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Allgemeine Zeitung, Nr. 5, 5. Januar 1830.

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[Spaltenumbruch] Unternehmen anders ist, aber er war dennoch sicher. So wie
von dem edleren Produkte nur eine Quantität erzeugt ward, die
der Rede werth war, blieben auch die Käufer nicht aus. Eng-
länder und Niederländer fanden sich als solche ein. Ein sehr ein-
träglicher Zwischenhandel gründete sich, der fast alle seine Unter-
nehmer bereicherte. Aber erst mit dem Anfange des jezigen
Jahrhunderts trat die deutsche Wolle im Welthandel kräftig auf,
und so weit ist es jezt mit ihr gekommen, daß sie den Ausschlag
in demselben gibt, und besonders in Güte an der Spize aller
übrigen steht. Es ist daher der deutsche Wollhandel, welcher
sezt den übrigen regulirt, und wir wollen auf diesen einige auf-
merksame Blike werfen. Wie schon bemerkt, hatte auf die Er-
zeugung eines edleren Wollprodukts in Deutschland zuerst die
Nachfrage der Niederländer Einfluß. Vom englischen und dann
vom spanischen Markte bei ihren Einkäufen durch die Engländer
verdrängt, mußten sie sich immer wieder nach Pläzen umsehen,
wo sie fanden was sie suchten. Deutschland war es nun zunächst,
worauf sie ihr Augenmerk richteten. Wer weiß, wie lange sie
hier noch neben ihren Rivalen bestehen werden? -- Vielleicht ist
die Zeit so gar ferne nicht, wo sie oder die Engländer nach Po-
len und Rußland gehen, in welchen Ländern die veredelte Schaf-
zucht jezt so mächtig vorwärts schreitet. Jn Deutschland geht
der Wollhandel fast ganz denselben Gang, wie in den frühern
Jahrhunderten in England, nur daß sich in Deutschland die Nie-
derländer nicht so lange als erste Käufer behauptet haben, wie in
England. -- Aber so wie dort tritt die inländische Fabrikation
mit in die Schranken, und verbraucht jezt schon den größten Theil
der erzeugten Wolle. Ob es wie in England kommen werde, daß
die Regierungen sich genöthigt sehen könnten, die Wollausfuhr
zu erschweren, das steht zu bezweifeln, denn, einmal fehlt Deutsch-
land der große überseeische Handel für seine Fabrikate, und zwei-
tens sind bei uns alle übrigen landwirthschaftlichen Erzeugnisse in
bei Weitem niedrigerm Preise, als in England, weshalb wir die
Wollproduktion noch sehr vermehren, und stets mit geringerem
Aufwande betreiben können.

(Beschluß folgt.)



Deutschland.

Der Hamburger Korrespondent schreibt von der Weser vom
16 Dec.:

"Folgendes Cirkular-Rescript ist zu Braunschweig
erlassen, und sämtlichen Staatsbeamten zur Unterzeichnung vor-
gelegt worden. Einige Tage nach dessen Verbreitung hat der
Kammerherr v. Cramm Braunschweig verlassen, und dem Ver-
nehmen nach seinen künftigen Wohnsiz zu Celle genommen.

"Cirkular. Auf allerhöchsten Befehl ist es jedem Braunschwei-
gischen Staatsdiener auf das Strengste untersagt, irgend einen
Umgang, es geschehe solches auf mündlichem, schriftlichem oder an-
derm Wege, mit dem ohne Abschied entlassenen vormaligen Kam-
merherrn v. Cramm auf Sambleben zu pflegen oder zu unterhal-
ten, widrigenfalls es so angesehen werden muß, als wenn man
jenen verbotenen Umgang dem hiesigen Staatsdienste vorziehe.
Braunschweig, den 14 Nov. 1829. Herzogl. braunschweig-lünebur-
gisches Staatsministerium. v. Bülow. v. Münchhausen."

-- Man will zu Braunschweig wissen, Se. Durchlaucht der Her-
zog würden gegen Ende d. J. nach Paris reisen. -- Braunschweig
ist übrigens diesen Winter so still, wie es lange nicht gewesen;
ein großer Theil der sonst daselbst eintreffenden Fremden ist aus-
[Spaltenumbruch] geblieben, z. B. Graf Veltheim, Graf Stolberg, Graf Oberg etc.
Außer dem Kammerherrn v. Cramm und dem Oberjägermeister
v. Sierstorpf (jezt in Hannover) sind auch Hofrath Petri, jezt
geheimer Kanzleirath zu Ballenstedt), der geheime Justizrath Eschen-
burg (jezt Kanzleidirektor zu Detmold) und der geheime Justiz-
rath v. Bülow (jezt geheimer Regierungsrath zu Münster), wie
es scheint, gänzlich aus dem Lande weggezogen."

Die wachsame königl. sächsische Regierung
sah sich Ende Novembers veranlaßt, die geschärftesten Maaßregeln ge-
gen die im benachbarten Böhmen sporadisch ausgebrochene Rinder-
pest anzuordnen, nachdem sie durch den Oberarzt bei der Dresdener
Veterinairschule, Professor Prinz, an der dis- und jenseitigen
Gränze die genauesten Erkundigungen eingezogen, und die Gefahr
des Kontagiums erforscht hatte. Jn dem oberlausizischen Dorfe
Ruppersdorf, nahe an der Gränze, war sie lediglich nach dem vor der
Anlegung der Sperre statt gefundenen Eintriebe polnischen Rindviehs
ausgebrochen. Es wurde unverzüglich außer den vorschriftsmäßigen
Unterthanenwachen an der Gränze, auch ein Militairkordon an der
ganzen Lausizer und Meißener Gränze (gegen 800 Mann) angeord-
net, wovon jedoch die Kavallerie wegen des in jeziger Witterung dop-
pelt schwierigen Terrains zurük gerufen wurde. Eine Verordnung,
welche in der 29sten Nummer der Gesezessammlung publizirt
worden ist, enthielt die nothwendigsten Vorschriften und Belehrun-
gen über die mannichfaltigen, selbst nach Wochen noch statt finden-
den Anstekungsstoffe und Verwahrungsmittel. Plözlich zeigte sich
auch ganz nahe bei Dresden auf der großen Straße nach Meißen, in
dem mit Marktgerechtigkeit versehenen großen Dorfe Ketschenbroda,
eine Anfangs für die Löseidürre erklärte, später jedoch bei aller An-
stekungsfähigkeit doch nur für eine verderbliche, aus der schlechten
Fütterung und anderer Ungunst der Witterung sich entwikelnde
Seuche gehaltene, Rinderkrankheit. Das ganze Dorf wurde sogleich
mit militairischen Wachen umstellt und solche Vorkehrungen getroffen,
daß bald auch die Umgegend völlig beruhigt wurde. Alle Vieh-
märkte wurden einstweilen eingestellt. Da es erwiesen schien, daß
die sofortige Tödtung der verdächtigen oder schon ergriffenen Vieh-
stüke und gerichtlich beaufsichtigte Eingrabung das wirksamste
Mittel zur Unterdrükung sey, so erging darüber unter dem 6ten
December von der königl. Landesregierung eine neue Verordnung
(Nro. 31. der Gesezsammlung), worin die augenblikliche Tödtung
des Viehs nach vorausgegangener thierärztlicher Untersuchung streng
geboten und belehrend bestimmt wurde, wobei selbst dabei getragene
Kleider mit Chlorkalkdämpfen zu durchräuchern wären. Das Wirk-
samste dabei ist die den Besizern des getödteten Viehes zugestan-
dene Entschädigung durch die königl. Rentämter und herrschaftlichen
Kassen, wobei theils zwischen Kälbern, jungem Vieh, Kühen und
Mast- und Zugochsen unterschieden, theils nach der Werthver-
schiedenheit eine Eintheilung in drei Klassen von 6 Thalern bis 36
und bis zu 50 Thalern gemacht wurde. Jndessen lauten die neue-
sten Nachrichten aus dem benachbarten Böhmen sehr beruhigend,
und das hohe Landesgubernium in Prag zeichnet sich durch die be-
reitwilligste Mittheilung und Aufklärung so aus, daß man gegen-
seitig nur dankbar dagegen seyn kann. Da nun allerdings die so
streng bisher beobachtere Gränzsperre unberechenbare Hemmungen
in allem Handelsverkehr und Transito machte, und insbesondere
theils die schon seit Monaten in Böhmen zur Absendung lagernden
und instradirten Schafwollen zum größten Nachtheile des disseitigen
Wollhandels und der Fabrikation an der Gränze aufhalten, theils

[Spaltenumbruch] Unternehmen anders iſt, aber er war dennoch ſicher. So wie
von dem edleren Produkte nur eine Quantität erzeugt ward, die
der Rede werth war, blieben auch die Käufer nicht aus. Eng-
länder und Niederländer fanden ſich als ſolche ein. Ein ſehr ein-
träglicher Zwiſchenhandel gründete ſich, der faſt alle ſeine Unter-
nehmer bereicherte. Aber erſt mit dem Anfange des jezigen
Jahrhunderts trat die deutſche Wolle im Welthandel kräftig auf,
und ſo weit iſt es jezt mit ihr gekommen, daß ſie den Ausſchlag
in demſelben gibt, und beſonders in Güte an der Spize aller
übrigen ſteht. Es iſt daher der deutſche Wollhandel, welcher
ſezt den übrigen regulirt, und wir wollen auf dieſen einige auf-
merkſame Blike werfen. Wie ſchon bemerkt, hatte auf die Er-
zeugung eines edleren Wollprodukts in Deutſchland zuerſt die
Nachfrage der Niederländer Einfluß. Vom engliſchen und dann
vom ſpaniſchen Markte bei ihren Einkäufen durch die Engländer
verdrängt, mußten ſie ſich immer wieder nach Pläzen umſehen,
wo ſie fanden was ſie ſuchten. Deutſchland war es nun zunächſt,
worauf ſie ihr Augenmerk richteten. Wer weiß, wie lange ſie
hier noch neben ihren Rivalen beſtehen werden? — Vielleicht iſt
die Zeit ſo gar ferne nicht, wo ſie oder die Engländer nach Po-
len und Rußland gehen, in welchen Ländern die veredelte Schaf-
zucht jezt ſo mächtig vorwärts ſchreitet. Jn Deutſchland geht
der Wollhandel faſt ganz denſelben Gang, wie in den frühern
Jahrhunderten in England, nur daß ſich in Deutſchland die Nie-
derländer nicht ſo lange als erſte Käufer behauptet haben, wie in
England. — Aber ſo wie dort tritt die inländiſche Fabrikation
mit in die Schranken, und verbraucht jezt ſchon den größten Theil
der erzeugten Wolle. Ob es wie in England kommen werde, daß
die Regierungen ſich genöthigt ſehen könnten, die Wollausfuhr
zu erſchweren, das ſteht zu bezweifeln, denn, einmal fehlt Deutſch-
land der große überſeeiſche Handel für ſeine Fabrikate, und zwei-
tens ſind bei uns alle übrigen landwirthſchaftlichen Erzeugniſſe in
bei Weitem niedrigerm Preiſe, als in England, weshalb wir die
Wollproduktion noch ſehr vermehren, und ſtets mit geringerem
Aufwande betreiben können.

(Beſchluß folgt.)



Deutſchland.

Der Hamburger Korreſpondent ſchreibt von der Weſer vom
16 Dec.:

„Folgendes Cirkular-Reſcript iſt zu Braunſchweig
erlaſſen, und ſämtlichen Staatsbeamten zur Unterzeichnung vor-
gelegt worden. Einige Tage nach deſſen Verbreitung hat der
Kammerherr v. Cramm Braunſchweig verlaſſen, und dem Ver-
nehmen nach ſeinen künftigen Wohnſiz zu Celle genommen.

Cirkular. Auf allerhöchſten Befehl iſt es jedem Braunſchwei-
giſchen Staatsdiener auf das Strengſte unterſagt, irgend einen
Umgang, es geſchehe ſolches auf mündlichem, ſchriftlichem oder an-
derm Wege, mit dem ohne Abſchied entlaſſenen vormaligen Kam-
merherrn v. Cramm auf Sambleben zu pflegen oder zu unterhal-
ten, widrigenfalls es ſo angeſehen werden muß, als wenn man
jenen verbotenen Umgang dem hieſigen Staatsdienſte vorziehe.
Braunſchweig, den 14 Nov. 1829. Herzogl. braunſchweig-lünebur-
giſches Staatsminiſterium. v. Bülow. v. Münchhauſen.

— Man will zu Braunſchweig wiſſen, Se. Durchlaucht der Her-
zog würden gegen Ende d. J. nach Paris reiſen. — Braunſchweig
iſt übrigens dieſen Winter ſo ſtill, wie es lange nicht geweſen;
ein großer Theil der ſonſt daſelbſt eintreffenden Fremden iſt aus-
[Spaltenumbruch] geblieben, z. B. Graf Veltheim, Graf Stolberg, Graf Oberg ꝛc.
Außer dem Kammerherrn v. Cramm und dem Oberjägermeiſter
v. Sierſtorpf (jezt in Hannover) ſind auch Hofrath Petri, jezt
geheimer Kanzleirath zu Ballenſtedt), der geheime Juſtizrath Eſchen-
burg (jezt Kanzleidirektor zu Detmold) und der geheime Juſtiz-
rath v. Bülow (jezt geheimer Regierungsrath zu Münſter), wie
es ſcheint, gänzlich aus dem Lande weggezogen.“

Die wachſame königl. ſächſiſche Regierung
ſah ſich Ende Novembers veranlaßt, die geſchärfteſten Maaßregeln ge-
gen die im benachbarten Böhmen ſporadiſch ausgebrochene Rinder-
peſt anzuordnen, nachdem ſie durch den Oberarzt bei der Dresdener
Veterinairſchule, Profeſſor Prinz, an der dis- und jenſeitigen
Gränze die genaueſten Erkundigungen eingezogen, und die Gefahr
des Kontagiums erforſcht hatte. Jn dem oberlauſiziſchen Dorfe
Ruppersdorf, nahe an der Gränze, war ſie lediglich nach dem vor der
Anlegung der Sperre ſtatt gefundenen Eintriebe polniſchen Rindviehs
ausgebrochen. Es wurde unverzüglich außer den vorſchriftsmäßigen
Unterthanenwachen an der Gränze, auch ein Militairkordon an der
ganzen Lauſizer und Meißener Gränze (gegen 800 Mann) angeord-
net, wovon jedoch die Kavallerie wegen des in jeziger Witterung dop-
pelt ſchwierigen Terrains zurük gerufen wurde. Eine Verordnung,
welche in der 29ſten Nummer der Geſezesſammlung publizirt
worden iſt, enthielt die nothwendigſten Vorſchriften und Belehrun-
gen über die mannichfaltigen, ſelbſt nach Wochen noch ſtatt finden-
den Anſtekungsſtoffe und Verwahrungsmittel. Plözlich zeigte ſich
auch ganz nahe bei Dresden auf der großen Straße nach Meißen, in
dem mit Marktgerechtigkeit verſehenen großen Dorfe Ketſchenbroda,
eine Anfangs für die Löſeidürre erklärte, ſpäter jedoch bei aller An-
ſtekungsfähigkeit doch nur für eine verderbliche, aus der ſchlechten
Fütterung und anderer Ungunſt der Witterung ſich entwikelnde
Seuche gehaltene, Rinderkrankheit. Das ganze Dorf wurde ſogleich
mit militairiſchen Wachen umſtellt und ſolche Vorkehrungen getroffen,
daß bald auch die Umgegend völlig beruhigt wurde. Alle Vieh-
märkte wurden einſtweilen eingeſtellt. Da es erwieſen ſchien, daß
die ſofortige Tödtung der verdächtigen oder ſchon ergriffenen Vieh-
ſtüke und gerichtlich beaufſichtigte Eingrabung das wirkſamſte
Mittel zur Unterdrükung ſey, ſo erging darüber unter dem 6ten
December von der königl. Landesregierung eine neue Verordnung
(Nro. 31. der Geſezſammlung), worin die augenblikliche Tödtung
des Viehs nach vorausgegangener thierärztlicher Unterſuchung ſtreng
geboten und belehrend beſtimmt wurde, wobei ſelbſt dabei getragene
Kleider mit Chlorkalkdämpfen zu durchräuchern wären. Das Wirk-
ſamſte dabei iſt die den Beſizern des getödteten Viehes zugeſtan-
dene Entſchädigung durch die königl. Rentämter und herrſchaftlichen
Kaſſen, wobei theils zwiſchen Kälbern, jungem Vieh, Kühen und
Maſt- und Zugochſen unterſchieden, theils nach der Werthver-
ſchiedenheit eine Eintheilung in drei Klaſſen von 6 Thalern bis 36
und bis zu 50 Thalern gemacht wurde. Jndeſſen lauten die neue-
ſten Nachrichten aus dem benachbarten Böhmen ſehr beruhigend,
und das hohe Landesgubernium in Prag zeichnet ſich durch die be-
reitwilligſte Mittheilung und Aufklärung ſo aus, daß man gegen-
ſeitig nur dankbar dagegen ſeyn kann. Da nun allerdings die ſo
ſtreng bisher beobachtere Gränzſperre unberechenbare Hemmungen
in allem Handelsverkehr und Tranſito machte, und insbeſondere
theils die ſchon ſeit Monaten in Böhmen zur Abſendung lagernden
und inſtradirten Schafwollen zum größten Nachtheile des diſſeitigen
Wollhandels und der Fabrikation an der Gränze aufhalten, theils

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[18/0006] Unternehmen anders iſt, aber er war dennoch ſicher. So wie von dem edleren Produkte nur eine Quantität erzeugt ward, die der Rede werth war, blieben auch die Käufer nicht aus. Eng- länder und Niederländer fanden ſich als ſolche ein. Ein ſehr ein- träglicher Zwiſchenhandel gründete ſich, der faſt alle ſeine Unter- nehmer bereicherte. Aber erſt mit dem Anfange des jezigen Jahrhunderts trat die deutſche Wolle im Welthandel kräftig auf, und ſo weit iſt es jezt mit ihr gekommen, daß ſie den Ausſchlag in demſelben gibt, und beſonders in Güte an der Spize aller übrigen ſteht. Es iſt daher der deutſche Wollhandel, welcher ſezt den übrigen regulirt, und wir wollen auf dieſen einige auf- merkſame Blike werfen. Wie ſchon bemerkt, hatte auf die Er- zeugung eines edleren Wollprodukts in Deutſchland zuerſt die Nachfrage der Niederländer Einfluß. Vom engliſchen und dann vom ſpaniſchen Markte bei ihren Einkäufen durch die Engländer verdrängt, mußten ſie ſich immer wieder nach Pläzen umſehen, wo ſie fanden was ſie ſuchten. Deutſchland war es nun zunächſt, worauf ſie ihr Augenmerk richteten. Wer weiß, wie lange ſie hier noch neben ihren Rivalen beſtehen werden? — Vielleicht iſt die Zeit ſo gar ferne nicht, wo ſie oder die Engländer nach Po- len und Rußland gehen, in welchen Ländern die veredelte Schaf- zucht jezt ſo mächtig vorwärts ſchreitet. Jn Deutſchland geht der Wollhandel faſt ganz denſelben Gang, wie in den frühern Jahrhunderten in England, nur daß ſich in Deutſchland die Nie- derländer nicht ſo lange als erſte Käufer behauptet haben, wie in England. — Aber ſo wie dort tritt die inländiſche Fabrikation mit in die Schranken, und verbraucht jezt ſchon den größten Theil der erzeugten Wolle. Ob es wie in England kommen werde, daß die Regierungen ſich genöthigt ſehen könnten, die Wollausfuhr zu erſchweren, das ſteht zu bezweifeln, denn, einmal fehlt Deutſch- land der große überſeeiſche Handel für ſeine Fabrikate, und zwei- tens ſind bei uns alle übrigen landwirthſchaftlichen Erzeugniſſe in bei Weitem niedrigerm Preiſe, als in England, weshalb wir die Wollproduktion noch ſehr vermehren, und ſtets mit geringerem Aufwande betreiben können. (Beſchluß folgt.) Deutſchland. Der Hamburger Korreſpondent ſchreibt von der Weſer vom 16 Dec.: „Folgendes Cirkular-Reſcript iſt zu Braunſchweig erlaſſen, und ſämtlichen Staatsbeamten zur Unterzeichnung vor- gelegt worden. Einige Tage nach deſſen Verbreitung hat der Kammerherr v. Cramm Braunſchweig verlaſſen, und dem Ver- nehmen nach ſeinen künftigen Wohnſiz zu Celle genommen. „Cirkular. Auf allerhöchſten Befehl iſt es jedem Braunſchwei- giſchen Staatsdiener auf das Strengſte unterſagt, irgend einen Umgang, es geſchehe ſolches auf mündlichem, ſchriftlichem oder an- derm Wege, mit dem ohne Abſchied entlaſſenen vormaligen Kam- merherrn v. Cramm auf Sambleben zu pflegen oder zu unterhal- ten, widrigenfalls es ſo angeſehen werden muß, als wenn man jenen verbotenen Umgang dem hieſigen Staatsdienſte vorziehe. Braunſchweig, den 14 Nov. 1829. Herzogl. braunſchweig-lünebur- giſches Staatsminiſterium. v. Bülow. v. Münchhauſen.“ — Man will zu Braunſchweig wiſſen, Se. Durchlaucht der Her- zog würden gegen Ende d. J. nach Paris reiſen. — Braunſchweig iſt übrigens dieſen Winter ſo ſtill, wie es lange nicht geweſen; ein großer Theil der ſonſt daſelbſt eintreffenden Fremden iſt aus- geblieben, z. B. Graf Veltheim, Graf Stolberg, Graf Oberg ꝛc. Außer dem Kammerherrn v. Cramm und dem Oberjägermeiſter v. Sierſtorpf (jezt in Hannover) ſind auch Hofrath Petri, jezt geheimer Kanzleirath zu Ballenſtedt), der geheime Juſtizrath Eſchen- burg (jezt Kanzleidirektor zu Detmold) und der geheime Juſtiz- rath v. Bülow (jezt geheimer Regierungsrath zu Münſter), wie es ſcheint, gänzlich aus dem Lande weggezogen.“ * Dresden, 25 Dec. Die wachſame königl. ſächſiſche Regierung ſah ſich Ende Novembers veranlaßt, die geſchärfteſten Maaßregeln ge- gen die im benachbarten Böhmen ſporadiſch ausgebrochene Rinder- peſt anzuordnen, nachdem ſie durch den Oberarzt bei der Dresdener Veterinairſchule, Profeſſor Prinz, an der dis- und jenſeitigen Gränze die genaueſten Erkundigungen eingezogen, und die Gefahr des Kontagiums erforſcht hatte. Jn dem oberlauſiziſchen Dorfe Ruppersdorf, nahe an der Gränze, war ſie lediglich nach dem vor der Anlegung der Sperre ſtatt gefundenen Eintriebe polniſchen Rindviehs ausgebrochen. Es wurde unverzüglich außer den vorſchriftsmäßigen Unterthanenwachen an der Gränze, auch ein Militairkordon an der ganzen Lauſizer und Meißener Gränze (gegen 800 Mann) angeord- net, wovon jedoch die Kavallerie wegen des in jeziger Witterung dop- pelt ſchwierigen Terrains zurük gerufen wurde. Eine Verordnung, welche in der 29ſten Nummer der Geſezesſammlung publizirt worden iſt, enthielt die nothwendigſten Vorſchriften und Belehrun- gen über die mannichfaltigen, ſelbſt nach Wochen noch ſtatt finden- den Anſtekungsſtoffe und Verwahrungsmittel. Plözlich zeigte ſich auch ganz nahe bei Dresden auf der großen Straße nach Meißen, in dem mit Marktgerechtigkeit verſehenen großen Dorfe Ketſchenbroda, eine Anfangs für die Löſeidürre erklärte, ſpäter jedoch bei aller An- ſtekungsfähigkeit doch nur für eine verderbliche, aus der ſchlechten Fütterung und anderer Ungunſt der Witterung ſich entwikelnde Seuche gehaltene, Rinderkrankheit. Das ganze Dorf wurde ſogleich mit militairiſchen Wachen umſtellt und ſolche Vorkehrungen getroffen, daß bald auch die Umgegend völlig beruhigt wurde. Alle Vieh- märkte wurden einſtweilen eingeſtellt. Da es erwieſen ſchien, daß die ſofortige Tödtung der verdächtigen oder ſchon ergriffenen Vieh- ſtüke und gerichtlich beaufſichtigte Eingrabung das wirkſamſte Mittel zur Unterdrükung ſey, ſo erging darüber unter dem 6ten December von der königl. Landesregierung eine neue Verordnung (Nro. 31. der Geſezſammlung), worin die augenblikliche Tödtung des Viehs nach vorausgegangener thierärztlicher Unterſuchung ſtreng geboten und belehrend beſtimmt wurde, wobei ſelbſt dabei getragene Kleider mit Chlorkalkdämpfen zu durchräuchern wären. Das Wirk- ſamſte dabei iſt die den Beſizern des getödteten Viehes zugeſtan- dene Entſchädigung durch die königl. Rentämter und herrſchaftlichen Kaſſen, wobei theils zwiſchen Kälbern, jungem Vieh, Kühen und Maſt- und Zugochſen unterſchieden, theils nach der Werthver- ſchiedenheit eine Eintheilung in drei Klaſſen von 6 Thalern bis 36 und bis zu 50 Thalern gemacht wurde. Jndeſſen lauten die neue- ſten Nachrichten aus dem benachbarten Böhmen ſehr beruhigend, und das hohe Landesgubernium in Prag zeichnet ſich durch die be- reitwilligſte Mittheilung und Aufklärung ſo aus, daß man gegen- ſeitig nur dankbar dagegen ſeyn kann. Da nun allerdings die ſo ſtreng bisher beobachtere Gränzſperre unberechenbare Hemmungen in allem Handelsverkehr und Tranſito machte, und insbeſondere theils die ſchon ſeit Monaten in Böhmen zur Abſendung lagernden und inſtradirten Schafwollen zum größten Nachtheile des diſſeitigen Wollhandels und der Fabrikation an der Gränze aufhalten, theils

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-02-11T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 5, 5. Januar 1830, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine05_1830/6>, abgerufen am 24.11.2024.