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Allgemeine Zeitung, Nr. 12, 13. Januar 1924.

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Sonntag, den 13. Januar 1924 Allgemeine Zeitung. Nr. 12
[Spaltenumbruch]
Münchener Stadtzeitung.
[Spaltenumbruch]
Ein Kinderheim

Aus aller Schwierigkeit der Großstadt die
Gefährdetsten unserer Kinder, aus allen Kreisen
und Ständen ohne Ansehen von Bekenntnis
und Lebensstellung der Eltern oder sonstiger
Unterschiede, eine Zeit der Erholung und Kräf-
tigung zu verschaffen, ist die Leitung des
Gabrielenheims Tutzing unablässig be-
müht. In herrlicher Umwelt, die in der Winter-
pracht ihren ganz besonderen Reiz hat, liegt das
bescheidene Haus, das behaglich durchwärmt und
gut gehalten bedrängte Großstadtkinder
aufnimmt, trefflich verpflegt, für ihre Gesunden
sorgt, sie liebevoll behütet. Eine große liebe
Familie sehen wir bei Arbeit und Spiel, Ruhen
und Wandern -- immer gleich froh! Weder der
Zeiten Lasten noch der Zukunft Unsicherheit be-
kümmert sie: für Alles und Jedes wird liebevoll
gesorgt und gedacht und die Kämpfe um die
Existenz aller Wohlfahrtseinrichtungen, die
Stürme, denen Trotz zu bieten ist, sich zu be-
haupten, verschonen das liebe Haus anscheinend
ganz anscheinend! Um so mehr sorgt sich die
in München in der Briennerstraße 37/0 statio-
nierte Verwaltung, die aus kleinsten Anfängen
heraus das segenspendende Haus geschaffen!
Denn was muß sie alles leisten, soll die
Schöpfung behauptet werden! Die verflossenen
Monate waren besonders schlimm und die Geld-
sorgen, die die 12stelligen Zahlenreihen mit sich
brachten, der rapide Währungsverfall hatte ver-
nichtende Folgen. Denn man wollte doch auch
gerade jetzt nicht die besorgten Eltern, auch mit
den bescheidensten Zuschüssen nicht, drücken, ihnen
im Gegenteil an die Hand gehen und übte Nach-
sicht über Nachsicht! Zugleich durften aber auch
als notwendig erachtete Verbesserungen, beson-
ders die sanitäre Art, nicht zurückgestellt werden;
so gings um die letzten Reserven! Und muß neu
um freundliche Hilfe gebeten werden.

Dem als so segensreich für die Münchener
Kinder erkannten Heim zu helfen, haben sich
großherzige Künstler bereits finden lassen: Der
Erlös der Morgenaufführung von
Goethes Iphigenie am Sonntag, den
13. Januar, im Münchener Volkstheater, soll
dem Kinderheim Tutzing zugute kommen.
Möchten sich viele Kunstfreunde einfinden, an ihr
Teil zu nehmen und mit dem Genusse der
Freude an der, das beste versprechenden Veran-
staltung sich zugleich die Befriedigung ver-
schaffen, dem Kinderheim Tutzing und damit
vielen notleidenden Kindern und besorgten
Eltern Hilfe zu bieten. Karten sind erhältlich
an der Kasse des Münchner Volkstheaters und
in der Geschäftsstelle des Vereins für Frauen-
interessen und Frauenarbeit, Briennerstr. 37/0.



Kriegsbeschädigte und Personalabbau

Der Reichsverband deutscher Kriegsbeschädig-
ter und Hinterbliebener hielt am Freitag abend
im Löwenbräukeller eine sehr gut besuchte Ver-
sammlung ab, in der Hauptgeschäftsführer
Roth-Nürnberg über den derzeitigen Stand
der Kriegsbeschädigtenfürsorge im Hinblick auf
den Personalabbau und die Rentenkürzung refe-
rierte. Die Willensmeinung der Versammelten
fand ihren Niederschlag in der Annahme einer
Entschließung,
die energisch gegen die Reichsabbauverordnung
protestierte. Wenn auch ohne weiteres anerkannt
wird, daß in der gegenwärtigen schweren Not
Maßnahmen getroffen werden müssen, die das
Reich einer alsbaldigen Gesundung entgegen-
führen, kann doch nicht verstanden werden, daß
die vom Reiche getroffenen Maßnahmen zum
übergroßen Teil auf den Schultern der Kriegs-
opfer lasten sollen. Insbesondere verwahrt sich
die Versammlung gegenüber Entlassungen von
Schwerbeschädigten aus den Reichs-, Staats- und
Gemeindebetrieben, wobei die Bestimmungen des
Schwerkriegsbeschädigtengesetzes ganz oder zum
größten Teil um gangen werden.

Durch das Vorgehen der Reichsregierung be-
steht die hohe Gefahr, daß die Privatindu-
strie
versuchen wird, sich von den Bestimmun-
gen des Gesetzes ebenfalls frei zu machen, wo-
durch die an sich schon überaus große Zahl ar-
beitsloser Kriegsbeschädigter bedeutend vermehrt
größten Teil umgangen werden.

Weiterhin verlangt die Versammlung von der
Reichsergierung, daß den jetzt Leichtkriegsbeschä-
digten während der schweren wirtschaftlichen
Uebergangszeit in der Erhaltung und Erringung
ihrer Existenz weitgehender Schutz gewährt wird
und erwartet umgehende Schaffung entsprechen-
der Gesetze.

Mit Entrüstung nimmt die Versammlung
Kenntnis von der Weihnachtsgabe der Reichs-
regierung für die Kriegsopfer hinsichtlich Um-
stellung der Papiermarkrente auf die Goldbasis.
[Spaltenumbruch] Die Versammelten sind keineswegs gewillt, die
neuen Rentensätze als Versorgung für die deut-
schen Kriegsopfer anzuerkennen, sondern müssen
diese als ausgesprochene Bettelpfennige be-
zeichnen. Die Versammlung fordert von der
Reichsregierung sofortige Umgestaltung der
Renten auf die Friedenssätze, wobei regierungs-
seitig die Teuerung der Lebenshaltung gegen-
über den Friedensjahren beachtet werden muß.

Außerdem wurden folgende Ergänzungs-
anträge
angenommen:

Kapitalabfindungen Kriegsbeschädigter und
Hinterbliebener sind in wertbeständigen Beträ-
gen auszuzahlen, wie sie seinerzeit nach dem
Umanerkennungsprozentsatz zugestanden wurden.
Staatliche Moor- und Oedländereien sind in
Erbpacht sofort an Kriegsbeschädigte, namentlich
ehemalige Landwirte, zu geringen Pachtsummen
freizugeben.

Aus dem Referat ist hervorzuheben, daß die
Entlassungen zunächst bei den Versorgungsäm-
tern erfolgt sind. Mit stürmischem Beifall wurde
die Forderung begrüßt, den weiblichen Beamten-
apparat in erster Linie, abzubauen, mit Ent-
rüstung Kenntnis von der Absicht der Aufhebung
des Sozialministeriums und von der Höhe der
Rentensätze genommen, die für 100proz. Schwer-
beschädigte -- einschließlich Blinde -- nur 34 Mk.
im Höchstfall betragen.

Die Entschließung wurde mit den Anträgen
sämtlichen zuständigen Stellen zuzuleiten be-
schlossen. An die Annahme schloß sich eine lebhafte
Aussprache,
in der Sozialminister Oswald die Schwere
der Zeit unterstrich und die Notwendigkeit be-
tonte, daß auch die anderen Stände Opfer brin-
gen. Das Sozialministerium hat es an Entge-
genkommen nicht fehlen lassen, aber in den wich-
tigsten Angelegenheiten ist es nicht zuständig,
sondern auf Wünsche angewiesen. Das Sozial-
ministerium hat auch im Personalabbau eine
Reihe von Forderungen der Kriegsbeschädigten
teils verwirklicht, teils beim Reich durchzusetzen
versucht. Es wird versuchen, in diese: Richtung
den ganzen Einfluß Bayerns weiter geltend zu
machen.


Auch der Bayer. Kriegerbund hat in
einer Denkschrift, die allen einschlägigen Reichs-
und Landesbehörden sowie den maßgebenden
Volksvertretern des Reichsausschusses übermit-
telt wurde, schärfsten Protest gegen die Personal-
abbauverordnung des Reiches eingelegt. Die
Denkschrift spricht der Reichsregierung die Be-
rechtigung für eine die Kriegsopfer so schwer
schädigende Maßnahme ab und verlangt gegen-
über allen Versorgungsberechtigten besonderen
Schutz und Berücksichtigung, besonders dort, wo
verbriefte Rechte der Versorgungsgesetzgebung
durch die geplante Verordnung beseitigt werden
sollen. Sie fordert ferner eine Aufhebung der
Bestimmungen, soweit sie die Versorgung an sich
durch eine Kürzung der Rente und das Prozeß-
verfahren in Versorgungssachen beeinträchtigen.
Alles mit Maß und Ziel; des Reiches Nöte dür-
fen niemals eine Verelendung derjenigen Per-
sonen verursachen, die den ersten Dank und die
größte Berücksichtigung vor allen anderen Per-
sonen verdienen.



Der neugierige Kommunist.

Stadtrat Thierauf hat an den Hauptaus-
schuß des Stadtrates nicht nur die mit allge-
meiner Heiterkeit aufgenommene Frage gerichtet,
wie lange eigentlich "die Hundetollwut noch dau-
ern" solle, er wollte auch wissen, wann eigent-
lich die "Gastereien der Stadt im soge-
nannten Grütznerstüber!
" ein Ende
nähmen. Zur letzteren Frage wurde dem Herrn
Stadtrat vom Bürgermeister bedeutet, hier han-
dele es sich um seltene, selbstverständliche gesell-
schaftliche und repräsentative Veranstaltungen,
die stets in bescheidenem Rahmen, vielfach in
Erwiderung anderwärts empfangener Gast-
freundschaft und überdies mit Billigung der
überwiegenden Mehrheit des Stadtrates abgehal-
ten würden.

Wenn schon die Kommunisten so ungemein für
die Sparsamkeit besorgt sind, warum interessiert
sich -- das ist jetzt unsere Frage -- Herr
Thierauf nicht dafür, daß sein früherer Kollege
Weigl, der seit Anfang Oktober bei der russischen
Handelsstelle in Berlin tätig sein soll, bis zum
Januar seine Münchener Aufwandsentschädi-
gung bezog? Und warum frägt Herr Thierauf
nicht an, mit welchem Recht die Freundin des
Herrn Weigl, Frau Mühsam, das Diensttelephon
des Stadtrates Weigl ständig für ihre privaten
Zwecke benützte?


Der Ratskeller ist vom Montag, 14. Januar,
an, bis auf weiteres an den Werktagen von 10
bis 8 Uhr und abends von 6 Uhr bis zum Ein-
[Spaltenumbruch] tritt der Polizeistunde offen zu halten. An den
Sonntagen bleibt der Ratskeller wie bisher ganz
geschlossen.

* Sollen die Erwerbslosen Schnee räumen?

Das Landesamt für Arbeitsvermittlung nimmt
gegenüber der Auffassung des Münchener Stadt-
rates, daß das Schneeräumen keine gemeinnützige
Arbeit darstelle, einen gegenteiligen Standpunkt
ein. Infolgedessen wurde die Frage in der
Hauptausschußsitzung neuerdings verhandelt, mit
dem Ergebnis, daß der Stadtrat seine Auffas-
sung beim Sozialministerium nochmals vertre-
ten wird. Unsere Stadtväter sind der sehr richti-
gen Meinung, daß nicht jeder Erwerbslose ohne
weiteres zum Schneeräumen geeignet sei, daß
viele der Leute auch nicht im Besitze der not-
wendigen Bekleidung und Schuhe sind, die für
diese Arbeit eine Voraussetzung bilden. Auch
wurde daran erinnert, daß wiederholt schon kör-
perlich ungeeignete Persönlichkeiten bei dem
Schneeräumen erheblichen Schaden an ihrer Ge-
sundheit genommen haben.

Altersgrenze bei der Invalidenversicherung.

Viele Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind noch
der irrigen Ansicht, daß die Invalidenversiche-
rungspflicht erst mit dem vollendeten 16. Lebens-
jahr beginne. Diese Meinung ist falsch, denn die
früher geltende Altersgrenze ist gefallen. Es
unterliegen nunmehr alle Arbeitnehmer ohne
Rücksicht auf das Alter der Versicherungspflicht.
Die Arbeitgeber sind bei schweren Strafvor-
schriften gehalten, für die Ausstellung von Ver-
sicherungskarten, die beim städt. Versicherungs-
amt München, Thalkirchnerstraße 54, Zimmer
Nr. 127, erfolgt, Sorge zu tragen, sofern sie dies
bisher noch nicht getan haben.

Vorauszahlung auf die Umlagenschuldigkeit
aus der Bayerischen Gewerbesteuer für 1923:

Diejenigen Zahlungspflichtigen, welche die bereits
am 4. Jan. 1924 fällige, vom Stadtrat öffentlich
ausgeschriebene erste Hälfte der 3. Voraus-
zahlung auf die Umlagenschuldigkeit aus der
bayerischen Gewerbesteuer für 1923 noch nicht
entrichtet haben, tun gut, ihre Schuldigkeit sowie
die Mahngebühren in der Höhe von 4 Prozent
der Hauptsache, jedoch mindestens 20 Gold-
pfennige raschestens bei der Stadthauptkasse
(Steuerkasse, neues Rathaus, ehemaliges Waffen-
museum) zur Einzahlung zu bringen, da sonst
das Vollstreckungsverfahren durchgeführt wird.
Die Schuldigkeit beträgt 4 Goldpfennige aus je
10 Mark der Jahresgewerbesteuer 1922. Wer
bis 15. Januar der Mahnung nicht nachkommt,
hat ab 16. Januar die Rückstände mit 5 Prozent
monatlich in Gold zu verzinsen. Bei Ein-
zahlungen an den Schaltern der Steuerkasse ist
im Interesse einer raschen Abfertigung die letzte
Umlagenquittung der Stadthauptkasse vorzu-
legen. Bei Einzahlung durch die Post oder bei
Banküberweisungen ist neben der Art der
Zahlung die Sollbuch-Nummer der Stadthaupt-
kasse und der Stadtbezirk anzugeben.



Belämpfung der Hundetollwut.

Nach den bayer. Vollzugsvorschriften zum
Reichsviehseuchengesetz kann angeordnet werden,
daß Hunde, die den erlassenen Bestimmungen zu-
wider umherlaufend betroffen werden, sofort zu
töten sind. Infolgedessen wird auch hinsichtlich
aller frei umherlaufenden Hunde vom Stadtrat
München die Tötung verfügt. Wenn seitens der
Eigentümer gegen diese Verfügung Beschwer-
de
erhoben wurde, so hat das Referat bisher die
Tötung
bis zur Entscheidung durch die Re-
gierung aus gesetzt, insofern die in der Mün-
chener Tierleichenvernichtungsanstalt vorhande-
nen Hundekäfige Platz boten und die Hundebe-
sitzer sich zur Bezahlung der anfallenden Kosten
verpflichteten. Diese Anordnung wurde getroffen,
um die Erbitterung der Hundeeigentümer gegen
den rigorosen Vollzug des Viehseuchengesetzes
nicht noch weiter zu steigern.

In einer weiteren Regierungsentschließung
wurde darauf hingewiesen, daß Beschwerden der
Besitzer keine aufschiebende Wirkung haben. Die-
ser Anschauung schloß sich auch der städt. Bezirks-
obertierarzt an. Rechtsrat Pfeifffer erklärte
in der heutigen Hauptausschußsitzung des Stadt-
rates, er könne nicht einsehen, warum die Auf-
bewahrung von Hunden in der Tierleichenver-
nichtungsanstalt bis zur Entscheidung der Be-
schwerde nicht durchführbar sein sollte. Selbstvor-
ständlich wird dabei vorausgesetzt, daß die Käfige
nicht bereits voll belegt sind. In einem solchen
Falle müßte natürlich die Tötung des Hundes
ohne Rücksicht auf eine laufende Beschwerde durch-
geführt werden. -- Dieser Auffassung des Refe-
renten schloß sich auch der Verwaltungsaus-
schuß an.


Am Montag, 14. Januar 1924,
abends 71/2 Uhr, spricht im mathematischen Hör-
saal der Techn. Hochschule, Eingang Theresien-
straße, der Dozent für Tierpathologie der tier-
ärztlichen Fakultät der Universität und für Tier-
seuchenlehre an der Techn. Hochschule Herr Prof.
[Spaltenumbruch] Dr. Kitt über die Tollwut der Hunde. Der
Vortrag ist öffentlich und unentgeltlich. Wegen der
zunehmenden Ausbreitung und der Gefährlich-
keit der Seuche, die nur bei tatkräftiger Mit-
wirkung aller Bevölkerungskreise wirksam be-
kämpft werden kann, wird auf den für jeder-
mann zugänglichen Vortrag besonders hin-
gewiesen.



Kleine Zeitung.
Geboren:

Herrn Erich Cahn in Augsburg
e. S.

Vermählt:

Ludwig Missing mit Anny, geb.
Grein, Wasserburg am Inn; Dipl.-Ing. Bern-
hard Weinmann mit Fr. Thilde, geb.
Streit.

Gestorben:

Frau Regina Hecht; Wolfgang
Graff; Frau Klothilde Eggelkraut.

g. Kinderelend.

Das 7jährige Mädchen des
Hilfsarbeiters Georg Rußwurm in Feldmoching be-
suchte einige Zeit die Volksschule nicht, als es wieder
kam, brachte die Lehrerin durch gütiges Zureden her-
aus, daß es schon seit längerer Zeit von seinem Va-
ter und seiner Stiefmutter mit einem Stock in herz-
loser, ja grausamer Weise geschlagen worden war.
Bei näherer Untersuchung bot das schlecht genährte,
vernachläßigte Kind, dessen Körper mit Striemen be-
deckt war, ein Jammerbild, wie ein Zeuge sich aus-
drückt.

Vom Landgericht München wurde Georg und The-
rese Rußwurm zu je 3 Monaten Gefängnis verurteilt.


* Eine zweite Kinderlesehalle wird auf Be-
schluß des Stadtrates in der Schule am Maria-
Hilfplatz errichtet.



Konzerte der Woche.
Heute Sonntag: Tonhalle (71/2): Populäres
Konzert. 1)
Montag, 14. Januar: Bayer. Hof (71/2): Lie-
der-Abend Covan Geuns 2). Odeon (71/2):
V. Abonnements-Konzert, Leitung H. Knapperts-
busch
2).
Dienstag, 15. Januar: "Museum (8): I. Abend
für den Mittelstand,
Konzert (siehe Inserat) 2).
Odeon (71/2): Beethoven-Abend Lampe-Ber-
ber
2). Tonhalle (8): Münchener Volksbühne,
Konzert mit dem Konzertvereinsorchester. Leitung:
C. v. Franckenstein, Solistin M. v. Neip-
perg
2.).
Mittwoch, 16. Januar: Odeon (71/2): "Eine
heitere Soiree in Alt-Wien
" 1).
Donnerstag, 17. Januar: Odeon (71/2): "Eine
heitere Soiree in Alt-Wien
" 1). Her-
kulessaal
(71/2): Schüler-Konzert Münchener
Tonkünstler-Verein
2).
Freitag, 18. Januar: Odeon (71/2): Lieder- und
Arien-Abend Lauritz Melchior, Maria Del-
bran
1). Tonhalle (71/2): Konzert mit dem
Konzertvereinsorchester, zugleich XIV. Volkssympho-
nie-Konzert: Ruzena Herlinger. Leitung Dr.
Bachrich 1).
Samstag, 19. Januar: Odeon (71/2): Konzert
mit dem Nationaltheaterorchester, Cida Lau, Diri-
gent Heger 2).
Veranstaltet von: Konzertdirektion O. Bauer 1), vom
Südd. Konzertbüro 2).


[irrelevantes Material]

[Tabelle]
Sonntag, den 13. Januar 1924 Allgemeine Zeitung. Nr. 12
[Spaltenumbruch]
Münchener Stadtzeitung.
[Spaltenumbruch]
Ein Kinderheim

Aus aller Schwierigkeit der Großſtadt die
Gefährdetſten unſerer Kinder, aus allen Kreiſen
und Ständen ohne Anſehen von Bekenntnis
und Lebensſtellung der Eltern oder ſonſtiger
Unterſchiede, eine Zeit der Erholung und Kräf-
tigung zu verſchaffen, iſt die Leitung des
Gabrielenheims Tutzing unabläſſig be-
müht. In herrlicher Umwelt, die in der Winter-
pracht ihren ganz beſonderen Reiz hat, liegt das
beſcheidene Haus, das behaglich durchwärmt und
gut gehalten bedrängte Großſtadtkinder
aufnimmt, trefflich verpflegt, für ihre Geſunden
ſorgt, ſie liebevoll behütet. Eine große liebe
Familie ſehen wir bei Arbeit und Spiel, Ruhen
und Wandern — immer gleich froh! Weder der
Zeiten Laſten noch der Zukunft Unſicherheit be-
kümmert ſie: für Alles und Jedes wird liebevoll
geſorgt und gedacht und die Kämpfe um die
Exiſtenz aller Wohlfahrtseinrichtungen, die
Stürme, denen Trotz zu bieten iſt, ſich zu be-
haupten, verſchonen das liebe Haus anſcheinend
ganz anſcheinend! Um ſo mehr ſorgt ſich die
in München in der Briennerſtraße 37/0 ſtatio-
nierte Verwaltung, die aus kleinſten Anfängen
heraus das ſegenſpendende Haus geſchaffen!
Denn was muß ſie alles leiſten, ſoll die
Schöpfung behauptet werden! Die verfloſſenen
Monate waren beſonders ſchlimm und die Geld-
ſorgen, die die 12ſtelligen Zahlenreihen mit ſich
brachten, der rapide Währungsverfall hatte ver-
nichtende Folgen. Denn man wollte doch auch
gerade jetzt nicht die beſorgten Eltern, auch mit
den beſcheidenſten Zuſchüſſen nicht, drücken, ihnen
im Gegenteil an die Hand gehen und übte Nach-
ſicht über Nachſicht! Zugleich durften aber auch
als notwendig erachtete Verbeſſerungen, beſon-
ders die ſanitäre Art, nicht zurückgeſtellt werden;
ſo gings um die letzten Reſerven! Und muß neu
um freundliche Hilfe gebeten werden.

Dem als ſo ſegensreich für die Münchener
Kinder erkannten Heim zu helfen, haben ſich
großherzige Künſtler bereits finden laſſen: Der
Erlös der Morgenaufführung von
Goethes Iphigenie am Sonntag, den
13. Januar, im Münchener Volkstheater, ſoll
dem Kinderheim Tutzing zugute kommen.
Möchten ſich viele Kunſtfreunde einfinden, an ihr
Teil zu nehmen und mit dem Genuſſe der
Freude an der, das beſte verſprechenden Veran-
ſtaltung ſich zugleich die Befriedigung ver-
ſchaffen, dem Kinderheim Tutzing und damit
vielen notleidenden Kindern und beſorgten
Eltern Hilfe zu bieten. Karten ſind erhältlich
an der Kaſſe des Münchner Volkstheaters und
in der Geſchäftsſtelle des Vereins für Frauen-
intereſſen und Frauenarbeit, Briennerſtr. 37/0.



Kriegsbeſchädigte und Perſonalabbau

Der Reichsverband deutſcher Kriegsbeſchädig-
ter und Hinterbliebener hielt am Freitag abend
im Löwenbräukeller eine ſehr gut beſuchte Ver-
ſammlung ab, in der Hauptgeſchäftsführer
Roth-Nürnberg über den derzeitigen Stand
der Kriegsbeſchädigtenfürſorge im Hinblick auf
den Perſonalabbau und die Rentenkürzung refe-
rierte. Die Willensmeinung der Verſammelten
fand ihren Niederſchlag in der Annahme einer
Entſchließung,
die energiſch gegen die Reichsabbauverordnung
proteſtierte. Wenn auch ohne weiteres anerkannt
wird, daß in der gegenwärtigen ſchweren Not
Maßnahmen getroffen werden müſſen, die das
Reich einer alsbaldigen Geſundung entgegen-
führen, kann doch nicht verſtanden werden, daß
die vom Reiche getroffenen Maßnahmen zum
übergroßen Teil auf den Schultern der Kriegs-
opfer laſten ſollen. Insbeſondere verwahrt ſich
die Verſammlung gegenüber Entlaſſungen von
Schwerbeſchädigten aus den Reichs-, Staats- und
Gemeindebetrieben, wobei die Beſtimmungen des
Schwerkriegsbeſchädigtengeſetzes ganz oder zum
größten Teil um gangen werden.

Durch das Vorgehen der Reichsregierung be-
ſteht die hohe Gefahr, daß die Privatindu-
ſtrie
verſuchen wird, ſich von den Beſtimmun-
gen des Geſetzes ebenfalls frei zu machen, wo-
durch die an ſich ſchon überaus große Zahl ar-
beitsloſer Kriegsbeſchädigter bedeutend vermehrt
größten Teil umgangen werden.

Weiterhin verlangt die Verſammlung von der
Reichsergierung, daß den jetzt Leichtkriegsbeſchä-
digten während der ſchweren wirtſchaftlichen
Uebergangszeit in der Erhaltung und Erringung
ihrer Exiſtenz weitgehender Schutz gewährt wird
und erwartet umgehende Schaffung entſprechen-
der Geſetze.

Mit Entrüſtung nimmt die Verſammlung
Kenntnis von der Weihnachtsgabe der Reichs-
regierung für die Kriegsopfer hinſichtlich Um-
ſtellung der Papiermarkrente auf die Goldbaſis.
[Spaltenumbruch] Die Verſammelten ſind keineswegs gewillt, die
neuen Rentenſätze als Verſorgung für die deut-
ſchen Kriegsopfer anzuerkennen, ſondern müſſen
dieſe als ausgeſprochene Bettelpfennige be-
zeichnen. Die Verſammlung fordert von der
Reichsregierung ſofortige Umgeſtaltung der
Renten auf die Friedensſätze, wobei regierungs-
ſeitig die Teuerung der Lebenshaltung gegen-
über den Friedensjahren beachtet werden muß.

Außerdem wurden folgende Ergänzungs-
anträge
angenommen:

Kapitalabfindungen Kriegsbeſchädigter und
Hinterbliebener ſind in wertbeſtändigen Beträ-
gen auszuzahlen, wie ſie ſeinerzeit nach dem
Umanerkennungsprozentſatz zugeſtanden wurden.
Staatliche Moor- und Oedländereien ſind in
Erbpacht ſofort an Kriegsbeſchädigte, namentlich
ehemalige Landwirte, zu geringen Pachtſummen
freizugeben.

Aus dem Referat iſt hervorzuheben, daß die
Entlaſſungen zunächſt bei den Verſorgungsäm-
tern erfolgt ſind. Mit ſtürmiſchem Beifall wurde
die Forderung begrüßt, den weiblichen Beamten-
apparat in erſter Linie, abzubauen, mit Ent-
rüſtung Kenntnis von der Abſicht der Aufhebung
des Sozialminiſteriums und von der Höhe der
Rentenſätze genommen, die für 100proz. Schwer-
beſchädigte — einſchließlich Blinde — nur 34 Mk.
im Höchſtfall betragen.

Die Entſchließung wurde mit den Anträgen
ſämtlichen zuſtändigen Stellen zuzuleiten be-
ſchloſſen. An die Annahme ſchloß ſich eine lebhafte
Ausſprache,
in der Sozialminiſter Oswald die Schwere
der Zeit unterſtrich und die Notwendigkeit be-
tonte, daß auch die anderen Stände Opfer brin-
gen. Das Sozialminiſterium hat es an Entge-
genkommen nicht fehlen laſſen, aber in den wich-
tigſten Angelegenheiten iſt es nicht zuſtändig,
ſondern auf Wünſche angewieſen. Das Sozial-
miniſterium hat auch im Perſonalabbau eine
Reihe von Forderungen der Kriegsbeſchädigten
teils verwirklicht, teils beim Reich durchzuſetzen
verſucht. Es wird verſuchen, in dieſe: Richtung
den ganzen Einfluß Bayerns weiter geltend zu
machen.


Auch der Bayer. Kriegerbund hat in
einer Denkſchrift, die allen einſchlägigen Reichs-
und Landesbehörden ſowie den maßgebenden
Volksvertretern des Reichsausſchuſſes übermit-
telt wurde, ſchärfſten Proteſt gegen die Perſonal-
abbauverordnung des Reiches eingelegt. Die
Denkſchrift ſpricht der Reichsregierung die Be-
rechtigung für eine die Kriegsopfer ſo ſchwer
ſchädigende Maßnahme ab und verlangt gegen-
über allen Verſorgungsberechtigten beſonderen
Schutz und Berückſichtigung, beſonders dort, wo
verbriefte Rechte der Verſorgungsgeſetzgebung
durch die geplante Verordnung beſeitigt werden
ſollen. Sie fordert ferner eine Aufhebung der
Beſtimmungen, ſoweit ſie die Verſorgung an ſich
durch eine Kürzung der Rente und das Prozeß-
verfahren in Verſorgungsſachen beeinträchtigen.
Alles mit Maß und Ziel; des Reiches Nöte dür-
fen niemals eine Verelendung derjenigen Per-
ſonen verurſachen, die den erſten Dank und die
größte Berückſichtigung vor allen anderen Per-
ſonen verdienen.



Der neugierige Kommuniſt.

Stadtrat Thierauf hat an den Hauptaus-
ſchuß des Stadtrates nicht nur die mit allge-
meiner Heiterkeit aufgenommene Frage gerichtet,
wie lange eigentlich „die Hundetollwut noch dau-
ern“ ſolle, er wollte auch wiſſen, wann eigent-
lich die „Gaſtereien der Stadt im ſoge-
nannten Grütznerſtüber!
“ ein Ende
nähmen. Zur letzteren Frage wurde dem Herrn
Stadtrat vom Bürgermeiſter bedeutet, hier han-
dele es ſich um ſeltene, ſelbſtverſtändliche geſell-
ſchaftliche und repräſentative Veranſtaltungen,
die ſtets in beſcheidenem Rahmen, vielfach in
Erwiderung anderwärts empfangener Gaſt-
freundſchaft und überdies mit Billigung der
überwiegenden Mehrheit des Stadtrates abgehal-
ten würden.

Wenn ſchon die Kommuniſten ſo ungemein für
die Sparſamkeit beſorgt ſind, warum intereſſiert
ſich — das iſt jetzt unſere Frage — Herr
Thierauf nicht dafür, daß ſein früherer Kollege
Weigl, der ſeit Anfang Oktober bei der ruſſiſchen
Handelsſtelle in Berlin tätig ſein ſoll, bis zum
Januar ſeine Münchener Aufwandsentſchädi-
gung bezog? Und warum frägt Herr Thierauf
nicht an, mit welchem Recht die Freundin des
Herrn Weigl, Frau Mühſam, das Dienſttelephon
des Stadtrates Weigl ſtändig für ihre privaten
Zwecke benützte?


Der Ratskeller iſt vom Montag, 14. Januar,
an, bis auf weiteres an den Werktagen von 10
bis 8 Uhr und abends von 6 Uhr bis zum Ein-
[Spaltenumbruch] tritt der Polizeiſtunde offen zu halten. An den
Sonntagen bleibt der Ratskeller wie bisher ganz
geſchloſſen.

* Sollen die Erwerbsloſen Schnee räumen?

Das Landesamt für Arbeitsvermittlung nimmt
gegenüber der Auffaſſung des Münchener Stadt-
rates, daß das Schneeräumen keine gemeinnützige
Arbeit darſtelle, einen gegenteiligen Standpunkt
ein. Infolgedeſſen wurde die Frage in der
Hauptausſchußſitzung neuerdings verhandelt, mit
dem Ergebnis, daß der Stadtrat ſeine Auffaſ-
ſung beim Sozialminiſterium nochmals vertre-
ten wird. Unſere Stadtväter ſind der ſehr richti-
gen Meinung, daß nicht jeder Erwerbsloſe ohne
weiteres zum Schneeräumen geeignet ſei, daß
viele der Leute auch nicht im Beſitze der not-
wendigen Bekleidung und Schuhe ſind, die für
dieſe Arbeit eine Vorausſetzung bilden. Auch
wurde daran erinnert, daß wiederholt ſchon kör-
perlich ungeeignete Perſönlichkeiten bei dem
Schneeräumen erheblichen Schaden an ihrer Ge-
ſundheit genommen haben.

Altersgrenze bei der Invalidenverſicherung.

Viele Arbeitgeber und Arbeitnehmer ſind noch
der irrigen Anſicht, daß die Invalidenverſiche-
rungspflicht erſt mit dem vollendeten 16. Lebens-
jahr beginne. Dieſe Meinung iſt falſch, denn die
früher geltende Altersgrenze iſt gefallen. Es
unterliegen nunmehr alle Arbeitnehmer ohne
Rückſicht auf das Alter der Verſicherungspflicht.
Die Arbeitgeber ſind bei ſchweren Strafvor-
ſchriften gehalten, für die Ausſtellung von Ver-
ſicherungskarten, die beim ſtädt. Verſicherungs-
amt München, Thalkirchnerſtraße 54, Zimmer
Nr. 127, erfolgt, Sorge zu tragen, ſofern ſie dies
bisher noch nicht getan haben.

Vorauszahlung auf die Umlagenſchuldigkeit
aus der Bayeriſchen Gewerbeſteuer für 1923:

Diejenigen Zahlungspflichtigen, welche die bereits
am 4. Jan. 1924 fällige, vom Stadtrat öffentlich
ausgeſchriebene erſte Hälfte der 3. Voraus-
zahlung auf die Umlagenſchuldigkeit aus der
bayeriſchen Gewerbeſteuer für 1923 noch nicht
entrichtet haben, tun gut, ihre Schuldigkeit ſowie
die Mahngebühren in der Höhe von 4 Prozent
der Hauptſache, jedoch mindeſtens 20 Gold-
pfennige raſcheſtens bei der Stadthauptkaſſe
(Steuerkaſſe, neues Rathaus, ehemaliges Waffen-
muſeum) zur Einzahlung zu bringen, da ſonſt
das Vollſtreckungsverfahren durchgeführt wird.
Die Schuldigkeit beträgt 4 Goldpfennige aus je
10 Mark der Jahresgewerbeſteuer 1922. Wer
bis 15. Januar der Mahnung nicht nachkommt,
hat ab 16. Januar die Rückſtände mit 5 Prozent
monatlich in Gold zu verzinſen. Bei Ein-
zahlungen an den Schaltern der Steuerkaſſe iſt
im Intereſſe einer raſchen Abfertigung die letzte
Umlagenquittung der Stadthauptkaſſe vorzu-
legen. Bei Einzahlung durch die Poſt oder bei
Banküberweiſungen iſt neben der Art der
Zahlung die Sollbuch-Nummer der Stadthaupt-
kaſſe und der Stadtbezirk anzugeben.



Belämpfung der Hundetollwut.

Nach den bayer. Vollzugsvorſchriften zum
Reichsviehſeuchengeſetz kann angeordnet werden,
daß Hunde, die den erlaſſenen Beſtimmungen zu-
wider umherlaufend betroffen werden, ſofort zu
töten ſind. Infolgedeſſen wird auch hinſichtlich
aller frei umherlaufenden Hunde vom Stadtrat
München die Tötung verfügt. Wenn ſeitens der
Eigentümer gegen dieſe Verfügung Beſchwer-
de
erhoben wurde, ſo hat das Referat bisher die
Tötung
bis zur Entſcheidung durch die Re-
gierung aus geſetzt, inſofern die in der Mün-
chener Tierleichenvernichtungsanſtalt vorhande-
nen Hundekäfige Platz boten und die Hundebe-
ſitzer ſich zur Bezahlung der anfallenden Koſten
verpflichteten. Dieſe Anordnung wurde getroffen,
um die Erbitterung der Hundeeigentümer gegen
den rigoroſen Vollzug des Viehſeuchengeſetzes
nicht noch weiter zu ſteigern.

In einer weiteren Regierungsentſchließung
wurde darauf hingewieſen, daß Beſchwerden der
Beſitzer keine aufſchiebende Wirkung haben. Die-
ſer Anſchauung ſchloß ſich auch der ſtädt. Bezirks-
obertierarzt an. Rechtsrat Pfeifffer erklärte
in der heutigen Hauptausſchußſitzung des Stadt-
rates, er könne nicht einſehen, warum die Auf-
bewahrung von Hunden in der Tierleichenver-
nichtungsanſtalt bis zur Entſcheidung der Be-
ſchwerde nicht durchführbar ſein ſollte. Selbſtvor-
ſtändlich wird dabei vorausgeſetzt, daß die Käfige
nicht bereits voll belegt ſind. In einem ſolchen
Falle müßte natürlich die Tötung des Hundes
ohne Rückſicht auf eine laufende Beſchwerde durch-
geführt werden. — Dieſer Auffaſſung des Refe-
renten ſchloß ſich auch der Verwaltungsaus-
ſchuß an.


Am Montag, 14. Januar 1924,
abends 7½ Uhr, ſpricht im mathematiſchen Hör-
ſaal der Techn. Hochſchule, Eingang Thereſien-
ſtraße, der Dozent für Tierpathologie der tier-
ärztlichen Fakultät der Univerſität und für Tier-
ſeuchenlehre an der Techn. Hochſchule Herr Prof.
[Spaltenumbruch] Dr. Kitt über die Tollwut der Hunde. Der
Vortrag iſt öffentlich und unentgeltlich. Wegen der
zunehmenden Ausbreitung und der Gefährlich-
keit der Seuche, die nur bei tatkräftiger Mit-
wirkung aller Bevölkerungskreiſe wirkſam be-
kämpft werden kann, wird auf den für jeder-
mann zugänglichen Vortrag beſonders hin-
gewieſen.



Kleine Zeitung.
Geboren:

Herrn Erich Cahn in Augsburg
e. S.

Vermählt:

Ludwig Miſſing mit Anny, geb.
Grein, Waſſerburg am Inn; Dipl.-Ing. Bern-
hard Weinmann mit Fr. Thilde, geb.
Streit.

Geſtorben:

Frau Regina Hecht; Wolfgang
Graff; Frau Klothilde Eggelkraut.

g. Kinderelend.

Das 7jährige Mädchen des
Hilfsarbeiters Georg Rußwurm in Feldmoching be-
ſuchte einige Zeit die Volksſchule nicht, als es wieder
kam, brachte die Lehrerin durch gütiges Zureden her-
aus, daß es ſchon ſeit längerer Zeit von ſeinem Va-
ter und ſeiner Stiefmutter mit einem Stock in herz-
loſer, ja grauſamer Weiſe geſchlagen worden war.
Bei näherer Unterſuchung bot das ſchlecht genährte,
vernachläßigte Kind, deſſen Körper mit Striemen be-
deckt war, ein Jammerbild, wie ein Zeuge ſich aus-
drückt.

Vom Landgericht München wurde Georg und The-
reſe Rußwurm zu je 3 Monaten Gefängnis verurteilt.


* Eine zweite Kinderleſehalle wird auf Be-
ſchluß des Stadtrates in der Schule am Maria-
Hilfplatz errichtet.



Konzerte der Woche.
Heute Sonntag: Tonhalle (7½): Populäres
Konzert. 1)
Montag, 14. Januar: Bayer. Hof (7½): Lie-
der-Abend Covan Geuns 2). Odeon (7½):
V. Abonnements-Konzert, Leitung H. Knapperts-
buſch
2).
Dienstag, 15. Januar: „Muſeum (8): I. Abend
für den Mittelſtand,
Konzert (ſiehe Inſerat) 2).
Odeon (7½): Beethoven-Abend Lampe-Ber-
ber
2). Tonhalle (8): Münchener Volksbühne,
Konzert mit dem Konzertvereinsorcheſter. Leitung:
C. v. Franckenſtein, Soliſtin M. v. Neip-
perg
2.).
Mittwoch, 16. Januar: Odeon (7½): „Eine
heitere Soiree in Alt-Wien
1).
Donnerstag, 17. Januar: Odeon (7½): „Eine
heitere Soiree in Alt-Wien
1). Her-
kulesſaal
(7½): Schüler-Konzert Münchener
Tonkünſtler-Verein
2).
Freitag, 18. Januar: Odeon (7½): Lieder- und
Arien-Abend Lauritz Melchior, Maria Del-
bran
1). Tonhalle (7½): Konzert mit dem
Konzertvereinsorcheſter, zugleich XIV. Volksſympho-
nie-Konzert: Ruzena Herlinger. Leitung Dr.
Bachrich 1).
Samstag, 19. Januar: Odeon (7½): Konzert
mit dem Nationaltheaterorcheſter, Cida Lau, Diri-
gent Heger 2).
Veranſtaltet von: Konzertdirektion O. Bauer 1), vom
Südd. Konzertbüro 2).


[irrelevantes Material]

[Tabelle]
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[5/0005] Sonntag, den 13. Januar 1924 Allgemeine Zeitung. Nr. 12 Münchener Stadtzeitung. Ein Kinderheim Aus aller Schwierigkeit der Großſtadt die Gefährdetſten unſerer Kinder, aus allen Kreiſen und Ständen ohne Anſehen von Bekenntnis und Lebensſtellung der Eltern oder ſonſtiger Unterſchiede, eine Zeit der Erholung und Kräf- tigung zu verſchaffen, iſt die Leitung des Gabrielenheims Tutzing unabläſſig be- müht. In herrlicher Umwelt, die in der Winter- pracht ihren ganz beſonderen Reiz hat, liegt das beſcheidene Haus, das behaglich durchwärmt und gut gehalten bedrängte Großſtadtkinder aufnimmt, trefflich verpflegt, für ihre Geſunden ſorgt, ſie liebevoll behütet. Eine große liebe Familie ſehen wir bei Arbeit und Spiel, Ruhen und Wandern — immer gleich froh! Weder der Zeiten Laſten noch der Zukunft Unſicherheit be- kümmert ſie: für Alles und Jedes wird liebevoll geſorgt und gedacht und die Kämpfe um die Exiſtenz aller Wohlfahrtseinrichtungen, die Stürme, denen Trotz zu bieten iſt, ſich zu be- haupten, verſchonen das liebe Haus anſcheinend ganz anſcheinend! Um ſo mehr ſorgt ſich die in München in der Briennerſtraße 37/0 ſtatio- nierte Verwaltung, die aus kleinſten Anfängen heraus das ſegenſpendende Haus geſchaffen! Denn was muß ſie alles leiſten, ſoll die Schöpfung behauptet werden! Die verfloſſenen Monate waren beſonders ſchlimm und die Geld- ſorgen, die die 12ſtelligen Zahlenreihen mit ſich brachten, der rapide Währungsverfall hatte ver- nichtende Folgen. Denn man wollte doch auch gerade jetzt nicht die beſorgten Eltern, auch mit den beſcheidenſten Zuſchüſſen nicht, drücken, ihnen im Gegenteil an die Hand gehen und übte Nach- ſicht über Nachſicht! Zugleich durften aber auch als notwendig erachtete Verbeſſerungen, beſon- ders die ſanitäre Art, nicht zurückgeſtellt werden; ſo gings um die letzten Reſerven! Und muß neu um freundliche Hilfe gebeten werden. Dem als ſo ſegensreich für die Münchener Kinder erkannten Heim zu helfen, haben ſich großherzige Künſtler bereits finden laſſen: Der Erlös der Morgenaufführung von Goethes Iphigenie am Sonntag, den 13. Januar, im Münchener Volkstheater, ſoll dem Kinderheim Tutzing zugute kommen. Möchten ſich viele Kunſtfreunde einfinden, an ihr Teil zu nehmen und mit dem Genuſſe der Freude an der, das beſte verſprechenden Veran- ſtaltung ſich zugleich die Befriedigung ver- ſchaffen, dem Kinderheim Tutzing und damit vielen notleidenden Kindern und beſorgten Eltern Hilfe zu bieten. Karten ſind erhältlich an der Kaſſe des Münchner Volkstheaters und in der Geſchäftsſtelle des Vereins für Frauen- intereſſen und Frauenarbeit, Briennerſtr. 37/0. Luise Klesselbach Kriegsbeſchädigte und Perſonalabbau Der Reichsverband deutſcher Kriegsbeſchädig- ter und Hinterbliebener hielt am Freitag abend im Löwenbräukeller eine ſehr gut beſuchte Ver- ſammlung ab, in der Hauptgeſchäftsführer Roth-Nürnberg über den derzeitigen Stand der Kriegsbeſchädigtenfürſorge im Hinblick auf den Perſonalabbau und die Rentenkürzung refe- rierte. Die Willensmeinung der Verſammelten fand ihren Niederſchlag in der Annahme einer Entſchließung, die energiſch gegen die Reichsabbauverordnung proteſtierte. Wenn auch ohne weiteres anerkannt wird, daß in der gegenwärtigen ſchweren Not Maßnahmen getroffen werden müſſen, die das Reich einer alsbaldigen Geſundung entgegen- führen, kann doch nicht verſtanden werden, daß die vom Reiche getroffenen Maßnahmen zum übergroßen Teil auf den Schultern der Kriegs- opfer laſten ſollen. Insbeſondere verwahrt ſich die Verſammlung gegenüber Entlaſſungen von Schwerbeſchädigten aus den Reichs-, Staats- und Gemeindebetrieben, wobei die Beſtimmungen des Schwerkriegsbeſchädigtengeſetzes ganz oder zum größten Teil um gangen werden. Durch das Vorgehen der Reichsregierung be- ſteht die hohe Gefahr, daß die Privatindu- ſtrie verſuchen wird, ſich von den Beſtimmun- gen des Geſetzes ebenfalls frei zu machen, wo- durch die an ſich ſchon überaus große Zahl ar- beitsloſer Kriegsbeſchädigter bedeutend vermehrt größten Teil umgangen werden. Weiterhin verlangt die Verſammlung von der Reichsergierung, daß den jetzt Leichtkriegsbeſchä- digten während der ſchweren wirtſchaftlichen Uebergangszeit in der Erhaltung und Erringung ihrer Exiſtenz weitgehender Schutz gewährt wird und erwartet umgehende Schaffung entſprechen- der Geſetze. Mit Entrüſtung nimmt die Verſammlung Kenntnis von der Weihnachtsgabe der Reichs- regierung für die Kriegsopfer hinſichtlich Um- ſtellung der Papiermarkrente auf die Goldbaſis. Die Verſammelten ſind keineswegs gewillt, die neuen Rentenſätze als Verſorgung für die deut- ſchen Kriegsopfer anzuerkennen, ſondern müſſen dieſe als ausgeſprochene Bettelpfennige be- zeichnen. Die Verſammlung fordert von der Reichsregierung ſofortige Umgeſtaltung der Renten auf die Friedensſätze, wobei regierungs- ſeitig die Teuerung der Lebenshaltung gegen- über den Friedensjahren beachtet werden muß. Außerdem wurden folgende Ergänzungs- anträge angenommen: Kapitalabfindungen Kriegsbeſchädigter und Hinterbliebener ſind in wertbeſtändigen Beträ- gen auszuzahlen, wie ſie ſeinerzeit nach dem Umanerkennungsprozentſatz zugeſtanden wurden. Staatliche Moor- und Oedländereien ſind in Erbpacht ſofort an Kriegsbeſchädigte, namentlich ehemalige Landwirte, zu geringen Pachtſummen freizugeben. Aus dem Referat iſt hervorzuheben, daß die Entlaſſungen zunächſt bei den Verſorgungsäm- tern erfolgt ſind. Mit ſtürmiſchem Beifall wurde die Forderung begrüßt, den weiblichen Beamten- apparat in erſter Linie, abzubauen, mit Ent- rüſtung Kenntnis von der Abſicht der Aufhebung des Sozialminiſteriums und von der Höhe der Rentenſätze genommen, die für 100proz. Schwer- beſchädigte — einſchließlich Blinde — nur 34 Mk. im Höchſtfall betragen. Die Entſchließung wurde mit den Anträgen ſämtlichen zuſtändigen Stellen zuzuleiten be- ſchloſſen. An die Annahme ſchloß ſich eine lebhafte Ausſprache, in der Sozialminiſter Oswald die Schwere der Zeit unterſtrich und die Notwendigkeit be- tonte, daß auch die anderen Stände Opfer brin- gen. Das Sozialminiſterium hat es an Entge- genkommen nicht fehlen laſſen, aber in den wich- tigſten Angelegenheiten iſt es nicht zuſtändig, ſondern auf Wünſche angewieſen. Das Sozial- miniſterium hat auch im Perſonalabbau eine Reihe von Forderungen der Kriegsbeſchädigten teils verwirklicht, teils beim Reich durchzuſetzen verſucht. Es wird verſuchen, in dieſe: Richtung den ganzen Einfluß Bayerns weiter geltend zu machen. Auch der Bayer. Kriegerbund hat in einer Denkſchrift, die allen einſchlägigen Reichs- und Landesbehörden ſowie den maßgebenden Volksvertretern des Reichsausſchuſſes übermit- telt wurde, ſchärfſten Proteſt gegen die Perſonal- abbauverordnung des Reiches eingelegt. Die Denkſchrift ſpricht der Reichsregierung die Be- rechtigung für eine die Kriegsopfer ſo ſchwer ſchädigende Maßnahme ab und verlangt gegen- über allen Verſorgungsberechtigten beſonderen Schutz und Berückſichtigung, beſonders dort, wo verbriefte Rechte der Verſorgungsgeſetzgebung durch die geplante Verordnung beſeitigt werden ſollen. Sie fordert ferner eine Aufhebung der Beſtimmungen, ſoweit ſie die Verſorgung an ſich durch eine Kürzung der Rente und das Prozeß- verfahren in Verſorgungsſachen beeinträchtigen. Alles mit Maß und Ziel; des Reiches Nöte dür- fen niemals eine Verelendung derjenigen Per- ſonen verurſachen, die den erſten Dank und die größte Berückſichtigung vor allen anderen Per- ſonen verdienen. Der neugierige Kommuniſt. Stadtrat Thierauf hat an den Hauptaus- ſchuß des Stadtrates nicht nur die mit allge- meiner Heiterkeit aufgenommene Frage gerichtet, wie lange eigentlich „die Hundetollwut noch dau- ern“ ſolle, er wollte auch wiſſen, wann eigent- lich die „Gaſtereien der Stadt im ſoge- nannten Grütznerſtüber!“ ein Ende nähmen. Zur letzteren Frage wurde dem Herrn Stadtrat vom Bürgermeiſter bedeutet, hier han- dele es ſich um ſeltene, ſelbſtverſtändliche geſell- ſchaftliche und repräſentative Veranſtaltungen, die ſtets in beſcheidenem Rahmen, vielfach in Erwiderung anderwärts empfangener Gaſt- freundſchaft und überdies mit Billigung der überwiegenden Mehrheit des Stadtrates abgehal- ten würden. Wenn ſchon die Kommuniſten ſo ungemein für die Sparſamkeit beſorgt ſind, warum intereſſiert ſich — das iſt jetzt unſere Frage — Herr Thierauf nicht dafür, daß ſein früherer Kollege Weigl, der ſeit Anfang Oktober bei der ruſſiſchen Handelsſtelle in Berlin tätig ſein ſoll, bis zum Januar ſeine Münchener Aufwandsentſchädi- gung bezog? Und warum frägt Herr Thierauf nicht an, mit welchem Recht die Freundin des Herrn Weigl, Frau Mühſam, das Dienſttelephon des Stadtrates Weigl ſtändig für ihre privaten Zwecke benützte? Der Ratskeller iſt vom Montag, 14. Januar, an, bis auf weiteres an den Werktagen von 10 bis 8 Uhr und abends von 6 Uhr bis zum Ein- tritt der Polizeiſtunde offen zu halten. An den Sonntagen bleibt der Ratskeller wie bisher ganz geſchloſſen. * Sollen die Erwerbsloſen Schnee räumen? Das Landesamt für Arbeitsvermittlung nimmt gegenüber der Auffaſſung des Münchener Stadt- rates, daß das Schneeräumen keine gemeinnützige Arbeit darſtelle, einen gegenteiligen Standpunkt ein. Infolgedeſſen wurde die Frage in der Hauptausſchußſitzung neuerdings verhandelt, mit dem Ergebnis, daß der Stadtrat ſeine Auffaſ- ſung beim Sozialminiſterium nochmals vertre- ten wird. Unſere Stadtväter ſind der ſehr richti- gen Meinung, daß nicht jeder Erwerbsloſe ohne weiteres zum Schneeräumen geeignet ſei, daß viele der Leute auch nicht im Beſitze der not- wendigen Bekleidung und Schuhe ſind, die für dieſe Arbeit eine Vorausſetzung bilden. Auch wurde daran erinnert, daß wiederholt ſchon kör- perlich ungeeignete Perſönlichkeiten bei dem Schneeräumen erheblichen Schaden an ihrer Ge- ſundheit genommen haben. Altersgrenze bei der Invalidenverſicherung. Viele Arbeitgeber und Arbeitnehmer ſind noch der irrigen Anſicht, daß die Invalidenverſiche- rungspflicht erſt mit dem vollendeten 16. Lebens- jahr beginne. Dieſe Meinung iſt falſch, denn die früher geltende Altersgrenze iſt gefallen. Es unterliegen nunmehr alle Arbeitnehmer ohne Rückſicht auf das Alter der Verſicherungspflicht. Die Arbeitgeber ſind bei ſchweren Strafvor- ſchriften gehalten, für die Ausſtellung von Ver- ſicherungskarten, die beim ſtädt. Verſicherungs- amt München, Thalkirchnerſtraße 54, Zimmer Nr. 127, erfolgt, Sorge zu tragen, ſofern ſie dies bisher noch nicht getan haben. Vorauszahlung auf die Umlagenſchuldigkeit aus der Bayeriſchen Gewerbeſteuer für 1923: Diejenigen Zahlungspflichtigen, welche die bereits am 4. Jan. 1924 fällige, vom Stadtrat öffentlich ausgeſchriebene erſte Hälfte der 3. Voraus- zahlung auf die Umlagenſchuldigkeit aus der bayeriſchen Gewerbeſteuer für 1923 noch nicht entrichtet haben, tun gut, ihre Schuldigkeit ſowie die Mahngebühren in der Höhe von 4 Prozent der Hauptſache, jedoch mindeſtens 20 Gold- pfennige raſcheſtens bei der Stadthauptkaſſe (Steuerkaſſe, neues Rathaus, ehemaliges Waffen- muſeum) zur Einzahlung zu bringen, da ſonſt das Vollſtreckungsverfahren durchgeführt wird. Die Schuldigkeit beträgt 4 Goldpfennige aus je 10 Mark der Jahresgewerbeſteuer 1922. Wer bis 15. Januar der Mahnung nicht nachkommt, hat ab 16. Januar die Rückſtände mit 5 Prozent monatlich in Gold zu verzinſen. Bei Ein- zahlungen an den Schaltern der Steuerkaſſe iſt im Intereſſe einer raſchen Abfertigung die letzte Umlagenquittung der Stadthauptkaſſe vorzu- legen. Bei Einzahlung durch die Poſt oder bei Banküberweiſungen iſt neben der Art der Zahlung die Sollbuch-Nummer der Stadthaupt- kaſſe und der Stadtbezirk anzugeben. Belämpfung der Hundetollwut. Nach den bayer. Vollzugsvorſchriften zum Reichsviehſeuchengeſetz kann angeordnet werden, daß Hunde, die den erlaſſenen Beſtimmungen zu- wider umherlaufend betroffen werden, ſofort zu töten ſind. Infolgedeſſen wird auch hinſichtlich aller frei umherlaufenden Hunde vom Stadtrat München die Tötung verfügt. Wenn ſeitens der Eigentümer gegen dieſe Verfügung Beſchwer- de erhoben wurde, ſo hat das Referat bisher die Tötung bis zur Entſcheidung durch die Re- gierung aus geſetzt, inſofern die in der Mün- chener Tierleichenvernichtungsanſtalt vorhande- nen Hundekäfige Platz boten und die Hundebe- ſitzer ſich zur Bezahlung der anfallenden Koſten verpflichteten. Dieſe Anordnung wurde getroffen, um die Erbitterung der Hundeeigentümer gegen den rigoroſen Vollzug des Viehſeuchengeſetzes nicht noch weiter zu ſteigern. In einer weiteren Regierungsentſchließung wurde darauf hingewieſen, daß Beſchwerden der Beſitzer keine aufſchiebende Wirkung haben. Die- ſer Anſchauung ſchloß ſich auch der ſtädt. Bezirks- obertierarzt an. Rechtsrat Pfeifffer erklärte in der heutigen Hauptausſchußſitzung des Stadt- rates, er könne nicht einſehen, warum die Auf- bewahrung von Hunden in der Tierleichenver- nichtungsanſtalt bis zur Entſcheidung der Be- ſchwerde nicht durchführbar ſein ſollte. Selbſtvor- ſtändlich wird dabei vorausgeſetzt, daß die Käfige nicht bereits voll belegt ſind. In einem ſolchen Falle müßte natürlich die Tötung des Hundes ohne Rückſicht auf eine laufende Beſchwerde durch- geführt werden. — Dieſer Auffaſſung des Refe- renten ſchloß ſich auch der Verwaltungsaus- ſchuß an. Am Montag, 14. Januar 1924, abends 7½ Uhr, ſpricht im mathematiſchen Hör- ſaal der Techn. Hochſchule, Eingang Thereſien- ſtraße, der Dozent für Tierpathologie der tier- ärztlichen Fakultät der Univerſität und für Tier- ſeuchenlehre an der Techn. Hochſchule Herr Prof. Dr. Kitt über die Tollwut der Hunde. Der Vortrag iſt öffentlich und unentgeltlich. Wegen der zunehmenden Ausbreitung und der Gefährlich- keit der Seuche, die nur bei tatkräftiger Mit- wirkung aller Bevölkerungskreiſe wirkſam be- kämpft werden kann, wird auf den für jeder- mann zugänglichen Vortrag beſonders hin- gewieſen. Kleine Zeitung. Geboren: Herrn Erich Cahn in Augsburg e. S. Vermählt: Ludwig Miſſing mit Anny, geb. Grein, Waſſerburg am Inn; Dipl.-Ing. Bern- hard Weinmann mit Fr. Thilde, geb. Streit. Geſtorben: Frau Regina Hecht; Wolfgang Graff; Frau Klothilde Eggelkraut. g. Kinderelend. Das 7jährige Mädchen des Hilfsarbeiters Georg Rußwurm in Feldmoching be- ſuchte einige Zeit die Volksſchule nicht, als es wieder kam, brachte die Lehrerin durch gütiges Zureden her- aus, daß es ſchon ſeit längerer Zeit von ſeinem Va- ter und ſeiner Stiefmutter mit einem Stock in herz- loſer, ja grauſamer Weiſe geſchlagen worden war. Bei näherer Unterſuchung bot das ſchlecht genährte, vernachläßigte Kind, deſſen Körper mit Striemen be- deckt war, ein Jammerbild, wie ein Zeuge ſich aus- drückt. Vom Landgericht München wurde Georg und The- reſe Rußwurm zu je 3 Monaten Gefängnis verurteilt. * Eine zweite Kinderleſehalle wird auf Be- ſchluß des Stadtrates in der Schule am Maria- Hilfplatz errichtet. Konzerte der Woche. Heute Sonntag: Tonhalle (7½): Populäres Konzert. 1) Montag, 14. Januar: Bayer. Hof (7½): Lie- der-Abend Covan Geuns 2). Odeon (7½): V. Abonnements-Konzert, Leitung H. Knapperts- buſch 2). Dienstag, 15. Januar: „Muſeum (8): I. Abend für den Mittelſtand, Konzert (ſiehe Inſerat) 2). Odeon (7½): Beethoven-Abend Lampe-Ber- ber 2). Tonhalle (8): Münchener Volksbühne, Konzert mit dem Konzertvereinsorcheſter. Leitung: C. v. Franckenſtein, Soliſtin M. v. Neip- perg 2.). Mittwoch, 16. Januar: Odeon (7½): „Eine heitere Soiree in Alt-Wien“ 1). Donnerstag, 17. Januar: Odeon (7½): „Eine heitere Soiree in Alt-Wien“ 1). Her- kulesſaal (7½): Schüler-Konzert Münchener Tonkünſtler-Verein 2). Freitag, 18. Januar: Odeon (7½): Lieder- und Arien-Abend Lauritz Melchior, Maria Del- bran 1). Tonhalle (7½): Konzert mit dem Konzertvereinsorcheſter, zugleich XIV. Volksſympho- nie-Konzert: Ruzena Herlinger. Leitung Dr. Bachrich 1). Samstag, 19. Januar: Odeon (7½): Konzert mit dem Nationaltheaterorcheſter, Cida Lau, Diri- gent Heger 2). Veranſtaltet von: Konzertdirektion O. Bauer 1), vom Südd. Konzertbüro 2). _

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-12-19T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 12, 13. Januar 1924, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine12_1924/5>, abgerufen am 09.06.2024.