Allgemeine Zeitung, Nr. 11, 12. Januar 1924.Allgemeine Zeitung. Nr. 11 Samstag, den 12. Januar 1924. [Spaltenumbruch]
auch den Umfang ihrer Arbeit ver- Wie hier der erste tatkräftige Schritt Alle diese Betrachtungen führen freilich Befriedigende Reichs-Einnah- * Berlin, 11. Jan.men im ersten Januardrittel. Die Reichsein- Die Verhandlungen über den Finanzaus- Der Beamten-Abbau. Reichsverkehrsminister Oeser hat den Dienst- "Um Härten zu vermeiden, hat der Reichs- Die Gewerkschaften gegen den Ausnahme- Berlin, 10. Januar.zustand. Der Gewerkschaftsring Diese Gruppe der Gewerkschaften steht in der Notgeld bedarf der Genehmigung des Reiches. * Berlin, 11. Januar.(Eigenber, der "Allg. Wiederwahl Casparis zum Stadtverordneten- Berlin, 11. Januar.Vorsteher von Berlin Von der Stadtverord- Friede im Buchdruck- und Zeitungsgewerbe Berlin, 11. Januar.Die Tarifstreitigkeiten Die Bluttat in Speyer. Speyer, 11. Januar. Gestern ist noch eine Als Sanktion für die Bluttat auf Heinz- Speyer, 11. Januar. Die Vertreter der Weitere Einzelheiten vom Tatort: An der Speyer, 11. Jan. Die katholischen Dekane als 1. Daß eine gegen den Willen der pfälzischen 2. Daß die sogenannte Regierung der auto- 3. Betonen sie, daß das Gebot Gottes, das Eine entsprechende Kundgebung haben auch Freilassung der Geiseln in Zweibrücken. * Zweibrücken, 11. Jan.Die von den Sepa- Ein Kontrollversuch in München. * München, 11. Jan.Zu der am Donnerstag Zum Schutze der Kommission waren Beamte Vermischtes. Bogtareuth, 11. Januar. Der 14jährige Sohn Bamberg, 11. Januar. Am Montag kam vor Hoppingen, 11. Januar. Im hiesigen Pfarr- Beutelsbuch (Wttbg.), 11. Januar. Der Mili- London. Schwere Schneestürme in Manila. Massenmorde auf den Phi- Abende der "Allgemeinen Zeitung" [Spaltenumbruch]
Getreu ihrem Ziel, das kulturelle Leben Diese Abende sollen vor allem dem künst- In den Konzerten werden nur Kompo- Die "Abende für den Mittelstand" wurden Neben jenen, denen sie eigentlich zuge- 50 Abonnenten der "Allgemeinen Eine Plakatierung in größerem Der erste Abend (Konzert) findet Programm siehe Inserat auf Seite 8. Kartenverkauf (ab heute) bei Alfred Marie von Olfers + Am Dienstag, dem 8. Januar, fand die älteste deut- Mit Marie von Olfers ist wieder ein Stück jenes Ihr Vater war der oberste Leiter der Berliner Sie war sowohl Schriftstellerin als auch Malerin. Eine Neuigkeit, die vielleicht nicht wahr ist. Die "Tribüne de Geneve" erzählt: Prinz Mahud Berlins neue Oper. Die alte Kroll-Bühne -- der Berliner sagte "bei Die neue "Oper am Königsplatz", sie geht als "die Eine Meistersinger-Aufführung unter Kleiber er- Ein unbekanntes Raffael gefunden. Allgemeine Zeitung. Nr. 11 Samstag, den 12. Januar 1924. [Spaltenumbruch]
auch den Umfang ihrer Arbeit ver- Wie hier der erſte tatkräftige Schritt Alle dieſe Betrachtungen führen freilich Befriedigende Reichs-Einnah- * Berlin, 11. Jan.men im erſten Januardrittel. Die Reichsein- Die Verhandlungen über den Finanzaus- Der Beamten-Abbau. Reichsverkehrsminiſter Oeſer hat den Dienſt- „Um Härten zu vermeiden, hat der Reichs- Die Gewerkſchaften gegen den Ausnahme- Berlin, 10. Januar.zuſtand. Der Gewerkſchaftsring Dieſe Gruppe der Gewerkſchaften ſteht in der Notgeld bedarf der Genehmigung des Reiches. * Berlin, 11. Januar.(Eigenber, der „Allg. Wiederwahl Caſparis zum Stadtverordneten- Berlin, 11. Januar.Vorſteher von Berlin Von der Stadtverord- Friede im Buchdruck- und Zeitungsgewerbe Berlin, 11. Januar.Die Tarifſtreitigkeiten Die Bluttat in Speyer. Speyer, 11. Januar. Geſtern iſt noch eine Als Sanktion für die Bluttat auf Heinz- Speyer, 11. Januar. Die Vertreter der Weitere Einzelheiten vom Tatort: An der Speyer, 11. Jan. Die katholiſchen Dekane als 1. Daß eine gegen den Willen der pfälziſchen 2. Daß die ſogenannte Regierung der auto- 3. Betonen ſie, daß das Gebot Gottes, das Eine entſprechende Kundgebung haben auch Freilaſſung der Geiſeln in Zweibrücken. * Zweibrücken, 11. Jan.Die von den Sepa- Ein Kontrollverſuch in München. * München, 11. Jan.Zu der am Donnerstag Zum Schutze der Kommiſſion waren Beamte Vermiſchtes. Bogtareuth, 11. Januar. Der 14jährige Sohn Bamberg, 11. Januar. Am Montag kam vor Hoppingen, 11. Januar. Im hieſigen Pfarr- Beutelsbuch (Wttbg.), 11. Januar. Der Mili- London. Schwere Schneeſtürme in Manila. Maſſenmorde auf den Phi- Abende der „Allgemeinen Zeitung“ [Spaltenumbruch]
Getreu ihrem Ziel, das kulturelle Leben Dieſe Abende ſollen vor allem dem künſt- In den Konzerten werden nur Kompo- Die „Abende für den Mittelſtand“ wurden Neben jenen, denen ſie eigentlich zuge- 50 Abonnenten der „Allgemeinen Eine Plakatierung in größerem Der erſte Abend (Konzert) findet Programm ſiehe Inſerat auf Seite 8. Kartenverkauf (ab heute) bei Alfred Marie von Olfers † Am Dienstag, dem 8. Januar, fand die älteſte deut- Mit Marie von Olfers iſt wieder ein Stück jenes Ihr Vater war der oberſte Leiter der Berliner Sie war ſowohl Schriftſtellerin als auch Malerin. Eine Neuigkeit, die vielleicht nicht wahr iſt. Die „Tribüne de Genéve“ erzählt: Prinz Mahud Berlins neue Oper. Die alte Kroll-Bühne — der Berliner ſagte „bei Die neue „Oper am Königsplatz“, ſie geht als „die Eine Meiſterſinger-Aufführung unter Kleiber er- Ein unbekanntes Raffael gefunden. <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <pb facs="#f0002" n="2"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Allgemeine Zeitung</hi>. Nr. 11 Samstag, den 12. Januar 1924.</hi> </fw><lb/> <cb/> <div xml:id="a01b" prev="#a01a" type="jComment" n="2"> <p>auch den <hi rendition="#g">Umfang ihrer Arbeit ver-<lb/> mindert</hi>. Dieſe Forderung iſt freilich auch<lb/> aus ganz anderen Geſichtspunkten begrün-<lb/> det, und ihre Erfüllung ſtellt eine Notwen-<lb/> digkeit dar, der genügt werden muß, wenn<lb/> das Parlament ſelbſt auf der gebotenen<lb/> Höhe bleiben oder ſie, nachdem es leider<lb/> längſt von ihr herabgeſtiegen iſt, wieder er-<lb/> ringen ſoll. Die Tätigkeit der deutſchen par-<lb/> lamentariſchen Körperſchaften hat zeitlich<lb/> und ſachlich an Umfang ſtets zugenommen,<lb/> das Anſehen und Intereſſe ebenſo ſtetig<lb/> abgenommen. Hier kann nur durch eine<lb/> ſchärfere Konzentration der Arbeitsmethode<lb/> geholfen werden, die es mit ſich bringen<lb/> würde, das Plenum von geringfügigeren<lb/> Angelegenheiten zu entlaſten und nur noch<lb/> mit wirklich grundlegenden Fragen zu be-<lb/> faſſen, die anderen in die Ausſchüſſe zu<lb/> verweiſen und hierdurch ſowie durch eine<lb/> Kontingentierung der Beratungen, insbeſon-<lb/> dere über den Etat, eine Beſchränkung der<lb/> Einbringung von Interpellationen und klei-<lb/> nen Anfragen und endlich eine zweckmäßi-<lb/> gere Gruppierung der Zuſammenkünfte die<lb/> regelmäßige Tätigkeit auf eine kürzere,<lb/> möglichſt vorher feſtgelegte Zeit im Jahre<lb/> zu begrenzen.</p><lb/> <p>Wie hier der erſte tatkräftige Schritt<lb/> nicht vom Reich, ſondern von den Ländern<lb/> ausgegangen iſt, ſo iſt es auch bei einer an-<lb/> deren Frage der Parlamentsgeſtaltung der<lb/> Fall geweſen. Die Verfaſſungen von Olden-<lb/> burg, Anhalt und Lippe haben nämlich die<lb/><hi rendition="#g">Inkompatibilität der Stellung<lb/> des Miniſters und des Abgeord-<lb/> neten</hi> ausgeſprochen. Miniſter, die ein<lb/> Landtagsmandat erlangen oder inne haben,<lb/> ſcheiden für die Dauer ihrer Miniſteramts-<lb/> führung aus dem Landtag dergeſtalt aus,<lb/> daß für dieſe Zeit die auf der Liſte verzeich-<lb/> neten nachfolgenden Anwärter an ihre<lb/> Stelle treten. Das iſt ein durchaus gefunder<lb/> Gedanke, der ſich in der Praxis ſehr be-<lb/> währt hat. Er liegt ſowohl im Intereſſe des<lb/> Anſehens der Miniſter wie der Arbeits-<lb/> leiſtung des Parlaments wie endlich der<lb/> Vertretung der Wahlkreiſe und ſollte auch<lb/> für den Reichstag und die übrigen Länder<lb/> ernſtlich in Erwägung gezogen werden.</p><lb/> <p>Alle dieſe Betrachtungen führen freilich<lb/> ganz von ſebſt einen Schritt weiter, nämlich<lb/> zu der Erwägung, ob nicht das <hi rendition="#g">Wahl-<lb/> recht</hi> als ſolches dringend einer Aenderung<lb/> bedarf. Auch wenn man an der verfaſſungs-<lb/> mäßig feſtgelegten Verhältniswahl trotz der<lb/> Mängel, die auch ihr unzweifelhaft anhaf-<lb/> ten, nicht rütteln will, ſo wird man doch<lb/> ſehr zu überlegen haben, ob man nicht bei<lb/> ihrer Durchführung zu den <hi rendition="#g">Einzelwahl-<lb/> kreiſen</hi> zurückkehren ſollte. Möglich iſt<lb/> es, und wünſchenswert erſcheint es allen<lb/> denjenigen, die auf eine engere Fühlung-<lb/> nahme zwiſchen dem Abgeordneten und<lb/> ſeinen Wählern einen entſcheidenden Wert<lb/> legen. Die Liſtenwahl hat ſich auch für die<lb/> Zuſammenſetzung des Parlaments nichts<lb/> weniger als förderlich erwieſen. Ob freilich<lb/> dieſer Reichstag kurz vor der natürlichen<lb/> oder unnatürlichen Beendigung ſeiner Wir-<lb/> kungsdauer noch die Kraft fühlen wird,<lb/> einen ſo entſcheidenden Schritt zu tun, er-<lb/> ſcheint mindeſtens zweifelhaft.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Befriedigende Reichs-Einnah-<lb/> men im erſten Januardrittel.</hi> </head><lb/> <dateline>* <hi rendition="#g">Berlin,</hi> 11. Jan.</dateline><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Reichsein-<lb/> nahmen</hi> aus der erſten Januardekade ſind ſo<lb/><hi rendition="#g">befriedigend</hi> eingegangen, daß die Reichs-<lb/> ausgaben für die nächſte Zeit gedeckt ſind. Die<lb/> Befürchtung, daß ohne die dritte Steuernotver-<lb/> ordnung ein Zuſammenbruch der Reichsfinanzen<lb/> eintreten würde, hat ſich alſo glücklicherweiſe<lb/> nicht beſtätigt.</p><lb/> <p>Die Verhandlungen über den <hi rendition="#g">Finanzaus-<lb/> gleich zwiſchen Reich und Ländern</hi><lb/> wird ſich noch einige Zeit hinziehen, da der<lb/> Komplex der zur Beratung ſtehenden Fragen<lb/> ſich immer mehr erweitert hat.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Beamten-Abbau.</hi> </head><lb/> <p>Reichsverkehrsminiſter <hi rendition="#g">Oeſer</hi> hat den Dienſt-<lb/> ſtellen folgendes Rundſchreiben übermittelt:</p><lb/> <floatingText> <body> <div n="1"> <p>„Um Härten zu vermeiden, hat der Reichs-<lb/> miniſter der Finanzen ſich damit einverſtanden<lb/> erklärt, daß <hi rendition="#g">die bei der Reichswehr ge-<lb/> leiſtete Dienſtzeit</hi> bei Bemeſſung der<lb/> Abfindungsſumme für entlaſſene Beamte berück-<lb/> ſichtigt werden darf. Die vor dem Krieg im<lb/> alten Heere zurückgelegte Dienſtzeit muß jedoch<lb/> außer Betracht bleiben. Es wurde mir mitge-<lb/> teilt, daß von einzelnen Reichsbankdirektionen<lb/> bei Entlaſſung von Eiſenbahnbedienſteten an-<lb/> läßlich der Durchführung des Perſonalabbaues<lb/> in den Entlaſſungsſchreiben als <hi rendition="#g">Grund der<lb/> Entlaſſung ungenügende Leiſtung</hi><lb/> angeführt werden. Um den Bedienſteten das<lb/> Fortkommen nicht zu erſchweren, erſuche ich,<lb/><hi rendition="#g">von einer derartigen Begründung</hi><lb/> in den Entlaſſungsſchreiben <hi rendition="#g">abzuſehen</hi> und<lb/> ſich mit dem Hinweis auf Artikel 8, § 2 der<lb/> Perſonalabbauverordnung zu begnügen.“</p> </div> </body> </floatingText> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Gewerkſchaften gegen den Ausnahme-<lb/> zuſtand.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 10. Januar.</dateline><lb/> <p>Der Gewerkſchaftsring<lb/> deutſcher Arbeiter-, Angeſtellten- und Beamten-<lb/> verbände hat geſtern einen einſtimmigen Vor-<lb/> ſtandsbeſchluß gefaßt, der die unverzügliche<lb/><hi rendition="#g">Aufhebung</hi> des militäriſchen und zivilen<lb/> Ausnahmezuſtandes verlangt. Dieſer Beſchluß<lb/> iſt dem Reichskanzler in Geſtalt einer eingehend<lb/> begründeten Eingabe heute überreicht worden.</p><lb/> <p>Dieſe Gruppe der Gewerkſchaften ſteht in der<lb/> Arbeitnehmerbewegung in der Mitte und ihre<lb/> Stellungnahme erſcheint daher beſonders be-<lb/> merkenswert.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Notgeld bedarf der Genehmigung des Reiches.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">* Berlin,</hi> 11. Januar.</dateline><lb/> <p>(Eigenber, der „Allg.<lb/> Ztg.“) Der <hi rendition="#g">Reichsfinanzminiſter</hi> hat<lb/> heute an die Regierungen der Länder ein Schrei-<lb/> ben gerichtet, worin er erklärt, daß jede Bege-<lb/> bung von Scheinen, die als Zahlungsmittel die-<lb/> nen könnten, ſeiner <hi rendition="#g">Genehmigung als<lb/> Notgeld</hi> bedürfe. Wenn die Länder auch in<lb/> der Begebung von Anleihen ſelbſtändig ſeien,<lb/> ſo könne er die Genehmigung nicht erteilen,<lb/> wenn mit der Ausgabe <hi rendition="#g">Inflationsgefahr</hi><lb/> verbunden ſei. Die Ausgabe von Schatzanweiſun-<lb/> gen in kleinen Stücken, die auf Rentenmark<lb/> lauten, könne genehmigt werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Wiederwahl Caſparis zum Stadtverordneten-<lb/> Vorſteher von Berlin</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 11. Januar.</dateline><lb/> <p>Von der Stadtverord-<lb/> netenverſammlung wurde der bisherige Vorſteher<lb/><hi rendition="#g">Caſpari</hi> (D. Vp.), in der Stichwahl gegen den<lb/> ſozialdemokratiſchen Kandidaten mit 100 von<lb/> 184 gültigen Stimmen wiedergewählt. Der ſo-<lb/> zialdemokratiſche Kandidat, für den auch die<lb/> Kommuniſten ſtimmten, erhielt 94 Stimmen, 17<lb/> Zettel waren unbeſchrieben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Friede im Buchdruck- und Zeitungsgewerbe</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 11. Januar.</dateline><lb/> <p>Die Tarifſtreitigkeiten<lb/> im deutſchen Buchdrucker- und Zeitungsgewerbe<lb/> ſind heute durch eine <hi rendition="#g">Vereinbarung</hi> beige-<lb/> legt worden. Die wochentarifliche Arbeitszeit be-<lb/> trägt 48 Stunden, die auf Anordnung des Ar-<lb/> beitgebers bis 53 Stunden, bei Maſchinenſetzern<lb/> bis 51 Stunden verlängert werden kann. Für die<lb/><cb/> Zeit vom 1. Januar bis 1. Februar bleibt es<lb/> bei der bisher gültigen Lohnregelung. Die Vor-<lb/> ſtände der Arbeitgeber-Organiſation haben ſich<lb/> bereit erklärt, ihre Mitglieder anzuweiſen, die<lb/> zum Zwecke der Ausſperrung ausgeſprochenen<lb/> Kündigungen ſofort zurückzunehmen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Bluttat in Speyer.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#g">Speyer</hi>, 11. Januar.</dateline><lb/> <p>Geſtern iſt noch eine<lb/> der von den Schüſſen im „Wittelsbacher Hof“<lb/> getroffenen Perſonen ihren Verletzungen erle-<lb/> gen, ſodaß ſich die <hi rendition="#g">Zahl der Toten auf<lb/> ſech&ſr</hi>; erhöht.</p><lb/> <p>Als <hi rendition="#g">Sanktion</hi> für die Bluttat auf Heinz-<lb/> Orbis hat die ſogenannte autonome Regierung<lb/> die <hi rendition="#g">Nachtverkehrsſperre</hi> von 6 Uhr<lb/> abends bis 7 Uhr morgens über die Stadt ver-<lb/> hängt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Speyer,</hi> 11. Januar.</dateline><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Vertreter</hi> der<lb/> pfälziſchen <hi rendition="#g">Städte</hi> und der pfälziſchen <hi rendition="#g">Wirt-<lb/> ſchaftsverbände</hi> ſprachen geſtern bei Ge-<lb/> neral de Metz ihr Bedauern über die Bluttat<lb/> aus, erhoben aber gleichzeitig <hi rendition="#g">Proteſt gegen<lb/> die ſogenannte autonome Regie-<lb/> rung</hi> und teilten dem General mit, daß ſie heute<lb/> in Koblenz bei der Rheinlandskommiſſion ihren<lb/> Einſpruch wiederholen würden.</p><lb/> <p>Weitere Einzelheiten vom Tatort: An der<lb/> Längswand des Saales befanden ſich eine Reihe<lb/> von Kugelſpuren. Eine weitere Kugelſpur iſt am<lb/> Boden ſichtbar. Daraus läßt ſich feſtſtellen, daß<lb/> etwa 15 Schüſſe im Saale abgegeben wurden.<lb/> Als die Täter verſchwunden waren und die Ver-<lb/> wirrung ſich gelegt hatte, erſchien ein Herr aus<lb/> der Umgebung von Heinz-Orbis, <hi rendition="#g">Schmitz-<lb/> Epper</hi> und nahm ſofort die <hi rendition="#g">Unterſuchung</hi><lb/> auf. Die Unterſuchung ergab zunächſt noch keine<lb/> Anhaltspunkte. Man fand lediglich Revolver<lb/> neueſten Syſtems vor, die von den flüchtigen<lb/> Tätern weggeworfen worden waren. Die Täter<lb/> ſelbſt entkamen offenbar zu Fuß. Die Leiche von<lb/> Heinz Orbis blieb noch längere Zeit im Saale.<lb/> Später wurde ſie im Regierungsgebäude auf-<lb/> gebahrt. Ueber die Beerdigung ſelbſt iſt noch<lb/> nichts bekannt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Speyer,</hi> 11. Jan.</dateline><lb/> <p>Die katholiſchen Dekane als<lb/> die berufenen <hi rendition="#g">Vertreter der katholi-<lb/> ſchen Geſamtgeiſtlichkeit der Pfalz</hi><lb/> erlaſſen unter dem 6. Januar zur Frage der<lb/> Bildung einer ſogenannten autonomen Pfalz<lb/> im Einverſtändnis mit dem Biſchof der Diözeſe<lb/> Speyer eine <hi rendition="#g">Kundgebung,</hi> die den Regie-<lb/> rungen ſämtlichon Staaten dem Vertreter des<lb/> Heiligen Stuhles und dem Delegierten der<lb/> Rheinlandskommiſſion zugeſtellt wurde und in<lb/> der ihre <hi rendition="#g">grundſätzliche Stellung zur<lb/> Bildung einer autonomen Pfalz</hi> wie<lb/> folgt dargelegt wird:</p><lb/> <p>1. Daß eine gegen den Willen der pfälziſchen<lb/> Bevölkerung des Reiches und Bayerns voll-<lb/> zogene Trennung der Pfalz von Reich und<lb/> Bayern nicht der Völkerverſöhnung dient,<lb/> ſondern ſtändig die <hi rendition="#g">Gefahr nationaler<lb/> Kämpfe</hi> und kriegeriſcher Verwicklungen<lb/> heraufbeſchwört.</p><lb/> <p>2. Daß die ſogenannte Regierung der auto-<lb/> nomen Pfalz durch <hi rendition="#g">Mittel, die das chriſt-<lb/> liche Sittengeſetz verbietet</hi>, ihre Macht<lb/> zu erlangen verſucht und ihre Stellung nur<lb/> dadurch behaupten kann, <hi rendition="#g">weil das waffen-<lb/> loſe deutſche Volk nicht in der Lage<lb/> iſt,</hi> gegenüber den bewaffneten Truppen der<lb/> Separatiſten ſeiner Ueberzeugung Geltung zu<lb/> verſchaffen.</p><lb/> <p>3. Betonen ſie, daß das Gebot Gottes, das<lb/> Gehorſam gegenüber der rechtmäßigen Obrig-<lb/> keit vorſchreibt, die <hi rendition="#g">Pflicht der Dankbar-<lb/> keit gegenüber dem Staate Bayern</hi>,<lb/> der ſeit mehr als einem Jahrhundert ein wohl-<lb/> wollender Schützer und Förderer des kirchlichen<lb/> und religiöſen Lebens in der Pfalz geweſen iſt<lb/> und die <hi rendition="#g">Treue zum Reich</hi> die Katholiken<lb/> zwinge, die ſogenannte autonome Pfalz als für<lb/> ſie nicht exiſtierend zu betrachten und dieſen<lb/> ihren Standpunkt auch gegenüber dem Volke zu<lb/> vertreten. Sie ſehe aus der gegenwärtigen un-<lb/> haltbaren Lage keinen Ausweg, als den, es der<lb/> rechtmäßigen Regierung zu ermöglichen, ihre<lb/> Tätigkeit baldigſt in vollem Umfang wieder<lb/> aufzunehmen.</p><lb/> <cb/> <p>Eine entſprechende Kundgebung haben auch<lb/> die proteſtantiſchen Geiſtlichen beſchloſſen.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Freilaſſung der Geiſeln in Zweibrücken.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">* Zweibrücken,</hi> 11. Jan.</dateline><lb/> <p>Die von den Sepa-<lb/> ratiſten verhafteten <hi rendition="#g">Geiſeln</hi> wurden heute<lb/> ſämtlich wieder <hi rendition="#g">freigelaſſen</hi>. Der Sohn<lb/> des Oberlandesgerichtspräſidenten Aſſeſſor <hi rendition="#g">Bi-<lb/> label</hi> wurde wegen Beleidigung der Sepa-<lb/> ratiſten zur Geldſtrafe von 200 Goldmark ver-<lb/> urteilt. Die Freigelaſſenen mußten ſich ſchrift-<lb/> lich verpflichten, innerhalb 14 Tagen das Weich-<lb/> bild der Stadt nicht zu verlaſſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein Kontrollverſuch in München.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">* München,</hi> 11. Jan.</dateline><lb/> <p>Zu der am Donnerstag<lb/> durch Mitglieder der Interalliierten Militär-<lb/> kommiſſion in München vorgenommenen Kon-<lb/> trolle wird noch mitgeteilt, daß die Eindring-<lb/> linge außer beim Stabe der 7. Diviſion auch<lb/> beim Stabe des 1. Bataillons des Infanterie-<lb/> Regiments 19 erſchienen.</p><lb/> <p>Zum Schutze der Kommiſſion waren Beamte<lb/> der Schutzmannſchaft abgeſtellt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vermiſchtes.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Bogtareuth,</hi> 11. Januar.</dateline><lb/> <p>Der 14jährige Sohn<lb/> des Landwirts <hi rendition="#g">Härtl</hi> in <hi rendition="#g">Matzersreuth</hi><lb/> ſpielte mit einer geladenen <hi rendition="#g">Flobertpiſtole</hi><lb/> und hantierte daber ſo unglücklich, daß ein Schuß<lb/> losging, der ihm in den Unterleib drang und<lb/> ſeinen <hi rendition="#g">Tod</hi> herbeiführte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Bamberg,</hi> 11. Januar.</dateline><lb/> <p>Am Montag kam vor<lb/> der Strafkammer des Landgerichts die Angele-<lb/> genheit des engliſchen Ehepaares <hi rendition="#g">Goldhill</hi> zur<lb/> Verhandlung, das vom hieſigen Schöffengericht<lb/> wegen <hi rendition="#g">Beleidigung</hi> des Landtagsabgeord-<lb/> neten <hi rendition="#g">Franz Aenderl</hi> zu je einem Tage<lb/> Gefängnis und Tragung der Koſten verurteilt<lb/> worden war. Abg. Aenderl hatte in einem<lb/> D-Zug dem Ehepaar Vorſtellungen gemacht, weil<lb/> der Mann den Fuß auf die Polſterung ſetzte,<lb/> worauf er mit „german dog“ (deutſcher Hund)<lb/> beſchimpft wurde. Der Ehemann wurde freige-<lb/> ſprochen, während die <hi rendition="#g">Frau</hi> wegen Beleidigung<lb/> zu <hi rendition="#g">250 Goldmark</hi> bzw. <hi rendition="#g">einer Woche Ge-<lb/> fängni&ſr</hi>; in Abweſenheit verurteilt wurde. Der<lb/> Haftbefehl gegen die Frau bleibt aufrecht-<lb/> erhalten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Hoppingen,</hi> 11. Januar.</dateline><lb/> <p>Im hieſigen Pfarr-<lb/> baus erſchien bei Nacht ein <hi rendition="#g">Mann</hi>, der nur<lb/> mit <hi rendition="#g">Hemd und Strümpfen</hi> bekleidet<lb/> war. Er gab vor, von zwei Strolchen auf der<lb/> Landſtraße ſeiner ganzen Kleider und Barſchaft<lb/><hi rendition="#g">beraubt</hi> worden zu ſein und den Weg von<lb/> Dillingen bis hierher im Hemd zurückgelegt zu<lb/> haben. Dem Burſchen wurden Kleider gegeben.<lb/> Seither iſt er nicht mehr erſchienen. Man glaubt,<lb/> daß er identiſch iſt mit einem vorige Woche aus<lb/> dem Krankenhaus Dillingen entwichenen 23jähr.<lb/> Manne namens Karl <hi rendition="#g">Schmid</hi>.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Beutelsbuch</hi> (Wttbg.), 11. Januar.</dateline><lb/> <p>Der Mili-<lb/> rärbefehlshaber hat über den Landwirt Gottlieb<lb/><hi rendition="#g">Layer</hi> jun. die <hi rendition="#g">Schutzhaft</hi> verhängt, weil<lb/> er ſeit Jahren <hi rendition="#g">keine Milch</hi> in die Sammel-<lb/> ſtelle abliefert. Nachdem ſich der Betroffene un-<lb/> terſchriftlich zu einer täglichen Milchlieferung<lb/> verpflichtete, wurde der Vollzug der Haft vor-<lb/> läufig unterlaſſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline> <hi rendition="#b">London.</hi> </dateline><lb/> <p><hi rendition="#g">Schwere Schneeſtürme in<lb/> England</hi>. Ganz England iſt in den letzten<lb/> 24 Stunden von <hi rendition="#g">ſchweren Schneeſtürmen</hi><lb/> heimgeſucht worden. Auch im Kanal herrſchte hef-<lb/> tiges Sturmwetter. Viele Schiffe werden in See-<lb/> not gemeldet. Der Luftverkehrsdienſt liegt voll-<lb/> ſtändig ſtill.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline> <hi rendition="#b">Manila.</hi> </dateline><lb/> <p><hi rendition="#g">Maſſenmorde auf den Phi-<lb/> lippinen</hi>. Nach einem offiziellen Bericht haben<lb/> religiöſe Fanatiker 13 Mitglieder der philippini-<lb/> ſchen Schutzmannſchaft, darunter zwei Offiziere<lb/> in der Nähe von <hi rendition="#g">Mindanao</hi> ermordet.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Abende der „Allgemeinen Zeitung“</hi> </head><lb/> <cb/> <p>Getreu ihrem Ziel, das kulturelle Leben<lb/> Münchens nach Möglichkeit zu fördern und<lb/> den wertvollſten Schichten des Volkes zu<lb/> dienen, veranſtaltet die „<hi rendition="#g">Allgemeine<lb/> Zeitung“ Konzerte und Vor-<lb/> tragsabende</hi> in zwangloſer Folge.</p><lb/> <p>Dieſe Abende ſollen vor allem dem künſt-<lb/> leriſch intereſſierten Mittelſtand zugänglich<lb/> ſein. Für viele bedeutet heute der Kauf<lb/> einer Eintrittskarte eine nahezu uner-<lb/> ſchwingliche Ausgabe. Der Eintrittspreis<lb/> unſerer <hi rendition="#b">„Abende für den Mittelſtand“:<lb/> ſechzig Pfennige für den Sitzplatz,<lb/> dreißig Pfennige für den Stehplatz</hi><lb/> ermöglicht auch Minderbemittelten den Be-<lb/> ſuch.</p><lb/> <p>In den Konzerten werden nur Kompo-<lb/> ſitionen aufgeführt, die in den üblichen<lb/> Konzertprogrammen nicht erſcheinen. Von<lb/> früheſten bis zu jüngſten Schöpfungen alſo<lb/> nur ſolche, die man ſonſt nicht zu hören<lb/> bekommt.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#b">„Abende für den Mittelſtand“</hi> wurden<lb/> ermöglicht dank dem hochherzigen Ent-<lb/> gegenkommen einer Reihe unſerer hervor-<lb/> ragendſten Künſtler. So werden bei dieſen<lb/> Veranſtaltungen <hi rendition="#g">im Programm und<lb/> in der Ausführung nur Leiſtun-<lb/> gen erſten Range&ſr</hi>; geboten werden.</p><lb/> <p>Neben jenen, denen ſie eigentlich zuge-<lb/> dacht ſind, werden ſie auch Freunden nicht<lb/> alltäglicher Programme und erſtklaſſiger<lb/> Darbietungen willkommen ſein.</p><lb/> <cb/> <p>50 Abonnenten der „<hi rendition="#g">Allgemeinen<lb/> Zeitung</hi>“ werden für jeden „Abend“ Ein-<lb/> trittskarten unentgeltlich zugeſtellt.</p><lb/> <p>Eine <hi rendition="#g">Plakatierung</hi> in größerem<lb/> Maßſtabe erfolgt <hi rendition="#g">nur bei dem erſten<lb/> Abend</hi>. Die weiteren Veranſtaltungen<lb/> werden durch kleine Plakate (in Theater-<lb/> zettelgröße) und in der „<hi rendition="#g">Allgemeinen<lb/> Zeitung</hi>“ bekanntgegeben (<hi rendition="#g">Inſerat<lb/> immer auf letzter Seite</hi>!).</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#g">erſte Abend (Konzert)</hi> findet<lb/><hi rendition="#g">Dienstag 15. Januar, abends<lb/> 8 Uhr im „Muſeum“ ſtatt</hi>.</p><lb/> <p>Programm ſiehe Inſerat auf Seite 8.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Kartenverkauf</hi> (ab heute) bei Alfred<lb/> Schmid Nachf., Reſidenzſtraße 7, bei Otto<lb/> Halbreiter, Promenadeplatz 16, und an der<lb/> Abendkaſſe.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Marie von Olfers †</hi> </head><lb/> <p>Am Dienstag, dem 8. Januar, fand die älteſte deut-<lb/> ſche Dichterin <hi rendition="#g">Marie von Olfer&ſr</hi>; in ihrem<lb/> 97. Lebensjahre einen tragiſchen Tod. Am Kamin-<lb/> feuer fingen die Kleider der Greiſin Feuer und ſie<lb/> verbrannte in ihrer Wohnung am Schöneberger Ufer<lb/> in Berlin.</p><lb/> <p>Mit Marie von Olfers iſt wieder ein Stück jenes<lb/> alten, den Fremden ſo ganz unbekannten Berlins<lb/> dahingegangen. Die Atmoſphäre, die um ſie und ihr<lb/> Haus webte, war der Geiſt des alten Fontaneſchen<lb/> Berlin. Jahrzehntelang war ihr kleiner altmodiſcher<lb/> Salon ein Zentrum des Geiſtes und altvornehmer Ge-<lb/> ſelligkeit. Hermann Grimm, Wildenbruch und andere<lb/> Dichter laſen hier zuerſt ihre Werke vor und wohl-<lb/> gepflegte, alte Damen tranken Tee und machten Hand-<lb/> arbeiten beim Scheine der mildleuchtenden Lampen.</p><lb/> <cb/> <p>Ihr Vater war der oberſte Leiter der Berliner<lb/> Kunſtſammlungen und ſammelte um ſich in der erſten<lb/> Hälfte des vorigen Jahrhunderts das künſtleriſche und<lb/> geiſtige Berlin. In dieſer Umgebung wuchs Marie<lb/> v. Olfers mit ihren beiden Schweſtern auf und<lb/> pflegte dieſe Traditionen ihrer Familie bis in ihre<lb/> letzten Tage.</p><lb/> <p>Sie war ſowohl Schriftſtellerin als auch Malerin.<lb/> Ihre kleinen Erzählungen waren erfüllt von Lebens-<lb/> bejahung und einer leiſen Ironie, die die Erfahrun-<lb/> gen ihres reichen Lebens ihr gebracht hatte. Noch<lb/> lange fortleben werden ihre Kinderbücher, die ſie ſelbſt<lb/> mit Illuſtrationen verſah.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eine Neuigkeit, die vielleicht nicht wahr iſt.</hi> </head><lb/> <p>Die „Tribüne de Genéve“ erzählt: Prinz Mahud<lb/> Ali, der Bruder des Königs von Afghaniſtan, befindet<lb/> ſich jetzt in Berlin. Ja, was macht er den ganzen<lb/> Tag? Er befindet ſich in ſeinem Hotelzimmer. Iſt er<lb/> krank? Nicht im geringſten. Es geht ihm ausgezeichnet.<lb/> Er verbringt die Stunden damit, daß er Bücher lieſt<lb/> und einige Beſucher empfängt, die in die Intimität<lb/> jenes Schlafzimmers, das nicht gerade königlich iſt, zu-<lb/> gelaſſen ſind. Die Möglichkeit, daß er aufſteht, gibt<lb/> es nicht. Ja warum denn nicht? Iſt es ihm ver-<lb/> boten? Iſt das bei ihm eine unglaubliche Faulheit?<lb/> Nein, all das ſtimmt nicht. Seine Königliche Hoheit<lb/> Mahud Ali hat durch Diebſtahl ſeine ganze Garderobe<lb/> eingebüßt. Schon bei der erſten Nacht ſeiner Ankunft<lb/> in Berlin haben die Diebe mit unglaublicher Frechheit<lb/> es fertig gebracht, ihm ſeine geſamte Garderobe zu<lb/> ſtehlen. Man denke, der Prinz hat ſie geſehen, er hat<lb/> verſucht, einzuſchreiten, er konnte den Diebſtahl nicht<lb/> verhindern. Seine reichen Anzüge mit den Goldſticke-<lb/> reien, alles iſt verſchwunden. Mahud All blieb nur<lb/> mit ſeinem Hemde. Er hat nicht einen Augenblick<lb/> gezögert über das, was er tun ſollte. Soll er ſich<lb/> eurapäiſch kleiden? Niemals. Was dann? Er wartet<lb/> mit Geduld, ja mit Reſignation darauf, daß ſein Kurier<lb/> aus Kaboul zurückkehrt, der ihm eine ganze Garderobe<lb/> bringen wird. Das bedeutet ebenſoviel als einen Monat<lb/> im Bette bleiben. Aber die Dignität des perfekten<lb/> Orientalen bleibt.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jComment" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Berlins neue Oper.</hi> </head><lb/> <p>Die alte Kroll-Bühne — der Berliner ſagte „bei<lb/> Kroll“ —, die einſt Zentrum des Berliner Lebens<lb/> war, iſt umgebaut worden. Oskar Kaufmann, der<lb/> Erbauer der Berliner „Volksbühne“, hat ſie zur „Oper<lb/> am Königsplatz“ umgeſtaltet. Mit viel Geſchmack<lb/> und Geſchick, ſehr einfach, mit Beigabe etwas ſpieleri-<lb/> ſcher Ornamentik. So hätte nun Berlin vier Opern-<lb/> häuſer. Doch das alte Opernhaus bleibt nach wie vor<lb/> das einzige, das allen Forderungen gerecht wird. Bei<lb/> den beiden bisherigen Nebenopern fehlt ausreichende<lb/> Bühne dem Theater des Weſtens, eigentlicher Opern-<lb/> raum dem Deutſchen Opernhaus.</p><lb/> <p>Die neue „Oper am Königsplatz“, ſie geht als „die<lb/> Kroll-Oper“, bietet den Aufführungen gewiſſe Gren-<lb/> zen, die in dem gegebenen Grundriß wohl ihre Haupt-<lb/> urſache haben: für große Opern langt anſcheinend der<lb/> Orcheſterraum nicht. Und auch die Akuſtik ſcheint<lb/> — ſoweit ſich bei einem Neubau überhaupt über<lb/> Akuſtik etwas ſagen läßt — mangelhaft: Geſang,<lb/> Orcheſter bleibt überdeutlich für ſich allein, verſchmilzt<lb/> nicht zum Geſamtklang. So daß das Arbeiten in<lb/> der Kroll-Oper alſo eine recht diffizile Sache werden<lb/> dürfte.</p><lb/> <p>Eine Meiſterſinger-Aufführung unter Kleiber er-<lb/> öffnete den Spielplan dieſer neuen Filiale der Staats-<lb/> oper. Sie iſt ein Nebeninſtitut, von der Staatsoper<lb/> künſtleriſch verſorgt, als <hi rendition="#g">Volksbühne</hi> gedacht;<lb/> der Umbau iſt aus Mitteln des Vereins „Volksbühne“<lb/> beſtritten worden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"><lb/> <p><hi rendition="#g">Ein unbekanntes Raffael</hi> gefunden.<lb/> Der römiſche Koreſpondent des „B. T.“ meldet:<lb/> In der Villa Marcheſe Ferragiano unweit Savona<lb/> wurde bei Bauarbeiten ein 2 Meter breites,<lb/> 1 Meter hohes Gemälde von Raffael und Giulio<lb/> Romano entdeckt. Das Gemälde, das über hundert<lb/> Figuren darſtellt, zählt zu den großartigſten<lb/> Schöpfungen des Meiſters. Auf der rechten Seite<lb/> des Bildes befindet ſich auch ein Selbſtporträt<lb/> Raffaels und darunter deutlich ſichtbar ſein Mono-<lb/> gramm. Das Bild wurde auf Beſtellung des<lb/> Papſtes Julius <hi rendition="#aq">II.</hi> angefertigt, um deſſen Palaſt<lb/> in Savona zu ſchmücken.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [2/0002]
Allgemeine Zeitung. Nr. 11 Samstag, den 12. Januar 1924.
auch den Umfang ihrer Arbeit ver-
mindert. Dieſe Forderung iſt freilich auch
aus ganz anderen Geſichtspunkten begrün-
det, und ihre Erfüllung ſtellt eine Notwen-
digkeit dar, der genügt werden muß, wenn
das Parlament ſelbſt auf der gebotenen
Höhe bleiben oder ſie, nachdem es leider
längſt von ihr herabgeſtiegen iſt, wieder er-
ringen ſoll. Die Tätigkeit der deutſchen par-
lamentariſchen Körperſchaften hat zeitlich
und ſachlich an Umfang ſtets zugenommen,
das Anſehen und Intereſſe ebenſo ſtetig
abgenommen. Hier kann nur durch eine
ſchärfere Konzentration der Arbeitsmethode
geholfen werden, die es mit ſich bringen
würde, das Plenum von geringfügigeren
Angelegenheiten zu entlaſten und nur noch
mit wirklich grundlegenden Fragen zu be-
faſſen, die anderen in die Ausſchüſſe zu
verweiſen und hierdurch ſowie durch eine
Kontingentierung der Beratungen, insbeſon-
dere über den Etat, eine Beſchränkung der
Einbringung von Interpellationen und klei-
nen Anfragen und endlich eine zweckmäßi-
gere Gruppierung der Zuſammenkünfte die
regelmäßige Tätigkeit auf eine kürzere,
möglichſt vorher feſtgelegte Zeit im Jahre
zu begrenzen.
Wie hier der erſte tatkräftige Schritt
nicht vom Reich, ſondern von den Ländern
ausgegangen iſt, ſo iſt es auch bei einer an-
deren Frage der Parlamentsgeſtaltung der
Fall geweſen. Die Verfaſſungen von Olden-
burg, Anhalt und Lippe haben nämlich die
Inkompatibilität der Stellung
des Miniſters und des Abgeord-
neten ausgeſprochen. Miniſter, die ein
Landtagsmandat erlangen oder inne haben,
ſcheiden für die Dauer ihrer Miniſteramts-
führung aus dem Landtag dergeſtalt aus,
daß für dieſe Zeit die auf der Liſte verzeich-
neten nachfolgenden Anwärter an ihre
Stelle treten. Das iſt ein durchaus gefunder
Gedanke, der ſich in der Praxis ſehr be-
währt hat. Er liegt ſowohl im Intereſſe des
Anſehens der Miniſter wie der Arbeits-
leiſtung des Parlaments wie endlich der
Vertretung der Wahlkreiſe und ſollte auch
für den Reichstag und die übrigen Länder
ernſtlich in Erwägung gezogen werden.
Alle dieſe Betrachtungen führen freilich
ganz von ſebſt einen Schritt weiter, nämlich
zu der Erwägung, ob nicht das Wahl-
recht als ſolches dringend einer Aenderung
bedarf. Auch wenn man an der verfaſſungs-
mäßig feſtgelegten Verhältniswahl trotz der
Mängel, die auch ihr unzweifelhaft anhaf-
ten, nicht rütteln will, ſo wird man doch
ſehr zu überlegen haben, ob man nicht bei
ihrer Durchführung zu den Einzelwahl-
kreiſen zurückkehren ſollte. Möglich iſt
es, und wünſchenswert erſcheint es allen
denjenigen, die auf eine engere Fühlung-
nahme zwiſchen dem Abgeordneten und
ſeinen Wählern einen entſcheidenden Wert
legen. Die Liſtenwahl hat ſich auch für die
Zuſammenſetzung des Parlaments nichts
weniger als förderlich erwieſen. Ob freilich
dieſer Reichstag kurz vor der natürlichen
oder unnatürlichen Beendigung ſeiner Wir-
kungsdauer noch die Kraft fühlen wird,
einen ſo entſcheidenden Schritt zu tun, er-
ſcheint mindeſtens zweifelhaft.
Befriedigende Reichs-Einnah-
men im erſten Januardrittel.
* Berlin, 11. Jan.
Die Reichsein-
nahmen aus der erſten Januardekade ſind ſo
befriedigend eingegangen, daß die Reichs-
ausgaben für die nächſte Zeit gedeckt ſind. Die
Befürchtung, daß ohne die dritte Steuernotver-
ordnung ein Zuſammenbruch der Reichsfinanzen
eintreten würde, hat ſich alſo glücklicherweiſe
nicht beſtätigt.
Die Verhandlungen über den Finanzaus-
gleich zwiſchen Reich und Ländern
wird ſich noch einige Zeit hinziehen, da der
Komplex der zur Beratung ſtehenden Fragen
ſich immer mehr erweitert hat.
Der Beamten-Abbau.
Reichsverkehrsminiſter Oeſer hat den Dienſt-
ſtellen folgendes Rundſchreiben übermittelt:
„Um Härten zu vermeiden, hat der Reichs-
miniſter der Finanzen ſich damit einverſtanden
erklärt, daß die bei der Reichswehr ge-
leiſtete Dienſtzeit bei Bemeſſung der
Abfindungsſumme für entlaſſene Beamte berück-
ſichtigt werden darf. Die vor dem Krieg im
alten Heere zurückgelegte Dienſtzeit muß jedoch
außer Betracht bleiben. Es wurde mir mitge-
teilt, daß von einzelnen Reichsbankdirektionen
bei Entlaſſung von Eiſenbahnbedienſteten an-
läßlich der Durchführung des Perſonalabbaues
in den Entlaſſungsſchreiben als Grund der
Entlaſſung ungenügende Leiſtung
angeführt werden. Um den Bedienſteten das
Fortkommen nicht zu erſchweren, erſuche ich,
von einer derartigen Begründung
in den Entlaſſungsſchreiben abzuſehen und
ſich mit dem Hinweis auf Artikel 8, § 2 der
Perſonalabbauverordnung zu begnügen.“
Die Gewerkſchaften gegen den Ausnahme-
zuſtand.
Berlin, 10. Januar.
Der Gewerkſchaftsring
deutſcher Arbeiter-, Angeſtellten- und Beamten-
verbände hat geſtern einen einſtimmigen Vor-
ſtandsbeſchluß gefaßt, der die unverzügliche
Aufhebung des militäriſchen und zivilen
Ausnahmezuſtandes verlangt. Dieſer Beſchluß
iſt dem Reichskanzler in Geſtalt einer eingehend
begründeten Eingabe heute überreicht worden.
Dieſe Gruppe der Gewerkſchaften ſteht in der
Arbeitnehmerbewegung in der Mitte und ihre
Stellungnahme erſcheint daher beſonders be-
merkenswert.
Notgeld bedarf der Genehmigung des Reiches.
* Berlin, 11. Januar.
(Eigenber, der „Allg.
Ztg.“) Der Reichsfinanzminiſter hat
heute an die Regierungen der Länder ein Schrei-
ben gerichtet, worin er erklärt, daß jede Bege-
bung von Scheinen, die als Zahlungsmittel die-
nen könnten, ſeiner Genehmigung als
Notgeld bedürfe. Wenn die Länder auch in
der Begebung von Anleihen ſelbſtändig ſeien,
ſo könne er die Genehmigung nicht erteilen,
wenn mit der Ausgabe Inflationsgefahr
verbunden ſei. Die Ausgabe von Schatzanweiſun-
gen in kleinen Stücken, die auf Rentenmark
lauten, könne genehmigt werden.
Wiederwahl Caſparis zum Stadtverordneten-
Vorſteher von Berlin
Berlin, 11. Januar.
Von der Stadtverord-
netenverſammlung wurde der bisherige Vorſteher
Caſpari (D. Vp.), in der Stichwahl gegen den
ſozialdemokratiſchen Kandidaten mit 100 von
184 gültigen Stimmen wiedergewählt. Der ſo-
zialdemokratiſche Kandidat, für den auch die
Kommuniſten ſtimmten, erhielt 94 Stimmen, 17
Zettel waren unbeſchrieben.
Friede im Buchdruck- und Zeitungsgewerbe
Berlin, 11. Januar.
Die Tarifſtreitigkeiten
im deutſchen Buchdrucker- und Zeitungsgewerbe
ſind heute durch eine Vereinbarung beige-
legt worden. Die wochentarifliche Arbeitszeit be-
trägt 48 Stunden, die auf Anordnung des Ar-
beitgebers bis 53 Stunden, bei Maſchinenſetzern
bis 51 Stunden verlängert werden kann. Für die
Zeit vom 1. Januar bis 1. Februar bleibt es
bei der bisher gültigen Lohnregelung. Die Vor-
ſtände der Arbeitgeber-Organiſation haben ſich
bereit erklärt, ihre Mitglieder anzuweiſen, die
zum Zwecke der Ausſperrung ausgeſprochenen
Kündigungen ſofort zurückzunehmen.
Die Bluttat in Speyer.
Speyer, 11. Januar.
Geſtern iſt noch eine
der von den Schüſſen im „Wittelsbacher Hof“
getroffenen Perſonen ihren Verletzungen erle-
gen, ſodaß ſich die Zahl der Toten auf
ſech&ſr; erhöht.
Als Sanktion für die Bluttat auf Heinz-
Orbis hat die ſogenannte autonome Regierung
die Nachtverkehrsſperre von 6 Uhr
abends bis 7 Uhr morgens über die Stadt ver-
hängt.
Speyer, 11. Januar.
Die Vertreter der
pfälziſchen Städte und der pfälziſchen Wirt-
ſchaftsverbände ſprachen geſtern bei Ge-
neral de Metz ihr Bedauern über die Bluttat
aus, erhoben aber gleichzeitig Proteſt gegen
die ſogenannte autonome Regie-
rung und teilten dem General mit, daß ſie heute
in Koblenz bei der Rheinlandskommiſſion ihren
Einſpruch wiederholen würden.
Weitere Einzelheiten vom Tatort: An der
Längswand des Saales befanden ſich eine Reihe
von Kugelſpuren. Eine weitere Kugelſpur iſt am
Boden ſichtbar. Daraus läßt ſich feſtſtellen, daß
etwa 15 Schüſſe im Saale abgegeben wurden.
Als die Täter verſchwunden waren und die Ver-
wirrung ſich gelegt hatte, erſchien ein Herr aus
der Umgebung von Heinz-Orbis, Schmitz-
Epper und nahm ſofort die Unterſuchung
auf. Die Unterſuchung ergab zunächſt noch keine
Anhaltspunkte. Man fand lediglich Revolver
neueſten Syſtems vor, die von den flüchtigen
Tätern weggeworfen worden waren. Die Täter
ſelbſt entkamen offenbar zu Fuß. Die Leiche von
Heinz Orbis blieb noch längere Zeit im Saale.
Später wurde ſie im Regierungsgebäude auf-
gebahrt. Ueber die Beerdigung ſelbſt iſt noch
nichts bekannt.
Speyer, 11. Jan.
Die katholiſchen Dekane als
die berufenen Vertreter der katholi-
ſchen Geſamtgeiſtlichkeit der Pfalz
erlaſſen unter dem 6. Januar zur Frage der
Bildung einer ſogenannten autonomen Pfalz
im Einverſtändnis mit dem Biſchof der Diözeſe
Speyer eine Kundgebung, die den Regie-
rungen ſämtlichon Staaten dem Vertreter des
Heiligen Stuhles und dem Delegierten der
Rheinlandskommiſſion zugeſtellt wurde und in
der ihre grundſätzliche Stellung zur
Bildung einer autonomen Pfalz wie
folgt dargelegt wird:
1. Daß eine gegen den Willen der pfälziſchen
Bevölkerung des Reiches und Bayerns voll-
zogene Trennung der Pfalz von Reich und
Bayern nicht der Völkerverſöhnung dient,
ſondern ſtändig die Gefahr nationaler
Kämpfe und kriegeriſcher Verwicklungen
heraufbeſchwört.
2. Daß die ſogenannte Regierung der auto-
nomen Pfalz durch Mittel, die das chriſt-
liche Sittengeſetz verbietet, ihre Macht
zu erlangen verſucht und ihre Stellung nur
dadurch behaupten kann, weil das waffen-
loſe deutſche Volk nicht in der Lage
iſt, gegenüber den bewaffneten Truppen der
Separatiſten ſeiner Ueberzeugung Geltung zu
verſchaffen.
3. Betonen ſie, daß das Gebot Gottes, das
Gehorſam gegenüber der rechtmäßigen Obrig-
keit vorſchreibt, die Pflicht der Dankbar-
keit gegenüber dem Staate Bayern,
der ſeit mehr als einem Jahrhundert ein wohl-
wollender Schützer und Förderer des kirchlichen
und religiöſen Lebens in der Pfalz geweſen iſt
und die Treue zum Reich die Katholiken
zwinge, die ſogenannte autonome Pfalz als für
ſie nicht exiſtierend zu betrachten und dieſen
ihren Standpunkt auch gegenüber dem Volke zu
vertreten. Sie ſehe aus der gegenwärtigen un-
haltbaren Lage keinen Ausweg, als den, es der
rechtmäßigen Regierung zu ermöglichen, ihre
Tätigkeit baldigſt in vollem Umfang wieder
aufzunehmen.
Eine entſprechende Kundgebung haben auch
die proteſtantiſchen Geiſtlichen beſchloſſen.
Freilaſſung der Geiſeln in Zweibrücken.
* Zweibrücken, 11. Jan.
Die von den Sepa-
ratiſten verhafteten Geiſeln wurden heute
ſämtlich wieder freigelaſſen. Der Sohn
des Oberlandesgerichtspräſidenten Aſſeſſor Bi-
label wurde wegen Beleidigung der Sepa-
ratiſten zur Geldſtrafe von 200 Goldmark ver-
urteilt. Die Freigelaſſenen mußten ſich ſchrift-
lich verpflichten, innerhalb 14 Tagen das Weich-
bild der Stadt nicht zu verlaſſen.
Ein Kontrollverſuch in München.
* München, 11. Jan.
Zu der am Donnerstag
durch Mitglieder der Interalliierten Militär-
kommiſſion in München vorgenommenen Kon-
trolle wird noch mitgeteilt, daß die Eindring-
linge außer beim Stabe der 7. Diviſion auch
beim Stabe des 1. Bataillons des Infanterie-
Regiments 19 erſchienen.
Zum Schutze der Kommiſſion waren Beamte
der Schutzmannſchaft abgeſtellt.
Vermiſchtes.
Bogtareuth, 11. Januar.
Der 14jährige Sohn
des Landwirts Härtl in Matzersreuth
ſpielte mit einer geladenen Flobertpiſtole
und hantierte daber ſo unglücklich, daß ein Schuß
losging, der ihm in den Unterleib drang und
ſeinen Tod herbeiführte.
Bamberg, 11. Januar.
Am Montag kam vor
der Strafkammer des Landgerichts die Angele-
genheit des engliſchen Ehepaares Goldhill zur
Verhandlung, das vom hieſigen Schöffengericht
wegen Beleidigung des Landtagsabgeord-
neten Franz Aenderl zu je einem Tage
Gefängnis und Tragung der Koſten verurteilt
worden war. Abg. Aenderl hatte in einem
D-Zug dem Ehepaar Vorſtellungen gemacht, weil
der Mann den Fuß auf die Polſterung ſetzte,
worauf er mit „german dog“ (deutſcher Hund)
beſchimpft wurde. Der Ehemann wurde freige-
ſprochen, während die Frau wegen Beleidigung
zu 250 Goldmark bzw. einer Woche Ge-
fängni&ſr; in Abweſenheit verurteilt wurde. Der
Haftbefehl gegen die Frau bleibt aufrecht-
erhalten.
Hoppingen, 11. Januar.
Im hieſigen Pfarr-
baus erſchien bei Nacht ein Mann, der nur
mit Hemd und Strümpfen bekleidet
war. Er gab vor, von zwei Strolchen auf der
Landſtraße ſeiner ganzen Kleider und Barſchaft
beraubt worden zu ſein und den Weg von
Dillingen bis hierher im Hemd zurückgelegt zu
haben. Dem Burſchen wurden Kleider gegeben.
Seither iſt er nicht mehr erſchienen. Man glaubt,
daß er identiſch iſt mit einem vorige Woche aus
dem Krankenhaus Dillingen entwichenen 23jähr.
Manne namens Karl Schmid.
Beutelsbuch (Wttbg.), 11. Januar.
Der Mili-
rärbefehlshaber hat über den Landwirt Gottlieb
Layer jun. die Schutzhaft verhängt, weil
er ſeit Jahren keine Milch in die Sammel-
ſtelle abliefert. Nachdem ſich der Betroffene un-
terſchriftlich zu einer täglichen Milchlieferung
verpflichtete, wurde der Vollzug der Haft vor-
läufig unterlaſſen.
London.
Schwere Schneeſtürme in
England. Ganz England iſt in den letzten
24 Stunden von ſchweren Schneeſtürmen
heimgeſucht worden. Auch im Kanal herrſchte hef-
tiges Sturmwetter. Viele Schiffe werden in See-
not gemeldet. Der Luftverkehrsdienſt liegt voll-
ſtändig ſtill.
Manila.
Maſſenmorde auf den Phi-
lippinen. Nach einem offiziellen Bericht haben
religiöſe Fanatiker 13 Mitglieder der philippini-
ſchen Schutzmannſchaft, darunter zwei Offiziere
in der Nähe von Mindanao ermordet.
Abende der „Allgemeinen Zeitung“
Getreu ihrem Ziel, das kulturelle Leben
Münchens nach Möglichkeit zu fördern und
den wertvollſten Schichten des Volkes zu
dienen, veranſtaltet die „Allgemeine
Zeitung“ Konzerte und Vor-
tragsabende in zwangloſer Folge.
Dieſe Abende ſollen vor allem dem künſt-
leriſch intereſſierten Mittelſtand zugänglich
ſein. Für viele bedeutet heute der Kauf
einer Eintrittskarte eine nahezu uner-
ſchwingliche Ausgabe. Der Eintrittspreis
unſerer „Abende für den Mittelſtand“:
ſechzig Pfennige für den Sitzplatz,
dreißig Pfennige für den Stehplatz
ermöglicht auch Minderbemittelten den Be-
ſuch.
In den Konzerten werden nur Kompo-
ſitionen aufgeführt, die in den üblichen
Konzertprogrammen nicht erſcheinen. Von
früheſten bis zu jüngſten Schöpfungen alſo
nur ſolche, die man ſonſt nicht zu hören
bekommt.
Die „Abende für den Mittelſtand“ wurden
ermöglicht dank dem hochherzigen Ent-
gegenkommen einer Reihe unſerer hervor-
ragendſten Künſtler. So werden bei dieſen
Veranſtaltungen im Programm und
in der Ausführung nur Leiſtun-
gen erſten Range&ſr; geboten werden.
Neben jenen, denen ſie eigentlich zuge-
dacht ſind, werden ſie auch Freunden nicht
alltäglicher Programme und erſtklaſſiger
Darbietungen willkommen ſein.
50 Abonnenten der „Allgemeinen
Zeitung“ werden für jeden „Abend“ Ein-
trittskarten unentgeltlich zugeſtellt.
Eine Plakatierung in größerem
Maßſtabe erfolgt nur bei dem erſten
Abend. Die weiteren Veranſtaltungen
werden durch kleine Plakate (in Theater-
zettelgröße) und in der „Allgemeinen
Zeitung“ bekanntgegeben (Inſerat
immer auf letzter Seite!).
Der erſte Abend (Konzert) findet
Dienstag 15. Januar, abends
8 Uhr im „Muſeum“ ſtatt.
Programm ſiehe Inſerat auf Seite 8.
Kartenverkauf (ab heute) bei Alfred
Schmid Nachf., Reſidenzſtraße 7, bei Otto
Halbreiter, Promenadeplatz 16, und an der
Abendkaſſe.
Marie von Olfers †
Am Dienstag, dem 8. Januar, fand die älteſte deut-
ſche Dichterin Marie von Olfer&ſr; in ihrem
97. Lebensjahre einen tragiſchen Tod. Am Kamin-
feuer fingen die Kleider der Greiſin Feuer und ſie
verbrannte in ihrer Wohnung am Schöneberger Ufer
in Berlin.
Mit Marie von Olfers iſt wieder ein Stück jenes
alten, den Fremden ſo ganz unbekannten Berlins
dahingegangen. Die Atmoſphäre, die um ſie und ihr
Haus webte, war der Geiſt des alten Fontaneſchen
Berlin. Jahrzehntelang war ihr kleiner altmodiſcher
Salon ein Zentrum des Geiſtes und altvornehmer Ge-
ſelligkeit. Hermann Grimm, Wildenbruch und andere
Dichter laſen hier zuerſt ihre Werke vor und wohl-
gepflegte, alte Damen tranken Tee und machten Hand-
arbeiten beim Scheine der mildleuchtenden Lampen.
Ihr Vater war der oberſte Leiter der Berliner
Kunſtſammlungen und ſammelte um ſich in der erſten
Hälfte des vorigen Jahrhunderts das künſtleriſche und
geiſtige Berlin. In dieſer Umgebung wuchs Marie
v. Olfers mit ihren beiden Schweſtern auf und
pflegte dieſe Traditionen ihrer Familie bis in ihre
letzten Tage.
Sie war ſowohl Schriftſtellerin als auch Malerin.
Ihre kleinen Erzählungen waren erfüllt von Lebens-
bejahung und einer leiſen Ironie, die die Erfahrun-
gen ihres reichen Lebens ihr gebracht hatte. Noch
lange fortleben werden ihre Kinderbücher, die ſie ſelbſt
mit Illuſtrationen verſah.
Eine Neuigkeit, die vielleicht nicht wahr iſt.
Die „Tribüne de Genéve“ erzählt: Prinz Mahud
Ali, der Bruder des Königs von Afghaniſtan, befindet
ſich jetzt in Berlin. Ja, was macht er den ganzen
Tag? Er befindet ſich in ſeinem Hotelzimmer. Iſt er
krank? Nicht im geringſten. Es geht ihm ausgezeichnet.
Er verbringt die Stunden damit, daß er Bücher lieſt
und einige Beſucher empfängt, die in die Intimität
jenes Schlafzimmers, das nicht gerade königlich iſt, zu-
gelaſſen ſind. Die Möglichkeit, daß er aufſteht, gibt
es nicht. Ja warum denn nicht? Iſt es ihm ver-
boten? Iſt das bei ihm eine unglaubliche Faulheit?
Nein, all das ſtimmt nicht. Seine Königliche Hoheit
Mahud Ali hat durch Diebſtahl ſeine ganze Garderobe
eingebüßt. Schon bei der erſten Nacht ſeiner Ankunft
in Berlin haben die Diebe mit unglaublicher Frechheit
es fertig gebracht, ihm ſeine geſamte Garderobe zu
ſtehlen. Man denke, der Prinz hat ſie geſehen, er hat
verſucht, einzuſchreiten, er konnte den Diebſtahl nicht
verhindern. Seine reichen Anzüge mit den Goldſticke-
reien, alles iſt verſchwunden. Mahud All blieb nur
mit ſeinem Hemde. Er hat nicht einen Augenblick
gezögert über das, was er tun ſollte. Soll er ſich
eurapäiſch kleiden? Niemals. Was dann? Er wartet
mit Geduld, ja mit Reſignation darauf, daß ſein Kurier
aus Kaboul zurückkehrt, der ihm eine ganze Garderobe
bringen wird. Das bedeutet ebenſoviel als einen Monat
im Bette bleiben. Aber die Dignität des perfekten
Orientalen bleibt.
Berlins neue Oper.
Die alte Kroll-Bühne — der Berliner ſagte „bei
Kroll“ —, die einſt Zentrum des Berliner Lebens
war, iſt umgebaut worden. Oskar Kaufmann, der
Erbauer der Berliner „Volksbühne“, hat ſie zur „Oper
am Königsplatz“ umgeſtaltet. Mit viel Geſchmack
und Geſchick, ſehr einfach, mit Beigabe etwas ſpieleri-
ſcher Ornamentik. So hätte nun Berlin vier Opern-
häuſer. Doch das alte Opernhaus bleibt nach wie vor
das einzige, das allen Forderungen gerecht wird. Bei
den beiden bisherigen Nebenopern fehlt ausreichende
Bühne dem Theater des Weſtens, eigentlicher Opern-
raum dem Deutſchen Opernhaus.
Die neue „Oper am Königsplatz“, ſie geht als „die
Kroll-Oper“, bietet den Aufführungen gewiſſe Gren-
zen, die in dem gegebenen Grundriß wohl ihre Haupt-
urſache haben: für große Opern langt anſcheinend der
Orcheſterraum nicht. Und auch die Akuſtik ſcheint
— ſoweit ſich bei einem Neubau überhaupt über
Akuſtik etwas ſagen läßt — mangelhaft: Geſang,
Orcheſter bleibt überdeutlich für ſich allein, verſchmilzt
nicht zum Geſamtklang. So daß das Arbeiten in
der Kroll-Oper alſo eine recht diffizile Sache werden
dürfte.
Eine Meiſterſinger-Aufführung unter Kleiber er-
öffnete den Spielplan dieſer neuen Filiale der Staats-
oper. Sie iſt ein Nebeninſtitut, von der Staatsoper
künſtleriſch verſorgt, als Volksbühne gedacht;
der Umbau iſt aus Mitteln des Vereins „Volksbühne“
beſtritten worden.
Ein unbekanntes Raffael gefunden.
Der römiſche Koreſpondent des „B. T.“ meldet:
In der Villa Marcheſe Ferragiano unweit Savona
wurde bei Bauarbeiten ein 2 Meter breites,
1 Meter hohes Gemälde von Raffael und Giulio
Romano entdeckt. Das Gemälde, das über hundert
Figuren darſtellt, zählt zu den großartigſten
Schöpfungen des Meiſters. Auf der rechten Seite
des Bildes befindet ſich auch ein Selbſtporträt
Raffaels und darunter deutlich ſichtbar ſein Mono-
gramm. Das Bild wurde auf Beſtellung des
Papſtes Julius II. angefertigt, um deſſen Palaſt
in Savona zu ſchmücken.
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2022-12-19T12:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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