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Allgemeine Zeitung, Nr. 5, 5. Januar 1830.

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[Spaltenumbruch] durch den Ekel, den sie in diesem Falle erwekten und durch die
Verachtung, die sie einflößen müßten. Wenn aber jene Gewalt
selbst, die auf der Erde weder einen Richter noch einen Gebieter
hat, angegriffen wird, so zieht die Preßfreiheit jene Gewalt of-
fenbar in die Bahn herab, wo sich die Leidenschaften umtreiben,
und wenn sie diese dagegen aufregt, so verfällt sie in das Ver-
gehen, das das Gesez voraussehen mußte, und das Jhre Gerech-
tigkeit zu bestrafen berufen ist. Hat nun aber in dem betreffen-
den Artikel der weise und freie Gebrauch des Gedankens den Ta-
del geleitet? Hat derselbe Handlungen, die in sein Gebiet fallen,
betroffen? Kaum war diese Gewalt übertragen, so enthielt auch
mit der Ernennungsordonnanz dieses Journal jenen Artikel. Die
Schmähung kan daher nicht anders als bis auf den königlichen
Gedanken zurükbezogen werden; sie stellt sich noch allein, isolirt
dar."

Der Generalanwald geht hierauf jede einzelne Stelle durch,
und stellt den verhängnißvollen Voraussagungen, die den Artikel en-
digen, die Freude entgegen, die die Bevölkerung der Provinzen
bei der Durchreise einer jungen Prinzessin und eines verbündeten
Königs bezeugt habe. Schlüßlich trägt er auf die Anwendung
der durch das Gesez vom 17 Mai 1819 und 25 März 1822 fest-
gesezten Strafen an. Hr. Dupin replicirt sogleich.

"Meine
Herren, sagt er, ich verlange kein Vorrecht; aber bei einem
Vergehen sieht man doch immer auf die Absicht, und wenn es sich
von einem Preßvergehen handelt, so muß man den Gedanken des
Schriftstellers erwägen. Wie kan aber für Sie, so wie für jeden
einsichtsvollen und unparteiischen Mann die Absicht klarer geoffen-
bart seyn, als durch das ganze Leben eines bis in 63ste Jahr ge-
langten Mannes? Gewiß ist es eine erste und sichere Garantie,
daß wenn er seinem Fürsten während der ganzen Dauer seiner
Laufbahn treu und ergeben gewesen, er auch bei einem Umstande,
wo er ihm zu dienen glaubte, nicht untreu und beleidigend gewor-
den ist. Allein ich erkläre, daß ich bei Vertheidigung des Journal
des Debats nicht eine Person, sondern eine Sache zu vertheidigen
glaubte; ich habe nicht ein Privat-, sondern ein allgemeines Jn-
teresse im Auge gehabt; ich verlange keine Gunst, sondern Gerech-
tigkeit. Man hat erinnert, daß die Bourbons der Liebe würdig
seyen und Heinrich IV angeführt; aber Heinrich IV hatte doch
Liguisten zu bekämpfen, und hat man nicht von ihm gesagt: "Er
war von seinen Unterthanen der Besieger sowol als der Vater?"
Auch er hat eine Charte gegeben, die Charte von Nantes. Er
war ihr getreu, und es ward später eine Kalamität, als in Folge
falscher Rathschläge diese Charte zurükgenommen wurde. Es ent-
stand daraus eine Quelle von Unterdrükungen, Ungerechtigkeiten,
Untergang und Verarmung im Staate. Heinrich IV kam auch
mit Gefährten des Exils, deren Wämmser zerrissen waren, zurük.
Heinrich IV fühlte, wie dis Hr. v. Courvoisier in der angeführ-
ten treflichen Rede sagte, daß er nicht zur Befriedigung blos Ei-
niger, sondern für die Freiheit aller seiner Unterthanen regieren
dürfe. Als er hierauf den Thron seiner Väter wieder bestiegen
hatte, beschäftigte er sich blos mit dem Glüke Frankreichs. Un-
ter seiner Regierung schikte man nicht mehr geheime Noten,
weil er zu den Fremden gesagt hatte: "Adieu, meine Herren,
aber kommen Sie nicht mehr zurük!" Wenn er sich in einer Zer-
rüttung der Königin Elisabeth von England bedienen mochte, als
er noch ihres Beistandes bedurfte, so würde er doch bei dieser Kö-
nigin keine Verhaltungsbefehle nachgesucht haben, um seine innern
Angelegenheiten zu leiten. Man hat behauptet, die königliche Er-
[Spaltenumbruch] nennungsordonnanz der neuen Minister sey wie ein Stük Geld
gewesen, das den Namen und das Wappen des Fürsten führe.
Die Analogie ist nicht ganz treffend. Und wenn man übrigens
ein Geldstük empfängt, auf dem der Name Cäsar steht, so kehrt
man es verschiedenemale um, um zu sehen, ob es die erforderli-
chen Eigenschaften hat; man ist deswegen des Rechts der Beobach-
tung noch nicht beraubt. Man hat auch, was ich nicht erwartet
hätte, von der Reise einer erlauchten Prinzessin gesprochen. Ja,
die Mutter des Herzogs von Vordeaur ward überall bewillkommt
wie es sich gebührte, von Franzosen, für die dieser Prinz ein Ge-
genstand der Hofnung ist. Er wird das alte Regime und die
Emigration nicht gesehen haben; er wird von seinem Jahrhundert
seyn; er wird erfahren, daß die Franzosen, die ihre Fürsten lieben,
auch die Freiheit lieben; daß er berufen ist, ein stolzes und freies
Volk zu regiereu; seine Mutter konnte sich davon überzeugen, und so
kan diese Reise auf die Erziehung des Herzogs von Bordeaux einwirken.
Was die Durchreise der neuen Königin von Spanien betrift, so
wünscht Frankreich nicht nur das Glük für sich, sondern auch für seine
Nachbarn. Möge mit ihr auch die Gnade sich auf den Thron eines durch
Faktionen zerrissenen Landes sezen! Dis sind die Wünsche, die sie bis
an unsre Gränzen begleitet haben. Das Ende des Artikels be-
zieht sich auf ungesezmäßige Handlungen. Die Vertheidigung ist
leicht, es ist die der Prinzipien und des Gesezes. Jch erkläre,
daß ich illegale Taxen nicht bezahlen würde. Jch würde zu den
Gerichtshöfen, zu Jhnen, meine Herren, kommen, und Gerechtig-
keit und Schuz nachsuchen. Der Staat hat nur das Recht das
von mir zu verlangen, was ihm das Gesez gibt; das Uebrige ge-
hört mir. Was die intelligenten Bajonette betrift, so ist wahr,
daß unsre Soldaten die Geseze kennen; es sind keine Reiters
mehr, sondern dem Könige treue Männer und treue Beobachter
der Geseze unseres Landes; heute sind sie Soldaten, morgen Bür-
ger. Wozu sollte es ihnen dienen ihren Rüktrittsgehalt erhöht zu
sehen, wenn sie dadurch alle ihre Rechte verlören, und man ihnen
durch ungesezliche Taxen mehr nähme, als man ihnen gegeben
hat. Die Armee ist errichtet nach Auswärts zur Vertheidigung
des Gebiets, nach Jnnen zur Sicherung der Kraft der Gerechtig-
keit und der Kraft des Gesezes. Es ist ein schlechtes Spiel, die
Soldaten zu Staatsstreichen zu gebrauchen. Für die Könige wie
für die Unterthanen gibt es nur Ein Mittel im Frieden zu leben:
nemlich die Rechte eines Jeden zu achten. Gesez und Gerechtig-
keit für Alle. Noch nie, meine Herren, hatte ich mehr Vertrauen
in Jhrem Beschluß."

Hr. Bertin nahm darauf noch selbst das
Wort, und führte seine Laufbahn als Beweis an, daß ihm nie
hätte einfallen können, denjenigen zu beleidigen, der der Gegen-
stand seiner Ehrfurcht, seiner Liebe, und wie er fast sagen möchte,
seines Kultus gewesen sey. Der Gerichtshof fällt nach dreistün-
diger Berathung, wie wir bereits erwähnt, sein Urtheil der Frei-
sprechung. Die zahlreichen Anwesenden brachen darauf in den leb-
haftesten Beifallruf aus; Hr. Bertin und dessen Vertheidiger em-
pfingen einstimmige Glükwünsche.


An Hrn. Bertin war nach seinem bis-
herigen Leben nichts zu verurtheilen, weder seine Person, noch
seine Grundsäze; er ist Royalist, wie nur immer Hr. v. Chateau-
briand oder Lamartine es seyn können. Aber seine Lehre wollte
man suchen als Staatskezerei, und dafür die unbedingte Ver-
ehrung der Ministerialmacht als Grundsaz aufzustellen. Jndessen
ist dieser Grundsaz durch den Spruch des Pariser Appellationshofs

[Spaltenumbruch] durch den Ekel, den ſie in dieſem Falle erwekten und durch die
Verachtung, die ſie einflößen müßten. Wenn aber jene Gewalt
ſelbſt, die auf der Erde weder einen Richter noch einen Gebieter
hat, angegriffen wird, ſo zieht die Preßfreiheit jene Gewalt of-
fenbar in die Bahn herab, wo ſich die Leidenſchaften umtreiben,
und wenn ſie dieſe dagegen aufregt, ſo verfällt ſie in das Ver-
gehen, das das Geſez vorausſehen mußte, und das Jhre Gerech-
tigkeit zu beſtrafen berufen iſt. Hat nun aber in dem betreffen-
den Artikel der weiſe und freie Gebrauch des Gedankens den Ta-
del geleitet? Hat derſelbe Handlungen, die in ſein Gebiet fallen,
betroffen? Kaum war dieſe Gewalt übertragen, ſo enthielt auch
mit der Ernennungsordonnanz dieſes Journal jenen Artikel. Die
Schmähung kan daher nicht anders als bis auf den königlichen
Gedanken zurükbezogen werden; ſie ſtellt ſich noch allein, iſolirt
dar.“

Der Generalanwald geht hierauf jede einzelne Stelle durch,
und ſtellt den verhängnißvollen Vorausſagungen, die den Artikel en-
digen, die Freude entgegen, die die Bevölkerung der Provinzen
bei der Durchreiſe einer jungen Prinzeſſin und eines verbündeten
Königs bezeugt habe. Schlüßlich trägt er auf die Anwendung
der durch das Geſez vom 17 Mai 1819 und 25 März 1822 feſt-
geſezten Strafen an. Hr. Dupin replicirt ſogleich.

„Meine
Herren, ſagt er, ich verlange kein Vorrecht; aber bei einem
Vergehen ſieht man doch immer auf die Abſicht, und wenn es ſich
von einem Preßvergehen handelt, ſo muß man den Gedanken des
Schriftſtellers erwägen. Wie kan aber für Sie, ſo wie für jeden
einſichtsvollen und unparteiiſchen Mann die Abſicht klarer geoffen-
bart ſeyn, als durch das ganze Leben eines bis in 63ſte Jahr ge-
langten Mannes? Gewiß iſt es eine erſte und ſichere Garantie,
daß wenn er ſeinem Fürſten während der ganzen Dauer ſeiner
Laufbahn treu und ergeben geweſen, er auch bei einem Umſtande,
wo er ihm zu dienen glaubte, nicht untreu und beleidigend gewor-
den iſt. Allein ich erkläre, daß ich bei Vertheidigung des Journal
des Debats nicht eine Perſon, ſondern eine Sache zu vertheidigen
glaubte; ich habe nicht ein Privat-, ſondern ein allgemeines Jn-
tereſſe im Auge gehabt; ich verlange keine Gunſt, ſondern Gerech-
tigkeit. Man hat erinnert, daß die Bourbons der Liebe würdig
ſeyen und Heinrich IV angeführt; aber Heinrich IV hatte doch
Liguiſten zu bekämpfen, und hat man nicht von ihm geſagt: „Er
war von ſeinen Unterthanen der Beſieger ſowol als der Vater?“
Auch er hat eine Charte gegeben, die Charte von Nantes. Er
war ihr getreu, und es ward ſpäter eine Kalamität, als in Folge
falſcher Rathſchläge dieſe Charte zurükgenommen wurde. Es ent-
ſtand daraus eine Quelle von Unterdrükungen, Ungerechtigkeiten,
Untergang und Verarmung im Staate. Heinrich IV kam auch
mit Gefährten des Exils, deren Wämmſer zerriſſen waren, zurük.
Heinrich IV fühlte, wie dis Hr. v. Courvoiſier in der angeführ-
ten treflichen Rede ſagte, daß er nicht zur Befriedigung blos Ei-
niger, ſondern für die Freiheit aller ſeiner Unterthanen regieren
dürfe. Als er hierauf den Thron ſeiner Väter wieder beſtiegen
hatte, beſchäftigte er ſich blos mit dem Glüke Frankreichs. Un-
ter ſeiner Regierung ſchikte man nicht mehr geheime Noten,
weil er zu den Fremden geſagt hatte: „Adieu, meine Herren,
aber kommen Sie nicht mehr zurük!“ Wenn er ſich in einer Zer-
rüttung der Königin Eliſabeth von England bedienen mochte, als
er noch ihres Beiſtandes bedurfte, ſo würde er doch bei dieſer Kö-
nigin keine Verhaltungsbefehle nachgeſucht haben, um ſeine innern
Angelegenheiten zu leiten. Man hat behauptet, die königliche Er-
[Spaltenumbruch] nennungsordonnanz der neuen Miniſter ſey wie ein Stük Geld
geweſen, das den Namen und das Wappen des Fürſten führe.
Die Analogie iſt nicht ganz treffend. Und wenn man übrigens
ein Geldſtük empfängt, auf dem der Name Cäſar ſteht, ſo kehrt
man es verſchiedenemale um, um zu ſehen, ob es die erforderli-
chen Eigenſchaften hat; man iſt deswegen des Rechts der Beobach-
tung noch nicht beraubt. Man hat auch, was ich nicht erwartet
hätte, von der Reiſe einer erlauchten Prinzeſſin geſprochen. Ja,
die Mutter des Herzogs von Vordeaur ward überall bewillkommt
wie es ſich gebührte, von Franzoſen, für die dieſer Prinz ein Ge-
genſtand der Hofnung iſt. Er wird das alte Regime und die
Emigration nicht geſehen haben; er wird von ſeinem Jahrhundert
ſeyn; er wird erfahren, daß die Franzoſen, die ihre Fürſten lieben,
auch die Freiheit lieben; daß er berufen iſt, ein ſtolzes und freies
Volk zu regiereu; ſeine Mutter konnte ſich davon überzeugen, und ſo
kan dieſe Reiſe auf die Erziehung des Herzogs von Bordeaux einwirken.
Was die Durchreiſe der neuen Königin von Spanien betrift, ſo
wünſcht Frankreich nicht nur das Glük für ſich, ſondern auch für ſeine
Nachbarn. Möge mit ihr auch die Gnade ſich auf den Thron eines durch
Faktionen zerriſſenen Landes ſezen! Dis ſind die Wünſche, die ſie bis
an unſre Gränzen begleitet haben. Das Ende des Artikels be-
zieht ſich auf ungeſezmäßige Handlungen. Die Vertheidigung iſt
leicht, es iſt die der Prinzipien und des Geſezes. Jch erkläre,
daß ich illegale Taxen nicht bezahlen würde. Jch würde zu den
Gerichtshöfen, zu Jhnen, meine Herren, kommen, und Gerechtig-
keit und Schuz nachſuchen. Der Staat hat nur das Recht das
von mir zu verlangen, was ihm das Geſez gibt; das Uebrige ge-
hört mir. Was die intelligenten Bajonette betrift, ſo iſt wahr,
daß unſre Soldaten die Geſeze kennen; es ſind keine Reiters
mehr, ſondern dem Könige treue Männer und treue Beobachter
der Geſeze unſeres Landes; heute ſind ſie Soldaten, morgen Bür-
ger. Wozu ſollte es ihnen dienen ihren Rüktrittsgehalt erhöht zu
ſehen, wenn ſie dadurch alle ihre Rechte verlören, und man ihnen
durch ungeſezliche Taxen mehr nähme, als man ihnen gegeben
hat. Die Armee iſt errichtet nach Auswärts zur Vertheidigung
des Gebiets, nach Jnnen zur Sicherung der Kraft der Gerechtig-
keit und der Kraft des Geſezes. Es iſt ein ſchlechtes Spiel, die
Soldaten zu Staatsſtreichen zu gebrauchen. Für die Könige wie
für die Unterthanen gibt es nur Ein Mittel im Frieden zu leben:
nemlich die Rechte eines Jeden zu achten. Geſez und Gerechtig-
keit für Alle. Noch nie, meine Herren, hatte ich mehr Vertrauen
in Jhrem Beſchluß.“

Hr. Bertin nahm darauf noch ſelbſt das
Wort, und führte ſeine Laufbahn als Beweis an, daß ihm nie
hätte einfallen können, denjenigen zu beleidigen, der der Gegen-
ſtand ſeiner Ehrfurcht, ſeiner Liebe, und wie er faſt ſagen möchte,
ſeines Kultus geweſen ſey. Der Gerichtshof fällt nach dreiſtün-
diger Berathung, wie wir bereits erwähnt, ſein Urtheil der Frei-
ſprechung. Die zahlreichen Anweſenden brachen darauf in den leb-
hafteſten Beifallruf aus; Hr. Bertin und deſſen Vertheidiger em-
pfingen einſtimmige Glükwünſche.


An Hrn. Bertin war nach ſeinem bis-
herigen Leben nichts zu verurtheilen, weder ſeine Perſon, noch
ſeine Grundſäze; er iſt Royaliſt, wie nur immer Hr. v. Chateau-
briand oder Lamartine es ſeyn können. Aber ſeine Lehre wollte
man ſuchen als Staatskezerei, und dafür die unbedingte Ver-
ehrung der Miniſterialmacht als Grundſaz aufzuſtellen. Jndeſſen
iſt dieſer Grundſaz durch den Spruch des Pariſer Appellationshofs

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[19/0003] durch den Ekel, den ſie in dieſem Falle erwekten und durch die Verachtung, die ſie einflößen müßten. Wenn aber jene Gewalt ſelbſt, die auf der Erde weder einen Richter noch einen Gebieter hat, angegriffen wird, ſo zieht die Preßfreiheit jene Gewalt of- fenbar in die Bahn herab, wo ſich die Leidenſchaften umtreiben, und wenn ſie dieſe dagegen aufregt, ſo verfällt ſie in das Ver- gehen, das das Geſez vorausſehen mußte, und das Jhre Gerech- tigkeit zu beſtrafen berufen iſt. Hat nun aber in dem betreffen- den Artikel der weiſe und freie Gebrauch des Gedankens den Ta- del geleitet? Hat derſelbe Handlungen, die in ſein Gebiet fallen, betroffen? Kaum war dieſe Gewalt übertragen, ſo enthielt auch mit der Ernennungsordonnanz dieſes Journal jenen Artikel. Die Schmähung kan daher nicht anders als bis auf den königlichen Gedanken zurükbezogen werden; ſie ſtellt ſich noch allein, iſolirt dar.“ Der Generalanwald geht hierauf jede einzelne Stelle durch, und ſtellt den verhängnißvollen Vorausſagungen, die den Artikel en- digen, die Freude entgegen, die die Bevölkerung der Provinzen bei der Durchreiſe einer jungen Prinzeſſin und eines verbündeten Königs bezeugt habe. Schlüßlich trägt er auf die Anwendung der durch das Geſez vom 17 Mai 1819 und 25 März 1822 feſt- geſezten Strafen an. Hr. Dupin replicirt ſogleich. „Meine Herren, ſagt er, ich verlange kein Vorrecht; aber bei einem Vergehen ſieht man doch immer auf die Abſicht, und wenn es ſich von einem Preßvergehen handelt, ſo muß man den Gedanken des Schriftſtellers erwägen. Wie kan aber für Sie, ſo wie für jeden einſichtsvollen und unparteiiſchen Mann die Abſicht klarer geoffen- bart ſeyn, als durch das ganze Leben eines bis in 63ſte Jahr ge- langten Mannes? Gewiß iſt es eine erſte und ſichere Garantie, daß wenn er ſeinem Fürſten während der ganzen Dauer ſeiner Laufbahn treu und ergeben geweſen, er auch bei einem Umſtande, wo er ihm zu dienen glaubte, nicht untreu und beleidigend gewor- den iſt. Allein ich erkläre, daß ich bei Vertheidigung des Journal des Debats nicht eine Perſon, ſondern eine Sache zu vertheidigen glaubte; ich habe nicht ein Privat-, ſondern ein allgemeines Jn- tereſſe im Auge gehabt; ich verlange keine Gunſt, ſondern Gerech- tigkeit. Man hat erinnert, daß die Bourbons der Liebe würdig ſeyen und Heinrich IV angeführt; aber Heinrich IV hatte doch Liguiſten zu bekämpfen, und hat man nicht von ihm geſagt: „Er war von ſeinen Unterthanen der Beſieger ſowol als der Vater?“ Auch er hat eine Charte gegeben, die Charte von Nantes. Er war ihr getreu, und es ward ſpäter eine Kalamität, als in Folge falſcher Rathſchläge dieſe Charte zurükgenommen wurde. Es ent- ſtand daraus eine Quelle von Unterdrükungen, Ungerechtigkeiten, Untergang und Verarmung im Staate. Heinrich IV kam auch mit Gefährten des Exils, deren Wämmſer zerriſſen waren, zurük. Heinrich IV fühlte, wie dis Hr. v. Courvoiſier in der angeführ- ten treflichen Rede ſagte, daß er nicht zur Befriedigung blos Ei- niger, ſondern für die Freiheit aller ſeiner Unterthanen regieren dürfe. Als er hierauf den Thron ſeiner Väter wieder beſtiegen hatte, beſchäftigte er ſich blos mit dem Glüke Frankreichs. Un- ter ſeiner Regierung ſchikte man nicht mehr geheime Noten, weil er zu den Fremden geſagt hatte: „Adieu, meine Herren, aber kommen Sie nicht mehr zurük!“ Wenn er ſich in einer Zer- rüttung der Königin Eliſabeth von England bedienen mochte, als er noch ihres Beiſtandes bedurfte, ſo würde er doch bei dieſer Kö- nigin keine Verhaltungsbefehle nachgeſucht haben, um ſeine innern Angelegenheiten zu leiten. Man hat behauptet, die königliche Er- nennungsordonnanz der neuen Miniſter ſey wie ein Stük Geld geweſen, das den Namen und das Wappen des Fürſten führe. Die Analogie iſt nicht ganz treffend. Und wenn man übrigens ein Geldſtük empfängt, auf dem der Name Cäſar ſteht, ſo kehrt man es verſchiedenemale um, um zu ſehen, ob es die erforderli- chen Eigenſchaften hat; man iſt deswegen des Rechts der Beobach- tung noch nicht beraubt. Man hat auch, was ich nicht erwartet hätte, von der Reiſe einer erlauchten Prinzeſſin geſprochen. Ja, die Mutter des Herzogs von Vordeaur ward überall bewillkommt wie es ſich gebührte, von Franzoſen, für die dieſer Prinz ein Ge- genſtand der Hofnung iſt. Er wird das alte Regime und die Emigration nicht geſehen haben; er wird von ſeinem Jahrhundert ſeyn; er wird erfahren, daß die Franzoſen, die ihre Fürſten lieben, auch die Freiheit lieben; daß er berufen iſt, ein ſtolzes und freies Volk zu regiereu; ſeine Mutter konnte ſich davon überzeugen, und ſo kan dieſe Reiſe auf die Erziehung des Herzogs von Bordeaux einwirken. Was die Durchreiſe der neuen Königin von Spanien betrift, ſo wünſcht Frankreich nicht nur das Glük für ſich, ſondern auch für ſeine Nachbarn. Möge mit ihr auch die Gnade ſich auf den Thron eines durch Faktionen zerriſſenen Landes ſezen! Dis ſind die Wünſche, die ſie bis an unſre Gränzen begleitet haben. Das Ende des Artikels be- zieht ſich auf ungeſezmäßige Handlungen. Die Vertheidigung iſt leicht, es iſt die der Prinzipien und des Geſezes. Jch erkläre, daß ich illegale Taxen nicht bezahlen würde. Jch würde zu den Gerichtshöfen, zu Jhnen, meine Herren, kommen, und Gerechtig- keit und Schuz nachſuchen. Der Staat hat nur das Recht das von mir zu verlangen, was ihm das Geſez gibt; das Uebrige ge- hört mir. Was die intelligenten Bajonette betrift, ſo iſt wahr, daß unſre Soldaten die Geſeze kennen; es ſind keine Reiters mehr, ſondern dem Könige treue Männer und treue Beobachter der Geſeze unſeres Landes; heute ſind ſie Soldaten, morgen Bür- ger. Wozu ſollte es ihnen dienen ihren Rüktrittsgehalt erhöht zu ſehen, wenn ſie dadurch alle ihre Rechte verlören, und man ihnen durch ungeſezliche Taxen mehr nähme, als man ihnen gegeben hat. Die Armee iſt errichtet nach Auswärts zur Vertheidigung des Gebiets, nach Jnnen zur Sicherung der Kraft der Gerechtig- keit und der Kraft des Geſezes. Es iſt ein ſchlechtes Spiel, die Soldaten zu Staatsſtreichen zu gebrauchen. Für die Könige wie für die Unterthanen gibt es nur Ein Mittel im Frieden zu leben: nemlich die Rechte eines Jeden zu achten. Geſez und Gerechtig- keit für Alle. Noch nie, meine Herren, hatte ich mehr Vertrauen in Jhrem Beſchluß.“ Hr. Bertin nahm darauf noch ſelbſt das Wort, und führte ſeine Laufbahn als Beweis an, daß ihm nie hätte einfallen können, denjenigen zu beleidigen, der der Gegen- ſtand ſeiner Ehrfurcht, ſeiner Liebe, und wie er faſt ſagen möchte, ſeines Kultus geweſen ſey. Der Gerichtshof fällt nach dreiſtün- diger Berathung, wie wir bereits erwähnt, ſein Urtheil der Frei- ſprechung. Die zahlreichen Anweſenden brachen darauf in den leb- hafteſten Beifallruf aus; Hr. Bertin und deſſen Vertheidiger em- pfingen einſtimmige Glükwünſche. *** Paris, 26 Dec. An Hrn. Bertin war nach ſeinem bis- herigen Leben nichts zu verurtheilen, weder ſeine Perſon, noch ſeine Grundſäze; er iſt Royaliſt, wie nur immer Hr. v. Chateau- briand oder Lamartine es ſeyn können. Aber ſeine Lehre wollte man ſuchen als Staatskezerei, und dafür die unbedingte Ver- ehrung der Miniſterialmacht als Grundſaz aufzuſtellen. Jndeſſen iſt dieſer Grundſaz durch den Spruch des Pariſer Appellationshofs

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 5, 5. Januar 1830, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine05_1830/3>, abgerufen am 24.11.2024.