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Allgemeine Zeitung, Nr. 135, 21. März 1908.

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Nr. 134. München, Samstag Allgemeine Zeitung 21. März 1908.
prächtigen Blumenstrouß mit dem Ausdruck herzlicher Glück-
wünsche übermitteln.

-- Der Geheime Rechnungsrat Alois Schremser, Ge-
heimer expedierender Sekretär bei der Militärverwaltungs-
Abteilung, feiert am 28. März das 50 jährige Dienstjubi-
läum.

-- Graf Karl von der Mühle-Eckart. der einzige Sohn
des Reichsrats und Fideikommißbesitzers Graf Heinrich von der
Mühle, hat sich mit Baronin Gabriele Gise, dritten Tochter
des Kämmerers und Oberhofmeisters a. D. Baron August Gise,
verlobt.

-- Dem Linienschiffskapitän Fürst Eugen Wrede, der vor
50 Jahren die Weltumsegelung auf S. M. Fregatte Novara mit-
gemacht hatte, wurde anläßlich dieses fünfzigjährigen Jubiläums
von Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich das Großkreuz des
Franz Joseph-Ordens verliehen. Fürst Wrede diente in der
österreichischen Kriegsmarine vom Jahre 1856 bis Ende 1887 und
erwarb sich 1866 bei der Schlacht von Lissa das Militärverdienst-
kreuz mit Kriegsdekoration.

-- Auf der englischen Gesandtschaft fand Donners-
tag abend 8 Uhr ein größeres Diner statt, zu welchem geladen
waren: Obersthofmarschall Graf Seinsheim. General Frhr.
v. Speidel, Graf Arco-Zinneberg, Graf Friedrich
Pappenheim, Baron Soden, sämtliche mit ihren Ge-
mahlinnen, Baronin Ritter, Herr und Frau v. Hinden-
burg
etc.

Münchener Stadtanzeiger.

Das fünfzigjährige Priesterjubiläum des Papstes.

* Das Katholische Kasino an der Barerstraße hatte Fest-
gewand angelegt. Vom Giebel flatterten in den bayerischen
und päpstlichen Farben Fahnen, der Weg zum großen Festsaal
war mit Teppichen belegt und von Lorbeerbäumen, die unter-
einander mit Tannengewinden verbunden waren, flankiert. Das
Weiß des schönen Saales hob sich ganz besonders hübsch von dem
dunklen Grün des reichen Pflanzenschmuckes ab; die Bühne war
in einen Hain verwandelt, aus dem sich rechts die Büste des
Papstes, links die des Regenten erhob. Schon lange vor 6 Uhr,
dem Beginn der Jubelfeier, füllte sich der Saal mit einer dicht-
gedrängten Menge aus allen Kreisen des Publikums. Neben
dem besternten Frack des Staatsmannes der Bratenrock des
schlichten Bürgers, neben der rauhen Kutte des Ordensgeistlichen
der rotviolette Seidenmantel des Prälaten. Auch die Damenwelt
war zahlreich vertreten. Als einer der ersten der offiziellen Gäste
erschien der päpstliche Nuntius Monsignore Dr. Frühwirt in
Begleitung der Herren der Nuntiatur, hierauf Erzbischof Dr.
v. Stein, der Abt von St. Bonifaz Pater Gregor Danner,
Hofprediger und päpstlicher Prälat Dr. v. Hecher. das Dom-
kapitel, die Vorstände fast sämtlicher hiesigen Pfarreien, ferner
waren anwesend die Staatsminister Frhr. v. Podewils,
v. Brettreich
und Dr. v. Wehner, Oberbürgermeister Ge-
heimer Hofrat Dr. v. Borscht und Mitglieder des Magistrats
und Gemeindekollegiums, die Präsidenten der Kammer der Ab-
geordneten Dr. v. Orterer und Fuchs mit Angehörigen der
Zentrumspartei, darunter die Abgeordneten Frhr. v. Francken-
stein
und Frhr. v. Freyberg, die Reichsräte Frhr. v. Soden,
Fürst Quadt-Wykradt-Isny, Graf Arco-Zinne-
berg,
Fürst Oettingen-Spielberg, Graf Fugger-
Kirchberg;
die Standesherren: Graf Karl Schönborn,
Fürst Oskar Wrede, Prinz Emil Oettingen, die Grafen
Preysing, Graf Max und Ferdinand v. Arco, Graf Holn-
stein,
Graf Königsegg. Graf Ernst Rechberg; der öster-
reichische Gesandte v. Velics, Oberhofmeister a. D. Baron
v. Gise. Frhr. v. Reichlin-Meldegg. Unterstaatssekretär
Dr. v. Mayr u. a. m. Ebenso waren die Damen der hohen
Aristokratie zahlreich vertreten. Mit Musik begrüßt, erschienen
der Reihe nach Prinzessin Ludwig Ferdinand, Prinzessin
Maria del Pilar und Prinzessin Klara in Begleitung
ihrer Hofdamen und schließlich Prinz und Prinzessin Ludwig
mit den Prinzessinnen-Töchtern Hildegard, Gundelinde
und Helmtrudis mit ihren Hofdamen und dem Hofmarschall
Baron Laßberg.

Mit dem Huldigungsmarsch von Richard Wagner wurde die
Feier eingeleitet, worauf der erste Vorsitzende des Katholischen
Kasinos Dr. Ferdinand Frhr. v. Moreau die Versammlung
begrüßte und zunächst des Regenten und Leiters der Geschicke
Bayerns gedachte, der durch seine Anwesenheit beim heutigen
Festgottesdienst erneut seiner Anhänglichkeit zum Oberhaupte
der katholischen Christenheit als treuer Sohn der Kirche Aus-
druck verliehen hat. Mit einem dreifachen, begeistert aufgenom-
menen Hoch auf den Prinzregenten schloß die warm empfundene
Rede. Nach dem von Herren und Damen aus der Gesellschaft
unter Leitung des Domkapellmeisters Eugen Wöhrle gesungenen
vierstimmigen Chor a capella "Protector noster" von Kaspar
Ett betrat der zweite Vorstand des Kasinos, Rechtsanwalt
August Rumpf, das Podium zur Festrede. In kurzen Um-
rissen gab er ein Lebensbild des Papstes, den vor allem seine
große Frömmigkeit, seine Mildtätigkeit und glänzend betätigte
Hilfsbereitschaft auszeichneten. Er betonte besonders die liebe-
volle Fürsorge Seiner Heiligkeit für alle Völkerschaften, die er
erst kürzlich den deutschen Katholiken durch Ernennung eines
Deutsch sprechenden Nuntius neuerdings bewiesen habe. Mit dem
Gelöbnis unwandelbarer Treue und Anhänglichkeit an den päpst-
lichen Stuhl schloß Redner seine mit Beifall begrüßte Ansprache.
Das Halleluja des Händelschen Oratoriums "Messias" für Chor
und Orchester beschloß den ersten Teil der Feier. Nachdem Frhr.
v. Moreau der Versammlung die Absendung eines Glückwunsch-
telegramms an den Papst angekündigt, erteilte Erzbischof Dr.
v. Stein der Versammlung den apostolischen Segen, der kniend
empfangen wurde. Nach einem kurzen Cercle, wobei verschie-
dene Persönlichkeiten durch Ansprachen ausgezeichnet wurden, ver-
ließ Prinz Ludwig unter lebhaften Hochrufen das Fest. Den
zweiten Teil des Abends füllten musikalische Vorträge.

* Die bayerische Genossenschaft des Johanniterordens
hält ihren diesjährigen Rittertag am Samstag, den
4. April, im Hotel zu den Vier Jahreszeiten ab.

Bittsteller auf der Straße.

Als am Donnerstag Nach-
mittag Se. kgl. Hoheit der Prinzregent die gewohnte
Spazierfahrt nach Nymphenburg unternahm, warf sich knapp an
der engen Passage durch den Torbogen der Propyläen ein schein-
bar dem Arbeiterstande angehöriger Mann vor dem Wagen auf
die Knie und hielt ein Schriftstück in den erhobenen Händen.
Der Regent ließ halten und nahm die Bittschrift entgegen.

[Spaltenumbruch]

* Herr Kapellmeister Cor de Las teilt uns mit, daß er seine
Stelle als Dirigent des Kaim-Orchesters niedergelegt hat,
weil er nach mehrmonatiger, hingebender, angestrengtester Arbeit
zu der Ueberzeugung gelangt ist, daß es unmöglich ist, das gegen-
wärtige Orchester jemals auch nur zu einigermaßen annehmbaren
künstlerischen Leistungen heranzubilden.

Von der Leitung des Kaimschen Instituts wird uns dazu ge-
schrieben: "Der Demission des Herrn Cor de Las ging die Nicht-
erfüllung seines Wunsches voraus, definitiv die Leitung der
Volkssymphoniekonzerte neben den Populären Konzerten und
natürlich auch eine entsprechende Erhöhung seines Gehaltes zu
bekommen, während der Verein für volkstümliche Kunstpflege
an Herrn Hofrat Kaim die schriftliche Bitte gerichtet hatte, den
Volkssymphoniekonzerten wieder einen eigenen ständigen Diri-
genten, aber nicht Herrn Cor de Las zu geben. Noch am Abend
vor seinem Rücktritt hatte Herr Cor de Las gebeten, ein Volks-
symphoniekonzert am nächsten Donnerstag leiten zu dürfen.

Bl. Ordensfest.

Morgen Samstag, den 21., dem feierlichen
Gedächtnistage des hl. Benediktus. Stifters des Benediktiner-
Ordens, wird, wie alljährlich, in der Benediktiner-Stifts- und
Pfarrkirche St. Bonifaz ein Pontifikalamt abgehalten werden.
Offiziator ist Abt Gregor Danner.

* Der Grund- und Hausbesitzer-Verein hält am Mon-
tag, 23. März l. J., abends 8 Uhr im großen Saale der
Zentralsäle (Neuturmstr.) seine ordentliche Mit-
gliederversammlung
ab.

* Frei-München.

Montag, den 23. März, abends 8 Uhr.
Diskussions-Abend im Vereinslokal (Hofbräuhaus am Platzl
2. Stock). Tagesordnung: 1. "Die Kriminalität der
Jugend und das Strafverfahren gegen Jugend-
liche in pädagogischer Beleuchtung
". Referent:
Herr Oberlehrer P. Bürner. 2. Diskussion. Gesinnungs-
genossen sind als Gäste willkommen.

* Stiftungsfest.

Die alljährlich am Geburtstag Kaiser
Wilhelms I. stattfindende Feier des Stiftungsfestes des Ver-
bandes der Kriegsfreiwilligen
1870/71 wird in
diesem Jahre von der Ortsgruppe München am 21. d. M. abends
in der vom Stadtmagistrat zur Verfügung gestellten Rats-
trinkstube
festlich begangen werden.

is. Weinkontrolle in München.

Zurzeit weilt der
Weinkontrolleur Weiser aus Neustadt a. H. in Mün-
chen, um in verschiedenen Weinkellern eine Kontrolle der
Weine vorzunehmen. Weiser ist auf Antrag der Staats-
anwaltschaft hierher gekommen. In verschiedenen Mün-
chener Weinhandlungen herrschen nämlich zurzeit nicht ganz
geregelte Zustände. Insbesondere soll es sich um große
Schleuderpreise für einzelne Weinsorten, dann um die Kon-
trolle solcher Weine, die aus der Pfalz nach München ver-
sendet und hier verkauft werden, und endlich um Unregel-
mäßigkeiten in der Etikettierung handeln. Bei einer Ver-
handlung, die vor kurzer Zeit am Landgericht Nürnberg
in einer Weinfälschungssache stattgefunden hat, sprach sich
ein Sachverständiger dahin aus, daß hauptsächlich in
München in bezug auf Etikettierung von Weinen große
Unregelmäßigkeiten herrschen. In der Zwischenzeit sollen
bei der Staatsanwaltschaft aber auch verschiedene Anzeigen
eingelaufen sein, die die Berufung des Pfälzer Weinkon-
trolleurs nach München wünschenswert und notwendig er-
scheinen ließ.

* Bayerischer Verein für Volkskunst und Volkskunde.

Sams-
tag, den 21. März, findet im Kreuzbräu (Brunnstraße 7) ein
Altmünchener Abend statt. Herr Dr. Karl Traut-
mann
wird sprechen über "Die italienische Kolonie in Alt-
münchen". Außerdem erfolgt eine Ausstellung interessanter
Malereien von Kunstmaler K. H. Müller.

* Ein postalisches Erlebnis.

Uns wird geschrieben: Gestern
abend wollte ich eine telegraphische Postanweisung aufgeben.
Um mir einen unnötigen Weg zu ersparen, fragte ich beim Haupt-
telegraphenamt telephonisch an, ob man Feiertags auch bei der
Telegrammannahme des Hauptpostamtes derartige Sendungen
aufgeben könne. "Bis 11 Uhr abends!" lautete die Antwort. Um
9 Uhr trat ich an den Schalter. Der Beamte händigte mir auch
ein Postanweisungsformular aus. Als ich nun aber die Sendung
aufgeben wollte, erklärte er mir, er könne sie leider nicht an-
nehmen, da der Beamte, der vor ihm Dienst getan hatte,
das Postanweisungsbuch versehentlich einge-
schlossen hätte.
Einigermaßen empört erwiderte ich, daß
es mir ziemlich gleichgültig sei, wie er die Anweisung verbuche,
und verlangte kategorisch die Annahme. "Sie können sich be-
schweren -- aber ich kann die Anweisung nicht annehmen. Ich
muß auf dem Telegramm die Nummer der Postanweisung ver-
merken und ich kann ohne Buch die Nummer nicht feststellen. Der
vorige Beamte war ein Anfänger und hat da einen Fehler ge-
macht. Sie müssen eben zum Haupttelegraphenamt gehen." "Das
fällt mir nicht ein. Ich verlange die Annahme." "Na schön, aber
dann geht das Telegramm erst morgen früh ab." "Nein", er-
klärte ich, "ich bestehe darauf, daß das Telegramm noch heute
abgeschickt wird." Die Not macht erfinderisch -- und so erklärte
sich der Beamte endlich bereit, die Postanweisung per Boten nach
dem Haupttelegraphenamt zu schicken und dort verbuchen zu lassen.

Von einer formellen Beschwerde sehe ich ab, da hier die
Schuld weniger auf seiten der Beamten als auf Seiten der Be-
hörde liegt, bei der man sich beschweren könnte. Ein Anfänger
wird naturgemäß leicht einmal einen Fehler begehen. Gerade
aber an Feiertagen, da der Schalterdienst in Händen eines ein-
zigen Beamten liegt, sollte man die Verantwortung für die
ordnungsmäßige Erledigung der Geschäfte nur ganz zuverlässigen
Personen anvertrauen.

= Der gestrige Besuch auf dem Salvatorkeller war ganz
kolossal. Schon um 2 Uhr mittags war die Riesenhalle polizei-
lich gesperrt.
Der Garten war infolgedessen von Gästen
überfüllt. Im Saale herrschte dank dem guten "Stoff" und der
feschen Musik unbändige "Gemütlichkeit". Auch die im Garten
suchten sich auf jede Weise zu vergnügen. Dutzende schlürften ihre
Maß in den Aesten der -- Bäume, die von Männlein und Weib-
lein erklettert worden waren. Eine Gruppe Studenten hatte sich
sämtliche aufzutreibenden Einwickelpapiere zusammengelesen und
damit zur allgemeinen "Erwärmung" ein lustig züngelndes
Feuerchen entfacht, das lange Zeit unterhalten wurde. Wie man
hört, soll heuer der Salvator noch bis zum Sonntag ausreichen,
wenigstens in der vorderen Halle. Die Straßenbahn hatte
einen Riesenbetrieb zum und vom Nockherberg unterhalten.

* Die Schlierseer im Deutschen Theater.

Die Direktion bringt
heute (Freitag) den "Protzenbauer" von Frau Hartl-Mitius, ein
Volksstück aus der ersten Schaffensperiode der beliebten Schrift-
stellerin, zur Aufführung. Das Stück ist über fast alle deutschen
Bühnen gegangen und wurde sogar in Amerika aufgeführt. Am
[Spaltenumbruch] Samstag bringen die Schlierseer, wie schon erwähnt, das Neueste
von Frau Hartl-Mitius: "Sherlock Holmes im Gebirge",
wobei es sich übrigens nicht um ein Detektivstück, sondern nur um
die lustige Parodie eines solchen handelt, die Xaver Terofal eine
unvergleichliche Ulkrolle bietet.

Bayerische Chronik.
* Nachwahl in Erding.

Im Wahlkreis Erding-Dorfen,
in dem am nächsten Sonntag die Landtagserfatzwahl statt-
findet, ist außer dem Zentrumskandidaten Hupfer noch
ein zweiter Zentrumskandidat in der Person des Pfarrers
Aicher in Dorfen aufgestellt worden. Der Bauernbund
läßt Wahlenthaltung verkündigen. Die Liberalen, die
den Privatier Holzmann als Kandidaten aufgestellt
haben, sind sehr fleißig an der Agitationsarbeit. Hoffent-
lich entspricht der Erfolg der aufgewendeten Mühe; die
Uneinigkeit im Zentrumslager verbessert die Chancen der
Liberalen natürlich sehr.

* Der stenographische Bericht über die 100. Kammersitzung.

Wir werden gebeten mitzuteilen, daß die Bemerkung des Herrn
2. Vizepräsidenten über die besonderen Umstände, welche
die frühere Vertagung gerechtfertigt erscheinen ließ (vgl. Allg.
Ztg. Nr. 133), sich auf die Tatsache bezog, daß um 71/2 Uhr die
Serenade vor der Residenz stattfand.

Schade! Die andere Version wäre so viel schöner gewesen
und sie hatte so sehr viel Wahrscheinlichkeit für sich.

* Informationskurs.

An dem vom 6. mit 19. Mai ds.
Is. stattfindenden Informationskurs für Generale bei
der Preußischen Feld-Artillerie-Schießschule in Jüterbog
werden bayerischerseits Generalmajor v. Koeppel, Kom-
mandeur der 4. Inf.-Brigade in Neu-Ulm, sowie General-
major v. Fasbender, Chef des Generalstabs der Armee
und Chef der Militärbildungsanstalten, teilnehmen.

* Forstkonkursprüfung.

Das Ergebnis der im November
vorigen Jahres abgehaltenen Konkursprüfung für den
Staatsforstverwaltungsdienst ist von der Prüfungskommis-
sion festgesetzt. Von den zur Prüfung zugelassenen 20 Forst-
praktikanten aus sämtlichen Regierungsbezirken erhielten
1 die Hauptnote I, 15 die Hauptnote II und 4 die Haupt-
note III.

* Die bayer. Forstwirtschaft und der Antrag Graf Törring.

Wir erhalten folgende Zuschrift: Der Verein bayerischer
Staatsforstverwaltungsbeamter
war in den
jüngsten Tagen wegen seiner Stellungnahme gegen die in der
öffentlichen Presse erschienene abfällige Kritik über die äußeren
Forstbeamten wiederholt Gegenstand gehässiger Angriffe, deren
Herkunft, Beweggründe und Ziele unschwer zu erkennen sind. Die
zu diesen Angriffen Anlaß gebende hochwichtige Frage wird in
allernächster Zeit vor dem Forum der Volksvertretung ihre Er-
ledigung finden.

Im Hinblick darauf lehnen wir es zunächst ab, auf derartige
anonyme Anrempelungen einzugehen; behalten uns aber vor,
nötigenfalls auf dieselben später zurückzukommen. Nürnberg,
19. März 1908. J. A.: Frieß, 1. Vorstand.

Es hätte der Wirkung dieser Erklärung keinen Eintrag ge-
tan, wenn sie etwas weniger grob ausgefallen wäre.

(Privattelegramm.)
Der Oberbürgermeister Dr. v. Schuh ist an einem Unterleibs-
leiden erkrankt und muß einige Wochen das Bett hüten. Der
Verlauf der Krankheit war bisher günstig.

(Privattelegr.)
Der Entwurf einer Schlichtungsorganisation
für gewerbliche Streitigkeiten, der vom Ver-

[irrelevantes Material]
[irrelevantes Material]

Nr. 134. München, Samstag Allgemeine Zeitung 21. März 1908.
prächtigen Blumenſtrouß mit dem Ausdruck herzlicher Glück-
wünſche übermitteln.

— Der Geheime Rechnungsrat Alois Schremſer, Ge-
heimer expedierender Sekretär bei der Militärverwaltungs-
Abteilung, feiert am 28. März das 50 jährige Dienſtjubi-
läum.

— Graf Karl von der Mühle-Eckart. der einzige Sohn
des Reichsrats und Fideikommißbeſitzers Graf Heinrich von der
Mühle, hat ſich mit Baronin Gabriele Giſe, dritten Tochter
des Kämmerers und Oberhofmeiſters a. D. Baron Auguſt Giſe,
verlobt.

— Dem Linienſchiffskapitän Fürſt Eugen Wrede, der vor
50 Jahren die Weltumſegelung auf S. M. Fregatte Novara mit-
gemacht hatte, wurde anläßlich dieſes fünfzigjährigen Jubiläums
von Sr. Majeſtät dem Kaiſer von Oeſterreich das Großkreuz des
Franz Joſeph-Ordens verliehen. Fürſt Wrede diente in der
öſterreichiſchen Kriegsmarine vom Jahre 1856 bis Ende 1887 und
erwarb ſich 1866 bei der Schlacht von Liſſa das Militärverdienſt-
kreuz mit Kriegsdekoration.

— Auf der engliſchen Geſandtſchaft fand Donners-
tag abend 8 Uhr ein größeres Diner ſtatt, zu welchem geladen
waren: Oberſthofmarſchall Graf Seinsheim. General Frhr.
v. Speidel, Graf Arco-Zinneberg, Graf Friedrich
Pappenheim, Baron Soden, ſämtliche mit ihren Ge-
mahlinnen, Baronin Ritter, Herr und Frau v. Hinden-
burg
ꝛc.

Münchener Stadtanzeiger.

Das fünfzigjährige Prieſterjubiläum des Papſtes.

* Das Katholiſche Kaſino an der Barerſtraße hatte Feſt-
gewand angelegt. Vom Giebel flatterten in den bayeriſchen
und päpſtlichen Farben Fahnen, der Weg zum großen Feſtſaal
war mit Teppichen belegt und von Lorbeerbäumen, die unter-
einander mit Tannengewinden verbunden waren, flankiert. Das
Weiß des ſchönen Saales hob ſich ganz beſonders hübſch von dem
dunklen Grün des reichen Pflanzenſchmuckes ab; die Bühne war
in einen Hain verwandelt, aus dem ſich rechts die Büſte des
Papſtes, links die des Regenten erhob. Schon lange vor 6 Uhr,
dem Beginn der Jubelfeier, füllte ſich der Saal mit einer dicht-
gedrängten Menge aus allen Kreiſen des Publikums. Neben
dem beſternten Frack des Staatsmannes der Bratenrock des
ſchlichten Bürgers, neben der rauhen Kutte des Ordensgeiſtlichen
der rotviolette Seidenmantel des Prälaten. Auch die Damenwelt
war zahlreich vertreten. Als einer der erſten der offiziellen Gäſte
erſchien der päpſtliche Nuntius Monſignore Dr. Frühwirt in
Begleitung der Herren der Nuntiatur, hierauf Erzbiſchof Dr.
v. Stein, der Abt von St. Bonifaz Pater Gregor Danner,
Hofprediger und päpſtlicher Prälat Dr. v. Hecher. das Dom-
kapitel, die Vorſtände faſt ſämtlicher hieſigen Pfarreien, ferner
waren anweſend die Staatsminiſter Frhr. v. Podewils,
v. Brettreich
und Dr. v. Wehner, Oberbürgermeiſter Ge-
heimer Hofrat Dr. v. Borſcht und Mitglieder des Magiſtrats
und Gemeindekollegiums, die Präſidenten der Kammer der Ab-
geordneten Dr. v. Orterer und Fuchs mit Angehörigen der
Zentrumspartei, darunter die Abgeordneten Frhr. v. Francken-
ſtein
und Frhr. v. Freyberg, die Reichsräte Frhr. v. Soden,
Fürſt Quadt-Wykradt-Isny, Graf Arco-Zinne-
berg,
Fürſt Oettingen-Spielberg, Graf Fugger-
Kirchberg;
die Standesherren: Graf Karl Schönborn,
Fürſt Oskar Wrede, Prinz Emil Oettingen, die Grafen
Preyſing, Graf Max und Ferdinand v. Arco, Graf Holn-
ſtein,
Graf Königsegg. Graf Ernſt Rechberg; der öſter-
reichiſche Geſandte v. Velics, Oberhofmeiſter a. D. Baron
v. Giſe. Frhr. v. Reichlin-Meldegg. Unterſtaatsſekretär
Dr. v. Mayr u. a. m. Ebenſo waren die Damen der hohen
Ariſtokratie zahlreich vertreten. Mit Muſik begrüßt, erſchienen
der Reihe nach Prinzeſſin Ludwig Ferdinand, Prinzeſſin
Maria del Pilar und Prinzeſſin Klara in Begleitung
ihrer Hofdamen und ſchließlich Prinz und Prinzeſſin Ludwig
mit den Prinzeſſinnen-Töchtern Hildegard, Gundelinde
und Helmtrudis mit ihren Hofdamen und dem Hofmarſchall
Baron Laßberg.

Mit dem Huldigungsmarſch von Richard Wagner wurde die
Feier eingeleitet, worauf der erſte Vorſitzende des Katholiſchen
Kaſinos Dr. Ferdinand Frhr. v. Moreau die Verſammlung
begrüßte und zunächſt des Regenten und Leiters der Geſchicke
Bayerns gedachte, der durch ſeine Anweſenheit beim heutigen
Feſtgottesdienſt erneut ſeiner Anhänglichkeit zum Oberhaupte
der katholiſchen Chriſtenheit als treuer Sohn der Kirche Aus-
druck verliehen hat. Mit einem dreifachen, begeiſtert aufgenom-
menen Hoch auf den Prinzregenten ſchloß die warm empfundene
Rede. Nach dem von Herren und Damen aus der Geſellſchaft
unter Leitung des Domkapellmeiſters Eugen Wöhrle geſungenen
vierſtimmigen Chor a capella „Protector noster“ von Kaſpar
Ett betrat der zweite Vorſtand des Kaſinos, Rechtsanwalt
Auguſt Rumpf, das Podium zur Feſtrede. In kurzen Um-
riſſen gab er ein Lebensbild des Papſtes, den vor allem ſeine
große Frömmigkeit, ſeine Mildtätigkeit und glänzend betätigte
Hilfsbereitſchaft auszeichneten. Er betonte beſonders die liebe-
volle Fürſorge Seiner Heiligkeit für alle Völkerſchaften, die er
erſt kürzlich den deutſchen Katholiken durch Ernennung eines
Deutſch ſprechenden Nuntius neuerdings bewieſen habe. Mit dem
Gelöbnis unwandelbarer Treue und Anhänglichkeit an den päpſt-
lichen Stuhl ſchloß Redner ſeine mit Beifall begrüßte Anſprache.
Das Halleluja des Händelſchen Oratoriums „Meſſias“ für Chor
und Orcheſter beſchloß den erſten Teil der Feier. Nachdem Frhr.
v. Moreau der Verſammlung die Abſendung eines Glückwunſch-
telegramms an den Papſt angekündigt, erteilte Erzbiſchof Dr.
v. Stein der Verſammlung den apoſtoliſchen Segen, der kniend
empfangen wurde. Nach einem kurzen Cercle, wobei verſchie-
dene Perſönlichkeiten durch Anſprachen ausgezeichnet wurden, ver-
ließ Prinz Ludwig unter lebhaften Hochrufen das Feſt. Den
zweiten Teil des Abends füllten muſikaliſche Vorträge.

* Die bayeriſche Genoſſenſchaft des Johanniterordens
hält ihren diesjährigen Rittertag am Samstag, den
4. April, im Hotel zu den Vier Jahreszeiten ab.

Bittſteller auf der Straße.

Als am Donnerstag Nach-
mittag Se. kgl. Hoheit der Prinzregent die gewohnte
Spazierfahrt nach Nymphenburg unternahm, warf ſich knapp an
der engen Paſſage durch den Torbogen der Propyläen ein ſchein-
bar dem Arbeiterſtande angehöriger Mann vor dem Wagen auf
die Knie und hielt ein Schriftſtück in den erhobenen Händen.
Der Regent ließ halten und nahm die Bittſchrift entgegen.

[Spaltenumbruch]

* Herr Kapellmeiſter Cor de Las teilt uns mit, daß er ſeine
Stelle als Dirigent des Kaim-Orcheſters niedergelegt hat,
weil er nach mehrmonatiger, hingebender, angeſtrengteſter Arbeit
zu der Ueberzeugung gelangt iſt, daß es unmöglich iſt, das gegen-
wärtige Orcheſter jemals auch nur zu einigermaßen annehmbaren
künſtleriſchen Leiſtungen heranzubilden.

Von der Leitung des Kaimſchen Inſtituts wird uns dazu ge-
ſchrieben: „Der Demiſſion des Herrn Cor de Las ging die Nicht-
erfüllung ſeines Wunſches voraus, definitiv die Leitung der
Volksſymphoniekonzerte neben den Populären Konzerten und
natürlich auch eine entſprechende Erhöhung ſeines Gehaltes zu
bekommen, während der Verein für volkstümliche Kunſtpflege
an Herrn Hofrat Kaim die ſchriftliche Bitte gerichtet hatte, den
Volksſymphoniekonzerten wieder einen eigenen ſtändigen Diri-
genten, aber nicht Herrn Cor de Las zu geben. Noch am Abend
vor ſeinem Rücktritt hatte Herr Cor de Las gebeten, ein Volks-
ſymphoniekonzert am nächſten Donnerstag leiten zu dürfen.

Bl. Ordensfeſt.

Morgen Samstag, den 21., dem feierlichen
Gedächtnistage des hl. Benediktus. Stifters des Benediktiner-
Ordens, wird, wie alljährlich, in der Benediktiner-Stifts- und
Pfarrkirche St. Bonifaz ein Pontifikalamt abgehalten werden.
Offiziator iſt Abt Gregor Danner.

* Der Grund- und Hausbeſitzer-Verein hält am Mon-
tag, 23. März l. J., abends 8 Uhr im großen Saale der
Zentralſäle (Neuturmſtr.) ſeine ordentliche Mit-
gliederverſammlung
ab.

* Frei-München.

Montag, den 23. März, abends 8 Uhr.
Diskuſſions-Abend im Vereinslokal (Hofbräuhaus am Platzl
2. Stock). Tagesordnung: 1. „Die Kriminalität der
Jugend und das Strafverfahren gegen Jugend-
liche in pädagogiſcher Beleuchtung
“. Referent:
Herr Oberlehrer P. Bürner. 2. Diskuſſion. Geſinnungs-
genoſſen ſind als Gäſte willkommen.

* Stiftungsfeſt.

Die alljährlich am Geburtstag Kaiſer
Wilhelms I. ſtattfindende Feier des Stiftungsfeſtes des Ver-
bandes der Kriegsfreiwilligen
1870/71 wird in
dieſem Jahre von der Ortsgruppe München am 21. d. M. abends
in der vom Stadtmagiſtrat zur Verfügung geſtellten Rats-
trinkſtube
feſtlich begangen werden.

is. Weinkontrolle in München.

Zurzeit weilt der
Weinkontrolleur Weiſer aus Neuſtadt a. H. in Mün-
chen, um in verſchiedenen Weinkellern eine Kontrolle der
Weine vorzunehmen. Weiſer iſt auf Antrag der Staats-
anwaltſchaft hierher gekommen. In verſchiedenen Mün-
chener Weinhandlungen herrſchen nämlich zurzeit nicht ganz
geregelte Zuſtände. Insbeſondere ſoll es ſich um große
Schleuderpreiſe für einzelne Weinſorten, dann um die Kon-
trolle ſolcher Weine, die aus der Pfalz nach München ver-
ſendet und hier verkauft werden, und endlich um Unregel-
mäßigkeiten in der Etikettierung handeln. Bei einer Ver-
handlung, die vor kurzer Zeit am Landgericht Nürnberg
in einer Weinfälſchungsſache ſtattgefunden hat, ſprach ſich
ein Sachverſtändiger dahin aus, daß hauptſächlich in
München in bezug auf Etikettierung von Weinen große
Unregelmäßigkeiten herrſchen. In der Zwiſchenzeit ſollen
bei der Staatsanwaltſchaft aber auch verſchiedene Anzeigen
eingelaufen ſein, die die Berufung des Pfälzer Weinkon-
trolleurs nach München wünſchenswert und notwendig er-
ſcheinen ließ.

* Bayeriſcher Verein für Volkskunſt und Volkskunde.

Sams-
tag, den 21. März, findet im Kreuzbräu (Brunnſtraße 7) ein
Altmünchener Abend ſtatt. Herr Dr. Karl Traut-
mann
wird ſprechen über „Die italieniſche Kolonie in Alt-
münchen“. Außerdem erfolgt eine Ausſtellung intereſſanter
Malereien von Kunſtmaler K. H. Müller.

* Ein poſtaliſches Erlebnis.

Uns wird geſchrieben: Geſtern
abend wollte ich eine telegraphiſche Poſtanweiſung aufgeben.
Um mir einen unnötigen Weg zu erſparen, fragte ich beim Haupt-
telegraphenamt telephoniſch an, ob man Feiertags auch bei der
Telegrammannahme des Hauptpoſtamtes derartige Sendungen
aufgeben könne. „Bis 11 Uhr abends!“ lautete die Antwort. Um
9 Uhr trat ich an den Schalter. Der Beamte händigte mir auch
ein Poſtanweiſungsformular aus. Als ich nun aber die Sendung
aufgeben wollte, erklärte er mir, er könne ſie leider nicht an-
nehmen, da der Beamte, der vor ihm Dienſt getan hatte,
das Poſtanweiſungsbuch verſehentlich einge-
ſchloſſen hätte.
Einigermaßen empört erwiderte ich, daß
es mir ziemlich gleichgültig ſei, wie er die Anweiſung verbuche,
und verlangte kategoriſch die Annahme. „Sie können ſich be-
ſchweren — aber ich kann die Anweiſung nicht annehmen. Ich
muß auf dem Telegramm die Nummer der Poſtanweiſung ver-
merken und ich kann ohne Buch die Nummer nicht feſtſtellen. Der
vorige Beamte war ein Anfänger und hat da einen Fehler ge-
macht. Sie müſſen eben zum Haupttelegraphenamt gehen.“ „Das
fällt mir nicht ein. Ich verlange die Annahme.“ „Na ſchön, aber
dann geht das Telegramm erſt morgen früh ab.“ „Nein“, er-
klärte ich, „ich beſtehe darauf, daß das Telegramm noch heute
abgeſchickt wird.“ Die Not macht erfinderiſch — und ſo erklärte
ſich der Beamte endlich bereit, die Poſtanweiſung per Boten nach
dem Haupttelegraphenamt zu ſchicken und dort verbuchen zu laſſen.

Von einer formellen Beſchwerde ſehe ich ab, da hier die
Schuld weniger auf ſeiten der Beamten als auf Seiten der Be-
hörde liegt, bei der man ſich beſchweren könnte. Ein Anfänger
wird naturgemäß leicht einmal einen Fehler begehen. Gerade
aber an Feiertagen, da der Schalterdienſt in Händen eines ein-
zigen Beamten liegt, ſollte man die Verantwortung für die
ordnungsmäßige Erledigung der Geſchäfte nur ganz zuverläſſigen
Perſonen anvertrauen.

= Der geſtrige Beſuch auf dem Salvatorkeller war ganz
koloſſal. Schon um 2 Uhr mittags war die Rieſenhalle polizei-
lich geſperrt.
Der Garten war infolgedeſſen von Gäſten
überfüllt. Im Saale herrſchte dank dem guten „Stoff“ und der
feſchen Muſik unbändige „Gemütlichkeit“. Auch die im Garten
ſuchten ſich auf jede Weiſe zu vergnügen. Dutzende ſchlürften ihre
Maß in den Aeſten der — Bäume, die von Männlein und Weib-
lein erklettert worden waren. Eine Gruppe Studenten hatte ſich
ſämtliche aufzutreibenden Einwickelpapiere zuſammengeleſen und
damit zur allgemeinen „Erwärmung“ ein luſtig züngelndes
Feuerchen entfacht, das lange Zeit unterhalten wurde. Wie man
hört, ſoll heuer der Salvator noch bis zum Sonntag ausreichen,
wenigſtens in der vorderen Halle. Die Straßenbahn hatte
einen Rieſenbetrieb zum und vom Nockherberg unterhalten.

* Die Schlierſeer im Deutſchen Theater.

Die Direktion bringt
heute (Freitag) den „Protzenbauer“ von Frau Hartl-Mitius, ein
Volksſtück aus der erſten Schaffensperiode der beliebten Schrift-
ſtellerin, zur Aufführung. Das Stück iſt über faſt alle deutſchen
Bühnen gegangen und wurde ſogar in Amerika aufgeführt. Am
[Spaltenumbruch] Samstag bringen die Schlierſeer, wie ſchon erwähnt, das Neueſte
von Frau Hartl-Mitius: „Sherlock Holmes im Gebirge“,
wobei es ſich übrigens nicht um ein Detektivſtück, ſondern nur um
die luſtige Parodie eines ſolchen handelt, die Xaver Terofal eine
unvergleichliche Ulkrolle bietet.

Bayeriſche Chronik.
* Nachwahl in Erding.

Im Wahlkreis Erding-Dorfen,
in dem am nächſten Sonntag die Landtagserfatzwahl ſtatt-
findet, iſt außer dem Zentrumskandidaten Hupfer noch
ein zweiter Zentrumskandidat in der Perſon des Pfarrers
Aicher in Dorfen aufgeſtellt worden. Der Bauernbund
läßt Wahlenthaltung verkündigen. Die Liberalen, die
den Privatier Holzmann als Kandidaten aufgeſtellt
haben, ſind ſehr fleißig an der Agitationsarbeit. Hoffent-
lich entſpricht der Erfolg der aufgewendeten Mühe; die
Uneinigkeit im Zentrumslager verbeſſert die Chancen der
Liberalen natürlich ſehr.

* Der ſtenographiſche Bericht über die 100. Kammerſitzung.

Wir werden gebeten mitzuteilen, daß die Bemerkung des Herrn
2. Vizepräſidenten über die beſonderen Umſtände, welche
die frühere Vertagung gerechtfertigt erſcheinen ließ (vgl. Allg.
Ztg. Nr. 133), ſich auf die Tatſache bezog, daß um 7½ Uhr die
Serenade vor der Reſidenz ſtattfand.

Schade! Die andere Verſion wäre ſo viel ſchöner geweſen
und ſie hatte ſo ſehr viel Wahrſcheinlichkeit für ſich.

* Informationskurs.

An dem vom 6. mit 19. Mai ds.
Is. ſtattfindenden Informationskurs für Generale bei
der Preußiſchen Feld-Artillerie-Schießſchule in Jüterbog
werden bayeriſcherſeits Generalmajor v. Koeppel, Kom-
mandeur der 4. Inf.-Brigade in Neu-Ulm, ſowie General-
major v. Fasbender, Chef des Generalſtabs der Armee
und Chef der Militärbildungsanſtalten, teilnehmen.

* Forſtkonkursprüfung.

Das Ergebnis der im November
vorigen Jahres abgehaltenen Konkursprüfung für den
Staatsforſtverwaltungsdienſt iſt von der Prüfungskommiſ-
ſion feſtgeſetzt. Von den zur Prüfung zugelaſſenen 20 Forſt-
praktikanten aus ſämtlichen Regierungsbezirken erhielten
1 die Hauptnote I, 15 die Hauptnote II und 4 die Haupt-
note III.

* Die bayer. Forſtwirtſchaft und der Antrag Graf Törring.

Wir erhalten folgende Zuſchrift: Der Verein bayeriſcher
Staatsforſtverwaltungsbeamter
war in den
jüngſten Tagen wegen ſeiner Stellungnahme gegen die in der
öffentlichen Preſſe erſchienene abfällige Kritik über die äußeren
Forſtbeamten wiederholt Gegenſtand gehäſſiger Angriffe, deren
Herkunft, Beweggründe und Ziele unſchwer zu erkennen ſind. Die
zu dieſen Angriffen Anlaß gebende hochwichtige Frage wird in
allernächſter Zeit vor dem Forum der Volksvertretung ihre Er-
ledigung finden.

Im Hinblick darauf lehnen wir es zunächſt ab, auf derartige
anonyme Anrempelungen einzugehen; behalten uns aber vor,
nötigenfalls auf dieſelben ſpäter zurückzukommen. Nürnberg,
19. März 1908. J. A.: Frieß, 1. Vorſtand.

Es hätte der Wirkung dieſer Erklärung keinen Eintrag ge-
tan, wenn ſie etwas weniger grob ausgefallen wäre.

(Privattelegramm.)
Der Oberbürgermeiſter Dr. v. Schuh iſt an einem Unterleibs-
leiden erkrankt und muß einige Wochen das Bett hüten. Der
Verlauf der Krankheit war bisher günſtig.

(Privattelegr.)
Der Entwurf einer Schlichtungsorganiſation
für gewerbliche Streitigkeiten, der vom Ver-

[irrelevantes Material]
[irrelevantes Material]

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            <head>* <hi rendition="#b">Der &#x017F;tenographi&#x017F;che Bericht über die 100. Kammer&#x017F;itzung.</hi></head>
            <p>Wir werden gebeten mitzuteilen, daß die Bemerkung des Herrn<lb/>
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Ztg. Nr. 133), &#x017F;ich auf die Tat&#x017F;ache bezog, daß um 7½ Uhr die<lb/><hi rendition="#g">Serenade</hi> vor der Re&#x017F;idenz &#x017F;tattfand.</p><lb/>
            <p>Schade! Die andere Ver&#x017F;ion wäre &#x017F;o viel &#x017F;chöner gewe&#x017F;en<lb/>
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[Seite 5[5]/0005] Nr. 134. München, Samstag Allgemeine Zeitung 21. März 1908. prächtigen Blumenſtrouß mit dem Ausdruck herzlicher Glück- wünſche übermitteln. — Der Geheime Rechnungsrat Alois Schremſer, Ge- heimer expedierender Sekretär bei der Militärverwaltungs- Abteilung, feiert am 28. März das 50 jährige Dienſtjubi- läum. — Graf Karl von der Mühle-Eckart. der einzige Sohn des Reichsrats und Fideikommißbeſitzers Graf Heinrich von der Mühle, hat ſich mit Baronin Gabriele Giſe, dritten Tochter des Kämmerers und Oberhofmeiſters a. D. Baron Auguſt Giſe, verlobt. — Dem Linienſchiffskapitän Fürſt Eugen Wrede, der vor 50 Jahren die Weltumſegelung auf S. M. Fregatte Novara mit- gemacht hatte, wurde anläßlich dieſes fünfzigjährigen Jubiläums von Sr. Majeſtät dem Kaiſer von Oeſterreich das Großkreuz des Franz Joſeph-Ordens verliehen. Fürſt Wrede diente in der öſterreichiſchen Kriegsmarine vom Jahre 1856 bis Ende 1887 und erwarb ſich 1866 bei der Schlacht von Liſſa das Militärverdienſt- kreuz mit Kriegsdekoration. — Auf der engliſchen Geſandtſchaft fand Donners- tag abend 8 Uhr ein größeres Diner ſtatt, zu welchem geladen waren: Oberſthofmarſchall Graf Seinsheim. General Frhr. v. Speidel, Graf Arco-Zinneberg, Graf Friedrich Pappenheim, Baron Soden, ſämtliche mit ihren Ge- mahlinnen, Baronin Ritter, Herr und Frau v. Hinden- burg ꝛc. Münchener Stadtanzeiger. * München, 20. März. Das fünfzigjährige Prieſterjubiläum des Papſtes. * Das Katholiſche Kaſino an der Barerſtraße hatte Feſt- gewand angelegt. Vom Giebel flatterten in den bayeriſchen und päpſtlichen Farben Fahnen, der Weg zum großen Feſtſaal war mit Teppichen belegt und von Lorbeerbäumen, die unter- einander mit Tannengewinden verbunden waren, flankiert. Das Weiß des ſchönen Saales hob ſich ganz beſonders hübſch von dem dunklen Grün des reichen Pflanzenſchmuckes ab; die Bühne war in einen Hain verwandelt, aus dem ſich rechts die Büſte des Papſtes, links die des Regenten erhob. Schon lange vor 6 Uhr, dem Beginn der Jubelfeier, füllte ſich der Saal mit einer dicht- gedrängten Menge aus allen Kreiſen des Publikums. Neben dem beſternten Frack des Staatsmannes der Bratenrock des ſchlichten Bürgers, neben der rauhen Kutte des Ordensgeiſtlichen der rotviolette Seidenmantel des Prälaten. Auch die Damenwelt war zahlreich vertreten. Als einer der erſten der offiziellen Gäſte erſchien der päpſtliche Nuntius Monſignore Dr. Frühwirt in Begleitung der Herren der Nuntiatur, hierauf Erzbiſchof Dr. v. Stein, der Abt von St. Bonifaz Pater Gregor Danner, Hofprediger und päpſtlicher Prälat Dr. v. Hecher. das Dom- kapitel, die Vorſtände faſt ſämtlicher hieſigen Pfarreien, ferner waren anweſend die Staatsminiſter Frhr. v. Podewils, v. Brettreich und Dr. v. Wehner, Oberbürgermeiſter Ge- heimer Hofrat Dr. v. Borſcht und Mitglieder des Magiſtrats und Gemeindekollegiums, die Präſidenten der Kammer der Ab- geordneten Dr. v. Orterer und Fuchs mit Angehörigen der Zentrumspartei, darunter die Abgeordneten Frhr. v. Francken- ſtein und Frhr. v. Freyberg, die Reichsräte Frhr. v. Soden, Fürſt Quadt-Wykradt-Isny, Graf Arco-Zinne- berg, Fürſt Oettingen-Spielberg, Graf Fugger- Kirchberg; die Standesherren: Graf Karl Schönborn, Fürſt Oskar Wrede, Prinz Emil Oettingen, die Grafen Preyſing, Graf Max und Ferdinand v. Arco, Graf Holn- ſtein, Graf Königsegg. Graf Ernſt Rechberg; der öſter- reichiſche Geſandte v. Velics, Oberhofmeiſter a. D. Baron v. Giſe. Frhr. v. Reichlin-Meldegg. Unterſtaatsſekretär Dr. v. Mayr u. a. m. Ebenſo waren die Damen der hohen Ariſtokratie zahlreich vertreten. Mit Muſik begrüßt, erſchienen der Reihe nach Prinzeſſin Ludwig Ferdinand, Prinzeſſin Maria del Pilar und Prinzeſſin Klara in Begleitung ihrer Hofdamen und ſchließlich Prinz und Prinzeſſin Ludwig mit den Prinzeſſinnen-Töchtern Hildegard, Gundelinde und Helmtrudis mit ihren Hofdamen und dem Hofmarſchall Baron Laßberg. Mit dem Huldigungsmarſch von Richard Wagner wurde die Feier eingeleitet, worauf der erſte Vorſitzende des Katholiſchen Kaſinos Dr. Ferdinand Frhr. v. Moreau die Verſammlung begrüßte und zunächſt des Regenten und Leiters der Geſchicke Bayerns gedachte, der durch ſeine Anweſenheit beim heutigen Feſtgottesdienſt erneut ſeiner Anhänglichkeit zum Oberhaupte der katholiſchen Chriſtenheit als treuer Sohn der Kirche Aus- druck verliehen hat. Mit einem dreifachen, begeiſtert aufgenom- menen Hoch auf den Prinzregenten ſchloß die warm empfundene Rede. Nach dem von Herren und Damen aus der Geſellſchaft unter Leitung des Domkapellmeiſters Eugen Wöhrle geſungenen vierſtimmigen Chor a capella „Protector noster“ von Kaſpar Ett betrat der zweite Vorſtand des Kaſinos, Rechtsanwalt Auguſt Rumpf, das Podium zur Feſtrede. In kurzen Um- riſſen gab er ein Lebensbild des Papſtes, den vor allem ſeine große Frömmigkeit, ſeine Mildtätigkeit und glänzend betätigte Hilfsbereitſchaft auszeichneten. Er betonte beſonders die liebe- volle Fürſorge Seiner Heiligkeit für alle Völkerſchaften, die er erſt kürzlich den deutſchen Katholiken durch Ernennung eines Deutſch ſprechenden Nuntius neuerdings bewieſen habe. Mit dem Gelöbnis unwandelbarer Treue und Anhänglichkeit an den päpſt- lichen Stuhl ſchloß Redner ſeine mit Beifall begrüßte Anſprache. Das Halleluja des Händelſchen Oratoriums „Meſſias“ für Chor und Orcheſter beſchloß den erſten Teil der Feier. Nachdem Frhr. v. Moreau der Verſammlung die Abſendung eines Glückwunſch- telegramms an den Papſt angekündigt, erteilte Erzbiſchof Dr. v. Stein der Verſammlung den apoſtoliſchen Segen, der kniend empfangen wurde. Nach einem kurzen Cercle, wobei verſchie- dene Perſönlichkeiten durch Anſprachen ausgezeichnet wurden, ver- ließ Prinz Ludwig unter lebhaften Hochrufen das Feſt. Den zweiten Teil des Abends füllten muſikaliſche Vorträge. * Die bayeriſche Genoſſenſchaft des Johanniterordens hält ihren diesjährigen Rittertag am Samstag, den 4. April, im Hotel zu den Vier Jahreszeiten ab. ✠ Bittſteller auf der Straße.Als am Donnerstag Nach- mittag Se. kgl. Hoheit der Prinzregent die gewohnte Spazierfahrt nach Nymphenburg unternahm, warf ſich knapp an der engen Paſſage durch den Torbogen der Propyläen ein ſchein- bar dem Arbeiterſtande angehöriger Mann vor dem Wagen auf die Knie und hielt ein Schriftſtück in den erhobenen Händen. Der Regent ließ halten und nahm die Bittſchrift entgegen. * Herr Kapellmeiſter Cor de Las teilt uns mit, daß er ſeine Stelle als Dirigent des Kaim-Orcheſters niedergelegt hat, weil er nach mehrmonatiger, hingebender, angeſtrengteſter Arbeit zu der Ueberzeugung gelangt iſt, daß es unmöglich iſt, das gegen- wärtige Orcheſter jemals auch nur zu einigermaßen annehmbaren künſtleriſchen Leiſtungen heranzubilden. Von der Leitung des Kaimſchen Inſtituts wird uns dazu ge- ſchrieben: „Der Demiſſion des Herrn Cor de Las ging die Nicht- erfüllung ſeines Wunſches voraus, definitiv die Leitung der Volksſymphoniekonzerte neben den Populären Konzerten und natürlich auch eine entſprechende Erhöhung ſeines Gehaltes zu bekommen, während der Verein für volkstümliche Kunſtpflege an Herrn Hofrat Kaim die ſchriftliche Bitte gerichtet hatte, den Volksſymphoniekonzerten wieder einen eigenen ſtändigen Diri- genten, aber nicht Herrn Cor de Las zu geben. Noch am Abend vor ſeinem Rücktritt hatte Herr Cor de Las gebeten, ein Volks- ſymphoniekonzert am nächſten Donnerstag leiten zu dürfen. Bl. Ordensfeſt. Morgen Samstag, den 21., dem feierlichen Gedächtnistage des hl. Benediktus. Stifters des Benediktiner- Ordens, wird, wie alljährlich, in der Benediktiner-Stifts- und Pfarrkirche St. Bonifaz ein Pontifikalamt abgehalten werden. Offiziator iſt Abt Gregor Danner. * Der Grund- und Hausbeſitzer-Verein hält am Mon- tag, 23. März l. J., abends 8 Uhr im großen Saale der Zentralſäle (Neuturmſtr.) ſeine ordentliche Mit- gliederverſammlung ab. * Frei-München. Montag, den 23. März, abends 8 Uhr. Diskuſſions-Abend im Vereinslokal (Hofbräuhaus am Platzl 2. Stock). Tagesordnung: 1. „Die Kriminalität der Jugend und das Strafverfahren gegen Jugend- liche in pädagogiſcher Beleuchtung“. Referent: Herr Oberlehrer P. Bürner. 2. Diskuſſion. Geſinnungs- genoſſen ſind als Gäſte willkommen. * Stiftungsfeſt. Die alljährlich am Geburtstag Kaiſer Wilhelms I. ſtattfindende Feier des Stiftungsfeſtes des Ver- bandes der Kriegsfreiwilligen 1870/71 wird in dieſem Jahre von der Ortsgruppe München am 21. d. M. abends in der vom Stadtmagiſtrat zur Verfügung geſtellten Rats- trinkſtube feſtlich begangen werden. is. Weinkontrolle in München. Zurzeit weilt der Weinkontrolleur Weiſer aus Neuſtadt a. H. in Mün- chen, um in verſchiedenen Weinkellern eine Kontrolle der Weine vorzunehmen. Weiſer iſt auf Antrag der Staats- anwaltſchaft hierher gekommen. In verſchiedenen Mün- chener Weinhandlungen herrſchen nämlich zurzeit nicht ganz geregelte Zuſtände. Insbeſondere ſoll es ſich um große Schleuderpreiſe für einzelne Weinſorten, dann um die Kon- trolle ſolcher Weine, die aus der Pfalz nach München ver- ſendet und hier verkauft werden, und endlich um Unregel- mäßigkeiten in der Etikettierung handeln. Bei einer Ver- handlung, die vor kurzer Zeit am Landgericht Nürnberg in einer Weinfälſchungsſache ſtattgefunden hat, ſprach ſich ein Sachverſtändiger dahin aus, daß hauptſächlich in München in bezug auf Etikettierung von Weinen große Unregelmäßigkeiten herrſchen. In der Zwiſchenzeit ſollen bei der Staatsanwaltſchaft aber auch verſchiedene Anzeigen eingelaufen ſein, die die Berufung des Pfälzer Weinkon- trolleurs nach München wünſchenswert und notwendig er- ſcheinen ließ. * Bayeriſcher Verein für Volkskunſt und Volkskunde. Sams- tag, den 21. März, findet im Kreuzbräu (Brunnſtraße 7) ein Altmünchener Abend ſtatt. Herr Dr. Karl Traut- mann wird ſprechen über „Die italieniſche Kolonie in Alt- münchen“. Außerdem erfolgt eine Ausſtellung intereſſanter Malereien von Kunſtmaler K. H. Müller. * Ein poſtaliſches Erlebnis. Uns wird geſchrieben: Geſtern abend wollte ich eine telegraphiſche Poſtanweiſung aufgeben. Um mir einen unnötigen Weg zu erſparen, fragte ich beim Haupt- telegraphenamt telephoniſch an, ob man Feiertags auch bei der Telegrammannahme des Hauptpoſtamtes derartige Sendungen aufgeben könne. „Bis 11 Uhr abends!“ lautete die Antwort. Um 9 Uhr trat ich an den Schalter. Der Beamte händigte mir auch ein Poſtanweiſungsformular aus. Als ich nun aber die Sendung aufgeben wollte, erklärte er mir, er könne ſie leider nicht an- nehmen, da der Beamte, der vor ihm Dienſt getan hatte, das Poſtanweiſungsbuch verſehentlich einge- ſchloſſen hätte. Einigermaßen empört erwiderte ich, daß es mir ziemlich gleichgültig ſei, wie er die Anweiſung verbuche, und verlangte kategoriſch die Annahme. „Sie können ſich be- ſchweren — aber ich kann die Anweiſung nicht annehmen. Ich muß auf dem Telegramm die Nummer der Poſtanweiſung ver- merken und ich kann ohne Buch die Nummer nicht feſtſtellen. Der vorige Beamte war ein Anfänger und hat da einen Fehler ge- macht. Sie müſſen eben zum Haupttelegraphenamt gehen.“ „Das fällt mir nicht ein. Ich verlange die Annahme.“ „Na ſchön, aber dann geht das Telegramm erſt morgen früh ab.“ „Nein“, er- klärte ich, „ich beſtehe darauf, daß das Telegramm noch heute abgeſchickt wird.“ Die Not macht erfinderiſch — und ſo erklärte ſich der Beamte endlich bereit, die Poſtanweiſung per Boten nach dem Haupttelegraphenamt zu ſchicken und dort verbuchen zu laſſen. Von einer formellen Beſchwerde ſehe ich ab, da hier die Schuld weniger auf ſeiten der Beamten als auf Seiten der Be- hörde liegt, bei der man ſich beſchweren könnte. Ein Anfänger wird naturgemäß leicht einmal einen Fehler begehen. Gerade aber an Feiertagen, da der Schalterdienſt in Händen eines ein- zigen Beamten liegt, ſollte man die Verantwortung für die ordnungsmäßige Erledigung der Geſchäfte nur ganz zuverläſſigen Perſonen anvertrauen. = Der geſtrige Beſuch auf dem Salvatorkeller war ganz koloſſal. Schon um 2 Uhr mittags war die Rieſenhalle polizei- lich geſperrt. Der Garten war infolgedeſſen von Gäſten überfüllt. Im Saale herrſchte dank dem guten „Stoff“ und der feſchen Muſik unbändige „Gemütlichkeit“. Auch die im Garten ſuchten ſich auf jede Weiſe zu vergnügen. Dutzende ſchlürften ihre Maß in den Aeſten der — Bäume, die von Männlein und Weib- lein erklettert worden waren. Eine Gruppe Studenten hatte ſich ſämtliche aufzutreibenden Einwickelpapiere zuſammengeleſen und damit zur allgemeinen „Erwärmung“ ein luſtig züngelndes Feuerchen entfacht, das lange Zeit unterhalten wurde. Wie man hört, ſoll heuer der Salvator noch bis zum Sonntag ausreichen, wenigſtens in der vorderen Halle. Die Straßenbahn hatte einen Rieſenbetrieb zum und vom Nockherberg unterhalten. * Die Schlierſeer im Deutſchen Theater. Die Direktion bringt heute (Freitag) den „Protzenbauer“ von Frau Hartl-Mitius, ein Volksſtück aus der erſten Schaffensperiode der beliebten Schrift- ſtellerin, zur Aufführung. Das Stück iſt über faſt alle deutſchen Bühnen gegangen und wurde ſogar in Amerika aufgeführt. Am Samstag bringen die Schlierſeer, wie ſchon erwähnt, das Neueſte von Frau Hartl-Mitius: „Sherlock Holmes im Gebirge“, wobei es ſich übrigens nicht um ein Detektivſtück, ſondern nur um die luſtige Parodie eines ſolchen handelt, die Xaver Terofal eine unvergleichliche Ulkrolle bietet. Bayeriſche Chronik. * Nachwahl in Erding. Im Wahlkreis Erding-Dorfen, in dem am nächſten Sonntag die Landtagserfatzwahl ſtatt- findet, iſt außer dem Zentrumskandidaten Hupfer noch ein zweiter Zentrumskandidat in der Perſon des Pfarrers Aicher in Dorfen aufgeſtellt worden. Der Bauernbund läßt Wahlenthaltung verkündigen. Die Liberalen, die den Privatier Holzmann als Kandidaten aufgeſtellt haben, ſind ſehr fleißig an der Agitationsarbeit. Hoffent- lich entſpricht der Erfolg der aufgewendeten Mühe; die Uneinigkeit im Zentrumslager verbeſſert die Chancen der Liberalen natürlich ſehr. * Der ſtenographiſche Bericht über die 100. Kammerſitzung. Wir werden gebeten mitzuteilen, daß die Bemerkung des Herrn 2. Vizepräſidenten über die beſonderen Umſtände, welche die frühere Vertagung gerechtfertigt erſcheinen ließ (vgl. Allg. Ztg. Nr. 133), ſich auf die Tatſache bezog, daß um 7½ Uhr die Serenade vor der Reſidenz ſtattfand. Schade! Die andere Verſion wäre ſo viel ſchöner geweſen und ſie hatte ſo ſehr viel Wahrſcheinlichkeit für ſich. * Informationskurs. An dem vom 6. mit 19. Mai ds. Is. ſtattfindenden Informationskurs für Generale bei der Preußiſchen Feld-Artillerie-Schießſchule in Jüterbog werden bayeriſcherſeits Generalmajor v. Koeppel, Kom- mandeur der 4. Inf.-Brigade in Neu-Ulm, ſowie General- major v. Fasbender, Chef des Generalſtabs der Armee und Chef der Militärbildungsanſtalten, teilnehmen. * Forſtkonkursprüfung. Das Ergebnis der im November vorigen Jahres abgehaltenen Konkursprüfung für den Staatsforſtverwaltungsdienſt iſt von der Prüfungskommiſ- ſion feſtgeſetzt. Von den zur Prüfung zugelaſſenen 20 Forſt- praktikanten aus ſämtlichen Regierungsbezirken erhielten 1 die Hauptnote I, 15 die Hauptnote II und 4 die Haupt- note III. * Die bayer. Forſtwirtſchaft und der Antrag Graf Törring. Wir erhalten folgende Zuſchrift: Der Verein bayeriſcher Staatsforſtverwaltungsbeamter war in den jüngſten Tagen wegen ſeiner Stellungnahme gegen die in der öffentlichen Preſſe erſchienene abfällige Kritik über die äußeren Forſtbeamten wiederholt Gegenſtand gehäſſiger Angriffe, deren Herkunft, Beweggründe und Ziele unſchwer zu erkennen ſind. Die zu dieſen Angriffen Anlaß gebende hochwichtige Frage wird in allernächſter Zeit vor dem Forum der Volksvertretung ihre Er- ledigung finden. Im Hinblick darauf lehnen wir es zunächſt ab, auf derartige anonyme Anrempelungen einzugehen; behalten uns aber vor, nötigenfalls auf dieſelben ſpäter zurückzukommen. Nürnberg, 19. März 1908. J. A.: Frieß, 1. Vorſtand. Es hätte der Wirkung dieſer Erklärung keinen Eintrag ge- tan, wenn ſie etwas weniger grob ausgefallen wäre. A. Nürnberg, 20. März, 1.35 N. (Privattelegramm.) Der Oberbürgermeiſter Dr. v. Schuh iſt an einem Unterleibs- leiden erkrankt und muß einige Wochen das Bett hüten. Der Verlauf der Krankheit war bisher günſtig. a. Nürnberg, 20. März. 11.34 V. (Privattelegr.) Der Entwurf einer Schlichtungsorganiſation für gewerbliche Streitigkeiten, der vom Ver- _ _

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 135, 21. März 1908, S. Seite 5[5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine135_1908/5>, abgerufen am 24.11.2024.