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Allgemeine Zeitung, Nr. 4, 4. Januar 1872.

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[Spaltenumbruch] Peterspfennigs ihren Gehalt beziehen. Die Schwierigkeit bei der künftigen An-
stellung ihrer Zöglinge im Staatsdienst ist dadurch beseitigt daß die päpstlichen
Professoren sich vom Ministerium habilitiren ließen und das Prüfungsprogramm
annahmen, so daß auch die üblichen Grade durch Promotion zu erlangen sind. Die
Vorlesungen werden in den Localen gehalten welche verschiedenen Laienbrüderschaf-
ten gehören. Wie aber wird es mit dem Diensteide dieser künftigen Amtscandida-
ten? Man denkt vorerst nicht daran, glaubt vielmehr daß sich innerhalb eines Trien-
niums manches geändert haben wird, was Vorsicht schon jetzt überflüssig mache:
man will vor allem andern die müßige Jugend beschäftigen, und thut wohl daran.

Türkei.

Eine Menge muselmanischer Pilger, die von
allen Punkten Anatoliens eintrafen um sich an Bord der verschiedenen Dampf-
boote welche den Dienst für Rhodos versehen einzuschiffen, und sich über Alex-
andria nach Mekka zu begeben, befindet sich hier; sie sehen sich aber in die Un-
möglichkeit versetzt abzureisen, da die Paketboote die Aufnahme derselben verwei-
gern, weil die ägyptischen Sanitätsbehörden so eben Maßregeln gegen die Pilger-
Schiffe ergriffen haben. Diese Schutzmaßregeln bestehen in einer doppelten 25tä-
gigen Quarantäne, der jedes Schiff unterworfen ist welches Pilger hinüberführt,
und erklären sich durch die Verheerungen der Cholera im Innern Aegyptens,
und zwar gerade in der Richtung nach Mekka hin. Da nun eine allzu große
Menschenanhäufung an diesen bereits angesteckten Orten die Krankheit naturgemäß
mehr entwickeln würde, glaubte man seine Zuflucht zu den erwähnten Maßregeln
nehmen zu müssen.

Verschiedenes.

(Altkatholisches.) Wie wir hören, hat die Universi-
tät bei dem Stadtpfarramt der Universitätskirche zu St. Ludwig wegen Abhaltung eines
Seelengottesdienstes für den verstorbenen Professor Dr. Zenger Schritte gethan. Der
Officiator der Universität, Professor Dr. Meßmer, welcher am nächsten Samstag zum
erstenmal in der Gasteigbergkirche fungirt, wird auch den Trauergottesdienst für
Dr. Zenger abhalten. -- Priester Thürlings aus dem Regierungsbezirke Aachen hat sich
nach Kempten begeben, und dort die altkatholische Seelsorge, welche bereits einen
eigenen Geistlichen erfordert, übernommen. -- Die Rectoratsrede des Stiftspropstes
v. Döllinger erscheint mit Zusätzen bereichert im Drucke.

Der Universitätsprofessor Dr. Ernst Buchner, prakti-
scher und Hofstabsarzt, Mitglied des medicinischen Comites etc., wurde heute Morgens im
Bette plötzlich im besten Mannesalter, ohne vorhergehende Krankheit, vom Schlage ge-
troffen und ist heute Nachmittags 2 Uhr verschieden. Ein durchaus edler Charakter, der
auch im Bereiche seiner Wissenschaft und als Schriftsteller eines ausgezeichneten Namens
sich erfreut.

Nachdem die beiden Collegien der Stadt München
zur Gründung von Volksbibliotheken einen Zuschuß von jährlich 1000 fl. bewilligt
haben, so beschloß der Magistrat in seiner heutigen Sitzung vorläufig eine solche Volks-
bibliothek zu gründen. Dieselbe soll jedem Bewohner Münchens unentgeltlich zugäng-
lich sein und neben der Unterhaltungslectüre hauptsächlich solche Bücher enthalten welche
die Leser mit den hervorragenden Zweigen des menschlichen Wissens und Könnens durch
eine leichtfaßliche Darstellung bekannt machen. -- Im verflossenen Jahre 1871 wurden
in München 3012 Gewerbe angemeldet und 1712 abgeschrieben. Der Zuwachs ent-
ziffert sich somit auf die Zahl 1300.

(Universität). Die Professoren der Mathe-
matik Dr. Emil Prym und der Physik Dr. August Kundt haben Berufungen an die
Reichs-Universität zu Straßburg erhalten.

Wie man von hier dem Schw. M. schreibt, hat Prof.
Dr. Hoppe-Seyler, Prof. der Chemie, einen ehrenvollen Ruf an die neu zu grün-
dende Universität in Straßburg erhalten und angenommen. Auch andere Berufungen
an dieselbe Universität sollen hieher gelangt sein, über welche jedoch, namentlich hinsicht-
lich deren Annahme, noch nichts sicheres verlautet.

(Allgemeiner deutscher Lehrerverein.) Der
Gedanke der Gründung eines allgemeinen deutschen Lehrervereins auf liberalster Grundlage
ist von Leipzig ausgegangen, und der Plan zu einer solchen Vereinigung in den "Blät-
tern für Pädagogik" längst schon des Breiteren entwickelt worden. Am 28 d. M. war
hier eine Delegirtenversammlung, in welcher etwa 4000 Lehrer vertreten waren, zum
Zwecke der endgültigen Gründung eines Centralvereins obiger Art. Auf die Einladung
des hiesigen Begründungscomite's waren an zwanzig Deputirte aus Berlin, Breslau,
Demmin, Dresden, Flieth, Friedrichsfelde, Niederbarnim, Gollnow, Görlitz, Kiel,
Lindholm, Luckenwalde, Neumünster, Posen, Spremberg, Stralsund erschienen. Die
Verhandlungen fanden unter Vorsitz von Engelien (Berlin) in Gegenwart vieler Gäste
statt. Eine lange Debatte, veranlaßt durch die Vertreter Breslau's und Luckenwalde's,
entspann sich über die Frage: ob erst ein allgemeiner preußischer Lehrerverein zu be-
gründen sei, ehe man zur Gründung des allgemeinen deutschen vorschritte. Vergeblich
waren alle Bemühungen der zwei bezeichneten Vertreter, selbst briefliche Zustimmungen,
die der Luckenwalder Delegirte beibrachte, waren fruchtlos. Mit allen gegen 2 Stim-
men wurde beschlossen zunächst einen allgemeinen deutschen Lehrerverein ins Leben zu
rufen. Für die Berathung der Statuten lagen drei gedruckte Entwürfe vor, und zwar
aus Berlin, Leipzig und Kiel. Die beiden letztern stimmten in der Auffassung des Gegen-
standes überein, und es kam in den meisten Stücken der Wortlaut des Kieler Statuts,
dem das Leipziger zu Grunde gelegen hatte, zur Annahme. Nach achtstünidiger Be-
rathung war das Statut festgestellt, und es wurde für das erste Vereinsjahr Berlin
zum Vorort gewählt.

(Erhöhung der Druckpreise.) Wie vor kurzem in
Berlin, Leipzig und anderen Orten, so haben auch in Breslau die Schriftsetzer höhere Lohn-
forderungen gestellt. Die in den letzten Wochen geführten Unterhandlungen zwischen
Arbeitgebern und Arbeitnehmern haben vor einigen Tagen zu der Einigung geführt
daß am 1 Januar k. J. der Tarissatz in sämmtlichen Breslauer Buchdruckereien um 1/6 erhöht
wird. Danach werden künftig in Breslau für den Raum welchen 1000 n der gewöhn-
lichen Schriftgattungen einnehmen, 31/2 Sgr. als Satzlohn bezahlt werden, während der
Tarifsatz vom 1 April 1868 bis jetzt 3 Sgr., vom 1 Januar 1863 bis 1 April 1868
23/4 Sgr., und vom Jahre 1849 bis 1863 21/2 Sgr betragen hatte. Von 1863 bis
1872 ist daher der Satzlohn um 40% gestiegen (von 21/2 Sgr. auf 31/2 Sgr. für die
Rechnungseinheit). Ein tüchtiger Schriftsetzer kann in Breslau nach dem neuen Tarif
monatlich 40 bis 50 Thaler verdienen, während er bei gleicher Leistung vor 9 Jahren
nur 28 bis 35 Thaler monatlich erwarb. In Berlin, wo eine allgemeine Einigung der
Buchdruckereibesitzer mit der Gehülfenschaft nicht zu Stande gekommen ist, und wo es
auch leider nicht an den für Arbeitnehmer wie für Arbeitgeber gleich unheilvollen
Striles gefehlt hat, ist die Lohnsteigerung noch größer. In Leipzig, dem nächst Berlin
[Spaltenumbruch] bedeutendsten Druckorte Deutschlands, ist ein neuer Tarif mit denselben Lohnsätzen wie
in Breslau vereinbart worden. Die Buchdruckereien sind natürlich genöthigt eine entspre-
chende Erhöhung des Preises der Druckarbeiten eintreten zu lassen. Die Zeitungen
werden aber nicht nur durch die Erhöhung der Druckkosten bedrängt, sondern ebenso
durch die in den letzten Monaten eingetretene Steigerung des Papierpreises, welche durch
den Mehraufwand der Fabriken für Kohlen, Lumpen und alle anderen Materialien be-
dingt ist, und etwa 12 Procent beträgt. Bei der außerordentlich bedeutenden Steigerung
der Herstellungskosten sind auch die hiesigen Zeitungen gezwungen das Publicum in
Mitleidenschaft zu ziehen. Sie hatten die Wahl zwischen Erhöhung des Abonnements
und der Insertionsgebühren. Da die lange erhoffte Aufhebung des hohen Zeitungs-
stempels noch nicht stattgefunden hat, so haben sich die "Schlesische Zeitung," die "Bres-
lauer Zeitung" und die "Breslauer Morgenzeitung" für eine Erhöhung der Insertions-
gebühren entschieden. Die "Schlesische Volkszeitung" hat eine Erhöhung des Abonne-
mentspreises vorgezogen. Die Erhöhung der Insertionsgebühren beträgt bei der
"Schles. Ztg." (der wir vorstehendes entnehmen) 1/2 Sgr. für die sechsspaltige Petitzeile.

(Explosion.) Auf offener Straße explodirte in Glasgow der Dampfkessel
einer Straßenlocomotive. 7 Personen wurden getödtet, 6 andere liegen hoffnungslos
im Hospital, und etwa 40 wurden mehr oder minder schwer verletzt.

(Eine schreckliche Seereise.) Eine der schrecklichsten und zugleich eine der
schnellsten Segelfahrten über den Atlantischen Ocean hat der Liverpooler Dampfer "Hy-
pathia" zurückgelegt. Derselbe gieng am 4 d. M. mit voller Ladung von Philadelphia
nach Europa unter Segel. Bis zum 14 December war das Wetter günstig, als mit
einemmal ein schrecklicher Weststurm losbrach, welcher das Fahrzeug bis zum Einlaufen
in Havre verfolgte. Während des Sturmes am 18 und 19 Dec. legte der Hypathia
nicht weniger als 340 Meilen per Tag zurück. So heftig war der Orkan, daß die See
das Deck von einem Ende zum andern überschwemmte und alles mit sich fortspülte. Die
Matrosen wurden an die Pumpen und die beiden Steuerleute ans Rad fest gebunden.
Der erste Steuermann des Schiffes, Capitän Buckley, welcher die Oceanreise zweimal in
dem Miniaturdampfer "City of Ragusa" zurückgelegt hat, sagt: er habe in seinem Leben
keinen solchen Sturm erfahren. (E. C.)

(Henry J. Tuckerman +.) Einer Meldung von "Galignani's Messenger" zu-
folge starb am 17 December zu New-York der berühmte amerikanische Schriftsteller
Henry J. Tuckerman, Bruder des früheren Gesandten der Vereinigten Staaten in Athen.
Seit Washington Irving hat es vielleicht keinen Amerikaner mehr gegeben der im an-
muthigen und gefälligen Genre der nationalen Schriftstellerei größeres geleistet, keinen
vielleicht der die Pflege der künstlerischen Interessen der Republik in höherem Grade ge-
fördert, als Tuckerman. Während der letzten 30 Jahre hat der Verstorbene eine Unzahl
Reiseschilderungen, Gedichte, Essays, Biographien, Revuen, Miscellaneen veröffentlicht.
Eines seiner größten Werke, das im Jahr 1867 veröffentlicht worden, war das "Buch
von den Künstlern," welches Skizzen über die amerikanischen Künstler und einen ge-
schichtlichen Abriß über die Entstehung und die Fortschritte der Kunst in Amerika ent-
hält. Seine letzte Arbeit, welche so eben die Presse verlassen, war eine Lebensbeschrei-
bung seines Freundes J. P. Kennedy, des bekannten Novellisten und Marine-Secretärs.
Tuckerman erscheint in seinen Büchern wie er in Gesellschaft erschien: als scharfer Denker
und Beobachter, als vielgereister Mann und von der vollendetsten Formgewandtheit:
genial in seiner Sprechweise, großherzig in seinen Sympathien, gerecht und männlich in
seinen Empfindungen. Während seine Werke seinen Namen als gleichbedeutend mit
amerikanischer Wissenschaft und Kunst erscheinen lassen, findet sich in seinem Leben ein
Abschnitt der ihm auch eine Stelle in der amerikanischen Geschichte sichert. Während
der Sklavenhalter-Rebellion nämlich, im Jahr 1863, bald nach den Straßenaufständen
in New-York, bei welchen ein Neger-Waisenhaus niedergebrannt und einzelne auf der
Gasse angetroffene Schwarze von den wüthenden Irländern gehenkt wurden, errichtete
und equipirte der Union League Club dieser Stadt zwei farbige Regimenter mit der
Bestimmung zum Kriegsdienst, deren eines vor dem Clubhause gemustert wurde und
dann den Broadway hinabmarschirte, begleitet von den Clubmitgliedern. Tuckerman
nun war es der, den feindseligen Prosklaverei-Gesinnungen der Stadt zum Trotz, eine
geistvolle Adresse an die farbigen Soldaten schrieb, worin er sie als die Vertheidiger der
Freiheit und Ehre des Vaterlandes warm begrüßte, und die von den Damen unter-
schrieben wurde welche den beiden Regimentern die Fahnen gespendet hatten. Die
Ueberreichung dieser letzteren wurde zum Gegenstand eines historischen Gemäldes ge-
macht, und der Antheil welchen Tuckerman an dem Ganzen nahm drückt seinem literari-
schen und artistischen Ruf das Siegel wahrer Vaterlandsliebe auf.

Die "Illinois-Staatszeitung," welche in Chicago herausgegeben
wird, numerirt seit ihrem Wiedererscheinen nach dem Brand ihre Blätter mit 1, 2, 3, 4
u. s. w. Nach einer einzigen dieser Nummern kann man die verhängnißvollen Folgen
des Brandes für die verschiedenen Industriezweige beurtheilen. Da allen Redacteuren
ihre Häuser verbrannt und die Bureaux der Zeitung selbst zerstört sind, so kündigt die
Redaction an: "daß sie nicht mehr ein einziges Exemplar besitze welches vor der Kata-
strophe gedruckt worden ist." Sie bittet also diejenigen ihrer Abonennten oder Leser
welche, wenn auch nur unvollständige, Sammlungen besitzen, dieselben nicht zu vernich-
ten, sondern sie für ihre Absichten aufzubewahren. Die deutsche Colonie ist sehr heim-
gesucht worden. Um das deutsche Viertel von Chicago wiederherzustellen, verlangt die
Zeitung, unter der Form einer Anleihe, eine Summe von nicht minder als fünf
Millionen; sie hofft daß die Brüder in Deutschland ihren Brüdern in Chicago zu Hülfe
kommen werden. Nach den von der Staatszeitung gebrachten Details sehen wir daß im-
nördlichen Theil eine einzige Wohnung stehen geblieben ist, und zwar diejenige eines
Mannes welcher ein zwanzigfacher Millionär ist. Eine andere ziemlich bemerkenswerthe
Nachricht ist daß die Gebäude welche als feuerfest galten, im Gegentheil diejenigen
waren welche am vollständigsten und schnellsten verbrannt sind. Das Gewölbe der
Douane war von dieser Art; es ruhte auf eisernen Pfeilern, welche man als unverbrenn-
bar ansah. Im Augenblick des Brandes besand sich ein Werth von 2,139,000 Dollars
darin, von denen 300,000 in baarem Gelde. Sobald das Feuer sich des Gebäudes be-
mächtigt hatte, rissen die wie Blei geschmolzenen eisernen Säulen das Gewölbe mit in
ihren Sturz, und alles wurde zerschmettert. 1,800,000 Dollars in Papier wurden in
Asche verwandelt, und Goldstücke in Höhe von 225,000 Dollars schmolzen zu Goldbarren
zusammen, die man bereits unter den Trümmern hervorgesucht hat; 5/6 dieses Goldes
werden somit gerettet sein. Auf der Post dieselbe Katastrophe. Der Eingang zu den Ge-
wölben war durch schwere eiserne Thüren geschlossen, welche die Möglichkeit eines Bran-
des beseitigen sollten, aber man hatte sie nur an einem einzigen Ziegelstein in der Maner
befestigt. Als nun die Hitze die Steine getrennt hatte, fielen diese Massen durch ihr
eignes Gewicht und rissen das schwache Viereck von Ziegelsteinen, welches sie hielt, mit
sich fort. Natürlich sind alle Papiere verbrannt. -- Die "Chicago Tribune" gibt in
einer ihrer letzten Nummern eine ausführliche Zusammenstellung über die durch den
Brand verursachten Verluste. Das gesammte Resultat geht dahin daß etwa 250 Per-
sonen getödtet und 98,500 obdachlos wurden. Der Verlust an Eigenthum wird auf
290,000,000 Dollars veranschlagt, von denen allerdings 100 Millionen durch Versiche-
rung gedeckt waren, aber die betroffenen Gesellschaften sind nur im Stande gewesen
30 Millionen zu zahlen. Die Einwohner Chicago's sind mit aller Macht daran ihre

[Spaltenumbruch] Peterspfennigs ihren Gehalt beziehen. Die Schwierigkeit bei der künftigen An-
ſtellung ihrer Zöglinge im Staatsdienſt iſt dadurch beſeitigt daß die päpſtlichen
Profeſſoren ſich vom Miniſterium habilitiren ließen und das Prüfungsprogramm
annahmen, ſo daß auch die üblichen Grade durch Promotion zu erlangen ſind. Die
Vorleſungen werden in den Localen gehalten welche verſchiedenen Laienbrüderſchaf-
ten gehören. Wie aber wird es mit dem Dienſteide dieſer künftigen Amtscandida-
ten? Man denkt vorerſt nicht daran, glaubt vielmehr daß ſich innerhalb eines Trien-
niums manches geändert haben wird, was Vorſicht ſchon jetzt überflüſſig mache:
man will vor allem andern die müßige Jugend beſchäftigen, und thut wohl daran.

Türkei.

Eine Menge muſelmaniſcher Pilger, die von
allen Punkten Anatoliens eintrafen um ſich an Bord der verſchiedenen Dampf-
boote welche den Dienſt für Rhodos verſehen einzuſchiffen, und ſich über Alex-
andria nach Mekka zu begeben, befindet ſich hier; ſie ſehen ſich aber in die Un-
möglichkeit verſetzt abzureiſen, da die Paketboote die Aufnahme derſelben verwei-
gern, weil die ägyptiſchen Sanitätsbehörden ſo eben Maßregeln gegen die Pilger-
Schiffe ergriffen haben. Dieſe Schutzmaßregeln beſtehen in einer doppelten 25tä-
gigen Quarantäne, der jedes Schiff unterworfen iſt welches Pilger hinüberführt,
und erklären ſich durch die Verheerungen der Cholera im Innern Aegyptens,
und zwar gerade in der Richtung nach Mekka hin. Da nun eine allzu große
Menſchenanhäufung an dieſen bereits angeſteckten Orten die Krankheit naturgemäß
mehr entwickeln würde, glaubte man ſeine Zuflucht zu den erwähnten Maßregeln
nehmen zu müſſen.

Verſchiedenes.

(Altkatholiſches.) Wie wir hören, hat die Univerſi-
tät bei dem Stadtpfarramt der Univerſitätskirche zu St. Ludwig wegen Abhaltung eines
Seelengottesdienſtes für den verſtorbenen Profeſſor Dr. Zenger Schritte gethan. Der
Officiator der Univerſität, Profeſſor Dr. Meßmer, welcher am nächſten Samſtag zum
erſtenmal in der Gaſteigbergkirche fungirt, wird auch den Trauergottesdienſt für
Dr. Zenger abhalten. — Prieſter Thürlings aus dem Regierungsbezirke Aachen hat ſich
nach Kempten begeben, und dort die altkatholiſche Seelſorge, welche bereits einen
eigenen Geiſtlichen erfordert, übernommen. — Die Rectoratsrede des Stiftspropſtes
v. Döllinger erſcheint mit Zuſätzen bereichert im Drucke.

Der Univerſitätsprofeſſor Dr. Ernſt Buchner, prakti-
ſcher und Hofſtabsarzt, Mitglied des mediciniſchen Comités ꝛc., wurde heute Morgens im
Bette plötzlich im beſten Mannesalter, ohne vorhergehende Krankheit, vom Schlage ge-
troffen und iſt heute Nachmittags 2 Uhr verſchieden. Ein durchaus edler Charakter, der
auch im Bereiche ſeiner Wiſſenſchaft und als Schriftſteller eines ausgezeichneten Namens
ſich erfreut.

Nachdem die beiden Collegien der Stadt München
zur Gründung von Volksbibliotheken einen Zuſchuß von jährlich 1000 fl. bewilligt
haben, ſo beſchloß der Magiſtrat in ſeiner heutigen Sitzung vorläufig eine ſolche Volks-
bibliothek zu gründen. Dieſelbe ſoll jedem Bewohner Münchens unentgeltlich zugäng-
lich ſein und neben der Unterhaltungslectüre hauptſächlich ſolche Bücher enthalten welche
die Leſer mit den hervorragenden Zweigen des menſchlichen Wiſſens und Könnens durch
eine leichtfaßliche Darſtellung bekannt machen. — Im verfloſſenen Jahre 1871 wurden
in München 3012 Gewerbe angemeldet und 1712 abgeſchrieben. Der Zuwachs ent-
ziffert ſich ſomit auf die Zahl 1300.

(Univerſität). Die Profeſſoren der Mathe-
matik Dr. Emil Prym und der Phyſik Dr. Auguſt Kundt haben Berufungen an die
Reichs-Univerſität zu Straßburg erhalten.

Wie man von hier dem Schw. M. ſchreibt, hat Prof.
Dr. Hoppe-Seyler, Prof. der Chemie, einen ehrenvollen Ruf an die neu zu grün-
dende Univerſität in Straßburg erhalten und angenommen. Auch andere Berufungen
an dieſelbe Univerſität ſollen hieher gelangt ſein, über welche jedoch, namentlich hinſicht-
lich deren Annahme, noch nichts ſicheres verlautet.

(Allgemeiner deutſcher Lehrerverein.) Der
Gedanke der Gründung eines allgemeinen deutſchen Lehrervereins auf liberalſter Grundlage
iſt von Leipzig ausgegangen, und der Plan zu einer ſolchen Vereinigung in den „Blät-
tern für Pädagogik“ längſt ſchon des Breiteren entwickelt worden. Am 28 d. M. war
hier eine Delegirtenverſammlung, in welcher etwa 4000 Lehrer vertreten waren, zum
Zwecke der endgültigen Gründung eines Centralvereins obiger Art. Auf die Einladung
des hieſigen Begründungscomité’s waren an zwanzig Deputirte aus Berlin, Breslau,
Demmin, Dresden, Flieth, Friedrichsfelde, Niederbarnim, Gollnow, Görlitz, Kiel,
Lindholm, Luckenwalde, Neumünſter, Poſen, Spremberg, Stralſund erſchienen. Die
Verhandlungen fanden unter Vorſitz von Engelien (Berlin) in Gegenwart vieler Gäſte
ſtatt. Eine lange Debatte, veranlaßt durch die Vertreter Breslau’s und Luckenwalde’s,
entſpann ſich über die Frage: ob erſt ein allgemeiner preußiſcher Lehrerverein zu be-
gründen ſei, ehe man zur Gründung des allgemeinen deutſchen vorſchritte. Vergeblich
waren alle Bemühungen der zwei bezeichneten Vertreter, ſelbſt briefliche Zuſtimmungen,
die der Luckenwalder Delegirte beibrachte, waren fruchtlos. Mit allen gegen 2 Stim-
men wurde beſchloſſen zunächſt einen allgemeinen deutſchen Lehrerverein ins Leben zu
rufen. Für die Berathung der Statuten lagen drei gedruckte Entwürfe vor, und zwar
aus Berlin, Leipzig und Kiel. Die beiden letztern ſtimmten in der Auffaſſung des Gegen-
ſtandes überein, und es kam in den meiſten Stücken der Wortlaut des Kieler Statuts,
dem das Leipziger zu Grunde gelegen hatte, zur Annahme. Nach achtſtünidiger Be-
rathung war das Statut feſtgeſtellt, und es wurde für das erſte Vereinsjahr Berlin
zum Vorort gewählt.

(Erhöhung der Druckpreiſe.) Wie vor kurzem in
Berlin, Leipzig und anderen Orten, ſo haben auch in Breslau die Schriftſetzer höhere Lohn-
forderungen geſtellt. Die in den letzten Wochen geführten Unterhandlungen zwiſchen
Arbeitgebern und Arbeitnehmern haben vor einigen Tagen zu der Einigung geführt
daß am 1 Januar k. J. der Tariſſatz in ſämmtlichen Breslauer Buchdruckereien um ⅙ erhöht
wird. Danach werden künftig in Breslau für den Raum welchen 1000 n der gewöhn-
lichen Schriftgattungen einnehmen, 3½ Sgr. als Satzlohn bezahlt werden, während der
Tarifſatz vom 1 April 1868 bis jetzt 3 Sgr., vom 1 Januar 1863 bis 1 April 1868
2¾ Sgr., und vom Jahre 1849 bis 1863 2½ Sgr betragen hatte. Von 1863 bis
1872 iſt daher der Satzlohn um 40% geſtiegen (von 2½ Sgr. auf 3½ Sgr. für die
Rechnungseinheit). Ein tüchtiger Schriftſetzer kann in Breslau nach dem neuen Tarif
monatlich 40 bis 50 Thaler verdienen, während er bei gleicher Leiſtung vor 9 Jahren
nur 28 bis 35 Thaler monatlich erwarb. In Berlin, wo eine allgemeine Einigung der
Buchdruckereibeſitzer mit der Gehülfenſchaft nicht zu Stande gekommen iſt, und wo es
auch leider nicht an den für Arbeitnehmer wie für Arbeitgeber gleich unheilvollen
Striles gefehlt hat, iſt die Lohnſteigerung noch größer. In Leipzig, dem nächſt Berlin
[Spaltenumbruch] bedeutendſten Druckorte Deutſchlands, iſt ein neuer Tarif mit denſelben Lohnſätzen wie
in Breslau vereinbart worden. Die Buchdruckereien ſind natürlich genöthigt eine entſpre-
chende Erhöhung des Preiſes der Druckarbeiten eintreten zu laſſen. Die Zeitungen
werden aber nicht nur durch die Erhöhung der Druckkoſten bedrängt, ſondern ebenſo
durch die in den letzten Monaten eingetretene Steigerung des Papierpreiſes, welche durch
den Mehraufwand der Fabriken für Kohlen, Lumpen und alle anderen Materialien be-
dingt iſt, und etwa 12 Procent beträgt. Bei der außerordentlich bedeutenden Steigerung
der Herſtellungskoſten ſind auch die hieſigen Zeitungen gezwungen das Publicum in
Mitleidenſchaft zu ziehen. Sie hatten die Wahl zwiſchen Erhöhung des Abonnements
und der Inſertionsgebühren. Da die lange erhoffte Aufhebung des hohen Zeitungs-
ſtempels noch nicht ſtattgefunden hat, ſo haben ſich die „Schleſiſche Zeitung,“ die „Bres-
lauer Zeitung“ und die „Breslauer Morgenzeitung“ für eine Erhöhung der Inſertions-
gebühren entſchieden. Die „Schleſiſche Volkszeitung“ hat eine Erhöhung des Abonne-
mentspreiſes vorgezogen. Die Erhöhung der Inſertionsgebühren beträgt bei der
„Schleſ. Ztg.“ (der wir vorſtehendes entnehmen) ½ Sgr. für die ſechsſpaltige Petitzeile.

(Exploſion.) Auf offener Straße explodirte in Glasgow der Dampfkeſſel
einer Straßenlocomotive. 7 Perſonen wurden getödtet, 6 andere liegen hoffnungslos
im Hoſpital, und etwa 40 wurden mehr oder minder ſchwer verletzt.

(Eine ſchreckliche Seereiſe.) Eine der ſchrecklichſten und zugleich eine der
ſchnellſten Segelfahrten über den Atlantiſchen Ocean hat der Liverpooler Dampfer „Hy-
pathia“ zurückgelegt. Derſelbe gieng am 4 d. M. mit voller Ladung von Philadelphia
nach Europa unter Segel. Bis zum 14 December war das Wetter günſtig, als mit
einemmal ein ſchrecklicher Weſtſturm losbrach, welcher das Fahrzeug bis zum Einlaufen
in Havre verfolgte. Während des Sturmes am 18 und 19 Dec. legte der Hypathia
nicht weniger als 340 Meilen per Tag zurück. So heftig war der Orkan, daß die See
das Deck von einem Ende zum andern überſchwemmte und alles mit ſich fortſpülte. Die
Matroſen wurden an die Pumpen und die beiden Steuerleute ans Rad feſt gebunden.
Der erſte Steuermann des Schiffes, Capitän Buckley, welcher die Oceanreiſe zweimal in
dem Miniaturdampfer „City of Raguſa“ zurückgelegt hat, ſagt: er habe in ſeinem Leben
keinen ſolchen Sturm erfahren. (E. C.)

(Henry J. Tuckerman †.) Einer Meldung von „Galignani’s Meſſenger“ zu-
folge ſtarb am 17 December zu New-York der berühmte amerikaniſche Schriftſteller
Henry J. Tuckerman, Bruder des früheren Geſandten der Vereinigten Staaten in Athen.
Seit Waſhington Irving hat es vielleicht keinen Amerikaner mehr gegeben der im an-
muthigen und gefälligen Genre der nationalen Schriftſtellerei größeres geleiſtet, keinen
vielleicht der die Pflege der künſtleriſchen Intereſſen der Republik in höherem Grade ge-
fördert, als Tuckerman. Während der letzten 30 Jahre hat der Verſtorbene eine Unzahl
Reiſeſchilderungen, Gedichte, Eſſays, Biographien, Revuen, Miſcellaneen veröffentlicht.
Eines ſeiner größten Werke, das im Jahr 1867 veröffentlicht worden, war das „Buch
von den Künſtlern,“ welches Skizzen über die amerikaniſchen Künſtler und einen ge-
ſchichtlichen Abriß über die Entſtehung und die Fortſchritte der Kunſt in Amerika ent-
hält. Seine letzte Arbeit, welche ſo eben die Preſſe verlaſſen, war eine Lebensbeſchrei-
bung ſeines Freundes J. P. Kennedy, des bekannten Novelliſten und Marine-Secretärs.
Tuckerman erſcheint in ſeinen Büchern wie er in Geſellſchaft erſchien: als ſcharfer Denker
und Beobachter, als vielgereister Mann und von der vollendetſten Formgewandtheit:
genial in ſeiner Sprechweiſe, großherzig in ſeinen Sympathien, gerecht und männlich in
ſeinen Empfindungen. Während ſeine Werke ſeinen Namen als gleichbedeutend mit
amerikaniſcher Wiſſenſchaft und Kunſt erſcheinen laſſen, findet ſich in ſeinem Leben ein
Abſchnitt der ihm auch eine Stelle in der amerikaniſchen Geſchichte ſichert. Während
der Sklavenhalter-Rebellion nämlich, im Jahr 1863, bald nach den Straßenaufſtänden
in New-York, bei welchen ein Neger-Waiſenhaus niedergebrannt und einzelne auf der
Gaſſe angetroffene Schwarze von den wüthenden Irländern gehenkt wurden, errichtete
und equipirte der Union League Club dieſer Stadt zwei farbige Regimenter mit der
Beſtimmung zum Kriegsdienſt, deren eines vor dem Clubhauſe gemuſtert wurde und
dann den Broadway hinabmarſchirte, begleitet von den Clubmitgliedern. Tuckerman
nun war es der, den feindſeligen Proſklaverei-Geſinnungen der Stadt zum Trotz, eine
geiſtvolle Adreſſe an die farbigen Soldaten ſchrieb, worin er ſie als die Vertheidiger der
Freiheit und Ehre des Vaterlandes warm begrüßte, und die von den Damen unter-
ſchrieben wurde welche den beiden Regimentern die Fahnen geſpendet hatten. Die
Ueberreichung dieſer letzteren wurde zum Gegenſtand eines hiſtoriſchen Gemäldes ge-
macht, und der Antheil welchen Tuckerman an dem Ganzen nahm drückt ſeinem literari-
ſchen und artiſtiſchen Ruf das Siegel wahrer Vaterlandsliebe auf.

Die „Illinois-Staatszeitung,“ welche in Chicago herausgegeben
wird, numerirt ſeit ihrem Wiedererſcheinen nach dem Brand ihre Blätter mit 1, 2, 3, 4
u. ſ. w. Nach einer einzigen dieſer Nummern kann man die verhängnißvollen Folgen
des Brandes für die verſchiedenen Induſtriezweige beurtheilen. Da allen Redacteuren
ihre Häuſer verbrannt und die Bureaux der Zeitung ſelbſt zerſtört ſind, ſo kündigt die
Redaction an: „daß ſie nicht mehr ein einziges Exemplar beſitze welches vor der Kata-
ſtrophe gedruckt worden iſt.“ Sie bittet alſo diejenigen ihrer Abonennten oder Leſer
welche, wenn auch nur unvollſtändige, Sammlungen beſitzen, dieſelben nicht zu vernich-
ten, ſondern ſie für ihre Abſichten aufzubewahren. Die deutſche Colonie iſt ſehr heim-
geſucht worden. Um das deutſche Viertel von Chicago wiederherzuſtellen, verlangt die
Zeitung, unter der Form einer Anleihe, eine Summe von nicht minder als fünf
Millionen; ſie hofft daß die Brüder in Deutſchland ihren Brüdern in Chicago zu Hülfe
kommen werden. Nach den von der Staatszeitung gebrachten Details ſehen wir daß im-
nördlichen Theil eine einzige Wohnung ſtehen geblieben iſt, und zwar diejenige eines
Mannes welcher ein zwanzigfacher Millionär iſt. Eine andere ziemlich bemerkenswerthe
Nachricht iſt daß die Gebäude welche als feuerfeſt galten, im Gegentheil diejenigen
waren welche am vollſtändigſten und ſchnellſten verbrannt ſind. Das Gewölbe der
Douane war von dieſer Art; es ruhte auf eiſernen Pfeilern, welche man als unverbrenn-
bar anſah. Im Augenblick des Brandes beſand ſich ein Werth von 2,139,000 Dollars
darin, von denen 300,000 in baarem Gelde. Sobald das Feuer ſich des Gebäudes be-
mächtigt hatte, riſſen die wie Blei geſchmolzenen eiſernen Säulen das Gewölbe mit in
ihren Sturz, und alles wurde zerſchmettert. 1,800,000 Dollars in Papier wurden in
Aſche verwandelt, und Goldſtücke in Höhe von 225,000 Dollars ſchmolzen zu Goldbarren
zuſammen, die man bereits unter den Trümmern hervorgeſucht hat; ⅚ dieſes Goldes
werden ſomit gerettet ſein. Auf der Poſt dieſelbe Kataſtrophe. Der Eingang zu den Ge-
wölben war durch ſchwere eiſerne Thüren geſchloſſen, welche die Möglichkeit eines Bran-
des beſeitigen ſollten, aber man hatte ſie nur an einem einzigen Ziegelſtein in der Maner
befeſtigt. Als nun die Hitze die Steine getrennt hatte, fielen dieſe Maſſen durch ihr
eignes Gewicht und riſſen das ſchwache Viereck von Ziegelſteinen, welches ſie hielt, mit
ſich fort. Natürlich ſind alle Papiere verbrannt. — Die „Chicago Tribune“ gibt in
einer ihrer letzten Nummern eine ausführliche Zuſammenſtellung über die durch den
Brand verurſachten Verluſte. Das geſammte Reſultat geht dahin daß etwa 250 Per-
ſonen getödtet und 98,500 obdachlos wurden. Der Verluſt an Eigenthum wird auf
290,000,000 Dollars veranſchlagt, von denen allerdings 100 Millionen durch Verſiche-
rung gedeckt waren, aber die betroffenen Geſellſchaften ſind nur im Stande geweſen
30 Millionen zu zahlen. Die Einwohner Chicago’s ſind mit aller Macht daran ihre

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            <p>Eine Menge mu&#x017F;elmani&#x017F;cher Pilger, die von<lb/>
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Schiffe ergriffen haben. Die&#x017F;e Schutzmaßregeln be&#x017F;tehen in einer doppelten 25tä-<lb/>
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          <p>(<hi rendition="#g">Altkatholi&#x017F;ches.</hi>) Wie wir hören, hat die Univer&#x017F;i-<lb/>
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Seelengottesdien&#x017F;tes für den ver&#x017F;torbenen Profe&#x017F;&#x017F;or <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Zenger Schritte gethan. Der<lb/>
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          <p>Wie man von hier dem Schw. M. &#x017F;chreibt, hat Prof.<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Hoppe-Seyler,</hi> Prof. der Chemie, einen ehrenvollen Ruf an die neu zu grün-<lb/>
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Demmin, Dresden, Flieth, Friedrichsfelde, Niederbarnim, Gollnow, Görlitz, Kiel,<lb/>
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Verhandlungen fanden unter Vor&#x017F;itz von Engelien (Berlin) in Gegenwart vieler Gä&#x017F;te<lb/>
&#x017F;tatt. Eine lange Debatte, veranlaßt durch die Vertreter Breslau&#x2019;s und Luckenwalde&#x2019;s,<lb/>
ent&#x017F;pann &#x017F;ich über die Frage: ob er&#x017F;t ein allgemeiner preußi&#x017F;cher Lehrerverein zu be-<lb/>
gründen &#x017F;ei, ehe man zur Gründung des allgemeinen deut&#x017F;chen vor&#x017F;chritte. Vergeblich<lb/>
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die der Luckenwalder Delegirte beibrachte, waren fruchtlos. Mit allen gegen 2 Stim-<lb/>
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rufen. Für die Berathung der Statuten lagen drei gedruckte Entwürfe vor, und zwar<lb/>
aus Berlin, Leipzig und Kiel. Die beiden letztern &#x017F;timmten in der Auffa&#x017F;&#x017F;ung des Gegen-<lb/>
&#x017F;tandes überein, und es kam in den mei&#x017F;ten Stücken der Wortlaut des Kieler Statuts,<lb/>
dem das Leipziger zu Grunde gelegen hatte, zur Annahme. Nach acht&#x017F;tünidiger Be-<lb/>
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          <p>(<hi rendition="#g">Erhöhung der Druckprei&#x017F;e.</hi>) Wie vor kurzem in<lb/>
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Arbeitgebern und Arbeitnehmern haben vor einigen Tagen zu der Einigung geführt<lb/>
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wird. Danach werden künftig in Breslau für den Raum welchen 1000 n der gewöhn-<lb/>
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Tarif&#x017F;atz vom 1 April 1868 bis jetzt 3 Sgr., vom 1 Januar 1863 bis 1 April 1868<lb/>
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1872 i&#x017F;t daher der Satzlohn um 40% ge&#x017F;tiegen (von 2½ Sgr. auf 3½ Sgr. für die<lb/>
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monatlich 40 bis 50 Thaler verdienen, während er bei gleicher Lei&#x017F;tung vor 9 Jahren<lb/>
nur 28 bis 35 Thaler monatlich erwarb. In Berlin, wo eine allgemeine Einigung der<lb/>
Buchdruckereibe&#x017F;itzer mit der Gehülfen&#x017F;chaft nicht zu Stande gekommen i&#x017F;t, und wo es<lb/>
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Striles gefehlt hat, i&#x017F;t die Lohn&#x017F;teigerung noch größer. In Leipzig, dem näch&#x017F;t Berlin<lb/><cb/>
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in Breslau vereinbart worden. Die Buchdruckereien &#x017F;ind natürlich genöthigt eine ent&#x017F;pre-<lb/>
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Mitleiden&#x017F;chaft zu ziehen. Sie hatten die Wahl zwi&#x017F;chen Erhöhung des Abonnements<lb/>
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&#x201E;Schle&#x017F;. Ztg.&#x201C; (der wir vor&#x017F;tehendes entnehmen) ½ Sgr. für die &#x017F;echs&#x017F;paltige Petitzeile.</p>
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          <p>(<hi rendition="#g">Explo&#x017F;ion.</hi>) Auf offener Straße explodirte in <hi rendition="#g">Glasgow</hi> der Dampfke&#x017F;&#x017F;el<lb/>
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&#x017F;chnell&#x017F;ten Segelfahrten über den Atlanti&#x017F;chen Ocean hat der Liverpooler Dampfer &#x201E;Hy-<lb/>
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in Havre verfolgte. Während des Sturmes am 18 und 19 Dec. legte der Hypathia<lb/>
nicht weniger als 340 Meilen per Tag zurück. So heftig war der Orkan, daß die See<lb/>
das Deck von einem Ende zum andern über&#x017F;chwemmte und alles mit &#x017F;ich fort&#x017F;pülte. Die<lb/>
Matro&#x017F;en wurden an die Pumpen und die beiden Steuerleute ans Rad fe&#x017F;t gebunden.<lb/>
Der er&#x017F;te Steuermann des Schiffes, Capitän Buckley, welcher die Oceanrei&#x017F;e zweimal in<lb/>
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          <p>(<hi rendition="#g">Henry J. Tuckerman</hi> &#x2020;.) Einer Meldung von &#x201E;Galignani&#x2019;s Me&#x017F;&#x017F;enger&#x201C; zu-<lb/>
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Henry J. Tuckerman, Bruder des früheren Ge&#x017F;andten der Vereinigten Staaten in Athen.<lb/>
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Eines &#x017F;einer größten Werke, das im Jahr 1867 veröffentlicht worden, war das &#x201E;Buch<lb/>
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[47/0007] Peterspfennigs ihren Gehalt beziehen. Die Schwierigkeit bei der künftigen An- ſtellung ihrer Zöglinge im Staatsdienſt iſt dadurch beſeitigt daß die päpſtlichen Profeſſoren ſich vom Miniſterium habilitiren ließen und das Prüfungsprogramm annahmen, ſo daß auch die üblichen Grade durch Promotion zu erlangen ſind. Die Vorleſungen werden in den Localen gehalten welche verſchiedenen Laienbrüderſchaf- ten gehören. Wie aber wird es mit dem Dienſteide dieſer künftigen Amtscandida- ten? Man denkt vorerſt nicht daran, glaubt vielmehr daß ſich innerhalb eines Trien- niums manches geändert haben wird, was Vorſicht ſchon jetzt überflüſſig mache: man will vor allem andern die müßige Jugend beſchäftigen, und thut wohl daran. Türkei. ꘉ Rhodos, 7 Dec.Eine Menge muſelmaniſcher Pilger, die von allen Punkten Anatoliens eintrafen um ſich an Bord der verſchiedenen Dampf- boote welche den Dienſt für Rhodos verſehen einzuſchiffen, und ſich über Alex- andria nach Mekka zu begeben, befindet ſich hier; ſie ſehen ſich aber in die Un- möglichkeit verſetzt abzureiſen, da die Paketboote die Aufnahme derſelben verwei- gern, weil die ägyptiſchen Sanitätsbehörden ſo eben Maßregeln gegen die Pilger- Schiffe ergriffen haben. Dieſe Schutzmaßregeln beſtehen in einer doppelten 25tä- gigen Quarantäne, der jedes Schiff unterworfen iſt welches Pilger hinüberführt, und erklären ſich durch die Verheerungen der Cholera im Innern Aegyptens, und zwar gerade in der Richtung nach Mekka hin. Da nun eine allzu große Menſchenanhäufung an dieſen bereits angeſteckten Orten die Krankheit naturgemäß mehr entwickeln würde, glaubte man ſeine Zuflucht zu den erwähnten Maßregeln nehmen zu müſſen. Verſchiedenes. ⨉ München, 2 Jan.(Altkatholiſches.) Wie wir hören, hat die Univerſi- tät bei dem Stadtpfarramt der Univerſitätskirche zu St. Ludwig wegen Abhaltung eines Seelengottesdienſtes für den verſtorbenen Profeſſor Dr. Zenger Schritte gethan. Der Officiator der Univerſität, Profeſſor Dr. Meßmer, welcher am nächſten Samſtag zum erſtenmal in der Gaſteigbergkirche fungirt, wird auch den Trauergottesdienſt für Dr. Zenger abhalten. — Prieſter Thürlings aus dem Regierungsbezirke Aachen hat ſich nach Kempten begeben, und dort die altkatholiſche Seelſorge, welche bereits einen eigenen Geiſtlichen erfordert, übernommen. — Die Rectoratsrede des Stiftspropſtes v. Döllinger erſcheint mit Zuſätzen bereichert im Drucke. &#xfffc; München, 2 Jan.Der Univerſitätsprofeſſor Dr. Ernſt Buchner, prakti- ſcher und Hofſtabsarzt, Mitglied des mediciniſchen Comités ꝛc., wurde heute Morgens im Bette plötzlich im beſten Mannesalter, ohne vorhergehende Krankheit, vom Schlage ge- troffen und iſt heute Nachmittags 2 Uhr verſchieden. Ein durchaus edler Charakter, der auch im Bereiche ſeiner Wiſſenſchaft und als Schriftſteller eines ausgezeichneten Namens ſich erfreut. × München, 2 Jan.Nachdem die beiden Collegien der Stadt München zur Gründung von Volksbibliotheken einen Zuſchuß von jährlich 1000 fl. bewilligt haben, ſo beſchloß der Magiſtrat in ſeiner heutigen Sitzung vorläufig eine ſolche Volks- bibliothek zu gründen. Dieſelbe ſoll jedem Bewohner Münchens unentgeltlich zugäng- lich ſein und neben der Unterhaltungslectüre hauptſächlich ſolche Bücher enthalten welche die Leſer mit den hervorragenden Zweigen des menſchlichen Wiſſens und Könnens durch eine leichtfaßliche Darſtellung bekannt machen. — Im verfloſſenen Jahre 1871 wurden in München 3012 Gewerbe angemeldet und 1712 abgeſchrieben. Der Zuwachs ent- ziffert ſich ſomit auf die Zahl 1300. * Würzburg, 1 Jan.(Univerſität). Die Profeſſoren der Mathe- matik Dr. Emil Prym und der Phyſik Dr. Auguſt Kundt haben Berufungen an die Reichs-Univerſität zu Straßburg erhalten. Tübingen, 1 Jan.Wie man von hier dem Schw. M. ſchreibt, hat Prof. Dr. Hoppe-Seyler, Prof. der Chemie, einen ehrenvollen Ruf an die neu zu grün- dende Univerſität in Straßburg erhalten und angenommen. Auch andere Berufungen an dieſelbe Univerſität ſollen hieher gelangt ſein, über welche jedoch, namentlich hinſicht- lich deren Annahme, noch nichts ſicheres verlautet. ⫪ Berlin, 31 Dec.(Allgemeiner deutſcher Lehrerverein.) Der Gedanke der Gründung eines allgemeinen deutſchen Lehrervereins auf liberalſter Grundlage iſt von Leipzig ausgegangen, und der Plan zu einer ſolchen Vereinigung in den „Blät- tern für Pädagogik“ längſt ſchon des Breiteren entwickelt worden. Am 28 d. M. war hier eine Delegirtenverſammlung, in welcher etwa 4000 Lehrer vertreten waren, zum Zwecke der endgültigen Gründung eines Centralvereins obiger Art. Auf die Einladung des hieſigen Begründungscomité’s waren an zwanzig Deputirte aus Berlin, Breslau, Demmin, Dresden, Flieth, Friedrichsfelde, Niederbarnim, Gollnow, Görlitz, Kiel, Lindholm, Luckenwalde, Neumünſter, Poſen, Spremberg, Stralſund erſchienen. Die Verhandlungen fanden unter Vorſitz von Engelien (Berlin) in Gegenwart vieler Gäſte ſtatt. Eine lange Debatte, veranlaßt durch die Vertreter Breslau’s und Luckenwalde’s, entſpann ſich über die Frage: ob erſt ein allgemeiner preußiſcher Lehrerverein zu be- gründen ſei, ehe man zur Gründung des allgemeinen deutſchen vorſchritte. Vergeblich waren alle Bemühungen der zwei bezeichneten Vertreter, ſelbſt briefliche Zuſtimmungen, die der Luckenwalder Delegirte beibrachte, waren fruchtlos. Mit allen gegen 2 Stim- men wurde beſchloſſen zunächſt einen allgemeinen deutſchen Lehrerverein ins Leben zu rufen. Für die Berathung der Statuten lagen drei gedruckte Entwürfe vor, und zwar aus Berlin, Leipzig und Kiel. Die beiden letztern ſtimmten in der Auffaſſung des Gegen- ſtandes überein, und es kam in den meiſten Stücken der Wortlaut des Kieler Statuts, dem das Leipziger zu Grunde gelegen hatte, zur Annahme. Nach achtſtünidiger Be- rathung war das Statut feſtgeſtellt, und es wurde für das erſte Vereinsjahr Berlin zum Vorort gewählt. Breslau, 30 Dec.(Erhöhung der Druckpreiſe.) Wie vor kurzem in Berlin, Leipzig und anderen Orten, ſo haben auch in Breslau die Schriftſetzer höhere Lohn- forderungen geſtellt. Die in den letzten Wochen geführten Unterhandlungen zwiſchen Arbeitgebern und Arbeitnehmern haben vor einigen Tagen zu der Einigung geführt daß am 1 Januar k. J. der Tariſſatz in ſämmtlichen Breslauer Buchdruckereien um ⅙ erhöht wird. Danach werden künftig in Breslau für den Raum welchen 1000 n der gewöhn- lichen Schriftgattungen einnehmen, 3½ Sgr. als Satzlohn bezahlt werden, während der Tarifſatz vom 1 April 1868 bis jetzt 3 Sgr., vom 1 Januar 1863 bis 1 April 1868 2¾ Sgr., und vom Jahre 1849 bis 1863 2½ Sgr betragen hatte. Von 1863 bis 1872 iſt daher der Satzlohn um 40% geſtiegen (von 2½ Sgr. auf 3½ Sgr. für die Rechnungseinheit). Ein tüchtiger Schriftſetzer kann in Breslau nach dem neuen Tarif monatlich 40 bis 50 Thaler verdienen, während er bei gleicher Leiſtung vor 9 Jahren nur 28 bis 35 Thaler monatlich erwarb. In Berlin, wo eine allgemeine Einigung der Buchdruckereibeſitzer mit der Gehülfenſchaft nicht zu Stande gekommen iſt, und wo es auch leider nicht an den für Arbeitnehmer wie für Arbeitgeber gleich unheilvollen Striles gefehlt hat, iſt die Lohnſteigerung noch größer. In Leipzig, dem nächſt Berlin bedeutendſten Druckorte Deutſchlands, iſt ein neuer Tarif mit denſelben Lohnſätzen wie in Breslau vereinbart worden. Die Buchdruckereien ſind natürlich genöthigt eine entſpre- chende Erhöhung des Preiſes der Druckarbeiten eintreten zu laſſen. Die Zeitungen werden aber nicht nur durch die Erhöhung der Druckkoſten bedrängt, ſondern ebenſo durch die in den letzten Monaten eingetretene Steigerung des Papierpreiſes, welche durch den Mehraufwand der Fabriken für Kohlen, Lumpen und alle anderen Materialien be- dingt iſt, und etwa 12 Procent beträgt. Bei der außerordentlich bedeutenden Steigerung der Herſtellungskoſten ſind auch die hieſigen Zeitungen gezwungen das Publicum in Mitleidenſchaft zu ziehen. Sie hatten die Wahl zwiſchen Erhöhung des Abonnements und der Inſertionsgebühren. Da die lange erhoffte Aufhebung des hohen Zeitungs- ſtempels noch nicht ſtattgefunden hat, ſo haben ſich die „Schleſiſche Zeitung,“ die „Bres- lauer Zeitung“ und die „Breslauer Morgenzeitung“ für eine Erhöhung der Inſertions- gebühren entſchieden. Die „Schleſiſche Volkszeitung“ hat eine Erhöhung des Abonne- mentspreiſes vorgezogen. Die Erhöhung der Inſertionsgebühren beträgt bei der „Schleſ. Ztg.“ (der wir vorſtehendes entnehmen) ½ Sgr. für die ſechsſpaltige Petitzeile. (Exploſion.) Auf offener Straße explodirte in Glasgow der Dampfkeſſel einer Straßenlocomotive. 7 Perſonen wurden getödtet, 6 andere liegen hoffnungslos im Hoſpital, und etwa 40 wurden mehr oder minder ſchwer verletzt. (Eine ſchreckliche Seereiſe.) Eine der ſchrecklichſten und zugleich eine der ſchnellſten Segelfahrten über den Atlantiſchen Ocean hat der Liverpooler Dampfer „Hy- pathia“ zurückgelegt. Derſelbe gieng am 4 d. M. mit voller Ladung von Philadelphia nach Europa unter Segel. Bis zum 14 December war das Wetter günſtig, als mit einemmal ein ſchrecklicher Weſtſturm losbrach, welcher das Fahrzeug bis zum Einlaufen in Havre verfolgte. Während des Sturmes am 18 und 19 Dec. legte der Hypathia nicht weniger als 340 Meilen per Tag zurück. So heftig war der Orkan, daß die See das Deck von einem Ende zum andern überſchwemmte und alles mit ſich fortſpülte. Die Matroſen wurden an die Pumpen und die beiden Steuerleute ans Rad feſt gebunden. Der erſte Steuermann des Schiffes, Capitän Buckley, welcher die Oceanreiſe zweimal in dem Miniaturdampfer „City of Raguſa“ zurückgelegt hat, ſagt: er habe in ſeinem Leben keinen ſolchen Sturm erfahren. (E. C.) (Henry J. Tuckerman †.) Einer Meldung von „Galignani’s Meſſenger“ zu- folge ſtarb am 17 December zu New-York der berühmte amerikaniſche Schriftſteller Henry J. Tuckerman, Bruder des früheren Geſandten der Vereinigten Staaten in Athen. Seit Waſhington Irving hat es vielleicht keinen Amerikaner mehr gegeben der im an- muthigen und gefälligen Genre der nationalen Schriftſtellerei größeres geleiſtet, keinen vielleicht der die Pflege der künſtleriſchen Intereſſen der Republik in höherem Grade ge- fördert, als Tuckerman. Während der letzten 30 Jahre hat der Verſtorbene eine Unzahl Reiſeſchilderungen, Gedichte, Eſſays, Biographien, Revuen, Miſcellaneen veröffentlicht. Eines ſeiner größten Werke, das im Jahr 1867 veröffentlicht worden, war das „Buch von den Künſtlern,“ welches Skizzen über die amerikaniſchen Künſtler und einen ge- ſchichtlichen Abriß über die Entſtehung und die Fortſchritte der Kunſt in Amerika ent- hält. Seine letzte Arbeit, welche ſo eben die Preſſe verlaſſen, war eine Lebensbeſchrei- bung ſeines Freundes J. P. Kennedy, des bekannten Novelliſten und Marine-Secretärs. Tuckerman erſcheint in ſeinen Büchern wie er in Geſellſchaft erſchien: als ſcharfer Denker und Beobachter, als vielgereister Mann und von der vollendetſten Formgewandtheit: genial in ſeiner Sprechweiſe, großherzig in ſeinen Sympathien, gerecht und männlich in ſeinen Empfindungen. Während ſeine Werke ſeinen Namen als gleichbedeutend mit amerikaniſcher Wiſſenſchaft und Kunſt erſcheinen laſſen, findet ſich in ſeinem Leben ein Abſchnitt der ihm auch eine Stelle in der amerikaniſchen Geſchichte ſichert. Während der Sklavenhalter-Rebellion nämlich, im Jahr 1863, bald nach den Straßenaufſtänden in New-York, bei welchen ein Neger-Waiſenhaus niedergebrannt und einzelne auf der Gaſſe angetroffene Schwarze von den wüthenden Irländern gehenkt wurden, errichtete und equipirte der Union League Club dieſer Stadt zwei farbige Regimenter mit der Beſtimmung zum Kriegsdienſt, deren eines vor dem Clubhauſe gemuſtert wurde und dann den Broadway hinabmarſchirte, begleitet von den Clubmitgliedern. Tuckerman nun war es der, den feindſeligen Proſklaverei-Geſinnungen der Stadt zum Trotz, eine geiſtvolle Adreſſe an die farbigen Soldaten ſchrieb, worin er ſie als die Vertheidiger der Freiheit und Ehre des Vaterlandes warm begrüßte, und die von den Damen unter- ſchrieben wurde welche den beiden Regimentern die Fahnen geſpendet hatten. Die Ueberreichung dieſer letzteren wurde zum Gegenſtand eines hiſtoriſchen Gemäldes ge- macht, und der Antheil welchen Tuckerman an dem Ganzen nahm drückt ſeinem literari- ſchen und artiſtiſchen Ruf das Siegel wahrer Vaterlandsliebe auf. * Chicago.Die „Illinois-Staatszeitung,“ welche in Chicago herausgegeben wird, numerirt ſeit ihrem Wiedererſcheinen nach dem Brand ihre Blätter mit 1, 2, 3, 4 u. ſ. w. Nach einer einzigen dieſer Nummern kann man die verhängnißvollen Folgen des Brandes für die verſchiedenen Induſtriezweige beurtheilen. Da allen Redacteuren ihre Häuſer verbrannt und die Bureaux der Zeitung ſelbſt zerſtört ſind, ſo kündigt die Redaction an: „daß ſie nicht mehr ein einziges Exemplar beſitze welches vor der Kata- ſtrophe gedruckt worden iſt.“ Sie bittet alſo diejenigen ihrer Abonennten oder Leſer welche, wenn auch nur unvollſtändige, Sammlungen beſitzen, dieſelben nicht zu vernich- ten, ſondern ſie für ihre Abſichten aufzubewahren. Die deutſche Colonie iſt ſehr heim- geſucht worden. Um das deutſche Viertel von Chicago wiederherzuſtellen, verlangt die Zeitung, unter der Form einer Anleihe, eine Summe von nicht minder als fünf Millionen; ſie hofft daß die Brüder in Deutſchland ihren Brüdern in Chicago zu Hülfe kommen werden. Nach den von der Staatszeitung gebrachten Details ſehen wir daß im- nördlichen Theil eine einzige Wohnung ſtehen geblieben iſt, und zwar diejenige eines Mannes welcher ein zwanzigfacher Millionär iſt. Eine andere ziemlich bemerkenswerthe Nachricht iſt daß die Gebäude welche als feuerfeſt galten, im Gegentheil diejenigen waren welche am vollſtändigſten und ſchnellſten verbrannt ſind. Das Gewölbe der Douane war von dieſer Art; es ruhte auf eiſernen Pfeilern, welche man als unverbrenn- bar anſah. Im Augenblick des Brandes beſand ſich ein Werth von 2,139,000 Dollars darin, von denen 300,000 in baarem Gelde. Sobald das Feuer ſich des Gebäudes be- mächtigt hatte, riſſen die wie Blei geſchmolzenen eiſernen Säulen das Gewölbe mit in ihren Sturz, und alles wurde zerſchmettert. 1,800,000 Dollars in Papier wurden in Aſche verwandelt, und Goldſtücke in Höhe von 225,000 Dollars ſchmolzen zu Goldbarren zuſammen, die man bereits unter den Trümmern hervorgeſucht hat; ⅚ dieſes Goldes werden ſomit gerettet ſein. Auf der Poſt dieſelbe Kataſtrophe. Der Eingang zu den Ge- wölben war durch ſchwere eiſerne Thüren geſchloſſen, welche die Möglichkeit eines Bran- des beſeitigen ſollten, aber man hatte ſie nur an einem einzigen Ziegelſtein in der Maner befeſtigt. Als nun die Hitze die Steine getrennt hatte, fielen dieſe Maſſen durch ihr eignes Gewicht und riſſen das ſchwache Viereck von Ziegelſteinen, welches ſie hielt, mit ſich fort. Natürlich ſind alle Papiere verbrannt. — Die „Chicago Tribune“ gibt in einer ihrer letzten Nummern eine ausführliche Zuſammenſtellung über die durch den Brand verurſachten Verluſte. Das geſammte Reſultat geht dahin daß etwa 250 Per- ſonen getödtet und 98,500 obdachlos wurden. Der Verluſt an Eigenthum wird auf 290,000,000 Dollars veranſchlagt, von denen allerdings 100 Millionen durch Verſiche- rung gedeckt waren, aber die betroffenen Geſellſchaften ſind nur im Stande geweſen 30 Millionen zu zahlen. Die Einwohner Chicago’s ſind mit aller Macht daran ihre

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-02-11T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 4, 4. Januar 1872, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine04_1872/7>, abgerufen am 23.11.2024.