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Allgemeine Zeitung, Nr. 6, vom 7. Januar 1924.

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Allgemeine Zeitung. Nr. 6. Montag, den 7. Januar 1924.
Münchener Stadtzeitung.
Der Generalstellenplan.

(Ein Besuch im städtischen Personalreferat.)

Ein Presserundgang im städtischen Personal-
referat, das 1919 als zentralisierte Einrichtung
die bis dahin dezentralisierte Personalpolitik der
Stadtratsdirektorien, Referate und Aemter ab-
löste und auf eine einheitliche Grundlage stellte,
gab Gelegenheit, ein System kennen zu lernen,
das bis jetzt in den kommunalen und staatlichen
Verwaltungen außerhalb Münchens unbekannt
ist, das aber höchste Bewunderung und allseitige
Nachahmung in großen und größten Betrieben
verdient.

Als mit der wachsenden finanziellen Not das
gesamte Stellenwesen -- es handelt sich um etwa
8000 Köpfe -- nebst den kleineren Organisations-
fragen dem Personalreferat übertragen werden
mußte, wurde alsbald eine Prüfungsstelle errich-
tet, die sich mit der Einwertung der Stellen, der
Ueberwachung der beschlußmäßig festgelegten
Stellenpläne und der laufenden Prüfung der
genehmigten Stellen und Ueberplanverwendungen
zu befassen hat. Schon das Vorhandensein dieser
Prüfungsstelle übt eine nicht zu unterschätzende
vorbeugende Wirkung dahin aus, daß viele Per-
sonalvermehrungsanträge überhaupt nicht oder
nur mit ausreichender Begründung gestellt wer-
den. Die Prüfungsstelle beschränkt nach eingehen-
der Erhebung beim Amte selbst die gestellten
Anträge auf das unbedingt Notwendigste. Sie
hat sich das erforderliche Material zur sachgemäßen
Prüfung beschafft durch die Einrichtung des Ge-
neralstellenplanes,
einer Stellenkartei
und einer Statistik.

Die festgelegten Stellenpläne sind durch ein
eigenes Verfahren beweglich gestaltet, das mit
Farbensystemen die beschlußmüßig genehmigten
Stellen und die darauf jeweils Dienst leistenden
Beamten in anschaulicher Weise unter Berück-
sichtigung der Zugehörigkeit zu den einzelnen
Beschäftigungs- und Besoldungsgruppen zuein-
ander in Verbindung bringt. Durch die graphische
Darstellung kann sofort erblickt werden, ob jeder
Beamte seinem Rang und seinem Gehalte sowie
seiner Beschäftigungsgruppe nach in Verbindung
zu einer Stelle gebracht ist, welches Personal
überflüssig wird, welche Stellen vorübergehend
unbesetzt bleiben oder zum Einzug gebracht wer-
den können usw. Der Generalstellenplan wirkt
sich somit in lebendiger Form als Prüfmittel so-
wohl für die eigene Geschäftsführung des Referats
als für die Dienststellen aus.

Für jede Stelle, gleichviel ob leitender oder aus-
führender Art, ist der einzelne Aufgabenkreis fest
umrissen und in einer Stellenkartei verankert.
Damit wird erreicht, daß eine Dienststelle nicht
nach Gutdünken vom einseitigen Standpunkt aus
Personal anfordern kann, ohne daß nicht neue
Aufgaben hinzugekommen wären, ferner, daß nicht
Beamte mit einem weniger selbständigen Wir-
kungskreise nach höheren Besoldungsgruppen Ge-
hälter beziehen und nicht zuletzt, daß das Per-
sonalreferat in der Lage ist, die Beamten nach
ihrer Leistungsfähigkeit mit den einzelnen Ar-
beitsgebieten zu betrauen. Auch der Abgleich der
einzelnen Stellen zueinander wird durch die Stel-
lenkartei ermöglicht.

Die Personalstatistik erstreckt sich auf Festhal-
tung der Personalbewegung, die Dienstabwesen-
heiten (Urlaube, Erkrankungen usw.), die Besol-
dung, auf das Alter der Beamten sowie auf die
Ruhestandsversetzungen. Die Stellenstatistik um-
faßt die gesamte Stellenbewegung.

In praktischer Auswirkung dieser Statistiken
wurden die Ergebnisse auch in graphischer Dar-
stellung verwertet. Das Referat gibt allmonatlich
über die statistischen Resultate einen Bericht
heraus.

Der Prüfungsstelle obliegt auch Beratung des
Stadtrates bei der Neuorganisation der Aemter
hinsichtlich der Einwertung der Stellen, um die
[Spaltenumbruch] gleichheitliche Behandlung in sämtlichen Aemtern
des Stadtrates zu gewährleisten.

Die ganze Einrichtung zeigte sich in muster-
gültiger Funktion. Sie ist von größter finanziel-
ler Bedeutung, da sie den Leerlauf in der Ver-
waltung und in den Betrieben aufs genaueste
zu kontrollieren gestattet, die zweckmäßigste Ver-
wendung des Personals und damit die Einsparung
von Arbeitskräften ermöglicht. Die Besetzung des
Referats, das seit seiner Errichtung infolge der
neuen Besoldung, des Angestelltenabbaues, der
Neuregelung des Dienstwohnungswesens, der
Sondervergütungen u. a. m. eine große Arbeit
zu leisten hatte, mit 28 Beamten erscheint nicht
zu hoch, wenn man sich die Vorteile der intensiven
Behandlung des Stellenwesens vor Augen hält.

Von hohem Interesse waren graphische Darstel-
lungen, die, für jeden Geschäftszweig nach Ge-
schlechtern getrennt, Ausdehnung und Art der
Abwesenheit vom Dienst -- Urlaub, Krankheit u.
dgl. -- zeigen. Das Wohnungsamt marschiert mit
seiner Abwesenheitsziffer an der Spitze; bei der
Straßenbahn sind die Verhältnisse normal. Die
weiblichen Erkrankungsziffern sind höher. Be-
merkt werden darf, daß der Beamtenkörper der
Stadt zurzeit nur noch rund 600 beträgt ein-
schließlich der Lehrerinnen, davon sind 87 ver-
heiratet.

Winterhilfe der evang.-luther. Kirche des
N.L.C. (Nation. Luth. Concils) in
Amerika.

(Nation Luth. Conrils) in Amerika.

Das luth. National Concil in Nordamerika hat
eine großzügige Hilfsaktion zur Unterstützung
der lutherischen Kirchen in Deutschland unter
Leitung des Professors D. Morehoad und des
Hilfsausschusses in Leipzig in die Wege geleitet.
In jeder Landeskirche hat sich ein Ausschuß unter
dem Vorsitz eines Vertreters der Kirchenleitung
als Vertrauensmann gebildet (in Bayern
Vizepräsident D. Gebhard
), der die
überwiesenen Mittel zur Verteilung bringen soll.
Der Unterstützungsplan erstreckt sich auf die Nöte
der Gesamtkirche, der Einzelgemeinden, der Un-
ternehmungen der Inneren Mission, der Bevöl-
kerung. Um die Weihnachtszeit wurden 89 An-
stalten mit namhaften Geldmitteln unterstützt.
681 der bedürftigsten Einzelpersonen erhielten
eine Geldgabe. 365 Lebensmittelpakete a zehn
Dollar kommen noch zur Verteilung. Eine große
Anzahl von Studenten erhielt eine Beihilfe. In
der nächsten Zeit sollen die von evangelischer
Seite eingerichteten Volksspeisungen in Nürnberg
an 15 Stellen und in München an 7 Stellen mit
Lebensmitteln versehen werden; es ist hiefür ein
Lagerhaus in Hamburg gemietet. Auch eine
Kleiderhilfe ist vorgesehen.

Weihnachtsabend der Münchener Berufs-Jour-
nalisten.

Die Vereinigung hielt im kleinen Wag-
nersaale ihre diesjährige Weihnachtsfeier
ab, die sich in ihrer schlichten gemütvollen Art
würdig ihren Vorgängern anreihte. Die An-
wesenheit zahlreicher Gäste, besonders einiger
Vertreter der Verlage, gestaltete den Abend zu
einem wirklichen Familienfeste aller derer,
die am großen Bau der öffentlichen Meinung
gemeinsam arbeiten. Der Feier angepaßte An-
sprachen, von denen die Begrüßungsrede des Vor-
sitzenden Kunkel erwähnt sei, wechselten mit
reizvollen und künstlerischen Darbietungen aller
Art, unter denen wir, ohne die übrigen zurück-
zusetzen, das reizende Weihnachtsspiel von
Wilhelm Herbert und die Gedichtvorträge von
Cajetan Freund jun., einem Sohne des ver-
dienten Landesvorsitzenden der bayerischen Presse,
herausgreifen möchten. Auch der Humor kam
reichlich zu seinem Rechte. Den Höhepunkt des
Abends aber bildete die gegenseitige Be-
schenkung
mit praktischen Dingen aller Art.
Alles in allem ein schönes Fest!

Schlußfeier des "13. Deutschen Turnfestes".

Samstag abend fand die Verteilung der Ehren-
briefe für besondere turnerische und sportliche
Leistungen statt. Die gesamte Turn- und Sport-
welt Münchens beteiligte sich an der Feier.

Beschlagnahmte Schieberwaren.

Die Anzeigen, die bei der bayer. Landes-
wucherabwehrstelle wegen Preistreiberei, Zurück-
haltung, unerlaubten Handels usw. einlaufen,
haben auch nach der Stabilisierung der Mark und
den inzwischen eingetretenen Preissenkungen an
Zahl kaum abgenommen. In der letzten Zeit
wurden u. a. von der genannten Stelle beschlag-
nahmt: einem Pferdehändler in Frankfurt a. M.,
der keine Aufkauferlaubnis für Bayern hatte, 3
Pferde; in einer Schuhfabrik in Oberfranken
4672 Paar Schuhe, die zum Zweck der Er-
zielung höherer Preise zurückgehalten worden
waren; außerdem wurde festgestellt, daß die Fa-
brik bei Bezahlung in Papiermark den doppelten
Dollargrundpreis verlangte; bei einer Molkerei-
genossenschaft in Schwaben wurden 15 Zent-
ner Käse
beschlagnahmt, die ohne Versandge-
nehmigung ausgeführt werden sollten; bei einem
Ziegeleibesitzer in der Augsburger Gegend 210
Zentner Getreide
wegen Vergehens gegen
die Verordnung über die Handelsbeschränkungen
und wegen Zurückhaltung; einem Genossen-
schaftslagerhaus in Unterfranken wegen Preis-
treiberei 233 Zentner Getreide; einem
Käsereibesitzer in Oberfranken wegen unerlaubten
Versandes 634 Pfund Käse; einem Arzt in
Niederbayern, der sich von den Bauern mit Ge-
treide bezahlen ließ, wegen unerlaubten Getreide-
handels 57 Zentner Getreide; einem
Händler in Unterfranken, der keine Handelser-
laubnis besaß, 5 Pferde, die nach Norddeutsch-
land verschickt werden sollten; einem Getreide-
händler in Unterfranken, der Holz gegen Getreide
eintauschte, wegen unerlaubten Handels 41,5
Ster Brennholz; einem Kaufmann in der
Bodenseegegend wegen Zurückhaltung 34 Zent-
ner Zucker, 1 Zentner Schweinefett,
11 Zentner Kaffee und Kaffeersatz,
18675 Zigarren,
ein großer Posten Woll-
waren,
größere Mengen Seife, Seifen-
pulver, Kerzen
und Zündhölzer; einem
Kaufmann in Unterfranken wegen Zurückhaltung
128 Zentner Getreide; einem Produkten-
händler in Unterfranken wegen unerlaubten
Handelns 274 Pfund Hasen; einem Oeko-
nomen und Getreideaufkäufer in Oberbayern we-
gen unerlaubten Handels 725 Zentner Ge-
treide;
einem ehemaligen Hotelbesitzer in Mit-
telfranken 71/2 Milligramm Blattgold
im Wert von 420 Mark wegen unerlaubten Han-
dels mit Edelmetallen. Das Blattgold sollte nach
Amerika ohne Ausfuhrgenehmigung ausgeführt
werden. Eine lange Reihe anderer Fälle ist bei
der Landeswucherabwehrstelle in der letzten Zeit
anhängig geworden. In allen Fällen ist Anzeige
an die Staatsanwaltschaft erstattet.


Brenntorfspenden für die notleidende Bevölke-
rung Münchens.

Einzelne Torfgroßerzeuger
Bayerns, insbesondere die staatlichen Landes-
torfwerke sowie Brauereien, wie die Löwenbraue-
rei A.-G. und Spatenbräu, haben beträcht-
liche Mengen Brenntorf für die not-
leidende Bevölkerung
der Stadt Mün-
chen unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Dar-
über hinaus hat die Löwenbrauerei auch noch für
andere Zwecke kleinere Mengen Brenntorf ab-
gegeben und ohne Entgelt zugefahren. -- Neuer-
dings hat auf Veranlassung des Staatsministeri-
ums für Landwirtschaft die technische Abteilung
für Torfwirtschaft an eine Reihe größerer Torf-
werke und Erzeugergemeinden einen Aufruf er-
gehen lassen, sie möchten durch unentgeltliche oder
verbilligte Bereitstellung von Brenntorf die
Fortführung der Volksspeisungen ermöglichen.
Als erfreuliches Ergebnis dieser Aktion kann be-
richtet werden, daß die Hofbräu-Torfwerke 200
Zentner, das Torfwert Wild-Wessen 100 Zentner
[Spaltenumbruch] und das Torfwerk Fußberg 30 Zentner unent-
geltlich zur Verfügun gestellt haben. Eine Reihe
weiterer Werke (Landestorfwerke, Bayerntorf-
werke A.-G. und das Torfwerk Eilenau) haben
sich bereit erklärt, für den genannten Zweck
mehrere Waggons Brenntorf zu ermäßigten
Preisen abzugeben. Die Spenden sind den öf-
fentlichen Wohlfahrtseinrichtungen zur Vertei-
lung überwiesen worden.

Tollwutschutzbehandlung:

Laut Entschließung
des Staatsministeriums des Innern vom 31. De-
zember 1923 können Personen, die von einem
tollen oder der Tollwut verdächtigen Tiere ge-
bissen worden sind, auch im städtischen Kranken-
haus München-Schwabing stationär behandelt
werden. Eine Reise nach Berlin ist nicht not-
wendig.


Kleine Zeitung.
Verlobte:

Sina Müller--Martin Stemberger;
Anni Obermeier--Charles Mitter; Mary Stigl-
wagner--Hans Krogoll.

Vermählte:

Dr. jur. Ludwig Doeberl und Frau
Käte geb. Eichhorn; Dr. med. Gustav Eversbusch
und Frau Gertr. geb. Heinichen; Robert Eppler
und Frau Emma geb. Stelzl.

Gestorben:

Luise Lehmann geb. Schäfer (62 J.);
Oberstudienrat Joseph Egewolf.

Kritische Tage oder wie werde ich Hypochonder.

Ein Wiener Arzt hat nachgewiesen, daß sich beim
Menschen "kritische Tage" einstellen, die mit ma-
thematischer Genauigkeit periodisch auftreten und
sich in mancherlei Störungen der Gesundheit
äußern. Auch hier gibt es Symptome erster,
zweiter und dritter Ordnung, je nachdem sich die
Störung im körperlichen Wohlbefinden oder in
der geistigen und seelischen Spannkraft und Reg-
samkeit äußern. Die menschliche Lebensmaschine
ist kompliziert. Dennoch konnte man feststellen,
daß die "kritischen Perioden" bei beiden Geschlech-
tern 23 bis 24 Tage oder ein Vielfaches davon
betragen. Nach einer Anstrengung oder Aus-
schweifung oder nach Sorgenfällen, die auf eine
Minderung der Lebensenergie hinweisen, treten
gesundheitsstörende Symptome auf, bis nach 23,
46 oder 69 Tagen die Natur wieder den rechten
Ausgleich gefunden hat. In dieser Zeit der "kri-
tischen Tage" ist der Mensch besonders leicht
Krankheiten zugänglich, weil sich der gesamte
Organismus weniger widerstandsfähig erweist.
Die Symptome sind für den Arzt und Laien er-
kenntlich: Herzbeschwerden, Blutungen, Schwin-
delanfälle, Müdigkeit, Nervenschmerzen, Reiz-
barkeit, Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen,
selbst Lebensunlust treten auf. In solchen "kri-
tischen Zeiten" kann weniger ärztliche Kunst, als
selbständige Beobachtung helfen. Darum ist es
notwendig, daß jeder an sich Beobachtungen an-
stellt über die Periodenlehre und aus eigenem
Empfinden heraus zu Gegnmaßregeln greift

[irrelevantes Material]
Der Meister des jüngsten Tages.

6
Roman

Aber Dina hat ihre Fassung rasch wieder ge-
funden, und sie sagt leichthin, in einem Tone, als
sprache sie von etwas ganz Belanglosem:

"Die Zeitung? -- Ich glaube, ich habe sie
irgendwo unten im Garten liegen gesehen. Ich
will sie schon wieder finden. Aber du hast eben
von etwas so Interessantem zu sprechen be-
gonnen, Eugen, erzähl' doch weiter."

Neben mir steht Dinas Bruder und zischt mir,
hinter unbeweglichen Lippen hervor, ganz leise zu:

"Haben Sie die Absicht, Ihre Experimente
fortzusetzen?"

Was soll das? Was will er damit sagen?

Ich habe eine Unvorsichtigkeit begangen in
einem Augenblick der Gedankenlosigkeit, weiter
nichts.

Was soll es denn anderes gewesen sein?

4.

Eugen Bischoff geht auf und nieder, irgend
etwas beschäftigt ihn, er scheint sich einen Ge-
danken in Worten zurechtzulegen. Plötzlich bleibt
er vor mir stehen und sieht mich an. Sieht mir
gerade ins Gesicht, prüfend, mit einem unruhigen
und unsicheren Ausdruck, beinahe mißtrauisch.
Dieser Blick ist mir unbehaglich, ich weiß nicht
recht warum.

"Eine sonderbare Sache, Baron," sagt er. "Es
kann sein, daß Ihnen heiß und kalt werden wird,
wenn ich sie Ihnen erzähle. Vielleicht werden Sie
heute nachts lange keinen Schlaf finden, -- so eine
Sache ist das. Aber hier --" und Eugen Bischoff
pocht heftig an seine Stirne, "hier oben sitzt bei
mir ein Nerv, der läßt sich ungern aus seiner
Ruhe bringen, der will nicht recht mittun. Er ist
nur für die kleinen Alltagsvorgänge da, für das
tagtägliche des Lebens. Aber für Furcht und
Grauen und Entsetzen und rasende Angst, -- für
die taugt er nicht. Für die fehlt mir das Organ."

"So erzählen Sie doch endlich, Bischoff!" unter-
bricht ihn Doktor Gorski.

"Ich weiß nicht recht, ob ich Ihnen werde be-
greiflich machen können, worin das Ungewöhnliche
des Falles liegt. Erzählen, sehen Sie, das war
niemals meine stärkste Seite. Vielleicht wird
Ihnen die ganze Sache gar nicht so aufregend
erscheinen. Wie gesagt --"

"Wozu die lange Einleitung, Eugen, fang' doch
an!" sagt der Ingenieur und streift die Asche von
seiner Zigarette.

"Gut, hören Sie mich an und denken Sie sich
dann, was Sie wollen. Die Sache ist die: Ich
habe vor einiger Zeit die Bekanntschaft eines
jungen Seeoffiziers gemacht, der zur Ordnung
seiner Familienangelegenheiten einen mehrmonat-
lichen Urlaub erhalten hatte. Die Familienange-
legenheiten, die ihn beschäftigten, waren von eigen-
tümlicher Natur.

Er hatte einen jüngeren Bruder hier in der
Stadt besessen, der Maler und Schüler der Aka-
demie gewesen war. Dieser Bruder, der recht
talentiert gewesen zu sein scheint, -- ich habe
einige seiner Arbeiten gesehen, -- eine "Kinder-
gruppe", eine "Krankenschwester", ein "badendes
Mädchen", -- dieser junge Mensch hatte eines
Tages Selbstmord begangen. Einen völlig un-
motivierten Selbstmord, es lag nicht der leiseste
Anlaß zu einer solchen Verzweiflungstat vor, der
Junge hatte weder Schulden gehabt noch sonst
[Spaltenumbruch] Geldsorgen, keine Liebschaft, keine Krankheit --
kurz, die Sache war im höchsten Grade mysteriös.
Und der Bruder --"

"Solche Fälle ereignen sich weit häufiger, als
man glaubt," warf Doktor Gorski ein. "Die
Polizeiberichte behelfen sich gewöhnlich mit der
Wendung: Momentane Sinnesverwirrung'."

"Ja. Davon war auch damals die Rede, aber
die Familie gab sich damit nicht zufrieden. Den
Eltern erschien vor allem das eine unfaßbar, daß
ihr Sohn keinen Abschiedsbrief hinterlassen hatte.
Nicht einmal das in solchen Fällen gewöhnliche
Liebe Eltern, verzeiht mir, aber ich konnte nicht
anders', nicht einmal diese eine kurze Zeile war
unter den Papieren des Toten aufzufinden ge-
wesen. Ueberhaupt auch in seinen früheren
Briefen kein Wort, das auf eine bestehende oder
sich entwickelnde Selbstmordabsicht hätte schließen
lassen können. Die Familie also glaubte nicht
an einen Selbstmord, und der ältere Bruder
übernahm es, nach Wien zu gehen, um Licht in
die Sache zu bringen.

Der Offizier hatte seinen festen Plan, den er
mit aller Energie und Zähigkeit durchführte. Er
bezog die Wohnung des Bruders, er nahm die Ge-
wohnheiten, ja sogar die Tageseinteilung seines
Bruders an, er suchte Bekanntschaft mit allen
Menschen, mit denen der Junge verkehrt hatte.
Anderen Gelegenheiten, Menschen kennen zu
lernen, ging er aus dem Wege. Er wurde
Schüler der Akademie, er zeichnete und malte, er
verbrachte täglich einige Stunden in seines
Bruders Stammcafe, ja er trieb die Konsequenz
so weit, daß er die Kleider des Verstorbenen trug,
und daß er sich sogar in einen italienischen Sprach-
kurs für Anfänger einschreiben ließ, den sein
[Spaltenumbruch] Bruder frequentiert hatte, und er hielt die Lehr-
stunden mit peinlicher Genauigkeit ein, obwohl
er als Marineoffizier das Italienische vollkommen
beherrschte. Und alles tat er in der Ueberzeu-
gung, daß er auf diese Art unfehlbar irgend-
einmal unversehens auf die Ursache des rätsel-
haften Selbstmordes stoßen müsse, -- durch nichts
ließ er sich darin beirren.

Er führte dieses Leben, das eigentlich das
hindurch, und ich kann nicht sagen, ob er in dieser
Zeit seinem Ziele näher gekommen ist. Aber
eines Tages kam er sehr verspätet nach Hause.
Seiner Wirtin, die ihm das Essen auf sein
Zimmer brachte, fiel diese Verspätung auf, denn
sie stand im Widerspruch zu seiner sonstigen, bis
auf die Minnte geregelten Lebensweise. Er war
nicht gerade schlechter Laune, obgleich er ärgerliche
Bemerkungen über die kaltgewordenen Speisen
machte. Er erzählte, daß er die Absicht habe, am
Abend in die Oper zu gehen, hoffentlich, sagte er,
bekomme man noch Karten, und für elf Uhr be-
stellte er ein kaltes Abendessen auf sein Zimmer.
Leben eines anderen war, volle zwei Monate

Eine Viertelstunde später kam die Köchin mit
dem schwarzen Kaffee. Die Türe war versperrt,
aber sie hörte den Offizier im Zimmer auf und
ab gehen. Sie klopfte, sagte: "der Kaffee, Herr
Leutnant!" und stellte die Tasse auf einen Stuhl
vor die Türe. Eine Weile später kam sie nochmals,
um das leere Geschirr zu holen. Der Kaffee steht
noch immer unberührt vor der Türe. Sie klopft,
erhält keine Antwort, sie horcht, -- nichts rührt
sich, mit einemmal aber hört sie Worte und kurze
Rufe in einer Sprache, die sie nicht versteht, und
gleich darauf einen lauten Schrei.
(Fortsetzung folgt.)

Allgemeine Zeitung. Nr. 6. Montag, den 7. Januar 1924.
Münchener Stadtzeitung.
Der Generalſtellenplan.

(Ein Beſuch im ſtädtiſchen Perſonalreferat.)

Ein Preſſerundgang im ſtädtiſchen Perſonal-
referat, das 1919 als zentraliſierte Einrichtung
die bis dahin dezentraliſierte Perſonalpolitik der
Stadtratsdirektorien, Referate und Aemter ab-
löſte und auf eine einheitliche Grundlage ſtellte,
gab Gelegenheit, ein Syſtem kennen zu lernen,
das bis jetzt in den kommunalen und ſtaatlichen
Verwaltungen außerhalb Münchens unbekannt
iſt, das aber höchſte Bewunderung und allſeitige
Nachahmung in großen und größten Betrieben
verdient.

Als mit der wachſenden finanziellen Not das
geſamte Stellenweſen — es handelt ſich um etwa
8000 Köpfe — nebſt den kleineren Organiſations-
fragen dem Perſonalreferat übertragen werden
mußte, wurde alsbald eine Prüfungsſtelle errich-
tet, die ſich mit der Einwertung der Stellen, der
Ueberwachung der beſchlußmäßig feſtgelegten
Stellenpläne und der laufenden Prüfung der
genehmigten Stellen und Ueberplanverwendungen
zu befaſſen hat. Schon das Vorhandenſein dieſer
Prüfungsſtelle übt eine nicht zu unterſchätzende
vorbeugende Wirkung dahin aus, daß viele Per-
ſonalvermehrungsanträge überhaupt nicht oder
nur mit ausreichender Begründung geſtellt wer-
den. Die Prüfungsſtelle beſchränkt nach eingehen-
der Erhebung beim Amte ſelbſt die geſtellten
Anträge auf das unbedingt Notwendigſte. Sie
hat ſich das erforderliche Material zur ſachgemäßen
Prüfung beſchafft durch die Einrichtung des Ge-
neralſtellenplanes,
einer Stellenkartei
und einer Statiſtik.

Die feſtgelegten Stellenpläne ſind durch ein
eigenes Verfahren beweglich geſtaltet, das mit
Farbenſyſtemen die beſchlußmüßig genehmigten
Stellen und die darauf jeweils Dienſt leiſtenden
Beamten in anſchaulicher Weiſe unter Berück-
ſichtigung der Zugehörigkeit zu den einzelnen
Beſchäftigungs- und Beſoldungsgruppen zuein-
ander in Verbindung bringt. Durch die graphiſche
Darſtellung kann ſofort erblickt werden, ob jeder
Beamte ſeinem Rang und ſeinem Gehalte ſowie
ſeiner Beſchäftigungsgruppe nach in Verbindung
zu einer Stelle gebracht iſt, welches Perſonal
überflüſſig wird, welche Stellen vorübergehend
unbeſetzt bleiben oder zum Einzug gebracht wer-
den können uſw. Der Generalſtellenplan wirkt
ſich ſomit in lebendiger Form als Prüfmittel ſo-
wohl für die eigene Geſchäftsführung des Referats
als für die Dienſtſtellen aus.

Für jede Stelle, gleichviel ob leitender oder aus-
führender Art, iſt der einzelne Aufgabenkreis feſt
umriſſen und in einer Stellenkartei verankert.
Damit wird erreicht, daß eine Dienſtſtelle nicht
nach Gutdünken vom einſeitigen Standpunkt aus
Perſonal anfordern kann, ohne daß nicht neue
Aufgaben hinzugekommen wären, ferner, daß nicht
Beamte mit einem weniger ſelbſtändigen Wir-
kungskreiſe nach höheren Beſoldungsgruppen Ge-
hälter beziehen und nicht zuletzt, daß das Per-
ſonalreferat in der Lage iſt, die Beamten nach
ihrer Leiſtungsfähigkeit mit den einzelnen Ar-
beitsgebieten zu betrauen. Auch der Abgleich der
einzelnen Stellen zueinander wird durch die Stel-
lenkartei ermöglicht.

Die Perſonalſtatiſtik erſtreckt ſich auf Feſthal-
tung der Perſonalbewegung, die Dienſtabweſen-
heiten (Urlaube, Erkrankungen uſw.), die Beſol-
dung, auf das Alter der Beamten ſowie auf die
Ruheſtandsverſetzungen. Die Stellenſtatiſtik um-
faßt die geſamte Stellenbewegung.

In praktiſcher Auswirkung dieſer Statiſtiken
wurden die Ergebniſſe auch in graphiſcher Dar-
ſtellung verwertet. Das Referat gibt allmonatlich
über die ſtatiſtiſchen Reſultate einen Bericht
heraus.

Der Prüfungsſtelle obliegt auch Beratung des
Stadtrates bei der Neuorganiſation der Aemter
hinſichtlich der Einwertung der Stellen, um die
[Spaltenumbruch] gleichheitliche Behandlung in ſämtlichen Aemtern
des Stadtrates zu gewährleiſten.

Die ganze Einrichtung zeigte ſich in muſter-
gültiger Funktion. Sie iſt von größter finanziel-
ler Bedeutung, da ſie den Leerlauf in der Ver-
waltung und in den Betrieben aufs genaueſte
zu kontrollieren geſtattet, die zweckmäßigſte Ver-
wendung des Perſonals und damit die Einſparung
von Arbeitskräften ermöglicht. Die Beſetzung des
Referats, das ſeit ſeiner Errichtung infolge der
neuen Beſoldung, des Angeſtelltenabbaues, der
Neuregelung des Dienſtwohnungsweſens, der
Sondervergütungen u. a. m. eine große Arbeit
zu leiſten hatte, mit 28 Beamten erſcheint nicht
zu hoch, wenn man ſich die Vorteile der intenſiven
Behandlung des Stellenweſens vor Augen hält.

Von hohem Intereſſe waren graphiſche Darſtel-
lungen, die, für jeden Geſchäftszweig nach Ge-
ſchlechtern getrennt, Ausdehnung und Art der
Abweſenheit vom Dienſt — Urlaub, Krankheit u.
dgl. — zeigen. Das Wohnungsamt marſchiert mit
ſeiner Abweſenheitsziffer an der Spitze; bei der
Straßenbahn ſind die Verhältniſſe normal. Die
weiblichen Erkrankungsziffern ſind höher. Be-
merkt werden darf, daß der Beamtenkörper der
Stadt zurzeit nur noch rund 600 beträgt ein-
ſchließlich der Lehrerinnen, davon ſind 87 ver-
heiratet.

Winterhilfe der evang.-luther. Kirche des
N.L.C. (Nation. Luth. Concils) in
Amerika.

(Nation Luth. Conrils) in Amerika.

Das luth. National Concil in Nordamerika hat
eine großzügige Hilfsaktion zur Unterſtützung
der lutheriſchen Kirchen in Deutſchland unter
Leitung des Profeſſors D. Morehoad und des
Hilfsausſchuſſes in Leipzig in die Wege geleitet.
In jeder Landeskirche hat ſich ein Ausſchuß unter
dem Vorſitz eines Vertreters der Kirchenleitung
als Vertrauensmann gebildet (in Bayern
Vizepräſident D. Gebhard
), der die
überwieſenen Mittel zur Verteilung bringen ſoll.
Der Unterſtützungsplan erſtreckt ſich auf die Nöte
der Geſamtkirche, der Einzelgemeinden, der Un-
ternehmungen der Inneren Miſſion, der Bevöl-
kerung. Um die Weihnachtszeit wurden 89 An-
ſtalten mit namhaften Geldmitteln unterſtützt.
681 der bedürftigſten Einzelperſonen erhielten
eine Geldgabe. 365 Lebensmittelpakete à zehn
Dollar kommen noch zur Verteilung. Eine große
Anzahl von Studenten erhielt eine Beihilfe. In
der nächſten Zeit ſollen die von evangeliſcher
Seite eingerichteten Volksſpeiſungen in Nürnberg
an 15 Stellen und in München an 7 Stellen mit
Lebensmitteln verſehen werden; es iſt hiefür ein
Lagerhaus in Hamburg gemietet. Auch eine
Kleiderhilfe iſt vorgeſehen.

Weihnachtsabend der Münchener Berufs-Jour-
naliſten.

Die Vereinigung hielt im kleinen Wag-
nerſaale ihre diesjährige Weihnachtsfeier
ab, die ſich in ihrer ſchlichten gemütvollen Art
würdig ihren Vorgängern anreihte. Die An-
weſenheit zahlreicher Gäſte, beſonders einiger
Vertreter der Verlage, geſtaltete den Abend zu
einem wirklichen Familienfeſte aller derer,
die am großen Bau der öffentlichen Meinung
gemeinſam arbeiten. Der Feier angepaßte An-
ſprachen, von denen die Begrüßungsrede des Vor-
ſitzenden Kunkel erwähnt ſei, wechſelten mit
reizvollen und künſtleriſchen Darbietungen aller
Art, unter denen wir, ohne die übrigen zurück-
zuſetzen, das reizende Weihnachtsſpiel von
Wilhelm Herbert und die Gedichtvorträge von
Cajetan Freund jun., einem Sohne des ver-
dienten Landesvorſitzenden der bayeriſchen Preſſe,
herausgreifen möchten. Auch der Humor kam
reichlich zu ſeinem Rechte. Den Höhepunkt des
Abends aber bildete die gegenſeitige Be-
ſchenkung
mit praktiſchen Dingen aller Art.
Alles in allem ein ſchönes Feſt!

Schlußfeier des „13. Deutſchen Turnfeſtes“.

Samstag abend fand die Verteilung der Ehren-
briefe für beſondere turneriſche und ſportliche
Leiſtungen ſtatt. Die geſamte Turn- und Sport-
welt Münchens beteiligte ſich an der Feier.

Beſchlagnahmte Schieberwaren.

Die Anzeigen, die bei der bayer. Landes-
wucherabwehrſtelle wegen Preistreiberei, Zurück-
haltung, unerlaubten Handels uſw. einlaufen,
haben auch nach der Stabiliſierung der Mark und
den inzwiſchen eingetretenen Preisſenkungen an
Zahl kaum abgenommen. In der letzten Zeit
wurden u. a. von der genannten Stelle beſchlag-
nahmt: einem Pferdehändler in Frankfurt a. M.,
der keine Aufkauferlaubnis für Bayern hatte, 3
Pferde; in einer Schuhfabrik in Oberfranken
4672 Paar Schuhe, die zum Zweck der Er-
zielung höherer Preiſe zurückgehalten worden
waren; außerdem wurde feſtgeſtellt, daß die Fa-
brik bei Bezahlung in Papiermark den doppelten
Dollargrundpreis verlangte; bei einer Molkerei-
genoſſenſchaft in Schwaben wurden 15 Zent-
ner Käſe
beſchlagnahmt, die ohne Verſandge-
nehmigung ausgeführt werden ſollten; bei einem
Ziegeleibeſitzer in der Augsburger Gegend 210
Zentner Getreide
wegen Vergehens gegen
die Verordnung über die Handelsbeſchränkungen
und wegen Zurückhaltung; einem Genoſſen-
ſchaftslagerhaus in Unterfranken wegen Preis-
treiberei 233 Zentner Getreide; einem
Käſereibeſitzer in Oberfranken wegen unerlaubten
Verſandes 634 Pfund Käſe; einem Arzt in
Niederbayern, der ſich von den Bauern mit Ge-
treide bezahlen ließ, wegen unerlaubten Getreide-
handels 57 Zentner Getreide; einem
Händler in Unterfranken, der keine Handelser-
laubnis beſaß, 5 Pferde, die nach Norddeutſch-
land verſchickt werden ſollten; einem Getreide-
händler in Unterfranken, der Holz gegen Getreide
eintauſchte, wegen unerlaubten Handels 41,5
Ster Brennholz; einem Kaufmann in der
Bodenſeegegend wegen Zurückhaltung 34 Zent-
ner Zucker, 1 Zentner Schweinefett,
11 Zentner Kaffee und Kaffeerſatz,
18675 Zigarren,
ein großer Poſten Woll-
waren,
größere Mengen Seife, Seifen-
pulver, Kerzen
und Zündhölzer; einem
Kaufmann in Unterfranken wegen Zurückhaltung
128 Zentner Getreide; einem Produkten-
händler in Unterfranken wegen unerlaubten
Handelns 274 Pfund Haſen; einem Oeko-
nomen und Getreideaufkäufer in Oberbayern we-
gen unerlaubten Handels 725 Zentner Ge-
treide;
einem ehemaligen Hotelbeſitzer in Mit-
telfranken 7½ Milligramm Blattgold
im Wert von 420 Mark wegen unerlaubten Han-
dels mit Edelmetallen. Das Blattgold ſollte nach
Amerika ohne Ausfuhrgenehmigung ausgeführt
werden. Eine lange Reihe anderer Fälle iſt bei
der Landeswucherabwehrſtelle in der letzten Zeit
anhängig geworden. In allen Fällen iſt Anzeige
an die Staatsanwaltſchaft erſtattet.


Brenntorfſpenden für die notleidende Bevölke-
rung Münchens.

Einzelne Torfgroßerzeuger
Bayerns, insbeſondere die ſtaatlichen Landes-
torfwerke ſowie Brauereien, wie die Löwenbraue-
rei A.-G. und Spatenbräu, haben beträcht-
liche Mengen Brenntorf für die not-
leidende Bevölkerung
der Stadt Mün-
chen unentgeltlich zur Verfügung geſtellt. Dar-
über hinaus hat die Löwenbrauerei auch noch für
andere Zwecke kleinere Mengen Brenntorf ab-
gegeben und ohne Entgelt zugefahren. — Neuer-
dings hat auf Veranlaſſung des Staatsminiſteri-
ums für Landwirtſchaft die techniſche Abteilung
für Torfwirtſchaft an eine Reihe größerer Torf-
werke und Erzeugergemeinden einen Aufruf er-
gehen laſſen, ſie möchten durch unentgeltliche oder
verbilligte Bereitſtellung von Brenntorf die
Fortführung der Volksſpeiſungen ermöglichen.
Als erfreuliches Ergebnis dieſer Aktion kann be-
richtet werden, daß die Hofbräu-Torfwerke 200
Zentner, das Torfwert Wild-Weſſen 100 Zentner
[Spaltenumbruch] und das Torfwerk Fußberg 30 Zentner unent-
geltlich zur Verfügun geſtellt haben. Eine Reihe
weiterer Werke (Landestorfwerke, Bayerntorf-
werke A.-G. und das Torfwerk Eilenau) haben
ſich bereit erklärt, für den genannten Zweck
mehrere Waggons Brenntorf zu ermäßigten
Preiſen abzugeben. Die Spenden ſind den öf-
fentlichen Wohlfahrtseinrichtungen zur Vertei-
lung überwieſen worden.

Tollwutſchutzbehandlung:

Laut Entſchließung
des Staatsminiſteriums des Innern vom 31. De-
zember 1923 können Perſonen, die von einem
tollen oder der Tollwut verdächtigen Tiere ge-
biſſen worden ſind, auch im ſtädtiſchen Kranken-
haus München-Schwabing ſtationär behandelt
werden. Eine Reiſe nach Berlin iſt nicht not-
wendig.


Kleine Zeitung.
Verlobte:

Sina Müller—Martin Stemberger;
Anni Obermeier—Charles Mitter; Mary Stigl-
wagner—Hans Krogoll.

Vermählte:

Dr. jur. Ludwig Doeberl und Frau
Käte geb. Eichhorn; Dr. med. Guſtav Eversbuſch
und Frau Gertr. geb. Heinichen; Robert Eppler
und Frau Emma geb. Stelzl.

Geſtorben:

Luiſe Lehmann geb. Schäfer (62 J.);
Oberſtudienrat Joſeph Egewolf.

Kritiſche Tage oder wie werde ich Hypochonder.

Ein Wiener Arzt hat nachgewieſen, daß ſich beim
Menſchen „kritiſche Tage“ einſtellen, die mit ma-
thematiſcher Genauigkeit periodiſch auftreten und
ſich in mancherlei Störungen der Geſundheit
äußern. Auch hier gibt es Symptome erſter,
zweiter und dritter Ordnung, je nachdem ſich die
Störung im körperlichen Wohlbefinden oder in
der geiſtigen und ſeeliſchen Spannkraft und Reg-
ſamkeit äußern. Die menſchliche Lebensmaſchine
iſt kompliziert. Dennoch konnte man feſtſtellen,
daß die „kritiſchen Perioden“ bei beiden Geſchlech-
tern 23 bis 24 Tage oder ein Vielfaches davon
betragen. Nach einer Anſtrengung oder Aus-
ſchweifung oder nach Sorgenfällen, die auf eine
Minderung der Lebensenergie hinweiſen, treten
geſundheitsſtörende Symptome auf, bis nach 23,
46 oder 69 Tagen die Natur wieder den rechten
Ausgleich gefunden hat. In dieſer Zeit der „kri-
tiſchen Tage“ iſt der Menſch beſonders leicht
Krankheiten zugänglich, weil ſich der geſamte
Organismus weniger widerſtandsfähig erweiſt.
Die Symptome ſind für den Arzt und Laien er-
kenntlich: Herzbeſchwerden, Blutungen, Schwin-
delanfälle, Müdigkeit, Nervenſchmerzen, Reiz-
barkeit, Kopfſchmerzen, Verdauungsſtörungen,
ſelbſt Lebensunluſt treten auf. In ſolchen „kri-
tiſchen Zeiten“ kann weniger ärztliche Kunſt, als
ſelbſtändige Beobachtung helfen. Darum iſt es
notwendig, daß jeder an ſich Beobachtungen an-
ſtellt über die Periodenlehre und aus eigenem
Empfinden heraus zu Gegnmaßregeln greift

[irrelevantes Material]
Der Meiſter des jüngſten Tages.

6
Roman

Aber Dina hat ihre Faſſung raſch wieder ge-
funden, und ſie ſagt leichthin, in einem Tone, als
ſprache ſie von etwas ganz Belangloſem:

„Die Zeitung? — Ich glaube, ich habe ſie
irgendwo unten im Garten liegen geſehen. Ich
will ſie ſchon wieder finden. Aber du haſt eben
von etwas ſo Intereſſantem zu ſprechen be-
gonnen, Eugen, erzähl’ doch weiter.“

Neben mir ſteht Dinas Bruder und ziſcht mir,
hinter unbeweglichen Lippen hervor, ganz leiſe zu:

„Haben Sie die Abſicht, Ihre Experimente
fortzuſetzen?“

Was ſoll das? Was will er damit ſagen?

Ich habe eine Unvorſichtigkeit begangen in
einem Augenblick der Gedankenloſigkeit, weiter
nichts.

Was ſoll es denn anderes geweſen ſein?

4.

Eugen Biſchoff geht auf und nieder, irgend
etwas beſchäftigt ihn, er ſcheint ſich einen Ge-
danken in Worten zurechtzulegen. Plötzlich bleibt
er vor mir ſtehen und ſieht mich an. Sieht mir
gerade ins Geſicht, prüfend, mit einem unruhigen
und unſicheren Ausdruck, beinahe mißtrauiſch.
Dieſer Blick iſt mir unbehaglich, ich weiß nicht
recht warum.

„Eine ſonderbare Sache, Baron,“ ſagt er. „Es
kann ſein, daß Ihnen heiß und kalt werden wird,
wenn ich ſie Ihnen erzähle. Vielleicht werden Sie
heute nachts lange keinen Schlaf finden, — ſo eine
Sache iſt das. Aber hier —“ und Eugen Biſchoff
pocht heftig an ſeine Stirne, „hier oben ſitzt bei
mir ein Nerv, der läßt ſich ungern aus ſeiner
Ruhe bringen, der will nicht recht mittun. Er iſt
nur für die kleinen Alltagsvorgänge da, für das
tagtägliche des Lebens. Aber für Furcht und
Grauen und Entſetzen und raſende Angſt, — für
die taugt er nicht. Für die fehlt mir das Organ.“

„So erzählen Sie doch endlich, Biſchoff!“ unter-
bricht ihn Doktor Gorski.

„Ich weiß nicht recht, ob ich Ihnen werde be-
greiflich machen können, worin das Ungewöhnliche
des Falles liegt. Erzählen, ſehen Sie, das war
niemals meine ſtärkſte Seite. Vielleicht wird
Ihnen die ganze Sache gar nicht ſo aufregend
erſcheinen. Wie geſagt —“

„Wozu die lange Einleitung, Eugen, fang’ doch
an!“ ſagt der Ingenieur und ſtreift die Aſche von
ſeiner Zigarette.

„Gut, hören Sie mich an und denken Sie ſich
dann, was Sie wollen. Die Sache iſt die: Ich
habe vor einiger Zeit die Bekanntſchaft eines
jungen Seeoffiziers gemacht, der zur Ordnung
ſeiner Familienangelegenheiten einen mehrmonat-
lichen Urlaub erhalten hatte. Die Familienange-
legenheiten, die ihn beſchäftigten, waren von eigen-
tümlicher Natur.

Er hatte einen jüngeren Bruder hier in der
Stadt beſeſſen, der Maler und Schüler der Aka-
demie geweſen war. Dieſer Bruder, der recht
talentiert geweſen zu ſein ſcheint, — ich habe
einige ſeiner Arbeiten geſehen, — eine „Kinder-
gruppe“, eine „Krankenſchweſter“, ein „badendes
Mädchen“, — dieſer junge Menſch hatte eines
Tages Selbſtmord begangen. Einen völlig un-
motivierten Selbſtmord, es lag nicht der leiſeſte
Anlaß zu einer ſolchen Verzweiflungstat vor, der
Junge hatte weder Schulden gehabt noch ſonſt
[Spaltenumbruch] Geldſorgen, keine Liebſchaft, keine Krankheit —
kurz, die Sache war im höchſten Grade myſteriös.
Und der Bruder —“

„Solche Fälle ereignen ſich weit häufiger, als
man glaubt,“ warf Doktor Gorski ein. „Die
Polizeiberichte behelfen ſich gewöhnlich mit der
Wendung: Momentane Sinnesverwirrung’.“

„Ja. Davon war auch damals die Rede, aber
die Familie gab ſich damit nicht zufrieden. Den
Eltern erſchien vor allem das eine unfaßbar, daß
ihr Sohn keinen Abſchiedsbrief hinterlaſſen hatte.
Nicht einmal das in ſolchen Fällen gewöhnliche
Liebe Eltern, verzeiht mir, aber ich konnte nicht
anders’, nicht einmal dieſe eine kurze Zeile war
unter den Papieren des Toten aufzufinden ge-
weſen. Ueberhaupt auch in ſeinen früheren
Briefen kein Wort, das auf eine beſtehende oder
ſich entwickelnde Selbſtmordabſicht hätte ſchließen
laſſen können. Die Familie alſo glaubte nicht
an einen Selbſtmord, und der ältere Bruder
übernahm es, nach Wien zu gehen, um Licht in
die Sache zu bringen.

Der Offizier hatte ſeinen feſten Plan, den er
mit aller Energie und Zähigkeit durchführte. Er
bezog die Wohnung des Bruders, er nahm die Ge-
wohnheiten, ja ſogar die Tageseinteilung ſeines
Bruders an, er ſuchte Bekanntſchaft mit allen
Menſchen, mit denen der Junge verkehrt hatte.
Anderen Gelegenheiten, Menſchen kennen zu
lernen, ging er aus dem Wege. Er wurde
Schüler der Akademie, er zeichnete und malte, er
verbrachte täglich einige Stunden in ſeines
Bruders Stammcafé, ja er trieb die Konſequenz
ſo weit, daß er die Kleider des Verſtorbenen trug,
und daß er ſich ſogar in einen italieniſchen Sprach-
kurs für Anfänger einſchreiben ließ, den ſein
[Spaltenumbruch] Bruder frequentiert hatte, und er hielt die Lehr-
ſtunden mit peinlicher Genauigkeit ein, obwohl
er als Marineoffizier das Italieniſche vollkommen
beherrſchte. Und alles tat er in der Ueberzeu-
gung, daß er auf dieſe Art unfehlbar irgend-
einmal unverſehens auf die Urſache des rätſel-
haften Selbſtmordes ſtoßen müſſe, — durch nichts
ließ er ſich darin beirren.

Er führte dieſes Leben, das eigentlich das
hindurch, und ich kann nicht ſagen, ob er in dieſer
Zeit ſeinem Ziele näher gekommen iſt. Aber
eines Tages kam er ſehr verſpätet nach Hauſe.
Seiner Wirtin, die ihm das Eſſen auf ſein
Zimmer brachte, fiel dieſe Verſpätung auf, denn
ſie ſtand im Widerſpruch zu ſeiner ſonſtigen, bis
auf die Minnte geregelten Lebensweiſe. Er war
nicht gerade ſchlechter Laune, obgleich er ärgerliche
Bemerkungen über die kaltgewordenen Speiſen
machte. Er erzählte, daß er die Abſicht habe, am
Abend in die Oper zu gehen, hoffentlich, ſagte er,
bekomme man noch Karten, und für elf Uhr be-
ſtellte er ein kaltes Abendeſſen auf ſein Zimmer.
Leben eines anderen war, volle zwei Monate

Eine Viertelſtunde ſpäter kam die Köchin mit
dem ſchwarzen Kaffee. Die Türe war verſperrt,
aber ſie hörte den Offizier im Zimmer auf und
ab gehen. Sie klopfte, ſagte: „der Kaffee, Herr
Leutnant!“ und ſtellte die Taſſe auf einen Stuhl
vor die Türe. Eine Weile ſpäter kam ſie nochmals,
um das leere Geſchirr zu holen. Der Kaffee ſteht
noch immer unberührt vor der Türe. Sie klopft,
erhält keine Antwort, ſie horcht, — nichts rührt
ſich, mit einemmal aber hört ſie Worte und kurze
Rufe in einer Sprache, die ſie nicht verſteht, und
gleich darauf einen lauten Schrei.
(Fortſetzung folgt.)

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[4/0004] Allgemeine Zeitung. Nr. 6. Montag, den 7. Januar 1924. Münchener Stadtzeitung. Der Generalſtellenplan. (Ein Beſuch im ſtädtiſchen Perſonalreferat.) Ein Preſſerundgang im ſtädtiſchen Perſonal- referat, das 1919 als zentraliſierte Einrichtung die bis dahin dezentraliſierte Perſonalpolitik der Stadtratsdirektorien, Referate und Aemter ab- löſte und auf eine einheitliche Grundlage ſtellte, gab Gelegenheit, ein Syſtem kennen zu lernen, das bis jetzt in den kommunalen und ſtaatlichen Verwaltungen außerhalb Münchens unbekannt iſt, das aber höchſte Bewunderung und allſeitige Nachahmung in großen und größten Betrieben verdient. Als mit der wachſenden finanziellen Not das geſamte Stellenweſen — es handelt ſich um etwa 8000 Köpfe — nebſt den kleineren Organiſations- fragen dem Perſonalreferat übertragen werden mußte, wurde alsbald eine Prüfungsſtelle errich- tet, die ſich mit der Einwertung der Stellen, der Ueberwachung der beſchlußmäßig feſtgelegten Stellenpläne und der laufenden Prüfung der genehmigten Stellen und Ueberplanverwendungen zu befaſſen hat. Schon das Vorhandenſein dieſer Prüfungsſtelle übt eine nicht zu unterſchätzende vorbeugende Wirkung dahin aus, daß viele Per- ſonalvermehrungsanträge überhaupt nicht oder nur mit ausreichender Begründung geſtellt wer- den. Die Prüfungsſtelle beſchränkt nach eingehen- der Erhebung beim Amte ſelbſt die geſtellten Anträge auf das unbedingt Notwendigſte. Sie hat ſich das erforderliche Material zur ſachgemäßen Prüfung beſchafft durch die Einrichtung des Ge- neralſtellenplanes, einer Stellenkartei und einer Statiſtik. Die feſtgelegten Stellenpläne ſind durch ein eigenes Verfahren beweglich geſtaltet, das mit Farbenſyſtemen die beſchlußmüßig genehmigten Stellen und die darauf jeweils Dienſt leiſtenden Beamten in anſchaulicher Weiſe unter Berück- ſichtigung der Zugehörigkeit zu den einzelnen Beſchäftigungs- und Beſoldungsgruppen zuein- ander in Verbindung bringt. Durch die graphiſche Darſtellung kann ſofort erblickt werden, ob jeder Beamte ſeinem Rang und ſeinem Gehalte ſowie ſeiner Beſchäftigungsgruppe nach in Verbindung zu einer Stelle gebracht iſt, welches Perſonal überflüſſig wird, welche Stellen vorübergehend unbeſetzt bleiben oder zum Einzug gebracht wer- den können uſw. Der Generalſtellenplan wirkt ſich ſomit in lebendiger Form als Prüfmittel ſo- wohl für die eigene Geſchäftsführung des Referats als für die Dienſtſtellen aus. Für jede Stelle, gleichviel ob leitender oder aus- führender Art, iſt der einzelne Aufgabenkreis feſt umriſſen und in einer Stellenkartei verankert. Damit wird erreicht, daß eine Dienſtſtelle nicht nach Gutdünken vom einſeitigen Standpunkt aus Perſonal anfordern kann, ohne daß nicht neue Aufgaben hinzugekommen wären, ferner, daß nicht Beamte mit einem weniger ſelbſtändigen Wir- kungskreiſe nach höheren Beſoldungsgruppen Ge- hälter beziehen und nicht zuletzt, daß das Per- ſonalreferat in der Lage iſt, die Beamten nach ihrer Leiſtungsfähigkeit mit den einzelnen Ar- beitsgebieten zu betrauen. Auch der Abgleich der einzelnen Stellen zueinander wird durch die Stel- lenkartei ermöglicht. Die Perſonalſtatiſtik erſtreckt ſich auf Feſthal- tung der Perſonalbewegung, die Dienſtabweſen- heiten (Urlaube, Erkrankungen uſw.), die Beſol- dung, auf das Alter der Beamten ſowie auf die Ruheſtandsverſetzungen. Die Stellenſtatiſtik um- faßt die geſamte Stellenbewegung. In praktiſcher Auswirkung dieſer Statiſtiken wurden die Ergebniſſe auch in graphiſcher Dar- ſtellung verwertet. Das Referat gibt allmonatlich über die ſtatiſtiſchen Reſultate einen Bericht heraus. Der Prüfungsſtelle obliegt auch Beratung des Stadtrates bei der Neuorganiſation der Aemter hinſichtlich der Einwertung der Stellen, um die gleichheitliche Behandlung in ſämtlichen Aemtern des Stadtrates zu gewährleiſten. Die ganze Einrichtung zeigte ſich in muſter- gültiger Funktion. Sie iſt von größter finanziel- ler Bedeutung, da ſie den Leerlauf in der Ver- waltung und in den Betrieben aufs genaueſte zu kontrollieren geſtattet, die zweckmäßigſte Ver- wendung des Perſonals und damit die Einſparung von Arbeitskräften ermöglicht. Die Beſetzung des Referats, das ſeit ſeiner Errichtung infolge der neuen Beſoldung, des Angeſtelltenabbaues, der Neuregelung des Dienſtwohnungsweſens, der Sondervergütungen u. a. m. eine große Arbeit zu leiſten hatte, mit 28 Beamten erſcheint nicht zu hoch, wenn man ſich die Vorteile der intenſiven Behandlung des Stellenweſens vor Augen hält. Von hohem Intereſſe waren graphiſche Darſtel- lungen, die, für jeden Geſchäftszweig nach Ge- ſchlechtern getrennt, Ausdehnung und Art der Abweſenheit vom Dienſt — Urlaub, Krankheit u. dgl. — zeigen. Das Wohnungsamt marſchiert mit ſeiner Abweſenheitsziffer an der Spitze; bei der Straßenbahn ſind die Verhältniſſe normal. Die weiblichen Erkrankungsziffern ſind höher. Be- merkt werden darf, daß der Beamtenkörper der Stadt zurzeit nur noch rund 600 beträgt ein- ſchließlich der Lehrerinnen, davon ſind 87 ver- heiratet. Winterhilfe der evang.-luther. Kirche des N.L.C. (Nation. Luth. Concils) in Amerika. (Nation Luth. Conrils) in Amerika. Das luth. National Concil in Nordamerika hat eine großzügige Hilfsaktion zur Unterſtützung der lutheriſchen Kirchen in Deutſchland unter Leitung des Profeſſors D. Morehoad und des Hilfsausſchuſſes in Leipzig in die Wege geleitet. In jeder Landeskirche hat ſich ein Ausſchuß unter dem Vorſitz eines Vertreters der Kirchenleitung als Vertrauensmann gebildet (in Bayern Vizepräſident D. Gebhard), der die überwieſenen Mittel zur Verteilung bringen ſoll. Der Unterſtützungsplan erſtreckt ſich auf die Nöte der Geſamtkirche, der Einzelgemeinden, der Un- ternehmungen der Inneren Miſſion, der Bevöl- kerung. Um die Weihnachtszeit wurden 89 An- ſtalten mit namhaften Geldmitteln unterſtützt. 681 der bedürftigſten Einzelperſonen erhielten eine Geldgabe. 365 Lebensmittelpakete à zehn Dollar kommen noch zur Verteilung. Eine große Anzahl von Studenten erhielt eine Beihilfe. In der nächſten Zeit ſollen die von evangeliſcher Seite eingerichteten Volksſpeiſungen in Nürnberg an 15 Stellen und in München an 7 Stellen mit Lebensmitteln verſehen werden; es iſt hiefür ein Lagerhaus in Hamburg gemietet. Auch eine Kleiderhilfe iſt vorgeſehen. Weihnachtsabend der Münchener Berufs-Jour- naliſten. Die Vereinigung hielt im kleinen Wag- nerſaale ihre diesjährige Weihnachtsfeier ab, die ſich in ihrer ſchlichten gemütvollen Art würdig ihren Vorgängern anreihte. Die An- weſenheit zahlreicher Gäſte, beſonders einiger Vertreter der Verlage, geſtaltete den Abend zu einem wirklichen Familienfeſte aller derer, die am großen Bau der öffentlichen Meinung gemeinſam arbeiten. Der Feier angepaßte An- ſprachen, von denen die Begrüßungsrede des Vor- ſitzenden Kunkel erwähnt ſei, wechſelten mit reizvollen und künſtleriſchen Darbietungen aller Art, unter denen wir, ohne die übrigen zurück- zuſetzen, das reizende Weihnachtsſpiel von Wilhelm Herbert und die Gedichtvorträge von Cajetan Freund jun., einem Sohne des ver- dienten Landesvorſitzenden der bayeriſchen Preſſe, herausgreifen möchten. Auch der Humor kam reichlich zu ſeinem Rechte. Den Höhepunkt des Abends aber bildete die gegenſeitige Be- ſchenkung mit praktiſchen Dingen aller Art. Alles in allem ein ſchönes Feſt! Schlußfeier des „13. Deutſchen Turnfeſtes“. Samstag abend fand die Verteilung der Ehren- briefe für beſondere turneriſche und ſportliche Leiſtungen ſtatt. Die geſamte Turn- und Sport- welt Münchens beteiligte ſich an der Feier. Beſchlagnahmte Schieberwaren. Die Anzeigen, die bei der bayer. Landes- wucherabwehrſtelle wegen Preistreiberei, Zurück- haltung, unerlaubten Handels uſw. einlaufen, haben auch nach der Stabiliſierung der Mark und den inzwiſchen eingetretenen Preisſenkungen an Zahl kaum abgenommen. In der letzten Zeit wurden u. a. von der genannten Stelle beſchlag- nahmt: einem Pferdehändler in Frankfurt a. M., der keine Aufkauferlaubnis für Bayern hatte, 3 Pferde; in einer Schuhfabrik in Oberfranken 4672 Paar Schuhe, die zum Zweck der Er- zielung höherer Preiſe zurückgehalten worden waren; außerdem wurde feſtgeſtellt, daß die Fa- brik bei Bezahlung in Papiermark den doppelten Dollargrundpreis verlangte; bei einer Molkerei- genoſſenſchaft in Schwaben wurden 15 Zent- ner Käſe beſchlagnahmt, die ohne Verſandge- nehmigung ausgeführt werden ſollten; bei einem Ziegeleibeſitzer in der Augsburger Gegend 210 Zentner Getreide wegen Vergehens gegen die Verordnung über die Handelsbeſchränkungen und wegen Zurückhaltung; einem Genoſſen- ſchaftslagerhaus in Unterfranken wegen Preis- treiberei 233 Zentner Getreide; einem Käſereibeſitzer in Oberfranken wegen unerlaubten Verſandes 634 Pfund Käſe; einem Arzt in Niederbayern, der ſich von den Bauern mit Ge- treide bezahlen ließ, wegen unerlaubten Getreide- handels 57 Zentner Getreide; einem Händler in Unterfranken, der keine Handelser- laubnis beſaß, 5 Pferde, die nach Norddeutſch- land verſchickt werden ſollten; einem Getreide- händler in Unterfranken, der Holz gegen Getreide eintauſchte, wegen unerlaubten Handels 41,5 Ster Brennholz; einem Kaufmann in der Bodenſeegegend wegen Zurückhaltung 34 Zent- ner Zucker, 1 Zentner Schweinefett, 11 Zentner Kaffee und Kaffeerſatz, 18675 Zigarren, ein großer Poſten Woll- waren, größere Mengen Seife, Seifen- pulver, Kerzen und Zündhölzer; einem Kaufmann in Unterfranken wegen Zurückhaltung 128 Zentner Getreide; einem Produkten- händler in Unterfranken wegen unerlaubten Handelns 274 Pfund Haſen; einem Oeko- nomen und Getreideaufkäufer in Oberbayern we- gen unerlaubten Handels 725 Zentner Ge- treide; einem ehemaligen Hotelbeſitzer in Mit- telfranken 7½ Milligramm Blattgold im Wert von 420 Mark wegen unerlaubten Han- dels mit Edelmetallen. Das Blattgold ſollte nach Amerika ohne Ausfuhrgenehmigung ausgeführt werden. Eine lange Reihe anderer Fälle iſt bei der Landeswucherabwehrſtelle in der letzten Zeit anhängig geworden. In allen Fällen iſt Anzeige an die Staatsanwaltſchaft erſtattet. Brenntorfſpenden für die notleidende Bevölke- rung Münchens. Einzelne Torfgroßerzeuger Bayerns, insbeſondere die ſtaatlichen Landes- torfwerke ſowie Brauereien, wie die Löwenbraue- rei A.-G. und Spatenbräu, haben beträcht- liche Mengen Brenntorf für die not- leidende Bevölkerung der Stadt Mün- chen unentgeltlich zur Verfügung geſtellt. Dar- über hinaus hat die Löwenbrauerei auch noch für andere Zwecke kleinere Mengen Brenntorf ab- gegeben und ohne Entgelt zugefahren. — Neuer- dings hat auf Veranlaſſung des Staatsminiſteri- ums für Landwirtſchaft die techniſche Abteilung für Torfwirtſchaft an eine Reihe größerer Torf- werke und Erzeugergemeinden einen Aufruf er- gehen laſſen, ſie möchten durch unentgeltliche oder verbilligte Bereitſtellung von Brenntorf die Fortführung der Volksſpeiſungen ermöglichen. Als erfreuliches Ergebnis dieſer Aktion kann be- richtet werden, daß die Hofbräu-Torfwerke 200 Zentner, das Torfwert Wild-Weſſen 100 Zentner und das Torfwerk Fußberg 30 Zentner unent- geltlich zur Verfügun geſtellt haben. Eine Reihe weiterer Werke (Landestorfwerke, Bayerntorf- werke A.-G. und das Torfwerk Eilenau) haben ſich bereit erklärt, für den genannten Zweck mehrere Waggons Brenntorf zu ermäßigten Preiſen abzugeben. Die Spenden ſind den öf- fentlichen Wohlfahrtseinrichtungen zur Vertei- lung überwieſen worden. Tollwutſchutzbehandlung: Laut Entſchließung des Staatsminiſteriums des Innern vom 31. De- zember 1923 können Perſonen, die von einem tollen oder der Tollwut verdächtigen Tiere ge- biſſen worden ſind, auch im ſtädtiſchen Kranken- haus München-Schwabing ſtationär behandelt werden. Eine Reiſe nach Berlin iſt nicht not- wendig. Kleine Zeitung. Verlobte: Sina Müller—Martin Stemberger; Anni Obermeier—Charles Mitter; Mary Stigl- wagner—Hans Krogoll. Vermählte: Dr. jur. Ludwig Doeberl und Frau Käte geb. Eichhorn; Dr. med. Guſtav Eversbuſch und Frau Gertr. geb. Heinichen; Robert Eppler und Frau Emma geb. Stelzl. Geſtorben: Luiſe Lehmann geb. Schäfer (62 J.); Oberſtudienrat Joſeph Egewolf. Kritiſche Tage oder wie werde ich Hypochonder. Ein Wiener Arzt hat nachgewieſen, daß ſich beim Menſchen „kritiſche Tage“ einſtellen, die mit ma- thematiſcher Genauigkeit periodiſch auftreten und ſich in mancherlei Störungen der Geſundheit äußern. Auch hier gibt es Symptome erſter, zweiter und dritter Ordnung, je nachdem ſich die Störung im körperlichen Wohlbefinden oder in der geiſtigen und ſeeliſchen Spannkraft und Reg- ſamkeit äußern. Die menſchliche Lebensmaſchine iſt kompliziert. Dennoch konnte man feſtſtellen, daß die „kritiſchen Perioden“ bei beiden Geſchlech- tern 23 bis 24 Tage oder ein Vielfaches davon betragen. Nach einer Anſtrengung oder Aus- ſchweifung oder nach Sorgenfällen, die auf eine Minderung der Lebensenergie hinweiſen, treten geſundheitsſtörende Symptome auf, bis nach 23, 46 oder 69 Tagen die Natur wieder den rechten Ausgleich gefunden hat. In dieſer Zeit der „kri- tiſchen Tage“ iſt der Menſch beſonders leicht Krankheiten zugänglich, weil ſich der geſamte Organismus weniger widerſtandsfähig erweiſt. Die Symptome ſind für den Arzt und Laien er- kenntlich: Herzbeſchwerden, Blutungen, Schwin- delanfälle, Müdigkeit, Nervenſchmerzen, Reiz- barkeit, Kopfſchmerzen, Verdauungsſtörungen, ſelbſt Lebensunluſt treten auf. In ſolchen „kri- tiſchen Zeiten“ kann weniger ärztliche Kunſt, als ſelbſtändige Beobachtung helfen. Darum iſt es notwendig, daß jeder an ſich Beobachtungen an- ſtellt über die Periodenlehre und aus eigenem Empfinden heraus zu Gegnmaßregeln greift _ Der Meiſter des jüngſten Tages. 6 Roman von Leo Perutz. Aber Dina hat ihre Faſſung raſch wieder ge- funden, und ſie ſagt leichthin, in einem Tone, als ſprache ſie von etwas ganz Belangloſem: „Die Zeitung? — Ich glaube, ich habe ſie irgendwo unten im Garten liegen geſehen. Ich will ſie ſchon wieder finden. Aber du haſt eben von etwas ſo Intereſſantem zu ſprechen be- gonnen, Eugen, erzähl’ doch weiter.“ Neben mir ſteht Dinas Bruder und ziſcht mir, hinter unbeweglichen Lippen hervor, ganz leiſe zu: „Haben Sie die Abſicht, Ihre Experimente fortzuſetzen?“ Was ſoll das? Was will er damit ſagen? Ich habe eine Unvorſichtigkeit begangen in einem Augenblick der Gedankenloſigkeit, weiter nichts. Was ſoll es denn anderes geweſen ſein? 4. Eugen Biſchoff geht auf und nieder, irgend etwas beſchäftigt ihn, er ſcheint ſich einen Ge- danken in Worten zurechtzulegen. Plötzlich bleibt er vor mir ſtehen und ſieht mich an. Sieht mir gerade ins Geſicht, prüfend, mit einem unruhigen und unſicheren Ausdruck, beinahe mißtrauiſch. Dieſer Blick iſt mir unbehaglich, ich weiß nicht recht warum. „Eine ſonderbare Sache, Baron,“ ſagt er. „Es kann ſein, daß Ihnen heiß und kalt werden wird, wenn ich ſie Ihnen erzähle. Vielleicht werden Sie heute nachts lange keinen Schlaf finden, — ſo eine Sache iſt das. Aber hier —“ und Eugen Biſchoff pocht heftig an ſeine Stirne, „hier oben ſitzt bei mir ein Nerv, der läßt ſich ungern aus ſeiner Ruhe bringen, der will nicht recht mittun. Er iſt nur für die kleinen Alltagsvorgänge da, für das tagtägliche des Lebens. Aber für Furcht und Grauen und Entſetzen und raſende Angſt, — für die taugt er nicht. Für die fehlt mir das Organ.“ „So erzählen Sie doch endlich, Biſchoff!“ unter- bricht ihn Doktor Gorski. „Ich weiß nicht recht, ob ich Ihnen werde be- greiflich machen können, worin das Ungewöhnliche des Falles liegt. Erzählen, ſehen Sie, das war niemals meine ſtärkſte Seite. Vielleicht wird Ihnen die ganze Sache gar nicht ſo aufregend erſcheinen. Wie geſagt —“ „Wozu die lange Einleitung, Eugen, fang’ doch an!“ ſagt der Ingenieur und ſtreift die Aſche von ſeiner Zigarette. „Gut, hören Sie mich an und denken Sie ſich dann, was Sie wollen. Die Sache iſt die: Ich habe vor einiger Zeit die Bekanntſchaft eines jungen Seeoffiziers gemacht, der zur Ordnung ſeiner Familienangelegenheiten einen mehrmonat- lichen Urlaub erhalten hatte. Die Familienange- legenheiten, die ihn beſchäftigten, waren von eigen- tümlicher Natur. Er hatte einen jüngeren Bruder hier in der Stadt beſeſſen, der Maler und Schüler der Aka- demie geweſen war. Dieſer Bruder, der recht talentiert geweſen zu ſein ſcheint, — ich habe einige ſeiner Arbeiten geſehen, — eine „Kinder- gruppe“, eine „Krankenſchweſter“, ein „badendes Mädchen“, — dieſer junge Menſch hatte eines Tages Selbſtmord begangen. Einen völlig un- motivierten Selbſtmord, es lag nicht der leiſeſte Anlaß zu einer ſolchen Verzweiflungstat vor, der Junge hatte weder Schulden gehabt noch ſonſt Geldſorgen, keine Liebſchaft, keine Krankheit — kurz, die Sache war im höchſten Grade myſteriös. Und der Bruder —“ „Solche Fälle ereignen ſich weit häufiger, als man glaubt,“ warf Doktor Gorski ein. „Die Polizeiberichte behelfen ſich gewöhnlich mit der Wendung: Momentane Sinnesverwirrung’.“ „Ja. Davon war auch damals die Rede, aber die Familie gab ſich damit nicht zufrieden. Den Eltern erſchien vor allem das eine unfaßbar, daß ihr Sohn keinen Abſchiedsbrief hinterlaſſen hatte. Nicht einmal das in ſolchen Fällen gewöhnliche Liebe Eltern, verzeiht mir, aber ich konnte nicht anders’, nicht einmal dieſe eine kurze Zeile war unter den Papieren des Toten aufzufinden ge- weſen. Ueberhaupt auch in ſeinen früheren Briefen kein Wort, das auf eine beſtehende oder ſich entwickelnde Selbſtmordabſicht hätte ſchließen laſſen können. Die Familie alſo glaubte nicht an einen Selbſtmord, und der ältere Bruder übernahm es, nach Wien zu gehen, um Licht in die Sache zu bringen. Der Offizier hatte ſeinen feſten Plan, den er mit aller Energie und Zähigkeit durchführte. Er bezog die Wohnung des Bruders, er nahm die Ge- wohnheiten, ja ſogar die Tageseinteilung ſeines Bruders an, er ſuchte Bekanntſchaft mit allen Menſchen, mit denen der Junge verkehrt hatte. Anderen Gelegenheiten, Menſchen kennen zu lernen, ging er aus dem Wege. Er wurde Schüler der Akademie, er zeichnete und malte, er verbrachte täglich einige Stunden in ſeines Bruders Stammcafé, ja er trieb die Konſequenz ſo weit, daß er die Kleider des Verſtorbenen trug, und daß er ſich ſogar in einen italieniſchen Sprach- kurs für Anfänger einſchreiben ließ, den ſein Bruder frequentiert hatte, und er hielt die Lehr- ſtunden mit peinlicher Genauigkeit ein, obwohl er als Marineoffizier das Italieniſche vollkommen beherrſchte. Und alles tat er in der Ueberzeu- gung, daß er auf dieſe Art unfehlbar irgend- einmal unverſehens auf die Urſache des rätſel- haften Selbſtmordes ſtoßen müſſe, — durch nichts ließ er ſich darin beirren. Er führte dieſes Leben, das eigentlich das hindurch, und ich kann nicht ſagen, ob er in dieſer Zeit ſeinem Ziele näher gekommen iſt. Aber eines Tages kam er ſehr verſpätet nach Hauſe. Seiner Wirtin, die ihm das Eſſen auf ſein Zimmer brachte, fiel dieſe Verſpätung auf, denn ſie ſtand im Widerſpruch zu ſeiner ſonſtigen, bis auf die Minnte geregelten Lebensweiſe. Er war nicht gerade ſchlechter Laune, obgleich er ärgerliche Bemerkungen über die kaltgewordenen Speiſen machte. Er erzählte, daß er die Abſicht habe, am Abend in die Oper zu gehen, hoffentlich, ſagte er, bekomme man noch Karten, und für elf Uhr be- ſtellte er ein kaltes Abendeſſen auf ſein Zimmer. Leben eines anderen war, volle zwei Monate Eine Viertelſtunde ſpäter kam die Köchin mit dem ſchwarzen Kaffee. Die Türe war verſperrt, aber ſie hörte den Offizier im Zimmer auf und ab gehen. Sie klopfte, ſagte: „der Kaffee, Herr Leutnant!“ und ſtellte die Taſſe auf einen Stuhl vor die Türe. Eine Weile ſpäter kam ſie nochmals, um das leere Geſchirr zu holen. Der Kaffee ſteht noch immer unberührt vor der Türe. Sie klopft, erhält keine Antwort, ſie horcht, — nichts rührt ſich, mit einemmal aber hört ſie Worte und kurze Rufe in einer Sprache, die ſie nicht verſteht, und gleich darauf einen lauten Schrei. (Fortſetzung folgt.)

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-12-19T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 6, vom 7. Januar 1924, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine06_1924/4>, abgerufen am 23.11.2024.