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Allgemeine Zeitung, Nr. 137, 23. März 1908.

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Nr. 137. München, Montag Allgemeine Zeitung 23. März 1908.
[Spaltenumbruch]
Hof und Gesellschaft.

-- Bei Sr. kgl. Hoh. dem Prinzregenten waren
heute zur Tafel geladen: die kgl. Kämmerer: Karl Frhr.
v. Müller, Regierungsdirektor in Augsburg; Dr. Fried-
rich v. Haupt, Bezirksamtmann a. D.; Max Frhr. von
Pfetten,
Mitglied des Reichstages; Franz Frhr. von
Tautphoeus,
Oberst z. D.; Karl Frhr. v. Lupin,
Oberstleutnant a. D.; Rudolf Frhr. v. Guttenberg,
Major a. D., sowie Dr. Friedrich v. Keller, Oberleut-
nant der Reserve des 1. Feld-Artillerie-Regiments und kais.
Vizekonsul in Kalkutta.

-- Prinzessin Helmtrud. Tochter des Prinzen und der
Prinzessin Ludwig, vollendet morgen Sonntag ihr 21. Lebensjahr.



Münchener Stadtanzeiger.

Nockherberg-Finale.

* Drei Uhr. Drinnen hier und da noch ein Platz, eingeengt.
Aber draußen im Garten, da gibt's noch viele. Die Konturen
der Berge stehen scharf und klar. Die Sonne sticht, eine wilde
Luft trocknet die Kehle aus -- die erste Maß. Man trinkt sie
sorgsam, behaglich, prüfend. Man wundert sich, daß die Stim-
mung ausbleibt. Aber unterdessen ist die Maß leer. Eine
zweite. Die Berge sind immer noch scharf zu sehen, ja noch
schärfer. So viele Spitzen. Die Kellnerin neigt sich liebevoll
über die Schulter. Ist es eine amuröse Ambition, sind es
Frühlingsgefühle heut bei Frühlingsanfang? ... Sie flüstert:
"Es wird heut noch gar". Die Kunde wird flüsternd weiter-
gegeben. Das Bier bekommt einen tragischen Geschmack. Eine
Geliebte, der die Scheidestunde schlägt. Aber die Geliebten, die
sich so früh verabschieden, kommen gewöhnlich noch einmal oder
zweimal wieder. "Also morgen sind's wieder hier, Herr Nach-
bar?" "Glaub's schon." -- Die dritte Maß. Es wird immer
wärmer draußen. Sonderbar. Schweigend krümmt sich ein ge-
bratener Fisch auf dem Tische. "Die letzten zwei Tonnen werden
an'zapst." Aber wir hören es lächelnd, wie wir die Gerüchte
von der Niederlage Rußlands vor drei Jahren lächelnd und un-
gläubig hinnahmen. Die Berge verschwimmen. Einen Schank-
stätte wird durch einen Rolladen geschlossen. Ein schlechtes Vor-
zeichen. Furcht beschleicht die einen, aber nichts ahnend, sitzen
die anderen hinter ihren Krügen. Die Schlücke werden gieriger,
hastiger. Die Unruhe wächst. Eine zweite Schankstätte ver-
stummt. Die Kellnerin hat noch drei Maß zu vergeben. Sie
sind schnell fort. Draußen ist nichts mehr zu holen. Also in der
Halle. Aber gerade zieht der Schenkkellner seinen Schurz ab,
wäscht sich die Hände. Er hat kein Bier mehr und muß schnell
fort zum Auer Kraftbier. Eine tiefe Trauer liegt mit ihren
Fittichen auf den Schultern. Man möchte weinen. 53/4 Uhr
und kein Bier mehr. Der Saal ist auch gesperrt. Ein Schutz-
mann am Ausgang waltet seines schweren, trockenen Amtes, er
läßt hinaus, aber nicht wieder hinein. Wir wandern an ihm
vorbei ins Tal hinab. -- Fürwahr ein trauriger Frühlings-
anfang, der Salvators Ende wurde.



* Pasing oder München?

Der Antrag der ultramon-
tanen Gemeindebevollmächtigten Dr. Heigl und Genossen,
der Magistrat möge mit dem Kultusministerium neue Ver-
handlungen anknüpfen, um die Lehrerbildungsanstalt, als
rein konfessionelle Anstalt, für München zu "retten", soll
die nächste geheime Sitzung des Kollegiums am Don-
nerstag, 26. März, beschäftigen.

* Die Bewegung unter den Orchestermusikern.

Der Vorsitzende
der Münchener Musikerverbindung hat folgende Eingabe an die
Direktion des Theaters am Gärtnerplatz gerichtet:

Der ergebenst unterzeichnete erste Vorsitzende der Münchener
Musikerverbindung hat, veranlaßt durch Ihre letzte Zeitungs-
notiz, im Verein mit dem Ausschuß der Münchener Musikerver-
bindung beschlossen, nunmehr betreffs der Verhältnisse der Orche-
stermitglieder des Theaters am Gärtnerplatz auch den Weg der
Oeffentlichkeit zu beschreiten. Doch vorher erlaubte sich derselbe,
sämtliche Mitglieder Ihres Orchesters zu einer Versammlung
einzuladen, um denselben die Anforderungen, die die M. M.-V.
betreffs unseres Minimaltarifs stellt, klarzulegen. Ich erlaube
mir nun folgende Forderungen, die auf ganz humaner Grund-
lage beruhen und von den Orchestermitgliedern als dringlich
anerkannt wurden, mit dem Wunsche einer gütigen Berücksichti-
gung zu unterbreiten.

[Spaltenumbruch]

1. Es möge die Direktion in Anbetracht der Teuerung den
Orchestermitgliedern eine Aufbesserung der Gage ab
1. Mai
1908 um monatlich 5 Mark gütigst gewähren. Diese Zu-
lage soll sich alljährlich um den gleichen Betrag steigern, bis der
Minimaltarif (1. Stimme 130 M, 2. Stimme 120 M) erreicht ist.

2. Die Nachmittagsvorstellungen sollen mit 2 M
ab 1. März 1908 vergütet werden.

3. Bei Neuengagements ist der Tarif sofort zu be-
zahlen.

4. Im Falle sich die Gerüchte bestätigen sollten, daß die Direk-
tion gewillt ist, die Nachmittagsvorstellungen ohne Unterbrechung
den ganzen Sommer durch fortzusetzen, möge die Direktion den
Orchestermitgliedern analog dem technischen Personal einen acht-
tägigen Erholungsurlaub gewähren.

Der ergebenst Unterzeichnete bittet um einen gütigen, end-
gültigen Bescheid innerhalb drei Tagen. Hochachtungsvoll Adolf
Marggraf, 1. Vorsitzender der Münchener Musikerverbindung."


Es wird der Direktion der Vereinigten Theater wohl möglich
sein, diese Forderungen zu erfüllen.

* Der Tarifvertrag in München.

Als Heft 7 der Ein-
zelschriften des Statistischen Amtes der Stadt München
erschien soeben eine Schrift von Dr. Adolf Günther,
betitelt: Der Tarifvertrag in München. Seine geschichtliche
Entwicklung, seine rechtliche Natur, seine statistisch-wirt-
schaftlichen Grundlagen. (München, F. Lindauer [Schoep-
ping].) Der Verfasser bietet an der Hand der Akten des
Gewerbegerichts München eine äußerst wertvolle Darstel-
lung der Münchener Tarifgeschichte und der tariflichen
Rechtsprechung, sowie der sozialen und wirtschaftlichen
Wirkungen der Tarifverträge. Wir werden auf die inter-
essante Publikation, die im gegenwärtigen Augenblick
entscheidender Tarifkämpfe im Baugewerbe erhöhte Be-
deutung hat, noch zurückkommen.

+ Zum freiwilligen Tod des Kunstmalers Hermann Armin.

Freunde, die den freiwillig aus dem Leben geschiedenen Kunst-
maler Hermann Armin (Familienname Hermann Mayer) seit
Jahren kennen, darunter solche, die noch in den letzten Tagen
mit ihm verkehrten und sahen, wie er den Josephitag in bester
Laune verlebte, gaben, als sie die Art seines Todes erfuhren,
der Meinung Ausdruck, daß es sich um einen Unglücksfall handeln
müsse, denn es sei kein Grund vorhanden, der dem so Lebens-
frohen auf einmal das Dasein verleidet hätte. Da Armin bei
Herstellung kinematographischer Lichtbilder auch Cyankali be-
nötigte, durfte vielleicht, wie sie meinten, irgend eine Unvor-
sichtigkeit,
eine Verwechslung an dem Tode des Mannes
schuld sein. Den vielen Spaziergängern, die nach Nymphenburg,
Hartmannshofen, Neulustheim usw. ihren Weg am Schloßmühl-
Gerner Kanal aufwärts nehmen, ist die trauliche, sinnig bemalte,
von einem großen Garten umgebene kleine Villa, die Armin
seit Jahren als Eigentümer mit seiner Frau und seiner betagten
Mutter bewohnte, wohl bekannt. Sowohl Armin als seine Frau
sah man stets in ungetrübt heiterer Laune, die materiellen Ver-
hältnisse waren günstig und gestatteten der Familie ein sorgen-
loses Dasein. Das Ehepaar war wegen seines freundlichen und
liebenswürdigen Wesens sehr beliebt; nur mit einem Nachbarn
war es vor Jahren zu Differenzen gekommen, die schließlich zu
einem Prozesse führten. Nach außen kam das gespannte Verhält-
nis dadurch zum Ausdruck, daß der betreffende Nachbar die ganze
Frontbreite seiner Villa entlang in großen Lettern den Spruch
anbringen ließ: "Es kann der Beste nicht in Frieden leben, wenn
es dem bösen Nachbarn nicht gefällt." Armin erblickte hierin eine
Beleidigung gegen sich und die Seinen, und stellte Klage mit
dem Antrag auf Entfernung der ostentativen Inschrift. Der
Prozeß wurde in der Hauptsache zugunsten Armins entschieden,
er war aber damit nicht beendigt, sondern wurde von der
Gegenpartei fortgesetzt. Auf das Gemüt Armins schien die Sache
für Außenstehende keinen Einfluß zu üben, seine Gattin aber
mußte die Wahrnehmung machen, daß ihr Mann seitdem, wenn
er allein war, sich trüben, schwermutsvollen Gedanken hingab,
und grübelnd vor sich hinstarrte. Sie suchte daher auch jedes
Alleinsein ihres Gatten zu verhindern und beruhigte sich nach
und nach wieder, da sie diesen Zustand bei dem sonst stets froh-
launigen Manne nur für vorübergehend hielt. Er scheint sich
aber doch zu einer ernsten geistigen Störung entwickelt
zu haben. Als am Freitag die Familie den Morgenkaffe genoß,
deutete nichts im Benehmen des Mannes auf düstere Absichten.
Die Frau begab sich auf einige Zeit ins Erdgeschoß zu häuslichen
Verrichtungen, und als sie in das im ersten Stock gelegene Wohn-
zimmer zurückkam, fand sie ihren Mann tot auf dem Boden
liegen.

* Ein Vortrag Felix Weingartners.

Am 6. Vortrags-
abend
des Neuen Vereins wird Felix Weingartner, der
Direktor der Wiener Hofoper, ein selbstverfaßtes Drama in zwei
Teilen, "Golgatha", das zur musikalischen Komposition be-
stimmt ist, zur Vorlesung bringen. Die Vorlesung findet an
zwei Abenden, am 2. (1. Teil) und 4. April (2. Teil), abends
[Spaltenumbruch] 8 Uhr, im Museum statt. Karten zu je 5, 4, 3, 2 M (Katego-
rien 1 M) für jeden Abend bei der Geschäftsstelle des Neuen
Vereins, Buchhandlung H. Jaffe, Briennerstraße 54, ferner bei
W. Seyfferth, Amalienstraße 17, und O. Bauer, Maximilian-
straße 5.

* Hausbesitzerbank in München.

Auf der Tagesord-
nung der Generalversammlung des Münchener Grund- und
Hausbesitzervereins steht die Errichtung einer Hausbesitzer-
bank. Das Projekt, das schon auf dem letzten Hausbesitzer-
kongreß in Hamburg erörtert worden ist, gründet sich auf
folgenden Prinzipien:

1. Die Hausbesitzerbank bildet ein vom Grund- und Haus-
besitzer-Verein vollständig getrenntes Institut, doch können nur
Mitglieder des Grund- und Hausbesitzer-Ver-
eins
Mitglieder der Hausbesitzerbank sein.

2. Die Form der Vereinigung ist die der Genossenschaft
mit beschränkter Haftpflicht,
die Genossen haften nicht
mit ihrem gesamten Vermögen, sondern nur für eine im vor-
aus bestimmte
Summe.

3. Zweck der Bank ist die Gewährung von Darlehen an
die Genossenschaftsmitglieder, sowie Vornahme von Bank-
geschäften für die Mitglieder (Einziehung von Mieten, Häuser-
verwaltung, Kontokorrent- und Depositenverkehr).

4. Die Verpflichtung der Mitglieder besteht in Bezahlung
eines Eintrittsgeldes, das jedoch den bis zu einem bestimmten
Termin entretenden Genossen erlassen wird, ferner im Erwerb
von mindestens einem Geschäftsanteil von ein-
hundert Mark,
wovon 30 Mark sofort beim Eintritt, ferner
monatlich 10 Mark zu bezahlen sind; weitere Stundung kann mit
Genehmigung des Aufsichtsrates gewährt werden. Vollzahlung
und Zahlung höherer Raten ist zulässig.

Jeder Genosse kann höchstens 50 Anteile erwerben.

5. Auf einen Geschäftsanteil kann höchstens ein Kredit
von 1000 Mark
gegeben werden. Zur Gewährung eines
Kredits im Gesamtbetrage bis 5000 Mark ist der Vorstand selb-
ständig berechtigt, bei höherem Betrage ist die Genehmigung des
Aufsichtsrates erforderlich. Ohne Sicherheit dürfen keine Dar-
lehen gegeben werden. Diese Sicherheit kann durch Be-
stellung einer Sicherungshypothek, durch Bürgschaft, Hinterlegung
von Wertpapieren, von Sparkassenbüchern, Lebensversicherungen
usw., sowie durch Verpfändung von Mieten geleistet werden.

6. Die Verzinsung für Darlehen beträgt 1 Prozent über
Reichsbankdiskont.

7. Ins Auge zu fassen wäre auch die Errichtung einer Spar-
kassa
(auch für Nichtmitglieder).

8. Vor allem ist Wert zu legen auf den Depositenverkehr, der
dadurch, daß sämtliche Mitglieder des Vereins ihre verfügbaren
Geldbeträge anstatt anderen Geldinstituten zur Verfügung zu
stellen, der Hausbesitzerbank zufließen lassen, dazu dienen soll,
stets flüssige Geldmittel bereit zu stellen.


Nicht aus dem Auge zu lassen ist, daß der ganze Gewinn des
Bankbetriebes in Form von Dividenden den Genossen zu-
gute kommt.

sqrt Zur Bogenhauser Erpressungsaffäre.

Am Donnerstag
machte ein Herr einen Schutzmann auf einen Gast eines Cafes
am Marienplatz aufmerksam, auf den die Beschreibung des Er-
pressers paßte. Der Schutzmann ließ den Herrn aus dem Lokal
rufen und stellte seine Personalien fest. Der Betreffende, ein
Kaufmann, kommt jedoch ebenso wenig wie einer der übrigen
bisher polizeilich beanstandeten Personen als Täter oder Mit-
täter in Betracht.

sqrt Kindsmord.

Am Mittwoch wurde, wie bereits bekannt,
in einem Klosett einer Wirtschaft in der Neuberghauser-
straße
die Leiche eines neugeborenen Kindes gefunden. Die
gerichtliche Sektion ergab, daß das Kind gelebt hatte, alsbald
nach der Geburt aber auf grausame Weise erstickt worden
war. Die Mutter, ein in der Wirtschaft bedienstetes 18jähriges
Mädchen, hatte dem kleinen Wesen den Schlund voll Zeitungs-
papier gestopft, so daß man von außen an der kleinen Leiche
keinerlei Spuren eines gewaltsamen Todes wahrnehmen konnte.
Nachdem es das eben geborene Kind getötet und kopfüber in
die Klosettröhre gepreßt hatte, begab sich das Mädchen wieder in
die Küche an die Arbeit, wurde aber bald ohnmächtig vor
Schwäche. Sie behauptete den Sanitätsmännern gegenüber, die
sie nach der Frauenklinik verbrachten, sie habe einen Abgang
gehabt; erst eine Stunde später entdeckte man zufällig die Kinds-
leiche im Abort. Gegen die Kindsmörderin ist Haftbefehl
erlassen. Was sie zu dem verzweifelten Schritte trieb, ist noch
unaufgeklärt, Notlage kommt jedenfalls nicht in Betracht, da das
Mädchen im Besitz einer nicht unbeträchtlichen Barschaft ist. --
Der Polizeibericht meldete übrigens innerhalb dreier Tage außer
diesem noch zwei Funde von Kindsleichen (eine solche fand man
bekanntlich in der Damenstiftskirche). In den beiden übrigen

[Spaltenumbruch]

diskret, während ihre Gedanken in wirrer Hast durch den
Kopf jagten und ihre eigenen Worte an ihr Ohr schlugen,
als habe ein Fremder sie gesprochen...

Der alte Herr von Halbach war schweigsam und sah
verdrossen aus. Er fühlte sich grenzenlos unbehaglich.

Die beiden Komtessen Kramsdorff waren befangen,
wechselten wiederholt verstohlene Blicke und hatten ein "ge-
frorenes Lächeln" auf den Lippen, sobald Georg oder
Hanna sich an sie wandten.

Rittmeister Degenhardt sprach laut und mit einer
etwas knarrenden Kommandostimme von Pferdezucht, land-
wirtschaftlichen Maschinen, vom Bodenertrag in seiner Hei-
mat und von Politik. ... Aber er sprach doch wenigstens
und half immer wieder über das beängstigende Schweigen
hinweg, das eintrat, sobald er sich für einige Augenblicke
dem Essen widmete. ...

Man war nicht "unter sich" -- wie die alte Frau von
Helldorf es genannt haben würde. Georg hatte bei den
Einladungen nur auf eine möglichst große Zahl gesehen
und war deshalb nicht wählerisch gewesen. Rittmeister
Degenhardt mochte ja vielleicht, als Besitzer von Wilkenau
und Denzin, für voll gelten. Aber da waren auch die
beiden Aerzte geladen, der Oberförster Barnikow, der
Amtsrichter aus der Kreisstadt mit seiner jungen, schüchter-
nen und gesellschaftlich wenig gewandten Frau und ein
sehr wohlhabender Fabrikbesitzer mit zwei erwachsenen
Töchtern, die häßlich und ungraziös waren, aber viel und
kostbaren Schmuck trugen.

Das Souper dauerte über zwei Stunden, obwohl schnell
und mit einer gewissen Hast serviert wurde. Endlich wurde
aber doch das Dessert gereicht, und der Sekt kam.

Georg hatte von Anfang an viel und hastig getrunken
-- ganz gegen seine sonstige Gewohnheit. Er wollte sich ge-
waltsam in Stimmung bringen, da er das Gefühl nicht los-
werden konnte, daß das Ganze mehr einem Leichenschmaus
als einem Feste fröhlicher Geselligkeit glich.

Wiederholt hatte Hanna mit unruhigen und besorgten
Blicken zu ihm hinübergesehen. Er hatte die ältere Kom-
tesse Kramsdorff zu Tisch geführt und sprach immer leb-
hafter, wenn auch flüsternd, auf sie ein. Hanna, die an der
Seite des Herrn von Halbach ihrem Manne gegenüber saß,
verstand jedes Wort, das er sprach. Ihre Nerven und die
Tätigkeit ihrer Sinne waren aufs äußerste angespannt, so
[Spaltenumbruch] daß sie zu gleicher Zeit auf Georgs Worte hören, ihrem
Tischnachbar antworten und fast die ganze Tischgesellschaft
mit den Augen beobachten konnte.

"Wie geht es eigentlich Ihrem Bruder Udo?" hörte sie
plötzlich ihren Mann fragen.

Die Komtesse hatte wieder das "gefrorene Lächeln" auf
den Lippen, das Hanna schon den ganzen Abend über aufs
peinlichste berührt hatte.

(Fortsetzung folgt.)



Theater und Musik.
* Kgl. Hoftheater.

Als Vertreter des ersten Charakter-
faches gastiert in kommender Woche auf Engagement Herr Max
Montor vom Deutschen Schauspielhaus in Hamburg am Diens-
tag als König Philipp in Don Carlos und am Freitag als
Mephisto in Faust.

-nn. Kgl. Residenz-Theater.

Ibsens dreiaktiges
Schauspiel "Baumeister Solneß" wurde am Sams-
tag, wie auf dem Zettel ausdrücklich vermerkt war, an
unserer Hofbühne "zum erstenmal" aufgeführt und von dem
gutbesuchten Hause mit dem erwarteten starken Beifall
aufgenommen. Monnard bot in der Titelrolle eine
Prachtleistung. Näherer Bericht folgt.

* 3. Bayerisches Musikfest Pfingsten 1908.

Der Lehrer-
Gesangvere
in München wurde von der Stadt Nürn-
berg
eingeladen, beim 3. Bayerischen Musikfest unter Leitung
des kgl. Hofoperndirektors Felix Mottl die Missa solemnis
von L. van Beethoven zur Aufführung zu bringen. Der Verein
wird der Einladung Folge leisten und mit seinem Chore (450
Sänger und Sängerinnen) das Werk in Nürnberg aufführen.
Die Solis werden gesungen von den Damen H. Bosetti, M.
Preuse-Matzenauer
und den Herren Dr. R. Walter
und P. Bender. Die hiesige Aufführung der Missa solemnis
durch den Lehrer-Gesangverein mit dem genannten Soloquartett
und dem kgl. Hoforchester findet am 30. März 1908, abends 71/2
Uhr, im kgl. Odeon statt. Karten bei Aibl, Promenadeplatz 12.

* Kaim-Konzert.

Das 10. Kaim-Konzert findet am Diens-
tag, 24. März, statt und zwar unter Leitung von Hofkapellmeister
Peter Raabe. Zur Aufführung gelangen die Haydnsche Sym-
phonie "Le Midi", Mozarts "Kleine Nachtmusik" und die Ouver-
türe zu "Prometheus" von Beethoven. Frau Anna Hirzel-Lan-
genhan, die Solistin des Abends, spielt das F-moll-Konzert von
Chopin. Die öffentliche Hauptprobe beginnt am Dienstag Vor-
[Spaltenumbruch] mittag 10 Uhr. Eintrittskarten zum Konzert sind in der Ton-
halle (Laden), bei A. Schmid Nachf., Theatinerstraße 34, und im
Billettenkiosk am Maximiliansplatz zu haben.



Bildende Kunst.

h. Die Allgemeine Deutsche Kunstgenossenschaft hielt Freitag,
20. März, im Künstlerhause ihre ordentliche Hauptver-
sammlung
ab. Außer den Münchener Herren des Hauptaus-
schusses waren hierzu erschienen die Herren: Maler Pape und
Markus (Berlin), Regierungsbaumeister Bock (Braunschweig),
die Maler Dreßler (Breslau), Koch (Kassel), Thamm (Dresden),
Zinkeisen, Wansleben und Fritzel (Düsseldorf), Forel (Frank-
furt), Rehder für Hamburg und Kiel, Glink (Hannover), Straß-
berger (Karlsruhe), Kado (Königsberg), der Graphiker Heroux
(Leipzig), die Maler Prof. v. Petersen und Groß (München I),
Professor Bär (München II), Professor Bek-Gran (Nürnberg),
Professor Reinhold Schmidt (Stuttgart), Graf (Weimar), Ame-
seder (Wien). Nach Begrüßung durch den zweiten Vorsitzenden,
Prof. Löwith (München), wurde der Verluste gedacht, die die
Korporation durch das Hinscheiden der Professoren K. A. v. Baur
(München), Peter Janssen (Düsseldorf), Thumann (Berlin).
Pohle (Dresden) und des Malers Pahlmann (Braunschweig) er-
litten hat. Vor Eintritt in die Tagesordnung wurde durch Pro-
fessor v. Petersen ein Antrag des Ortsvereins München I der
Hauptversammlung unterbreitet, wonach der bisherige Vorsitzende
Prof. Löwith zum 1. Vorsitzenden gewählt werden solle. Die
Versammlung vollzog unter lebhaften Beifallskundgebungen ein-
stimmig die Wahl des Professors Löwith zum 1. Vorsitzen-
den des Hauptausschusses.
Ebenso wurde Herr Maler
Franz Schmidt-Breitenbach auf Antrag des Ortsver-
eins München I zum 2. Vorsitzenden gewählt. Nach Erledigung des
Rechenschafts- und Kassenberichtes und des Voranschlages für das
kommende Geschäftsjahr wurde dem Hauptausschuß Entlastung er-
teilt. Die Anträge des Hauptausschusses und mehrerer Ortsver-
eine wurden eingehend besprochen und hierüber Beschlüsse gefaßt.
Die Zentraljury für die kommende Jubiläums-Ausstellung
wurde festgesetzt und das vom Hauptausschusse aufgestellte Pro-
gramm für den Anfang Juni hier stattfindenden allge-
meinen Deutschen Künstlertag
genehmigt. Nach Be-
sprechung weiterer interner Angelegenheiten endete abends 6 Uhr
die vormittags 10 Uhr begonnene Hauptversammlung.

* Galerie Heinemann.

Die Kollektion Karl Leipold ist
noch durch zwei größere bedeutende Werke "Der Atlantic" und
"Es werde Licht!", die zur Eröffnung der Ausstellung nicht recht-
zeitig fertig und soeben erst vom Künstler vollendet wurden, be-
reichert worden.

Nr. 137. München, Montag Allgemeine Zeitung 23. März 1908.
[Spaltenumbruch]
Hof und Geſellſchaft.

— Bei Sr. kgl. Hoh. dem Prinzregenten waren
heute zur Tafel geladen: die kgl. Kämmerer: Karl Frhr.
v. Müller, Regierungsdirektor in Augsburg; Dr. Fried-
rich v. Haupt, Bezirksamtmann a. D.; Max Frhr. von
Pfetten,
Mitglied des Reichstages; Franz Frhr. von
Tautphoeus,
Oberſt z. D.; Karl Frhr. v. Lupin,
Oberſtleutnant a. D.; Rudolf Frhr. v. Guttenberg,
Major a. D., ſowie Dr. Friedrich v. Keller, Oberleut-
nant der Reſerve des 1. Feld-Artillerie-Regiments und kaiſ.
Vizekonſul in Kalkutta.

— Prinzeſſin Helmtrud. Tochter des Prinzen und der
Prinzeſſin Ludwig, vollendet morgen Sonntag ihr 21. Lebensjahr.



Münchener Stadtanzeiger.

Nockherberg-Finale.

* Drei Uhr. Drinnen hier und da noch ein Platz, eingeengt.
Aber draußen im Garten, da gibt’s noch viele. Die Konturen
der Berge ſtehen ſcharf und klar. Die Sonne ſticht, eine wilde
Luft trocknet die Kehle aus — die erſte Maß. Man trinkt ſie
ſorgſam, behaglich, prüfend. Man wundert ſich, daß die Stim-
mung ausbleibt. Aber unterdeſſen iſt die Maß leer. Eine
zweite. Die Berge ſind immer noch ſcharf zu ſehen, ja noch
ſchärfer. So viele Spitzen. Die Kellnerin neigt ſich liebevoll
über die Schulter. Iſt es eine amuröſe Ambition, ſind es
Frühlingsgefühle heut bei Frühlingsanfang? ... Sie flüſtert:
„Es wird heut noch gar“. Die Kunde wird flüſternd weiter-
gegeben. Das Bier bekommt einen tragiſchen Geſchmack. Eine
Geliebte, der die Scheideſtunde ſchlägt. Aber die Geliebten, die
ſich ſo früh verabſchieden, kommen gewöhnlich noch einmal oder
zweimal wieder. „Alſo morgen ſind’s wieder hier, Herr Nach-
bar?“ „Glaub’s ſchon.“ — Die dritte Maß. Es wird immer
wärmer draußen. Sonderbar. Schweigend krümmt ſich ein ge-
bratener Fiſch auf dem Tiſche. „Die letzten zwei Tonnen werden
an’zapſt.“ Aber wir hören es lächelnd, wie wir die Gerüchte
von der Niederlage Rußlands vor drei Jahren lächelnd und un-
gläubig hinnahmen. Die Berge verſchwimmen. Einen Schank-
ſtätte wird durch einen Rolladen geſchloſſen. Ein ſchlechtes Vor-
zeichen. Furcht beſchleicht die einen, aber nichts ahnend, ſitzen
die anderen hinter ihren Krügen. Die Schlücke werden gieriger,
haſtiger. Die Unruhe wächſt. Eine zweite Schankſtätte ver-
ſtummt. Die Kellnerin hat noch drei Maß zu vergeben. Sie
ſind ſchnell fort. Draußen iſt nichts mehr zu holen. Alſo in der
Halle. Aber gerade zieht der Schenkkellner ſeinen Schurz ab,
wäſcht ſich die Hände. Er hat kein Bier mehr und muß ſchnell
fort zum Auer Kraftbier. Eine tiefe Trauer liegt mit ihren
Fittichen auf den Schultern. Man möchte weinen. 5¾ Uhr
und kein Bier mehr. Der Saal iſt auch geſperrt. Ein Schutz-
mann am Ausgang waltet ſeines ſchweren, trockenen Amtes, er
läßt hinaus, aber nicht wieder hinein. Wir wandern an ihm
vorbei ins Tal hinab. — Fürwahr ein trauriger Frühlings-
anfang, der Salvators Ende wurde.



* Paſing oder München?

Der Antrag der ultramon-
tanen Gemeindebevollmächtigten Dr. Heigl und Genoſſen,
der Magiſtrat möge mit dem Kultusminiſterium neue Ver-
handlungen anknüpfen, um die Lehrerbildungsanſtalt, als
rein konfeſſionelle Anſtalt, für München zu „retten“, ſoll
die nächſte geheime Sitzung des Kollegiums am Don-
nerstag, 26. März, beſchäftigen.

* Die Bewegung unter den Orcheſtermuſikern.

Der Vorſitzende
der Münchener Muſikerverbindung hat folgende Eingabe an die
Direktion des Theaters am Gärtnerplatz gerichtet:

Der ergebenſt unterzeichnete erſte Vorſitzende der Münchener
Muſikerverbindung hat, veranlaßt durch Ihre letzte Zeitungs-
notiz, im Verein mit dem Ausſchuß der Münchener Muſikerver-
bindung beſchloſſen, nunmehr betreffs der Verhältniſſe der Orche-
ſtermitglieder des Theaters am Gärtnerplatz auch den Weg der
Oeffentlichkeit zu beſchreiten. Doch vorher erlaubte ſich derſelbe,
ſämtliche Mitglieder Ihres Orcheſters zu einer Verſammlung
einzuladen, um denſelben die Anforderungen, die die M. M.-V.
betreffs unſeres Minimaltarifs ſtellt, klarzulegen. Ich erlaube
mir nun folgende Forderungen, die auf ganz humaner Grund-
lage beruhen und von den Orcheſtermitgliedern als dringlich
anerkannt wurden, mit dem Wunſche einer gütigen Berückſichti-
gung zu unterbreiten.

[Spaltenumbruch]

1. Es möge die Direktion in Anbetracht der Teuerung den
Orcheſtermitgliedern eine Aufbeſſerung der Gage ab
1. Mai
1908 um monatlich 5 Mark gütigſt gewähren. Dieſe Zu-
lage ſoll ſich alljährlich um den gleichen Betrag ſteigern, bis der
Minimaltarif (1. Stimme 130 M, 2. Stimme 120 M) erreicht iſt.

2. Die Nachmittagsvorſtellungen ſollen mit 2 M
ab 1. März 1908 vergütet werden.

3. Bei Neuengagements iſt der Tarif ſofort zu be-
zahlen.

4. Im Falle ſich die Gerüchte beſtätigen ſollten, daß die Direk-
tion gewillt iſt, die Nachmittagsvorſtellungen ohne Unterbrechung
den ganzen Sommer durch fortzuſetzen, möge die Direktion den
Orcheſtermitgliedern analog dem techniſchen Perſonal einen acht-
tägigen Erholungsurlaub gewähren.

Der ergebenſt Unterzeichnete bittet um einen gütigen, end-
gültigen Beſcheid innerhalb drei Tagen. Hochachtungsvoll Adolf
Marggraf, 1. Vorſitzender der Münchener Muſikerverbindung.“


Es wird der Direktion der Vereinigten Theater wohl möglich
ſein, dieſe Forderungen zu erfüllen.

* Der Tarifvertrag in München.

Als Heft 7 der Ein-
zelſchriften des Statiſtiſchen Amtes der Stadt München
erſchien ſoeben eine Schrift von Dr. Adolf Günther,
betitelt: Der Tarifvertrag in München. Seine geſchichtliche
Entwicklung, ſeine rechtliche Natur, ſeine ſtatiſtiſch-wirt-
ſchaftlichen Grundlagen. (München, F. Lindauer [Schoep-
ping].) Der Verfaſſer bietet an der Hand der Akten des
Gewerbegerichts München eine äußerſt wertvolle Darſtel-
lung der Münchener Tarifgeſchichte und der tariflichen
Rechtſprechung, ſowie der ſozialen und wirtſchaftlichen
Wirkungen der Tarifverträge. Wir werden auf die inter-
eſſante Publikation, die im gegenwärtigen Augenblick
entſcheidender Tarifkämpfe im Baugewerbe erhöhte Be-
deutung hat, noch zurückkommen.

† Zum freiwilligen Tod des Kunſtmalers Hermann Armin.

Freunde, die den freiwillig aus dem Leben geſchiedenen Kunſt-
maler Hermann Armin (Familienname Hermann Mayer) ſeit
Jahren kennen, darunter ſolche, die noch in den letzten Tagen
mit ihm verkehrten und ſahen, wie er den Joſephitag in beſter
Laune verlebte, gaben, als ſie die Art ſeines Todes erfuhren,
der Meinung Ausdruck, daß es ſich um einen Unglücksfall handeln
müſſe, denn es ſei kein Grund vorhanden, der dem ſo Lebens-
frohen auf einmal das Daſein verleidet hätte. Da Armin bei
Herſtellung kinematographiſcher Lichtbilder auch Cyankali be-
nötigte, durfte vielleicht, wie ſie meinten, irgend eine Unvor-
ſichtigkeit,
eine Verwechslung an dem Tode des Mannes
ſchuld ſein. Den vielen Spaziergängern, die nach Nymphenburg,
Hartmannshofen, Neuluſtheim uſw. ihren Weg am Schloßmühl-
Gerner Kanal aufwärts nehmen, iſt die trauliche, ſinnig bemalte,
von einem großen Garten umgebene kleine Villa, die Armin
ſeit Jahren als Eigentümer mit ſeiner Frau und ſeiner betagten
Mutter bewohnte, wohl bekannt. Sowohl Armin als ſeine Frau
ſah man ſtets in ungetrübt heiterer Laune, die materiellen Ver-
hältniſſe waren günſtig und geſtatteten der Familie ein ſorgen-
loſes Daſein. Das Ehepaar war wegen ſeines freundlichen und
liebenswürdigen Weſens ſehr beliebt; nur mit einem Nachbarn
war es vor Jahren zu Differenzen gekommen, die ſchließlich zu
einem Prozeſſe führten. Nach außen kam das geſpannte Verhält-
nis dadurch zum Ausdruck, daß der betreffende Nachbar die ganze
Frontbreite ſeiner Villa entlang in großen Lettern den Spruch
anbringen ließ: „Es kann der Beſte nicht in Frieden leben, wenn
es dem böſen Nachbarn nicht gefällt.“ Armin erblickte hierin eine
Beleidigung gegen ſich und die Seinen, und ſtellte Klage mit
dem Antrag auf Entfernung der oſtentativen Inſchrift. Der
Prozeß wurde in der Hauptſache zugunſten Armins entſchieden,
er war aber damit nicht beendigt, ſondern wurde von der
Gegenpartei fortgeſetzt. Auf das Gemüt Armins ſchien die Sache
für Außenſtehende keinen Einfluß zu üben, ſeine Gattin aber
mußte die Wahrnehmung machen, daß ihr Mann ſeitdem, wenn
er allein war, ſich trüben, ſchwermutsvollen Gedanken hingab,
und grübelnd vor ſich hinſtarrte. Sie ſuchte daher auch jedes
Alleinſein ihres Gatten zu verhindern und beruhigte ſich nach
und nach wieder, da ſie dieſen Zuſtand bei dem ſonſt ſtets froh-
launigen Manne nur für vorübergehend hielt. Er ſcheint ſich
aber doch zu einer ernſten geiſtigen Störung entwickelt
zu haben. Als am Freitag die Familie den Morgenkaffe genoß,
deutete nichts im Benehmen des Mannes auf düſtere Abſichten.
Die Frau begab ſich auf einige Zeit ins Erdgeſchoß zu häuslichen
Verrichtungen, und als ſie in das im erſten Stock gelegene Wohn-
zimmer zurückkam, fand ſie ihren Mann tot auf dem Boden
liegen.

* Ein Vortrag Felix Weingartners.

Am 6. Vortrags-
abend
des Neuen Vereins wird Felix Weingartner, der
Direktor der Wiener Hofoper, ein ſelbſtverfaßtes Drama in zwei
Teilen, „Golgatha“, das zur muſikaliſchen Kompoſition be-
ſtimmt iſt, zur Vorleſung bringen. Die Vorleſung findet an
zwei Abenden, am 2. (1. Teil) und 4. April (2. Teil), abends
[Spaltenumbruch] 8 Uhr, im Muſeum ſtatt. Karten zu je 5, 4, 3, 2 M (Katego-
rien 1 M) für jeden Abend bei der Geſchäftsſtelle des Neuen
Vereins, Buchhandlung H. Jaffe, Briennerſtraße 54, ferner bei
W. Seyfferth, Amalienſtraße 17, und O. Bauer, Maximilian-
ſtraße 5.

* Hausbeſitzerbank in München.

Auf der Tagesord-
nung der Generalverſammlung des Münchener Grund- und
Hausbeſitzervereins ſteht die Errichtung einer Hausbeſitzer-
bank. Das Projekt, das ſchon auf dem letzten Hausbeſitzer-
kongreß in Hamburg erörtert worden iſt, gründet ſich auf
folgenden Prinzipien:

1. Die Hausbeſitzerbank bildet ein vom Grund- und Haus-
beſitzer-Verein vollſtändig getrenntes Inſtitut, doch können nur
Mitglieder des Grund- und Hausbeſitzer-Ver-
eins
Mitglieder der Hausbeſitzerbank ſein.

2. Die Form der Vereinigung iſt die der Genoſſenſchaft
mit beſchränkter Haftpflicht,
die Genoſſen haften nicht
mit ihrem geſamten Vermögen, ſondern nur für eine im vor-
aus beſtimmte
Summe.

3. Zweck der Bank iſt die Gewährung von Darlehen an
die Genoſſenſchaftsmitglieder, ſowie Vornahme von Bank-
geſchäften für die Mitglieder (Einziehung von Mieten, Häuſer-
verwaltung, Kontokorrent- und Depoſitenverkehr).

4. Die Verpflichtung der Mitglieder beſteht in Bezahlung
eines Eintrittsgeldes, das jedoch den bis zu einem beſtimmten
Termin entretenden Genoſſen erlaſſen wird, ferner im Erwerb
von mindeſtens einem Geſchäftsanteil von ein-
hundert Mark,
wovon 30 Mark ſofort beim Eintritt, ferner
monatlich 10 Mark zu bezahlen ſind; weitere Stundung kann mit
Genehmigung des Aufſichtsrates gewährt werden. Vollzahlung
und Zahlung höherer Raten iſt zuläſſig.

Jeder Genoſſe kann höchſtens 50 Anteile erwerben.

5. Auf einen Geſchäftsanteil kann höchſtens ein Kredit
von 1000 Mark
gegeben werden. Zur Gewährung eines
Kredits im Geſamtbetrage bis 5000 Mark iſt der Vorſtand ſelb-
ſtändig berechtigt, bei höherem Betrage iſt die Genehmigung des
Aufſichtsrates erforderlich. Ohne Sicherheit dürfen keine Dar-
lehen gegeben werden. Dieſe Sicherheit kann durch Be-
ſtellung einer Sicherungshypothek, durch Bürgſchaft, Hinterlegung
von Wertpapieren, von Sparkaſſenbüchern, Lebensverſicherungen
uſw., ſowie durch Verpfändung von Mieten geleiſtet werden.

6. Die Verzinſung für Darlehen beträgt 1 Prozent über
Reichsbankdiskont.

7. Ins Auge zu faſſen wäre auch die Errichtung einer Spar-
kaſſa
(auch für Nichtmitglieder).

8. Vor allem iſt Wert zu legen auf den Depoſitenverkehr, der
dadurch, daß ſämtliche Mitglieder des Vereins ihre verfügbaren
Geldbeträge anſtatt anderen Geldinſtituten zur Verfügung zu
ſtellen, der Hausbeſitzerbank zufließen laſſen, dazu dienen ſoll,
ſtets flüſſige Geldmittel bereit zu ſtellen.


Nicht aus dem Auge zu laſſen iſt, daß der ganze Gewinn des
Bankbetriebes in Form von Dividenden den Genoſſen zu-
gute kommt.

Zur Bogenhauſer Erpreſſungsaffäre.

Am Donnerstag
machte ein Herr einen Schutzmann auf einen Gaſt eines Cafés
am Marienplatz aufmerkſam, auf den die Beſchreibung des Er-
preſſers paßte. Der Schutzmann ließ den Herrn aus dem Lokal
rufen und ſtellte ſeine Perſonalien feſt. Der Betreffende, ein
Kaufmann, kommt jedoch ebenſo wenig wie einer der übrigen
bisher polizeilich beanſtandeten Perſonen als Täter oder Mit-
täter in Betracht.

Kindsmord.

Am Mittwoch wurde, wie bereits bekannt,
in einem Kloſett einer Wirtſchaft in der Neuberghauſer-
ſtraße
die Leiche eines neugeborenen Kindes gefunden. Die
gerichtliche Sektion ergab, daß das Kind gelebt hatte, alsbald
nach der Geburt aber auf grauſame Weiſe erſtickt worden
war. Die Mutter, ein in der Wirtſchaft bedienſtetes 18jähriges
Mädchen, hatte dem kleinen Weſen den Schlund voll Zeitungs-
papier geſtopft, ſo daß man von außen an der kleinen Leiche
keinerlei Spuren eines gewaltſamen Todes wahrnehmen konnte.
Nachdem es das eben geborene Kind getötet und kopfüber in
die Kloſettröhre gepreßt hatte, begab ſich das Mädchen wieder in
die Küche an die Arbeit, wurde aber bald ohnmächtig vor
Schwäche. Sie behauptete den Sanitätsmännern gegenüber, die
ſie nach der Frauenklinik verbrachten, ſie habe einen Abgang
gehabt; erſt eine Stunde ſpäter entdeckte man zufällig die Kinds-
leiche im Abort. Gegen die Kindsmörderin iſt Haftbefehl
erlaſſen. Was ſie zu dem verzweifelten Schritte trieb, iſt noch
unaufgeklärt, Notlage kommt jedenfalls nicht in Betracht, da das
Mädchen im Beſitz einer nicht unbeträchtlichen Barſchaft iſt. —
Der Polizeibericht meldete übrigens innerhalb dreier Tage außer
dieſem noch zwei Funde von Kindsleichen (eine ſolche fand man
bekanntlich in der Damenſtiftskirche). In den beiden übrigen

[Spaltenumbruch]

diskret, während ihre Gedanken in wirrer Haſt durch den
Kopf jagten und ihre eigenen Worte an ihr Ohr ſchlugen,
als habe ein Fremder ſie geſprochen...

Der alte Herr von Halbach war ſchweigſam und ſah
verdroſſen aus. Er fühlte ſich grenzenlos unbehaglich.

Die beiden Komteſſen Kramsdorff waren befangen,
wechſelten wiederholt verſtohlene Blicke und hatten ein „ge-
frorenes Lächeln“ auf den Lippen, ſobald Georg oder
Hanna ſich an ſie wandten.

Rittmeiſter Degenhardt ſprach laut und mit einer
etwas knarrenden Kommandoſtimme von Pferdezucht, land-
wirtſchaftlichen Maſchinen, vom Bodenertrag in ſeiner Hei-
mat und von Politik. ... Aber er ſprach doch wenigſtens
und half immer wieder über das beängſtigende Schweigen
hinweg, das eintrat, ſobald er ſich für einige Augenblicke
dem Eſſen widmete. ...

Man war nicht „unter ſich“ — wie die alte Frau von
Helldorf es genannt haben würde. Georg hatte bei den
Einladungen nur auf eine möglichſt große Zahl geſehen
und war deshalb nicht wähleriſch geweſen. Rittmeiſter
Degenhardt mochte ja vielleicht, als Beſitzer von Wilkenau
und Denzin, für voll gelten. Aber da waren auch die
beiden Aerzte geladen, der Oberförſter Barnikow, der
Amtsrichter aus der Kreisſtadt mit ſeiner jungen, ſchüchter-
nen und geſellſchaftlich wenig gewandten Frau und ein
ſehr wohlhabender Fabrikbeſitzer mit zwei erwachſenen
Töchtern, die häßlich und ungraziös waren, aber viel und
koſtbaren Schmuck trugen.

Das Souper dauerte über zwei Stunden, obwohl ſchnell
und mit einer gewiſſen Haſt ſerviert wurde. Endlich wurde
aber doch das Deſſert gereicht, und der Sekt kam.

Georg hatte von Anfang an viel und haſtig getrunken
— ganz gegen ſeine ſonſtige Gewohnheit. Er wollte ſich ge-
waltſam in Stimmung bringen, da er das Gefühl nicht los-
werden konnte, daß das Ganze mehr einem Leichenſchmaus
als einem Feſte fröhlicher Geſelligkeit glich.

Wiederholt hatte Hanna mit unruhigen und beſorgten
Blicken zu ihm hinübergeſehen. Er hatte die ältere Kom-
teſſe Kramsdorff zu Tiſch geführt und ſprach immer leb-
hafter, wenn auch flüſternd, auf ſie ein. Hanna, die an der
Seite des Herrn von Halbach ihrem Manne gegenüber ſaß,
verſtand jedes Wort, das er ſprach. Ihre Nerven und die
Tätigkeit ihrer Sinne waren aufs äußerſte angeſpannt, ſo
[Spaltenumbruch] daß ſie zu gleicher Zeit auf Georgs Worte hören, ihrem
Tiſchnachbar antworten und faſt die ganze Tiſchgeſellſchaft
mit den Augen beobachten konnte.

„Wie geht es eigentlich Ihrem Bruder Udo?“ hörte ſie
plötzlich ihren Mann fragen.

Die Komteſſe hatte wieder das „gefrorene Lächeln“ auf
den Lippen, das Hanna ſchon den ganzen Abend über aufs
peinlichſte berührt hatte.

(Fortſetzung folgt.)



Theater und Muſik.
* Kgl. Hoftheater.

Als Vertreter des erſten Charakter-
faches gaſtiert in kommender Woche auf Engagement Herr Max
Montor vom Deutſchen Schauſpielhaus in Hamburg am Diens-
tag als König Philipp in Don Carlos und am Freitag als
Mephiſto in Fauſt.

-nn. Kgl. Reſidenz-Theater.

Ibſens dreiaktiges
Schauſpiel „Baumeiſter Solneß“ wurde am Sams-
tag, wie auf dem Zettel ausdrücklich vermerkt war, an
unſerer Hofbühne „zum erſtenmal“ aufgeführt und von dem
gutbeſuchten Hauſe mit dem erwarteten ſtarken Beifall
aufgenommen. Monnard bot in der Titelrolle eine
Prachtleiſtung. Näherer Bericht folgt.

* 3. Bayeriſches Muſikfeſt Pfingſten 1908.

Der Lehrer-
Geſangvere
in München wurde von der Stadt Nürn-
berg
eingeladen, beim 3. Bayeriſchen Muſikfeſt unter Leitung
des kgl. Hofoperndirektors Felix Mottl die Missa solemnis
von L. van Beethoven zur Aufführung zu bringen. Der Verein
wird der Einladung Folge leiſten und mit ſeinem Chore (450
Sänger und Sängerinnen) das Werk in Nürnberg aufführen.
Die Solis werden geſungen von den Damen H. Boſetti, M.
Preuſe-Matzenauer
und den Herren Dr. R. Walter
und P. Bender. Die hieſige Aufführung der Missa solemnis
durch den Lehrer-Geſangverein mit dem genannten Soloquartett
und dem kgl. Hoforcheſter findet am 30. März 1908, abends 7½
Uhr, im kgl. Odeon ſtatt. Karten bei Aibl, Promenadeplatz 12.

* Kaim-Konzert.

Das 10. Kaim-Konzert findet am Diens-
tag, 24. März, ſtatt und zwar unter Leitung von Hofkapellmeiſter
Peter Raabe. Zur Aufführung gelangen die Haydnſche Sym-
phonie „Le Midi“, Mozarts „Kleine Nachtmuſik“ und die Ouver-
türe zu „Prometheus“ von Beethoven. Frau Anna Hirzel-Lan-
genhan, die Soliſtin des Abends, ſpielt das F-moll-Konzert von
Chopin. Die öffentliche Hauptprobe beginnt am Dienstag Vor-
[Spaltenumbruch] mittag 10 Uhr. Eintrittskarten zum Konzert ſind in der Ton-
halle (Laden), bei A. Schmid Nachf., Theatinerſtraße 34, und im
Billettenkiosk am Maximiliansplatz zu haben.



Bildende Kunſt.

h. Die Allgemeine Deutſche Kunſtgenoſſenſchaft hielt Freitag,
20. März, im Künſtlerhauſe ihre ordentliche Hauptver-
ſammlung
ab. Außer den Münchener Herren des Hauptaus-
ſchuſſes waren hierzu erſchienen die Herren: Maler Pape und
Markus (Berlin), Regierungsbaumeiſter Bock (Braunſchweig),
die Maler Dreßler (Breslau), Koch (Kaſſel), Thamm (Dresden),
Zinkeiſen, Wansleben und Fritzel (Düſſeldorf), Forel (Frank-
furt), Rehder für Hamburg und Kiel, Glink (Hannover), Straß-
berger (Karlsruhe), Kado (Königsberg), der Graphiker Heroux
(Leipzig), die Maler Prof. v. Peterſen und Groß (München I),
Profeſſor Bär (München II), Profeſſor Bek-Gran (Nürnberg),
Profeſſor Reinhold Schmidt (Stuttgart), Graf (Weimar), Ame-
ſeder (Wien). Nach Begrüßung durch den zweiten Vorſitzenden,
Prof. Löwith (München), wurde der Verluſte gedacht, die die
Korporation durch das Hinſcheiden der Profeſſoren K. A. v. Baur
(München), Peter Janſſen (Düſſeldorf), Thumann (Berlin).
Pohle (Dresden) und des Malers Pahlmann (Braunſchweig) er-
litten hat. Vor Eintritt in die Tagesordnung wurde durch Pro-
feſſor v. Peterſen ein Antrag des Ortsvereins München I der
Hauptverſammlung unterbreitet, wonach der bisherige Vorſitzende
Prof. Löwith zum 1. Vorſitzenden gewählt werden ſolle. Die
Verſammlung vollzog unter lebhaften Beifallskundgebungen ein-
ſtimmig die Wahl des Profeſſors Löwith zum 1. Vorſitzen-
den des Hauptausſchuſſes.
Ebenſo wurde Herr Maler
Franz Schmidt-Breitenbach auf Antrag des Ortsver-
eins München I zum 2. Vorſitzenden gewählt. Nach Erledigung des
Rechenſchafts- und Kaſſenberichtes und des Voranſchlages für das
kommende Geſchäftsjahr wurde dem Hauptausſchuß Entlaſtung er-
teilt. Die Anträge des Hauptausſchuſſes und mehrerer Ortsver-
eine wurden eingehend beſprochen und hierüber Beſchlüſſe gefaßt.
Die Zentraljury für die kommende Jubiläums-Ausſtellung
wurde feſtgeſetzt und das vom Hauptausſchuſſe aufgeſtellte Pro-
gramm für den Anfang Juni hier ſtattfindenden allge-
meinen Deutſchen Künſtlertag
genehmigt. Nach Be-
ſprechung weiterer interner Angelegenheiten endete abends 6 Uhr
die vormittags 10 Uhr begonnene Hauptverſammlung.

* Galerie Heinemann.

Die Kollektion Karl Leipold iſt
noch durch zwei größere bedeutende Werke „Der Atlantic“ und
„Es werde Licht!“, die zur Eröffnung der Ausſtellung nicht recht-
zeitig fertig und ſoeben erſt vom Künſtler vollendet wurden, be-
reichert worden.

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[3/0003] Nr. 137. München, Montag Allgemeine Zeitung 23. März 1908. Hof und Geſellſchaft. * München, 21. März. — Bei Sr. kgl. Hoh. dem Prinzregenten waren heute zur Tafel geladen: die kgl. Kämmerer: Karl Frhr. v. Müller, Regierungsdirektor in Augsburg; Dr. Fried- rich v. Haupt, Bezirksamtmann a. D.; Max Frhr. von Pfetten, Mitglied des Reichstages; Franz Frhr. von Tautphoeus, Oberſt z. D.; Karl Frhr. v. Lupin, Oberſtleutnant a. D.; Rudolf Frhr. v. Guttenberg, Major a. D., ſowie Dr. Friedrich v. Keller, Oberleut- nant der Reſerve des 1. Feld-Artillerie-Regiments und kaiſ. Vizekonſul in Kalkutta. — Prinzeſſin Helmtrud. Tochter des Prinzen und der Prinzeſſin Ludwig, vollendet morgen Sonntag ihr 21. Lebensjahr. Münchener Stadtanzeiger. * München, 21. März. Nockherberg-Finale. * Drei Uhr. Drinnen hier und da noch ein Platz, eingeengt. Aber draußen im Garten, da gibt’s noch viele. Die Konturen der Berge ſtehen ſcharf und klar. Die Sonne ſticht, eine wilde Luft trocknet die Kehle aus — die erſte Maß. Man trinkt ſie ſorgſam, behaglich, prüfend. Man wundert ſich, daß die Stim- mung ausbleibt. Aber unterdeſſen iſt die Maß leer. Eine zweite. Die Berge ſind immer noch ſcharf zu ſehen, ja noch ſchärfer. So viele Spitzen. Die Kellnerin neigt ſich liebevoll über die Schulter. Iſt es eine amuröſe Ambition, ſind es Frühlingsgefühle heut bei Frühlingsanfang? ... Sie flüſtert: „Es wird heut noch gar“. Die Kunde wird flüſternd weiter- gegeben. Das Bier bekommt einen tragiſchen Geſchmack. Eine Geliebte, der die Scheideſtunde ſchlägt. Aber die Geliebten, die ſich ſo früh verabſchieden, kommen gewöhnlich noch einmal oder zweimal wieder. „Alſo morgen ſind’s wieder hier, Herr Nach- bar?“ „Glaub’s ſchon.“ — Die dritte Maß. Es wird immer wärmer draußen. Sonderbar. Schweigend krümmt ſich ein ge- bratener Fiſch auf dem Tiſche. „Die letzten zwei Tonnen werden an’zapſt.“ Aber wir hören es lächelnd, wie wir die Gerüchte von der Niederlage Rußlands vor drei Jahren lächelnd und un- gläubig hinnahmen. Die Berge verſchwimmen. Einen Schank- ſtätte wird durch einen Rolladen geſchloſſen. Ein ſchlechtes Vor- zeichen. Furcht beſchleicht die einen, aber nichts ahnend, ſitzen die anderen hinter ihren Krügen. Die Schlücke werden gieriger, haſtiger. Die Unruhe wächſt. Eine zweite Schankſtätte ver- ſtummt. Die Kellnerin hat noch drei Maß zu vergeben. Sie ſind ſchnell fort. Draußen iſt nichts mehr zu holen. Alſo in der Halle. Aber gerade zieht der Schenkkellner ſeinen Schurz ab, wäſcht ſich die Hände. Er hat kein Bier mehr und muß ſchnell fort zum Auer Kraftbier. Eine tiefe Trauer liegt mit ihren Fittichen auf den Schultern. Man möchte weinen. 5¾ Uhr und kein Bier mehr. Der Saal iſt auch geſperrt. Ein Schutz- mann am Ausgang waltet ſeines ſchweren, trockenen Amtes, er läßt hinaus, aber nicht wieder hinein. Wir wandern an ihm vorbei ins Tal hinab. — Fürwahr ein trauriger Frühlings- anfang, der Salvators Ende wurde. * Paſing oder München? Der Antrag der ultramon- tanen Gemeindebevollmächtigten Dr. Heigl und Genoſſen, der Magiſtrat möge mit dem Kultusminiſterium neue Ver- handlungen anknüpfen, um die Lehrerbildungsanſtalt, als rein konfeſſionelle Anſtalt, für München zu „retten“, ſoll die nächſte geheime Sitzung des Kollegiums am Don- nerstag, 26. März, beſchäftigen. * Die Bewegung unter den Orcheſtermuſikern. Der Vorſitzende der Münchener Muſikerverbindung hat folgende Eingabe an die Direktion des Theaters am Gärtnerplatz gerichtet: Der ergebenſt unterzeichnete erſte Vorſitzende der Münchener Muſikerverbindung hat, veranlaßt durch Ihre letzte Zeitungs- notiz, im Verein mit dem Ausſchuß der Münchener Muſikerver- bindung beſchloſſen, nunmehr betreffs der Verhältniſſe der Orche- ſtermitglieder des Theaters am Gärtnerplatz auch den Weg der Oeffentlichkeit zu beſchreiten. Doch vorher erlaubte ſich derſelbe, ſämtliche Mitglieder Ihres Orcheſters zu einer Verſammlung einzuladen, um denſelben die Anforderungen, die die M. M.-V. betreffs unſeres Minimaltarifs ſtellt, klarzulegen. Ich erlaube mir nun folgende Forderungen, die auf ganz humaner Grund- lage beruhen und von den Orcheſtermitgliedern als dringlich anerkannt wurden, mit dem Wunſche einer gütigen Berückſichti- gung zu unterbreiten. 1. Es möge die Direktion in Anbetracht der Teuerung den Orcheſtermitgliedern eine Aufbeſſerung der Gage ab 1. Mai 1908 um monatlich 5 Mark gütigſt gewähren. Dieſe Zu- lage ſoll ſich alljährlich um den gleichen Betrag ſteigern, bis der Minimaltarif (1. Stimme 130 M, 2. Stimme 120 M) erreicht iſt. 2. Die Nachmittagsvorſtellungen ſollen mit 2 M ab 1. März 1908 vergütet werden. 3. Bei Neuengagements iſt der Tarif ſofort zu be- zahlen. 4. Im Falle ſich die Gerüchte beſtätigen ſollten, daß die Direk- tion gewillt iſt, die Nachmittagsvorſtellungen ohne Unterbrechung den ganzen Sommer durch fortzuſetzen, möge die Direktion den Orcheſtermitgliedern analog dem techniſchen Perſonal einen acht- tägigen Erholungsurlaub gewähren. Der ergebenſt Unterzeichnete bittet um einen gütigen, end- gültigen Beſcheid innerhalb drei Tagen. Hochachtungsvoll Adolf Marggraf, 1. Vorſitzender der Münchener Muſikerverbindung.“ Es wird der Direktion der Vereinigten Theater wohl möglich ſein, dieſe Forderungen zu erfüllen. * Der Tarifvertrag in München. Als Heft 7 der Ein- zelſchriften des Statiſtiſchen Amtes der Stadt München erſchien ſoeben eine Schrift von Dr. Adolf Günther, betitelt: Der Tarifvertrag in München. Seine geſchichtliche Entwicklung, ſeine rechtliche Natur, ſeine ſtatiſtiſch-wirt- ſchaftlichen Grundlagen. (München, F. Lindauer [Schoep- ping].) Der Verfaſſer bietet an der Hand der Akten des Gewerbegerichts München eine äußerſt wertvolle Darſtel- lung der Münchener Tarifgeſchichte und der tariflichen Rechtſprechung, ſowie der ſozialen und wirtſchaftlichen Wirkungen der Tarifverträge. Wir werden auf die inter- eſſante Publikation, die im gegenwärtigen Augenblick entſcheidender Tarifkämpfe im Baugewerbe erhöhte Be- deutung hat, noch zurückkommen. † Zum freiwilligen Tod des Kunſtmalers Hermann Armin. Freunde, die den freiwillig aus dem Leben geſchiedenen Kunſt- maler Hermann Armin (Familienname Hermann Mayer) ſeit Jahren kennen, darunter ſolche, die noch in den letzten Tagen mit ihm verkehrten und ſahen, wie er den Joſephitag in beſter Laune verlebte, gaben, als ſie die Art ſeines Todes erfuhren, der Meinung Ausdruck, daß es ſich um einen Unglücksfall handeln müſſe, denn es ſei kein Grund vorhanden, der dem ſo Lebens- frohen auf einmal das Daſein verleidet hätte. Da Armin bei Herſtellung kinematographiſcher Lichtbilder auch Cyankali be- nötigte, durfte vielleicht, wie ſie meinten, irgend eine Unvor- ſichtigkeit, eine Verwechslung an dem Tode des Mannes ſchuld ſein. Den vielen Spaziergängern, die nach Nymphenburg, Hartmannshofen, Neuluſtheim uſw. ihren Weg am Schloßmühl- Gerner Kanal aufwärts nehmen, iſt die trauliche, ſinnig bemalte, von einem großen Garten umgebene kleine Villa, die Armin ſeit Jahren als Eigentümer mit ſeiner Frau und ſeiner betagten Mutter bewohnte, wohl bekannt. Sowohl Armin als ſeine Frau ſah man ſtets in ungetrübt heiterer Laune, die materiellen Ver- hältniſſe waren günſtig und geſtatteten der Familie ein ſorgen- loſes Daſein. Das Ehepaar war wegen ſeines freundlichen und liebenswürdigen Weſens ſehr beliebt; nur mit einem Nachbarn war es vor Jahren zu Differenzen gekommen, die ſchließlich zu einem Prozeſſe führten. Nach außen kam das geſpannte Verhält- nis dadurch zum Ausdruck, daß der betreffende Nachbar die ganze Frontbreite ſeiner Villa entlang in großen Lettern den Spruch anbringen ließ: „Es kann der Beſte nicht in Frieden leben, wenn es dem böſen Nachbarn nicht gefällt.“ Armin erblickte hierin eine Beleidigung gegen ſich und die Seinen, und ſtellte Klage mit dem Antrag auf Entfernung der oſtentativen Inſchrift. Der Prozeß wurde in der Hauptſache zugunſten Armins entſchieden, er war aber damit nicht beendigt, ſondern wurde von der Gegenpartei fortgeſetzt. Auf das Gemüt Armins ſchien die Sache für Außenſtehende keinen Einfluß zu üben, ſeine Gattin aber mußte die Wahrnehmung machen, daß ihr Mann ſeitdem, wenn er allein war, ſich trüben, ſchwermutsvollen Gedanken hingab, und grübelnd vor ſich hinſtarrte. Sie ſuchte daher auch jedes Alleinſein ihres Gatten zu verhindern und beruhigte ſich nach und nach wieder, da ſie dieſen Zuſtand bei dem ſonſt ſtets froh- launigen Manne nur für vorübergehend hielt. Er ſcheint ſich aber doch zu einer ernſten geiſtigen Störung entwickelt zu haben. Als am Freitag die Familie den Morgenkaffe genoß, deutete nichts im Benehmen des Mannes auf düſtere Abſichten. Die Frau begab ſich auf einige Zeit ins Erdgeſchoß zu häuslichen Verrichtungen, und als ſie in das im erſten Stock gelegene Wohn- zimmer zurückkam, fand ſie ihren Mann tot auf dem Boden liegen. * Ein Vortrag Felix Weingartners. Am 6. Vortrags- abend des Neuen Vereins wird Felix Weingartner, der Direktor der Wiener Hofoper, ein ſelbſtverfaßtes Drama in zwei Teilen, „Golgatha“, das zur muſikaliſchen Kompoſition be- ſtimmt iſt, zur Vorleſung bringen. Die Vorleſung findet an zwei Abenden, am 2. (1. Teil) und 4. April (2. Teil), abends 8 Uhr, im Muſeum ſtatt. Karten zu je 5, 4, 3, 2 M (Katego- rien 1 M) für jeden Abend bei der Geſchäftsſtelle des Neuen Vereins, Buchhandlung H. Jaffe, Briennerſtraße 54, ferner bei W. Seyfferth, Amalienſtraße 17, und O. Bauer, Maximilian- ſtraße 5. * Hausbeſitzerbank in München. Auf der Tagesord- nung der Generalverſammlung des Münchener Grund- und Hausbeſitzervereins ſteht die Errichtung einer Hausbeſitzer- bank. Das Projekt, das ſchon auf dem letzten Hausbeſitzer- kongreß in Hamburg erörtert worden iſt, gründet ſich auf folgenden Prinzipien: 1. Die Hausbeſitzerbank bildet ein vom Grund- und Haus- beſitzer-Verein vollſtändig getrenntes Inſtitut, doch können nur Mitglieder des Grund- und Hausbeſitzer-Ver- eins Mitglieder der Hausbeſitzerbank ſein. 2. Die Form der Vereinigung iſt die der Genoſſenſchaft mit beſchränkter Haftpflicht, die Genoſſen haften nicht mit ihrem geſamten Vermögen, ſondern nur für eine im vor- aus beſtimmte Summe. 3. Zweck der Bank iſt die Gewährung von Darlehen an die Genoſſenſchaftsmitglieder, ſowie Vornahme von Bank- geſchäften für die Mitglieder (Einziehung von Mieten, Häuſer- verwaltung, Kontokorrent- und Depoſitenverkehr). 4. Die Verpflichtung der Mitglieder beſteht in Bezahlung eines Eintrittsgeldes, das jedoch den bis zu einem beſtimmten Termin entretenden Genoſſen erlaſſen wird, ferner im Erwerb von mindeſtens einem Geſchäftsanteil von ein- hundert Mark, wovon 30 Mark ſofort beim Eintritt, ferner monatlich 10 Mark zu bezahlen ſind; weitere Stundung kann mit Genehmigung des Aufſichtsrates gewährt werden. Vollzahlung und Zahlung höherer Raten iſt zuläſſig. Jeder Genoſſe kann höchſtens 50 Anteile erwerben. 5. Auf einen Geſchäftsanteil kann höchſtens ein Kredit von 1000 Mark gegeben werden. Zur Gewährung eines Kredits im Geſamtbetrage bis 5000 Mark iſt der Vorſtand ſelb- ſtändig berechtigt, bei höherem Betrage iſt die Genehmigung des Aufſichtsrates erforderlich. Ohne Sicherheit dürfen keine Dar- lehen gegeben werden. Dieſe Sicherheit kann durch Be- ſtellung einer Sicherungshypothek, durch Bürgſchaft, Hinterlegung von Wertpapieren, von Sparkaſſenbüchern, Lebensverſicherungen uſw., ſowie durch Verpfändung von Mieten geleiſtet werden. 6. Die Verzinſung für Darlehen beträgt 1 Prozent über Reichsbankdiskont. 7. Ins Auge zu faſſen wäre auch die Errichtung einer Spar- kaſſa (auch für Nichtmitglieder). 8. Vor allem iſt Wert zu legen auf den Depoſitenverkehr, der dadurch, daß ſämtliche Mitglieder des Vereins ihre verfügbaren Geldbeträge anſtatt anderen Geldinſtituten zur Verfügung zu ſtellen, der Hausbeſitzerbank zufließen laſſen, dazu dienen ſoll, ſtets flüſſige Geldmittel bereit zu ſtellen. Nicht aus dem Auge zu laſſen iſt, daß der ganze Gewinn des Bankbetriebes in Form von Dividenden den Genoſſen zu- gute kommt. √ Zur Bogenhauſer Erpreſſungsaffäre. Am Donnerstag machte ein Herr einen Schutzmann auf einen Gaſt eines Cafés am Marienplatz aufmerkſam, auf den die Beſchreibung des Er- preſſers paßte. Der Schutzmann ließ den Herrn aus dem Lokal rufen und ſtellte ſeine Perſonalien feſt. Der Betreffende, ein Kaufmann, kommt jedoch ebenſo wenig wie einer der übrigen bisher polizeilich beanſtandeten Perſonen als Täter oder Mit- täter in Betracht. √ Kindsmord. Am Mittwoch wurde, wie bereits bekannt, in einem Kloſett einer Wirtſchaft in der Neuberghauſer- ſtraße die Leiche eines neugeborenen Kindes gefunden. Die gerichtliche Sektion ergab, daß das Kind gelebt hatte, alsbald nach der Geburt aber auf grauſame Weiſe erſtickt worden war. Die Mutter, ein in der Wirtſchaft bedienſtetes 18jähriges Mädchen, hatte dem kleinen Weſen den Schlund voll Zeitungs- papier geſtopft, ſo daß man von außen an der kleinen Leiche keinerlei Spuren eines gewaltſamen Todes wahrnehmen konnte. Nachdem es das eben geborene Kind getötet und kopfüber in die Kloſettröhre gepreßt hatte, begab ſich das Mädchen wieder in die Küche an die Arbeit, wurde aber bald ohnmächtig vor Schwäche. Sie behauptete den Sanitätsmännern gegenüber, die ſie nach der Frauenklinik verbrachten, ſie habe einen Abgang gehabt; erſt eine Stunde ſpäter entdeckte man zufällig die Kinds- leiche im Abort. Gegen die Kindsmörderin iſt Haftbefehl erlaſſen. Was ſie zu dem verzweifelten Schritte trieb, iſt noch unaufgeklärt, Notlage kommt jedenfalls nicht in Betracht, da das Mädchen im Beſitz einer nicht unbeträchtlichen Barſchaft iſt. — Der Polizeibericht meldete übrigens innerhalb dreier Tage außer dieſem noch zwei Funde von Kindsleichen (eine ſolche fand man bekanntlich in der Damenſtiftskirche). In den beiden übrigen diskret, während ihre Gedanken in wirrer Haſt durch den Kopf jagten und ihre eigenen Worte an ihr Ohr ſchlugen, als habe ein Fremder ſie geſprochen... Der alte Herr von Halbach war ſchweigſam und ſah verdroſſen aus. Er fühlte ſich grenzenlos unbehaglich. Die beiden Komteſſen Kramsdorff waren befangen, wechſelten wiederholt verſtohlene Blicke und hatten ein „ge- frorenes Lächeln“ auf den Lippen, ſobald Georg oder Hanna ſich an ſie wandten. Rittmeiſter Degenhardt ſprach laut und mit einer etwas knarrenden Kommandoſtimme von Pferdezucht, land- wirtſchaftlichen Maſchinen, vom Bodenertrag in ſeiner Hei- mat und von Politik. ... Aber er ſprach doch wenigſtens und half immer wieder über das beängſtigende Schweigen hinweg, das eintrat, ſobald er ſich für einige Augenblicke dem Eſſen widmete. ... Man war nicht „unter ſich“ — wie die alte Frau von Helldorf es genannt haben würde. Georg hatte bei den Einladungen nur auf eine möglichſt große Zahl geſehen und war deshalb nicht wähleriſch geweſen. Rittmeiſter Degenhardt mochte ja vielleicht, als Beſitzer von Wilkenau und Denzin, für voll gelten. Aber da waren auch die beiden Aerzte geladen, der Oberförſter Barnikow, der Amtsrichter aus der Kreisſtadt mit ſeiner jungen, ſchüchter- nen und geſellſchaftlich wenig gewandten Frau und ein ſehr wohlhabender Fabrikbeſitzer mit zwei erwachſenen Töchtern, die häßlich und ungraziös waren, aber viel und koſtbaren Schmuck trugen. Das Souper dauerte über zwei Stunden, obwohl ſchnell und mit einer gewiſſen Haſt ſerviert wurde. Endlich wurde aber doch das Deſſert gereicht, und der Sekt kam. Georg hatte von Anfang an viel und haſtig getrunken — ganz gegen ſeine ſonſtige Gewohnheit. Er wollte ſich ge- waltſam in Stimmung bringen, da er das Gefühl nicht los- werden konnte, daß das Ganze mehr einem Leichenſchmaus als einem Feſte fröhlicher Geſelligkeit glich. Wiederholt hatte Hanna mit unruhigen und beſorgten Blicken zu ihm hinübergeſehen. Er hatte die ältere Kom- teſſe Kramsdorff zu Tiſch geführt und ſprach immer leb- hafter, wenn auch flüſternd, auf ſie ein. Hanna, die an der Seite des Herrn von Halbach ihrem Manne gegenüber ſaß, verſtand jedes Wort, das er ſprach. Ihre Nerven und die Tätigkeit ihrer Sinne waren aufs äußerſte angeſpannt, ſo daß ſie zu gleicher Zeit auf Georgs Worte hören, ihrem Tiſchnachbar antworten und faſt die ganze Tiſchgeſellſchaft mit den Augen beobachten konnte. „Wie geht es eigentlich Ihrem Bruder Udo?“ hörte ſie plötzlich ihren Mann fragen. Die Komteſſe hatte wieder das „gefrorene Lächeln“ auf den Lippen, das Hanna ſchon den ganzen Abend über aufs peinlichſte berührt hatte. (Fortſetzung folgt.) Theater und Muſik. * Kgl. Hoftheater. Als Vertreter des erſten Charakter- faches gaſtiert in kommender Woche auf Engagement Herr Max Montor vom Deutſchen Schauſpielhaus in Hamburg am Diens- tag als König Philipp in Don Carlos und am Freitag als Mephiſto in Fauſt. -nn. Kgl. Reſidenz-Theater. Ibſens dreiaktiges Schauſpiel „Baumeiſter Solneß“ wurde am Sams- tag, wie auf dem Zettel ausdrücklich vermerkt war, an unſerer Hofbühne „zum erſtenmal“ aufgeführt und von dem gutbeſuchten Hauſe mit dem erwarteten ſtarken Beifall aufgenommen. Monnard bot in der Titelrolle eine Prachtleiſtung. Näherer Bericht folgt. * 3. Bayeriſches Muſikfeſt Pfingſten 1908. Der Lehrer- Geſangverein München wurde von der Stadt Nürn- berg eingeladen, beim 3. Bayeriſchen Muſikfeſt unter Leitung des kgl. Hofoperndirektors Felix Mottl die Missa solemnis von L. van Beethoven zur Aufführung zu bringen. Der Verein wird der Einladung Folge leiſten und mit ſeinem Chore (450 Sänger und Sängerinnen) das Werk in Nürnberg aufführen. Die Solis werden geſungen von den Damen H. Boſetti, M. Preuſe-Matzenauer und den Herren Dr. R. Walter und P. Bender. Die hieſige Aufführung der Missa solemnis durch den Lehrer-Geſangverein mit dem genannten Soloquartett und dem kgl. Hoforcheſter findet am 30. März 1908, abends 7½ Uhr, im kgl. Odeon ſtatt. Karten bei Aibl, Promenadeplatz 12. * Kaim-Konzert. Das 10. Kaim-Konzert findet am Diens- tag, 24. März, ſtatt und zwar unter Leitung von Hofkapellmeiſter Peter Raabe. Zur Aufführung gelangen die Haydnſche Sym- phonie „Le Midi“, Mozarts „Kleine Nachtmuſik“ und die Ouver- türe zu „Prometheus“ von Beethoven. Frau Anna Hirzel-Lan- genhan, die Soliſtin des Abends, ſpielt das F-moll-Konzert von Chopin. Die öffentliche Hauptprobe beginnt am Dienstag Vor- mittag 10 Uhr. Eintrittskarten zum Konzert ſind in der Ton- halle (Laden), bei A. Schmid Nachf., Theatinerſtraße 34, und im Billettenkiosk am Maximiliansplatz zu haben. Bildende Kunſt. h. Die Allgemeine Deutſche Kunſtgenoſſenſchaft hielt Freitag, 20. März, im Künſtlerhauſe ihre ordentliche Hauptver- ſammlung ab. Außer den Münchener Herren des Hauptaus- ſchuſſes waren hierzu erſchienen die Herren: Maler Pape und Markus (Berlin), Regierungsbaumeiſter Bock (Braunſchweig), die Maler Dreßler (Breslau), Koch (Kaſſel), Thamm (Dresden), Zinkeiſen, Wansleben und Fritzel (Düſſeldorf), Forel (Frank- furt), Rehder für Hamburg und Kiel, Glink (Hannover), Straß- berger (Karlsruhe), Kado (Königsberg), der Graphiker Heroux (Leipzig), die Maler Prof. v. Peterſen und Groß (München I), Profeſſor Bär (München II), Profeſſor Bek-Gran (Nürnberg), Profeſſor Reinhold Schmidt (Stuttgart), Graf (Weimar), Ame- ſeder (Wien). Nach Begrüßung durch den zweiten Vorſitzenden, Prof. Löwith (München), wurde der Verluſte gedacht, die die Korporation durch das Hinſcheiden der Profeſſoren K. A. v. Baur (München), Peter Janſſen (Düſſeldorf), Thumann (Berlin). Pohle (Dresden) und des Malers Pahlmann (Braunſchweig) er- litten hat. Vor Eintritt in die Tagesordnung wurde durch Pro- feſſor v. Peterſen ein Antrag des Ortsvereins München I der Hauptverſammlung unterbreitet, wonach der bisherige Vorſitzende Prof. Löwith zum 1. Vorſitzenden gewählt werden ſolle. Die Verſammlung vollzog unter lebhaften Beifallskundgebungen ein- ſtimmig die Wahl des Profeſſors Löwith zum 1. Vorſitzen- den des Hauptausſchuſſes. Ebenſo wurde Herr Maler Franz Schmidt-Breitenbach auf Antrag des Ortsver- eins München I zum 2. Vorſitzenden gewählt. Nach Erledigung des Rechenſchafts- und Kaſſenberichtes und des Voranſchlages für das kommende Geſchäftsjahr wurde dem Hauptausſchuß Entlaſtung er- teilt. Die Anträge des Hauptausſchuſſes und mehrerer Ortsver- eine wurden eingehend beſprochen und hierüber Beſchlüſſe gefaßt. Die Zentraljury für die kommende Jubiläums-Ausſtellung wurde feſtgeſetzt und das vom Hauptausſchuſſe aufgeſtellte Pro- gramm für den Anfang Juni hier ſtattfindenden allge- meinen Deutſchen Künſtlertag genehmigt. Nach Be- ſprechung weiterer interner Angelegenheiten endete abends 6 Uhr die vormittags 10 Uhr begonnene Hauptverſammlung. * Galerie Heinemann. Die Kollektion Karl Leipold iſt noch durch zwei größere bedeutende Werke „Der Atlantic“ und „Es werde Licht!“, die zur Eröffnung der Ausſtellung nicht recht- zeitig fertig und ſoeben erſt vom Künſtler vollendet wurden, be- reichert worden.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 137, 23. März 1908, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine137_1908/3>, abgerufen am 15.08.2024.