Allgemeine Zeitung, Nr. 137, 23. März 1908.München, Montag Allgemeine Zeitung 23. Marz 1908. Nr. 137. [Spaltenumbruch]
Fällen handelte es sich, wie die Leicheneröffnung ergab, um * Todesfall. Heute morgen ist Kreisschulrat Max Greisl, * Selbstmordversuch. Am Südlichen Friedhof schoß sich * Hotel Wagner vorm. Trefler. "Nomina sunt odiosa" wird * Das Imperial-Theater, Schützenstraße 1a, bildet mit seinem Inhalt der Unterhaltungsbeilage "Der Sonntag": Gedichte. Von Ferdinand Frhrn. v. Paungarten. Zwei Beethoven-Briefe. Mitgeteilt von Ernst Rychnovsky. Dißiplin im Theater. Von Olga Wohlbrück. Die Konkurrenz der Frau. Von Dr. Käthe Schirmacher- Paris. Pariser Modebrief. Von Elisabeth. Schachzeitung. -- Photographische Rundschau. Bayerische Chronik. Reichsratsausschuß und Augustinerstock. * Der Finanzausschuß der Reichsrats- Der Landesverband der Magistratsbeamtenvereine der unmittel- baren Städte des Königreiches Bayern hielt am 15. März in Regensburg eine außerordentliche Gene- Nach den Satzungen des Landesverbandes können Mitglieder Der nun seit 8 Jahren bestehende Landesverband der Magi- Im weiteren Verlaufe der Versammlung wurde eine Ab- Da der bisherige Vorsitzende Herr Oberinspektor Schmid Für den als 1. Vorsitzenden gewählten bisherigen Obmann, * Ministervortrag. Se. kgl. Hoh. der Prinzregent hat * Der neue Domkapitular. Wir erhalten folgende Zuschrift: r. Augsburg, 21. März. 11.06 V. (Privattelegramm.) Deutscher Reichstag. 131. Plenarsitzung. * Berlin, 21, März.Etat für Kiautschau. Am Bundesratstisch: Staatssekretär v. Tirpitz. Auf der Tagesordnung steht zunächst die Beratung des Die Budgetkommission hat einige Abstriche gemacht. Staatssekretär v. Tirpitz: Unterstaatssekretär des Auswärtigen Amtes Stemrich: Staatssekretär v. Tirpitz: Darauf werden die ordentlichen Ausgaben nach Folgende Resolution der Kommission wird ange- Staatssekretär v. Tirpitz: Auf eine Anfrage erklärt Staatssekretär v. Tirpitz, daß er Die Kommissionsanträge werden durchweg angenommen und Das Etatsgesetz für den Haushalt der Schutzgebiete für 1908 Es folgt der Die Kommission hat statt des Stabsoffiziers nur einen in- Ein Antrag Liebermann v. Sonnenberg, Fürst Von einer Anzahl von Mitgliedern der Zentrumsfraktion Generalleutnant v. Armin: Das Haus nimmt hierauf den Etat in der Fassung Die Einnahmen aus dem Bankwesen sind ver- Die Budgetkommission beantragt unveränderte Genehmigung Den Reichskanzler zu ersuchen, dafür Fürsorge zu treffen, Hierzu ist der Antrag gestellt worden, die Einnahme aus In Anbetracht der bevorstehenden Enquete wurde allseitig Reichsbankpräsident Harenstein: Bundesratsbevollmächtigter v. Burkhard: Die beiden Anträge Arendt werden ange- Damit ist die Beratung des Etats der Reichs- Die Vereinbarung zwischen dem Reich und der Hierauf wird ein Vertagungsantrag angenommen. Nächste Sitzung: Montag 1 Uhr: Etat des Reichs- Schluß 51/4 Uhr. [irrelevantes Material] München, Montag Allgemeine Zeitung 23. Marz 1908. Nr. 137. [Spaltenumbruch]
Fällen handelte es ſich, wie die Leicheneröffnung ergab, um * Todesfall. Heute morgen iſt Kreisſchulrat Max Greisl, * Selbſtmordverſuch. Am Südlichen Friedhof ſchoß ſich * Hotel Wagner vorm. Trefler. „Nomina sunt odiosa“ wird * Das Imperial-Theater, Schützenſtraße 1a, bildet mit ſeinem Inhalt der Unterhaltungsbeilage „Der Sonntag“: Gedichte. Von Ferdinand Frhrn. v. Paungarten. Zwei Beethoven-Briefe. Mitgeteilt von Ernſt Rychnovsky. Diſziplin im Theater. Von Olga Wohlbrück. Die Konkurrenz der Frau. Von Dr. Käthe Schirmacher- Paris. Pariſer Modebrief. Von Eliſabeth. Schachzeitung. — Photographiſche Rundſchau. Bayeriſche Chronik. Reichsratsausſchuß und Auguſtinerſtock. * Der Finanzausſchuß der Reichsrats- Der Landesverband der Magiſtratsbeamtenvereine der unmittel- baren Städte des Königreiches Bayern hielt am 15. März in Regensburg eine außerordentliche Gene- Nach den Satzungen des Landesverbandes können Mitglieder Der nun ſeit 8 Jahren beſtehende Landesverband der Magi- Im weiteren Verlaufe der Verſammlung wurde eine Ab- Da der bisherige Vorſitzende Herr Oberinſpektor Schmid Für den als 1. Vorſitzenden gewählten bisherigen Obmann, * Miniſtervortrag. Se. kgl. Hoh. der Prinzregent hat * Der neue Domkapitular. Wir erhalten folgende Zuſchrift: r. Augsburg, 21. März. 11.06 V. (Privattelegramm.) Deutſcher Reichstag. 131. Plenarſitzung. * Berlin, 21, März.Etat für Kiautſchau. Am Bundesratstiſch: Staatsſekretär v. Tirpitz. Auf der Tagesordnung ſteht zunächſt die Beratung des Die Budgetkommiſſion hat einige Abſtriche gemacht. Staatsſekretär v. Tirpitz: Unterſtaatsſekretär des Auswärtigen Amtes Stemrich: Staatsſekretär v. Tirpitz: Darauf werden die ordentlichen Ausgaben nach Folgende Reſolution der Kommiſſion wird ange- Staatsſekretär v. Tirpitz: Auf eine Anfrage erklärt Staatsſekretär v. Tirpitz, daß er Die Kommiſſionsanträge werden durchweg angenommen und Das Etatsgeſetz für den Haushalt der Schutzgebiete für 1908 Es folgt der Die Kommiſſion hat ſtatt des Stabsoffiziers nur einen in- Ein Antrag Liebermann v. Sonnenberg, Fürſt Von einer Anzahl von Mitgliedern der Zentrumsfraktion Generalleutnant v. Armin: Das Haus nimmt hierauf den Etat in der Faſſung Die Einnahmen aus dem Bankweſen ſind ver- Die Budgetkommiſſion beantragt unveränderte Genehmigung Den Reichskanzler zu erſuchen, dafür Fürſorge zu treffen, Hierzu iſt der Antrag geſtellt worden, die Einnahme aus In Anbetracht der bevorſtehenden Enquete wurde allſeitig Reichsbankpräſident Harenſtein: Bundesratsbevollmächtigter v. Burkhard: Die beiden Anträge Arendt werden ange- Damit iſt die Beratung des Etats der Reichs- Die Vereinbarung zwiſchen dem Reich und der Hierauf wird ein Vertagungsantrag angenommen. Nächſte Sitzung: Montag 1 Uhr: Etat des Reichs- Schluß 5¼ Uhr. [irrelevantes Material] <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <pb facs="#f0004" n="4"/> <fw place="top" type="header">München, Montag Allgemeine Zeitung 23. Marz 1908. Nr. 137.</fw><lb/> <cb/> </div> </div> </div> <div type="jVarious" n="1"> <div n="2"> <div xml:id="a2b" prev="#a2a" type="jArticle" n="3"> <p>Fällen handelte es ſich, wie die Leicheneröffnung ergab, um<lb/> totgeborene Kinder.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* Todesfall.</hi> </head> <p>Heute morgen iſt Kreisſchulrat Max <hi rendition="#g">Greisl,</hi><lb/> ein verdienter Volksſchulmann, im 52. Lebensjahr <hi rendition="#g">geſtorben.</hi><lb/> Greisl, der am 1. Juli 1895 zum Kreisſchulinſpektor bei der Kreis-<lb/> regierung für Oberbayern ernannt und dem am 1. Januar 1902<lb/> der Titel Kreisſchulrat verliehen worden war, war auch Erzieher<lb/> der Söhne des Prinzen <hi rendition="#g">Leopold,</hi> denen er längere Zeit<lb/> Elementarunterricht gab.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* Selbſtmordverſuch.</hi> </head> <p>Am Südlichen Friedhof ſchoß ſich<lb/> geſtern nachmittag eine junge Frau eine Kugel in die Bruſt,<lb/> ohne ſich tödlich zu verletzen. Sie ſchrie herzzerreißend nach ihrer<lb/> Mutter. Sie wurde ins Krankenhaus verbracht.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* Hotel Wagner vorm. Trefler.</hi> </head> <p><hi rendition="#aq">„Nomina sunt odiosa“</hi> wird<lb/> ſich wohl Herr <hi rendition="#g">Wagner</hi> gedacht haben, als er ſein auch heuer<lb/> wieder vorzüglich geratenes Doppelbier „<hi rendition="#g">Auer Kraftbier</hi>“<lb/> benamſte; daß dieſes ſeinem Namen alle Ehre macht und ſich wür-<lb/> dig den vielen Vorgängern anreiht, dürfte die heutige Ausſchank-<lb/> eröffnung bewieſen haben. Trotz der noch nicht verſiegten „Sal-<lb/> vator“-Quelle am Nockherberge war der Saal bald nach Be-<lb/> ginn gefüllt. Die hübſche, zweckentſprechende Dekoration wird<lb/> allſeitig Beifall finden. Im friſchen Grün ziehen ſich um Balkone,<lb/> Balluſtraden uſw. Girlanden und Kränze, aus welchen grüne<lb/> Lichter ſtimmungsvoll hervorleuchten. Zwei tüchtige Muſikkapel-<lb/> len wechſeln mit fulminanten Krügelreden unſerer altbekannten<lb/> Humoriſten J. Thannhauſer, Braunbeck uſw. ab und tragen zur<lb/> allgemeinen frohen Stimmung bei. Zugleich mit dem Beginn<lb/> des Ausſchankes des Auer Kraftbieres fand die feierliche Eröff-<lb/> nung des <hi rendition="#g">umgebauten Konzertſaales</hi> ſtatt. Durch An-<lb/> gliederung des unteren Nebenraumes und des ſog. Spiegelſaales<lb/> hat die Konzerthalle bedeutend an Größe gewonnen; dadurch<lb/> dürfte jetzt dem bisherigen Platzmangel bei den vielen Veran-<lb/> ſtaltungen des Hotels Wagner abgeholfen ſein. Nach den Plä-<lb/> nen des Herrn Architekten Schmucker umgebaut und neu renoviert,<lb/> präſentiert ſich der Saal, in lichtem Weiß gehalten, in vornehm<lb/> ruhiger Weiſe, deſſen Wirkung nach Entfernung der jetzigen Deko-<lb/> ration wohl noch mehr zur Geltung kommen dürfte. Auch in<lb/> ſeinem neuen Gewande reiht ſich der Konzertſaal des Hotel Wag-<lb/> ner würdig unſeren übrigen Vergnügungsetabliſſements an. Herr<lb/> Wagner dürfte ſich in ſeinem jetzigen Heim des gleich regen Be-<lb/> ſuches wie bisher zu erfreuen haben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p><hi rendition="#b">* Das Imperial-Theater,</hi> Schützenſtraße 1<hi rendition="#aq">a</hi>, bildet mit ſeinem<lb/> neuen Programm für die Woche vom 21. bis 27. März wieder<lb/> einen Anziehungspunkt aller Freunde der Kinematographie.<lb/> Neben unterhaltenden Bildern, wie „Der angeheiterte Onkel“<lb/> und „Der ſchlaue Zollwächter“ ſind die Films „Die Macht der<lb/> Liebe und des Tanzes“, „Fiſchfang auf offenem Meere“, „Napo-<lb/> leon auf Elba“, „Renntiere in Lappland“ u. a. m. beſonders er-<lb/> wähnenswert. Sportsfreunde wird die Aufnahme vom Renn-<lb/> platze „Ein guter Tipp als Retter in der Not“ intereſſieren. Das<lb/> Theater erfreut ſich ſtets regen Beſuches.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <list> <head> <hi rendition="#b">Inhalt der Unterhaltungsbeilage „Der Sonntag“:</hi> </head><lb/> <item>Gedichte. Von <hi rendition="#g">Ferdinand Frhrn. v. Paungarten.</hi><lb/> Zwei Beethoven-Briefe. Mitgeteilt von <hi rendition="#g">Ernſt Rychnovsky.</hi><lb/> Diſziplin im Theater. Von <hi rendition="#g">Olga Wohlbrück.</hi><lb/> Die Konkurrenz der Frau. Von Dr. <hi rendition="#g">Käthe Schirmacher</hi>-<lb/> Paris.</item><lb/> <item>Pariſer Modebrief. Von <hi rendition="#g">Eliſabeth.</hi><lb/> Schachzeitung. — Photographiſche Rundſchau.</item> </list> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bayeriſche Chronik.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Reichsratsausſchuß und Auguſtinerſtock.</hi> </hi> </head><lb/> <p>* Der <hi rendition="#g">Finanzausſchuß der Reichsrats-<lb/> kammer</hi> hat heute über das vom Plenum an ihn zurück-<lb/> verwieſene Auguſtinerſtockprojekt neuerdings beraten, nach-<lb/> dem er in den letzten Tagen einen <hi rendition="#g">Augenſchein</hi> vor-<lb/> genommen hatte. Das Ergebnis der Beratung war aber-<lb/> mals die <hi rendition="#g">einſtimmige Annahme des Regie-<lb/> rungsprojekts</hi> unter Ablehnung des Antrages<lb/> v. Müller.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Der Landesverband der Magiſtratsbeamtenvereine der unmittel-<lb/> baren Städte des Königreiches Bayern</hi> </hi> </head><lb/> <p>hielt am 15. März in Regensburg eine außerordentliche Gene-<lb/> ralverſammlung ab, um zu der Frage des <hi rendition="#g">Zuſammenſchluſ-<lb/> ſes aller Gemeindebeamten und - Bedienſteten</hi><lb/> des Königreiches Stellung zu nehmen. Nach einer umfangreichen<lb/> Debatte wurde folgender Beſchluß gefaßt. Der Landesverband<lb/> beſchließt, aus dem Hauptausſchuß auszuſcheiden, erklärt ſich jedoch<lb/> bereit, mit letzterem in Fragen von gemeinſamen Intereſſe zu<lb/> beraten und die geeigneten Maßnahmen gemeinſchaftlich zu tref-<lb/> fen. Auch iſt der Landesverband bereit zu einem förmlichen Zu-<lb/> ſammenſchluß den nicht in den unmittelbaren Städten ver-<lb/> wendeten Gemeindebeamten und -Bedienſteten, die die Bedin-<lb/> gungen für die Aufnahme in den Landesverband erfüllt haben,<lb/> die Hand zu bieten und die Satzungen dementſprechend zu ändern.</p><lb/> <p>Nach den Satzungen des Landesverbandes können Mitglieder<lb/> desſelben werden: 1. Höhere Gemeindebedienſtete, die ihre Stel-<lb/> lung vermöge ihrer Befähigung für den Verwaltungs- oder tech-<lb/> niſchen Dienſt bekleiden. 2. Andere im Dienſte einer Gemeinde<lb/> ſtehenden Perſonen, welche die für den höheren Gemeindedienſt<lb/> vorgeſchriebene Befähigung haben.</p><lb/> <p>Der nun ſeit 8 Jahren beſtehende Landesverband der Magi-<lb/> ſtratsbeamten der unmittelbaren Städte hat durch den Beſchluß<lb/> den Kreis der zur Aufnahme berechtigten Gemeindebeamten und<lb/> Bedienſteten erweitert, ſo daß hierdurch die Möglichkeit zu<lb/> einem Zuſammenſchluß <hi rendition="#g">aller</hi> höheren Gemeindebedienſteten und<lb/> geprüften Anwärter auf ſolche Stellen gegeben iſt.</p><lb/> <p>Im weiteren Verlaufe der Verſammlung wurde eine <hi rendition="#g">Ab-<lb/> änderung der Satzungen</hi> beſchloſſen, nach der künftig die<lb/> Generalverſammlung des Landesverbandes außer den Obmännern<lb/> auch den 1. und 2. Vorſitzenden, den 1. und 2. Schriftführer und<lb/> den Kaſſier zu wählen hat. Mit dieſer Satzungsänderung wurde<lb/> die Neuwahl der Vorſitzenden, Schriftführer und des Kaſſiers<lb/> notwendig.</p><lb/> <p>Da der bisherige Vorſitzende Herr Oberinſpektor <hi rendition="#g">Schmid</hi><lb/> (München), der ſich um die Leitung des Landesverbandes große<lb/> Verdienſte erworben hat, erklärte, unter keinen Umſtänden mehr<lb/> dieſe Funktion beibehalten zu können, wurden folgende Herren<lb/> gewählt, als 1. Vorſitzender: <hi rendition="#g">Rieß</hi> (Augsburg), 2. Vorſitzender:<lb/><hi rendition="#g">Neubert</hi> (Würzburg), 1. Schriftführer: <hi rendition="#g">Hofmann</hi> (Augs-<lb/> burg), 2. Schriftführer: <hi rendition="#g">Oswald</hi> (München) und als Kaſſier:<lb/><hi rendition="#g">Leupold</hi> (München).</p><lb/> <p>Für den als 1. Vorſitzenden gewählten bisherigen Obmann,<lb/> Herrn Polizeikommiſſar Rieß, wurde als Obmann, bezw. Beiſitzer<lb/> (wie die Bezeichnung künftig lauten ſoll) Herr Oberinſpektor<lb/><hi rendition="#g">Schmid</hi> gewählt, dem von der Verſammlung für ſeine bis-<lb/> herige erſprießliche Tätigkeit als Verbandsvorſitzender eine herz-<lb/> liche Ovation dargebracht wurde.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* Miniſtervortrag.</hi> </head> <p>Se. kgl. Hoh. der Prinzregent hat<lb/> heute vormittag den kgl. Kriegsminiſter Frhrn. v. <hi rendition="#g">Horn</hi><lb/> zum Vortrag empfangen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* Der neue Domkapitular.</hi> </head> <p>Wir erhalten folgende Zuſchrift:<lb/><cit><quote>Unliebſames Aufſehen erregt in hieſigen klerikalen Kreiſen die<lb/> Ernennung des Regensburger Lyzealprofeſſors <hi rendition="#g">Buchberger</hi><lb/> zum Domkapitular. Kaum 34 Jahre alt, wird dieſer junge<lb/> Mann auf einen Poſten geſtellt, auf dem ſeiner die wichtigſten<lb/> Aemter harren. Aeltere Herren, die in der Großſtadt ein<lb/> arbeits- und erfolgreiches Leben hinter ſich haben, ſind mit<lb/> ihrem Geſuche durchgefallen. Warum wurde denn der junge<lb/><cb/> Profeſſor ſo vielen älteren verdienſtvollen Männern vorgezogen?<lb/> Seiner Gelehrſamkeit wegen? Von tiefgründiger Gelehrſamkeit<lb/> iſt in Fachkreiſen nichts bekannt; denn das kirchliche Handlexikon,<lb/> das Buchberger redigierte, zeugte nicht von profunder Wiſſen-<lb/> ſchaft, ja es ſind Klagen laut geworden, daß der Redakteur jede<lb/> Spur von freiheitlicher Regung aus den eingeſandten Beiträgen<lb/> tilgte. Und dieſer Mann ſoll nun als Zenſor, wie ihn die<lb/> Enzyklika Pascendi fordert, im Ordinariat einziehen! Er ſoll<lb/> zu Gericht ſitzen über Männer, die faſt ein Menſchenalter hindurch<lb/> an der wiſſenſchaftlichen Vertiefung der Theologie gearbeitet<lb/> haben? Kann man ſich da wundern, wenn ſelbſt in den ortho-<lb/> doxeſten Kreiſen des Klerus tiefſte Verſtimmung ſich zeigt? Wer<lb/> aber hat dem hochwürdigſten Herrn Erzbiſchof die Notwendigkeit<lb/> dieſer Ernennung beizubringen gewußt? Buchberger hatte früher<lb/> in Freiſing bei der Abweſenheit des Herrn Prälaten Daller<lb/> deſſen Kirchenrecht vorzuleſen. Wenige Tage vor der Ernennung<lb/> wurde Buchberger nach Freiſing gerufen, wo ihn zwei Dom-<lb/> kapitulare aus München, die miteinander eng befreundet ſind,<lb/> erwarteten. Dies ſagt genug. Der junge Theologe iſt berufen<lb/> zur Verſtärkung jener Partei im Ordinariate, die die „Aus-<lb/> länder“ haßt, die jede ſelbſtändige Regung im Klerus, jeden<lb/> Fortſchritt in der katholiſchen Wiſſenſchaft zu unterdrücken ſucht.<lb/> Darum muß, ſelbſt wenn man zugibt, daß dem Domkapitel eine<lb/> Verjüngung nottut, Front gemacht werden gegen das Syſtem,<lb/> das in dieſer Ernennung ſeine Macht wieder erprobte.</quote></cit></p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#aq">r.</hi><hi rendition="#b">Augsburg,</hi> 21. März. 11.06 <hi rendition="#aq">V.</hi></dateline> <p>(<hi rendition="#g">Privattelegramm.</hi>)<lb/> Eine der hieſigen renommierteſten Privatbrauereien, die<lb/> Brauerei zum <hi rendition="#g">Goldenen Stern</hi> des Hrn. Georg <hi rendition="#g">Deffner,</hi><lb/> ging um die Summe von 550,000 Mark in den Beſitz des<lb/> Brauereibeſitzers <hi rendition="#g">Gäbler</hi> in Schmichen über. In dem Ver-<lb/> kaufspreis iſt nur das Stammanweſen mit inbegriffen. Die<lb/> übrigen zur Brauerei gehörigen Anweſen verbleiben in den<lb/> Händen des Vorbeſitzers.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Deutſcher Reichstag.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">131. Plenarſitzung.</hi> </hi> </head><lb/> <byline> <hi rendition="#c">(Telegraphiſcher Bericht der Allgemeinen Zeitung.)</hi> </byline><lb/> <dateline><hi rendition="#b">* Berlin,</hi> 21, März.</dateline><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Etat für Kiautſchau.</hi> </hi> </p> </argument><lb/> <p>Am Bundesratstiſch: Staatsſekretär v. <hi rendition="#g">Tirpitz.</hi></p><lb/> <p>Auf der Tagesordnung ſteht zunächſt die Beratung des<lb/><hi rendition="#g">Spezialetats</hi> für das <hi rendition="#g">Schutzgebiet Kiautſchau.</hi></p><lb/> <p>Die Budgetkommiſſion hat einige Abſtriche gemacht.</p><lb/> <p>Staatsſekretär v. Tirpitz: <cit><quote>Ich habe bereits in der Budget-<lb/> kommiſſion ausgeführt, daß der <hi rendition="#g">Reichszuſchuß nach Mög-<lb/> lichkeit herabgeſetzt</hi> wird. Die Marineverwaltung hat<lb/> ſich auch bereits in dieſer Richtung betätigt. Natürlich muß man<lb/> darin eine gewiſſe Vorſicht üben, wenn man nicht die Entwicklung<lb/> hemmen will. Was die <hi rendition="#g">Kompetenzen der Beamten</hi><lb/> anbetrifft, ſo liegt der Verwaltung vor allen Dingen an den<lb/> Leiſtungen der Beamten. Wir werden allmählich zu permanen-<lb/> teren Zuſtänden kommen und dementſprechend die Kompetenzen<lb/> einrichten. Daß die Kompetenz des erſten Beamten natürlich<lb/> auch auf die anderen einwirkt, iſt begreiflich. Ich werde jeden-<lb/> falls dieſe ganze Kompetenzfrage einer erneuten Prüfung unter-<lb/> ziehen. Ueber die <hi rendition="#g">wirtſchaftliche Situation der<lb/> Kolonie</hi> iſt in der Denkſchrift das Erforderliche geſagt. Wir<lb/> ſind in der Zeit, die uns zur Verfügung ſtand, ſo raſch vorwärts<lb/> gekommen, wie man verlangen konnte. Es iſt zu berückſichtigen,<lb/> daß der Platz <hi rendition="#g">erſt 10 Jahre</hi> in unſerem Beſitz iſt, wovon<lb/> 8 Jahre noch abgehen, weil erſt die nötigen Vorbedingungen für<lb/> den Handel geſchaffen werden mußten. Erſt <hi rendition="#g">ſeit etwa zwei<lb/> Jahren</hi> haben auch die Chineſen etwas mehr Vertrauen zu<lb/> uns gefaßt. Meines Erachtens iſt aber ſchon ſehr viel erreicht<lb/> worden. Wir ſtehen von allen Settlements in China an ſechſter<lb/> Stelle.</quote></cit></p><lb/> <p>Unterſtaatsſekretär des Auswärtigen Amtes Stemrich: <cit><quote>Im<lb/> Namen des durch Krankheit verhinderten Staatsſekretärs des<lb/> Auswärtigen Amtes erkläre ich, daß der <hi rendition="#g">Gedanke, Kiau-<lb/> tſchau aufzugeben, nicht beſteht.</hi> Wollten wir darauf<lb/> verzichten, ſo würde das unſer Anſehen in der Welt und ſpeziell<lb/> in Oſtaſien ſchädigen; es würde unſer Anſehen in ganz China<lb/> ſo herabſetzen, daß wir dies niemals gutmachen könnten. Poli-<lb/> tiſche Verwicklungen ſind in keiner Weiſe zu befürchten, weder<lb/> mit China noch mit irgend einer anderen Macht. Wir haben<lb/> zur Verteidigung unſerer Stellung in China keine anderen als<lb/><hi rendition="#g">friedliche Abſichten.</hi> (Beifall.)</quote></cit></p><lb/> <p>Staatsſekretär v. Tirpitz: <cit><quote>Den Ausſpruch, daß, wie die<lb/> Nationen ſich an der weiteren geiſtigen Entwicklung in Kiau-<lb/> tſchau beteiligen, auch ihre wirtſchaftliche Beteiligung ſein wird,<lb/> kann ich nach meinem perſönlichen Eindruck unterſchreiben. <hi rendition="#g">Ich<lb/> ſehe Kiautſchau nicht peſſimiſtiſch an.</hi> Mit<lb/> Schanghai iſt Kiautſchau nicht zu vergleichen. Tſingtau liegt im<lb/> Norden, wo kein ſchiffbarer Fluß iſt, ſondern nur ein Fluß, der<lb/> immer mehr verſandet. Von den nördlichen Provinzen iſt Tſing-<lb/> tau aber der gegebene Hafenplatz. Alle Kenner Chinas ſtimmen<lb/> darin überein. Ein Beweis dafür ſind die Konſularberichte und<lb/> die Handelskammerberichte. Ein Kanalſyſtem iſt nicht möglich,<lb/> denn es liegen Gebirge dazwiſchen.</quote></cit></p><lb/> <p>Darauf werden die <hi rendition="#g">ordentlichen Ausgaben nach<lb/> den Kommiſſionsanträgen bewilligt.</hi></p><lb/> <p><hi rendition="#g">Folgende Reſolution</hi> der Kommiſſion wird ange-<lb/> nommen: Den Reichskanzler zu erſuchen, eine Verminderung der<lb/> Koſten der Verwaltung des Schutzgebietes, insbeſondere durch<lb/> eine den veränderten Verhältniſſen entſprechende <hi rendition="#g">Herab-<lb/> ſetzung der Bezüge der Beamten</hi> im Schutzgebiete<lb/> herbeizuführen. An den <hi rendition="#g">einmaligen Ausgaben</hi> hat die<lb/> Kommiſſion im ganzen 620,000 M geſtrichen, und zwar 100,000 M<lb/> von den Ausgaben für Hafenbauten, 180,000 M von den Aus-<lb/> gaben für Tiefbauten. Ferner iſt die Forderung von 300,000 M<lb/> zur Errichtung und Ausſtattung von Schulräumen zu Unter-<lb/> richtsanſtalten für chineſiſche Schüler geſtrichen worden. Dafür<lb/> ſollen 50,000 M zu Vorarbeiten für die etwaige Errichtung von<lb/> Lehranſtalten für Chineſen bewilligt werden. Schließlich iſt auch<lb/> die Forderung von 120,000 M zur Unterſtützung der Seiden-<lb/> induſtrie im Schutzgebiete von der Kommiſſion abgelehnt worden.</p><lb/> <p>Staatsſekretär v. Tirpitz: <cit><quote>Die Marineverwaltung wird die<lb/> Miſſionsſchulen ſtets berückſichtigen und die Schulfrage nur im<lb/> Einvernehmen mit den Miſſionen löſen. Im Extraordinarium<lb/> iſt auch 1 Million für Armierungsausgaben ausgeworfen.</quote></cit></p><lb/> <p>Auf eine Anfrage erklärt Staatsſekretär v. Tirpitz, daß er<lb/> der Anregung, die Marine-Infanterietruppen zum Teil zur Aus-<lb/> führung von Pionierarbeiten zu verwenden, nachgehen werde.<lb/> Es beſteht allerdings ein Unterſchied gegenüber Südweſtafrika,<lb/> wo es ſich weſentlich um Eiſenbahnbauarbeiten handelt. In<lb/> Kiautſchau handelt es ſich in der Hauptſache um Erdarbeiten,<lb/> die während der Sommerhitze ruhen müſſen.</p><lb/> <p>Die Kommiſſionsanträge werden durchweg angenommen und<lb/> ſodann die Einnahmen genehmigt. Der Reichszuſchuß wird er-<lb/> mäßigt auf 9,739,953 M. Folgende <hi rendition="#g">Reſolution</hi> wird an-<lb/> genommen: den Reichskanzler zu erſuchen, in Erwägung zu<lb/> ziehen, durch <hi rendition="#g">angemeſſene Beſteuerung</hi> die Bewohner<lb/> des Schutzgebietes zur teilweiſen Tragung der Koſten heran-<lb/> zuziehen.</p><lb/> <p>Das Etatsgeſetz für den Haushalt der Schutzgebiete für 1908<lb/> wird in zweiter Leſung angenommen.</p><lb/> <p>Es folgt der<lb/><hi rendition="#g">Etat für die Expedition nach Oſtaſien.</hi><lb/> Die auf dem außerordentlichen Etat ſtehenden Ausgaben dieſes<lb/> Etats führen als Behörden im Kriegsminiſterium auf: 1. einen<lb/><cb/> Stabsoffizier in der Stellung als vortragender Rat 6552 M<lb/> Gehalt, 900 M Dienſtzulage, Wohnungsgeldzuſchuß und 2 Ratio-<lb/> nen, 1 Expedienten 3000—6000 M, 1 Unterzahlmeiſter, 3 Sani-<lb/> tätsunteroffiziere, 1 Aſſiſtenten beim Bekleidungsamt des Garde-<lb/> korps, 1 Packmeiſter.</p><lb/> <p>Die Kommiſſion hat ſtatt des Stabsoffiziers nur einen in-<lb/> aktiven Stabsoffizier mit 1782 M nicht penſionsfähiger Zulage<lb/> bewilligt und die übrigen Beamten bis auf den Expedienten<lb/> und Packmeiſter geſtrichen. Damit ſind 16,259 M an laufenden<lb/> Koſten abgeſetzt. Entſprechende Abſtriche ſind an anderen per-<lb/> ſönlichen Ausgaben, ſächlichen und vermiſchten Ausgaben vor-<lb/> geſchlagen. Die Invalidenpenſionen uſw. will die Kommiſſion<lb/> aus dieſem Etat entfernen und in den Etat des allgemeinen<lb/> Penſionsfonds einfügen.</p><lb/> <p>Ein <hi rendition="#g">Antrag Liebermann v. Sonnenberg,</hi> Fürſt<lb/><hi rendition="#g">Hatzfeldt,</hi> Frhr. v. <hi rendition="#g">Richthofen,</hi> Dr. <hi rendition="#g">Paaſche</hi> und<lb/> Graf <hi rendition="#g">Oriola</hi> geht auf die <hi rendition="#g">Wiederherſtellung der<lb/> Poſition des Stabsoffiziers</hi> nach dem Wortlaut des<lb/> Etatsentwurfs.</p><lb/> <p>Von einer Anzahl von Mitgliedern der Zentrumsfraktion<lb/> iſt ein Antrag auf namentliche Abſtimmung am Schluß der<lb/> nächſten Sitzung über dieſen Antrag eingegangen.</p><lb/> <p>Generalleutnant v. Armin: <cit><quote>Ich brauche nicht ausdrücklich<lb/> zu betonen, daß auch wir den Wunſch teilen, das Detachement<lb/> aus Oſtaſien zurückzuziehen. So lange aber aus politiſchen<lb/> Gründen das Beſatzungsdetachement in Oſtaſien für erforderlich<lb/> erachtet wird, halten wir es für unſere Pflicht, das Detachement<lb/> in der Verfaſſung zu erhalten, die es befähigt, ſeine Aufgabe zu<lb/> erfüllen und dafür zu ſorgen, daß eine geordnete Verwaltung<lb/> ſtattfindet, daß peinlich genaue Beſtimmungen und eine ent-<lb/> ſprechende Rechnungslegung geführt wird. Als die ſogenannte<lb/> Expedition nach Oſtaſien beendet war, wurde hier eine Kom-<lb/> miſſion zuſammengeſetzt, die die Erfahrungen, die man in Oſt-<lb/> aſien gemacht hatte, zuſammenſtellte. Auf Grund dieſer Er-<lb/> fahrungen iſt dann der Etat für Oſtaſien aufgeſtellt worden.<lb/> Die Angriffe gegen die Form und Ausgeſtaltung des Etats<lb/> weiſe ich zurück. Wir haben keinen Anlaß, an der Form etwas zu<lb/> ändern, nachdem der Reichstag ſie ſo viele Jahre unbeanſtandet<lb/> gelaſſen hat. Nun berührt doch etwas wunderbar, daß es hier<lb/> ſo dargeſtellt wird, als würde das Geld zum Fenſter hinausge-<lb/> worfen. Wer mit Verwaltungsdingen zu tun hat, weiß, daß<lb/> ganz ſelbſtverſtändlich ein kleines Truppenkontingent eines ver-<lb/> hältnismäßig großen Verwaltungsapparates bedarf als ein<lb/> größeres. Was den aktiven Stabsoffizier anbetrifft, erfordert<lb/> dieſe Stelle die Tätigkeit einer ganzen Arbeitskraft. Ich möchte<lb/> dringend bitten, dem Antrage Liebermann v. Sonnenberg Folge<lb/> zu geben und im übrigen den Kommiſſionsvorſchlägen zu folgen.</quote></cit></p><lb/> <p>Das Haus <hi rendition="#g">nimmt</hi> hierauf den <hi rendition="#g">Etat in der Faſſung<lb/> der Kommiſſionsanträge an.</hi></p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Einnahmen aus dem Bankweſen</hi> ſind ver-<lb/> anſchlagt im Etat für 1908 auf 22,615,000 M und zwar 19,900,000<lb/> Mark Anteil des Reiches an dem Reingewinn der Reichsbank<lb/> und 2,715,000 M Steuer von den durch entſprechenden Barvorrat<lb/> nicht gedeckten Banknoten.</p><lb/> <p>Die Budgetkommiſſion beantragt unveränderte Genehmigung<lb/> und bringt folgende Reſolution in Vorſchlag:</p><lb/> <p>Den Reichskanzler zu erſuchen, dafür Fürſorge zu treffen,<lb/> daß die Noten der im Deutſchen Reiche zur Banknotenausgabe<lb/> berechtigten Notenbanken bei allen öffentlichen Kaſſen des<lb/> Reiches als Zahlung angenommen werden müſſen.</p><lb/> <p>Hierzu iſt der <hi rendition="#g">Antrag</hi> geſtellt worden, die Einnahme aus<lb/> dem Anteil des Reiches auf 29,991,000 M, diejenigen aus der<lb/> Notenſteuer auf 4,678,000 M zu erhöhen, alſo die Einnahme aus<lb/> dem Anteil des Reiches auf 29,991,000 M, diejenigen aus der<lb/> Notenſteuer auf 4,678,000 M zu erhöhen, alſo die Einnahme im<lb/> ganzen um 12,054,000 M höher einzuſtellen.</p><lb/> <p>In Anbetracht der bevorſtehenden Enquete wurde allſeitig<lb/><hi rendition="#g">auf die Beſprechung der Bankfrage verzichtet.</hi></p><lb/> <p>Reichsbankpräſident Harenſtein: <cit><quote>Ob und wann die Bank<lb/> den <hi rendition="#g">Diskonto herabſetzen</hi> kann, kann ich durchaus nicht<lb/> ſagen. Aber ſowohl ich wie das Reichsbankdirektorium haben<lb/> den ehrlichen und ernſten Willen dazu, ſobald es irgendwie an-<lb/> gemeſſen erſcheint. Eine <hi rendition="#g">Gefahr der Goldausfuhr be-<lb/> ſteht nicht mehr.</hi> Der Grund des hohen Diskontos liegt in<lb/> der <hi rendition="#g">koloſſalen Anſpannung des Kredites im<lb/> Lande.</hi> Dem Wunſche der Goldinduſtrie, mehr Barren zu<lb/> liefern, werden wir nachkommen, aber bisher hat der Barren-<lb/> beſtand der Reichsbank gerade für die Prägemittel ausgereicht.<lb/> Die Wünſche für die Beamten kann ich nicht alle anerkennen, aber<lb/> ſie werden eingehend und mit Wohlwollen geprüft werden. Die<lb/> Reſolution würde ſehr unerfreuliche Schwierigkeiten mit ſich<lb/> bringen, denn alle Poſtanſtalten müßten fremde Scheine nehmen.<lb/> Die öffentlichen Kaſſen werden nicht in der Lage ſein, dieſe Noten<lb/> zuverläſſig auf ihre Echtheit zu prüfen. Die Reſolution würde<lb/> aber auch in direktem Widerſpruch ſtehen mit der Tendenz des<lb/> Bankgeſetzes. Dieſes Geſetz hat die Privatnotenbanken aufrecht-<lb/> erhalten. Dieſe Notenbanken haben ſich wohltätig wirkend neben<lb/> die Reichsbankanſtalten geſtellt. Ich bitte alſo die Reſolution<lb/> abzulehnen.</quote></cit></p><lb/> <p>Bundesratsbevollmächtigter v. Burkhard: <cit><quote>Ich möchte gegen-<lb/> über dem Vorſtoß gegen die Privatnotenbanken namens der<lb/> bayeriſchen Regierung erklären, daß ſie großen Wert auf die Fort-<lb/> erhaltung der bayeriſchen Notenbanken legt. Die bayeriſchen<lb/> Notenbanken haben die Tätigkeit der Reichsbank in erfreulicher<lb/> Weiſe ergänzt. Dasſelbe gilt auch von den Notenbanken der<lb/> übrigen Staaten.</quote></cit></p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">beiden Anträge Arendt</hi> werden <hi rendition="#g">ange-<lb/> nommen.</hi> Die <hi rendition="#g">Reſolution der Kommiſſion ab-<lb/> gelehnt.</hi></p><lb/> <p>Damit iſt die <hi rendition="#g">Beratung des Etats der Reichs-<lb/> bank erledigt.</hi></p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Vereinbarung zwiſchen dem Reich und der<lb/> Schweiz</hi> und der Geſetzentwurf über die <hi rendition="#g">Vorlegung der<lb/> deutſch-ſchweizeriſchen Grenze</hi> bei Leopoldshöhe<lb/> werden in erſter und zweiter Leſung ohne Debatte <hi rendition="#g">erledigt.</hi></p><lb/> <p>Hierauf wird ein <hi rendition="#g">Vertagungsantrag</hi> angenommen.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Nächſte Sitzung:</hi> Montag 1 Uhr: Etat des Reichs-<lb/> kanzlers, der Reichskanzlei und des Auswärtigen Amtes.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Schluß</hi> 5¼ Uhr.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <div type="jAn" n="2"> <gap reason="insignificant"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
München, Montag Allgemeine Zeitung 23. Marz 1908. Nr. 137.
Fällen handelte es ſich, wie die Leicheneröffnung ergab, um
totgeborene Kinder.
* Todesfall. Heute morgen iſt Kreisſchulrat Max Greisl,
ein verdienter Volksſchulmann, im 52. Lebensjahr geſtorben.
Greisl, der am 1. Juli 1895 zum Kreisſchulinſpektor bei der Kreis-
regierung für Oberbayern ernannt und dem am 1. Januar 1902
der Titel Kreisſchulrat verliehen worden war, war auch Erzieher
der Söhne des Prinzen Leopold, denen er längere Zeit
Elementarunterricht gab.
* Selbſtmordverſuch. Am Südlichen Friedhof ſchoß ſich
geſtern nachmittag eine junge Frau eine Kugel in die Bruſt,
ohne ſich tödlich zu verletzen. Sie ſchrie herzzerreißend nach ihrer
Mutter. Sie wurde ins Krankenhaus verbracht.
* Hotel Wagner vorm. Trefler. „Nomina sunt odiosa“ wird
ſich wohl Herr Wagner gedacht haben, als er ſein auch heuer
wieder vorzüglich geratenes Doppelbier „Auer Kraftbier“
benamſte; daß dieſes ſeinem Namen alle Ehre macht und ſich wür-
dig den vielen Vorgängern anreiht, dürfte die heutige Ausſchank-
eröffnung bewieſen haben. Trotz der noch nicht verſiegten „Sal-
vator“-Quelle am Nockherberge war der Saal bald nach Be-
ginn gefüllt. Die hübſche, zweckentſprechende Dekoration wird
allſeitig Beifall finden. Im friſchen Grün ziehen ſich um Balkone,
Balluſtraden uſw. Girlanden und Kränze, aus welchen grüne
Lichter ſtimmungsvoll hervorleuchten. Zwei tüchtige Muſikkapel-
len wechſeln mit fulminanten Krügelreden unſerer altbekannten
Humoriſten J. Thannhauſer, Braunbeck uſw. ab und tragen zur
allgemeinen frohen Stimmung bei. Zugleich mit dem Beginn
des Ausſchankes des Auer Kraftbieres fand die feierliche Eröff-
nung des umgebauten Konzertſaales ſtatt. Durch An-
gliederung des unteren Nebenraumes und des ſog. Spiegelſaales
hat die Konzerthalle bedeutend an Größe gewonnen; dadurch
dürfte jetzt dem bisherigen Platzmangel bei den vielen Veran-
ſtaltungen des Hotels Wagner abgeholfen ſein. Nach den Plä-
nen des Herrn Architekten Schmucker umgebaut und neu renoviert,
präſentiert ſich der Saal, in lichtem Weiß gehalten, in vornehm
ruhiger Weiſe, deſſen Wirkung nach Entfernung der jetzigen Deko-
ration wohl noch mehr zur Geltung kommen dürfte. Auch in
ſeinem neuen Gewande reiht ſich der Konzertſaal des Hotel Wag-
ner würdig unſeren übrigen Vergnügungsetabliſſements an. Herr
Wagner dürfte ſich in ſeinem jetzigen Heim des gleich regen Be-
ſuches wie bisher zu erfreuen haben.
* Das Imperial-Theater, Schützenſtraße 1a, bildet mit ſeinem
neuen Programm für die Woche vom 21. bis 27. März wieder
einen Anziehungspunkt aller Freunde der Kinematographie.
Neben unterhaltenden Bildern, wie „Der angeheiterte Onkel“
und „Der ſchlaue Zollwächter“ ſind die Films „Die Macht der
Liebe und des Tanzes“, „Fiſchfang auf offenem Meere“, „Napo-
leon auf Elba“, „Renntiere in Lappland“ u. a. m. beſonders er-
wähnenswert. Sportsfreunde wird die Aufnahme vom Renn-
platze „Ein guter Tipp als Retter in der Not“ intereſſieren. Das
Theater erfreut ſich ſtets regen Beſuches.
Inhalt der Unterhaltungsbeilage „Der Sonntag“:
Gedichte. Von Ferdinand Frhrn. v. Paungarten.
Zwei Beethoven-Briefe. Mitgeteilt von Ernſt Rychnovsky.
Diſziplin im Theater. Von Olga Wohlbrück.
Die Konkurrenz der Frau. Von Dr. Käthe Schirmacher-
Paris.
Pariſer Modebrief. Von Eliſabeth.
Schachzeitung. — Photographiſche Rundſchau.
Bayeriſche Chronik.
Reichsratsausſchuß und Auguſtinerſtock.
* Der Finanzausſchuß der Reichsrats-
kammer hat heute über das vom Plenum an ihn zurück-
verwieſene Auguſtinerſtockprojekt neuerdings beraten, nach-
dem er in den letzten Tagen einen Augenſchein vor-
genommen hatte. Das Ergebnis der Beratung war aber-
mals die einſtimmige Annahme des Regie-
rungsprojekts unter Ablehnung des Antrages
v. Müller.
Der Landesverband der Magiſtratsbeamtenvereine der unmittel-
baren Städte des Königreiches Bayern
hielt am 15. März in Regensburg eine außerordentliche Gene-
ralverſammlung ab, um zu der Frage des Zuſammenſchluſ-
ſes aller Gemeindebeamten und - Bedienſteten
des Königreiches Stellung zu nehmen. Nach einer umfangreichen
Debatte wurde folgender Beſchluß gefaßt. Der Landesverband
beſchließt, aus dem Hauptausſchuß auszuſcheiden, erklärt ſich jedoch
bereit, mit letzterem in Fragen von gemeinſamen Intereſſe zu
beraten und die geeigneten Maßnahmen gemeinſchaftlich zu tref-
fen. Auch iſt der Landesverband bereit zu einem förmlichen Zu-
ſammenſchluß den nicht in den unmittelbaren Städten ver-
wendeten Gemeindebeamten und -Bedienſteten, die die Bedin-
gungen für die Aufnahme in den Landesverband erfüllt haben,
die Hand zu bieten und die Satzungen dementſprechend zu ändern.
Nach den Satzungen des Landesverbandes können Mitglieder
desſelben werden: 1. Höhere Gemeindebedienſtete, die ihre Stel-
lung vermöge ihrer Befähigung für den Verwaltungs- oder tech-
niſchen Dienſt bekleiden. 2. Andere im Dienſte einer Gemeinde
ſtehenden Perſonen, welche die für den höheren Gemeindedienſt
vorgeſchriebene Befähigung haben.
Der nun ſeit 8 Jahren beſtehende Landesverband der Magi-
ſtratsbeamten der unmittelbaren Städte hat durch den Beſchluß
den Kreis der zur Aufnahme berechtigten Gemeindebeamten und
Bedienſteten erweitert, ſo daß hierdurch die Möglichkeit zu
einem Zuſammenſchluß aller höheren Gemeindebedienſteten und
geprüften Anwärter auf ſolche Stellen gegeben iſt.
Im weiteren Verlaufe der Verſammlung wurde eine Ab-
änderung der Satzungen beſchloſſen, nach der künftig die
Generalverſammlung des Landesverbandes außer den Obmännern
auch den 1. und 2. Vorſitzenden, den 1. und 2. Schriftführer und
den Kaſſier zu wählen hat. Mit dieſer Satzungsänderung wurde
die Neuwahl der Vorſitzenden, Schriftführer und des Kaſſiers
notwendig.
Da der bisherige Vorſitzende Herr Oberinſpektor Schmid
(München), der ſich um die Leitung des Landesverbandes große
Verdienſte erworben hat, erklärte, unter keinen Umſtänden mehr
dieſe Funktion beibehalten zu können, wurden folgende Herren
gewählt, als 1. Vorſitzender: Rieß (Augsburg), 2. Vorſitzender:
Neubert (Würzburg), 1. Schriftführer: Hofmann (Augs-
burg), 2. Schriftführer: Oswald (München) und als Kaſſier:
Leupold (München).
Für den als 1. Vorſitzenden gewählten bisherigen Obmann,
Herrn Polizeikommiſſar Rieß, wurde als Obmann, bezw. Beiſitzer
(wie die Bezeichnung künftig lauten ſoll) Herr Oberinſpektor
Schmid gewählt, dem von der Verſammlung für ſeine bis-
herige erſprießliche Tätigkeit als Verbandsvorſitzender eine herz-
liche Ovation dargebracht wurde.
* Miniſtervortrag. Se. kgl. Hoh. der Prinzregent hat
heute vormittag den kgl. Kriegsminiſter Frhrn. v. Horn
zum Vortrag empfangen.
* Der neue Domkapitular. Wir erhalten folgende Zuſchrift:
Unliebſames Aufſehen erregt in hieſigen klerikalen Kreiſen die
Ernennung des Regensburger Lyzealprofeſſors Buchberger
zum Domkapitular. Kaum 34 Jahre alt, wird dieſer junge
Mann auf einen Poſten geſtellt, auf dem ſeiner die wichtigſten
Aemter harren. Aeltere Herren, die in der Großſtadt ein
arbeits- und erfolgreiches Leben hinter ſich haben, ſind mit
ihrem Geſuche durchgefallen. Warum wurde denn der junge
Profeſſor ſo vielen älteren verdienſtvollen Männern vorgezogen?
Seiner Gelehrſamkeit wegen? Von tiefgründiger Gelehrſamkeit
iſt in Fachkreiſen nichts bekannt; denn das kirchliche Handlexikon,
das Buchberger redigierte, zeugte nicht von profunder Wiſſen-
ſchaft, ja es ſind Klagen laut geworden, daß der Redakteur jede
Spur von freiheitlicher Regung aus den eingeſandten Beiträgen
tilgte. Und dieſer Mann ſoll nun als Zenſor, wie ihn die
Enzyklika Pascendi fordert, im Ordinariat einziehen! Er ſoll
zu Gericht ſitzen über Männer, die faſt ein Menſchenalter hindurch
an der wiſſenſchaftlichen Vertiefung der Theologie gearbeitet
haben? Kann man ſich da wundern, wenn ſelbſt in den ortho-
doxeſten Kreiſen des Klerus tiefſte Verſtimmung ſich zeigt? Wer
aber hat dem hochwürdigſten Herrn Erzbiſchof die Notwendigkeit
dieſer Ernennung beizubringen gewußt? Buchberger hatte früher
in Freiſing bei der Abweſenheit des Herrn Prälaten Daller
deſſen Kirchenrecht vorzuleſen. Wenige Tage vor der Ernennung
wurde Buchberger nach Freiſing gerufen, wo ihn zwei Dom-
kapitulare aus München, die miteinander eng befreundet ſind,
erwarteten. Dies ſagt genug. Der junge Theologe iſt berufen
zur Verſtärkung jener Partei im Ordinariate, die die „Aus-
länder“ haßt, die jede ſelbſtändige Regung im Klerus, jeden
Fortſchritt in der katholiſchen Wiſſenſchaft zu unterdrücken ſucht.
Darum muß, ſelbſt wenn man zugibt, daß dem Domkapitel eine
Verjüngung nottut, Front gemacht werden gegen das Syſtem,
das in dieſer Ernennung ſeine Macht wieder erprobte.
r. Augsburg, 21. März. 11.06 V. (Privattelegramm.)
Eine der hieſigen renommierteſten Privatbrauereien, die
Brauerei zum Goldenen Stern des Hrn. Georg Deffner,
ging um die Summe von 550,000 Mark in den Beſitz des
Brauereibeſitzers Gäbler in Schmichen über. In dem Ver-
kaufspreis iſt nur das Stammanweſen mit inbegriffen. Die
übrigen zur Brauerei gehörigen Anweſen verbleiben in den
Händen des Vorbeſitzers.
Deutſcher Reichstag.
131. Plenarſitzung.
(Telegraphiſcher Bericht der Allgemeinen Zeitung.)
* Berlin, 21, März.
Etat für Kiautſchau.
Am Bundesratstiſch: Staatsſekretär v. Tirpitz.
Auf der Tagesordnung ſteht zunächſt die Beratung des
Spezialetats für das Schutzgebiet Kiautſchau.
Die Budgetkommiſſion hat einige Abſtriche gemacht.
Staatsſekretär v. Tirpitz: Ich habe bereits in der Budget-
kommiſſion ausgeführt, daß der Reichszuſchuß nach Mög-
lichkeit herabgeſetzt wird. Die Marineverwaltung hat
ſich auch bereits in dieſer Richtung betätigt. Natürlich muß man
darin eine gewiſſe Vorſicht üben, wenn man nicht die Entwicklung
hemmen will. Was die Kompetenzen der Beamten
anbetrifft, ſo liegt der Verwaltung vor allen Dingen an den
Leiſtungen der Beamten. Wir werden allmählich zu permanen-
teren Zuſtänden kommen und dementſprechend die Kompetenzen
einrichten. Daß die Kompetenz des erſten Beamten natürlich
auch auf die anderen einwirkt, iſt begreiflich. Ich werde jeden-
falls dieſe ganze Kompetenzfrage einer erneuten Prüfung unter-
ziehen. Ueber die wirtſchaftliche Situation der
Kolonie iſt in der Denkſchrift das Erforderliche geſagt. Wir
ſind in der Zeit, die uns zur Verfügung ſtand, ſo raſch vorwärts
gekommen, wie man verlangen konnte. Es iſt zu berückſichtigen,
daß der Platz erſt 10 Jahre in unſerem Beſitz iſt, wovon
8 Jahre noch abgehen, weil erſt die nötigen Vorbedingungen für
den Handel geſchaffen werden mußten. Erſt ſeit etwa zwei
Jahren haben auch die Chineſen etwas mehr Vertrauen zu
uns gefaßt. Meines Erachtens iſt aber ſchon ſehr viel erreicht
worden. Wir ſtehen von allen Settlements in China an ſechſter
Stelle.
Unterſtaatsſekretär des Auswärtigen Amtes Stemrich: Im
Namen des durch Krankheit verhinderten Staatsſekretärs des
Auswärtigen Amtes erkläre ich, daß der Gedanke, Kiau-
tſchau aufzugeben, nicht beſteht. Wollten wir darauf
verzichten, ſo würde das unſer Anſehen in der Welt und ſpeziell
in Oſtaſien ſchädigen; es würde unſer Anſehen in ganz China
ſo herabſetzen, daß wir dies niemals gutmachen könnten. Poli-
tiſche Verwicklungen ſind in keiner Weiſe zu befürchten, weder
mit China noch mit irgend einer anderen Macht. Wir haben
zur Verteidigung unſerer Stellung in China keine anderen als
friedliche Abſichten. (Beifall.)
Staatsſekretär v. Tirpitz: Den Ausſpruch, daß, wie die
Nationen ſich an der weiteren geiſtigen Entwicklung in Kiau-
tſchau beteiligen, auch ihre wirtſchaftliche Beteiligung ſein wird,
kann ich nach meinem perſönlichen Eindruck unterſchreiben. Ich
ſehe Kiautſchau nicht peſſimiſtiſch an. Mit
Schanghai iſt Kiautſchau nicht zu vergleichen. Tſingtau liegt im
Norden, wo kein ſchiffbarer Fluß iſt, ſondern nur ein Fluß, der
immer mehr verſandet. Von den nördlichen Provinzen iſt Tſing-
tau aber der gegebene Hafenplatz. Alle Kenner Chinas ſtimmen
darin überein. Ein Beweis dafür ſind die Konſularberichte und
die Handelskammerberichte. Ein Kanalſyſtem iſt nicht möglich,
denn es liegen Gebirge dazwiſchen.
Darauf werden die ordentlichen Ausgaben nach
den Kommiſſionsanträgen bewilligt.
Folgende Reſolution der Kommiſſion wird ange-
nommen: Den Reichskanzler zu erſuchen, eine Verminderung der
Koſten der Verwaltung des Schutzgebietes, insbeſondere durch
eine den veränderten Verhältniſſen entſprechende Herab-
ſetzung der Bezüge der Beamten im Schutzgebiete
herbeizuführen. An den einmaligen Ausgaben hat die
Kommiſſion im ganzen 620,000 M geſtrichen, und zwar 100,000 M
von den Ausgaben für Hafenbauten, 180,000 M von den Aus-
gaben für Tiefbauten. Ferner iſt die Forderung von 300,000 M
zur Errichtung und Ausſtattung von Schulräumen zu Unter-
richtsanſtalten für chineſiſche Schüler geſtrichen worden. Dafür
ſollen 50,000 M zu Vorarbeiten für die etwaige Errichtung von
Lehranſtalten für Chineſen bewilligt werden. Schließlich iſt auch
die Forderung von 120,000 M zur Unterſtützung der Seiden-
induſtrie im Schutzgebiete von der Kommiſſion abgelehnt worden.
Staatsſekretär v. Tirpitz: Die Marineverwaltung wird die
Miſſionsſchulen ſtets berückſichtigen und die Schulfrage nur im
Einvernehmen mit den Miſſionen löſen. Im Extraordinarium
iſt auch 1 Million für Armierungsausgaben ausgeworfen.
Auf eine Anfrage erklärt Staatsſekretär v. Tirpitz, daß er
der Anregung, die Marine-Infanterietruppen zum Teil zur Aus-
führung von Pionierarbeiten zu verwenden, nachgehen werde.
Es beſteht allerdings ein Unterſchied gegenüber Südweſtafrika,
wo es ſich weſentlich um Eiſenbahnbauarbeiten handelt. In
Kiautſchau handelt es ſich in der Hauptſache um Erdarbeiten,
die während der Sommerhitze ruhen müſſen.
Die Kommiſſionsanträge werden durchweg angenommen und
ſodann die Einnahmen genehmigt. Der Reichszuſchuß wird er-
mäßigt auf 9,739,953 M. Folgende Reſolution wird an-
genommen: den Reichskanzler zu erſuchen, in Erwägung zu
ziehen, durch angemeſſene Beſteuerung die Bewohner
des Schutzgebietes zur teilweiſen Tragung der Koſten heran-
zuziehen.
Das Etatsgeſetz für den Haushalt der Schutzgebiete für 1908
wird in zweiter Leſung angenommen.
Es folgt der
Etat für die Expedition nach Oſtaſien.
Die auf dem außerordentlichen Etat ſtehenden Ausgaben dieſes
Etats führen als Behörden im Kriegsminiſterium auf: 1. einen
Stabsoffizier in der Stellung als vortragender Rat 6552 M
Gehalt, 900 M Dienſtzulage, Wohnungsgeldzuſchuß und 2 Ratio-
nen, 1 Expedienten 3000—6000 M, 1 Unterzahlmeiſter, 3 Sani-
tätsunteroffiziere, 1 Aſſiſtenten beim Bekleidungsamt des Garde-
korps, 1 Packmeiſter.
Die Kommiſſion hat ſtatt des Stabsoffiziers nur einen in-
aktiven Stabsoffizier mit 1782 M nicht penſionsfähiger Zulage
bewilligt und die übrigen Beamten bis auf den Expedienten
und Packmeiſter geſtrichen. Damit ſind 16,259 M an laufenden
Koſten abgeſetzt. Entſprechende Abſtriche ſind an anderen per-
ſönlichen Ausgaben, ſächlichen und vermiſchten Ausgaben vor-
geſchlagen. Die Invalidenpenſionen uſw. will die Kommiſſion
aus dieſem Etat entfernen und in den Etat des allgemeinen
Penſionsfonds einfügen.
Ein Antrag Liebermann v. Sonnenberg, Fürſt
Hatzfeldt, Frhr. v. Richthofen, Dr. Paaſche und
Graf Oriola geht auf die Wiederherſtellung der
Poſition des Stabsoffiziers nach dem Wortlaut des
Etatsentwurfs.
Von einer Anzahl von Mitgliedern der Zentrumsfraktion
iſt ein Antrag auf namentliche Abſtimmung am Schluß der
nächſten Sitzung über dieſen Antrag eingegangen.
Generalleutnant v. Armin: Ich brauche nicht ausdrücklich
zu betonen, daß auch wir den Wunſch teilen, das Detachement
aus Oſtaſien zurückzuziehen. So lange aber aus politiſchen
Gründen das Beſatzungsdetachement in Oſtaſien für erforderlich
erachtet wird, halten wir es für unſere Pflicht, das Detachement
in der Verfaſſung zu erhalten, die es befähigt, ſeine Aufgabe zu
erfüllen und dafür zu ſorgen, daß eine geordnete Verwaltung
ſtattfindet, daß peinlich genaue Beſtimmungen und eine ent-
ſprechende Rechnungslegung geführt wird. Als die ſogenannte
Expedition nach Oſtaſien beendet war, wurde hier eine Kom-
miſſion zuſammengeſetzt, die die Erfahrungen, die man in Oſt-
aſien gemacht hatte, zuſammenſtellte. Auf Grund dieſer Er-
fahrungen iſt dann der Etat für Oſtaſien aufgeſtellt worden.
Die Angriffe gegen die Form und Ausgeſtaltung des Etats
weiſe ich zurück. Wir haben keinen Anlaß, an der Form etwas zu
ändern, nachdem der Reichstag ſie ſo viele Jahre unbeanſtandet
gelaſſen hat. Nun berührt doch etwas wunderbar, daß es hier
ſo dargeſtellt wird, als würde das Geld zum Fenſter hinausge-
worfen. Wer mit Verwaltungsdingen zu tun hat, weiß, daß
ganz ſelbſtverſtändlich ein kleines Truppenkontingent eines ver-
hältnismäßig großen Verwaltungsapparates bedarf als ein
größeres. Was den aktiven Stabsoffizier anbetrifft, erfordert
dieſe Stelle die Tätigkeit einer ganzen Arbeitskraft. Ich möchte
dringend bitten, dem Antrage Liebermann v. Sonnenberg Folge
zu geben und im übrigen den Kommiſſionsvorſchlägen zu folgen.
Das Haus nimmt hierauf den Etat in der Faſſung
der Kommiſſionsanträge an.
Die Einnahmen aus dem Bankweſen ſind ver-
anſchlagt im Etat für 1908 auf 22,615,000 M und zwar 19,900,000
Mark Anteil des Reiches an dem Reingewinn der Reichsbank
und 2,715,000 M Steuer von den durch entſprechenden Barvorrat
nicht gedeckten Banknoten.
Die Budgetkommiſſion beantragt unveränderte Genehmigung
und bringt folgende Reſolution in Vorſchlag:
Den Reichskanzler zu erſuchen, dafür Fürſorge zu treffen,
daß die Noten der im Deutſchen Reiche zur Banknotenausgabe
berechtigten Notenbanken bei allen öffentlichen Kaſſen des
Reiches als Zahlung angenommen werden müſſen.
Hierzu iſt der Antrag geſtellt worden, die Einnahme aus
dem Anteil des Reiches auf 29,991,000 M, diejenigen aus der
Notenſteuer auf 4,678,000 M zu erhöhen, alſo die Einnahme aus
dem Anteil des Reiches auf 29,991,000 M, diejenigen aus der
Notenſteuer auf 4,678,000 M zu erhöhen, alſo die Einnahme im
ganzen um 12,054,000 M höher einzuſtellen.
In Anbetracht der bevorſtehenden Enquete wurde allſeitig
auf die Beſprechung der Bankfrage verzichtet.
Reichsbankpräſident Harenſtein: Ob und wann die Bank
den Diskonto herabſetzen kann, kann ich durchaus nicht
ſagen. Aber ſowohl ich wie das Reichsbankdirektorium haben
den ehrlichen und ernſten Willen dazu, ſobald es irgendwie an-
gemeſſen erſcheint. Eine Gefahr der Goldausfuhr be-
ſteht nicht mehr. Der Grund des hohen Diskontos liegt in
der koloſſalen Anſpannung des Kredites im
Lande. Dem Wunſche der Goldinduſtrie, mehr Barren zu
liefern, werden wir nachkommen, aber bisher hat der Barren-
beſtand der Reichsbank gerade für die Prägemittel ausgereicht.
Die Wünſche für die Beamten kann ich nicht alle anerkennen, aber
ſie werden eingehend und mit Wohlwollen geprüft werden. Die
Reſolution würde ſehr unerfreuliche Schwierigkeiten mit ſich
bringen, denn alle Poſtanſtalten müßten fremde Scheine nehmen.
Die öffentlichen Kaſſen werden nicht in der Lage ſein, dieſe Noten
zuverläſſig auf ihre Echtheit zu prüfen. Die Reſolution würde
aber auch in direktem Widerſpruch ſtehen mit der Tendenz des
Bankgeſetzes. Dieſes Geſetz hat die Privatnotenbanken aufrecht-
erhalten. Dieſe Notenbanken haben ſich wohltätig wirkend neben
die Reichsbankanſtalten geſtellt. Ich bitte alſo die Reſolution
abzulehnen.
Bundesratsbevollmächtigter v. Burkhard: Ich möchte gegen-
über dem Vorſtoß gegen die Privatnotenbanken namens der
bayeriſchen Regierung erklären, daß ſie großen Wert auf die Fort-
erhaltung der bayeriſchen Notenbanken legt. Die bayeriſchen
Notenbanken haben die Tätigkeit der Reichsbank in erfreulicher
Weiſe ergänzt. Dasſelbe gilt auch von den Notenbanken der
übrigen Staaten.
Die beiden Anträge Arendt werden ange-
nommen. Die Reſolution der Kommiſſion ab-
gelehnt.
Damit iſt die Beratung des Etats der Reichs-
bank erledigt.
Die Vereinbarung zwiſchen dem Reich und der
Schweiz und der Geſetzentwurf über die Vorlegung der
deutſch-ſchweizeriſchen Grenze bei Leopoldshöhe
werden in erſter und zweiter Leſung ohne Debatte erledigt.
Hierauf wird ein Vertagungsantrag angenommen.
Nächſte Sitzung: Montag 1 Uhr: Etat des Reichs-
kanzlers, der Reichskanzlei und des Auswärtigen Amtes.
Schluß 5¼ Uhr.
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(2022-04-08T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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