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Allgemeine Zeitung, Nr. 13, 13. Januar 1830.

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[Spaltenumbruch] Schriften, als Mitschuldige verurtheilt zu werden. Schon hatten
außer dem Civilgerichtshof von Niort, noch drei andere Unter-
gerichte über die Rechtsfrage: "Ob ein Druker gehalten sey, jede
Schrift, die ihm zum Druk eingehändigt wird, zu druken", ein
bejahendes Urtheil gefällt; man sieht, daß der Appellationshof von
Poitiers das gerade Gegentheil ausgesprochen hat.

Die France nouvelle sagt: "Man versichert, die Freunde
des Hrn. Royer-Collard hätten endlich die Hindernisse wegzuräu-
men gewußt, die denselben für dieses Jahr von der Mitbewerbung
um die Präsidentschaft der Deputirtenkammer entfernten. Der
Hauptgrund zu dem entgegengesezten Entschlusse scheint darin ge-
legen zu haben, daß man es Anfangs für nothwendig erachtete, das
Centrum durch die thätige Anwesenheit des Deputirten von der
Marne zu verstärken; allein es herrscht so viel Entschiedenheit in
den Meynungen und so viel Festigkeit in den Gemüthern, daß
diese Furcht verschwunden, und man zu dem Plane zurükgekehrt
ist, Hrn. Royer-Collard nochmals an die Spize der Kammer zu
stellen."

In dem Hafen von Havre sind im Jahre 1829 eingelaufen:
1429 französische und ausländische Schiffe, aus fremden Häfen
und aus den französischen Kolonien kommend, und 3657 Küsten-
fahrer und Seineschiffe. Aus dieser Uebersicht erhellt, daß im
Jahre 1829 1100 Schiffe mehr als im Jahre 1828, nemlich 710
Küstenfahrer und 400 Schiffe aus fremden Häfen und aus den
Kolonien eingelaufen sind. -- Die Mautheinnahme von Havre be-
trug im Jahre 1829 25,876,535 Fr. 44 Cent. Diese Summe
gibt gegen die vorjährige Einnahme einen Ueberschuß von beinahe
zwei Millionen.

Im verflossenen Jahre wurden 145 neue Stüke in Paris auf
die Bühne gebracht: 7 Trauerspiele, 10 Dramen, 25 Lustspiele,
11 Opern, 89 Vaudevilles und 3 pantomimische Ballets.

Niederlande.

Nachrichten aus dem Haag zufolge, hat der Graf de Celles,
auf sein Ansuchen und mit Zufriedenheitsbezeigung für die gelei-
steten Dienste, seine Entlassung als außerordentlicher Botschafter
am päpstlichen Stuhle erhalten. An seine Stelle wurde der Graf
Liedekerke, ehemaliger Gesandter bei der Schweizer Eidgenossen-
schaft, ernannt.

Die Antwerpener Zeitung sagt: "Der neue Minister des In-
nern ist den Bewohnern unserer Provinz wohl bekannt. Hr. v. La-
coste
hat während seiner kurzen Verwaltung daselbst Vieles gelei-
stet, und Alle die ihn näher beurtheilen konnten, haben ihm groß-
artige Ansichten und eine hohe administrative Fähigkeit zuerkannt.
Durch sein Alter und seine Erziehung gehört er jener neuern gro-
ßen Schule an, die neben den Einsichten der Civilisation auch alle
mit der öffentlichen Ordnung verträglichen Freiheiten verlangt."

Das Journal le Belge klagt, die neulich durch eine Tren-
nung der Ministerien vorgenommene Aenderung sey den so allge-
mein sehnlich gewünschten Ersparungen keineswegs günstig. Ein
Minister, ein Generaldirektor, zwei Direktoren etc. mehr, gäbe
eben so viele Beamten, die alle reichlich bezahlt seyn wollten.

Deutschland.

Se. k. Hoh. der Großherzog erschie-
nen am 3 d. M. bei Gelegenheit der Aufführung von Chelards
Oper Macbeth, zum Erstenmale seit dem Tode Ihrer durchlauch-
tigsten Gemahlin, im hiesigen Theater. Das herzlichste, allge-
meinste und freudigste Lebehoch schallte ihm aus dem dichtgefüllten
[Spaltenumbruch] Hause entgegen. -- Unsere Partialschuldscheine zu 50 fl. des An-
lehens von 61/2 Millionen, vor der am 2 und 4 d. M. öffentlich
gehaltenen vierten Verlosung, auf beinahe 60 fl. im Frankfurter
Kurse gestiegen, hatten, während der Ziehung, einige Tage hin-
durch gar keinen Kurs, aber ihr jeziger neuester Standpunkt von
57 7/8 fl. ist in jeder Hinsicht befriedigend. Der Hauptgewinnst
von 50,000 fl. fiel der großherzoglichen Staatsschuldentilgungskasse
selbst zu. Dieses Ereigniß beruhte in seiner Möglichkeit haupt-
sächlich darauf, daß während der Finanzperiode 1827/29 71,967 Stük
Partialschuldscheine von der Staatsregierung angekauft und hierzu
theils vier-, theils zu diesem Zweke eigens kreirte dreiprozentige
Staatsschuldentilgungs-Kasseobligationen verwendet wurden. Jene
Operation, auf dem vorigen Landtage vielfach bestritten, und end-
lich nur von der Kammer unter der Bedingung zugestanden, daß
die großherzogliche Staatsschuldentilgungskasse keinen Verlust dabei
habe, wurde, in seinem disfälligen Vortrage, vom Präsidenten des
Finanzministeriums, Freiherrn v. Hofmann, die wichtigste, im
Laufe jener Finanzperiode in Beziehung auf die Staatsschuld vor-
genommene Operation genannt. Der Erfolg hat, nach seiner Ver-
sicherung und darüber gegebenen Notizen, den Erwartungen voll-
ständig entsprochen, und noch vor Kurzem ist von Frankfurter Ban-
kiers das Anerbieten gemacht worden, die etwanigen Nachtheile der
Operation, gegen Ueberlassung des Gewinns von 263,879 fl., wel-
cher sich bei dem Eintausche der Partialschuldscheine ergeben hat,
zu übernehmen, und dafür hinlängliche Sicherheit zu stellen. Aber
das Finanzministerium, im Einverständnisse mit der großherzogli-
chen Staatsschuldentilgungs-Kassedirektion, hat nicht für angemes-
sen gehalten, auf dieses Anerbieten einzugehen. Es ist vielmehr
der Ansicht, den dermaligen formellen Zustand der Verbindlichkei-
ten der Staatsschuldentilgungskasse so viel wie möglich unverrükt
bestehen zu lassen, da hiernach diese Kasse gegen alle in andere
Verhältnissen etwa durch Aufkündigungen entstehenden Verlegenhei-
ten gesichert ist, und die Schuldentilgung ihren gesezlichen und re-
gelmäßigen Gang ungestört fortgehen könne.

Schweden.

Viele Reichstagsmitglieder sind
dieser Tage abgereist, um das Weihnachtfest unter den Ihrigen zu
feiern. Es ist ausgemacht, daß der Reichstag nicht eher als in
den ersten Tagen des bevorstehenden März auseinander gehen kan.
-- Gleich Petersburg, wird nun auch unsre Hauptstadt diesen Win-
ter ihre Eisberge haben. Es ist zu dem Ende eine Subscription
eröfnet, die bei der schönen Welt großen Eingang gefunden hat.
Der dazu gewählte Plaz liegt im Park zwischen dem königlichen
Lusthause Rosendal und der Stadt. -- Von dem General Grafen
Skjöldebrand ist ein fünfaktiges Trauerspiel, "Karls XII Tod"
betitelt, erschienen. -- Der Präsident des Svea-Hofgerichts, Syl-
vander, ist plözlich nach den Nord-Provinzen abgereist, und bereits
ohne Verweilen Upsala passirt. Man meynt, daß diese Reise auf
den Fanatismus einer religieusen Sekte, Läsare genannt, die sich täglich
mehr verbreitet, und die man weder durch Milde noch durch Zwang
hat unterdrüken können, Bezug habe. Diese Sekte, die ambulirend
Predigten hält und Proselyten zu machen sucht, soll auch schon in
Norwegen Wurzel gefaßt haben. -- In der sogenannten Armen-
grube
zu Kongsberg ist eine neue Silberader entdekt worden, die
sehr reich zu seyn scheint, und zu den glänzendsten Hofnungen be-
rechtiget. -- Wenn gleich der Baron C. H. v. Anckarsvärd seit
einiger Zeit sehr häufig am Hofe erscheint, so dürfte das übrigens

[Spaltenumbruch] Schriften, als Mitſchuldige verurtheilt zu werden. Schon hatten
außer dem Civilgerichtshof von Niort, noch drei andere Unter-
gerichte über die Rechtsfrage: „Ob ein Druker gehalten ſey, jede
Schrift, die ihm zum Druk eingehändigt wird, zu druken“, ein
bejahendes Urtheil gefällt; man ſieht, daß der Appellationshof von
Poitiers das gerade Gegentheil ausgeſprochen hat.

Die France nouvelle ſagt: „Man verſichert, die Freunde
des Hrn. Royer-Collard hätten endlich die Hinderniſſe wegzuräu-
men gewußt, die denſelben für dieſes Jahr von der Mitbewerbung
um die Präſidentſchaft der Deputirtenkammer entfernten. Der
Hauptgrund zu dem entgegengeſezten Entſchluſſe ſcheint darin ge-
legen zu haben, daß man es Anfangs für nothwendig erachtete, das
Centrum durch die thätige Anweſenheit des Deputirten von der
Marne zu verſtärken; allein es herrſcht ſo viel Entſchiedenheit in
den Meynungen und ſo viel Feſtigkeit in den Gemüthern, daß
dieſe Furcht verſchwunden, und man zu dem Plane zurükgekehrt
iſt, Hrn. Royer-Collard nochmals an die Spize der Kammer zu
ſtellen.“

In dem Hafen von Havre ſind im Jahre 1829 eingelaufen:
1429 franzöſiſche und ausländiſche Schiffe, aus fremden Häfen
und aus den franzöſiſchen Kolonien kommend, und 3657 Küſten-
fahrer und Seineſchiffe. Aus dieſer Ueberſicht erhellt, daß im
Jahre 1829 1100 Schiffe mehr als im Jahre 1828, nemlich 710
Küſtenfahrer und 400 Schiffe aus fremden Häfen und aus den
Kolonien eingelaufen ſind. — Die Mautheinnahme von Havre be-
trug im Jahre 1829 25,876,535 Fr. 44 Cent. Dieſe Summe
gibt gegen die vorjährige Einnahme einen Ueberſchuß von beinahe
zwei Millionen.

Im verfloſſenen Jahre wurden 145 neue Stüke in Paris auf
die Bühne gebracht: 7 Trauerſpiele, 10 Dramen, 25 Luſtſpiele,
11 Opern, 89 Vaudevilles und 3 pantomimiſche Ballets.

Niederlande.

Nachrichten aus dem Haag zufolge, hat der Graf de Celles,
auf ſein Anſuchen und mit Zufriedenheitsbezeigung für die gelei-
ſteten Dienſte, ſeine Entlaſſung als außerordentlicher Botſchafter
am päpſtlichen Stuhle erhalten. An ſeine Stelle wurde der Graf
Liedekerke, ehemaliger Geſandter bei der Schweizer Eidgenoſſen-
ſchaft, ernannt.

Die Antwerpener Zeitung ſagt: „Der neue Miniſter des In-
nern iſt den Bewohnern unſerer Provinz wohl bekannt. Hr. v. La-
coſte
hat während ſeiner kurzen Verwaltung daſelbſt Vieles gelei-
ſtet, und Alle die ihn näher beurtheilen konnten, haben ihm groß-
artige Anſichten und eine hohe adminiſtrative Fähigkeit zuerkannt.
Durch ſein Alter und ſeine Erziehung gehört er jener neuern gro-
ßen Schule an, die neben den Einſichten der Civiliſation auch alle
mit der öffentlichen Ordnung verträglichen Freiheiten verlangt.“

Das Journal le Belge klagt, die neulich durch eine Tren-
nung der Miniſterien vorgenommene Aenderung ſey den ſo allge-
mein ſehnlich gewünſchten Erſparungen keineswegs günſtig. Ein
Miniſter, ein Generaldirektor, zwei Direktoren ꝛc. mehr, gäbe
eben ſo viele Beamten, die alle reichlich bezahlt ſeyn wollten.

Deutſchland.

Se. k. Hoh. der Großherzog erſchie-
nen am 3 d. M. bei Gelegenheit der Aufführung von Chelards
Oper Macbeth, zum Erſtenmale ſeit dem Tode Ihrer durchlauch-
tigſten Gemahlin, im hieſigen Theater. Das herzlichſte, allge-
meinſte und freudigſte Lebehoch ſchallte ihm aus dem dichtgefüllten
[Spaltenumbruch] Hauſe entgegen. — Unſere Partialſchuldſcheine zu 50 fl. des An-
lehens von 6½ Millionen, vor der am 2 und 4 d. M. öffentlich
gehaltenen vierten Verloſung, auf beinahe 60 fl. im Frankfurter
Kurſe geſtiegen, hatten, während der Ziehung, einige Tage hin-
durch gar keinen Kurs, aber ihr jeziger neueſter Standpunkt von
57⅞ fl. iſt in jeder Hinſicht befriedigend. Der Hauptgewinnſt
von 50,000 fl. fiel der großherzoglichen Staatsſchuldentilgungskaſſe
ſelbſt zu. Dieſes Ereigniß beruhte in ſeiner Möglichkeit haupt-
ſächlich darauf, daß während der Finanzperiode 1827/29 71,967 Stük
Partialſchuldſcheine von der Staatsregierung angekauft und hierzu
theils vier-, theils zu dieſem Zweke eigens kreirte dreiprozentige
Staatsſchuldentilgungs-Kaſſeobligationen verwendet wurden. Jene
Operation, auf dem vorigen Landtage vielfach beſtritten, und end-
lich nur von der Kammer unter der Bedingung zugeſtanden, daß
die großherzogliche Staatsſchuldentilgungskaſſe keinen Verluſt dabei
habe, wurde, in ſeinem disfälligen Vortrage, vom Präſidenten des
Finanzminiſteriums, Freiherrn v. Hofmann, die wichtigſte, im
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genommene Operation genannt. Der Erfolg hat, nach ſeiner Ver-
ſicherung und darüber gegebenen Notizen, den Erwartungen voll-
ſtändig entſprochen, und noch vor Kurzem iſt von Frankfurter Ban-
kiers das Anerbieten gemacht worden, die etwanigen Nachtheile der
Operation, gegen Ueberlaſſung des Gewinns von 263,879 fl., wel-
cher ſich bei dem Eintauſche der Partialſchuldſcheine ergeben hat,
zu übernehmen, und dafür hinlängliche Sicherheit zu ſtellen. Aber
das Finanzminiſterium, im Einverſtändniſſe mit der großherzogli-
chen Staatsſchuldentilgungs-Kaſſedirektion, hat nicht für angemeſ-
ſen gehalten, auf dieſes Anerbieten einzugehen. Es iſt vielmehr
der Anſicht, den dermaligen formellen Zuſtand der Verbindlichkei-
ten der Staatsſchuldentilgungskaſſe ſo viel wie möglich unverrükt
beſtehen zu laſſen, da hiernach dieſe Kaſſe gegen alle in andere
Verhältniſſen etwa durch Aufkündigungen entſtehenden Verlegenhei-
ten geſichert iſt, und die Schuldentilgung ihren geſezlichen und re-
gelmäßigen Gang ungeſtört fortgehen könne.

Schweden.

Viele Reichstagsmitglieder ſind
dieſer Tage abgereist, um das Weihnachtfeſt unter den Ihrigen zu
feiern. Es iſt ausgemacht, daß der Reichstag nicht eher als in
den erſten Tagen des bevorſtehenden März auseinander gehen kan.
— Gleich Petersburg, wird nun auch unſre Hauptſtadt dieſen Win-
ter ihre Eisberge haben. Es iſt zu dem Ende eine Subſcription
eröfnet, die bei der ſchönen Welt großen Eingang gefunden hat.
Der dazu gewählte Plaz liegt im Park zwiſchen dem königlichen
Luſthauſe Roſendal und der Stadt. — Von dem General Grafen
Skjöldebrand iſt ein fünfaktiges Trauerſpiel, „Karls XII Tod“
betitelt, erſchienen. — Der Präſident des Svea-Hofgerichts, Syl-
vander, iſt plözlich nach den Nord-Provinzen abgereist, und bereits
ohne Verweilen Upſala paſſirt. Man meynt, daß dieſe Reiſe auf
den Fanatismus einer religieuſen Sekte, Läſare genannt, die ſich täglich
mehr verbreitet, und die man weder durch Milde noch durch Zwang
hat unterdrüken können, Bezug habe. Dieſe Sekte, die ambulirend
Predigten hält und Proſelyten zu machen ſucht, ſoll auch ſchon in
Norwegen Wurzel gefaßt haben. — In der ſogenannten Armen-
grube
zu Kongsberg iſt eine neue Silberader entdekt worden, die
ſehr reich zu ſeyn ſcheint, und zu den glänzendſten Hofnungen be-
rechtiget. — Wenn gleich der Baron C. H. v. Anckarsvärd ſeit
einiger Zeit ſehr häufig am Hofe erſcheint, ſo dürfte das übrigens

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[51/0003] Schriften, als Mitſchuldige verurtheilt zu werden. Schon hatten außer dem Civilgerichtshof von Niort, noch drei andere Unter- gerichte über die Rechtsfrage: „Ob ein Druker gehalten ſey, jede Schrift, die ihm zum Druk eingehändigt wird, zu druken“, ein bejahendes Urtheil gefällt; man ſieht, daß der Appellationshof von Poitiers das gerade Gegentheil ausgeſprochen hat. Die France nouvelle ſagt: „Man verſichert, die Freunde des Hrn. Royer-Collard hätten endlich die Hinderniſſe wegzuräu- men gewußt, die denſelben für dieſes Jahr von der Mitbewerbung um die Präſidentſchaft der Deputirtenkammer entfernten. Der Hauptgrund zu dem entgegengeſezten Entſchluſſe ſcheint darin ge- legen zu haben, daß man es Anfangs für nothwendig erachtete, das Centrum durch die thätige Anweſenheit des Deputirten von der Marne zu verſtärken; allein es herrſcht ſo viel Entſchiedenheit in den Meynungen und ſo viel Feſtigkeit in den Gemüthern, daß dieſe Furcht verſchwunden, und man zu dem Plane zurükgekehrt iſt, Hrn. Royer-Collard nochmals an die Spize der Kammer zu ſtellen.“ In dem Hafen von Havre ſind im Jahre 1829 eingelaufen: 1429 franzöſiſche und ausländiſche Schiffe, aus fremden Häfen und aus den franzöſiſchen Kolonien kommend, und 3657 Küſten- fahrer und Seineſchiffe. Aus dieſer Ueberſicht erhellt, daß im Jahre 1829 1100 Schiffe mehr als im Jahre 1828, nemlich 710 Küſtenfahrer und 400 Schiffe aus fremden Häfen und aus den Kolonien eingelaufen ſind. — Die Mautheinnahme von Havre be- trug im Jahre 1829 25,876,535 Fr. 44 Cent. Dieſe Summe gibt gegen die vorjährige Einnahme einen Ueberſchuß von beinahe zwei Millionen. Im verfloſſenen Jahre wurden 145 neue Stüke in Paris auf die Bühne gebracht: 7 Trauerſpiele, 10 Dramen, 25 Luſtſpiele, 11 Opern, 89 Vaudevilles und 3 pantomimiſche Ballets. Niederlande. Nachrichten aus dem Haag zufolge, hat der Graf de Celles, auf ſein Anſuchen und mit Zufriedenheitsbezeigung für die gelei- ſteten Dienſte, ſeine Entlaſſung als außerordentlicher Botſchafter am päpſtlichen Stuhle erhalten. An ſeine Stelle wurde der Graf Liedekerke, ehemaliger Geſandter bei der Schweizer Eidgenoſſen- ſchaft, ernannt. Die Antwerpener Zeitung ſagt: „Der neue Miniſter des In- nern iſt den Bewohnern unſerer Provinz wohl bekannt. Hr. v. La- coſte hat während ſeiner kurzen Verwaltung daſelbſt Vieles gelei- ſtet, und Alle die ihn näher beurtheilen konnten, haben ihm groß- artige Anſichten und eine hohe adminiſtrative Fähigkeit zuerkannt. Durch ſein Alter und ſeine Erziehung gehört er jener neuern gro- ßen Schule an, die neben den Einſichten der Civiliſation auch alle mit der öffentlichen Ordnung verträglichen Freiheiten verlangt.“ Das Journal le Belge klagt, die neulich durch eine Tren- nung der Miniſterien vorgenommene Aenderung ſey den ſo allge- mein ſehnlich gewünſchten Erſparungen keineswegs günſtig. Ein Miniſter, ein Generaldirektor, zwei Direktoren ꝛc. mehr, gäbe eben ſo viele Beamten, die alle reichlich bezahlt ſeyn wollten. Deutſchland. *Darmſtadt, 9 Jan.Se. k. Hoh. der Großherzog erſchie- nen am 3 d. M. bei Gelegenheit der Aufführung von Chelards Oper Macbeth, zum Erſtenmale ſeit dem Tode Ihrer durchlauch- tigſten Gemahlin, im hieſigen Theater. Das herzlichſte, allge- meinſte und freudigſte Lebehoch ſchallte ihm aus dem dichtgefüllten Hauſe entgegen. — Unſere Partialſchuldſcheine zu 50 fl. des An- lehens von 6½ Millionen, vor der am 2 und 4 d. M. öffentlich gehaltenen vierten Verloſung, auf beinahe 60 fl. im Frankfurter Kurſe geſtiegen, hatten, während der Ziehung, einige Tage hin- durch gar keinen Kurs, aber ihr jeziger neueſter Standpunkt von 57⅞ fl. iſt in jeder Hinſicht befriedigend. Der Hauptgewinnſt von 50,000 fl. fiel der großherzoglichen Staatsſchuldentilgungskaſſe ſelbſt zu. Dieſes Ereigniß beruhte in ſeiner Möglichkeit haupt- ſächlich darauf, daß während der Finanzperiode 1827/29 71,967 Stük Partialſchuldſcheine von der Staatsregierung angekauft und hierzu theils vier-, theils zu dieſem Zweke eigens kreirte dreiprozentige Staatsſchuldentilgungs-Kaſſeobligationen verwendet wurden. Jene Operation, auf dem vorigen Landtage vielfach beſtritten, und end- lich nur von der Kammer unter der Bedingung zugeſtanden, daß die großherzogliche Staatsſchuldentilgungskaſſe keinen Verluſt dabei habe, wurde, in ſeinem disfälligen Vortrage, vom Präſidenten des Finanzminiſteriums, Freiherrn v. Hofmann, die wichtigſte, im Laufe jener Finanzperiode in Beziehung auf die Staatsſchuld vor- genommene Operation genannt. Der Erfolg hat, nach ſeiner Ver- ſicherung und darüber gegebenen Notizen, den Erwartungen voll- ſtändig entſprochen, und noch vor Kurzem iſt von Frankfurter Ban- kiers das Anerbieten gemacht worden, die etwanigen Nachtheile der Operation, gegen Ueberlaſſung des Gewinns von 263,879 fl., wel- cher ſich bei dem Eintauſche der Partialſchuldſcheine ergeben hat, zu übernehmen, und dafür hinlängliche Sicherheit zu ſtellen. Aber das Finanzminiſterium, im Einverſtändniſſe mit der großherzogli- chen Staatsſchuldentilgungs-Kaſſedirektion, hat nicht für angemeſ- ſen gehalten, auf dieſes Anerbieten einzugehen. Es iſt vielmehr der Anſicht, den dermaligen formellen Zuſtand der Verbindlichkei- ten der Staatsſchuldentilgungskaſſe ſo viel wie möglich unverrükt beſtehen zu laſſen, da hiernach dieſe Kaſſe gegen alle in andere Verhältniſſen etwa durch Aufkündigungen entſtehenden Verlegenhei- ten geſichert iſt, und die Schuldentilgung ihren geſezlichen und re- gelmäßigen Gang ungeſtört fortgehen könne. Schweden. *Stockholm, 25 Dec.Viele Reichstagsmitglieder ſind dieſer Tage abgereist, um das Weihnachtfeſt unter den Ihrigen zu feiern. Es iſt ausgemacht, daß der Reichstag nicht eher als in den erſten Tagen des bevorſtehenden März auseinander gehen kan. — Gleich Petersburg, wird nun auch unſre Hauptſtadt dieſen Win- ter ihre Eisberge haben. Es iſt zu dem Ende eine Subſcription eröfnet, die bei der ſchönen Welt großen Eingang gefunden hat. Der dazu gewählte Plaz liegt im Park zwiſchen dem königlichen Luſthauſe Roſendal und der Stadt. — Von dem General Grafen Skjöldebrand iſt ein fünfaktiges Trauerſpiel, „Karls XII Tod“ betitelt, erſchienen. — Der Präſident des Svea-Hofgerichts, Syl- vander, iſt plözlich nach den Nord-Provinzen abgereist, und bereits ohne Verweilen Upſala paſſirt. Man meynt, daß dieſe Reiſe auf den Fanatismus einer religieuſen Sekte, Läſare genannt, die ſich täglich mehr verbreitet, und die man weder durch Milde noch durch Zwang hat unterdrüken können, Bezug habe. Dieſe Sekte, die ambulirend Predigten hält und Proſelyten zu machen ſucht, ſoll auch ſchon in Norwegen Wurzel gefaßt haben. — In der ſogenannten Armen- grube zu Kongsberg iſt eine neue Silberader entdekt worden, die ſehr reich zu ſeyn ſcheint, und zu den glänzendſten Hofnungen be- rechtiget. — Wenn gleich der Baron C. H. v. Anckarsvärd ſeit einiger Zeit ſehr häufig am Hofe erſcheint, ſo dürfte das übrigens

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 13, 13. Januar 1830, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine13_1830/3>, abgerufen am 27.11.2024.