Allgemeine Zeitung, Nr. 102, 12. April 1849.[Spaltenumbruch]
nommen werden, nicht unzugänglich, und überhaupt ist in Frankreich die [irrelevantes Material]
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nommen werden, nicht unzugänglich, und überhaupt iſt in Frankreich die [irrelevantes Material]
<TEI> <text> <body> <div type="jSupplement" n="1"> <floatingText> <body> <div type="jPoliticalNews" n="2"> <div n="3"> <div type="jComment" n="4"> <p><pb facs="#f0014" n="1570"/><cb/> nommen werden, nicht unzugänglich, und überhaupt iſt in Frankreich die<lb/> Kenntniß der erſten Elemente von Nationalökonomie ſo wenig verbreitet<lb/> geweſen, daß Bücher dieſer Art einer Claſſe von Leſern nöthig find die<lb/> man eigentlich weit darüber weg glauben ſollte. Die Unwiſſenheit der<lb/> Nation darin vor der letzten Revolution war unbeſchreiblich. Die Noth<lb/> und die Ereigniſſe haben vielen die Augen geöffnet und allen das Bedürf-<lb/> niß gezeigt über dieſe Gegenſtände nachzudenken, und was dazu die-<lb/> nen kann es zu befriedigen iſt nützlich. Freilich leſen es die Leute welche<lb/> Barricaden bauen nicht, aber dieſe erfinden die Theorien deren Werkzeuge<lb/> und Opfer ſie ſind, auch nicht, und eine in den mittleren Claſſen allgemein<lb/> verbreitete Meinung wirkt nothwendig auch auf ſie. Der Plan der neuen<lb/> Aſſociationen iſt durch Journale die ſie gründen oder unterſtützen wollen<lb/> auf die Menge zu wirken und gegen den Einfluß des Peuple und ähnlicher<lb/> Blätter zu kämpfen, aber ſie ſelbſt haben keine Plane und Ideen, welche<lb/> in den Augen einer unwiſſenden und bedürftigen Menge die Vorſchläge<lb/> der ſocialiſtiſchen Secten aufwiegen könnten, welche ihr eine plötzliche,<lb/> gründliche und ewige Abhülfe ihrer Armuth verſprechen. Ich fürchte<lb/> dieſe können durch nichts als eine bittere Erfahrung widerlegt werden,<lb/> welche den Verſuchen der unwiſſenden Marktſchreier nothwendig folgen<lb/> muß. Ihre Plane und Vorſchläge ſind von der verſchiedenſten Art, aber<lb/> ſie haben alle den gemeinſchaftlichen Zweck das Capital zum Gemeingut zu<lb/> machen und es einem jeden zur Verfügung zu ſtellen. Dieſen Zweck ſuchen<lb/> ſie auf die verſchiedenſte Art, direct oder indirect, zu erreichen; aber bis<lb/> jetzt iſt nur eine zum Anfang der Ausführung gekommen, nämlich durch<lb/> die Errichtung von Aſſociationen, denen der Staat das Betriebscapital<lb/> vorſchießt. Die Nationalverſammlung hat dazu 3,600,000 Franken aus-<lb/><cb/> geſetzt, und mit Hülfe dieſes Geldes hat ſich eine gewiſſe Anzahl von<lb/> Arbeitergeſellſchaften unter verſchiedenen Formen gebildet. Dieſe Unter-<lb/> ſtützung des Staates iſt eine Conceſſion die man im letzten Jahr den Ideen die<lb/> im Luxembourg herrſchten, gemacht hat, iſt aber ein offenbarer Fehler gegen<lb/> alle Principien, weil es einerſeits ungerecht iſt den einen das erworbene<lb/> Capital durch Steuern zu entziehen um es andern zu geben, und anderer-<lb/> ſeits weil es offenbar unmöglich iſt das Syſtem allgemein zu machen.<lb/> Wenn daher unter dieſen Umſtänden auch einige der bevorzugten Geſell-<lb/> ſchaften gedeihen ſollten, ſo läßt ſich daraus nichts für das Syſtem ſchlie-<lb/> ßen. Dagegen haben ſich nach dem Beiſpiel dieſer Geſellſchaften eine Menge<lb/> anderer Vereine von Arbeitern gebildet, welche ihr Capital entweder zu-<lb/> ſammenſchießen oder Mittel finden es auf ihre perſönliche Garantie hin zu<lb/> entlehnen, und es wird höchſt intereſſant ſeyn das Schickſal dieſer zu<lb/> beobachten. Ihre Zahl ſcheint ſehr beträchtlich zu ſeyn, denn es liegt eine<lb/> Liſte von zwanzig ſolcher Geſellſchaften vor mir, die ſich allein in der<lb/> Stadt Rheims gebildet haben, und ein Journal gemeinſchaftlich heraus-<lb/> geben unter dem Titel l’Aſſociation remoiſe. Wenn dieſe im allgemeinen<lb/> gedeihen ſollten, ſo wäre offenbar daß die Meiſter und Fabrikherren einen<lb/> großen Theil der Vorwürfe den ihnen die Socialiſten machen, verdient<lb/> haben, und die Induſtrie würde in kurzer Zeit eine neue Form annehmen;<lb/> aber es iſt vor allem nöthig das Reſultat dieſer Verſuche abzuwarten.<lb/> Ich habe vor zwanzig Jahren in England ähnliche Verſuche beobachtet,<lb/> von denen aber, ſo viel ich erfahren konnte, keiner gelungen iſt und die,<lb/> bis auf einige unbedeutende Reſte, welche ſich in Mancheſter unter eigenen<lb/> Umſtänden und in beſchränkter Ausdehnung erhalten haben, wieder auf-<lb/> gegeben worden ſind.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="2"> <gap reason="insignificant"/> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [1570/0014]
nommen werden, nicht unzugänglich, und überhaupt iſt in Frankreich die
Kenntniß der erſten Elemente von Nationalökonomie ſo wenig verbreitet
geweſen, daß Bücher dieſer Art einer Claſſe von Leſern nöthig find die
man eigentlich weit darüber weg glauben ſollte. Die Unwiſſenheit der
Nation darin vor der letzten Revolution war unbeſchreiblich. Die Noth
und die Ereigniſſe haben vielen die Augen geöffnet und allen das Bedürf-
niß gezeigt über dieſe Gegenſtände nachzudenken, und was dazu die-
nen kann es zu befriedigen iſt nützlich. Freilich leſen es die Leute welche
Barricaden bauen nicht, aber dieſe erfinden die Theorien deren Werkzeuge
und Opfer ſie ſind, auch nicht, und eine in den mittleren Claſſen allgemein
verbreitete Meinung wirkt nothwendig auch auf ſie. Der Plan der neuen
Aſſociationen iſt durch Journale die ſie gründen oder unterſtützen wollen
auf die Menge zu wirken und gegen den Einfluß des Peuple und ähnlicher
Blätter zu kämpfen, aber ſie ſelbſt haben keine Plane und Ideen, welche
in den Augen einer unwiſſenden und bedürftigen Menge die Vorſchläge
der ſocialiſtiſchen Secten aufwiegen könnten, welche ihr eine plötzliche,
gründliche und ewige Abhülfe ihrer Armuth verſprechen. Ich fürchte
dieſe können durch nichts als eine bittere Erfahrung widerlegt werden,
welche den Verſuchen der unwiſſenden Marktſchreier nothwendig folgen
muß. Ihre Plane und Vorſchläge ſind von der verſchiedenſten Art, aber
ſie haben alle den gemeinſchaftlichen Zweck das Capital zum Gemeingut zu
machen und es einem jeden zur Verfügung zu ſtellen. Dieſen Zweck ſuchen
ſie auf die verſchiedenſte Art, direct oder indirect, zu erreichen; aber bis
jetzt iſt nur eine zum Anfang der Ausführung gekommen, nämlich durch
die Errichtung von Aſſociationen, denen der Staat das Betriebscapital
vorſchießt. Die Nationalverſammlung hat dazu 3,600,000 Franken aus-
geſetzt, und mit Hülfe dieſes Geldes hat ſich eine gewiſſe Anzahl von
Arbeitergeſellſchaften unter verſchiedenen Formen gebildet. Dieſe Unter-
ſtützung des Staates iſt eine Conceſſion die man im letzten Jahr den Ideen die
im Luxembourg herrſchten, gemacht hat, iſt aber ein offenbarer Fehler gegen
alle Principien, weil es einerſeits ungerecht iſt den einen das erworbene
Capital durch Steuern zu entziehen um es andern zu geben, und anderer-
ſeits weil es offenbar unmöglich iſt das Syſtem allgemein zu machen.
Wenn daher unter dieſen Umſtänden auch einige der bevorzugten Geſell-
ſchaften gedeihen ſollten, ſo läßt ſich daraus nichts für das Syſtem ſchlie-
ßen. Dagegen haben ſich nach dem Beiſpiel dieſer Geſellſchaften eine Menge
anderer Vereine von Arbeitern gebildet, welche ihr Capital entweder zu-
ſammenſchießen oder Mittel finden es auf ihre perſönliche Garantie hin zu
entlehnen, und es wird höchſt intereſſant ſeyn das Schickſal dieſer zu
beobachten. Ihre Zahl ſcheint ſehr beträchtlich zu ſeyn, denn es liegt eine
Liſte von zwanzig ſolcher Geſellſchaften vor mir, die ſich allein in der
Stadt Rheims gebildet haben, und ein Journal gemeinſchaftlich heraus-
geben unter dem Titel l’Aſſociation remoiſe. Wenn dieſe im allgemeinen
gedeihen ſollten, ſo wäre offenbar daß die Meiſter und Fabrikherren einen
großen Theil der Vorwürfe den ihnen die Socialiſten machen, verdient
haben, und die Induſtrie würde in kurzer Zeit eine neue Form annehmen;
aber es iſt vor allem nöthig das Reſultat dieſer Verſuche abzuwarten.
Ich habe vor zwanzig Jahren in England ähnliche Verſuche beobachtet,
von denen aber, ſo viel ich erfahren konnte, keiner gelungen iſt und die,
bis auf einige unbedeutende Reſte, welche ſich in Mancheſter unter eigenen
Umſtänden und in beſchränkter Ausdehnung erhalten haben, wieder auf-
gegeben worden ſind.
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(2022-09-09T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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