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Allgemeine Zeitung, Nr. 12, 12. Januar 1830.

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Deutschland.

Seit Mitte der Woche ha-
ben die Kurse wieder einen Rükfall erfahren. Die 5prozentigen
Metalliques stehen heute ; die 4prozentigen 941/2; Wie-
ner Bankaktien 1532; Partiale 1343/4; Rothschildische 100Gul-
denloose 183. Die unmittelbare Triebfeder dieses Weichens ist
in den starken Verkäufen zu suchen, die seit Ankunft der franzö-
sischen Post vom 2 d. statt fanden, und welche vornehmlich die
4prozentigen Metalliques betrafen. Veranlassung zu diesen Ver-
käufen gaben aber die jüngsten Ereignisse an der Pariser Börse,
die man hier keineswegs blos aus dem Gesichtspunkte einer durch
Lokalverhältnisse hervorgerufenen Konjunktur betrachtet. Man will
nemlich aus Privatbriefen wissen, daß der hohe Report, der bei
der Liquidation bezahlt werden mußte, seinen Grund in den star-
ken Verkäufen gehabt, die aus Mißtrauen gegen die Fortdauer
der jezigen Ordnung der Dinge in Frankreich bewirkt wurden. Auch
sollen diese Verkäufe größtentheils von solchen Personen herrüh-
ren, die keineswegs der Klasse der gewöhnlichen Spekulanten an-
gehören. In Folge eben derselben Operationen ist denn auch viel
baares Geld aus der Hauptstadt in die Departements abgeführt
worden, was denn die Verlegenheit der Haussiers um so mehr
vergrößerte, da an sonstigen Abrechnungstagen vielmehr ein Man-
gel an Stüken, als an Baarschaft, an der Pariser Börse einzutre-
ten pflegte. Bei dem Allem ließ sich doch auch in diesen Tagen
die große Vorliebe unserer Papierhändler für Lotterie-Effekten aber-
mals wahrnehmen. Ansehnliche Lieferungsgeschäfte für Ende Mo-
nats wurden in Darmstädtischen 50Guldenloosen zu 118 Proz., in
badischen Loosen zu 79 5/8 per Stük, und in polnischen Loosen zu
571/2 preuß. Thaler per Stük abgeschlossen. Ein Spekulant auf
das Weichen in der zulezt genannten Effektensorte hat sich unsicht-
bar gemacht, und da sich die Masse der von ihm in diesen Tagen
abzuliefernden Stüke auf nicht weniger als 1600 beläuft, so konn-
te dessen Verschwinden nur dazu beitragen, dieselben bei hohen
Kursen zu erhalten. -- Im Wechselhandel herrschte in dieser Wo-
che wenig Lebendigkeit. Paris ist fast die einzige Devise, welche
gesucht wird, wahrscheinlich aus Rüksicht auf den an der Börse
dieser Hauptstadt sich zeigenden Geldmangel. Es wird in k. S.
zu 78 5/8 , in 2 M. S. zu 781/4 heute bezahlt, und dürfte leicht
noch höher gehen. -- Der königl. preußische Bundestagsgesandte,
Hr. Generalpostmeister v. Nagler, wird bis zur Mitte dieses Mo-
nats hier zurük erwartet. Ueber den Zeitpunkt der Ankunft des
östreichischen Hrn. Präsidialgesandten Freiherrn v. Münch-Belling-
hausen, weiß man noch nichts Bestimmtes.

Rußland.

Halil-Pascha hat ein Haus in der Stadt
bezogen, und erwartet jeden Augenblik seine Pässe, um die Reise
nach Petersburg fortzusezen. Der Handel, welcher sich seit eini-
ger Zeit wieder zu heben anfing, hat durch einen abermaligen
Ausbruch der Pest neue Hindernisse erfahren; mehrere Seesolda-
ten wurden vor einigen Tagen von der Seuche befallen, und man
fürchtet nicht ohne Grund Verbreitung der Anstekung unter der
Garnison. Doch sind von Seite der Behörden alle möglichen Vor-
sichtsmaaßregeln getroffen. -- Von dem Armeekorps in Asien sind
Nachrichten eingetroffen, nach welchen der Gesundheitszustand der
Truppen sehr gut ist; auch stehen sie im besten Vernehmen mit
den Einwohnern. Man ist hier noch immer der Meynung, daß
Kars von der Pforte an Rußland abgetreten werden wird, und
[Spaltenumbruch] sieht deshalb Nachrichten aus Konstantinopel entgegen, wo Graf
Orloff die disfälligen Unterhandlungen bereits eröfnet haben soll.
-- In öffentlichen Blättern geschah eines Vorschlages Erwähnung,
welcher dem Großherrn wegen Abtretung von Palästina vorgelegt
worden seyn soll. Man versichert uns, daß etwas Wahres an der
Sache ist, daß jedoch dieser Antrag nicht von dem bekannten gro-
ßen kosmopolitischen Handelshause gemacht wurde.

Oestreich.

Metalliques 1033/4; 4prozentige Metalli-
ques 94 5/8 ; Bankaktien 1287.

Metalliques 1033/4; 4proz.
Met. 95; Bankaktien 1542.

Türkei.

Der Courrier de Smyrne vom 29 Nov. meldet: "Seit
der Vertreibung der aufrührerischen Zeybecks aus Cassabar sezten
die gegen sie abgeschikten Truppen die Verfolgung derselben nicht
fort. Sie erwarten die Verstärkungen, die Kara Osman Oglu
Mehemet Aga mit Eifer zu Yaya Kioy zusammenzieht, wo bereits
gegen 2000 Mann Kavallerie versammelt sind. Nassaf Oglu, ei-
ner der alten Derebeys, die unter dem Kara Osman Oglu stehn,
und der in den lezten Zeiten mit Bewachung eines Theils der asia-
tischen Küsten beauftragt ward, bereitet sich ebenfalls zu einem An-
griffe der Insurgenten vor, die sich dem Vernehmen nach zu Aidiu
und in den dortigen Umgebungen verstärken. Ein heute von Cas-
sabar eingetroffenes Schreiben meldet, daß die vertriebenen Zey-
becks dem Gouverneur haben sagen lassen, sie wollten ihn an ei-
nem der nächsten Tage besuchen. Die Miliz der Gegend, ihren
Aga an der Spize, wacht für die Sicherheit der Stadt unter dem
Beistande Hachim Beys, der sich bei dem ersten Angriffe dadurch
auszeichnete, daß er zuerst durch eine Bresche in das Haus ein-
drang, in dem sich die Belagerten verschanzt hatten. Von Elez
Oglu, dem die Pforte zuerst Befehle zum Aufbruche gegen den
Aufstand gegeben hatte, weiß man noch von keiner Bewegung zu
berichten, obgleich er mehr als irgend ein anderer Chef von Na-
tolien die Mittel in Händen hätte, dem Aufstande Einhalt zu
thun. Ein einziger kräftiger Schlag würde diesem Aufstande, an
dem die Bevölkerung keinen Antheil nimmt, ein Ende machen."

Dasselbe Journal berichtet auch: "In dieser Woche ist zum
Erstenmale eine griechisches Schif im Hafen von Smprna ange-
kommen, das Mittheilungen von Seite der griechischen Regierung
überbringt. Der französische Konsul nimmt die mit einem Reise-
passe von den Behörden der Nation versehenen wirklichen Griechen
in Schuz. Der Einnehmer der Kopfsteuer fordert daher nichts
von denen, die auf ihrem Passe das Visa oder das Siegel des
Konsulats haben. Auch die Schiffe sind unter französischem
Schuze, pflanzen aber keine Flagge auf."

Obgleich die Absendung Halil Pascha's
nach Petersburg weder in den Wünschen des Kaisers von Ruß-
land, noch in den Berechnungen seines Ministeriums lag, sind
demselben doch zur Fortsezung seiner Reise Pässe nach Odessa ent-
gegengeschikt, und die nöthigen Anstalten angeordnet worden, um
ihn und sein zahlreiches Gefolge in Petersburg aufzunehmen, wo
er bis zum 15 Januar erwartet wird. -- Seit Ankunft des Ge-
nerals Kisseleff in den Fürstenthümern werden große Verbesserun-
gen in der Administration vorgenommen, und man ist auf die
Wahl der beiden Hospodare sehr gespannt. Auch erweitern sich

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Deutſchland.

Seit Mitte der Woche ha-
ben die Kurſe wieder einen Rükfall erfahren. Die 5prozentigen
Metalliques ſtehen heute ; die 4prozentigen 94½; Wie-
ner Bankaktien 1532; Partiale 134¾; Rothſchildiſche 100Gul-
denlooſe 183. Die unmittelbare Triebfeder dieſes Weichens iſt
in den ſtarken Verkäufen zu ſuchen, die ſeit Ankunft der franzö-
ſiſchen Poſt vom 2 d. ſtatt fanden, und welche vornehmlich die
4prozentigen Metalliques betrafen. Veranlaſſung zu dieſen Ver-
käufen gaben aber die jüngſten Ereigniſſe an der Pariſer Börſe,
die man hier keineswegs blos aus dem Geſichtspunkte einer durch
Lokalverhältniſſe hervorgerufenen Konjunktur betrachtet. Man will
nemlich aus Privatbriefen wiſſen, daß der hohe Report, der bei
der Liquidation bezahlt werden mußte, ſeinen Grund in den ſtar-
ken Verkäufen gehabt, die aus Mißtrauen gegen die Fortdauer
der jezigen Ordnung der Dinge in Frankreich bewirkt wurden. Auch
ſollen dieſe Verkäufe größtentheils von ſolchen Perſonen herrüh-
ren, die keineswegs der Klaſſe der gewöhnlichen Spekulanten an-
gehören. In Folge eben derſelben Operationen iſt denn auch viel
baares Geld aus der Hauptſtadt in die Departements abgeführt
worden, was denn die Verlegenheit der Hauſſiers um ſo mehr
vergrößerte, da an ſonſtigen Abrechnungstagen vielmehr ein Man-
gel an Stüken, als an Baarſchaft, an der Pariſer Börſe einzutre-
ten pflegte. Bei dem Allem ließ ſich doch auch in dieſen Tagen
die große Vorliebe unſerer Papierhändler für Lotterie-Effekten aber-
mals wahrnehmen. Anſehnliche Lieferungsgeſchäfte für Ende Mo-
nats wurden in Darmſtädtiſchen 50Guldenlooſen zu 118 Proz., in
badiſchen Looſen zu 79⅝ per Stük, und in polniſchen Looſen zu
57½ preuß. Thaler per Stük abgeſchloſſen. Ein Spekulant auf
das Weichen in der zulezt genannten Effektenſorte hat ſich unſicht-
bar gemacht, und da ſich die Maſſe der von ihm in dieſen Tagen
abzuliefernden Stüke auf nicht weniger als 1600 beläuft, ſo konn-
te deſſen Verſchwinden nur dazu beitragen, dieſelben bei hohen
Kurſen zu erhalten. — Im Wechſelhandel herrſchte in dieſer Wo-
che wenig Lebendigkeit. Paris iſt faſt die einzige Deviſe, welche
geſucht wird, wahrſcheinlich aus Rükſicht auf den an der Börſe
dieſer Hauptſtadt ſich zeigenden Geldmangel. Es wird in k. S.
zu 78⅝, in 2 M. S. zu 78¼ heute bezahlt, und dürfte leicht
noch höher gehen. — Der königl. preußiſche Bundestagsgeſandte,
Hr. Generalpoſtmeiſter v. Nagler, wird bis zur Mitte dieſes Mo-
nats hier zurük erwartet. Ueber den Zeitpunkt der Ankunft des
öſtreichiſchen Hrn. Präſidialgeſandten Freiherrn v. Münch-Belling-
hauſen, weiß man noch nichts Beſtimmtes.

Rußland.

Halil-Paſcha hat ein Haus in der Stadt
bezogen, und erwartet jeden Augenblik ſeine Päſſe, um die Reiſe
nach Petersburg fortzuſezen. Der Handel, welcher ſich ſeit eini-
ger Zeit wieder zu heben anfing, hat durch einen abermaligen
Ausbruch der Peſt neue Hinderniſſe erfahren; mehrere Seeſolda-
ten wurden vor einigen Tagen von der Seuche befallen, und man
fürchtet nicht ohne Grund Verbreitung der Anſtekung unter der
Garniſon. Doch ſind von Seite der Behörden alle möglichen Vor-
ſichtsmaaßregeln getroffen. — Von dem Armeekorps in Aſien ſind
Nachrichten eingetroffen, nach welchen der Geſundheitszuſtand der
Truppen ſehr gut iſt; auch ſtehen ſie im beſten Vernehmen mit
den Einwohnern. Man iſt hier noch immer der Meynung, daß
Kars von der Pforte an Rußland abgetreten werden wird, und
[Spaltenumbruch] ſieht deshalb Nachrichten aus Konſtantinopel entgegen, wo Graf
Orloff die disfälligen Unterhandlungen bereits eröfnet haben ſoll.
— In öffentlichen Blättern geſchah eines Vorſchlages Erwähnung,
welcher dem Großherrn wegen Abtretung von Paläſtina vorgelegt
worden ſeyn ſoll. Man verſichert uns, daß etwas Wahres an der
Sache iſt, daß jedoch dieſer Antrag nicht von dem bekannten gro-
ßen kosmopolitiſchen Handelshauſe gemacht wurde.

Oeſtreich.

Metalliques 103¾; 4prozentige Metalli-
ques 94⅝; Bankaktien 1287.

Metalliques 103¾; 4proz.
Met. 95; Bankaktien 1542.

Türkei.

Der Courrier de Smyrne vom 29 Nov. meldet: „Seit
der Vertreibung der aufrühreriſchen Zeybecks aus Caſſabar ſezten
die gegen ſie abgeſchikten Truppen die Verfolgung derſelben nicht
fort. Sie erwarten die Verſtärkungen, die Kara Osman Oglu
Mehemet Aga mit Eifer zu Yaya Kioy zuſammenzieht, wo bereits
gegen 2000 Mann Kavallerie verſammelt ſind. Naſſaf Oglu, ei-
ner der alten Derebeys, die unter dem Kara Osman Oglu ſtehn,
und der in den lezten Zeiten mit Bewachung eines Theils der aſia-
tiſchen Küſten beauftragt ward, bereitet ſich ebenfalls zu einem An-
griffe der Inſurgenten vor, die ſich dem Vernehmen nach zu Aidiu
und in den dortigen Umgebungen verſtärken. Ein heute von Caſ-
ſabar eingetroffenes Schreiben meldet, daß die vertriebenen Zey-
becks dem Gouverneur haben ſagen laſſen, ſie wollten ihn an ei-
nem der nächſten Tage beſuchen. Die Miliz der Gegend, ihren
Aga an der Spize, wacht für die Sicherheit der Stadt unter dem
Beiſtande Hachim Beys, der ſich bei dem erſten Angriffe dadurch
auszeichnete, daß er zuerſt durch eine Breſche in das Haus ein-
drang, in dem ſich die Belagerten verſchanzt hatten. Von Elez
Oglu, dem die Pforte zuerſt Befehle zum Aufbruche gegen den
Aufſtand gegeben hatte, weiß man noch von keiner Bewegung zu
berichten, obgleich er mehr als irgend ein anderer Chef von Na-
tolien die Mittel in Händen hätte, dem Aufſtande Einhalt zu
thun. Ein einziger kräftiger Schlag würde dieſem Aufſtande, an
dem die Bevölkerung keinen Antheil nimmt, ein Ende machen.“

Daſſelbe Journal berichtet auch: „In dieſer Woche iſt zum
Erſtenmale eine griechiſches Schif im Hafen von Smprna ange-
kommen, das Mittheilungen von Seite der griechiſchen Regierung
überbringt. Der franzöſiſche Konſul nimmt die mit einem Reiſe-
paſſe von den Behörden der Nation verſehenen wirklichen Griechen
in Schuz. Der Einnehmer der Kopfſteuer fordert daher nichts
von denen, die auf ihrem Paſſe das Viſa oder das Siegel des
Konſulats haben. Auch die Schiffe ſind unter franzöſiſchem
Schuze, pflanzen aber keine Flagge auf.“

Obgleich die Abſendung Halil Paſcha’s
nach Petersburg weder in den Wünſchen des Kaiſers von Ruß-
land, noch in den Berechnungen ſeines Miniſteriums lag, ſind
demſelben doch zur Fortſezung ſeiner Reiſe Päſſe nach Odeſſa ent-
gegengeſchikt, und die nöthigen Anſtalten angeordnet worden, um
ihn und ſein zahlreiches Gefolge in Petersburg aufzunehmen, wo
er bis zum 15 Januar erwartet wird. — Seit Ankunft des Ge-
nerals Kiſſeleff in den Fürſtenthümern werden große Verbeſſerun-
gen in der Adminiſtration vorgenommen, und man iſt auf die
Wahl der beiden Hospodare ſehr geſpannt. Auch erweitern ſich

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[47/0003] Deutſchland. **Frankfurt a. M., 8 Jan.Seit Mitte der Woche ha- ben die Kurſe wieder einen Rükfall erfahren. Die 5prozentigen Metalliques ſtehen heute [FORMEL]; die 4prozentigen 94½; Wie- ner Bankaktien 1532; Partiale 134¾; Rothſchildiſche 100Gul- denlooſe 183. Die unmittelbare Triebfeder dieſes Weichens iſt in den ſtarken Verkäufen zu ſuchen, die ſeit Ankunft der franzö- ſiſchen Poſt vom 2 d. ſtatt fanden, und welche vornehmlich die 4prozentigen Metalliques betrafen. Veranlaſſung zu dieſen Ver- käufen gaben aber die jüngſten Ereigniſſe an der Pariſer Börſe, die man hier keineswegs blos aus dem Geſichtspunkte einer durch Lokalverhältniſſe hervorgerufenen Konjunktur betrachtet. Man will nemlich aus Privatbriefen wiſſen, daß der hohe Report, der bei der Liquidation bezahlt werden mußte, ſeinen Grund in den ſtar- ken Verkäufen gehabt, die aus Mißtrauen gegen die Fortdauer der jezigen Ordnung der Dinge in Frankreich bewirkt wurden. Auch ſollen dieſe Verkäufe größtentheils von ſolchen Perſonen herrüh- ren, die keineswegs der Klaſſe der gewöhnlichen Spekulanten an- gehören. In Folge eben derſelben Operationen iſt denn auch viel baares Geld aus der Hauptſtadt in die Departements abgeführt worden, was denn die Verlegenheit der Hauſſiers um ſo mehr vergrößerte, da an ſonſtigen Abrechnungstagen vielmehr ein Man- gel an Stüken, als an Baarſchaft, an der Pariſer Börſe einzutre- ten pflegte. Bei dem Allem ließ ſich doch auch in dieſen Tagen die große Vorliebe unſerer Papierhändler für Lotterie-Effekten aber- mals wahrnehmen. Anſehnliche Lieferungsgeſchäfte für Ende Mo- nats wurden in Darmſtädtiſchen 50Guldenlooſen zu 118 Proz., in badiſchen Looſen zu 79⅝ per Stük, und in polniſchen Looſen zu 57½ preuß. Thaler per Stük abgeſchloſſen. Ein Spekulant auf das Weichen in der zulezt genannten Effektenſorte hat ſich unſicht- bar gemacht, und da ſich die Maſſe der von ihm in dieſen Tagen abzuliefernden Stüke auf nicht weniger als 1600 beläuft, ſo konn- te deſſen Verſchwinden nur dazu beitragen, dieſelben bei hohen Kurſen zu erhalten. — Im Wechſelhandel herrſchte in dieſer Wo- che wenig Lebendigkeit. Paris iſt faſt die einzige Deviſe, welche geſucht wird, wahrſcheinlich aus Rükſicht auf den an der Börſe dieſer Hauptſtadt ſich zeigenden Geldmangel. Es wird in k. S. zu 78⅝, in 2 M. S. zu 78¼ heute bezahlt, und dürfte leicht noch höher gehen. — Der königl. preußiſche Bundestagsgeſandte, Hr. Generalpoſtmeiſter v. Nagler, wird bis zur Mitte dieſes Mo- nats hier zurük erwartet. Ueber den Zeitpunkt der Ankunft des öſtreichiſchen Hrn. Präſidialgeſandten Freiherrn v. Münch-Belling- hauſen, weiß man noch nichts Beſtimmtes. Rußland. †Odeſſa, 23 Dec.Halil-Paſcha hat ein Haus in der Stadt bezogen, und erwartet jeden Augenblik ſeine Päſſe, um die Reiſe nach Petersburg fortzuſezen. Der Handel, welcher ſich ſeit eini- ger Zeit wieder zu heben anfing, hat durch einen abermaligen Ausbruch der Peſt neue Hinderniſſe erfahren; mehrere Seeſolda- ten wurden vor einigen Tagen von der Seuche befallen, und man fürchtet nicht ohne Grund Verbreitung der Anſtekung unter der Garniſon. Doch ſind von Seite der Behörden alle möglichen Vor- ſichtsmaaßregeln getroffen. — Von dem Armeekorps in Aſien ſind Nachrichten eingetroffen, nach welchen der Geſundheitszuſtand der Truppen ſehr gut iſt; auch ſtehen ſie im beſten Vernehmen mit den Einwohnern. Man iſt hier noch immer der Meynung, daß Kars von der Pforte an Rußland abgetreten werden wird, und ſieht deshalb Nachrichten aus Konſtantinopel entgegen, wo Graf Orloff die disfälligen Unterhandlungen bereits eröfnet haben ſoll. — In öffentlichen Blättern geſchah eines Vorſchlages Erwähnung, welcher dem Großherrn wegen Abtretung von Paläſtina vorgelegt worden ſeyn ſoll. Man verſichert uns, daß etwas Wahres an der Sache iſt, daß jedoch dieſer Antrag nicht von dem bekannten gro- ßen kosmopolitiſchen Handelshauſe gemacht wurde. Oeſtreich. Wien, 7 Jan.Metalliques 103¾; 4prozentige Metalli- ques 94⅝; Bankaktien 1287. Frankfurt am Main, 8 Jan.Metalliques 103¾; 4proz. Met. 95; Bankaktien 1542. Türkei. Der Courrier de Smyrne vom 29 Nov. meldet: „Seit der Vertreibung der aufrühreriſchen Zeybecks aus Caſſabar ſezten die gegen ſie abgeſchikten Truppen die Verfolgung derſelben nicht fort. Sie erwarten die Verſtärkungen, die Kara Osman Oglu Mehemet Aga mit Eifer zu Yaya Kioy zuſammenzieht, wo bereits gegen 2000 Mann Kavallerie verſammelt ſind. Naſſaf Oglu, ei- ner der alten Derebeys, die unter dem Kara Osman Oglu ſtehn, und der in den lezten Zeiten mit Bewachung eines Theils der aſia- tiſchen Küſten beauftragt ward, bereitet ſich ebenfalls zu einem An- griffe der Inſurgenten vor, die ſich dem Vernehmen nach zu Aidiu und in den dortigen Umgebungen verſtärken. Ein heute von Caſ- ſabar eingetroffenes Schreiben meldet, daß die vertriebenen Zey- becks dem Gouverneur haben ſagen laſſen, ſie wollten ihn an ei- nem der nächſten Tage beſuchen. Die Miliz der Gegend, ihren Aga an der Spize, wacht für die Sicherheit der Stadt unter dem Beiſtande Hachim Beys, der ſich bei dem erſten Angriffe dadurch auszeichnete, daß er zuerſt durch eine Breſche in das Haus ein- drang, in dem ſich die Belagerten verſchanzt hatten. Von Elez Oglu, dem die Pforte zuerſt Befehle zum Aufbruche gegen den Aufſtand gegeben hatte, weiß man noch von keiner Bewegung zu berichten, obgleich er mehr als irgend ein anderer Chef von Na- tolien die Mittel in Händen hätte, dem Aufſtande Einhalt zu thun. Ein einziger kräftiger Schlag würde dieſem Aufſtande, an dem die Bevölkerung keinen Antheil nimmt, ein Ende machen.“ Daſſelbe Journal berichtet auch: „In dieſer Woche iſt zum Erſtenmale eine griechiſches Schif im Hafen von Smprna ange- kommen, das Mittheilungen von Seite der griechiſchen Regierung überbringt. Der franzöſiſche Konſul nimmt die mit einem Reiſe- paſſe von den Behörden der Nation verſehenen wirklichen Griechen in Schuz. Der Einnehmer der Kopfſteuer fordert daher nichts von denen, die auf ihrem Paſſe das Viſa oder das Siegel des Konſulats haben. Auch die Schiffe ſind unter franzöſiſchem Schuze, pflanzen aber keine Flagge auf.“ †Jaſſy, 26 Dec.Obgleich die Abſendung Halil Paſcha’s nach Petersburg weder in den Wünſchen des Kaiſers von Ruß- land, noch in den Berechnungen ſeines Miniſteriums lag, ſind demſelben doch zur Fortſezung ſeiner Reiſe Päſſe nach Odeſſa ent- gegengeſchikt, und die nöthigen Anſtalten angeordnet worden, um ihn und ſein zahlreiches Gefolge in Petersburg aufzunehmen, wo er bis zum 15 Januar erwartet wird. — Seit Ankunft des Ge- nerals Kiſſeleff in den Fürſtenthümern werden große Verbeſſerun- gen in der Adminiſtration vorgenommen, und man iſt auf die Wahl der beiden Hospodare ſehr geſpannt. Auch erweitern ſich

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 12, 12. Januar 1830, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine12_1830/3>, abgerufen am 27.07.2024.