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Allgemeine Zeitung, Nr. 10, 12. Januar 1929.

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WIRTSCHAFT & BÖRSE
[Spaltenumbruch]
Die Börsen-Woche
[Spaltenumbruch]

Auch die zweite Woche des neuen Jah-
res brachte nicht viel Schönes. "Hoff-
nungen auf Diskontermäßi-
gung
" hieß die Parole, unter der man
in dieselbe hineinsegelte. "Schwach auf
Diskontermäßigung" taufte der grimme
Börsenwitz die Tendenz der Wochenschluß-
börse. In der Tat scheint es, als ob gegen-
wärtig die Welt mit Brettern vernagelt sei
und als ob tatsächlich eine Art "Börsen-
dämmerung" hereinbrechen würde. Nichts,
aber rein gar nichts vermag die grauen-
hafte Lethargie, welche lähmend in den
Sälen der Burgstraße umgeht, zu bannen.

Parker Gilberts Bericht hat gewirkt wie
das Menetekel der Ueberlieferung. Alle
Versuche, die Tendenz seiner Ausführungen
umzudeuten, müssen angesichts der unver-
hüllten Parteilichkeit seiner Stellungnahme
ohne Erfolg bleiben, und wir werden zu
den kommenden Reparationsverhandlungen
am besten unter dem Motto Dantes:
Latciate ogni speranza gehen. Denn man
wird uns aufbürden -- ohne Rücksicht und
ohne Gnade -- was nur noch einigermaßen
erträglich erscheint. Die Börse weiß das und
Gefühl und hierin ist auch der eigentliche
Sinn und hierin ist auch der eigentliche
Grund der Lähmung jeglicher Unterneh-
mungslust zu suchen.

Das sichtbare Zeichen der Umkehr ist die
völlige Vernachlässigung des bisherigen
Favoritgebietes der internationalen und
deutschen Spekulation, des
Elektromarktes.
wo der Zeiger unerbittlich nach unten weist.
Der wortreiche, reichlich mit Zahlen ge-
spickte Jahresbericht des Siemens-
Konzernes
muß als Fazit aller An-
strengungen und aller Rationalisierungen
zugestehen, daß es unter Aufbietung aller
Kräfte nur gelang, das Resultat des Vor-
jahres zu erreichen. A. E. G. hat allzukühne
Hoffnungen bereits im vorhinein gedämpft,
und so ist es denn nicht verwunderlich, daß
eine mutlose Stimmung auf dem einstigen
Lieblingsgebiete der Börse Platz greifen
muß.

Eine weitere Säule des Kursgebäudes
droht einzustürzen. Bei den
Kunstseidewerlen
stellen sich Rückgänge bedrohlichen Aus-
maßes ein und es scheint, als ob sich dieser
[Spaltenumbruch] Anstoß noch weiter ausbreiten würde.
Welche Versionen man für das Weichen der
dereinstigen Größen Glanzstoff und
Bemberg anführen will, ist ziemlich be-
langlos. An der Börse rechnet man nur mit
einem Faktum, und das Faktum des Kurs-
einbruches bleibt leider bestehen.

Zu allem Ueberfluß vernehmen wir auch
noch von
innerpolitischen Schwierigkeiten,
hervorgerufen durch ein wahrhaft giganti-
sches
Defizit
im Staatshaushalt. Ueber eine halbe
Milliarde
fehlen im Staatsfäckel und
nur durch gewaltsame Abstriche am Etat
war es überhaupt zu erreichen, daß das
Loch nicht noch viel unheimlicher wurde.
Um die Art, wie man das Uebel kurieren
kann, werden bald heiße Kämpfe entbren-
nen und Minister Hilferding ist wahrlich
gegenwärtig nicht zu beneiden.

Es fehlt nicht an Stimmen, die eine wei-
tere Senkung des Kursniveaus als den
einzig möglichen Ausweg aus der verfah-
renen Situation begrüßen würden und in
der Tat besteht bei den führenden Kreisen
eine Art freiwilliger Abstinenz, die man,
wenn man ganz schwarz sehen will, als die
Ruhe vor dem Sturm bezeichnen

kann. Jedenfalls tut man gut. weiter Ge-
wehr bei Fuß zu stehen und der Dinge zu
harren, die da kommen werden.



Diskontermäßigung
der Banerischen Rotenbank

Die Baner. Notenbank hat von heute ab
den Diskontosatz für Wechselankauf auf 61/2 Pro-
zent, den Zinssatz für Lombarddarlehen auf 71/2
Prozent festgesetzt.



Gegen Biersteuererhöhung

In den Generalversammlungen des Ost-
werke-Schultheiß-Patzenhoferkon-
zerns
sprach sich die Verwaltung scharf gegen
eine geplante Erhöhung der Biersteuer aus. Es
beständen gegen eine solche Maßnahme die größ-
ten Bedenken, wobei zu berücksichtigen sei, daß
die Brauereien von ihrem Friedensausstoß noch
erheblich entfernt seien und auch die Vorkriegs-
dividende noch nicht erreicht hätten. Schon jetzt
mache die gesamte Steuerlast bei den deutschen
Brauereien durchschnittlich mehr als 1/2 des Bier-
verkaufspreises aus. Bei Schultheiß-Patzenhofer
betrage der Anteil des Staates an der Gesell-
[Spaltenumbruch] schaft mehr als viermal so viel als der der Aktio-
näre.

Ueber die Bankschulden bei den Ostwerken
befragt, erwiderte die Verwaltung, daß diese nur
mit etwa 7 Prozent verzinslich seien und zu
höheren Zinssätzen ausgeliehen werden konnten.
Die Dividende wurde auf 12 Prozent für die
Stamm- und 6 Prozent für die Vorzugsaktien
festgesetzt. Neu in den Aufsichtsrat gewählt wurde
das bisherige Vorstandsmitglied Händler. Bei der
Schultheiß-Patzenhofer Brauerei
A.-G.
wurde die Dividende auf 15 Prozent fest-
gesetzt. Das Geschäft im neuen Jahr zeigt eine
erneute Steigerung des Absatzes. In den Auf-
sichtsrat zugewählt wurde Geheimer Hofrat Dr.
Schulmann und Gen.-Dir. Komm.-Rat Dr.
Schülein, beide von der Aktienbrauerei zum
Löwenbräu in München, mit der die Gesellschaft
in enger Beziehung steht.



Vorjahrsdividende und Kapital-
erhöhung der J. P. Bemberg A.-G.
Barmen

In der Aufsichtsratssitzung am 11. Januar
wurde beschlossen, der für 11. Februar einzube-
rufenden G.-V. die Verteilung einer Divi-
dende von wieder 14 Prozent
vorzu-
schlagen. Der G.-V. soll ferner für den weiteren
Ausbau der Unternehmungen im In- und Aus-
lande und zur Verstärkung der Betriebsmittel die
Erhöhung des Aktienkapitals von
28 um 12 auf 40 Mill.
M. vorgeschlagen
werden. Die neuen, mit halber Gewinnanteil-
berechtigung für 1928/29 ausgestatteten Aktien
sollen an ein Bankenkonsortium unter Führung
der Deutschen Bank [verlorenes Material - fehlt] ge-
geben werden, sie den [verlorenes Material - 1 Wort fehlt] der alten Aktien
derart zum Bezuge anzubieten, daß auf 7 alte
Aktien 3 neue Aktien zum Kurse von 160 Pro-
zent bezogen werden können.

Damit bestätigt sich die neuliche Ankündigung
unseres "Börsenkiebitz".



MÜNCHENER BÖRSE
Die heutige Börse

Tendenz: Geschäftstos

Ebenso wie an der
Berliner Börse übte die Diskontsenkung hier
wenig Einfluß aus. Abgesehen von einigen
Sonderbewegungen ist das Geschäft gleich Null
was am besten daraus ersichtlich ist, daß beinahe
sämtliche Terminnotierungen gestrichen blieben.
Lediglich im Freiverkehr wurden einige Abschlüsse
in Großwerten getätigt. Bayerische Motorenwerke
wurden amtlich mit 2331/2 notiert.

In der Gruppe der variablen Papiere
ist größeres Geschäft in Maxhütteaktien, wo Ka-
pitalerhöhungsgerüchte stimulieren. Ebenso gehen
Gerüchte über eine Interessennahme der Shell-
Petroleumgruppe, an der zur Maxhüttegruppe
gehörigen Mont-Cenis-Gesellschaft um, ohne daß
jedoch hierüber irgend etwas Authentisches zu
erfahren wäre Maxhütteaktien wurden in grö-
ßeren Posten mit 194--195 umgesetzt. Sonst war
einiges Geschäft in Löwenbräu-Aktien bei 3253/4
und in Amperwerken mit 1141/4.



[Tabelle]
[Spaltenumbruch]

Auf dem Kassamarkt bildete auch heute
wieder die sprunghafte Kurserhöhung der Münch-
ner Rückversicherungsaktien die Sensation des
Tages. Bei konzentrierten Aufkäufen einer grö-
ßeren Bankfirma schnellte der Kurs des Papiers
wiederum um 11 M in die Höhe auf 642, zu
welchem Kurse das vorhandene Material einge-
teilt werden mußte.

Bei den Festverzinslichen und bei den Kassa-
werten liegt wenig Grund zur Besprechung vor.

BERLINER BÖRSE
Amtlicher Verkehr

Tendenz:
Trotz Diskont-Ermäßigung lustios

Die längst erwar-
tete Herabsetzung des Reichsbankdiskontes wurde
heute zur Tatsache. Hatte man sich von diesem Er-
eignis eine Besserung der trostlosen Börsenver-
hältnisse erhofft, so sah man sich in dieser Vor-
aussetzung schmählich enttäuscht. Die Kurse konn-
ten sich in keiner Weise befestigen, vielmehr war
stellenweise ein weiteres Abgleiten derselben fest-
zustellen. Abgesehen davon, daß man vielfach die
geringfügige Reduktion des Satzes nur als eine
bedeutungslose Geste bezeichnet, die auf die
desolaten Wirtschaftsverhältnisse ohne Einfluß
bleiben wird, zeigte man sich vielfach durch die
neuen, geplanten Steuererhöhungen, welche zur
Deckung des ungleichen Defizites im Reichshaus-
halt nötig werden, stark verstimmt. Zudem sehlte
es an Auslandskäufen so gut wie gänzlich, und
die geringen, vorliegenden heimischen Austräge
können die Tendenz natürlich nicht grundlegend
umgestalten. Der Abschluß der Kruppwerke
bietet gleichfalls wenig Interessantes, wenngleich
man die Dividendenlosigkeit des Werkes natürlich
nicht als Norm annehmen darf.

Die Geldverhältnisse sind dauernd leicht
und Tagesgeld ist mehr angeboten als verlangt.

Auf dem Bankenmarkte sind wenig Ver-
änderungen eingetreten. Lediglich Berliner Han-
delsanteile liegen um 2 Prozent schwächer bei
2451/2, dagegen sind Darmstädter bei 291 gut ge-
halten. Reichsbank in kleine Posten umgesetzt mit
328. Bayerische Hypothekenbank befestigt auf 175.

Nach langer Zeit wieder einmal befestigt sind
heute die Schiffahrtspapiere, wo die
neuen Ausbaupläne der Hapag günstig einwirken.
Hapag selbst eröffneten mit 1401/2 (plus 3) und
Nordllond sind ebenfalls um 2 Prozent höher
bei 1341/2.

Ohne Kursveränderungen sind Montan-
aktien.
Es wurden Harpener 137, Mannes-
mann 130, Phönix 933/4, Rheinische Braunkohlen
2883/4. Rheinstahl 1371/2 und Stahlverein 96.

Dessauer Gas reger gefragt mit 230
(plus 2), ebenso Deutsche Erdöl bei 1391/2. Einiges
Geschäft auch in Deutsche Linoleum mit 3491/2.

Von Warenhauspapieren liegen Kar-
stadt höher bei Postenkäufen interessierter Stellen.
Das Papier eröffnete mit 235 (plus 3). Tietz ruhig
mit 291.

Etwas gedrückter liegen Bier-Sprit-
werte
auf die Gerüchte einer kommeaden Bier-
stepererhöhung Ostwerke 2831/2, Schultheiß 3271/2.

Polyphon 458 (minus 1).

Etwas fester liegen Kaliaktien bei ruhigem
Geschäft. Es eröffneten Aschersleben mit 291 und
Salzdetfurth mit 5291/2

Otani getragt mit 701/4.

Farbenaktien im Angebot bei 2633/4.

Gänzlich vernachlässigt liegen wieder Auto-
mobilwerte.
Daimler 66 (minus 1), N.A.G.
52Sha . Adler 633/4.

Elektrooktien stark im Hintergrund bei
einigem Angebot Es wurden:

A E G. 1841/4
Beramann 235
Gesfürel 263
Schuckert 255
Siemens 419.

Im Verlaufe hielt die Geschäftslosigkeit an bei
leichteren Schwankungen nach beiden Seiten.



Nachbörse

Tendenz: Schwach

An der Nachbörse hörte man noch folgende
Kurse:

[Tabelle]


[unleserliches Material - Zeichen fehlt] DER BÖRSENKIEBITZ

Es wird wieder fest gefixt. -- Dabei
scheint das Vorgehen der Spekulation dieses Mal
gar nicht so abwegig zu sein. Die Werte, gegen
die sich ihre Angriffe richten, wie Glanzstoff,
Bemberg, Polyphon usw.,
stehen hoch,
sehr hoch im Kurs im Verhältnis zu den anderen
Papieren. Die Frage ist nur, ist diese Art von
Aktien überzahlt oder sind ihre Mitschwestern
unterwertet? Nur die Entwicklung der nächsten
Zeit vermag hierauf Antwort zu geben.

Dessauer Gas liegen als fast einziges
Papier momentan sehr fest, ebenso Karstadt,
die umgekehrt in der langen Hausse immer flau
waren.

An der Münchner Börse bilden Münchener
Rückversicherungs-Aktien
eine Sen-
sation für sich. Die Kurosteigerungen setzen sich
bei äußerster Zurückhaltung der Abgeber fort.
Was dabei wirklich zugrunde liegt, erfährt man
nicht. Geht wirklich etwas vor ... die Leitung
eines Unternehmens wie "Rück" hält dicht.

WIRTSCHAFT & BÖRSE
[Spaltenumbruch]
Die Börſen-Woche
[Spaltenumbruch]

Auch die zweite Woche des neuen Jah-
res brachte nicht viel Schönes. „Hoff-
nungen auf Diskontermäßi-
gung
“ hieß die Parole, unter der man
in dieſelbe hineinſegelte. „Schwach auf
Diskontermäßigung“ taufte der grimme
Börſenwitz die Tendenz der Wochenſchluß-
börſe. In der Tat ſcheint es, als ob gegen-
wärtig die Welt mit Brettern vernagelt ſei
und als ob tatſächlich eine Art „Börſen-
dämmerung“ hereinbrechen würde. Nichts,
aber rein gar nichts vermag die grauen-
hafte Lethargie, welche lähmend in den
Sälen der Burgſtraße umgeht, zu bannen.

Parker Gilberts Bericht hat gewirkt wie
das Menetekel der Ueberlieferung. Alle
Verſuche, die Tendenz ſeiner Ausführungen
umzudeuten, müſſen angeſichts der unver-
hüllten Parteilichkeit ſeiner Stellungnahme
ohne Erfolg bleiben, und wir werden zu
den kommenden Reparationsverhandlungen
am beſten unter dem Motto Dantes:
Latciate ogni speranza gehen. Denn man
wird uns aufbürden — ohne Rückſicht und
ohne Gnade — was nur noch einigermaßen
erträglich erſcheint. Die Börſe weiß das und
Gefühl und hierin iſt auch der eigentliche
Sinn und hierin iſt auch der eigentliche
Grund der Lähmung jeglicher Unterneh-
mungsluſt zu ſuchen.

Das ſichtbare Zeichen der Umkehr iſt die
völlige Vernachläſſigung des bisherigen
Favoritgebietes der internationalen und
deutſchen Spekulation, des
Elektromarktes.
wo der Zeiger unerbittlich nach unten weiſt.
Der wortreiche, reichlich mit Zahlen ge-
ſpickte Jahresbericht des Siemens-
Konzernes
muß als Fazit aller An-
ſtrengungen und aller Rationaliſierungen
zugeſtehen, daß es unter Aufbietung aller
Kräfte nur gelang, das Reſultat des Vor-
jahres zu erreichen. A. E. G. hat allzukühne
Hoffnungen bereits im vorhinein gedämpft,
und ſo iſt es denn nicht verwunderlich, daß
eine mutloſe Stimmung auf dem einſtigen
Lieblingsgebiete der Börſe Platz greifen
muß.

Eine weitere Säule des Kursgebäudes
droht einzuſtürzen. Bei den
Kunſtſeidewerlen
ſtellen ſich Rückgänge bedrohlichen Aus-
maßes ein und es ſcheint, als ob ſich dieſer
[Spaltenumbruch] Anſtoß noch weiter ausbreiten würde.
Welche Verſionen man für das Weichen der
dereinſtigen Größen Glanzſtoff und
Bemberg anführen will, iſt ziemlich be-
langlos. An der Börſe rechnet man nur mit
einem Faktum, und das Faktum des Kurs-
einbruches bleibt leider beſtehen.

Zu allem Ueberfluß vernehmen wir auch
noch von
innerpolitiſchen Schwierigkeiten,
hervorgerufen durch ein wahrhaft giganti-
ſches
Defizit
im Staatshaushalt. Ueber eine halbe
Milliarde
fehlen im Staatsfäckel und
nur durch gewaltſame Abſtriche am Etat
war es überhaupt zu erreichen, daß das
Loch nicht noch viel unheimlicher wurde.
Um die Art, wie man das Uebel kurieren
kann, werden bald heiße Kämpfe entbren-
nen und Miniſter Hilferding iſt wahrlich
gegenwärtig nicht zu beneiden.

Es fehlt nicht an Stimmen, die eine wei-
tere Senkung des Kursniveaus als den
einzig möglichen Ausweg aus der verfah-
renen Situation begrüßen würden und in
der Tat beſteht bei den führenden Kreiſen
eine Art freiwilliger Abſtinenz, die man,
wenn man ganz ſchwarz ſehen will, als die
Ruhe vor dem Sturm bezeichnen

kann. Jedenfalls tut man gut. weiter Ge-
wehr bei Fuß zu ſtehen und der Dinge zu
harren, die da kommen werden.



Diskontermäßigung
der Baneriſchen Rotenbank

Die Baner. Notenbank hat von heute ab
den Diskontoſatz für Wechſelankauf auf 6½ Pro-
zent, den Zinsſatz für Lombarddarlehen auf 7½
Prozent feſtgeſetzt.



Gegen Bierſteuererhöhung

In den Generalverſammlungen des Oſt-
werke-Schultheiß-Patzenhoferkon-
zerns
ſprach ſich die Verwaltung ſcharf gegen
eine geplante Erhöhung der Bierſteuer aus. Es
beſtänden gegen eine ſolche Maßnahme die größ-
ten Bedenken, wobei zu berückſichtigen ſei, daß
die Brauereien von ihrem Friedensausſtoß noch
erheblich entfernt ſeien und auch die Vorkriegs-
dividende noch nicht erreicht hätten. Schon jetzt
mache die geſamte Steuerlaſt bei den deutſchen
Brauereien durchſchnittlich mehr als ½ des Bier-
verkaufspreiſes aus. Bei Schultheiß-Patzenhofer
betrage der Anteil des Staates an der Geſell-
[Spaltenumbruch] ſchaft mehr als viermal ſo viel als der der Aktio-
näre.

Ueber die Bankſchulden bei den Oſtwerken
befragt, erwiderte die Verwaltung, daß dieſe nur
mit etwa 7 Prozent verzinslich ſeien und zu
höheren Zinsſätzen ausgeliehen werden konnten.
Die Dividende wurde auf 12 Prozent für die
Stamm- und 6 Prozent für die Vorzugsaktien
feſtgeſetzt. Neu in den Aufſichtsrat gewählt wurde
das bisherige Vorſtandsmitglied Händler. Bei der
Schultheiß-Patzenhofer Brauerei
A.-G.
wurde die Dividende auf 15 Prozent feſt-
geſetzt. Das Geſchäft im neuen Jahr zeigt eine
erneute Steigerung des Abſatzes. In den Auf-
ſichtsrat zugewählt wurde Geheimer Hofrat Dr.
Schulmann und Gen.-Dir. Komm.-Rat Dr.
Schülein, beide von der Aktienbrauerei zum
Löwenbräu in München, mit der die Geſellſchaft
in enger Beziehung ſteht.



Vorjahrsdividende und Kapital-
erhöhung der J. P. Bemberg A.-G.
Barmen

In der Aufſichtsratsſitzung am 11. Januar
wurde beſchloſſen, der für 11. Februar einzube-
rufenden G.-V. die Verteilung einer Divi-
dende von wieder 14 Prozent
vorzu-
ſchlagen. Der G.-V. ſoll ferner für den weiteren
Ausbau der Unternehmungen im In- und Aus-
lande und zur Verſtärkung der Betriebsmittel die
Erhöhung des Aktienkapitals von
28 um 12 auf 40 Mill.
M. vorgeſchlagen
werden. Die neuen, mit halber Gewinnanteil-
berechtigung für 1928/29 ausgeſtatteten Aktien
ſollen an ein Bankenkonſortium unter Führung
der Deutſchen Bank [verlorenes Material – fehlt] ge-
geben werden, ſie den [verlorenes Material – 1 Wort fehlt] der alten Aktien
derart zum Bezuge anzubieten, daß auf 7 alte
Aktien 3 neue Aktien zum Kurſe von 160 Pro-
zent bezogen werden können.

Damit beſtätigt ſich die neuliche Ankündigung
unſeres „Börſenkiebitz“.



MÜNCHENER BÖRSE
Die heutige Börse

Tendenz: Geschäftstos

Ebenſo wie an der
Berliner Börſe übte die Diskontſenkung hier
wenig Einfluß aus. Abgeſehen von einigen
Sonderbewegungen iſt das Geſchäft gleich Null
was am beſten daraus erſichtlich iſt, daß beinahe
ſämtliche Terminnotierungen geſtrichen blieben.
Lediglich im Freiverkehr wurden einige Abſchlüſſe
in Großwerten getätigt. Bayeriſche Motorenwerke
wurden amtlich mit 233½ notiert.

In der Gruppe der variablen Papiere
iſt größeres Geſchäft in Maxhütteaktien, wo Ka-
pitalerhöhungsgerüchte ſtimulieren. Ebenſo gehen
Gerüchte über eine Intereſſennahme der Shell-
Petroleumgruppe, an der zur Maxhüttegruppe
gehörigen Mont-Cenis-Geſellſchaft um, ohne daß
jedoch hierüber irgend etwas Authentiſches zu
erfahren wäre Maxhütteaktien wurden in grö-
ßeren Poſten mit 194—195 umgeſetzt. Sonſt war
einiges Geſchäft in Löwenbräu-Aktien bei 325¾
und in Amperwerken mit 114¼.



[Tabelle]
[Spaltenumbruch]

Auf dem Kaſſamarkt bildete auch heute
wieder die ſprunghafte Kurserhöhung der Münch-
ner Rückverſicherungsaktien die Senſation des
Tages. Bei konzentrierten Aufkäufen einer grö-
ßeren Bankfirma ſchnellte der Kurs des Papiers
wiederum um 11 M in die Höhe auf 642, zu
welchem Kurſe das vorhandene Material einge-
teilt werden mußte.

Bei den Feſtverzinslichen und bei den Kaſſa-
werten liegt wenig Grund zur Beſprechung vor.

BERLINER BÖRSE
Amtlicher Verkehr

Tendenz:
Trotz Diskont-Ermäßigung lustios

Die längſt erwar-
tete Herabſetzung des Reichsbankdiskontes wurde
heute zur Tatſache. Hatte man ſich von dieſem Er-
eignis eine Beſſerung der troſtloſen Börſenver-
hältniſſe erhofft, ſo ſah man ſich in dieſer Vor-
ausſetzung ſchmählich enttäuſcht. Die Kurſe konn-
ten ſich in keiner Weiſe befeſtigen, vielmehr war
ſtellenweiſe ein weiteres Abgleiten derſelben feſt-
zuſtellen. Abgeſehen davon, daß man vielfach die
geringfügige Reduktion des Satzes nur als eine
bedeutungsloſe Geſte bezeichnet, die auf die
deſolaten Wirtſchaftsverhältniſſe ohne Einfluß
bleiben wird, zeigte man ſich vielfach durch die
neuen, geplanten Steuererhöhungen, welche zur
Deckung des ungleichen Defizites im Reichshaus-
halt nötig werden, ſtark verſtimmt. Zudem ſehlte
es an Auslandskäufen ſo gut wie gänzlich, und
die geringen, vorliegenden heimiſchen Auſträge
können die Tendenz natürlich nicht grundlegend
umgeſtalten. Der Abſchluß der Kruppwerke
bietet gleichfalls wenig Intereſſantes, wenngleich
man die Dividendenloſigkeit des Werkes natürlich
nicht als Norm annehmen darf.

Die Geldverhältniſſe ſind dauernd leicht
und Tagesgeld iſt mehr angeboten als verlangt.

Auf dem Bankenmarkte ſind wenig Ver-
änderungen eingetreten. Lediglich Berliner Han-
delsanteile liegen um 2 Prozent ſchwächer bei
245½, dagegen ſind Darmſtädter bei 291 gut ge-
halten. Reichsbank in kleine Poſten umgeſetzt mit
328. Bayeriſche Hypothekenbank befeſtigt auf 175.

Nach langer Zeit wieder einmal befeſtigt ſind
heute die Schiffahrtspapiere, wo die
neuen Ausbaupläne der Hapag günſtig einwirken.
Hapag ſelbſt eröffneten mit 140½ (plus 3) und
Nordllond ſind ebenfalls um 2 Prozent höher
bei 134½.

Ohne Kursveränderungen ſind Montan-
aktien.
Es wurden Harpener 137, Mannes-
mann 130, Phönix 93¾, Rheiniſche Braunkohlen
288¾. Rheinſtahl 137½ und Stahlverein 96.

Deſſauer Gas reger gefragt mit 230
(plus 2), ebenſo Deutſche Erdöl bei 139½. Einiges
Geſchäft auch in Deutſche Linoleum mit 349½.

Von Warenhauspapieren liegen Kar-
ſtadt höher bei Poſtenkäufen intereſſierter Stellen.
Das Papier eröffnete mit 235 (plus 3). Tietz ruhig
mit 291.

Etwas gedrückter liegen Bier-Sprit-
werte
auf die Gerüchte einer kommeaden Bier-
ſtepererhöhung Oſtwerke 283½, Schultheiß 327½.

Polyphon 458 (minus 1).

Etwas feſter liegen Kaliaktien bei ruhigem
Geſchäft. Es eröffneten Aſchersleben mit 291 und
Salzdetfurth mit 529½

Otani getragt mit 70¼.

Farbenaktien im Angebot bei 263¾.

Gänzlich vernachläſſigt liegen wieder Auto-
mobilwerte.
Daimler 66 (minus 1), N.A.G.
52蔱. Adler 63¾.

Elektrooktien ſtark im Hintergrund bei
einigem Angebot Es wurden:

A E G. 184¼
Beramann 235
Gesfürel 263
Schuckert 255
Siemens 419.

Im Verlaufe hielt die Geſchäftsloſigkeit an bei
leichteren Schwankungen nach beiden Seiten.



Nachbörse

Tendenz: Schwach

An der Nachbörſe hörte man noch folgende
Kurſe:

[Tabelle]


[unleserliches Material – Zeichen fehlt] DER BÖRSENKIEBITZ

Es wird wieder feſt gefixt. — Dabei
ſcheint das Vorgehen der Spekulation dieſes Mal
gar nicht ſo abwegig zu ſein. Die Werte, gegen
die ſich ihre Angriffe richten, wie Glanzſtoff,
Bemberg, Polyphon uſw.,
ſtehen hoch,
ſehr hoch im Kurs im Verhältnis zu den anderen
Papieren. Die Frage iſt nur, iſt dieſe Art von
Aktien überzahlt oder ſind ihre Mitſchweſtern
unterwertet? Nur die Entwicklung der nächſten
Zeit vermag hierauf Antwort zu geben.

Deſſauer Gas liegen als faſt einziges
Papier momentan ſehr feſt, ebenſo Karſtadt,
die umgekehrt in der langen Hauſſe immer flau
waren.

An der Münchner Börſe bilden Münchener
Rückverſicherungs-Aktien
eine Sen-
ſation für ſich. Die Kuroſteigerungen ſetzen ſich
bei äußerſter Zurückhaltung der Abgeber fort.
Was dabei wirklich zugrunde liegt, erfährt man
nicht. Geht wirklich etwas vor ... die Leitung
eines Unternehmens wie „Rück“ hält dicht.

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[0007] WIRTSCHAFT & BÖRSE Die Börſen-Woche Auch die zweite Woche des neuen Jah- res brachte nicht viel Schönes. „Hoff- nungen auf Diskontermäßi- gung“ hieß die Parole, unter der man in dieſelbe hineinſegelte. „Schwach auf Diskontermäßigung“ taufte der grimme Börſenwitz die Tendenz der Wochenſchluß- börſe. In der Tat ſcheint es, als ob gegen- wärtig die Welt mit Brettern vernagelt ſei und als ob tatſächlich eine Art „Börſen- dämmerung“ hereinbrechen würde. Nichts, aber rein gar nichts vermag die grauen- hafte Lethargie, welche lähmend in den Sälen der Burgſtraße umgeht, zu bannen. Parker Gilberts Bericht hat gewirkt wie das Menetekel der Ueberlieferung. Alle Verſuche, die Tendenz ſeiner Ausführungen umzudeuten, müſſen angeſichts der unver- hüllten Parteilichkeit ſeiner Stellungnahme ohne Erfolg bleiben, und wir werden zu den kommenden Reparationsverhandlungen am beſten unter dem Motto Dantes: Latciate ogni speranza gehen. Denn man wird uns aufbürden — ohne Rückſicht und ohne Gnade — was nur noch einigermaßen erträglich erſcheint. Die Börſe weiß das und Gefühl und hierin iſt auch der eigentliche Sinn und hierin iſt auch der eigentliche Grund der Lähmung jeglicher Unterneh- mungsluſt zu ſuchen. Das ſichtbare Zeichen der Umkehr iſt die völlige Vernachläſſigung des bisherigen Favoritgebietes der internationalen und deutſchen Spekulation, des Elektromarktes. wo der Zeiger unerbittlich nach unten weiſt. Der wortreiche, reichlich mit Zahlen ge- ſpickte Jahresbericht des Siemens- Konzernes muß als Fazit aller An- ſtrengungen und aller Rationaliſierungen zugeſtehen, daß es unter Aufbietung aller Kräfte nur gelang, das Reſultat des Vor- jahres zu erreichen. A. E. G. hat allzukühne Hoffnungen bereits im vorhinein gedämpft, und ſo iſt es denn nicht verwunderlich, daß eine mutloſe Stimmung auf dem einſtigen Lieblingsgebiete der Börſe Platz greifen muß. Eine weitere Säule des Kursgebäudes droht einzuſtürzen. Bei den Kunſtſeidewerlen ſtellen ſich Rückgänge bedrohlichen Aus- maßes ein und es ſcheint, als ob ſich dieſer Anſtoß noch weiter ausbreiten würde. Welche Verſionen man für das Weichen der dereinſtigen Größen Glanzſtoff und Bemberg anführen will, iſt ziemlich be- langlos. An der Börſe rechnet man nur mit einem Faktum, und das Faktum des Kurs- einbruches bleibt leider beſtehen. Zu allem Ueberfluß vernehmen wir auch noch von innerpolitiſchen Schwierigkeiten, hervorgerufen durch ein wahrhaft giganti- ſches Defizit im Staatshaushalt. Ueber eine halbe Milliarde fehlen im Staatsfäckel und nur durch gewaltſame Abſtriche am Etat war es überhaupt zu erreichen, daß das Loch nicht noch viel unheimlicher wurde. Um die Art, wie man das Uebel kurieren kann, werden bald heiße Kämpfe entbren- nen und Miniſter Hilferding iſt wahrlich gegenwärtig nicht zu beneiden. Es fehlt nicht an Stimmen, die eine wei- tere Senkung des Kursniveaus als den einzig möglichen Ausweg aus der verfah- renen Situation begrüßen würden und in der Tat beſteht bei den führenden Kreiſen eine Art freiwilliger Abſtinenz, die man, wenn man ganz ſchwarz ſehen will, als die Ruhe vor dem Sturm bezeichnen kann. Jedenfalls tut man gut. weiter Ge- wehr bei Fuß zu ſtehen und der Dinge zu harren, die da kommen werden. J. Badmann. Diskontermäßigung der Baneriſchen Rotenbank Die Baner. Notenbank hat von heute ab den Diskontoſatz für Wechſelankauf auf 6½ Pro- zent, den Zinsſatz für Lombarddarlehen auf 7½ Prozent feſtgeſetzt. Gegen Bierſteuererhöhung In den Generalverſammlungen des Oſt- werke-Schultheiß-Patzenhoferkon- zerns ſprach ſich die Verwaltung ſcharf gegen eine geplante Erhöhung der Bierſteuer aus. Es beſtänden gegen eine ſolche Maßnahme die größ- ten Bedenken, wobei zu berückſichtigen ſei, daß die Brauereien von ihrem Friedensausſtoß noch erheblich entfernt ſeien und auch die Vorkriegs- dividende noch nicht erreicht hätten. Schon jetzt mache die geſamte Steuerlaſt bei den deutſchen Brauereien durchſchnittlich mehr als ½ des Bier- verkaufspreiſes aus. Bei Schultheiß-Patzenhofer betrage der Anteil des Staates an der Geſell- ſchaft mehr als viermal ſo viel als der der Aktio- näre. Ueber die Bankſchulden bei den Oſtwerken befragt, erwiderte die Verwaltung, daß dieſe nur mit etwa 7 Prozent verzinslich ſeien und zu höheren Zinsſätzen ausgeliehen werden konnten. Die Dividende wurde auf 12 Prozent für die Stamm- und 6 Prozent für die Vorzugsaktien feſtgeſetzt. Neu in den Aufſichtsrat gewählt wurde das bisherige Vorſtandsmitglied Händler. Bei der Schultheiß-Patzenhofer Brauerei A.-G. wurde die Dividende auf 15 Prozent feſt- geſetzt. Das Geſchäft im neuen Jahr zeigt eine erneute Steigerung des Abſatzes. In den Auf- ſichtsrat zugewählt wurde Geheimer Hofrat Dr. Schulmann und Gen.-Dir. Komm.-Rat Dr. Schülein, beide von der Aktienbrauerei zum Löwenbräu in München, mit der die Geſellſchaft in enger Beziehung ſteht. Vorjahrsdividende und Kapital- erhöhung der J. P. Bemberg A.-G. Barmen In der Aufſichtsratsſitzung am 11. Januar wurde beſchloſſen, der für 11. Februar einzube- rufenden G.-V. die Verteilung einer Divi- dende von wieder 14 Prozent vorzu- ſchlagen. Der G.-V. ſoll ferner für den weiteren Ausbau der Unternehmungen im In- und Aus- lande und zur Verſtärkung der Betriebsmittel die Erhöhung des Aktienkapitals von 28 um 12 auf 40 Mill. M. vorgeſchlagen werden. Die neuen, mit halber Gewinnanteil- berechtigung für 1928/29 ausgeſtatteten Aktien ſollen an ein Bankenkonſortium unter Führung der Deutſchen Bank _ ge- geben werden, ſie den _ der alten Aktien derart zum Bezuge anzubieten, daß auf 7 alte Aktien 3 neue Aktien zum Kurſe von 160 Pro- zent bezogen werden können. Damit beſtätigt ſich die neuliche Ankündigung unſeres „Börſenkiebitz“. MÜNCHENER BÖRSE Die heutige Börse Tendenz: Geschäftstos München, 11. Jan., 1 Uhr.Ebenſo wie an der Berliner Börſe übte die Diskontſenkung hier wenig Einfluß aus. Abgeſehen von einigen Sonderbewegungen iſt das Geſchäft gleich Null was am beſten daraus erſichtlich iſt, daß beinahe ſämtliche Terminnotierungen geſtrichen blieben. Lediglich im Freiverkehr wurden einige Abſchlüſſe in Großwerten getätigt. Bayeriſche Motorenwerke wurden amtlich mit 233½ notiert. In der Gruppe der variablen Papiere iſt größeres Geſchäft in Maxhütteaktien, wo Ka- pitalerhöhungsgerüchte ſtimulieren. Ebenſo gehen Gerüchte über eine Intereſſennahme der Shell- Petroleumgruppe, an der zur Maxhüttegruppe gehörigen Mont-Cenis-Geſellſchaft um, ohne daß jedoch hierüber irgend etwas Authentiſches zu erfahren wäre Maxhütteaktien wurden in grö- ßeren Poſten mit 194—195 umgeſetzt. Sonſt war einiges Geſchäft in Löwenbräu-Aktien bei 325¾ und in Amperwerken mit 114¼. Auf dem Kaſſamarkt bildete auch heute wieder die ſprunghafte Kurserhöhung der Münch- ner Rückverſicherungsaktien die Senſation des Tages. Bei konzentrierten Aufkäufen einer grö- ßeren Bankfirma ſchnellte der Kurs des Papiers wiederum um 11 M in die Höhe auf 642, zu welchem Kurſe das vorhandene Material einge- teilt werden mußte. Bei den Feſtverzinslichen und bei den Kaſſa- werten liegt wenig Grund zur Beſprechung vor. BERLINER BÖRSE Amtlicher Verkehr Tendenz: Trotz Diskont-Ermäßigung lustios Berlin, 11. Jan., 12.50 Uhr.Die längſt erwar- tete Herabſetzung des Reichsbankdiskontes wurde heute zur Tatſache. Hatte man ſich von dieſem Er- eignis eine Beſſerung der troſtloſen Börſenver- hältniſſe erhofft, ſo ſah man ſich in dieſer Vor- ausſetzung ſchmählich enttäuſcht. Die Kurſe konn- ten ſich in keiner Weiſe befeſtigen, vielmehr war ſtellenweiſe ein weiteres Abgleiten derſelben feſt- zuſtellen. Abgeſehen davon, daß man vielfach die geringfügige Reduktion des Satzes nur als eine bedeutungsloſe Geſte bezeichnet, die auf die deſolaten Wirtſchaftsverhältniſſe ohne Einfluß bleiben wird, zeigte man ſich vielfach durch die neuen, geplanten Steuererhöhungen, welche zur Deckung des ungleichen Defizites im Reichshaus- halt nötig werden, ſtark verſtimmt. Zudem ſehlte es an Auslandskäufen ſo gut wie gänzlich, und die geringen, vorliegenden heimiſchen Auſträge können die Tendenz natürlich nicht grundlegend umgeſtalten. Der Abſchluß der Kruppwerke bietet gleichfalls wenig Intereſſantes, wenngleich man die Dividendenloſigkeit des Werkes natürlich nicht als Norm annehmen darf. Die Geldverhältniſſe ſind dauernd leicht und Tagesgeld iſt mehr angeboten als verlangt. Auf dem Bankenmarkte ſind wenig Ver- änderungen eingetreten. Lediglich Berliner Han- delsanteile liegen um 2 Prozent ſchwächer bei 245½, dagegen ſind Darmſtädter bei 291 gut ge- halten. Reichsbank in kleine Poſten umgeſetzt mit 328. Bayeriſche Hypothekenbank befeſtigt auf 175. Nach langer Zeit wieder einmal befeſtigt ſind heute die Schiffahrtspapiere, wo die neuen Ausbaupläne der Hapag günſtig einwirken. Hapag ſelbſt eröffneten mit 140½ (plus 3) und Nordllond ſind ebenfalls um 2 Prozent höher bei 134½. Ohne Kursveränderungen ſind Montan- aktien. Es wurden Harpener 137, Mannes- mann 130, Phönix 93¾, Rheiniſche Braunkohlen 288¾. Rheinſtahl 137½ und Stahlverein 96. Deſſauer Gas reger gefragt mit 230 (plus 2), ebenſo Deutſche Erdöl bei 139½. Einiges Geſchäft auch in Deutſche Linoleum mit 349½. Von Warenhauspapieren liegen Kar- ſtadt höher bei Poſtenkäufen intereſſierter Stellen. Das Papier eröffnete mit 235 (plus 3). Tietz ruhig mit 291. Etwas gedrückter liegen Bier-Sprit- werte auf die Gerüchte einer kommeaden Bier- ſtepererhöhung Oſtwerke 283½, Schultheiß 327½. Polyphon 458 (minus 1). Etwas feſter liegen Kaliaktien bei ruhigem Geſchäft. Es eröffneten Aſchersleben mit 291 und Salzdetfurth mit 529½ Otani getragt mit 70¼. Farbenaktien im Angebot bei 263¾. Gänzlich vernachläſſigt liegen wieder Auto- mobilwerte. Daimler 66 (minus 1), N.A.G. 52蔱. Adler 63¾. Elektrooktien ſtark im Hintergrund bei einigem Angebot Es wurden: A E G. 184¼ Beramann 235 Gesfürel 263 Schuckert 255 Siemens 419. Im Verlaufe hielt die Geſchäftsloſigkeit an bei leichteren Schwankungen nach beiden Seiten. B. Nachbörse Tendenz: Schwach An der Nachbörſe hörte man noch folgende Kurſe: _ DER BÖRSENKIEBITZ 12. Januar Es wird wieder feſt gefixt. — Dabei ſcheint das Vorgehen der Spekulation dieſes Mal gar nicht ſo abwegig zu ſein. Die Werte, gegen die ſich ihre Angriffe richten, wie Glanzſtoff, Bemberg, Polyphon uſw., ſtehen hoch, ſehr hoch im Kurs im Verhältnis zu den anderen Papieren. Die Frage iſt nur, iſt dieſe Art von Aktien überzahlt oder ſind ihre Mitſchweſtern unterwertet? Nur die Entwicklung der nächſten Zeit vermag hierauf Antwort zu geben. Deſſauer Gas liegen als faſt einziges Papier momentan ſehr feſt, ebenſo Karſtadt, die umgekehrt in der langen Hauſſe immer flau waren. An der Münchner Börſe bilden Münchener Rückverſicherungs-Aktien eine Sen- ſation für ſich. Die Kuroſteigerungen ſetzen ſich bei äußerſter Zurückhaltung der Abgeber fort. Was dabei wirklich zugrunde liegt, erfährt man nicht. Geht wirklich etwas vor ... die Leitung eines Unternehmens wie „Rück“ hält dicht. B.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-01-02T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 10, 12. Januar 1929, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine10_1929/7>, abgerufen am 14.11.2024.