Standeserhebung Lord Curzons</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 14. Jan.</dateline><lb/> <p>Der diplomatiſche Mitarbeiter<lb/> des „New York Herald“ behauptet, daß der Außen-<lb/> miniſter Lord <hi rendition="#g">Curzon</hi> noch vor dem Rücktritt<lb/> der Baldwin-Regierung zum <hi rendition="#g">Herzog</hi> erhoben<lb/> werden wird. Seine Ernennung ſei um ſo wahr-<lb/> ſcheinlicher, als ſich Gerüchte immer mehr ver-<lb/> dichten, wonach eine Tochter Lord Curzons ſich<lb/> mit dem Sohn des engliſchen Königspaares, dem<lb/> Prinzen <hi rendition="#g">John</hi> verloben werde.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Rückzug der Separatiſten aus Pirmaſens</hi> </head><lb/> <dateline> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Pirmaſens,</hi> 14. Jan.</hi> </dateline><lb/> <p> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">In der<lb/> Nacht vom 13. auf 14. Januar<lb/> wurde das Rathaus von den Se-<lb/> paratiſten völlig geräumt und<lb/> die Poſten vor dem Rathauſe<lb/> zurückgezogen;</hi> die ſeparatiſtiſche<lb/> Flagge wurde entfernt. Die Separatiſten<lb/> haben ſich unterſchriftlich verpflichtet, die<lb/> Stadtverwaltung künftig völlig unbehelligt<lb/> zu laſſen und keinerlei Repreſſalien gegen<lb/> ſtädtiſche Beamte und Angeſtellte zu unter-<lb/> nehmen. Daraufhin haben die ſeit einiger<lb/> Zeit wegen der ſeparatiſtiſchen Uebergriffe<lb/> ſich im Streik befindlichen ſtädtiſchen Be-<lb/> amten, ſowie der Stadtrat heute vor-<lb/> mittag die Arbeit wieder aufgenommen.<lb/> Die dadurch geſchaffene Erleichterung der<lb/> Lage der Stadt Pirmaſens wird in der<lb/> Bevölkerung freudig empfunden.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Angſt vor der Wahrheit</hi> </head><lb/> <p>Die Londoner Zeitung <hi rendition="#g">„Times“</hi> hatte einen<lb/> ihrer Korreſpondenten nach Speyer geſchickt. Die-<lb/> ſer berichtet u. a. von verſchiedenen Straßen-<lb/> ſzenen nach dem Attentat auf Heinz-Orbis.</p><lb/> <p>So ſei der <hi rendition="#g">Korreſpondent</hi> von einem<lb/> übelausſehenden Mann in der Straße aufgefor-<lb/> dert worden, ſich <hi rendition="#g">auszuweiſen,</hi> der ihm<lb/> ſagte, er gehöre der Autonomen Regierung an,<lb/><hi rendition="#g">Engländer hätten in der Pfalz nichts<lb/> zu ſuchen.</hi> Als der Korreſpondent in dieſem<lb/> Augenblick den ihm bekannten Separatiſten<lb/><hi rendition="#g">Schmitz-Eppers</hi> bemerkte, der ſich ſelbſt<lb/> „Preſſechef“ nennt und von ihm Unterſtützung<lb/> verlangte, habe der Preſſechef erklärt: es ſei ſon-<lb/> derbar, daß gerade der Korreſpondent der <hi rendition="#g">„Ti-<lb/> mes“, dieſes den Separatiſten ſo ge-.</hi><lb/> Die „Times“ ſtecke gewiß hinter dem Morde. Er<lb/> rief dann einen franzöſiſchen Gendermen herbei<lb/> und <hi rendition="#g">verlangte von ihm die Feſtnahme<lb/> des Korreſpondenten.</hi> Sie iſt jedoch<lb/> nicht erfolgt.</p><lb/> <p>Die Separatiſten haben natürlich allen Grund,<lb/> zu verhindern, daß neutrale Korreſpondenten, die<lb/> ſich nicht wie die Franzoſen auf ihre Seite ſtellen,<lb/> intenſiv hinter die Kuliſſen leuchten und der Welt<lb/> bekanntgeben, wie die Separatiſten <hi rendition="#g">das pfäl-<lb/> ziſche Volk vergewaltigen und ſei-<lb/> nen Willen mit Füßen treten.</hi></p> </div><lb/> <div type="jComment" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Schuft Dorten</hi> </head><lb/> <dateline> <hi rendition="#b">* <hi rendition="#g">Paris,</hi> 14. Januar.</hi> </dateline><lb/> <p> <hi rendition="#b">„Echo de Paris“<lb/> veröffentlicht eine Unterredung mit Dr.<lb/> Dorten. Dorten erklärte u. a.: <cit><quote>„Während<lb/> einiger Zeit mag der Separatismus noch<lb/> ſchlummern. Wir benützten dieſe Ruhe-<lb/> pauſe, um eine <hi rendition="#g">neue große Aktion</hi><lb/> vorzubereiten. Diesmal werden wir uns in<lb/> den Beſitz der nötigen Geldmittel ſetzen (!).<lb/> Ohne rheiniſche Währung iſt eine rheiniſche<lb/> Bewegung undenkbar. Unſere nächſte Ak-<lb/> tion wird ſich hauptſächlich auf die Rhein-<lb/> pfalz beſchränken.</quote></cit></hi> </p><lb/> <p>Die Unverſchämtheit, mit der hier der<lb/> Schuft Dorten einen neuen Plünderungs-<lb/> feldzug des Separatiſtengeſindels ankün-<lb/> digt, übertrifft alles Bisherige. Die Red.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jComment" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Was wir wollen und müſſen</hi> <note place="foot" n="*)">Der Auſſatz iſt <hi rendition="#g">vor dem Erſcheinen der<lb/> bayeriſchen Denkſchrift</hi> geſchrieben.</note> </head><lb/> <byline>Von<lb/><hi rendition="#aq">Ed. <hi rendition="#g">Hamm,</hi> M. d. R.,<lb/> Reichswirtschaftsminister</hi></byline><lb/> <p>Politiſche Betrachtungen ſetzen eine ge-<lb/> wiſſe Gemeinſchaft der ſeeliſchen Grund-<lb/> richtung voraus; ſonſt bleiben ſie Mono-<lb/> loge, die reizen, aber nicht gewinnen. Faſt<lb/> ſcheint es, als ob im deutſchen Volk der<lb/> Wille, gemeinſam zu hören und zu denken,<lb/> fehlte; ſo bitter ſind im Lande die Vorwürfe<lb/> von Stand zu Stand, Partei zu Partei und<lb/> ſchärfer noch von den „Nur-vaterländiſchen“<lb/> zu den „Auch-parteipolitiſchen“.</p><lb/> <p>Fernab von jedem Optimismus ſcheint<lb/> dieſer Eindruck aber doch, von Unberufenen<lb/> genährt, an der Oberfläche zu haften, wäh-<lb/> rend im Grunde das deutſche Volk nicht un-<lb/> einiger, ja ſogar einiger iſt, als je ſeit 1918.<lb/> Der Glaube <hi rendition="#g">links</hi> an die erlöſende Kraft<lb/> einer Revolution, die nicht Neuſchöpfung,<lb/> ſondern nur Einſturz war, an die ſelbſt-<lb/> tätige Verſöhnung der Völker, an die frie-<lb/> denſtiftende Wirkung einer Waffenſtrek-<lb/> kung iſt geſchwunden; geſchwunden aber<lb/> auch, wie mir ſcheint, in weiteren beſinn-<lb/> lichen Kreiſen <hi rendition="#g">rechts</hi> der Glaube daran,<lb/> daß eine Revolution des Vergangenen mit<lb/> einem Male die Folgen der Umwälzung<lb/> und Verelendung wie einen böſen Traum<lb/> wegwiſchen, raſche kühne Tat heute uns<lb/> die Freiheit geben könnte und an allem<lb/> Unglück <hi rendition="#g">nur</hi> einzelne Menſchen und Par-<lb/> teien ſchuld ſeien — und zwar natürlich<lb/> immer die anderen.</p><lb/> <p>Stärker als vordem findet ſich vielmehr<lb/> das deutſche Volk zuſammen in der Er-<lb/> kenntnis ſeiner innigſten Verbundenheit<lb/> mit dem Schickſal des deutſchen Staates<lb/> und demzufolge im Willen zu Deutſchlands<lb/> nationaler Wohlfahrt. Auch auf der Linken<lb/> verſteht man mehr und mehr zum minde-<lb/> ſten das eine, daß internationale Verſöh-<lb/> nung und Völkergemeinſchaft nicht durch<lb/> nationale Selbſtentäußerung und fremdes<lb/> Mitleid zu erreichen iſt, ſondern daß die<lb/> Nation auch dann und gerade dann, wenn<lb/> ſie recht lebendig als Glied einer, heute<lb/> immer wieder verſchütteten und nur lang-<lb/> ſam ſich andeutenden übernationalen Ge-<lb/> meinſchaft wirken will, erſt ſich ſelbſt in<lb/> ausgeprägter Eigenart behaupten muß.<lb/> Und jene Kreiſe auf der äußerſten Rechten,<lb/> die am liebſten jedes allgemeine Menſch-<lb/> heitsbewußtſein als Verrat brandmarken<lb/> möchten, ſind allzu weit entfernt vom tief-<lb/> ſten und beſten Weſen des deutſchen Volkes<lb/> und deutſch-chriſtlicher Kultur, als daß ſie<lb/> das Volk dafür erobern könnten.</p><lb/> <p>So wollen wir alle, unter denen politiſche<lb/> Betrachtung überhaupt Sinn und Zweck<lb/> haben kann, unſer Volk wieder zu Glück<lb/> und Recht und Kraft führen; ſo empfinden<lb/> wir nächſt der Familie keine Gemeinſam-<lb/> keit ſo ſtark als die der Nation, d. h. aller<lb/> derer, die durch gemeinſam erlebte deutſche<lb/> Kultur und Geſchichte und durch freie in-<lb/> nere Wahl ſich zu eben dieſem deutſchen<lb/> Volk in ſeiner geſchichtlichen Eigenart tief<lb/> innerlich unlösbar vereinigt fühlen. Wir<lb/> verachten nicht die Beziehungen, die über<lb/> den Umkreis des Volkes hinaus die Völker<lb/> verbinden, ehren und achten ſie und glau-<lb/> ben, daß ohne ſie die Menſchheit nicht auf<lb/> die Dauer ohne Rückfall in Barbarei und<lb/> geiſtige Verarmung beſtehen kann; aber all<lb/> unſere Kraft und Pflicht, all unſere Liebe<lb/> muß auf alle Zeit, die wir ſehen, unſerm<lb/> eigenen mißhandelten Volke gelten, deſſen<lb/> Schickſal nun zum Symbol des Schickſals<lb/> des Rechtes überhaupt geworden iſt.</p><lb/> <p>Wir glauben, daß Gott die Völker ge-<lb/> ſchaffen hat, nicht damit ſie ſich zerreiben,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0001]
Allgemeine Zeitung
Süddeutſches Tagblatt Großdeutſche Rundſchau127. Jahrgang. Nr. 14 München, Dienstag den 15. Januar 1924. Hauptſchriftleitung und verantwortlich für Deutſche und Bayeriſche Politik:
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Paris, 14. Jan.
Der „Daily Mail“
zufolge beabſichtigt die franzöſiſche Regie-
rung folgende Abwehrmaßnahmen gegen
den Frankenſturz zu treffen:
1. Die Auferlegung einer beſonderen
Steuer von 100 Millionen Pfund Sterling
jährlich,
2. den Verkauf der beſtehenden Regie-
rungsmonopole, die unter Staatsaufſicht
nicht reſtlos ausgenützt werden können,
3. einſchneidende Maßnahmen auf dem
Verwaltungsgebiet und in der ſozialen Ge-
ſetzgebung, um äußerſte Sparſamkeit
durchzuführen.
Beginnende Einſicht
* Paris, 14. Jan.
„Petit Pariſien“
ſchreibt: Die Arbeiten der Aus-
ſchüſſe müßten raſch erledigt
werden, einmal weil Deutſchland trotz
der Schaffung der Rentenmark, die ihm
eine Atempauſe laſſe, am Rande des
Abgrundes ſtehe, und außerdem, weil
die Lage der Hauptgläubiger Deutſchlands
raſche Schritte erfordere. Es genüge, in
dieſer Hinſicht auf das raſche Sinken
des franzöſiſchen Franken hin-
zuweiſen. Die Sachverſtändigen wüßten
das. Die Lage Deutſchlands ſei der Aus-
gangspunkt der Studien, die Sachverſtän-
digen würden auf dem Gebiete der Tat-
ſachen bleiben. Die Regierungen ihrerſeits
würden auch begreifen, daß, da viel Ge-
duld, Umſicht und Geſchicklichkeit nötig
waren, um die Arbeiten der Sachverſtän-
digen möglich zu machen, es notwendig ſei,
jede Einmiſchung in ihre Ar-
beiten zu unterlaſſen. Der Augen-
blick ſei gekommen, um praktiſche Früchte
einzubringen. Die Sachverſtändigen wür-
den ſehr raſch erkennen, daß, um die deut-
ſchen Finanzen wieder aufzurichten, und
die Reparationszahlungen möglich zu
machen, ein Zuſammenarbeiten
zwiſchen den Ländern, die guten
Willens ſeien, nicht ſo undurch-
führbar ſei, wie diplomatiſche
Gefechte, die lange Monate ge-
führt wurden, es erſcheinen
ließen.
Ein amerikaniſcher Vorſchlag
Neuyork, 14. Jan.
Nach einer „World“-
Meldung aus Waſhington empfiehlt der
Treuhänder für beſchlagnahmtes Eigentum
ehemaliger Feinde, Miller, dem Präſi-
denten Toolidge die ſofortige Grün-
dung einer Bundeskörperſchaft,
die, geſtützt auf die beſchlagnahmten Ver-
mögenswerte, den deutſch-amerikaniſchen
Handel wieder zu beleben hätte. Er er-
klärt, daß 180 Millionen Dollar verfügbar
ſeien, die aus dem Verkauf des fremden
beſchlagnahmten Eigentums erzielt wur-
den. Miller glaubt, dieſe Vermögenswerte
könnten ſo vorteilhaft zur Wiederher-
ſtellung der Handelsbeziehun-
gen verwendet werden, daß alle aner-
kannten amerikaniſchen Forderungen an
Deutſchland aus dem Gewinn gedeckt wer-
den könnten. Dann könnten die Ver-
mögensſtücke ſelbſt gegebenenfalls dem
rechtmäßigen Eigentümer un-
gekürzt überwieſen werden, ſo daß
jede Konfiskation fremden Eigentums
hierbei vermieden würde. Miller fügte
hinzu, daß die völlige Regelung der Frage
des beſchlagnahmten fremden Eigentums
mehrere Jahre beanſpruchen werde.
Italien und die Kleine Entente.
Rom, 14. Jan.
Die Zuſammenkunft der
Miniſter der Kleinen Entente hat nach den
Mitteilungen aus Belgrad einen günſtigen
Eindruck hervorgerufen. Es iſt nicht nur
der Vorſatz der Kleinen Entente, eine
Italieniſch-jugoſlaviſches Bündnis
Sonderdienſt der Allgem. Zeitung.
Belgrad, 14. Jan.
Die Blätter er-
klären, noch wichtiger als das Adria-Ab-
kommen ſei das bevorſtehende politiſche
und militäriſche Bündnis zwiſchen Süd-
ſlawien und Italien. Dieſes Bündnis, das
in wenigen Tagen unterzeichnet werde,
ſichere die italieniſche Waffenhilfe bei
jedem Angriff auf Südſlawien. Es be-
feſtige den Frieden von Europa und ſichere
die heutige Karte Europas. Die ungari-
ſchen Revanchegedanken dürften damit von
der Tagesordnung verſchwinden.
Die Fiume-Frage
Mailand, 14. Jan.
Der Abſchluß des
Vertrages zwiſchen Italien und Jugoſla-
wien fand am vergangenen Freitag ſtatt.
Die Angelegenheit geht auf die Beſprechun-
gen Muſſolinis mit Nintſchitſch auf der
Lauſanner Konferenz zurück. Italien hat
es vorgezogen, in der Fiume-Frage endlich
eine wirkliche Löſung und weiterhin einen
Vertrag zu ermöglichen, wodurch es ver-
hindert wird, daß Jugoſlawien gänzlich
unter den Einfluß Frankreichs kommt
Man glaubt zu wiſſen, daß Italien auf
Grund des in Ausſicht genommenen Ver-
trages Stadt und Hafen Fiume annek-
tieren und Jugoſlawien das angrenzende
Delta und den Hafen Barras miteinver-
leiben werde. Außerdem wird die Bil-
dung eines Konſortiums geplant, das die
Ausbeutung der beiden Häfen für die
Dauer von 40 Jahren in die Hand nehmen
ſoll.
Friedenspolitik zu befolgen, be-
ſtätigt, ſondern auch der Wunſch geäußert
worden, mit verſchiedenen Ländern Be-
ziehungen anzuknüpfen. Man begrüßt hier
die Haltung der Kleinen Entente, welche
der italieniſchen Politik nicht entgegen-
ſteht.
Die kleine Entente bindet ſich nicht
Belgrad. 14. Januar.
Nach der Schluß-
tagung der Konferenz der Kleinen Entente
iſt Dr. Beneſch nach London gereiſt, wo
der Völkerbundsrat tagt. Er wird dort
auch mit führenden engliſchen Kreiſen in
Verbindung treten, um den tſchechiſch-
franzöſiſchen Vertrag. der in der
engliſchen Oeffentlichkeit große Mißſtim-
mung hervorrief, zu interpretieren.
Der rumäniſche Außenminiſtre Duca
reiſte nach Bukareſt zurück.
Die Schlußſitzung der Kon-
ferenz beſchäftigte ſich mit der unga-
riſchen Anleihe. Die Konferenz iſt
grundſätzlich nicht gegen eine Anleihe, doch
ſollen zunächſt noch gewiſſe ſchwebende
Fragen, wie z. B. die Depoſitenfrage, ge-
regelt werden. Entgegen der Gewohnheit
wurde eine amtliche Mitteilung nicht aus-
gegeben.
Hierbei iſt jedenfalls maßgebend ge-
weſen, daß ſich die Konferenz der Kleinen
Entente weigerte, einſeitig für
Frankreich Stellung zu nehmen, ob-
wohl Millerand perſönlich einen darauf
hinzielenden Brief an die Konferenz ge-
richtet haben ſoll.
Nach dieſem Brief ſollte ſich die Kleine
Entente dem franzöſiſchen Standpunkt an-
ſchließen. Die Konferennz war ſich aber
darin einig, daß ſich alle Staaten ihre
Handlungsfreiheit vorbehalten.
Engliſche Unterſtützung der deutſchen Sozial-
demokratie
* London, 14. Jan.
Der Sekretär der „Trade
Union“, Amly, und der Generalſekretär der
Arbeiterpartei, Arthur Henderſon, haben an
die engliſchen Arbeiter einen Aufruf gerichtet, in
dem ſie zur finanziellen Hilfeleiſtung
für die deutſche Sozialdemokratie
auffordern. In dem Aufruf wird zum Ausdruck
gebracht, daß man ſich kaum ein Bild machen
könne von den ſchweren Folgen, die der Mark-
zuſammenbruch der letzten Monate auf die deut-
ſche Arbeiterſchaft gehabt habe.
Standeserhebung Lord Curzons
London, 14. Jan.
Der diplomatiſche Mitarbeiter
des „New York Herald“ behauptet, daß der Außen-
miniſter Lord Curzon noch vor dem Rücktritt
der Baldwin-Regierung zum Herzog erhoben
werden wird. Seine Ernennung ſei um ſo wahr-
ſcheinlicher, als ſich Gerüchte immer mehr ver-
dichten, wonach eine Tochter Lord Curzons ſich
mit dem Sohn des engliſchen Königspaares, dem
Prinzen John verloben werde.
Rückzug der Separatiſten aus Pirmaſens
Pirmaſens, 14. Jan.
In der
Nacht vom 13. auf 14. Januar
wurde das Rathaus von den Se-
paratiſten völlig geräumt und
die Poſten vor dem Rathauſe
zurückgezogen; die ſeparatiſtiſche
Flagge wurde entfernt. Die Separatiſten
haben ſich unterſchriftlich verpflichtet, die
Stadtverwaltung künftig völlig unbehelligt
zu laſſen und keinerlei Repreſſalien gegen
ſtädtiſche Beamte und Angeſtellte zu unter-
nehmen. Daraufhin haben die ſeit einiger
Zeit wegen der ſeparatiſtiſchen Uebergriffe
ſich im Streik befindlichen ſtädtiſchen Be-
amten, ſowie der Stadtrat heute vor-
mittag die Arbeit wieder aufgenommen.
Die dadurch geſchaffene Erleichterung der
Lage der Stadt Pirmaſens wird in der
Bevölkerung freudig empfunden.
Die Angſt vor der Wahrheit
Die Londoner Zeitung „Times“ hatte einen
ihrer Korreſpondenten nach Speyer geſchickt. Die-
ſer berichtet u. a. von verſchiedenen Straßen-
ſzenen nach dem Attentat auf Heinz-Orbis.
So ſei der Korreſpondent von einem
übelausſehenden Mann in der Straße aufgefor-
dert worden, ſich auszuweiſen, der ihm
ſagte, er gehöre der Autonomen Regierung an,
Engländer hätten in der Pfalz nichts
zu ſuchen. Als der Korreſpondent in dieſem
Augenblick den ihm bekannten Separatiſten
Schmitz-Eppers bemerkte, der ſich ſelbſt
„Preſſechef“ nennt und von ihm Unterſtützung
verlangte, habe der Preſſechef erklärt: es ſei ſon-
derbar, daß gerade der Korreſpondent der „Ti-
mes“, dieſes den Separatiſten ſo ge-.
Die „Times“ ſtecke gewiß hinter dem Morde. Er
rief dann einen franzöſiſchen Gendermen herbei
und verlangte von ihm die Feſtnahme
des Korreſpondenten. Sie iſt jedoch
nicht erfolgt.
Die Separatiſten haben natürlich allen Grund,
zu verhindern, daß neutrale Korreſpondenten, die
ſich nicht wie die Franzoſen auf ihre Seite ſtellen,
intenſiv hinter die Kuliſſen leuchten und der Welt
bekanntgeben, wie die Separatiſten das pfäl-
ziſche Volk vergewaltigen und ſei-
nen Willen mit Füßen treten.
Der Schuft Dorten
* Paris, 14. Januar.
„Echo de Paris“
veröffentlicht eine Unterredung mit Dr.
Dorten. Dorten erklärte u. a.: „Während
einiger Zeit mag der Separatismus noch
ſchlummern. Wir benützten dieſe Ruhe-
pauſe, um eine neue große Aktion
vorzubereiten. Diesmal werden wir uns in
den Beſitz der nötigen Geldmittel ſetzen (!).
Ohne rheiniſche Währung iſt eine rheiniſche
Bewegung undenkbar. Unſere nächſte Ak-
tion wird ſich hauptſächlich auf die Rhein-
pfalz beſchränken.
Die Unverſchämtheit, mit der hier der
Schuft Dorten einen neuen Plünderungs-
feldzug des Separatiſtengeſindels ankün-
digt, übertrifft alles Bisherige. Die Red.
Was wir wollen und müſſen *)
Von
Ed. Hamm, M. d. R.,
Reichswirtschaftsminister
Politiſche Betrachtungen ſetzen eine ge-
wiſſe Gemeinſchaft der ſeeliſchen Grund-
richtung voraus; ſonſt bleiben ſie Mono-
loge, die reizen, aber nicht gewinnen. Faſt
ſcheint es, als ob im deutſchen Volk der
Wille, gemeinſam zu hören und zu denken,
fehlte; ſo bitter ſind im Lande die Vorwürfe
von Stand zu Stand, Partei zu Partei und
ſchärfer noch von den „Nur-vaterländiſchen“
zu den „Auch-parteipolitiſchen“.
Fernab von jedem Optimismus ſcheint
dieſer Eindruck aber doch, von Unberufenen
genährt, an der Oberfläche zu haften, wäh-
rend im Grunde das deutſche Volk nicht un-
einiger, ja ſogar einiger iſt, als je ſeit 1918.
Der Glaube links an die erlöſende Kraft
einer Revolution, die nicht Neuſchöpfung,
ſondern nur Einſturz war, an die ſelbſt-
tätige Verſöhnung der Völker, an die frie-
denſtiftende Wirkung einer Waffenſtrek-
kung iſt geſchwunden; geſchwunden aber
auch, wie mir ſcheint, in weiteren beſinn-
lichen Kreiſen rechts der Glaube daran,
daß eine Revolution des Vergangenen mit
einem Male die Folgen der Umwälzung
und Verelendung wie einen böſen Traum
wegwiſchen, raſche kühne Tat heute uns
die Freiheit geben könnte und an allem
Unglück nur einzelne Menſchen und Par-
teien ſchuld ſeien — und zwar natürlich
immer die anderen.
Stärker als vordem findet ſich vielmehr
das deutſche Volk zuſammen in der Er-
kenntnis ſeiner innigſten Verbundenheit
mit dem Schickſal des deutſchen Staates
und demzufolge im Willen zu Deutſchlands
nationaler Wohlfahrt. Auch auf der Linken
verſteht man mehr und mehr zum minde-
ſten das eine, daß internationale Verſöh-
nung und Völkergemeinſchaft nicht durch
nationale Selbſtentäußerung und fremdes
Mitleid zu erreichen iſt, ſondern daß die
Nation auch dann und gerade dann, wenn
ſie recht lebendig als Glied einer, heute
immer wieder verſchütteten und nur lang-
ſam ſich andeutenden übernationalen Ge-
meinſchaft wirken will, erſt ſich ſelbſt in
ausgeprägter Eigenart behaupten muß.
Und jene Kreiſe auf der äußerſten Rechten,
die am liebſten jedes allgemeine Menſch-
heitsbewußtſein als Verrat brandmarken
möchten, ſind allzu weit entfernt vom tief-
ſten und beſten Weſen des deutſchen Volkes
und deutſch-chriſtlicher Kultur, als daß ſie
das Volk dafür erobern könnten.
So wollen wir alle, unter denen politiſche
Betrachtung überhaupt Sinn und Zweck
haben kann, unſer Volk wieder zu Glück
und Recht und Kraft führen; ſo empfinden
wir nächſt der Familie keine Gemeinſam-
keit ſo ſtark als die der Nation, d. h. aller
derer, die durch gemeinſam erlebte deutſche
Kultur und Geſchichte und durch freie in-
nere Wahl ſich zu eben dieſem deutſchen
Volk in ſeiner geſchichtlichen Eigenart tief
innerlich unlösbar vereinigt fühlen. Wir
verachten nicht die Beziehungen, die über
den Umkreis des Volkes hinaus die Völker
verbinden, ehren und achten ſie und glau-
ben, daß ohne ſie die Menſchheit nicht auf
die Dauer ohne Rückfall in Barbarei und
geiſtige Verarmung beſtehen kann; aber all
unſere Kraft und Pflicht, all unſere Liebe
muß auf alle Zeit, die wir ſehen, unſerm
eigenen mißhandelten Volke gelten, deſſen
Schickſal nun zum Symbol des Schickſals
des Rechtes überhaupt geworden iſt.
Wir glauben, daß Gott die Völker ge-
ſchaffen hat, nicht damit ſie ſich zerreiben,
*) Der Auſſatz iſt vor dem Erſcheinen der
bayeriſchen Denkſchrift geſchrieben.
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(2022-12-19T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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