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Allgemeine Zeitung, Nr. 4, 4. Januar 1872.

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[Spaltenumbruch] Stadt wiederherzustellen, und hoffen in 1 bis 2 Jahren auch die letzten Spuren de
Riesenbrandes verwischt zu haben.

Industrie, Handel und Verkehr.

(Börsenwoche.) Der Börse waren in dieser Woche
nur 4 Geschäftstage zugetheilt, die mehr der Liquidation alter als dem Eingehen neuer
Geschäfte gewidmet waren. Trotz der Geldnoth, die vorzugsweise in Wien und Frankfurt
a. M zu Tage trat, hielten sich die Curse fest, und das Jahr schlteßt in seyr animirter
Stimmung. An unserem Platz wurden die beliebten Sorten österreichischer Silberprioritäten
zu steigenden Preisen vom Markte genommen; 5procentige Lombarden gewannen 2 Procent,
sind aber immer noch ohne Grund 3--4 Procent zu niedrig gehalten; Vorarlberger Stamm-
actien und Prioritäten nahmen einen weitern erheblichen Aufschwung, dürften aber vorerst
ihren Höhepunkt erreicht haben. Bayerische Anleihen in gutem Verkehr. Von Devisen war
London ferner weichend, zu niedrigerem Curs aber eher gefucht; Wien in fortwährender
Steigerung begriffen, Paris in Posten gekauft, Holland vernachlässigt.

Die Börse eröffnet das neue Jahr mit sehr
lebhaftem Geschäft und steigenden Cursen. Besonders auf speculativem Gebiet machte sich
heute diese Lebhastigkeit geltend. Das Comptantgeschäft war wegen der noch immer an-
dauernden Geldknappheit weniger poussirt. Desto mehr florirte aber das Zeitgeschäft, und
dasselbe warf sich heute u. a. auch lebhaft auf die Actien der Wiener Nationalbank, welche,
in Folge der Nachricht daß die Bankacte einer gründlichen Reform unterzogen werde und
somit den Actionären mehr Vortheile als bisher in Aussickt stelle, sehr stark gekauft und
bis zu 839 getrieben wurden, welche Höhe sie aber doch nicht behaupten konnten, sondern
wieder etliche Gulden davon abgeben mußten. In umfangreichem Verkehr waren auch Lom-
barden, welche mit 313 bezahlt wurden. Staatsbahnen fest bei 395--1/2, d. h. nach Ab-
trennung der Abschlagsdividende von 71/2 etwa 399. Creditactien, von welchen ebenfalls
die Abschlagsdividende abgeht, zu etwa 331 3/8 , also etwas niederer. Silberrente anhaltend
beliebt und steigend, heute 62 1/8 --. Die Hausse in den Speculationseffecten kam auch
den anderen Werthen zu gute. Von Banken waren Darmstädter um 2 fl. besser, ebenso
Meininger höher. Oesterreich. Bahnen gefragt und Elisabeth höher zu 1451/2, ebenso Al-
föld, Nordwest, Galizier und Vorarlberger. Das gleiche gilt von den Prioritäten. Silber-
Prioritäten durchweg sehr gefucht, vor allen aber die neuen 5procentigen der Donau-Dampf-
schifffahrt, welche mit 8 3/4 gern bezahlt und in großen Posten für Private aus dem Markt
genommen wurden. Von Anlagepapieren Württemberger anhaltend beliebt. Auch ungar.
Staats-Eisenbahn-Anlehen stark gekaust. Amerikanische Staats-Eisenbahn größtentheils leb-
haft begehrt und gut bezahlt. Auch Loose erzielten heute theilweise höhere Preise, so 1860r
Loose 893/4, 1864r 1421/2.

Nordd. 5proc. Schatzscheine 100 G., preuß.
5proc. Obl. --, 4proc. --, Nassauische 41/2proc. Obl. 991/2 G., 4proc. 921/2 G., 31/2proc.
--, Kurhess. 4proc. Obl. 92 bez, Sächsische 5proc. Obl. --, Brauns. 31/2proc. 85 P.,
S.-Gotha 5proc. 101 3/8 G, Bayer. 31/2proc. 893/4 G., Württb. 5proc. 103 5/8 G.,
41/2proc. 993/4 G, 4proc. 943/4 P, 31/2proc. 89 G., Bad. 5proc. 102 7/8 G.,
41/2proc. 991/2 bez., 4proc. 94 1/8 P., 31/2proc. 90 P., Gr. hess. 5proc. 1021/2 G., 4proc.
97 G., 31/2proc. 921/2 P., Ung. 5proc. Eisenb.-Anl. i. Silber 78 G., 5proc. Gömörer
Hypoth. i. S. 79 bez, 5proc. russ. cons. Obl. v. 1870 87 3/8 P., 6proc. Nordamerikaner
rückzb. 1881 1011/4 bez., r. 1884 97 1/8 G. r. 1887 99 3/8 bez., Frankf. Bank. 136 G. ex Div,
Bad. Bankactien, --, Mitteldeutsche Creditactien 1581/2 G. ex Div, 5proc. verloosb. Hyp.-
Pfdbr. d. Preuß. Bod.-Cred.-Act.-Bank 1031/2 G., 4proc. Pfdbr. d. bayer. Hyp.- u.
Wechsel-Bank 96 G, 5proc. österr. Bod.-Cred.-Pfdbr. 91 G., 5proc. russ. Bod. Cred.-
Pfdbr. 93 etw. bez, 41/2proc. Finnländische 893/4 G., 41/2proc. Schwedische 94 bez,
Pfälz. Maxbahn 1391/2 P. ex Div, Ludwigsh.-Bexbacher 192 G. ex Div, hess. Ludwigs-
bahn 181 G. ex Div., 5proc. Bushtiehrader E.-B.-A. Lit. B. 220 bez., 5proc. Donan-Drau-
E.-B.-A. i. S. 168 G., 5proc. Rudolfsbahn-A. i. S. 1651/2 G., 5proc. Vorarlb.-
E.-B.-A. i S. 204 G., 5proc. hess. Ludwigsb.-Pr. 1021/2 P., 5proc. oberschl. Pr.
1021/4 G., 5proc. pfälz. Ludwigsb.-Pr. 1021/2 G., 41/2proc. 99 5/8 G., 4proc. 931/4 G.,
5proc. pfälz. Nordb.-Pr. 1023/4 P, 5proc. Alföld-Fiumaner-Pr. steuerfr. 803/4 G, 5proc.
Bushtiehrader-Pr. strfr. 893/4 G., 5proc. Dniester-Pr. strfr. 711/2 G., 5proc. Donau-
Drau-Pr. strfr. 76 G., 5proc. Elisab. Pr. I. Emission 813/4 G., v. 1862 801/2 G.,
5proc. Mähr.-Schles.-Ctr. Pr. strfr. 741/4 G., 5proc. Ungar. Nordostb.-Pr. strfr. 75 P,
6proc. Donau-Dampfschiff-Pr. strfr. 100 5/8 P., 5proc. Südbahn-Pr. 81 5/8 G., kurhess.
40Thlr.-L. --, nass. 25fl.-L. --, bad. 35fl.-L. 681/2 P., großh. hess. 50fl.-L. --,
25fl.-L. --, preuß. Friedrichsd'or 9 571/2--581/2, Pistolen 9 40--42, doppelte 9 40--42,
Ducaten 5.31--33, al marco 5.33--35, Sovereigus 11 44--46, russ. Imperiales 9.41--43.
Ausbacher 7fl.-L. --, Augsburger 7fl.-L. --. (Oeff. B.-Cursbl. d. Frankfurter Wechsler-
maller Syndicats.)

(Ausgabe verzinslicher Schatzanweisungen.) Der "Reichs-Anzeiger" ent-
hält folgenden Erlaß vom 25 Dec. 1871, betreffend die Ausgabe verzinslicher Schatz-
anweisungen im Betrage von 3,700,000 Thlrn.: "Auf Ihren Bericht vom 22 d. Mts.
genehmige Ich daß in Gemäßheit des Gesetzes vom 9 Nov. 1867, betreffend den außer-
ordentlichen Geldbedarf des Norddeutschen Bundes zum Zweck der Erweiterung der Bundes-
Kriegsmarine und der Herstellung der Küstenvertheidigung und des Gesetzes vom 20 Mai
1869 wegen Abänderung des vorbezeichneten Gesetzes verzinsliche Schatzanweisungen im
Gesammtbetrage von 3,700,000 Thlrn., und zwar in Abschnitten von je 100, 1000 und
10,000 Thlru. ausgegeben werden Zugleich ermächtige Ich Sie den Zinssatz dieser
Schatzanweisungen und die Dauer ihrer Umlaufszeit, welche den Zeitraum eines Jahrs
nicht überschreiten darf, den Verhältnissen entsprechend, nach Ihrem Ermessen zu bestimmen.
Ich überlasse Ihnen die preußische Hauptverwaltung der Staatsschulden mit näherer An-
weifung zu versehen und diesen Meinen Erlaß durch das Reichsgesetzblatt bekannt zu
machen. Berlin, 25 Dec. 1871. Wilhelm. Fürst v. Bismarck."

Bei heutiger Landesproductenbörse war das Geschäft
ziemlich beschränkt, was thei weise von dem immer noch geringen Bedarf der Müller in
Folge des geringen Wasserstandes herrührt. Weizen, ungarischer, 8 fl. 36 kr., bayerischer
8 fl. 20--36 kr, Kernen 7 fl. 36--54 kr., Dinkel und Roggen ohne Handel, Gerste
bayerische, 5 fl. 54 kr. württembergische 5 fl. 36 kr., Hafer 3 fl. 45--48 kr. Mehl
Nr. 1 25 fl. 36 kr. bis 26 fl., Nr. 2 23 fl. 24--48 kr., Nr. 3 20 fl. 12--24 kr.,
Nr. 4 16 fl. 12 kr. bis 16 fl. 30 kr.

Es liegt ein eigenes Verhängniß auf den Geldinstituten
welche sich bisher der Gunst und der Protection des "City Ring" erfreuten. Zu dem
Falliment der Sparbanken, in denen Tweed oder feine Leute die Directoren waren, sind
in dieser Woche nach einander die Fallimente dreier Rationalbanken getreten, und zwar
der Ocean-, der Union Square- und der Eight-Nationalbank. Sonderbarer Weise standen
diese Nationalbanken in ähnlichem Verhältniß zu dem "City Ring" wie die lürzlich fallit gewor-
denen Sparbanken. Böses gebiert Böses! Und darin liegt die Logik des Geschicks, dem diese
Banken ihr Falliment verdanken. Es ist der öffentlichen Meinung nicht zu verdenken
wenn sie unter diesen Verhältnissen alle mit Tweed und Consorten in Verbindung stehen-
den Geschäftsinstitute mit dem moralischen Bann belegt, und die "Times" setzt in
ihrer Mittwochsnummer dem Interdict der öffentlichen Meinung eine hiesige deutsche Bank-
Firma aus, welche seither als die Agentin einer Weltfirma in Deutschland gegolten hat, in-
dem sie von dieser New-Yorker Bankfirma sagt: daß sie einen großen Theil ihres Geldes
aus dem "City Ring" gemacht, und den "Ring" Monate länger in der Macht erhalten
habe als es ohne ihre Beihülfe der Fall gewesen. Ich enthalte mich die weiteren Beschul-
digungen der "Times" gegen die bisher in der öffentlichen Meinung sehr geachtete Firma,
deren Nennung ich geflissentlich hier vermeide, anzuführen; ganz übergehen konnte ich aber
den von der "Times" begonnenen Kampf nicht, da es vielleicht zum Verständniß etwaiger
späterer Ereignisse nothwendig ist. Der Geldmarkt litt in dieser Woche unter dem Ereigniß
der Bankfalliment, die zwar an sich von geringer Bedeutung sind, da das Capital dieser
Banken zusammen nur 1,450,000 Doll. beträgt, wovon auf die Ocean-Bank 1,000,000
Doll, auf die Union Square 200,000 Doll. und die Eight National-Bank 250,000 Doll.
kommen. Die Depositen derselben belaufen sich auf etwa 21/2 Mill. Doll., und ihre Cir-
[Spaltenumbruch] culation auf 2,137,500 Doll. Die Noten sind vom Schatzamt einzulösen und aus dem
Verkehr zu ziehen, und die Depositäre sind gesichert, da nach dem National Bank-Gesetz
die Actionäre der Nationalbanken (was bei den Staatsbanken, denen indessen die Noten-
ausgabe durch hohe Besteuerung unmöglich gemacht ist, nicht der Fall ist) persönlich für den
doppelten Betrag des Pariwerthes ihrer Actien haftbar sind, so daß, wenn eine National-
bank fallirt, der Massenverwalter den Actionär einer 1000 Doll.-Actie zu einer weiteren
Einbezahlung von 1000 Doll. bestimmen kann. Es schreibt nämlich die 12. Section des
National-Bank-Gesetzes vor: "daß der Actionär jeder unter den Bestimmungen dieses Gesetzes
gebildeten Association persönlich einzustehen hebe: gleichmäßig und ratenweise, und nicht
einer für den andern, für alle Contracte, Schulden und Verpflichtungen einer solchen
Association, bis zu der Ausdehnung des Betrags seiner Actie im Pariwerth als Bei-
fügung zu dem in solchen Actien von ihm angelegten Capital." Ich nöchte dem Pu-
blicum in Deutschland bei dem dortigen Bankfieber das Studium des amerikanischen Bank-
wesens empfehlen. Wenn nun auch das Falliment dieser Banken für den Geldmarkt
nicht von Bedeutung ist, so war es doch die Furcht vor weiteren Fallimenten, nebst dem
Gespenst der Absperrung von Greenbacks, welches auch in dieser Woche durch die Börsen-
halle spukte, was dem Markte den Charakter für diese Woche aufdrückte. So waren
namentlich Gerüchte im Umlauf über Zahlungseinstellungen der Common-Wealth und
Tenth Nationalbank, die sich jedoch in Folge einer Untersuchung derselben durch das
Clearinghaus-Committee als unbegründet erwiesen. Der Geldmarkt begann ohnehin
unter dem ungünstigen Bankausweis vom Samstag der Vorwoche mit knapper Tendenz,
und Brokers waren dadurch genöthigt 1/8 % per Tag für geliehene Actien zu bezahlen. Der
Actienmarkt hielt dennoch diesem Einfluß gegenüber seste Preise, die aber den weiteren Ein-
flüssen der Fallimentsgerüchte etwas nachgeben mußten und sich schwankend gestalteten.
Gegen Mitte der Woche gewannen jedoch die meisten Actien durchgängig ihren Preis vom
Montag wieder, und die Woche schloß ruhiger und vertrauensvoller als sie begonnen. Der
Gesammtumsatz in Actien beläuft sich in dieser Woche auf 14,773,5[0]0 Stück, worunter
auf Lake Shore 196,000 Stück a 90 5/8 88 5/8 , 901/2, auf Wabash. in Folge Realisation
611,000 a 63 5/8 , 62 1/8 , 631/2, auf Ohio und Mississippi 116,000 a 42 7/8 , 41. 42 3/8 .
auf Western Union Telegraph 132,000 a 68 3/8 , 661/4, 78, New-York Central 80,000 a
92 7/8 , 911/4, 921/2, Erie 84,000 a 31 3/8 , 30 3/8 , 31 3/8 , Pacific Mail 89,400 a 47 5/8 , 49,
51 kommen. Der Umsatz in den übrigen Devisen war bedeutend geringer. In Regie-
rungsbonds sind die Preise fest, aber bei dem geringen-Vorrath auf dem Markte gab es wenig
Geschäft. In Staatenbonds zeigen die South Carolinas eine Besserung von 11/4% gegen
die Vorwoche. In der Georgia-Bonds-Angelegenheit wird nach Beschluß der Staatslegis-
latur eine Untersuchung durch eine besondere Commission vorgenommen werden. Die Aus-
bezahlung der Zinsen aller Georgia-Staats- und garantirten Eisenbahnbonds erleidet keine
Störung. In Betreff von City-Bonds ist anzuführen daß es dem Controller von New-
York nicht gelungen ist die vollständigen Mittel zur Einlösung der am 1 und 15 December
verfallenen New York Revenue Bonds aufzubringen. Die Broadway Bank hat zu diesem
Behuf die größten Anstrengungen gemacht, welchem Umstande die gegen Schluß der Woche
wieder mehr sich geltend machende Geldknappheit zuzuschreiben ist. Die Besitzer der Re-
venue Bonds haben zum größten Theil auf eine Borgfrist eingewilligt, und es ist unter der
gegenwärtigen ökonomischen Leitung der New-Yorker City- und County-Finanzen nichts für
den Credit New-Yorks zu befürchten. Allein es zeigt dieser Umstand aufs neue welchem
Abgrund man hier unter der alten verschwenderischen Wirthschaft entgegengeeilt wäre, wenn
dieselbe kein Ende gefunden hätte. Die Bemäntelung des wahren Zustands, welcher sich
einige Zeitungen auch in Deutschland beflissen, hätte die Lage der Creditoren im Fall einer
Krisis nur verschlimmert und das Vertrauen zu andern amerikanischen Securitäten beein-
trächtigt. Was ich in meinem letzten Bericht über die Central-Pacific Bonds sagte, findet
schon in dieser Woche durch den Rückgang derselben auf 103 seine Bestätigung. Es ist
freilich schwer für einen Correspondenten nicht in die allgemeine Reclame mit einzustimmen,
vielmehr denselben und andern Verführungen gegenüber seine Unparteilichkeit zu bewahren.
Das Goldagio bequemte sich auch in dieser Woche dem Gesetz der Schwere und fiel auf
109. Der gegenwärtige Vorrath an Gold auf dem Markte -- 20,130,000 Dollars sind
vom Schatzamte gegen eingelöste Fünfzwanziger bis heute ausbezahlt worden -- drückt das
Goldagio immer mederer. Und es ist möglich daß bei dem geringen Bedarf von Gold von
Seite der Importeurs, der im Laufe der Woche sich auf 1,990,159 Dollars belief, sowie
bei der Einlösung weiterer Fünfzwanziger im Betrage von 20 Millionen, das Goldagio
noch mehr fällt. Die Woche schloß mit der Verhaftung des Häuptlings des Tammany-
Ring wegen Felonie. Merkwürdiger Weise wurde in diesem Fall seine Freilassung gegen
500,000 Dollars gestattet, während in dem bereits gegen ihn schwebenden Civil-Falle die
Caution für seine Freilassung eine Million beträgt. Da Tweed starke Verbindungen in
Wallstreet unterhielt, so wird, ehe diese Angelegenheiten geschlichtet sind, ein ruhiges Ver-
tranen nicht in diese Region einkehren; denn manchem schlägt hier das böse Gewissen!

(Deutsch-Englisches Kabel.) Das von Borkum nach England hinübergelegte
Kabel hat noch nicht in Benutzurg genommen werden können, weil die englische Regierung
unvermuthet erklärt hat: sie könne zur Verbindung dieses Kabels mit dem englisch-amerikani-
schen keinen nenen Diath an das vorhandene Gestänge legen, da dieses zu schwach sei die
Last eines neuen Drathes zu tragen; sie müsse daher erst ein neues Gestänge errichten;
dem aber setzten die Adjacenten große Schwierigkeiten entgegen. Diese Schwierigkeiten
würden die Verbindung beider Kabel durch einen neuen Drath jedenfalls vor dem Monat
Februar nicht möglich machen lassen. Die Verwaltung des deutsch-englischen Kabels hat
geglaubt daß sie ihre Arbeit bereits am 1 Nov. c. werde beginnen können und daher die
dazu nöthigen Beamten schon zu jener Zeit angestellt.

(Englisch-indischer Telegraph). Einen Theil der englisch-indischen Telegra-
phenlinie bildet das submarine Kabel welches von England nach Dänemark geht und von
hier über Bornholm nach Riga weiter geführt wird. Man hatte die Frequenz für das
Kabel England-Dänemark für zu gering geschätzt und deßhalb das Kabel nur mit einem
Drathe versehen. Jetzt stellt sich nun heraus daß der eine Drath nicht im Stand ist alle
aufgegebenen Depeschen zu befördern. Es wird deßhalb beabsichtigt von Dänemark über
Helgoland nach Holland ein Kabel zu legen, welches zugleich mit dem deutsch-englischen Kabel
in Verbindung gesetzt werden soll, um mit Hülfe dieses und eines bolländisch-englischen
Telegraphenkabels diejenigen Depeschen zu befördern für welche das bänisch-englische Kabel
nicht ausreicht. (N. A. Z.)

(Correspondenzverkehr mit Indien, China und Japan via Brindisi.)
Vom 1 Januar 1872 ab können auch die französischen Postdampfer welche zwischen Suez
und Jokohama abwechselnd mit britischen Schiffen eine wöchentliche Postverbindung mit
Indien, China und Japan unterhalten, zur Beförderung der Correspondenz aus Deutsch-
land nach Ceylon, Singapur, China und Japan auf dem Weg über Brindisi benntzt wer-
den. Die Briefe unterliegen dem Frankirungszwange. Das Porto beträgt im einfachen
Satz 111/4 Groschen oder 39 Kreuzer. Dasselbe setzt sich zusammen aus 43/4 Groschen
oder 16 Kreuzern für je 15 Gramme und 61/2 Groschen oder 23 Krenzer für je 71/2
Gramme. Außer gewöhnlichen Briefen sind nur noch Drucksachen unter Band zulässig,
für welche vom Absender das Porto mit 2 Groschen, bez. 7 Kreuzern, für je 40 Gramme
Gewicht vorauszubezahlen ist.

Neueste Posten.

Die Königin reist heute von Sandringham ab. --
Die "Times" spricht ihre Billigung über das von dem Fürsten Bismarck ange-
wandte Verfahren, diplomatische Actenstücke in deutscher Sprache abzufassen, aus,
und fügt hinzu: "Die anderen Nationen werden diesem Beispiel folgen, und sich bei
derartigen Anlässen ebenfalls ihrer Sprache bedienen." (T. N.)

Bei dem Neujahrsempfange der Minister, der Großwür-
denträger, sowie zahlreicher Deputationen, drückte der König die Hoffnung aus
daß die Eintracht der Staatsgewalten, welche insbesondere zur Vollendung der
nationalen Einheit beigetragen, auch fortan werde aufrechterhalten werden.
(T. N.)



[Spaltenumbruch] Stadt wiederherzuſtellen, und hoffen in 1 bis 2 Jahren auch die letzten Spuren de
Rieſenbrandes verwiſcht zu haben.

Induſtrie, Handel und Verkehr.

(Börſenwoche.) Der Börſe waren in dieſer Woche
nur 4 Geſchäftstage zugetheilt, die mehr der Liquidation alter als dem Eingehen neuer
Geſchäfte gewidmet waren. Trotz der Geldnoth, die vorzugsweiſe in Wien und Frankfurt
a. M zu Tage trat, hielten ſich die Curſe feſt, und das Jahr ſchlteßt in ſeyr animirter
Stimmung. An unſerem Platz wurden die beliebten Sorten öſterreichiſcher Silberprioritäten
zu ſteigenden Preiſen vom Markte genommen; 5procentige Lombarden gewannen 2 Procent,
ſind aber immer noch ohne Grund 3—4 Procent zu niedrig gehalten; Vorarlberger Stamm-
actien und Prioritäten nahmen einen weitern erheblichen Aufſchwung, dürften aber vorerſt
ihren Höhepunkt erreicht haben. Bayeriſche Anleihen in gutem Verkehr. Von Deviſen war
London ferner weichend, zu niedrigerem Curs aber eher gefucht; Wien in fortwährender
Steigerung begriffen, Paris in Poſten gekauft, Holland vernachläſſigt.

Die Börſe eröffnet das neue Jahr mit ſehr
lebhaftem Geſchäft und ſteigenden Curſen. Beſonders auf ſpeculativem Gebiet machte ſich
heute dieſe Lebhaſtigkeit geltend. Das Comptantgeſchäft war wegen der noch immer an-
dauernden Geldknappheit weniger pouſſirt. Deſto mehr florirte aber das Zeitgeſchäft, und
dasſelbe warf ſich heute u. a. auch lebhaft auf die Actien der Wiener Nationalbank, welche,
in Folge der Nachricht daß die Bankacte einer gründlichen Reform unterzogen werde und
ſomit den Actionären mehr Vortheile als bisher in Ausſickt ſtelle, ſehr ſtark gekauft und
bis zu 839 getrieben wurden, welche Höhe ſie aber doch nicht behaupten konnten, ſondern
wieder etliche Gulden davon abgeben mußten. In umfangreichem Verkehr waren auch Lom-
barden, welche mit 313 bezahlt wurden. Staatsbahnen feſt bei 395—½, d. h. nach Ab-
trennung der Abſchlagsdividende von 7½ etwa 399. Creditactien, von welchen ebenfalls
die Abſchlagsdividende abgeht, zu etwa 331⅜, alſo etwas niederer. Silberrente anhaltend
beliebt und ſteigend, heute 62⅛—. Die Hauſſe in den Speculationseffecten kam auch
den anderen Werthen zu gute. Von Banken waren Darmſtädter um 2 fl. beſſer, ebenſo
Meininger höher. Oeſterreich. Bahnen gefragt und Eliſabeth höher zu 145½, ebenſo Al-
föld, Nordweſt, Galizier und Vorarlberger. Das gleiche gilt von den Prioritäten. Silber-
Prioritäten durchweg ſehr gefucht, vor allen aber die neuen 5procentigen der Donau-Dampf-
ſchifffahrt, welche mit 8 ¾ gern bezahlt und in großen Poſten für Private aus dem Markt
genommen wurden. Von Anlagepapieren Württemberger anhaltend beliebt. Auch ungar.
Staats-Eiſenbahn-Anlehen ſtark gekauſt. Amerikaniſche Staats-Eiſenbahn größtentheils leb-
haft begehrt und gut bezahlt. Auch Looſe erzielten heute theilweiſe höhere Preiſe, ſo 1860r
Looſe 89¾, 1864r 142½.

Nordd. 5proc. Schatzſcheine 100 G., preuß.
5proc. Obl. —, 4proc. —, Naſſauiſche 4½proc. Obl. 99½ G., 4proc. 92½ G., 3½proc.
—, Kurheſſ. 4proc. Obl. 92 bez, Sächſiſche 5proc. Obl. —, Braunſ. 3½proc. 85 P.,
S.-Gotha 5proc. 101⅜ G, Bayer. 3½proc. 89¾ G., Württb. 5proc. 103⅝ G.,
4½proc. 99¾ G, 4proc. 94¾ P, 3½proc. 89 G., Bad. 5proc. 102⅞ G.,
4½proc. 99½ bez., 4proc. 94⅛ P., 3½proc. 90 P., Gr. heſſ. 5proc. 102½ G., 4proc.
97 G., 3½proc. 92½ P., Ung. 5proc. Eiſenb.-Anl. i. Silber 78 G., 5proc. Gömörer
Hypoth. i. S. 79 bez, 5proc. ruſſ. conſ. Obl. v. 1870 87⅜ P., 6proc. Nordamerikaner
rückzb. 1881 101¼ bez., r. 1884 97⅛ G. r. 1887 99⅜ bez., Frankf. Bank. 136 G. ex Div,
Bad. Bankactien, —, Mitteldeutſche Creditactien 158½ G. ex Div, 5proc. verloosb. Hyp.-
Pfdbr. d. Preuß. Bod.-Cred.-Act.-Bank 103½ G., 4proc. Pfdbr. d. bayer. Hyp.- u.
Wechſel-Bank 96 G, 5proc. öſterr. Bod.-Cred.-Pfdbr. 91 G., 5proc. ruſſ. Bod. Cred.-
Pfdbr. 93 etw. bez, 4½proc. Finnländiſche 89¾ G., 4½proc. Schwediſche 94 bez,
Pfälz. Maxbahn 139½ P. ex Div, Ludwigsh.-Bexbacher 192 G. ex Div, heſſ. Ludwigs-
bahn 181 G. ex Div., 5proc. Buſhtiehrader E.-B.-A. Lit. B. 220 bez., 5proc. Donan-Drau-
E.-B.-A. i. S. 168 G., 5proc. Rudolfsbahn-A. i. S. 165½ G., 5proc. Vorarlb.-
E.-B.-A. i S. 204 G., 5proc. heſſ. Ludwigsb.-Pr. 102½ P., 5proc. oberſchl. Pr.
102¼ G., 5proc. pfälz. Ludwigsb.-Pr. 102½ G., 4½proc. 99⅝ G., 4proc. 93¼ G.,
5proc. pfälz. Nordb.-Pr. 102¾ P, 5proc. Alföld-Fiumaner-Pr. ſteuerfr. 80¾ G, 5proc.
Buſhtiehrader-Pr. ſtrfr. 89¾ G., 5proc. Dnieſter-Pr. ſtrfr. 71½ G., 5proc. Donau-
Drau-Pr. ſtrfr. 76 G., 5proc. Eliſab. Pr. I. Emiſſion 81¾ G., v. 1862 80½ G.,
5proc. Mähr.-Schleſ.-Ctr. Pr. ſtrfr. 74¼ G., 5proc. Ungar. Nordoſtb.-Pr. ſtrfr. 75 P,
6proc. Donau-Dampfſchiff-Pr. ſtrfr. 100⅝ P., 5proc. Südbahn-Pr. 81⅝ G., kurheſſ.
40Thlr.-L. —, naſſ. 25fl.-L. —, bad. 35fl.-L. 68½ P., großh. heſſ. 50fl.-L. —,
25fl.-L. —, preuß. Friedrichsd’or 9 57½—58½, Piſtolen 9 40—42, doppelte 9 40—42,
Ducaten 5.31—33, al marco 5.33—35, Sovereigus 11 44—46, ruſſ. Imperiales 9.41—43.
Ausbacher 7fl.-L. —, Augsburger 7fl.-L. —. (Oeff. B.-Cursbl. d. Frankfurter Wechsler-
maller Syndicats.)

(Ausgabe verzinslicher Schatzanweiſungen.) Der „Reichs-Anzeiger“ ent-
hält folgenden Erlaß vom 25 Dec. 1871, betreffend die Ausgabe verzinslicher Schatz-
anweiſungen im Betrage von 3,700,000 Thlrn.: „Auf Ihren Bericht vom 22 d. Mts.
genehmige Ich daß in Gemäßheit des Geſetzes vom 9 Nov. 1867, betreffend den außer-
ordentlichen Geldbedarf des Norddeutſchen Bundes zum Zweck der Erweiterung der Bundes-
Kriegsmarine und der Herſtellung der Küſtenvertheidigung und des Geſetzes vom 20 Mai
1869 wegen Abänderung des vorbezeichneten Geſetzes verzinsliche Schatzanweiſungen im
Geſammtbetrage von 3,700,000 Thlrn., und zwar in Abſchnitten von je 100, 1000 und
10,000 Thlru. ausgegeben werden Zugleich ermächtige Ich Sie den Zinsſatz dieſer
Schatzanweiſungen und die Dauer ihrer Umlaufszeit, welche den Zeitraum eines Jahrs
nicht überſchreiten darf, den Verhältniſſen entſprechend, nach Ihrem Ermeſſen zu beſtimmen.
Ich überlaſſe Ihnen die preußiſche Hauptverwaltung der Staatsſchulden mit näherer An-
weifung zu verſehen und dieſen Meinen Erlaß durch das Reichsgeſetzblatt bekannt zu
machen. Berlin, 25 Dec. 1871. Wilhelm. Fürſt v. Bismarck.“

Bei heutiger Landesproductenbörſe war das Geſchäft
ziemlich beſchränkt, was thei weiſe von dem immer noch geringen Bedarf der Müller in
Folge des geringen Waſſerſtandes herrührt. Weizen, ungariſcher, 8 fl. 36 kr., bayeriſcher
8 fl. 20—36 kr, Kernen 7 fl. 36—54 kr., Dinkel und Roggen ohne Handel, Gerſte
bayeriſche, 5 fl. 54 kr. württembergiſche 5 fl. 36 kr., Hafer 3 fl. 45—48 kr. Mehl
Nr. 1 25 fl. 36 kr. bis 26 fl., Nr. 2 23 fl. 24—48 kr., Nr. 3 20 fl. 12—24 kr.,
Nr. 4 16 fl. 12 kr. bis 16 fl. 30 kr.

Es liegt ein eigenes Verhängniß auf den Geldinſtituten
welche ſich bisher der Gunſt und der Protection des „City Ring“ erfreuten. Zu dem
Falliment der Sparbanken, in denen Tweed oder feine Leute die Directoren waren, ſind
in dieſer Woche nach einander die Fallimente dreier Rationalbanken getreten, und zwar
der Ocean-, der Union Square- und der Eight-Nationalbank. Sonderbarer Weiſe ſtanden
dieſe Nationalbanken in ähnlichem Verhältniß zu dem „City Ring“ wie die lürzlich fallit gewor-
denen Sparbanken. Böſes gebiert Böſes! Und darin liegt die Logik des Geſchicks, dem dieſe
Banken ihr Falliment verdanken. Es iſt der öffentlichen Meinung nicht zu verdenken
wenn ſie unter dieſen Verhältniſſen alle mit Tweed und Conſorten in Verbindung ſtehen-
den Geſchäftsinſtitute mit dem moraliſchen Bann belegt, und die „Times“ ſetzt in
ihrer Mittwochsnummer dem Interdict der öffentlichen Meinung eine hieſige deutſche Bank-
Firma aus, welche ſeither als die Agentin einer Weltfirma in Deutſchland gegolten hat, in-
dem ſie von dieſer New-Yorker Bankfirma ſagt: daß ſie einen großen Theil ihres Geldes
aus dem „City Ring“ gemacht, und den „Ring“ Monate länger in der Macht erhalten
habe als es ohne ihre Beihülfe der Fall geweſen. Ich enthalte mich die weiteren Beſchul-
digungen der „Times“ gegen die bisher in der öffentlichen Meinung ſehr geachtete Firma,
deren Nennung ich gefliſſentlich hier vermeide, anzuführen; ganz übergehen konnte ich aber
den von der „Times“ begonnenen Kampf nicht, da es vielleicht zum Verſtändniß etwaiger
ſpäterer Ereigniſſe nothwendig iſt. Der Geldmarkt litt in dieſer Woche unter dem Ereigniß
der Bankfalliment, die zwar an ſich von geringer Bedeutung ſind, da das Capital dieſer
Banken zuſammen nur 1,450,000 Doll. beträgt, wovon auf die Ocean-Bank 1,000,000
Doll, auf die Union Square 200,000 Doll. und die Eight National-Bank 250,000 Doll.
kommen. Die Depoſiten derſelben belaufen ſich auf etwa 2½ Mill. Doll., und ihre Cir-
[Spaltenumbruch] culation auf 2,137,500 Doll. Die Noten ſind vom Schatzamt einzulöſen und aus dem
Verkehr zu ziehen, und die Depoſitäre ſind geſichert, da nach dem National Bank-Geſetz
die Actionäre der Nationalbanken (was bei den Staatsbanken, denen indeſſen die Noten-
ausgabe durch hohe Beſteuerung unmöglich gemacht iſt, nicht der Fall iſt) perſönlich für den
doppelten Betrag des Pariwerthes ihrer Actien haftbar ſind, ſo daß, wenn eine National-
bank fallirt, der Maſſenverwalter den Actionär einer 1000 Doll.-Actie zu einer weiteren
Einbezahlung von 1000 Doll. beſtimmen kann. Es ſchreibt nämlich die 12. Section des
National-Bank-Geſetzes vor: „daß der Actionär jeder unter den Beſtimmungen dieſes Geſetzes
gebildeten Aſſociation perſönlich einzuſtehen hebe: gleichmäßig und ratenweiſe, und nicht
einer für den andern, für alle Contracte, Schulden und Verpflichtungen einer ſolchen
Aſſociation, bis zu der Ausdehnung des Betrags ſeiner Actie im Pariwerth als Bei-
fügung zu dem in ſolchen Actien von ihm angelegten Capital.“ Ich nöchte dem Pu-
blicum in Deutſchland bei dem dortigen Bankfieber das Studium des amerikaniſchen Bank-
weſens empfehlen. Wenn nun auch das Falliment dieſer Banken für den Geldmarkt
nicht von Bedeutung iſt, ſo war es doch die Furcht vor weiteren Fallimenten, nebſt dem
Geſpenſt der Abſperrung von Greenbacks, welches auch in dieſer Woche durch die Börſen-
halle ſpukte, was dem Markte den Charakter für dieſe Woche aufdrückte. So waren
namentlich Gerüchte im Umlauf über Zahlungseinſtellungen der Common-Wealth und
Tenth Nationalbank, die ſich jedoch in Folge einer Unterſuchung derſelben durch das
Clearinghaus-Committee als unbegründet erwieſen. Der Geldmarkt begann ohnehin
unter dem ungünſtigen Bankausweis vom Samſtag der Vorwoche mit knapper Tendenz,
und Brokers waren dadurch genöthigt ⅛% per Tag für geliehene Actien zu bezahlen. Der
Actienmarkt hielt dennoch dieſem Einfluß gegenüber ſeſte Preiſe, die aber den weiteren Ein-
flüſſen der Fallimentsgerüchte etwas nachgeben mußten und ſich ſchwankend geſtalteten.
Gegen Mitte der Woche gewannen jedoch die meiſten Actien durchgängig ihren Preis vom
Montag wieder, und die Woche ſchloß ruhiger und vertrauensvoller als ſie begonnen. Der
Geſammtumſatz in Actien beläuft ſich in dieſer Woche auf 14,773,5[0]0 Stück, worunter
auf Lake Shore 196,000 Stück à 90⅝ 88⅝, 90½, auf Wabaſh. in Folge Realiſation
611,000 à 63⅝, 62⅛, 63½, auf Ohio und Miſſiſſippi 116,000 à 42⅞, 41. 42⅜.
auf Weſtern Union Telegraph 132,000 à 68⅜, 66¼, 78, New-York Central 80,000 à
92⅞, 91¼, 92½, Erie 84,000 à 31⅜, 30⅜, 31⅜, Pacific Mail 89,400 à 47⅝, 49,
51 kommen. Der Umſatz in den übrigen Deviſen war bedeutend geringer. In Regie-
rungsbonds ſind die Preiſe feſt, aber bei dem geringen-Vorrath auf dem Markte gab es wenig
Geſchäft. In Staatenbonds zeigen die South Carolinas eine Beſſerung von 1¼% gegen
die Vorwoche. In der Georgia-Bonds-Angelegenheit wird nach Beſchluß der Staatslegis-
latur eine Unterſuchung durch eine beſondere Commiſſion vorgenommen werden. Die Aus-
bezahlung der Zinſen aller Georgia-Staats- und garantirten Eiſenbahnbonds erleidet keine
Störung. In Betreff von City-Bonds iſt anzuführen daß es dem Controller von New-
York nicht gelungen iſt die vollſtändigen Mittel zur Einlöſung der am 1 und 15 December
verfallenen New York Revenue Bonds aufzubringen. Die Broadway Bank hat zu dieſem
Behuf die größten Anſtrengungen gemacht, welchem Umſtande die gegen Schluß der Woche
wieder mehr ſich geltend machende Geldknappheit zuzuſchreiben iſt. Die Beſitzer der Re-
venue Bonds haben zum größten Theil auf eine Borgfriſt eingewilligt, und es iſt unter der
gegenwärtigen ökonomiſchen Leitung der New-Yorker City- und County-Finanzen nichts für
den Credit New-Yorks zu befürchten. Allein es zeigt dieſer Umſtand aufs neue welchem
Abgrund man hier unter der alten verſchwenderiſchen Wirthſchaft entgegengeeilt wäre, wenn
dieſelbe kein Ende gefunden hätte. Die Bemäntelung des wahren Zuſtands, welcher ſich
einige Zeitungen auch in Deutſchland befliſſen, hätte die Lage der Creditoren im Fall einer
Kriſis nur verſchlimmert und das Vertrauen zu andern amerikaniſchen Securitäten beein-
trächtigt. Was ich in meinem letzten Bericht über die Central-Pacific Bonds ſagte, findet
ſchon in dieſer Woche durch den Rückgang derſelben auf 103 ſeine Beſtätigung. Es iſt
freilich ſchwer für einen Correſpondenten nicht in die allgemeine Reclame mit einzuſtimmen,
vielmehr denſelben und andern Verführungen gegenüber ſeine Unparteilichkeit zu bewahren.
Das Goldagio bequemte ſich auch in dieſer Woche dem Geſetz der Schwere und fiel auf
109. Der gegenwärtige Vorrath an Gold auf dem Markte — 20,130,000 Dollars ſind
vom Schatzamte gegen eingelöste Fünfzwanziger bis heute ausbezahlt worden — drückt das
Goldagio immer mederer. Und es iſt möglich daß bei dem geringen Bedarf von Gold von
Seite der Importeurs, der im Laufe der Woche ſich auf 1,990,159 Dollars belief, ſowie
bei der Einlöſung weiterer Fünfzwanziger im Betrage von 20 Millionen, das Goldagio
noch mehr fällt. Die Woche ſchloß mit der Verhaftung des Häuptlings des Tammany-
Ring wegen Felonie. Merkwürdiger Weiſe wurde in dieſem Fall ſeine Freilaſſung gegen
500,000 Dollars geſtattet, während in dem bereits gegen ihn ſchwebenden Civil-Falle die
Caution für ſeine Freilaſſung eine Million beträgt. Da Tweed ſtarke Verbindungen in
Wallſtreet unterhielt, ſo wird, ehe dieſe Angelegenheiten geſchlichtet ſind, ein ruhiges Ver-
tranen nicht in dieſe Region einkehren; denn manchem ſchlägt hier das böſe Gewiſſen!

(Deutſch-Engliſches Kabel.) Das von Borkum nach England hinübergelegte
Kabel hat noch nicht in Benutzurg genommen werden können, weil die engliſche Regierung
unvermuthet erklärt hat: ſie könne zur Verbindung dieſes Kabels mit dem engliſch-amerikani-
ſchen keinen nenen Diath an das vorhandene Geſtänge legen, da dieſes zu ſchwach ſei die
Laſt eines neuen Drathes zu tragen; ſie müſſe daher erſt ein neues Geſtänge errichten;
dem aber ſetzten die Adjacenten große Schwierigkeiten entgegen. Dieſe Schwierigkeiten
würden die Verbindung beider Kabel durch einen neuen Drath jedenfalls vor dem Monat
Februar nicht möglich machen laſſen. Die Verwaltung des deutſch-engliſchen Kabels hat
geglaubt daß ſie ihre Arbeit bereits am 1 Nov. c. werde beginnen können und daher die
dazu nöthigen Beamten ſchon zu jener Zeit angeſtellt.

(Engliſch-indiſcher Telegraph). Einen Theil der engliſch-indiſchen Telegra-
phenlinie bildet das ſubmarine Kabel welches von England nach Dänemark geht und von
hier über Bornholm nach Riga weiter geführt wird. Man hatte die Frequenz für das
Kabel England-Dänemark für zu gering geſchätzt und deßhalb das Kabel nur mit einem
Drathe verſehen. Jetzt ſtellt ſich nun heraus daß der eine Drath nicht im Stand iſt alle
aufgegebenen Depeſchen zu befördern. Es wird deßhalb beabſichtigt von Dänemark über
Helgoland nach Holland ein Kabel zu legen, welches zugleich mit dem deutſch-engliſchen Kabel
in Verbindung geſetzt werden ſoll, um mit Hülfe dieſes und eines bolländiſch-engliſchen
Telegraphenkabels diejenigen Depeſchen zu befördern für welche das bäniſch-engliſche Kabel
nicht ausreicht. (N. A. Z.)

(Correſpondenzverkehr mit Indien, China und Japan via Brindiſi.)
Vom 1 Januar 1872 ab können auch die franzöſiſchen Poſtdampfer welche zwiſchen Suez
und Jokohama abwechſelnd mit britiſchen Schiffen eine wöchentliche Poſtverbindung mit
Indien, China und Japan unterhalten, zur Beförderung der Correſpondenz aus Deutſch-
land nach Ceylon, Singapur, China und Japan auf dem Weg über Brindiſi benntzt wer-
den. Die Briefe unterliegen dem Frankirungszwange. Das Porto beträgt im einfachen
Satz 11¼ Groſchen oder 39 Kreuzer. Dasſelbe ſetzt ſich zuſammen aus 4¾ Groſchen
oder 16 Kreuzern für je 15 Gramme und 6½ Groſchen oder 23 Krenzer für je 7½
Gramme. Außer gewöhnlichen Briefen ſind nur noch Druckſachen unter Band zuläſſig,
für welche vom Abſender das Porto mit 2 Groſchen, bez. 7 Kreuzern, für je 40 Gramme
Gewicht vorauszubezahlen iſt.

Neueſte Poſten.

Die Königin reist heute von Sandringham ab. —
Die „Times“ ſpricht ihre Billigung über das von dem Fürſten Bismarck ange-
wandte Verfahren, diplomatiſche Actenſtücke in deutſcher Sprache abzufaſſen, aus,
und fügt hinzu: „Die anderen Nationen werden dieſem Beiſpiel folgen, und ſich bei
derartigen Anläſſen ebenfalls ihrer Sprache bedienen.“ (T. N.)

Bei dem Neujahrsempfange der Miniſter, der Großwür-
denträger, ſowie zahlreicher Deputationen, drückte der König die Hoffnung aus
daß die Eintracht der Staatsgewalten, welche insbeſondere zur Vollendung der
nationalen Einheit beigetragen, auch fortan werde aufrechterhalten werden.
(T. N.)



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Nr. 4 16 fl. 12 kr. bis 16 fl. 30 kr.</p>
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          <p>Es liegt ein eigenes Verhängniß auf den Geldin&#x017F;tituten<lb/>
welche &#x017F;ich bisher der Gun&#x017F;t und der Protection des &#x201E;City Ring&#x201C; erfreuten. Zu dem<lb/>
Falliment der <hi rendition="#g">Spar</hi>banken, in denen Tweed oder feine Leute die Directoren waren, &#x017F;ind<lb/>
in die&#x017F;er Woche nach einander die Fallimente dreier <hi rendition="#g">Rational</hi>banken getreten, und zwar<lb/>
der Ocean-, der Union Square- und der Eight-Nationalbank. Sonderbarer Wei&#x017F;e &#x017F;tanden<lb/>
die&#x017F;e Nationalbanken in ähnlichem Verhältniß zu dem &#x201E;City Ring&#x201C; wie die lürzlich fallit gewor-<lb/>
denen Sparbanken. Bö&#x017F;es gebiert Bö&#x017F;es! Und darin liegt die Logik des Ge&#x017F;chicks, dem die&#x017F;e<lb/>
Banken ihr Falliment verdanken. Es i&#x017F;t der öffentlichen Meinung nicht zu verdenken<lb/>
wenn &#x017F;ie unter die&#x017F;en Verhältni&#x017F;&#x017F;en alle mit Tweed und Con&#x017F;orten in Verbindung &#x017F;tehen-<lb/>
den Ge&#x017F;chäftsin&#x017F;titute mit dem morali&#x017F;chen Bann belegt, und die &#x201E;Times&#x201C; &#x017F;etzt in<lb/>
ihrer Mittwochsnummer dem Interdict der öffentlichen Meinung eine hie&#x017F;ige deut&#x017F;che Bank-<lb/>
Firma aus, welche &#x017F;either als die Agentin einer Weltfirma in Deut&#x017F;chland gegolten hat, in-<lb/>
dem &#x017F;ie von die&#x017F;er New-Yorker Bankfirma &#x017F;agt: daß &#x017F;ie einen großen Theil ihres Geldes<lb/>
aus dem &#x201E;City Ring&#x201C; gemacht, und den &#x201E;Ring&#x201C; Monate länger in der Macht erhalten<lb/>
habe als es ohne ihre Beihülfe der Fall gewe&#x017F;en. Ich enthalte mich die weiteren Be&#x017F;chul-<lb/>
digungen der &#x201E;Times&#x201C; gegen die bisher in der öffentlichen Meinung &#x017F;ehr geachtete Firma,<lb/>
deren Nennung ich gefli&#x017F;&#x017F;entlich hier vermeide, anzuführen; ganz übergehen konnte ich aber<lb/>
den von der &#x201E;Times&#x201C; begonnenen Kampf nicht, da es vielleicht zum Ver&#x017F;tändniß etwaiger<lb/>
&#x017F;päterer Ereigni&#x017F;&#x017F;e nothwendig i&#x017F;t. Der Geldmarkt litt in die&#x017F;er Woche unter dem Ereigniß<lb/>
der Bankfalliment, die zwar an &#x017F;ich von geringer Bedeutung &#x017F;ind, da das Capital die&#x017F;er<lb/>
Banken zu&#x017F;ammen nur 1,450,000 Doll. beträgt, wovon auf die Ocean-Bank 1,000,000<lb/>
Doll, auf die Union Square 200,000 Doll. und die Eight National-Bank 250,000 Doll.<lb/>
kommen. Die Depo&#x017F;iten der&#x017F;elben belaufen &#x017F;ich auf etwa 2½ Mill. Doll., und ihre Cir-<lb/><cb/>
culation auf 2,137,500 Doll. Die Noten &#x017F;ind vom Schatzamt einzulö&#x017F;en und aus dem<lb/>
Verkehr zu ziehen, und die Depo&#x017F;itäre &#x017F;ind ge&#x017F;ichert, da nach dem National Bank-Ge&#x017F;etz<lb/>
die Actionäre der Nationalbanken (was bei den Staatsbanken, denen inde&#x017F;&#x017F;en die Noten-<lb/>
ausgabe durch hohe Be&#x017F;teuerung unmöglich gemacht i&#x017F;t, nicht der Fall i&#x017F;t) per&#x017F;önlich für den<lb/>
doppelten Betrag des Pariwerthes ihrer Actien haftbar &#x017F;ind, &#x017F;o daß, wenn eine National-<lb/>
bank fallirt, der Ma&#x017F;&#x017F;enverwalter den Actionär einer 1000 Doll.-Actie zu einer weiteren<lb/>
Einbezahlung von 1000 Doll. be&#x017F;timmen kann. Es &#x017F;chreibt nämlich die 12. Section des<lb/>
National-Bank-Ge&#x017F;etzes vor: &#x201E;daß der Actionär jeder unter den Be&#x017F;timmungen die&#x017F;es Ge&#x017F;etzes<lb/>
gebildeten A&#x017F;&#x017F;ociation per&#x017F;önlich einzu&#x017F;tehen hebe: gleichmäßig und ratenwei&#x017F;e, und nicht<lb/>
einer für den andern, für alle Contracte, Schulden und Verpflichtungen einer &#x017F;olchen<lb/>
A&#x017F;&#x017F;ociation, bis zu der Ausdehnung des Betrags &#x017F;einer Actie im Pariwerth als Bei-<lb/>
fügung zu dem in &#x017F;olchen Actien von ihm angelegten Capital.&#x201C; Ich nöchte dem Pu-<lb/>
blicum in Deut&#x017F;chland bei dem dortigen Bankfieber das Studium des amerikani&#x017F;chen Bank-<lb/>
we&#x017F;ens empfehlen. Wenn nun auch das Falliment die&#x017F;er Banken für den Geldmarkt<lb/>
nicht von Bedeutung i&#x017F;t, &#x017F;o war es doch die Furcht vor weiteren Fallimenten, neb&#x017F;t dem<lb/>
Ge&#x017F;pen&#x017F;t der Ab&#x017F;perrung von Greenbacks, welches auch in die&#x017F;er Woche durch die Bör&#x017F;en-<lb/>
halle &#x017F;pukte, was dem Markte den Charakter für die&#x017F;e Woche aufdrückte. So waren<lb/>
namentlich Gerüchte im Umlauf über Zahlungsein&#x017F;tellungen der Common-Wealth und<lb/>
Tenth Nationalbank, die &#x017F;ich jedoch in Folge einer Unter&#x017F;uchung der&#x017F;elben durch das<lb/>
Clearinghaus-Committee als unbegründet erwie&#x017F;en. Der Geldmarkt begann ohnehin<lb/>
unter dem ungün&#x017F;tigen Bankausweis vom Sam&#x017F;tag der Vorwoche mit knapper Tendenz,<lb/>
und Brokers waren dadurch genöthigt &#x215B;% per Tag für geliehene Actien zu bezahlen. Der<lb/>
Actienmarkt hielt dennoch die&#x017F;em Einfluß gegenüber &#x017F;e&#x017F;te Prei&#x017F;e, die aber den weiteren Ein-<lb/>
flü&#x017F;&#x017F;en der Fallimentsgerüchte etwas nachgeben mußten und &#x017F;ich &#x017F;chwankend ge&#x017F;talteten.<lb/>
Gegen Mitte der Woche gewannen jedoch die mei&#x017F;ten Actien durchgängig ihren Preis vom<lb/>
Montag wieder, und die Woche &#x017F;chloß ruhiger und vertrauensvoller als &#x017F;ie begonnen. Der<lb/>
Ge&#x017F;ammtum&#x017F;atz in Actien beläuft &#x017F;ich in die&#x017F;er Woche auf 14,773,5<supplied>0</supplied>0 Stück, worunter<lb/>
auf Lake Shore 196,000 Stück <hi rendition="#aq">à</hi> 90&#x215D; 88&#x215D;, 90½, auf Waba&#x017F;h. in Folge Reali&#x017F;ation<lb/>
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92&#x215E;, 91¼, 92½, Erie 84,000 <hi rendition="#aq">à</hi> 31&#x215C;, 30&#x215C;, 31&#x215C;, Pacific Mail 89,400 <hi rendition="#aq">à</hi> 47&#x215D;, 49,<lb/>
51 kommen. Der Um&#x017F;atz in den übrigen Devi&#x017F;en war bedeutend geringer. In Regie-<lb/>
rungsbonds &#x017F;ind die Prei&#x017F;e fe&#x017F;t, aber bei dem geringen-Vorrath auf dem Markte gab es wenig<lb/>
Ge&#x017F;chäft. In Staatenbonds zeigen die South Carolinas eine Be&#x017F;&#x017F;erung von 1¼% gegen<lb/>
die Vorwoche. In der Georgia-Bonds-Angelegenheit wird nach Be&#x017F;chluß der Staatslegis-<lb/>
latur eine Unter&#x017F;uchung durch eine be&#x017F;ondere Commi&#x017F;&#x017F;ion vorgenommen werden. Die Aus-<lb/>
bezahlung der Zin&#x017F;en aller Georgia-Staats- und garantirten Ei&#x017F;enbahnbonds erleidet keine<lb/>
Störung. In Betreff von City-Bonds i&#x017F;t anzuführen daß es dem Controller von New-<lb/>
York nicht gelungen i&#x017F;t die voll&#x017F;tändigen Mittel zur Einlö&#x017F;ung der am 1 und 15 December<lb/>
verfallenen New York Revenue Bonds aufzubringen. Die Broadway Bank hat zu die&#x017F;em<lb/>
Behuf die größten An&#x017F;trengungen gemacht, welchem Um&#x017F;tande die gegen Schluß der Woche<lb/>
wieder mehr &#x017F;ich geltend machende Geldknappheit zuzu&#x017F;chreiben i&#x017F;t. Die Be&#x017F;itzer der Re-<lb/>
venue Bonds haben zum größten Theil auf eine Borgfri&#x017F;t eingewilligt, und es i&#x017F;t unter der<lb/>
gegenwärtigen ökonomi&#x017F;chen Leitung der New-Yorker City- und County-Finanzen nichts für<lb/>
den Credit New-Yorks zu befürchten. Allein es zeigt die&#x017F;er Um&#x017F;tand aufs neue welchem<lb/>
Abgrund man hier unter der alten ver&#x017F;chwenderi&#x017F;chen Wirth&#x017F;chaft entgegengeeilt wäre, wenn<lb/>
die&#x017F;elbe kein Ende gefunden hätte. Die Bemäntelung des wahren Zu&#x017F;tands, welcher &#x017F;ich<lb/>
einige Zeitungen auch in Deut&#x017F;chland befli&#x017F;&#x017F;en, hätte die Lage der Creditoren im Fall einer<lb/>
Kri&#x017F;is nur ver&#x017F;chlimmert und das Vertrauen zu andern amerikani&#x017F;chen Securitäten beein-<lb/>
trächtigt. Was ich in meinem letzten Bericht über die Central-Pacific Bonds &#x017F;agte, findet<lb/>
&#x017F;chon in die&#x017F;er Woche durch den Rückgang der&#x017F;elben auf 103 &#x017F;eine Be&#x017F;tätigung. Es i&#x017F;t<lb/>
freilich &#x017F;chwer für einen Corre&#x017F;pondenten nicht in die allgemeine Reclame mit einzu&#x017F;timmen,<lb/>
vielmehr den&#x017F;elben und andern Verführungen gegenüber &#x017F;eine Unparteilichkeit zu bewahren.<lb/>
Das Goldagio bequemte &#x017F;ich auch in die&#x017F;er Woche dem Ge&#x017F;etz der Schwere und fiel auf<lb/>
109. Der gegenwärtige Vorrath an Gold auf dem Markte &#x2014; 20,130,000 Dollars &#x017F;ind<lb/>
vom Schatzamte gegen eingelöste Fünfzwanziger bis heute ausbezahlt worden &#x2014; drückt das<lb/>
Goldagio immer mederer. Und es i&#x017F;t möglich daß bei dem geringen Bedarf von Gold von<lb/>
Seite der Importeurs, der im Laufe der Woche &#x017F;ich auf 1,990,159 Dollars belief, &#x017F;owie<lb/>
bei der Einlö&#x017F;ung weiterer Fünfzwanziger im Betrage von 20 Millionen, das Goldagio<lb/>
noch mehr fällt. Die Woche &#x017F;chloß mit der Verhaftung des Häuptlings des Tammany-<lb/>
Ring wegen Felonie. Merkwürdiger Wei&#x017F;e wurde in die&#x017F;em Fall &#x017F;eine Freila&#x017F;&#x017F;ung gegen<lb/>
500,000 Dollars ge&#x017F;tattet, während in dem bereits gegen ihn &#x017F;chwebenden Civil-Falle die<lb/>
Caution für &#x017F;eine Freila&#x017F;&#x017F;ung eine Million beträgt. Da Tweed &#x017F;tarke Verbindungen in<lb/>
Wall&#x017F;treet unterhielt, &#x017F;o wird, ehe die&#x017F;e Angelegenheiten ge&#x017F;chlichtet &#x017F;ind, ein ruhiges Ver-<lb/>
tranen nicht in die&#x017F;e Region einkehren; denn manchem &#x017F;chlägt hier das bö&#x017F;e Gewi&#x017F;&#x017F;en!</p>
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          <p>(<hi rendition="#g">Deut&#x017F;ch-Engli&#x017F;ches Kabel.</hi>) Das von Borkum nach England hinübergelegte<lb/>
Kabel hat noch nicht in Benutzurg genommen werden können, weil die engli&#x017F;che Regierung<lb/>
unvermuthet erklärt hat: &#x017F;ie könne zur Verbindung die&#x017F;es Kabels mit dem engli&#x017F;ch-amerikani-<lb/>
&#x017F;chen keinen nenen Diath an das vorhandene Ge&#x017F;tänge legen, da die&#x017F;es zu &#x017F;chwach &#x017F;ei die<lb/>
La&#x017F;t eines neuen Drathes zu tragen; &#x017F;ie mü&#x017F;&#x017F;e daher er&#x017F;t ein neues Ge&#x017F;tänge errichten;<lb/>
dem aber &#x017F;etzten die Adjacenten große Schwierigkeiten entgegen. Die&#x017F;e Schwierigkeiten<lb/>
würden die Verbindung beider Kabel durch einen neuen Drath jedenfalls vor dem Monat<lb/>
Februar nicht möglich machen la&#x017F;&#x017F;en. Die Verwaltung des deut&#x017F;ch-engli&#x017F;chen Kabels hat<lb/>
geglaubt daß &#x017F;ie ihre Arbeit bereits am 1 Nov. c. werde beginnen können und daher die<lb/>
dazu nöthigen Beamten &#x017F;chon zu jener Zeit ange&#x017F;tellt.</p>
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          <p>(<hi rendition="#g">Engli&#x017F;ch-indi&#x017F;cher Telegraph</hi>). Einen Theil der engli&#x017F;ch-indi&#x017F;chen Telegra-<lb/>
phenlinie bildet das &#x017F;ubmarine Kabel welches von England nach Dänemark geht und von<lb/>
hier über Bornholm nach Riga weiter geführt wird. Man hatte die Frequenz für das<lb/>
Kabel England-Dänemark für zu gering ge&#x017F;chätzt und deßhalb das Kabel nur mit <hi rendition="#g">einem</hi><lb/>
Drathe ver&#x017F;ehen. Jetzt &#x017F;tellt &#x017F;ich nun heraus daß der eine Drath nicht im Stand i&#x017F;t alle<lb/>
aufgegebenen Depe&#x017F;chen zu befördern. Es wird deßhalb beab&#x017F;ichtigt von Dänemark über<lb/>
Helgoland nach Holland ein Kabel zu legen, welches zugleich mit dem deut&#x017F;ch-engli&#x017F;chen Kabel<lb/>
in Verbindung ge&#x017F;etzt werden &#x017F;oll, um mit Hülfe die&#x017F;es und eines bolländi&#x017F;ch-engli&#x017F;chen<lb/>
Telegraphenkabels diejenigen Depe&#x017F;chen zu befördern für welche das bäni&#x017F;ch-engli&#x017F;che Kabel<lb/>
nicht ausreicht. (N. A. Z.)</p>
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          <p>(<hi rendition="#g">Corre&#x017F;pondenzverkehr mit Indien, China und Japan</hi> <hi rendition="#aq">via</hi> <hi rendition="#g">Brindi&#x017F;i.</hi>)<lb/>
Vom 1 Januar 1872 ab können auch die franzö&#x017F;i&#x017F;chen Po&#x017F;tdampfer welche zwi&#x017F;chen Suez<lb/>
und Jokohama abwech&#x017F;elnd mit briti&#x017F;chen Schiffen eine wöchentliche Po&#x017F;tverbindung mit<lb/>
Indien, China und Japan unterhalten, zur Beförderung der Corre&#x017F;pondenz aus Deut&#x017F;ch-<lb/>
land nach Ceylon, Singapur, China und Japan auf dem Weg über Brindi&#x017F;i benntzt wer-<lb/>
den. Die Briefe unterliegen dem Frankirungszwange. Das Porto beträgt im einfachen<lb/>
Satz 11¼ Gro&#x017F;chen oder 39 Kreuzer. Das&#x017F;elbe &#x017F;etzt &#x017F;ich zu&#x017F;ammen aus 4¾ Gro&#x017F;chen<lb/>
oder 16 Kreuzern für je 15 Gramme und 6½ Gro&#x017F;chen oder 23 Krenzer für je 7½<lb/>
Gramme. Außer gewöhnlichen Briefen &#x017F;ind nur noch Druck&#x017F;achen unter Band zulä&#x017F;&#x017F;ig,<lb/>
für welche vom Ab&#x017F;ender das Porto mit 2 Gro&#x017F;chen, bez. 7 Kreuzern, für je 40 Gramme<lb/>
Gewicht vorauszubezahlen i&#x017F;t.</p>
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          <p>Die Königin reist heute von Sandringham ab. &#x2014;<lb/>
Die &#x201E;Times&#x201C; &#x017F;pricht ihre Billigung über das von dem Für&#x017F;ten Bismarck ange-<lb/>
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und fügt hinzu: &#x201E;Die anderen Nationen werden die&#x017F;em Bei&#x017F;piel folgen, und &#x017F;ich bei<lb/>
derartigen Anlä&#x017F;&#x017F;en ebenfalls ihrer Sprache bedienen.&#x201C; (T. N.)</p>
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          <p>Bei dem Neujahrsempfange der Mini&#x017F;ter, der Großwür-<lb/>
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daß die Eintracht der Staatsgewalten, welche insbe&#x017F;ondere zur Vollendung der<lb/>
nationalen Einheit beigetragen, auch fortan werde aufrechterhalten werden.<lb/>
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[48/0008] Stadt wiederherzuſtellen, und hoffen in 1 bis 2 Jahren auch die letzten Spuren de Rieſenbrandes verwiſcht zu haben. Induſtrie, Handel und Verkehr. *** Augshurg, 31 Dec.(Börſenwoche.) Der Börſe waren in dieſer Woche nur 4 Geſchäftstage zugetheilt, die mehr der Liquidation alter als dem Eingehen neuer Geſchäfte gewidmet waren. Trotz der Geldnoth, die vorzugsweiſe in Wien und Frankfurt a. M zu Tage trat, hielten ſich die Curſe feſt, und das Jahr ſchlteßt in ſeyr animirter Stimmung. An unſerem Platz wurden die beliebten Sorten öſterreichiſcher Silberprioritäten zu ſteigenden Preiſen vom Markte genommen; 5procentige Lombarden gewannen 2 Procent, ſind aber immer noch ohne Grund 3—4 Procent zu niedrig gehalten; Vorarlberger Stamm- actien und Prioritäten nahmen einen weitern erheblichen Aufſchwung, dürften aber vorerſt ihren Höhepunkt erreicht haben. Bayeriſche Anleihen in gutem Verkehr. Von Deviſen war London ferner weichend, zu niedrigerem Curs aber eher gefucht; Wien in fortwährender Steigerung begriffen, Paris in Poſten gekauft, Holland vernachläſſigt. D Frankfurt a. M., 2 Jan.Die Börſe eröffnet das neue Jahr mit ſehr lebhaftem Geſchäft und ſteigenden Curſen. Beſonders auf ſpeculativem Gebiet machte ſich heute dieſe Lebhaſtigkeit geltend. Das Comptantgeſchäft war wegen der noch immer an- dauernden Geldknappheit weniger pouſſirt. Deſto mehr florirte aber das Zeitgeſchäft, und dasſelbe warf ſich heute u. a. auch lebhaft auf die Actien der Wiener Nationalbank, welche, in Folge der Nachricht daß die Bankacte einer gründlichen Reform unterzogen werde und ſomit den Actionären mehr Vortheile als bisher in Ausſickt ſtelle, ſehr ſtark gekauft und bis zu 839 getrieben wurden, welche Höhe ſie aber doch nicht behaupten konnten, ſondern wieder etliche Gulden davon abgeben mußten. In umfangreichem Verkehr waren auch Lom- barden, welche mit 313 bezahlt wurden. Staatsbahnen feſt bei 395—½, d. h. nach Ab- trennung der Abſchlagsdividende von 7½ etwa 399. Creditactien, von welchen ebenfalls die Abſchlagsdividende abgeht, zu etwa 331⅜, alſo etwas niederer. Silberrente anhaltend beliebt und ſteigend, heute 62⅛—[FORMEL]. Die Hauſſe in den Speculationseffecten kam auch den anderen Werthen zu gute. Von Banken waren Darmſtädter um 2 fl. beſſer, ebenſo Meininger höher. Oeſterreich. Bahnen gefragt und Eliſabeth höher zu 145½, ebenſo Al- föld, Nordweſt, Galizier und Vorarlberger. Das gleiche gilt von den Prioritäten. Silber- Prioritäten durchweg ſehr gefucht, vor allen aber die neuen 5procentigen der Donau-Dampf- ſchifffahrt, welche mit 8 ¾ gern bezahlt und in großen Poſten für Private aus dem Markt genommen wurden. Von Anlagepapieren Württemberger anhaltend beliebt. Auch ungar. Staats-Eiſenbahn-Anlehen ſtark gekauſt. Amerikaniſche Staats-Eiſenbahn größtentheils leb- haft begehrt und gut bezahlt. Auch Looſe erzielten heute theilweiſe höhere Preiſe, ſo 1860r Looſe 89¾, 1864r 142½. Frankfurt a. M., 2 Jan.Nordd. 5proc. Schatzſcheine 100 G., preuß. 5proc. Obl. —, 4proc. —, Naſſauiſche 4½proc. Obl. 99½ G., 4proc. 92½ G., 3½proc. —, Kurheſſ. 4proc. Obl. 92 bez, Sächſiſche 5proc. Obl. —, Braunſ. 3½proc. 85 P., S.-Gotha 5proc. 101⅜ G, Bayer. 3½proc. 89¾ G., Württb. 5proc. 103⅝ G., 4½proc. 99¾ G, 4proc. 94¾ P, 3½proc. 89 G., Bad. 5proc. 102⅞ G., 4½proc. 99½ bez., 4proc. 94⅛ P., 3½proc. 90 P., Gr. heſſ. 5proc. 102½ G., 4proc. 97 G., 3½proc. 92½ P., Ung. 5proc. Eiſenb.-Anl. i. Silber 78 G., 5proc. Gömörer Hypoth. i. S. 79 bez, 5proc. ruſſ. conſ. Obl. v. 1870 87⅜ P., 6proc. Nordamerikaner rückzb. 1881 101¼ bez., r. 1884 97⅛ G. r. 1887 99⅜ bez., Frankf. Bank. 136 G. ex Div, Bad. Bankactien, —, Mitteldeutſche Creditactien 158½ G. ex Div, 5proc. verloosb. Hyp.- Pfdbr. d. Preuß. Bod.-Cred.-Act.-Bank 103½ G., 4proc. Pfdbr. d. bayer. Hyp.- u. Wechſel-Bank 96 G, 5proc. öſterr. Bod.-Cred.-Pfdbr. 91 G., 5proc. ruſſ. Bod. Cred.- Pfdbr. 93 etw. bez, 4½proc. Finnländiſche 89¾ G., 4½proc. Schwediſche 94 bez, Pfälz. Maxbahn 139½ P. ex Div, Ludwigsh.-Bexbacher 192 G. ex Div, heſſ. Ludwigs- bahn 181 G. ex Div., 5proc. Buſhtiehrader E.-B.-A. Lit. B. 220 bez., 5proc. Donan-Drau- E.-B.-A. i. S. 168 G., 5proc. Rudolfsbahn-A. i. S. 165½ G., 5proc. Vorarlb.- E.-B.-A. i S. 204 G., 5proc. heſſ. Ludwigsb.-Pr. 102½ P., 5proc. oberſchl. Pr. 102¼ G., 5proc. pfälz. Ludwigsb.-Pr. 102½ G., 4½proc. 99⅝ G., 4proc. 93¼ G., 5proc. pfälz. Nordb.-Pr. 102¾ P, 5proc. Alföld-Fiumaner-Pr. ſteuerfr. 80¾ G, 5proc. Buſhtiehrader-Pr. ſtrfr. 89¾ G., 5proc. Dnieſter-Pr. ſtrfr. 71½ G., 5proc. Donau- Drau-Pr. ſtrfr. 76 G., 5proc. Eliſab. Pr. I. Emiſſion 81¾ G., v. 1862 80½ G., 5proc. Mähr.-Schleſ.-Ctr. Pr. ſtrfr. 74¼ G., 5proc. Ungar. Nordoſtb.-Pr. ſtrfr. 75 P, 6proc. Donau-Dampfſchiff-Pr. ſtrfr. 100⅝ P., 5proc. Südbahn-Pr. 81⅝ G., kurheſſ. 40Thlr.-L. —, naſſ. 25fl.-L. —, bad. 35fl.-L. 68½ P., großh. heſſ. 50fl.-L. —, 25fl.-L. —, preuß. Friedrichsd’or 9 57½—58½, Piſtolen 9 40—42, doppelte 9 40—42, Ducaten 5.31—33, al marco 5.33—35, Sovereigus 11 44—46, ruſſ. Imperiales 9.41—43. Ausbacher 7fl.-L. —, Augsburger 7fl.-L. —. (Oeff. B.-Cursbl. d. Frankfurter Wechsler- maller Syndicats.) (Ausgabe verzinslicher Schatzanweiſungen.) Der „Reichs-Anzeiger“ ent- hält folgenden Erlaß vom 25 Dec. 1871, betreffend die Ausgabe verzinslicher Schatz- anweiſungen im Betrage von 3,700,000 Thlrn.: „Auf Ihren Bericht vom 22 d. Mts. genehmige Ich daß in Gemäßheit des Geſetzes vom 9 Nov. 1867, betreffend den außer- ordentlichen Geldbedarf des Norddeutſchen Bundes zum Zweck der Erweiterung der Bundes- Kriegsmarine und der Herſtellung der Küſtenvertheidigung und des Geſetzes vom 20 Mai 1869 wegen Abänderung des vorbezeichneten Geſetzes verzinsliche Schatzanweiſungen im Geſammtbetrage von 3,700,000 Thlrn., und zwar in Abſchnitten von je 100, 1000 und 10,000 Thlru. ausgegeben werden Zugleich ermächtige Ich Sie den Zinsſatz dieſer Schatzanweiſungen und die Dauer ihrer Umlaufszeit, welche den Zeitraum eines Jahrs nicht überſchreiten darf, den Verhältniſſen entſprechend, nach Ihrem Ermeſſen zu beſtimmen. Ich überlaſſe Ihnen die preußiſche Hauptverwaltung der Staatsſchulden mit näherer An- weifung zu verſehen und dieſen Meinen Erlaß durch das Reichsgeſetzblatt bekannt zu machen. Berlin, 25 Dec. 1871. Wilhelm. Fürſt v. Bismarck.“ * Stuttgart, 2 Jan.Bei heutiger Landesproductenbörſe war das Geſchäft ziemlich beſchränkt, was thei weiſe von dem immer noch geringen Bedarf der Müller in Folge des geringen Waſſerſtandes herrührt. Weizen, ungariſcher, 8 fl. 36 kr., bayeriſcher 8 fl. 20—36 kr, Kernen 7 fl. 36—54 kr., Dinkel und Roggen ohne Handel, Gerſte bayeriſche, 5 fl. 54 kr. württembergiſche 5 fl. 36 kr., Hafer 3 fl. 45—48 kr. Mehl Nr. 1 25 fl. 36 kr. bis 26 fl., Nr. 2 23 fl. 24—48 kr., Nr. 3 20 fl. 12—24 kr., Nr. 4 16 fl. 12 kr. bis 16 fl. 30 kr. □ New-York, 18 Dec.Es liegt ein eigenes Verhängniß auf den Geldinſtituten welche ſich bisher der Gunſt und der Protection des „City Ring“ erfreuten. Zu dem Falliment der Sparbanken, in denen Tweed oder feine Leute die Directoren waren, ſind in dieſer Woche nach einander die Fallimente dreier Rationalbanken getreten, und zwar der Ocean-, der Union Square- und der Eight-Nationalbank. Sonderbarer Weiſe ſtanden dieſe Nationalbanken in ähnlichem Verhältniß zu dem „City Ring“ wie die lürzlich fallit gewor- denen Sparbanken. Böſes gebiert Böſes! Und darin liegt die Logik des Geſchicks, dem dieſe Banken ihr Falliment verdanken. Es iſt der öffentlichen Meinung nicht zu verdenken wenn ſie unter dieſen Verhältniſſen alle mit Tweed und Conſorten in Verbindung ſtehen- den Geſchäftsinſtitute mit dem moraliſchen Bann belegt, und die „Times“ ſetzt in ihrer Mittwochsnummer dem Interdict der öffentlichen Meinung eine hieſige deutſche Bank- Firma aus, welche ſeither als die Agentin einer Weltfirma in Deutſchland gegolten hat, in- dem ſie von dieſer New-Yorker Bankfirma ſagt: daß ſie einen großen Theil ihres Geldes aus dem „City Ring“ gemacht, und den „Ring“ Monate länger in der Macht erhalten habe als es ohne ihre Beihülfe der Fall geweſen. Ich enthalte mich die weiteren Beſchul- digungen der „Times“ gegen die bisher in der öffentlichen Meinung ſehr geachtete Firma, deren Nennung ich gefliſſentlich hier vermeide, anzuführen; ganz übergehen konnte ich aber den von der „Times“ begonnenen Kampf nicht, da es vielleicht zum Verſtändniß etwaiger ſpäterer Ereigniſſe nothwendig iſt. Der Geldmarkt litt in dieſer Woche unter dem Ereigniß der Bankfalliment, die zwar an ſich von geringer Bedeutung ſind, da das Capital dieſer Banken zuſammen nur 1,450,000 Doll. beträgt, wovon auf die Ocean-Bank 1,000,000 Doll, auf die Union Square 200,000 Doll. und die Eight National-Bank 250,000 Doll. kommen. Die Depoſiten derſelben belaufen ſich auf etwa 2½ Mill. Doll., und ihre Cir- culation auf 2,137,500 Doll. Die Noten ſind vom Schatzamt einzulöſen und aus dem Verkehr zu ziehen, und die Depoſitäre ſind geſichert, da nach dem National Bank-Geſetz die Actionäre der Nationalbanken (was bei den Staatsbanken, denen indeſſen die Noten- ausgabe durch hohe Beſteuerung unmöglich gemacht iſt, nicht der Fall iſt) perſönlich für den doppelten Betrag des Pariwerthes ihrer Actien haftbar ſind, ſo daß, wenn eine National- bank fallirt, der Maſſenverwalter den Actionär einer 1000 Doll.-Actie zu einer weiteren Einbezahlung von 1000 Doll. beſtimmen kann. Es ſchreibt nämlich die 12. Section des National-Bank-Geſetzes vor: „daß der Actionär jeder unter den Beſtimmungen dieſes Geſetzes gebildeten Aſſociation perſönlich einzuſtehen hebe: gleichmäßig und ratenweiſe, und nicht einer für den andern, für alle Contracte, Schulden und Verpflichtungen einer ſolchen Aſſociation, bis zu der Ausdehnung des Betrags ſeiner Actie im Pariwerth als Bei- fügung zu dem in ſolchen Actien von ihm angelegten Capital.“ Ich nöchte dem Pu- blicum in Deutſchland bei dem dortigen Bankfieber das Studium des amerikaniſchen Bank- weſens empfehlen. Wenn nun auch das Falliment dieſer Banken für den Geldmarkt nicht von Bedeutung iſt, ſo war es doch die Furcht vor weiteren Fallimenten, nebſt dem Geſpenſt der Abſperrung von Greenbacks, welches auch in dieſer Woche durch die Börſen- halle ſpukte, was dem Markte den Charakter für dieſe Woche aufdrückte. So waren namentlich Gerüchte im Umlauf über Zahlungseinſtellungen der Common-Wealth und Tenth Nationalbank, die ſich jedoch in Folge einer Unterſuchung derſelben durch das Clearinghaus-Committee als unbegründet erwieſen. Der Geldmarkt begann ohnehin unter dem ungünſtigen Bankausweis vom Samſtag der Vorwoche mit knapper Tendenz, und Brokers waren dadurch genöthigt ⅛% per Tag für geliehene Actien zu bezahlen. Der Actienmarkt hielt dennoch dieſem Einfluß gegenüber ſeſte Preiſe, die aber den weiteren Ein- flüſſen der Fallimentsgerüchte etwas nachgeben mußten und ſich ſchwankend geſtalteten. Gegen Mitte der Woche gewannen jedoch die meiſten Actien durchgängig ihren Preis vom Montag wieder, und die Woche ſchloß ruhiger und vertrauensvoller als ſie begonnen. Der Geſammtumſatz in Actien beläuft ſich in dieſer Woche auf 14,773,500 Stück, worunter auf Lake Shore 196,000 Stück à 90⅝ 88⅝, 90½, auf Wabaſh. in Folge Realiſation 611,000 à 63⅝, 62⅛, 63½, auf Ohio und Miſſiſſippi 116,000 à 42⅞, 41. 42⅜. auf Weſtern Union Telegraph 132,000 à 68⅜, 66¼, 78, New-York Central 80,000 à 92⅞, 91¼, 92½, Erie 84,000 à 31⅜, 30⅜, 31⅜, Pacific Mail 89,400 à 47⅝, 49, 51 kommen. Der Umſatz in den übrigen Deviſen war bedeutend geringer. In Regie- rungsbonds ſind die Preiſe feſt, aber bei dem geringen-Vorrath auf dem Markte gab es wenig Geſchäft. In Staatenbonds zeigen die South Carolinas eine Beſſerung von 1¼% gegen die Vorwoche. In der Georgia-Bonds-Angelegenheit wird nach Beſchluß der Staatslegis- latur eine Unterſuchung durch eine beſondere Commiſſion vorgenommen werden. Die Aus- bezahlung der Zinſen aller Georgia-Staats- und garantirten Eiſenbahnbonds erleidet keine Störung. In Betreff von City-Bonds iſt anzuführen daß es dem Controller von New- York nicht gelungen iſt die vollſtändigen Mittel zur Einlöſung der am 1 und 15 December verfallenen New York Revenue Bonds aufzubringen. Die Broadway Bank hat zu dieſem Behuf die größten Anſtrengungen gemacht, welchem Umſtande die gegen Schluß der Woche wieder mehr ſich geltend machende Geldknappheit zuzuſchreiben iſt. Die Beſitzer der Re- venue Bonds haben zum größten Theil auf eine Borgfriſt eingewilligt, und es iſt unter der gegenwärtigen ökonomiſchen Leitung der New-Yorker City- und County-Finanzen nichts für den Credit New-Yorks zu befürchten. Allein es zeigt dieſer Umſtand aufs neue welchem Abgrund man hier unter der alten verſchwenderiſchen Wirthſchaft entgegengeeilt wäre, wenn dieſelbe kein Ende gefunden hätte. Die Bemäntelung des wahren Zuſtands, welcher ſich einige Zeitungen auch in Deutſchland befliſſen, hätte die Lage der Creditoren im Fall einer Kriſis nur verſchlimmert und das Vertrauen zu andern amerikaniſchen Securitäten beein- trächtigt. Was ich in meinem letzten Bericht über die Central-Pacific Bonds ſagte, findet ſchon in dieſer Woche durch den Rückgang derſelben auf 103 ſeine Beſtätigung. Es iſt freilich ſchwer für einen Correſpondenten nicht in die allgemeine Reclame mit einzuſtimmen, vielmehr denſelben und andern Verführungen gegenüber ſeine Unparteilichkeit zu bewahren. Das Goldagio bequemte ſich auch in dieſer Woche dem Geſetz der Schwere und fiel auf 109. Der gegenwärtige Vorrath an Gold auf dem Markte — 20,130,000 Dollars ſind vom Schatzamte gegen eingelöste Fünfzwanziger bis heute ausbezahlt worden — drückt das Goldagio immer mederer. Und es iſt möglich daß bei dem geringen Bedarf von Gold von Seite der Importeurs, der im Laufe der Woche ſich auf 1,990,159 Dollars belief, ſowie bei der Einlöſung weiterer Fünfzwanziger im Betrage von 20 Millionen, das Goldagio noch mehr fällt. Die Woche ſchloß mit der Verhaftung des Häuptlings des Tammany- Ring wegen Felonie. Merkwürdiger Weiſe wurde in dieſem Fall ſeine Freilaſſung gegen 500,000 Dollars geſtattet, während in dem bereits gegen ihn ſchwebenden Civil-Falle die Caution für ſeine Freilaſſung eine Million beträgt. Da Tweed ſtarke Verbindungen in Wallſtreet unterhielt, ſo wird, ehe dieſe Angelegenheiten geſchlichtet ſind, ein ruhiges Ver- tranen nicht in dieſe Region einkehren; denn manchem ſchlägt hier das böſe Gewiſſen! (Deutſch-Engliſches Kabel.) Das von Borkum nach England hinübergelegte Kabel hat noch nicht in Benutzurg genommen werden können, weil die engliſche Regierung unvermuthet erklärt hat: ſie könne zur Verbindung dieſes Kabels mit dem engliſch-amerikani- ſchen keinen nenen Diath an das vorhandene Geſtänge legen, da dieſes zu ſchwach ſei die Laſt eines neuen Drathes zu tragen; ſie müſſe daher erſt ein neues Geſtänge errichten; dem aber ſetzten die Adjacenten große Schwierigkeiten entgegen. Dieſe Schwierigkeiten würden die Verbindung beider Kabel durch einen neuen Drath jedenfalls vor dem Monat Februar nicht möglich machen laſſen. Die Verwaltung des deutſch-engliſchen Kabels hat geglaubt daß ſie ihre Arbeit bereits am 1 Nov. c. werde beginnen können und daher die dazu nöthigen Beamten ſchon zu jener Zeit angeſtellt. (Engliſch-indiſcher Telegraph). Einen Theil der engliſch-indiſchen Telegra- phenlinie bildet das ſubmarine Kabel welches von England nach Dänemark geht und von hier über Bornholm nach Riga weiter geführt wird. Man hatte die Frequenz für das Kabel England-Dänemark für zu gering geſchätzt und deßhalb das Kabel nur mit einem Drathe verſehen. Jetzt ſtellt ſich nun heraus daß der eine Drath nicht im Stand iſt alle aufgegebenen Depeſchen zu befördern. Es wird deßhalb beabſichtigt von Dänemark über Helgoland nach Holland ein Kabel zu legen, welches zugleich mit dem deutſch-engliſchen Kabel in Verbindung geſetzt werden ſoll, um mit Hülfe dieſes und eines bolländiſch-engliſchen Telegraphenkabels diejenigen Depeſchen zu befördern für welche das bäniſch-engliſche Kabel nicht ausreicht. (N. A. Z.) (Correſpondenzverkehr mit Indien, China und Japan via Brindiſi.) Vom 1 Januar 1872 ab können auch die franzöſiſchen Poſtdampfer welche zwiſchen Suez und Jokohama abwechſelnd mit britiſchen Schiffen eine wöchentliche Poſtverbindung mit Indien, China und Japan unterhalten, zur Beförderung der Correſpondenz aus Deutſch- land nach Ceylon, Singapur, China und Japan auf dem Weg über Brindiſi benntzt wer- den. Die Briefe unterliegen dem Frankirungszwange. Das Porto beträgt im einfachen Satz 11¼ Groſchen oder 39 Kreuzer. Dasſelbe ſetzt ſich zuſammen aus 4¾ Groſchen oder 16 Kreuzern für je 15 Gramme und 6½ Groſchen oder 23 Krenzer für je 7½ Gramme. Außer gewöhnlichen Briefen ſind nur noch Druckſachen unter Band zuläſſig, für welche vom Abſender das Porto mit 2 Groſchen, bez. 7 Kreuzern, für je 40 Gramme Gewicht vorauszubezahlen iſt. Neueſte Poſten. London, 2 Jan.Die Königin reist heute von Sandringham ab. — Die „Times“ ſpricht ihre Billigung über das von dem Fürſten Bismarck ange- wandte Verfahren, diplomatiſche Actenſtücke in deutſcher Sprache abzufaſſen, aus, und fügt hinzu: „Die anderen Nationen werden dieſem Beiſpiel folgen, und ſich bei derartigen Anläſſen ebenfalls ihrer Sprache bedienen.“ (T. N.) Rom, 1 Jan.Bei dem Neujahrsempfange der Miniſter, der Großwür- denträger, ſowie zahlreicher Deputationen, drückte der König die Hoffnung aus daß die Eintracht der Staatsgewalten, welche insbeſondere zur Vollendung der nationalen Einheit beigetragen, auch fortan werde aufrechterhalten werden. (T. N.)

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-02-11T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 4, 4. Januar 1872, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine04_1872/8>, abgerufen am 23.11.2024.