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Allgemeine Zeitung, Nr. 138, 24. März 1908.

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München, Dienstag Allgemeine Zeitung 24. März 1908. Nr. 138.
[Spaltenumbruch]

1. Juni die Linien Bad Kissingen-Brückenau,
dann Bad Reichenhall-Unken und Bad Rei-
chenhall-Thumsee
, am 6. Juni die Linie Kochel-
Mittenwald
und am 1. Juli die Linie Passau-
Schönberg
. Mit Eröffnung dieser Linien sind sodann
insgesamt 17 staatliche Motorwagenlinien in Betrieb. Der
Wagenpark für die Motorwagenlinien umfaßt nach Ein-
reihung von 30 neuen Motorwagen und 15 neuen An-
hängewagen für die neuen Linien dann insgesamt 67
Motorwagen einschließlich der Lastwagen und 42 Anhänge-
wagen einschließlich der Last-Anhängewagen.

dr. Tarifverhandlungen in der Holzindustrie.

Am Montag
Vormittag begannen vor dem Einigungsamte die Tarifver-
handlungen für sämtliche in Bau- und Möbelschreinereien,
Möbelfabriken, Holzbearbeitungsgeschäften, in Klavierfabriken,
sowie in den Schreinereien der Bau- und Zimmermeister beschäf-
tigten Schreiner und Maschinenbauer. Die Verhandlungen be-
wegen sich zwischen dem Arbeitgeberverband und den frei und
christlich organisierten Arbeitern. Die hauptsächlichsten Streit-
punkte bilden Durchschnitts- und Minimallöhne, sowie die Ak-
kordarbeit und Vertragsdauer. In der Generaldebatte zu diesen
Punkten vertritt einleitend Schreinermeister Berndl die
Stellungnahme der Arbeitgeber und Arbeitersekretär Schwar-
zer
der christlichen Organisation die der Arbeitnehmer. Gau-
vorstand Raith des Holzarbeiterverbandes betont die Frie-
densliebe der Arbeiter und erklärt sich ebenso zu den Lohnver-
hältnissen und der Tarifdauer. Die Beseitigung des Garantie-
lohnes bei Akkordarbeiten lehnten die Arbeiter ab. Der Vor-
sitzende schlägt nach längerer Debatte vor, die jetzigen Tarifver-
träge einfach weiterlaufen zu lassen. Die Klagen im Schreiner-
gewerbe seien seit der Tarifdauer fast völlig verschwunden, auch
seien keinerlei erhebliche Störungen vorgekommen. Der Vorschlag
des Vorsitzenden soll der Vollversammlung der Arbeitgeber
unterbreitet werden; die Verhandlungen werden bis Samstag
vertagt.

* Die Schlierseer brachten bei ihrem Gastspiel im Deut-
schen Theater
am Samstag wieder eine Novität zur Auf-
führung, die sich gleich den bisherigen Repertoirestücken einer
recht beifälligen Aufnahme erfreute. Die Verfasserin, Frau
Hartl-Mitius, führt uns zeitgemäßerweise "Sherlock Holmes
im Gebirge
" vor; aber es ist nicht eine der Conan Doyleschen
Geschichten, die hier dramatisiert worden ist; der Detektiv, den
wir kennen lernen, ist vielmehr nur ein entfernter Verwandter
seines renommierten Namensgenossen, und die Handlung des
Stückes ist weit weniger als Sherlock Holmes' verwegene Taten
geeignet, uns gruseln zu machen und eine Gänsehaut überlaufen
zu lassen. Der Bauer Vinzenz ist wegen Brandstiftungsbeschuldi-
gung ins Zuchthaus gekommen, so viel er auch seine Unschuld
beteuerte. Nur sein Freund Einsele glaubt seinen Versicherungen
und steht ihm wacker zur Seite, als er nach verbüßter Strafe
die Freiheit wieder erhält, ja er fühlt sich berufen, den wirklichen
Täter ausfindig zu machen. Auf der Suche nach ihm schießt er
nun freilich die tollsten Purzelbäume, schließlich ist jedoch er es,
dem der Georg Thalhammer, Vinzenz' Liebesrivale, im Sekt-
rausch gesteht, seinerzeit den Brand selbst angelegt zu haben, und
Sherlock Holmes im Gebirge zeigt sich mithin seines großen
Bruders immerhin würdig. -- Xaver Terofal fand als Photo-
graph Einsele prächtige Gelegenheit zu erfolgreicher Betätigung
seiner humorvollen Kunst, und auch die übrigen Mitwirkenden,
vor allem Georg Schüller als Vinzenz, taten ihr Möglichstes im
Interesse einer effektvollen Wiedergabe der Novität, deren Autorin
zum Schluß auf der Bühne erschien und von dem beifallsfreudigen
Publikum lebhaft begrüßt und durch reiche Kranz- und Blumen-
spenden ausgezeichnet wurde.

* Die Alpenvereinssektion München (e. V.) hält am
Mittwoch, den 8. April, abends 8 Uhr im Gr. Wagners
Konzertsaal, Sonnenstraße 23, eine außerordent-
liche Generalversammlung
ab mit der Tages-
ordnung: 1. Ordnung der Finanzverhältnisse;
2. Watzmannhaus-Neubau; 3. Generalversammlung 1908
des D. u. Oe. Alpenvereins; 4. Pachtverlängerung auf den
Herzogstandhäusern.

dr. Oeffentliche Versammlung der Kutscher und Fuhrleute.

Am Sonntag Nachmittag fand die vom Transportarbeiterverband
einberufene Versammlung der Kutscher und Fuhrleute statt. Der
Referent, Gem.-Bev. Dobler, besprach eingehend die Verhält-
nisse der Lohnkutscher und Chauffeure. Nach einer längeren Dis-
kussion kam eine Resolution zur Annahme, in der ausge-
sprochen wird, daß das Vorgehen des Arbeitgeberverbandes ein
herausforderndes ist und daß in der gegenwärtigen Zeit der
Lebensmittel- und Wohnungsverteuerung, sowie der Erhöhung
der Steuern unter keinen Umständen eine Herabminderung der
Löhne, Verlängerung der Arbeitszeit stattfinden kann. Sollte
[Spaltenumbruch] bei den kommenden Tarifverhandlungen keine Einigung zu-
stande kommen, so verpflichten sich die Angehörigen der Organisa-
tion Folge zu leisten.

* Die kgl. öffentliche Turnanstalt ist vom 1. April bis 30.
September für die Schüler der verschiedenen Schulen geöffnet.
Wir verweisen auf das Inserat in vorliegender Nummer.

* 7. Deutscher Taubstummenkongreß in München.

Am
15., 16. und 17. August 1908 findet in München der 7. Deut-
sche Taubstummenkongreß statt. Versammlungslokal Hotel
Union, Barerstr. 7. -- Anmeldungen und Anfragen sind zu
richten an Herrn Hch. Fick, Kunstmaler in Neupasing II
bei München. Alle Taubstummen und Taubstummen-
freunde sind als Teilnehmer herzlichst willkommen.

cs. Ein frecher Einbruchdiebstahl wurde vergangene Nacht
im Geschäft des Juweliers Silberthal, Kaufingerstraße 14,
verübt. Gegen 33/4 Uhr morgens kam ein Schutzmann am Ge-
schäft vorbei. Als der Hüter der Ordnung beim Bürgerbräu-
restaurant angelangt war, hörte er hinter sich ein heftiges
Klirren. Er eilte zurück und sah ein paar Burschen, von denen
der eine einen größeren Gegenstand in den Händen hielt, in
der Domfreiheit gegen die Frauenkirche zu verschwinden. Da
sich vor dem Laden schon eine Gruppe von 15--20 Personen an-
gesammelt hatte und die Auslage offen dalag, konnte der Schutz-
mann die Flüchtigen nicht verfolgen, sondern bewachte die Aus-
lage. Sein bald darauf hinzukommender Kollege machte sich
an die Verfolgung. In einem engen Seitengäßchen bei der
Frauenkirche verschwanden aber die beiden Burschen, ohne daß
man sie noch erreichen konnte. -- Die Zertrümmerung des
Fensters war mit einem großen, in ein blaues Schnupftuch einge-
wickelten Stein geschehen, und zwar in einer Höhe von etwa
11/2 Meter. Dort waren auf einer Glasplatte drei mit schweren
goldenen Uhrketten behangene, mit weißer Seide über-
zogene Ständer aufgestellt. Der eine der Ständer fehlte voll-
kommen, während von dem zweiten nur drei Damenuhrketten
und einige goldene Medaillons entwendet waren, den Ständer
selbst aber, weil er durch die Oeffnung nicht herausgebracht werden
konnte, mußten die Einbrecher stehen lassen. Der entwendete
Ständer war mit Uhrketten im Werte von 4000 Mark behangen,
und zwar waren dieselben an ganz schwachen Stecknadeln ange-
hängt. Auf ihrer eiligen Flucht verloren nun die Einbrecher
den größten Teil der Ketten; es wurden von einem Schutzmann
15 Stück auf der Straße gefunden und später noch von einem
jungen Mann in den Trambahnschienen weitere drei Stück im
Gesamtwerte von etwa 3000 Mark. Die Beute, die die Ein-
brecher in ihren Besitz brachten, dürfte nach vorläufiger Schätzung
des Ladeninhabers einen Wert von etwa 800 Mark repräsen-
tieren.

Der Einbruch ist mit einer beispiellosen Frechheit begangen
worden, da die Kaufingerstraße stets belebt ist und auch die
Auslagfenster hell erleuchtet waren. Heute in aller Frühe wurden
schon in einer Reihe von Lokalen Razzien abgehalten; es wurden
dabei zwei Burschen abgefaßt, in deren Besitz man etwa 20 Stück
Nachschlüssel und Dietriche fand; die Einbrecher waren dies
aber nicht.

is. Unglücklicher Sturz.

Im Hause 71 an der Thalkirchner-
straße stürzte heute nacht der 35 Jahre alte verheiratete
Schreiner Wirnfer infolge Schlaftrunkenheit vom Treppen-
geländer des 2. Stockwerkes in den 1. Stock; er blieb bewußtlos
liegen. In die Chirurgische Klinik geschafft, verschied er dort
bald an den erlittenen Verletzungen.



Bayerische Chronik.
Die Wahl in Erding.

Bei der heute nachmittag erfolg-
ten Landtagsersatzwahl im Wahlkreise Erding-Dorfen er-
hielten: Hupfer (Zentr.) 2991, Holzmann (lib.) 302
und Pfarrer Aicher (Zentr.) 698 Stimmen. Zersplittert
sind 8 Stimmen. Hupfer (Ztr.) ist somit gewählt.

Bei der Wahl am 31. Mai 1907 hatte der inzwischen
verstorbene Vertreter des Zentrums, Anton Ecker, 2886,
sein ultramontaner Gegenkandidat 182 Stimmen erhalten,
der Bauernbund hatte 458, die Sozialdemokraten 80 Stim-
men aufgebracht. -- Der Erfolg des Herrn Hupfer ist an-
gesichts der skrupellosen und keineswegs sehr christlichen
Agitation des Herrn Pfarrer Aicher recht beträchtlich. Die
liberale Kandidatur hatte, wie vorauszusehen war und von
allen Kennern der Verhältnisse auch vorausgesehen worden
ist, keine große Bedeutung; hoffentlich arbeitet die junge
liberale Organisation des Kreises tapfer weiter!



[Spaltenumbruch]
* Ministervortrag.

Se. kgl. Hoheit der Prinz-
regent
hat gestern mittag den Staatsminister der Fi-
nanzen, Ritter v. Pfaff, zum Vortrag empfangen.

* Kammer der Relchsräte.

Die 12. öffentliche Plenar-
sitzung findet am Samstag, den 28. März, vormittags
10 Uhr, mit folgender Tagesordnung statt: Antrag Dr.
Heim-Held betr. Errichtung eines staatlichen Port-
landzementwerkes;
Antrag des Grafen zu
Törring
-Jettenbach betr. Nutzungen aus der
bayerischen Staatswaldungen; Augustiner
stock;
Antrag Dr. Jäger-Dr. Pichler betr. Verkehr mit
Kraftwagen.

* Der Nationalliberale Kreisausschuß der Oberpfalz
tagt am Sonntag. den 12. April, in Schwandorf. Nach-
mittags spricht Reichstagsabgeordneter Beck über "Die
politischen Zeit- und Streitfragen" in Vertretung des
verhinderten Reichstagsabgeordneten Grafen Oriola.



Der Kurier für Niederbayer
meldet: In Bruckbergerau drang heute nachmittag ein
bis jetzt unbekannter Mann in die Behausung des Gütlers
Wimmer, ermordete die dort anwesende Ehefrau
des Wimmer
und dessen halbjähriges Kind, das in
der Wiege lag. Sämtliche Kästen waren erbrochen, doch
konnte noch nicht festgestellt werden, was geraubt wurde.
Ein Knabe des Wimmer, der etwas vom Anwesen entfernt
gespielt hatte, und sich ein Stück Brot holen wollte, fand
seine Mutter und sein Schwesterchen mit durchschnittenem
Halse in der Wohnung auf. Von dem Täter hat man noch
keine Spur. Dringend verdächtig ist ein mittelgroßer unter
setzter Mann, welcher nach Verübung der Tat in den Auen
gegen Bruckbergerau zu ging. Ein Aermel ist vermutlich
blutbefleckt.

Gestern wurde in einer Wirtschaft
in Keilberg bei Regensburg der verheiratete Maurer Fried-
mann
von einem jungen Mann namens Rockinger er-
schlagen
.

Eine Submissionsblüte, wie
sie wohl selten vorkommen dürfte, zeitigte heute die Vergebung
der Bauarbeiten zur Kanalisation in einem äußeren Viertel
der Stadt. Das Mindestgebot (Firma Zweier-Bamberg) betrug
59,501.25 M und das Höchstgebot (Dickerhof u. Wittmann-Mün-
chen) 143.843 M. Das gibt eine Differenz von 84,342.75 M.

[irrelevantes Material]


[Spaltenumbruch]

mentalwerken des modernen Italiens eines der interessantesten,
fand eine geradezu virtuose Wiedergabe, virtuos namentlich, was
das aufs feinste abgetönte, die horrenden Schwierigkeiten mit
spielender Leichtigkeit überwindende Zusammenspiel anlangt.
Entzückend war insbesondere das originelle Scherzo im -Takt.
Dem Publikum freilich schien die Polacca im Beethovenschen
Streichtrio op. 8 fast noch besser zu gefallen; in der Tat war
auch diese Darbietung ein Kabinettstück, wie man es selten wieder
finden wird. Ueberhaupt brachten uns unsere Künstler durch
ihre vollendete Interpretation die stupende Genialität dieses in
kräftigster Jugendfrische prangenden Frühwerkes Beethovens voll
zum Bewußtsein. Der Form nach der harmlosen Gattung der
suitenmäßigen Kassationsliteratur zugehörig, hat die "Serenade"
in Wahrheit damit ebensowenig zu tun wie Beethovens Sym-
phonien mit der zunächst als leicht ausführbare Dilettantenmusik
berechneten Symphonie des 18. Jahrhunderts. Den Beschluß des
Abends bildete Brahms' gehaltvolles Klarinettenquintett in
H-moll, bei dessen den übrigen Leistungen des Abends eben-
bürtiger Ausführung Kammermusiker Karl Wagner, den man
ja schon von der "Bläservereinigung" als trefflichen Kammer-
musikspieler kennt, das Ensemble aufs beste ergänzte.

* Kleine Mitteilungen.

Am Wurzburger Stadt-
theater
gastierte Frl. Tilde Wagner aus Frankfurt a. M.
mit großem Erfolge als Agathe im "Freischütz" und wurde für
die nächste Saison verpflichtet.

+ Kaim-Konzert.

Im Interesse der Abonnenten sei noch-
mals darauf aufmerksam gemacht, daß das 10. Kaim-Kon-
zert
nicht heute, sondern morgen, Dienstag, stattfindet.

+ Wilhelm Backhaus ist in Leipzig an Influenza erkrankt.
Sein auf nächsten Dienstag im Jahreszeiten-Saale anberaumter
zweiter Klavierabend muß infolgedessen auf Dienstag, den
31. März, verschoben werden. Der Abend findet zu populären
Preisen statt und werden die Inhaber der auf 24. März lauten-
den Karten gebeten, ihre Plätze in der Hofbuchhandlung Karl
Schüler, Maximilianstraße 2, umzutauschen.

+ Konzert.

Sophie Blum, eine junge Münchener Geigerin,
gibt am Dienstag, den 24. März, im Museum ein Konzert unter
Mitwirkung von Prof. Aug. Schmid-Lindner. Das Pro-
gramm enthält außer der Sonate in A-moll (op. 19) von Rubin-
[Spaltenumbruch] stein und dem G-moll-Konzert von Bruch zwei kleinere Stücke
des früh verstorbenen Müncheners Felix v. Rath und eine Sonate
in D-moll (op. 30) unseres heimischen Komponisten Anton
Beer-Walbrunn. (Karten bei Otto Bauer, Maximilian-
straße 5.)



Bildende Kunst.
* Kgl. Glyptothek.

Die Münchener Glyptothek ist im
Begriff, eine antike griechische Originalplastik, eine 2.20
Meter hohe, aus parischem Marmor gebildete Statue
eines Gottes
zu erwerben, die in das 6. Jahrhundert
zu setzen ist und stilistisch zwischen den Aegineten und dem
Apoll von Tenea steht. Für das von den Fachleuten sehr
hochgeschätzte antike Kunstwerk wurden, wie es heißt,
163,000 Mark bezahlt.

* Münchener Auktionen.

Eine sehr interessante Sammlung
von Erzeugnissen oberbayerischer Bauernkunst ist
zurzeit in der Galerie Helbing ausgestellt und kommt daselbst
am Donnerstag, den 26. d. M., zur Versteigerung. Es ist der
Besitz des Herrn Anton Dietl, Bestände, die bisher im Gemeinde-
haus zu Aying (Oberbayern) als "Museum" aufgestellt waren
und daher vielen Freunden der Volkskunst bereits bekannt sind.
Die Sammlung, deren Beschreibung ein Vorwort des bekannten
Spezialforschers für oberbayerische Volkskunst, des Architekten
Fr. Zell, einleitet, enthält erstens nur alte Objekte, also keinerlei
Erzeugnisse moderner Dorfindustrie, sodann hauptsächlich Gegen-
stände aus dem Ayinger Bezirk. Diese Beschränkung verleiht dem
Ensemble naturgemäß einen besonderen Wert, der erhöht wird
durch die Vollständigkeit des innerhalb der angedeuteten Grenzen
Gesammelten. Wir finden da die verschiedenen Manifestationen
der Bauernkunst, alles, was der Bauer braucht und was er schätzt.
Zunächst eine reiche Abteilung religiöser Bauernkunst, dabei sehr
beachtenswerte frühe Hafnerarbeiten (Madonnen, Heiligen-
figuren, Weihwasserbecken) und Holzschnitzereien, besonders aber
die in der Gegend sehr beliebten Glasbilder (meist gute Ammer-
gauer Arbeiten), sodann ganz singuläre Schmiedearbeiten, schließ-
lich Wachsstöcke von feiner reicher Arbeit, Gebetbücher, von
[Spaltenumbruch] Bauern selbst sorgfältig geschrieben, illuminiert und mit schönem
bunten Vorsatzpapier eingebunden. Die zweite Abteilung um-
faßt alte Bauernmöbel von der Rokoko- bis zur Biedermeierzeit,
dabei einige sehr charakteristische Museumstücke und Raritäten,
z. B. alte Rokoko-Himmelbettladen. In der dritten Abteilung
"Allerlei Hausrat" treffen wir eine Menge kulturhistorisch inter-
essante Stücke, von den Habererwaffen bis zu Talismanen. --
Am nächsten Tag, den 27. März, findet in der Galerie Helbing
eine Auktion chinesischer und japanischer Kunst-
gegenstände
statt (Sammlung J. J. Wilgaard-Apenrade).
Es sind vorwiegend Arbeiten in Fayence, Porzellan und Jade,
Bronze, Kupferemaille, Edelholz und Elfenbein, eine Reihe
interessanter Lackarbeiten, Textilien, Originalzeichnungen und
Farbholzschnitte beschließt diese Sammlung.

* Kleine Kunstnachrichten.

Die graphische Kunsthandlung
Steinicke, Leopoldstraße 23, veranstaltet demnächst eine umfassende
Kollektiv-Ausstellung von Käthe Kollwitz-Originalradie-
rungen und -zeichnungen. -- Zum Neubau des Stadt-
theaters in Lübeck
, bekanntlich eine Schöpfung von Pro-
fessor Martin Dülfer (Dresden), stifteten zur künstlerischen
Ausschmückung des Hauses Private die Summe von 40,000 M.



Von Frauen -- für Frauen.
* Aus Zeitschriften.

Das Märzheft der Neuen Gene-
ration
(Herausgeberin Dr. phil. Helene Stöcker) enthält
wieder eine reiche Fülle neuen Materials auf dem Gebiete der
Ethik, mancherlei Anregungen und Forderungen in sozialhygieni-
scher Beziehung. Aus dem Inhalte des Heftes seien folgende
Abhandlungen hervorgehoben: Dr. phil. Helene Stöcker: Rahel
Varnhagen in Liebe und Ehe. -- Dir. Dr. Wilhelm Böhmert-
Bremen: Die Säuglingssterblichkeit in Deutschland und ihre Ur-
sachen. -- Robert Hessen: Prostitution in Japan. -- Henriette
Fürth: Mutterschaft und Beruf. -- Literarische Berichte. --
Zeitungsschau. -- Aus der Tagesgeschichte. -- Mitteilungen des
Bundes für Mutterschutz. -- Bibliographie. Probenummern
gratis durch den Verlag Oesterheld u. Co., Berlin W. 15, Lietzen-
burgerstraße 48.

[irrelevantes Material]
München, Dienstag Allgemeine Zeitung 24. März 1908. Nr. 138.
[Spaltenumbruch]

1. Juni die Linien Bad Kiſſingen-Brückenau,
dann Bad Reichenhall-Unken und Bad Rei-
chenhall-Thumſee
, am 6. Juni die Linie Kochel-
Mittenwald
und am 1. Juli die Linie Paſſau-
Schönberg
. Mit Eröffnung dieſer Linien ſind ſodann
insgeſamt 17 ſtaatliche Motorwagenlinien in Betrieb. Der
Wagenpark für die Motorwagenlinien umfaßt nach Ein-
reihung von 30 neuen Motorwagen und 15 neuen An-
hängewagen für die neuen Linien dann insgeſamt 67
Motorwagen einſchließlich der Laſtwagen und 42 Anhänge-
wagen einſchließlich der Laſt-Anhängewagen.

dr. Tarifverhandlungen in der Holzinduſtrie.

Am Montag
Vormittag begannen vor dem Einigungsamte die Tarifver-
handlungen für ſämtliche in Bau- und Möbelſchreinereien,
Möbelfabriken, Holzbearbeitungsgeſchäften, in Klavierfabriken,
ſowie in den Schreinereien der Bau- und Zimmermeiſter beſchäf-
tigten Schreiner und Maſchinenbauer. Die Verhandlungen be-
wegen ſich zwiſchen dem Arbeitgeberverband und den frei und
chriſtlich organiſierten Arbeitern. Die hauptſächlichſten Streit-
punkte bilden Durchſchnitts- und Minimallöhne, ſowie die Ak-
kordarbeit und Vertragsdauer. In der Generaldebatte zu dieſen
Punkten vertritt einleitend Schreinermeiſter Berndl die
Stellungnahme der Arbeitgeber und Arbeiterſekretär Schwar-
zer
der chriſtlichen Organiſation die der Arbeitnehmer. Gau-
vorſtand Raith des Holzarbeiterverbandes betont die Frie-
densliebe der Arbeiter und erklärt ſich ebenſo zu den Lohnver-
hältniſſen und der Tarifdauer. Die Beſeitigung des Garantie-
lohnes bei Akkordarbeiten lehnten die Arbeiter ab. Der Vor-
ſitzende ſchlägt nach längerer Debatte vor, die jetzigen Tarifver-
träge einfach weiterlaufen zu laſſen. Die Klagen im Schreiner-
gewerbe ſeien ſeit der Tarifdauer faſt völlig verſchwunden, auch
ſeien keinerlei erhebliche Störungen vorgekommen. Der Vorſchlag
des Vorſitzenden ſoll der Vollverſammlung der Arbeitgeber
unterbreitet werden; die Verhandlungen werden bis Samstag
vertagt.

* Die Schlierſeer brachten bei ihrem Gaſtſpiel im Deut-
ſchen Theater
am Samstag wieder eine Novität zur Auf-
führung, die ſich gleich den bisherigen Repertoireſtücken einer
recht beifälligen Aufnahme erfreute. Die Verfaſſerin, Frau
Hartl-Mitius, führt uns zeitgemäßerweiſe „Sherlock Holmes
im Gebirge
“ vor; aber es iſt nicht eine der Conan Doyleſchen
Geſchichten, die hier dramatiſiert worden iſt; der Detektiv, den
wir kennen lernen, iſt vielmehr nur ein entfernter Verwandter
ſeines renommierten Namensgenoſſen, und die Handlung des
Stückes iſt weit weniger als Sherlock Holmes’ verwegene Taten
geeignet, uns gruſeln zu machen und eine Gänſehaut überlaufen
zu laſſen. Der Bauer Vinzenz iſt wegen Brandſtiftungsbeſchuldi-
gung ins Zuchthaus gekommen, ſo viel er auch ſeine Unſchuld
beteuerte. Nur ſein Freund Einſele glaubt ſeinen Verſicherungen
und ſteht ihm wacker zur Seite, als er nach verbüßter Strafe
die Freiheit wieder erhält, ja er fühlt ſich berufen, den wirklichen
Täter ausfindig zu machen. Auf der Suche nach ihm ſchießt er
nun freilich die tollſten Purzelbäume, ſchließlich iſt jedoch er es,
dem der Georg Thalhammer, Vinzenz’ Liebesrivale, im Sekt-
rauſch geſteht, ſeinerzeit den Brand ſelbſt angelegt zu haben, und
Sherlock Holmes im Gebirge zeigt ſich mithin ſeines großen
Bruders immerhin würdig. — Xaver Terofal fand als Photo-
graph Einſele prächtige Gelegenheit zu erfolgreicher Betätigung
ſeiner humorvollen Kunſt, und auch die übrigen Mitwirkenden,
vor allem Georg Schüller als Vinzenz, taten ihr Möglichſtes im
Intereſſe einer effektvollen Wiedergabe der Novität, deren Autorin
zum Schluß auf der Bühne erſchien und von dem beifallsfreudigen
Publikum lebhaft begrüßt und durch reiche Kranz- und Blumen-
ſpenden ausgezeichnet wurde.

* Die Alpenvereinsſektion München (e. V.) hält am
Mittwoch, den 8. April, abends 8 Uhr im Gr. Wagners
Konzertſaal, Sonnenſtraße 23, eine außerordent-
liche Generalverſammlung
ab mit der Tages-
ordnung: 1. Ordnung der Finanzverhältniſſe;
2. Watzmannhaus-Neubau; 3. Generalverſammlung 1908
des D. u. Oe. Alpenvereins; 4. Pachtverlängerung auf den
Herzogſtandhäuſern.

dr. Oeffentliche Verſammlung der Kutſcher und Fuhrleute.

Am Sonntag Nachmittag fand die vom Transportarbeiterverband
einberufene Verſammlung der Kutſcher und Fuhrleute ſtatt. Der
Referent, Gem.-Bev. Dobler, beſprach eingehend die Verhält-
niſſe der Lohnkutſcher und Chauffeure. Nach einer längeren Dis-
kuſſion kam eine Reſolution zur Annahme, in der ausge-
ſprochen wird, daß das Vorgehen des Arbeitgeberverbandes ein
herausforderndes iſt und daß in der gegenwärtigen Zeit der
Lebensmittel- und Wohnungsverteuerung, ſowie der Erhöhung
der Steuern unter keinen Umſtänden eine Herabminderung der
Löhne, Verlängerung der Arbeitszeit ſtattfinden kann. Sollte
[Spaltenumbruch] bei den kommenden Tarifverhandlungen keine Einigung zu-
ſtande kommen, ſo verpflichten ſich die Angehörigen der Organiſa-
tion Folge zu leiſten.

* Die kgl. öffentliche Turnanſtalt iſt vom 1. April bis 30.
September für die Schüler der verſchiedenen Schulen geöffnet.
Wir verweiſen auf das Inſerat in vorliegender Nummer.

* 7. Deutſcher Taubſtummenkongreß in München.

Am
15., 16. und 17. Auguſt 1908 findet in München der 7. Deut-
ſche Taubſtummenkongreß ſtatt. Verſammlungslokal Hotel
Union, Barerſtr. 7. — Anmeldungen und Anfragen ſind zu
richten an Herrn Hch. Fick, Kunſtmaler in Neupaſing II
bei München. Alle Taubſtummen und Taubſtummen-
freunde ſind als Teilnehmer herzlichſt willkommen.

cs. Ein frecher Einbruchdiebſtahl wurde vergangene Nacht
im Geſchäft des Juweliers Silberthal, Kaufingerſtraße 14,
verübt. Gegen 3¾ Uhr morgens kam ein Schutzmann am Ge-
ſchäft vorbei. Als der Hüter der Ordnung beim Bürgerbräu-
reſtaurant angelangt war, hörte er hinter ſich ein heftiges
Klirren. Er eilte zurück und ſah ein paar Burſchen, von denen
der eine einen größeren Gegenſtand in den Händen hielt, in
der Domfreiheit gegen die Frauenkirche zu verſchwinden. Da
ſich vor dem Laden ſchon eine Gruppe von 15—20 Perſonen an-
geſammelt hatte und die Auslage offen dalag, konnte der Schutz-
mann die Flüchtigen nicht verfolgen, ſondern bewachte die Aus-
lage. Sein bald darauf hinzukommender Kollege machte ſich
an die Verfolgung. In einem engen Seitengäßchen bei der
Frauenkirche verſchwanden aber die beiden Burſchen, ohne daß
man ſie noch erreichen konnte. — Die Zertrümmerung des
Fenſters war mit einem großen, in ein blaues Schnupftuch einge-
wickelten Stein geſchehen, und zwar in einer Höhe von etwa
1½ Meter. Dort waren auf einer Glasplatte drei mit ſchweren
goldenen Uhrketten behangene, mit weißer Seide über-
zogene Ständer aufgeſtellt. Der eine der Ständer fehlte voll-
kommen, während von dem zweiten nur drei Damenuhrketten
und einige goldene Medaillons entwendet waren, den Ständer
ſelbſt aber, weil er durch die Oeffnung nicht herausgebracht werden
konnte, mußten die Einbrecher ſtehen laſſen. Der entwendete
Ständer war mit Uhrketten im Werte von 4000 Mark behangen,
und zwar waren dieſelben an ganz ſchwachen Stecknadeln ange-
hängt. Auf ihrer eiligen Flucht verloren nun die Einbrecher
den größten Teil der Ketten; es wurden von einem Schutzmann
15 Stück auf der Straße gefunden und ſpäter noch von einem
jungen Mann in den Trambahnſchienen weitere drei Stück im
Geſamtwerte von etwa 3000 Mark. Die Beute, die die Ein-
brecher in ihren Beſitz brachten, dürfte nach vorläufiger Schätzung
des Ladeninhabers einen Wert von etwa 800 Mark repräſen-
tieren.

Der Einbruch iſt mit einer beiſpielloſen Frechheit begangen
worden, da die Kaufingerſtraße ſtets belebt iſt und auch die
Auslagfenſter hell erleuchtet waren. Heute in aller Frühe wurden
ſchon in einer Reihe von Lokalen Razzien abgehalten; es wurden
dabei zwei Burſchen abgefaßt, in deren Beſitz man etwa 20 Stück
Nachſchlüſſel und Dietriche fand; die Einbrecher waren dies
aber nicht.

is. Unglücklicher Sturz.

Im Hauſe 71 an der Thalkirchner-
ſtraße ſtürzte heute nacht der 35 Jahre alte verheiratete
Schreiner Wirnfer infolge Schlaftrunkenheit vom Treppen-
geländer des 2. Stockwerkes in den 1. Stock; er blieb bewußtlos
liegen. In die Chirurgiſche Klinik geſchafft, verſchied er dort
bald an den erlittenen Verletzungen.



Bayeriſche Chronik.
Die Wahl in Erding.

Bei der heute nachmittag erfolg-
ten Landtagserſatzwahl im Wahlkreiſe Erding-Dorfen er-
hielten: Hupfer (Zentr.) 2991, Holzmann (lib.) 302
und Pfarrer Aicher (Zentr.) 698 Stimmen. Zerſplittert
ſind 8 Stimmen. Hupfer (Ztr.) iſt ſomit gewählt.

Bei der Wahl am 31. Mai 1907 hatte der inzwiſchen
verſtorbene Vertreter des Zentrums, Anton Ecker, 2886,
ſein ultramontaner Gegenkandidat 182 Stimmen erhalten,
der Bauernbund hatte 458, die Sozialdemokraten 80 Stim-
men aufgebracht. — Der Erfolg des Herrn Hupfer iſt an-
geſichts der ſkrupelloſen und keineswegs ſehr chriſtlichen
Agitation des Herrn Pfarrer Aicher recht beträchtlich. Die
liberale Kandidatur hatte, wie vorauszuſehen war und von
allen Kennern der Verhältniſſe auch vorausgeſehen worden
iſt, keine große Bedeutung; hoffentlich arbeitet die junge
liberale Organiſation des Kreiſes tapfer weiter!



[Spaltenumbruch]
* Miniſtervortrag.

Se. kgl. Hoheit der Prinz-
regent
hat geſtern mittag den Staatsminiſter der Fi-
nanzen, Ritter v. Pfaff, zum Vortrag empfangen.

* Kammer der Relchsräte.

Die 12. öffentliche Plenar-
ſitzung findet am Samstag, den 28. März, vormittags
10 Uhr, mit folgender Tagesordnung ſtatt: Antrag Dr.
Heim-Held betr. Errichtung eines ſtaatlichen Port-
landzementwerkes;
Antrag des Grafen zu
Törring
-Jettenbach betr. Nutzungen aus der
bayeriſchen Staatswaldungen; Auguſtiner
ſtock;
Antrag Dr. Jäger-Dr. Pichler betr. Verkehr mit
Kraftwagen.

* Der Nationalliberale Kreisausſchuß der Oberpfalz
tagt am Sonntag. den 12. April, in Schwandorf. Nach-
mittags ſpricht Reichstagsabgeordneter Beck über „Die
politiſchen Zeit- und Streitfragen“ in Vertretung des
verhinderten Reichstagsabgeordneten Grafen Oriola.



Der Kurier für Niederbayer
meldet: In Bruckbergerau drang heute nachmittag ein
bis jetzt unbekannter Mann in die Behauſung des Gütlers
Wimmer, ermordete die dort anweſende Ehefrau
des Wimmer
und deſſen halbjähriges Kind, das in
der Wiege lag. Sämtliche Käſten waren erbrochen, doch
konnte noch nicht feſtgeſtellt werden, was geraubt wurde.
Ein Knabe des Wimmer, der etwas vom Anweſen entfernt
geſpielt hatte, und ſich ein Stück Brot holen wollte, fand
ſeine Mutter und ſein Schweſterchen mit durchſchnittenem
Halſe in der Wohnung auf. Von dem Täter hat man noch
keine Spur. Dringend verdächtig iſt ein mittelgroßer unter
ſetzter Mann, welcher nach Verübung der Tat in den Auen
gegen Bruckbergerau zu ging. Ein Aermel iſt vermutlich
blutbefleckt.

Geſtern wurde in einer Wirtſchaft
in Keilberg bei Regensburg der verheiratete Maurer Fried-
mann
von einem jungen Mann namens Rockinger er-
ſchlagen
.

Eine Submiſſionsblüte, wie
ſie wohl ſelten vorkommen dürfte, zeitigte heute die Vergebung
der Bauarbeiten zur Kanaliſation in einem äußeren Viertel
der Stadt. Das Mindeſtgebot (Firma Zweier-Bamberg) betrug
59,501.25 M und das Höchſtgebot (Dickerhof u. Wittmann-Mün-
chen) 143.843 M. Das gibt eine Differenz von 84,342.75 M.

[irrelevantes Material]


[Spaltenumbruch]

mentalwerken des modernen Italiens eines der intereſſanteſten,
fand eine geradezu virtuoſe Wiedergabe, virtuos namentlich, was
das aufs feinſte abgetönte, die horrenden Schwierigkeiten mit
ſpielender Leichtigkeit überwindende Zuſammenſpiel anlangt.
Entzückend war insbeſondere das originelle Scherzo im -Takt.
Dem Publikum freilich ſchien die Polacca im Beethovenſchen
Streichtrio op. 8 faſt noch beſſer zu gefallen; in der Tat war
auch dieſe Darbietung ein Kabinettſtück, wie man es ſelten wieder
finden wird. Ueberhaupt brachten uns unſere Künſtler durch
ihre vollendete Interpretation die ſtupende Genialität dieſes in
kräftigſter Jugendfriſche prangenden Frühwerkes Beethovens voll
zum Bewußtſein. Der Form nach der harmloſen Gattung der
ſuitenmäßigen Kaſſationsliteratur zugehörig, hat die „Serenade“
in Wahrheit damit ebenſowenig zu tun wie Beethovens Sym-
phonien mit der zunächſt als leicht ausführbare Dilettantenmuſik
berechneten Symphonie des 18. Jahrhunderts. Den Beſchluß des
Abends bildete Brahms’ gehaltvolles Klarinettenquintett in
H-moll, bei deſſen den übrigen Leiſtungen des Abends eben-
bürtiger Ausführung Kammermuſiker Karl Wagner, den man
ja ſchon von der „Bläſervereinigung“ als trefflichen Kammer-
muſikſpieler kennt, das Enſemble aufs beſte ergänzte.

* Kleine Mitteilungen.

Am Wurzburger Stadt-
theater
gaſtierte Frl. Tilde Wagner aus Frankfurt a. M.
mit großem Erfolge als Agathe im „Freiſchütz“ und wurde für
die nächſte Saiſon verpflichtet.

Kaim-Konzert.

Im Intereſſe der Abonnenten ſei noch-
mals darauf aufmerkſam gemacht, daß das 10. Kaim-Kon-
zert
nicht heute, ſondern morgen, Dienstag, ſtattfindet.

Wilhelm Backhaus iſt in Leipzig an Influenza erkrankt.
Sein auf nächſten Dienstag im Jahreszeiten-Saale anberaumter
zweiter Klavierabend muß infolgedeſſen auf Dienstag, den
31. März, verſchoben werden. Der Abend findet zu populären
Preiſen ſtatt und werden die Inhaber der auf 24. März lauten-
den Karten gebeten, ihre Plätze in der Hofbuchhandlung Karl
Schüler, Maximilianſtraße 2, umzutauſchen.

Konzert.

Sophie Blum, eine junge Münchener Geigerin,
gibt am Dienstag, den 24. März, im Muſeum ein Konzert unter
Mitwirkung von Prof. Aug. Schmid-Lindner. Das Pro-
gramm enthält außer der Sonate in A-moll (op. 19) von Rubin-
[Spaltenumbruch] ſtein und dem G-moll-Konzert von Bruch zwei kleinere Stücke
des früh verſtorbenen Müncheners Felix v. Rath und eine Sonate
in D-moll (op. 30) unſeres heimiſchen Komponiſten Anton
Beer-Walbrunn. (Karten bei Otto Bauer, Maximilian-
ſtraße 5.)



Bildende Kunſt.
* Kgl. Glyptothek.

Die Münchener Glyptothek iſt im
Begriff, eine antike griechiſche Originalplaſtik, eine 2.20
Meter hohe, aus pariſchem Marmor gebildete Statue
eines Gottes
zu erwerben, die in das 6. Jahrhundert
zu ſetzen iſt und ſtiliſtiſch zwiſchen den Aegineten und dem
Apoll von Tenea ſteht. Für das von den Fachleuten ſehr
hochgeſchätzte antike Kunſtwerk wurden, wie es heißt,
163,000 Mark bezahlt.

* Münchener Auktionen.

Eine ſehr intereſſante Sammlung
von Erzeugniſſen oberbayeriſcher Bauernkunſt iſt
zurzeit in der Galerie Helbing ausgeſtellt und kommt daſelbſt
am Donnerstag, den 26. d. M., zur Verſteigerung. Es iſt der
Beſitz des Herrn Anton Dietl, Beſtände, die bisher im Gemeinde-
haus zu Aying (Oberbayern) als „Muſeum“ aufgeſtellt waren
und daher vielen Freunden der Volkskunſt bereits bekannt ſind.
Die Sammlung, deren Beſchreibung ein Vorwort des bekannten
Spezialforſchers für oberbayeriſche Volkskunſt, des Architekten
Fr. Zell, einleitet, enthält erſtens nur alte Objekte, alſo keinerlei
Erzeugniſſe moderner Dorfinduſtrie, ſodann hauptſächlich Gegen-
ſtände aus dem Ayinger Bezirk. Dieſe Beſchränkung verleiht dem
Enſemble naturgemäß einen beſonderen Wert, der erhöht wird
durch die Vollſtändigkeit des innerhalb der angedeuteten Grenzen
Geſammelten. Wir finden da die verſchiedenen Manifeſtationen
der Bauernkunſt, alles, was der Bauer braucht und was er ſchätzt.
Zunächſt eine reiche Abteilung religiöſer Bauernkunſt, dabei ſehr
beachtenswerte frühe Hafnerarbeiten (Madonnen, Heiligen-
figuren, Weihwaſſerbecken) und Holzſchnitzereien, beſonders aber
die in der Gegend ſehr beliebten Glasbilder (meiſt gute Ammer-
gauer Arbeiten), ſodann ganz ſinguläre Schmiedearbeiten, ſchließ-
lich Wachsſtöcke von feiner reicher Arbeit, Gebetbücher, von
[Spaltenumbruch] Bauern ſelbſt ſorgfältig geſchrieben, illuminiert und mit ſchönem
bunten Vorſatzpapier eingebunden. Die zweite Abteilung um-
faßt alte Bauernmöbel von der Rokoko- bis zur Biedermeierzeit,
dabei einige ſehr charakteriſtiſche Muſeumſtücke und Raritäten,
z. B. alte Rokoko-Himmelbettladen. In der dritten Abteilung
„Allerlei Hausrat“ treffen wir eine Menge kulturhiſtoriſch inter-
eſſante Stücke, von den Habererwaffen bis zu Talismanen. —
Am nächſten Tag, den 27. März, findet in der Galerie Helbing
eine Auktion chineſiſcher und japaniſcher Kunſt-
gegenſtände
ſtatt (Sammlung J. J. Wilgaard-Apenrade).
Es ſind vorwiegend Arbeiten in Fayence, Porzellan und Jade,
Bronze, Kupferemaille, Edelholz und Elfenbein, eine Reihe
intereſſanter Lackarbeiten, Textilien, Originalzeichnungen und
Farbholzſchnitte beſchließt dieſe Sammlung.

* Kleine Kunſtnachrichten.

Die graphiſche Kunſthandlung
Steinicke, Leopoldſtraße 23, veranſtaltet demnächſt eine umfaſſende
Kollektiv-Ausſtellung von Käthe Kollwitz-Originalradie-
rungen und -zeichnungen. — Zum Neubau des Stadt-
theaters in Lübeck
, bekanntlich eine Schöpfung von Pro-
feſſor Martin Dülfer (Dresden), ſtifteten zur künſtleriſchen
Ausſchmückung des Hauſes Private die Summe von 40,000 M.



Von Frauen — für Frauen.
* Aus Zeitſchriften.

Das Märzheft der Neuen Gene-
ration
(Herausgeberin Dr. phil. Helene Stöcker) enthält
wieder eine reiche Fülle neuen Materials auf dem Gebiete der
Ethik, mancherlei Anregungen und Forderungen in ſozialhygieni-
ſcher Beziehung. Aus dem Inhalte des Heftes ſeien folgende
Abhandlungen hervorgehoben: Dr. phil. Helene Stöcker: Rahel
Varnhagen in Liebe und Ehe. — Dir. Dr. Wilhelm Böhmert-
Bremen: Die Säuglingsſterblichkeit in Deutſchland und ihre Ur-
ſachen. — Robert Heſſen: Proſtitution in Japan. — Henriette
Fürth: Mutterſchaft und Beruf. — Literariſche Berichte. —
Zeitungsſchau. — Aus der Tagesgeſchichte. — Mitteilungen des
Bundes für Mutterſchutz. — Bibliographie. Probenummern
gratis durch den Verlag Oeſterheld u. Co., Berlin W. 15, Lietzen-
burgerſtraße 48.

[irrelevantes Material]
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&#x017F;eine Mutter und &#x017F;ein Schwe&#x017F;terchen mit durch&#x017F;chnittenem<lb/>
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fand eine geradezu virtuo&#x017F;e Wiedergabe, virtuos namentlich, was<lb/>
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Entzückend war insbe&#x017F;ondere das originelle Scherzo im <formula notation="TeX">\frac{9}{4}</formula>-Takt.<lb/>
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&#x017F;uitenmäßigen Ka&#x017F;&#x017F;ationsliteratur zugehörig, hat die &#x201E;Serenade&#x201C;<lb/>
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Prei&#x017F;en &#x017F;tatt und werden die Inhaber der auf 24. März lauten-<lb/>
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[4/0004] München, Dienstag Allgemeine Zeitung 24. März 1908. Nr. 138. 1. Juni die Linien Bad Kiſſingen-Brückenau, dann Bad Reichenhall-Unken und Bad Rei- chenhall-Thumſee, am 6. Juni die Linie Kochel- Mittenwald und am 1. Juli die Linie Paſſau- Schönberg. Mit Eröffnung dieſer Linien ſind ſodann insgeſamt 17 ſtaatliche Motorwagenlinien in Betrieb. Der Wagenpark für die Motorwagenlinien umfaßt nach Ein- reihung von 30 neuen Motorwagen und 15 neuen An- hängewagen für die neuen Linien dann insgeſamt 67 Motorwagen einſchließlich der Laſtwagen und 42 Anhänge- wagen einſchließlich der Laſt-Anhängewagen. dr. Tarifverhandlungen in der Holzinduſtrie. Am Montag Vormittag begannen vor dem Einigungsamte die Tarifver- handlungen für ſämtliche in Bau- und Möbelſchreinereien, Möbelfabriken, Holzbearbeitungsgeſchäften, in Klavierfabriken, ſowie in den Schreinereien der Bau- und Zimmermeiſter beſchäf- tigten Schreiner und Maſchinenbauer. Die Verhandlungen be- wegen ſich zwiſchen dem Arbeitgeberverband und den frei und chriſtlich organiſierten Arbeitern. Die hauptſächlichſten Streit- punkte bilden Durchſchnitts- und Minimallöhne, ſowie die Ak- kordarbeit und Vertragsdauer. In der Generaldebatte zu dieſen Punkten vertritt einleitend Schreinermeiſter Berndl die Stellungnahme der Arbeitgeber und Arbeiterſekretär Schwar- zer der chriſtlichen Organiſation die der Arbeitnehmer. Gau- vorſtand Raith des Holzarbeiterverbandes betont die Frie- densliebe der Arbeiter und erklärt ſich ebenſo zu den Lohnver- hältniſſen und der Tarifdauer. Die Beſeitigung des Garantie- lohnes bei Akkordarbeiten lehnten die Arbeiter ab. Der Vor- ſitzende ſchlägt nach längerer Debatte vor, die jetzigen Tarifver- träge einfach weiterlaufen zu laſſen. Die Klagen im Schreiner- gewerbe ſeien ſeit der Tarifdauer faſt völlig verſchwunden, auch ſeien keinerlei erhebliche Störungen vorgekommen. Der Vorſchlag des Vorſitzenden ſoll der Vollverſammlung der Arbeitgeber unterbreitet werden; die Verhandlungen werden bis Samstag vertagt. * Die Schlierſeer brachten bei ihrem Gaſtſpiel im Deut- ſchen Theater am Samstag wieder eine Novität zur Auf- führung, die ſich gleich den bisherigen Repertoireſtücken einer recht beifälligen Aufnahme erfreute. Die Verfaſſerin, Frau Hartl-Mitius, führt uns zeitgemäßerweiſe „Sherlock Holmes im Gebirge“ vor; aber es iſt nicht eine der Conan Doyleſchen Geſchichten, die hier dramatiſiert worden iſt; der Detektiv, den wir kennen lernen, iſt vielmehr nur ein entfernter Verwandter ſeines renommierten Namensgenoſſen, und die Handlung des Stückes iſt weit weniger als Sherlock Holmes’ verwegene Taten geeignet, uns gruſeln zu machen und eine Gänſehaut überlaufen zu laſſen. Der Bauer Vinzenz iſt wegen Brandſtiftungsbeſchuldi- gung ins Zuchthaus gekommen, ſo viel er auch ſeine Unſchuld beteuerte. Nur ſein Freund Einſele glaubt ſeinen Verſicherungen und ſteht ihm wacker zur Seite, als er nach verbüßter Strafe die Freiheit wieder erhält, ja er fühlt ſich berufen, den wirklichen Täter ausfindig zu machen. Auf der Suche nach ihm ſchießt er nun freilich die tollſten Purzelbäume, ſchließlich iſt jedoch er es, dem der Georg Thalhammer, Vinzenz’ Liebesrivale, im Sekt- rauſch geſteht, ſeinerzeit den Brand ſelbſt angelegt zu haben, und Sherlock Holmes im Gebirge zeigt ſich mithin ſeines großen Bruders immerhin würdig. — Xaver Terofal fand als Photo- graph Einſele prächtige Gelegenheit zu erfolgreicher Betätigung ſeiner humorvollen Kunſt, und auch die übrigen Mitwirkenden, vor allem Georg Schüller als Vinzenz, taten ihr Möglichſtes im Intereſſe einer effektvollen Wiedergabe der Novität, deren Autorin zum Schluß auf der Bühne erſchien und von dem beifallsfreudigen Publikum lebhaft begrüßt und durch reiche Kranz- und Blumen- ſpenden ausgezeichnet wurde. * Die Alpenvereinsſektion München (e. V.) hält am Mittwoch, den 8. April, abends 8 Uhr im Gr. Wagners Konzertſaal, Sonnenſtraße 23, eine außerordent- liche Generalverſammlung ab mit der Tages- ordnung: 1. Ordnung der Finanzverhältniſſe; 2. Watzmannhaus-Neubau; 3. Generalverſammlung 1908 des D. u. Oe. Alpenvereins; 4. Pachtverlängerung auf den Herzogſtandhäuſern. dr. Oeffentliche Verſammlung der Kutſcher und Fuhrleute. Am Sonntag Nachmittag fand die vom Transportarbeiterverband einberufene Verſammlung der Kutſcher und Fuhrleute ſtatt. Der Referent, Gem.-Bev. Dobler, beſprach eingehend die Verhält- niſſe der Lohnkutſcher und Chauffeure. Nach einer längeren Dis- kuſſion kam eine Reſolution zur Annahme, in der ausge- ſprochen wird, daß das Vorgehen des Arbeitgeberverbandes ein herausforderndes iſt und daß in der gegenwärtigen Zeit der Lebensmittel- und Wohnungsverteuerung, ſowie der Erhöhung der Steuern unter keinen Umſtänden eine Herabminderung der Löhne, Verlängerung der Arbeitszeit ſtattfinden kann. Sollte bei den kommenden Tarifverhandlungen keine Einigung zu- ſtande kommen, ſo verpflichten ſich die Angehörigen der Organiſa- tion Folge zu leiſten. * Die kgl. öffentliche Turnanſtalt iſt vom 1. April bis 30. September für die Schüler der verſchiedenen Schulen geöffnet. Wir verweiſen auf das Inſerat in vorliegender Nummer. * 7. Deutſcher Taubſtummenkongreß in München. Am 15., 16. und 17. Auguſt 1908 findet in München der 7. Deut- ſche Taubſtummenkongreß ſtatt. Verſammlungslokal Hotel Union, Barerſtr. 7. — Anmeldungen und Anfragen ſind zu richten an Herrn Hch. Fick, Kunſtmaler in Neupaſing II bei München. Alle Taubſtummen und Taubſtummen- freunde ſind als Teilnehmer herzlichſt willkommen. cs. Ein frecher Einbruchdiebſtahl wurde vergangene Nacht im Geſchäft des Juweliers Silberthal, Kaufingerſtraße 14, verübt. Gegen 3¾ Uhr morgens kam ein Schutzmann am Ge- ſchäft vorbei. Als der Hüter der Ordnung beim Bürgerbräu- reſtaurant angelangt war, hörte er hinter ſich ein heftiges Klirren. Er eilte zurück und ſah ein paar Burſchen, von denen der eine einen größeren Gegenſtand in den Händen hielt, in der Domfreiheit gegen die Frauenkirche zu verſchwinden. Da ſich vor dem Laden ſchon eine Gruppe von 15—20 Perſonen an- geſammelt hatte und die Auslage offen dalag, konnte der Schutz- mann die Flüchtigen nicht verfolgen, ſondern bewachte die Aus- lage. Sein bald darauf hinzukommender Kollege machte ſich an die Verfolgung. In einem engen Seitengäßchen bei der Frauenkirche verſchwanden aber die beiden Burſchen, ohne daß man ſie noch erreichen konnte. — Die Zertrümmerung des Fenſters war mit einem großen, in ein blaues Schnupftuch einge- wickelten Stein geſchehen, und zwar in einer Höhe von etwa 1½ Meter. Dort waren auf einer Glasplatte drei mit ſchweren goldenen Uhrketten behangene, mit weißer Seide über- zogene Ständer aufgeſtellt. Der eine der Ständer fehlte voll- kommen, während von dem zweiten nur drei Damenuhrketten und einige goldene Medaillons entwendet waren, den Ständer ſelbſt aber, weil er durch die Oeffnung nicht herausgebracht werden konnte, mußten die Einbrecher ſtehen laſſen. Der entwendete Ständer war mit Uhrketten im Werte von 4000 Mark behangen, und zwar waren dieſelben an ganz ſchwachen Stecknadeln ange- hängt. Auf ihrer eiligen Flucht verloren nun die Einbrecher den größten Teil der Ketten; es wurden von einem Schutzmann 15 Stück auf der Straße gefunden und ſpäter noch von einem jungen Mann in den Trambahnſchienen weitere drei Stück im Geſamtwerte von etwa 3000 Mark. Die Beute, die die Ein- brecher in ihren Beſitz brachten, dürfte nach vorläufiger Schätzung des Ladeninhabers einen Wert von etwa 800 Mark repräſen- tieren. Der Einbruch iſt mit einer beiſpielloſen Frechheit begangen worden, da die Kaufingerſtraße ſtets belebt iſt und auch die Auslagfenſter hell erleuchtet waren. Heute in aller Frühe wurden ſchon in einer Reihe von Lokalen Razzien abgehalten; es wurden dabei zwei Burſchen abgefaßt, in deren Beſitz man etwa 20 Stück Nachſchlüſſel und Dietriche fand; die Einbrecher waren dies aber nicht. is. Unglücklicher Sturz. Im Hauſe 71 an der Thalkirchner- ſtraße ſtürzte heute nacht der 35 Jahre alte verheiratete Schreiner Wirnfer infolge Schlaftrunkenheit vom Treppen- geländer des 2. Stockwerkes in den 1. Stock; er blieb bewußtlos liegen. In die Chirurgiſche Klinik geſchafft, verſchied er dort bald an den erlittenen Verletzungen. Bayeriſche Chronik. Die Wahl in Erding. * Erding, 22. März. Bei der heute nachmittag erfolg- ten Landtagserſatzwahl im Wahlkreiſe Erding-Dorfen er- hielten: Hupfer (Zentr.) 2991, Holzmann (lib.) 302 und Pfarrer Aicher (Zentr.) 698 Stimmen. Zerſplittert ſind 8 Stimmen. Hupfer (Ztr.) iſt ſomit gewählt. Bei der Wahl am 31. Mai 1907 hatte der inzwiſchen verſtorbene Vertreter des Zentrums, Anton Ecker, 2886, ſein ultramontaner Gegenkandidat 182 Stimmen erhalten, der Bauernbund hatte 458, die Sozialdemokraten 80 Stim- men aufgebracht. — Der Erfolg des Herrn Hupfer iſt an- geſichts der ſkrupelloſen und keineswegs ſehr chriſtlichen Agitation des Herrn Pfarrer Aicher recht beträchtlich. Die liberale Kandidatur hatte, wie vorauszuſehen war und von allen Kennern der Verhältniſſe auch vorausgeſehen worden iſt, keine große Bedeutung; hoffentlich arbeitet die junge liberale Organiſation des Kreiſes tapfer weiter! * Miniſtervortrag. Se. kgl. Hoheit der Prinz- regent hat geſtern mittag den Staatsminiſter der Fi- nanzen, Ritter v. Pfaff, zum Vortrag empfangen. * Kammer der Relchsräte. Die 12. öffentliche Plenar- ſitzung findet am Samstag, den 28. März, vormittags 10 Uhr, mit folgender Tagesordnung ſtatt: Antrag Dr. Heim-Held betr. Errichtung eines ſtaatlichen Port- landzementwerkes; Antrag des Grafen zu Törring-Jettenbach betr. Nutzungen aus der bayeriſchen Staatswaldungen; Auguſtiner ſtock; Antrag Dr. Jäger-Dr. Pichler betr. Verkehr mit Kraftwagen. * Der Nationalliberale Kreisausſchuß der Oberpfalz tagt am Sonntag. den 12. April, in Schwandorf. Nach- mittags ſpricht Reichstagsabgeordneter Beck über „Die politiſchen Zeit- und Streitfragen“ in Vertretung des verhinderten Reichstagsabgeordneten Grafen Oriola. * Landshut, 22. März. Der Kurier für Niederbayer meldet: In Bruckbergerau drang heute nachmittag ein bis jetzt unbekannter Mann in die Behauſung des Gütlers Wimmer, ermordete die dort anweſende Ehefrau des Wimmer und deſſen halbjähriges Kind, das in der Wiege lag. Sämtliche Käſten waren erbrochen, doch konnte noch nicht feſtgeſtellt werden, was geraubt wurde. Ein Knabe des Wimmer, der etwas vom Anweſen entfernt geſpielt hatte, und ſich ein Stück Brot holen wollte, fand ſeine Mutter und ſein Schweſterchen mit durchſchnittenem Halſe in der Wohnung auf. Von dem Täter hat man noch keine Spur. Dringend verdächtig iſt ein mittelgroßer unter ſetzter Mann, welcher nach Verübung der Tat in den Auen gegen Bruckbergerau zu ging. Ein Aermel iſt vermutlich blutbefleckt. * Regensburg, 22. März. Geſtern wurde in einer Wirtſchaft in Keilberg bei Regensburg der verheiratete Maurer Fried- mann von einem jungen Mann namens Rockinger er- ſchlagen. F. Bamberg, 21. März. Eine Submiſſionsblüte, wie ſie wohl ſelten vorkommen dürfte, zeitigte heute die Vergebung der Bauarbeiten zur Kanaliſation in einem äußeren Viertel der Stadt. Das Mindeſtgebot (Firma Zweier-Bamberg) betrug 59,501.25 M und das Höchſtgebot (Dickerhof u. Wittmann-Mün- chen) 143.843 M. Das gibt eine Differenz von 84,342.75 M. _ mentalwerken des modernen Italiens eines der intereſſanteſten, fand eine geradezu virtuoſe Wiedergabe, virtuos namentlich, was das aufs feinſte abgetönte, die horrenden Schwierigkeiten mit ſpielender Leichtigkeit überwindende Zuſammenſpiel anlangt. Entzückend war insbeſondere das originelle Scherzo im [FORMEL]-Takt. Dem Publikum freilich ſchien die Polacca im Beethovenſchen Streichtrio op. 8 faſt noch beſſer zu gefallen; in der Tat war auch dieſe Darbietung ein Kabinettſtück, wie man es ſelten wieder finden wird. Ueberhaupt brachten uns unſere Künſtler durch ihre vollendete Interpretation die ſtupende Genialität dieſes in kräftigſter Jugendfriſche prangenden Frühwerkes Beethovens voll zum Bewußtſein. Der Form nach der harmloſen Gattung der ſuitenmäßigen Kaſſationsliteratur zugehörig, hat die „Serenade“ in Wahrheit damit ebenſowenig zu tun wie Beethovens Sym- phonien mit der zunächſt als leicht ausführbare Dilettantenmuſik berechneten Symphonie des 18. Jahrhunderts. Den Beſchluß des Abends bildete Brahms’ gehaltvolles Klarinettenquintett in H-moll, bei deſſen den übrigen Leiſtungen des Abends eben- bürtiger Ausführung Kammermuſiker Karl Wagner, den man ja ſchon von der „Bläſervereinigung“ als trefflichen Kammer- muſikſpieler kennt, das Enſemble aufs beſte ergänzte. * Kleine Mitteilungen. Am Wurzburger Stadt- theater gaſtierte Frl. Tilde Wagner aus Frankfurt a. M. mit großem Erfolge als Agathe im „Freiſchütz“ und wurde für die nächſte Saiſon verpflichtet. † Kaim-Konzert. Im Intereſſe der Abonnenten ſei noch- mals darauf aufmerkſam gemacht, daß das 10. Kaim-Kon- zert nicht heute, ſondern morgen, Dienstag, ſtattfindet. † Wilhelm Backhaus iſt in Leipzig an Influenza erkrankt. Sein auf nächſten Dienstag im Jahreszeiten-Saale anberaumter zweiter Klavierabend muß infolgedeſſen auf Dienstag, den 31. März, verſchoben werden. Der Abend findet zu populären Preiſen ſtatt und werden die Inhaber der auf 24. März lauten- den Karten gebeten, ihre Plätze in der Hofbuchhandlung Karl Schüler, Maximilianſtraße 2, umzutauſchen. † Konzert. Sophie Blum, eine junge Münchener Geigerin, gibt am Dienstag, den 24. März, im Muſeum ein Konzert unter Mitwirkung von Prof. Aug. Schmid-Lindner. Das Pro- gramm enthält außer der Sonate in A-moll (op. 19) von Rubin- ſtein und dem G-moll-Konzert von Bruch zwei kleinere Stücke des früh verſtorbenen Müncheners Felix v. Rath und eine Sonate in D-moll (op. 30) unſeres heimiſchen Komponiſten Anton Beer-Walbrunn. (Karten bei Otto Bauer, Maximilian- ſtraße 5.) Bildende Kunſt. * Kgl. Glyptothek. Die Münchener Glyptothek iſt im Begriff, eine antike griechiſche Originalplaſtik, eine 2.20 Meter hohe, aus pariſchem Marmor gebildete Statue eines Gottes zu erwerben, die in das 6. Jahrhundert zu ſetzen iſt und ſtiliſtiſch zwiſchen den Aegineten und dem Apoll von Tenea ſteht. Für das von den Fachleuten ſehr hochgeſchätzte antike Kunſtwerk wurden, wie es heißt, 163,000 Mark bezahlt. * Münchener Auktionen. Eine ſehr intereſſante Sammlung von Erzeugniſſen oberbayeriſcher Bauernkunſt iſt zurzeit in der Galerie Helbing ausgeſtellt und kommt daſelbſt am Donnerstag, den 26. d. M., zur Verſteigerung. Es iſt der Beſitz des Herrn Anton Dietl, Beſtände, die bisher im Gemeinde- haus zu Aying (Oberbayern) als „Muſeum“ aufgeſtellt waren und daher vielen Freunden der Volkskunſt bereits bekannt ſind. Die Sammlung, deren Beſchreibung ein Vorwort des bekannten Spezialforſchers für oberbayeriſche Volkskunſt, des Architekten Fr. Zell, einleitet, enthält erſtens nur alte Objekte, alſo keinerlei Erzeugniſſe moderner Dorfinduſtrie, ſodann hauptſächlich Gegen- ſtände aus dem Ayinger Bezirk. Dieſe Beſchränkung verleiht dem Enſemble naturgemäß einen beſonderen Wert, der erhöht wird durch die Vollſtändigkeit des innerhalb der angedeuteten Grenzen Geſammelten. Wir finden da die verſchiedenen Manifeſtationen der Bauernkunſt, alles, was der Bauer braucht und was er ſchätzt. Zunächſt eine reiche Abteilung religiöſer Bauernkunſt, dabei ſehr beachtenswerte frühe Hafnerarbeiten (Madonnen, Heiligen- figuren, Weihwaſſerbecken) und Holzſchnitzereien, beſonders aber die in der Gegend ſehr beliebten Glasbilder (meiſt gute Ammer- gauer Arbeiten), ſodann ganz ſinguläre Schmiedearbeiten, ſchließ- lich Wachsſtöcke von feiner reicher Arbeit, Gebetbücher, von Bauern ſelbſt ſorgfältig geſchrieben, illuminiert und mit ſchönem bunten Vorſatzpapier eingebunden. Die zweite Abteilung um- faßt alte Bauernmöbel von der Rokoko- bis zur Biedermeierzeit, dabei einige ſehr charakteriſtiſche Muſeumſtücke und Raritäten, z. B. alte Rokoko-Himmelbettladen. In der dritten Abteilung „Allerlei Hausrat“ treffen wir eine Menge kulturhiſtoriſch inter- eſſante Stücke, von den Habererwaffen bis zu Talismanen. — Am nächſten Tag, den 27. März, findet in der Galerie Helbing eine Auktion chineſiſcher und japaniſcher Kunſt- gegenſtände ſtatt (Sammlung J. J. Wilgaard-Apenrade). Es ſind vorwiegend Arbeiten in Fayence, Porzellan und Jade, Bronze, Kupferemaille, Edelholz und Elfenbein, eine Reihe intereſſanter Lackarbeiten, Textilien, Originalzeichnungen und Farbholzſchnitte beſchließt dieſe Sammlung. * Kleine Kunſtnachrichten. Die graphiſche Kunſthandlung Steinicke, Leopoldſtraße 23, veranſtaltet demnächſt eine umfaſſende Kollektiv-Ausſtellung von Käthe Kollwitz-Originalradie- rungen und -zeichnungen. — Zum Neubau des Stadt- theaters in Lübeck, bekanntlich eine Schöpfung von Pro- feſſor Martin Dülfer (Dresden), ſtifteten zur künſtleriſchen Ausſchmückung des Hauſes Private die Summe von 40,000 M. Von Frauen — für Frauen. * Aus Zeitſchriften. Das Märzheft der Neuen Gene- ration (Herausgeberin Dr. phil. Helene Stöcker) enthält wieder eine reiche Fülle neuen Materials auf dem Gebiete der Ethik, mancherlei Anregungen und Forderungen in ſozialhygieni- ſcher Beziehung. Aus dem Inhalte des Heftes ſeien folgende Abhandlungen hervorgehoben: Dr. phil. Helene Stöcker: Rahel Varnhagen in Liebe und Ehe. — Dir. Dr. Wilhelm Böhmert- Bremen: Die Säuglingsſterblichkeit in Deutſchland und ihre Ur- ſachen. — Robert Heſſen: Proſtitution in Japan. — Henriette Fürth: Mutterſchaft und Beruf. — Literariſche Berichte. — Zeitungsſchau. — Aus der Tagesgeſchichte. — Mitteilungen des Bundes für Mutterſchutz. — Bibliographie. Probenummern gratis durch den Verlag Oeſterheld u. Co., Berlin W. 15, Lietzen- burgerſtraße 48. _

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 138, 24. März 1908, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine138_1908/4>, abgerufen am 17.06.2024.